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Erfolg und „Titten“

 

Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos.“

 

Loriot

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Mein Freund, ich bitte nicht nur dich, sondern auch Sie, ja genau Sie, sehr verehrte mittelalte Leserin um Verzeihung. Mir ist bewusst, dass dieses Schriftstück vor nicht allzu langer Zeit ein verwerfliches Dokument war. Als Verfasser dieses wunderbaren Schriftstücks und Initiator der bundesweiten und parteienübergreifenden Aktion „FREE-TITS FOREVER“ schäme ich mich nicht in Grund und Boden. Das ist empörend, aber ich kann meine Leserinnen und Leser beruhigen. Auch ich wachse mit meinen Aufgaben.

Lange, eigentlich viel zu lange habe ich mit mir und meinem sensiblen Gewissen gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Bin ich so mutig, dass ich es tun soll, oder soll ich nicht - vielleicht weil ich nicht darf? Kann ich es wagen, oder steht es mir als im Gender-Mainstream geformtem Mann (rein anatomisch gesehen) nicht zu, dieses brisante Thema anzureißen? Werde ich unter absingen wüster Lieder in die diskriminierende Schublade des „kleinen, infantilen Schmierfinks mit Mutterkomplex“ gestellt, oder was für mich und mein Gewissen noch schlimmer wäre, verdächtigt und diffamiert, mit der ausbeuterischen Miederschlüpferindustriemafia aus Paris und Burladingen gemeinsame Sache zu machen? Lässt sich mein künstlerisches Schaffen, orientiert an Schop(p)enhauerschen Ansprüchen, auch jetzt und in Zukunft noch mit den hohen Erwartungen meiner Leserschaft vereinbaren? Große Zweifel waren und sind meine ständigen Begleiter, und auf schlichte Fragen fand ich lange Zeit keine vernünftigen Antworten. Nachdem jedoch bei Ausgrabungen im altertümlichen Alexandria eine über fünf Meter hohe Kolossalstatue mit Hängetitten gefunden worden ist, und der von mir verehrte Loriot einst altersweise und mit einem maliziösen Anflug von wissendem Lächeln sagte: „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“, fiel mir die Entscheidung leichter. Trotz vieler Zweifel und seelenbedrohender Anfeindungen muss und will ich heute mit vollem Herzen zu meinen Taten stehen. Die schweigende, aber demokratisch empfindende Mehrheit in der Bundesrepublik Deutschland hat mich dazu gedrängt, und die Entscheidung ist unabänderlich getroffen. Was offen, ehrlich und schonungslos auf blütenweißes Papier gehört, muss auch geschrieben werden. Dazu stehe ich und ich kann nicht anders.

Die Mehrzahl meiner vermutlich männlichen Leser in vorzugsweise gesetzteren Jahren wird meine Motivation verstehen. Doch das ist noch nicht alles. Nur heute erhalten auch aufgeschlossene Leserinnen einen wichtigen Zusatznutzen, sofern sich der Rosamunde verwirrte Geist nicht zu sehr gegen das zu Unrecht literarisch verpönte, und darum unaussprechliche Wort sträubt.

Und hier ist es - das Ergebnis meiner langjährigen Arbeit. Doch zuvor noch einige erklärende Vorworte. 

 

Während Frauen jeden Alters und mit der geschlechtsspezifischen Leichtigkeit des weiblichen Seins im Hier und Jetzt, ausführlich und oft übertrieben detailverliebt, mit bewegtem Stift jeden Schweinskram zu Papier (oder Festplatte) bringen dürfen, andrerseits unter dem modisch flatternden Fähnchen der Befreiung vom Joch des seit Jahrhunderten angeblich dominierenden Mannes aber gern vergessen, dass das Matriarchat ein klassischer Flop war. Aus den verschiedensten Gründen, deren ausführliche Erörterung hier weder der Ort noch die Zeit ist, dürfen, sollen und müssen weibliche  Freigeister ihre anatomischen Feuchtgebiete bis weit über die Grenzen literarischer und magendarmschonender Erträglichkeit verarbeiten. Das tolerieren wir, weil der Geist der Zeit uns (die Männer) zur Demut erzogen hat. Wer das nicht glaubt, möge bitte seine heruntergeklappte Klobrille betrachten. Für den ernsthaft denkenden und geistig schaffenden  Mann gibt es eng gezogene Grenzen. Literarisch gesehen, ist es ihm gestattet im trögen fachlich-technischen Bereich Daten und Fakten zu sammeln und in eine für den männlichen Bildungsbürger mehr oder weniger lesbare Form zu bringen. Tunlichst und politisch-asexuell orientiert, soll er sich - möglichst im trendigen Gender-Mainstream gefügig - in neutralen Themen austauschen. Wenn ihm das nicht gelingt, vielleicht weil es widernatürlich ist, darf er, vorzugsweise nach hübschem weiblichem Lob schielend, sich dankbar ergebend und mit lyrisch-warmgeduschten Kurzergüssen in die zartfeminine Ex-Hausfrauenseele hineindichteln - immer hoffend dass sein mental-violettes Latzhöschen auch wohlwollend bemerkt und mit verschwurpelt formulierter Resonanz (oder Rezension, wie wir Literaturschaffende sagen) gewürdigt wird.

