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Die Rückkehr
Ein Roman von Melanie Graf

Einleitung
Mai 2009, in der Nähe der Stufenpyramide in Sakkara, Ägypten.

Eine Schweizer Reisegruppe von 5 Personen war früh am Morgen nach einer langen Car fahrt von Kairo aus gerade mit der Besichtigung der Pyramide beschäftigt.

Die Teilnehmer konnten unterschiedlicher nicht sein: der Reiseleiter namens Mohammad Al Equil, etwa 1.75 gross, schlank, kurze, braune Haare, trägt immer eine weisse Galabija ,ist 28 Jahre alt und Ägypter, hatte schon viele solche Ausflüge geleitet und doch machte es ihm immer noch Spaß den Besuchern über “seine” glorreiche Vergangenheit zu erzählen. Herr Emilio Stahrs etwa 1.89 gross, kahl, immer gut angezogen, 46 Jahre alt und Hobby Ägyptologe aus gutem Hause, wollte möglichst viele der Monumente, über die er gelesen hatte, mit eigenen Augen sehen. Seine Frau Silvia Stahrs, etwa 1.62 gross, füllig, langes, blondes Haar, wie immer in elegantem Kleid mit Sonnenhut,51 Jahre alt, war nur wegen ihrem Mann nach Ägypten gereist und wollte am liebsten den Urlaub im Hotel verbringen. Und da wäre noch mein guter Freund Walter Kesch, etwa 1.95 gross, schlank und genau so wie man sich einen Touristen vorstellt, 32Jahre alt, ”der Weltreisende“, wie er sich selbst so treffend nennt, denn sein Leben besteht eigentlich nur aus Reisen und sein Lebensziel ist es die ganze Welt gesehen zu haben. Jetzt fragt ihr euch sicher wer ich bin, nun ja, also mein Name lautet Michele Engelsbach, etwa 1.68 gross, schlank, langes kastanienbraunes Haar, 24Jahre alt, ja ganz recht, die berühmte Schriftstellerin, welche Bücher wie “Sonnenuntergang im Abendland” und “Wohin dich der Wind weht” geschrieben hat. Jetzt denkt ihr sicher, ich wäre hier auf der Suche nach einer Geschichte für mein neues Buch -- Falsch, denn ich bin hier weil… nun ja, es klingt vielleicht seltsam, aber ich weiss es selbst nicht so genau, ich fühle mich einfach seit ich 12 Jahre alt bin “magisch” vom Land der Pharaonen angezogen.


Kapitel 1: Das Amulett
“Mein Name ist Mohammad Al Equil, ich bin Heute ihr Führer und erzähle ihnen zunächst einiges über die Stufenpyramide von Sakkara, gefolgt von einem kurzen Kamelritt in die Wüste mit anschliessendem Abendessen am Ufer des Nil.” “Welche Kamele?”, fragte Frau Stahrs ihren Mann. Noch bevor er antworten konnte, ergriff Mohammad das Wort: “Mit diesen Kamelen, die sie dort bei den Palmen sehen können. Also die Pyramide ist eine der Ältesten noch erhaltenen…” Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu, da ich lieber die Pyramide anstarrte und die Augen schloss… “Miss, Miss sind sie wach? Hallo können sie mich hören? Geht es ihnen nicht gut?”, besorgt blickte Mohammad auf mich hinab, als ich die Augen öffnete, hörte ich ihn erleichtert aufatmen. “Was ist los? Gibt es ein Problem? Mir geht es ausgezeichnet, wieso fragen sie?” “Sie waren schon seit über einer Stunde nicht mehr ansprechbar, starrten die ganze zeit die Stufenpyramide an und sprachen irgendwelche Sätze in einer fremden Sprache”, erklärte mir Emilio Stahrs. “Es klang wie altägyptisch! Ganz sicher! Wie kann das sein? Das ist völlig unmöglich! Seit mehr als 2000 Jahren spricht niemand mehr diese Sprache! Nicht einmal Kleopatra konnte sie!”, verkündete Walter. “Mister Kesch so beruhigen sie sich doch!”, versuchte Silvia Stahrs ihn zur Vernunft zu bringen, jedoch ohne Erfolg. “Bitte beruhigen sie sich! Ich glaube ich muss ihnen etwas erklären, also bitte hören sie mir zu!”. Alles verstummte sogleich, als sie meine Worte vernahmen und wartete gespannt auf meine Erklärung, obwohl ich damals selbst keine wirkliche Erklärung hatte. Also…

“Alles begann an meinem 12. Geburtstag, als ich von meiner Tante ein geheimnisvolles Amulett, welches sie von ihrer letzten Ägyptenreise mitgebracht hatte, geschenkt bekam. Ich wusste vom ersten Augenblick an, als ich es in die Hand nahm und ein vertrautes Gefühl verspürte, dass dies mein Amulett ist und ich es schon früher besessen habe.” Ich nahm das Amulett, welches ich seit damals trage hervor und zeigte es den Anderen. “Wow, es ist bestimmt schon sehr alt!” “Wissen sie was diese Symbole bedeuten?” “Und woher hat es ihre Tante bloss? Ich meine sie wird es ja nicht einfach so irgendwo im Sand gefunden haben!” “Erzählen sie weiter!” Alle sprachen wild durcheinander und ich musste erneut um Ruhe bitten. “Seit ich damals das Amulett angelegt habe, habe ich Nacht für Nacht Visionen aus meinem früheren Leben und durch diese Visionen fühle ich mich “magisch” vom Land der Pharaonen angezogen und deshalb bin ich nun hier, um meine Vergangenheit und somit auch mein Schicksal zu ergründen.” “Was! Was sagen sie da? Wenn das wirklich wahr ist, erleben wir ein Wunder, denn so etwas ist völlig unmöglich! Sind sie sich dessen überhaupt bewusst Teuerste?”, empörte sich Emilio. Silvia rümpfte nur die Nase und bekam von alledem gar nichts mit, da sie viel zu beschäftigt damit war, sich in ihrem Handspiegel zu betrachten und die anderen Touristen zu beobachten. Walter, der noch immer völlig fasziniert das Amulett in Händen hielt, sagte kein Wort dazu. Doch als ich in das Gesicht von Mohammad blickte, hatte ich das Gefühl, er wisse mehr über diese Angelegenheit als wir. Er betrachtete mich voller Ehrfurcht, stillschweigend hörte er zu und wurde ganz blass als ich ihm das Amulett zeigte, welches er aus mir unbekannten Gründen nicht anfassen wollte.


