Cover

Episode 3 - Verlorene Seelen



Am Morgen nach den Überfall auf Mickey rief mich Lancy an. Es war früh, gerade mal halb 6 und Ich hatte so gut wie keinen Schlaf gefunden. Die Gedanken sind es, die mich in der Nacht zu erdrücken drohen. Gedanken über die Zukunft, Gedanken über das Leben und das verdammte System. Die Cops waren sicher schon am Tatort, und Ich weiß nicht, welche Schlüsse sie aus der ganzen Geschichte ziehen, aber hoffentlich machen sie keine Probleme. Am Anfang, wenn man die ersten, zögerlichen Schritte auf einer langen Leiter geht, darf einen niemand Steine in den Weg legen.
Ich war gerade in der Küche und versuchte meine normale Energie durch eine Tasse Kaffe wiederzuerlangen, als das Telefon klingelte. Ich nahm ab und Lancys stimme begrüßte mich.
“Kevin, Ich muss mit dir reden. Hast du gerade Zeit?”
“Ja, natürlich. Was gibt’s?”
“Zwei Sachen. Als erstes, du hast ein Problem.”
“In dem Job hat man ständig Probleme, und irgendwann gewöhnt man sich daran.”
“Okay, es hängt von dir ab, ob du dich an die Cops gewöhnen wirst oder nicht. Ich würde an deiner Stelle vorsichtiger sein.”
“Was wissen die Cops?”
“Noch nicht viel, aber das ändert sich bald. Die Sache bei Mickey hat für Aufsehen besorgt und das LAPD steht unter dem Druck, die Geschichte aufzuklären. Sie wissen, dass die Männer von Emilios Clan kommen, woher ist mir schleierhaft. Muss an unseren Maulwurf liegen.”
“Um den wird Ich mich heute zusammen mit Emilio, Carlos und ein paar anderen kümmern.”
“Das wird heftig. Wenn Emilio was will, dann kriegt er es auch, glaub es mir. Wisst ihr schon was über Jamie?”
“Noch nicht viel, nur das er am Abend immer im Lost Souls, einem Club in Hollywood, ist um ein paar geschäftliche Sachen zu regeln. Ab heute Abend werden also schlauer sein.”
“Ich hoffe es für euch und seid vorsichtig. Leg dir am besten Handschuhe zu, damit die Cops keine Fingerabdrücke von dir kriegen. Du musst wie ein Geist für sie sein, ein Phantom, dass keine Spur hinterlässt. Sorge so wenig es geht für Aufmerksamkeit, denn sonst haben sie sich schneller als du deine Waffe ziehen kannst.”
“Ich kann auf mich aufpassen, glaub mir.”
“Trotzdem, so manchen Neuling hat es schnell erwischt, weil er nicht gut genug war.”
“Ich bin gut genug, glaub mir.”
Lancy schwieg kurz.
“Gut, die zweite Sache betrifft dich ebenfalls wieder. Ich brauche jemanden, der mir bei ein paar Sachen unter die Arme greifen kann.”
“Was für Sachen sind das?”
“Sachen, die du inzwischen gewöhnt bist. Zusammen mit ein paar anderen, die Bezahlung stimmt und das Risiko ist gering, wenn du schießen kannst.”
“Ich weiß nicht, ob es Emilio gefällt wenn Ich für jemanden außerhalb des Clans arbeite.”
“Was will Emilio schon machen? Du weißt, das er Männer wie dich braucht, also wird er dir schon nichts tun.”
Ich schwieg kurz.
“Gut, Ich bin dabei. Wann geht es los?”
“Ich bin heute Abend bei der Sache mit Jamie wahrscheinlich dabei, reden wir einfach, wenn es sich ergibt.”
“Okay, wir sehen uns. Pass auf dich auf.”
“Und noch was: Erzähl niemanden davon. Ich will keine bösen Überraschungen erleben.”

Am frühen Abend traf Ich mich mit Carlos vor dem “Lost Souls” Club in Hollywood. Das Lost Souls war einer von vielen Clubs in L.A., wo man alles sieht und auch alles kriegt. Es war ein Club, wo sich die einsamen und verlorenen Seelen von Los Angeles treffen. Sängerinnen sorgen für die Stimmung und wer sich ein wenig anstrengt, kriegt auch die Drogen ohne Probleme. Das Geschäft in den Clubs boomt zur Zeit, hat uns Emilio mal erzählt, die Leute kaufen offenbar lieber Sachen, wenn sie ihnen direkt angeboten werden. Das erstaunliche an dem Club war jedoch, dass er es schaffte, nahezu alle Bevölkerungsschichten von L.A. in sich aufzunehmen. Gangster aus Inglewood, Lynwood, South L.A. oder Downtown zählen ebenso zur Stammkundschaft wie Geschäftsmänner aus Beverly Hills, Schauspieler aus Hollywood und die Cops aus dem LAPD, alle sitzen sie hier Schulter and Schulter.
