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Emotionale Konditionierung, oder "wie trainiere ich meine Frau?"

„Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.

Ein Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs.

Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut.“

 

Kurt Tucholsky (1890 bis 1935)

Deutscher Journalist und Satiriker

 

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Geschlagen aber nicht gebrochen. Immer auf der Flucht und verfolgt von fanatisierten Lesben, geschmäht von zwangsempörten Lyrikerinnen und deren Schranzen - mit lädiertem Ruf und geschundenem Leib bin ich wieder bei euch. Ich euer aufrechter Raoul – der unerschütterliche Mahner im alltäglichen Diskriminierungssumpf.

Wahrlich ich sage euch: Hier stehe ich, der einsame Rufer in der zum literarischen Einheitsbrei verkommenen Wüste, und ich kann nicht anders.

Mit blickdichten Strickstrumpfhosen gewürgt und meine blutenden Wunden leckend öffne ich mein wöchentlich erscheinendes Nachrichtenmagazin, und was muss ich zum Jahresende 2010 lesen? Mann und Frau spielen nur eine andressierte Rolle,[1] und ich lese auch von Zwangsheterosexualität, die den modernen Mann zu dem Männchen gemacht hat, das er heute ist.

Das gibt mir zu denken, und plötzlich existiert mein Problem - schreiben oder schweigen? - nicht mehr. Das was geschrieben werden muss, muss ohne die Angst vor Repressalien auch notiert und frei und offen gesagt werden können.

Du siehst, nicht nur du und die gutverdienenden Mittelschicht sind betroffen, auch mich hatte die brutale Diktatur des Gender-Mainstreams volle Kanne an den grande cochones erwischt.

Mein Freund, du musst nicht traurig sein. Ich habe es überwunden. Auch für mich gab es mal eine Zeit, es ist schon sehr lange her, da war ich zu nachgiebig und unfähig meine Autorität durchzusetzen. Mit Stolz trug ich mein Crema-Schnäuzerchen, und kurzentschlossen zerbrach auch ich die längste und härteste Praline der Welt, nur um bunte Papierfliegerchen zu basteln – so wie es mir von der Werbung als gut und politisch korrekt suggeriert wurde. In meiner Erinnerung höre ich es immer noch, das Getuschel und die kleinen spitzen Bemerkungen hinter meinem gebeugten Rücken. Damals sagte man mir nach, dass ich zwar freundlich im Herzen, jedoch unfähig wäre, meinen Wünschen Gehör zu verschaffen. In dieser Zeit ähnelte meine, die mich doch lieben sollende Ehefrau, einem verzogenen Kind. Aber diese Zeiten sind schon lange vorbei. Heute ist nicht nur mein Leben viel erfüllter, auch die Liebe ist mehr als nur zufriedenstellend geworden.

Warum ich dir, dem zwangsstrukturierten Mann und zum Versorger degradiertem Anhängsel deiner Familie, solche Belanglosigkeiten erzähle? Schau auf die Uhr. Es ist 19:36 Uhr und es sind noch achtzehn Minuten. Uns bleibt noch genügend Zeit, bevor ich ein gut gezapftes und vorschriftsmäßig gekühltes Pilsbierchen serviert bekomme.

Was höre ich da? Du musst von deinem Schemel aufstehen? Du musst dir dein Bier, für dessen Erwerb du im Schweiße deines Angesichtes malocht hast, noch selbst aus der Küche holen? 

Dein Schicksal tut mir in der Seele weh. Du kannst es mir glauben, dein Leid ist auch mein Leid, und ich, dein Freund Raoul kann mit dir fühlen. Früher, vor langer Zeit erging es mir wie dir. Aber das ist nur noch die Erinnerung an ein dunkles Kapitel meiner Vergangenheit.

Möchtest du erfahren wie ich diese schwere Lebensphase überwinden konnte? Gedulde dich einen kleinen Moment, mir werden gerade die bequemen Slipper gebracht.

„Danke lieber Schatz, du bist die Allerbeste. Ich liebe dich …“

Bitte entschuldige die kleine Unterbrechung. Jetzt bin ich wieder bei dir.

Du bist neugierig, warum ich wieder mit geradem Rücken in meinem bequemen Sessel relaxen kann?

Bist du auch bereit zu hören und zu lernen, damit du später einmal lehren kannst? Dann komm doch etwas näher. Das was ich dir jetzt erzähle, ist nur für deine Ohren bestimmt.

 

Es war einmal vor einigen Jahren. Durch einen glücklichen Zufall, Viola, meine beste und nicht zu dünne Zweitfreundin, wollte mich mit einem hübsch verpackten Mitbringsel intellektuell beeindrucken, bekam ich ein leidlich abgegriffenes, dünnes Buch geschenkt.[2] Ob und was sie sich dabei gedacht hat, weiß ich nicht. Vermutlich war es ein sogenanntes „Verlegenheitsgeschenk“ für einen unbedeutenden Anlass, denn die deutlichen Gebrauchsspuren am Buchdeckel waren nicht zu übersehen. So wie ich Viola kenne, hatte sie das Buch ungefragt aus Werners Bücherschrank an sich genommen, um mich mit einer kleinen und dazu kostengünstigen Gabe zu überraschen. Lange stand das schmale Büchlein zwischen vielen anderen, die ich irgendeinmal in ferner Zukunft lesen wollte, in meinem schon immer etwas instabilen Ikea-Regal.

Du siehst, mein bildungshungriger Vorsatz war da, aber bevor ich symbolisch zur Tat schreiten und tatsächlich lesen wollte, erschienen mir mehrere Details bemerkenswert Mitteilungswert:

 

  1. Werner hatte in dem Buch geblättert und es sogar einmal, wenn nicht sogar häufig gelesen. Das konnte man an den markanten Gebrauchsspuren deutlich erkennen.

 

  1. Viola hatte das Buch nicht gelesen.

 

Zu meiner intellektuellen Schande muss ich gestehen, anfangs habe ich das Büchlein auch nicht mit der gebührenden Achtung beachtet, denn es kam von Viola und Violas Geschmack bezüglich Kunst, Kultur und Literatur ist nicht der meine. Aber Viola hat andere Vorzüge, auf die ich an anderer Stelle noch ausführlich eingehen werde.

Eines Tages, es muss in der Zeit gewesen sein, in der brave Männer ihr Wochensoll erfüllt und den Hausputz angehen, also beim Zwangsaufräumen und einer meiner vielen untauglichen Versuche, in meine Buchsammlung so etwas wie systemische Ordnung zu bringen, fiel mir das Buch wieder in die Hände. Zuerst gelangweilt begann ich darin zu blättern. Wie einem geheimnisvollen Zwang folgend, musste ich mich auf den einzigen freien Stuhl in meinem kargen Zimmerchen setzen. Ich begann fasziniert zu lesen. Alles um mich herum, der Staub, das Chaos, der Abwasch und die noch zu füllende Constructa wurden unwichtig. Jede Silbe, jedes Wort und jeder Satz in dem kleinen Buch waren wie geballte Offenbarungen. Minuten vor dem Morgengrauen, es war wie eine aufziehende Erleuchtung in finsterer Nacht, sah ich es vor mir. Ich hatte durch einen Wink des Schicksals die streng gehüteten Geheimnisse einer untergegangenen Kultur entdeckt. Ich, der zukünftige Bewahrer des Guten und Reinen hielt sie in meinen zitternden Händen, die jahrtausendealte Macht der Emotionalen Konditionierung. Ein Kapitel hat mich besonders bewegt. Dir mein Freund möchte ich es nicht vorenthalten, denn es kann sein, dass das uralte Wissen über die korrekte An- und Verwendung von Emotionaler Konditionierung dein Leben grundlegend verändern wird.

 

Du weißt nicht, was das ist? Du hast noch nie von Emotionaler Konditionierung gehört? Das weiß ich, denn du musst dein Bier noch selber holen. Aber das wird sich ändern, denn ich bin jetzt bei dir.

Emotionale Konditionierung hat seinen Ursprung in den  Überlieferungen eines weisen Mannes, der vor mehr als zweitausend Jahren im alten China gelebt hat.[3]

Die Geschichte, die ich dir jetzt erzähle, handelt von einem König, der eines Tages, vielleicht durch einen Zufall, oder durch göttliche Fügung, wir wissen es nicht, die Schriften des weisen Mannes in die Hände bekam. Am Anfang las er mehr gelangweilt, aber es dauerte nicht lange, und die Zeichen entfalteten ihre magische Wirkung. Er kam nicht mehr davon los. Der Morgen graute schon, als er auf der letzten Seite des Buches angekommen war. Der König rief seine Diener, die ob der durchwachten Nacht noch ziemlich müde waren, und befahl, dass man im ganzen Land nach dem weisen Mann, dem Autor des Buches suchen und ihn unbeschadet aber schnellstens zu ihm bringen solle. Reiter schwärmten in seinem riesigen Reich aus und endlich war der Verfasser der Schriften gefunden. Die Aussicht auf Ruhm und Ehre, oder bei Weigerung auf ein arg befristetes Leben in feuchten Folterkellern, machten ihn gefügig, und eines Tages wurde der weise Mann dem schon ungeduldig wartenden König vorgeführt. 

