„Tu das Gute mit der Hand,
und nicht mit dem Mund.“
Alte Handwerkerregel
aus einem Abreißkalender von 1973
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Bitte antworte ehrlich. Du musst keine Angst haben, und du kannst mir vertrauen - garantiert. Es ist eine anonyme Befragung und dauert nur wenige Minuten.
Nein, du wirst nicht namentlich genannt.
Bist du bereit, für die erste Frage?
Schaust du dir Pornos an?
Ja, ist schon in Ordnung. Du musst nicht antworten. Es war ja auch eine blöde und eigentlich auch eine überflüssige Frage. Natürlich tust du so etwas nicht – du nicht, du gehörst zu den Guten, und das sehe ich dir an.
Du nickst.
Du stimmst mir zu, aber was höre ich da? Du sagst, dass das alte Rauf-Rein-Raus-Runter-Spiel doch immer das gleiche wäre?
Ja klar doch. Ist ja schon gut. Bleib ganz ruhig, du musst dich nicht erregen.
Ich verstehe. Schöne Erotik hast du mit deiner Ehefrau und Porno ist billige Puff-Langeweile und darum für dich absolut intolerabel.
Deine Frau ist nicht da?
Ach, sie ist noch arbeiten.
Du hast nur wenig Zeit?
Wir sind mit der Umfrage gleich durch. Ich möchte mir nur noch ein paar Antworten für die Statistik notieren.
Kann ich deine Reaktionen so interpretieren, dass du andere Möglichkeiten der sexuellen Entfaltung in Erwägung ziehst?
Du möchtest nicht darüber sprechen?
Gestattest du mir noch eine Frage?
Lädst du pornografische Bilder, oder diese kleine Wackelfilmchen aus dem Internet auf die Festplatte deines Computers?
Auch nicht?
Nein?
So etwas würdest du niemals tun. Oder …?
Ja, da stimme ich dir verständnisvoll schmunzelnd zu. Das machen doch nur die letzten, frustrierten Typen.
Nur aus Interesse und weil wir uns so nett unterhalten. Darf ich abschließend noch ein paar kurze Fragen stellen?
Hast du oder deine Frau, schon mal im Internet ganz private Sexbilder oder kleine Filmchen getauscht?
Ja ich weiß, so etwas besitzt du nicht, und deine Frau ist eine anständige Frau.
Ich kann dich beruhigen. Das habe ich niemals bezweifelt. Wir, also du, deine Frau und natürlich auch ich, wir tun so etwas nicht.
Dann sagt dir der Begriff „Cybersex-Network“ auch nichts – nehme ich mal an?
Darf ich mich mal bei dir umsehen?
Ihr wohnt sehr schön. Eine sehr geschmackvolle Einrichtung. Deine Frau hat ein Händchen für Blumen sehe ich.
Und das ist euer Schlafzimmer?
Oh, du besitzt einen Computer? Ach, das ist nicht deiner. Das ist der Computer deiner Frau.
Ist das eine Webcam, die ich da am Computer sehe?
Das ist interessant. Deine Frau sagt, sie braucht das Ding eigentlich nicht...
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Die Zeiten haben sich geändert. Wir stehen nicht mehr am Anfang, sondern wir befinden uns mitten im prallen Leben einer neuen Ära. Hochglanz-Magazine, beginnend bei den brav-makellosen und darum ätzend langweiligen Häschen für alternde und debil-alberne Spieljungs, bis hin zu Hardcore-Pornoheftchen und Videos aus der Schmuddelecke sind nicht mehr Oberhasenhammertittengeil, sondern megamäßig out. Das ist bekannt, wird aber von der breiten Öffentlichkeit immer noch schamhaft verschwiegen, selten offen diskutiert und noch weniger freimütig eingestanden. Quer durch alle Alters- und Einkommensschichten hat sich eine weltumspannende Freizeitbeschäftigung etabliert. Das Sexgeschehen ist nicht mehr bis zum biologischen Ende auf den Pflichtpartner fixiert, sondern wird von den klick-und-weg wechselnden Teilnehmern eines medial präsentierten Cybersex-Networks bestimmt. Die ganz private Pornosammlung, hausgemacht, aber nicht hausbacken und lecker mit allen Pfündchen, Fältchen und Dellen, aber doch charmant von der schnellen Festplatte, und noch schneller in Echtzeit mit der Webcam serviert, ist die anregende Markensammlung für ein weltweit agierendes und dankbares Publikum. Nicht nur Deutschland sext mit dem Superstar. Von Aachen bis Xanten, über Tokyo im Hotel, bis Oberammergau vor der Webcam fingern die Hidden-Stars der Szene mit Zuschauerzahlen, die die meisten Multiplexe besuchermäßig gesehen, ziemlich blass aussehen lassen. Cybersex beginnt immer schneller sein „Schmuddelimage“ zu verlieren. Die Zeichen sind unübersehbar. Der „anständige“ Bürger ist nicht mehr der moralisch-monogame Konformist, sondern ein selbstbewusster Selbstdarsteller. Frau und Mann outen sich mit ihren Genitalien in einschlägigen Chats um vor größerem Publikum ausgiebig zu Netzferkeln. Die oft treibende Kraft, die mittelalte Bürgerin ist mit Leib und Lust dabei, und die gesellschaftliche Anerkennung der ganz privaten Pornografie steht unmittelbar bevor. Die Zeiten schamvollen Versteckens sind vorbei. Cybersex ist nicht mehr die pixelige Masturbationsvorlage für eine kleine Gruppe beziehungsgeschädigter, vorwiegend älterer und sexuell frustrierter Männer. Aktive Cybersex-Networker sind die wahren Guerillas des dritten Jahrtausends. Modernste Hochleistungsvibratoren, Handy und hochauflösende Webcam gehören zur Standardausrüstung der revolutionären Cybersex-Massen, wie die Kalaschnikow zum bärtigen Stammeskrieger am Hindukusch.
