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Impressum

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Bollwerke und Festungen

Autor: Rainer Ade

2013 "Der Quereinsteiger GbR"

1. Auflage

Umschlaggestaltung, Illustration: Der Quereinsteiger GbR

Lektorat, Korrektorat: Rainer Ade

Verlag: Der Quereinsteiger GbR

Weissenburger Straße 1

81667 München

ISBN:

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Vorwort

Vorwort

Bollwerke sind oftmals ein Mahnmal aus früheren Zeiten. Meist sind sie mit Kriegen und Unheil verbunden. Aber sie sind nicht nur aus hartem Stein gebaut, sondern es gab sie und gibt es immer noch aus Fleisch und Blut. Denken Sie an Stalingrad, ein tragisches Kapitel der deutschen Geschichte. Denken Sie an die Demonstrationen in Dresden und Leipzig, ein Bollwerk aus Menschen, brachte ein Bollwerk aus Beton zum Einstürzen. Ich möchte Sie mit diesem Buch, eintauchen lassen in die Geschichte von Bollwerken die Jahrhunderte überstanden haben und was Bollwerke aus Fleisch und Blut bewirkt haben und immer noch bewirken können.

Festungen zur See

Schon in der Antike lernte der Mensch, dass das Wasser nicht nur Nahrung gibt, sondern auch Schutz gewährt. Kein reißendes Tier konnte so leicht abgewehrt werden, wie jenes, welches erst einmal ein Gewässer überwinden musste. Auch ein Grund für die Errichtung von Pfahlbauten. Auf diese künstliche Sicherheit konnten Inselbewohner verzichten, ist eine Insel, militärisch gesehen, doch nichts anderes als eine natürliche Festung im Meer. Hinzu kommt, dass die Insulaner Gewässer als natürlichen Lebensraum betrachten. Ihre nautischen Kenntnisse sind ausgeprägter als die der Festlandsbewohner, ihre Schiffe sind in der Regel stärker und schneller als die kontinentaler Nachbarn. Im Schutz dieser Kenntnisse und ihrer Flotten durften sich Inselbewohner immer sicherer fühlen. Diese militärische Theorie hat sich fälschlicherweise über Jahrtausende gehalten von den Punischen Kriegen bis zu Churchills unglücklicher Gallipoli-Expedition im Ersten Weltkrieg. Immer wieder setzten die Insulaner auf ihre topografische Lage und ihre wehrhaften Seestreitkräfte und immer wieder verfügten sie in Invasionsfall nicht einmal über die nötigsten Landstreitkräfte, welche zur Verteidigung erforderlich waren. England erfuhr das viermal in vier Jahrhunderten und Japan z.B. im 13. Jahrhundert. Ist als Beispiel der Kunst des Segelns und der Navigation auch das erste uns überlieferte Bild ägyptischen Ursprungs, so kann man doch davon ausgehen, dass die Kreter sogar schon früher, den Bau von Segelschiffen beherrschten. Aus einer Zeit, da die übrigen europäischen Völker in Politik und Kultur noch gar nicht mitreden konnten, gibt es überlieferte Dokumente, welche auf einen regelmäßigen Handel hinweisen, ein Zustand, welcher ohne Einsatz von Segelschiffen kaum denkbar ist. Mehr als 2500 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung ist das archaische Kreta die Wiege künftiger europäischer Kulturen. Bevor noch Achäer und Dorer vom Festland her einfallen, benutzen die Kreter bereits die Schrift und errichten Bauwerke, deren Ruinen uns heute noch staunen lassen. Dazu gehört auch der Palast von Knossos, bei dessen Ausgrabungen die ersten Toiletten mit Wasserspülung gefunden wurden. Darüber hinaus ist auch die überlieferte Sagenwelt der alten Kreter bekannt für ihr geheimnisvolles Dunkel, durch das sich die moderne Psychologie hindurchzuwinden versucht, wie einst Theseus mit dem Ariadne-Faden durch das kretische Labyrinth. Aus dieser Zeit gibt es auch eine Episode kretischer Geschichte, welche alle Sagen bei weitem übertrifft und beweist, dass der Festungscharakter der Insel schon damals in Zweifel gezogen wurde. Bewaffnete Männer kamen in jenen Tagen grauer Vorzeit, die Insel vor einer drohenden Gefahr zu schützen, doch sie konnten den Söhnen des Ikarus nicht standhalten, welche vom griechischen Festland anflogen und die Fremden attackierten.