Der König betrachtete seinen klugen Untertan nachdenklich. Dann sprach er zu ihm: „Weiser Mann, du scheinst ein schlaues Köpfchen auf deinen Schultern zu tragen, und ich nehmen an, dass du dich mit deinem Kopf unter dem Arm nicht wohlfühlen wirst.“

 Der weise Mann antwortete mit fester Stimme: „Mein König, das mag wohl stimmen.“

Der König runzelte die Stirn, denn er war es nicht gewohnt, dass man ihm antwortete ohne aufgefordert zu werden. Doch er sprach weiter: „Ich habe deine Schriften sehr sorgfältig studiert. Sag mir, sind deine Theorien nur die Hirngespinste eines alten Zausels, oder kannst du die Wirkung deiner Behauptungen auch beweisen?“

Der weise Mann erwiderte ohne zu zögern: „Mein König, das kann ich.“

Der König sah ihn zweifelnd an und fragte weiter: „Wir werden dich prüfen, und darum habe ich eine besondere Aufgabe für dich. Kannst du deine Theorien auch an meinen Frauen demonstrieren?“

Wieder stimmte der weise Mann zu und der König befahl, dass man seine hundertachtzig schönsten Frauen aus den Gemächern holen und auf dem großen Platz vor dem Palast versammeln solle. Als dies geschehen war, deutete der König auf die kichernde und schwatzende Schar und sprach: „Beweis es, und ich werde dich mit Reichtümern überhäufen. Aber wenn du mich enttäuschen solltest, wird dein Kopf so lange auf einer Stange in der Sonne schmoren, bis du einen hübschen Sonnenbrand auf deiner Glatze bekommst.“  

Der weise Mann lächelte und sprach zum König: „Mein König, damit ich einen unumstößlichen Beweis der Wirkung meiner Theorien erbringen kann, gebt mir für einen Tag die unwiderrufliche Befehlsgewalt über eure Frauen.“

Der König überlegte einen Moment und kam dann, gütig und sanft wie er war, der Bitte nach. Daraufhin ging der weise Mann zu den hundertachtzig Frauen und teilte sie in zwei gleiche Gruppen auf. Er gebot der einen Gruppe auf die linken Seite des Platzes zu gehen, und der anderen Gruppe auf die rechte Seite. Als dies geschehen war, und die kichernden Frauen sich auf dem zugewiesenen Platz versammelt hatten, rief er zum König, der mit seinem Gefolge und den Hofschranzen das Geschehen beobachtete: „Herr, nennt mir die zwei Frauen, die euch am liebsten sind.“

Der König musste nicht lange überlegen und deutete auf die beiden Jüngsten und Schönsten, die mit den glutäugigsten Augen und den gefälligsten Körpern. Der weise Mann gebot den Frauen vorzutreten. Dann sprach er zu ihnen: „Ihr seid auserwählt. Darum werdet ihr nun meine Generäle. Jede von euch wird eine Gruppe anführen. Du die linke, und du die rechte. Gehet nun zu euren Armeen.“

Dann ließ er an die Frauen Schwerter und Äxte verteilen. Nicht nur die zwei Lieblingskonkubinen des Königs, auch die die hundertachtundsiebzig anderen Frauen kicherten hinter den vorgehaltenen, mit Gold und Jade geschmückten Händen.

Der weise Mann ließ sich nicht irritieren. Er sprach mit sanfter Stimme zu ihnen: „Ich nehme an, dass ihr Frauen mit Bildung seid und den Unterschied zwischen vorne und hinten, und rechts und links kennt?“

Die Mädchen giggelten und tuschelten und machten allerlei Scherze, so wie es bei unerzogenen Frauen seit Jahrtausenden üblich ist. Dann sagte eine der Lieblingskonkubinen, die mit den langen seidenglänzenden, schwarzen Haaren: „Ja, wir kennen den Unterschied.“

Der weise Mann war mit der Antwort zufrieden und sprach zu den neunundachtzig Frauen auf der linken Seite des Platzes: „Diese Frau ist jetzt euer General. Wenn sie euch sagt; Augen geradeaus, dann blickt ihr nach vorne. Wenn sie sagt; Links um, dann dreht ihr euch nach links. Und wenn sie euch den Befehl; Rechts um, gibt, dann müsst ihr euch nach rechts umdrehen. Habt ihr das verstanden?“

Die Mädchen auf der linken Seite des Platzes nickten und kicherten vor sich hin. Dann riefen sie mit glockenheller Stimme: „Ja, wir haben verstanden.“

Als damit die Befehle erklärt waren, ließ der weise Mann die Trommeln schlagen und gab der Anführerin der Gruppe auf der linken Seite den Befehl: „Rechts um.“

Doch die Lieblingskonkubine des Königs brach nur in Lachen aus und gab den Befehl nicht weiter. Die neunundachtzig Mädchen auf der linken Seite, und die neunundachtzig auf der rechten Seite tuschelten miteinander und machten allerlei Unsinn und Faxen hinter dem Rücken des weisen Mannes Rücken.

Auch der König, der das Schauspiel von der Terrasse des Palastes beobachtet hatte, war wegen dem farbenfrohen Durcheinander amused. Zwischen einem Schluck kühlem, chinesischem Bier machte er allerlei Scherze mit seinem Gefolge. In Gedanken spielte er mit dem Kopf des weisen Mannes Fußball, am Abend und vor dem Zubettgehen.

Aber der weise Mann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sagte geduldig zu seinen frisch gekürten Generälen: „Vielleicht waren meine Kommandoworte nicht klar und deutlich. Darum trifft mich die Schuld.“

Er gab wieder den Befehl: „Links um.“

Aber es war vergeblich. Die Generäle und auch die Mädchen der Armeen kicherten und bewegten sich nicht.

Da sagte er zu den Mädchen: „Wenn meine Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden werden, dann trifft mich die Schuld. Doch wenn meine Befehle klar sind und dennoch nicht befolgt werden, dann ist es die Schuld der Generäle.“

Darauf gab er den Befehl, die erste Lieblingskonkubine des Königs unverzüglich zu enthaupten.

Der König sah das Geschehen mit Entsetzen. Sofort schickte er seine Diener mit einer Botschaft zu dem weisen Mann.

„Weiser Mann, Wir sind zufrieden mit deinen Theorien. Wenn Wir dieser Konkubine beraubt werden, wird das Essen und Trinken den Geschmack verlieren und das Leben wird freudlos und grau. Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet wird.“

Der weise Mann erwiderte geduldig: „Nachdem Eure Majestät einen Beweis der Wirksamkeit meiner Theorien befohlen hat, kann ich dem Wunsch Eurer Majestät nicht folgen, solange ich nicht den unumstößlichen Beweis für die Wirksamkeit meiner Theorien erbracht habe.“

Seinen Worten getreu ließ er die erste Lieblingskonkubine, die die linke Gruppe befehligt hatte, enthaupten. Dann ernannte er die nächstliebste Konkubine des Königs zur Anführerin der Gruppe auf der rechten Seite des Platzes (vom Thron des Königs aus betrachtet).

Die Trommel wurde wieder geschlagen, und siehe da, die Mädchen machten alle befohlenen Schritte. Sie drehten sich nach rechts oder nach links, marschierten geradeaus oder machten kehrt, knieten oder standen, und alles mit höchster Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, und keine wagte, auch nur einen Mucksmäuschen-Laut von sich zu geben.

Nachdem alles geschehen war, schickte der weise Mann dem trauernden König eine Botschaft: „Herr, überzeugt euch nun von der Wirksamkeit meiner Methoden. Eure Frauen sind jetzt richtig ausgebildet. Sie halten Disziplin und sind bereit für die Inspektion durch Eure Majestät. Sie können zu jedem Zweck eingesetzt werden, den Ihr im Sinn haben mag. Fordert sie auf, durch Feuer, Wasser und Schmutz zu gehen, und sie werden sich nicht weigern.“

Der König sah mit Tränen in den Augen, dass es der richtige Weg war. Bis zu seinem Tod befolgte er buchstabengetreu die Worte und Schriften des weisen Mannes und er schuf ein großes Reich. Aber die einfachen Regeln gerieten in Vergessenheit. Im Jahr 473 v. Chr. wurde das Königreich von Feinden überrannt, alle männlichen Bewohner getötet, die Frauen geraubt und das Reich ausgelöscht.

Damit schließe ich meine lehrreiche Geschichte und meinen Bericht, den ich dir – nun ja fast wortgetreu aus dem kleinen Buch vorgelesen habe. 

 

Wegen der Brisanz dieser jahrtausendealten Schriften, die in geheimen Archiven des CIA und des Vatikans unter Verschluss gehalten wurden, ist es nur verständlich, dass nur wenige Eingeweihte mit Emotionaler Konditionierung verantwortungsbewusst umgehen können, denn sie gehört ausschließlich in berufene Hände. Einem kleinen Kreis interessierter und moralisch gefestigter Leser möchte ich mit diesem Text die wohl in einem Menschenleben einmalige Chance geben, meine Entdeckung ausgiebig auf Alltagstauglichkeit zu testen.

 

Lieber Freund, möchtest du ein angenehmeres Leben? Findest du auch, dass dir jetzt, in der zweiten Hälfte deines Lebens, endlich die verdiente Liebe und Verehrung zusteht? Bist du so klug wie der König mit seinen Frauen und besitzt du den Mut, auch das Undenkbare zu denken und dann meine Theorien in der Praxis zu testen?

Nur wenn du diese Fragen mit einem freudigen Ja beantworten kannst, ist es dir erlaubt, meine Schriften zu studieren.

Falls du zu diesem elitären Circle gehören möchtest, erfährst du jetzt mehr über das von mir erfundene System der Emotionalen Konditionierung (EK). Es ist die konsequente Weiterentwicklung der Theorien des weisen Mannes. Doch zuvor möchte ich dir einen eindringlichen Warnhinweis ans zaudernde Herz legen: Die Macht ist nur mit dir, wenn du meine Strategie bis ins kleinste Detail verinnerlichst und befolgst. Jede Abweichung und jedes Zögern verhindert den Erfolg. Falls du von Zweifeln befallen wirst, was vollkommen normal ist, dann hilft dir ein kleiner Trick. Denk an einen König, der in einem bequemen Sessel auf der Terrasse seines Palastes sitzt und ein kühles Bier trinkt. Das hilft.

