Geschafft! Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung ließ Rudolf G. Höllmann, ein Geschäftsmann in den Vierzigern, die Klappe des Briefkastens zufallen. Es tat ihm zwar ein wenig leid, dass auch seine jüngste Sekretärin ein Kündigungsschreiben von ihm erhalten musste, aber es hatte sich nicht vermeiden lassen. Dieser Kollateralschaden gehörte bei dieser Sache einfach zum Geschäft. Rudolf, kurz genannt Rolf, drehte sich zur Straße um, beschleunigte ein wenig seine Schritte und erreichte nach einer Minute seinen Wagen, den er vorsichtshalber zwei Straßenecken weitergeparkt hatte. Sicher war sicher! Nicht auszudenken, wenn jemand gesehen hätte, dass er das Schreiben persönlich eingeworfen hatte, schließlich befand er sich offiziell seit zwei Wochen auf einer Geschäftsreise. Mit einem Klick der Fernbedienung öffneten sich die Türen seines silbermetallic-farbenen Mercedes-Coupés und erleichtert ließ er sich in den Sitz sinken.
In seiner gemütlichen Eigentumswohnung mit Blick auf die prächtigen Bäume des Hofgartens erwartete ihn schon Hilla Königsfeld, seine rechte Hand und seit einigen Jahren auch seine Lebensgefährtin. Sie war Anfang dreißig, blond getönt, hatte ein helles Köpfchen und eine gute Figur. Sie wusste genau, wie sie Männer um ihre Finger wickeln konnte.
„Können wir anstoßen?“, fragte sie und reichte ihm ein mit Champagner gefülltes Glas.
Wohlgefällig ließ Rolf seinen Blick über ihre Seidenbluse und den geschlitzten, engen Rock gleiten. Er liebte es, wenn seine Freundin und seine weiblichen Angestellten sich modisch und zugleich weiblich kleideten.
„Ja, alles bestens.“
Nur zu gerne nahm er das Glas aus Hillas Hand, stieß mit ihr an und prostete ihr zu.
„Nun kann nichts mehr schiefgehen. Morgen früh sitze ich schon im Flieger. Glaubst du, dass du den Stress hier durchstehen wirst, wenn die Sache auffliegt?“
„Aber sicher, mein Schatz“, antwortete Hilla und schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag. „Du weißt doch, dass du dich auf mich verlassen kannst.“
Rolf machte es sich in einem der einladenden Ledersessel bequem und strich über sein Wohlstandsbäuchlein, das sein Hemd ein wenig spannen ließ.
„Ich hatte anfangs selbst einige Zweifel, aber dieser neue Verkaufsleiter von der Firma Satoh ist einfach zu dämlich und vertrauensselig. Das wird ein böses Erwachen für ihn geben.“
Hilla zuckte mit ihren schönen Schultern.
„Deine Sorge soll das nicht mehr sein. Liebster, ich freu‘ mich so sehr! Bald schon können wir in unserem Paradies weiter feiern und das Leben nur noch genießen.“
* * *
Ziemlich müde drückte Herr Tanaka auf den Knopf des Fahrstuhls, der zu den Büroräumen der Firma Satoh & Co. Europe GmbH im dritten Stock führte. Langsam öffnete sich die Tür, der Japaner stieg ein und lehnte seinen Kopf an die Kabinenwand. Gut, dass er der einzige Fahrgast war und sich ein wenig
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Rebekka Weber
Bildmaterialien: pixabay, for free common use, mhouge
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2013
ISBN: 978-3-7554-6293-4
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