Für den mitten im Leben stehenden, den erfahrenen und phantasievoll-beobachtenden Mann gibt es immer noch viele Tabus, über die er besser nicht berichten sollte, weil es sich auch im zweiten Zehntel des neuen Jahrtausends nicht gehört. Jedenfalls nicht in der Denkweise vieler in Fahrrad- und Biolädchenfolklore bewegter Oberlehreranwärter (ohne diesem Berufstand ein pauschales Klischee zuzuweisen), und auch nicht im Gefühlsbereich manch einer durch frühlingswährige Blumenwiesen, auf Améliewölkchen nachpilchernde Dreizeilen-Lyrikerin.

Mir ist bewusst, dass trotz einer sich mit dem Toleranzkleidchen schmückenden Gesellschaft, noch große Widerstände zu überwinden sind. Aber die reale Welt ist nun mal kein ewiger Freudenquell, und darum fassen wir wegen der Ordnung und der zunehmenden physischen, psychischen und sozialen Unterdrückung des Mannes zusammen: Literarisch lustvoll durcheinander getanzt, oft auf dem weiß-gleißenden, zerbrechlichen Eis der Intoleranz, wird bitteschön woanders. Von mir aus beim Traum vom Mann in geblümter Kittelschürze. Nur nicht hier. Nicht in der gnadenlosen Realität der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Dies vorausgeschickt und ohne meine zweifelsfrei vorhandenen Fähigkeiten im hell- und weitsichtigen Bereich zu sehr zu strapazieren, kann ich vorhersehen, dass meine Beobachtungen von großen Teilen meiner sensibleren Leserschaft wütend abgelehnt werden. Doch jeder Zweifel schwächt das Werk, und nur der Glaube bekräftigt meinen Willen, das zu sagen was geschrieben werden muss. Die Zeit ist überreif und nach meinen ausführlichen Vorworten kommen wir nun zu den harten Realitäten des Alltags.

 

Es war einmal vor langer Zeit, und zwar im Jahr 2008. In einer Berliner In-Bar in der Nähe des Kurfürstendamms durfte ich ungewollt, aber ich muss zugeben, auch optisch und akustisch interessiert, das Gespräch zweier Frauen, offensichtlich enge Freundinnen, belauscht. Die nicht leise Konversation wurde wegen der mitternächtlichen Umgebungsgeräusche und den wummernden Beats etwas fröhlicher und darum dem Geräuschpegel angepasst geführt. Es ging nicht um Mode und den letzten Schrei, auch nicht um Tagespolitik oder Männer, sondern um die wogenden „Hängetitten“ einer jungen Frau, offensichtlich die Dritte im Bunde der besten Freundinnen, die bekleidet mit einem sichtbar das Hüftgold betonenden Shirt und dazu enge Stretch-Jeans, laszive Tanzbewegungen auf der dafür vorgesehenen Freifläche im beschallten Raum ausführte. Dieses tiefoptisch bewegende Erlebnis war für mich ein wichtiger Moment der Erkenntnis und die Geburtsstunde der ersten Rohfassung dieses Textes. Am nächsten Morgen habe ich sowohl ahnungs-, wie auch arglos den Versuch unternommen, die kurze Episode in einem kleinen Dreiseiter literarisch zu verarbeiten. In meinen kühnsten Träumen konnte ich mir die spektakulären Auswirkungen nicht vorstellen. Die Resonanz spiegelt sich in über fünfhundert Emails, vielen Kommentaren, wüsten, teils obszönen Beschimpfungen, hochgelobten Veröffentlichungen in Zeitschriften und Magazinen und ersten Buchveröffentlichungen wieder. Das hat mich nach einer langen Zeit der Missachtung und Schmähungen mit Stolz und einem Quäntchen Genugtuung erfüllt. Nachdem sich die Zeiten ändern und einige (nicht alle) meiner Leserinnen und Leser älter und auch toleranten geworden sind, habe ich mich heute mit einem Gefühl tiefer Demut entschlossen, diesen wertvolle Bericht in einer aktualisierten und vollständig überarbeiteten Fassung einem kleinen, handverlesenen Kreis intellektuell gefestigter Menschen zugänglich zu machen. Und hier ist er:

 

Meist wird das Wort im verschwörerischen Flüsterton, zwischen Frauen hinter vorgehaltener Hand, zum Beispiel, wenn eine neue, gefährlich erscheinende Stute in die Koppel kommt, zwischen Männern etwas lauter, dann wenn sie nicht zum Zug gekommen sind, oft hämisch grinsend und ungerechterweise abwertend ausgesprochen.

 

„Hängetitten“

 

ist ein Begriff, der immer noch nicht in die üblichen Smalltalk-Themen einer niveauvollen Gesellschaft passt. Auch nicht in Verbindung mit: „Wie geht’s Ihnen? Sie sehen heute aber gut aus“ als auflockerndes Eröffnungsgespräch.

Zwar vermehren sich plastisch aufgepeppte Brüste wie in koreanischer Massenproduktion hergestellte Luftballons. Sie werden gern prall und demonstrativ befreit vorgezeigt und kein unschöner, aber reißfester Träger von der schwäbischen Alb muss für Halt und Stütze sorgen. Selbst in größeren Gesellschaften scheut sich niemand davor, das Gespräch auf die chirurgischen Meisterleistungen zu lenken. Im Gegenteil. Wie mir mehrmals berichtet worden ist, reagieren viele Frauen extrem aggressiv, wenn ahnungsloser Mann die sündteuren Vergrößerungen nicht bemerkt und nicht gebührend lobt.

Ganz anders sieht es mit den klassischen Hängetitten aus. Noch vor wenigen Jahren galt es als „unterste Schublade“ und nicht mehr zu tolerierendes Benehmen, wenn ein Mann sich zu der emotional motivierten Bemerkung: „Boah, dat sin ja geile Hängetitten“ hinreißen ließ.

Immer noch, und das finde ich bedauerlich, gibt es sehr feine Unterschiede, die im sozialen Miteinander zu beachten sind. Nach intensiver Rücksprache mit meinem Freund und Kumpel Al Bundy musste ich mich belehren lassen, dass es zwar kommunikativ gesehen durchaus in Ordnung ist, Möpse als Titten zu bezeichnen. Vollkommen veraltet und kaum noch gebräuchlich ist jedoch die Bezeichnung „Holz vor der Hütte“, da in zentralbeheizten Neubauwohnungen die Vorratshaltung von Holz etwas außer Mode gekommen ist. Dagegen ist die korrekte Bezeichnung „Hängetitten“ immer noch mit einer unterschwelligen Diskriminierung weiblicher Körperteile und der dazugehörenden Dame insgesamt, gleichzusetzen.

Doch die Zeiten und Trends ändern sich oft schneller als man denkt. Jetzt, ja genau in diesem Moment ist der richtige Zeitpunkt gekommen, diesen Missstand zu beheben, und dem Begriff „Hängetitten“ den zustehenden Ehrenplatz in der zwischenmenschlichen Konversation einzuräumen. Denn erwiesen und immer noch zu wenig bekannt ist, dass der wahre Kenner, und zwar der, der sich zu lobenden Äußerungen hinreißen lässt, nicht selten und besonders von sozial und intellektuell bessergestellten Frauen mit einer lustvollen Nacht und einer individuellen Präsentation der gelobten Hängetitten belohnt wird.

Das hat einleuchtende Gründe, die ich dir gern näher erläutern möchte.

Ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. „Hängetitten“ verführen zu euphorisch motivierten Aussagen, nach dem aus der Psychologie bekannten Motto: „Schneller gesagt als gedacht“, und werden als spontaner und darum ehrlicher Gefühlsausdruck in einer verlogenen und gefühlskalten Welt, vergleichbar mit einem erhaltenen Gütesiegel für gereifte und bewährte Qualität gewertet.