 

Emotionale Konditionierung (EK) basiert auf der Erkenntnis, wie und wann man eigenes Verhalten, verbunden mit tief empfundener Emotionalität, gezielt einsetzt. Das Verhalten von Anderen, vorwiegend der störrischen Lebensgefährtin, und oft auch der Geliebten, am besten beiden zusammen, soll sich so entwickeln, wie man es gerne hätte. Das klingt zunächst einfach, aber ich hatte in der Testphase einige Schwierigkeiten zu bewältigen. Das System des weisen Mannes konnte man nicht so ohne weiteres auf heutige, unsere aktuellen Verhältnisse umsetzen. Hundertachtzig Freudenmädchen stellten mich sowohl vor gigantische logistische, wie auch finanzielle und unlösbare, räumliche Probleme. Moderne Neubauwohnungen bieten einfach nicht genug Platz.

Auch die Frage der ausgewogenen Dressur im Spannungsfeld von Gesetzgebung, meinen ästhetischen Ansprüchen und der zu erwartenden Sauerei bei der möglichen Zerteilung in der ersten Konditionierungsphase blieb lange Zeit ungelöst. Die damalige Lebensgefährtin war zwar mit Kopf gerade noch erträglich, aber ohne Kopf, proportional gesehen, doch sehr unschön. Da auch die Anwendung von scharfen Schwertern von den Behörden heutzutage nicht sehr gern gesehen wird, musste ich andere Wege der Disziplinierung suchen. Nach vielen Versuchen habe ich den ultimativen Königsweg gefunden.

 

Moderne EK beruht auf einem ausgewogenen Verhältnis von intelligentem Lob, rituellem Gewöhnungseffekt mit vorausschauendem Denken, und strategisch platziertem Tadel. Bei Kindern kann man diesen Effekt sehr anschaulich beobachten. Wenn man den Kids mit Nachdruck und einem kleinen Bonbon sagt, wie ordentlich und sauber sie sind, werden sie es nach mehrmaligem Wiederholen auch werden. Die Super-Nanny im Privatfernsehen macht es dir gern vor, denn sie lebt davon. Auch im Beruf ist das Phänomen im Spannungsfeld von intelligentem Lob und mehr Leistung alltäglich. Belobigungsurkunden bewirken wahre Wunder, oft mehr als schnöde Gehaltserhöhungen. Lob freut den Menschen und stachelt seinen Ehrgeiz an, es beim nächsten Mal noch besser zu machen um noch mehr Lob und weniger Geld zu bekommen.

 

Vollkommen gegensätzliche Ergebnisse erzielt man mit Befehlen. Der Befehlsempfänger (in meinem Beispiel die Empfängerin) versucht sich dem Druck zu entziehen, oder macht genau das Gegenteil und wendet sich ab. Die Folge ist ein Tadel wegen un- oder schlecht ausgeführter Anweisungen. Tadel ist für die Empfängerin unangenehm und Unangenehmes möchte man vermeiden. Die Konsequenz ist ein trotzig bockendes Weib mit einem Hang zu unkontrollierbaren Reaktionen.

Fassen wir zusammen: Zur Wirksamkeit von EK gehört unabdingbar eine subtile Form des Lehrens und unbewussten Lernens.

 

EK hat, und das ist besonders heimtückisch, bereits viele Lebensbereiche erfasst. Doch du kannst beruhigt sein. Die meisten Menschen sind unwissend und darum dem System hilflos ausgeliefert.

Zum Beispiel die Werbung: Jeder kennt die Botschaften, die mit offenem Lob und gut versteckter Drohungen zum Kauf verleiten. Mit zwei Beispielen möchte ich die Wirkung von subtiler EK verdeutlichen.

Mit einem Millionen-Werbeetat ist es den Waschmittelherstellern gelungen, mitten im Leben stehenden und durchaus intelligenten Frauen zu suggerieren, sie seien nur dann besonders gute Hausfrauen, wenn die Wäsche besonders weiß ist. Um ein Lob zu bekommen, muss die aufmerksame und gute Hausfrau die Wäsche mit einem ganz bestimmten Weißmacher behandeln. Gleichzeitig wird auch noch das Haushaltsgeld gespart, weil Megaperls besonders sparsam sind, was den Haushaltsvorstand erfreut und zu weiterem Lob führt.

Die einfache Botschaft lautet: „Du bist nur dann eine besonders gute, weil reinliche und sparsame Hausfrau, wenn du besonders weiße Wäsche hast, und du bist eine ziemlich schlechte und verschwenderische Asi-Schlampe, wenn deine und die Wäsche deines Mannes grau ist (was niemand will) und du die paar Flecken nicht raus kriegst, was ja wohl ein Kinderspiel ist, wenn du dich nur ein kleines bisschen mehr anstrengen würdest.“

Schokolade für Kinder wird seit Jahrzehnten erfolgreich mit dem Zusatz „viel Milch und wenig Kakao“ verkauft und suggeriert den Eltern, dass sie mit viel Milch die von Kühen mit prallen Eutern, die auf saftigen Almwiesen gesundes Grünzeug kauen, auf die Gesundheit ihrer Kinder achten, und dennoch dem quengelnden Nachwuchs eine besondere Schleckerei gönnen können. Wenig Kakao bedeutet, dass keine armen Bauern in Bolivien für einen Hungerlohn Kakao an dekadente Mitteleuropäerkids liefern müssen, was die ja auch nicht machen, weil die mit dem Anbau von allerlei Dope bereits reich geworden sind. Wenn die Eltern sich dem Druck der Werbung verweigern, sind es schlechte Eltern, die den Kids gesundheitlich schaden. Um das Gewissen zu beruhigen ist es besser, gleich zwei zu nehmen, denn „nimm Zwei“ ist doppelte Gesundheit, und doppelt hilft bekanntlich auch besser.  

Hast du das System verstanden? Der geheime Wirkstoff von EK ist das zu erwartende Lob für Gehorsam. Die Wirksamkeit wird durch ständige Wiederholungen (der gesprungene Schallplatten-Effekt) so lange verstärkt, bis die Botschaft unauslöschlich im Unterbewusstseinschip der modernen Frau angekommen ist.

Was lernen wir daraus? Eine einmalige Wiederholung ist wirkungslos. Nur mit der Zahl der Wiederholungen wächst bei der Empfängerin die Bereitschaft die EK-Botschaft zu verinnerlichen, als richtig zu akzeptieren und brav danach zu handeln.

 

Wie man den EK-Effekt äußerst wirksam in einer Beziehung einsetzen kann, möchte ich an einem Beispiel, mit Hilfe von Logik und gesundem Menschenverstand darstellen. Gemeinsam werden wir jetzt die entscheidenden Punkte herausfinden und eine konkrete Vorgehensweise zur gezielten An- und Verwendung im Alltag festlegen.

Nehmen wir einmal an, dass deine junge Frau - nein nehmen wir als Beispiel an, dass du seit einigen Monaten einen kleinen, aber ziemlich ungezogenen Hund besitzt. Er (es ist ein Weibchen) springt durch die Gegend, läuft jedem struppigen Straßenköter hinterher, ist laut, macht allerlei Unsinn und verschmutzt die Couchgarnitur und die Wohnung. Als toleranter und langmütiger Mensch und Mann kann man das Verhalten mit dem Übermut der Jugend entschuldigen und auch einige Zeit generös darüber hinwegsehen, weil das Ding ja so süß ist. Mit zunehmender Dauer des Zusammenlebens kann das Verhalten aber ziemlich nerven. Früher oder später, wenn die Belastung zu groß und der Gebrauchswert abnimmt, überlegt man sich, ob man die Töle vielleicht ins Tierheim bringt, oder noch besser, an der nächsten Straßenecke aussetzt, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. In diesem Stadium ist es fast schon zu spät, aber höchste Zeit für die erste EK-Trainingsphase. Das funktioniert bei einem verzogenen Beziehungs- oder Ehepartner naturgemäß nicht ganz so einfach, wie bei einem Wuschelhund, aber EK richtig angewendet funktioniert garantiert. Eine einfache Demonstration wird auch dich überzeugen.

Stell dir bitte die folgende Situation vor. Du sitzt verdienterweise, weil in der Position des Geld heranschaffenden Haushaltsvorstands, in bequemer Position in deinem Lieblingsfernsehsessel und es gelüstet dir nach einem kühlen Bier. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Du stehst auf, gehst zum Kühlschrank und holst das Bier, oder du verzichtest. Eigentlich kann man dir Beides nicht zumuten. Dafür gibt es zwei stichhaltige Gründe. Erstens ackerst du dich ab, dass es der Familie gut geht, und zweitens hat deine Ehefrau vor dem Standesbeamten geschworen, Freud und Leid mit dir zu teilen. Das sind gewichtige Gründe und man kann sich und die Partnerin nicht oft genug daran erinnern.

Wenn du nun der geliebten Ehefrau deine kleinen Bedürfnisse mit den Worten: „Schatz hol mir mal ´n n Bier“ mitteilst, wird der Wunsch zwar maulend, eventuell vielleicht oder auch nicht erfüllt.

Mehr Erfolg und Lebensfreude (Wellness) bekommst du, wenn du deinen Wunsch mit strategischer EK verbindest. Das geht so: Nehmen wir an, dass deine angebetete Ehefrau wieder mal in die Küche gehen will, nicht um etwas Leckeres für dich zu kochen, das wäre für einen EK-Novizen eine zu abwegige Vorstellung, sondern um den Kühlschrank zu plündern, den du verehrter Freund und Leser, mit dem Einsatz der Kräfte deines Körpers und deines schwer verdienten Geldes gefüllt hast. Wenn du ein aufmerksamer Beobachter bist, kannst du schnell und leicht feststellen, dass sich hinter dem Gang zum Kühlschrank eine Gesetzmäßigkeit verbirgt. Deine Partnerin versucht, wie jeder vernünftige Mensch, ganz egoistisch ihre kleinen Bedürfnisse zu befriedigen. Diese kleine, aber hoffentlich nicht zu sehr ins Geld und in die Figur gehende Schwäche kannst du nutzen, sofern du mitdenkst und außerdem das Denken für deine Partnerin übernimmst, was empfehlenswert ist.