Vielleicht fragst du dich verwundert, warum ausgerechnet der Raoul, dein seriöser Autor und wagemutiger Berichterstatter für schwierigste Themen, ein so diffiziles Thema qualitativ recherchiert und darum fachlich fundiert einer breiten und vermutlich immer noch schimmer- und ahnungslosen Leserschaft präsentiert? Deine Frage ist berechtigt und ich möchte sie hier und jetzt beantworten.
Es ist schon einige Monate her, aber ich kann mich noch sehr genau daran erinnern. Groß und deutlich lesbar, weil obszön fettgedruckt und mit ungewöhnlich stramm abstehenden Serifen stand es im Feuilleton meiner ansonsten seriösen Morgenzeitung aus Frankfurt im Allgemeinen und im Besonderen:
„Deutschland wird zur Masturbationsgesellschaft.“
Aufgerüttelt von den Medien macht sich nicht nur der mündige Bürger in der schweigenden Mehrheit große Sorgen. Auch mich traf die mediale Botschaft bis ins moralische Mark. Leben wir, von einer kleinen, handwerklich untalentierten und darum unverdächtigen Minderheit einmal abgesehen, in einer prosperierenden Gesellschaft von weltweit vernetzten und fröhlich agierenden Masturbantinnen und Masturbanten, oder werkeln auch angesichts globaler Märkte, deutschtümelnde Bürger immer noch stillvergnügt in biederen Dreiraumwohnungen vor sich hin? Habe ich womöglich, weil festgefahren in meinem blumig-bienigen Sexleben, einen weltweiten Mega-Trend verpasst? Bin ich mit meinem bis ins Rückgrat erschütterten Glauben, dass die bundesrepublikanische Gesellschaft unverdächtig, weil ein masturbatorisches Schwellenland sei, zu sehr in einem engstirnigen Kirchturmglauben befangen? Viele Fragen bedurften sachverständiger Klärung und Antworten suchend, fühlte ich mich spontan berufen, ausführlich in schwierigem Terrain zu recherchieren. Angesichts der Not in der Welt, entschloss ich mich spontan dem bekannten Slogan „ich bin doch nicht blöd. Es gibt immer was zu tun“ zu folgen. Ich nahm die Dinge in die Hand und begab mich auf den Weg, um Betroffene, aber auch Akteurinnen und Akteure zu interviewen.
Mein erster Weg führte mich nach England. Enthusiastisch wurde mir berichtet, dass hunderte von Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die gemeinsam in einem großen Halle um Lob und Siegeskranz masturbierten, begeistert waren.
„Ich bin kein guter Schwimmer, und ich kann nicht besonders schnell laufen, aber dies hier ist eine Sache, die ich machen kann, um ein gutes Werk zu tun“, sagte Neil Crawfort, einer der Mitspieler des gelungenen Events, noch etwas atemlos, aber wegen weltmeisterlicher Ambitionen höchst motiviert. Aus dem tosenden Beifall der Zuschauerinnen und Zuschauer, aber auch dem offensichtlichen Neid der Unterlegenen konnte ich ableiten, dass sich die in vielen Jahrhunderte einsam und oft unter Seelen-, Leib- und Lebensgefahr diffamierte Masturbation, vom einsam praktizierten Genüßchen für Zwischendurch, zur Massenbewegung mit einer weltweiten Vernetzung Gleichgesinnter gemausert hat. Nebenbei sei bemerkt, dass anlässlich eines britischen Wettbewerbs zur Selbstbefriedigung große Summen für wohltätige Einrichtungen eingesammelt werden konnten. Das lässt hoffen, dass Not und Armut schon bald der Vergangenheit angehören. Trotz diesem schönen und sportlichen Ereignis blieben zunächst noch viele Fragen unbeantwortet, und nicht nur darum war es an der Zeit, ernsthafte Ursachenforschung zu betreiben.
Angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Bankenkrise mit seinen Auswirkungen auf Handel, Wandel und den Mittelstand, hat mich zuerst die Frage beschäftigt, welche ökonomischem, ökumenischen und gesellschaftliche Auswirkungen zu erwarten sind, wenn immer mehr Männer dank Internet lieber hausgemachte Pornos als Masturbationsvorlage downloaden, oder sich mit Gleichgesinnten beiderlei und allerlei Geschlechts austauschen, als ihren moralisch konditionierten Reflexen zu folgen, und sich eine aktive und amtlich legitimierte Partnerin für Dies und Das, und was unverheiratete Männer und Frauen so hin und wieder machen, zu suchen.
Um diese Fragen in ihrer ganzen Tragweite zu beantworten, war ich entgegen innerer Widerstände und im Interesse meiner intellektuell gefestigten Leserinnen und Leser gezwungen, schonungslose Halbwahrheiten als das was sie sind zu entlarven.
Beginnen wir zuerst bei den technischen Innovationen aus masturbatorischer Sicht, und wie in grauer Vorzeit alles begann. Das in vielen Haushalten noch immer vorhandene Videogerät ist das bekannteste Beispiel. Ohne Sexfilme auf Kassette hätte das Videogerät niemals einen festen und unumstrittenen Platz im Wohn- oder Schlafzimmer erobern können. Das Videogerät wäre eine exotische Maschine für Spinner, die sich an vom toten Karajan dirigierten Konzerten nicht sattsehen können, geblieben. Gott sei Dank und Lob, ist unsere Wirtschaftsleistung dadurch nicht geschmälert worden, denn schon bald konnte ein ganzer Industriezweig davon profitiert, und hat uns schöne schwarze oder silbergraue Kästen in die Wohn- und Schlafstuben gestellt. Lange Jahre durfte alles verändert werden, aber das inzwischen technisch veraltete Videogerät und seine unhandlichen Kassetten überstanden jede Wohnungsrenovierung. Das zeigt, dass Masturbanten beiderlei Geschlechts durchaus traditionsbewußte Mitbürger sind.
