Reisetagebuch Asien
31.12.2013 - 27.02.2013
Vorwort
Es war Ende 2013 als mir die Ausreden ausgingen. Der kleine Zweifler in meinem Kopf hatte keine stichhaltigen Argumente mehr, um das lang ersehnte Projekt weiterhin zu torpedieren. Meine Freundin war weg, ich hatte meinen Job verloren und jede Menge Bargeld auf dem Konto. Als Bonus gab es für zehn Monate regelmäßige Zahlungen meines ehemaligen Arbeitgebers, so dass ich nicht mal Druck von irgendwelchen staatlichen Instanzen verspürte. Es wurde also Zeit Dopamin zu verschwenden und so packte ich meinen Rucksack, der gerade mal fünf T-Shirts, eine Hose, ein wenig Unterwäsche, ein Paar Flipflops und ein halbes Dutzend Bücher enthielt. Dummerweise hatte ich auch noch fünf paar Socken eingepackt, die ich dann ganze sieben Wochen ungetragen durch die Gegend schleppte, aber das sollte sich noch als geringstes Problem darstellen. Ich hatte keine Ahnung vom spontanen Reisen, keine Ahnung von Asien und null Plan davon, was mich da unten erwartete. Ohne große Erwartungen und ohne große Vorbereitung stieg ich in den Flieger nach Bangkok, am Anfang nur um endlich einen Punkt von der viel zu langen Liste der liegen gebliebenen Dinge zu erledigen. Jeden Abend dokumentierte ich meine Erlebnisse und auch wenn das manchmal in einem Telegrammstil passierte und jegliche literarische Form vermissen lässt, waren es die Ereignisse wert aufgeschrieben zu werden.
Tag 1/2
Istanbul Flughafen:
Fast dreißig Stunden auf den Beinen. Vier Stunden Aufenthalt und noch mal acht Stunden Flug liegen vor mir. Dazu unfreundliches Personal in dem Cafe wo ich sitze, aber derzeit ist mein mentaler Zustand noch zufrieden stellend. Mal schauen wie sich die ganze Sache in Bangkok darstellt. Das wird eine richtige Herausforderung. Mittlerweile bin ich im Reisemodus. Die ersten Tage sind vermutlich immer schwer . Also Augen zu und durch, schlimmer wird’s hoffentlich nicht.
Bangkok:
Mittlerweile vierzig Stunden auf den Beinen. Zwei Stunden Schlaf haben die Situation nur verschlimmert. Der erste Eindruck von Bangkok ist wie ein riesiger Asia-Markt. Zum Glück sind die Leute nicht annähernd so penetrant wie in Tschechien. Sogar recht freundlich, nur ihr Englisch ist schwer zu verstehen. Drei/viermal wurde ich lächelnd auf der Strasse mit einem happy new year begrüßt. Cool. Das erste Land in dem ich echt auffalle als Tourist. Habe mein erstes grünes Curry gegessen. Für ganze 1.90 Euro. Ich bin pappsatt. Unterkunft ist ok. Was will man auch für 30 Euro große Ansprüche stellen. Das Beste ist die Dusche, die an einer Ecke des Bades ist, während der Ablauf an der anderen Ecke ist. Man setzt also das ganze Bad unter Wasser wenn man duscht. Komische Sitten oder ich habe das Prinzip des Duschens in Thailand noch nicht verstanden. Mit meiner Abfindung könnte ich hier locker zwei Jahre aushalten. Scheiße ist das hier billig und das ist noch die Hauptstadt. Interessanterweise wird die Stadt richtig cool je näher man Richtung Fluß geht. Das ist das Bangkok wie es im Klischeehandbuch steht. Alt, dreckig und ursprünglich. Ich denke mal zwei Tage sind erstmal vollkommen ausreichend für den Molloch. Bin morgen hoffentlich wieder annähernd bei 100% um die Sache hier richtig auskosten zu können. Bin mutig geworden und überlege morgen ein gelbes Curry zu essen. Ansonsten versuche ich das Essen hier weites gehend zu vermeiden. Die Hygiene ist hier grauenhaft. Außerdem muss ich bis Bali noch ein paar Kilo runter kriegen. Will ja nicht vom Brett rollen.
Abends entwickelt sich die Stadt zu einer einzigen Partymeile. Kneipen und Restaurants soweit man sehen kann. Hier kann man mit Sicherheit gepflegt abstürzen. Bis 23.00 Uhr war ich unterwegs dann hat der Schlafmangel seinen Tribut gefordert. Mit Simon dem Australier hab ich ein paar Bier in einer Bar mit Livemusik getrunken. Auf die Frage nach seinen Plänen zuckte er nur mit den Schultern. Offenbar zuviel Geld und zuviel Zeit. Das kommt mir bekannt vor, allerdings habe ich wenigstens einen Plan. Statt dem europäischen halben Liter gabs hier 0,65l Flaschen. Ich konnte nicht glauben wie sehr das bisschen mehr Alkohol durch schlägt. Irgendwann habe ich Simon nicht mehr verstanden mangels Schlaf oder zuviel Alkohol oder einer Kombination aus Beiden. Irgendwie habe ich noch eine halbwegs vernünftige Verabschiedung hinbekommen und bin dann nach Hause getaumelt. Glücklicherweise hat mich keiner von den verrückten Mofa-Fahrern erwischt. Die befürchtete Nuttenabwehr blieb aus. Entweder fangen die erst später an oder das Klischee ist übertrieben, jedenfalls bin ich auf keine getroffen. Bis auf einen mysteriösen arabisch aussehenden Typen der irgendwas faselte von „white girls“ und „lucky guy“, kam ich gut nach Hause. Ich war zu betrunken um nachzufragen was er wollte, aber im nach hinein würde mich das schon mal interessieren.
Tag 3
Bangkok:
Habe bis um 11 geschlafen. Fast zwölf Stunden erholsamen Schlaf. Total fit bin ich immer noch nicht. Denke mal ich bin bei 80 %. „Frühstück“ gabs bei Starbucks. War zwar etwas teurer, aber ich hab hier echt Angst mir was einzufangen. Wenn man einmal gesehen hat wie das rohe Fleisch in der Sonne liegt oder wie so ein altes Thai-Mütterchen mit bloßen Händen irgendwas paniert, spart man sich das ganz billige Essen.
Auf dem Plan stand „Grand Palace“. Eines der Touristenmagneten in Bangkok. Dem entsprechend war es überlaufen. Die Einheimischen kamen umsonst rein, während alle anderen 10 Euro blechen mussten. Fand ich trotzdem einen fairen Preis. Immerhin ist das Ding riesig. Da der Regierungspalast ebenfalls auf dem Gelände ist hatte ich mit ein paar Unruhen gerechnet, die blieben allerdings aus. Man merkte allerdings die Angespanntheit des Sicherheitspersonals. Viele nett aussehende Gebäude. Interessant war der Smaragd-Budda. Der ganze Raum beinhalte mehr Gold als die Basilika in Rom. Soweit der Mythos von einer einfachen Religion. Abgesehen davon war es dann doch eher schlicht gehalten. Auf dem Weg dort hin gabs wieder tausend Stände. Unglaublich was es alles zu kaufen gab. Ging mit so harmlosen Sachen los wie T-Shirts oder gebratenen Heuschrecken oder Skorpionen. Irgendwann ging das über in Viagra, dann gab es gefälschte Ausweise, am Ende sogar Waffen. Alles auf einem Flohmarkt. Verrückte Stadt. Wer kauft da? Das meiste Zeug ist nur Plunder. Ganze Bevölkerungsschichten scheinen sich vom Verkauf von wertlosem Trödel über Wasser zu halten. Um 3 bin ich wieder zurück in die Hotelbar. Die Hitze drückte enorm. Von Null Grad auf 32 ist für den Körper Schwerstarbeit. Werde sicherlich ein paar Tage brauchen für die Umstellung.
Abends wieder raus in den Großstadtdschungel. Curryspeisen verhalten sich nicht wie Alarmstufen. Das gelbe Curry war nicht mal annähernd so scharf wie das Grüne, was mich veranlasst bei meinem nächsten Besuch unbedingt das rote zu probieren. Am Fluss gab es eine öffentliche Gymnastikstunde zu thailändischer Popmusik, die ich aber auf Grund des reichhaltigen Currys mied. Zusehen macht genauso Spaß. Dann wieder in die Partyzone. Da ich den nächsten Tag um 6.30Uhr aufstehen muss war Zurückhaltung angesagt, welche ich sofort wieder vernachlässigte, als mich die süßen Thais lächelnd mit ihren hautengen, einteiligen Miniröcken in die Bars lockten. Ist halt leichter einem Anzugsverkäufer ein „nein“ entgegen zu bringen als so einer. Na wenigstens bestellte ich diesmal das dünne „San Miguel“ anstatt dem mehr als 6%igen einheimischen Bieren.
Wenigstens ein Klischee bestätigt sich. Ich habe mehrere Pärchen gesehen bei denen der Typ Ü50 und europäisch ist während sie U 30 und Thai. Aber immer noch keine Nutten. Wieder ein kurioses Angebot von einem zwielichtigem Typen. Wie das Krümelmonster zeigte er mir ganz geheimnisvoll ein Bild von einer blonden Frau, murmelte irgendwas unverständliches, was ich reflexmäßig ablehnte. Ich bekomm schon noch raus was hier abläuft.
Laos
Tag 4
Vientiane:
Transfertag. Der Flug um 9.40Uhr ist eindeutig zu früh. Das bisschen Regenration ist damit schon wieder fast zerstört. 6.30Uhr aufstehen, Taxi suchen und ab zum Flughafen. Der Taxifahrer stellte sich als hartnäckig heraus. Wollte auf keinen Fall das Taxometer anstellen. Da ich zu müde war um ein anderes Taxi zu suchen musste ich mit ihm handeln. Von 800 Bath auf 450 runter. Immer noch 2 Euro mehr als für die Hinfahrt. Schätze mal der lässt es ordentlich krachen den Abend. Am Flughafen brachte mir das Erste-Hilfe Set eine Extra-Durchsuchung ein. Wusste nicht, dass da eine Schere drin war. Die deutsche und die türkische Sicherheit hatten kein Problem damit. Eine Stunde Flug und als Verpflegung gabs Ente. So komme ich nie auf meine Surffigur.
Angekommen in Laos hatte ich ein wenig Bammel wegen der Einreise. Als die anderen Passagiere mit ihren Passfotos um mich rum standen, kamen schon ein paar Zweifel, aber die Grenzer sahen das locker und scannten meinen Pass. Noch 30 Euro fürs Visum und dann gings ans Geld umtauschen. Verdammt viel Papier für 100$. Das Taxi teilte ich mir mit Federico dem Italiener. Dieser war mittlerweile achtmal in Thailand und fand das mittlerweile so teuer, dass er jetzt anfing die Länder drum rum zu bereisen. Als alter Hase wirkte er ziemlich gelangweilt, ich fands aufregend. Vientiane hatte irgendwie den Retrocharme. Gegenüber Bangkok wirkte die Stadt wie tiefste Provinz. Die Häuser nicht höher als drei Stockwerke und meist ziemlich sanierungsbedürftig.
Angekommen im Hostel zahlte ich meine 11Euro für zwei Nächte. Typische Jugendherberge. Ist sauber, aber halt sehr viel Jungvolk, was irgendwie die Zeit damit verbringt im Hostel auf ihren Smartphones rum zu daddeln.
Nach einer Stunde Akklimatisierung bin ich dann in die Stadt. Leider haben sich meine Orientierungs-punkte als nicht sehr zuverlässig erwiesen, so dass ich mich erstmal verlaufen habe und in der Armengegend gelandet bin. Tankstellen und Einbahnstrassen können trügerisch sein, wenn sie in großer Vielfalt vorkommen. Irgendwann hats geklappt und ich bin dahin wo ich wollte. Die französische Vergangenheit ist überall erkennbar. Viele französische Restaurants und Bäckereien. Gibt wohl in ganz Asien nicht so viele Croissants wie in der Innenstadt von Vientiane. Bleibe aber vorerst bei Thai-Food. Das rote Curry war zwar scharf aber nicht so scharf wie das Grüne. Das wars endgültig mit meiner Alarmstufentheorie.
Gebäudetechnisch gibt’s hier wieder jede Menge Budda-Tempel und Klöster. Zwischen drin auch mal eine katholische Kirche. Haben sich die Franzosen damals wohl nicht nehmen lassen. Auch hier wieder jede Menge U30 Thais mit europäischen Ü50 Kerlen, mehr noch als in Bangkok. Irgendwie verständlich, wenn man für ein vollwertige Mahlzeit in einem Touri-Restaurant nur 2 Euro bezahlt. Da kommt man selbst mit Harz 4 Regelsatz gut durch.
Wollte zum Fluss runter, allerdings war das Überschwemmungsgebiet so groß, das ich nur erahnen konnte wo der verläuft.
Abends über den Nachtmarkt. Als hätte ich nicht schon genug billige Klamotten und Ramsch gesehen. Aus Mangel an Touristen war dieser Markt eher für die Einheimischen. „Markenware“ aller Nike gabs hier ab 2 Euro. Abends noch ein bisschen durch die Bars und Restaurants getingelt und am Ende gelesen im Hostel.
Tag 5
Vientiane:
Das Vier-Bett Zimmer war voll belegt. Ein schweizer Pärchen und eine Australierin als Zimmergenossen. Die Schweizer waren ziemlich zugeknöpft, ziehen ihr eigenes Ding durch. Allgemein ist das Hostel randvoll bis unters Dach mit Twens aus aller Herren Länder. Zum Glück gibt’s hier ne Sperrstunde so dass die nicht bis in die Puppen durch feiern. Um 23.00 Uhr war schon nix mehr los und das auf einem Samstagabend. Vientiane entpuppt sich nicht als Party-Hauptstadt. Allgemein sind die Einheimischen alle von der ruhigen Sorte. Immer freundlich lächelnd. Ich war froh gestern Abend noch jemanden getroffen zu haben, der weitaus älter war als ich. Habe beschlossen morgen weiter zu reisen nach Vang Vieng. Private Room ist gebucht muss nur noch der Transfer klappen. Frühstück gabs in einer der Bagueterien. Meines Erachtens nicht zu vergleichen mit den Pariser Cafes, aber bin da auch nicht der Gourmetexperte. Ich habe Probleme mit den vielen Nullen auf den Geldscheinen. Ich glaube, dass ich in einer der Bars mehr Trinkgeld gegeben habe als das Bier gekostet hatte. Was solls. Bei 80 Cent das Bier. Bin vormittags durch die Stadt, allerdings nur durch die Touristengebiete. Habe dabei eine asiatische Katja Schindler getroffen. Schnell begeisterungsfähig, leicht überdreht und knipste so ziemlich jede Blume am Straßenrand. Den Namen habe ich leider vergessen, aber sie war Amerikanerin mit laotischem Ursprung. Meinte sie wäre eigentlich geschäftlich hier und war nur als Touristin getarnt. Erzählte auch was von Spitzeln an jeder Ecke. Da ich wirklich bloß Tourist bin, habe ich wohl nix böses zu erwarten. Ist vermutlich bloß eine gut gemachte Räuberpistole.
Bin dann in einen Tempel mit knapp 2000 Budda-Figuren. Die älteste aus dem 13. Jahrhundert. Da kaum Touristen da waren, kam auch ein wenig spirituelle Stimmung auf. Als dann die Mönche in ihren orangenen Kutten meinen Weg kreuzten, war die Illusion perfekt. Obwohl fast immer 30 Grad sind und ich permanent durch die Sonne laufe bekomme ich keine Farbe. Keine Ahnung was hier los ist. Vermutlich ist der Smog dran Schuld. War auch über Bangkok. Am Abend sieht man den Dunst am Besten. Nachmittags noch mal in die Armenviertel. Ihre Stromverteilung ist abenteuerlich. Hier sagen Fotos mehr als Worte. Witzig, an jedem Strommast gabs einen Zähler. Wäre mal interessant, wie die das mit der Ablesung machen. Abends wieder zum Nachtmarkt. Wie auch den Tag davor gabs wieder eine Aerobicstunde am Fluss. Scheint wohl eine asiatische Tradition zu sein. Am Ende noch ein Curry was so scharf war, dass mir eine halbe Stunde später noch der Mund brannte dann ließ ich den Abend im Hostel ausklingen. Witzige Anekdote. Man darf das Hostel nicht in Schuhen betreten. Ist wohl irgend so eine buddistische Kiste. Jedenfalls hab ich das Verbotsschild übersehen und die Putze hat mich zu Recht gestutzt. Wenn so eine kleine Thai sauer ist, kann man die unmöglich ernst nehmen.
Tag 6
Vang Vieng:
Es geht weiter Richtung Norden. Kein guter Start in den Tag. 7.30Uhr aufgestanden, kurz in die Stadt zum frühstücken (habe dabei das halbe Cafe unter Wasser gesetzt), zurück ins Hostel ein miesen Kaffee getrunken und um 10.00 ab nach Vang Vieng. Das erste Mal mit einem dieser Tuktuks. Unglaublich wie viele Leute samt Gepäck da rein passen. Zum Glück gings nicht bis zum Zielort mit dem Ding, sondern nur zur Bushaltestelle. Als Begleitung zwei Klischeekiffer. Erinnerten mich an Jay und Silent Bob. Machten den Eindruck als hätten die den Morgen schon mehr als Kaffee intus. Mit ca. 20 Minuten Verspätung gings los. Sehr vertrauensvoll sah der Bus nicht aus. Als es dann sogar in die Berge ging, wurde mir etwas mulmig hinsichtlich der Bremsen, hat aber alles geklappt. Die Fahrt an sich war schon ein riesiges Abenteuer. Kühe und Wasserbüffel am Straßenrand, spielende Kinder und immer wieder diese verrückten Mofas. Die richtige Musik im Ohr (Jack Johnson, Nelly Furtado, Nora Jones) und das unterwegs sein ist perfekt. So macht reisen Spaß.