Vorab solltest du jedoch wissen, dass deine gefräßige Partnerin mit einem latent schlechten, weil durch die Medien und die Werbung figürlich manipulierten Gewissen belastet ist. Oder anders ausgedrückt: Sie sehnt sich intuitiv nach einem flachen Bauch, ohne wochenlang seltsame und schweineteure links- oder sonst wohin drehende Joghurte zu verzehren. Da das weder ohne, noch mit Joghurt gelingen wird, kann man ohne besondere Denkleistung davon ausgehen, dass der unterschwellige Wunsch vorhanden ist, dich mitleiden zu lassen. Die Formel lautet: Geteiltes Leid neutralisiert zunehmende Proportion. Oder anders ausgedrückt: Es fällt ihr leichter, den Wunsch nach einem kühlen Bier, verbunden mit einer gepflegten Präsentation zu erfüllen, wenn die Mühe gering und das schlechte Gewissen wegen der hemmungslosen Fresssucht groß ist. Darum solltest du deinen verständlichen Bier-Wunsch, und zwar bevor deine Gattin aufgestanden ist, um sich zu bewegen, mit der Frage (die eigentlich keine ist): „Süßer Schatz, wenn du in die Küche gehst, bringst du mir bitte auch ein Bier mit“ kombinieren. Diesem Wunsch kann und wird sie sich nicht entziehen, denn der Weg wird ja sowieso gemacht.

Ein vom Herzen kommendes „ich liebe dich“ nach braver Ausführung erhöht den Wirkungsgrad und führt zu dankbarer Hingabe. Du musst nur auf das wedelnde Ende eines Hündchens achten, dem über den Kopf gestreichelt wird, dann verstehst du was ich dir damit sagen möchte.

Du siehst, Emotionale Konditionierung ist ganz einfach, wenn man es richtig macht.

Diese kleine Übung war zunächst einfach, aber noch nicht alles. EK erzielt seine dauerhafte Wirkung nur durch den Gewöhnungseffekt.

Nehmen wir einmal an, dass dir täglich Punkt 19:54 Uhr der Sinn nach einem kühlen Bier steht. Vielleicht, weil du es gewohnt bist, im Fernsehen die Tagesschau um 20:00 Uhr, gemütlich, aber mit der schweren Last deiner Verantwortung für die Familie, und dazu einem kühlen Bier zu sehen. Da nicht anzunehmen ist, dass die Tagesschau wegen dir, auch wenn du ausnahmsweise die horrenden Gebühren bezahlen solltest, eine Ausnahme machen wird, muss die Aktion des pünktlichen Bierholens intern koordiniert und konditioniert werden. Dazu musst du deinen Bierholwunsch so lange kombiniert einsetzen, bis daraus ein unbewusster Reflex wird. Deine Partnerin weiß nach einigen Tagen, dass dir Punkt 19:54 Uhr, nicht früher und keine Minute später, ein kühles Bier zusteht. Der ursächliche Grund des Kühlschankbesuchens, die eigene Fresssucht gerät in den Hintergrund, das Bierholen wird wichtiger, weil ein Lob zu erwarten ist, und dazu das schlechte Gewissen überdeckt wird. Mit zunehmendem, Gewöhnungseffekt, so nach etwa einer Woche kommt das Bier ohne weitere Nachfragen pünktlich um 19:54 Uhr. Deine Partnerin ist emotional konditioniert. Du darfst nur nicht vergessen, auf den Reflex des pünktlichen Bierholens eine wohldosierte, aber gezielt und dem Tagesgeschehen angepasst, emotional variierende und glaubhaft wirkende Belobigung auszusprechen.

Lobe deine Frau über das besonders gut gelungene Essen, auch wenn es ein ekliger Fraß war und gedankenlos die Plastikverpackung der Tiefkühlpizza mit gebacken wurde. Sag deiner Frau wie hübsch sie heute aussieht, auch wenn es unverschämt gelogen ist. Schieb alle möglicherweise aufkommenden Skrupel beiseite, denn es geht um Pilsbierchen und höhere Ziele. Beobachte die Reaktionen und die Stimmungen deiner Versuchsperson. Ist deine Partnerin nicht viel fröhlicher als sonst? Bekommst du dein Bier neuerdings mit einem Lächeln und liebevoll eingeschenkt serviert? Ist dein Eheleben nicht viel glücklicher und bequemer als früher?

 

Die ersten Anfangserfolge sollten dich nicht ermutigen, mit deinen Bemühungen nachzulassen. Der Weg zum EK-Großmeister ist noch weit und steinig. Steigere die täglichen Dressurstunden vom Einfachen zum Schwierigen bis zu ungewöhnlichen Aktionen, die deine Partnerin nicht von dir erwartet.

Die Wirkung des strategischen Lobs kann man durch eine bildhafte Sprache verstärken. Ein Beispiel soll dir den Effekt verdeutlichen: Ein genuscheltes: „Was´n los? Du siehst heute so anders aus“ ist zu wenig und darum für die Erziehung auch unangebracht. Viel besser ist ein emotionaler, vom Herzen kommender Satz, wie zum Beispiel: „Schatz, wenn ich dich so betrachte, mit dem goldfarbenen Bier in der Hand, das so wundervoll zum schimmernden Glanz deiner herrlichen Haare passt, muss ich unwillkürlich an einen üppig blühenden Rosengarten und einen strahlenden Engel, nein, das wäre eine Untertreibung, ich muss an eine strahlende Göttin denken. Ist heute nicht ein herrlicher Frühlingstag. Deine Haare duften wunderbar nach einem frischen Blumenbouquet und ich danke dem Herrgott im Himmel jeden Tag dreimal für seine Güte, dass er mir eine so attraktive und kluge Frau geschenkt hat.“

Lerne den Zaubersatz auswendig. Du kannst ihn beliebig oft, auch über viele Jahre hinweg und in vielen Variationen einsetzen.

Kommt dir das zu dick aufgetragen vor? Probiere es aus und lege noch zwei Briketts drauf. Dann beobachte, wie das Feuer der Hingabe zu lodert beginnt und genieße dein kühles Bier. Du hast es dir verdient.

Für den dauerhaften Erfolg von Emotionaler Konditionierung brauchst du einen Wirkungsverstärker. Darum ist es unabdingbar, dass du deine Beobachtungsfähigkeiten trainierst. Identifiziere die kleinen und alltäglichen Dinge die getan werden müssen, und die üblicherweise routinemäßig, also weitgehend geist- und gedankenlos getan werden. Also zum Beispiel Aufstehen, Zähneputzen, Essen, Trinken, die Wohnung aufräumen, den Tisch von schmutzigem Geschirr befreien und solche Tätigkeiten. Das alles erfordert keine große Denkleistung, und da musst du ansetzen.

Den Wirkungsverstärker der Emotionalen Konditionierung möchte ich dir an einem einfachen Beispiel darstellen. Erinnerst du dich an den letzten Restaurantbesuch? Vielleicht hat es sich so abgespielt:

Sie:           „Hast du Lust essen zu gehen?

Du:           „Gute Idee, wo gehen wir hin?“

Sie:           „Auf was hast du denn Appetit?“

Du:           „Ich weiß nicht. Du bist dran. Entscheide du!“

Sie:           „Nein du entscheidest heute!“

Du: „Dann bleiben wir Zuhause und machen uns eine Pizza!“

Nehmen wir nun an, dass die heimische Pizza doch nicht deinem Geschmack entsprach, und du dich zu einem Restaurantbesuch durchringen konntest. Vielleicht wirst du dich auch an die tiefe Symbolik beim Betreten des Etablissements erinnern, die den netten Nahmen „Etikette“ trägt.

Du öffnest die Tür und betrittst zuerst das Restaurant. Diese Sitte stammt noch aus den Zeiten des Neandertalers, als der Mann zuerst die Höhle erkunden musste, ob eventuell ein Bär oder ein anderer Neandertaler darin haust. Wenn die Luft rein ist, folgt dir die Dame. Darum merke: Du bist derjenige, der die Entscheidungen trifft und in wichtigen Angelegenheiten immer noch treffen muss.

Du betrittst mit deiner Ehefrau (oder mit deiner weiblichen Begleitung) das Restaurant. Ihr setzt euch an einen Tisch und ihr bekommt vom Personal dienstbeflissen die Speise- und Getränkekarte vorgelegt. Ihr wählt aus dem vorgegebenen Angebot das aus, was ihr euch leisten könnt, und was eurem Geschmack entspricht. Ihr esst und trinkt nach einer festen (absehbaren) Reihenfolge. Kleine Änderungen (Varianten) sind möglich, aber kaum jemand kommt auf den Gedanken, die Nachspeise zuerst zu bestellen und den Restaurantbesuch mit der Vorspeise zu beenden. Nach einer geraumen Zeit kommt die Frage: „Hat es geschmeckt?“ und ihr antwortet brav mit einem „Ja“ und einem Lächeln. Dann bezahlst du die vorgelegte Rechnung, und ihr verlasst mehr oder weniger gesättigt und mehr oder weniger gut gelaunt auf dem gleichen Weg und in umgekehrter Reihenfolge das Etablissement, so wie ihr es betreten habt. Das ist die vorhersehbare Routine, die ich meine, und die du zu deinem Vorteil nutzen kannst, und das funktioniert in allen Lebensbereichen, vorausgesetzt du befolgst meine Lehren. Darum achte auf die kleinen Dinge die getan werden müssen, und zwar unmittelbar bevor es an der Zeit ist, und bevor deine Frau daran denkt, dass sie es tun müsste.