Während der Begriff „Titten“ als Grundlage für unzählige Thesen und Ursache für Temperamente jeder Geschmacksrichtung seinen begrifflichen Zweck erfüllt, sieht es mit dem Zusatz „Hänge-„ in einer sprachquotierten Frauengesellschaft ganz anders aus. Einerseits wertet man das durchschnittliche, männliche Gemächt immer noch ehrfürchtig und egoverstärkend auf, wenn man von einem schweren, oder alternativ von einem „Gehänge wie ein Elch“, wie der bekannte Entertainer Steve Martin einmal sagte, spricht. Hier hat niemand etwas gegen den Zusatz „Hänge-„ einzuwenden, auch wenn „Gestehe“ die fachlich korrekte Bezeichnung wäre, die aber Leistung und Dauerhaftigkeit voraussetzt, um ein abschließendes Qualitätsurteil bilden zu können. Die oft vehement geleugnete Assoziation ist der geile und immer könnende Hengst, der schon bei der bekannten russischen Adligen Katharina, wegen ihrem Hang zu staatsfraulicher Größe auch die Große genannt, hochwohlgeborenes Schauern erzeugt haben soll. 

Allseits bekannt und darum kaum noch erwähnenswert ist, dass Erfolg und „Titten“ offenbar untrennbar zusammen gehören. Doch wer den Trend verpennt, der verkennt die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen.  Prall abstehende Brüste an der Seite eines scheinbar erfolgreichen Mannes gehören wie der Fuchsschwanz am Manta zur Vergangenheit und sind nicht mehr, sondern waren das sichtbare Zeichen, dass er es geschafft hat. Auch die Blitzlichtgewitter und ein Massenandrang auf den Laufstegen der Eitelkeiten zwischen Hollywood, London, Paris, Berlin, aber auch in den bundesdeutschen Provinzen und vor den Diskotheken waren einstmals den Beteiligten sicher, wenn das prall Abstehende demonstrativ vorgezeigt werden konnte. Das ahnte vor vielen Jahren schon der Welt größter Burgerbräter, der nicht nur durch die Qualität seiner Produkte weltweit bekannt wurde. Eindeutig ist die als Betriebsgeheimnis sorgfältig geschützte Ursache für den globalen Erfolg in den goldenen Doppelbögen zu suchen, die von dem bekannten Schriftsteller Stephen King einst respektvoll als die „Titten Amerikas" bezeichnet wurden. Nun kann man über die korrekte Ausrichtung der Doppelbögen (auf- oder abwärts) und den Zusammenhang mit der Erfolgsgeschichte von McDonalds trefflich diskutieren. Aber nach nur mir bekannten Insider-Informationen waren es „Hängetitten“ als Mister Ray Kroc seine geniale Eingebung hatte. Überliefert ist sein Ausspruch: „Ich spürte in meinem Musikantenknochen, dass es eine ganz sichere Sache war...“, als er vor Jahrzehnten für 2,7 Millionen Dollar, trotz strikter Warnungen seiner konservativen Berater eine kleine und ziemlich heruntergekommene Imbiss-Klitsche erwarb. Mit ihr die Rechte an dem bis dahin weitgehend unbekannten Namen „McDonalds“ und dem Firmenzeichen. Welche aphrodisierende Wirkung die Doppelbögen auf das von Mister Kroc als „Musikantenknochen“ bezeichnetes Körperteil hatten, lässt sich an der Erfolgsgeschichte des Unternehmens sichtbar belegen, wenn wir mal wieder voller Lust in einen prall aufgebackenen Royal TS beißen und danach einen frisch gezapften Milchshake schlürfen. Leider war Mister Kroc auf drängendes Anraten seiner Werbespezialisten gezwungen, die Doppelbögen nach oben zeigen zu lassen. WcDonald hätte zu wettbewerbsverzerrenden Irritationen führen können. Dieses Beispiel zeigt, welche Auswirkungen „Hängetitten“ auf unternehmerischen Mut und weitsichtiges Engagement haben können. 

Auch im zwischenmenschlichen Bereich spielen „Hängetitten“ eine wichtige Rolle. In unzähligen, mehr oder weniger fachlich fundierten Veröffentlichungen kann man nachlesen, was Männer an Frauen lieben. Mit weitem Abstand und an den ersten Stellen der geforderten Eigenschaften stehen Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Individualität. Niemand möchte einen Partner der lügt und betrügt. Jeder Mann hasst Schwindel und die Vorspiegelung falscher Tatsachen. Frauen erkennen es nicht sofort, aber für den modernen Mann zählt nun mal Ehrlichkeit und Größe mehr als Lug und Betrug. Daraus können wir mit Fug und Recht ableiten, dass des Mannes tiefes inneres Wollen große, ehrliche und wahrhaftige Hängetitten sind, denn künstlich aufgepeppte Titten sind nichts anderes als schäbiger Lug und Betrug.