Kapitel 2: Der Sandsturm
“Also können wir nun Kamelreiten oder wollen wir den ganzen Tag hier herumstehen? Ich meine wir sind doch deswegen hier oder? Ich kann ihnen ja heute Abend beim Essen mehr davon erzählen, natürlich nur wenn sie möchten.” Ich merkte wie alle erleichtert aufatmeten, als ich diese Worte sprach und wieder leben in Mohammad kam. “Sie hat recht, also auf zu den Kamelen!”, motivierte uns Mohammad, der sichtlich froh schien, nicht länger über mich zu sprechen. Natürlich hatte ich ihnen nicht alles erzählt, was mir angesichts der Tatsache, dass Mohammad mich erkannt haben könnte, besser schien. Nach knapp einer Viertelstunde und einigen Anläufen sassen wir auf den Kamelen, welche mit genug Proviant für 2 Tage beladen waren. “Jallah, jallah”, rief Mohammad den Tieren zu und sogleich trabten sie los. Als wir uns nach etwa 3- stündigem Ritt quer durch die Endlose Einöde aus Sand und nach einigen Pausen schließlich auf den Rückweg machen wollten, kam wie aus dem Nichts ein gewaltiger Sandsturm auf. Mohammad erklärte uns, wir müssten uns Tücher vor das Gesicht halten, da der Sand sonst in die Atemwege eindringe und die Lunge schädige. Der Sturm wurde immer stärker und wir mussten absteigen und die Kamele zu Fuß weiter führen. “Bitte bleiben sie dicht beieinander und bewahren sie Ruhe! Der Sturm wird unter Umständen noch Stunden andauern.” Mohammad versuchte gegen das Gebrüll des Sturms anzukommen, was ihm sichtlich schwer fiel. Wir kämpften uns weiter vorwärts und als es bereits dunkel wurde, wussten wir, dass wir längst wieder bei der Pyramide sein sollten, welche wir jedoch nirgends sehen konnten. Der Sturm wurde langsam schwächer und hörte schließlich abrupt ganz auf. Stille, so unendliche Stille breitete sich aus, es schmerzte fast nach so unendlich langer Zeit des ohrenbetäubenden Lärms so plötzliche komplette Ruhe zu erleben. Es war bereits spät am Abend und wir waren todmüde, also banden wir die Kamele zusammen und legten uns nach einem Schluck Wasser und einem Stück Fladenbrot im Sand nieder und fielen sogleich in einen Traumlosen Schlaf. Mohammad weckte uns noch vor Sonnenaufgang. Erklärend sagte er uns: “Wir müssen uns solange es noch kühl ist auf den Weg machen, da wir dann schneller voran kommen und weniger Wasser benötigen.” “Mohammad, sehen sie nur, unsere Kamele, sie sind weg!!!”, schrie Emilio voller Entsetzen.
“Was sollen wir denn jetzt bloß tun? Fast all unsere Vorräte befanden sich noch auf den Rücken der Tiere! Wir sind verloren!” Nachdem sie das gesagt hatte sank Silvia in die Knie und fing an zu weinen und ihrem Mann Vorwürfe zu machen, welcher dies einfach so über sich ergehen ließ, da er nicht wusste, was er antworten sollte. Mohammad rannte ein Stück in die Wüste hinaus in der Hoffnung, er könne die Kamele oder sonst etwas entdecken. Ich hingegen blieb völlig gelassen und setzte mich neben Walter, der sogleich anfing mit mir über unser Schicksal zu diskutieren.
“Also du bist ja die Ruhe selbst! Machst du dir denn gar keine Sorgen? Ich meine wir sind hier irgendwo im Nirgendwo in einem fremden Land, haben gerade noch 4 Liter Wasser und 2 Fladenbrote und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, sind uns die Kamele weggelaufen und wir kommen wahrscheinlich nicht mehr lebend hier raus!” , schrie er mich an. “Gib die Hoffnung nicht auf Walter, ich weiß die Lösung! Vertrau mir, ich werde euch zurückbringen. Sag nichts, ich weiß, dass du mir nicht glaubst, doch vertraue auf mich!” Ohne auf seine Einwände zu reagieren, stand ich auf und lief in die Richtung, in der Mohammad verschwunden war.

