Caspar de Fries
Schriftsteller
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
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Caspar de Fries
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Das aufstrebende englische Handelsbürgertum bemühte sich immer mehr, die Vorrechte der Hanse im Ostsee – und Nordseehandel zu brechen. 1437 erreichte es mit Unterstützung des englischen Königshauses die prinzipielle Anerkennung des Rechtes auf die Teilnahme am gesamten nordöstlichen Handelsraum. Es ging sogar soweit, dass König Heinrich VI. von England 1447 der Hanse alle Privilegien auf englischen Inseln entzog. Englische Kaperschiffe brachten hansische Baiensalzflotten auf, die Städte Lübeck und Danzig verloren viele große Schiffe. Nach zähen Verhandlungen vereinbarte man einen Waffenstillstand, indem Schadensersatzansprüche vertagt und die hansischen Privilegien wieder geöffnet wurden. Aber die Zwistigkeiten lebten erneut auf, wieder nahmen Kaperschiffe auf beiden Seiten dem Gegner die Waren und die Schiffe ab. Während der ergebnislosen Friedensverhandlungen von 1465 in Hamburg, zeigten sich die Differenzen innerhalb des Hansebundes. Viele Städte versagten der Hansestadt Lübeck die Gefolgschaft. Die verschiedenen Interessen der einzelnen Händlergruppen fanden keine Einigung.
Nun mischte sich auch noch das dänische Königshaus ein, welches mit Hilfe angeheuerter Kaperschiffe aus Danzig im Öresund englische Schiffe aufbrachten und beschlagnahmten. Daraufhin ließ König Eduard VI. von England im Frühjahr 1469 den Stalhof, die Zentrale der Hanse an der Themse in London, stürmen und ausplündern. Die dort anwesenden Kaufleute wurden inhaftiert und mussten für den entstandenen Schaden im Sund mit ihrem Vermögen haften.
Im April 1469 versammelte sich die vollständige Obrigkeit der Hanse in Lübeck, verbot die Einfuhr englischer Erzeugnisse und erklärte England den Krieg. Man gab Kaperfahrern den Auftrag, englische Seeverbindungen zu überfallen und zu plündern.
Die pommersche Handelsgesellschaft Ost, mit Kasper von Greifenberg und seinen Freunden an der Spitze, betrachteten die Entwicklung in ihrem Handelsgebiet als sehr problematisch und versuchten sich einigermaßen aus allen Konflikten heraus zu halten. Trotzdem war man auf der Hut, denn die Kaperfahrer sahen keinen großen Unterschied zu den verschiedenen Interessengruppen, und plünderten ganz im Sinne ihrer Auftraggeber.
Im Mai des Jahres 1469 rief Kasper von Greifenberg für eine Sondersitzung alle Gesellschafter der Handelsgesellschaft Ost in Greifenberg zusammen, um über die neue weltpolitische Situation, der Kriegserklärung zwischen der Hanse und dem Königreich England, zu sprechen. „ Meine Herren, ich bat um diese Sitzung, um die besorgniserregenden Nachrichten der Kriegserklärung unserer Städtenachbarn, der Hanse, mit dem englischen Handelsbürgertum, die nun nachweislich vom englischen König Eduard IV. mit Nachdruck unterstützt wurden, zu erörtern. Beide Seiten rüsten auf, lassen neue Waffensysteme entwickeln, verstärken ihre Schiffsflottenpräsents und statten auf beiden Seiten die Schiffskapitäne mit Kaperbriefen aus, die sie legal das Aufbringen gegnerischer Schiffe berechtigt. Dabei unterscheiden sie nicht immer die tatsächliche Herkunft der Schiffe, sondern streben nur nach möglichst hohem Gewinn für sich und die Mannschaft. Ganz nebenbei erhält das Königshaus auch noch einen gewissen Anteil für die marode Staatskasse. Meine beginnenden Ausführungen dienen der weiteren Diskussion und der Frage unseres weiteren Verhaltens. Ich bitte um Fragen und Vorschläge.