Es dauerte nicht lange, bis Emilio, Jason und drei weitere Männer in einem grauen Chrysler ankamen. Jason ging sofort auf uns zu.
“Jungs, gut euch hier zu sehen. Ich muss euch ein paar Sachen mitteilen.” sagte er, “Als erstes: In dem Club sind eine Menge dunkle Gestalten, die Emilios Gesicht kennen. Das ist das Problem, das bei der Planung auftrat. Wir können Jamie nicht einfach mit nach draußen nehmen, ihn ins Auto stecken und an einen sicheren Ort verhören. Das wäre zu auffällig, vor allem da Jamie auch einen bestimmten Ruf im Ghetto genießt.”
“Dann können wir ja die ganze Aktion abblasen.” sagte Ich.
“Nein, wenn Jamie nicht zu uns kommen, kommen wir eben zu ihm.” sagte Jason.
“Was willst du machen? Jamie öffentlich vor allen verhören? Weißt du, wie schnell dann Morellis Leute hier sind?”
“Du weißt ja hoffentlich, wie das Lost Souls aufgebaut ist, oder?”
“Nicht direkt. Ich eigentlich noch zu jung, um rein gelassen zu werden.”
“Stimmt, sorry, wenn Ich an deine Aktionen denke vergesse Ich immer dein Alter,” sagte er, “Aber egal. “Kein Wunder. Stell dir das Lost Souls so als eine Art Alles-in-Allem Gebäude vorstellen. Im Erdgeschoss ist es ein normaler Club für die ganzen Verlorenen Seelen hier in L.A., im ersten Stock ist eine Lounge für Leute, die sich lieber unterhalten anstatt zu tanzen, und in den zweiten Stock schließlich kommst du nur rein, wenn du dir eine geangelt hast. Verstehst du, was Ich meine?”
“Eine Art Bordell also?”
“Genau. Es gibt neben der Bar die so genannte “Red Light Area”, da stehen sie alle und warten auf jemanden, der mit ihnen nach oben geht.”
“Was hat das mit unseren Plan zu tun?”
“Ich kenn eine von den Stripperinnen da drinnen recht gut. Sie kann uns sicher weiterhelfen.”
“Und wie?”
“Das wirst du sehen, wenn es soweit ist.” sagte Jason und drehte sich zu Lancy um, der sich zu uns gesellte.
“Emilio verteilt gerade die Waffen an die Männer. Wir sollten bald reingehen, sonst fallen wir am Ende noch auf.”
Jason warf einen Blick auf seine Uhr.
“Keine Sorge, es passiert schon nichts. Das ist fast schon ein Routineauftrag, wenn alles klappt.”
“Hoffen wir es.” sagte Lancy und zog mich kurz zur Seite, während Emilio sich mit Carlos unterhielt, “Ich hab was für dich.” sagte er zu mir und holte ein paar schwarzer Handschuhe hervor.
Ich nahm die Handschuhe in die Hand. Sie waren leicht und aus Leder. Ich zog sie an. Sie fühlten sich wie eine zweite Haut an.
“Ich wusste, dass du dir noch keine besorgen konntest.” sagte Lancy, “Und Ich will nicht, dass dich die Cops wegen solch einer Kleinigkeit erwischen. Ich will so einen fähigen Menschen wie dich nicht durch so etwas verlieren.”
“Nicht schlecht.” sagte Ich und musterte die Handschuhe.
“Eines sage Ich dir noch: Ich bin mir zwar nicht sicher, trotzdem glaube Ich kaum, das heute Abend alles glatt laufen wird.”
“Was soll schon passieren? Wir tun nicht mal was richtig kriminelles.”
“Du kennst Emilio nicht. Hast du nicht gesehen, wie seine Hände zittern? Er ist blind vor Wut, wie immer, wenn solche Sachen wie mit Jamie anstehen. Er kann sich dann öfters nicht beherrschen, und das ist der Fehler, den er immer macht. Du kennst zwar das Lost Souls nicht, aber du willst nicht wissen, was sich da für Gestalten rum treiben. Der Club ist so eine Mischung aus Glamour und Ghetto, da stehen in der einen Ecke die reichen Bonzensöhne aus Beverly Hills und in der anderen die Gangster aus Inglewood oder Lynwood. Wenn uns einer von denen verrät, sind die Cops schneller hier als uns lieb ist.”
“Wir müssen eben vorsichtig sein.”
“Egal, Pass auf dich auf, Kevin, die Welt braucht mehr Männer wie dich, dann würde nicht alles den Bach runtergehen.” sagte er und drehte sich wieder zu Emilio um.
Ich ließ den Satz auf mich wirken.
Respekt.
Macht.
Du baust dir gerade dein eigenes Imperium auf, dachte Ich, es geht voran. Diese Menschen haben erkannt, dass du etwas wert bist, und jetzt wollen sie dich nicht mehr verlieren. Du hast Freunde gefunden, Freunde, mit denen du es ganz nach oben schaffen kannst.
Ich schaute wieder Emilio an.