Doch das Videogerät war nur eine dumme Einzelplatzlösung ohne große Möglichkeiten der Kommunikation mit Gleichgesinnten, wenn man von gemeinsamen, eher selten stattfindenden Foto- und Video-Tauschabenden mit vorher über in einschlägigen Magazinen platzierten Annoncen kontaktierten Personen einmal absah. Auch der Rollfilm ist fast vergessene Vergangenheit, weil man nie sicher sein konnte, ob der Fotohändler nicht Abzüge für sein privates Archiv abgezweigt hatte. Die Zeiten des kollektiven schlechten Gewissens sind vorbei. Niemand mehr muss seine privatesten Bilder verstohlen in kleine Fotogeschäfte zum Entwickeln bringen. Wie schon die Berliner Morgenpost erkannt hat, muss auch kein Pfarrer mehr befürchten, mit einem unbezahlten Porno unter der Kutte im Videoladen erwischt zu werden.
Die Welt hatte darauf gewartet. Die Zeit war reif und der Überdruck, der sexuelle, durch die innerdeutsche Grenzöffnung nur bedingt kanalisierbar. Und dann kam das Internet. An dieser Stelle müssen wir den Tatsachen schonungslos in die blauen Augen sehen. Ohne Pornos und der Möglichkeit sich weitgehend anonym zu outen, wäre auch das Internet nur ein Internetzchen für eine Handvoll verschrobener Nerds geblieben. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, den Siegeszug von Internet, von Digitalfilm und -fotografie auf Sex und Pornos zurückzuführen.
Einer von vielen Vorteilen der neuen Web-Zeit ist, dass die Anschaffung von Computer und digitaler Foto- und Filmgeräte mit beruflich bedingten Gründen auch für das Finanzamt legitimiert werden kann, und das Internet ist das Medium um Interessen und Triebe gezielt zu bündeln. Doch in der öffentlichen Meinung werden einerseits, und das ist eine erschreckende Tatsache, männliche Downloadmasturbanten immer noch als Ferkel diffamiert. Andrerseits wird in den Medien und im Literaturbetrieb immer noch mit zweierlei Maß gemessen. Die heranwachsende und erwachsene weibliche Bevölkerung wird scheinheilig als Nicht-Masturbantinnen moralisch geadelt. Eine durch einseitige Berichterstattung der Medien stattfindende, geschlechtsspezifische Herabwürdigung der Männer in noch nicht wissenschaftlich erfassten Dimensionen, kaschiert wirtschaftspolitische Tatsachen mit desaströsem sozialem Sprengstoff. Was lernen wir daraus? Nicht die männlichen Download-Masturbanten gehören an den moralischen Pranger gestellt. Um zum Kern der ungeschminkten Tatsachen vorzudringen müsste die Frage klar und unmissverständlich lauten: „Sind Frauen zu dumm zum downloaden, oder ist das Internet für Frauen zu kompliziert?“ Die Antwort ist ein klares „Nein“, denn die Tatsachen sind eindeutig. Immer öfter nehmen Frauen selbstbewusst und öffentlichkeitswirksam ihre Rechte mit der rechten (oder auch der linken) Hand selbst in die Finger.
In meiner Tageszeitung vom 15. Januar 2011 fand ich ein schönes Beispiel für den Wahrheitsgehalt meiner Recherchen. Im Großraumabteil eines Regionalzuges zwischen Bad Kissingen und Würzburg ist eine 29-Jährige meinem Aufruf gefolgt, und hat beherzt zum Vibrator gegriffen, um sich öffentlichkeitswirksam masturbatorisch zu betätigen.
An dieser Stelle mein Aufruf: „Liebe 29-Jährige, bitte melde dich zwecks diskretem und solidarischem Erfahrungsaustausch. Würzburg can wait, masturbate for peace …“
Dennoch, und das offenbart symptomatisch und systemisch das Versagen der Politik, tun sich schwere Bildungsmissstände auf. Die 29-Jährige musste einen strengen Verweis der Mitreisenden und der Zugbegleiter hinnehmen. Das war sehr unsolidarisch und zeigt, dass in ländlichen Regionen noch vieles im Argen liegt – masturbatorisch gesehen.
Zwar fanden Forscher der Uni Bonn heraus, dass 90 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen sich regelmäßig selbst befriedigen. Dennoch hat mich die klare Aussage des Berichts nicht erfreut, denn ungeklärt ist das unverständliche Verhalten der Hardcore-Masturbationsverweigerer. Hat die Ablehnung einen soziologischen Hintergrund oder sogar religiös motivierten Hintergrund? gehören Masturbationsverweigerer womöglich einem terroristischen No-Masturbations-Netzwerk an? Ich rufe diesen verklemmten Männern und Frauen ein beherztes „Peace is great, masturbate“ zu, und fordere die sofortige Niederlegung der Waffen und Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen, im Namen des heiligen Onan. Oder ist die Ursache im technisch-finanziellen Bereich zu suchen? Haben die Nicht-Masturbanten keinen Internetanschluss, oder scheitert es an den Kosten für die Hard- und Software? Und wie sieht es mit der Masturbationsqualität im Cybersex-Netzwerk aus? Ist womöglich auch die Theorie von Karl Marx vom Umschlagen des Quantitätsdenkens in Qualität, an die sich unzählige deutsche Handwerksbetriebe mangels zurückgehender Umsätze und steigender Kosten klammern, überholt?
Nur konsequente Aufklärung schafft abhilfe. Masturbation muss raus aus der schamig verschwiegenen Diskretionsecke ins helle Licht der Öffentlichkeit. Auch der elitäre Anspruch „Masturbationsbörse für Akademiker und Singles mit Niveau“ ist der falsche Weg, denn qualitativ hochwertige Masturbation darf nicht auf dünkelige Kreise beschränkt bleiben.
Hilfe und geringen Trost hat mir eine ergänzende Untersuchung der Uni Hamburg gebracht. Demnach ist in den vergangenen 30 Jahren die Masturbationsfrequenz bei der erwachsenen, männlichen Bevölkerung von 22 Prozent, und bei Frauen sogar um 50 Prozent angestiegen. Damit ist eindeutig bewiesen, dass öffentlichkeitswirksame Masturbation nicht mehr nur eine elitäre Männerdomäne ist. Die Frauen legen dank Internet fachhandwerklich zu und sind dabei, die Männer, masturbationsmäßig gesehen, zu überholen.
