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Harzreise im Frühling

Vom 17. – 20. April 2015

 

Diese Reise hatte unsere Katrin schon zum Geburtstag ihres Vaters im Januar bei ebay ersteigert und ihm zusammen mit den Geschwistern geschenkt. Ich war der Meinung, nun zu meinem Geburtstag sollten wir sie endlich einmal antreten. Gebucht, getan!

 

Am Freitag ging es los. Ausgemacht war der Start für gegen zehn Uhr. Los gekommen sind wir dann schließlich gegen zwölf. Aber wir hatten es ja nicht eilig und die Arbeit ging nun mal vor. Unser Sohn übernahm dann über das ganze Wochenende den Telefondienst und wurde auch reichlich gefordert.

 

Wir haben nicht die kürzeste Strecke über die Autobahn genommen, die wir schon x mal gefahren sind. Wir sind bis Erfurt Autobahn gefahren und dann über die Landstraßen, was sehr schön war. Aber das Navi war lange Zeit verwirrt und wollte uns immer wieder zum Umkehren bewegen.

 

Aus Rache hat es uns dann in Clausthal nicht direkt nach Zellerfeld geleitet, sondern in weitem Bogen um die ganze Stadt herum, obwohl es mitten durch nur ein kurzes Stück gewesen wäre. Trotzdem konnten wir schon mal einen Blick auf die sehr sehenswerte Marktkirche werfen, die wir uns am Samstag unbedingt genauer anschauen mussten.

 

 

Das Hotel „Zum Harzer“ ist sehr hübsch und außen mit rot gestrichenem Holz verkleidet, was mir natürlich schon mal besonders gefiel, wenn man meine Vorliebe für diese Farbe kennt.

 

 

Auch innen ist es sehr ansprechend und gemütlich rustikal eingerichtet. Mit der Dekoration haben sie es allerdings etwas übertrieben, was ich schon oft in solchen Häusern beobachtet habe.

 

Unser Zimmer war recht groß und ebenfalls ländlich rustikal eingerichtet mit sehr hübschen Möbeln. Nur der Fußboden knarrte entsetzlich. Das Bad war schön hell mit Fenster und allem, was man so braucht.

 

 

Wir kamen so gegen vier Uhr nachmittags an und richteten uns in Ruhe ein. Der Wirt hatte gesagt, ab siebzehn Uhr dreißig gäbe es Abendessen. Als wir gegen achtzehn Uhr ins Restaurant kamen, war noch niemand da. So drehten wir erst noch eine kleine Runde durch den Ort.

 

Als wir zurück waren, trudelten auch die anderen Gäste so langsam ein. Es schienen alles Holländer zu sein.

 

Es gab für die Halbpensionsgäste, wie wir es waren, zuerst eine Spargelcremesuppe, dann Reis mit Putengeschnetzeltem und anschließend Schokoladeneis mit Sahne und Eierlikör. Ich hatte mir kühn einen halben Liter Trollinger dazu bestellt. Das war ein bisschen viel. Ich bin gar keinen Alkohol mehr gewöhnt… Hellmut trank Bier aus der Region.

 

Zum Freitagskrimi waren wir schon wieder auf dem Zimmer. Meinen restlichen Wein durfte ich mitnehmen, habe ihn aber trotzdem nicht geschafft.

 

Samstagfrüh gab es das übliche Frühstücksbuffet mit allem, was man sich wünschen konnte. Rühr- oder Spiegeleier wurden auf Wunsch frisch zubereitet, die gekochten hatten alle ein aufgemaltes Gesicht.

Nach dem Frühstück wollten wir erstmal die Stadt erkunden und sind nach Clausthal gewandert, wo offensichtlich das Zentrum ist.

 

Clausthal-Zellerfeld ist eine sehr besondere Stadt. Die meisten Häuser sind holzverkleidet und alle verschieden bunt gestrichen. Es gibt erhebliche Höhenunterschiede, wie wir bei unserem Fußmarsch deutlich mitbekamen.

 

 

 

 

Auf dem großen Marktplatz von Clausthal steht diese wunderschöne blaue Holzkirche, die wir außen wie innen ausführlich bewundern konnten. Allerdings war sie von innen sehr kalt. Die große Orgel befand sich ungewöhnlicherweise oben hinter dem Altar, soll aber demnächst wieder auf die Orgelempore gebaut werden, wie wir von der Aufsicht erfuhren. Die Kirche ist evangelisch.

 

 

Nach der Besichtigung mussten wir erstmal Postkarten kaufen und dann vor einem Cafè in der Sonne schreiben. Wir hatten einige Geburtstagskinder zu bedenken. Vorher durfte ich mir einen Geburtstagsstrauß aussuchen als wir an einem Blumenladen vorbei kamen. Vom Geschäft bekam ich eine rote Rose dazu. In dem Cafè spendierte mein Mann mir heiße Schokolade und einen Windbeutel mit Kirschen und Sahne.

