Name: Caspar de Fries
Buchautor und Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Texte : Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung:25.08.2014
Männer mit Bärten
Alle die Hölle und Teufel nicht fürchten...
Alle die mit uns das Walross schlachten...
Alle, die öligen Zwieback kauen...
Alle die mit uns zur Hölle fahren...
Alle die mit uns auf Puffern trampen….
Alle die Weiber und Branntwein lieben…..
Ein Seemannslied von Gottfried Wolters, welches das flämische Original: Al die willen te kapren varen, in deutscher Sprache sinngemäß übersetzt. Der ursprüngliche Verfasser ist unbekannt. Das Lied erzählt von den Seeleuten aus Dünkirchen, die sich als Freibeuter verstanden. Sie plünderten spanische, englische und niederländische Schiffe.
Jan Martens, geb. 1556 in Delfshaven, heute Rotterdam, Sohn eines Kapitäns, begann 1568, also mit 12 Jahren, seine Seemannskarriere auf einem Schmuggler. Schon 1572, mit 16 Jahren, ernannte man ihn zu einem Führungsoffizier. Durch seine große Körperstatue von fast 2 Meter Länge, seinen schon enormen jugendlichen Kräften und seiner Unerschrockenheit, wurde dieser blonde Hüne sehr schnell in den Kreisen der niederländischen Seefahrt bekannt. Als noch sehr junger Steuermann und der neuen Legitimation als Navigator heuerte er 1576 auf einem Handelsfahrer an.
Parallel dazu begann ein langjähriger Krieg gegen das katholische Spanien als Besatzer, das mit Feuer und Schwert die protestantischen Niederländer zum rechten Glauben zwingen wollten. Die Niederländer protestierten vehement gegen die Behandlungen der Spanier. Es kam zum sogenannten „Bildersturm“ der Calvinisten in der Liebfrauenkirche von Antwerpen, wo man viele katholische Bildnisse zerstörte. Ein Aufschrei erreichte die spanische Seele. König Philipp II. von Spanien schickte den Herzog von Alba, Fernando Alvarez de Toledo, zu einer grausamen Strafexpedition in die Niederlande. Die Niederländer wehrten sich, und bekämpften die Spanier, wo sie nur konnten. Die Aufständischen, die sich selbst „Geusen“, Bettler, nannten, taten sich besonders als Kaperfahrer, oder auch „Geusenfahrer“ genannt, hervor. Spanien antwortete mit der Inquisition in grausamster Art.
Die Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition verurteilte in einem Dekret vom 16. Februar 1568 faktisch etwa alle drei Millionen Niederländer wegen „Häresie“, Ketzerei, zum Tode, und nahm nur wenige benannte Personen davon aus. Der spanische König Philipp II. bestätigte zehn Tage später diese Verfügung, und befahl den Beginn der Exekutionen.
Jan Martens, ein sehr aufgeweckter junger Mann, gerade 22 Jahre alt, fast zwei Meter groß, bereits Steuermann und ausgebildeter Navigator, stand am Steuerrad der „Middelburg“ und konnte diese Nachricht kaum fassen. Seine ganze Familie wurde von spanischen Söldnern ausgelöscht, im Haus verbrannt, wie ein Stück Holz. Ihr einziger Fehler bestand darin, nicht dem richtigen Glauben an zu gehören. Jan schaute ganz starr geradeaus, seine Wangenmuskeln arbeiteten, die Knöchel seiner Hände traten weiß hervor, so fest packte er das Steuerrad der Fleute, einen dreimastigen schnellen Handelssegler auf dem Weg nach Genua.
Seine Seemannskollegen schauten traurig zu diesem jungen Mann, den jeder mochte, der Anderen half, wo er nur konnte, immer freundlich und zu einem Scherz aufgelegt. Der Schiffseigner und Kapitän, Piet van Houte, hatte die Fähigkeiten dieses jungen Mannes sofort erkannt und ihn als Steuermann angeheuert.
Jan musste erst mit seiner Trauer im Reinen sein, deshalb sprach ihn im Moment auch Keiner an. Sie umrundeten gerade die Felsen von Gibraltar, als der Wind abschwächte und das Schiff in gefährliche Gegenströmungen geriet, die vom Mittelmeer herrührten.