“ „Das dänische Königshaus mischte sich in die Angelegenheit ein und beschlagnahmte englische Schiffe. Sind wir, als verbriefter Handelspartner mit der dänischen Krone, in den Konflikt noch weiter verstrickt, wenn die Dänen, was England betrifft, sich weiter einmischen? Dürfen wir dann überhaupt noch unter dänischer Flagge fahren?“ „Wir haben mit Dänemark ein Handelsabkommen über die verschiedenen Handelsgesellschaften. Einen Beistand im Konfliktbereich hatten wir schriftlich nicht erwähnt. Die dänische Flagge nutzten wir meistens aus strategischen Gründen, oder um im Öresund keinen Zoll zu zahlen.“ „Aber verpflichtet uns der Handelsbeistand Dänemarks nicht auch moralisch? Versteht Dänemark da vielleicht einen Freundschaftsdienst?“ „Ich denke, unsere Schiffsführer werden vor Ort entscheiden, wie sie sich verhalten sollen. Wir haben selbst in früheren Zeiten unseren Gegnern aus der Klemme geholfen.“ „Ist ein weiterer Ausbau unserer Handelsaktivitäten geplant, oder sollten wir zunächst die allgemeine Lage abwarten?“ „Eine schwierige Frage, die ich gerne zur Abstimmung geben würde. Meine persönliche Meinung dazu sieht vielleicht etwas anders aus, weil ich durch diese Zwistigkeiten für uns eine weitere Möglichkeit sehe, das falsche Gier – und Machtgehabe der Kriegsparteien für unsere Zwecke zu nutzen. Beide Seiten sehen im Moment nur ihren Gegner, nicht das Bedienen ihrer Handelspartner, die sich, nach gewisser Zeit, nach anderen Zulieferern umsehen. Und warum sollten wir uns nicht für diese Lücken interessieren?“ „ Du meinst, wir sollten die Zeit nutzen, da ein zu springen, wo die Kriegsparteien, mangels Schiffe, vergessen haben, hin zu fahren?“ „Ja, so kann man es auch ausdrücken.“ „England hat aus früheren Zeiten, uns gegenüber, noch gewisse Rechnungen offen. Wird England seine gesamte Kriegsflotte gegen die Hanse richten, oder nur die neu erbauten Kaperschiffe durch die Kaufleute?“ „Eine berechtigte Frage. Ich denke, England strebt der größten Schiffs- und Seekriegsnation entgegen. Ihre Insel hat nur begrenzte Erweiterungsmöglichkeiten. Der Kuchen wurde bereits durch die vielen Erbfolgekriege der Earls und Lords, Grafen und Herzoge verteilt. Sie streben nach mehr. Sie werden ihre Schiffsflotte noch weiter ausbauen, dabei ist die Hanse nur ein Sprung in der Erfolgsleiter. Dem englischen König Eduard IV. sind alle Mittel recht, sein angeschlagenes Imperium durch die inneren Machtkämpfe in den sogenannten „Rosenkriegen“ zu stärken. Ihm gefällt die allgemeine Vormachtstellung der Dänen nicht. Die Franzosen, sein Erbfeind, rütteln auch kräftig an der Tür. Ich denke, es wird noch eine spannende, aber auch gefährliche Richtung für alle Parteien geben.“ „Wenn die Kriegsparteien kräftig aufrüsten, neue Waffensysteme entwickeln, wie sieht es dann mit unseren Verteidigungsmitteln aus? Haben wir selbst noch alles im Griff? Sind wir noch stark genug, um gegen solche Übermächte zu bestehen, und ist unser Vorsprung bereits eingeholt worden?“ „Die beiden Johanns haben mit jungen Experten weiter an der Entwicklung unserer, bisher sehr beherrschenden Waffen, weitergearbeitet, und, soweit ich weiß, auch verfeinert. Diesen bisherigen Vorsprung werden die anderen Parteien mit eigenen Ideen, versuchen ein zu holen. Eine ganz natürliche Entwicklung.“ „Brauchen wir denn zum Ausbau unserer Handelsbeziehungen noch weitere Transportmöglichkeiten?