Kapitel 3: Das Gespräch
Ich sah Mohammad auf einer Sanddüne, wie er kniend im Sand saß und leise betete. Ich wartete in einiger Entfernung, da ich ihn nicht stören wollte, bis er sich erhob. Danach schritt ich gemessenen Schrittes auf ihn zu. “Was machen sie denn hier draußen? Ich sagte doch, sie sollen bei der Gruppe auf mich warten. Ich möchte nicht, dass sie sich sonst noch verlaufen, so ganz alleine….” “Mohammad, ich muss mit ihnen sprechen, es ist wichtig!”, sagte ich ihm drängend, da ich wusste, er würde mich sonst nicht anhören. “Lassen sie uns zurück zu den Anderen gehen, ansonsten machen sie es wie sie und laufen irgendwo in der Wüste herum und verirren sich womöglich noch!” “Nein! Ich muss mit dir alleine sprechen! Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist Mohammad Al Equil. Ich weiß, dass du mich erkannt hast. Du sollst wissen, dass du keine Angst vor mir haben musst. Ich weiß was dein Vater getan hat, sowie ich auch weiß, dass du kein Verräter der Ahnen bist.” Mit offenem Mund starrte er mich nun an und als er weiterhin schwieg, sagte ich: “Ich kann uns hier raus bringen, doch du musst mir helfen und die Anderen überzeugen, ohne ihnen zu sagen, wer ich bin.” ``Das werden sie noch früh genug erfahren``, dachte ich im Stillen. “Ja,… wie sie befehlen… Ähm… Wie darf ich sie nennen?” “Nennen sie mich bis auf weiteres einfach Michele und machen sie sich keine unnötigen Sorgen Mohammad. Lassen sie uns zusammen vorangehen und tun sie so als ob nichts geschehen wäre, mein Freund.” Als wir zu den Anderen zurückgekehrt waren, fragte Silvia sofort nach den Kamelen und auch Emilio und Walter wollten wissen, ob wir irgendetwas entdeckt haben. “Tut mir leid, aber wir haben gar nichts...” Ich unterbrach ihn und sagte: “Er meint, wir konnten uns orientieren und wissen nun in welche Richtung wir gehen müssen. Die Kamele sind jedoch verschwunden. Stimmt doch Mohammad oder?” “Ähm.. Ja das wollte ich gerade sagen. Also ich und Michele gehen voran, sie folgen uns” ´´Und um Himmels willen stellen sie bloß keine Fragen´´, fügte Mohammad in Gedanken hinzu. “Woran konnten sie sich denn Orientieren? Haben sie etwa die Pyramide gesehen? Oder eine Siedlung? Sagen sie bloß nicht, sie haben jemanden getroffen und wollten uns nichts davon sagen!”, neugierig wie immer, stellte Emilio genau die Fragen, welche Mohammad befürchtete. Er blickte mich verzweifelt an und ich wollte gerade etwas sagen, als Walter, der begriff, dass ich den Weg kannte und wir nur zur Ausrede sagten, wir hätten uns orientieren können, das Wort ergriff: “Was stellen sie denn für unnötige Fragen! Ich meine wir sollten uns besser auf den Weg machen, anstatt mit solch sinnlosem Gerede wertvolle Zeit zu vertrödeln, oder wollen sie warten, bis wir hier verdurstet sind!” “Ähm… Natürlich nicht, aber…”, räusperte sich Silvia leicht verlegen. “Nichts aber! Wenn sie dann beruhigt sind und wir uns auf den Weg machen könnten…”, versuchte Mohammad uns aus dieser misslichen Lage zu bringen. “…wir können ja alles Weitere nachher beim Abendessen diskutieren. Nun also los!” Nach dieser langen Diskussion waren alle froh als wir uns endlich in Bewegung setzten. Wie ich bereits erwartet hatte kamen wir schnell vorwärts, da alle möglichst rasch wieder zurück zum Hotel wollten.
Ich und Mohammad gingen mit einigem Abstand zu den Anderen voraus als er mich ansprach: “Entschuldigen sie, aber darf ich ihnen eine Frage stellen?” “Ja, ich beantworte gerne all ihre Fragen. Sie müssen wissen, dass ich schon lange auf der Suche nach einem Gesprächspartner bin.” Ich wollte wirklich gerne mit ihm sprechen und ihm vieles erzählen, worüber ich noch mit niemandem gesprochen hatte. Ich fühlte schon bei unserer ersten Begegnung, damals als er im alter von etwa 10 Jahren mit seinem Vater im Tempel von Karnak war, dass er ein aufrichtiger und zuverlässiger Mensch ist. Deshalb hatte ich auch dafür gesorgt, dass er unser Reiseleiter wird. “Was meinten sie damit, als sie sagten sie wüssten über mich und meinen Vater …bescheid?”, fragte er leise. “Du musst wissen, ich beobachte dich schon lange und habe gesehen, wie dein Vater und du in die Gräber gestiegen seid, wie du dich geweigert hast und deinen Vater angefleht hast, die Toten nicht zu stören. Ich weiß auch, dass er dich gezwungen hat. Genauso wie ich sah, wie du stets die Ahnen um Vergebung gebeten und ihnen ohne das Wissen deines Vaters Früchte und Blumen dargebracht hast.” Nun fiel Mohammad vor mir auf die Knie und weinte bitterlich. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach: “Beruhige dich mein Freund, die Götter haben dir verziehen. Dir wird kein Leid widerfahren. Steh auf, du musst dich nicht vor mir niederwerfen.” Er blickte mich ehrfurchtsvoll an und flüsterte: “Danke… Danke für alles! Doch erlaubt mir die Frage, ob ihr es damals wart, der mich im Tempel vor der einstürzenden Säule gerettet hat.”
Ich dachte froh: ``Er erinnert sich also noch daran. Ich weiß es noch als wäre es Gestern geschehen…``
Kapitel 4: Die Rettung
Es war vor 18 Jahren, als ich gerade im Tempel von Karnak zu den Göttern betete … damals noch ohne Körper …

Ich hörte ein knirschendes Geräusch und drehte mich um, da sah ich, wie am anderen Ende des Saals ein kleiner Junge bei einer Säule stand und die bunten Bilder und Inschriften neugierig betrachtete. Sein Vater war gerade in einem Seitengang verschwunden und achtete scheinbar gar nicht auf seinen Sohn. In der Augenblick, als ich mich abwenden und weiter beten wollte, sah ich wie sich die Säule langsam von ihrem Sockel löste und genau in die Richtung des Jungen umkippte, welcher diese anstarrte und sich nicht rührte. Keiner war in der Nähe, um den Jungen zu retten, der Vater und er waren die einzigen Besucher an jenem unheilvollen Morgen, selbst die Wächter waren noch nicht in diesem Teil des Tempels. Was nun? Ich konnte doch nicht einfach zusehen, wie der unschuldige, ehrliche Junge, dessen Vater zwar ein Grabräuber ist, von der Steinsäule erschlagen wird…

Ich versuchte das unmögliche,… als körperloses Wesen, das nicht in der Lage ist, in das Leben der Menschen einzugreifen…. Ich wollte, nein ich musste den Jungen einfach irgendwie retten… aber wie?

Ich rannte betend zu dem Jungen hin, ich flehte die Götter an, mir zu erlauben ihn zu retten…. Ich versuchte seine Hand zu greifen und… es gelang!
Ich packte den Jungen und zog ihn gerade noch rechtzeitig beiseite. Krachend fiel die Säule neben uns zu Boden und zerbrach in zwei Hälften. Der Junge… er starrte mich an… konnte er mich sehen? Da kamen sein Vater und die Wächter angerannt. Was nun? Würden sie mich auch sehen können? “Komm her, Mohammad, warum bist du nicht bei mir geblieben? Los wir müssen gehen… du weißt doch wir haben noch etwas vor.” Scheinbar hatte ich mir unnötige Sorgen gemacht… weder sie noch der Junge sahen mich … ich hatte es mir also nur eingebildet. Die Wächter warfen nur einen kurzen Blick auf die Säule, bevor sie wieder auf ihre Posten gingen: “Und die alten Pharaonen dachten, ihre Bauten wären für die Ewigkeit, was Ahmed?”, sagte Ehfid gelassen. “Ja die haben sich wohl überschätzt. Komm lass uns zurück in den Schatten gehen, hier ist es so heiß… ist ja nichts passiert.” Der Vater lief bereits weiter, als der Junge sich plötzlich zu mir umdrehte und leise flüsternd “Danke” sagte. ``Also doch! ``, dachte ich mit einem seltsamen Gefühl.