Er vertraut mir, dachte Ich, er glaubt, in mir einen guten Mann für seine Geschäfte gefunden zu haben, doch würde er zögern, die Pistole auf mich zu richten und abzudrücken, wenn es darauf ankommt?
Nein, und ganz ehrlich, Ich würde es auch nicht. In dieser Stadt heißt es friss oder Stirb, es gibt nur wenige, auf die Ich nicht meine Waffe richten würde, und dass sind die Menschen, denen Ich vertrauen kann. Carlos, Jason und Lancy. Die Welt da draußen ist hart, und wenn man in ihr überleben will, muss man das ebenfalls werden. Wem kann man vertrauen, wem kann man nicht vertrauen? Das beste ist, wenn man einfach keine Gefühle für jemanden empfindet. In Los Angeles leben Millionen Menschen, und nur wenige davon sind für mich von Bedeutung. Manche wollen einen immer so Sachen wie “Die Welt ist ein fairer Platz” oder “Man kann die Welt verändern, wenn man nur will” glaubwürdig machen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Mutter das immer getan hat. Ich werde irgendwann mal reich und berühmt, sagte Ich mal zu ihr, und sie hat liebevoll gelacht und mir gesagt, dass selbst der kleinste irgendwann der größte sein kann. Und jetzt, 10 Jahre später, bin Ich hier, Mitglied in einem Mafia Clan du kurz davor, einen Club mit meinen kriminellen Freunden zu überfallen.
Das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit, dachte Ich und folgte den anderen durch die Eingangstür in das “Lost Souls”.

Im Club war es stickig und laut. Musik dröhnte aus den Boxen, die an der Wand befestigt waren, Menschen tanzten auf einer Fläche in der Mitte und eine Gruppe von Stripperinnen zog ihre Show auf einer Bühne am rechten Rande durch. Ich, Carlos, Lancy, Emilio und die zwei Männer kämpften uns durch die Menschenmenge zu der “Red light Area” durch, einen rot-beleuchteten Bereich hinter der Theke.
“Okay, sie ist wahrscheinlich gerade auf der Bühne.” sagte er, “Wartet hier, Ich hole sie kurz her.”
Er verschwand Richtung Bühne und in der Menschenmenge. Ich schaute mich um. Ich war nie zuvor in solchen Clubs, da Ich eigentlich noch zu jung war. Mit 18 Jahren lassen sie einen noch nicht rein.
Außer du hast solche Freunde, dachte Ich.
Ich schaute auf die Bühne. Drei Tänzerinnen im knappen Bikinioutfit zogen ihre Show durch. Ich sah sie, die ganzen Verlierer, wie sie da Schulter an Schulter nebeneinander vor der Bühne saßen und von einer besseren Welt träumten. Eine der Stripperinnen fiel mir besonders auf. Sie hatte ein braunes, langes Pony, eine schwarze Lederhose und ein knappes, rechteckiges Oberteil an. Sie schien sich irgendwie von den ganzen anderen verlorenen Seelen dort abzuheben, sie hatte einfach etwas, was die anderen nicht hatten. Ich stand einfach nur da, unfähig mich zu bewegen.
Ich sehe einen Engel, der auf der Erde wandert, schoss es mir durch den Kopf.
Sehnsucht. Sehnsucht machte sich breit. Ich starrte sie, wie sie sich in einem abstrakten Tanz über die Bühne zu bewegen schien. Ich erkannte, dass sie grüne Augen hatte - Grüne Augen, die über die schwer atmende Menge vor ihr wanderten und von einem anderen Leben träumten. Grüne, geheimnisvolle Augen, voller Sehnsucht, Leid und Träumen, die niemals erfüllt werden.
Die Musik ging zu Ende, das Licht auf der Bühne wurde schwächer. Die Show ist vorbei.
“Kennst du eine da mit den braunen Pony und den grünen Augen?” fragte Ich Lancy, der neben mir stand.
“Leider nicht.” sagte er, “Wahrscheinlich ist sie neu hier.”
“Jungs, konzentriert euch auf die Arbeit.” sagte Emilio neben uns.
Auf einmal tauchte Jason vor uns auf.
“Darf ich euch Annie vorstellen?” fragte er in die Runde.
Alle schauten ihn an, als jene Stripperin mit braunen Pony und grünen Augen neben ihm auftauchte und schüchtern in die Runde lächelte.
“Perfekt.” sagte Emilio und näherte sich ihr, “Hat dir Jason schon was erzählt?”
“Nein, nur, dass Ich irgendwie besonders wichtig für euch bin.” sagte sie.
“Genau das bist du.” sagte Emilio und holte ein kleines Foto von Jamie aus der Tasche, “Kennst du den Kerl hier?”
“Natürlich,” sagte sie, “Das ist Jamie Hanson. Er ist oft hier, sitzt immer mit seinen Freunden da hinten in der Ecke.”
Sie deutete auf eine Sitzecke neben der Bar.