Über die ethischen und moralischen Aspekte von Lügen, Sitte und Anstand möchte ich an dieser Stelle nicht weiter diskutieren. Das würde sowohl den Platz dieses Textes sprengen, als auch unsere gemerkelte Demokratie bis in Angelas vorbildlich gezeigten Grundfesten erschüttern, denn der weibliche Denkhorizont ist Hängetittenmäßig gesehen, eher beschränkt.

Die bundesrepublikanische Realität ist ernüchternd? Anders als beim gestandenen Mann stehen ehrliche „Hängetitten“ nicht auf der Wunschliste der Mehrzahl der Bundesbürgerinnen. Das ist einerseits bedauerlich, andrerseits kann man davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Männer offensichtlich um ihre Grundrechte, die in Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland fest verankert sind, betrogen werden. Darum möchte ich diesen Wortlaut wieder in Erinnerung rufen (man kann es nicht oft genug tun). Er lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar …“ Dennoch werden Männer um ihr gesetzlich verbrieftes Anrecht auf Ehrlichkeit und auf große Hängetitten betrogen. Die boomende Push-up-BH Industrie ist der eindeutige Beweis, dass Frauen alles daran setzen, Männern die Illusion einer nicht existenten Wirklichkeit vorzuschaukeln. Wissend, dass damit der männliche Teil der bundesrepublikanischen Bevölkerung, als dumm und realitätsblind diskriminiert wird.

Politisch gesehen könnten „Hängetitten“ eine gewichtige Rolle spielen. Doch wem fällt es auf? Wer kümmert sich um die Behebung dieses unerträglichen Missstandes? Gibt es Lobbyisten, die gegen diesen klarer Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, der in unserem Grundgesetz verankert ist, parteipolitische Basisarbeit leisten wollen?  

Noch fehlt im öffentlichen Bewusstsein des Normalbürgers das Verständnis, dass „Hängetitten“ Freiheit und gewichtige Wahrhaftigkeit bedeuten. Immerhin kommen sie zu Zweit und mit demütig gesenktem Blick. Sie sind ehrlich und revolutionär, weil frei und ungebunden. Sie sind nicht Mittel zur Vorspiegelung falscher Tatsachen, solange sie nicht mit hinterlistiger Absicht, getarnt und hochgeschnallt werden.

„Hängetitten“ sind reiner und unverfälschter Selbstzweck. Sie zeigen fast immer Größe und sind die sichtbaren Merkmale eines fairen Wettbewerbs, was auf eine gute, weil ehrliche Gesinnung der Eigentümerin schließen lässt.


Hier sind nicht die Männer, sondern die Frauen im eigenen Interesse gefordert. Denn nur durch die konsequente Überwindung einer tiefempfundenen Benachteiligung, werden die Voraussetzungen für die Aufhebung gnadenloser Konkurrenzkämpfe (Zicken-Gefechte), und daraus resultierenden Konflikten als Voraussetzungen für fanatische Glaubenskriege bis aufs kosmetische Messer geschaffen.

Ganz anders sieht es bei prall abstehenden, künstlichen Brüsten aus. Sie sind mit unlauterem Wettbewerb im Kampf um egoistische Vorteile und erzkapitalistischer Besitzhascherei gleichzusetzen, weil nachträglich implantierte Füllungen den ahnungslosen Bundesbürgern eine falsche Wirklichkeit vorspielen. Die Trägerin derselben, und das kann man mit gutem Gewissen und unwidersprochen behaupten, hat unredliche Absichten und verfolgt im vollen Bewusstsein der Konsequenzen, betrügerische Ziele. Ahnungslose und brave Männer mit besten Absichten sollen brutal getäuscht und hintergangen werden. Es ist wie mit einem wackeren (P)opel-Mittelklassefahrzeug, das durch allerlei Zubehör ausgeschmückt, die Illusion von Renntauglichkeit (heißer Kiste) vermittelt, aber mit dem nachträglich angebrachten Blendwerk, nur die mäßige Leistung unter der Haube versteckt. Erfahrene  Autoverkäufer kennen die Zusammenhänge von Gier und Berührung. Sitzt der Interessent erst mal drin und darf etwas dran fummeln ist die Kiste gekauft. Die später entdeckten Macken sind nicht mehr des Verkäufers Sache, denn die Garantien sind nichts wert. 

