Ich möchte eine Möwe sein – könnte ich es doch!
Mit einem festen Platz
in einer Kolonie,
wissen wo ich hingehöre.
Auch wenn ich darin gefangen wäre ....
Mich nicht befreien könnte ....
Müßte nicht
ständig darum kämpfen,
zu leben.
Könnte mich treiben lassen
im Schwarm;
bräuchte mich
nicht weiter zu entwickeln,
und könnte über den alltäglichen Kleinigkeiten
das Leben vergessen
Aber ich bin keine Möwe...
und muß lernen leben zu wollen,
so wie ich bin.
Sie saß da.
Schon viel zu lange hatte sie auf die Mündung des träge dahin fließenden Flusses gestarrt, während ihre Gedanken im Kreis liefen.
Was machte es denn schon aus, wenn man seine Prinzipien über den Haufen warf? Was war eine eigene Persönlichkeit denn schon? .. Doch nichts weiter als ein Spiegel der Umgebung in der man selbst stand ... in der sie stand.
Und die Prinzipien, ihre Prinzipien?
Nichts weiter als ein Haufen überspannter Kleinmädchenträume. Wozu sollten diese denn gut sein, in einer Welt, in der jeder versuchte für sich das Beste herauszuschlagen ... indem er andere unterdrückte, sie zwang Dinge zu tun, die nur dem eigenen Ego dienten, nicht etwa einem anderen.
War es in einer solchen Welt nicht besser sich unterzuordnen?
Zu kämpfen kostete Kraft, viel Kraft.
Und woher sollte sie die nehmen? ... Nein, es war wohl besser sich anzupassen. Das kostet nicht soviel.
Nur die eigenen Prinzipien!
Die Flussvögel umschwärmten den einfahrenden Fischkutter. Gierig stürtzten sie sich auf die, für sie abfallenden Fischreste. Dick und rund sahen diese Vögel aus.
Etwas abseits eine sehr viel kleinere Gruppe. Sie wurden von den Fressenden immer wieder abgedrängt, nicht ans Futter gelassen. Erst als die Sippe nach beträchtlicher Zeit satt zu sein schien und weiterzog, trauten sich diese Elendsgestalten dahin, wo jetzt nur noch der Unrat des Abfalls schwamm.
Mager, zerzaust, gierig.
Gierig nach etwas, was für sie Leben bedeutete, kämpften sie um diesen Abfall des Abfalls ... und nahmen nicht einmal hierbei Rücksicht aufeinander. In einer Gruppe von ausgestoßenen Leidensgenossen gefangen und dazu verurteilt, sich immernoch wie die Ausstoßenden zu benehmen.... allein um des Überlebens willen.
Tränen liefen ihr über die Wangen.
Sollte, nein, wollte sie so enden?
Wie diese geifernden Vögel?
Ohne Gefühl für sich selbst und für andere?
Nein.
Texte: Copyright für Umschlag & Text:
F.-M.Belitz, 1998 - 2001
Tag der Veröffentlichung: 03.12.2009
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