Von da an war ich stets in der Nähe von Mohammad… dessen unsichtbarer Beschützer...

“Ja, ich war es. Es freut mich, dass du dich daran erinnerst.” Er sah mich voller Freude an und fragte: “Damals… Sie kamen aus dem Nichts und zogen mich beiseite… Wieso haben sie mich gerettet? Warum konnte ich sie sehen und alle Anderen nicht? Was geschah damals?” “Ich weiß es selbst nicht so genau… aber ich glaube es ist irgendwie eine Verbindung zwischen den Welten entstanden. Normalerweise hättest du mich nicht sehen können, aber aus irgendeinem Grund war es mir möglich dich zu retten… Ich glaube es hat vielleicht damit zu tun, dass du an mich geglaubt hast.” ``Und durch deine Vergangenheit an meiner Seite``, fügte ich in Gedanken hinzu.


Kapitel 5: Das Grab
“Warte einen Augenblick, Mohammad”, rief ich ihm zu, als er weiter gehen wollte. ” ich muss dich noch um etwas bitten…” “Alles was sie wünschen”, sagte er. “Du musst wissen, wir sind nicht auf der Weg zur Stufenpyramide…, der Weg wäre zu lange… der Proviant würde nicht ausreichen… wir würden es nicht schaffen…” Gefasst fragte er: “Wohin führen sie uns? Haben wir eine Überlebenschance? Nehmen sie keine Rücksicht auf uns, ihr Leben ist wichtiger… nehmen sie in der Nacht den restlichen Proviant und gehen sie… ich werde die volle Verantwortung übernehmen…” “Nein! Das kommt gar nicht in Frage! An so etwas darfst du nicht einmal denken! Ich bin hier und ich bleibe bei euch, auch wenn dies meinen Tod bedeuten sollte!“ `` Mohammad ist ein ehrenvoller Mann, der das Leben Anderer und sein eigenes für mich geben würde``, dachte ich etwas besorgt. “Aber wir alle sind für sie nur eine Last… zusammen haben wir nur eine sehr geringe Chance…”, versuchte er verzweifelt mich zu überzeugen. “Wir werden es schaffen!” “Aber wohin gehen wir?” “An den einzig möglichen Ort…” Ich schloss die Augen und seufzte. “… in mein Grab.”

“Stimmt etwas nicht? Ich habe soeben etwas von einem Grab gehört? Was ist los?”, fragte Emilio besorgt, der mittlerweile unbemerkt zu uns aufgeschlossen hatte.
“Nein, alles in Ordnung. Mohammad hat mir nur gerade erzählt, dass sich ganz in der Nähe ein altägyptisches Grab befindet…”, erklärte ich ihm, so laut, dass es alle hören konnten. “Dort können wir heute Abend übernachten…” “Was! Sie wollen, dass wir in einem Grab nächtigen! Sind sie verrückt! Ich weigere mich auch nur in die Nähe dieses unheilvollen Ortes zu gehen!”, entgegnete Silvia Stahrs entsetzt. “Wir haben gar keine andere Wahl Gnädigste! Dort ist es erheblich kühler und wir sind geschützt vor der sengenden Sonne, sowie vor Sandstürmen. Im Notfall könnten wir sogar längere Zeit dort ausharren.”, erläuterte Walter ihr. “Aber auch nur solange bis wir verhungert oder verdurstet sind”, fügte Emilio sarkastisch hinzu. “Wie passend in einem Grab zu sterben… nun ja besser als hier draußen… Also gut, sie haben mich überzeugt.”, teilte Silvia uns resigniert mit. Nach diesem Gespräch setzten wir unseren Weg fort.
Einige Stunden später fragte Silvia: “Es wird sicher schon bald dunkel Mohammad! Wann sind wir endlich bei ihrem Grab? Ich will keine weitere Nacht unter freiem Himmel verbringen!” Nun auf einmal schien es so, als ob Silvia es sehr eilig hätte… ich musste mir bei ihren Worten ein Lächeln verkneifen… Vor kurzem noch weigerte sie sich, auch nur in die Nähe des Grabes zu gehen und nun wäre sie am Liebsten schon dort! Wie schnell manche Menschen ihre Meinung doch änderten… Mohammad blickte in meine Richtung und ich sagte: “Wir sind in etwa einer Stunde dort. Sehen sie dort, hinter dieser Sanddüne befindet es sich. Direkt neben einem großen Felsblock. Machen sie sich keine Sorgen, sie werden noch heute in “unserem” Grab schlafen können.” Ohne weitere Worte liefen wir weiter, bis…

“Sehen sie nur! Wir haben es gleich geschafft! Ich kann schon den Eingang sehen! Kommen sie, schnell, es ist nicht mehr weit!”, rief uns Emilio freudig zu, der bereits voraus gelaufen war. Nun kam Leben in die müde dahin schleichende Gruppe, wir nahmen unsere letzten Kraftreserven zusammen und rannten so schnell wir konnten zu Emilio. Tatsächlich! Da lag es vor uns, genau so wie ich es in Erinnerung hatte! Wir hatten es also wirklich geschafft…
Kapitel 6: Im Grab
Kurze Zeit später standen wir direkt vor dem Eingang, der durch den Felsblock geschützt, nicht im Sand versunken war. Ich sagte Emilio und Silvia, sie sollen zusammen mit Walter unsere Wasservorräte an der kleinen Quelle, welche wir an der Westseite des Felsblocks entdeckt hatten, auffüllen. Währenddessen sprach ich etwas Abseits mit Mohammad.

