Cover

Der Freitag Mörder

Freitag, den 13.09.2019

 

Es ist Freitag, der dreizehnte September 2019 und es ist Vollmond, siebzehn Uhr zwanzig als Sven Weidinger von seinem Kotrollgang zurück zu seinem Tresen kommt, als sich die Fahrstuhltür öffnet und eine Frau nackt und blutüberströmt aus dem Fahrstuhl stolpert, davor stürzt und regungslos vor dem Fahrstuhl auf dem Boden  liegen bleibt. Der Gardien de portes reagiert professionell, fühlt am Hals der Frau den Puls und ruft 112. Die Notrufzentrale meldet sich. »Notruf Feuerwehr Hamburg, wer sind Sie?« »Ich bin im Haus Gänsemarkt zwölf, Sven Weidinger, Concierge. Vor dem Fahrstuhl im Erdgeschoß liegt eine Frau. Sie hat ein Messer im Rücken und eine Telefonschnur, wie sie für einen Festanschluss verwendet wird, am Hals. Kommen Sie schnell! Sie atmet nicht und ich fühle keinen Puls.« »Rettungswagen und Notarzt sind unterwegs zu Ihnen.« Kaum hat Weidinger aufgelegt, sind die Martinshörner der Einsatzwagen zu hören und er geht vor die Haustür, um die Einsatzkräfte einzuweisen.  Als erstes kommen zwei Streifenwagen des Polizeikommissariats 14. Fast zeitgleich mit den Streifenwagen erscheint auch der Polizeireporter Wolter, der für verschiedene Printmedien schreibt, am Tatort.  Die Beamten sichern den Fundort und nehmen von den Personen, die nach und nach in den Eingangsbereich kommen, die Personalien und bitten sich bis zum Eintreffen der Mordkommission zur Verfügung zu halten. Der eintreffende Notarzt kann am Fundort nur noch den Tod feststellen. Noch bevor die Mordkommission am Ort des Geschehens eintrifft, ist schon ein Kamerateam eines privaten Fernsehsenders vor dem Haus Gänsemarkt zwölf in Stellung gegangen.  KTU, Spusi, Andrea, Leiterin der Mordkommission. und ihr Team treffen zeitgleich mit dem Rechtsmediziner Dr. Koch im Gänsemarkt zwölf ein. Die Kommissare der Spurensicherung und der Kriminaltechnik so wie auch Dr. Koch ziehen ihre weißen Schutzanzüge und die Überzüge der Schuhe an und wirken damit wie Lebewesen eines anderen Sterns. Dr. Koch beziffert in Zusammenarbeit mit dem anwesenden Notarzt den Zeitpunkt des Todes auf siebzehn Uhr fünfundzwanzig. Sven Weidinger, der Concierge, steht neben Andrea, als Dr. Koch der Leiche das Messer aus dem Rücken entfernt, im Aservatenbeutel verpackt hat und diese auf den Rücken legt. »Wer ist die Frau?« stellt Andrea die Frage und bekommt von dem Concierge die Antwort: » Das ist ja Frau Fischer aus der fünften Etage.« »Hatte Frau Fischer Besuch?« will Andrea wissen. »Ich war zwischendurch mal einen kurzen Moment nicht an meinem Platz, wenn sie in der Zeit Besuch hatte, musste er wissen in welcher Wohnung Frau Fischer wohnt, denn das Mieterverzeichnis habe ich nur in meinem PC und die Datei ist Passwort geschützt.« »Wohnt Frau Fischer allein hier im Haus?« stellt Andrea die Frage. »Ja, sie wohnte allein und ich habe aber öfter bemerkt, dass sie Herrenbesuch hatte.« »Können Sie den Besucher beschreiben«? »Nun, ich hoffe, dass meine Erinnerung mich nicht im Stich lässt, ich kann versuchen, Ihnen eine Beschreibung zu geben, obwohl ich den Besucher immer nur kurz gesehen habe.