Das Training kann zum Beispiel noch während des Mittagessens mit der Bemerkung beginnen: „Schatz, denkst du daran den Tisch abzuräumen, wenn wir gegessen haben ...“ Dann füge der Gedankenhilfe ein „… ich liebe dich …“ hinzu, und schiebe ein kleines, aber möglichst wohlschmeckend verpacktes Lob hinterher, das zum Beispiel lauten könnte: „… ich bin so stolz, mit einer so wunderbaren und tüchtigen Frau zusammen zu sein.“

Dein Lob sollte herzlich und aufrichtig klingen und kann situationsbedingt leicht variiert werden. Nach etwa zwanzig Wiederholungen, wird das Lob zum Lebensinhalt deiner Frau, und die Tätigkeit (den Tisch abräumen) zur Selbstverständlichkeit im Zusammenleben.

Damit mit diese Routine ihre Wirksamkeit behält, musst du wie bei einem guten Krimi, Spannung ins Spiel bringen. Spannung bedeutet, dass du behutsam mit emotionalen Störungen arbeiten solltest. Eine emotionale Störung kann zum Beispiel ein kleiner Tadel nach einer längeren Phase des Lobes sein. Auch eine missbilligende Geste, oder ein taktisches Stirnrunzeln in Verbindung mit einem demonstrativen Schweigen bringen oft die gewünschten Ergebnisse. Du wirst sehr schnell feststellen, dass die zu erledigenden Tätigkeiten dann schneller und gewissenhafter ausgeführt werden. Als Grundregel solltest du dir das Verhältnis 20:1 merken. Also zwanzigmal Lob und einmal Tadel. Wichtig ist, dass die 20:1 gewissenhaft beachtet wird.

Mit Lob und dosierten Tadel erwirbst du die Autorität (du bist der Experte) die dir zusteht. Gern wird man dir nach einer kurzen Zeit die wichtigen Dinge im Leben, wie zum Beispiel die Verwaltung der Finanzen, oder die gesamte Lebensplanung überlassen, denn die alltäglichen Routinearbeiten müssen gewissenhaft ausgeführt werden, und das erfordert Zeit, damit kein Tadel ausgesprochen werden muss.

 

Damit kommen wir zu einem weiteren Aspekt der Emotionalen Konditionierung. Es ist die Kunst, einer unwilligen Frau das Apportieren beizubringen, ohne dass sie es bemerkt. Um dieses Trainingsziel schnell zu erreichen, ist es von Vorteil, früh, also in der Phase der ersten Verliebtheit zu beginnen, denn in dieser Phase ist die Bereitschaft, dir zu gefallen und bedingungslos gefällig zu sein, am größten. Ein leicht verständliches Beispiel wird dir zeigen, wie die Kunst des Apportierens gelehrt wird.

 

Wie in allen Teilbereichen der Emotionalen Konditionierung, beginnt auch das Apportieren mit kleinen Dingen. Irgendwo gibt es etwas, was dir fehlt. Vielleicht ein Buch für deine Studien, oft ein Kissen für deinen Rücken, um deine Studien mit der notwendigen Ernsthaftigkeit durchzuführen, ohne deine Gesundheit zu ruinieren, oder die Fernbedienung für den Fernsehapparat. Dummerweise befinden sich diese Gegenstände nie in deiner Reichweite. Das ist nicht zu ändern, aber es ist dir nicht zuzumuten, aufzustehen, und die Sachen selber zu holen.

Im Apportiertraining der Emotionalen Konditionierung beginnt deine Ansprache wie immer mit einem „Schatz, wenn du am Bücherschrank vorbeikommst, könntest du mir das Buch (Titel) mitbringen, und vielleicht auch das Kissen für meine Füße (oder den Rücken)?“

Wichtig ist, dass das Apportieren in der Fragestellung und in Verbindung mit anderen Routinetätigkeiten formuliert wird. Eine vernünftige Menschin wird einsehen, dass Widerspruch, oder eine längere Diskussion mit zu erwartendem Tadel mehr Energie verbraucht, als dir die kleine Gefälligkeit zu erweisen, und dir das Buch, das Kissen und die Fernbedienung zu bringen. Vergiss aber niemals die 20:1 Lob-und-Tadel-Regel, die ich dir schon beschrieben habe. Schon nach kurzer Zeit ist das Apportieren verinnerlicht, und du kannst dich neuen Trainingsaufgaben widmen. Darum präge dir den folgenden Merksatz gut ein: Die Fähigkeit gewissenhaft zu apportieren ist eine Frage der Erziehung, und Erziehung und Lob gehören zusammen.

 

Verehrter Leser, lieber und allerbester Freund. Nach einem vertraulichen Hinweis eines erfahrenen EK-Verwenders wurde ich auf den mehrfach für seine Leistungen ausgezeichneten EK-Großmeister Erwin W. aus Pforzheim aufmerksam, der durch konsequente Anwendung meines Systems sensationelle Dressurkunststücke erreichen konnte.

 

Du zweifelst? Denk an die zotteligen Bernhardiner, die mit einem Fässchen um den Hals Verschüttete retten können, dann wird dir das einfache Prinzip des Bierholens einleuchten. Alles ist eine Frage der richtigen und konsequenten Dressur.

Nach einer Zeit des Gewöhnens und Verinnerlichens, begann der besagte Großmeister meine emotionalen Lehrsätze zu perfektionieren. Überliefert und in mein Lehrbuch eingegangen ist sein Merksatz: „Liebling, wenn du in die Küche gehst und mir ein Bier gebracht hast, kannst du doch auch gleich den Abwasch machen, dann hast du nur einen Weg ...“

Der darauf folgende Lob-Satz „… schön wäre es, wenn du dir etwas Hübsches anziehst. Vielleicht die kleinen teuren Dessous, die ich dir von meiner Gratifikation gekauft habe ...“ hat beinhaltet unmissverständlich wer bezahlt. Der sinnvolle Nachsatz „… die Küche sieht so grau aus ...“ hat sich vorausschauend bewährt.

Du wirst es nicht, aber du kannst es glauben. Es funktioniert. Denn auch der einleuchtende Nutzen ist seiner Frau bewusst geworden. Er nimmt ihr die Mühe vieler überflüssiger Wege ab. Er investiert, und er denkt für sie.

 

Nachgewiesen ist und ich habe es mit eigenen Augen gesehen, dass ein hübscher Anblick und ein lecker zubereiteter Rehrücken mit Preiselbeeren, dazu eine abendliche Bauchtanzvorführung mit anschließender asiatischer Rückenmassage zum Standardrepertoire seiner Dressurerfolge gehören. Dass danach seine Ehefrau in Dessous seinen Opel auf Hochglanz wienert, und alle vier Wochen die Küche neu streicht (wegen den grauen Wänden) ist mir nur gerüchteweise zugetragen worden, aber ich zweifle nicht einen Moment, dass auch das der Wahrheit entspricht, denn „eine Göttin kann nicht in einem schmutzigen Wagen gefahren werden.“ (Originalzitat)  

Ich persönlich finde die Kombination von Bauchtanzvorführung, Rehrücken und asiatischer Rückenmassage sowohl stilistisch, wie auch kulturell unpassend. Aber das ist geschmäcklerische Kleinkrämerei. Was ich dir damit sagen möchte ist einfach ausdrückt: EK ist universell und überall einsetzbar und letztendlich möchte ich mich nicht in persönlichen Präferenzen einmischen.

 

Falls du über deine Erfolge, oder über neue Varianten berichten möchtest, freue ich mich über eine Email an: raoulyannik@gmail.com

 

 

 

Leider gibt es auch Nebenwirkungen, die ich dir nicht verheimlichen möchte. Wenn du im fortgeschrittenen Dressurstadium zufrieden deine Erfolge siehst, befindest du dich in größter Gefahr. Vergiss nicht, dass aus Nachlässigkeit Schwäche entsteht. Darum und zu deinem Schutz erfährst du im zweiten Teil und dritten Teil meines schonungslosen Berichts mehr zu den Risiken und Gegenreaktionen.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Aus FOCUS 52/2010 Seite 64 bis 66

[2] Merke:  Timeo Danaos et dona ferentes (Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen)

[3] Da in der Vergangenheit empörte Verlagslektorinnen die kleine Geschichte mit dem König als Frauendiskriminierend empfunden und damit (vermutlich unwissend) geadelt haben, dieser Hinweis: Das erwähnte Büchlein hat den Titel: „SUNZI, Die Kunst des Krieges“ und ist aus dem Verlag Droemer Knaur ISBN-10: 3426270811 und ISBN-13: 978-3426270813.

Die Geschichte mit dem König ist einer Erzählung des großen „Meisters Sun“ nachempfunden, der um 500 v. Chr. in Wu gelehrt hat. Da der Meister seit zweieinhalbtausend Jahren tot ist, und seine Lehren in unzähligen Übersetzungen und Sprachen existieren, denke ich, dass damit keine Urheberrechte verletzt werden. Meine Annahme basiert auch auf der Tatsache, dass die Story von mir entschärft und dem Zeitgeist des modernen Menschen angepasst wurde. Der große Meister, General, Militärstratege und Philosoph SUNZI wird mir meine Eigenmächtigkeit verzeihen, und die Verlagsschranzen, die oft ihr eigenes Verlagsrepertoire nicht kennen, mögen etwas genauer lesen um zu verstehen.

Emotionale Erpressung (EE)

 

„Ich bin ein guter Ehemann.

Sie darf alles, wann und wie sie will.

Aber ob sie will, wenn und wann ich wie will?

Heute hab ich Lust, aber nur wenn ich darf.

Manchmal muss ich, weil sie will und ich soll.

Aber kann ich dann - so wie es sich gebührt, wenn ich muss?