“Sie haben uns gerettet! Es ist unglaublich! Sie haben ein Wunder vollbracht!”, verkündete Mohammad freudig. “Nein mein Freund. Wir sind noch nicht gerettet. Wir haben noch einen langen Weg vor uns…”, ich senkte die Stimme “ich… ich… es - tut - mir - leid …”
Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich brach zusammen…

Mohammad erzählte mir später, ich hätte danach hell geglüht und als er meine Stirn berührte, habe er förmlich gespürt, wie das Leben aus meinem Körper wich… danach habe er meinen sterbenden Körper in das kühle Grab hineingetragen, während die Anderen schockiert draußen geblieben seien und das Nachtlager vorbereitet hätten. Vorsichtig habe er mich auf einer art Altar niedergelegt, sich davor nieder gekniet und zu den ihm stets vertrauten Göttern gebetet… “Oh Osiris rette dieses Leben, denn ohne sie würden wir alle nicht mehr unter den Lebenden weilen… Ich bitte euch, all ihr Götter Ägyptens, beschützt diesen edlen, selbstlosen Menschen vor dem Tod. Nehmt mich an seiner Stelle…”

Ich hörte ihn die ganze Zeit über und merkte auch, wie er mich auf den Altar niederlegte und betete, doch ich konnte Anfangs weder sprechen, noch mich bewegen.

Als ich Stunden später aufwachte, sah ich, wie Mohammad, der die ganze Zeit an meiner Seite gewacht hatte, am Boden lag und schlief.

Ich stand auf und rief Walter, der gerade die Hände in das kalte Wasser der kleinen Quelle hielt: “Walter, komm doch bitte schnell und hilf mir. Mohammad ist auf dem Boden eingeschlafen.” Walter sah mich lächelnd an und kam herbeigeeilt.


“Er war wohl sogar zu müde, zu uns nach draußen zum Schlafen zu kommen.”, war Walters einziger Kommentar, als er Mohammad mit mir zusammen auf das alte Bett, dass noch im Grab stand, trug. Danach ging er leise wieder zu seinem Schlafplatz zurück, da Emilio und Silvia bereits tief schliefen.

Ich legte mich auf dem Boden neben dem Bett nieder und berührte mit meiner Hand seine Stirn.

Nun konnte ich seine Träume sehen…

Er hatte eine Vision von dem Tag, an dem ich mich vor so langer Zeit zum Wohle Ägyptens den Göttern geopfert hatte…

Damals, als ich alleine im Allerheiligsten des Tempels war…

Kniend betete ich zu den Göttern und flehte sie an, das Unheil, das über dem Land schwebte, abzuwenden. Sie sprachen zu mir und sagten, die einzige Möglichkeit wäre, wenn ich mein Leben opfere.

Kapitel 7: Mohammads Vision

Es war als ob er durch die Zeit reisen würde.

Er sah…

Er sah einen Raum… eine art Altar in der Mitte.
Er sah einen groß gewachsenen Mann vor dem Altar stehen… ein Pharao… Mohammad konnte sein Gesicht gut erkennen. Es kam ihm irgendwie vertraut vor… das gleiche wie damals, im Tempel, als er fast von der Säule erschlagen wurde… Es war sein Retter! Der nun im sterben lag! Und er erkannte einen zweiten Mann an seiner Seite… nicht ganz so groß und elegant wie der Erste… ein Priester, seiner Kleidung nach. Bislang drehte der Mann ihm den Rücken zu … er schien zu beten… Der Pharao legte ihm eine Hand auf die Schulter und der Priester erhob sich…

Er blickte nun genau in Mohammads Richtung . . . ``Der Mann … er sieht genau so aus wie … Ich! Nein, das bin Ich!!!``, dachte Mohammad aufgeregt. Der Schleier der Vergangenheit lichtete sich… alles ergab einen Sinn…
Nun vernahm Mohammad die Stimme des Priesters:
“Mein Pharao! Ich flehe euch an! Bitte, tut das nicht! Es gibt bestimmt noch einen anderen Ausweg!” Der Priester sank auf die Knie und weinte, er flehte den König an und versuchte ihn scheinbar von etwas abzuhalten… “Nein, mein treuer Freund. Es gibt keinen anderen Weg Ägypten vor dem Untergang zu bewahren. Sorge dich nicht um mich… Ich bin nur ein Staubkorn in den unendlichen Weiten der Wüste…” Nun sah Mohammad wie sich der Priester erhob, eine Schatulle öffnete und dem Pharao ein Amulett -- das Amulett!! -- um den Hals legte. Nun sprach der Priester irgendwelche Gebete, während der Pharao sich umwandte und in einen dunklen Raum ging… Mohammad hörte nun wie der Pharao in einer ihm unbekannten Sprache leise zu den Göttern sprach…
Es verging eine Weile, in der er nur den Priester sah, wie er immer noch betend vor dem Alter kniete. Dann erhob der Priester sich, rief zwei weitere Priester und ging in den dunklen Raum. Nach einigen Minuten traten sie wieder hervor, auf einer art Trage trugen sie den nun leblosen Körper des Pharao.

Die Vision … sie verschwand…
Kapitel 8: Hoffnung
“Mohammad wach auf!”, hörte er wie aus weiter Ferne meine Stimme und öffnete die Augen… er blickte sich verwundert um, und stellte fest, dass er nun auf einer art Bett lag und es bereits tiefste Nacht war…

“Ihr lebt! Wie ist dies möglich? Ich dachte, ich würde euch verlieren, so wie einst vor so langer Zeit…” Seine Stimme war kaum hörbare und doch volle Freude. “Ja, ich wäre auch fast gestorben, doch du hast mich zurückgeholt! Mein treuer Freund!”, gab ich zur Antwort. “Seid ihr wieder völlig gesund Hoheit?”, fragte mich Mohammad nun. “Ah, du erinnerst dich wieder, Neferhotep, mein treuester Freund und Berater? Nein, ich bin nicht geheilt. Dieser Körper… er stirbt… unaufhaltsam… und mit ihm… meine Seele…” ``Neferhotep… ja! So lautet mein wahrer Name! Nun kann ich mich wieder an alles erinnern!``, dachte Mohammad. “Mein Pharao…” Er kniete sich vor mir nieder - “es gibt Hoffnung! Ich kann mich wieder erinnern… Das Ritual der Auferstehung… so kann eure Seele gerettet werden!” “Das Ritual…” Natürlich hatte ich daran gedacht, doch… nein es ist nicht durchführbar… “nein Neferhotep, es ist nicht möglich. Für das Ritual werden vier Priester und gewisse andere Dinge benötigt. Mach dir keine Vorwürfe, es lässt sich nicht mehr ändern… meine Zeit ist gekommen.” Versuchte ich ihm zu erklären. “Nein mein Pharao! Erinnert euch, es ist möglich. Denn das Amulett, ist noch in eurem Besitz und die nötigen Zaubersprüche und Gebete stehen an den Wänden des Grabes.” Ich wusste, dass er Recht hatte. “Doch die Priester fehlen und der Ablauf des Rituals… ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Seit ich vor fast einem Jahr diesen Körper erlangte, verblassen die Erinnerungen immer mehr.”, gestand ich ihm niedergeschlagen. “Was meint ihr damit? Wie konnte das passieren? Bitte erklärt es mir.”, bat mich Mohammad.