“ „Ja, ich denke schon. Ein neuer Schiffstyp, die Karacke oder Karavelle, ist in Portugal entwickelt worden. Ein Schiff, welches sowohl als Transport, wie auch als Kriegsschiff Verwendung findet. Es kann bis zu 500 Tonnen tragen. Ein großes Schiff mit einem recht geringem Tiefgang, etwas über 2 Meter, sehr breit, sehr seetüchtig bei ganz schwerer See. Für unsere Zwecke umgebaut, eine ideale Ergänzung. Die vergangenen Jahre waren alle von großem Erfolg gekrönt. Alle Gesellschafter erlebten goldene Zeiten, unsere Handelsniederlassungen brachten für alle ein gutes Polster. Deshalb wird es Zeit, unser Geschäft aus zu dehnen. Dazu brauchen wir verschiedene Ergänzungen, junge Nachwuchstalente in der Führung unseres Unternehmens. Ich möchte euch meinen Sohn Josua vorstellen, der nach erfolgreichem Studium der Rechtswissenschaft das Examen zum Syndikus bestand, und in unserem Unternehmen eine entsprechende Position im Führungsbereich einnehmen wird. Ich freue mich jetzt schon auf neue Ideen und die Zusammenarbeit. Weiterhin begrüße ich in unseren Reihen Erich von Lingen, ein Neffe von Ambrosius von Lingen, der, wie ich hörte, ein vortrefflicher Langbogenschütze ist. Er wird die Abteilung Sicherheit unter Anleitung seines Onkels bereichern. Neu ist auch Ludwig von Lebbin, ein Neffe von Nicolaus von Lebbin. Im Bereich Treckführung, unter Anleitung seines Onkels, sollen neue Ideen und Kräfte eingebracht werden. Weiterhin freut mich euch einen jungen Mann vor zu stellen, der mehr aus der Versenkung zu uns gestoßen ist. Sein Name ist Klaus Lukovic, er ist ein Sohn von Daniel Lukovic, der gar nicht wusste, welch ein Glück sich für ihn offerierte, er wird im Bereich Seefahrt eine neue Rolle spielen. “ Ein freudiger Applaus war zu hören, man freute sich für die jungen Männer, die dann in der zweiten Generation einige Geschicke der Gesellschaft übernehmen sollten.
„Aber bevor wir zusammen den gemütlichen Teil des Tages einschlagen, möchte ich alle hier Versammelten bitten, ab zu stimmen, ob wir, trotz Krieg, zweier wichtiger Parteien, unsere Positionen ausbauen, also auch eine neue Handelsreise planen, oder erst einmal abwarten, wie sich alles ergibt? Wer ist für den ersten Teil meiner Frage? Alle? Dann komme ich zu dem äußerst wichtigen Teil unserer Konferenz. Unsere vier jungen Leute baten mich, ihre Ideen in Kurzform vor zu tragen, um eure Meinung, und eine eventuelle Abstimmung hierzu durch zu führen. Die Vier betonten, dass sie die ganze Zeit zugehört, und zu euren interessanten Ideen noch etwas hinzufügen wollen. Sie trafen sich in den letzten Tagen ein paar Mal, und unterhielten sich über unsere vergangenen Fahrten, den Aufbau der Gesellschaft, Schwierigkeiten und vieles mehr. Klar, sie bekamen alles von den vielen Erzählungen mit, aber, sie sind der Meinung, dass die Handelsgesellschaft Ost inzwischen eine Größe erreicht, wo es Sinn macht, vier verschiedene Handelsreisen parallel nebeneinander laufen zu lassen. Gut organisiert, mit gut ausgerüsteten Mannschaften. Der Erfolg wäre, dass zur gleichen Zeit viel mehr Volksgruppen mit Waren versorgt werden, dadurch das Handelsvolumen um ein Vielfaches steigt. Allerdings muss kräftig investiert werden. Ihre Idee sagt weiterhin, dass die Flotten anders aufgeteilt werden. 12 neue Karavellen, immer drei in einer Gruppe, dazu ein Dreimaster und eine Büse zum Übersetzen und ähnlichem. Jede Gruppe hätte einen Frachtraum von fast 2000 Tonnen zur Verfügung. Dazu gesellen sich neue Mannschaften mit insgesamt 720 Mann, aufgeteilt in je 30 Seeleute und 30 Sicherungsbegleiter. Was sagt die Allgemeinheit zu diesen Überlegungen? Wer stimmt dafür? Alle? Na, dann brauche ich weiter keine weitere Abstimmung mehr zu verfolgen, und wünsche bei Essen und Trinken gute Laune und gute Gespräche unter einander. Danke.“ Ein lang anhaltender Applaus zeigte die Beliebtheit von Kasper von Greifenberg und seinen Freunden, die über 3 Jahrzehnte die Geschicke der pommerschen Handelsgesellschaft Ost leiteten und führten. Viele neue Kräfte rückten nach, um die Vorarbeit Ihrer Väter, Onkel oder väterlichen Freunde fort zu führen.
