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Prolog

Name: Caspar de Fries

Buchautor und Schriftsteller

Zitat:  Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

 

Texte und Bildmaterialien:

Caspar de Fries

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 04.03.2015

 

Vorwort

 Wer träumt nicht auch schon mal von der großen Freiheit, vom Leben ohne Neid und Ärger, vom freien Gestalten und Tun, was man will, ohne Jemandem auf den Füßen herum zu treten?

In einer kleinen Stadt, an einem großen Fluss, mit einem kleinen Hafen, wo auch hin und wieder ein Postschiff anlegte, um den Bewohnern dieser kleinen Ortschaft mal einen Brief, oder auch ein kleines Päckchen vorbeibrachte, war die Welt noch in Ordnung.

Natürlich sprach sich geschwind herum, wenn Jemand Post erhielt, denn diese Leute hatten dann auch Verbindung zur großen Welt, und solche Neuigkeiten gab man seinem Nachbarn, dem Friseur, oder dem Kaufmann gerne weiter, um mal wieder neuen Gesprächsstoff zu haben.

Der Traum vom richtigen Leben

 Wer träumt nicht auch schon mal von der großen Freiheit, vom Leben ohne Neid und Ärger, vom freien Gestalten und Tun, was man will, ohne Jemandem auf den Füßen herum zu treten?

In einer kleinen Stadt, an einem großen Fluss, mit einem kleinen Hafen, wo auch hin und wieder ein Postschiff anlegte, um den Bewohnern dieser kleinen Ortschaft mal einen Brief, oder auch ein kleines Päckchen vorbeibrachte, war die Welt noch in Ordnung. Natürlich sprach sich geschwind herum, wenn Jemand Post erhielt, denn diese Leute hatten dann auch Verbindung zur großen Welt, und solche Neuigkeiten gab man seinem Nachbarn, dem Friseur, oder dem Kaufmann gerne weiter, um mal wieder neuen Gesprächsstoff zu haben.

In diesem Fall drehte sich das ganze Gesprächsthema um die Familie Müllershagen, Vater und Mutter Müllershagen, sowie zwei Töchter Emilie, 10 Jahre alt, und Emma auch 10 Jahre alt, zwei unzertrennliche, eineiige Zwillinge. Sie unternahmen Alles zusammen, Keine konnte ohne die Andere sein. Sie waren sehr gehorsame Kinder, gaben keine Widerworte, halfen zu Hause das Geschirr spülen, hielten die Beete im Garten vom Unkraut frei, strickten und häkelten, dass es eine Lust für die Eltern war, mit ihnen um zu gehen.

Das Päckchen vom Postschiff war an Vater Müllershagen adressiert, denn schließlich hatte er es bei einem großen Versand bestellt. Ein sehr großes Buch, in Leinen eingebunden mit einem in Goldschrift geschriebenen Titel:

Der Traum vom richtigen Leben.

Ein Weltumsegler verfasste diese Zeilen, und zeigte hiermit seiner Leserschaft das Leben der großen Welt, natürlich auch mit vielen gemalten und bunten Bildern, um sich auch wirklich mit den einzelnen präsentierten Figuren zu identifizieren, die der Weltumsegler auf seinen vielen Reisen kennen lernen durfte.Mutter Müllershagen nahm sich das Buch als Erste vor, und erschrak über diese entsetzlich aussehenden Figuren. Sie zeigte diese Bilder Ihrem Mann, beide waren sich einig und meinten:

„I gitt, pfui Teufel, was schrecklich. Und so etwas sieht man in der weiten Welt?“

Doch Emma und Emilie waren dermaßen begeistert von dem Buch, nahmen es überall mit hin, selbst zur Schule, lasen in jeder freien Minute darin, ja, sie identifizierten sich mit den Wesen, und vergaßen Alles um sich herum.Zu Hause wuschen sie kein Geschirr, zupften kein Unkraut in den Beeten, ja selbst Vater Müllerhagen musste seine Schuhe selber putzen, was sonst das Privileg seiner Töchter war. Sie veränderten sich, nahmen die Charakter der Figuren des Buches an, balgten lieber mit einander herum, ärgerten die Mitschüler in ihrer Klasse, prügelten sich mit den Jungs, saßen im Kirschbaum der Nachbarn und spuckten die Kirschkerne auf deren Terrasse.Die Nachbarin war außer sich, sie wetterte, schrie und schimpfte mit den beiden Mädchen. Aber, sie wurde ausgelacht, sie zeigten ihr die Zunge, und sprangen wie die Äffchen von Ast zu Ast.

Frau Müllershagen kam angerannt, schüttelte mit der Nachbarin zusammen kräftig am Baumstamm, damit die Zwillinge vom Baum fielen. Sie plumpsten zwar herunter, aber lachten ihre Mutter und die Nachbarin nur aus.Zu Hause wetterte und brüllte sie mit ihren ungezogenen Gören und meinte:

„Ihr solltet euch schämen, ihr seid inzwischen die schlimmsten Kinder der ganzen Gegend, was hat euch nur dazu bewogen, so zu werden?“

„Na, das Buch, was wir von euch haben. So ist die große weite Welt. Darin steht, dass man kein Unkraut jätet, sich nichts gefallen lässt, keine Topflappen häkeln muss, und kein Geschirr abspülen soll.“

„Und was tun die Mädchen der großen weiten Welt?“„ "Sie springen, lachen, tanzen und singen, machen Purzelbäume, und leben in den Tag hinein. Und das Wichtigste ist, kein Nachbar schreit und zetert, wenn man im Kirschbaum sitzt, und die Kirschen ist, die sonst nur die Vögel stibitzen.“

„Aber ihr lebt doch hier in unserem kleinen Ort, wo Jeder Jeden kennt. Hier muss man auf seine Mitbürger Rücksicht nehmen, und ganz artig sein.“

„Genau das wollen wir überhaupt nicht mehr. Wir werden so sein, wie die Menschen der großen Welt.“

Vater und Mutter Müllershagen wussten keinen Rat mehr, meinten aber, das wird sich mit der Zeit auch wieder geben. Gegen Fröhlichkeit, wie tanzen und singen kann man nichts haben, es wird sich sicherlich Alles zum Guten wenden. Es kam aber Alles ganz anders, als Vater und Mutter Müllerhagen sich erträumten. Ihre Töchter veränderten sich äußerlich in einer beängstigen Art und Weise. Die Haare wurden ganz kraus, die Fingernägel hart und hornig, die Ohren wuchsen immer länger, und die Zähne glichen einem Raubtiergebiss, lang und spitz. Dazu veränderte sich die Haut in eine bläuliche Verfärbung, nebenbei wuchs am Hinterteil ein buschiger Schwanz.Für Mutter Müllershagen begann sich die Welt zu drehen. Wie sollten sie dieses Leben ertragen? Ihre Töchter sahen aus wie menschliche Tiere, benahmen sich wie herumbalgende Hunde, lachten und tanzten dabei wie Menschen, aber sie waren doch immer noch ihre Töchter. Sie meldete die Mädchen an der Schule ab, und sie nahm die Kinder nicht mehr mit zum Einkaufen. Wenn sie gefragt wurde, was machen die Töchter, gab sie nur zur Antwort:

„Sie sind krank, und können nicht mitkommen.“

Dabei schämte sie sich, denn sie konnte doch schlecht die Wahrheit sagen. In dieser kleinen Stadt sprach sich die kuriose Krankheit der beiden Mädchen schnell herum. Eines Tages, als Frau Müllerhagen zum Einkaufen gehen wollte, beharrten die Zwillinge darauf mit zu kommen, denn sie wussten nichts mit sich an zu fangen.Unterwegs wurden sie bereits von mehreren Leuten gesehen, und bald stand die halbe Bevölkerung der kleinen Stadt vor dem Kaufmannsladen, um die seltsamen Geschöpfe in Augenschein zu nehmen.

.„Woher habt Ihr die Beiden, aus dem Zoo, oder dem Zirkus? Das sind Viecher, die gehören in einen Stall, die dürfen nicht frei herumlaufen. Das sind doch keine Menschen mehr, so viel Hässlichkeit auf einem Haufen.“Sie griffen den Mädchen an die Knollennase, zogen am Schwanz, rissen in den borstigen Haaren und riefen:„Tatsächlich, das sind die Mädchen Müllerhagen, Emma und Emilie, ha, ha, ha.“Emma und Emilie wehrten sich, schlugen mit den krallenartigen Fingernägeln zu, oder peitschten mit dem schweifähnlichen Schwanz, dass den Lachern das Lachen verging.Jetzt wurde es richtig schlimm. Der Volkszorn kochte hoch, und die Masse Menschen schlugen und traten auf die beiden Mädchen ein.Mutter Müllerhagen brüllte:

„Lasst ihr meine Kinder in Ruhe?“

Doch Keiner hörte ihr zu, sondern man drosch auf die armen Geschöpfe ein.Frau Müllerhagen konnte sich nicht anders helfen, sondern griff in die Auslagenkisten des Ladens, mal war es ein Ei, eine Tomate, Sauerkraut oder was sie sonst noch zu fassen kriegte.Diese Maßnahme half vorübergehend, die Leute hörten auf, die Mädchen zu prügeln.

„Warum will uns Keiner, warum mögen sie uns nicht?“ fragten die beiden Mädchen sehr traurig, „sollen wir wieder so werden, wie wir vorher waren? Vielleicht gelingt es noch.“

„Nein, ihr bleibt so wie ihr seid. Ihr seid nicht böse, eben etwas anders, als andere Menschen, aber das berechtigt die Leute nicht, euch wegen des Aussehens zu verprügeln.“Vater und Mutter Müllerhagen sprachen die ganze Nacht über ihr Problem, und waren sich einig, diese Stadt, ihre Heimat, ihr zuhause zu verlassen, und in die große Welt zu ziehen, wo es sicherlich noch viele Menschen gab, die anders aussahen, und wo ihre Töchter ein ganz normales Leben führen konnten. Vater Müllerhagen sagte:

„Wir sind eine Familie, wir gehören zusammen. Wir werden Alles verkaufen, von dem Geld ein Boot anschaffen, um somit die große weite Welt zu bereisen. Irgendwo finden wir sicherlich noch einen Platz, wo wir willkommen sind, und der uns gefällt.“

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Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de FRies
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

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