Liebe Masturbantin, verehrter sozialonanierender Networker. Fassen wir kurz und spritzig die heißen Fakten zusammen: Cybersex und Masturbation sind kein Ersatz für die sexuell Unterversorgten, sondern eine eigenständige Praxis (Zitat: DIE WELT im Jahr 2000) mit zunehmender Verbreitung durch das Internet.
An dieser Stelle meines Vortrags möchte ich den Zusammenhang von Beruf und Karriere des Bundesbürgers und den Stoßzeiten im Cybersex-Network nicht unerwähnt lassen.
Wenn vormittags bis 11:45 Uhr, und zwischen 14:00 Uhr und 16:30 Uhr die sensible Hausfrau vor der Webcam agiert, während der ahnungslose Göttergatte dem zunehmend schwieriger werdenden Broterwerb für die Familie nachgeht, ist Cybersex eine kontraproduktive Entwicklung. Singles und solche die sich dafür ausgeben und darum über den internetfähigen Büro-Computer anregende Informationen holen, wissen oft nicht, dass immer mehr fortschrittliche Chefs Spionageprogramme installieren, um die Mitarbeiter besser überwachen und gängeln zu können.
Ich fordere nicht nur im Wahlkampf, sondern auch im Hinblick auf die latent vorhandenden, bevölkerungspolitischen Frustrationen, dass die Arbeitszeiten der werktätigen Bevölkerung flexibel gestaltet werden müssen. Statt ungemütlicher Aufenthaltsräume mit schlecht funktionierenden Kochplatten, gehören vernetzte Hochleistungscomputer und mit neuester Kommunikationstechnik ausgestattete Masturbationsräume in moderne Großraumbüros. Nur so kann Frau Schickfick aus der Buchhaltung qualifiziert mit den Herren vom Vertrieb betrieblich motivierend kommunizieren.
Arbeitgeber sollten im Interesse ihrer Angestellten wissen, dass die private Konkurrenz hart ist. In den privaten Chats stöhnt nicht nur Janet Weiss: „Touch-a, touch-a, touch-a touch me. I wanna be dirty“, sondern auch die Geileblonde37@*** (und natürlich-selbstverständlich bi-orientiert), und verdrängen zunehmend das Interesse am Klischee der am heimischen Herd mollig-strickenden Mutti mit wollweißem Schlüpfer unter der geblümten Kittelschürze. Das Internet macht die wunderbare Metamorphose möglich. Die alte Alte verwandelt sich im medialen Supermarkt der Lüste zu einem spritzig jungen Superstar von und mit Plug und Dildo gefickt, während der angetraute Alte, müde von der Maloche, selig und weitgehend ahnungslos auf den Biber-Spannbettlaken im Ehebett pennen darf.
Aus der bieder-strumpfhosentragenden Hausfrau wird im Internet die alle Wünsche erfüllende Schlampe, die mit den Mindestmaßen 85C, rasiert und im chatüblichen halterlosen Outfit ohne Slip am Computer sitzt.
Auch du, und nicht nur Deutschland, sondern die Welt wartet auf den neuesten, von „A“ wie anal, bis „Z“, wie zoogefickten Exzess.
Jeder ist ein Superstar. Auch der etwas korpulente, oberlippenbarttragende (dem sogenannten „Pornobärtchen“) Schreibtischtäter aus dem Katasteramt kann eine wundersame Internet-Verwandlung erfahren. Vom Schreibtisch bis spät in der Nacht schmückt er sich mit der Typbezeichnung 21x5 SirKarl@ der Superdominator, der nach jahrzehntelanger, bitterer Ehe-Knechtschaft endlich, wenn auch nur in der Phantasie, zum peitschenschwingenden Supermann werden darf.
Das Handy liegt immer und für alle Fälle griffbereit neben der Tastatur. Nach dem gegenseitigen Update der virtuellen Triebe und dem Austausch passenden Bildmaterials, der IP und der Handynummer, stehen dem telefonischen Kontakt zur telefonisch motivierten Masturbation nur noch die realen Gewissensqualen im Weg, sofern welche vorhanden sind.
Es ist wie mit einem guten Kochbuch. Mit zunehmendem Konsum steigt die Lust das virtuell erlebte in der Praxis umzusetzen. Im Internet ist alles möglich. Anna will anal, Petra und Peter wollen Pipi, und Hans und Gerti wollen es mit Elke und Mike, die einen geschlechtsreifen Schäferhund besitzen. Nur Gerti kann den unrasierten Mike nicht ausstehen, und darum gibt es Probleme mit Hans, der seine zickende Frau nicht mehr versteht.
Wer nichts Reales will, oder durch beengende Bindung nicht kann wie er will, der bleibt bei der guten alten Handarbeit. Ganz nach der Einsicht von Woody Allen, dass Sex mit dem Menschen immer noch der Beste ist, den man am meisten liebt - sich selbst?
Von der Politik noch weitgehend unbemerkt ist ein unumkehrbarer Mega-Trend mit allen modischen Auswüchsen, aber auch mit Chancen für unsere freiheitlich demokratische Werteordnung entstanden. Wer hat noch Angst vor Gehirnerweichung und Rückenmarksschwund? Wer überlegt, klärt auf und handelt? Natürlich niemand. Symptomatisch für das politische Desinteresse am orgiastischen Miteinander ist, dass die verfehlte Bildungspolitik der Regierungsverantwortlichen gravierende Auswirkungen auf unsere moderne Gesellschaft hat.
Zum Beispiel weiß die Mehrzahl der erwachsenen Bevölkerung immer noch nicht, dass die korrekte Schreibweise des Begriffs „Fotze“ nicht „Votze“, sondern „Fotze“ ist, dem wahlweise ein „geile“ als besonderes und im Internet gern gelesenes und gehörtes Prädikat vorangestellt werden kann.