« Andrea bittet ihn, doch am Samstag ins Präsidium zu kommen, um mit Kriminalkommissar Meinert, dem Spezialisten für Phantombilder, ein solches zu erstellen. »Wissen Sie, was ihre Tätigkeit und wo sie beschäftigt war?« »Soviel ich weiß hat, sorry, hatte Frau Fischer einen kleinen, aber exklusiven Antiquitätenhandel im Szeneviertel St. Georg.« »Führt sie dort den Laden allein, oder hat sie dort eine Verkaufshilfe?« »Da bin ich überfragt, denn Frau Fischer wohnt erst seit drei Monaten hier im Haus.« »Danke, Herr Weidinger, hier haben Sie meine Karte, falls Ihnen noch etwas einfällt.« Der Rechtsmediziner veranlasst, dass die Leiche zum Institut für Rechtsmedizin gebracht wird und auch er selber fährt dorthin. Henry und Chris nehmen den Nachbarfahrstuhl, fahren in den fünften Stock und finden sofort die fragliche Wohnung, da es die einzige ist, bei der die Tür weit geöffnet ist, in der aus einem Lautsprecher Ankomme Freitag, der 13. von Reinhard Mey dröhnt, und in die die Blutspur auf dem Fußboden des Flures sie führt. »Draußen bleiben! Wir sind noch nicht fertig!« ruft von innen Klaus von der Spusi, die akribisch nach Spuren sucht, aber keine verwertbare Spuren des wahrscheinlich stattgefundenen Kampfes und des Overkill in der Wohnung findet. Die in der Lounge versammelten Bewohner und Besucher sind inzwischen befragt und ihre Personalien aufgenommen, der Konsens der Befragung ist negativ verlaufen, selbst die Nachbarinderin der Frau Fischer, Elke Hoffmann, konnte nichts sagen, da sie nichts bemerkt hat. Nachdem die Leiche zum Institut für Rechtsmedizin gebracht worden ist und die Spurensicherung und die KTU ihre Arbeit beendet hat, fährt die Mordkommission zurück zum Präsidium und Kriminalrätin Andrea Schmitz macht einen Abstecher zur Rechtsmedizin, wo Dr. Koch sie schon erwartet. »Erwarte bitte nicht, dass ich dir schon viel sagen kann,« begrüßt Dr. Koch Andrea, »aber ich freue mich, dass du mich hier in meiner bescheidenen Hütte besuchst.« Der penetrante Geruch von Desinfektionsmitteln steigt Andrea in die Nase, sie schaut sich im Sektionsraum um und sieht, dass von den sechs vorhandenen Tischen zwei mit weißen Laken, unter denen sich die Konturen weiblicher Körper abzeichnen, befinden. »Was ist denn das Wenige, was du mir schon sagen kannst«? »Über den Zeitpunkt des Todes müssen wir nicht mehr spekulieren. Die toxikologischen Untersuchungen der Proben sind noch nicht abgeschlossen. Auf Grund der bisherigen Untersuchungen, ob es gewollten oder nicht gewollten Geschlechtsverkehr gegeben hat, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Was ich dir aber schon sagen kann ist, dass die Stichverletzungen im Brustbereich und auch die Würgemale, die einen Bruch des Zungenbeins bewirkt haben, nicht allein zum Tod geführt haben, sondern der massive Blutverlust durch die Verletzung, die durch den zehn Zentimeter tiefen Stich, der den Herzbeutel und dessen Arterie getroffen hat, tödlich war.« »Danke, Manfred, ich mache für heute Schluss, und Morgen ist ein neuer Tag.«