Mit aller Kraft drückte Jan das Steuerrad mit den dicken Speichen gegen den Wind aus Steuerbord, um das Schiff von der gefährlichen Backbordseite zu den Felsen von Gibraltar zu entfernen. Kapitän van Houte rief:
„Ein paar Mann in die Wanten, Rahsegel reffen, wir halsen auf Steuerbord.“
Durch das Reffen der Rahsegel nahm der Druck des böigen Windes etwas ab, allerdings wurde der Segler auch um Einiges langsamer. Plötzlich rief der Mann im Mastkorb:
„Achtung Galeeren auf Backbord, Nordost etwa 1000Meter, sie kommen rasch näher. Ich zähle acht Galeeren, spanische Flagge, sie scheren aus.“
„Geschütze fertig machen, bewaffnet euch“, rief der Kapitän seinen gerade 20 Seeleuten zu. „Kapitän, sie kreisen uns ein.“
Von einer der Galeeren krachte die schwere Bugkanone, und eine schwere Eisenkugel klatschte vor dem Bug der Fleute ins Wasser des Mittelmeeres. Die acht Galeeren bildeten einen großen Kreis. Die „Middelburg“ hatte keine Möglichkeit mehr zu entkommen. Widerliche Gerüche von menschlichen Fäkalien wehten zu ihnen herüber. Ein beißender Geruch, dazu der eintönige Klang der Takttrommler, welche die Galeerensträflinge in ihrem Ruderrhythmus bei Laune hielten. Schon diese dumpfen, immer wieder kehrenden Trommelschläge zerrten fürchterlich an den Nerven. Hier ruhig den richtigen Moment ab zu warten, schien unmöglich. Für alle zwanzig Besatzungsmitglieder des Handelsfahrers war klar, aufgeben, oder würdevoll sterben. Die Bewaffnung ihres Schiffes reichte aus, um die kleinen arabischen Daus ab zu wehren, aber gegen diese Übermacht konnten sie nur sterben und untergehen.
„Hört mal zu Jungs, wenn ich rufe „jetzt“, springt ihr gemeinsam ins Wasser, das ist mein letzter Befehl als Kapitän. Ich wünsche keine Widerrede, dieses Schiff ist und war mein Zuhause, ich bleibe hier. Holt für meine letzte Tat auf Erden alle Schießpulvertütchen aus der Pulverkammer, ein paar von diesen Hunden nehme ich noch mit. Jan, du bist noch jung und kannst in deinem Leben noch Vieles erreichen. Du hast das Zeug zu einem guten Kommandanten. Pass bitte auf meine Jungs auf. Halte sie zusammen, so eine gute Crew bekommst du so schnell nicht wieder. Versprich mir das.“
Kapitän van Houte schaute sein jüngstes Crewmitglied lange und eindringlich an. Jan nickte und meinte mit ganz belegter Stimme:
„Kapitän, Ihr könnt Euch auf mich verlassen.“
„Sie werden euch aus dem Wasser ziehen, und im Bauch dieser stinkenden Eimer anketten. Vielleicht habt ihr irgendwann noch einmal eine Möglichkeit zu entkommen. Ach, noch etwas, steckt euch Jeder einen Spleiß in den Stiefel, vielleicht merken sie es nicht, den könnt ihr sicherlich noch mal gebrauchen. So, holt die Segel ein, wir drehen bei.“ ( Spleiß = Reparaturwerkzeug für Taue )
Vier große Galeeren mit etwa 50 Rudern auf jeder Seite näherten sich ganz langsam dem Segler, während die anderen Vier die Aktion sicherten. Bei jeder Umrundung ihres Opfers fuhren sie den Kreis enger, dabei hörten die Männer auf der „Middelburg“ immer diese dumpfe Takttrommel, welches die Rudersträflinge animieren sollten, nicht auf zu hören. Tong-tong-tong. Ein Rhythmus und Geräusch, was jedem Gegner eine Gänsehaut versetzt. Der Kreis wurde immer enger, sie schnürten den "Sack" immer langsamer zu.
Die niederländischen Matrosen legten die Pulvertüten auf mehrere Haufen, und verstreuten Schießpulver von einem Haufen zum Nächsten.