Kasper von Greifenberg und seine Freunde Daniel Lukovic, Ambrosius von Lingen und Nicolaus von Lebbin trafen sich auf der Pferdefarm von Kasper, um über neue Planungen und Erneuerungen im Handelsunternehmen zu beraten. Neu bei dieser Zusammenkunft waren das erste Mal die vier jungen Leute, die Kasper lange anschaute und war erstaunt, wie gelassen alle vier mit der neuen Situation umgingen. „Wie ich sehe, habt ihr euch schon untereinander bekannt gemacht. Ich freue mich, dass ihr gewillt seid, in unserer ziemlich eingeschworenen Gemeinschaft die jahrelange Arbeit so nach und nach zu übernehmen. Eines möchte ich bei dieser Gelegenheit betonen, bei uns gib keine besonderen Privilegien, sondern jeder hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Nur durch das Ineinandergreifen der einzelnen Aufgaben funktioniert das Gesamte. Jedem wird ein bestimmtes Gebiet, gemäß seines Könnens und seiner Neigungen, zugeteilt. Was der einzelne sonst im reinen privaten Bereich macht, ist seine Sache. Bei uns wird keiner bevorzugt. Das nur vorweg, als kleine Einleitung. Wir wollen über euren Vorschlag der neuen Handelsreisen sprechen und planen. Ich bitte um Vorschläge.“ Daniel Lukovic meinte: „ Wir haben unsere Präsenz im Nordatlantik, außer auf Island und den schottischen Inseln, gefestigt. Wir sollten im Rücken der Engländer, Island und Schottland, unsere Aktivitäten erweitern. Wir könnten von den Shetlands operieren, weiter über die Färöer nach Island, zurück über die Orkney-Inseln, vielleicht auch noch zu den Hebriden, wie es die Situation erlaubt. Das sind alles Völker, die auf den Handel angewiesen sind.“ Kasper nickte und sagte: „Daniel, ich schließe mich Deiner Meinung an. Wenn wir diese Inseln mit Gütern versorgen, und das genauso gut in den Griff bekommen, wie mit den Färöern, dann haben wir wieder für viele Jahre im Voraus gesorgt.“ „Ich schließe mich dieser Idee an“, sinnierte Ambrosius und stopfte sich seine Pfeife. „Gut, bis jetzt habe ich mich etwas zurückgehalten“, meinte Nicolaus, „ aber dann wäre ich auch dafür, wenn wir der Werft den sofortigen Auftrag geben, zwölf Karavellen nach unseren Vorstellungen zu bauen. Obwohl es nicht meine direkte Aufgabe ist, habe ich mir in unserem Hauptkontor von Samuel den neusten Stand unseres gesamten Gewinns, Stand jetzt, heraus schreiben lassen. Die Haupteinnahme verbuchten wir mit dem Verkauf der vielen konfiszierten Schiffe der Hanse an die Hanse, was uns einen zusätzlichen Gewinn von 500000 Goldtalern bescherte. Dazu summierten sich die Gewinne aus den verschiedenen Depots, sodass wir mehr als 1Million Goldtaler Gewinn zu verbuchen haben. Davon können wir jetzt ohne weiteres zwölf dieser Schiffe bauen lassen. Ich denke, eine aufgeteilte Handelsfahrt mit zwanzig Schiffen könnte so manchen Gegner beeindrucken. Außerdem traf ich die beiden Johanns, sie werden gleich mit ihrem Wagen hier erscheinen, und den neusten Kanonentyp vorstellen.“ „ Jungs, ich glaube, wir sind mit euch auf dem richtigen Weg. Eure Vorschläge erreichten die Handelsgesellschaft zum richtigen Zeitpunkt.