Leise begann ich zu erzählen: “Also so erzähle ich dir denn die Geschichte meines Untergangs…”


Kapitel 9: Der Autounfall
````Es war an einem späten Tag im Juli letzten Jahres, auf einer Landstrasse, in der Nähe von Kairo…

Eine Familie fuhr nordwärts … Familie Engelsbach…
“Papa fahr doch nicht so schnell, sonst kommst du noch von der Strasse ab!”, sagte Dominik zu seinem Vater Herbert Engelsbach. “Keine Angst, mein kleiner! Ich fahre schon lange Auto und kenne mich hier aus.”, antwortete Herbert seinem Sohn lächelnd. “Vater hat recht, es kommt zur Zeit ja sowieso kein anderes Auto.”, beruhigte ihn Sarah, seine Mutter. “Mama, ich habe angst! Wir sollten heute Nacht nicht mehr weiter fahren! Komm Papa, lass uns in der Raststätte, an der wir vor einer halben Stunde vorbei gefahren sind, übernachten. Bitte! Es wird sonst sicher etwas Schlimmes passieren!”, versuchte seine Schwester Michele ihre Eltern zu überzeugen. “Mach dir keine Sorgen, mein kleiner Engel. Uns wird nichts geschehen. Schlaft jetzt ein wenig und wenn ihr Morgen die Augen öffnet, sind wir schon am Meer.” Müde von der langen Fahrt und beruhigt von den schönen Gedanken an das kristallklare Mittelmeer, die vielen Fische und die tollen Muscheln am Strand, fielen den zwei Kindern die Augen zu und sie schliefen ein. Sarah wünschte ihrem Mann noch eine gute Nacht, bevor sie sich umdrehte und ebenfalls einschlief. Die Nacht war ruhig und Herbert war sehr müde, doch er wollte auf keinen Fall in irgend so einem Drecksloch übernachten. Nein! Auf gar keinen Fall! Er wollte die ganze Nacht hindurch fahren. Es war kurz vor Mitternacht, als er das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, als es geschah…

Ein Lastwagen tauchte wie aus dem Nichts direkt vor ihnen auf. Er wollte ausweichen, doch rechts von ihm ging es steil bergab, links war ein schmaler Streifen Sand, bevor der Felsen begann… Er wusste, der Lastwagen würde sie frontal rammen, wenn er es nicht versuchen würde… Ich sah, wie er das Lenkrad abrupt herumriss. Der Felsen kam immer näher… der Lastwagen fuhr immer schneller… er trat, als er den Sand erreichte, voll auf die Bremse… doch das Auto war zu schnell ``Es tut mir leid! Ich hätte auf euch hören sollen.”, hörte ich ihn sagen, bevor das Auto mit über 70 km/h ins Schleudern geriet… und mit voller Wucht die Felswand rammte.
Kapitel 10: Der Körper von Michele Körper
Michele öffnete ihre Augen, genau in dem Moment, als ihre Familie zwischen Auto und Felsen zerquetscht wurde. Sie sah, wie alle, die sie liebte um sie herum starben.

Als ich danach nach dem Lastwagen Ausschau hielt, war er spurlos verschwunden…

Ich betrachtete das Wrack des Autos mit entsetzen…
Alle aus der Familie außer Michele waren zerquetscht worden… Ihr Körper hingegen blieb unverletzt, doch ihr Geist war fort… es war, so vermutete ich, der Schock und die unendliche Trauer über den Tod ihrer Familie, der sie ebenfalls aus dem Leben riss.

Es gab keine Überlebenden… Alle waren sie tot… Herbert, Sarah, Dominik… und Michele.````

“Tot, wie schrecklich! Aber … ihr Körper…”, warf Mohammad ein. Ich erzählte weiter: ````Alles Leben war aus ihnen gewichen, ihre Seelen hatten den Körper verlassen… Ich hatte alles mit angesehen und ging näher an ihre leblosen Körper heran. ``Ich legte eine kurze Pause ein, da ich wieder das schreckliche Bild vor Augen hatte… ``Dann nahm die noch warme Hand des Mädchens, welches ein altes ägyptisches Amulett trug… und es geschah… ein kribbeln durchfuhr mich und ich wurde ohnmächtig…

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Spital… auf einem Bett und ein Arzt hielt meine Hand… “Wach auf, meine arme, kleine Prinzessin. Michele ist dein Name, oder?” Verwirrt dachte ich: ``Was will der Mann von mir und wieso nennt er mich Michele… Was ist mit mir geschehen? `` Ich blickte an mir hinab und erschrak! ``Oh ihr Götter, das ist unmöglich… es kann nicht wahr sein! Ich bin… in ihrem Körper! ` Plötzlich vernahm ich eine vertraute Stimme: “Ja ihr seid in ihr. Sie wurde auserwählt, euch zu empfangen. Nun habt ihr bis zu ihrem 25. Geburtstag Zeit, euer Schicksal zu erfüllen…” Die Stimme verstummte. ````

“Und von da an machte ich mich auf die Suche, die Bedeutung dieser Worte zu ergründen.”, fügte ich meiner Erzählung noch hinzu. Sprachlos und sichtlich in Gedanken versunken blickte Mohammad auf das Bett, von welchem er sich mittlerweile erhoben hatte.

Kapitel 11: Grabräuber
“Ist alles in Ordnung? Wie geht es dir Michele?”, fragte Walter, der im Eingang mit Emilio und Silvia stand. “Äh ja, alles in Ordnung. Ich hatte wohl zu lange in der Sonne gestanden und wurde ohnmächtig. Danke der Nachfrage!” “Ach so. Nun also, dann bin ich beruhigt.” Silvia drängte sich an ihrem Mann vorbei und betrat das Grab. Staunend blieb sie so abrupt stehen, dass Emilio, der ihr nach geeilt war, in sie hineinlief. “Unglaublich! Einfach unbeschreiblich, diese Farben! Sie sehen selbst nach all den Jahren noch aus wie frisch aufgetragen! Und selbst diese Hypro.. Hyro- gly- phen… ach! Sie wissen was ich meine! Sie sind noch ganz klar lesbar! Na ja, für den, der sie lesen kann.”, verkündete Silvia voller Verzückung. Nun blickte auch ich mich erstmals in meinem Grab um, welches wohl schon vor langer Zeit von Grabräubern geplündert wurde.

