Sklavenerziehung im Burgverlies
Alle Rechte vorbehalten.
(c) 2017 Luca Delago
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Monte Carlo glich einer geöffneten Schatztruhe. Unzählige Lichter tauchten die Häuser in flüssiges Gold, verziert mit glitzernden Diamanten, während luxuriöse Jachten Hafen und Bucht wie Glühwürmchen bevölkerten, die sich im glatten Wasser spiegelten.
»Der Ausblick ist wirklich fantastisch!« Nico Gehrling saugte die Eindrücke in sich auf und bestaunte den Reichtum, der sich ihm darbot. »So ein Boot würde mir auch gefallen.«
»Vergiss es. Diese Welt bleibt dir verschlossen.« Andi grinste ihn an. »Du bist echt ein Traumtänzer, Nico.«
»Wenn ich dort unten mit meiner Jacht vor Anker liege, sage ich euch bescheid.«
Tobias verzog das Gesicht. »Ich freue mich jetzt schon auf den Anruf.«
Er sprang auf, sodass seine blonden Haare durch die Luft wirbelten. Das leuchtend rote Hemd spiegelte sein extrovertiertes Wesen wider, ebenso wie die strahlend weiße Hose.
»Wir versuchen unser Glück mit dem Club.«
An ihrem letzten Abend wollten es die drei Freunde so richtig krachen lassen. Sie hatten gerade ihr erstes Staatsexamen in Jura erfolgreich bestanden und feierten den Abschluss an der Côte d’Azur. Bald würde sie die Berufswelt einsaugen und ihre studentischen Freiheiten für immer begraben.
Aber das spielte heute keine Rolle. Sie hatten ein Ziel vor Augen. Der Club NAUTIQUE galt als das angesagteste High Society Etablissement Monacos. Tobias sprach schon seit Wochen von nichts anderem. Von den unglaublich hohen Champagnerpreisen, wunderschönen Frauen und unzähligen Sportwagen.
Nico drehte sich um und blickte auf das edle Gebäude, das den Club beherbergte. Er hatte noch nie so viele Ferraris auf einem Haufen gesehen. Und auch mit den Ladys hatte sein Freund nicht übertrieben. Er bezweifelte jedoch, dass die Armee der Türsteher sie hineinlassen würde. Obwohl sie sich chic gekleidet hatten. Andi trug ein weißes Hemd und darüber ein graues Jackett. Mit seinen kurzen, dunklen Haaren und dem männlichen Gesicht räumte ihm Nico durchaus Chancen ein, die Kontrolle zu überstehen. Er sah an sich hinab: Ein schwarzes Shirt sowie eine dunkelgraue Hose verdeckten seinen muskulösen Körper. Er hatte dunkelblonde, leicht gewellte Haare und würde sich selbst als gut aussehend bezeichnen. Vor allem die leuchtend blauen Augen faszinierten die Damenwelt. Dessen war sich Nico zweifellos bewusst.
Zu dritt, und ohne weibliche Begleitung, würden die Türen des Clubs für sie vermutlich trotzdem verschlossen bleiben. Dennoch war es einen Versuch wert.
Die drei Jungs überquerten die Straße, vorbei an den Edelkarossen. Dann reihten sie sich in die Schlange ein, die sich auf dem roten Teppich vor dem Eingang gebildet hatte.
Die beiden stämmigen Türsteher trugen einen schwarzen Smoking und schienen keinen Spaß zu verstehen. Die meisten Gäste wurden allerdings durchgewunken.
»Sieht gut aus«, sagte Tobias. »Die haben heute ihren großzügigen Tag.«
Nico schüttelte den Kopf. »Freu dich nicht zu früh.«
»Ich schmecke schon den Champagner.«
»Du willst tatsächlich 800 Euro für ein Glas bezahlen?« Andi grinste.
»Wer weiß? Vielleicht lädt mich ja jemand ein.«
»Dafür solltest du dir aber noch schnell zwei Brüste wachsen lassen.«
Sie lachten.
Dann kam der große Moment, als die Jungs vor den bulligen Mann traten. Er schüttelte seinen blank rasierten Kopf. »Ihr nicht! Abmarsch!«
Er drückte die drei Freunde an sich vorbei, weg vom Eingang. Sehnsüchtig blickte Tobias in das Champagnerparadies hinein. Die schönsten Frauen in kurzen Kleidern und High Heels stand an der Garderobe und legten ihre Guccimäntel ab.
»Dann halt nicht«, sagte Nico. »Schade!«
»Nicht so schnell!« Tobias gab nicht auf. »Wir umrunden das Gebäude. Vielleicht gibt es eine Hintertür.«
»In die wir einfach hineinspazieren? Glaubst du nicht, dass es bei soviel Luxus von Sicherheitspersonal nur so wimmelt?«
»Du bist ein richtiger Miesepeter. Kommt mit!«
Tobias lief voraus. Die anderen folgten ihm missmutig. Eine schmale Seitenstraße führte an dem Etablissement vorbei. Die Gasse war kaum beleuchtet, und unangenehmer Müllgeruch durchzog die warme Nachtluft.
Nach einigen Metern trafen sie tatsächlich auf eine rote Metalltür, die allerdings verschlossen war. Die Fenster daneben gehörten den Stimmen und Geräuschen zufolge den Toilettenräumen.
»Und jetzt?«, fragte Andi.
»Wir warten!«
»Wollen wir nicht lieber eine Bar ansteuern, die wir uns leisten können?«, schlug Nico vor.
»Nicht so ungeduldig«, beschwichtigte ihn Tobias.