An der Endhaltestelle Umstieg in einen Minibus der die Leute ins Zentrum brachte. Fahrzeit sage und schreibe eine Minute. Natürlich keine Ahnung wo das Hotel lag. Ein einheimischer Motor-radfahrer hielt an und fragte denn wo ich hin wollte und erklärte mir den Weg bereitwillig. Coole Einheimische. Das Hotel ist der Hammer oder besser gesagt es ist ein Ressort. In Deutschland würde man dafür mehr als hundert Euro hinblättern pro Nacht, hier zahl ich für zwei Nächte genau 22 Euro. Die Stadt gefällt mir jetzt schon. Allgemein scheint hier ein Überangebot an Bars, Restaurants und Hotels zu herrschen. Runter zum Fluss und genau da ist das Laos, wie ich es mir vorgestellt habe. Bambushütten, Bambusbrücken und Einheimische, die mit ihren Mokicks die Stabilität der Brücken testen. Bisher jedenfalls mit Erfolg. Man kann hier Kajak fahren oder auf Traktorreifen den Fluss runter treiben. Bin erstmal in eine der Bars am Fluss um mich zu stärken und die Reise zu verdauen. Ziemlich schräge Kellnerin, jedenfalls für laotische Verhältnisse. Schäkerte mit mir auf laotisch. Außer dumm zu grinsen und irgendwas auf Englisch zu erwidern, viel mir nichts Brauchbares ein. Etwas baguetteähnliches gegessen, ein Bier und eine Zigarette danach und ich war mit der Welt im Reinen.
Die Entfernungen hier habe ich total unterschätzt. Aus dem geplanten Kurzbesuch in der viel berüchtigten Partyzone wurden vierzig Minuten Fußweg, dann bin ich umgedreht. Angeblich soll die Regierung den laotischen Ballermann ja aufgelöst haben. Ob dem wirklich so ist, werde ich demnächst raus finden müssen, wenn ich größere Motivation zum laufen habe. Für den Rückweg leistete ich mir ein Tuktuk. Vier Euro kostete mich der Spaß für fünf Minuten Fahrt und dann brachte er mich noch nicht mal an die gewünschte Stelle. Der Fahrer grinte mich über beide Backen an. Es ist schwer so einem dann böse zu sein. So ein Tuktuk ist wohl wirklich nur bei Sammeltransporten ein Schnäppchen.
Abends noch mal raus. Das Gefühl außerhalb der Hochsaison zu sein bestätigte sich. Die meisten Bars blieben leer. Mir nur Recht. Auf den ganz großen Trubel kann ich verzichten. Zum ersten Mal treffe ich hier auf viele Deutsche. Da mein Ressort sehr weit außerhalb liegt, werde ich wohl nach den beiden Übernachtungen näher ans Geschehen ziehen. Vier Nächte werde ich hier bleiben, zwei habe ich schon gebucht und die anderen beiden versuche ich in einem Bungalow am Fluss zu kriegen. Kostenpunkt 300000 Kips (25 Euro) pro Nacht.
Tag 7
Vang Vieng:
8.00 Uhr aufgestanden, kurzes Frühstück in der Ressortlobby (war leider nicht im Preis mit drin), dann ab in die Stadt. Mountainbike gemietet und dann ins Umland. Der Bremsentest war nicht zu meiner Zufriedenheit, also bin ich immer schön vor-sichtig. Hatte mir auf der Karte ein paar Punkte markiert die ich mir unbedingt anschauen wollte. Waren alle auf der anderen Seite des Flusses. Erstes Ziel also, Brücke finden. Ging relativ schnell, aber an Hand der Brücke wurde mir klar was mich erwartet. Sehr rustikal, aber sie erfüllte ihren Zweck. Erster Punkt auf der Liste, ein Plateau auf welchem man einen herrlichen Blick über den Fluss haben soll. Also rein ins erste Dorf und wow. Laos in seiner ursprünglichsten Form. Die Hütten auf Stelzen, die Kinder die davor im Sand spielten, Frauen die die Wäsche im Fluss wuschen oder irgendetwas anderes hausmütterliches taten. Herrlich, genau deswegen war ich hier. Die Kiddies kamen auf mich zu, spielten an meinem Rad, texteten mich laotisch zu und zogen grinsend wieder ab. Überhaupt keine Scheu vor Fremden. Irgendwann wurde ich ihnen langweilig und sie ließen mich stehen. Also wieder rauf aufs Rad und schon kamen die ersten Zweifel, ob ich mein Tagespensum überhaupt schaffen würde. Der Sandweg war gespickt mit Steinen und ich wurde so durch geschüttelt, dass mir nach zehn Minuten schon alles wehtat. Egal, ab zum Plateau. Obwohl meine Orientierung ziemlich mies ist, war ich mir diesmal sicher, dass ich richtig war. Der eingezeichnete Weg fehlte. Der erste Flop. Versuchte zwar kurz quer Feld ein, da es aber fast in jedem Gebüsch raschelte, war mir das ganze nicht geheuer und ich beschloss weiter zu fahren.
Vang Vieng ist bekannt für seine tausend Höhlen und obwohl ich leichte klaustrophobische Tendenzen zeige, habe ich mir geschworen wenigstens eine mit zu nehmen. Also einen Seitenweg rein Richtung Berg. Ein paar Einheimische boten sich als Führer an. Die konnten absolut kein Englisch, aber irgendwie haben wir uns einigen können. Der Guide lebte in einer total kargen Hütte an einem Nebenarm des Flusses. Zehn Minuten Fußmarsch über Reisfelder und weitere Nebenarme mit selbst zusammen gezimmerten Brücken. Ein abenteuerlicher Weg und dann rein in die Höhle, bewaffnet nur mit einer Taschenlampe. Mein Puls war die ganze Zeit auf 160. Höhlen sind echt nichts für mich. Der Typ führte mich immer tiefer und tiefer hinein. Hatte schon kurz überlegt wegen umkehren, habs dann aber durchgezogen. Zeigte mir bizarre Felsformationen, Stalagtiten (also die die nach unten hängen) und Spinnen. Als ob mich letzteres beruhigen würde. Er versuchte dann noch Fledermäuse aufzuscheuchen, was zum Glück nicht klappte. Als ich dann noch in etwas weiches gegriffen hatte war ich froh, dass er wieder umdrehte. Als wir wieder draußen waren dauerte es eine Weile bis ich auf Normalzustand zurück war. Er grinste mich immer nur an und führte mich zurück zum Fahrrad. Was für ein Abenteuer.
Ziel drei war eine Lagune in der man baden konnte. Wieder durch die Dörfer und wieder Kiddies die einen vom Straßenrand zu winkten und neben einem her liefen. Herrlich. Zwischendurch immer wieder Leute, die sich oder ihre Tiere in den Flüssen badeten. Alles war so ursprünglich. Angekommen in der Lagune hatten ein paar Einheimische einen Badetümpel für Touristen hergerichtet. War ganz nett. Der Eintritt beinhaltete baden und Höhlenführung. Ich verzichtete auf beides und machte bloß 15 Minuten Pause.
Wieder rauf aufs Rad. Mittlerweile war ich zwei Stunden unterwegs und mein Hintern auf Grund der Buckelpiste schon fast wund. Ich fuhr weiter Richtung Westen durch mehrere Dörfer. Wollte eigentlich an einen Fluss der besonders schön sein sollte. Neben der Strasse wurden mittlerweile auch die Hitze und der aufgewirbelte Staub des gelegentlichen Gegenverkehrs zum Problem. Ich ließ Punkt vier sausen und wandte mich Punkt fünf zu, der weitaus näher war. Erklimmen eines der Berge. Wieder ein wenig Obolus an die Einheimischen und los gings. Das Ding war so steil das ich nach zehn Minuten vollkommen platt war. Bisher war die Erklimmung des Tafelberges das Schlimmste was ich je bestiegen hatte, aber der toppte das buchstäblich. Etwa vierzig Minuten in denen ich bestimmt drei Liter Wasser verloren hatte. Ich war heilfroh, als ich oben war. Herrlicher Überblick über die Gegend. Hart erkämpfte Fotos. Auf dem Rückweg kamen mir ein paar Einheimische entgegen. Schleppten Körbe mit Kieselsteinen dort hoch. Warum auch immer. Ich muss furchtbar ausgesehen haben. Er fragte mich irgendwas, was ich als „Warst du ganz oben?“ interpretierte und mit einem ja beantwortete. Darauf bekam ich den ausgestreckten Daumen gezeigt. Was für eine Anerkennung.
Ich war so heilfroh ohne Absturz unten anzukommen. Die Steilheit wurde einem erst so richtig beim runter klettern bewusst. Die Energie war weg. Trotzdem quälte ich mich aufs Rad und zurück gings. Fünf Stunden mittlerweile unterwegs. Diese elendige Buckelpiste. Ich sehnte mich bloß noch nach einer Dusche und einer Cola. Um zwei war ich wieder am Verleih, gab mein Fahrrad zurück und gab den beiden Trieben nach. Was für ein cooler Tag, aber auch verdammt anstrengend.
Der Versuch umzuziehen ging schief. Die Bungalows waren alle ausgebucht. Gab noch eine zweite Bungalowanlage auf der anderen Seite des Flusses, da fand sich aber niemand der Englisch konnte, so dass ich mein Vorhaben aufgeben musste und mein Zimmer im Ressort um zwei Nächte verlängerte. Abends wieder in meine Stammbar, was gegessen, zwei Bier und zwei Zigaretten. Die hatte ich mir verdient. Komischerweise hatte ich wieder das falsche Essen bekommen. Ist mir schon zum wiederholten Male in Laos passiert. Da ich die einzelnen Speisen auch nicht hundertprozentig auseinander halten kann, bin ich mir immer nicht sicher, ob auch wirklich das vor mir steht, was ich bestellt habe. Solange keine Gurken drin sind schaufle ich alles in mich rein. Abends noch ein bissel gelesen, dann müde aber glücklich ins Bett.
Tag 8
Vang Vieng:
Erst kurz vor neun wach geworden. War wohl dem anstrengenden Vortag geschuldet. Schnell was gefrühstückt, dann noch die Wäsche abgegeben und wieder rein in die Stadt. Wieder rauf aufs Mountainbike. Das Ding schien mir noch klappriger als das Gestrige. Egal wird schon gehen. Diesmal gings Richtung Osten. Die Straßen um keinen Deut besser als Gestern. Erhöhte Schwierigkeit, diesmal gings noch zusätzlich hoch und runter. Gleich in ein Dorf mit cleveren Einwohnern. Haben die Strassen unter Wasser gesetzt, damit sie nicht permanent in der Staubwolke sind. Was gut für die war, war schlecht für mich. Ohne Schutzbleche war ich schon nach einer halben Stunde zugemoddert. Ziel war diesmal ein Wasserfall, aber schon der Weg dorthin war ein einziges Naturparadies. Habe noch nie so herrlich exotische Landschaften gesehen. Es gab alles. Berge, Flüsse, Bambushütten und exotische Einheimische. Einfach nur genial und ich mit meinem Mountainbike die Berge hoch und runter. Die Abfahrten waren der Hammer. Leider gings auch immer wieder hoch.
Das war enorm anstrengend. Der Schweiß brannte mir in den Augen. Irgendwann konnte ich nicht mehr auf das kleinste Zahnrad schalten, so dass ich gezwungen war die Kiste die ganz steilen Berge hoch zu schieben. Hatte gestern schon eine Panne, da hab ichs wieder hinbekommen. Heute ging da nichts. Ich glaube nicht, dass die Fahrräder viel Pflege sehen. Egal, hoch zum Wasserfall. Wunderschöne Gegend. Habe geniale Fotos geschossen. War fast wie im Dschungel, jedenfalls von der Geräuschkulisse her. Über Drahtseile konnte man von Baum zu Baum klettergartenmäßig die Flüsse überqueren. Wollte das eigentlich auch mit machen, hätte aber zu viel Zeit verloren. Also weiter durch die Natur. Herrliche Abfahrten man musste bloß aufpassen wegen der vielen Steine die in den Wegen waren. Im Nachhinein war das ein ziemliches Risiko, aber ich wollte mir mein Adrenalin nicht nehmen lassen. Irgendwann hatte ich den Dreh raus und soviel Vertrauen in das Rad, das ich nur so über die Steine geflogen bin und das bei einer wahnsinnig schönen Naturkulisse. Downhill fahren in Laos, das glaubt mir doch keiner. Herrlich. Halb zwei merkte ich dann, dass ich so was nicht gewohnt war und mein von Staub, Schlamm und Schweiß geplagter Körper zeigte erste Ermüdungserscheinungen. Also wieder Richtung Zivilisation und seiner herrlichen Duschen. Ließ es mir trotzdem nicht nehmen in der berüchtigten Partyzone vorbei zu schauen. Da gab es nur noch Kühe. Offenbar hat die Regierung hier echt den Riegel vorgeschoben.
Die Nachmittage sind hier wahnsinnig heiß, wie machen die das hier im Hochsommer. Jedenfalls hat es sich als vorteilhaft erwiesen die Stunden zwischen zwei und vier im Cafe oder im Ressort zu verbringen. Abend gemütlich ausklingen lassen bei einem guten Buch. Körper regenerierte sich schnell. Mittlerweile bekomme ich auch Farbe.
Tag 9
Vang Vieng:
Werde den Tag nutzen um abzugammeln. Seit einer Woche bin ich unterwegs und die Eindrücke erschlagen mich. Habe das Gefühl das gar nicht richtig zu verarbeiten können weil permanent was Neues dazu kommt. Also einen Tag Luft holen und rekapitulieren. Man hat das Gefühl die Zeit vergeht hier langsamer. Die Erinnerungen an Vientiane kommen mir vor als wären Wochen dazwischen. Allgemein ist hier alles so entschleunigt. Die Leute, der Verkehr, der Service, die Bars. Überall entspannte Musik. Selbst düstere Musik wie Massiv Attack bringt einen in gute Laune. Die Autos die hier rum fahren, sind teilweise bestimmt 30 Jahre alt und der deutsche Tüv würde hier schreiend das Handtuch werfen. Trotzdem es passiert nichts und der Hauptgrund dafür ist, das die Leute hier aufeinander Rücksicht nehmen. Diese devote Haltung spiegelt sich auch im Verkehr wieder. Ich musste an Italien denken, dem genauen Gegenteil von dem was hier abläuft. 2001 war ich das erste mal dort. In den drei Tagen hab ich vier Unfälle gesehen, weil jeder dort dem Anderen nichts gönnte im Verkehr.
Lese gerade ein Roman (Blackout) in dem es um wochenlange Stromausfälle und ihre Folgen geht. In einem Wort Chaos. Auf Laos übertragen würde sich nichts ändern. Die betrachten Strom als Luxusgut und würden vermutlich einfach so weiter machen. Absolut einfaches Leben hier. Wasser holen die sich eh aus dem Fluss und Essen kommt vom Feld oder wird frisch geschlachtet. Minimärkte sind für Touristen und Restaurants. Die meisten Leute haben kein Telefon, Computer oder Kühlschrank und heizen müssen die eh nie bei 30 Grad im Winter. Arm aber glücklich triffts wohl am Besten.
Fast den ganzen Tag am Fluss verbracht. Gelesen, Geschrieben und entspannt. Einzige wichtige Aufgabe war das Busticket für Luang Prabang zu kaufen. Unterkunft ist ebenfalls gebucht. Morgen halb neun geht’s los. Die Hälfte des Laostrips ist schon wieder rum.
Tag 10
Luang Prabang:
Aufstehen um halb 8. Kurzes Frühstück, jede Menge Konfusion. Die sind hier alle ziemlich überfordert sobald alles ein bissel viel wird. Ich glaube das Kurzzeitgedächtnis eines Laoten reicht gerade mal 2 Minuten. Dann wird alles gelöscht. Das hat mich hier schon einige Male zur Verzweiflung gebracht. Was solls solange mir keine Nachteile dadurch entstehen. Es ist mühsam, manchmal dreimal nach dem Kaffee zu fragen oder zu erklären, dass man das nicht bestellt hat oder schon alles bezahlt hat. Die brauchen echt mehr System in ihrer Logistik.