Eigentlich will ich heute nicht, auch wenn ich jetzt darf.

Vielleicht will ich dann, wenn ich soll?

Oder doch nicht - wenn ich darf, soll, muss und kann?

Sollte ich abwarten, ob etwas anderes geschieht,

als das, was immer so sein wird, wie es immer gewesen ist.

Wenn nichts geschieht, bin ich dann ein guter Ehemann?“

 

Paul van Cre

 

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Bedienungsanleitungen werden von führenden Verbraucherschutzorganisationen als wichtiger Bestandteil eines Qualitätsprodukts empfohlen. Dieser großen Verantwortung möchte ich mich im Hier und Jetzt stellen.

Im ersten Teil meiner Forschungsarbeit habe ich dir die vielfältigen Möglichkeiten der Emotionalen Konditionierung (EK) ausführlich dargestellt. Bei gewissenhafter Anwendung konnten viele  meiner Leser beeindruckende Dressurerfolge erzielen. Aber das ist noch nicht alles. Auch das körperliche und seelische Befinden vieler Männer im mittleren bis gesetzten Alter konnte dank meiner ausführlichen Anleitung verbessert werden. Damit diese schönen Ergebnisse nicht nur kurze Erfolge, sondern zur dauerhaften Freude werden, ist es an der Zeit, schonungslos über Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.

 

Eine häufige zu beobachtende Reaktion bei nicht fachgerechter oder inkonsequenter Emotionaler Konditionierung (EK) ist Emotionale Erpressung (abgekürzt „EE“). Alle EE-Methoden und Varianten erscheinen auf den ersten Blick willkürlich und unbeabsichtigt. Oft werden sie auch mit dem oft gebeutelten Klischee des „typischen“ weiblichen Verhaltens entschuldigt und gleichzeitig als harmlos verniedlicht, aber sie sind es aber nicht. Sie werden im Vollbesitz der geistigen Kräfte geplant und die Anwendung hat nur ein Ziel: Das Opfer, der rechtschaffene Mann, soll sich klein, schlecht und minderwertig fühlen. Er soll „funktionieren“, damit es Anderen gut geht. Oder wie die Werbung gern verkündet: „Unterm Strich zähl ich.“

Diesem Missstand möchte ich beheben, denn schon der Prophet, dessen Name mir momentan entfallen ist, sagte: „Möge die Kraft mit dir sein, aber wehret den Anfängen. Darum achte auf die dunkle Seite der Macht.“

 

EE ist heimtückisch und kommt in jedem Lebensbereich vor. EE ist bedauerlicherweise auch keine einmalige Aktion, sondern eine sich selbst verstärkende Kraft, vergleichbar mit dem Wirkungsgrad mittelalterlicher Folterinstrumente. Ist man erst in den Fängen der Inquisition, kommt man nur noch schwer und fast immer an Leib und Seele derangiert wieder raus.

Das Erpressungsspiel beginnt, oft nach einer langen Zeit des Beziehungsglücks, so nach etwa einem halben Jahr zuerst harmlos und unbedeutend erscheinend, mit kleinen gutgetarnten Vorwürfen über angeblich nicht konformes Verhalten. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wird man (und auch du mein Freund) dann getroffen, wenn man es am wenigsten vermutet.

Einige dieser Erpressungsmethoden möchte ich dir jetzt vorstellen. Meine besten Zweitfreundin Viola und mein bester Kumpel Werner haben sich bereit erklärt, als repräsentatives Musterpaar die Leistungsfähigkeit von EK in Kombination mit EE zu demonstrieren.

 

Stell dir bitte die folgende Szene vor: Es ist Sonntag am Morgen und ein schöner Frühlingstag. Viola und der ahnungslose Werner sitzen am Frühstückstisch und wir, und am allerwenigstens Werner, ahnen das kommende Unheil, denn es kommt unverhofft und dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Gern garniert Viola, stellvertretend für unzählige Frauen, das kleine Frühstückchen, morgens um Halb zehn in Deutschland, mit der Einleitung: „Warum bist du gestern so spät nach Hause gekommen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wird der Verdächtigung, die jeder Grundlage entbehrt, eine weitere und dem vorangestellten Satz eine vollkommen zusammenhanglose Frage angehängt.

„Hast du etwa etwas mit der Schlampe aus deinem Büro?“

Darauf reagiert Werner natürlich nicht sofort. Er hat ein reines Gewissen und ein Stück von seinem Marmeladebrötchen mit Butter in seinem Mund, denn er hat nichts mit seiner Sekretärin, aber etwas mit der Praktikantin. Darum ist er nicht dem Anlass gebührend zerknirscht, und hustet wegen der Krümel des Marmelademitbutterbrötchens, die er zu schnell verschluckt hat. Außerdem las er bis zu Viola Fragen konzentriert im Wirtschaftsteil der WELT. Dementsprechend lässt die Antwort etwas auf sich warten. Darauf hat Viola nur gewartet, denn sie interpretiert sein Schweigen als Schwäche und Zeichen für ein sich anbahnendes, erstes Teilgeständnis.

 

Was ist geschehen? Viola hat mit der ersten Frage, wie bei mittelalterlichen Folterungen üblich, dem Delinquenten die verbalen Folterwerkzeuge gezeigt. Da aber das verbale Vorzeigen des kommenden Unheils beim modernen Mann nur ängstigend, aber nicht abschreckend wirkt, hat Viola die anschuldigende Eröffnungsfrage mit einer kleinen Zusatzbemerkung verstärkt, die eigentlich keine Antwort erfordert. Sie hat dem unschuldigen Mann gezielt und prophylaktisch, schlechten Geschmack unterstellt, was Werner nachweislich auch hat, aber das ist eine andere Sache, die hier nicht weiter erwähnenswert ist.

Als ob das nicht schon genug wäre, schiebt Viola auch noch eine von der Allgemeinheit als inakzeptabel empfundene Lebensform, sozusagen als Sahnehäubchen oben drauf (oder hinterher, je nachdem wie man es betrachtet). Die Botschaften der EE-Sätze lauten dann: „Wie die immer rum läuft, die ist irgendwie ungepflegt. Die treibt es doch mit jedem Penner.“

Der gutverdienende Werner wäre damit als zukünftiger Obdachloser stigmatisiert, wenn er es mit der bezeichneten Person treiben würde, was er aber nicht tut, weil Werner mein bester Kumpel ist, und mir alles erzählt.

 

Da ich Viola schon sehr lange kenne und mit ihr umgehen kann, weiß ich, dass sie in der EE-Disziplin durchaus den schwarzen Gürtel der Meisterinnen tragen könnte. Das macht sie nicht absichtlich und von mir trainiert, sondern mehr intuitiv, dafür aber besonders brutal. Sie kennt keine Skrupel, und darum lässt sie wie eine halbverhungerte Hyäne beim Anblick eines humpelnden Springbockbabys nicht locker. Sie schmückt den ersten, halboffensiven Vorwurf mit der lautstarken Behauptung: „Wie ich dich kenne, habt ihr es ohne Gummi gemacht. Nimmst du eigentlich überhaupt keine Rücksicht auf mich? Du spielst mit meinem Leben.“

Werner ist wegen dem noch nicht verschluckten Brötchen und der glibbrigen Bio-Orangenmarmelade, die jetzt auf seinen marineblauen Jogginganzug tropft, sprachlos und weiß beim besten Willen nicht wie ihm am heiligen Sonntagmorgen geschieht. Hilfesuchend richtet er seinen Blick gen Himmel, aber von dort kommt keine Hilfe, und Werner beschließt wegen mangelhafter Leistungen gelegentlich aus der Kirche auszutreten.

 

Was lernen wir aus dieser kleinen Sonntagmorgenszene? Mit solchen Attacken wird der sündlose Mann nicht nur gehörig gequält, sondern in die Gesellschaft von potenziellen Ehefrauenmeuchelmördern und Non-Gummi-Fetischisten gedrängt. Jeder Versuch einer Rechtfertigung wäre wirkungslos, und zwischen Kaffeekanne und Orangenmarmeladenbrötchen bleibt Werner nur die bedingungslose Kapitulation um wegen dem tückischen Butterfly effect[1] einen drohenden, dritten Weltkrieg zu vermeiden. Nicht ahnend, dass Viola mit ihrer verbalen Attacke  zwei Dinge erreicht hat. Erstens hat sie kunstvoll von ihren eigenen Taten abgelenkt und den alltäglichen Ehekrieg nach dem Vorbild erfahrener Guerillakämpfer erfolgreich auf Nebenschauplätze verlagert, und zweitens aus einem unbestimmten Verdacht heraus, Fakten geschaffen, die nur schwer zu wiederlegen sind, weil ein Restverdacht wie ein Orangenmarmeladerest immer irgendwo kleben bleibt.

Die Botschaft des komprimierten Anwurfs des emotionalen Erpressungsbombardements ist: „Ich weiß, dass da was läuft, aber du wirst dich doch hoffentlich nicht mit einer Asozialen einlassen und uns schlimme Krankheiten ins Haus schleppen.“

Jeder Unvorbereitete verfällt unter diesem Vorwurfsbeschuss in einen hilflos und stotternd vorgebrachten Antwortzwang. Das Ergebnis ist der garantiert unglaubwürdige Versuch, eine glaubwürdige Ausrede zu konstruieren, die nicht wirkt, weil nach einem Volltreffer auch das unsinkbarste Schlachtschiff wankt. Denn wenn es auch nicht die mit unschönen Namen bezeichnete Nette, aber Unerreichbare aus dem Büro, sondern die Füllige, aber Verfügbare von der Currybude an der Ecke wäre (was sie aber nicht ist, es ist die Praktikantin).