“ Ambrosius sagte bis jetzt noch nichts. Er schaute die jungen Männer mit einer sehr ernsten Miene an. „Wisst ihr, es ist schon lange her, aber da war mal ein sehr junger Mann, mit Namen Kasper, gerade 15 Jahre alt, der hatte laufend neue revolutionäre Ideen. Wir konnten ihm damals immer nur langsam den richtigen Weg zeigen, weil unsere Kapazitäten erschöpft waren. Jetzt haben wir sicherlich ganz andere Möglichkeiten, Ideen um zu setzen. Aber ich bin richtig stolz auf euch, dass ihr es wagt, uns Alte noch einmal die richtige Spur zu zeigen. Ich werde eure Überlegungen mit unterstützen.
Sie hörten Hufe klappern und das Rumpeln eines Fuhrwerks. Die beiden Johanns, ein Schreiner, der andere Schmied, waren die Erfinder und Tüftler vieler nützlicher Dinge, vor allen Dingen die Herstellung und Verbesserung von Kanonen oder Armbrüsten. Sie wollten ihre neuste Version einer Kanone vorstellen. „Hallo, prima, dass ihr alle versammelt seid. Wir stellen Euch unseren neuen Kanonentyp vor, dessen Lauf wir noch weiter in sich drehen konnten, sodass die Granate, keine Kugel, mit noch mehr Geschwindigkeit ins Ziel findet. Die Granate hat auch wieder eine Spitze, deren seitliche Haken sich garantiert fest in das Ziel hineinbohren. Vor dem hinteren Verschluss des Kanonenrohres werden die Granaten eingelegt, die Zündschnur schaut aus dieser Kerbe, ist immer sichtbar, zum entzünden. Früher hatte man noch eine Kartusche zum Entzünden, das ist jetzt alles in der Granate. Die Kanone sitzt auf dieser Lafette und stößt durch den Rückstoß zurück. Die Lafette wird auf dem Drehteller befestigt, der durch dieses Rad an einer Spindel höhenverstellbar ist. Durch die Änderung der Granatengröße, ist auch mehr Sprengmittel in der Granate. Demnach braucht man für die gleiche Sprengwirkung anstatt drei Granaten nur noch zwei. Durch die größere Drehung der Granaten in der Luft, fliegen sie auch weiter. Wir meinen, dass ihr damit 1800 – 2000 Meter weit überbrücken könnt, die Treffgenauigkeit liegt bei 1600 – 1700 Meter. Wenn ihr eine Kanone im Bug auf einer Lafette installiert, fliegt die Granate durch den steileren Anflug des Bugs sogar über 2000 Meter. Die gleichen Granaten können auch mit den langen Eisenpfeilen der Armbrustkanone verschossen werden, dazu haben wir diesen Haltering entwickelt, der die Granate fest an den Pfeil drückt. Habt ihr noch dazu Fragen? Nein? Dann möchte ich euch die Pläne der vorgefertigten Häuser vorstellen. Kasper, du hattest mir den Grundriss eines normalen Färöer-Hauses aufgezeichnet. Wir haben mit der Werft zusammen so ein Haus hergestellt, und uns überlegt, wie man es auseinandernehmen und wieder zusammensetzen kann. Mit diesen Holzzapfen werden die Grundpfeiler zusammengesetzt. Die Wände entstehen wie die Außenhaut eines Schiffes, jedes Brett erhält kleine Holzzapfen, die mit einem Holzhammer zusammengefügt werden. Ganz einfach, wenn man es kann. Fenster und Türen baut man zum Schluss ein.“ „Johann, genial, wie viele Häuser schafft ihr in einer Woche mit der Werft zusammen?“ „Wir schaffen alle zwei Tage ein Haus, in der Woche drei bis vier Häuser. Wenn der Holznachschub mit Brettern aus dem Sägewerk klappt, dürfte unsere Rechnung aufgehen.