 

Dunja, die erste Kriminalhauptkommissarin, ist Leiterin der Cold Case Unit, eine neue Abteilung der Mordkommission, die sich mit ungeklärten Altfällen beschäftig. Sie ist seit vier Jahren solo und mit diesem Zustand unglücklich. Schon längerer Zeit ist sie auf der Suche nach einer neuen Partnerin. Mit großer Empathie wirbt sie um Andrea, denn der Chefdirigent der Hamburger Philharmoniker, Andreas, ihr bisheriger Lover, hat ihr unmissverständlich und sehr deutlich in einem Streitgespräch zu verstehen gegeben, dass die vergangenen vier Jahre nun endlich, auch trotz der Fehlgeburten, die sie in der Liaison ertragen hat, nun endlich Geschichte seien und er seine kranke Frau für sie auf keinen Fall verlassen würde. Ihr Bemühen um Andrea war von Erfolg gekrönt. Seit Andrea in der Hafencity eine gemeinsame Wohnung mit ihr bewohnt, kann sie sich nicht vorstellen, jemals wieder mit einem Mann ihr Leben, Bett und Kopfkissen zu teilen.

Dunja begrüßt Andrea mit den Worten: »Liebes, du siehst müde und abgespannt aus. Möchtest du einen Cappuccino? Wie war dein Tag heute?« »Danke, für den Cappuccino. Wir haben wieder einen Freitag, den dreizehnten Mord, nur, dass wir diesmal nur um wenige Minuten zu spät gekommen sind und die Presse uns morgen mal wieder in der Luft zerreißen wird.« »Frau Fischer, das ist der Name des Opfers, ist in der Zeit zwischen Rufen des Rettungsdienst und Ankommen desselben im Foyer an den Folgen ihrer Verletzungen verstorben.« Andrea geht duschen, zieht ihren mit Blumen gemusterten Hausanzug an, kommt aus dem Bad zurück und fragt: »Dunja, bestellen wir uns eine Pizza, ich habe keine Lust mehr zu kochen. Wir können ja auf unsere Dachterrasse gehen zum Essen, das Wetter lädt ja dazu ein. Du magst doch auch die besondere Stimmung des Hafens am Abend mit der untergehenden Sonne und mit der leichten blauen Stunde.«

 

Samstag, den 14.09.2019

 

Es ist wie an jedem Morgen acht Uhr, als die Servicekraft der Cafeteria im Konferenzraum das Frühstück, bestehend aus verschiedenen Brötchen, die da sind: Roggen-, Mohn-, Sonnenblumen- und der Hamburger Spezialität Franzbrötchen sowie verschiedenen Wurst- und Marmeladensorten, für das Team der Mordkommission bereitstellt, eine Initiative von Andrea, es dient dem Team als Grundlage für die tägliche Dienstbesprechung. Zwischen acht Uhr und acht Uhr fünfzehn trudelt nacheinander das Team ein. Kriminalrätin Andrea Schmitz, inzwischen seit kurzem die Leiterin des Morddezernat und des Dezernats Organisiertes Verbrechen, begrüßt ihr Team. Wütend wirft sie einen Stapel Morgenzeitungen auf den Tisch und schimpft: »Diese Schreiberlinge, überall die identische, im Stakkatostil, den einer Studie zu Folge mehr als zwanzig Millionen Leser  bevorzugen, gefasste  Headline: Der Freitagsmörder hat wieder zugeschlagen! Hoffentlich hat die Polizei diesmal mehr an Ergebnissen. Die Hamburger Morgenpost, die schon am Freitagabend erscheint und das Hamburger Abendblatt, das morgens erscheint, haben eine gemeinsame Schlagzeile und listen  sogar alle bisherigen Opfer auf.

Das erste Opfer, am 13.06.2014 war die 24jährige Hannelore K.; das zweite Opfer, am 03.11.2015 ist die 26jährige Christina G.; dann das dritte Opfer am 13.05.2016, die 23jährige Barbara B.; die vierte Tote am 13.01.2016  13.01.Erika E.; das fünfte Opfer am 13.01.2017 Hanna H.; Opfer Nummer sechs, am 13.04.2018 Hannah H.; das siebte Opfer vom 13.07.2018 ist Caroline J. und nun Nummer sieben, Conny F. Besonders die Zeitung mit den großen Buchstaben und den vielen Bildern hat eine extrem reißerische Headline.

„Hat die Neue … die neue Kriminalrätin ihre Truppe nicht im Griff? Wann endlich fasst sie dieses Monster?“

 