Werners einzige und universell wirksame Gegenreaktion ist der neutrale Satz: „Schatz, du weißt doch, dass du für mich die Beste bist. Eine Andere die so wie du bist, gibt es doch nicht.“

Viola schweigt mit eisigem Gesichtsausdruck, aber innerlich rückwärts von hundert bis zur Eins zählend um das Gesagte auch wirken zu lassen. Denn Viola hat keine Lust ein leckeres Sonntagsessen zu brutzeln, sondern Bock auf ihren aktuellen Lover, der am Sonntagnachmittag zwei Stündchen frei machen kann, und die Vorwürfe die im Raum stehen, geben genug Gründe, unter Tränen das eheliche Heim vorübergehend zu verlassen. Zurück bleibt Werner, ein kleiner, verunsicherter Ehemann und ein Häufchen Elend in Personalunion.

 

Dennoch hat sich Werner erfolgreich gewehrt. Viola weiß noch nichts, und Werner verschweigt es geflissentlich, dass das Prädikat „die Beste“ nur verliehen werden kann, wenn man vorher ausgiebig getestet hat und darum auch vergleichen kann, was Werner mit der Praktikantin, die auf eine Festanstellung hofft, ja auch macht.

Dieses erste aus dem prallen Leben gegriffene Beispiel der Wirksamkeit von EE kann noch verstärkt werden, wenn man das Wörtchen „man“ als Vorspiel einsetzt. Ich möchte es dir demonstrieren.

 

Zum Beispiel kann folternde Frau mit dem beliebig oft anzuhängenden und bei Freud und Leid passenden Satz: „Man macht so etwas nicht“ signalisieren, dass die Allgemeinheit nicht gewillt ist, eine bestimmte, in diesem Fall Werners unbewiesene Verhaltensweise zu tolerieren. Der „man“ Satz lässt sich übrigens an jeder Stelle als wirkungsvoller Vorspann verwenden.

„Man macht so etwas nicht...“ ist aber nur die Anfängervariante der Emotionalen Erpressung. Nur die Braven und Angepassten reagieren wie im Kindergarten, sie gehorchen und tun das nicht, was „man“ nicht macht. Starke und von mir trainierte Ehemänner gehören nicht dazu und können clevere Abwehrstrategien entwickeln. Zu einer wirkungsvollen Abwehrstrategie gehört das Wissen um die EE-Erkennungsmerkmale.

 

Eine schöne Variante ist das magische Fragewort „Warum“, und ein wesentliches Erkennungsmerkmal der Emotionalen Erpressung. „Warum“ ist wie ein sich schnell vermehrender Erregerstamm. An einigen Beispielen möchte ich dir die Gefährlichkeit von „Warum“ demonstrieren.

„Warum machst du...?“

Arglos wie Werner, stellvertretend für brave Ehemänner nun mal ist, gibt er auf eine Frage die mit einem „warum“ beginnt eine Antwort, und es ist garantiert immer die falsche. Jede Antwort zieht weitere, verschärfte „Warum“ Fragen nach sich. Werner (das Opfer) verstrickt sich in hilflosen Rechtfertigungen und er wird zum Opfer der blutrünstigen Bestie Weib.

Darum merke, und wenn du das wegen deinem zwangslobotomisierten Denkapparats nicht mehr kannst, notiere: Wenn dir jemand eine Frage stellt, die mit einem „Warum“ beginnt, solltest du nicht antworten, auch wenn es dir schwer fällt. Denn in Männerkreisen weitgehend unbekannt ist, auch wenn arglose Ehemänner gern und ausführlich über Dies und Das plaudern, dass es in der Ehe und Liebe kein Antwortgesetz gibt. Geh die „Warum“ Teufelsspirale einfach nicht weiter, dann entgehst du auch jedem weiteren Erpressungsversuch.

 

Besonders megärende Erpresserinnen verstärken die Standardfrage: „Warum machst du …“ mit dem emotional berührenden Zusatz „immer.“ In der Frage an sich, und in der zusätzlichen Betonung des Wortes „immer“ liegt ein ultraschwerer Vorwurf. Doch beachte die Tonlage.

 

Ein mit abgesenkter Stimme gesprochenes „immer“ signalisiert Trauer wegen menschlicher Enttäuschung und zielt auf das latent schlechte Gewissen des Mannes.

Dagegen ist ein mit anschwellender und höherer, in den Ohren schmerzender Stimmlage gesprochenes „immer“ eine unschöne Drohung, die Angst erzeugen soll.

„Immer“ hat ein höheres Ziel. Dem peinlich Befragten werden trotz Belehrung und Androhung von Sanktionen Wiederholungstaten und damit ein schwerwiegender Tatvorsatz unterstellt. Unvorbereitete reagieren auf „immer“ mit langatmigen Rechtfertigungen. Unbewusst wird damit der Nährboden für weitere, schwere Vorwürfe, bereitet.

„Immer“ beeinflusst auch das Verhalten. Meist verfällt der ehelich Befragte in eine Art Schuldposition. Der Blick wird gesenkt, die Schultern fallen zusammen, der Befragte weicht etwas zurück, weicht aus, kriecht in die Ecke, zusammengekrümmt wie ein Häufchen Elend, weitere emotionale Schlagworte wie Peitschenhiebe erwartend, den Tränen nah und verzweifelt.

 

Die süddeutsche Großmeisterin im Spiel der Emotionalen Erpressung, meine beste Zweitfreundin Viola, beherrscht alle EE-Facetten. Sehr beliebt ist die verbale Form der Emotionalen Erpressung in Kombination mit Mimik, Gestik, Stimmlage und Körpersprache, die bei ihr eine stimmige Einheit bilden. Violas gebräuchlichsten Strategien sind:

Mit traurigen Augen, die sich tief in die empfindsame Seele eingraben, verbunden mit leichtem Vorwurfston an liebesselig eingegangene, aber längst vergessene Verpflichtungen erinnern.

Violas „schmollende“ Variante, ist: „Du hattest mir doch schon so lange versprochen, dass ...“

 

Auch die leidende Märtyrerin wird von ihr so perfekt gespielt, dass untrainierte Männer in Zugzwang geraten. Das Erkennungszeichen der leidenden Märtyrerin ist: „Das was ich alles für dich tue, da kannst du doch einmal für mich...“

Wenn Werner nicht sofort reagiert, setzt sie gern noch ein unwirsches: „Ich mach es dann halt selbst“ drauf. In der Übersetzung bedeutet das: „Ich hol jetzt die Leiter und repariere das Dach. Garantiert falle ich dann runter und brech mir das Genick. Die Polizei wird annehmen, dass du mich vom Dach geschubst hast, und jeder Richter wird dich zu fünfundzwanzig Jahren mit anschließender Sicherungsverwahrung verdonnern. Das willst du doch nicht, oder?“

 

Sehr beliebt ist auch: „Wenn du jetzt nicht kommst, bleib ich halt allein Zuhause“ (mit einer unterschwellig verletzt-weinerlichen Stimme gesprochen und mit der vorwurfsvollen Betonung auf dem letzten Teil des Satzes) hinzu. Diese beliebig kombinierbaren Sätze wirken auf empfindsame Männer stark emotionalisierend. Vielleicht nicht sofort und nicht bewusst, aber zusammen mit der Taktik der kleinen Nadelstiche entwickeln sich daraus hochwirksame Waffen, die irreparable Schuldgefühle zur Folge haben.

 

Violas spielt auch besonders gern und leidenschaftlich die „Missachtete.“ In dieser Rolle hebelt sie jedes Gespräch mit einem empörten „du hörst mir nie zu“ aus. Es ist die beginnende Metamorphose zur tödlich Beleidigten mit Elefantengedächtnis und niedrigem Verdacht.

 

Dazu kommt das Spiel der vertauschten Rollen. Es wird so gespielt, dass die Erpresserin die Beleidigte, und der ahnungslose Mann der gefühlsrohe Beleidiger ist. Für Violas sind es immer die Andern, die alle und ohne Ausnahme falsch und heimtückisch sind. Bitten um Vergebung, flehende Worten, oder kniefällige Vergebungsschwüre bringen bei ihr nichts. Dazu spielt sie das EE-Spiel zu gut. Die tödlich Beleidigte erinnert sich an längst verjährte, angebliche Kränkungen, auch wenn sich niemand mehr daran erinnern kann. Damit wird das Gewissen des Opfers, wie eine Voodoo-Puppe, mit Nadeln bis aufs Herzblut malträtiert.

Alternativ oder ergänzend, je nach Stimmungslage verwendet Viola auch die Opfervariante. Damit drängt sie den Erpressten in eine Schuldrolle, aus der es kaum ein Entrinnen gibt, denn der Mann im Allgemeinen ist sensibel.

 

Violas Emotionale Erpressung in der dramaturgisch gern gespielten Opferrolle beginnt mit einem: „Wenn du das nicht machst, dann …“ Satz, dem je nach Situation und Background ein „… kann ich meine kranke Mutter nicht besuchen. Du weißt, es geht ihr nicht gut“ angehängt wird. Die Folgen bei einer Verweigerung müssen nicht ausgesprochen werden. Sie hängen unausgesprochen wie ein rasiermesserscharfes Damoklesschwert aus rostfreiem Solinger Edelstahl an hauchdünnen Bindfäden an der Wohnzimmerdecke. Jeder kennt den Strafkatalog, der von Tränen zum sofortigem Verweis aus dem gemeinsamen Haus, Konfiszierung des gemeinsamen Besitzes, Zuflucht zu einer weiblichen und darum besonders fanatischen Scheidungsanwältin und finanziellem Ruin für die nächsten drei Generationen reicht. Dem unschuldigen Opfer bleibt nur die Wahl zwischen der Suche nach einem stillkalten Plätzchen unter einer Brücke, oder funktionierendem Gehorsam ums Gotterbarmen und der armen Seele Ruh.