“Perfekt,” sagte Emilio, “Also, bist du bereit, uns einen kleinen Dienst zu erweisen?”
“Gerne,” sagte sie, “Wenn die Bezahlung stimmt.”
“Darum kümmert sich Kevin.” sagte Emilio und legte seine Hand auf meine Schulter.
Annie schaute mich kurz an.
Ich schien unter ihren Blick zu schmelzen.
“Abgemacht.” sagte sie, “Um was geht es?”
“Geh zu dem Kerl,” sagte Emilio und drückte ihr das Foto in die Hand, “Und nimm ihn hoch auf Zimmer 37.”
“Moment mal,” sagte Annie, “Ich bin keine Prostituierte.”
“Ich weiß, du sollst auch nicht irgendwie mit ihm treiben. Du musst ihn einfach nur auf Zimmer 37 bringen, mehr nicht.”
“Hat die ganze Aktion auch einen Sinn?”
“Ja, aber der ist… Sagen wir mal privat. Wenn ihr in Zimmer 37 seid musst du ihn nur ein paar Minuten beschäftigen, denn dann kommen wir ins Spiel und dein Part ist vorbei.”
“Mehr muss Ich nicht tun?”
“Nein.”
Sie schwieg kurz und betrachtete das Foto.
“Wir sehen uns auf Zimmer 37.” sagte sie und ging in Richtung von Jamies Sitzecke.
“Das läuft ja wunderbar.” sagte Lancy, “Die Kleine ist Gold wer. Wie hast du sie dazu überredet?”
“Ich kenne sie von früher.” sagte Jason, “Sie wurde fast mal in Inglewood vergewaltigt. Nun ja, Ich kann es irgendwie nicht sehen wenn Frauen geschlagen werden also habe Ich ihr ein wenig mit Blei unter die Arme gegriffen. Seitdem ist sie mir ewig dankbar.”
Keiner sagte was. Wir schauten alle nur zu Jamies Sitzecke. Jamie saß dort, zusammen mit drei anderen finsteren Gestalten. Annie kam nun hinzu und legte von hinten den Arm um Jamie. Sie beugte ihren Kopf nahe an seinen und flüsterte ihm was ins Ohr.
Sehnsucht.
Ich fühlte sie wieder.
Sehnsucht nach einem Licht im dunklen Leben, nach jemanden, der mir Mut macht, der mir sagt, das Ich alles schaffen kann, jemand, der an mich glaubt.
Annie.
Bist du dieser jemand, oder bilde Ich mir das alles aus Sehnsucht nur ein?
“Los, sie gehen die Treppe hoch.” sagte Lancy und begann, langsam Richtung Treppe zu gehen.
“Kevin, träum jetzt nicht,” sagte Carlos und zog mich an der Schulter mit, “Jetzt wird es gleich heftig.”
Ich sah zur Treppe. Annie ging die Stufen hinauf, den Arm hatte sie um Jamie gelegt.
Neid?
Fühlte Ich Neid, oder war es einfach nur das Adrenalin, dass sich langsam in meinen Adern bemerkbar machte?

Wir kamen vor Zimmer 37 an, absichtlich ein paar Minuten nach Annie. Carlos hielt sein Ohr an die Tür.
“Perfekt,” sagte er, “Die reden über irgendeinen Scheiß und er ahnt nichts.”
Emilio schaute sich auf den Gang um. Zimmer 37 lag am Ende des Ganges, niemand war in der Nähe. Emilio zog seine Pistole, wir alle taten es ihm gleich. Carlos stellte sich vor die Tür. Emilio nickte. Carlos drückte den Türgriff langsam nach unten und drückte dann schließlich die Tür auf.
Wir stürmten in den Raum, die Waffen im Anschlag. Jamie saß mit der nun oben ihne bekleideten Annie auf den Bett und war unfähig sich zu rühren, als Emilio seine Pistole auf ihn richtete.
“Kevin, mach die Tür zu.” sagte er, ohne Jamie dabei aus den Augen zu lassen.
Ich gehorchte ihm und machte langsam die Tür zu.
“Wir müssen uns unterhalten.” sagte Emilio zu Jamie, der immer noch wie erstarrt auf dem Bett hockte. Annie stand langsam auf und zog sich ein rotes T-Shirt über. Jason ging auf Jamie zu, packte ihn und warf ihn vom Bett aus auf den Boden.
“Sei vorsichtig,” sagte Lancy, “Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen.
Jason trat Jamie ins Gesicht, er krümmte sich leicht wimmernd zusammen.
“Mach keine Dummheiten, sonst wird es nur noch schlimmer.” sagte er zu Jamie.
Emilio drehte sich zu mir um.
“Nimm Annie mit auf die Dachterrasse am anderen Ende des Ganges. JE weniger sie mitkriegt, um so besser.” flüsterte er mir ins Ohr.
“Klar, mach Ich.” sagte Ich
“Und noch was,” sagte er leise, “Kümmere dich um die Bezahlung.”
Ich schaute ihn an.
“Ich soll sie erschießen?” fragte Ich ihn.
