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... oder wie ich ans Schreiben kam

 Ich bin immer gerne zur Schule gegangen und hatte auch nette KlassenlehrerInnen, die mich förderten. An meine Schulzeit habe ich deshalb viele schöne Erinnerungen und ein Erlebnis mit einem Goldhamster verhalf mir zu meinem ersten „philologischen“ Erfolg. Als ich in der dritten Klasse war, brachte einmal ein Mitschüler sein Haustierchen mit in den Klassenraum. Während der Deutschstunde durften wir uns mit dem äußerst munteren „Goldie“ beschäftigen, mussten aber anschließend einen Beobachtungsaufsatz darüber schreiben. Das fiel mir leicht, ich schrieb die beste Klassenarbeit und bekam dafür eine Eins.

 

  Während meiner Realschulzeit hatte ich in Deutsch und Englisch weiterhin gute Noten und schrieb ab und zu Artikel für die Schülerzeitung. Und ich entwickelte mich zu einer eifrigen Briefschreiberin! Auf jedem Kontinent, also weltweit, hatte ich „penfriends“, mit denen ich in Englisch und Französisch korrespondierte. Mein australischer Brieffreund, mit dem ich vier Jahre lang auf postalischem Wege verbunden war, hatte mir einmal – das sei nur am Rande erwähnt – eine Vinylscheibe mit dem aktuellen Tophit aus „down under“ zugeschickt. Ich kann mich an diesen Song nicht mehr erinnern –  weder an die Melodie noch an den Titel – aber dass ich mich mit „Venus“ von den „Shocking Blue“ revanchiert hatte, das weiß ich heute noch.

 

Vor dreiunddreißig Jahren bin ich dann aus meiner provinziell angehauchten Geburtsstadt in die kosmopolitische und weltoffene Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens gezogen. Meine Begegnungen mit den Menschen hier und viele Erlebnisse in der Rheinbahn veranlassten mich, vergnügliche und auch nachdenkliche Leserbriefchen oder Artikel zu schreiben und an die Rheinische Post, die große überregionale Tageszeitung, zu schicken. Und manchmal wurden meine „kleinen literarischen Ergüsse“ dort sogar veröffentlicht und abgedruckt.

 

Ein besonderes Erlebnis hatte ich Anfang der neunziger Jahre, als in einer Straßenbahn ein Japaner von einem Deutschen angepöbelt wurde. Ich stellte mich auf die Seite des Japaners und brachte alle Fahrgäste dazu, sich mit uns zu solidarisieren. Ganz aufgebracht kam ich nach Hause, setzte mich an meine Schreibmaschine, haute in die Tasten und schickte den Artikel gleich an die Rheinische Post. Ein paar Tage später wurde ich von der Lokalredaktion angerufen. Mein Artikel wäre toll und sollte jetzt gedruckt werden. Ob denn mal ein Fotograf vorbeikommen und ein Foto von mir machen dürfte? Natürlich durfte er und so erschien mein Artikel „Der Japaner sagte Thank you!“ mit einem Bild von mir in der Rheinischen Post. Was für ein  Highlight!

 

Ich habe eine langjährige Freundin, Barbara, mit der ich mich zu jener Zeit einmal zusammensetzte. Wir sprachen über unsere Ziele im Leben, die wir noch erreichen wollten und stellten fest, dass wir die gleichen Wünsche hatten: Erstens heiraten, zweitens Kinder bekommen und drittens ein Buch schreiben. Da wir beide unsere schriftstellerischen Ambitionen ganz professionell umsetzen wollten, buchten wir einen Schriftstellerkursus, der sich per Fernstudium über zwei Jahre hinzog und unglaublich viel Spaß gemacht hat.

 

Leider habe ich den Kursus kurz vor Abschluss abgebrochen, weil ich mich zwischenzeitlich verliebt und dann auch geheiratet hatte. Es war gar nicht so einfach, meinen srilankischen Ehemann nach Deutschland zu holen und ihm zu helfen, sich hier zu etablieren. 1996, zwei Jahre nach meiner Heirat, kam unser Sohn zur Welt. In der folgenden Zeit, während ich Windeln wechselte und Fläschchen gab, schaffte es meine Freundin Barbara als erste von uns, ihr Buch, eine autobiografische Erzählung, fertig zu schreiben und es als Taschenbuch zu veröffentlichen.

 

Nun war ich im Zugzwang, was das Schreiben eines Buches anbetraf. Ich musste jedoch meine beruflichen und privaten Verpflichtungen unter einen Hut bringen und hatte, außer Tagebuch zu schreiben, keine Zeit mehr für Zeitungsartikel, geschweige denn, an das Schreiben eines Buches zu denken.