Zwar ist im Sexbereich schon so ziemlich alles erfunden, was es zu erfinden gab, dachte ich. Aber das Interesse an Neuem ist dank obszön agierender Stars, Sternchen und Haufrauen ungebrochen. Zum Beispiel macht es Johnny Depp (Schauspieler) überzeugend vor. Wird er zum Beispiel auf sein Alter, angebliche Affären oder sonstige Gerüchte angesprochen, ist der Hollywood-Star genervt und schlägt eine moderne Freizeitbeschäftigung vor - Masturbation. Ich finde, das ist ein mutiger Rat, dem sich auch viele Politiker, Stars und solche die es werden wollen, anschließen sollten.
Dabei ist die medienwirksame Mixtur zur erfolgreichen Motivation so einfach wie auch wirkungsvoll. Man nimmt beliebig viel MTV (oder Ähnliches) und ein einigermaßen ansehendliches Stimmchen. Dann beteuert man mit treuherzigem Augenaufschlag „Unschuld“ und drückt den verkaufsträchtigen Stempel „Porno für Jedermann“ drauf. Als Zugabe gibt’s ekstatische Bewegungen, von denen der brave Normalbürger in seinem Eheleben nicht zu träumen gewagt hat, vom realen Ausleben gar nicht zu reden. Geschmückt wird das Kunstprodukt mit einem eingängig gestöhnten Ohrwurm über Liebe und Herzschmerz. Die Sehnsüchte sind geweckt und die Hausfrau macht es, animiert vom toleranten Ehemann, mit wem und was, von hinten und von vorne nach. Im Cybersex-Netzwerk wird weder das Hüftgold noch der Kinnspeck beschönigt und genau das will der Bürger und er will es sofort in wechselnder Besetzung.
Die Folgen für unsere Bildung und unser Ge- und Verbrauchsverhalten sind gravierend. Die klassische Verlagsbranche mit gedruckten Machwerken leitet bittere Not, denn der Trend zum Zweitbuch ist gebrochen. Jeder vierte Haushalt weiß nicht mehr was gute Literatur ist, und jeder fünfte Jugendliche hat noch nie ein Buch in der Hand gehalten. Aber wenn man die Bürgerin und den Bürger fragt, wann er sich das letztemal mit sich selbst beschäftigt hat, herrscht betretenes, aber wissendes Schweigen. Niemand nimmt sich mehr die Zeit, komplizierte Seelenergüsse bekleideter Charakterprotagonisten zu analysieren. Die große Mehrheit will auch nicht mehr die nackte Wahrheit hemmungslos agierender Typen mit gestylten Kunstkörpern, sondern aktiv bei der hübschmolligen Nachbarin im 700 Kilometer entfernten Oberbayern, ihrem vergnügt beobachtenden Ehemann und den wechselnden Hausfreunden dabei sein. Dank Internet sprengt private Pornografie alle geografischen Möglichkeiten. Das Internet-Informationsdorf ist zu einem weltumspannenden Sex-Supermarkt mit einem riesigen Swinger- In- und Outdoor-Angebot gewachsen. Die Parteien täten gut daran, ihre Regierungs- und Oppositionsprogramme danach auszurichten. Die Botschaft im nächsten Wahkkampf könnte lauten: „Wir garantieren das Grundrecht auf Orgien.“
Dieser Partei würde ich mein Vertrauen schenken und sogar mit einer kleinen, steuerlich abzusetzenden Spende unterstützen.
Fassen wir der Ordnung und Vollständigkeit halber zusammen: Einerseits boomt die masturbatorische Vollbeschäftigung im häuslichen, intimen Rahmen. Andrerseits ist trotz Energiekrise und anstehenden Koalitionsverhandlungen das Parteienspektrum von Tiefschwarz, über Gelb bis Knallrot zur Abwechslung mal wieder ratlos und darum peinlich berührt schweigsam. Dabei ist die Lösung auch im Rahmen der missglückten Gesundheitsreform und angesichts der exorbitanten Staatsverschuldung der europäischen Staatengemeinschaft praktikabel. „Gib dem Bürger was des Bürgers ist, und gib dem Staat was dem Staat gehört“, wäre eine aus der Cäsarenzeit bekannte, aber oft vergessene Lösung. Gesetzlich geregelte Cybersex-Masturbation könnte einen wichtigen und von der wahlberechtigten Bevölkerung gern erbrachten Beitrag zur Sanierung der lädierten Staatshaushalte leisten.
Zur Förderung der Masturbation im Internet wäre zum Beispiel ein Masturbationssolidaritätszuschlag (Maso) auf jede gesendete Email mit sexuell anregendem Inhalt, denkbar. Eine solidarische Masturbationszusatzabgabe (SOLIMA) von 2 Prozent des Bruttogehalts, begrenzt auf zehn Jahre und mit steuerminderndem Eintrag beim nächsten Lohnsteuerjahresausgleich könnte man noch dranhängen, um gehemmte Masturbanten zu mehr Leistung zu motivieren.
Das Volk braucht eine breit angelegte Initiative, die der Forderung: „Ich brauche eine Lohnsteuerrückerstattung wegen Masturbation“, mehr Nachdruck verleiht, wie ich aus einem Leserbrief in der ZEIT aus dem Jahr 1996 entnehmen konnte.
Neben Koalitionsvarianten werden derzeit in den Fraktionen und Ausschüssen viele steuerrelevante Fragen diskutiert. Ob der von der in San Francisco ansässige WebPower INC entwickelte „Cyberdildo“ als Werbungskosten in der nächsten Steuererklärung angegeben werden kann, ist trotz meiner mehrmaligen Anfragen von der Oberfinanzdirektion noch nicht endgültig beschieden. Die technischen Details dieser Innovation sind jedoch bemerkenswert. Danach soll das Sextool fähig sein, Vibratoren und anderes Sex-Spielzeug via Maus fernzusteuern, die gleichsam als Joystick dient. Aktive Cyber-Networker können schon bald mit Joystick und Sexsensoren ausgerüstet, vor den Bildschirmen sitzen und gemeinsam orgasmieren. Nicht ohne Grund schicken die Gebühreneinzugszentralen die ersten Masturbationsmittelkontrolleure aus, um die korrekte Verwendung der Hard- und Software in medienrechtlicher Hinsicht zu überprüfen.