Ab ins Shuttle zum Bus. Typischer laotischer 60er Jahre Zusammenbau. Noch ein paar Hotels abgeklappert und dann Umstieg in den eigentlichen Transferbus. Die Gute an der Rezeption hat mich diesmal für Minibusse gebucht. Fühl mich ein wenig wie in der Sardinenbüchse. Weniger Platz dafür geht’s schneller und bequemer nach Luang Prabang. Die Strasse dort hin ist eine Katastrophe. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und ich bin doch froh den bequemen Minibus genommen zu haben. Was für ein Trip. Es geht noch höher in die Berge. Serpentinen hoch, Serpentinen runter. Mein Magen steckt das locker weg, was ich auch schon anders erlebt habe. Über 6 Stunden dauert der Transfer, auch weil die koreanische Kiste teilweise sich nur mit 30Km/h die Berge hoch quält. Es geht durch Dörfer und wahnsinnig schönen Dschungellandschaften. Nach drei Stunden gibt’s den ersten Zwischenstop. Zeit für ein paar Bilder. Man fühlt sich wie in den Alpen, halt nur mit Dschungel. Dann ist es passiert. Mitten im Nirgendwo bricht einem der drei Minibusse die Achse. Zum Glück nicht meinem. Die australischen Insassen diskutieren Zwecks Weiterfahrt. Der Fahrer will das Ding flicken und fortfahren. Die Australier trauen dem nicht, halten einen Linienbus an und steigen um. Mit nur noch drei Passagieren fährt das Ding weiter. Ich bin so froh, dass ich solche Entscheidungen nicht treffen musste. Selbst mit intaktem Innenleben ist die Fahrt ein einziges Abenteuer. Jede Menge LKWs, riskante Überholmanöver an steilen Abhängen, schlechte Strassen und arschknappe Kurven. Ich musste manchmal den Atem anhalten und hoffen dass alles gut geht. Wäre mal interessant zu wissen, ob die heil angekommen sind. Werde mal die Nachrichten checken, ob irgendwo ein Minibus vermisst wird. Während die Fahrer versucht haben die gebrochene Achse zu reparieren, konnte ich einen Blick in eine der Behausungen am Straßenrand werfen. Ein Raum, der wirkte wie eine Garage. Ein Fernseher, eine gute alte deutsche Schrankwand und drei oder vier Isomatten, die davor lagen. Ein kleines Fenster vorne raus das kaum Sonne rein ließ. Die Standardausführung einer laotischen Wohnung. Diese Fahrt war eins der wahnsinnigsten Abenteuer die ich je mit gemacht habe. Angekommen in Luang Prabang wieder in eines dieser Tuktuks. Brachte mich für zwei Euro direkt vor die Tür des Backpackers. Wieder Vier-Bett-Zimmer für 9 Euro und zwei Nächte. Werde mich morgen mal umschauen, ob ich was Besseres finde für die restlichen Tage. Dann runter zum Mekong. Hier kommt man direkt ran. Wahnsinns Sonnenuntergang. Gegenüber Vientiane fahren hier sogar Boote. Irgendwas Einheimisches gegessen, wo ich wieder nicht sicher war, ob es das war, was ich bestellt hatte und dann den Tag im Hostel ausklingen lassen.
Mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass ich mich bei einem Flug vertan habe. Zum Glück habe ich das gemerkt. Am 18. nach Bali war der Plan. Irgendwie hab ich den Rückflug von Vietanine nach Bangkok auch für den 18. gebucht. Verdammt kostet mich 200 Euro. Habe einen neuen Flug gebucht, jetzt direkt von Luang Prabang. Bleibt mir wenigstens der Höllentrip durch die Berge erspart. Zum ersten Mal geht was schief.
Tag 11
Luang Prabang:
So ist LP also meine letzte Station in Laos. Erster voller Tag hier und Ziel ist es sich zu orientieren. Vierbett-Zimmer ist wieder voll. Habe die anderen nicht kommen sehen, von daher weiß ich nicht mal, mit wem ich da das Zimmer teile. Früh halb 9 als erster raus. Was Wichtiges fehlte diesmal. Nach kurzer Überlegung kam ich drauf. Keine Sonne. Geschlossene Wolkendecke. Vollkommen ungewohnt. Schnell Frühstück in einem Cafe und dann die Tagespunkte abklappern. Punkt 1 Stadtplan besorgen. Klappte relativ zügig, allerdings sind dort mehr Hotels, Restaurants und Geldautomaten eingezeichnet als Sehenswürdigkeiten. Zur ersten Orientierung reichte er erstmal. Zum ersten Mal habe ich Probleme mit der Verdauung. Zehn Minuten nach dem Frühstück rebellierten meine Gedärme. Hab dem Magen auch in letzter Zeit jede Menge exotisches Zeug zugemutet, so dass er jetzt schon bei einem Bagel streikte. Halbe Stunde Kampf dann gings wieder.
Endlich mal ein Einheimischenmarkt der nicht von billigen Plunder dominiert wurde. Jede Menge Naturalien, selbst gestickte Stoffe, Schnitzereien und anderes handgemachtes Zeug. Echt kultig. LP ist so anders als Vientiane. Alles wirkt irgendwie viel authentischer. Buddistische Kloster und Tempel an jeder Ecke. Kleine enge schöne Gassen. Herrlich. Dazu dann das typische buddistische Gemurmel an jeder Ecke. Die Stadt hat einen fantastischen Spirit (anderes Wort ist mir nicht eingefallen). Alles wirkt irgendwie viel spiritueller. Bin dann den Mekong lang bis zur Mündung des zweiten Flusses. Über den führten selbstgebaute Bambusbrücken, die mit Beginn der Regenzeit einfach weggespült werden. Die Finanzierung für den Neubau und die Wartung wird mit einer Art Maut bezahlt. Ein altes Mütterchen, was dir am Ende der Brücke einen Euro abnimmt. Bin über eine dieser Brücken rüber und auf der anderen Seite sieht man wieder das bettelarme ursprüngliche Laos, welches in Bambushütten lebt.
Wieder zurück wollten mir zwei kleine laotische Mädchen irgendwelchen handgemachten Trödel andrehen. Die waren so niedlich und konnten vermutlich besser Englisch, als der Rest der Bevölkerung, dass ich ihnen was für je zwei Euro abgekauft habe, obwohl sie nur einen wollten. Von meiner Großzügigkeit angelockt, kamen nun noch mehr Kinder und wollten mir was verkaufen. Nun musste ich doch hartherzig sein und habe sie abblitzen lassen.
Dann hinauf zum großen Fußabdruck von Budda, der relativ unspektakulär war. Ein herrlicher Blick über den Fluss. Abstieg wieder runter zum Mekong. Ich wollte unbedingt auf die andere Seite, war mir aber unsicher, wo ich das Ticket her bekomme. Gabs natürlich direkt auf der Fähre. Eine spektakuläre Überfahrt. Die Fähre war bestimmt hundert Jahre alt. Die Anzeigen hatten den 50jer Jahre Retrocharme und zeigten eigentlich nichts Brauchbares an. Beklemmendes Gefühl allein unter den ganzen Einheimischen auf diesem Seelenverkäufer. Wurde nicht besser als ich drüben ankam. Wieder dieser Bambushüttenstil im ganzen Dorf und ich als einziger Tourist unter tausend Einheimischen. War vielleicht eine halbe Stunde dort drüben, da es nicht wirklich was zu sehen gab. Also wieder zurück in die Zivilisation. Ab in ein Tourirestaurant und wieder irgendwas Exotisches gegessen. In guter alter laotischer Tradition haben die mir wieder das falsche gebracht. Machen die das mit Absicht? Zum Glück kann ich einen Salat von einer Suppe unterscheiden. Wieder rebellierten meine Eingeweide. Hoffentlich wird das nicht schlimmer.
Nachdem sich mein Magen wieder beruhigt hatte, besorgte ich mir erst mal einen brauchbaren Plan und organisierte eine Unterkunft für die nächsten Tage. Für 40$ die Nacht hab ich echt was Luxuriöses aufgetrieben. Kostete eigentlich sogar mehr, aber der Typ wollte wohl unbedingt den Leerstand vermeiden und ist runter gegangen mit dem Preis. Hab das Zimmer schon gesehen. Ein Wahnsinn für 35€. Leider nur zwei Nächte. Muss also für die letzten Tage noch mal schauen. Da ich im Voraus bezahlen musste, hat das meine Liquidität deutlich schrumpfen lassen. Also Kreditkarte noch mal gezückt und gegen Bargeld eingetauscht. Wollte eigentlich nur 500000 abheben, aber irgendwie hat der mich falsch verstanden. So bin ich doch wieder Millionär, was dafür spricht das letzte Quartier wieder etwas im gehobeneren Segment zu suchen, damit ich nicht zu viele Scheine mit nach Hause schleppe. Die Sonne kam dann gegen Mittag raus und knallte in unerbarmlicher Weise, so dass ich dann halb drei ins kühle Hostel geflüchtet bin.
Um vier wieder raus. Noch ein wenig durch die Stadt getingelt, dann wieder runter zum Mekong. Was für ein Sonnenuntergang. Kann fast mithalten mit dem in Porto, aber nur fast. Ein paar Fritten (die diesmal sogar ohne Protest angenommen wurden), Bier und Zigarette und schon war ich im Land der Seeligen. Herrlich, einfach so am Fluss abzuhängen. Um sieben wieder zurück ins Hostel, kurz noch an der Post vorbei und ein paar Karten abgeschickt und den Abend bei einem guten Buch ausklingen lassen. Habe dann noch meine Zimmergenossen kennen gelernt. Zwei Holländerinnen und ein Mexikaner. War gut sich mal wieder länger mit jemanden zu unterhalten.
Tag 12
Luang Prabang:
Einziges Ziel des Tages. Elefanten sehen. Geplant war um 8 aufzustehen, doch der Mexikaner blockierte das Bad für volle 40 Minuten. Was für eine Pussy. Brachte mich ordentlich in Verzug. Mit Verspätung gings dann ans bezahlen (8 Euro für zwei Nächte), wieder rein in die Bagelbar und gefrühstückt. Diesmal wurde das Frühstück ohne Protest angenommen. Weiter zur neuen luxuriösen Unterkunft, Rucksack abgestellt und rauf aufs Mountainbike. Endlich mal eins, was von Anfang an zuverlässig wirkte. War ja auch ein Trek. Um einiges teurer als in Vieng Vang. Auf gings Richtung Süden. War die Strasse anfangs noch asphaltiert ging sie schnell wieder über in staubige Schotterpisten. Die Vororte von LP waren mit Einfamilienhäusern nach deutschem Standard gespickt. Hier lebte die Mittelschicht. Bald danach gabs wieder die typischen Dörfer, die ihr Wasser aus dem Fluss holten und die Rinder auf offenem Feuer zubereiteten. Die Gegend war diesmal alles Andere als malerisch, was das Radeln ziemlich eintönig werden ließ. Immerhin gings wieder auf und ab. Irgendwann bin ich einen Abzweig zum Fluss runter und da fand ich sie wieder die ideale Postkartenidylle. Wow und was für eine Idylle. Ich war hin und weg. Der Fluss, Stromschnellen, Dschungel, Einheimische die irgendwas im Fluss machten, saubere Luft und jede Menge Sonne. Der schönste Flecken den ich je gesehen habe. Schöner noch als Killarney, allerdings nur weil dort die Sonne fehlte. Habe eine halbe Stunde die Natur genossen, dann gings weiter zum Elephant-Camp. Leider war das mittlerweile geschlossen, also weiter die staubige Piste bis in Richtung Elephant-Village. Zehn Dollar Eintritt, was zum Erhalt der Elefanten beitrug und dann endlich der erste Dickhäuter. Touristen durften auf der Dicken Elefantenreiten lernen, also richtig alleine steuern. Krasses Ding. Der Rest der Herde war gerade unterwegs und trudelte dreißig Minuten später ein.
Bedrückendes Gefühl wenn man zwischen drei solchen großen Tieren steht, aber trotzdem genial. Fütterung, wobei die Touris ein paar grüne Bananen reichen durften. Ein Bulle bekam von mir auch eine. Herrlich. Die Leute die die komplette Tour gebucht hatten, sind dann mit den Elefanten runter zum Fluss und irgendwann ist der Elefantenlenker abgestiegen und die Touris mussten zeigen, was sie gelernt hatten. Waren gezwungen dann den Elefanten eigenständig zu lenken. Schade hier fehlte ein Mitreisender, hätte bestimmt viel Spaß gemacht. Wieder zurück auf die Staubpiste Richtung Zivilisation. Schnell noch einen Snack an einer der einheimischen Imbissbuden. Coole Sache, habe Ente mit Reis geordert. So was wie Gabeln kannten die nicht, also musste ich mich mit Stäbchen abquälen. Irgendwie gings, hoffe bloß, dass ich mir nicht noch nachträglich den Magen verderbe, sah nämlich alles sehr rustikal aus. Cooles Gefühl mit dem Rad durch die Stadt zu cruisen. Dann ins Hotel zurück und endlich die ersehnte Dusche.
Abends wieder raus in die angesagteste Bar in LP. Hatte eine Extra-Empfehlung vom Lonley Planet bekommen. Die war auch wirklich cool. Schön den Blick auf den Nebenfluss ein paar Bier genießen war das Ziel. Als ich da war verging mir die Lust auf die ganzen Hipstars, die es nun mal dank der Empfehlung scharenweise anzog. Ich glaube sogar Jay und Silent Bob aus Vientiane waren wieder da. So was hebe ich mir für Bali auf, dass passt nicht ins beschauliche Laos. Also wieder zurück zum Mekong in meine eigene persönliche Empfehlung. Schön entspannte Musik, Bier, Zigarette und Sonnenuntergang.
Tag 14
Luang Prabang:
Leider musste ich mein Luxusdomiziel verlassen. Hatte mir den Tag vorher schon was neues besorgt. Auch bei meiner neuen Unterkunft stand das Preis/Leistungsverhältnis zu meinen Gunsten. 10 Euro die Nacht. Wahnsinn. Bevor ich dahin bin, habe ich wieder eine Mountainbiketour in die Umgebung gemacht. Wasserfälle waren diesmal das Ziel. Bin eine halbe Stunde lang nur Berg auf geradelt. Unterwegs traf ich auf eine Köhlerhütte. Die machen die Holzkohle wie bei uns vor zweihundert Jahren. Ich war total Knülle als ich oben ankam. 200000 Kip Eintritt. Der hatte mich nicht verstanden und scheinbar war ihm das so peinlich, dass ich mit 150000 rein kam. Wieder eine herrliche Gegend. Leider fehlte heute komplett die Sonne. Ich war der einzige Tourist. Die Fälle waren höchstens 10km weit weg von LP, trotzdem war niemand hier. Das geilste war dann die Abfahrt nach LP zurück. In einer wunderschönen Naturkulisse das Bike einfach fahren lassen. Ein Wahnsinnsgefühl. Als ich dann wieder rein bin in die Stadt, dachte ich mir schaust du mal an der einzigen Shopping-Mall vorbei. War natürlich nicht mit unseren Einkaufstempeln zu vergleichen, aber der Supermarkt hatte westliche Züge. Am Zugang gleich abgefangen vom Wärter, der mein Fahrrad bewachte. Kurzer Plausch über gut old Germany dann gings in den Supermarkt. Am Eingang verpackte erstmal eine Gute meinen Rucksack in einen extra versiegelten Beutel. Verrückt, hatten wohl Angst, dass ich was klaue. Lauter exotische Sachen wovon ich mal welche mit nach Deutschland nehmen werde. Dann wieder an die Imbissbude, an der ich schon vor zwei Tagen gegessen habe. Heute war jemand anderes hinterm Grill. Wollte was Neues probieren, aber die schüttelte immer nur mit dem Kopf sobald ich mir was ausgesucht hatte. Also doch wieder Ente. Die gute Frau hatte wohl ein anderes Verständnis von Schärfe, als ihre Kollegin vor zwei Tagen. Boah, mir brannte wieder zehn Minuten der komplette Mund.
Noch ein wenig durch die Stadt gefahren, wobei an den Straßenrändern Heerscharen von Leuten mit Listen saßen, dann gegen zwei das Rad zurückgegeben, Rucksack geholt und ab ins neue Quartier. Erstmal wieder duschen.
Abends wieder in die Stammkneipe. Ich trink und rauch viel zu viel. Werde wohl mal eine Pause einlegen müssen um nicht zum Kettenalkoholiker zu werden. Habe keine rechten Pläne für den morgigen letzten Tag. Irgendwas wird sich schon finden.
Tag 15
Luang Prabang:
Letzter Tag in Laos. Habe beschlossen in der Stadt zu bleiben. Endlich auch mal Sonne von morgens an. Bin am Nebenfluss lang und mit Sonne entfaltet die Stadt ihr volles Potential. Es ist schwer zu beschreiben, aber entschleunigt trifft es wohl am besten. Wenn man so sitzt im Cafe am Fluss, von der Sonne gewärmt wird, einem der Curryduft in die Nase fliegt, die Mönche im Hintergrund ihr Gebet singen, die Fischer im Fluss ihre Netze ausschmeißen und laotische Kinder vergnügt am Straßenrand spielen, dann fühlt man sich einfach nur wie der Froschkönig. Die Stadt ist perfekt. Nicht von Touris überlaufen, aber trotzdem alle Dienstleistungen die man braucht. Genauso stell ich mir Reisen vor.
Mit dem Sonnenlicht ließen sich noch mal wahnsinnig gute Fotos schießen. In den Seitengassen ist LP am schönsten. Wenn die Muttis vor ihren Häusern sitzen, mit ihrem Grill die halbe Nachbarschaft einräuchern oder ihr Geschirr über öffentlichen Abfluss reinigen. Oder die Mönche in ihren orangenen Schlafanzügen durch die Gassen schleichen und in einem der zahlreichen Klöster verschwinden. Die Kindermönche (keine Ahnung wie man die bezeichnet) leben echt unter einfachsten Bedingungen. Wirklich bloß Holzbaracken ohne Einrichtung. Wenn die essen, machen die vor ihren Hütten ein Lagerfeuer und rösten das Fleisch drüber. Fürs duschen bekommen die eine Schüssel Wasser, die sich dann einfach drüber kippen. Verrückt.
Mein Ausflug über den Nebenfluss brachte mir dann eine Begegnung der unheimlichen Art ein. Vor mir lag auf einmal ein grünes Bündel. Als ich das fotografieren wollte, wurde daraus ein halber Meter Schlange, was mich auch sofort anzischte und sich in die Büsche schlug. Zurück blieb ein zehn Zentimeter großer toter Gecko. Mit vollen Hosen bin ich dann lieber umgedreht.