Im April 1941 machte die Deutsche Luftwaffe diese Sage zu realer Wirklichkeit eines neuzeitlichen Krieges. Es war die beispiellos blutige Premiere eines Angriffs, bei der viele der modernen Söhne des Ikarus ihr Leben verloren, aber letztlich doch mit ihrer ebenso modernen wie unmenschlichen Organisation die alte Inselfestung unterwarfen.

Palmyra – die vergessene Festung

Das antike Rom schien dem Verfall preisgegeben. Die Goten griffen im Osten, die Germanen im Norden und die Gallier im Westen an. Die Provinzen in Afrika und Asien schienen so gut wie verloren. In der Wüste waren sozusagen aus dem Nichts und über Nacht ein mächtiges orientalisches Imperium entstanden, welches dem römischen Kaiserreich den Vorrang streitig machen wollte. Wie die legendäre Semiramis oder die Königin von Saba schien Zenobia, die orientalische Prinzessin, einem Märchenbuch entstiegen. In ihrer Residenz umgab sie sich mit Wissenschaftlern und Philosophen, in der Schlacht ritt sie ihrer Kavallerie voran. Sie ließ Münzen mit ihrem eigenem Bild und dem Signum Augusta prägen, unterwarf Syrien und Bithynien, die Kornkammer Kleinasiens. Rom bedurfte in dieser Zeit eines starken Mannes. Es berief Aurelian, den Soldatenkaiser, aus der Armee Pannoniens. Ein großer Feldherr mit geringer Bildung, rau in seiner Lebensweise, energisch und brutal. Der rechte Mann zur rechten Zeit. Im Herbst 274 stand er in Bithynien. Nach mehreren Schlachten zeigte sich seine Kavallerie der schweren Reiterei Zenobias überlegen. Aurelian überquerte den Taurus, nahm Antiochia und stand schließlich nur noch 160 Kilometer vor Palmyra. In einem siebentägigen Marsch zog der Angriffslustigste seit Cäsar durch die Wüste und begann mit der Belagerung Palmyras. ‚Die Römer stellen sich vor’, schrieb er nach Rom, ‚dass ich nur gegen eine Frau Krieg führe, aber Palmyra ist besser verteidigt, als ihr denkt. In dem Mauerring von zwölf Kilometern, der die Stadt umschließt, gibt es keinen Platz, der nicht von drei oder vier Wurfmaschinen verteidigt wird. Die Palmyrener besitzen Wurfmaschinen, die in Rom noch unbekannt sind, und sogar Feuer und flüssiges Blei auf uns schleudern.’ Rigoros führte Aurelian die Belagerung durch. Die äußeren Belagerungsgürtel wurden durch Gräben und Schanzen gesichert, welche jeden Ausbruch unmöglich machten. Einsatztruppen wurden abgefangen und vernichtet. Palmyra musste erkennen, dass die Wüste, sein starker Bundesgenosse, sich auf die Seite der Belagerer geschlagen hatte. Eine Friedenspartei in Palmyra öffnete den Belagerern die Tore, während Zenobia auf einem Rennkamel unterwegs war, um Hilfe zu holen. Am Euphrat wurde sie von Aurelians Reiterei festgenommen. Auf dem Rückmarsch nach Rom erfuhr Aurelian, dass die zurückgelassene Garnison von sechshundert Bogenschützen massakriert worden war. Er kehrte um und vernichtete die Stadt sehr gründlich.

