Name: Caspar de Fries
Buchautor und Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Texte und Bildmaterialien:
Caspar de Fries
Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 22.12.2014
Das nachfolgende Lied ist die Nationalhymne der Geusen und der Niederlande. Es gibt davon sechs Strophen, wobei die sechste Strophe auch bei feierlichen Anlässen gespielt wird, die erste Strophe füge ich in deutscher Sprache dazu.
Hochdeutsche Fassung
Wilhelmus von Nassawe
bin ich von teutschem blut,
dem vaterland getrawe,
bleib ich bis in den todt,
Ein printze von Uranien
bin ich frey unerfehrt,
den könig von Hispanien
hab ich allzeit geehrt.
Ob sie die älteste Nationalhymne der Welt ist, ist umstritten, aber letztlich eine Frage der Definition. Definiert man eine Nationalhymne als Einheit von Melodie und Text, so ist Het Wilhelmus wohl die älteste der Welt, gesungen ab dem 16. Jahrhundert. Allerdings ist sie erst seit 1932 die offizielle Nationalhymne der Niederlande.
Der Text wurde zwischen 1568 und 1572 zu Ehren von William I. von Nassau und Oranien während des Aufstandes gegen die Spanier (auch bekannt als der 80-jährige Krieg) von einem unbekannten Verfasser geschrieben. Zur Frage der Autorschaft gibt es in der Forschung verschiedene Hypothesen. Aus der Umgebung Wilhelms von Oranien wird häufig Philips von Marnix als mutmaßlicher Autor genannt, gelegentlich auch Dirck Volkertszoon Coornhert, während Bram Maljaars 1996 in seiner Dissertation aufgrund stilistischer und sprachlicher Indizien zu der Annahme gelangte, der Text sei von niederländischen Emigranten anfangs in einem hochdeutschem Dialekt verfasst worden. Die Melodie, die ursprünglich auf ein hugenottisches Spottlied zurückgeht, wurde erstmals 1626 von Adriaen Valerius in seinem „Nederlandtsche Gedenck-Clanck“ veröffentlicht.
Als die Niederlande 1815 Königreich wurde, wählte man dieses Stück nicht als Nationalhymne, weil es zu stark mit der Partei verknüpft war, die das Haus von Oranien-Nassau unterstützte. Vielmehr wurde aufgrund eines Wettbewerbs Wien Neêrlands Bloed zur Nationalhymne bestimmt. Die Popularität von Het Wilhelmus schwand aber nie, und am 10. Mai 1932 erhob man es schließlich zur Nationalhymne.Geusen, ist der Name ( niederländisch: Geuzen ), den sich die Freiheitskämpfer des achtzigjährigen Krieges zwischen 1558 und 1648 gaben. Geusen bedeutet Bettler, und leitet sich aus dem französischen Wort gueux ab. Nach ursprünglicher und zeitgenössischer Darstellung hat der Ursprung aus der Übergabe 1566 einer Bittschrift an die von Spanien eingesetzte Statthalterin Margarethe von Parma geführt, mit dem Inhalt der Beendigung der Inquisition, der Verfolgung der niederländischen Protestanten, sowie der Herstellung der ständischen Freiheiten.
Hierbei soll Graf Charles de Berleymont Margarethe von Parma ins Ohr geflüstert haben, „Sie solle sich nicht vor einem Haufen Bettler (gueux) fürchten“. Dieser Haufen bestand damals aus zweihundert Berittenen, die friedlich in Brüssel einzogen, um die Bittschrift zu übergeben. Ihre Zahl sollte sich im Verlaufe der Verhandlungen noch auf vierhundert erhöht haben.Die weitgehend positive Annahme der Forderungen des niederländischen Adels von Margarete von Parma und ihr Versprechen, das Edikt an König Phillipp II. von Spanien weiter zu leiten, versetzten die Freiheitskämpfer in gehobene Stimmung, die sich in Festen mit entsprechendem Alkoholgenuss niederschlug. Während eines solchen Festes wurde die Bezeichnung Geusen für die im Freiheitskampf verbündeten Mitglieder durch Heinrich von Brederode vorgeschlagen und von den Versammelten übernommen. Hierbei anwesend waren auch William I. von Oranien, sowie die Grafen Lamoral von Egmond und von Horn. Als sichtbares Zeichen des Bundes trugen die Mitglieder, während sie in Brüssel verweilten, graue Bettlergewänder. Aus Solidarität und Ausdruck des passiven Widerstands machten es ihnen viele Bewohner Brüssels eine Zeit lang mit solcher Bettlerkleidung nach.