Nun weiß ich, dass ich für Themen rund ums Auto unqualifiziert bin. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Männer, rein geschlechtlich gesehen auch oft als Lüstling oder Schmutzfink diffamiert, durch ihr unwissendes Verhalten intellektuell abgewertet und dadurch in der Öffentlichkeit gedemütigt werden. Dagegen dürfen Frauen mit dem gesamten Spektrum des verfügbaren Bildungsniveaus, schon aus biologischen Gründen legitimiert, das aussprechen was sie meinen. Männern ist nur in gleichgeschlechtlicher Umgebung gestattet, und das unter schwersten Bedenken und nur dann, wenn nicht jungverheiratete Frisch-Väter anwesend sind, dicke Schlitten mit dicken Titten zu assoziieren, und das auch nur in den Niederungen des tiefer gelegten Niveaus, bei Freigang und nicht nach dem gemeinsamen Elternsingen in der Waldorfschule.

Diese diffizile Problematik war eine große Herausforderung, denn eigentlich dürften nur Frauen über die fachliche Seite des Themas schreiben. Andrerseits, und das war Ansporn und Hilfe, habe ich gehört, dass Unterwäsche für den Mann zu 90 Prozent von Frauen, aber Kleidung für die Frau, nur von 11 Prozent der Männer gekauft wird.  Dennoch traue ich mich immer noch nicht, mit diesem Text auf banale Begleiterscheinungen, wie Tragekomfort, Körbchen-Größe, Y-Eingriff, oder persönliche Befindlichkeiten einzugehen. Eine fachliche Diskussion ist fanatischen Expertinnen vorbehalten, wie ich aus der Zeitschrift DER SPIEGEL (Ausgabe 34 von 2008 Seite 148 links unten) entnehmen konnte.

Die fünfundzwanzigjährige Britin Beckie Williams mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und BH-Körbchen-Größe G hatte sich gegen eine vermeintliche Benachteiligungen gewehrt und eine Kampagne „Bust 4 Justice“ ins Leben gerufen. Anlass für die Aktion war ein kaufmännisch korrektes, aber politisch gedankenloses Handeln der Kaufhauskette Marks & Spencer. Aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und zur Vermeidung der Insolvenz war die Unternehmensleitung gezwungen, alle Büstenhalter ab der Körbchen-Größe F um zwei englische Pfund zu verteuern. Zuvor kosteten alle Dessous das gleiche, unabhängig von der Größe. Frau Williams war zu Recht empört und bezeichnete die neue Preispolitik als „kriminell unfaire Titten-Steuer.“

Den ersten Protest-Aktionen schlossen sich spontan über achttausend an Großbusigen mit Gerechtigkeitssinn Interessierte beiderlei Geschlechts an. Die Aktionen hatten eine durschlagende Wirkung. Stuart Rose (61 und Chairman der britischen Warenhauskette Marks & Spencer) und Steven Sharp (60 und Marketingdirektor des Unternehmens) mussten ihren Hut nehmen. Die Preiserhöhungen wurden von der Kaufhauskette mit dem Ausdruck tiefstem Bedauern zurückgenommen, und der Aktienkurs des Unternehmens stieg nach einem dramatischen Kursverfall wieder steil an.

Einerseits finde ich solche Aktionen richtig, aber andrerseits denke ich, dass damit der Freiheit des globalen Handels und der Sache der Hängetitten im Besonderen, kein guter Dienst erwiesen wurde. Denn mit den entgangenen Einnahmen sinken auch die Steuereinnahmen, und die Steuerzahler werden wegen Hängetitten zur Kasse gebeten.

In wirtschaftlich schweren Zeiten sind nicht die Probleme das Problem. Lösungen sind gesucht und der Steuerzahler wartet auf Antwort. Gute Ansätze und Mut zur hängenden Größe zeigte die Politikerin Vera Lengsfeld (CDU) mit ihrer Werbung zur letzten (oder vorletzten, ich erinnere mich nicht mehr so genau) Bundestagswahl. Davor eine chancenlose Kandidatin lag sie nach Plakatierung voll im Trend. Mit dem Slogan „Wir haben mehr zu bieten“ war sie durchaus bemerkenswert dekolletiert und zusammen mit Angela Merkel, auf Wahlplakaten zu sehen - mit durchschlagendem Erfolg. Man kennt sie bis heute in Sibirien, Marokko und Peru. Große Tageszeitungen hatten ausführlich über sie berichtet, und sogar das Deutsche Historische Museum hat ihr Wahlkampfplakat in seine Sammlung aufgenommen. Frau Lengsfelds Karriere ist dauerhaft gesichert. Ein schönes Beispiel, wie Hängetitten der Bürgerin und dem Bürger die glaubwürdige Botschaft „Wir sind ehrlich, solidarisch und bei uns ist alles echt“ vermitteln kann.

