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Prolog

 

Name: Rainer Göcht

Buchautor und Schriftsteller

Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

 

 

 

Texte und Bildmaterialien:

Rainer Göcht

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 07.12.2013

Meistens kommt es anders, als man denkt

Stellt Euch mal vor, ihr plant für eine bestimmte Anzahl von Gästen in den Weihnachtstagen, und kauft dafür etwas großzügiger ein. Man möchte in diesen Festtagen etwas Besonderes bieten, angefangen vom gemeinsamen Frühstück, bis hin zum lockeren Beisammensein in den Abendstunden. Meistens kauft man mit einer gewissen Reserve ein, um zu vermeiden, dass fehlende Getränke die Feier frühzeitig beendeten, kein Aufschnitt oder Käse mehr zur Verfügung stand, oder dass das tolle Mittagessen mehr nach einer kleinen Vorspeise aussah. Man erwartet eine rund herum zufriedene Gästegesellschaft, die mit ihrem Lob nicht spart, so etwas hält das Selbstbewusstsein hoch.

Aber, das Telefon schellte, und eine uns bekannte Urlauberfamilie, mit fünf Personen, zurück aus dem Winterurlaub, möchte an einem der Weihnachtstage vorbeikommen, um zumindest ein paar schöne Stunden mit einigen leckeren Gläschen mitgebrachten Krimsekt zu verbringen.

Soll man dazu nein sagen? Eigentlich freute man sich auf ein volles Haus. Man hatte Spaß, es war vielleicht gemütlich, aber auch sehr stressig, denn die viele anschließende Aufräumarbeit blieb immer an den Gastgebern hängen, weil man auch beteuerte, dass einem die Mehrarbeit nichts ausmachte, denn wofür war schließlich die Spülmaschine da. Die eigene Großzügigkeit klang eigentlich sehr überzogen.

Doch, der Anruf zu diesem Besuch erreichte uns, als bereits alle Geschäfte schlossen, um in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub zu gehen.

Wir inspizierten unsere Vorräte, und kramten Alles hervor, was zur gemeinsamen Feier und dem anstehenden Abendessen noch passen könnte.

Geplant war ein Fleischfondueessen in einer Kräuterboullionsoße, dazu die vielen diversen Köstlichkeiten, von Gürkchen über Perlzwiebeln, eingelegtem Paprika und vieles mehr. Aus Erfahrung wussten wir, dass gerne gewisse Toaste- oder Stangenbrote einen großen Abnehmerkreis fanden. Deshalb waren wir froh, dass wir noch eine ganze Batterie „Knack und Back – Brötchen“ zum Selber backen im Vorratsschrank fanden.

Die Gäste trudelten so langsam ein, zusätzliche Bestuhlung holten wir aus dem Keller, verschiedene Gläser Sekt fanden ihren Abnehmer, insgesamt konnte die Stimmung nicht besser sein. Ein frohes, oder auch ein geruhsames Weihnachtsfest wurde gewünscht, man bedankte sich für die Einladung oder auch über das plötzliche Erscheinendürfen an so einem Tag.

Der Abend nahte, der ausgezogene und vergrößerte Esstisch füllte sich mit allen Leckereien, die wir für diesen Abend vorgesehen hatten.

In der Küche erledigten wir die letzten Vorbereitungen. Der mitgebrachte rote Krimsekt sollte geöffnet werden, um ihn als Einstimmgetränk für den bevorstehenden Abend zu servieren. Die „Knack und Back-Röllchen“ mussten, laut Beschreibung, auf einer Tischkante schlagend geöffnet werden, damit deren Inhalt sich im vorgeheizten Backofen entfalten konnte und zu herrlichen Brötchen innerhalb von einer viertel Stunde gebacken wurden. Man hätte besser mal auf das berühmte „Ablaufdatum“ dieser „Knack- und Back-Geschichte schauen sollen.

Beide Arbeitsvorgänge, das Öffnen der Sektflasche und das „Hauen“ auf die Tischkante mit den Back-Röllchen geschahen zum gleichen Zeitpunkt.

Beim Öffnen der Krimsektflasche gab es einen gewaltigen Knall. Einer unserer Gäste hielt nur noch den Flaschenhals in der Hand und guckte äußerst verdattert auf die zerplatzte Flasche und dem in der ganzen Küche verteilten roten Krimsekt.

Fast Zeitgleich haute ich die Backröllchen auf die Kante des Küchentisches, und der ganze Teiginhalt mit der bereits gegorenen Hefe explodierte und verteilte sich ebenfalls in der ganzen Küche. Wir hatten nicht bemerkt, dass das Haltbarkeitsdatum schon etwas länger überschritten war. Die Verpackung hielt den bereits gärenden Teig mit der Hefe noch zusammen.

Eine Totenstille herrschte, keiner wagte sich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Wir schauten uns nur mit großen Augen an, die Worte blieben im Hals stecken.

Langsam krochen die Blicke stumm in der ganzen Küche herum, bis es aus Allen heraus prustete, der Lachschwall wollte nicht mehr enden. Uns rollten die Lachtränen herunter, manch einer hustete und verschluckte sich, weil die Küche jetzt wirklich renovierungsbedürftig war. Lange Fäden von gequollenem Teig hingen von der Küchendecke, es gab keine Ecke oder Winkel, der nicht verunreinigt war. Der rote Sekt klebte an jedem Möbelstück, unsere Kleidung roch penetrant nach Alkohol, ein Schlachtplatz hätte nicht besser aussehen können.

Unsere Feier stand jetzt auf einem ganz anderen Schweifstern, doch wir ließen uns unsere gute Laune davon nicht trüben.

Ein frohes Weihnachtsfest

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Texte: Rainer Göcht
Bildmaterialien: Rainer Göcht
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

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