Caspar de Fries
Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Texte und Bildmaterialien:
Caspar de Fries
Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 20.02.2014
Die Handlung und die Namen der Darsteller sind frei erfunden, sonstige Ähnlichkeiten wären rein zufällig.
Sonderbüro der NATO, Fa. Zenit GmbH,
Wollzeile, Wien
Leiter Oberst Jefferson Hailey
Büroleiterin Jenny Harting
Computerspez. Concetta Minardi
Sekretärin Maria Wohlfahrt
Abhör-Elektronik Jan Wouters
Sprengstoffe Antonio de Castello
Waffenexperte Jean Baptiste
Spuren – Labor Johann van der Kerk
Hilde Wirths, Gregor Schulte,
Sebastian de Fries
Pilot u. Co-Pilot Carlos Ramirez u.
Martin de Breu
Agenten Paul von der Brück,
Mehmet Salin
Kung Chol Chul – Charles
Choi Sung-hwan - Newton
Chin. Sprachexperte Hotsuki Yang
Computer Jerry Ozaki
Waffen u. Kung Fu Ray Chang
Sicherheitssysteme Justin Kaneshiro
Wozu braucht die Welt eigentlich einen „Kalten Krieg“? Wer hat Angst vor wem? Was neben uns geschieht, ist nicht nur ein Wettrüsten um die höchsten Positionen, sondern wir erleben auch einen Wachtwechsel im Wachstum des Bruttosozialproduktes, in Exporten und Währungsreserven. In diesen drei Bereichen belegt China einen Spitzenplatz, dazu gehört ein Devisenberg von unvorstellbaren drei Trillionen Dollar. Das Land trifft inzwischen auf einen leicht schwächelnden Westen, sowie der selbsternannten Weltpolizei, der USA, die intervenierte, wann und wo sie wollte. Diese Allmacht beginnt zu bröckeln, weil führende Mächte des Westens gleichzeitig schwächeln, und auf einem riesigen Schuldenberg gigantischen Ausmaßes sitzen. Allein der Schuldenberg der USA beläuft sich auf eine stolze Summe von 16,5 Trillionen Dollar, was sie in vielen Bereichen handlungsunfähig macht, es fehlt einfach das Geld.
China betritt die Weltbühne immer selbstbewusster, und zeigt seine geballte wirtschaftliche Stärke, Das neue Motto heißt:
Neue Arroganz trifft auf alte Arroganz.
Das Wettrüsten bezieht sich nicht nur auf mehr Raketen, stärkere Bomben, schnellere Flugzeuge oder ähnliches, sondern man will seinen Kontrahenten beeindrucken, ihn nervös machen, ihn dazu bringen, um ihn zu buhlen, seine vorhandenen Reserven in die Waagschale zu werfen. Der Streit um immer knapper werdende Rohstoffe entfacht zu einem Wortgeplänkel mit schwindender Muskelkraft, das sogenannte Vorspiel und Abtasten verläuft noch im diplomatischen Rahmen. Aber die Wortgefechte lassen bereits die ersten gedanklichen Scharmützel erkennen, denn Chinas politische Macht zeigt sich in seiner militärischen Stärke, die es durch das wirtschaftliche Emporstreben auch weiterhin verstärkt. Der alternde Weltpolizist, der sich überall einmischte, verliert an militärischer Potenz. Er versucht durch viele Allianzen mit den Nachbarn von China seine alte Stärke zurück zu gewinnen. Doch diese Umzingelungspolitik führte bisher nicht zu dem erhofften Erfolg. China wehrt sich, und schafft es, durch seine wirtschaftlichen Erfolge, das Vorglühen der Dollarzeichen in den Augen der westlichen Industrieländer zu entfachen, sie gierig auf das „Reich der Mitte“ zu machen.
Der Kampf um die Weltmacht schreitet voran. Wer umgarnt wen, oder wer erdrückt wen? Die einzelnen Geheimdienste umkreisen sich, versuchen mit Hilfe der Technik gewisse Angriffspunkte in der eifrigen gemeinsamen Wirtschaftpolitik zu finden. Man bespitzelt sich gegenseitig, hört Gespräche ab, unterwandert die vorher aufgebaute Freundschaft, schafft Misstrauen, und merkt dabei gar nicht, dass man schwächelt und alte Stärken in den Sand setzt.