“Genau. Sie weiß zuviel, und das kann uns gefährlich werden.”
“Aber müssen wir sie gleich erschießen? Wenn wir ihr ein wenig Kohle geben, wird sie schon…”
“Keine Diskussionen.” sagte er, “Wenn Ich dir was befehle, machst du es, Verstanden?”
Ich nickte.
“Gut, und lass deine persönlichen Gefühle aus dem Spiel. Das Mädchen ist eine schlampe, die Welt wird nicht besser, wenn man sie am Leben lassen würde.”
Ich sagte nichts. Emilio wendete sich wieder dem am Boden liegenden Jamie zu. Ich ging zu Carlos.
“Ich bin kurz weg, “ sagte Ich leise zu ihm, “Ich muss Annie ‘bezahlen’.”
“Verstehe.” sagte Carlos, “Wir sehen uns nachher. Pass auf dich auf.”
Ich ging zu Annie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
“Komm, wie gehen auf die Dachterrasse.” sagte Ich, “Was jetzt kommt, ist nichts für Mädchen.”
Sie schwieg.
Ich zog sie sanft an der Schulter Richtung Tür. Sie gehorchte, und wir verließen das Zimmer.

Es war spät am Abend, die Sonne ging gerade unter und tauchte L.A. in ein leicht gelb-rötliches Licht. Man konnte von der Dachterrasse aus den Hollywood Schriftzug sehen, der leicht in der Abenddämmerung leuchtete wie ein letztes Stück Hoffnung in einer verlorenen Stadt. Er steht für Hoffnung, er steht für Sehnsucht und er steht für das Versprechen, dass es jeder in seinem Leben nach oben schaffen kann.
Ich holte eine Packung Zigaretten hervor und bot Annie eine an.
Sie sagte nichts sondern nahm sich nur wortlos eine. Ich gab ihr Feuer, und nun standen wir da, zwei verlorenen Seelen in der Abenddämmerung, voller Hoffnung, Träumen und der Sehnsucht nach einer besseren Zeit und einem anderen Leben.
“Kennst du Jason schon lange?” fragte sie mich.
“Nein, erst seit ein paar Wochen.” sagte Ich.
“Er hat mir von dir erzählt.”
“Hoffentlich nur gutes.”
“Wie man’s nimmt. Du hast ein junges Mädchen in Beverly Hills erschossen.”
“Es ließ sich nicht vermeiden. Sie hat eine Waffe auf mich gerichtet.”
Sie zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch in Abendlich-kühle Luft.
“Du hast sie erschossen. Einfach so. Du bist jemand, der seine Probleme immer nur mit Gewalt löst.”
“Das ist nun mal der beste Weg.”
Sie lehnte sich an das Geländer in ihrer Nähe.
“Weißt du,” sagte sie und zog wieder an ihrer Zigarette, “Ich habe auch schon so einiges in meinem Leben erlebt. Ich wuchs in East L.A. auf, und da gehörte Gewalt irgendwie zum Alltag. Ich weiß noch, als Ich sieben war, gab es eine Schiesserei bei uns auf der Strasse. Ich habe mich in der Küche versteckt, meine Mutter war gerade draußen, um die Wäsche aufzuhängen. Sie hat es erwischt, als Ich mich aus dem Haus traute lag ihr Leichnam da vor mir. Die Cops sagen, man hätte sie mit einer Pumpgun erwischt, genau in den Kopf. Sie war sofort tot.”
Sie zog wieder an ihrer Zigarette.
“Ich bin mit Gewalt aufgewachsen und jetzt versuch Ich diesem Strudel zu entfliehen. Gewalt ist ein Strudel, Kevin, wenn du nicht aufpasst, verlierst du dich in ihm.”
“Ich mach den ganzen Scheiß hier auch nur, um im Leben weiterzukommen.”
“Kann man nicht auch irgendwie anders im Leben weiterkommen? Ohne Gewalt, ohne Morde und das ganze Zeug? Ist die Welt so ein schlechter Ort geworden?”
“Sagen wir es mal so: Menschen wie wir haben das richtige Weltbild vor Augen. Wir wissen, wie das System hier läuft, wie wissen, was für Opfer gefordert werden. Schau dir die ganzen anderen Menschen an, die in ihren Villen in Hollywood, Beverly Hills und Malibu in der Sonne vertrocknen. Keine Ahnung vom Leben, keine Ahnung vom System und doch versuchen sie uns einzureden, dass die Welt ein guter Platz ist.”
“Würdest du mich auch erschießen?” fragte sie mich und trat die Zigarette mit ihren Lederschuhen am Boden aus.
Ich tat es ihr gleich.
“Ja.” sagte Ich nur, obwohl meine Antwort im inneren wahrscheinlich anders lauten würde.
Ich zog meine schwarzen Handschuhe an. Sie folgte meinen Bewegungen und es sah so aus, als ob sie wissen würde, was jetzt kommt.
“Tust du alles, was Emilio dir sagt?” fragte sie mich.