 

Morgens waren es nur sechs Grad gewesen, aber gegen Mittag wurde es wärmer und die Sonne schien den ganzen Tag.

 

Auf dem Rückweg zum Hotel entdeckte ich das Robert-Koch-Haus. Sicher weiss kaum jemand, dass er dort seine Jugend verbracht hat.

 

 

Nachdem wir die Blumen ins Hotel gebracht hatten, fuhren wir nach Hahnenklee, um uns eine norwegische Stabkirche anzuschauen, die dort stehen sollte. Sie steht oberhalb des Ortes, war aber trotzdem nicht sofort zu entdecken. Sie ist ganz anders als die blaue Kirche und ganz aus naturfarbenem Holz mit schönen Malereien und Schnitzereien und ebenfalls evangelisch. Sie wirkt schon von Natur aus sehr viel wärmer und ist es auch.

 

auf dem Brunnenstein ein Hahn mit Kleeblatt im Schnabel

 

 

Portal der Stabkirche

 

 

 

Einen kurzen Blick auf Goslar konnten wir noch werfen, dann mussten wir zurück zum Hotel, weil ich für den Nachmittag Schönheit und Massage gebucht hatte und zwei Stunden lang verwöhnt werden sollte und wollte. Wir hatten zwei Massagen im gebuchten Paket mit drin, aber Hellmut nahm seine nicht in Anspruch. Er ging solange in die Sauna und ließ sich gar kochen.

 

Goslar

 

da fühlte ich mich sofort gertenschlank

 

 

 

 

 

Natürlich konnte ich es nicht lassen, der Hausdame am Abend vorher von meinem Geburtstag zu erzählen. Als wir zum Abendessen erschienen, wurden wir an einen festlich gedeckten Tisch geleitet. Auf einem weinroten Tischläufer aus Vlies stand ein dreiarmiger silberner Leuchter mit weinroten Kerzen, die sofort angezündet wurden. Ich hatte mich ein bisschen festlich angezogen, so dass Hellmut argwöhnte, ich wolle noch ausgehen. Dem war aber nicht so.

 

Auch das Essen war ganz nach meinem Geschmack. Zuerst gab es eine Möhrenschaumsuppe, dann Roastbeef mit Bratkartoffeln und Zwiebeln und anschließend winzige Pfannküchlein mit warmen Blaubeeren. Diesmal nahm ich nur ein Viertel Weißwein dazu. Wasser hatten wir genug auf dem Zimmer. Die Portionen waren angenehm und nicht so üppig wie sonst oft.

 

Für den Sonntag hatten wir uns vorgenommen, mit der Harzbahn auf den Brocken zu fahren. Das heißt, es war Hellmuts Wunsch. Die Hausdame hatte uns empfohlen, von Wernigerode aus zu fahren. Das sei die schönere Strecke. Wir fuhren also nach dem Frühstück wieder bei schönstem Sonnenschein über Berg und Tal nach Wernigerode. Als wir dort dann feststellten, dass die einfache Fahrt anderthalb Stunden dauern würde und Hin- und Rückfahrt pro Person siebenunddreißig Euro kosten sollte, verging uns die Lust darauf und wir erkundeten lieber die schöne alte Fachwerkstadt, die ich sowieso viel lieber sehen wollte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach zog es Hellmut zur Rappbodetalsperre. Ich war in meiner Kindheit mal mit der Familie dort, konnte mich aber nicht an Details erinnern. Das ist schon ein beeindruckendes Bauwerk – zu Ehren des zehnten Jahrestages der DDR erbaut!

http://de.wikipedia.org/wiki/Rappbode-Talsperre

 

 

Über die Talsperre führt eine Brücke und daran schließt sich ein kurzer Tunnel an. Diesen Tunnel hatten wilde junge Motorradfahrer zu ihrer Rennstrecke erkoren und fuhren dort pausenlos hin und her. Im Tunnel wurde ordentlich aufgedreht, was einen Höllenlärm machte. Und das war der Kick! Am lautesten war ein Moped.

 

Hinter dem Tunnel lag ein großer Parkplatz mit lauter Freßbuden und Souvenirständen ringsherum. Der Platz war voll mit Autos und vor allem mit allen Arten von Motorrädern und wild aussehenden Typen, offensichtlich ein sonntäglicher Treffpunkt.

 

Wir hatten auf der anderen Seite geparkt und waren über die Brücke und durch den Tunnel gelaufen. Es war ohrenbetäubend, durch den Tunnel zu gehen. Aber der Blick von der Brücke war grandios.

 

Oberhalb der Talsperre konnte man sich von einem Hang an einem Drahtseil einen Kilometer übers Wasser gleiten lassen. Die Mutigen kamen immer zu zweit, verpackt wie beim Gleitflug, den Hang herunter geschossen. Der Spaß nennt sich Harzdrenalin.

http://www.harzdrenalin.de/megazipline/

 

 

 

Nach der Talsperre lockte uns noch die berühmte Roßtrappe, die nicht weit von dort ist und die ich auch zuletzt als Kind gesehen hatte und Hellmut noch gar nicht. Viele Kurven und Serpentinen sind wir an dem Wochenende gefahren durch den Frühling und schönste Landschaften.