Sie hatten Recht, die Farben strahlten immer noch wie zurzeit, als sie aufgetragen wurden. Die Figuren schienen noch immer lebendig und darauf zu warten, ihrem Pharao zu diensten zu sein. Alle Möbel und Gegenstände, außer dem Bett und einem zerbrochenen Krug waren fort… gestohlen und längst auf dem Schwarzmarkt verkauft… eingeschmolzen, oder vielleicht in der Sammlung irgendeines Ausländers gelandet… welch schrecklicher Gedanke! All die schönen Tische, Stühle, Truhen… einfach weg! Und die Schriftrollen, bestimmt längst zu Staub zerfallen… der Schmuck, nun in irgendeinem Museum… nun besaß ich nur noch mein Amulett, welches das Mädchen um den Hals trug.

“Es wurde alles Gestohlen! Ihr ganzer Besitz und … Ihre sterblichen Überreste! Wo ist der Sarkophag?”, geschockt blickte sich Mohammad nach allen Seiten um, als er diese Worte sprach. “Ja, alles ist fort, doch denk nicht darüber nach. Es war nichts Wichtiges. Der Sarkophag ist in Sicherheit. Komm mit mir, ich zeige dir wo er sich befindet.” Wir schritten gemeinsam in einen kleinen Raum, darin befand sich einst eine Statue des Gottes Horus, welche ebenfalls verschwunden war… “Siehst du die blaue Bodenplatte in der Mitte des Raumes? Darunter liegt der Sarkophag und mit ihm meine sterblichen Überreste.”

Kapitel 12: Die Offenbarung
Emilio, Silvia und Walter traten zu uns und blickten ebenfalls auf die blaue Fläche.

Plötzlich schrie Emilio mich wütend an: “Was geht hier vor sich? Wir haben alles mit angehört! Sagen sie uns die Wahrheit! Wer oder Was sind sie!?”

“Was reden sie da für seltsames Zeug, sie wissen wohl nicht wie absurd das ist…” “Nein Mohammad, es ist an der Zeit ihnen die Wahrheit zu sagen. Wir werden ihre Hilfe benötigen.”, unterbrach ich seine Erklärungsversuche. Gespannt waren nun alle Augen auf mich gerichtet…

“Mein wahrer Name lautet Ramose, einstmals Pharao über Ober- und Unterägypten. Ich starb vor mehr als 2000 Jahren, bei dem Versuch, mein Volk vor dem Untergang zu bewahren…” Ich erzählte ihnen alles, auch von dem Autounfall. “…und nun bin ich hier um mein Schicksal zu ergründen, welches sich mir noch in dieser Nacht mit ihrer Hilfe offenbaren wird.”

Ruhe, niemand sprach ein Wort, doch dann…
“Das ist ja unglaublich!“, “Das erklärt einiges” und “Ich hatte schon immer das Gefühl, sie seien ein einziges Geheimnis”, gefolgt von der zu erwartenden Frage: “Was meinten sie damit, als sie sagten, sie brauchen unsere Hilfe?”, waren die verspätete Reaktion auf meine Offenbarung.

Mohammad ergriff das Wort, erzählte ihnen von dem Ritual und auch davon, dass ich ohne ihre Hilfe sterben würde: “…und um eben dieses Ritual zu vollziehen, brauche ich ihre Hilfe. Wollen sie mir helfen das Leben dieses ehrenvollen und selbstlosen Mannes zu retten?”

Nach dem sie den ersten Schock überwunden hatten, willigten sie ein. “Ja aber was ist unsere Aufgabe dabei?”, fragte Walter, der als erstes seine Stimme wieder fand. “Was können wir denn schon tun? Ich meine, wir kennen weder die nötigen Formeln, noch können wir ihre Sprache sprechen!”, sagte Silvia nüchtern. “Ja, so wie es aussieht, sind wir dabei für sie nutzlos. Tut mir leid, wir würden ihnen wirklich gerne helfen.”, äußerte sich nun auch Emilio.

Kapitel 13: Die Vorbereitung
“Kommen sie mit mir, wir werden noch einige Gegenstände aus einem geheimen Raum weiter hinten im Grab holen. Danach erläutere ich ihnen ihre Aufgabe.”, sprach Mohammad und sie gingen gemeinsam von Dannen. Ich blieb alleine zurück, da ich nun den Sarkophag hervor holen musste. Als erstes suchte ich den geheimen Schalter, welchen man drücken musste, damit sich die blaue Bodenplatte zurückzog. Ich wusste nicht mehr, wo genau er sich befand, also blickte ich mich um und suchte, indem ich mit den Händen an den Wänden entlang fuhr. Ich drückte auf ein aufgemaltes Anch, hals ich ein “Klack” vernahm. ``Gefunden``, dachte ich froh. Sofort begann der Boden zu vibrieren, bevor die Platte langsam in der hinteren Wand verschwand und den Blick auf den wohlbehüteten Sarkophag freigab. Nachdem ich mit Aufbietung all meiner Kraft den rund etwa 150 Kilo schweren Steindeckel zur Seite geschoben hatte, blickte ich auf meinen früheren, ziemlich gut erhaltenen Körper hinab, welchen die Priester nach meinem Tod mühevoll einbalsamiert hatten. Die Amulette waren noch an ihrem Platz, genauso wie auch die Gefässe, in welchen alle inneren Organe, ausser dem Herz, welches im Körper gelassen wurde, aufbewahrt wurden. Ich nahm die Mumie aus dem Sarkophag und trug sie äusserst vorsichtig zu einem der zwei Altäre, die sich im Raum zu meiner Linken, dem Raum der Auferstehung, befanden und legte den Leichnam behutsam ab.

Zur gleichen Zeit :

