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Prolog

Name: Rainer Göcht

Buchautor und Schriftsteller

Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

Texte und Bildmaterialien:

Rainer Göcht

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 10.12.2013

Warum glaubt mir keiner?

Ein großer Zirkus beehrte die Stadt. Viele der großen Tiere, wie auch die Elefanten, brachte die Eisenbahn in speziellen Eisenbahnwaggons. Nach dem Entladen marschierten die Artisten und die vielen Tiere mit ihren Betreuern, vorweg die Zirkuskapelle, durch die Stadt zum großen Festplatz, wo bereits eine Menge Zirkusarbeiter ein riesiges Zelt aufbauten. Diese Einmarschparade hatte schon Tradition. Jedes Jahr, in der Vorweihnachtszeit, bevor der Zirkus sein Winterquartier bezog, wurden hier noch einmal alle Register der Tierschau und der tollen Darbietungen weltbekannter Artisten vorgeführt.

Der kleine Johannes stand vor dem Haus seiner Eltern und schwenkte vor Vergnügen eine kleine Zirkusfahne, und lies sich von dem Zirkusflair anstecken. Diese vielen Tiere, Kamele, Dromedare, Pferde und Esel wurden von den Tierbetreuern durch die Straßen geführt. Zum Schluss führte eine große Elefantenkuh ihre Familie hinter sich her, dabei erfasste jedes Tier mit seinem Rüssel den Schwanz des vor ihm gehenden Elefanten. Diese Tiere bildeten das Ende der langen Parade.

Johannes drehte sich um und war im Begriff durch den Hauseingang nach innen zu gehen, als ein großer Elefantenbulle als Nachzügler langsam dem langen Tross der Tierparade folgte. Er schien überhaupt keine Eile zu haben. Johannes lief ins Haus und rief: „Mama, Mama, da draußen ist ein großer Elefant.“ „Ja, mein Junge, das glaube ich dir, aber ich muss noch den Teig für den Weihnachtsstollen fertigkneten.“ Johannes war ganz aufgeregt und lief an das Fenster der Küche. „Mama, aber warum sitzt der Elefant auf Papas Auto?“ „Er muss sich von der langen Reise wohl etwas ausruhen, er wird müde sein“, murmelte sie und bearbeitete weiter ihren Teig. „Mama, er sitzt immer noch da, soll ich Papa Bescheid geben?“ „Ach Kind, du weißt, wenn Papa Fußball im Fernseher sieht, möchte er nicht gestört werden.“ „Aber ein Elefant sitzt auf seinem Auto.“ Seine Mama nahm noch ein paar Sultaninen, schaute Johannes an und meinte: „Geh, und spiele mit deiner Eisenbahn, Elefanten sitzen nicht auf Autos.“ „Dieser aber doch.“ „Hast du nicht gehört, nerv mich nicht mit deinen Phantasien.“ „Aber…“ „Schluss, spiele mit deiner Eisenbahn.“

Johannes setzte sich in das Schienenrondell seiner Eisenbahn und dachte über diesen Elefanten nach. Wie stur und uneinsichtig Mamas sein können. Wenn er erwachsen wäre, würde er seinem Sohn sagen: „ Was bist du aber für ein kluger Junge, danke dass du das erzählt hast.“

Nebenan brüllte jemand „Tor“, was so viel hieß wie, der Ball ist doch noch ins Netz gegangen.

Johannes schaute durch das Fenster im Flur, und sah, wie der Elefant seinen dicken Hintern auf dem Blech des Fahrzeugs scheuerte. Dabei sackte der Wagen immer mehr in sich zusammen.

„Mama, ich glaube der Elefant hat einen großen Haufen auf Papas Auto gemacht.“ Die Mama sagte nichts, zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich weiter mit der Weihnachtsbäckerei.

„Mama, was kann der einen großen Haufen machen. Warum können Elefanten nur so ein großes Geschäft machen, Mama, mein Geschäft ist viel kleiner.“

„Johannes, wenn du nicht sofort mit dieser Geschichte aufhörst, schicke ich dich ins Bett. Kümmer du dich lieber um deine Eisenbahn und räume drum herum auf, damit keiner stolpert. Hast du mich verstanden?“ „Ja, Mama.“ Als ob ein großes Geschäft etwas Schlimmes sei, die Erwachsenen sind schon komische Leute. Wenn er auf dem Klo saß hieß es immer: Johannes bist du jetzt fertig, hast du ein großes Geschäft gemacht? Aber wenn ein Elefant so ein großes Geschäft macht, und dann noch auf Papas Auto, dann interessiert sich keiner dafür.

„Mama, der Elefant ist jetzt weg.“ „Hm.“ Sie sagte Hm, das sagen die Erwachsenen nur, wenn sie nicht genau zuhören.

Papas Fußballspiel war beendet, sein Gesicht zeigte nicht viel Gutes. „Unsere Mannschaft hat zum Schluss noch verloren.“ Einen Moment schaute er seiner Frau noch beim Backen zu und meinte: „ Das Wetter verspricht noch zu halten, ich werde gleich den Wagen waschen, er hat eine Wäsche nötig.“ „Hm“, meinte seine Frau. „Dauert das Backen noch lange?“ „Hm“, erwiderte sie und widmete sich ganz ihrem Teig. „Ein Eigentor kassieren sie in der letzten Minute“, meinte der Vater von Johannes. „ War das Tor ein großes Geschäft?“ fragte der Junge und schaute seinen Vater ganz erwartungsvoll an. „Was ist nur mit Johannes los?“ Ihr Mann zuckte mit den Schultern meinte: „Hm“, das Wort der Erwachsenen, schnappte sich seine Waschutensilien und verließ das Haus.

Johannes eilte zum Küchenfenster und überlegte, welche Ausdrücke der Papa gleich gebrauchen wird. Ob da welche dabei sind, die ich noch nicht kenne?

Aber Johannes hörte keine lauten Ausdrücke, sondern er sah, wie sich das Gesicht von Papa veränderte. Sein Mund stand offen, die sonst so gesunde rote Gesichtsfarbe wechselte in ein fahles grau beige, der Eimer fiel ihm aus der Hand, es schepperte und klöterte, als der Eimer die Eingangsstufen herunterfiel.

„Das Auto“, rief er plötzlich laut. „Was ist mit dem Auto?“ fragte seine Frau aus der Küche.

„Es sieht aus wie eine platte Flunder, total zusammengequetscht.“ „Oh Gott, ist etwa auch ganz viel Mist darauf?“ „Ja, als wenn viele Tiere darüber gestolpert wären.“ „Aber Papa, das war ein Elefant.“ „Wieso ein Elefant? Was hat ein Elefant auf unserem Auto zu suchen?“ „Er hat ein ganz großes Geschäft gemacht.“ „Aber warum hast du mich nicht gerufen?“

Seine Frau meinte nur: „Hm“, drehte sich um und beendete ihre Küchentätigkeit.

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Texte: Rainer Göcht
Bildmaterialien: Rainer Göcht
Tag der Veröffentlichung: 10.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

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