1566 kam es vor den Toren der Stadt Wattrelos zum Massaker an den flämischen „Geusen“ durch die Truppen des Herzogs von Alba, an welches bis heute das Fest „Fête des Berlouffes“ jedes zweite Wochenende im September erinnert. Der Protest gegen die spanische Herrschaft erreichte im selben Jahr mit den Bilderstürmen der Calvinisten einen ersten Höhepunkt.
Der spanische König Philipp hob daraufhin zwar die Inquisition auf, entsandte aber 1567 den Herzog von Alba Fernando Álvarez de Toledo, als neuen Statthalter mit spanischen Truppen zu einer Strafexpedition in die Niederlande. Alba gelang es auch zunächst, die regionalen Aufstände mit Hilfe von Sondergerichten, dem sogenannten Blutrat von Brüssel, zu unterdrücken. Bei diesen Aktionen wurden mehr als 6.000 Aufständische hingerichtet, unter ihnen 1568 der Graf Lamoral von Egmont. Mit seinen rücksichtslosen und willkürlichen Aktionen provozierte Alba jedoch neue Aufstände, die nun das ganze Land erfassten. Mit der Schlacht von Heiligerlee 1568, dem ersten militärischen Aufeinandertreffen beider Seiten, begann der Achtzigjährige Krieg, in dem Adolf von Nassau, der Bruder Wilhelms von Oranien, fiel.
Der Krieg wurde immer brutaler und menschenverachtender. Spanien konnte mit seinem gewaltigen Reichtum aus Übersee viele Truppen anwerben, und Kriegsschiffe in ungeheuren Mengen anschaffen, was ihnen auch die Weltvorherrschaft auf See einbrachte.
Das Wettrüsten mit den Gegnern begann. Immer neue Kanonen, neue Handfeuerwaffen, und neue Sprengmittel in verschiedenen Formen ließen viele tausend Seeleute in den Ozeanen versinken. Das Wort Menschenmaterial hätte man als das Wort der Jahrzehnte ansehen können, denn man rechnete bereits vor jeder Aktion aus, wie viel Material letztlich noch übrig war, und wie viel wieder aufgefüllt werden sollte.Dem Gegenüber rüsteten viele niederländische Edelleute mit ihrem Vermögen Kaperschiffe aus, welche so viele spanische Schiffe wie nur möglich aufbrachten und die Wertgegenstände als Gewinne mit den Besatzungen teilten. Man gab den Schiffern Kaperbriefe, um eine gewisse Legalität der Überfälle auf die spanischen Schiffe zu demonstrieren. Man unterschied die Buschgeusen, als Fuß- und Pferdetruppen, sowie die Wassergeusen, die ihre Piraterie von Jahr zu Jahr ausbauten. Die ersten Erfolge der Geusen in der Rückeroberung verschiedener Städte brachten der Mut und die List, die Spanier zu übertölpeln. Man flutete die Deiche und griff mit kleinen Schiffen der Wassergeusen die Rückseiten der Städte an, so auch die Stadt Leiden, wo auch die Wassergeusen sehr gute Hilfe leisteten. Durch diese Art des Kampfes gelang es schließlich die Provinzen Zeeland und Holland zu erobern. Als Statthalter der befreiten Provinzen wählte man William I. von Oranien, dem auch faktisch die Führung des Widerstandes gegen die Spanier übertragen wurde, der aber am 10.Juli 1584 in Delft vor seiner Residenz durch einen angeheuerten Mörder von Phillipp II. von Spanien ermordet wurde. Die Wassergeusen, unter Anderem unter der Führung von Kapitän Jan Martens mit seinen inzwischen zehn Schiffen, bauten ihre Präsenz auf See weiter aus. Neben einer gutgehenden Schiffsverwertungsfirma in Delfshaven, waren die Seegefechte mit seiner gut ausgebildeten Truppe auf See gefürchtet. Die Spanier versuchten Alles, um ihn und seine Schiffe zu vernichten, aber immer wieder fiel ihm und seinen Männern eine List ein, um auch stärkere Gegner auf der Gegenseite zu bekämpfen.
Die Frühjahrsstürme an den Küsten der Nordsee waren diesmal besonders schlimm, denn viele Küstenbewohner meldeten Land unter, was auch nachhaltig wieder für große Probleme in der allgemeinen Versorgung, wie auch der Ausrüstung neuer Schiffsreisen im Kampf gegen das katholische Spanien, bedeutete. Inzwischen sprach sich auch in den Provinzen der Niederlande herum, dass die ehemalige schottische Königin, Maria Stuart von einem englischen Scharfrichter, nach einer 19-jährigen Gefangenschaft, am 18.Februar 1587 in London hingerichtet wurde. Man sagte ihr eine Verschwörung und gewaltige Intrige gegen Elisabeth I. von England nach, was der katholischen Maria Stuart letztlich den Tod einbrachte.
Während in Delfshaven die Mannschaften der kleinen niederländischen Flotte um Kapitän Jan Martens in Ruhe und Beschaulichkeit ihre zehn Schiffe ausrüsteten und auf eine lange Reise vorbereiteten, zeigte Sir Francis Drake der Machtwelt, welche Fähigkeiten in seinen fast spontanen Angriffen gegen die Spanier steckten. Die Informanten der englischen Königin erfuhren, dass der spanische König Philipp II seine gesamte Schiffs-Armada zusammenzog, um endlich seinen Anspruch auf den englischen Thron zu verwirklichen, nachdem ihm der Pabst signalisierte, nach dem Tod der katholischen Maria Stuart, England wieder zu rekatholisieren.
Die Spanier rüsteten zu einer Invasion gegen England, denen jedoch durch Erbeutung der Invasionsunterlagen bei Jan Martens letzten Unternehmungen, bereits eine gewisse Vorahnung von Ort und Zeitpunkt bekannt war. Am 2. April 1587 verließ Sir Drake mit seiner „Elisabeth Bonaventure“ und noch 23 weiteren Kriegsschiffen den Hafen von Plymouth, um am 19.April die versammelte spanische Armada im Hafen von Cádiz an zu greifen; wobei laut englischen Berichten 37 spanische Schiffe, versenkt, verbrannt oder gekapert wurden. Die Invasion von König Philipp gegen England wurde verschoben.
Aber damit war Drake nicht zufrieden. Neben einigen weiteren Überfällen in der spanischen Region, nutzte er die Gunst der Stunde, kreuzte mit seiner Flotte lange vor dem Kap Sao Vincente, um wertvolle Nachschubgüter für die spanischen Schiffe abzufangen und zu erbeuten. Durch diese sehr konsequenten Maßnahmen mussten die spanischen Invasionspläne zunächst verschoben werden. Außerdem wollte er für England die Weltherrschaft auf See erreichen. Jan Martens und seine Freunde hörten von Drakes Erfolgen und waren sich bewusst, dass die eigene Präsenz auf See den Spaniern gegenüber ungleich schwerer wurde.
„Die spanischen Schiffsführer sind jetzt mehr als aufmerksam, und werden sich nicht mehr so leicht überrumpeln lassen,“ meinte Jan zu seinen Leuten im Ruderhaus seiner „Isabella“, das Führungsschiff der kleinen niederländischen Flotte, „ihre Ehre der Unüberwindlichkeit ist gezeichnet, die Niederlage gegen Drake frisst in ihnen. Sie werden zu allem misstrauisch sein.“
Ein Meldereiter vom Geusenführer Moritz von Oranien aus Delft hielt an den Schiffen und übergab Jan Martens ein Schreiben des Statthalters mit folgender Nachricht:
„Geehrte Schiffskapitäne der niederländischen Wassergeusen.
Bevor Ihr eine erneute längere Seereise gegen die Spanier unternehmt, möchte ich Euch über die neusten Ereignisse zwischen den Engländern, allen voran Königin Elisabeth I. und ihren zum Admiral ernannten Sir Francis Drake, informieren, damit Ihr auch diese Angelegenheiten in Eure weiteren strategischen Überlegungen mit einbindet.Bekannterweise vernichteten die Engländer einen Teil der spanischen Armada im Hafen von Cádiz. Anschließend überfiel er eine Menge Nachschubschiffe der spanischen Armada mit wertvoller Ladung und konnte für sich und der Königin eine hohe Anzahl an Prisen und Gewinnen mit nach England bringen.
Bis hier die Nachrichten, die Ihr sicherlich schon hörtet, aber das Neuste aller Nachrichten ist, dass durch diesen Gewinn das Schiffsimperium der Engländer um ein Vielfaches ausgebaut werden sollte, man spricht von mehr als 150 Kriegsschiffen, die bereits im Bau oder in der weiteren Planung sind. Ein gigantisches Unternehmen, in welches man versuchen wird, Euch mit euren Schiffen und Eurer Erfahrung, einbezogen zu werden. Ich bitte Euch, hierzu alle Schönredereien und Angebote abzulehnen, weil sie letztlich nicht unserer Sache, sondern nur die der Engländer dienlich sein können. Ich schreibe deshalb diese Zeilen, damit Ihr, mit Euren Schiffen, nicht in eine Angelegenheit der Engländer, sprich Sir Francis Drake, gezogen werdet, dessen Krieg mit den Spaniern inzwischen schon als private Fehde geführt wird. Wir wollen unsere eigenen Ziele verfolgen, unseren Freiheitskampf, der mit der Weltherrschaft auf See zurzeit sehr wenig zu tun hat.
Gez. Moritz von Oranien, Statthalter von Delft
„Wenn ich diese Zeilen verinnerliche,“ meinte Win Wouters, der Navigator von Jan Martens, „dann muss ich gleich an unsere letzte Begegnung mit Sir Drake denken, als wir sein schon fast abgesoffenes Schiff, die „Elisabeth Bonaventure“ retteten, und er die ganze Leitung unseres Unternehmens an sich reißen wollte, weil seine persönliche Rangstelle auf See weit über uns zu finden war, und er auf Grund seines Namens und seiner Bekanntheit gewisse Ansprüche anmeldete. Schon damals lebte er nur von seiner Spontanität, und seiner großmäuligen Seeerfahrung der Weltumsegelung, und den Überfällen aus seinen Kaperfahrten. Sein Führungsstil hatte etwas mit eigenem Wahnsinn zu tun, wobei ich ihm seine seemännischen Qualitäten nicht absprechen möchte.“
„Du hast recht“, sagte Jacob Vischer, „dieser Mann sucht krampfhaft den Erfolg. Verluste wischt er einfach aus seinem Gedächtnis, nur eine erfolgreiche Unternehmung zählt.“
„Wisst ihr, eine Flotte von 150 Schiffen mit vielen Seeleuten und Soldaten auf See zu befehligen, braucht eine riesige Erfahrung, Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl für die gewissen Momente, dazu eine gute Führungsmannschaft, geschulte Melder, aufmerksame Schiffsführer und Vieles mehr. Ich glaube, Sir Drake hebt langsam ab, und überschätzt seine eigenen Fähigkeiten; er wird diese Fehler jedoch nie zugeben. In England wird er verehrt, als Held gefeiert, als der Messias auf See. Wenn das nur gut geht, “sagte Jan und schaute seine Freunde der Reihe nach an. Sie nickten dazu, tranken ihren Tee, und sinnierten über diese neuen Nachrichten.
Jan Martens und seine Schiffsführer kehrten nach ihrer letzten Unternehmung gegen die Spanier mit zehn Schiffen zurück, die bis auf zwei Schiffe, nämlich die „Isabella“ und die „Piet van Houte“ als sogenannte Pinaßschiffe, oder auch kurz Pinas, geführt wurden. Die alten acht spanischen Galeonen verkauften sie als Prisen und konnten somit der Republik Niederlande und ihrer eigenen Verwertungsfirma einen großen zusätzlichen Gewinn verschaffen. Durch die enormen Werte ihrer Beute bei spanischen Schiffsübergriffen, konnten sie es sich leisten, acht neue Pinas bauen zu lassen, ganz im eigenen Sinn und Baustil, ausgerichtet auf eine jeweilige Mannschaftsstärke von 200 Seeleute.
Jede Pinas maß 48 Meter mit einer Tonnage von 1200 Tonnen. Das Besondere an diesen Schiffen war ihre Schnelligkeit, Wendigkeit, flacher Tiefgang, der aber durch Seitenschwerter als Stabilisator bei schwerer See ausgeglichen werden konnte.
Jedes Schiff besaß zwei Batteriedecks mit den neuen schlanken und neueren Kanonen, jeweils 36 Stück, die mit ihren Sprenggeschossen eine Distance bei Höhenverstellung von 3000 Meter überbrücken konnten. Ihre Feuerkraft übertraf um Einiges die alten herkömmlichen Kanonen. Die Heck- wie auch Bugkanone der alten Kategorie saß auf einer Drehlafette, die man im Schusswinkel um 90° verstellen konnte. Sie waren noch so ausgerichtet, dass man mit ihnen die so gefürchteten Kettenkugeln im Seegefecht abschießen konnte. Zur weiteren Bewaffnung zählte weiter die alte Armbrustkanone, die inzwischen auf jedem der Schiffe einen festen Platz hatte.
An der alten Führungsmannschaft mit ihren Kapitänen änderte sich nichts, nur die Namen der neuen Schiffe wurden feierlich durch Schiffstaufen untermauert, wobei die Schiffsführer aus alter Gewohnheit bei ihren alten Schiffsnamen blieben, indem man einfach dieses katholische Santa oder Saint wegließ. Drei Schiffe erhielten neue Namen, die „Verena“ von Piet Wolters, die „Eugenia“ von Jack McArther, und die „Helene“ von Hanno von de Gracht.Die Schiffsführer der 10 Pinas und deren Führungsleute saßen auf dem Halbdeck, unterhalb des Ruderhauses der „Isabella“ bei wunderschönem Spätsommerwetter, und beratschlagten über ihre neue Reiseroute. Sie wollten diesmal wirklich die Karibik aufsuchen, eine Gegend, die ihnen bisher durch ihre Erfolge im europäischen Bereich verwehrt blieb.
„Jungs, ich freue mich riesig auf unsere neue Unternehmung, mit ganz neuen Schiffen, teilweise neuer Mannschaft, aber mit unserer alten Zusammensetzung im Führungsbereich. Unser Ziel ist zum wievielten Mal Kuba, und ich hoffe, dass wir es endlich schaffen, ohne weitere Ärgernisse hier vor der Haustür, in diese doch sehr reizvolle Gegend zu segeln,“ meinte Jan, grinste und lehnte sich auf seiner Bank etwas zurück, „ich freue mich aber auch, dass unsere Stammmannschaft der vielen Seeleute zusammengeblieben ist. Dabei zeigt es sich, wie gut es war, ihre Heuer weiter zu zahlen, sodass wir jetzt auf eine gut ausgebildete Seemannschaft zurückgreifen können. Keiner von Ihnen brauchte Not zu leiden, oder irgendwo anders auf einem der vielen Handelsschiffe anzuheuern, um zu überleben.“
„Ja“, sagte Hanno von de Gracht, „ich wunderte mich schon, dass keiner der Jungs sich verabschiedete. Ich bin nun mal neu in eurer Runde und war ganz erstaunt über diese neue Praktik, die Leute zu halten. Wie kamt ihr denn auf diese Idee?“
„Weist du Hanno, als wir damals damit begannen, uns gegen die Spanier zu wehren und sie zu bekämpfen, besaßen wir ein Schiff,“ erklärte Karl Tasman, „ unsere Gewinne aus den Kaperungen steckten wir in die Verwertungsfirma von Delfshaven. An dieser Firma erhielt die erste Grundmannschaft unseres Schiffes ihre Anteile. Unsere Gewinne stiegen, und wir überlegten, wie wir das Vermögen sinnvoll anlegen können. Eine Bank? Wollten wir nicht. Aber wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass nur durch das Zutun der vielen Seeleute dieser Gewinn eigentlich erreicht werden konnte, also entschlossen wir uns, dass alle Mitstreiter ihren gewissen dauerhaften Anteil erhielten, um eine kleine finanzielle Sicherheit, auch für ihre Familien zu besitzen.“
„Soll das heißen, dass selbst die Familien über den Tod hinaus von dem Geld noch Anteile erhalten?“,fragte Hank von Port.
„Ja“, meinte Piet Wolters, „wir wollen nicht, dass unsere Leute, also auch die Familien, in Armut versinken. Sie bekommen so viel, dass sie überleben können.“
„Eine tolle Sache“, sagte Jack McArther, und zog an seiner Pfeife, „so etwas ist einmalig, denn kaum einer der Herrschenden würde so viel aus seinem Geldsack für seine Untergebenen bezahlen. Und wer verteilt und überwacht diese Zahlungen?“
„Isabella de Mila, meine langjährige spanische Freundin, die hier im Exil lebt, ist die eigentliche Initiatorin dieser ganzen Sache. Sie leitet die Firma und beaufsichtigt zwei Buchhalter, die den ganzen Tag sich nur mit diesem Finanzgebaren beschäftigen, “ sagte Jan Martens.
„Eine einmalige Angelegenheit, die man sicherlich hier in unseren Breitengraden nirgendwo anders finden wird. Aber was ganz Anderes, wann wollen wir mit unserer Reise beginnen?“ fragte Jean Custeaux.
„Ich denke, in einer Woche Montag werden alle Schiffe bestückt und ausgerüstet sein. Mit dem Morgengrauen verlassen wir dann den Hafen.“
Zehn Pinas, bestückt und ausgerüstet, komplette Mannschaften, dümpelten am mittlerweile eigenen Anleger der Schiffsverwertungsfirma von Delfshaven, und warteten auf die ersten Tageslichter des betreffenden Montags, um eine lange, und hoffentlich erfolgreiche Kaperfahrt gegen die spanischen Feudalherren in die Karibik zu beginnen. Jan stand auf dem Oberdeck neben dem Ruderhaus seiner „Isabella“, schaute voller Stolz auf die neuen Schiffe, und ließ noch einmal viele Stationen seines bisherigen Seemannslebens an seinem geistigen Auge vorbei schweben. Er war sich darüber im Klaren, dass viele feindliche Augenpaare ihre Abreise genau mit verfolgten, und an weitere Spanientreue als Information weiter gaben.
Sicherlich wird wohl irgendwo wieder eine feindliche Schiffsbarriere versuchen, ihren Seeweg zu kreuzen, und sie zu bekämpfen. Er zuckte mit den Schultern, denn sie alle, wollten es nicht anders. Sie hatten sich in den Kopf gesetzt, ihre Freiheit kämpferisch durchzusetzen, und daran sollte sich auch nichts ändern. Das machthungrige England, die Gier nach Erfolg und Gewinn, sollte nicht das alleinige Streben nach mehr sein, sondern der angestrebte freiheitliche Weg ihrer Gruppe blieb das Maß ihrer gesteckten Ziele. Und davon ließen sie sich auch nicht mehr abbringen.Jan prüfte den Himmel, schnupperte in die Luft, konnte aber keine Wetteranzeichen entdecken, die ihnen den heutigen Reisebeginn noch vermiesten.
Überall auf den Schiffen regten sich die ersten Frühaufsteher, oder man begann bereits die ersten Vorkehrungen für die baldige Abfahrt zu treffen.Der langjährige Koch der „Isabella“, Kalle Driesen, brachte Jan einen dampfenden Tee und frisches selbst gebackenes Brot.
„Na, Kalle, bist du froh, dass wir bald wieder unterwegs sind?“„Ja, Jan, das bin ich, denn die jungen Frauen hier in Delfshaven werden mir langsam zu aufdringlich, sie wollen schnell noch vor unserer Reise verheiratet sein. Aber ich konnte mich nicht entscheiden. Es ist vielleicht auch besser so. Ach, noch etwas Jan, die neuen Räucheröfen funktionieren wunderbar. Wir konnten einen havarierten Norwegenfahrer komplett zerlegen, dessen Wanten aus norwegischer Buche bestanden, dieses Holz eignet sich hervorragend zum Räuchern. Jedes unserer Schiffe hat davon einen großen Anteil erhalten. Außerdem standen in seinen Laderäumen viele Säcke mit Wachholderbeeren, die wir hier in den Niederlanden zum Brennen von Genever gebrauchen. Inzwischen haben wir an Bord der „Isabella“ einen eigenen Schnapsbrennkessel, mit dem wir schon hervorragende Erfolge erzielen konnten.“
„Gut Kalle, du informierst mich weiter, wenn dir mal wieder etwas richtig Geniales gelungen ist. Außerdem ist es wichtig, dass wir unsere Schiffe mit der besten Ausstattung, auch im Bereich Küche, versehen. Kalle, in einer Stunde
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 22.12.2014
ISBN: 978-3-7368-6654-6
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