Die ehemalige Gegenkandidatin von Frau Lengsfeld, Halina Wawzyniak, wollte gebührend reagieren. Sie ließ Plakate mit ihrem Po aufhängen, aber der Erfolg blieb ihr versagt. Das zeigt deutlich, dass die Wahlwerbung der Grünen „für ´n Arsch“ war und leider auch immer noch ist.    

 

Zwar ist meine Intelligenz sprichwörtlich und überdurchschnittlich hoch, aber bedauerlicherweise bin ich technisch nicht so begabt, wie der 1976 verstorbene, amerikanische Milliardär und geniale Flugzeugkonstrukteur Howard Hughes, der wie überliefert ein bekennender Fan von „Hängetitten“ war. Für eine Filmszene, die Jane Russell zum Superstar machte (vielleicht erinnerst du dich an die Szene: Sie liegt, lasziv dahin gestreckt, im Heu. Ein dünner Träger des tief dekolletierten Kleides ist heruntergerutscht), entwarf Howard Hughes in monatelanger Entwicklungsarbeit einen Spezial-Büstenhalter. In einem ausführlichen Memo wies er seinen Produktionsstab an: „Ich empfehle nicht, dass sie ohne Büstenhalter geht; ich weiß wohl, dass das für die Russell ein sehr notwendiges Kleidungsstück ist.

Dann folgen ellenlange Ausführungen über die Entwicklung eines Halbbüstenhalters der hinreichend stützt, aber die Brustwarzen freilässt, die unmittelbar vor Drehbeginn, und darauf legte er besonderen Wert, mit bereitgehaltenen Eisstückchen animiert werden sollten. Geschäftstüchtig wie er war, ließ er das technische Wunderwerk, neben Großraumflugzeugen und Filmen in Serie produzieren und siehe da, der Push-up Büstenhalter war erfunden und Jane Russell der neue Megastar am Wonderbra-Filmhimmel. Das zeigt wieder einmal, dass uns die Amerikaner nicht nur im Droopy tits Business weit voraus sind.

Falls du dich über meine ausführliche Darstellung des Themas wunderst, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich mich für die optische Betrachtung und die Bewertung von befreiten, also von Hängetitten, ausreichend qualifiziert habe. Ich bin sozusagen „hängetittenmäßig“ vorbelastet und geschult. Auch ich, ich gebe es zu, bin vor einigen Jahren wie unzählige Fans von „Hängetitten“ weite Umwege gefahren und hätte fast meinen PKW an einem Bus-Wartehäuschen geschrottet, nur um das Plakat einer Modefirma mit der leider unter mysteriösen Umständen verstorbenen, aber damals jüngeren und lecker fülligeren Anna Nicole Smith in lasziver Pose zu betrachten.

Du erinnerst dich nicht daran? Du bist blind durch die Gegend gelaufen? Schade, du hast wieder einmal etwas versäumt, was heutzutage teuer bezahlt wird. Die Plakate werden unter Kennern und bei Internet-Auktionen als zeitgeschichtlich wertvolle Exponate für mehrstellige Beträge gehandelt und in Galerien, für die Normalbürger unerschwinglich, zum Kauf angeboten.

 Vielleicht erinnerst du dich noch an die geläuterte, aber inzwischen auch verstorbene Hure Domenica? Ich weiß es und stehe bis heute vor einem physikalischen Rätsel. Trotz meiner mir oft bestätigten, hohen Intelligenz, habe ich wegen Frau Domenica das Prinzip vom Zusammenhang von Schwere, Größe und Gravitation immer noch nicht verstanden. Nur eines weiß ich genau. Nach meinen Erfahrungen im Alltagsgebrauch, kann man dieses Dilemma nur praktisch, und zwar durch eine eher waagerechte, auf allen Vieren abgestützte, weibliche Körperhaltung lösen.