Mohammad betrat den geheimen Raum, welchen er durch einen verborgenen Schalter geöffnet hatte, als Erster. “Kommen sie, es ist alles in Ordnung.”, sagte Mohammad beruhigend zu Emilio und Walter, Silvia wartete vor der Türe, da der Raum nicht genügend Platz für vier Personen bot. Ohne zu zögern betrat nun auch Walter den Raum, dicht gefolgt von Emilio, der eine Taschenlampe, welche er immer bei sich trug, aus seiner Hosentasche hervorzog und ihnen Licht gab. Sorgsam aufgereiht und beschriftet, standen alle möglichen Tränke, Pulver, Werkzeuge und Geräte auf staubbedeckten und bereits halb zerfallenen Regalen aus Holz. Gezielt holte Mohammad einige dieser Sachen von ihrem Platz und reichte sie seinen Begleitern. “Seien sie äusserst vorsichtig! Wir haben es hier mit unersetzlichen, äusserst wichtigen Mitteln, welche wir für das Ritual benötigen, zu tun!”, ermahnte er Emilio, der beinahe ein Fläschchen mit der Aufschrift “Tau des blauen Lotus”, fallen gelassen hatte. Walter las einige der Namen, die überraschenderweise lateinisch geschrieben waren: Gift der Königskobra; Blut des Apisstiers; Gerstensaft; Wasser des blauen Nil; Wasser des weissen Nil; Pulver der Papyrusstaude und Milch des Kamels, sowie Myrre und Weihrauch, waren darunter. “Was wollen sie denn mit alledem?”, fragte er neugierig. “Das werden sie dann schon sehen. Es wäre zu kompliziert, ihnen die komplexen, meist schwer zu beschreibenden Wirkungsweisen der Mittel zu erklären.”, antwortete Mohammad, der selbst nicht alle Wirkungen der Mittel, welche sich im Raum, befanden kannte. “Wir haben alles Nötige. Lassen sie uns zurückgehen und alles vorbereiten.”, sagte Mohammad und ging ihnen voran den Weg zurück.

Als sie vor dem Eingang zum Raum der Auferstehung waren, packte Emilio Mohammad am Arm und fragte: “Sagen sie ganz ehrlich, glauben sie dieses Zeug von wegen Auferstehung und Götter und so wirklich? Und woher kennen sie Michele eigentlich? Ist sie wirklich das, was sie vorgibt zu sein? Oder ist sie verrückt?” “Ja ich glaube voll und ganz daran und Michele sagt die Wahrheit! Ich war damals dabei, in einem früheren Leben, müssen sie wissen.”, entgegnete Mohammad. “Wie werden wir eigentlich wieder nach hause kommen?”, fragte Silvia. “Michele erinnert sich zurzeit nicht mehr daran, aber ihr Gedächtnis wird nach dem Ritual hoffentlich wieder hergestellt sein.”, antwortete Walter, der mir bereits als wir Mohammad auf das Bett legten, diese Frage gestellt hatte. “Können wir jetzt zu Michele gehen? Sie wartet sicher schon lange auf uns.”, forderte Emilio sie nun auf.

Ich sass vor der Mumie auf dem Boden und lehnte an dem Sockel des Altars, während ich die Hände vors Gesicht hielt, um meine Tränen der Verzweiflung und der Trauer um den Tod all derer, die ich beschützen wollte, zu verbergen. Mohammad trat leise näher und räusperte sich. Ich blickte ihn an und wusste, dass er der einzige lebende Mensch der alten Zeit war. Alle waren sie mir fremd, selbst Emilio, Walter und seine arrogante Frau Silvia. Mohammad sagte nun zu mir: “Bitte verzeihen sie, aber wir können beginnen.” und zu Walter gewannt sagte er: “sie haben doch sicher ein Feuerzeug? Zünden sie die Fackeln in den Wandhalterungen an. Und sie Silvia, reinigen den noch leeren Altar mit viel frischem Quellwasser. Emilio, stellen sie die Zutaten auf den kleinen Tisch zwischen den Altären.” Sofort machten sich alle an die Arbeit. Mohammad setzte sich zu mir und sagte: “Es ist Zeit Hoheit, sie müssen sich reinigen. Alles steht bereit.” Besorgt sprach ich: “Das habe ich bereits, während ich auf dich gewartet habe. Mohammad, ich mache mir Sorgen, wenn das Ritual misslingt, wird das unser aller Grab, da ihr ohne mich den Rückweg nicht antreten könnt, ich ihn aber selbst noch nicht weiss. Es ist schrecklich, ich würde es mir nie verzeihen, wenn du oder sonst jemand durch meine Schuld zum Tode verurteilt wäre.” “Wenn die Götter uns beistehen, wird alles gut gehen.” ,beendete Mohammad das Gespräch, stand auf und kontrollierte alles.


Kapitel 14: Das Ritual der Auferstehung
Ich legte mich auf dem zweiten Altar nieder und schloss die Augen. ``Nun liegt mein Schicksal in den Händen meiner Begleiter. Oh ihr allmächtigen Götter, steht mir bei.``, dachte ich, bevor ich das Bewusstsein verlor.

Silvia und Emilio standen am Kopf- und Fussende des 1.Altars, Walter am Fuss- und Mohammad am Kopfende des 2.Altars. Sie begannen leise ein uraltes Lied zu singen, welches Mohammad ihnen beigebracht hatte, während Mohammad ein Gebet sprach und damit begann, die Zutaten zusammen zu mischen und die beiden Körper damit zu benetzen. Silvia berührte nun den Kopf der Mumie und legte ihr ein Amulett in Form eines Skarabäus auf die Brust. Emilio rieb darauf die Füsse der Mumie mit einer seltsamen schwarzen Paste ein, welche nach Schwefel roch. Nachdem Mohammad eine Schale Weihrauch mit Myrre versetzt und entzündet hatte, vollführten er und Walter, die gleiche Prozedur an Micheles Körper. Nach etlichen weiteren Gebeten, Gesängen und geheimnisvollen Ritualen, sagte Mohammad leise flüsternd: “Kommen sie, wir können nichts mehr tun. Ab jetzt heisst es abwarten und beten.”


.......... Fortsetzung folgt.........

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Tag der Veröffentlichung: 12.05.2010

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