Kriminalrätin Schmitz teilweise als Erbe von ihrem Vorgänger, dem Ersten Hauptkommissar Klausner, der mit Erreichung des Pensionsalters aus dem aktiven Dienst  ausgeschieden ist und von einem bedeutenden Hamburger  Forschungsinstitut als Chef der Security gewonnen werden konnte,  überlassen worden sind.  Andrea hatte es als eine Fügung des Schicksals empfunden, als ihr die Ausschreibung vom LKA Hamburg in die Hände gefallen ist und sie vom LKA Düsseldorf wechseln konnte, um ihrem geliebten Dirigenten näher zu sein, da dieser, ihr damaliger Lover in Hamburg die Chefdirigentenstelle der Hamburger Philharmoniker  angetreten hatte und damit ihre Fernbeziehung mit allen Schwierigkeiten, die solch eine Beziehung hat, ein Ende haben würde. „Wir sind gespannt wie die Polizei sich endlich an die Suche nach dem Täter macht und Ergebnisse liefert. Wir warten mit Spannung darauf was die Kriminalrätin Frau Schmitz unternimmt, um diesem Ungeheuer das Handwerk zu legen.“ Soweit der Bericht von diesem Schreiberling Wolter. »Woher hat dieser miese Schreiberling die Namen der Opfer? Wer hat ihn gestern am Gänsemarkt gesehen oder ihm sogar die Namen gegeben? Ich hoffe doch, dass wir in unseren Reihen niemanden haben, der sich mit Internas ein Zubrot verdient. Was haben wir bisher an Fakten?« stellt Andrea die Frage in den Raum. »Was ist sein Motiv?« Bennet Fuchs, Kommissar und Fanny Keller, Hauptkommissarin, haben beim FBI einen Lehrgang zur  Operativen Fallanalyse absolviert und geben zu bedenken: »Es ist kein Raubmord, keine Beziehungstat und keine Tötung im Affekt. Wir vermuten, dass der Täter, dessen Motiv wir noch nicht kennen, an einem Borderline Syndrom, gekennzeichnet von einer emotional instabilen Persönlichkeit, von Impulsivität und Instabilität, leidet. Wenn wir also das Motiv kennen, sind wir bestimmt der Lösung auf der Spur. »Wie äußert sich dieses Syndrom?« will Andrea von Bennet wissen. »Das Syndrom ist stark geprägt von starken Gefühlsausbrüchen, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, idealistisch, im nächsten Moment aber wütend und aggressiv. Eine neue Beziehung erleben diese Menschen als aufregend und sobald es einen Konflikt gibt kippt die Stimmung.« Fanny gibt zu bedenken: »Sein möglicher Konflikt tritt vielleicht zu Tage bei seinen Vergewaltigungen.« »Wie kommst du darauf und wie meinst du das, Fanny?« »Sein Verhalten bei den Versuchen seinen  »Sein Verhalten bei den Versuchen seinen Penis zur Steifheit und zur Ejakulation zu bekommen, er kann das nur mit gleichzeitigem Zufügen  bis zur Bewusstlosigkeit durch erwürgen unter der zu Hilfenahme  einer Telefonleitung und seiner Hände, ohne diese Handlungen wird er nicht zum Orgasmus kommen.«

Fanny meldet sich zu Wort: »Sein Motiv könnte Rache sein und obendrein hat er nur noch wenig Selbstbewusstsein.« »Dazu passt aber nicht die Zeile, die er in einem Leserbrief an die große Zeitung mit den vielen Bildern geschrieben hat,« wirft Bella ein. Ich verlange etwas Respekt, ich habe die Frauen getötet und ich werde weitere töten.“ »Christoph,« sagt Andrea, »Dunja hat mir gestern erzählt, dass es vor zwanzig Jahren in Kassel einen Serientäter gegeben hat, der nach gleichem Muster gemordet hat. Besorge doch mal vom zuständigen LKA die Akte.« «Ja, Andrea ich werde mich mal gleich darum kümmern, « und er begibt sich an seinen Schreibtisch, um per Mail die Akte anzufordern.

 

Andrea hat es geschafft aus den Kommissaren*innen der Abteilungen 41 und 61 eine schlagkräftige, hoch motivierte, kreative Sonderkommission, die aus Bettina Zimmermann, die von der Mordkommission kommt und vor ihrer Beförderung zur Hauptkommissarin steht. Die beiden B´s, wie sie scherzhaft genannt werden, die da sind: Bennet Fuchs Kk und Bianca  Jung Khk*in beide kommen von der Abt.41.Die Beiden sind doch schon vor vier Wochen, nachdem sie es öffentlich gemacht hatten,  zusammengezogen. Sie haben in Alsterdorf zusammen eine Vier-Zimmerwohnung gemietet und, wie hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, wollen sie in absehbarer Zeit  heiraten. Kriminalhauptkommissarin  Fanny Keller, eine  seit zehn Jahren spezialisierte Zielfanderin die mit Elan und Akribie das Ziel ihrer Ermittlung ständig im Auge behält. Chris Kaiser  Kriminalhauptkommissar der von der Abteilung 61, Organisiertes Verbrechen kommt und beträchtliche Erfolge auf seinem Konto verbuchen kann.  Elena  Meyer Kriminalkommissarin hat nach zehn Jahren Dienst an der Davidwache, der berühmtesten Polizeiwache Hamburgs, an der Akademie der Polizei studiert um bei der Mordkommission ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen

Kriminalhauptkommissar Eduard Neumann hat ebenfalls eine Ausbildung, die es seit 1999 bei der Hamburger Polizei mit dem Thema Operative Fallanalyse an der Akademie der Polizei Hamburg gelehrt wird mit dem Ziel, den ermittelnden Beamten ein kriminalistisches Werkzeug zur Verfügung zu stellen um ein Fallverständnis besonders bei Tötungsdelikten unter Berücksichtigung von objektiven und umfassenden Informationen des Opfers mit dem Ziel Unterstützung für Hinweise auf den Täter zu erarbeiten, und ist ein Gewinn für die von Andrea zusammen gestellte Soko. Enzo  Walter Kriminalhauptkommissar hat italienische Wurzeln und konnte bei der Abteilung 61 des LKA seine Erfolge verbuchen. Bella Roth und Edith Böhm beide Kriminalhauptkommissarinnen sind seit fünf Jahren ein Paar und seit zwei Jahren eine eingetragene Lebensgemeinschaft. Ihre besten Erfolge haben sie bei Vernehmungen von weiblichen Beschuldigten. Charlotte Lorenz bildet mit Eduard Neumann das Team Zielfahndung, dass für das Obervieren und verdeckte Ermittlungen eine besondere Ausbildung absolviert hat. Christoph Keller ist nach der Genesung einer Schussverletzung an den Rollstuhl gefesselt und ist im Team für administrative Tätigkeiten wie zum Beispiel: sortieren und sammeln von Ermittlungen und Asservaten. Damit ist er eine unschätzbare Hilfe für das Team.

 

Montag, den 16.09.2019

 

Edith heftet neben die bisherigen sechs Bilder der bisherigen Opfer neben das Bild des letzten Opfers. »Was haben wir bisher und was verbindet sie, außer, dass alle an einem Freitag, den dreizehnten getötet wurden?« stellt Andrea ihre Frage an die Runde.

Eduard beginnt den Bericht aus der Akte mit dem ersten Opfer: Die 24jährige, Verlagskaufrau, Hannelore Kämpf wurde am Samstag, den vierzehnten Juni zweitausendvierzehn auf dem Parkplatz des Wildtiergeheges, Sandmoorweg 160, 22559 Hamburg, spärlich bekleidet,  im Klövensteen Forst gefunden. Damals war noch der Erste Kriminalhauptkommissar Klausner Leiter der Mordkommission. Die Kriminalrätin Andrea Schmitz war gerade zwei Tage beim LKA und sollte ab Montag, den sechszehnten April in ihr neues Amt als neue Leiterin der Mordkommission eingeführt werden, da der Hauptkommissar Klausner an diesem Tag verabschiedet worden ist. Die Spurensicherung konnte damals in der Nähe des Opfers eine Handtasche und an der Leiche die Reste einer Telefonschnur mit der ihre Hände auf dem Rücken gefesselt gewesen waren, sowie zwei DNA Spuren sichern, von der eine der Getöteten zugeordnet werden konnte. Die Rechtsmedizin und die Spurensicherung haben festgestellt, dass der Ort des Auffindens nicht der Tatort war. Die gesicherten Spermaspuren und die Verletzungen im Vaginalbereich deuten darauf hin, dass einen vom Opfer nicht gewollten und nicht geduldeten Geschlechtsverkehr gekommen ist. Der Täter hat sein Opfer bis zum Eintritt des Todes gewürgt, um seine Lust zu steigern, ohne die er nicht zu seiner Ejakulation hatte kommen können, was die Würgemale am Hals  kurz vor dem Eintritt des Todes beweisen. Deutliche Spuren an den Handgelenken lassen den Schluss zu, dass sich Frau Kämpf gewehrt haben musste.  Ein Abgleich der DNA des Spermas mit der Datenbank des BKA ergab ein negatives Ergebnis. Der Zeitpunkt des Todes, durch zwei mit einem glatten Messer ausgeführten zwei Zentimeter breiten und vier Zentimeter tiefen Stiche, von dem einer den Herzbeutel getroffen hat, hat zum sofortigen Tod geführt, zusätzlich zu den Stichwunden zeigte sich ein Bruch des Zungenbeins, was den Schluss zuließ, dass das Opfer neben den tödlich Stichwunden auch gewürgt wurde.

