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Welches Kind möchte kein Haustier haben, ich kenne jedenfalls nicht viele Kinder. Die Meisten möchten einen Hund oder eine Katze haben. Aber damit hat man eine ganze Menge zu tun. Mit einem Hund muss man regelmäßig Gassi gehen und eine Katze möchte  ihre tägliche Portion an Streicheleinheiten haben. Viele haben dann Kleintiere, die Einen möchten ein Kaninchen oder Hasen haben, Andre stehen lieber auf Tiere aus der Vogelwelt.Ich war vielleicht 12 oder 13 Jahre alt und wünschte mir seit geraumer Zeit einen Hamster. Natürlich wurde das von meinen Eltern sofort abgeblockt.

 

 „ Nee, Karin, das kommt überhaupt nicht in Frage. Wer muss dann den Käfig sauber halten? Natürlich die Mama.“

 

Aha, das hatte ich mit doch schon gedacht. Dabei wollte ich doch keine Katze oder einen Hund, sondern nur einen Hamster. Mit dem braucht man nicht Gassi gehen und viel Arbeit macht so ein Hamster doch gar nicht.

 

„Mama, so ein Hamster macht doch gar nicht so viel Arbeit. Den Käfig muss man ein- bis zweimal in der Woche saubermachen. Da kriege ich locker hin.“

 

„Aber ein Hamster ist nachtaktiv, Karin. Und nachts schläfst du. Da hast du doch gar nichts von deinem Haustier.“

 

Mama wollte sich nicht umstimmen lassen. Selbst mein Bruder war diesmal auf meiner Seite, so einen kleinen Kerl hätte er auch gern gehabt. Aber so viel wir auch erzählten und bettelten, Mama blieb hart. In den nächsten Tagen habe ich das Thema zwar noch einige Male angesprochen, aber ich konnte weder meine Mutter noch meinen Vater zum Kauf eines  Hamsters überreden.

 

So vergingen dann einige Wochen und ich machte mir meine Gedanken. Irgendwie ging mir der Hamster nicht aus dem Kopf und ich arbeitete an einem Plan. Meinen Bruder habe ich nicht eingeweiht, da ich Angst hatte, dass er sich verplappert.

 

Jeden Tag wenn ich aus der Schule kam  ging ich in das kleine Zoogeschäft, das auf meinem Nachhauseweg lag, und schaute sehnsüchtig in die Hamsterkäfige. So ein putziges Tierchen muss ich einfach haben, war mein ständiger Gedanke. So ein Hamster war auch nicht sehr teuer. Er kostete gerade mal 3,80 DM. Das konnte ich relativ schnell zusammensparen. Ich rechnete mir aus, dass ich in zwei Wochen, falls die Oma noch einmal zu Besuch kam, das Geld beisammen hätte.

 

Dann war es endlich soweit, Freitagmittag nachdem die Schule aus war, ging ich in die Zoohandlung und suchte mir meinen Hamster aus. Dier Verkäuferin packte den kleinen Kerl in eine kleine Schachtel, ich kaufte noch Futter und dann machte ich mich auf den Weg nach Hause.

 

Den Hamster hatte ich in meinem Schultornister gut verstaut, er schlief im Moment und so ging ich zum Mittagessen.  So schnell habe ich noch nie mein Essen herunter geschlungen.

 

„Was isst du denn heute so schnell, hast du noch etwas vor?“ fragte meine Mutter.

 

„Nö, ich hab nur so viele Hausaufgaben auf und damit will ich gleich sofort anfangen.“

 

„Das sind ja ganz neue Töne, sonst zögerst du die Hausaufgaben doch immer hinaus. Und heute kann es dir nicht schnell genug gehen. Aber ist auch gut so, wir sind heute Abend bei den Jablonskis  eingeladen. Dann hast du wenigstens alles fertig.“

 

„Okay, dann beeile ich mich mal.“

 

Schnell ging ich in mein Zimmer um mich um unser neues Familienmitglied zu kümmern. Mein Bruder wusste noch nichts von unserem neuen  Familienmitglied.

Vorsichtig  öffnete ich meinen Schultornister und nahm die kleine Schachtel heraus. Der Hamster war mittlerweile aufgewacht und kratzte mit seinen kleinen Krallen an der Schachtel. Er wollte raus.

Ich nahm ihn aus der Schachtel und ließ in ein wenig auf meinem Bett herumlaufen. Was war das für ein süßer Kerl.  Nach ein paar Runden auf meinem Bett packte ich ihn wieder in die Schachtel, er sollte ja schlafen, Ich packte noch ein paar Papiertaschentücher mit hinein und etwas zu fressen. Nun war der Hamster eine Weile beschäftigt, baute sich eine kleine Höhle, indem er die Papiertaschentücher zerfetzte  und stopfte sich sein Futter in seine Hamsterbacken. Ich war begeistert. Mein eigenes Haustier.

 

Nun machte ich schnell meine Hausaufgaben, damit ich mich schnell wieder um meinen kleinen Liebling kümmern konnte.