 

Im Sommer 2008 hatte ich einen bösen Unfall (Trümmerbruch im rechten Handgelenk), der meinem Leben jedoch eine entscheidende Wende brachte und mich wieder an meine schriftstellerischen Ambitionen erinnerte. Damals lag ich drei Wochen im Krankenhaus, wurde zweimal operiert und war danach noch sechs Monate lang krankgeschrieben. Da ich mich während dieser Zeit sinnvoll beschäftigen wollte, beschloss ich, endlich meine Sri-Lanka-Memoiren durchzusehen und so holte ich meine Tagebücher aus dem Keller.

 

Jetzt hatte ich endlich Zeit, mein Buchprojekt in Angriff zu nehmen! Es sollte ein Roman in lockerer, flockiger Form werden und von einer jungen Frau erzählen, die alleine nach Sri Lanka in Urlaub fährt und Begegnungen mit Land und Leuten hat. Eine Urlaubsliebe durfte natürlich nicht fehlen und kulturelle und politische Hintergrundinformationen sollten einfließen.

 

Anfang 2009, während ich angefangen hatte, dieses Buch zu schreiben, lag der Bürgerkrieg in Sri Lanka in den letzten Zügen. Tamilische Flüchtlinge demonstrierten vielerorts und besonders vehement in Düsseldorf. Sie sprachen von einem Völkermord, der auf der Tropeninsel stattfand. Mir blutete das Herz, weil ich wusste, dass diese Anschuldigungen nicht der Wirklichkeit entsprachen. Ich bin dann bei verschiedenen Zeitungen gegen diese Anschuldigungen angegangen, habe Leserbriefe und Kommentare geschrieben, hatte jedoch immer nur wenige Zeilen zur Verfügung.

 

Eines Tages fand ich zum Glück in der Rheinischen Post das Autoren- und Leserportal OPINIO und bin auf den interessanten Artikel eines Autors gestoßen, dem das gleiche Thema wie mir ein Anliegen war. Endlich war dort jemand, der den Krieg von beiden Seiten betrachtete, also nicht nur seitens der tamilischen Rebellen, sondern auch seitens der srilankischen Armee! Ich loggte mich bei OPINIO ein, schrieb eine Mail an den Autor dieses Artikels, bekam von ihm prompt Hilfestellung und schrieb meinen Appell „Ayubowan – Frieden für Sri Lanka“. Dieser Artikel und auch meine folgenden, die sich mit Sri Lanka, dem Krieg und der dortigen neuen Politik befassten, lösten heftige Leserdiskussionen aus.

 

Mittlerweile war mein Buch fertig geworden. Ich hatte dann das Glück, einen ganz neuen jungen Verlag zu finden, der dieses Buch sogar ohne Druckkostenzuschuss verlegt hat. Von „Curries, Kokospalmen & Orchideen“ sind dann tatsächlich ca. 130 Stck. verkauft worden.

 

Im Mai 2009 war der Bürgerkrieg auf der Tropeninsel endlich vorbei und das Autorenportal OPINIO wurde im Oktober desselben Jahres aufgrund von Differenzen geschlossen. Ein Autor, mit dem ich mich während meiner OPINIO-Zeit angefreundet hatte, machte mich auf BookRix aufmerksam und versuchte mich, hierhin zu „locken“. Ich wollte jedoch erst meinen zweiten Roman zu Ende schreiben. Als dieser bei meinen Beta-Lesern die Runde machte, meldete ich mich endlich bei BookRix an und ich fühlte mich in diesem Forum gleich sehr wohl.

 

Mittlerweile bin ich sehr froh, hier bei BookRix, eine neue Plattform gefunden zu haben, auf der ich Geschichten veröffentlichen kann und freue mich über den lebhaften Austausch mit anderen Autoren, der mein Leben enorm bereichert. Ich bin nicht mehr voll berufstätig und arbeite nur noch in Teilzeit. Mein Sohn ist fast flügge geworden und so habe ich auch wieder viel Zeit zum Schreiben. Ich schreibe jeden Tag: e-mails, PNs, Kommentare. Schreiben ist für mich Entspannung und Spaß, dafür lasse ich gerne andere Dinge liegen.

 

Und… ich muss immer ein Projekt haben, an dem ich arbeite. Das kann eine Geschichte sein, an der ich noch ein wenig feilen muss oder Pläne für eine neue Erzählung oder einen neuen Roman, die ich erst noch im Kopf habe und für die ich ein Konzept ausarbeiten muss. Habe ich einmal kein Projekt, fühle ich mich unausgelastet und ich werde ruhelos und hibbelig.

 

Und last but not least  … lieber würde ich meine Wohnung verstauben lassen und mich nur von Cornflakes ernähren, als dass ich das Schreiben aufgeben würde!

 

 

 

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Impressum

Bildmaterialien: pixabay, for common use/gemeinnützig
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
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