“Noch tue Ich das,” sagte Ich und holte meine Pistole hervor, “Doch die Zeiten werden sich ändern.”
Sie schwieg. Ich fühlte die Waffe, wie sie schwer in meiner Hand lag.
Ich erschieß keine Mädchen, habe Ich geschworen. Vor nicht mal 24 Stunden und jetzt stehe Ich hier und bin kurz davor, diesen Kurzlebigen Schwur zu brechen.
Ich hob meine Pistole.
Sie schaute mich aus ihren grünen Augen an.
Sehnsucht, Angst und Einsamkeit… Das alles sah Ich in ihren Augen.
Keine Hoffnung, die ist irgendwie verschwunden.
Der Schuss war laut und selbst hier auf der Dachterrasse deutlich zu hören. Ich ließ die Pistole sinken.
Weitere Schüsse gesellten sich dem ersten an, irgendwas läuft in Zimmer 37 gerade nicht nach Plan.
Ich schaute Annie an.
“Ich habe dich angelogen.” sagte Ich nur, bevor über die Dachterrasse zur Tür und in den Gang rannte.

Im Lost Souls war die Hölle los. Schüsse sind aus dem Erdgeschoss zu hören, Ich sah Lancy, Carlos und einen an der Schulter verletzten Carlos, wie sie ihre Waffen vor der Treppe nachluden.
“Was zur Hölle ist passiert?” fragte Ich.
“Wir haben ein paar Probleme. Morellis Leute sind hier.” sagte Jason und schob ein neues Magazin in seine Pistole.
“Ist es wegen Jamie? Wo ist er?” fragte Ich.
“Er liegt in einer steig wachsenden Blutlache in Zimmer 37”, sagte Carlos.
“Moment mal… Er ist tot?”
“Ja, sie sind ins Zimmer gestürmten und haben ihn in ein Sieb verwandelt, bevor es sie erwischt hat.” sagte Jason, “Und jetzt los, Emilio und seine Männer sind schon unten. Wir müssen hier raus, bevor die Cops kommen.”
Ich hob meine Pistole und gingen geduckt die Treppe hinunter. Schüsse, überall waren Schüsse als wir im Erdgeschoss ankamen. Emilio und seine zwei Männer haben sich hinter der Bar, die gleich neben der Treppe lag, verschanzt und lieferten sich ein Feuergefecht mit einer Gruppe von schwarz gekleideten Männer, die sich hinter ein paar Tischen in der Nähe des Eingangs verbarrikadiert haben.
“Wir kommen hier nicht raus!” brüllte Emilio und lud seine Uzi nach, “Die Scheiß Dreckkerle blockieren den Eingang!”
“Gibt es einen anderen Ausgang?” fragte Jason.
“Ja, aber den Hinterausgang für die Angestellten.” sagte Emilio und schoss blind aus der Deckung.
“Da kommen wir nicht durch.” sagte Lancy, “Die Tür ist durch einen Code gesichert, um unerwünschten Besuch fernzuhalten.”
“Verdammte Scheiße!” brüllte Jason als eine Salve von Kugeln neben ihm in die Wand schlug, “Die Cops können jeden Moment hier sein und dann können wir vergessen, dass wir hier lebend rauskommen!”
“Weiß jeder Angestellter den Code?” fragte Ich Lancy.
“Ja, aber was bringt das?” sagte er, “Siehst du hier irgendeinen? Die liegen entweder tot auf den Boden oder haben schon lange das weite gesucht!”
“Nicht alle.” sagte Ich nur, drehte mich um und rannte im Kugelhagel die Treppe hoch.
Ich beachtete Lancys Rufe nicht, als Ich im zweiten Stockwerk ankam, wendete Ich mich nach links. Ich rannte zur Dachterrasse und schlug die Glastür auf.
Da stand sie, am Balkon und schaute über die Welt hinweg.
“Annie!” rief Ich.
Sie drehte sich um und ging langsam auf mich zu.
“Willst du es zu Ende bringen?” fragte sie mich, “Willst du Emilio beweisen, was für ein harter Mann du bist?”
“Nein,” sagte Ich und ließ die Waffe sinken, “Wir brauchen dich.”
“Mich?” sagte sie und schaute mich fragend an, “Bin Ich doch noch zu was zu gebrauchen?”
“Morellis Leute haben das Lost Souls umstellt. Wir kommen nur über den Hinterausgang raus. Deswegen brauchen wir deine Hilfe.”
“Und dann? Was ändert das schon? Dann erschießt du mich ein paar Stunden später, macht doch eigentlich keinen Unterschied.”
“Ich bürge vor Emilio um dein Leben.” sagte Ich.
Sie schwieg und schaute mich an.
“Du zeigst Gefühle.” sagte sie, “Nach dem, was Jason mir erzählt hat, hielt Ich so was für unmöglich.”
“Wir haben keine Zeit für Spielereien, Annie, “sagte Ich und schaute mich nervös um, “Ich weiß nicht, wie lange meine Freunde unten noch durchhalten.”