Der Todeszeitpunkt konnte mit Sicherheit auf Freitag, den dreizehnten Juni zweitausendvierzehn  gegen dreiundzwanzig Uhr plus minus eine Stunde beziffert werden. Der Fundort war nicht der Tatort, denn die Leiche war postmortem bewegt worden. Gäste, die gegen zweiundzwanzig Uhr das Lokal Kleine Waldschenke am Wildgehege verlassen hatten, und dem Wirt bekannt sind,  haben bei einer Befragung am Samstagvormittag, ausgesagt, dass ein blauer Golf mit hoher Geschwindigkeit den Parkplatz verlassen hatte, konnten aber das Kennzeichen nicht erkennen, da der Wagen bis zum Ende des Platzes ohne Licht gefahren war. Wie sich später heraus stellen wird, hatten sich die Zeugen in Bezug auf das Fluchtfahrzeug geirrt.

 

Lydia Schomäker, die seit zwei Monaten die ermittelnde  Oberstaatsanwältin ist und den Oberstaatsanwalt Thilo Koch, der in den Ruhestand verabschiedet ist, in der Ermittlung abgelöst hat, kommt in den Konferenzraum, hört einen Moment den Ausführungen von Eduard zu, mischt sich dann aber ein: »Und was hat die Durchsuchung der Wohnung ergeben?« Die beiden Kriminalhauptkommissare Chris und Daniel sind damals zu der Wohnung der Hannelore Kämpf gefahren und berichten davon. »Es ist zwölf Uhr, als wir die Wohnung, Salomon-Heine-Weg 48B, erreichen. Neben den in der Straße überwiegenden Gewerbebetrieben fällt der Bungalow kaum auf. Fenster an der Rückseite des Hauses geben den Blick frei auf den Eppendorfer Mühlenteich. Die Wohnung selber ist mit weißen, funktionalen, modernen Möbeln eingerichtet und strahlt eine gewisse weibliche Performance aus. Alles deutet darauf hin, dass Frau Kämpf Single war und die Wohnung allein bewohnt hat. Nichts hat in der Wohnung einen Hinweis darauf gegeben, dass die Wohnung ein Tatort war.  Im Bad hat sich nur eine Art der Utensilien, die eine Frau benötigt, befunden. Wir haben die Haarbürste zur Bestimmung der DNA ins Labor gegeben. Die linke Ecke des Wohnraumes ist mit einem gläsernen Schreibtisch ausgestattet, auf dem wir eine Gehaltsabrechnung des Verlages Postillion „Freunde der Hamburger Kultur“, Nedderfeld 104 gefunden haben. Der sicher gestellte PC war zur Untersuchung bei der KTU. Die KTU hat trotz akribischer Suche in der Wohnung keine Hinweise gefunden, dass es in der Wohnung zu einem Tötungsdelikt gekommen ist und sich dort der Tatort befunden haben kann.« »Gab es in der Wohnung Hinweise auf Personen aus dem Umfeld des Opfers?« »Wir haben diesbezüglich nichts feststellen können.«

 

»Wer hat im Verlag Postillion ermittelt?« will Lydia wissen. »Das war ich,« antwortet Eduard »und es hat sich Folgendes ergeben. Ich war am Montag, den fünften Oktober um neun Uhr im Nedderfeld 104 beim Verlag Postillion „Freunde der Hamburger Kultur“. Am Empfangstresen traf ich auf eine junge, brünette Frau. Guten Tag, mein Name ist Neumann, LKA Hamburg. Ich möchte Frau Hannelore Kämpf sprechen.« »Guten Tag Herr …?« »Neumann, LKA.« »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, denn Frau Kämpf ist heute noch nicht im Haus.« »Dann würde ich gern Ihren Geschäftsführer sprechen.« »Einen Moment bitte, ich muss mal sehen, ob er schon im Haus ist. Sie drückt am Telefon eine Kurzwahl und als sich die Gegenseite meldet, sagt sie: »Herr Tanz, hier bei mir ist ein Herr Neumann vom LKA Hamburg und möchte Sie sprechen.« Sie hört einen Moment zu, um dann zu sagen, »Herr Tanz bittet Sie in sein Büro, geradeaus die Tür auf die Sie direkt zukommen.« Die Tür wird schon bevor ich anklopfen konnte von innen geöffnet. Eine elegante, in einen grauen Armani- Nadelstreifenanzug  gekleidete, imposante, ein Meter achtzig große Erscheinung, steht mir gegenüber und bittet mich einzutreten. »Guten Tag, ich bin Neumann, Kriminalhauptkommissar LKA Hamburg. Sind Sie der Geschäftsführer?« »Ja, mein Name ist Tanz und ich bin hier der Chef. Was führt Sie zu uns, Herr Kriminalhauptkommissar?« »Bei Ihnen ist eine Verlagskaufrau, Hannelore Kämpf beschäftigt?« »Ja, das ist sie, aber sie ist heute noch nicht erschienen, und da wir Gleitzeit haben und die Kernzeit zwischen elf und fünfzehn Uhr ist, haben wir sie auch noch nicht vermisst.« »Ich kann Ihnen sagen, dass Frau Kämpf nicht mehr kommen wird.« Er schaut verwirrt, »was ist denn passiert?« »Wir haben am Samstag Frau Kämpf tot aufgefunden.« Ich habe seine Reaktion abgewartet und dann die Frage gestellt: »Wo waren Sie am Freitagabend?« »Warum fragen Sie mich nach einem Alibi?« »Reine Routine!« kommt meine Antwort. »Frau Kämpf war meine rechte Hand hier im Verlag, nicht meine Geliebte« antwortet er ziemlich pikiert.

