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Es war einmal ein kleines Mädchen, das lebte mit seiner Familie in einem kleinen Dorf weit weg von hier. Die Eltern waren arm und konnten ihre Kinder nur mit Mühe versorgen. Aber sie liebten sie so sehr, dass sie es nicht übers Herz brachten, sie fortzuschicken.
Doch die Geschwister waren schon älter und beschlossen, ihre eigenen Familien zu gründen. So kam es, dass das Mädchen bald alleine bei ihren Eltern lebte. Es hieß Miriam, hatte schöne blaue Augen und dunkles Haar.
In der Nachbarschaft wohnten nicht viele Kinder, doch sie hatte eine blühende Phantasie und verstand die Sprache der Natur. Seit sie ein kleines Baby war hatten die Eltern sie auf Waldspaziergänge mitgenommen und es gab nichts Schöneres für sie, als im Wald zu spielen.
Der Baum dort hatte zwei linke Füße, er hasste es zu tanzen. Deshalb fielen seine Blätter im Herbst auch ganz seltsam auf die Erde, nicht wie die anderen, die lange im Wind tanzten. In jedem Baum erkannte Miriam ein Gesicht – lächelnde Augen, Nase und einen breiten Mund. Eines Tages erblickte sie hinter einem Strauch etwas Glitzerndes.
Sie ging näher heran, um es besser zu erkennen. Es war ein Troll, der sah ulkig aus mit blauer, breiter Hose und buntgestreiftem Hemd. Die Nase war viel zu lang und die Haare standen kreuz und quer.
Doch er hatte keine Angst, denn er spürte, dass das Mädchen ein reines Herz hatte und niemandem etwas Böses wollte. So bat er es, mit ihm zu kommen, da er Hilfe für sein Volk brauchte.
Er erzählte Miriam, dass die Trolle seit einiger Zeit von den Hexen und Zauberern bedroht würden, die im benachbarten Wald lebten und bereits einen seiner Freunde gefangen hielten. Und wenn sie nicht bald ein Rätsel gelöst bekämen, würden sie ihm ganz gewiss etwas antun. Miriam hatte Mitleid mit dem kleinen Troll und wollte ihm nur allzu gerne helfen. Aber wie?
Sie setzte sich neben den Troll auf den Waldboden und lauschte ihm. Es galt, eine Sonnenblume zu finden, die das ganze Jahr über golden schimmerte und die armen Trolle wussten sich keinen Rat. Und als der kleine Troll so erzählte, begannen kleine kugelrunde Tränen über sein ulkiges Trollengesicht zu rollen, denn er machte sich große Sorgen um seinen Freund. Miriam hatte ihn bereits in ihr Herz geschlossen und fragte, weshalb die Hexen denn ausgerechnet dieses Rätsel gestellt hatten.
So erfuhr sie, dass der König der Elfen zu den Hexen und Zauberern zu Besuch kommen wollte und ihnen eben dies Rätsel gestellt hatte. Und da die Trolle im ganzen Land für ihre Klugheit bekannt waren, mit den Zauberern jedoch in Streit lebten, hatten diese einfach einen der Trolle entführt, um den übrigen Trollen die Lösung des Rätsels zu entlocken. Es begann bereits zu dunkeln als der Troll und Miriam im Reich der Trolle ankamen.
Sie wurden wie Retter begrüßt, denn die Trolle setzten all ihre Hoffnung auf sie. Sie berieten lange, doch auch Miriam wollte nichts einfallen.
Als der Troll sie wieder nach Hause brachte, versprach sie ihm jedoch, eine Lösung zu finden.
Die Eltern hatten sich zum Glück keine Sorgen gemacht, denn als Miriam den Troll gesehen hatte war im Dorf die Zeit stehen geblieben und es war noch heller Tag als sie zurückkam. Vor dem Einschlafen betrachtete sie wie jede Nacht den Mond.

Der war ihr von allem in der Natur das Liebste. Als sie ihn so betrachtete, fiel ihr auf, dass er – so aus der Ferne – einer Sonnenblume ähnelte.
Er strahlte wie die Sonnenblume in einem zarten Gelb. Darüber schlief sie ein und träumte vom Volk der Trolle. Am nächsten Morgen wachte sie schon früh auf und als sie die Augen aufschlug, saß neben ihrem Bettchen der Troll.
Sofort erzählte sie ihm von der schönsten aller Sonnenblumen, vom goldenen Mond.
Der Troll war so glücklich, dass er vor Freude an die Decke sprang. Er nahm das Mädchen bei der Hand und sie machten sich gemeinsam ins Reich der Trolle auf, um den anderen Trollen vom Mond zu erzählen.
Sie konnten es kaum erwarten, den Hexen und Zauberern die Lösung zu verraten und somit ihren Freund zu befreien. Die Zauberer waren erleichtert, als die Trolle ihnen die Lösung mitteilten, weil sie schon befürchtet hatten, sich vor dem König der Elfen zu blamieren.
Sie ließen den armen Troll frei, den sie gefangen genommen hatten und entschuldigten sich beim Volk der Trolle.

Der größte der Zauberer bat die Trolle, ihm und den anderen zu verzeihen und gab zu, dass er sich einfach keinen anderen Rat gewusst hatte und den Trollen nun zu Dank verpflichtet sei.
Und da Trolle von Grund auf friedfertige Wesen sind und den Streit mit den Zauberern nie gewollt hatten, schlossen sie Frieden miteinander. Als der Elfenkönig schließlich kam, hatten alle Zauberer, Hexen und Trolle ein Festmahl bereitet. Der König war so erstaunt und erfreut darüber, dass er gar nicht mehr an das Rätsel dachte, denn er wusste, dass die beiden Völker seit Generationen in Streit gelebt hatten und hatte sich schon seit langer Zeit eine Versöhnung herbei gewünscht.
Beim Höhepunkt des Festes erzählte Miriam dem Elfenkönig von der goldenen Sonnenblume, dem Mond, den sie doch jeden Abend vor dem Einschlafen betrachtete. Der Elfenkönig war so begeistert darüber, dass dieses kleine Mädchen das Rätsel gelöst hatte, dass er beschloss ihr eine Freude zu machen.
Da die Menschen in Miriams Dorf alle arm waren, ließ er für sie ein prächtiges Schloss errichten und gab ihr so viel Gold, dass sie und ihre Familie unbeschwert leben konnte. Miriam ward Prinzessin, die Leute im Dorf brachten sich keine Sorgen mehr zu machen, denn ihre Eltern gaben ihnen alles was sie brauchten.
Als Miriam alt genug war, um zu heiraten, wurde aus dem kleinen ulkigen Troll ein hübscher Prinz mit glänzenden Augen.
Und weil er ein Herz hatte, dass genauso rein und gut war wie das von Miriam passten sie ganz vortrefflich zusammen. Sie bekamen viele Kinder und waren glücklich und zufrieden ihr Leben lang.

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Tag der Veröffentlichung: 10.07.2009

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