Betrachten wir noch kurz die historische Entwicklung in anderen Ländern. Wie immer sind uns die Amerikaner um Jahre voraus. Die älteren Leser erinnern sich vielleicht noch an Vietnam, den Golfkrieg (nein das war nicht der Krieg, den ältere Damen und Herren in seltsam karierten Hosen mit lustigen Stöckchen auf großen Wiesen spielen), oder die erfolgreiche Befriedung des Irak? Wenn du vielleicht vermutest, dass es die militärische Übermacht war, die zu den grandiosen Siegen der Amerikaner geführt hat, dann hast du dich geirrt. Es war der Einsatz einer gefährlichen Geheimwaffe, die aus verständlichen Gründen kaum bekannt ist.
Durch Insiderinformationen aus der der Obama-Ära vorangegangenen Bush-Administration ist es mir gelungen, ein streng gehütetes, militärisches Geheimnis zu lüften.
Schon im Vietnamkrieg wurde diese gefährliche Geheimwaffe das erste Mal getestet. Seit 1966 unterstützten die Models des Playboy (ein amerikanisches Magazin) amerikanische Soldaten in Kriegszeiten. Im Vietnam-Krieg wurde zum Beispiel Jo Collins, Miss Dezember 1964, mit einem Helikopter direkt in die Kampfgebiete geflogen, um die Soldaten zu besuchen - eine nicht ungefährliche Aktion (für Miss Dezember). Leider waren die masturbatorischen Wirkungen von Jo Collins und ihren Kolleginnen auf die Truppe noch nicht ausreichend erprobt, wie wir aus der Geschichte der Kriegsführung wissen. Offensichtlich war der Ho Tschi Min Pfad (ein Dschungelpfad in Kambodscha) feuchter und heißer und hat die Amerikaner mehr beschäftigt, als die damals noch züchtig verdeckten aber durchaus bemerkenswerten Kurven der Playgirls.
Die Strategen im Pentagon haben daraus gelernt. Im Golfkrieg unterstütze der Playboy mit seiner „Operation Playmate“ die kämpfenden US-Truppen. US-Soldaten durften nicht nur an ihre Angehörigen, sondern auch an die Playboy-Playmates schreiben. Ein signiertes Foto und eine bebilderte Antwort per Email wurden zur Stärkung der Kampfmoral garantiert. Technische Unterstützung bekamen die Playmates von der Aktion Masturbate for Peace, die erfolgreich Ehefrauen und Freundinnen zur bebilderten Mithilfe motivieren konnte. Leider gelang es mir nicht, aus den mir zur Verfügung stehenden Quellen die Masturbationsfrequenz (oder Schussfrequenz) und die Qualität der eingesetzten Hilfsmittel, die letztendlich zum Sieg über die atomar und bakteriell gerüsteten, und zahlenmäßig überlegenen Truppen Saddams geführt hatten, zu recherchieren. Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen und ist allgemein bekannt. Die Amis konnten sich aus ihren zahllosen brennenden Panzern befreien, und der Massenselbstmord der Invasoren vor den Toren Bagdads fiel aus. Das lässt nur einen Schluss zu: Masturbation gezielt eingesetzt und unterstützt durch ständiges Feldtraining, hebt die Moral der kämpfenden Truppe. Ich finde, dass auch der neue Verteidigungsminister diesen Trend nicht länger ignorieren kann, und diesbezüglich verstärkt auf unsere uniformierte Friedenstruppe im Ausland einwirken sollte.
Nicht nur die moralischen Auswirkungen auf die Truppe sind immens. Masturbation hat auch wirtschaftsfördernde Auswirkungen mit allen Vor- und Nachteilen. Die Telefonsexbranche boomt, und ein Ende ist nicht abzusehen. Allein in Deutschland stöhnen geschätzte 300.000 bis 400.000 Personen, vorwiegend verheiratete Hausfrauen im mittleren Alter, unter der Last ihres Berufs und schieben vor Webcams und am Telefon Überstunden. Aber weder die Krankenkassen, noch die Berufsgenossenschaften denken an die Gefahren am Arbeitsplatz. Amerika macht es uns wieder einmal vor. Ein Arbeitgeber einer Sex-Hotline in Florida musste einer Angestellten ein Schmerzensgeld zahlen. Die 40-jährige Frau hatte angegeben, dass sie aufgrund der zur Verrichtung ihrer Arbeit notwendige Masturbation an Sehnenscheidenentzündungen leide. Weiter führte die Frau an, dass sie sich ihr Leiden aufgrund „wiederholter Verwendung des Telefons“ zugezogen zu habe. Nun bekommt die Angestellte einen Zuschuss von 267 Dollar zu ihrem Wochenlohn von 400 Dollar sowie eine Rückerstattung von 30.000 Dollar für medizinische Behandlungen. Das liebgewordene Telefon (die Herstellermarke ist nicht bekannt) durfte sie jedoch nicht behalten.
Die moderne Technik wirft unter masturbatorischen Gesichtspunkten immer neue Fragen auf. Eine Untersuchung „Zur bakteriellen Kontamination von Telefonen“ ist so notwendig, wie Warnungen über „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“, die ich für dich in der Süddeutschen Zeitung gefunden und gelesen habe.
Aber was ist mit der Sicherheit von Haushaltsgeräten, zum Beispiel von elektrischen Zahnbürsten unter Extrembedingungen? Und was ist mit Sekt- und Champagnerflaschen? Wer übernimmt die Verantwortung, dass das Stanniolpapier ordnungsgemäß entfernt wird, und was geschieht mit dem ungesicherten Naturkorken bei Überdruck? Wer sichert den Duschkopf im Brausebad, dass er nicht falsch ab- und auch fachmännisch wieder aufgeschraubt wird? Dem menschlichen Erfindungsgeist sind keine Grenzen gesetzt, und dem Masturbateur ist nichts zu schwör, wie mein Freund Daniel (die Düse) D. aus E. immer zu sagen pflegte. Darum muss vor Billigprodukten aus dem asiatischen Raum gewarnt werden. Unter Produkthaftungsgründen kann der erfahrene Verwender verlangen, dass für Cyber-Masturbanten ein gut sichtbarer Warnhinweis „geprüfte Masturbationstechnik Made in Germany“ auf allen Haushaltsgeräten angebracht wird? Der TÜV (Technischer-Überwachungs-Verein) muss endlich in die Pflicht genommen werden, und zum Beispiel auf geordnete Inspektionen der verwendbaren Hilfsmittel bestehen.