“ „Johann, wir planen hier eine sehr große Unternehmung. Die Werft soll uns 12 Karavellen bauen, nach Vorbild der Portogiesen. Jedes dieser neuen Schiffe erhält sechs deiner neuen Kanonen. Jedes andere Schiff statten wir mit je zwei neuen Kanonen aus. Insgesamt bestellen wir 100 neue Kanonen. An Häusern planen wir vorerst einmal 50 Stück. Sämtliche Restholzstücke, aus dem Sägewerk, aus den Hausmontagen, aus deiner Werkstatt, bitte in die vorgefertigten Gitterboxen werfen, damit immer genug Feuerholz zur Verfügung ist. Dann habe ich noch etwas. Wir brauchten für den Transport von Weinflaschen Holzkisten, die man gut im Laderaum eines Schiffes stapeln kann. Kannst du uns aus Holzresten welche anfertigen? Noch etwas, wir wollten auch Holzmöbel mitbringen. Tische und Bänke oder einzelne Stühle, Bettkästen und einfache Schränke, Spiegel und einfache Anrichten.“ Johann schrieb sich die Bestellungen auf und nickte.
Die acht Männer saßen noch lange um den großen Tisch im Kaminzimmer von Kaspers Pferdefarm. Sie wollten gleichzeitig vier Reisen planen, ein gigantisches Unterfangen, aber ein Reiz, diese Vielfalt von Überlegungen auch zu sortieren.
Gruppe eins segelte nach Island, mit Stopp auf den Färöern. Leitung Nicolaus von Lebbin und Freunde, mit allen vier jungen Männern. Gruppe zwei segelte zu den Shetlands, den Orkney-Inseln und Ostschottland. Leitung Jacobi Lukovic. Gruppe drei segelte zu den Hebriden und Westschottland. Leitung Johann Wetken, ein neuer Kapitän aus Hamburg. Gruppe vier fuhr nach Irland und den englischen Inseln im Bereich der irischen See. Leitung Claus Kniphoff, neuer Kapitän aus Stralsund. Alle neuen Gruppenleiter suchten sich ihre Mannschaften selbst zusammen. Viele von ihnen fuhren bereits viele Jahre zur See, und brachten entsprechende Erfahrungen mit.
Reisebeginn sollte das Frühjahr 1470 sein, ein Zeitraum von einem Jahr, um alle Neubaumaßnahmen und nötigen Installationen auf den Schiffen zu verwirklichen. Die Werft und die Handwerksbetriebe arbeiteten rund um die Uhr. Viele neue Handwerker aus den Nachbarländern fanden hier Arbeit, um dieses Mammutprojekt zu bewerkstelligen.
Alle Gruppen nahmen Bauholz für jeweils vier Depots mit. Auf allen Decks der Schiffe sollten Haltevorrichtungen für Langholz installiert werden, so, dass auch bei schwerer See nichts verrutschte. Johann der Schreiner stellte Möbel her, die im Nachbau von einem großen Stab an Schreinern in Massenware vervielfältigt wurde. Das ganze Projekt Nordsee und Nordatlantik entwickelte sich zu einem Massenspektrum, um in einer holzarmen Gegend für Furore zu sorgen.
Kasper und Josua suchten sich noch zusätzliches Kartenmaterial zusammen, um für alle Gruppen genügend Seekarten zur Verfügung zu stellen. Außerdem benötigten sie Informationen über die derzeitige politische Lage der einzelnen Regionen, über die Herrscher, Händlergruppen,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Caspar de Fries
Bildmaterialien: Caspar de Fries
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2013
ISBN: 978-3-7309-1713-8
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