 »Wissen Sie, ob sie hier im Verlag eine vertraute Freundin oder einen Freund hatte?« »Ist mir nicht bewusst, aber fragen Sie die Damen doch selber.« Herr Tanz führt mich in ein Großraumbüro und bittet die anwesenden Frauen um ihre Aufmerksamkeit. »Meine Damen, hier ist Herr Neumann vom LKA und hat für sie eine traurige Nachricht, am Samstag ist Frau Kämpf tot aufgefunden worden.« Es ist Mucksmäuschen still im Raum, nur eine der Frauen fällt mir durch ihren Weinkrampf auf. Ich gehe auf sie zu: »Wenn Sie mir bei der Aufklärung helfen können, sollten wir reden. Wie ist denn Ihr Name und kommen Sie doch bitte nach Ihrer Arbeitszeit zu mir ins Präsidium.« »Mein Name ist Dorssen, ich kann gegen siebzehn Uhr bei Ihnen sein.« Ich notiere mir ihren Namen und verabschiedete mich.»Ist sie gekommen?« fragt Lydia. »Ja, pünktlich um siebzehn Uhr meldete sie sich am Empfang und wurde zu mir in die Etage gebracht. »Schön Frau Dorssen, dass Sie es einrichten konnten, in welchem Verhältnis standen Sie zu Frau Kämpf?« »Wir waren eng befreundet und haben oft gemeinsame Abende verbracht.« »Wie würden Sie Ihre enge Freundschaft beschreiben?« »Es war nicht so, wie Sie es vielleicht vermuten. Wir waren befreundet, aber wir waren keinesfalls ein Paar.« »Was wissen Sie denn über das Liebesleben Ihrer Freundin? Denn sicherlich haben Sie sich mit ihr darüber ausgetauscht.« »Hannelore war auf einem Dating Portal unterwegs mit der Bezeichnung Reife Frauen suchen den Mann für gewisse Stunden und wirbt mit dem Zusatz Die Frauen in diesem Datingportal sind nur auf der Suche nach Gelegenheitstreffen, es ist ein Portal auf dem sich Frauen für einen ONS tummeln und sie hatte ihr Foto gepostet unter einem Namen, der nicht ihr richtiger war. Sie nannte sich reife und erfahrene Mona Lisa, Hamburg. Und damit nicht genug, sie hatte auch ihre sexuellen Vorlieben und Neigungen  aufgeführt.« »Hat sie Ihnen dafür Beispiele genannt?« »Ja das hat sie, unter der Headline: Geiles blondes Luder kennt keine Schamgrenze hat sie unter anderem folgende Vorlieben aufgeführt:

Analsex, Blasen, Deepthroat, Dirty Talk Doggystyle usw.« »Was ist ein ONS?« Frau Dorssen schaut mich verwundert und fragend an. »Sie kennen den Ausdruck ONS nicht? Das ist ein kurzes, schnelles Abenteuer, ein One Night Stand. Der oder die Täter*in wird sie gesehen und sich wie auch immer ihre Anschrift besorgt haben und sie dann zuerst nur heimlich verfolgt und sich später mit wahrscheinlich einem Fake Namen zu erkennen gegeben haben, denn sie hat mir vertraulich gesagt, dass ein Mike sich für sie interessiere und ihr oft auf der Straße Komplimente mache. Ich vermute, dass er am Freitag wieder einmal vor ihrer Haustür gewartet hat und ihr angeboten hat, sie zu mir zu fahren. Das wird ihre letzte Fahrt mit ihm gewesen sein.« »Wissen Sie welche Marke das war und welche Farbe sein Auto hatte?« »Leider nicht.« »Danke, Frau Dorssen hier haben Sie meine Karte, falls Ihnen noch etwas einfällt. Ach, eine Frage habe ich noch, hat oder hatte Frau Kämpf noch Angehörige oder sonst noch Freunde?« »Sie war seit vier Jahren geschieden, aber ihr Ex hat, wenn er volltrunken war, immer mal wieder vor ihrer Wohnungstür lautstark gepöbelt. Sein laut geschriener Spruch „DU VERFICKTE SCHLAMPE“ war dabei noch der harmloseste.« »Haben Sie seinen Namen und seine Anschrift?« »Sein Name ist Willi Kaufmann, Frau Kämpf hat nach der Scheidung wieder ihren Geburtsnamen angenommen.« »Sie haben mir geholfen, ich lasse Sie jetzt nach Hause bringen.« Eine Anfrage bei der Meldebehörde ergibt, dass Willi Kaufmann seinen neuen Wohnsitz in der Rodigallee 207 hat. Bei der Beisetzung der Hannelore Kämpf, an der neben den gesamten Beschäftigten des Verlages auch Lydia und Eduard hinter einem etwas größeren Grabstein als Sichtschutz teilnehmen, fällt Lydia ein etwas abseits stehender Mann mit einem E-Bike auf, der aber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, als Lydia seine Personalien nehmen will.

 

Kriminalkommissar Bennet Fuchs und Bella Roth, KHK übernehmen es zur Adresse des Kaufmanns zu fahren, um ihn zu befragen. Das Haus Rodigallee 207 ist ein zweigeschossiges Haus mit einem Steingarten aus den achtziger Jahren. Gemäß der Klingelleiste bewohnt Herr Kaufmann die rechte Wohnung im Erdgeschoss, die Haustür steht einen Spalt offen und wir können ohne zu klingeln, zum Erdgeschoss zur Wohnung gehen. Nach dem Klingeln hören wir schlurfende Schritte zur Wohnungstür kommen, die Tür wird einen Spalt breit geöffnet und eine alkoholgeschwängerte Stimme fragt: »Sie wünschen?« »Sind Sie Willi Kaufmann?« »Wer will das wissen?« Bennet zückt seinen Ausweis. »Ich bin Kriminalkommissar Fuchs und das ist meine Kollegin, Frau Roth, LKA.« Kaufmann will die Tür schließen, aber Bennet hat seinen Fuß in den Türspalt gestellt und sagt: »Dürfen wir reinkommen, wir haben einige Fragen?« »Und wenn ich Sie nicht in meine Wohnung lasse?« »Dann werden wir Sie zum Präsidium mitnehmen.« Kaufmann gibt die Tür frei und führt uns in sein sparsam eingerichtetes Wohnzimmer. Neben dem Tisch befindet sich eine leere Batterie von Bier- und Wodkaflaschen. »Was sind Ihre Fragen?« »Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer geschiedenen Frau?« »Wieso fragen Sie mich das? Es dürfte doch der Polizei bekannt sein, dass die Alte ein Kontaktverbot erwirkt hat.« »An das Sie sich aber nicht halten,« mischt sich Bella ein, »wir wissen, dass Sie erst am Donnerstag vor der Wohnungstür Ihrer Exfrau randaliert haben.« »Hat Ihnen bestimmt diese Schwätzerin, die mich nicht ausstehen kann, von gegenüber erzählt, diese Märchentante.« »Herr Kaufmann, wo waren Sie am Freitag zwischen zweiundzwanzig und vierundzwanzig Uhr?« »Warum interessiert  Sie das?« »Wir haben Ihre Exfrau am Samstag tot aufgefunden.« »Ach hat die alte Schlampe sich endlich totgefickt? Ich kann es ihnen leicht beantworten wo ich gewesen bin, denn um die Zeit bin ich immer in meiner Stammkneipe. Die Wirtin wird Ihnen das bestimmt bestätigen.« »Wo ist

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 07.06.2023
ISBN: 978-3-7554-4406-0

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /