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Prolog

Caspar de Fries

Buchautor und Schriftsteller

Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

Text: Caspar de Fries

Bildmaterialien: Caspar de Fries

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 10.09.2014

 

Der Inhalt dieses Buches sowie die Namen der Darsteller sind frei erfunden. Etwaige Gleichheiten und Übereinstimmungen wären rein zufällig.

Freitag der Dreizehnte - Schlechte Laune

Es heißt, wenn man morgens mit dem falschen Fuß aufsteht, ist auch die gute und erfrischende Laune im Bett versteckt. An diesem Freitag, auch noch der dreizehnte des Monats, wollte auch gar nichts gelingen. Vater Braun, ein Beamter, immer korrekt, wie ein Beamter eben sein muss, reserviert, Schlipsträger, sehr penibel in seinen Tätigkeiten, konnte Dinge nicht leiden, die seinen Biorhythmus erheblich störten. Sein täglicher Ablauf durfte keinen Millimeter abweichen, er liebte das Beständige.

Es begann damit, dass sein Auto schon morgens in der Garage streikte, sich nicht mehr vom Fleck rührte. Beamter Braun schaute auf die Uhr, überlegte nicht lange, und stieg in die nächste Straßenbahn, die ihn zu seinem nahliegenden Amt brachte. Seine Laune wurde während der Fahrt nicht besser, denn er musste die ganze Zeit in der Bahn stehen, alle waren Plätze besetzt, keiner bot ihm einen Platz an. Ihn ärgerten bereits die Jugendlichen, die wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf den Sitzen herum lümmelten. Er, als schwer arbeitender Mensch, musste stehen und sich an den Haltegriffen krampfhaft in der Bahn festhalten, und die, die noch grün und feucht hinter den Ohren waren, in ihrem Leben noch nichts Richtiges vollbracht hatten, durften den Pflichtbewussten, nämlich ihn, einfach stehen lassen. Schon ganz schön dreist diese heutige Jugend.

Seine sehr aufreibende Arbeit im Amt klappte nicht so wie sonst. Nichts gelang, seine Gedanken schweiften zu sehr ab, sein zerknirschtes Gesicht war nicht zu übersehen. Er schaute auf die Uhr, Mittagszeit, welche Straßenbahn nehme ich? Er wollte zumindest noch einen weiteren korrekten Ablauf des Tages erreichen, was das pünktliche Mittagessen zu Hause einschloss.

Er kam auch noch zwei Minuten zu spät, raunzte seine Frau an, weil sie am Vortag als Letzte mit dem Auto gefahren sei. Er setzte sich an den Tisch, wo bereits die Suppenterrine stand, gefüllt mit einem herrlich duftenden Eintopf, nahm sich von dem nahestehenden Sideboard einen Teller und einen Löffel, und begann entgegen seiner sonst so guten Manieren an zu essen.

Nach wenigen Esslöffeln voller Eintopfsuppe legte er den Löffel bei Seite, stand auf und schimpfte seine Frau an: „Was ist diese Suppe ekelhaft, schmeckt einfach nicht, total übersalzen.“

Mutter Braun war über das Verhalten ihres holden Gatten sehr erbost. Gerade heute, an ihrem Hochzeitstag, hatte sie sich besondere Mühe gegeben. Sie schmiss ihre Küchenschürze in die Ecke, lief drei Mal in der Küche vor Zorn hin und her, riss die Küchentür auf und schimpfte nicht mit ihrem Mann, nein, sondern mit Sohn Friedrich, der draußen vor der Tür nicht genügend die Schuhe abgeputzt hatte: „Kannst du nicht aufpassen? Jetzt trägst du auch noch den Straßendreck ins Haus. Heute Morgen habe ich noch Alles geputzt.“

Friedrich wusste nicht, wie ihm geschah, ihm verging jeglicher Hunger. Dabei hatte er doch die Schuhe richtig gesäubert, nachdem er im nahen Feld der Mutter zum Hochzeitstag ein paar Wiesenblumen gepflückt hatte. Er war so ärgerlich, dass er die erhaltene Schelte sofort an seine Schwester Elfriede weitergab und sie anschnauzte: „Wo hast du meine neuen Bundstifte hingelegt, sie lagen vorhin noch auf meinem Schreibtisch. Meine Sachen gehen dich nichts an, merke dir das.“

Elfriede war so sauer auf ihren Bruder, denn sie wusste nichts von neuen Bundstiften, und außerdem, war sie auch nicht in seinem Zimmer gewesen. Sie knallte wütend ihre Zimmertür zu, klapperte mit ihren Holzpantinen die Treppe hinunter und jagte vor Zorn den armen Hund aus dem Wohnzimmer, der dort in einer Ecke sein Körbchen hatte, und sich nach einem ordentlichen Mahl eingerollt zu einem Verdauungsschläfchen hingelegt hatte.

Das arme Tier wusste nicht, wie ihm geschah. Er jaulte und heulte auf, denn er durfte doch sonst immer im Wohnzimmer sein, wieso heute nicht? Er hatte ganz schlechte Laune, knurrte, sah sich um, und entdeckte die schwarzweiß gestreifte Katze, die gerade an ihrem Fressnapf stand, und genüsslich die herrlichen Leckereien, die Mutter Braun ihr mit viel Liebe vorgesetzt hatte, verschlang.

Der Hund biss der Katze in den Schwanz, die davon so erschrocken aufjaulte und vergaß den Hund zu kratzen. Sie rannte nach draußen auf den Hof, wo gerade Vater Braun nach dem Defekt an seinem Fahrzeug schaute. Aus alter Gewohnheit wollte er die vorbeistreichende Katze kraulen, sie fauchte, und kratzte ihn sehr schmerzhaft an der rechten Hand.

„Verdammte Katze, dir habe ich nichts getan. Warum kratzt du mich? Bist du mit der falschen Pfote aufgestanden?“

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Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 10.09.2014

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