„So Jungs, der Abschied ist gekommen. Macht euch zum Sprung ins Wasser fertig. Jan, bitte versuche die Mannschaft auch im Wasser zusammen zu halten. Taucht erst einmal weg, sonst schießen sie euch noch mit den Armbrüsten ab. Vielleicht sehen wir uns im Himmel wieder.“
Der Kapitän prüfte die Entfernung zu den Galeeren, und wartete, bis sie so dicht heran kamen, dass sie bald auf den Segler springen konnten.
„Jetzt, springt“, schrie er.
Während die Männer der „Middelburg“ ins Wasser hechteten, unter der nächsten Galeere durchtauchten, griff Kapitän Piet van Houte eine der Pechfackeln, zündete sie in seliger Ruhe an seiner brennenden Pfeife an, schaute noch einmal auf die Galeeren, dann lächelte er ganz liebevoll zu seinem Schiff und warf die Fackel auf einen der gehäuften Papiertüten mit dem Schießpulver.
Die Mannschaft der „Middelburg“ versuchte von der nächsten Galeere wegzuschwimmen, als eine gewaltige Stichflamme sich zu einem Feuerpilz entwickelte, gleichzeitig verschiedene Detonationen die „Middelburg“ in viele Teile zerfetzte. Herumfliegende Holzsplitter mutierten zu kleinen Holzspeeren, und sausten in die Körper der wartenden spanischen Soldaten, die anschließend aussahen, wie große Nadelkissen. Die Explosionen zerrissen gleichzeitig zwei der vier Galeeren, die dem Schiff zu nahe kamen, sie sanken in wenigen Minuten. Mit den Schiffen ertranken auch mindestens zweihindert bis dreihundert Galeerensträflinge und 200 Soldaten pro Schiff. Welch ein Verlust für die Spanischen Seestreitkräfte, denn es gab keine Prise, keinen Gewinn, nur Verluste, und gerade mal nur 20 holländische Seeleute, die ihre Ruderbänke im unteren Ruderdeck wieder auffüllen sollten.
Die anderen beiden spanischen Galeeren kamen mit erheblichen Beschädigungen und vielen verletzten Soldaten davon. Sie schrien, kreischten und brüllten, vor Wut, Schmerz und Rachegelüsten, sie wünschten den Niederländern die Pest an den Hals, sie drohten mit den Fäusten, und waren kaum zu bändigen.
Eine sehr große Galeere, offensichtlich das Admiralsschiff, glitt langsam auf die zwanzig schwimmenden Seeleute zu. Ein Offizier beugte sich über die reichverzierte Reling und rief in bester niederländischer Sprache:
„Wer von euch war der Wahnsinnige, der das Schiff explodieren ließ?“
„Das war unser Kapitän und der Eigner der Fleute. Er rief noch: Der Herrgott freut sich, noch ein paar Hunde mehr in die Hölle zu verweisen, “ rief Jan und meinte dazu: „Er war ein mutiger Mann. Er opferte sein Leben für unsere Leben. Er wird immer einen Platz in unserem Herzen haben.“
„Große Worte, und wer seid Ihr?“
„Ich war der Steuermann und Navigator der „Middelburg“. Diese Männer hinter mir vertrauen mir. Wir ergeben uns.“
„Na, ja, unsere Ruderbänke haben wieder einige Lücken. Ihr werdet eure Schandtat abarbeiten, rudern, rudern und noch einmal rudern. Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zwischendurch mal ein paar Peitschenhiebe zu versetzen.“
Die Mannschaft der „Middelburg“ musste selbst an der Bordwand der Galeere hochklettern. Wer es nach oben schaffte, den erwischte sofort eine „neunschwänzige Katze“, eine spezielle Peitsche mit neun einzelnen Lederriemen und einem kurzen Knauf. Wer damit gut umgehen konnte, hinterließ gut sichtbare Hautrisse, eine Folter, die auf Schiffen dieser Art gerne angewandt wurde.
Der Offizier, der sie in niederländischer Sprache ansprach, als sie noch im Wasser schwammen, wollte seine Peitschenkünste sehr genau beweisen. Nur bei Jan kam er an die falsche Adresse. Er hielt die neun Lederriemen während des Zuschlagens einfach fest und meinte:
„Mein Name ist Jan Martens, Herr peitschenschlagender Offizier. Macht das bei mir nie wieder. Bei uns gibt es noch eine gewisse Achtung vor den Gefangenen. Beim nächsten Mal seid Ihr ein toter Offizier, habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
Diese sehr gefährliche Unterhaltung führten die beiden Kontrahenten in niederländischer Sprache. Nur der spanische Admiral dieses Schiffes verstand, worum es in diesem Dialog ging, er meinte auf Niederländisch:
„Meine Herren, treibt es nicht auf die Spitze. Herr Martens, Euch rate ich, in Zukunft vorsichtiger zu sein, nur, sie haben sich jetzt einen Todfeind geschaffen, und das ist nicht gut auf diesem Schiff. Ihr werdet gleich auf den Ruderbänken angekettet, denn ich sehe in Euch einen robusten und kräftigen Kerl. Solche Ruderer können wir hier gut gebrauchen. In den nächsten Zeiten stellt Ihr unter Beweis, wozu Ihr fähig seid, und wie gut Ihr rudern könnt. Ich wünsche einen unterhaltsamen Aufenthalt auf meinem Schiff. Bringt sie nach unten.“
Diese für Alle sehr gefährliche Unterhaltung hatte aber zur Folge, dass man versäumte, die Middelburg-Mannschaft nach waffenähnlichen Gegenständen zu untersuchen.
Die zwanzig neuen Galeerenruderer wurden durch die spanischen Soldaten gezwungen, die lange Treppe zum Ruderdeck hinunter zu gehen. Wer nicht schnell genug nach unten stolperte, der bekam einen kräftigen Stoß mit dem schweren Vorderladegewehr in den Rücken. Ein penetranter, beißender Geruch schlug ihnen entgegen, der sich auf die Atemwege setzte, und jedem Neuling unweigerlich zum Husten aufforderte. Die Soldaten machten darüber ihre Witze, weil sich jeder „Neuling“ geleichermaßen anstellte.
Ein dumpfes Licht, eher schummrig, zeigte dieses unmenschliche stinkende Loch, was in den nächsten Zeiten ihr zuhause sein sollte. Jan und seine Kameraden blickten auf die vielen angeketteten Männer, die teilweise nur noch statisch ihre Umgebung betrachteten. Wenn einer von Ihnen entkräftet zusammenbrach, nicht mehr konnte oder starb, haute einer der Aufseher mit einer langen Bullpeitsche auf ihren Rücken und schaute nach, wie viele menschliche Regungen noch in diesem Delinquent waren. Bei Bedarf kettete man ihn los und warf ihn sofort über Bord.
Jan dachte so für sich: Und hier verbringen wir unser weiteres Leben, ein unmöglicher Gedanke. Sollte so das Ende aussehen?
Der Schiffsschmied, ein sehr muskulöser Mann mittlerer Größe, schweigsam, hielt für seine neuen „Kunden“ bereits die eisernen Fuß-und Armreifen parat, um jedem Sträfling eine eiserne Fußfessel, verbunden mit einer Kette, die durch jede Fußfessel der Männer einer Ruderbank führte, zu verpassen. Ein eiserner Ring verhinderte einen Bewegungsradius von mehr als einem Meter. Die Hände erhielten eiserne Stahlfesseln, die an einem Ring, eingelassen in der Ruderpinne, den Häftling hinderte, über seinen Nachbarn zu steigen. Unter der Ruderbank befand sich eine Rinne, ausgelegt mit Stroh, wo die Gefangenen mühsam, während des Ruderns, ihre Notdurft erledigten durften.
In jeder Ruderbank saßen fünf angekettete Gefangene, demnach fanden hier 500 Ruderer, auf jeder Seite 250 Männer Platz, die Ältesten zur Bordwand hin, die Jüngeren und Starken am Anfang der Ruderpinne. Jan Mertens saß also zur Mitte des Schiffes hin, weil er zu den stärkeren Ruderern gehörte. Hier war auch das Kettenende für die Arme. Der Eisenring, der die lange Armkette für die fünf Gefangenen hielt, war am Ruderplatz von Jan eingelassen. Wenn sie sich befreien wollten, musste genau dieser Ring aus der Ruderpinne entfernt werden.
Hinter ihnen stand ein glatzköpfiger Paukenschläger, der den Rudertakt bestimmte. Langsam fing er an, auf die Pauke zu schlagen. Automatisch begannen die Galeerensträflinge die langen Ruderpinnen zu bedienen. Der Paukenmann erhöhte die Schlagzahl, die Ruderer folgten seinem Takt. Jan merkte, dass er automatisch mitmachte, obwohl er sich innerlich dagegen sträubte. Die Galeere bewegte sich langsam an der spanischen Küste entlang, man hörte es an der entfernten Brandung, wo sich die großen Wellen an Felsformationen brachen. Das stetige Rauschen klang wie freiheitliche Musik in Jans Ohren. Wo ging diese Fahrt hin? Vielleicht zu einem Hafen, wo die Galeeren stationiert waren? Sie würden es früh genug erfahren. Während sie ruderten und ruderten, probierte Jan immer wieder, die Handkette um den Haken in der Ruderpinne zu schlingen, um ihn langsam, Schritt für Schritt zu lösen. Aber das verflixte Ding bewegte sich keinen Millimeter.
Er wusste, wenn er hier mehrere Jahre hinvegetierte, war die eigene Kraft irgendwann zu Ende. Wenn er diesen Haken lösen konnte, gelang es auch an den langen Spleiß in seinem Stiefel heran zu kommen. Außerdem hatte er sein langes, recht scharfes Fischmesser zwischen den Oberschenkeln festgeschnallt. Die Kette hing fest, Jan drehte und zog, er schnaufte, schaute auf seine Leute und nickte ihnen zu, dass sie ebenfalls versuchen sollten, diesen Ring aus der Ruderpinne zu lösen.
Der Paukenmann verringerte sein Schlagtempo, die Galeere glitt rauschend über das Wasser. Man hörte ein paar Befehle bellen, eine Peitsche knallte, und ein Aufseher mit einer langen Bullpeitsche erschien, um den Neuen zu zeigen, wie gut er sein Instrument beherrschte. Der lange Lederriemen zischte über die Gefangenen, einige versuchten sich zu ducken, wurden aber im Gesicht erwischt, die Haut platzte, es blutete.
Der Mann bleckte seine gelben Zähne, lachte meckernd und meinte:
„So, meine Damen, damit ihr genau wisst, wie gut ich in Form bin, werde ich mir jeden Tag Einen von euch aussuchen. Es wird euch und mir sehr viel Vergnügen bereiten. Bevor es gleich es die tägliche Suppe gibt, wo bereits einige Offiziere hineingepisst haben, zieht ihr auf mein Kommando hin gemeinsam die Ruderpinnen ein. Sollte da irgendetwas schief gehen, gibt es keine Suppe. Außerdem werden die Handketten dadurch etwas verlängert, so könnt ihr etwas bequemer schlafen. Also jetzt: Ruder einziehen.
Mit einem lauten Gepolter zogen die Galeerensträflinge auf Kommando die langen Ruderpinnen ein, die dann im Mittelgang des Ruderdecks in eine dort hängende Lederschlaufe eingeführt wurden.
Jeder Gefangene erhielt eine Blechschüssel mit einer unbekannten stinkigen Brühe, die einzige Flüssigkeit, die sie bisher erhielten. Und trinken mussten die vielen Männer aus reinem Selbstschutz. Jan zwang sich, in kleinen Schlucken, diese widerliche Herrlichkeit herunter zu würgen. Nur dadurch konnten sie sich am Leben halten. Er rief seinen Jungs zu:
„Ich weiß, es ist eine Zumutung, so etwas zu trinken. Aber ohne Flüssigkeit sind wir in drei Tagen tot. Trinkt die Tunke aus, kein Überlegen, einfach trinken. Danach beginnen wir diesen Haken zu lösen. Es muss uns diese Nacht, oder auch in den nächsten Nächten gelingen.“
Jan merkte, dass sein Kettenstück jetzt reichte, um in den Stiefel zu greifen. Den langen Spleiß
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2014
ISBN: 978-3-7368-4410-0
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