Zu allem Unglück hätte ich beinahe meine Kamera eingebüßt, aber ein paar nette asiatische Touris haben sie gefunden.
Der Tag war herrlich. Die Stadt mit ihren Einheimischen ist so was von freundlich. Immer wenn sich die Blicke treffen, lächeln die einen an. Am besten war ein alter Mann, bestimmt über 80, der saß da vor seiner Hütte und ich war bestimmt zwanzig Meter entfernt. Der lächelte, faltete seine Hände und verbeugte sich leicht vor mir. Ich wusste gar nicht so Recht, was ich erwidern sollte. Laos zeigt sich am letzten Tag noch mal von seiner besten Seite, so als wollte es sagen „Junge komm bald wieder“.
Zum Abschluss wollte ich noch mal typisch laotisches Essen probieren. Der Lonely Planet hatte ein Restaurant empfohlen, was wohl den besten Büffeleintopf der Stadt machen sollte. Wagemutig wie ich war hab ich es probiert. Hab noch nie soviel Grünzeug in einer Suppe gesehen. War das Sumpfgras? Keine Ahnung was ich da gegessen habe. War jedenfalls nicht so besonders. Auch das Büffelfleisch war ziemlich zäh. Der Magen hats wieder Erwarten nicht abgestoßen. Allgemein war der Lonely Planet diesmal kein guter Reiseführer. Meine Ausgabe war von 2011. Seit dem muss sich das Land enorm verändert haben. Abends wieder an den Mekong, meine zwei Bier getrunken und dann den Abend auf dem Nachtmarkt ausklingen lassen.
Tag 16
Raus dem beschaulichen Laos ins überlaufende Bangkok. Die Nachrichtenlage war etwas besorgniserregend. Die letzten Tage hatte sich die Lage aber wieder entspannt. Hoffen wir mal, dass es die nächsten zwei Tage keinen Putsch geben wird. Früh um acht in LP aufgestanden und zwei Bagel gefrühstückt. Dann wieder mit diesen abenteuerlichen Tuktuks zum Flughafen. Das Ding ist noch provinzieller als in Dresden. Habe versucht den überflüssigen Flug zu streichen, aber die Gute im Büro meinte nur so etwas wie „Wenn sie den Flug nicht wahr nehmen, ist das ihr Pech.“ Also kein Geld zurück. Bei der Sicherheitskontrolle hat mir diesmal mein Feuerzeug eine extra Runde im Sicherheitsbereich eingebracht. Jede Sicherheitskontrolle ist anders. Verrückt, die Jungs und Mädels haben mich dann noch auf Deutsch zugetextet. Haben uns ein wenig über deutsches Bier unterhalten mitten in der laotischen Provinz. Herrlich.
Der Flug war ereignislos auch die Einreise klappte problemlos. Allerdings war das Gefälle zwischen beschaulichem Laos und überlaufendem Bangkok auf einmal zuviel. War wirklich so was von überfordert, dass ich froh war endlich auf dem Hotelzimmer zu sein. Zu viele Leute, Gestank an jeder Ecke und vor allen Dingen will dir jeder hier was verkaufen. Der Taxifahrer hat mich auch wieder übers Ohr gehauen. Wenigstens hat ihn die Politesse aufgeschrieben, so dass er nicht viel hat von meinem Geld. Habt das noch nie gehabt, aber das war echt heftig für ne halbe Stunde. Irgendwann gings wieder und ich hab erstmal ein Curry gegessen. Genau die richtige Dosierung von Schärfe. Nicht so dass es einen den Mund verbrennt aber auch nix für Memmen.
Abends dann wieder in die Partyzone. Hatten die in LP um 11 die Bürgersteige hochgeklappt ging die Party hier erst richtig los. Bin wieder in eine Bar mit Live-Musik. Der Typ hatte eine Stimme wie Phil Collins. Als der „Another day in paradise“ gesungen hatte, dachte ich echt Phil sitzt da oben. Die kannten sogar „Wind of change“.
Die Verdauung macht mir wieder zu schaffen. Ich glaube der Algeneintopf fordert hier seinen Tribut. Ein gutes hat es. Ich bin endlich auf meinem Wohlfühlgewicht.
Auf dem Rückweg wieder einer der mir Bilder von Frauen zeigte und irgendwas von „Massage“ und „happy ending“ faselte. Langsam reim ich mir zusammen, was die verkaufen.
Tag 17
Der Tag ist nur als Reservetag vorgesehen, falls irgendwas mit den Flügen schief gegangen wäre, was es ja auch tat. Also was tun? Ich beschloss mich nicht in den touristischen Trubel zu stürzen (Floating market klang interessant), sondern meinem schlechten Gewissen nach zu geben. Der PTG-Typ (job-Coach) nervte mich schon die ganze Zeit mit Stellenangeboten, also hab ich die erste Bewerbung abgeschickt. Initiativbewerbung mit eigentlich null Aussicht auf Erfolg. Was solls. Ich beweise meinen guten Willen. Hab heute eigentlich einen Termin in Dresden bei ihm, den ich aber schwer einhalten kann. Also erwarte ich seinen Anruf gegen Nachmittag und überlege mir schon eine gute Ausrede, warum ich nicht da bin.
Ich habe glaub ich ein Teil meiner Wäsche verloren. Es fehlte auf alle Fälle einmal Unterwäsche und eventuell noch ein T-Shirt. Dafür hatte ich ein mir unbekanntes Shirt in meinem Beutel. Also rein in die zuständige Wäscherei und wenigsten die Unterhose wieder gefunden. Da ich mir bei dem Shirt eh nicht sicher war und es dort massiv schwarze Shirts gab schrieb ich es als eventuellen Verlust ab. Das sollte nicht der einzige Verlust des Tages bleiben. Ich habe wieder einen Flug falsch gebucht. Statt dem 24.Februar geht mein Flug schon am 24.Januar. War ich besoffen als ich die Reiseplanung gemacht habe. Muss ich morgen also umbuchen, was wieder mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.
Den Tag also eher ruhig verbracht. Abends wieder in die Partyzone. Vorher noch ein Pah Thai gegessen. Was immer das war, es war total lecker. Irgendwas mit Nudeln, aber der Hammer war die Abstimmung der Gewürze. Wow, das bestelle ich bei meinem nächsten Besuch noch mal.
Am Abend habe ich dann einen alten Bekannten aus Vientiane wieder gesehen. Hab ihn erkannt, weil er mit irgendwelchen Murmeln in der Hand spielte. Sind damals kurz ins Gespräch gekommen, aber der war zu psychodelic drauf, als das was brauchbares zu Stande kam. Die Welt ist echt ein Dorf. Wieder in eine Bar mit Live-Musik, zwei Bier getrunken und gegen zehn ins Bett. Zwei Tage Bangkok sind auch genug Trubel, obwohl ich befürchte das Kuta nicht viel besser wird. Im Fernsehen in der Hotellobby liefen Bilder über Unruhen im Zentrum und im Spiegel-online gab es Meldungen über eine Explosion. Hatte auch Pfeifen und Protestrufe in der Ferne gehört. Noch ein Grund mehr die Stadt zu verlassen.
Tag 18
Transfertag nach Bali. Ich freu mich wie Henne auf die Insel. Werde allerdings nicht vor Mitternacht im Hotel sein, also jede Menge Nerv vorprogrammiert. Erste Herausforderung, die Taxifahrt zum Flughafen. Natürlich wollte der Fahrer wieder nicht den Taxometer anstellen. Ich hab mir aber fest vorgenommen diesmal weniger zu bezahlen, als auf der Hinfahrt. Ich gönne ihnen ja den kleinen Zusatzverdienst von ein, zwei Euro, aber übertreiben sollten sie es auch nicht. Also wieder Handeln. 450 Bath scheint mir ein fairer Preis, aber diesmal war der Weg dorthin schwieriger.
Am Flughafen angekommen erstmal den versauten Flug umbuchen. Wie erwartet kostete mich das 50$. Die ihr Lesegerät akzeptierte meine Kreditkarte nicht, hoffentlich ist nicht irgendwas mit der Karte, das würde alles verkomplizieren. Eingecheckt bei TigerAir. Dummerweise bekomme ich die Bordkarte für den Anschlussflug erst in Singapur. Na toll muss ich da eine Lodge finden und erneut einchecken. Keine Ahnung was der Terz soll. Da ich nur zwei Stunden Aufenthalt habe, hoffe ich mal dass alles glatt geht.
Flughafen Singapur ist schon mal ne Marke. Ich glaube von der Aufmachung und vom Service her können da wenige mithalten. Flug weiter nach Bali. Ankunft mitten in der Nacht von daher fällt der erste Eindruck verfälscht aus. Wesentliches Merkmal; Schwüle und das um 11Uhr abends. Die Sache mit dem Visum und der Einreise war noch entspannter als in Laos. Hätte nie gedacht, dass das überhaupt möglich wäre. Die Englischkenntnisse der Einwohner sind weitaus besser als in Thailand oder Laos und vor allen Dingen sprechen sie deutlich verständlicher. Ich habe in der ersten Stunde mit drei Einheimischen geschnackt. Die haben hier echt keine Berührungsängste. Cool. Weiß zwar die ganze Sache noch nicht so Recht zu werten (Immerhin wollen sie ja auch ihren Schnitt machen), aber ich denke mal das die hier echt locker drauf sind. Werde das die nächsten Tage überprüfen. Mit dem Taxi dann ins Hotel. Hier ist wirklich für alles jemand da. Einer hat mir den Rucksack zum Taxi getragen, der nächste hat mir alles im Zimmer des Hotels gezeigt. Bin mir echt unsicher, ob die dafür Trinkgeld haben wollen. Schnell eingecheckt und dann noch ins Restaurant nebenan einen Cheeseburger gegessen, ein Bier getrunken und eine Zigarette geraucht. Die ersten Eindrücke haben mich total erschlagen. Muss das erstmal sortieren.
Geldscheine haben hier wieder tausend Nullen hintendran. Zum Glück sind sie leichter zu unterscheiden als in Laos. 100000 sind hier ungefähr 6Euro. Das muss erstmal als Richtwert reichen.
Habe wieder Mitbewohner im Zimmer. Mindestens zwei Geckos habe ich schon ausgemacht, die hinter Holzabdeckungen hausen. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Schon in Vang Vieng gabs die, ist also für mich nichts Neues.
Tag 19
Der bisher enttäuschenste Tag meiner Reise. Die Stadt hat mal überhaupt keinen Reiz. Nach einem eher kläglichen Frühstück (war im Zimmerpreis mit drin) ran an den Strand. Da gabs schon das erste Problem. Alles so zugebaut, dass nur wenige Wege dorthin führten. Nachdem ich dann endlich einen gefunden hatte, hats mich dann endgültig geerdet. Müllberge und ein total dreckiger Strand. Ich habe so was noch nie gesehen. Man konnte keinen Schritt machen, ohne auf Müll zu treten. Die Putzkräfte kamen gar nicht hinterher alles zu säubern. Meine Lust auf Surfen hat sich damit erstmal erledigt. Ich fürchte bald in dem 10km nördlich gelegenen Seymyniak siehts nicht viel besser aus. Ich bin echt kein Öko, aber das was hier abläuft, treibt mir die Tränen in die Augen. Scheiße wir ruinieren das Meer.
Bin dann mit total schlechter Laune durch die Stadt. Wie in Vieng Vang war die Anzahl der Bars, Restaurants und Läden überdimensioniert. Kaum Touristen für den ganzen Molloch. Die wenigen Touristen die da waren, mussten sich den Anfragen der Einheimischen erwehren. Keine Minute verging, ohne dass irgendjemand irgendetwas anbot. Ich kam gar nicht mehr raus aus dem Kopf schütteln. Das alles erinnerte mich an Arenal. Was für ein Drecksnest. Die Einheimischen haben ihre Seele verkauft für den schnellen Dollar. Ich will hier schnellst möglich weg, hab aber für drei Nächte bezahlt, also muss ich morgen hier noch aushalten. Dann geht’s ins beschauliche Ubud.
Abends in ein italienisches Restaurant. Pizza bestellt für einen fairen Preis. Ich finde es unheimlich schwer von Laos-Preisen wieder ins normale Preisniveau zurück zu kommen. Alles wirkt überteuert, obwohl Laos einfach nur billig war. Wie in Amerika hauen die die Steuer erst hinterher drauf, so dass du eigentlich nie weißt, wie viel dich am Ende erwartet.
Dann noch mal ins Hotel zurück um gegen 11 in die Partyzone abzutauchen. Allerdings hatte sich das erledigt, als es wie aus Eimern zu gießen begann. War ein regelrechter Sturm die ganze Nacht durch. Selbst die Geckos haben sich hinter den Zierleisten verkrochen.
Tag 20
Unter den Eindrücken des letzten Tages musste ich unbedingt etwas tun, um das schief gerückte Bild von Bali zu verbessern. Also große Pläne geschmiedet. Lembongan war das Ziel, eine vor gelagerte Insel. Frühstück sausen lassen und ab ins erst beste Taxi. Neun Euro wollte der für die Fahrt zum Hafen nach Sanur, auf sieben konnte ich ihn runter handeln. Dreißig Minuten durch Denpasar, mit noch mehr Bars, Hotels und Restaurants. Wie viel Besucher haben die in der Hochsaison hier? Egal. Das Ticket nach Lembongan hin und zurück kostete mich 18 Euro. Um 9 gings los. Erste Besonderheit, es gab keinerlei Stege. Also rein ins Meer, fünf Meter durch die Brühe, die hier nicht ganz so dreckig war wie in Kuta, und dann mühsam aufgesattelt. Das Ding war eigentlich ein Versorgungsboot für die Insel, so dass sie das Dach mit allerlei Krempel zugepackt haben. Unten drunter saßen etwa zehn Passagiere. Das Boot war vielleicht 10 Meter lang und 2m breit. Eine regelrechte Nussschüssel, was aber ordentlich Speed hatte bei drei Motoren. Überfahrt ca. 50 Minuten. Nach einer halben Stunde war die See so unruhig, dass ich mir ernsthaft Sorgen machte, ob das das geeignete Transportmittel war. Der flog über die Wellen, eine wahre Freude. Ein paar mal sind wir 2m tief gefallen, einmal hatte ich sogar das Gefühl für einen Moment schwerelos zu sein. Ein Wahnsinnstrip, bei dem ich ordentlich die Hosen voll hatte. Irgendwann hat er mal den Speed zurück genommen, wofür alle dankbar waren, einschließlich seiner Matrosen, die Mühe hatten nicht vom Boot zu fallen.
Angekommen auf der Insel, wollte mir natürlich gleich wieder einer eine geführte Tour andrehen. Der war ziemlich hartnäckig, aber ich blieb eisern und ging auf eigene Faust los. Vorher aber noch ein Frühstück, was hier weitaus günstiger war als auf Bali. Und wow, endlich Natur pur mit Eingeborenenhütten, hinduistischen Tempeln, blauen Lagunen und sauberen Stränden. Die Einwohner wieder wahnsinnig freundlich, grüßten mich fast alle und lächelten mich an, ohne dass sie mir irgendwas verkaufen wollten. Besonderer Moment war eine süße sechsjährige die mich anstarrte als wäre ich der liebe Gott persönlich. Hat wohl noch nicht viel von meiner Sorte gesehen. Herrlich. Bin dann drei Stunden über die Insel getigert. Auch hier gab es nicht viele Touris und auch nicht al zu viele Hotels und Bars. Das Wenige konzentrierte sich alles an einem Punkt. Da ich immer noch keinen Plan für die letzte Woche habe wäre das hier eigentlich genau der richtige Ort. Kommt jedenfalls auf die Liste.
Zurück wieder durch die raue See. Nachdem sich der Pilot nach einem der vielen 3m Fälle selbst wehgetan hatte, reduzierte er das Tempo. Vorher hatte ich noch eine ordentliche Dusche abbekommen. War jedenfalls komplett nass. Ich befürchtete, dass die Fahrt ewig dauern würde bei dem Wellengang, aber mit einem Schlag war die See wieder ruhig. Angekommen in Sanur wurde ich gleich abgefangen, von einem, der mir wieder einen Transport anbot. Das Wort „Transport“ kriegen die hier wahrscheinlich schon mit der Muttermilch. Also wieder handeln, diesmal kostete mich das Ganze 50Cent mehr. Angekommen im Hotel schnell noch zum Touriinfostand um einen Transport nach Ubud zu organisieren. Der Typ war der coolste Balinese bisher, während er meinen Transport organisierte, quatschten wir über Bali, Deutschland, Surfen und Frauen. Waren fast nur am Lachen.
Abends in ein Restaurant namens Mozarella. Ein leckeres Steak gegessen, ich war total ausgehungert nach dem Tag.
Tag 20
Transfertag. Hatte den Termin auf den Nachmittag gelegt, weil ich vormittags ins Emigrations-Office wollte um mein Visum zu verlängern. Als ich den strömenden Regen sah beschloss ich die ganze Sache zu verschieben. Kurzes Frühstück im Hotel, was wieder absolut der Witz war. Wenigstens eine organisatorische Sache musste ich erledigen, also eine Regenpause genutzt rein ins Starbucks (Wlan war dort nicht so flatrig wie im Hotel) und eine Bewerbung raus geschickt. Auf die erste hatte ich nicht mal eine Antwort bekommen. Mittag wieder zurück und mit erschrecken festgestellt, dass das falsche Hotel auf dem Abholzettel stand. Die Sorge war berechtigt, denn der Typ wollte mich echt bei dem anderen Hotel abholen. Ich hatte aber Glück weil noch zwei weitere Gäste denselben Transport nutzten. Beim Verladen stellte ich meinen Rucksack in eine Ameisenkolonie. Die Biester waren drei oder viermal so groß wie die europäischen und dazu noch rot. Die fielen sofort über mich her und waren wahnsinnig aggressiv. Nach dem mich die erste gebissen hatte, legten die anderen auch noch los. Als nächstes Opfer musste der Fahrer her halten und da sie meinen Rucksack mittlerweile auch schon geentert hatten, bekamen meine Mitfahrer auch noch ihr Fett weg. Hat eine Weile gedauert eh wir die wieder los waren.
Eine Stunde etwa bis Ubud. Sobald wir ankamen, wurden wir umringt von einer Horde Leute die Zimmer oder Taxis anboten. Nervig. Ich entzog mich dem erstmal und ging in ein Cafe, um mich zu orientieren. Dann los in den Horrorverkehr. Wo wollen die alle hin? Habe unterwegs Affen getroffen. Cool, die turnten da zwischen den Bäumen. Ein Einheimischer hat mir erklärt wo ich lang musste, immer auf der Hut nicht überfahren zu werden. Im Hostel angekommen reichte das Geld nicht mehr, also los zum nächsten ATM. Fehlanzeige. Kein Geld. Bei den nächsten zehn Automaten dasselbe Spiel. Was war hier los? Irgendwann habe ich es raus gefunden. Die rücken nicht mehr als 30Euro raus und das bei einer Gebühr von 3 Euro. Ich fürchte das ist gewollt so. Verdammte Halsabschneider.
Abends wieder Regen. Ließ es mir trotzdem nicht nehmen die Bars zu testen. Ohne Live-Musik geht’s nimmer. Musste nicht lange suchen bis ich eine gefunden hatte. Mein erstes einheimisches Essen. Irgendwas mit Goreng. Schmeckte lecker, aber irgendwie fehlte die Schärfe. Zwei Bier dazu und Zigarette und schon war ich wieder im Reich der Seeligen. Ich weiß nicht ob ich das die nächsten 4 Wochen noch genieße, aber bisher hab ich es noch nicht über. Ubud ist um so einiges schöner ohne den nervigen Verkehr.
Im Hostel wieder jede Menge australische Mädels. Verdammt die haben eine Blondinenquote von 90%. Nach drei Wochen ohne Sex trifft das genau meinen wunden Punkt. Zum Glück reicht mein Englisch nicht aus um anzüglich rüber zu kommen. Hoffentlich läuft mir keine deutsche Blondine über den Weg.
Tag 21
Zeit etwas die Umgebung zu erkunden. Herrlicher Sonnenschein diesmal. 8.30Uhr aufgestanden, was für Ubuder Verhältnisse wahnsinnig früh war. Nichts hatte offen, außer der Starbucks gleich um die Ecke. Ich war der einzige Gast. Verrückt wie verloren man sich in einem so riesigen Teil vorkommt. Wenigstens noch schnell einen ver-nünftigen Kaffee getrunken und dann ab in den Dschungel. Eine Wahnsinns-landschaft. Habe versucht Fotos zu machen, aber wieder mal hinken die der wahren Schönheit Lichtjahre hinterher. Hügel, Dschungel, mit dazu gehöriger Geräuschkulisse und allerlei Getier. Ich kam mir vor wie Tarzan nur ohne Lianen und mit gepflastertem Weg. Wow einfach nur Wow. Genauso hab ich mir Bali vorgestellt. Ruhig, beschaulich und natürlich. Die Bauern arbeiteten auf den Reisfeldern, Künstler am Wegesrand präsentierten ihre Waren unter Palmen, einfach nur genial. Überall gab es Cottages, die man mitten im Urwald mieten konnte. Als wäre man alleine im Urwald. Absoluter Müßiggang. Keine Ahnung ob ich dass vier Wochen durchhalte, aber bisher hab ich noch kein Problem damit. In der größten Nachmittagshitze dann wieder zurück, ein Bami Goreng gegessen und dann wollte ich duschen. Irgendwas klappte nicht, denn der Klempner werkelte die ganze Zeit im Bad. Musste also noch eine Weile in meinem eigenen Siff durchhalten.
Dusche funktionierte den ganzen Tag nicht. Toll. Mittlerweile habe ich raus gefunden, mit wem ich das Zimmer teile. Ein Ami, eine Österreicherin und eine unbekannte Latina, die mich keines Blickes würdigte. Na ja da werden wir wohl die Nacht unter verschiedenen Gerüchen verbringen.
In Ubud gibt’s auch eine Agentur für Visa-Angelegenheiten. Bin da gleich rein und für 60Euro verlängern die mein Visum. Musste den Pass abgeben, was mir gar nicht so Recht passte. Am 3.2 bekomme ich das Ding mit Visum zurück. Also muss ich um die Zeit wieder hier sein.
Abends noch in einen Tempel mit hinduistischer Folklore. Waren ganz nette Tänze, aber meines Erachtens waren 90 Minuten zu lang. Trotzdem, muss man mal mitgemacht haben.
Irgendwie verliere ich das Zeitgefühl. Kuta kommt mir schon wieder so verdammt lang her.
Tag 22
Irgendwie der erste Tag an dem ich total antriebslos war. Habe lange geschlafen, dann mir ein ausführliches Frühstück gegönnt und dann gegen Mittag in den Monkey-Park. Obwohl so gut wie keine Sonne schien, war eine enorme Schwüle in der Stadt. Kam sofort ins Schwitzen. Die Affen sind schon lustig. Können dermaßen geschmeidig den Dschungel nutzen. Ein Wahnsinn. Da denkst du die Biester sind weit weg und da ist ein enormer Abgrund zwischen denen und mir und innerhalb weniger Sekunden sind die bei dir. Irgendwann haben die versucht meinen Rucksack zu öffnen. Hab sie weg jagen müssen, was sie mit jede Menge Gefauche quittierten. Eine Touristin hatte Bonbon-papier in der Tasche. Hat nicht lange gedauert, da haben das die Kerlchen mit gekriegt und die erst in Ruhe gelassen, als sie das Papier rausgerückt hatte.
Allgemein sind die hier noch sehr traditionell drauf. Legen kleine Opfergaben auf die Bürgersteige mit Blumen und Crackern über die dann die Touristen stolpern. Was mich wundert ist, dass die Affen trotz der verführerischen Cracker sich nicht über die ganze Stadt ausweiten. Bleiben echt nur im Bereich des Parks.
Tag 23
Die geschlossene Wolkendecke am Morgen ließ nichts Gutes für den Tag erwarten, aber immerhin blieb es noch trocken. Mein Plan für heute war der Vulkan 30km nördlich. Für 3 Euro ein Mofa gemietet und ab 10.00 Uhr dann in den Verkehr. Hatte am Anfang ein wenig Schiss wegen des Trubels, aber der stellte sich als das kleinere Übel heraus. Die Schlaglöcher waren eigentlich schlimmer. Am Anfang noch ein bisschen zögerlich, habe ich mich dann aber schnell den örtlichen Fahrgewohnheiten angepasst. War schon cool so mit den Einheimischen durch den Verkehr zu rollen. Gegen Norden wurde dann der Verkehr geringer. Habe mein eigentliches Ziel nicht gefunden, muss mich total verfranst haben, denn es gab keinen einzigen Touristen da oben. Es ist auch schwer sich zu orientieren, da es hier keine Ortseingangsschilder gibt und wenn man Einheimische fragt, wo man sich gerade befindet, grinsen die ein nur an und zucken mit den Schultern. Die können da oben kaum Englisch. Bin eine Weile rum gefahren, hatte aber nie das Gefühl zu wissen wo ich war. Irgendwann wurde mein Sprit knapp und ich habe beschlossen umzudrehen, da dort oben die Tankstellendichte sehr gering war. Dann fing es auch noch an zu regnen und ich war komplett durch gewesen. Auf dem Rückweg hat mich dann einer an der Strasse abgefangen und mich zu einem Kaffee überredet. Das angebliche Cafe waren Holzbänke mit überwältigender Aussicht. Hab dann einen einheimischen Kaffee getrunken und wie ich hinterher erfahren habe sind die Bohnen dafür durch den Darm eines Mungos gewandert. Der Typ hat mir viel erzählt von der organischen Farm, die sie da betreiben. War schon beeindruckend. Hab noch einen Rosella-Tee gekauft, mal sehen ob der ähnliche Wirkung hat wie Jasmin, erklärt hat er es mir jedenfalls. Ein paar Amarillos mit auf den Weg und es ging zurück nach Ubud. Hat wahnsinnig viel Spaß gemacht durch den Verkehr zu rollen. Hab dann zum Mittag etwas Fischiges gegessen, was aber eher enttäuschend war und bin dann gegen drei zurück ins Hostel. E-mails geprüft und siehe da die erste Absage auf eine der Bewerbungen. Nach zwei Tagen auf eine Stelle die keine Anforderungen hatte. Ich fürchte bald meine Bewerbung ist nie bei BASF angekommen. Da haben wohl irgendwelche Filter der betreuenden Personalagentur gegriffen. Verdammt diese Riesenbuden schalten immer eine Personalagentur vor. Da kannst du noch so gute Anschreiben oder Lebensläufe haben, wenn du bestimmte Häkchen nicht gesetzt hast bei den Online-Formularen, machen die sich gar nicht die Mühe genauer hinzuschauen. Wenn ich nicht bald ein System finde wie ich diese Filter überwinde siehts schlecht aus mit neuem Job. Bisher sind alle Bewerbungen über diese Personalbuden gelaufen.
Das Wetter wurde nicht besser, so dass ich beschloss im Hostel zu bleiben. Die Musik dudelte eine Endlosschleife von James Blunt Songs. Das ging schon die letzten Tage so. Zu meinem Unglück kam nicht einmal die Sonne an dem Tag hervor. Abends wieder in die Pizzeria um die Ecke und für fünf Euro Pizza und Bier in einer Qualität, die man an diesem Ende der Welt nicht erwartet hätte. Einfach nur lecker. Morgen geht’s zum Surfspot.
Tag 24
Transfertag nach Medewi. Hab lange geschlafen. Bis 9.30Uhr. Hab das Gefühl das wars für lange Zeit mit dem Ausschlafen. Bis 12.00Uhr im Hostel abgehangen. Dann kam mich Biptha seines Zeichen Surfer und Fahrer abholen. Sind dann sage und schreibe über zwei Stunden über die Insel, wobei wir über Frauen, Surfen und Leben ins Gespräch kamen. Er ist 22 will sein Leben genießen, aber seine Eltern drängen ihn zum heiraten. Irgendeine verworrene Geschichte mit seiner Ex-Freundin, die verheiratet ist mit einem Anderen aber zu ihm zurück will. Hatte keine Scheu mir das alles mitzuteilen wollte aber am Ende, dass ich es keinem weiter erzähle. Angekommen dann im Camp. Augus hat mir erstmal alles gezeigt. Echt cooler Typ und sein Englisch ist makellos. Ein echt cooler Ort, leider zu wenig Leute. Drei Deutsche ein Schweitzer und eine Österreicherin sind hier. Es tut so gut sich mal nicht mit Englisch abquälen zu müssen. Ansonsten ist hier alles sehr ländlich. Die Kühe weiden am Strand, die Bauern bestellen ihre Reisfelder und zwischen durch gibt’s ein paar vereinzelte Surfer. Ich denke mal das wird richtig genial. Hoffentlich kommen noch ein paar Leute, denn die meisten verlassen den Ort schon wieder. Zum Glück ist der Strand sauber, die Surfer erzählten zwar was von verdrecktem Wasser, aber ich hoffe es ist nicht so schlimm. Los geht’s leider erst am Montag, so dass ich Morgen noch eine Alternative finden muss. Gibt genug Angebote.
Abends gab es dann noch ein Barbecue mit gemischten einheimischen Spezialitäten. Male, die gute Seele des Hauses hat alles zubereitet. Allgemein sind die Leute hier ziemlich nett, lächeln einen immer an und sind sehr zuvorkommend.
Am späten Abend dann mit Abdul, dem Investmentbänker aus Dubai und mit dem Surfguides Solleh noch ein Bier getrunken und Surfergarn gesponnen.
Tag 25
Habe schlecht geschlafen. Erstens hatte mir die Hitze zu schaffen gemacht und zweitens nervten mich die Mücken. Hatte gedacht dass ich zwei oder drei innerhalb des Nerzes hatte, aber am frühen Morgen merkte ich dass es mehr als zwei Dutzend waren. Dementsprechend sah auch mein Körper aus. Das ich nicht an Blutarmut gestorben bin, glich schon einem Wunder. Zum Glück sind die Stiche nicht so lange juckend wie bei dem europäischen Gegenstück. Habe mir dann ein paar Tipps geholt wie ich das Moskitonetz dichter bekomme.
Um 7.00Uhr aufgestanden, kurzes Frühstück und dann gings los zur Nord-Bali-Tour. Nini unserer Fahrer, Maria die Österreicherin und ich. Erstes Ziel der magische Baum. Der war so unförmig, dass er ein Loch in der Mitte hatte durch das sogar Autos hindurch fahren können. Für die Hindus ist das irgendwie was Heiliges. Unserer Fahrer ist Moslem, deswegen konnte er es auch nicht richtig erklären. Weiter quer durch die Berge, Serpentinen hoch und runter zu einer heißen Quelle, die durch den aktiven Vulkan erhitzt wird. Hatte wenig Lust darin zu baden bei den Temperaturen habe es aber trotzdem getan. Habe Leute aus dem Ubuder Hostel wieder gesehen. Bali ist echt ein Dorf. Nächster Stop, ein buddistisches Kloster indem man nicht mit kurzen Hosen rein durfte. Also Kleid angezogen und Fotos gemacht. Ich sah echt lächerlich aus. Danach kurz was in Lovin gegessen und dann gings zu einem Wasserfall. Wahnsinn der fiel 40m in die Tiefe, das war der bisher größte auf meiner Reise. Noch kurz auf einem Einheimischen Markt mich für ein paar Früchte übers Ohr hauen lassen und dann gings zurück ins Camp. Unterwegs haben wir deutsche Musik gehört (Farin Urlaub). Unser muslimischer Fahrer war begeistert.
Einziger neuer Gast am Abend. Peter aus Groß-britannien.
Tag 26
Mein erster Surftag. Bin gespannt wie es läuft. Wellen sahen nicht alzu heftig aus am frühen Morgen. Surfen in der Hightide an einem Beachbreak. Kurzes Frühstück und um 8 gings los. Strand war gleich vor der Tür, so dass wir nicht weit laufen mussten. Kurze Einweisung, so nach dem Motto da ist das Meer und der Rest ergibt sich schon. Herry unser Surfguide jagte uns gleich auf die Outside und da mein letzter Take-off schon 6 Monate zurück lag, verkackte ich die ersten grünen Wellen ordentlich. War überrascht wie leicht man da raus kam. Musste an Arrifana denken, wo ich mit sämtlicher Anstrengung keinen Meter vor ran kam. Nach der zweiten vergurkten Grünen ließ er uns dann doch erstmal im Weißwasser üben. Siehe da, nach drei viermal hab ich das Bord kontrollieren können. Also wieder rauf auf die Grüne und wow ich hab sie gestanden, wenn auch nicht kontrolliert. Wabbelig und unsicher bin ich Richtung Strand gebrettert. Geiles Gefühl. Wieder raus und schon merkte ich, dass die Kräfte schwanden. Verdammt der erste Tag ist immer so verdammt hart. Keine Muskulatur, keine Kondi. Hab noch ein paar mal probiert die Grüne zu erwischen, ohne großartigen Erfolg. Nach anderthalb Stunde war ich platt. Also Pause und um 2 gings weiter. Zwischendurch was gegessen und mit einpaar Deutschen gequatscht, die gerade ein Jahr durch die Welt machen. Auf die Frage hin wie das die Lehrerin finanziert, meinte sie nur, dass sie ein Jahr bei halbem Gehalt, Brot und Wasser gelebt hatte und nun wieder bei halbem Gehalt die Reise unternimmt. Geht wohl im öffentlichen Dienst.
Mittlerweile sind wir bloß noch drei Leute. Peter, Maria und ich. Alles Alleinreisende. Mehr Guides als Campbewohner. Kann man nur lernen.
Der Tag ist der bisher heißeste überhaupt. Zum Mittag lief der Schweiß. Um 2 also wieder rein. Das Wasser ist so warm das man sogar nackt surfen könnte. Ich in Shorts und Unterhemd wieder raus. Leider sind in der Lowtide die Wellen nicht mehr so groß gewesen. Mussten uns mit den Weißen begnügen. Ich habe ein paar Gute hinbekommen sogar eine mit Turn. Die Wellen wurden dann immer schlechter, so dass wir nur noch ein paar Übungen im Pool gemacht haben. Bin mittlerweile so heiß auf surfen, dass ich beschlossen habe, wenn ich im März immer noch keinen Job habe, werde ich noch zwei Wochen in Ericeria surfen. Abends noch einen Burger gegessen, der doppelt so gut schmeckt wenn man sich voll verausgabt hat. Genialer Tag.
Tag 27
Bin jetzt vier Wochen unterwegs. Unglaubliches Gefühl von Freiheit. Ich treffe Leute die sind 6 Monate oder mehr unterwegs. Keine Ahnung ob das was für mich wäre. Alleine wahrscheinlich nicht.
Surfstart für heute ist 7.30Uhr. Habe diesmal auf das Frühstück verzichtet. Außer ein paar Früchten hatte ich also nichts im Magen. Herry, Agunk und Solleh brachten uns zu einem Pointbreak. Leider kaum Wellen, also weiter zum nächsten Strand. Scheiße war das Wasser dort dreckig, allerdings nicht mit Industriemüll sondern mit Schilf und Holz. Kommt vermutlich von den Reisfeldern im Inselinnerin. Die Flüsse tragen das dann ins Meer. Die Boodies verhinderten eine vernünftige Session. Waren eine Nummer zu groß, daher habe ich kaum was hinbekommen. Peter war mir ständig im Weg. Der hat das Talent immer da zu sein, wo meine Bahn ist. Mittags wieder zurück ins Camp. Unglaublich wo ich überall den Dreck rausgekratzt habe.
Nachmittagssession war wieder am sauberen Strand. Ich habe eine Grüne nach der Anderen gestanden. Einfach nur genial, fühlte mich wie der Froschkönig. Die Bedingungen waren so was von herrlich. Mein bester Surftag überhaupt. Das Aufstehen klappt jetzt relativ zuverlässig und auch das Board unter Kontrolle zu bekommen passt. Hab sogar Turns probiert. Mit Erfolg. Die Wellen sind so passend. Man hat kein Problem raus zu kommen, liegt dann auf dem Board, regeneriert die Kräfte, wartet auf die passende Welle, dreht sich dann in Fahrtrichtung und brettert Richtung Strand.
Abends dann Videoanalyse. Zum ersten Mal hab ich mich selber eine Welle reiten sehen. Das sieht so steif aus. Ich muss unbedingt mehr in die Knie, dann bekommt man mehr Speed. Anuk hat mir noch ein paar Tipps gegeben, die ich unbedingt umsetzen will die nächsten Tage.
Maria, Bibta, Herry und ich haben uns dann am Abend mit Bier und Balinese Spirit (eine Mischung aus Red-Bull, Cola und Selbstgebrannten) abgeschossen. Vorher haben wir noch zwei indonesischen Teenie-Mädels eine Englisch-Stunde gegeben. Herrlich. Die saßen da, haben schüchtern vor sich hin gegrinst und dann zaghaft Fragen gestellt, wie „was ist deine Lieblingsfarbe“. Zum Schießen. Irgendwann sind die dann nach Hause und Herry hat seine Soundmaschine ausgepackt und die halbe Umgebung beschallt. Der Typ sieht aus wie einer von den Milli Vanilli Zwillingen. Der kriegt jede Frau auf der Welt. Scheiße sind die Typen cool. Surfen den ganzen Tag, trinken, rauchen und Abends dann Party. Das machen die vermutlich bis ans Ende ihres Lebens. Um 11 dann stink besoffen ins Bett, mussten ja nächsten Tag wieder früh raus. Peter is gone.
Tag 28
Start war wieder 7.30 Uhr. Ich glaube das machen die mit Absicht. Hatte das Gefühl, Herry hatte einen Hangover. Mir gings relativ gut. Die ihr selbst gebrannter Schnaps war relativ süffig und zum Glück nicht all zu hochprozentig. Da wir bloß noch zu zweit waren hatten wir auch nur noch einen Guide. Agunk ging mit uns wieder an den sauberen Strand. Erklärte uns dass dies derzeit der einzige Strand war der vernünftige Wellen zum Surfen hervor brachte. Wieder eine geniale Session. Habe fast jede Welle gestanden, selbst die Turns klappten, jedenfalls die linken. Bin sogar einmal über die Welle rüber. Geiles Gefühl. Total ausgehungert und erschöpft aber glücklich sind wir um halb 11 wieder rein. Habe erst mal ein Frühstück verschlungen. Das schmeckt alles soviel besser nach dem Surfen. E-mails kontrolliert und siehe da, Jenoptik zeigt wohl Interesse. Wollen weitere Unterlagen, die ich leider nicht liefern kann. Verdammt. Von meiner alten Firma habe immer noch keine Beurteilung. Muss ich mir was einfallen lassen.
Nachmittags wieder raus und mir gelang nichts. Agunk meinte ich müsste weg vom Drei-Schritt hin zum Sprung. Mein Aufstehen dauert wohl zu lange. Sprung ist so verdammt schwierig. Die Bedingungen haben sich leider so verschlechtert, dass ich das nicht mehr umsetzen konnte. Habe ziemlich viel Wasser geschluckt in diesem Mix aus Doppelwellen und scharfer Strömung.
Mein Körper zeigt erste Verschleißerscheinungen. Bin auf eine scharfkantige Muschel getreten, außerdem habe ich mir auf dem kochend heißen Sand eine Brandblase geholt. Der ist hier schwarz und damit noch heißer als gewöhnlich. Zudem habe ich Nackenverspannungen und Muskelkater. Verdammt ich werde alt.
Abends dann ein wenig den Strand Richtung Norden lang. Irgendwann kam ich nicht mehr weiter, weil ein Fluss so breit wie die Elbe in den Ozean mündete. Die Fischer haben dann im Sonnenuntergang ihre Netze ausgebreitet. Alles ziemlich idyllisch.
Tag 29
Wieder surfen. Langsam rächt sich meine schlechte konditionelle Verfassung. Sind um 7.30Uhr zum Pointbreak. Eine Menge Surfer im Wasser, was ich gar nicht mag. Die Gefahr jemanden mein Brett um die Ohren zu hauen ist dann immer besonders groß. Ein langer Weg raus auf die Outside. Man war ich platt von dem vielen paddeln. Wenn man dann aber draußen ist, ist das ein wahnsinnig gutes Gefühl. Herry klärte mich dann auf, das wir uns immer noch in der Inside befinden. Egal die Wellen waren perfekt, leider habe ich gar nichts hinbekommen. Schade eigentlich. Haben die süße Lehrerin von vor zwei Tagen wieder getroffen, die hat einen Ritt hingelegt, so was wünsch ich mir auch mal. Einfach nur cool da draußen auf den Boards zu liegen und zu schnacken.
Total frustriert wieder raus und dann hat mir ein Photograph ein paar Bilder meines Versagens gezeigt. Ein paar stylische Abflüge, die allgemeines Gelächter hervor brachten. Scheiß drauf, ich hatte trotzdem meinen Spaß.
Mittags dann ein Neuzugang im Camp. Sarah aus der Schweiz. Die hatte ein herrliches Schwitzerdeutsch drauf, habe die am Anfang kaum verstanden. Die deutsche Truppe war inklusive der Lehrerin auch wieder da. Braune Augen habe ich so nebenbei registriert. Ein untrügliches Alarmzeichen für ausgeprägtes Interesse meinerseits.
Nachmittags bloß noch in die Schaumwellen. Obwohl das tausendmal anstrengender ist als die Grünen war ich froh nicht paddeln zu müssen. Auch hier ging relativ wenig, war irgendwie nicht mein Tag. Ausgehungert zurück ins Camp und erstmal Bami Goreng gegessen und gechillt.
Den Abend den Strand mal in die andere Richtung. Irgendwann kam ich wieder nicht weiter auf Grund eines Flusses. Habe dann ein wenig die Fischer und ihre Familien beobachtet. Die Kinder haben vergnügt im Fluss gespielt, die Väter hatten selbstgebaute Miniboote, die sie trieben ließen. Alle schienen allgemein ziemlich glücklich. Geht also auch ohne Playstation und Fernseher. Haben mir ständig zugewunken. Zwei Kiddies wollten, dass ich mit ihnen Fußball spiele. Als ob ich das noch könnte nach vier schlauchenden Tagen.
Abends hat Herry wieder seine Sound-maschine vorgeholt. War Marias letzter Abend von daher haben wir noch ge-mütlich zusammen gesessen, dieses Mal mit weniger Alkohol. Mit Maria bin ich die ganze Woche nie so richtig warm geworden, mit Sarah hat das keine fünf Minuten gedauert. Schon verrückt wie unterschiedlich die Menschen sind. Sie arbeitet in derselben Branche, also hatten wir neben Reise- und Surfgeschichten noch genug andere Themen zur Unterhaltung. Gegen 11 dann halbwegs nüchtern ins Bett.
Tag 30
Fünfter Tag surfen. Ich war so was von platt und dann noch an den Pointbreak mit seinem ewigen raus gepaddele. Wellen gecheckt und Herry hat entschieden, dass sie zu hoch sind für uns blutige Anfänger. Zurück zum Beach-Break und da gab es nur Schäume, aber selbst die waren an dem Tag zuviel für mich. Dummerweise stand Bibta draußen wieder mit seiner Kamera, so dass jeder Fehler von mir gnadenlos aufgezeichnet wurde. Ich war eigentlich nur froh nicht paddeln zu müssen. Ich mache eigentlich immer denselben Fehler, ich schaue nicht nach vorne. Dadurch fehlt mir die endgültige Balance auf dem Board. Es ist ein Kampf gegen den Automatismus nach unten zu schauen.
Mittags frustriert rein und erstmal gechillt. Zwischendurch noch Maria verabschiedet, die weiter nach Ubud will und dann auf die Gillis. Das ist exakt meine Strecke halt nur zeitverzögert. Mal schauen, ob man sich noch mal über den Weg läuft. Nachmittags-Session war weitaus gelungener, obwohl ich meinen Hauptfehler nicht abstellen konnte. Solleh hat uns dann abends unsere Fehler gnadenlos aufgezeigt. Für mich ist das so verdammt schwierig, den Kopf nach vorne, die Beine gebeugt und den Arsch einzuziehen. Das alles muss ich innerhalb von ein paar Sekunden auf die Reihe kriegen.
Hatte mich am Nachmittag auf den Cheeseburger gefreut. Der schmeckt so lecker nach dem surfen. Hatten leider kein Brot mehr, also auf Mie-Goreng umgestiegen. Die Lehrerin war wieder da und wir hatten noch ein wenig gequatscht. Nachdem ich denen erzählt hatte wie das bei mir gelaufen ist und das meine alte Firma noch zehn Monate 80% meines Gehalts bezahlt, habe ich die glaub ich ein bisschen neidisch gemacht. Die haben mich total aufgeheizt, ich müsste mehr als sieben Wochen reisen unter den Bedingungen. Wollen weiter nach Vietnam und Sri Lanka und dann noch einen Monat der unverplant ist. Habe ihnen Laos vorgeschlagen, aber die wollen unbedingt was mit surfen.
Abends haben wir ziemlich durchgehangen, aber mit Sarah lässt sich wahnsinnig gut quatschen. Es ist schon unheimlich, wie sehr wir auf einer Wellenlänge liegen. Bis halb elf noch gequasselt und dann vollkommen müde ins Bett. Vorher kam noch irgendeine scharfe Blondine ins Camp. Hat sich kurz vorgestellt, aber den Namen hab ich nicht verstanden. Hat den ganzen Abend mit Herry abgehangen. Nehme mal an das ist seine Freundin.
Tag 31
Letzte Surf-Session. Ich stand vollkommen neben der Spur, aber dafür habe ich das Gespiele in den Schäumen noch ganz gut hinbekommen. Herry hat ein paar Fotos gemacht. Nichts was mir irgendwie schmeicheln würde. Ich glaub das war nur eine Stunde, die ich da draußen war, dann war Hightide und die Wellen hatten keine Power mehr. Es ist eine wahnsinnige Hitze dort oben, die einen total niederdrückt. Auch von den Guides kam permanent „it’s so hot“ was sie dazu bewog ihre Shirts aus zu ziehen und ihre perfekten Körper zu zeigen. Augus sagte mir noch die Details zum Transfer nach Ubud. Irgendwas mit Umweg. Später habe ich es verstanden. Die besuchten wohl einen verunglückten Elektriker, der beide Hände bei einem Stromschlag verloren hatte. Das ganze Camp kümmert sich wohl um ihn. Das geht sogar soweit, dass sie es für drei Stunden komplett zu machen. Sarah hat mich darauf hingewiesen, dass die Jungs und Mädels von 7.00Uhr morgens bis 21.00Uhr abends komplett da sind, selbst wenn nicht genug Kundschaft anwesend ist. Verrückt, die haben gar keine Freizeit.
Ich werde das vermissen. Die ganze Woche war so cool. Früh raus zum surfen, danach frühstücken, bissel mit dem Küchenpersonal schäkern, bisschen Surfgarn spinnen mit den Guides, dann mittags die zweite Session, danach verspätetes Mittagessen, chillen und sich der Hitze entziehen. Abends dann ein paar Bier und Zigaretten und mit den Guides und den Mädels abhängen. Absolut cool. Die Woche hat meine Erwartungen vollkommen übertroffen. Es wird schwer werden für Seminyak das zu übertreffen.
Agunk war dann mein Fahrer für den Transport nach Ubud. Die Hälfte der Zeit waren die Küchenmädels noch mit im Auto so dass ordentlich Stimmung war. Kurzer Abschied von Sarah und den Anderen und dann zwei Stunden bis nach Ubud. Dort noch mal eine Stunde im Stau gestanden, was selbst Agunk den Sanftmütigen kurz zur Weißglut brachte und dann rein in ein Bed und Breakfest für drei Tage.
Abends gabs noch eine leckere Pizza, schnell den Pass noch abgeholt und Geld getauscht und den Abend gemütlich ausklingen lassen. Ich glaube in Ubud ist es weitaus kühler als in Medewi. Regelrecht angenehm.
Tag 32/33
Organisatorische Tage. Einerseits wieder runterkommen von der Surfwoche anderseits dem schlechten Gewissen nachgehen und ein paar Bewerbungen abschicken. Als hätte mein Personalcoach das gerochen, offerierte er mir ein Jobangebot. Bin nicht ans Telefon gegangen, also ließ er mich per mail wissen das da eine Firma Interesse hat.
Tagespunkt 1: Lange schlafen. Dummerweise machte das mein Körper nicht mit. Die Surfjungs hatten ihn auf 7.30Uhr konditioniert, also war ich auch pünktlich wieder um die Zeit wach. Frühstücken in einem garantiert biologisch abbaubaren Restaurant und dann ran an die Bewerbungen. Das Arbeitsamt hatte mir auch noch eine Stelle zukommen lassen, die wohl an Hand meines Profils auf mich aufmerksam geworden waren. Dann noch ein Angebot, das ich mir selbst rausgesucht hatte und was wieder 100%ig auf meine Fähigkeiten zugeschnitten war.
Die Headhunter-Bude hat mich einen Tag nach meiner Bewerbung schon zurückgerufen. Verrückt. Wollen ein telefonisches Interview mit mir. Freu mich jetzt schon auf die Telefonrechnung. Habe dann den Personalcoach zurück gerufen, der ein wenig angepisst war, weil ich mich so spät melde. Hat mir die Kontaktdaten eines mittelständigen Maschinenbauers gegeben, wo ich mich melden solle. Verdammter Stress.
Zu alle dem muss ich auch noch die Weiterreise organisieren. Die Gilis sind nicht jederzeit mit dem Boot erreichbar und so war unklar, ob ich wirklich da rüber komme. Erst am Abend vor der Abreise stand fest, dass es klappt.
In Ubud wollte ich eigentlich die Kratertour mitmachen, die wurde aber Mangels Leuten abgesagt. Also wieder raus in die Umgebung und mit dem Mofa die Strassen unsicher gemacht. Habe leider nix sehenswertes gesehen. Abends dann noch mit einer potentiellen Arbeitgeberin telefoniert. Die wollte mich unbedingt treffen. Konnte den Termin auf den 28. verlegen. Manchmal habe ich auch Glück.
Ansonsten waren die Tage nur da um die Wunden zu pflegen. Ausbeute nach einer Woche. Mehrere Cuts auf dem rechten Fuß, eine Brandblase ebenfalls am rechten Fuß, eine Nackenverspannung die mich total nervte und jede Menge Muskelkater. Brauchte tatsächlich nur einen Tag und alles war gegessen. Bis auf eine Entzündung im linken Ohr, die sich hartnäckig ein paar Tage halten sollte, war ich relativ schnell wieder fit. Bin wohl doch noch nicht so alt.
Tag 34
Zeitig aufstehen war angesagt. Wieder mal. 7.30Uhr wollte mich der Fahrer abholen. Überpünktlich 7.10Uhr stand der auf der Matte. Musste noch bezahlen, aber so früh war noch keiner da der mein Geld haben wollte. Also schnell noch jemand aufgetrieben, bei dem ich ein paar Geldscheine los wurde und dann ab. Der Fahrer musste natürlich noch weitere abholen, die konfuserweise nicht mit seinem zeitigen Auftauchen gerechnet haben. Russen halt. Verdammte Vorurteile. Die ganze gewonnene Zeit dahin, weil Alexej und Co nicht aus der Knete kamen. Der Fahrer war drauf und dran die stehen zu lassen. 90 Minuten Fahrt über die Insel nach Padangbai. Komischerweise mussten wir da auch wieder eine Stunde warten. Vermutlich hatten wir die frühe Fähre verpasst. In der Zeit haben sie mir dann das Rückfahrticket an-gedreht, weil es wohl auf der Insel teurer wäre. Werde überprüfen ob das stimmt.
Die Überfahrt war relativ angenehm. Das Boot war zehnmal größer als die Nussschale von Lembongan. Die Wellen waren ähnlich hoch, aber das kratzte den Bomber nicht. Polstersessel und Actionkino unterwegs, machten die Überfahrt zum Kinderspiel. Kurze Zwischenstops auf den anderen Gilis und am Ende war Trawangan dran. Obwohl es ziemlich bewölkt war, sah man die Pracht der Insel. Herrliche Sandstrände, keinerlei motorisierte Vehikel auf der Insel machen das ganze zum Paradies.
