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Aus sich hinaus …

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Texte © Copyright by
Florian Tietgen, webmaster@floriantietgen.de Lektorat: Satzklang www.satzklang.de

Bildmaterialien © Copyright by
Cover: Jacqueline Spieweg, http//jspieweg.de/ unter Verwendung des Bilds "Farbkleckse" von Isabel Meyer, http://www.isabelmeyer.de

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Leseprobe – In lautem Gedenken

Die Wette

 

Wir waren im Urlaub, Kolja, ich und ein paar andere aus unserer Jahrgangsstufe. Wir genossen die Sonne über Gran Canaria bei Tag, den Lärm der Diskotheken bei Nacht und wollten Spaß haben nach den Jahren, die wir um unser Abitur gekämpft hatten. Bevor der Ernst des Lebens losginge, mit dem jeder meinte, uns Angst machen zu müssen, wollten wir noch einmal ordentlich die Sau rauslassen, schon tagsüber Cocktails trinken, uns von hübschen Mädchen mit Sonnencreme einreiben lassen und nachts in den auslaufenden Wellen am Strand mit ihnen schlafen. Wir wollten noch einmal verrückt sein dürfen, bevor das erwachsene Leben uns schlucken würde.

Es war noch zu früh für die Diskothek, wir hatten gerade das abendliche Buffet im Hotel geplündert und gammelten träge und satt in unserem Zimmer. Wir hatten nicht wirklich etwas zu tun, außer uns zu langweilen, waren zu müde, um Karten zu spielen und zu voll gefressen, um in den Pool zu springen. Der Fernseher lief und Kolja zappte ungeduldig durch die Programme, ohne einen Sender zu finden, der ihm gefiel. Es war also ein typischer Abend für uns, die wir auf das Leben warteten, ohne die Energie zu besitzen, ihm entgegen zu gehen.

»Hey Haku, was wollen wir wetten, dass ich dich heute Nacht wieder allein im Bett finde?« Kolja nannte mich immer Haku. Hauke war ihm zu blöd. Mir war seine Bemerkung zu blöd. Wie sollte Kolja auch verstehen, warum ich nicht so scharf auf Mädchen war wie er? Dabei mochten wir uns. Sonst wären wir nicht in ein Zimmer gegangen. Wahrscheinlich machte er die Mädchen deshalb immer wieder zum Thema, weil er mir tatsächlich aus vollem Herzen eines wünschte. Irgendwann würde ich schon die Richtige finden. Hoffte ich.

»Vielleicht habe ich ja eine Chance, wenn du nicht mitkommst«, antwortete ich. Es war wirklich irre. Wo immer er auftauchte, wurde er von den Mädchen angehimmelt. Mich sprachen sie höchstens an, um zu fragen, wie er hieße und ob er vergeben wäre. Ich konnte sie gut verstehen. Kolja konnte umwerfend charmant sein. Er schaffte es, jeden so anzulächeln, als meinte er nur ihn persönlich. Und er war immer gut gelaunt. Zu gut gelaunt, um auf die Idee zu kommen, ihn mit meinen trübsinnigen Grübeleien zu konfrontieren. Ich liebte seine Fröhlichkeit. War ich mit ihm zusammen, vermisste ich keine Mädchen.

»Du tust ja gerade so, als würde ich sie dir alle wegnehmen.«

So war es nicht. Auch wenn Kolja nicht dabei war, fiel meine Beute nicht größer aus. Und wenn mich mal eine ansprach, ergriff ich die Flucht.

»In Ordnung«, stimmte Kolja zu und drückte erneut auf einen Knopf der Fernbedienung, »aber wenn du die Wette verlierst, werde ich richtig meinen Spaß haben.« Er grinste dabei diabolisch. Ich zeigte ihm einen Vogel.

»Du willst doch nicht allen Ernstes nur meinetwegen auf den heutigen Abend verzichten?«

Das Lächeln von Kolja wurde noch ein bisschen breiter. »Keine Angst«, beruhigte er mich. »Wir lassen dich in Ruhe. Es gibt hier genug Klubs. Du gehst allein in einen hinein und kommst zu zweit ins Hotelzimmer.« Ich war sprachlos. Er hatte sie wohl nicht mehr alle. Ausgerechnet ich sollte alleine los? So jung, wie ich aussah, würde ich doch schon am Türsteher scheitern. Ich musste ja noch meinen Ausweis zeigen, wenn ich eine Schachtel Zigaretten holen wollte. Niemals traute ich mich alleine in eine Diskothek.

»Die Wette gilt«, schlug ich ein. »Was tust du, wenn du verlierst?«

Erde an Hauke. Du hast einen Sonnenstich. Du könntest doch jetzt schon flennen, weil er dich als störend empfindet und nicht dabei haben will. Die Wette hast du doch schon verloren, bevor du sie angenommen hast.

Kolja nahm meine Hand, musterte mich von oben bis unten, tat so, als überlegte er kurz seinen Einsatz, doch

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Florian Tietgen
Bildmaterialien: Isabel Meyer
Cover: Jacqueline Spieweg
Lektorat: Satzklang
Tag der Veröffentlichung: 11.07.2020
ISBN: 978-3-7487-4946-2

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