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1. Kapitel- Dance a little dance

Hey Leute! 

Hier eine kleine (oder auch später große Fanfiction) von mir zu meinem liebsten Rollenspiel The Masquerade. Alle Rechte liegen natürlich bei den Entwicklern des Spiels und ich mache das nur zum reinen Spaß. Die Story meines OCs Decartes (ja er ist ein Malkavianer, ich liebe die bekloppten Antworten von denen, da lacht man sich die halbe Zeit halb tot. Nur die anderen finden das anscheinend nie lustig ^^) läuft etwas anders ab als im Spiel. Na ja, seht selbst und hinterlasst fleißig Kommentare ^^

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 1.  Kapitel- Dance a little dance

 

Alles in mir brannte. Mein Blut brannte in mir, meine Muskeln brannten, meine Knochen brannten, mein Hirn brannte.

Verdammt, die Schmerzen waren beinahe unerträglich. 

'Verfluchtes Blut, verfluchtes Blut'.

Diese Worte hämmerten durch meinen Schädel, von einer verdrehten Hirnwindung zur Nächsten.

"Was für ein verantwortungsloses Arschloch!"

Der rüde Fluch lenkte mich von meinem eigenen Elend ab. Ein Mann sprach, den ich nicht kannte. Aber ich wusste, sein Name war Nines.

"Dein Gossencharme ist wirklich umwerfend. Aber derjenige, der dieses Verbrechen begannen hat, wird zur Rechenschaft gezogen werden."

"Von der Camarilla, sicher. Das ist Bullshit!"

Ich war mir zu 100% sicher, dass der zweite Mann Lew hieß. Zwischen den beiden bestand ein angespanntes Verhältnis, obwohl sie beide an denselben Fäden hingen. Einer wusste es, der andere nicht.

Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah die glitzernden Sterne am samtig schwarzen Nachthimmel über mir. So schön. So bald würden sie verlöschen und die Welt würde für uns nur allzu schwarz sein.

"Das Küken wird wach. Alles klar, Kleiner?"

Jemand legte eine Hand auf meine Schulter und zog mich in eine halb sitzende Stellung. Ein geisterhaft blasser Mann mit dunklen, kurzen Haaren und viel zu hellen Augen.

Um seinen Hals trug er ein Lederband und als er lächelte, konnte ich die spitzen Eckzähne sehen. Ein Vampir. Wie ich. Die Erkenntnis schockte mich nicht wirklich, der Wahnsinn in mir dämpfte alles.

Leise räusperte ich mich und zog die Augenbrauen zusammen.

"Was ist mit Nummer eins bis acht passiert?", fragte ich leise und hob die Hände, um mir die Schläfen zu massieren.

Nines' Grinsen verschwand mit einem Schlag aus seinem Gesicht und er starrte mich verdutzt an.

"Was? Was redest du da für einen Unsinn?"

Sein Blick schnellte nach oben und er fixierte jemanden hinter mir. Ich konnte beinahe spüren, wie dieser sich vor stummen Lachen schüttelte.

"Scheiße, er ist ein verdammter Malkavianer. Nummer eins bis acht, die Kerle sind einfach göttlich!"

Ich mochte den zweiten Kerl. Er schien nett zu sein, sein Lachen war einfach ansteckend und zudem spürte ich, dass er ehrlich war.

Es ging einfach nicht anders, ich musste ebenfalls kichern und wippte dabei leicht vor und zurück. Wenn ich mich bewegte, ließ der Schmerz nach.

"Na ganz toll. Wer versteht die Kerle denn bitte schon?"

Die ganze Situation war einfach nur grotesk. Ich war ein Vampir, ein Malkavianer wie sie sagten, wusste viel zu viel über die beiden Männer, die ich nicht kannte und saß mit dem Hintern in irgendeiner schmutzigen Gasse, ohne das es mir im Geringsten etwas ausmachte, geschweige denn das ich es seltsam fand.

"Ich, so halbwegs. Falls es dich nicht stört, Rodriguez, bringe ich den Kleinen zu LaCroix. Da wird er nicht dran vorbei kommen."

Taumelnd kam ich auf die Füße und drehte mich weg von Nines, hin zu Lew, der mich wegbringen wollte.

Lew war größer als ich, bestimmt einen ganzen Kopf, hatte hellbraune, schulterlange Haare und sanfte grüne Augen. Er sah unverschämt gut aus.