China hat diese Entwicklung kommen sehen, und das Feuer immer an richtiger Stelle geschürt, und die politischen Gegner gegeneinander ausgespielt.
Das Buch beschreibt den Beginn eines neuen kalten Krieges in einer bereits sehr heißen Phase.
Man belauert sich, in der Hoffnung etwas zu finden, womit man den politischen Gegner schaden kann. Die Volksrepublik China hatte dazu gelernt, hatte es nicht mehr nötig, die Techniken des Westen zu kopieren, man vertraute auf den eigenen Zeitgeist, und entwickelte neue Substanzen, die man militärisch, wie auch wirtschaftlich nutzen kann. Ein neuartiges Sprengmittel, was in seiner Eigenschaft in einer Gewehrkugel viel mehr Durchschlagskraft besaß, als man es vorher gewohnt war. Es durchbohrte Stahlplatten, Mauern oder half mit seiner ungeheuren Sprengkraft in Abräumgebieten von Steinbrüchen, Kohlenflözen, Gold, Silberminen und vielem mehr. Man verbraucht nur wenig von diesem neuartigen Gemisch mit unglaublicher Wirkung. Es verblüffte selbst die Chemiker, die diesen Stoff erfanden. Testgranaten in Panzerwaffen oder in einem Schiffsgeschütz zeigten ungeahnte Möglichkeiten.
Solche Entwicklungen konnte man natürlich nicht ganz geheim halten. Die Spitzel und Zuträger der Geheimdienste zeigten ihre Stärken und gaben diese Neuheiten an ihre eigene militärische Spitze weiter. Es begann ein Run auf eine Wunderwaffe im Hintergrund des Weltgeschehens.
Oberst Jefferson Hailey lehnte sich in seinem sehr bequemen Bürostuhl an seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer der Wollzeile in Wien zurück, genoss seine morgendliche Pfeife mit seinem Lieblingstabak, trank dazu seine Tasse Kaffee und las die neusten Nachrichten aus dem Wirtschaftsteil seiner täglichen Zeitung. Er drehte etwas das Rollo herunter, um nicht so viel von den schon intensiven Sonnenstrahlen geblendet zu werden.
Die „Zenit“, geheime Sonderabteilung der NATO in der Wollzeile in Wien war in allen Belangen mit seinen bereits fünf selbständigen Mannschaften arbeitsmäßig ausgelastet. Die Weltpolitik mit den vielen Krisenherden verlangte oft anstrengende Einsätze von seinen Leuten, die keinen weiteren Aufschub duldeten. Seine Sekretärin, Maria Wohlfahrt, brachte ihm heute eine Menge Post mit dem Vermerk „persönlich“ aus der Hauptverwaltung in Brüssel, was ihn veranlasste, erst einmal seinem morgendlichen Ritual nach zu gehen. Er wusste, wenn solche Art Post auf seinem Schreibtisch landete, gab es wieder dringende Einsätze für seine Leute.
„Sehr geehrter Oberst Jefferson Hailey,
eine geheime NATO-Gruppe unter Frederick le Combe aus Brüssel wurde in der Nähe von Urumqi im Nordwesten Chinas bei einem Einsatz gefangen genommen und in das Hochsicherheitsgefängnis von Chengdu gebracht, die Hauptstadt der südöstlichen Provinz Sichuan. Man wird die Mannschaft wegen Spionage anklagen und zum Tode verurteilen. Das dürfen wir natürlich nicht zulassen. Ihr Auftrag war die Beschaffung der geheimen Unterlagen des neuen Sprengstoffs, welches chinesische Wissenschaftler erfanden. Laut Testberichten soll die Sprengkraft wesentlich effektiver und stärker sein, als alle derzeitig bekannten, herkömmlichen Produkte für Patronen, Granaten und Sprengsätze. Die NATO ersucht Sie, Ihre Spezialtruppe unter Paul von der Brück nach China zu schicken, um A. die eventuelle Rettung der Kollegen zu ermöglichen, B. herauszufinden, wieweit le Combe etwas in Erfahrung gebracht hat, und C. gegebenenfalls den Auftrag der le Combe-Gruppe zu vollenden.
Für die Sicherheit der westlichen Welt ist das Wissen über diese Revolution der Waffentechnik ein lebenswichtiger Faktor. Selbstverständlich gehört dieser Auftrag zur obersten Geheimhaltung und darf unter keinen Umständen publik werden.
Die nötigen Unterlagen und das bisherige Wissen über den Auftrag erhalten sie beigefügt.
Gez. Generalmajor Fitzgerald McCorner.
Oberst Hailey schüttelte den Kopf und dachte: „Wenn diese Geheimtruppe aus Brüssel es schon nicht schaffte, an diese geheimen Unterlagen heranzukommen, wie sollen dann Paul und seine Leute dieses Kunststück vollbringen?“ Er konnte es kaum glauben, welche Anforderungen die Militärführungen von ihren Untergebenen verlangten. Sollte er es wagen, gegen diesen Auftrag zu rebellieren? Er wusste, dass er hier bewusst seine Leute für eine Erfindung opferte, deren tatsächliche Existenz noch gar nicht erwiesen war. Natürlich stand die Rettung der „le Combe-Gruppe“ an vorderster Priorität, aber konnten da nicht die Diplomaten auf der Gesprächsebene versuchen eine Einigung zu erzielen? Es sah doch tatsächlich so aus, dass man die Befreiung der gefangenen Agenten nur als neuen Aufhänger für die Beschaffung des neuartigen Sprengstoffes gebrauchte. War diese Erfindung wirklich so brisant? Er schüttelte den Kopf, und war sich bewusst, hier nur missbraucht zu werden.
Der Innendienst der „Zenit“, angeführt von der Büroleiterin Jenny Harting, und die Mannschaft um Paul von der Brück saßen im Sitzungssaal zusammen, um den Ausführungen von Oberst Jefferson Hailey zu lauschen. „Meine Damen meine Herren, unser Auftrag ist eindeutig: Wir werden gebeten die Truppe um le Combe zu befreien, und nach den Unterlagen der neuen Wunderwaffe zu suchen. Nach diesem neuen Sprengmittel, einzusetzen in vielen Bereichen, gieren natürlich alle nur erdenklichen Staaten, um zum Mitkonkurrenten einen gewissen Vorsprung zu haben. Selbst die „befreundeten“ Staaten der NATO versuchen sich untereinander den Rang abzulaufen. Die Geheimdienste bespitzeln sich gegenseitig, Keiner traut dem Anderen.
Nur, in diesem Fall beschloss die NATO-Führung für diese Aufgabe eine eigene Einsatztruppe aus militärischen Sonderstaffeln einzusetzen. Aber, die Angelegenheit war anscheinend so geheim, dass alle Welt hinter vorgehaltener Hand die Aktion weitertuschelte. Die neun Jungs um le Combe wurden erwartet, sie liefen in eine vorbereitete Falle, irgendwer hatte diesen Einsatz verraten. Für uns eine dumme Sache, den Chinesen kann es nur recht sein, wenn sich die westlichen Verbündeten gegenseitig beschuldigten, je besser können sie ihr neuartiges Produkt vermarkten, oder auch nur in ihrer immer größer werdenden, aufgeplusterten Armee verwenden. Sie besitzen damit ein Druckmittel gegen die westliche Welt, und werden es schamlos in vielen Bereichen ausnutzen. Soweit meine Ausführungen. Frau Harting hat mit dem Innendienst zusammen schon einige Fakten gesammelt, die uns sicherlich weiterhelfen werden. Frau Harting, bitte, Sie haben das Wort.“
„Meine Damen und Herren, ich zeige euch einmal die Karte vom riesigen Land der Volksrepublik China. Hier im Nordwesten des Landes liegt das Uigurische autonome Gebiet Xinjiang, ein flächenmäßig großer Verwaltungsbezirk mit seiner Hauptstadt Ürümqi, die wichtigste Stadt der Landschaft Dsungarei, eingebettet in einer Zentralasiatischen Beckenlandschaft zwischen den Gebirgen Tianshan im Südwesten, des Bogda Shan im Süden und des Dsungarischen Altatans im Westen, ganz in der Nähe zur Grenze nach Kasachstan. Im Osten verbindet sich die Landschaft Dsungarei mit der Wüste Gobi, eine unwirtliche Gegend mit viel Treibsand. Doch mitten in der Landschaft Dsungarei befindet sich die größte Sandwüste der Welt, die Gurbanfüngüt- oder auch Junggar-Wüste, mit 50.000 Km² Sand, Sanddünen, enorme Hitze, Sandstürme, Treibsand und wenigen Wasserstellen, dazu der sogenannte Eurasische Pol der Unzugänglichkeit, ein Platz, der am Weitesten vom Weltmeer mit 2300 Km entfernt ist. Eine Wüste, die nur wirkliche Kenner durchqueren, eine Gegend, die viele Gefahren verbirgt, aus der etliche Besucher nicht mehr zurückkehrten. Es ist bekannt, dass chinesische Soldaten oder Polizisten gerne ausgebrochene Dissidenten in diese Gegend trieben, aus der es kein Zurück mehr gab.
Am Rand der Wüste liegt die Erdölstadt Karamey, wo man auch verschiedene Chemielaboratorien angesiedelte, in denen höchst wahrscheinlich der neue Sprengstoff erfunden wurde, um den sich die ganze Welt streitet.
Unsere NATO-Kollegen versuchten hier irgendwo die Unterlagen der chemischen Zusammensetzung zu finden und zu stehlen. Dabei erwischten chinesische Spezialkräfte des militärischen Geheimdienstes die Gruppe um Frederick le Combe. Sie sitzen jetzt im Hochsicherheitsgefängnis von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, im Südwesten von China. Dort erwartet sie die Todesstrafe wegen bandenmäßiger Spionagetätigkeit. Wahrscheinlich war man auf sie bereits vorbereitet, und macht jetzt aus dieser Angelegenheit ein großes Politikum.
Wir haben uns detailgenaue Bilder von unserem NATO-Spionagesatelliten besorgt, und konnten bei verschiedenen Umrundungen der Erde auf seiner Umlaufbahn eine Menge Informationen der einzelnen Standorte zusammentragen.“
„Danke Frau Harting, ihre Informationen werden uns sicherlich in der äußerst schwierigen Aufgabe behilflich sein. Wie wollen wir vorgehen? Paul?“
„Oberst Hailey, Entschuldigung, aber bevor ich auf diesen Auftrag eingehe, möchte ich noch meinen ganz persönlichen Unmut loswerden, um Allen klar zu machen, dass es unserem Auftraggeber, weniger um die Leute geht, sondern einzig und allein nur um diese Erfindung. Wenn ich diesen Auftrag richtig verstehe, sollen wir eine angebliche Spezialtruppe der NATO aus ihrem, sagen wir einfach mal, eigenen selbstgeschaffenen, unprofessionellen Versagen wieder heraushauen. Ihre Vorbereitung schien nicht sehr überlegt gewesen zu sein. So nach dem Motto: Fahren wir mal dahin, und holen uns das niedliche Geschenk für alle Militärs bei den Chinesen ab. Schon im Vorfeld wussten zu viele Leute von diesem Unternehmen. Schon allein die Filtrierung der Männer aus verschiedenen militärischen Abteilungen, erhöht die Mitwisserschaft über dieses sehr gefährliche Unternehmen. Wer auch immer darüber geredet hat, die Chinesen sind und waren über alle weiteren Vorgänge informiert.
Wenn wir jetzt, als Team, die Karre aus dem Dreck ziehen sollen, müssen wir mehr als übertrieben vorsichtig sein. Der chinesische Geheimdienst wird solange mit der Hinrichtung unserer Kollegen warten, bis sie sicher sind, dass keine Nachfolgeeinheit einen weiteren Versuch unternimmt, dort aktiv zu werden. Sie werden versuchen, noch eine weitere Spionagestaffel zu überwältigen. Wenn ihnen das gelänge, stellten sie den Westen als Aggressor an den Pranger, und hätten alle diplomatischen Vorteile auf ihrer Seite. Schon der Brief von Brüssel ging durch verschiedene Stationen, also ist der Inhalt gar nicht so geheim. Ich schlage vor, dass Sie Oberst Hailey, mit dem Generalmajor über ein abhörsicheres Telefon den Auftrag bestätigen, aber gleichzeitig ihm schriftlich mitteilen, dass wir, die von der Brück-Gruppe noch einen anderen Auftrag vollenden müssen, und es noch ein paar Tage dauert, bis wir intervenieren können. Diese schriftliche Mitteilung verschafft uns einen wertvollen Vorsprung. Eine Chance mehr, nicht sofort in das offene Messer zu laufen.“
„Gut, ich werde ein derartiges Gespräch mit dem Generalmajor führen. Ich verstehe natürlich diese Beweggründe, aber wir sind nun einmal von der NATO abhängig. Auch ich bin dafür, dass wir so wenig wie möglich Risiken eingehen. Bitte fahre fort mit deinen Ausführungen.“
„Danke, für das Verständnis, doch diese Gedanken mussten ausgesprochen werden. Ich denke, wir beginnen mit der Gefängnisstadt Chengdu, wir brauchen von dort und dem Gefängnis noch weitere und genauere Informationen. Vorrangig wird die Befreiung der zehn Kollegen sein. Eine sehr problematische Angelegenheit. Bevor wir weiter über diverse Schwierigkeiten und ungenauen Spekulationen diskutieren, werden wir Alle zusammen die gezeigten Aufnahmen der verschiedenen Einsatzorte analysieren und auswerten. Wir besorgen uns auch noch weitere Bilder der Stadt über den Satelliten. Auch genaue Recherchen über deren Tötungspraktiken wären interessant. Ich denke, in zwei Tagen treffen wir uns wieder, und basteln uns einen Fahrplan der möglichen Zukunft.
Paul von der Brück und seine Crew, zusammen mit dem Innendienst, listeten alle Details von Chengdu und Umgebung auf. Weiterhin informierten sie sich über Exekutionspraktiken der Volksrepublik China, die seit Jahren den Tod mit der Giftspritze bevorzugte. Paul sagte: „Frau Harting und ich stellen jetzt die sehr wichtigen Informationen vor, die das gesamte Team in akribischer Kleinarbeit erarbeitete und zusammengestellte. Frau Harting, wenn Sie bitte beginnen wollen?“
„Ja, danke. In jedem Jahr kommen viele tausend Menschen durch die Giftspritze ums Leben. Früher starben die Todeskandidaten durch einen Genickschuss, heute vollstreckt man die Todesurteile in sogenannten Hinrichtungsbussen, eine Art der Publikmachung, die sich zur weiteren Abschreckung immer mehr in China durchsetzt.
Zwei Firmen in der südwestchinesischen Provinz Sichuan, nahe der Hauptstadt Chengdu, bauen Busse für solche Zwecke um. Eine der Firmen, der chinesische Autohersteller, übersetzt in unserer Sprachweise, „Goldener Drachen“, macht hierfür Reklame im ganzen Land, und meldete dafür sogar ein Patent an. Von außen ähneln die Fahrzeuge einem größeren Krankenwagen. Die Verurteilten fixiert man im Bus auf eine Liege, wo man ihnen den tödlichen Giftcocktail verabreicht. Die Prozedur wird auf Video aufgezeichnet. Der Staatsanwalt und die Richter verfolgen das Geschehen im hinteren Bereich des Busses, durch eine schalldichte Wand im abgetrennten Teil des Wagens auf einem modernen Flachbildschirm. Für den Protokollführer steht ein Schreibtisch und Computer zur Verfügung. Die Hinrichtungen geben die Behörden öffentlich bekannt, und jedes Mal verfolgen viele neugierige Zuschauer das makabre Schauspiel.
Die eigentliche Hinrichtungskammer ist klinisch kühl eingerichtet. Durch die hintere Wagentür schieben die Henkershelfer das tragbare Exekutionsbett mit dem bereits gefesselten Opfer auf ein klappbares Stahlgestell. Daneben hängen vier ausklappbare Stühle an der Wand, von wo das Überwachungspersonal die weiteren Aktionen beobachten kann. Bei größeren Hinrichtungen fährt ein Gefangenentransporter dicht an den Hinrichtungsbus heran, und reicht die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 20.02.2014
ISBN: 978-3-7309-9096-4
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