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Name : Rainer Göcht
Land : Deutschland
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben.


Pechtag


Ein kleiner Mann, schmächtig, sitzt traurig an der Theke einer Kneipe, vor sich ein Bier. Er stützt sich auf seine schmächtigen Arme, und schaut gedankenversunken auf den Bierschaum, der so langsam, Schaumblase für Schaumblase, verschwindet.
Ein großer, sehr untersetzter Mann mit einem Dreitagebart, schmierigem Aussehen, verschwitzt, ungewaschen, setzt sich neben den kleinen Mann an die Theke, schaut auf das Jammerbild dieses kleinen Kerlchens und haut ihm freundschaftlich auf die Schulter. Er vervollständigt seine freundschaftliche Geste, indem er von seinem kleinen Nebenmann das Bier austrinkt. Danach wischt er sich über den Mund und zeigt bleckend seine gelblichen Zähne. Der kleine Mann fängt an zu weinen. Der Große: „Nun hab' dich nicht so, du memmiges Weichei! Flennen wegen einem Bier! Ich hatte eben Durst, und du siehst aus, als wenn du noch nie ein Bier getrunken hast.“
Der Kleine: „Na, dann pass mal auf. Heute früh hat mich meine Frau verlassen, gemeinsames Konto abgeräumt, Haus leer, alles Möbel weg. Danach habe ich meinen Job verloren! Ich wollte nicht mehr leben. Legte ich mich auf's Gleis am Güterbahnhof, Umleitung. Wollte mich aufhängen... Strick gerissen!
Wollte mich erschießen ... Revolver klemmt!


Und nun kaufe ich vom letzten Geld ein Bier, kippe Gift rein und du säufst es mir weg.

Impressum

Texte: Rainer Göcht
Bildmaterialien: Rainer Göcht
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2013

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