Brombeeren – und davon viele,
sind heute meine hehren Ziele!
Verkommen sollen die Früchtchen nicht,
denn nur ne Menge davon bringt Gewicht.
Zerschundene Hände, Kratzer, Dornen,
die den Sadomaso in mir anspornen,
ich denk‘ an Caipi und den Brombeer-Gin,
reiße mich zur hohen Sammelquote hin!
Dieses Jahr werd‘ ich das letzte toppen!
„Im Wahn“, beginnt mein Männe mich zu foppen,
„Was willst du mit 100.000 Beeren?
Wer in aller Welt soll die von uns verzehren?“
Ich achte nicht auf seine üblen Worte,
backe schnell ne leckre Brombeertorte!
Auch Eis habe ich aus Brombeeren gemacht,
Bin flexibel, habe auch ans Kind gedacht!
Das Kind ist sauer, will lieber Eis aus Schokolade.
„Gibt Brombeer‘“, lächle ich, sie findet’s schade.
„Ein Pfannkuchen?“, fragt sie. Mir ist das recht,
habe Brombeermarmelade, passt dazu nicht schlecht.
Mein Gatte sucht den Osborne oder Gordon’s Gin,
auch in diesen Flaschen hab‘ ich viele Beeren drin!
Mir ist, als rümpfte er diskret mit seiner Nase -
„Was ist?“, frage ich. Er sagt „Schon gut, mein Hase.“
Ich moniere: „1,45 kosten die beim Netto“
Er nickt bedächtig, „hast bestimmt genug in petto.“
Missmutig holt er sich ne Flasche Wein -
Und schimpft – „da gehören doch keine Beeren rein!“
„Im Gefrierschrank sind auch nur Brombeeren drin!“,
schimpft das Kind und fragt „Ist ihr Verstand dahin?“
Mein Mann flüstert ihr zu „Wir brauchen einen Plan!
Deine Mutter ist von Sinnen, hat den Brombeerwahn!“
Ich höre da einfach gar nicht hin, pflücke emsig weiter.
Die besten Beeren hängen oben, brauch‘ ne Leiter.
So vergeht die stund‘ und auch der schöne Tag,
undankbares Volk, für das ich mich so plag ..!
Mein Nachbar ruft „deine Pferde haben eine Seuche!“
Ich spring‘ von der Leiter, laufe hin und keuche.
„Die Mäuler leuchten grell und sind blutrot!
Hol den Tierarzt, sonst sind die morgen sicher tot!“
Erleichtert kläre ich den nervösen Nachbarn auf,
„nein, auf den Nüstern ist nur Brombeermatsche drauf.“
Kopfschüttelnd zieht der Mann nun seiner Wege,
wundert sich, dass ich keine Bedenken hege.
„Feierabend“, hab‘ ich heut‘ in meinem Brombeerland,
trinke meinen Caipi mit Genuss und ganz galant,
umgeben von Schmetterlingen, Rehen, Pferden,
und weiß: Hier ist der schönste Platz auf Erden!
Mir grauste vorm Wochenende. Stets ging mein Mann mit mir Wandern. Ich hasste diesen Einheitsbrei: Picknick, Champagner, Selfie! Und das Woche für Woche und Jahr für Jahr...!
Das musste sich ändern! Ich fasste einen Plan, der mir großen und vor allem dauerhaften Abstand von meinem Gatten verschaffen würde: Er musste sterben.
Endlich kam das Wochenende! Wir aßen unser Mahl, tranken unseren Champagner, machten unser Bild an der Klippe und stürzten diese nun gemeinsam hinab...
"Was für ein Scheiß!", fluchte mein Mann während des Falls, "Seit drei Jahren suche ich dauerhaften Abstand von dir und nun sterben wir auch noch gemeinsam."
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2019
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