Name: Rainer Göcht
Land: Deutschland
Zitat: Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben
Es ist schon erstaunlich, wie wenig unsere Bundesbürger über Weihnachten wissen. Man muss natürlich vielen zu Gute halten, dass sie aus ihrem eigenen Glauben her andere Werte haben, aber, laut Umfrage wissen mehr als 40% der ansässigen Bevölkerung nicht, was Weihnachten bedeutet und wo es her kam. Die Meisten freuen sich auf ein paar freie Tage, Geschenke, Zusammenkunft der Familie. Als ich vor ein paar Tagen mein Weihnachtsgedicht vorstellte, war die gesamte Resonanz nicht sehr hoch. Wahrscheinlich gehörte mein Text auch zu den etwas verstaubten Gedichten, die in der heutigen Zeit nicht mehr den eigentlichen Anklang finden. Eigentlich kann man es verstehen, das Weihnachtsfest von heute hat mit den Traditionen unserer Urgroßmütter nichts mehr zu tun. Der Verkauf von Süßigkeiten beginnt bereits in der warmen Spätsommerzeit, in der noch kurze Hosen, Sandalen und Shirts getragen werden. Wie kann man in dieser Zeit etwas von Schnee und Kälte, Schlitten und Weihnachtsmann erzählen? Die Kirchen finden bei vielen jungen Leuten auch nicht mehr den Anklang, oder von zu Hause wird die alte Tradition nicht weitervermittelt. Das Weihnachten vom Ursprung her etwas mit dem christlichen Glauben zu tun hatte, von der Geburt Jesu erzählt, der Vorabend eben der heilige Abend ist, und der 25.Dezember der eigentliche Feiertag ist, das wissen die wenigsten Leute. In vielen Ländern ist dieser Tag ein gesetzlich geschützter Tag, der durch den zweiten Feiertag ergänzt wurde, und auch als Stephanstag oder Stefanitag begangen wird.
Man sagt als Gruß „Frohe Weihnachten“, „oder fröhliche Weihnachten“. Schon ganz schön abgedroschen, wenn es auch tatsächlich so gemeint ist, wie es gesagt wurde. Als ich mein Gedicht verfasste, schrieb ich „Glückliche Weihnachten“ im Text, und meinte es auch so. Manche sagen auch „Besinnliche Weihnachten“, wobei ich diesen Ausdruck nur dann gut finde, wenn der oder die Jenige sich auch mit den herkömmlichen Gegebenheiten auseinandersetzt und tatsächlich die Zeit nutzt, dem Alltag etwas zu entschwinden. Unsere heutige Gesellschaft hetzt in der Vorweihnachtszeit durch die Geschäfte, um Angebote zu nutzen, Geschenke für den und Geschenke für den zu besorgen, das geht bis zum letzten Tag vor dem Weihnachtsfest, Stress pur, von Traditionen nichts mehr zu spüren. Überall stehen Weihnachtsmänner an den Eingängen der Geschäfte, um als Animateur die Familien zum Kauf eines der Produkte zu locken. Hin und wieder darf ein Kind noch ein Weihnachtsgedicht aufsagen, dann sind die Eltern ganz stolz, dass ihr Kind so etwas kann, wundern sich aber, wann das Kind dieses Gedicht gelernt hat. Eigentlich sollten diese Eltern sich in dem Moment sagen: Halt, da war doch etwas. Sie aber hetzen durch die Geschäfte um allen Geschenkempfängern gerecht zu werden. Die Weihnachtsmelodien nudeln durch die Lautsprecher, rauf und runter, vielen geht diese Musik so langsam auf den Nerv. Und, das soll Weihnachten sein?
Sinnigerweise gehen viele Familien am Heiligen Abend in die Kirche. Sie lassen sich von der gesamten Zeremonie berieseln, und meinen, jetzt genug von allen Traditionen, wie Weihnachtsgeschichte und alter Weihnachtslieder gehört zu haben. Zu Hause werden die vielen Geschenke ausgepackt, weitere Hektik, sogar beim Kochen eines überdimensionalen Menues, welches innerhalb einer Stunde verspeist wurde. Von Ruhe und Besinnlichkeit wieder keine Spur. Wusstet Ihr, dass die meisten Streitigkeiten in den Familien während der Weihnachtstage begangen werden?
Warum hat sich unsere Gesellschaft an diesen Wagen spannen lassen? Gewinn, Schwimmen in der Masse, Bequemlichkeit oder Schwinden alter Werte? Wir haben vielen amerikanischen Kitsch in unsere doch so große Ordnung übernommen. Alles größer, schneller, gewaltiger. Müssen wir uns von diesem großen Strom so einfangen lassen?
Ich denke, dass von allem etwas zusammenkommt. Die weinigsten Leute folgen den alten Traditionen. Ich glaube eine Mischung aus allem wäre eine gute Alternative: Die alten verstaubten Werte bekommen einen neuen Glanz, die aufwendige Verschwendungssucht mit dem Wegwerfeffekt versucht sich zu mäßigen. Vielleicht sollte man wirklich bei sich den Anfang machen.
29.Oktober 2012
Rainer Göcht
Texte: Rainer Göcht
Bildmaterialien: Rainer Göcht
Tag der Veröffentlichung: 29.10.2012
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