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Ein letzter Abschiedskuss

Es herrschte Krieg.
Bilder flimmerten über die Mattscheibe.
Tote.
Grausam zugerichtet. Mitten im Schlachtfeld eine junge Frau. Suchend schweifte ihr Blick umher, traf meinen Blick, meinte mich. Ich sah mit ihren Augen.
Vor mir erstreckten sich Felder des Todes.
Von einst schönen Gebäuden war nichts mehr übrig geblieben außer Trümmern. Vor meinem geistigen Auge konnte ich mir vorstellen, dass hier einmal Familien gewohnt hatten.
Nun waren sie begraben unter dem Schutt.
Tot oder noch halb lebendig, kämpften um ihr Leben, in der Hoffnung, dass noch jemand sie finden würde.
Doch ihr Kampfgeist schwand und das Leben in ihnen versiegte.
Ihre Lider flackerten, die letzten Nerven zuckten und langsam hörte das Herz auf zu schlagen. Menschenleben gingen zu Ende.

Mein Blick schweifte weiter.
Überall waren sie.
Und doch hoffte ich einen überlebenden Menschen zu finden. Bedrückt ging ich meines Weges, kämpfte mich durch die Massen der Toten. Etwas streifte meinen Knöchel, mehr ein Gefühl als körperlich spürbar, als ob jemand um Hilfe flehen würde.
Ich senkte meinen Blick und sah direkt in ein Paar braune Augen. Dunkel wie zwei Gräben und doch funkelte es in ihnen. Langsam bückte ich mich zu dem Körper hinunter.
Ein kleines zierliches Mädchen, wie ich nun erkennen konnte. Ihre Beine standen in bizarren Winkeln von ihrem Körper ab, die Haut war verbrannt. Ihre Haare waren blutgetränkt, eines ihrer Ohren weggesprengt.
Sie streckte ihre Hand aus und berührte mein Gesicht.
Sanft umfasste ich ihre kleine, flatternde Hand.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich so schnell wie Flügel schlugen. Voll Zärtlichkeit strich ich ihr durch die Haare, versuchte sie zu beruhigen.
Ihre Lieder senkten sich langsam und sie schloss die Augen. Ich merkte, wie sie anfing sich zu entspannen, versuchte, die Schmerzen zu verdrängen.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich nun im Takt.
Ein letztes Mal öffnete sie ihre wunderschönen Augen und blickte mir direkt in die Seele.
Ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Das Herz hörte auf zu schlagen, die Hand, die auf meiner Wange lag, erschlaffte.
Behutsam legte ich sie neben den Körper in den Staub, hauchte ihr zwei federleichte Küsse auf die Augen.
Langsam erhob ich mich.
Meine Füße waren schwer.
Ich spürte, wie es auf einmal nass auf meinen Wangen wurde. War das Regen? Langsam hob ich meine Hand und wischte die klebrige Nässe weg, es waren Tränen.
Sie liefen über mein Gesicht, tropften in meinen Kragen. Meine Beine knickten ein.

Da spürte ich eine leichte Berührung an meinem Knie... Ich blickte hinab und sah eine Hand, an der ein goldener Ehering steckte. Meine Augen wanderten weiter bis ich das dazugehörige Gesicht vor mir sah.
Ein Männergesicht umrahmt von blonden Locken blickte zu mir auf, nahm trotz der unendlichen Schmerzen einen zärtlichen Ausdruck an und streichelte mir über die Wangen. Versuchte die Tränen zu vertreiben.
Ein Hustenanfall schüttelte den geschundenen Körper.
Als er verebbte, trat ein so verletzlicher Ausdruck in seine Augen, dass es mein Herz innerlich zerriss.
Seine Lippen formten Worte die ich nicht verstand.
Seine Lieder flatterten und der letzte Hauch Leben verließ seinen Körper. Ich beugte mich zu ihm hinab, schloss sanft seine Augen und gab ihm einen kleinen Abschiedskuss auf die Wange.
Wie gebannt blieb ich stehen, wollte seine Hände nehmen…da legte jemand seinen Arm um meine Schulter, zog mich weg, zog mich weiter. Ein scheuer Blick zu Seite zeigte mir, es war eine junge Frau, die so unerwartet von der Fernsehkamera eingefangen worden war.

Der Bildschirm verdunkelte sich.

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Texte: Das Bild ist von: Regine E. der link dazu: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/18063826 ich habe es nur ein wenig bearbeitet einzig die Geschichte ist alleine von mir :)
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2011

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