Der Fall der Festung Massilia

Noch im dritten Jahrhundert v. Chr. pflegte die phönizische Festung Massilia, das heutige Marseille, gezwungenermaßen gute Beziehungen mit Rom. Es war ja erst hundert Jahre her, als die Römer an der iberischen Festung Numantia bewiesen hatten, dass auch scheinbar uneinnehmbare Festungen durch überlegene Kriegskunst und Belagerungstaktik zu Fall gebracht werden konnten. Aber im Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar musste das frühe Marseille Farbe bekennen, setzte seine Sympatien auf Pompejus, erklärte sich geschickt für neutral, schloß aber vorsichtshalber seine Tore vor Cäsar. Massilia baute Waffenfabriken, restaurierte die in letzter Zeit etwas vernachlässigten Befestigungsanlagen und ernannte einen pompejanischen Stadtkommandanten. Für Cäsar war das der ‚casus belli’. Der größte Feldherr aller Zeiten hatte damit ein Riesenproblem am Halse, denn die Phönizier verstanden es nahezu meisterhaft, die hölzernen Belagerungsbauten der Römer zu vernichten und Cäsar war beinahe bereit, die Belagerung zu beenden. Aber der Römer wäre sicher nicht in die Geschichte eingegangen, wenn er sich immer so schnell geschlagen gegeben hätte. Also beauftragte er seinen General Trebonius, einen Belagerungsturm aus gebrannten und damit feuerfesten Ziegeln an der strategisch richtigen Stelle zu errichten. Wieder einmal erwiesen die Römer sich in der damals modernen kriegerischen Taktik als besonders originell. Auf sechs Etagen konzipiert, setzten die römischen Baumeister bereits nach Fertigstellung des Erdgeschosses das Dach auf den Turm. Mit Segeln und Fellen, welche von innen nass gehalten wurden und am Dachüberstand befestigt waren, schützte man die am Bau beteiligten Legionäre vor den Brandgeschossen der Belagerten und zog den Bau ungestört in die Höhe. Das schützende Dach wurde dabei mit endlosen Schraubengewinden immer wieder dem Bedarf angepasst. Nach Fertigstellung dieses einzigartigen Belagerungswerkes brachte die Römer an seiner Höhe eine sechzig Meter lange ‚Ratte’ an. So nannte, man damals jene Rammböcke, welche an einem riesigen Pendel schwingend, mauerbrechend wirkten. Dieser Rammbock brachte die Mauer um Massilia zum Einsturz und die Eroberung der Stadt war für die kriegserfahrenen römischen Legionäre nur noch eine Formsache. Wieder einmal war bewiesen, dass Festungen trotz großen Aufwandes keine absolute Sicherheit bieten, wenn Einfallsreichtum und technisches Geschick dagegen eingesetzt werden. Zwar waren Cäsar und z.B. auch Alexander noch auf eine rein mechanische Belagerungstaktik und damit noch auf einen ‚sauberen’ Krieg angewiesen, erreichten damit aber auch schon optimale Ergebnisse. Erst später wurde das ‚griechische Feuer’ und damit der Vorläufer der chemischen Kriegsführung erfunden. Damit konnte die aufwendige mechanische Kriegsführung entfallen und wurde als chemische Kriegsführung nicht nur einfallsloser, sondern auch unmenschlicher. Auch der Krieg war damals noch ein Ausdruck der Menschlichkeit und manchmal das letzte Mittel, diese wieder herzustellen. Als die Belagerer damit begannen, die Leichen ihrer an Pest gestorbenen Kameraden über die Mauern zu schleudern, begann die bakteriologische Kriegsführung. Seither ist jeder Krieg noch unmenschlicher geworden als der vorhergehende.

Numantia – letzte Bastion gegen Rom

Als Karthago längst gefallen

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5755-4

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