Nur am Rande erwähnenswert ist, dass neueste wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig belegen, dass Cybersex-Masturbation, entgegen der früher gern gepredigten Lehrmeinung, nicht zu verstärkter Akne-Bildung führt, und Brillenträger keine exzessiven Masturbanten sind. Nach einer amerikanischen Studie mit mehr als 30.000 Probanden scheint festzustehen, dass häufige Masturbation, oder die Ersatzhandlung Geschlechtsverkehr, offensichtlich vor Prostatakrebs schützen. Die Untersuchung, die von Forschern des National Cancer Institute in Bethesda über einen Zeitraum von acht Jahren durchgeführt wurde, war gibt einer Untersuchung australischer Forscher Recht. Diese war ebenfalls zum Schluss gekommen, dass häufige Ejakulation vor Prostatakrebs schütze. Demnach entwickelten Männer, die rund 21 Mal im Monat ejakulierten, um ein Drittel seltener Prostatakrebs als die Referenzgruppe, die etwa vier bis sieben Mal im Monat einen Samenerguss hatten. Wenn man die Sexmüdigkeit vieler deutscher Ehepaare berücksichtigt, lässt das nur einen Schluss zu. Masturbation im kleinen und größeren Kreis muss staatlich gefördert werden. Nur dann kann Masturbation auch direkte Beitragssenkungen der Krankenkassenbeiträge bewirken. Eine Masturbationsunfähigkeitszusatzversicherung (MUZ) mit anschließender Heilbehandlung und Wellness-Wochenende könnte eine sinnvolle Bereicherung sein, für die jede(r) beruflich engagierte und verantwortungsbewusste Cybersex-Masturbant(in), immerhin rund 90 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, gern einen Beitrag bezahlt.
Doch nur mit wirksamer Öffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung der Industrie und des Gesetzgebers kann der breiten Masse der Steuerzahler dieser schwierige Themenkomplex nahe gebracht werden. Masturbation muss heraus aus der Illegalität und Anonymität, durch Aufklärung hin zu mehr Offenheit. Nur durch verbands- und vereinsmäßige Organisation kann Masturbation zur sportlichen Massenbewegung werden. Masturbation darf nicht nur den Besserverdienenden vorbehalten sein, die sich den Gang ins Sportstudio leisten können.
Die Gründung eines Dachverbands für aktive Masturbant(innen) ist dringend anzuraten. Als Namen empfehle ich „MCM“ (Masturbations-Club-Mönchengladbach). Um Verwechslungen mit einem bekannten Münchener Schickeria-Beutelhersteller (Muschi-Club-München) zu vermeiden, ist eine klare Abgrenzung durch bundesweite, werbliche Unterstützung zu empfehlen. Denn ohne regelnde Institutionen ist keine Ordnung möglich. Eine Zertifizierung nach DIN-Norm erscheint mir sinnvoll, da Masturbation zwar seit vielen tausend Jahren praktiziert, aber es immer noch sehr große Unterschiede in der technischen Handhabung gibt. Überliefert ist, dass die alten Römer (und Römerinnen) stets die linke Hand (die Isishand) benutzten, die darum auch sinistra manus (linke Hand) oder pelex laeva (linke Freundin) genannt wurde. Ob sich daraus ableiten lässt, dass in jedem Parlament die Konservativen rechts, und die Fortschrittlichen links sitzen, ist noch nicht abschließend geklärt, aber die demnächst anstehenden Wahlen werden Klarheit bringen. Fraglich bleibt, ob die größten Macher im Bundestag (MdB) auch erfolgreichere Masturbanten, oder aktive Mitglieder im gleichnamigen Verein der Berufsmasturbanten (MdB) sind. Aber eines ist gewiss, ohne gesetzliche Regelungen und einer starken Lobby ist dem Cybersex-Masturbationswildwuchs nicht beizukommen.
Auch die Kirchen aller Glaubensrichtungen sind gefordert. Vielleicht wurdest auch du von deinem Religionslehrer mit gefalteten Händen eindringlich gewarnt. „Ich flehe euch an, meine jungen Freunde: Bringt nicht eure unsterblichen Seelen durch ein Vergnügen in Gefahr, das, wie man mir glaubhaft versichert, nicht länger als ein dreiviertel Minuten dauert“, wie ich anlässlich einer Predigt eines Geistlichen vor Studenten im englischen Oxford erfahren durfte.
Vermutlich hat der Geistliche in der Bibel gelesen, und genau so wie ich, zwar jede Menge sexuelle Varianten gefunden, aber keinen Hinweis wie man richtig masturbiert. Auch der biblische Onan konnte mir keinen qualifizierten Rat geben, weil er unmittelbar nach seinem Coitus interruptus mit seiner Schwägerin, ohne weitere Worte verschied. Nur eines ist eindeutig bewiesen. Onan ist nicht der Erfinder der Masturbation, und die auf öffentlichen Plätzen stehenden Ehrenmale für sein angebliches Lebenswerk sind Fälschungen.
Darum fordere ich, dass Cybersex, Masturbation und Orgien den Platz in der Gesellschaft bekommt, der dieser Massenbewegung zusteht.
Leider hat die Familienpolitik bis heute versagt und nicht vor sexuellen Missständen in den Ehen gewarnt. Es gilt sogar als gesichert, dass die einsame Masturbation oft eine heimliche Koexistenz mit dem Geschlechtsverkehr in der Beziehung führt. Mir wurde von einem Sir Peter Graham-Moon aus London berichtet, der einen 45.000 engl. Pfund Schaden erlitten hatte, als seine Frau ihm die linken Ärmel von 32 Maßanzügen abschnitt. Mrs. Graham-Moon war von seinem sexuellen Desinteresse an ihrer Person so genervt, dass ihr zu der Schnittaktion nur die Worte: „Onanierer brauchen nur einen Arm“ einfielen. Die Kosten für die Wiederbeschaffung der teuren Maßanzüge hatte sie bei Ihrer voreiligen Aktion nicht bedacht. Ihr Anteil aus der gescheiterten Ehe wurde genau um diesen Betrag geschmälert.
Aber auch die engagierten Masturbantinnen müssen die Verantwortung für ihre Liebe und Ehe allein und ohne familienpolitische Hilfe tragen. Qualifizierter Rat ist gesucht. Denn „bei der Masturbation fallen dann die ganzen Erwartungen, das anstrengende Drumherum weg“, wie die TAZ schon im Jahr 1997 schrieb. Falsch ausgeübt, kann Masturbation zu einem verhängnisvollen Trend werden und manche Ehe scheitern lassen. Denn „inzwischen ist die Konzentration auf Mittel zur Belebung der Ehe ganz eindeutig zu Gunsten von Artikeln zurückgegangen, die sich zur Masturbation eignen.“ (Zitat: Die Welt 2001). Aber das ist seit vielen Jahren bekannt. Schon Sigmund Freud hat darauf hingewiesen, dass „Masturbation nachweislich den Charakter durch Verwöhnung verdirbt. Indem sie bedeutsame Ziele mühelos, auf bequemen Wegen, anstatt durch energische Kraftanstrengung erreichen lehrt“ (Aus „Die kulturelle Sexualmoral und die moderne Nervosität.“ 1908, Gesammelte Werke, Band 7, Seite 143).
Die Fakten zusammenfassend muss man nüchtern konstatieren, dass Cybersex und Masturbation zwar praktisch und bequem im Netzwerk, aber in der Ehe unterlassen, der Figur schadet.
Aber das sind noch nicht alle Aspekte dieser gigantischen Massenbewegung. Einer Studie der Berliner Uniklinik Charité zufolge übertreiben es derzeit bis zu 500.000 Menschen in Deutschland gewaltig. Cybersex und Masturbationsnetzwerke können zur Sexsucht führen, die ebenso qualvoll wie etwa Spiel- oder Kaufsucht verläuft. Sie zerstört Existenzen, zerrüttet Familien und führt zu Straftaten. Die Suchtkarriere beginnt nach Angaben der Psychiater wie andere Abhängigkeiten auch. Die Kranken wenden immer mehr Zeit und Energie für ihre Befriedigung auf, ohne diese aber wirklich zu erreichen. Die Patienten verlieren nach und nach die Kontrolle über ihr Verhalten. Exzessive Cybersex-Netzwerker verlieren ihren Arbeitsplatz und der soziale Abstieg beginnt. Behandlungen und Resozialisierungsmaßnahmen sind schwierig und können sich über Jahre hinziehen.
Nur rechtzeitige Aufklärung hilft. Denn Masturbation braucht nicht mit Schuldgefühlen beladen zu sein, kann aber eintönig werden und einsam machen, wenn sie als rein mechanische Stimulation der Genitalien zum Zweck des schnellstmöglichen Orgasmus ausgeführt wird (Zitat aus der ZEIT 1998).
Daraus kann man ableiten, dass auch der Seminar- und Weiterbildungsmarkt boomen müsste. Viele tausende neuer Arbeitsplätze könnten, sofern staatliche Förderprogramme konsequent in Anspruch genommen werden, in naher Zukunft entstehen. Ist Masturbation nur als zen-buddhistische Übung vorstellbar? (Zitat: Süddeutsche Zeitung 2001). Ganz im Gegenteil: „Mehr Selbstbewusstsein durch Masturbation“ (Zitat: TAZ 1996) ist die Botschaft, die auch der Buchhandel gern hört.
Du zögerst? Geht nicht, gibt’s nicht – Du bist Deutschland. Ich fordere Autofellatio und Autocunnilingus für Jedermann (oder jede Frau). Denn außer dem Trainingsaspekt kann die Masturbation dem weiblichen Wesen weitere Vorteile verschaffen. (Zitat: TAZ 1993)
Abschließend fordere ich: Unterstützt unsere deutsche Wirtschaft. Zurück zur guten alten, ehrlichen Handarbeit Made in Germany.
Zum Schluss meines erschütternden Berichts bleibt mir nur noch eine alte Handwerkerregel aus einem Abreißkalender von 1973: „Tue das Gute mit der Hand, und nicht mit dem Mund“ (oder andersrum).
Dein (vielleicht einziger) Freund
Verehrte Leserin, lieber Freund. Was ich hier, auf diesen wenigen Seiten geschrieben habe, stammt aus meiner privaten Schreib-Werkstatt. Ich habe es mir in langen, einsamen Nächten, im Schein einer Glühlampe, oft frierend, hungrig und durstig, ausgedacht.
Vielleicht denkst du: „Das ist doch alles dummes Zeug. Das stimmt doch nicht. Das kann doch niemals so geschehen sein, was der da geschrieben hat ...“
Du hast recht, es stimmt nicht und es kann nicht stimmen. Obwohl, manches ist tatsächlich so geschehen. Darum schüttle nicht gleich mit dem Kopf, wenn es bei dir ein bisschen anders ist. Oft ist das ist nur eine Laune des Zufalls. Wenn du aber sagst: „Das ist es. Das muss ich Werner (oder wem auch immer) schicken, dem Blödmann!“ dann fühle ich mich reichlich belohnt ...
Übrigens: Falls du es noch nicht bemerkt hast, das Zitat ist frei nach Kurt Tucholksky
Texte: Raoul Yannik
Bildmaterialien: Raoul Yannik
Lektorat: Amélie von Tharach
Übersetzung: Amélie von Tharach
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Astrid W. aus O. und Amélie von T. aus E.