 

Zur Roßtrappe sollte man von einem Hotel aus buchstäblich über Stock und Stein eine halbe Stunde etwa wandern. Der Weg war nicht sehr attraktiv und es genügte uns dann, den Felsen von Weitem zu sehen.

Wen es interessiert, hier die Geschichte zur Roßtrappe:

http://www.harzlife.de/sagen/rosstrappe.html

 

 

 

Danach suchten wir uns wieder einen anderen und schönen Weg zurück zum Hotel.

 

Am Sonntag hatte unser Hotelrestaurant Ruhetag und so wurden wir nach nebenan in den urigen „Wilddieb“ geschickt. Dort gab es zuerst ein köstliches Steinpilzrahmsüppchen und dann je nach Wunsch Schnitzel mit Zwiebeln oder mit Tomaten und Käse überbacken und Pommes frites dazu. Ich wählte Zwiebeln, Hellmut überbacken. Da kamen zwei riesige Teller mit Portionen für Schwerstarbeiter, für mich unmöglich zu schaffen. Ich verstehe auch nicht, warum immer zwei Schnitzel für eine Person serviert werden, wo eines doch vollkommen reicht. Auch bei den Pommes hätte die Hälfte locker gereicht. Zum Nachtisch gab es eine Kugel Vanilleeis mit Roter Grütze.

 

Der Wilddieb aussen

 

und innen

 

Danach konnten wir noch drei Viertel vom Tatort sehen und der letzte Abend war auch vorbei. Wir waren rechtschaffen müde nach dem langen Ausflugstag.

 

Am Montag hieß es, frühstücken, packen, abreisen. Für die Rückreise wählten wir wieder Landstraßen und fuhren gemütlich Richtung Heimat. Wir machten Zwischenstation in Osterode, ebenfalls eine hübsche alte Fachwerkstadt und ebenso in Duderstadt, das wir bisher auch nur vom Namen her kannten.

 

Altes Rathaus Osterode

 

 

 

 

 

Das Ritterhaus in Osterode

 

Rathaus in Duderstadt

 

Rathaustreppe

 

Alte Häuser und moderne Wasserkunst in Duderstadt

 

 

 

Zu Mittag suchten wir uns ein Restaurant am Marktplatz von Creuzburg, einem Städtchen im Wartburgkreis. Die Rostbrätel haben uns leider nicht so toll geschmeckt, aber wir saßen dort sehr schön am Platz in der Sonne.

 

Alte Posthalterei in Creuzburg

 

Marktbrunnen in Creuzburg

 

Dann ging es weiter durch das lieblich schöne Thüringen. Durch Eisenach sind wir nur durchgefahren, weil wir es auch schon von früheren Besuchen kannten.

 

Unsere nächste Station war Meiningen, das ich endlich einmal anschauen wollte. Bisher kannten wir die Stadt nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn und einem teuren Reifenwechsel.

Irgendwann wollen wir auch einmal in das weithin berühmte Theater. Die kleine Stadt ist teilweise schon sehr schön restauriert. Aber es gibt auch noch viel zu tun. Sie überrascht mit einem sehr großen Marktplatz, auf dem eine evangelische Kirche mit buntem Dach steht. Leider war die, wie so oft, geschlossen.

 

 

Meinigen - Marktplatz

 

 

 

 

 

 

 

In einem kleinen Geschenkeladen entdeckten wir meine geliebte Römhilder Keramik. Hellmut kaufte zwei rote Becher für uns.

 

 

 

 

Da wir eh schon in der Nähe waren, machten wir auch noch einen Abstecher nach Römhild in die Manufaktur und erstanden noch ein hübsches Geburtstagsgeschenk für unsere Jüngste.

http://www.toepferhof-gramann.com/

 

 

 

 

 

Es war eine rundherum schöne Heimfahrt, die allein schon dadurch zum Highlight wurde, dass es überall grünte und blühte und durchgehend die Sonne schien.

 

 

 

Buschwindröschen auf dem Weg zur Roßtrappe

 

 

 

seltenes gelbes Buschwindröschen

 

 

Ab Schweinfurt bin ich dann das letzte Stück Autobahn gefahren und dann hatte uns der Alltag wieder.

 

Mein lieber Mann moniert, dass ich das Essen so genau beschrieben habe. Aber ich habe diesen Reisebericht ja auch für unsere Kinder geschrieben. Und die wollen schließlich wissen, was sie uns geschenkt haben. Immerhin habe ich es nicht fotografiert :-))

 

 

 

 

 

 

Impressum

Bildmaterialien: alle Fotos eigene Fotos
Tag der Veröffentlichung: 23.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Unseren Kindern, die uns diese schöne Reise geschenkt haben.

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