Meine Unterkunft war überbucht und das in der Nebensaison, aber die Gute (europäische Herkunft) hat sich um Ersatz gekümmert. Yanto, ein waschechter Insulaner, hat mich dann erstmal in die Eigenheiten der Insel eingewiesen. Ist eigentlich wie ein Dorf, in dem man in eineinhalb Stunden alles Wesentliche gesehen hat. Schön verträumt das Ganze hier. Habe dann am Nachmittag dann wirklich die komplette Runde gemacht. Einfach nur genial die Insel. Will mir unbedingt noch Gili Air anschauen, die soll wohl noch entschleunigter sein.
In der einzigen Surfbar ein Bier getrunken. Die Typen sind diesmal aber zu cool für das Nest hier. Wirkte irgendwie aufgesetzt. Bei Zigarette und Bier wollten sie mir dann Majohranna andrehen. Habe dankend abgelehnt. Auf der ganzen Insel gibt’s keine Polizei, deswegen ist das wohl kein Problem hier.
Abends sangen dann die Imane in der Moschee. Verdammt die ganze Insel ist muslimisch, da lernt man die ruhigen Hindus erstmal zu schätzen. Noch in einen Irisch-Pub, die hatten sogar Guiness. Verrückt hier am Arsch der Welt. Ein bisschen mit einem Einheimischen geplaudert, aber irgendwie haben wir aneinander vorbei geredet. Ich glaube der hat mich total missverstanden.
Tag 35
Frühstück gabs diesmal im Homestay. War aber so dürftig, dass ich in eine der Bars noch mal nachtanken musste. Habe mir angewöhnt morgens einen Fruchtsalat zu mir zu nehmen. Wenn ich schon rauche und trinke wie ein Hurensohn, brauch ich wenigstens anständig Vitamine. Die Früchte sind so was von frisch und lecker hier. Nächster Punkt war die kurze Info, wie ich am besten nach Gili Air komme. Neun Uhr geht die Fähre und um 4 geht’s zurück. Werde ich also morgen machen, aber heute stand erstmal Trawangan an. Der Berg in der Mitte der Insel war das Ziel. Von da oben hat man einen gigantischen Ausblick auf die Nachbarinseln. Die ganze Insel ist so was von herrlich. Kaum zu glauben was das ausmacht, wenn es keinerlei motorisierte Vehikel gibt. Alles wirkt irgendwie so natürlich. Wenn der Plastikmüll nicht wäre, den man hier öfter mal findet, würde ich sagen hier steht die Zeit still. Einfach nur schön, aber ich glaube drei Tage sind genug, dann wird die Insel einfach zu klein. Trotz der Größe hatte ich mich mal wieder verlaufen. Selbst die Sonne konnte mir diesmal nicht helfen, da die in der Mittagszeit genau über mir stand. Das Verrückte ist man muss nur in eine Richtung gehen und trifft dann nach spätestens fünfzehn Minuten aufs Meer. Die Insel hat komplett Sandstrände drum herum mit vorgelagerten Lagunen. Ist schon fast wie in der Südsee. Mittags war es dann wieder wahnsinnig heiß und so lernt man erstmal ein Zimmer mit Klimaanlage zu schätzen. Zum Glück hatte das das Ausweichressort. Muss man nur aufpassen, dass man sich nichts weg holt. War gestern fast soweit. Leichtes Kratzen im Hals hatte ich schon, ist zum Glück noch mal gut gegangen. Abends dann das Telefoninterview mit der Personalbude. Krass, schnell rein vom Strand zwanzig Minuten gequatscht und dann wieder rein ins Meer. War ein wenig nervig, aber vielleicht ganz gut so, dass man nicht vollkommen die Zeit nach dem Trip ausblendet. Mal schauen was dabei rauskommt. Stelle passt nicht so richtig.
Tag 36
Drei Insel in zwei Tagen, also blieb eine auf der Strecke. Nachdem ich gestern nun Trawangan begutachtet habe, war heute Gili Air dran. 9.00Uhr ging die Fähre. Genug Zeit zum ausschlafen eigentlich, aber wie immer war ich punkt 7.30Uhr wach. Frühstück im Homestay habe ich diesmal ausfallen lassen und gleich in eine der Bars am Strand. Au man werde ich die Mahlzeiten am Strand vermissen. Das hat schon das gewisse etwas, wenn zwei Meter entfernt das Meer rauscht.
Rauf auf den Kahn und schon wieder so ein abenteuerliches Gefährt. Ein paar Holzbänke auf einem Spreewald-kahn und hinten zwei Motoren. Verrückt der Mechaniker dieses Gefährtes war eigentlich nur am Rumschrauben. Da er nebenbei noch steuerte nahm das abenteuerliche Züge an. Das ging hin und her. Schrauben, lenken, schrauben, lenken. Irgendwann war er mal so vertieft in das schrauben, dass alle befürchteten wir würden gegen Lombok knallen. Einer der Passagiere hat dann das lenken übernommen. In solchen Situationen weiß ich immer nicht so Recht, ob ich das cool finden oder Angst haben soll. Da die See diesmal ruhig war entschied ich mich für cool. Angekommen auf Air wirkte sie erstmal genauso wie ihre Schwesterinsel. Kutschen und Fahrräder als einzige Fahrzeuge. Jetzt erst wurde mir so richtig klar, was den Spirit dieser Inseln ausmacht. Es gibt eigentlich keine Hotels. Das sind alles entweder Bungalows oder Zimmer bei den Einheimischen. Keine Bettenburgen, die die Insel verschandeln. Alles ganz natürlich. Das coolste waren Cottages an der Nordküste, die wirklich keine fünf Meter weg vom Strand waren. Herrlich. Genau so was hatte ich eigentlich gesucht. Dann die Strände, schöner noch als in Trawangan. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, ich hab das Paradies gesehen. Gili Air ist der bisher schönste Ort den ich gesehen habe. Mir wäre das vermutlich nach drei Tagen langweilig und ich würde schon gar nicht hier leben wollen, aber als Tourist ist das Ding ideal. Mit Kirsche hier wäre das Ganze perfekt.
Eine Stunde brauchte ich für die Umrundung und ich kam gar nicht mehr raus aus dem Staunen. Blaue Lagunen, saubere weiße Strände und dazu herrlicher Sonnenschein. Ein perfekter Ort. Ich hatte vergessen mein Telefon zu laden, von daher gab es nicht so viele Bilder. Die ganze Aktion sollte noch ein dummes Nachspiel haben.
Um 3 gings dann zurück. Offenbar hatten sie ihre Motoren wieder hinbekommen, so dass die Rückfahrt relativ entspannt verlief. Ich hatte vergessen mich einzucremen und hatte trotz vorhandener Bräune einen leichten Sonnenbrand im Nacken. Zurück im Homestay habe ich versucht mein Telefon zu laden, aber irgendwie akzeptierte der Akku die Ladeprozedur nicht. Ich vermute mal das ist ein Softwarefehler, später sollte sich herausstellen, dass es zu viel Wasser abbekommen hatte. Ganz toll, also war ich gezwungen für 18 Euro ein Ersatztelefon zu kaufen. Eines von den ganz billigen Dingern. Habe eine Stunde gebraucht, um es auf Englisch umzustellen. Bin das gar nicht mehr gewohnt solch grobpixlige Displays. War ziemlich sauer über den Ausfall, immerhin wollte ich ja meine berufliche Zukunft über das Ding managen. Mal schauen, ob das auch mit der Billigvariante klappt. So haben sich also Licht und Schatten den Tag abgewechselt. Morgen geht’s zurück nach Bali. Erstmal Zwischenstopp in Padang Bai und dann weiter nach Seminyak.
Tag 37
Verabschiedung vom Paradies. Ich werde die Inseln vermissen. Waren ein Höhepunkt meiner Reise und der bisher schönste Ort überhaupt. Beim Frühstück habe ich erfahren, dass die Tage vor meiner Ankunft es nur geregnet hatte. Kurze Verabschiedung von Yanto und dann runter zum „Hafen“. Die Fähre hatte ordentlich Verspätung so dass ich fast drei Stunden warten musste. In der Zeit habe ich die Leute beobachtet. Zum ersten Mal kam ich mir vor wie ein richtiger Reisender. Alles wirkte irgendwie so cool und entspannt. Die Boote verließen den Strand andere kamen an und warfen neue Ankömmlinge auf die Insel. Wahnsinn was da für Seelenverkäufer anlegten. Als wir die Insel verließen kamen dicke schwarze Wolken auf. Man hatte ich ein Glück mit dem Wetter.
Die Überfahrt war entspannt. Wieder Polstersitze und Actionfilm, also nichts was einen Sorgen machen müsste. Komischerweise waren viele dabei, die auch schon auf der Hintour das Boot nahmen. Offenbar sind drei Tage optimal für einen Besuch der Gilis. Angekommen in Padang Bai habe ich gleich die Weiterfahrt für Seminyak organisiert. Der Verkäufer hat mir gleich noch angeboten mich zum Hostel zu fahren. Natürlich gegen ein gewisses Entgeld. Also rauf auf den Sozi des Mofas und quer durchs Dorf. Herrlich, das stand noch auf der Liste der Dinge, die ich machen wollte. Bei einem Einheimischen auf dem Mofa mit fahren.
Das Hostel ist das bisher coolste überhaupt. Man hat einen herrlichen Überblick über die Bucht. Der ist aber auch hart erkämpft, weil man gefühlte 1000 Stufen hochsteigen muss. Wahnsinnig gute Qualität für 5 Euro. Habe die Österreicherin aus Ubud wieder getroffen. Schlafen wieder im selben Zimmer. Bali ist echt ein Dorf. Dann gibt’s noch eine Ungarin mit einer Reibeisenstimme wie Dirty Harry und eine Amerikanerin die irgendwas in China macht. Also drei Mädels. Das erste Mal Jackpot.
Erstmal eine Dusche. Auch wenn man sich nicht bewegt, man transpiriert trotzdem vor sich hin und das bei dichter Bewölkung. Ich merke das gar nicht mehr, erst wenn das Shirt total durchnässt ist, wird es unangenehm. Wie soll ich mich je wieder auf die deutschen Winter umstellen.
Das Dorf ist so herrlich schön verschlafen. Ein paar Spelunken in der Hafengegend. Ein, zwei bessere Restaurants und Hotels, eine Tauchschule, die sogar deutsche Tauchlehrer hat, das wars schon mit Tourismus. Das Dorf gefällt mir. Habe beschlossen noch mal wieder zu kommen nach dem Surfen.
Gegen Abend habe ich dann noch einen Anruf der Personaldienstleisterin erwartet. Sie hat sogar zwei Stellenangebote für mich. Das eine passt eigentlich perfekt. Schnell noch eine ruhige Stelle zum Telefonieren gesucht, ein paar Gebete Richtung Himmel geschickt, dass das Telefon funktioniert und in ganzen fünf Minuten war das Gespräch gegessen. Cool, bisher habe ich jedes Problem irgendwie gemeistert.
Tag 38
Irgendwie bestand der ganze Tag nur aus warten. Ein Bad für acht Gäste ist echt zu wenig, also musste ich eine halbe Stunde warten bis ich dran war. Dann Frühstück, was in den fünf Euro mit drin war, und ab in den Hafen. Habe mir dann noch einen Fruchtsalat gegönnt. Ich glaube mittlerweile, dass diese Portion Vitamine jeden Morgen einen guten Einfluss auf meinen Stoffwechsel hat. Dann wieder warten auf die Fähre, weil von dort noch welche mit nach Semyniak wollten und rein in den Moloch des Südens. Zuvor kam noch eine alte Dame und wollte mir was handgeschnitztes verkaufen. Erzählte mir, dass sie jeden Morgen zwei Stunden aus Ubud anreist und abends dann wieder zurück. Die Karte war eigentlich cool, hatte mir aber geschworen hart zu bleiben. War so eine Art Härtetest. Bei meinem zweiten Besuch werde ich ihr das Ding als Souvenir abkaufen.
Kuta war gewohnt nervig, aber ich wollte ja nach Semyniak was fließend übergeht. Die Stadt ist eine entschärfte Version von Kuta. Weniger von diesen Straßenständen, dafür mehr seriöse Boutiquen und Shops. Trotzdem bleibt das Gefühl Freiwild zu sein, sobald man die Strasse betritt. Der Fahrer brachte mich natürlich nicht vor die Haustür, so dass ich suchen musste. Witzigerweise gabs Kima nicht. Kein einziger Hinweis darauf. Als ich bei Green House danach fragte, war ich schon am Ziel, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Wieder warten. Mein Zimmer wurde vorsorglich gegen Wanzen ausgeräuchert. Der Surfchef war auch noch nicht da, so dass ich mir erstmal im hauseigenen Restaurant einen Cheeseburger gönnte. Dann kurze Einweisung. Das Ressort ist eigentlich cool. Weg vom Trubel, mit Pool und Chill-out Zone. Man hat hier eine Auswahl von bis zu 12 Kursen am Tag. Also ordentlich Betrieb hier und nicht so verschlafen wie in Medewi. Das ganze Camp ist voll, aber alles wirkt hier anonymer. Mal schauen, ob ich mit ein paar Leuten warm werde. Sind alles eher Urlauber als Reisende. Hab mich dann für einen Kurs um 6.30Uhr eingetragen. Einziges Auswahlkriterium, da standen schon Leute in der Liste, so dass ich nicht Gefahr lief alleine im Kurs zu sein.
Abends dann mal ab in die Partyszene. Gibt einige Clubs auf der Straße vor dem Ressort. Eine Drag-Queen-Bar hat mehrmals versucht mich in ihre Räumlichkeiten zu ziehen, aber irgendwie hatte ich keine Lust auf Typen vom anderen Ufer. Da die Stangen leer blieben, also weder Mann noch Frau noch Mannfrau daran tanzten, schien mir die ganze Sache sinnlos. Vielleicht gehe ich am letzten Tag da mal rein.
Mein Telefon funktioniert wieder. Fürchte es hat doch mehr Wasser abbekommen als es verträgt. Jedenfalls ging es auf einmal wieder zu laden.
Tag 40
Der Kuta-Blues hatte mich wieder voll erfasst. Der ganze Tag war irgendwie deprimierend. Früh um 6.30Uhr gings auf die Wellen, an den dreckigsten Strand von Kuta-Beach. Das ist so widerlich, wenn der Müll um einen rum schwimmt. In der Stimmung hatte ich auch das Gefühl, dass der Guide ziemlich von oben herab war. Ich habe das Sitzen auf dem Board probiert und ihn halb zur Verzweiflung gebracht. Naja ein paar Wellen genommen und auch gestanden, aber so richtig Spaß wollte nicht aufkommen. Als mir dann am Ende noch schlecht wurde, war ich endgültig bedient. Das war garantiert das Wasser.
Zurück im Camp hatte ich dann einen grünen Zettel an der Tür, ich möge doch bitte meine Rechnung bezahlen. Also hin zum Camp-Guide und die Karte gezückt. Dummerweise wollte er nur Bargeld und ich hatte nicht genug dabei. Es gibt glaub ich an die hunderttausend ATMs in Semyniak, aber finde mal einen der mehr als 500000 rausrückt. Das sind mehr als 10% Gebühr. Ich glaube jeder von diesen Dingern im Ort hat meine Karte gesehen und dann hatte ich einen gefunden, der mir 2,5 Mill gab. Das machte er aber nur einmal. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt, zu mal ich permanent von Taxi-Fahrern und Masseusen belästigt wurde. Dieser ganze Ort löst derzeit eine Art Fluchtreflex in mir aus. Jeder will nur Geld, selbst die Geldautomaten.
Mit total mieser Laune wieder rein. Musste erstmal runterkommen. Um drei war dann die zweite Session, wieder irgendwo am Kuta-Beach. Toll. Zum Glück entschieden die Guides das Ziel zu ändern. Auf gings nach Nusa Dua durch den dicksten Verkehr der Insel. Das Bel Air von Bali. Hier standen nur Luxushotels und jeder Müllkrümel wurde sofort eingesammelt. Es gab sogar Sicherheitskontrollen beim Betreten der Halbinsel. Ein sauberer Strand ein herrliches Riffbreak und meine Laune war schnell wieder besser. Auch der Guide war cooler als der am Vormittag, zeigte mir ein paar Dinge die ich falsch machte. Ein paar schöne Grüne gestanden, leider aber auch wieder ein paar Cuts am Fuß. Blöderweise auch noch einen Crash mit einem Malysianer. Der sah aus wie Jackie Chan. Total drahtig und durchtrainiert, schaffte es aber irgendwie nicht auf die Outside. Ist zum Glück nichts passiert und er hats auch relativ locker genommen. Wenigstens hatte ich für eine Stunde meinen Spaß. Ein versöhnliches Ende für einen furchtbaren Tag.
Tag 41/42/43/44
Die Woche war nicht so der Bringer, was teilweise an mir lag, teilweise an den Surfbedingungen oder an der Umgebung. Irgendwie wollte mich nichts so Recht begeistern. Einziger Höhepunkt war die bisher beste Welle, die ich gesurft hatte. An einem Riffbreak an der Ostküste. Ich glaube man musste 100Meter weit rauspaddeln, aber dann erwischte ich sie die Traumwelle. Gefühlte zehn Minuten stand ich auf dem Board, immer wenn ich die Welle drohte zu verlieren, schaffte ich es sie zurück zu gewinnen. Scheiße war das geil, dass wieder zurück paddeln war weniger genial. Von jetzt an liegt die Messlatte für gutes surfen wieder ein Stück höher.