An dieser Stelle möchte ich meine Leserinnen und Leser noch über meine Zusatzqualifikation informieren, die mich zweifelsfrei in den geachteten Stand des Experten hebt. Meine Berechtigung für die brisanten Recherchen und Quintessenzen rund um Hängetitten leitet sich aus einem besonderen Erlebnis ab. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, ältere Leser (jüngere können das nicht wissen) an die Mythen der angeblichen, rituellen Büstenhalter-Verbrennungen zwischen den Jahren 1968 und 1972, die als revolutionäres Fanal gedacht, die Frauen erst so richtig und politisch gesehen, in Bewegung gebracht haben soll. Ich kann dir ehrenwörtlich versichern, es sind keine Märchen aus der guten alten spät-68er Zeit. Solche Verbrennungsaktionen gab es, entgegen defätistisch formulierter Meldungen tatsächlich. Ich kann von mir behaupten, und das erfüllt mich mit Stolz und Ehrfurcht, dass ich im Frühsommer 1971 im Berliner Grunewald an einem Ort, den Eingeweihte auch als Bullenwinkel bezeichnen, als autorisierter Bildberichterstatter für ein kläglich gescheitertes Berliner Szenemagazin und als einziger zugelassener, männlicher Teilnehmer an einer rituellen BH-Verbrennung teilnehmen durfte. Leider sind die Aufnahmen in den Wirren der vorrevolutionären Emanzipationszeit verloren gegangen. Hier ist mein Aufruf angebracht:

 

Sucht in alten Archiven, auf Speichern und in Familienalben, und sendet mir interessante Funde zum Thema.

 

Ich habe beobachtet und gelernt. Seit diesem denkwürdigen Ereignis sind Hängetitten für mich „fortschrittlich und anerkannte Waffen im Klassenkampf“, wie die TAZ mehr als fünfundzwanzig Jahre später geschrieben hat. Ich kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass das fast vergessene Erlebnis die eigentliche Kernursache und Inspiration für meine Überlegungen war. Oder wie ein überregional bekannter bayerischer Volksschauspieler einmal anerkennend und in dem prägnanten Satz sagte: „Diese Kuh hat ein schönes Euter.

Zum Schluss meines Berichtes der versprochene Hinweis zum Stichwort „Gehänge“ und damit meine Leserinnen und Leser vergleichen können: Rasputins 30-Zentimeter-Penis, dekorativ im Glas eingemacht, lockt viele Besucher ins erste Erotik-Museum Russlands nach St. Petersburg. Gegründet hat das Museum ein Wissenschaftler der Russischen Akademie der Wissenschaft, der Vorstand des Prostata Research Center, Igor Knyazkin. Der eingelegte 30-Zentimter-Penis kann es locker mit den Amerikanern aufnehmen, die Napoleons Penis ausstellen. Im Vergleich dazu ist das Glied des französischen Diktators eine kleine Schote, berichtet die Prawda stolz. Dabei ist die Herkunft des Napoleonischen Penis keineswegs so klar wie die des russischen „Mad Monk“ Rasputin, der über wahrlich unendliche sexuelle Kraft verfügt haben soll. Daraus kann man ableiten, dass männlicher Eroberungswille nicht zwangsläufig einen Bezug zu Größe hat, aber gewichtige Größe immer Vorteile verspricht.

Anmerken möchte ich noch, dass nach meinen letzten Informationen die deutsche Durchschnittsfrau etwa 1,65 cm groß ist, und 67,5 kg wiegt. Ihr Brustumfang beträgt 90,1 cm, ihr Hüftumfang 96,5 cm und ihre Taille 74,3 cm. Die durchschnittliche BH-Größe ist 80C. 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.03.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Verehrte Leserin, lieber Freund. Was ich hier, auf diesen wenigen Seiten geschrieben habe, stammt aus meiner privaten Schreib-Werkstatt. Ich habe es mir in langen, einsamen Nächten, im Schein einer Glühlampe, oft frierend, hungrig und durstig, ausgedacht. Vielleicht denkst du: „Das ist doch alles dummes Zeug. Das stimmt doch nicht. Das kann doch niemals so geschehen sein, was der da geschrieben hat ...“ Du hast Recht, es stimmt nicht und es kann nicht stimmen. Obwohl, manches ist tatsächlich so geschehen. Darum schüttle nicht gleich mit dem Kopf, wenn es bei dir ein bisschen anders ist. Oft ist das ist nur eine Laune des Zufalls. Wenn du aber sagst: „Das ist es. Das muss ich Werner (oder wem auch immer) schicken, dem Blödmann!“ dann fühle ich mich reichlich belohnt ... Übrigens: Falls du es noch nicht bemerkt hast, das Zitat ist frei nach Kurt Tucholksky

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