Ach, ja, abends wollten wir ja noch zu den Bekannten meiner Eltern. Es war ein älteres Ehepaar und ich fand sie sehr nett. Aber wenn die Erwachsenen sich gut unterhalten, war es für uns Kinder doch recht langweilig. Ich nahm meist ein Buch mit oder meine Malsachen.

Doch diesmal kam auch der Hamster mit. Bevor wir losgingen packte ich den Kleinen in einen meiner Handschuhe, schließlich sollte er in den Abendstunden nicht frieren. Dann zog ich meinen Mantel an und wir gingen los. Meine Hand hatte ich immer in der Manteltasche. Der Hamster wollte nun nicht mehr so versteckt in meinem Handschuh bleiben, vorsichtig musste ich ihn immer wieder zurückschieben.

 

„Wenn das mal gutgeht“ waren meine Gedanken. Nachdem wir bei den Bekannten angekommen waren, wurden  die Jacken und natürlich auch mein Mantel an der Garderobe aufgehängt. Nun hatte ich meine Hamster nicht mehr in meiner Nähe. Aber in meinem jugendlichen Leichtsinn, dachte ich, dass der Hamster schön brav in meinem Handschuh schlafen würde. 

Nun sind Hamster ja bekanntlich nachtaktive Tiere, es war zwar noch früh am Abend aber man sich ja vorstellen was passierte. Der kleine Kerl dachte gar nicht daran, in meiner Manteltasche zu bleiben. Er ging auf Erkundungstour. Schnell bahnte er sich seinen Weg aus meinem Handschuh und dann aus meiner Manteltasche und erkundete die fremde Wohnung. Wir waren gerade beim Abendessen da schrie meine Mutter: „Da läuft eine Maus, schnell guckt mal. Jetzt ist sie hinter das Sofa gelaufen.“

 

Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt, von wegen Maus. Da hatte sich mein Hamster selbstständig gemacht. Was nun? Alle verfolgten nun die angebliche Maus und wollten sie fangen. Der Hausherr holte einen Pappkarton und dann ging es los. Alle Anwesenden, mein Bruder und ich eingeschlossen, sollten nun versuchen die Maus fangen. Aber es ist gar nicht so einfach einen entlaufenen Hamster wieder einzufangen. Außerdem durfte auch niemand wissen, dass es ein Hamster ist, den ich mitgebracht hatte.

Es dauerte eine gute Viertelstunde und dann war den Hamster endlich eingefangen. Herr Jablonsky stellte schnell fest, dass das Tier keine Maus ist. „Also, eine Maus ist das aber nicht, dafür ist der Schwanz viel zu kurz. Was meinst du, Adolf? “ Mein Vater schaute sich die sogenannte Maus genau an und kam zum gleichen Ergebnis. „Da hast du wohl recht Hans, es sieht mir eher nach einem Hamster aus. Aber wie kommt der denn in eure Wohnung?“

 

„Vielleicht haben wir mal wieder die Tür zum Garten offen gelassen“, meinte  Herr Jablonsky.

„Was machen wir denn nun mit dem Tier? Sollen wir ihn wieder in den Garten lassen?“

„Papa, draußen ist es jetzt viel zu kalt. Da würde der Hamster erfrieren. Das können wir nicht machen. Guck doch mal wie niedlich der uns ansieht. Ganz niedliche Knopfaugen hat er. Können wir den Hamster nicht behalten? Ich wollte doch schon immer Einen haben.“  Nun kam auch mein Bruder zu Wort. „Wir wollen ihn behalten, der ist doch ganz lieb.“

 

Nun kam auch meine Mutter zu Wort und war ebenfalls auf unserer Seite. Damit der Hamster nicht wieder  entwischt, haben Papas Bekannte den Hamster in einen Kochtopf gepackt mit einer  Kartoffelreibe abgedeckt. So hatte der Hamster  Luft und  konnte nicht entwischen.

Dann wurde noch ein Salatblatt mit hinein gegeben  und nun war der Kleine versorgt.

Ich war natürlich froh, dass das Ganze so glimpflich ausgegangen ist.

 

Am Samstagvormittag bin ich dann mit meinen Vater losgezogen und wir haben sofort einen Hamsterkäfig  gekauft. Selbstverständlich haben wir uns dann noch ein Buch über die Aufzucht und Pflege des Hamsters  zugelegt und  ich war glücklich endlich mein geliebtes Haustier zu haben.

Der Hamster bekam dann nach Abstimmung in der Familie den Namen „Fritzchen“, mein Vater zimmerte noch eine Schlafstätte für unseren neuen Mitbewohner und die ersten Tage saßen wir jeden Abend gebannt vor dem Käfig und haben zugeschaut was Fritzchen so treibt. Nach einiger Zeit durfte er auch mal aus dem Käfig heraus und sich unter Aufsicht ein wenig frei bewegen. Fast dreieinhalb Jahre hatten wir viel Freude mit dem Haustier, das auf so wunderbare Weise in unsere Familie kam.

 

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Tag der Veröffentlichung: 26.03.2014

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