Ansonsten eigentlich nur Flops. Die Magenverstimmung, die ich mir am ersten Tag geholt hatte, ging die ganze Woche durch. Die Geschichten über Krankheiten, die ich hier im Camp hörte, gingen von Typhus über Dengi-Fieber bis wer weiß zu was. Gerade bei Typhus wundert mich das nicht. Habe einige Sessions ausfallen lassen, weil ich auch nicht genau wusste, welche Strände nun sauber waren oder nicht. Meist wurde sowieso kurzfristig geändert, wegen Wind oder zu hoher Wellen. Wollte eigentlich nach Tana Lot hoch zum Wassertempel, aber die Guides haben immer kurzfristig entschieden woanders hinzufahren. Der Dienstag fiel komplett ins Wasser wegen schlechten Bedingungen. Mittwoch dann die Superwelle und Donnerstag dann der absolute Horrortag. Es ging wieder nach Nusa Dua. Wahnsinn die ganze Gegend ist so das Gegenteil von Kuta. In der Pause bin ich mal die Strände lang. Das ist Bali wie aus dem Reisekatalog. Surfmäßig ging so ziemlich alles schief. Hatte mir Buddies vorher gekauft, da die Schnitte an meinen Füßen langsam unheimliche Dimensionen annahmen. Obwohl die passten, brauchte ich eine gewisse Zeit um damit klar zu kommen. Der ganze Vormittag ging drauf, um mich anzupassen. Dann wieder der Guide vom Montag, Butuh war glaub ich sein Name. Ich glaube für den verspotte ich alles, was für surfen steht. Klagte dann, dass er ständig schlechte Kritiken bekommt. Schein wohl nicht der Einzige zu sein, der ein Problem mit ihm hat. Der Nachmittag war dann die schlimmste Session, die ich jemals hatte. Erst traf ich beinahe jemanden, dann fuhr mir fast einer den Kopf ab. Ich war auch noch dran Schuld, weil ich ihm nicht die Vorfahrt gewährt hatte. Habe den echt nicht gesehen. Ich glaube ich habe ihn vom Board geholt, weil er mit seiner Leash an mir hängen blieb. Entschuldigte mich kurz, erntete einen bösen Blick und versuchte erneut mein Glück. Die Bedingungen hatten sich mittlerweile so geändert, dass die Wellen groß und heftig brachen. Eine von denen rammte mich in die Riffplatte, so dass ich mit dem Kopf über den scharfkantigen Boden geschliffen wurde. War nicht mehr genug Wasser für einen sauberen Waschgang da, so dass ich einige Cuts am Kopf hatte. Das hatte erstmal gesessen. Die Lust sich da wieder raus zu kämpfen war dahin. Noch ein wenig Weißwasser, aber nix ernstes mehr. Ich glaub die physische Verletzung war weniger schlimm als die psychische. Wie ein Reiter der vom Pferd gefallen war, musste ich so schnell wie möglich wieder raus.
Letzten Tag wieder raus an den Strand, an dem ich die Superwelle gefahren bin. Wieder unendliches Paddeln. Die Wellen waren riesig und als der Guide mit blutendem Knie nach einem Waschgang auftauchte und entschied, dass das viel zu gefährlich für uns war, waren wir bereits auf der Outside. Tolle Therapie, dem ist das Selbe passiert, wie mir einen Tag vorher. Ich hatte wahnsinnig Schiss, als ich sah wie gigantisch die Wellen vor mir brachen. Wir mussten ja wieder zurück, also auch wenn wir keine Welle surften war Timing wichtig. Die Welle durfte nicht direkt über dir brechen, dann warst du verloren. Bei einem dieser Brecher wars knapp. Kam gerade noch drüber, bevor sie mich wieder in die Riffplatte bohren konnte. Dann kam eine, die brach kurz hinter mir. Nutzte das Weißwasser um aus der Gefahrenzone zu kommen. Hatte zuerst den Fehler gemacht vom Board zu steigen, kam aber wieder rechtzeitig hoch.
Die Woche war wie gesagt nicht so besonders, weil ich auch teilweise das Soziale mied. Hatte mich zwar öfter mit einigen Leuten unterhalten, aber so richtig gelang der Durchbruch nicht. Kamen mir vor wie ein paar Hipstars, die hier schon oft waren und cool daher quatschten. Aber gegenüber Medewi wirkte hier alles aufgesetzt. Die Surflevels waren meist nicht besser als meine, von daher waren die schwer ernst zu nehmen. Selbst diejenigen, die mehr drauf hatten als ich, waren ordentlich Klischee mäßig unterwegs. Rasterlocken und gute Ratschläge von Philosophiestudenten. Auch die Guides hatten teilweise diesen professionellen Kuta-Einschlag. Hatte immer das Gefühl für die ist das nur eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Die Jungs in Medewi lebten das surfen. Auch die Organisation war mehr aufs Geld verdienen aus. Hatte ja eigentlich das Camp auf Lembongan gebucht, das wurde dann aber kurzfristig renoviert. Auch das Camp in Canguu war geschlossen. Alles wurde hier in Seminyak zusammen gewürfelt. Warum auch immer, vielleicht um Kosten zu sparen. Das Schlimmste allerdings sind diese dreckigen Strände in Kuta-Beach und wenn das halbwegs stimmen sollte mit den Typhuserkrankungen, verstehe ich nicht, warum dieser Dreck nicht schon längst aus dem Programm genommen wurde. Das unterstreicht eigentlich, dass es hier nur ums Geld geht und weniger ums surfen.
Tag 45
Ich freute mich regelrecht Seminyak zu verlassen. Wenn das Surfen nicht wäre, ich hätte es hier keine zwei Tage ausgehalten. Dummerweise regnete es den ganzen Tag. Das hatte wenigstens einen Vorteil, die Schwüle hatte keine Chance sich zu entwickeln. Es ist unglaublich, seit drei Wochen habe ich endlich einen Tag vollkommen schwitzfrei erlebt. Da lernt man so was erstmal zu schätzen. Mir gings wieder im Magen rum. Dieser verdammte Montag mit seinem dreckigen Kuta-Beach. Es macht mir langsam Sorgen, dass sich das so hartnäckig hält. 11.00 Uhr wollte mich der Fahrer abholen, überpünktlich stand er auf der Matte. Musste sich etwas gedulden, da ich erst noch die Rechnung begleichen musste. Diesmal keine große Verabschiedung von irgendjemanden. Diese ganze Woche war überhaupt nicht mein Ding. Ich wollte einfach bloß noch weg. Wieder auf nach Sanur und diesmal kein Versorgungsboot, sondern wirklich eine Personenfähre. Da ich den Seegang ja kannte und ich Magenprobleme hatte, hatte ich mir eine Tüte in griffweite zu Recht gelegt. War zum Glück nicht notwendig. Das Boot war etwas größer als die „Yellow Finn“ vom ersten Mal. Ich konnte das gut vergleichen, da wir genau neben ihr in Lembongan anlegten. Diesmal freier Transport zur Unterkunft. Herrlich direkt am Strand. Erste Nacht ist zwar leider in den hinteren Bungalows und ohne Meerblick, aber ich ziehe dann um. War auch nicht weiter schlimm, da es eh den ganzen Tag regnete. Irgendwie war ich komplett neben der Spur. Ich hoffe ich brüte nix aus. Die ganzen Geschichten aus dem Camp haben mich echt verunsichert. Habe dann am Abend den Härtetest mit Bier und Zigarette gemacht und habe alles gut weggesteckt. Leichte Kopfschmerzen, nix beunruhigendes. Hoffe bin morgen wieder bei 100%. Will nämlich Schnorcheln, der letzte Punkt auf der Liste der Dinge, die ich noch machen wollte.
Tag 46
Schnorcheltrip ging um 7.30Uhr los. Also um 7.00Uhr kurzes Frühstück und dann rauf. Magen war wieder leicht verstimmt und dann auf der Nussschale über die Wellen. War wieder ordentlicher Wellengang. Der Bootsmann brachte uns nach Penida. Die Insel ist bestimmt zehnmal so groß wie Lembongan und hat nur halb soviel Einwohner. An der Küste keinerlei Häuser. Alles total Natur belassen. Erster Halt, Manta-Point. Das erste Mal schnorcheln und das bei ordentlich Wellengang. Haderte noch ein wenig mit der Technik. Das Wasser wieder saudreckig. Jede Menge Plastikmüll. Im Wasser die Manta-Rochen. Unzählige. Herrlich. Hatte ein wenig Schiss, die hatten doch eine ordentliche Größe und die ihr Maul scheint gigantisch. Schwammen keine zwei Meter von mir entfernt. Schade die Sonne war noch nicht draußen, das trübte das Ganze ein wenig. Trotzdem, war ein Riesen-Erlebnis. Dann sind wir noch ein paar Riffe vor der Insel abgeklappert. Schöne Korallen, enorm viele bunte Fische. Wunderschön. Irgendwann kam sogar die Sonne raus, das machte es alles perfekt. Wirkte irgendwie wie ein Unterwassergebirge mit blauen Pilzen und roten Fischen. Haben die dann gefüttert mit Brot. Herrlich wenn man so mitten drin ist in so einem Schwarm. Hatte was von einem riesigen Aquarium in dem man selbst Bestandteil war. Irgendwann haben sich dann große Moränen unter mir geschlängelt. Uhhh, da wird einem schon anders, wenn sich so eine Wasserschlange unter einem lang schlängelt. Habs nicht bereut diesen Punkt mit abzuhaken. Nun habe ich eigentlich alles gemacht was auf der Liste stand und langsam wird mir bewusst, das sich der Trip dem Ende nähert. Ein paar Tage Lembongan, dann noch zwei Tage Sanur und Padangbai, dann wars das. Freu mich auch wieder zurück zu kommen, trotzdem werde ich das alles vermissen. War schon cool diese Freiheit.
Tag 47/48
Erkundung der beiden Inseln stand auf dem Programm. Kurzerhand ein Mofa gemietet und dann gings ab. Kannte mich ja schon ein wenig aus durch den ersten Besuch und schon damals hatte ich geschworen noch mal den besten Vanilla-Shake von ganz Indonesien zu trinken. Gerade noch rechtzeitig vor dem Regen bin ich angekommen in der Mushroom-Bay. Was für eine Enttäuschung, keine Vanille. Umgeschwenkt auf Banane, auch der war absolut genial. Keine Ahnung was die ihr Geheimnis ist, aber egal welche Geschmacksrichtung, so gut gabs die nirgendwo anders. Nachdem der Regen sich verzogen hatte, war das nächste Ziel „Dream beach“. Genial. Die Hütten wieder fast am Strand. Dann durch das Dorf in der Mitte der Insel über die Brücke zur kleinen Insel. Das Gefühl ist unglaublich dort an der Strandstraße lang zu brettern. Einfach nur herrlich. Die kleine Insel war noch verschlafener als Lembongan. Irgendwann gabs einen Punkt, da konnte man von den Klippen springen. 13 Meter in die Tiefe und die haben dich dann irgendwie wieder hoch geholt. Zum Glück war das Ding geschlossen, so dass ich nicht in Versuchung kam das auszuprobieren. Ich glaube ich hätte es gemacht. Dann noch zwei Stunden über die Insel mit dem Mofa und wahnsinnig gute Fotos geschossen. Es war ein Riesen-Gaudi durch diese Landschaft mit dem Gefährt zu rollen. Irgendwann bin ich mal im Schlamm stecken geblieben und in einen Kaktus gestürzt. Ich habe den ganzen Nachmittag gebraucht um alle Stacheln wieder raus zu be-kommen. Das Moped sah aus. Hatte regelrecht ein schlechtes Gewissen es so dreckig zurück zu geben. Der Spaßfaktor und das Gefühl von Freiheit waren an diesem Tag noch mal gigantisch. Lembongan ist eine so herrliche Insel. Nicht so verschlafen wie die Gillis, aber trotzdem klein genug um ordentlich abzuschalten. Habe dann den zweiten Tag genutzt um Bewerbungen abzuschicken, zu lesen und zu schreiben. Auf dem Balkon hatte ich den perfekten Ausblick auf das Meer. Die vier Tage mit Essen, Schnorcheltrip und Mofa-Ausleihe kosteten mich 180 Euro. Ist das verrückt. Ein vergleichbarer Ort in Europa würde dich mehr als 1000Euro kosten. Perfekte Tage und der Sonnenuntergang am letzten Tag topte noch mal alles bisher gesehene. Das Meer war fast komplett rot.
Tag 49/50
Rückkehr nach Bali. Das Wort Rentnerschwemme trifft es wohl am besten. Hier in Sanur ist der Altersdurchschnitt wesentlich höher als auf dem Rest der Insel. Das hat auch seine Vorteile. Die hochkritischen Rentner sorgen dafür, dass der Strand sauber ist, die Zimmer klimatisiert und die Umgebung relativ ruhig. Es gibt eine belebte Hauptstrasse, aber Richtung Meer wird es schön ruhig. Idealer Ort für Pauschaltourismus. Hier treffen sich die 50+ Australier. Ich für meinen Teil versuche das ganz tiefe Level an Stress beizubehalten. Leider hat mein PTG-Heinz was dagegen. Versuchte mich wieder den ganzen Tag anzurufen. Ein Ausblick dessen, was mich erwartet, wenn ich zurück bin. Auch andere untrügliche Zeichen deuten das Ende meiner Reise an. Das Shampoo wird alle, was in Kombination mit meinem Wildwuchs an Haaren unvorhersehbare Auswirkungen auf die Umwelt haben könnte. Die Pillen gehen zur Neige, die Rasierklingen sind in meinem Kulturbeutel angerostet, so dass rasieren zur Tortur wird. Vor allen Dingen merke ich den Verschleiß an Material. Der Rucksack ist endgültig hinüber, zwei T-Shirts sind so dreckig, dass selbst der weiße Riese keine Chance hätte, das Telefon ist im Eimer und an meiner Uhr sind sämtliche Zeiger abgebrochen. Ein guter Grund in Kuta hemmungslos shoppen zu gehen. Da reiht sich ein Surfshop an den Anderen und alle sind im Ausverkauf. Fünf neue Shirts, ein wenig Unterwäsche und ein neuer Rucksack sind mein jetzt mein Eigentum. Das Ganze für knapp 100 Euro. Soviel zahl ich in Deutschland allein für den Rucksack. Es wird immer schwieriger, dass alles verstaut zu bekommen.
Abends dann mit dem PTG-Trollo telefoniert. Hatte mir schon wieder eine Reihe an Ausreden zu Recht gelegt, warum ich die Woche nicht aufgetaucht war und mich auf eine Ansprache hinsichtlich Zuverlässigkeit eingestellt. Der hatte mal wieder alles vergessen und wollte nur nachfragen, ob ich den Stundenzettel abgeschickt habe. Verrückt ich hatte mir das alles komplizierter vorgestellt, aber der ist vermutlich froh wenn er in Ruhe gelassen wird. Morgen geht’s zur letzten Station meiner Reise. Noch mal zwei Tage Padang Bai. Dann ist es endgültig vorbei.
Ende
Der Abschluss einer genialen Reise, die zum größten Teil spontan passierte. Ich genieße die letzten Tage in Freiheit und resümiere die letzten Wochen. Ich sitze in Padangbai am Strand, beobachte asiatische Touristen, die sich mehr als seltsam beim schnorcheln anstellen und freue mich aber auch auf die Rückkehr nach Deutschland. Noch einmal fahre ich quer über die Insel um die letzte Nacht vor meinem Rückflug im nervigen Kuta zu verbringen. Ein letztes Mal tingele ich durch die Bars von Bangkok, esse exotische Sachen und betreibe Smalltalk mit Reisenden, die teilweise schon über ein Jahr unterwegs sind. Dann trete ich meinen Rückflug ins kalte Deutschland an und stelle mich wieder dem tristen Alltag. Unglaublich auf welcher Welle der Euphorie ich schwamm, als ich meine Wohnung in Dresden betrat. Zurück zu kommen versetzt mich genauso in einen Rausch, wie die Freude auf das Unbekannte. Ich habe es durchgezogen und das wahnsinnige Gefühl ein lange geplantes Projekt endlich vollendet zu haben, versetzte mich etwa drei Wochen in einen Vollrausch. Fast perfekt wurde es, als ich quasi vom Flieger in ein Vorstellungsgespräch bin und die Stelle hätte sogar annehmen können. Danach noch mehrere Treffen mit Freunden, die mir alle eine extra Portion Neid zukommen ließen. Am Ende habe ich die Stelle abgelehnt, da die Gefahr bestand mich nach einem halben Jahr zu langweilen. Also suchte ich weiter, schrieb Bewerbungen und bekam Absagen am Fließband oder wurde gekonnt ignoriert. Erst dann machte sich schnell wieder Frust breit und der Drang wieder auf Tour zugehen, um dem tristen Dasein eines Arbeitslosen zu entkommen stieg stetig an. Dann endlich ein Bewerbungsgespräch. Die Stelle passte, das Umfeld passte und nun sitze ich da und warte auf den entscheidenden Anruf. Sieben perfekte Wochen liegen hinter mir und ein Leben voller Arbeit liegt vor mir. Aber vielleicht muss es ja nicht ewig so bleiben. Vielleicht raffe ich mich irgendwann noch mal auf und wiederhole das Ganze.
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2015
Alle Rechte vorbehalten