“Deine Freunde.” sagte sie und seufzte, “Junge, glaubst du, einer von denen würde zögern, dich zu erschießen, wenn es drauf ankommen würde?”
Diesmal schwieg Ich kurz.
“Das tut jetzt nichts zur Sache,” sagte Ich, hilfst du uns oder nicht?”
Sie schaute kurz zur Seite.
“Von mir aus,” sagte sie, “Aber auch nur, weil du mir leid tust.”
Sie ging an mir vorbei auf den Gang.

Im Erdgeschoss war die Schießerei immer noch im vollen Gange. Ich sah Jason, wie er mit einer Schrotflinte eine Gruppe von Morellis Männern, die sich bei der Bühne verschanzt haben, im Schach hielt. Ich sah Carlos, wie er Schulter an Schulter mit Emilio Kugel um Kugel auf einen Trupp Männer ohne Deckung abgab. Ich schaute nicht hin, als sie, von Kugeln durchlöchert, zu Boden gingen und ihn mit Blut färbten, sondern legte meine Hand auf die Schulter von Lancy, der vor mir hinter einen Tisch in Deckung gegangen ist.
“Ich hab hier unser Ticket nach draußen.” sagte Ich zu ihm.
“Er drehte sich um und sah Annie hinter mir stehen.
“Perfekt.” sagte er nur, drehte sich um und robbte auf den Boden zu Emilio. Ich sah, wie er etwas zu ihm sagte, aber Ich konnte es wegen dem Lärm der Kugeln nicht verstehen.
Emilio schaute mich an, dann Annie, dann wieder mich. Ich weiß nicht, wie Ich seinen Blick deuten sollte. War er wütend, dass Ich sie nicht sofort erschossen habe? War er erleichtert, noch lebend aus der ganzen Situation raus zukommen?
“Kevin!” brüllte Lancy, ”Wir können erst weiter wenn die Kerle hinter der Theke beseitigt sind!”
Er deutete mit seiner Hand vage in die Richtung des Eingangs. Ich folgte ihr mit den Blicken und sah eine Gruppe von Morellis Leuten, wie sie sich hinter einer Theke neben dem Eingang verschanzt haben.
Ich nahm meine Pistole fest in die Hand.
Du bist kurz vor deinen Ziel, dachte Ich nur, du kannst jetzt nicht aufgeben.
Ich beugte mich leicht aus der Deckung und sah einen der Männer aufrecht mit einem Maschinengewehr in der Hand hinter der Theke stehen. Ich zielte und schoss. Die Kugeln trafen genau im Kopf, eine Blutfontäne stieß in die Luft und er ging zu Boden. Die anderen zwei Männer sahen mich und drehten sich zu mir um, doch Ich war schneller. Ich zielte grob und schoss meine restlichen Kugeln auf sie leer. Bevor Ich in Deckung ging, sah Ich aus den Augenwinkeln ihre Leichen am Boden liegen.
Wir rannten quer durch den Club, einer weitere Gruppe Männer nahm uns von der Tür aus unter Beschuss. Ich lud meine Pistole nach und feuerte blind während des Laufens auf die Tür, doch traf niemanden im Gegensatz zu ihnen. Kurz vor dem Gang, der zum Hinterausgang führte, traf es einen von Emilios Männern. Die Kugeln zerfetzten seine Beine und er ging schreiend zu Boden, während die restlichen Kugeln seine Brust in ein Sieb verwandelten. Der zweite Mann drehte sich um und wollte auf die Männer feuern, doch die Kugeln bereiteten ihm ebenfalls ein schnelles Ende. Wir rannten nun den Gang entlang, die Schüsse verstummten und wir kamen schließlich vor einer Stahltür zum stehen. Annie trat neben mich und tippte schnell vier Zahlen in eine Schaltafel ein.
Ich hörte die Schritte der Männer, wie sie langsam näher kommen.
“Beeil dich, verdammt noch mal.” sagte Jason und lud ein neues Magazin in seine Schrotflinte.
Schließlich ging die Tür auf und wir stürmten auf den nächtlichen Parkplatz und ins freie. Ich drehte mich um und sah die Männer, wie sie auf uns zu rannten, die Gewehre im Anschlag. Ich hob meine Pistole und Jason seine Schrotflinte. Die Männer kamen nicht weit, den unsere Kugeln hinderten sie daran. Als Ich sah, wie sie langsam im Kugelhagel zu Boden gingen, hörte Ich die Sirenen.
Cops, und es sind nicht wenige, dachte Ich und hörte auf zu schießen, als sich vor mich nichts mehr rührte.
Annie ist inzwischen bei ihren Auto angelangt und hat den Motor gestartet.
“Wir kriegen Gesellschaft,” brüllte Ich, “Die Cops kommen!”
“Steig mit Annie und Carlos in ein Auto,” sagte Jason, “Und versucht zu entkommen. Ich werde mich um Emilio und Lancy kümmern!”