Ohne nachzufragen, ob ich was dagegen hätte, packte er meinen Arm und wollte mich schon zur Seite ziehen, als Nines meinen anderen Arm ergriff und mich zurückhielt. Seine Zähne glitzerten im Licht und sein Blick schien mir sagen zu wollen, dass seine Worte wichtig waren.

"Wenn der Idiot im Turm dich leben lässt, komm ins Last Round. Du verdienst die ganze Wahrheit."

Ich nickte nur, während Lew theatralisch schnaubte.

Unsanft drückte Nines meinen Arm noch einmal, bevor er mich losließ und sich umdrehte, um aus der schmalen Gasse zu eilen.

Ich in einer Kneipe? So sah ich auch aus. Moment, wie sah ich eigentlich aus? Und von welcher zweifelhaften Wahrheit hatte Nines gesprochen? Immerhin hatte die Wahrheit immer sehr viele Gesichter, jedes davon war anders und im Kern doch gleich.

Verwirrt ließ ich mich ein Stück von Lew mit ziehen und ging rückwärts die Gasse entlang, den Blick auf Nines' Rücken geheftet.

"Wir sehen uns also nicht im Antlitz des Spiegels wieder?", fragte ich leise und drehte mich endlich zu meiner Begleitung um.

Er lachte wieder, ein leicht bellendes Lachen wie mir auffiel.

"Du bist gut. Ich bin Lew, Lew Lasalle. Aber das weißt du sicher schon irgendwie. Ihr Malkavianer und eure Eingebung. Der... charmante andere Mann war Nines Rodriguez. Er führt die Anarchen dieser Stadt, mehr oder weniger."

Von den vielen fremden Wörtern schwirrte mir der Kopf, aber sie machten Sinn. Ich wusste nur noch nicht welchen.

Die Gasse, durch die wir gingen, war schmal und wurde klaustrophobisch eng von Hochhäusern flankiert. Von irgendwoher drang laute Musik an meine Ohren und drückte auf meine Trommelfelle. Es war eine schöne Nacht, hell und klar und angenehm warm.

Summend schielte ich zu den Sternen hinauf und fragte mich, wie viele von ihnen bereits erloschen waren.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte Lew plötzlich und zog mich mit Nachdruck um die Ecke. Es war angenehm mit ihm, er sprach nicht viel und der Duft seines Parfums überlagerte den des Urins in der Straße. Nachdenklich betrachtete ich ihn von der Seite und beschloss, dass ich ihm trauen konnte.

Mein Name. Meiner. Wie hieß ich? Wo in diesen verdrehten Windungen lag er verborgen?

"Decartes", murmelte ich schließlich.

"Decartes Pacem. Gehen wir zum Spaßmacher-Prinzen?"

Noch einmal bogen wir um eine Ecke und standen plötzlich an einer öffentlichen Straße, helles Licht blendete mich und ich kniff unwillkürlich die Augen zusammen. "Spaßmacher! Nenn ihn bloß nicht so, wenn wir da sind. LaCroix ist der Prinz der Camarilla in Los Angeles.

Halt einfach die Klappe, rede nur, wenn du gefragt wirst, ich versuche, dein Leben zu retten."

Mittlerweile war mir aufgefallen, dass wir vor einem riesigen Wolkenkratzer standen, der Eingang wurde flankiert von zwei dürren Statuen. Bläuliches Licht fiel auf den Asphalt vor uns und ich legte den Kopf in den Nacken, um zur Spitze des Turms sehen zu können.

Ich spürte Lews drängenden Blick auf mir und lächelte leicht.

"Verstanden, Lewie-Lew. Ich halte die Klappe."

Seufzend verstärkte er den Griff um meinen Arm und zog mich durch die sich automatisch öffnenden Türen in den Eingangsbereich. Hier war es dunkel, nur die blaue 'LaCroix'- Reklame spendete Licht. Links und rechts an der unbesetzten Rezeption vorbei führten zwei Treppen auf eine Plattform, gespickt mit Aufzügen.

Ohne zu Zögern zog Lew mich die linke Treppe hinauf, hinauf nach oben und auf einen der hinteren Aufzüge zu. Brav hielt ich meinen Mund, selbst als er auf den Rufknopf drückte und mich kaum war das Ungetüm da in die kleine Kabine stieß. Erst, als wir ruckelnd nach oben fuhren, löste meine Zunge sich endlich von meinen Gaumen und ich flüsterte zitternd: "Der Spaßmacher ist nicht sehr froh."

Lew öffnete bereits den Mund, um mir zu antworten, als die Türen aufgingen und ich ängstlich die Fingernnägel in meine Handflächen bohrte. Hier konnte der Tod auf mich lauern. Mein Schicksal lag in den Händen Gottes.

2. Kapitel- Head like a hole

  2. Kapitel- Head like a hole

 

Dieses Zimmer war einfach atemberaubend. Groß, offen und hell, teure Gemälde zierten die hohen Wände, am Kopfende des Raums boten monströse Fenster einen perfekten Blick über das nächtliche Los Angeles.

Ein Graus für jeden mit Höhenangst.

Der rote Teppich am Boden war sicher teurer als meine Wohnung und mein Auto zusammen und ich hätte meinen Hintern darauf verwettet, dass der dunkle Schreibtisch vor den Fenstern antik war.

Mehr Zeit mich wirklich umzuschauen blieb mir nicht, denn der blonde Mann hinter dem sagenhaften Schreibtisch hob den Blick von seinen Papieren und starrte sowohl Lew als auch mich mehr als entnervt an.

"Normalerweise empfange ich keine ungebetenen Gäste, jedenfalls nicht zu dieser Uhrzeit. Was ist dein Anliegen, Lasalle? Probleme mit dem Sabbat? Probleme mit Vampirjägern?"

Neugierig musterte ich den Spaßmacher näher, der mich nun ganz ignorierte, als wäre ich Luft. Instinktiv verhielt ich mich ruhig, obwohl ich gerne gefragt hätte, was zum Teufel eigentlich los war. Jetzt, da ich mit jeder Sekunde wacher wurde, stellte ich mir auch immer mehr Fragen, die mein anderes Ich nicht beantworten konnte.

Schließlich sah ich einfach zu meinem Begleiter und wackelte kurz mit den Augenbrauen, um ihn zu ermutigen, den Mund aufzumachen.

"Ich weiß und ich bitte ergebenst um Verzeihung, doch die Angelegenheit ist dringend. Ich kam gerade aus dem Confession, als ich dieses Küken in einer Seitengasse fand. Frisch gewandelt, und kein Erzeuger weit und breit. Und soweit ich weiß, war es keinem Malkavianer erlaubt, einem Sterblichen den Kuss zu geben."

Das war also ein Verbot? Ich war ein wandelnder Gesetzesverstoß, toll.

Als ich den wütenden Ausdruck in LaCroixs Gesicht sah, spürte ich das Schwert des Damokles mehr denn je über mir schweben.

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte mich nachdenklich, drehte den Kulli zwischen seinen Fingern.

Aber anstatt den Blick trotzig zu erwidern entdeckte ich etwas, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Neben dem Prinzen stand ein riesiges Ungetüm mit dunkler Haut, breit wie ein Schrank und bewaffnet mit einem viel zu großen Schwert, dessen Griff über seine linke Schulter lugte.

Das Brotmesser konnte mich sicher in zwei Teile hacken und mir kam in den Sinn, dass dies wahrscheinlich auch der Zweck des Schwertes war.

Schaudernd schnappte ich nach Luft und schob mich halb hinter Lew, bevor ich ängstlich zu LaCroix sah. Ich war doch unschuldig!

"Ich habe keine Zeit für Monologe. Wie heißt du und wer ist dein Erzeuger, Küken?", schnappte LaCroix und ich zuckte zusammen. Ermutigend drückte Lew meinen Arm und ich sog tief die nach Holzpolitur riechende Luft ein.

"Man nennt mich Decartes, und wer mein Erzeuger ist, liegt hinter den Schleiern des Ungewissen verborgen. Die Fesseln der Sterblichkeit binden das Bild."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lew kurz die Augen schloß und als der Prinz die Augen zusammenkniff, rutschte mein Herz zehn Stockwerke tiefer auf den Boden.

Warum hatte ich das nur gesagt? Ich hatte die Worte einfach nicht zurückhalten können.

"Nun, gut. Der Unsinn beweist zur Genüge, aus welchem Clan dieses Verbrechen entstammt. In letzter Zeit scheinen die Vampire hier ganz außer Kontrolle zu raten. Allein wenn man bedenkt, dass auf dieser Tat der Tod steht."

Der Tod. Der Tod für mich und denjenigen, der mich erschaffen hatte. Zitternd sah ich zu Lew auf, der sich auf die Unterlippe biss und scheinbar nach einer Möglichkeit suchte, mein verfluchtes Leben zu retten.

Panisch sah ich wieder zu LaCroix, der wieder zum Sprechen ansetzte und rief halb wahnsinnig vor Angst das Erste, dass mir in den Sinn kam: "Der Sakrophag wird dir immer entgleiten, wenn die Fäden die du ziehst zu dünn sind!"

Vorher hatte ich nicht gewusst, was ich mit dem Bild eines steinernen Sarges in meinem Kopf anfangen sollte. Doch als ich sah, wie LaCroix zusammenzuckte, als hätte ich einen Dolch nach ihm geworfen, wusste ich, dass es mir für ein paar Sekunden das Leben gerettet hatte.

Sein Blick wechselte von mir zu Lew.

"Raus", flüsterte er heiser und ich zuckte leicht zusammen, als mein Begleiter seine Fingernägel in meinen Arm bohrte.

"Raus Lasalle, sofort und lass den verdammten Malkavianer hier!"

Entsetzt starrte ich Lew an, der mit glasigen Augen den Spaßmacher anschaute. Waren diese unbedachten Worte nun doch mein Todesurteil gewesen?

Mein einziger Anker in dieser Welt der Dunkelheit schien das zu denken, denn er sah kurz zu mir, in seinen Augen stand deutlich die Trauer geschrieben, bevor er den Raum verließ. Dumpf schlug die Tür hinter ihm zu und ich war so alleine wie noch nie in meinem Leben.

"Was weißt du über den Sakrophag von Ankara?", knurrte der Prinz leise und beugte sich an seinem Schreibtisch nach vorne, das Gesicht zu einer seltsamen Grimasse verzogen. 

Langsam sah ich auf und legte mir meine Worte sorgfältig zurecht.

"Nichts, was diejenigen über der Erde nicht auch wüssten. Du ziehst ihn an Fäden zu dir, die so dünn sind wie Spinnennetze, und sie reißen immer und immer wieder unter den wachsamen Augen deiner Widersacher. So nah ist er und doch so fern. Beinahe kann ich das Verderben riechen, welches unter dem Deckel aus Stein schlummert."

Den letzten Satz stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und verschränkte die Arme vor der Brust.

Leise trommelten LaCroixs Finger auf der Tischplatte, im Gleichtakt mit meinem rasenden Herzen.

Eins zwei-drei-vier. Eins zwei-drei-vier.

Ich konnte beinahe sehen wie die Rädchen in seinem Hirn auf Hochtour liefen, als er nachdachte.

"Verstehe meine Lage, Decartes. Wenn ich dich am Leben lasse, bin ich indirekt für dein Handeln verantwortlich. Wenn du einen Auftrag für mich erledigen könntest, damit ich weiß, dass dieses Geschenk meiner Gnade, welches ich dir machen werde, nicht verschwendet ist."

Vor meinem inneren Auge sah ich Flammen, die sich zum Nachthimmel emporstreckten, ich hörte Schreie von Sterbenden und ich spürte die schwache Vibration einer Explosion in meiner Magengegend.

"Ka Boom", hauchte ich und nickte kurz.  Eine Augenbraue des Spaßmachers wanderte nach oben und er schüttelte scheinbar verwirrt den Kopf.

"Schön. Ich schicke dich nach Santa Monica. Über der örtlichen Pfandleihe gibt es eine Zuflucht der Camarilla, diese kannst du bis auf weiteres nutzen. Einer meiner Agenten, Mercurio, wird dir dort weitere Instruktionen geben. Guten Abend."

Damit war das Gespräch anscheinend beendet, den er sah wieder auf seinen Papierkram und ließ mich links liegen, als wäre ich zu Luft geworden.

Schulterzuckend wandte ich mich ab und zog die Tür auf. So also begann mein Leben in der Dunkelheit.

 

3. Kapitel- Demons from Darkness

  3.  Kapitel- Demons from Darkness

 

Vor dem Ventrue- Tower blieb ich stehen und sah mich hilfesuchend um.

Wo sollte ich hin, was sollte ich tun, was durfte ich überhaupt tun?

All das wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass der Spaßmacher einen Sakrophag wollte, in dem Böses lauerte, irgendwer aus mir armen Sterblichen einen Vampir gemacht hatte und ich damit eigentlich vollkommen hilflos war.

"Hey, Kiddo, warte mal!"

Die männliche Stimme, die von links an mein Ohr drang, entzündete einen kleinen, irrsinnigen Hoffnungsschimmer in meiner Brust.

Hilfe für den armen, verrückten Decartes?

Ein Vampir, unverkennbar an seiner Haltung und den spitzen Eckzähnen, die sein Lächeln offenbarte, stand im Schatten einer dieser dürren Statuen und schnippte lässig eine Zigarette zur Seite.

Sehr umweltbewusst.

Unter seinem rechten Auge, genau auf seiner Wange, erkannte ich zwei rötliche Narben, seine Haare waren lang und wirkten auf mich ungepflegt, und er trug treu dem Klischee eines Bösewichts einen Bart.

"Meinst du mich?", fragte ich und legte den Kopf schief. Er lachte leise und vergrub die Hände in den Hosentaschen.

"Natürlich. Siehst du sonst wen, den ich meinen könnte? Nines hatte erwähnt, dass du bei dem Camarilla- Prinzen bist. Ich dachte, wenn er dich laufen lässt, könntest du Hilfe brauchen."

Dicht vor mir blieb er stehen und grinste, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich mochte ihn, irgendwie. Ich war so froh über das Angebot seiner Hilfe, dass ich ihm fast die Füße geküsst hätte. Aber nur fast.

"Ich höre auf deine dunkle Unterweisungen, düsterer Dämon."

Was war nur los mit mir? Ich konnte normal denken, aber sobald ich anfing zu reden, kam nur Mist dabei raus. War ich jetzt Politiker?

Verwirrt strich ich mir mit der Hand durchs Haar.

Wieder lachte Jack und schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel.

"Oh Mann, ihr Malkavianer redet auch nur Scheiße. Du hast echt die Arschkarte gezogen. Verrückt und ohne Erzeuger, ausgesetzt wie ein armes Baby im Wald. Lass mich raten, LaCroix hat dich nicht einfach so laufen lassen. Was soll das arme Küken für ihn tun?"

Warum behauptete eigentlich jeder, dass ich verrückt war? Die Schleier, die meine Augen bedeckt hatten, waren gelüftet worden, und ich entdeckte eine vollkommen neue Welt, so wunderbar wie ich sie mir nie hatte ausmalen können, nicht einmal in meinen kühnsten Träumen.

Ich schwankte leicht und schüttelte den Kopf, um den Schwindel zu vertreiben, bevor ich zu einer Antwort ansetzte.

"Die Fäden des Spaßmachers ziehen mich zu der Dame am Meer, ich soll den leichtfüßigen Gott dort treffen. Ich kann mich nicht dagegen wehren, der Preis wäre nur mein Leben."

Blinzelnd senkte ich den Blick wieder und kämpfte die aufsteigende Panik nieder. Es war die gleiche miese Politik wie zu Lebzeiten. Die ganz oben sagten Zag und wir konnten leider nicht einfach so Zig machen.

"Santa Monica, gut. Schlechtes Pflaster. Gut, hör zu, ich hab nicht so viel Zeit, wir machen einen Deal. Ich bringe dir so viel bei, dass du da mit heiler Haut wieder rauskommst und dann treffen wir uns in Downtown und tauschen unsere Lebensgeschichten aus, allright?

Hey, du schwankst ja. Hast du überhaupt schon was getrunken?"

Verdutzt sah ich ihn an und zuckte ratlos mit den Schultern. Ich hatte brennenden Durst, meine Kehle war wie ausgetrocknet und in meinem Magen rumorte es unangenehm. Verdammt, war ich hungrig!

"Meine Ichs erinnern sich nicht."

Je mehr ich über den Hunger nachdachte, desto schlimmer wurde er. Hektisch sah ich mich um und suchte mit den Augen nach etwas, in das ich meine Zähne schlagen konnte.

"Uh, eine Jungfrau! Okay, Blut ist dein neues Lammsteak, dein neuer Champagner, Blut ist ab sofort dein verdammtes Heroin, Kiddo! Aber es ist nie wieder so süß wie beim ersten Mal, also genieße es! In den Gassen hier findest du immer einen Deppen, der nicht weiß wie ihm geschieht, hehe. Wir treffen uns wieder hier, allright?"

Unwillkürlich musste ich lächeln und zog eine Augenbraue hoch.

"Süß wie ein Flirt an der Schule?"

Die Aussicht auf so etwas berauschendes ließ mein Herz höher schlagen.

Eigentlich wollte ich schon losgehen, als mir etwas einfiel, etwas Wichtiges.

"Wie begehe ich diese grauenvolle Tat?", fragte ich.

Jack kicherte leise und sah sich kurz um, ob jemand uns belauschte. War ich hier eigentlich die Lachnummer für jeden?

Fauchend bleckte ich die Zähne und ballte die Hände zu Fäusten, heiße Wut durchströmte mich.

Sofort verstummte Jack, aber ein Schmunzeln behielt er bei, als er beschwichtigend die Hände hob.

"Hey, ganz ruhig Kiddo. Ich will dir keins auf die Nase geben müssen.

Du gehst da runter in die Gasse, zeigst deine kleinen Zähnchen und dann trinkst du. Ganz einfach. Und mach dir keine Sorgen falls du in der Schule nicht Kapitän des Wrestlingteams warst. Es wird dir so leicht fallen, als hättest du es schon tausend Mal gemacht."

Das klang sicher beruhigender und einfacher als es war.

"Ein kaltes Herz, ein brennender Durst und die Zähne eines Jägers!", stieß ich einen für mich patriotischen Satz hervor und wollte schon an Jack vorbeisprinten, als dieser mir die Hand auf die Brust legte und mich damit zurückhielt.

"Nicht ganz so schnell, Sportsfreund."

Grollend fegte ich die Hand von meiner Brust und funkelte ihn wütend an. Alles in mir schrie nach dem Blut, welches er mir verweigerte. Konnte er mich nicht danach in den Schlaf reden?

Scheinbar verstand er meine Gefühlslage, denn zum ersten Mal schwand das Lächeln ganz aus seinem Gesicht und er schaute mich mitleidig an.

"Auch wenn es dir schwerfällt, du darfst keinen töten. Warum erkläre ich dir, wenn du aufnahmefähiger bist. Lauf. Aber töte nicht."

Gehorsam huschte ich an ihm vorbei in eine der dunklen Seitengassen. Instinktiv duckte ich mich in eine halb kauernde Stellung und schien mit den Schatten zu verschmelzen. Von nun an war die Dunkelheit meine stetige Begleiterin, welch launische Verführerin!

Lautlos glitt ich an der Wand entlang, drang Schritt für Schritt tiefer in das Nebengassennetzwerk der Stadt ein, bis ich plötzlich einen lauten Fluch gar nicht so weit von mir entfernt hörte.

Ein Stück von mir entfernt stand ein junger Mann im Anzug, der leise vor sich hinmurmelnd auf seinem Handy herumtippte.

Ein würdiges erstes Opfer. Ich ließ mir selbst nicht viel Zeit zum Nachdenken, sondern handelte einfach. Fauchend schnellte ich aus der Hocke nach oben, legte eine Hand auf seine Schulter und vergrub die andere in seinem gegeelten Haar. Sein erstickter Schrei verstummte, als ich meine Zähne in seinen Hals schlug und gierig das Blut saugte, welches aus der offenen Wunde drang.

Die Welt um mich herum schien zu verschwimmen und das Einzige, dass wirklich zählte war das süße Blut, welches meine Kehle hinab rann.

Jack hatte Recht, es schmeckte wunderbar.

Besser als alles, was ich je gekostet hatte.

Verzweifelt klammerte ich mich an den Mann, als der Blutstrom schwächer wurde.

Es durfte noch nicht vorbei sein!

Plötzlich traf etwas mit der Wucht eines fliegenden Steins meinen Rücken und ich ließ von meinem Opfer ab. Ungelenk stieß ich den Mann von mir, bleckte die Zähne, während ich mich blitzschnell umdrehte und tief in der Brust knurrte.

Meine Sinne spielten verrückt, abwechselnd stellte meine Sicht sich scharf und verschwamm dann wieder, bis jemand mich an den Schultern packte und wild schüttelte.

Klappernd schlugen meine Zähne aufeinander und der Nebel in meinem Kopf lichtete sich langsam.

Vor mir stand Jack, ein verkniffener Ausdruck im Gesicht.

"Du. Sollst. Keinen. Unschuldigen. Umbringen", grollte er und unterstrich jedes Wort mit einem besonders heftigen Schütteln.

"Ich h...habe es k...kapiert, J....Jack!"

Durch das Klappern meiner Zähne fiel es mir schwer, etwas zu sagen und ich war verdammt froh, als Jack mich wieder losließ. 

Alles drehte sich vor meinen Augen und das Karusell in meinem Kopf spielte eine fürchterlich schiefe Melodie.

"Wird er sterben?", fragte ich und warf einen Blick auf den Mann am Boden. Ich hatte wirklich niemanden töten wollen.

Jack folgte meinem Blick und machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Mach dir keinen Kopf, Kiddo. Er ist nur betäubt. Los, komm."

Er packte mich am Handgelenk und zerrte mich hinter sich her durch die Gassen. Rechts, Links, wieder rechts, irgendwann verlor ich die Orientierung. Wir stießen auf einen mannshohen Bretterzaun, doch ich hatte mich an etwas erinnert und musste einfach fragen.

"Warte, dunkler Dämon. Mir brennt eine Frage auf der Zunge. Was geschieht mit derjenigen, die den Kuss weitergab? Wird sie in Blut ertrinken?"

Ruckartig ließ mein Lehrmeister mich los und trat an den Zaun. Er brauchte einen Moment um zu verstehen, was ich meinte.

"Wenn dein Erzeuger schlau ist, hat er Los Angeles verlassen. LaCroix hat es zum Verbot erklärt, Vampire ohne Genehmigung zu erschaffen. Vampirgeburtenkontrolle. Alles Mist, wenn du mich fragst. Jedenfalls sollte dein Schöpfer sich bedeckt halten, wenn ihm sein Kopf lieb ist."

Schnaubend fuhr Jack sich mit dem Daumen über die Kehle und zuckte mit den Schultern.

Wimmernd schloss ich die Augen und sank an der Wand zu Boden. Ich hatte mich an meine Erzeugerin erinnert, die Bilder überrollten mich und die Verzweifelung wuchs mit jeder Sekunde.

 

4. Kapitel- Flashback: The Kiss

  4.  Kapitel- Flashback: The Kiss

 

Es war Freitagabend und eigentlich hatte ich daheim bleiben wollen. Mir doch egal, dass mein Apartment im North Hollywood Valley Village einfach nur scheiße war und das jemand in den letzten drei Wochen fünf Mal versucht hatte, einzubrechen. Außer dreckiger Wäsche gab es bei mir sowieso nichts zu holen.

Aber es war Samantha gewesen, die mich in den nächstbesten überfüllten Club in Downtown geschleppt hatte.

Das flackernde Licht jagte seltsame Lichtreflexe über die glatten Wände, alles leuchtete in grün, blau und rot.

Die Musik war eine Mischung aus Gothic, Techno und Dance und bei Gott, es war keine sonderlich gute und auch noch viel zu laut.

Schmerzhaft protestierten meine Ohren und die wummernden Bässe gaben mir das Gefühl, dass mein Innerstes aus Wackelpudding bestand.

Fluchend hielt ich nach Sam Ausschau um ihr zu sagen, dass ich gehen würde, weiß Gott warum, irgendeine Ausrede würde mir schon einfallen.

Aber es waren einfach zu viele Leute auf der Tanzfläche, eine Masse aus halbnackten, schwitzenden Körpern, dir wild hin und her zuckten. Im Stillen gab ich Sam noch fünf qualvoll lange Minuten, auf der Bildfläche zu erscheinen, bevor ich ganz einfach klammheimlich gehen würde.

Ich nahm gerade einen Schluck Bier, dass einzig normale und halbwegs nicht überteuerte Getränk in diesem Laden, und ließ meine Augen erneut über die Menge gleiten, als ich ihre Stimme direkt an meinem Ohr hörte, sodass ich keine Mühe hatte sie zu verstehen.

"Ich sehe Finsternis in deinen Augen, die darauf wartet erweckt zu werden."

Erschrocken zuckte ich zusammen, nur um mich gleich darauf hustend vorneüber zu beugen, da ein Teil des Biers in meine Luftröhre geraten war, wo es anatomisch gesehen nichts zu suchen hatte.

Ihr Lachen war bezaubernd, hell und klar wie tausende kleine Glöckchen und ich hatte nicht einmal den Verdacht, dass sie mich auslachte.

Peinlich berührt wischte ich mir die Mischung aus Spucke und Bier vom Kinn, während eine kleine Stimme in meinem Kopf mir sagte, dass das gerade bestimmt umwerfend sexy aussah.

Langsam richtete ich mich auf und drehte mich um.

Wahrscheinlich hätte mir jeder andere Kerl alleine in diesem Club ein dutzend Mädels zeigen können, die hübscher waren als sie. Aber für mich hätte sie von einer Armee wild tanzender nackter Frauen umgeben sein können, mein Blick hätte nur ihr gegolten.

Ihr Haar war lang und schwarz, zu dünnen Dreadlocks gedreht und von blauen Strähnen durchzogen.

Ihre Haut war weiß wie das Strahlen der Sterne, die Tätowierungen auf ihrem Körper waren schwarz wie die tiefe Nacht und ihre Augen....

Ihre Augen waren grau wie der Nebel, der uns plötzlich zu umhüllen schien und in ihnen lag etwas, dass in mir das Verlangen auslöste, irgendetwas verrücktes und unbesonnenes zu tun.

"Wie bitte?", fragte ich, atemlos bei ihrem Anblick.

Wieder lachte sie und zog sich das Haar über die rechte Schulter, während ihr Blick mich noch immer fesselte und mein Herz dazu brachte, die Flucht über meine Zunge antreten zu wollen.

Jetzt erst fiel mir auf, wie teuer ihre Kleidung war. Dafür hätte ich sicher zwei Monatslöhne hingeblättert.

Sie trug ein schwarzes Top, verziert mit unzähligen kleinen Steinchen, die im Licht glitzerten, und knapp unter ihrer Brust endete, sodass ich freien Blick auf ihren flachen, ebenso wie die Arme, tätowierten Bauch hatte. Die zerrissenen, weißen Shorts schienen mehr preiszugeben als zu verdecken und beim Anblick ihrer scheinbar endlos langen Beine blieb mir einfach die Spucke weg, obwohl sie wie die Meisten in diesem Club kniehohe Plateaustiefel trug.

Alles in allem war es ein Wunder, dass mein Hirn bei ihrem Anblick noch arbeitete und nicht einfach den Dienst quittierte.

"Ich sehe Finsternis in deinen Augen schlummern, die darauf wartet, erweckt zu werden. Und ich spüre große Macht in deiner Nähe. Nur die Fesseln der Sterblichkeit binden dich noch."

Sie verzog die Lippen zu einem perfekten Schmollmund und obwohl ihre Worte ausgemachter Unsinn waren, konnte ich nicht anders, als instinktiv einen Schritt nach vorne zu machen und sie trösten zu wollen.

Es war, als wäre jemand in meinen Kopf eingedrungen und würde dort gerade alles durcheinander bringen.

"Wie heißt du?", fragte ich leise und griff unwillkürlich nach ihrer Hand. Erst jetzt konnte ich mir sicher sein, dass sie real war, und nicht eine Ausgeburt meiner Fantasie, hervorgerufen von irgendwelchen schlechten Drogen.

Ihr Haut fühlte sich glatt und kühl auf meiner an, beinahe wie Seide.

"Sind Namen nicht ohne Bedeutung? Im Laufe der Jahre verschwinden sie nur und werden vergessen. Taten sind es, die wirklich überdauern werden. Aber wenn du es wirklich wissen willst, die Meisten nennen mich Ayesha."

Kichernd wie ein junges Schulmädchen zog sie mich hinter sich her in die tanzende Menge und von da an war meine Erinnerung nur noch ein Wirbel aus Farben und Mustern.

Irgendwo in diesem Nebel der Dekadenz meinte ich noch ihre Stimme flüstern zu hören: "Ich muss dir etwas zeigen", gefolgt von einem scharfen Schmerz und dem Gefühl plötzlicher Schwäche, ehe etwas salziges und metallisch schmeckendes in meine Kehle lief und mit jedem Schluck eine Welle der Stärke durch meinen Körper schickte.

Sie war es gewesen, die mich zu einem Vampir gemacht hatte und ich verdankte ihr mein Leben, egal was war. Auch wenn ich sie dafür hasste, dass sie mich so im Stich gelassen hatte.

 

Impressum

Texte: Constantin
Bildmaterialien: Cover made by Constantin
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2016

Alle Rechte vorbehalten

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