Um die ganze Tragweite dieser heimtückischen Erpressungsvariante etwas aufzuhellen, einige Erklärungen:

„Wenn du es heute nicht machst...“ bedeutet, es muss sofort getan werden, oder der Mann findet statt seiner Frau einen abgeschnittenen Pferdekopf unter seiner Bettdecke.

Aus der Alternative ergibt sich die ganze Tragweite. „... dann kann ich meine kranke Mutter nicht besuchen“ bedeutet, dass die alte Dame womöglich „in den letzten Zügen liegt“, und wer will schon für ein vorzeitiges Dahinscheiden jahrelang büßen.

 

„Du weißt, es geht ihr nicht gut“ ist die Zusammenfassung und in Wahrheit die ultimative Drohung: „Wenn du nicht sofort tust, was ich will, dann landest du an so harmlosen Orten, wie dem ewigen Höllenfeuer (oder ich mach dir das Leben so zur Hölle, dass du das Höllenfeuer als heilklimatischen Kurort empfindest).“

 

Sehr häufig wird EE auch zum Nachweis von Willens- und damit Charakterschwäche eingesetzt. Damit stellt sich die Erpresserin auf eine imaginäre, höhere Ebene, aus der leutselig der Bodensatz der charakterlosen Männer abgeurteilt werden kann. Widersprüche zwischen Vorsatz und Verhalten finden sich überall: „Du rauchst ja schon wieder. Du hast doch versprochen, damit aufzuhören“ ist vielleicht das bekannteste Beispiel. Wie bei einem erlesenen Menü, kann ganz nach Lust- und Quäl-Laune ein beliebiger „warum“ und „immer“ Satz zugefügt werden. Karlchen

In der scheinheilig-besorgten Variante wird der als charakterloses Rüsseltier Bezeichnete darauf hingewiesen, dass Rauchen die Gesundheit schädigt, und Frau doch nur um seine Wohlergehen besorgt ist. Damit fühlt sich die Erpresserin wie Mutter Theresa zehn Minuten vor der Verleihung des Friedensnobelpreises.

 

Du solltest aber wissen, dass solche hochemotionalen Erpressungsversuche nur Scheingefechte sind. In Wirklichkeit soll von eigenen Unzulänglichkeiten ablenkt werden. Die tatsächliche Botschaft, die du natürlich nie zu hören bekommst, lautet: „Du qualmst wieder die ganze Bude voll und ich muss den Dreck wegräumen, obwohl ich doch viel lieber auf dem Sofa liegen und gemütlich, und zwar ohne dich, die Kinder-Schokoriegel auffuttern würde.“

 

Bevor du dich jetzt vor den nächsten Vorortzug wirfst, ein kleiner Trost. Es gibt nicht nur bösartige EE-Varianten. Zu den sympathischen Erpressungsversuchen gehören das Gewohnheitsrecht und der Vergleich mit dem Verhalten einer breiten, anonymen Masse. Du kennst diese Varianten, darum werde ich die Heimtücke etwas simplifiziert darstellen.

 

„Das machen doch alle …“ hast du bestimmt schon mal gehört. Dieser Satz wird nach dem Motto: „Wenn alle es tun, dann darf ich es auch ….“ ausgesprochen. Den Zusatz: „Du brauchst also gar nicht den Beleidigten zu spielen, elender und engstirniger Spießer“ wirst du natürlich nicht hören. Der wird allenfalls gemurmelt und fast immer gedacht.

 

Mit „das machen doch alle“ kaschiert die EE-Anwenderin auf eine sehr sympathisch Weise solche nebensächliche Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, den mehrmalige Seitensprung (alle machen das), das Zweit-Dauerverhältnis („du arbeitest ja so viel. Mir blieb nichts anderes übrig“), oder das dauerhaft bis zum Anschlag überzogenen Konto bei der Sparkasse, bei Versandhäusern und ähnlich unwichtige Vorkommnisse.

Mit der Meinung „wertvoller“ Dritter wird auch gern und erfolgreich erpresst. Das geht dann so: „Was meinst du, was meine Freundinnen im Fitnessclub von dir denken, wenn ich immer noch in unserem alten Golf durch die Gegend fahre. Die denken ja, wir können uns gar nichts mehr leisten.“

 

Bis hierher war es nur eine nüchterne Feststellung deiner mangelhaften Leistungsfähigkeit im direkten Vergleich mit dem Otto Normalbürger an der nächsten Straßenecke. Doch der Schicksalshammer hängt an einem dünnen Faden, vergleichbar mit einem hochgezogenen Beil am Schafott. Darum lausche und achte wie die Maus auf die Feinheiten. Oft kommt dann, manchmal mit einer bedeutungsschweren Pause garniert, häufig nach mehrmaliger Wiederholung des Einleitungssatzes, aber immer brutal und überdeutlich die Realität hinterher: „Ich hab zufällig den neuen Dreier-aufwärts-BMW-mit-Ledervollausstattung-und-Klappverdeck gesehen. Der hat jetzt so günstige Finanzierungsraten. Der kostet praktisch nichts. Denn gibt’s jetzt schon für 0 Prozent im Monat.“

Damit wird das latent vorhandene Schuldbewusstsein des verheirateten Mannes malträtiert. In der verschärften Variante und bei der selbstbestimmenden und emanzipierten Frau durchaus nicht unüblich, kommt dann der Satz hinzu: „Ich hab einen Waaaahnsinnsrabatt raus gehandelt. Ich konnte sogar meinen alten Golf in Zahlung geben. Ich hab ihn sofort bestellt.“

Da dieses Beispiel aus dem prallen Leben gegriffen ist, bleibt dem eigentlich nichts hinzuzufügen.

 

Eine weitere Variante von EE ist das Spiel der unerfüllbaren Sehnsüchte im soften Solidaritätsmodus. Es ist besonders heimtückisch und soll darum auch nicht unerwähnt bleiben. Dieses Spiel erzeugt Gemeinsamkeiten im Liebesmodus und erhöht auf eine für die Frau äußerst angenehme Weise die Leidensgrenze des Mannes.

 

Das Spiel der unerfüllbaren Sehnsüchte im soften Solidaritätsmodus geht so: Die Erpresserin wünscht sich etwas von ihrem Partner, obwohl sie weiß, dass der Wunsch aus Mangel an Zeit, an Geld, oder an Interesse nicht zu erfüllen ist.

Wenn du den nun folgenden Einleitungssatz hörst, dann beginnt das Spiel, dem du wehrunfähig ausgesetzt bist.

„Schatz, ich wünsch mir so sehr, dass wir endlich mal Urlaub machen und ein paar Wochen alles hinter uns lassen.“

Das Erpressungsspiel der unerfüllbaren Sehnsüchte im soften Solidaritätsmodus wird auch gern mit dem besorgten Zusatz: „Der Urlaub würde dir bestimmt gut tun, und du kommst mal auf andere Gedanken“ verstärkt.

Damit wird dir signalisiert, dass es nicht nur um egoistische Wünsche geht, sondern nur und ganz selbstlos um das Wohl des geliebten Ehemanns.

 

Nervenstarke EE-Spielerinnen wie zum Beispiel meine Zweitfreundin Viola spielen mit höheren Einsätzen.

„Schatz ich hab eine Überraschung für dich, ich habe uns einen spontanen Urlaub am ... gebucht. Du freust dich doch?“

Wer kann sich dieser verordneten Freude schon entziehen? Ein handfester Krach schwebt im Raum und wartet nur auf den entzündenden Funken. Und wer ist der Doofe? Natürlich der Beschenkte, der jetzt ungerechterweise seine Haltung verliert und als elender Spießer dasteht, während Viola klammheimlich auch eine Reiserücktrittversicherung abgeschlossen hat.

 

Sehr schön lässt sich Werners unverständiges Verhalten zum Anlass nehmen, jetzt erst recht und zwar allein in den verdienten Urlaub zu fliegen. Die verbale Begründung folgt sofort: „Ich flieg dann allein, ich muss mal zu mir selbst finden. Du brauchst mich überhaupt nicht zum Flughafen bringen …“ ist der schmollende Zusatz, der in Wirklichkeit aber nur bedeutet, dass Viola mit ihrem neuesten Lover fliegt, und Werner möglichst dem Flughafen fern bleiben sollte, damit er nicht mitbekommt, dass Violas Mitflieger womöglich sein bester Kumpel Raoul ist.  

 

Damit möchte ich meine kurze Abhandlung schließen. Ich habe den Versuch unternommen, auf die gebräuchlichsten Anwendungen und Verwendungsmöglichkeiten der EE einzugehen. Falls deine ganz persönliche Situation in meinen Ausführungen nicht beschrieben ist, scheue dich nicht, mich um Rat zu fragen.

 

Dein (vielleicht einziger) Freund Raoul

 

[1] Der einprägsame Begriff Schmetterlingseffekt stammt von dem amerikanischen Meteorologen Edward N. Lorenz, der 1972 vor der American Association for the Advancement of Science einen Vortrag mit dem Titel Predictability: Does the Flap of a Butterfly’s Wings in Brazil set off a Tornado in Texas? hielt. In seiner ursprünglichen Form verwendete er allerdings den Flügelschlag einer Möwe statt des Schmetterlings. Es ist gut möglich, dass Lorenz durch die 1952 erschienene Kurzgeschichte Ferner Donnervon Ray Bradbury inspiriert wurde. In dieser Geschichte tritt ein Zeitreisender versehentlich auf einen Schmetterling und sorgt dadurch für Veränderungen in der Gegenwart. (Aus Wikipedia)

 

 

 

Impressum

Texte: Raoul Yannik
Bildmaterialien: Amélie von Tharach
Lektorat: Amélie von Tharach
Übersetzung: Amélie von Tharach
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Viola ____________________ Plagt dich das schlechte Gewissen? Ist dein gutes Gewissen abhanden gekommen? Meine Empfehlung: Kein Gewissen ist eine gute Alternative.

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