“Gut, geht klar.” sagte Ich und stieg in Annies Wagen hinter das Steuer. Carlos nahm neben mir auf den Beifahrersitz platz und Annie verdrückte sich auf die Rückbank. Ich gab Gas, und das Auto drehte sich mit quietschenden Reifen Richtung Ausfahrt.
“Hier, die wirst du brauchen.” sagte Carlos und drückte mir eine Uzi in die Hand.
Ich schaute ihn kurz an.
“Wir sind so kurz vor den Ziel, wir können jetzt nicht aufgeben.” sagte Ich und drückte das Gaspedal durch. Wir rasten auf die Strasse und fast den Cops in die Arme, die von rechts auf uns zufuhren. Ich riss das Steuer herum und jagte den Wagen quer über die Strasse und nach links.
“Die sind ganz schon flott hier in Hollywood.” sagte Carlos und schaute in den Rückspiegel.
Ich gab noch mehr Gas und der Wagen raste über den Hollywoodboulevard. Die Straßenlaternen waren an und die Palmen ragten wie dunkle Schatten in den nächtlichen Himmel. Die Sirenen heulten und sie kamen immer näher. Annies Auto war nicht das schnellste, stellte Ich fest als einer der Einsatzwägen uns von links überholen wollte, aber es gibt bestimmte Mittel, die das ausgleichen.
Ich hob die Uzi und schoss aus dem Fenster auf den Streifenwagen. Die Kugeln zerschossen den Lack, die Scheiben und nebenbei das Gesicht des Beifahrers. Ich zielte auf den Reifen und traf ihn schließlich. Der Wagen schlingerte und blieb zu rück.
Ich gab Carlos meine Uzi zum Nachladen, während Ich den Wagen über eine leere Kreuzung lenkte.
“Die werden wir nicht so leicht los.” sagte Ich, “Die wissen, das wir was wert sind.”
“Versuch dich nach South L.A. durchzuschlagen,” sagte Carlos und reichte mir die geladene Uzi, “In den engen Gassen haben wir vielleicht eine Chance.”
“Was soll das eigentlich?” fragte Annie im Hintergrund, “Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun, Ich will hier raus!”
“Halt deine Klappe oder Ich erschieß dich.” sagte Carlos.
Es herrschte wieder schweigen im Auto. Ich konzentrierte mich auf die Strasse. Auf einmal rammte uns ein Einsatzwagen von hinten, Ich verlor für einen kurzen Moment die Kontrolle über den Wagen.
“Diese Scheiß Bastarde.” sagte Carlos, lehnte sich leicht aus dem Fenster und schoss mit seiner Uzi auf die Wägen.
“Pass auf!” schrie Annie plötzlich.
Ich schaute nach vorne und drückte das Bremspedal durch. Ein Lastwagen kam uns über eine Kreuzung entgegen, das Auto schlitterte knapp an ihm vorbei und drehte sich um 180 Grad, so dass wir das Schicksal der Einsatzwägen mitverfolgen konnten. Den ersten erwischte es am schlimmsten, er krachte mit volle Wucht frontal auf den Lastwagen. Der andere Einsatzwagen stieß mit einem Teil seiner Motorhaube gegen den Lastwagen und wurde durch die Wucht über die Kreuzung geschleudert.
Stille.
Ich gab Gas und versuchte, die Kreuzung zu verlassen.
“Verdammte Scheiße, war das knapp.” sagte Carlos schwer atmend. Wenigstens sind wir die jetzt los.”
Ich sagte nichts.
Der Weg nach oben ist frei.
Du hast es geschafft.
Ich schaute in den Rückspiegel und sah den Lastwagen auf der Kreuzung explodieren.
Flammen, Feuer und der Klang von Sirenen beherrschten das Bild.
“Wir fahren nach Inglewood,” sagte Ich zu Carlos, “Dort können wir sie vielleicht abhängen.”
“Ja, aber beeil dich.” sagte Carlos und schob ein neues Magazin in seine Uzi, “Die haben uns jetzt zwar erstmal verloren, doch das wird nicht ewig so bleiben.”
Wir schwiegen wieder. Es war inzwischen vollkommen dunkel, die Sonne war nicht mehr zu sehen, nur der Mond und die Sterne am klaren Nachthimmel sorgten zusammen mit den Straßenlaternen für ein wenig Licht.
Mach nur einen Fehler, und alles, was du dir aufgebaut hast, wird in sich zusammenstürzen, hat mir mein Vater mal gesagt.
Ich mach keine Fehler, dachte Ich während Ich den Wagen auf eine Kreuzung, die nach Inglewood führte, lenkte.
Deswegen werde Ich es nach oben schaffen.
Wir bemerkten den Wagen nicht, der sich mit zu hoher Geschwindigkeit von rechts näherte. Erst als er uns von der Seite rammte, unser Auto quer über die Strasse geschleudert wurde und Kugeln die Windschutzscheibe durchsiebte, wusste Ich, dass Ich einen Fehler gemacht hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /