Während meiner Kölner Studentenzeit in den siebziger Jahren hatte ich Kontakt zu Kommilitonen aus Afrika. Zu meinem damaligen Bekanntenkreis gehörte auch ein bi-nationales Ehepaar. Er war deutscher Entwicklungshelfer und hatte sie, eine Somalierin, während eines Einsatzes in ihrem Heimatland kennengelernt. Sie hatten in Somalia geheiratet und befanden sich nun auf Urlaub in Deutschland. Die Frau, sie hieß Fatima, war damals hochschwanger.
Zu jener Zeit war ich noch ziemlich naiv und blauäugig, zwar durch die Bravo und die Freizügigkeit, die die Pille mir schenkte, gut aufgeklärt, aber wie es um die Sexualität der Afrikanerinnen bestellt war, wusste ich so gut wie gar nicht. Es sollte da so seltsame barbarische Bräuche geben, davon hatte ich bruchstückhaft gehört.
Während eines Besuchs bei Fatima beschloss ich, sie direkt darauf anzusprechen. Wir plauderten über Männer und übers Kinderkriegen und Fatima erzählte mir, dass sie sich nicht wohlfühlte und Angst vor der Geburt hätte.
Obwohl ich nicht genau wusste, wie ich dieses heikle Thema ansprechen sollte, traute ich mich schließlich, sie direkt zu fragen: „Are you cut? Bist du beschnitten?“
„Yes“, antwortete Fatima und schlug verlegen die Augen nieder.
Vorsichtig fragte ich: „But can you feel anything? Can you enjoy? Verspürst du etwas? Macht es dir Spaß?”
„Women can always feel something, but it is very painful!“, antwortete sie, also, Frauen verspüren immer etwas, allerdings unter großen Schmerzen.
Wir haben uns dann aus den Augen verloren. Ich erfuhr nur später von einem Bekannten, dass Fatima eine sehr schwierige und schmerzhafte Geburt gehabt haben soll. Damals konnte ich mir den Grund dafür nicht genau vorstellen, heute bin ich auch in dieser Hinsicht aufgeklärt und es läuft mir immer noch eiskalt den
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Rebekka Weber, s. Quellenangaben
Bildmaterialien: Rebekka Weber/Copyright Cover: Kathyjana Simons
Cover: Kathyjana Simons
Lektorat: Rebekka Weber
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2013
ISBN: 978-3-7438-6192-3
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