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und ein schlankes Mädchen mit einem roten Paillettenkleid torkelte die Treppe herab, um sich direkt vor Nicos Füßen zu übergeben. Ihre Freundin wartete besorgt an der Hintertür. »Alles in Ordnung, Claire?« Und an Nico gerichtet rief sie: »Excusez-moi, Monsieur!«
»Kommt mit«, zischte Tobias.
Die drei Jungs stürmten die Stufen hinauf, vorbei an der blonden Frau, die ihnen keinerlei Beachtung schenkte. Als sie die Toilettenräume passiert hatten, erkannten sie einen Sicherheitsmann am Ende des Korridors. Nico erstarrte. »Scheiße. Wir müssen zurück.«
»Lasst euch nichts anmerken.« Tobias schritt selbstbewusst den Gang entlang. Die anderen folgten ihm. Und tatsächlich: Der Wachmann nahm keine Notiz von ihnen.
Schließlich standen sie im Herzen des Clubs und klatschten sich ab.
»Magnifique! Wir haben es geschafft.«
»Deine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt, Tobias.«
Nico blickte sich um. Das Innere des NAUTIQUE war einer Unterwasserwelt nachempfunden. Die Tanzfläche und Bars befanden sich unter einer Glaskuppel, die inmitten eines gigantischen Aquariums schwebte. Über ihnen schwammen unzählige Fische, darunter auch Haie, Rochen und Schwertfische. Scheinwerferlicht fiel durch das Wasser, brach sich darin und nahm die Farbe der Meerestiere auf. Die Glasflächen waren zudem mit Kristallen übersät, wodurch der gesamte Raum in ein bunt glitzerndes Licht getaucht wurde, das im Takt des heißen Elektrobeats pulsierte. Der DJ begeisterte sein Publikum aus einer verglasten Taucherglocke heraus, die auf etwas fünf Meter Höhe im Aquarium trieb.
Daneben schwebte ein rotes U-Boot mit einem runden, verspiegelten Panoramafenster durch die Wasserlandschaft. Soweit das Auge reichte, amüsierten sich schöne Frauen in kurzen Kleidern. Ein absolutes Überangebot für Männeraugen.
»Wow! Der Club ist wirklich der Hammer«, rief Nico gegen die dröhnenden Bässe. »Ich brauche erst mal einen Drink.«
»Vergiss es. Wir haben kein Armband.«
Jetzt fiel ihnen auf, dass alle Gäste eines trugen, mit dem sie ihre Getränke bezahlten. Die gigantischen Rechnungen wurden dann vermutlich am Ausgang beglichen. Mit Papas Kreditkarte.
»Egal, wir stürmen einfach die Tanzfläche!«
Tobias und Andi rannten los. Als Nico ihnen folgen wollte, legte sich plötzlich eine große Hand auf seine Schulter.
Er fuhr herum und sah in das grimmige Gesicht eines Türstehers.
»Komm mit!« Er ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er es ernst meinte.
Nico blickte seinen Freunden hinterher, die in der Menge verschwunden waren. Warum erwischte es ausgerechnet ihn?
Der Sicherheitsmann leitete ihn zielstrebig durch die Gruppen junger Menschen, bis sie an den Rand der Kuppel gelangten. Er hielt eine Schlüsselkarte gegen ein Lesegerät, woraufhin sich eine automatische Tür öffnete. Ein gläserner Tunnel führte mitten durch das Aquarium und verschwand in einem Felsen. Rechts über ihnen lag das rote U-Boot im Wasser. Als sie den Weg entlang schritten, konnte Nico die verschwommen wirkende Tanzfläche erkennen, auf der sich eine undifferenzierte Menschensuppe rhythmisch bewegte. Dann verschluckte ihn die Dunkelheit des künstlichen Gesteins. Eine Treppe leitete sie nach oben, bis sie eine runde Schiffsluke erreichten.
Der Sicherheitsmann hielt erneut seine Schlüsselkarte gegen den Scanner und drehte danach ein Rad in der Mitte der Tür. Anschließend klappte er die Luke zur Seite, und sie betraten das Unterseeboot.
Offensichtlich handelte es sich um die VIP-Area des NAUTIQUE. Ein riesiges Panoramafenster gewährte beste Sicht auf Tanzfläche und DJ, abgesehen von ein paar Fischen, die ab und an vorbeischwammen. Der luxuriöse Raum hätte einem Jules-Verne-Buch entsprungen sein können. Neben den U-Boot-typischen Elementen dominierten schwere, dunkelbraune Ledermöbel auf einem flauschigen, weinroten Teppich die Einrichtung. Nico schätzte, dass sich etwa 30 Personen im VIP-Bereich aufhielten, von denen es jede auf die Titelseite einer Modezeitschrift hätte schaffen können.
»Was mache ich hier?«, fragte er.
»Du wirst erwartet.«
»Was? Ich kenne niemanden.«
»Komm mit!« Das war keine Bitte.
Sie traten direkt vor das Panoramafenster, vor dem zwei Sessel standen. Dort saß eine atemberaubend hübsche Frau, die auf die Tanzfläche blickte und keine Notiz von ihm nahm. Ihr Gesicht strahlte eine übernatürliche Eleganz aus. Noch nie hatte Nico derart schöne Augen gesehen, die in einem intensiven Grün zu leuchten schienen. Die Form und Struktur der Iris war einfach perfekt. Ihre pechschwarzen, glatten Haare fielen wie Samt den schlanken Körper hinab bis auf ihre Hüften. In ihrem schwarzen, glitzernden Kleid, den Designerstilettos und ihrem schlichten Diamantschmuck wirkte sie wie ein Gesamtkunstwerk.
»Comtesse de Neuville? Ihr Besuch ist hier«, sagte der Türsteher höflich.
Sie reagierte nicht.
Nico hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Besuch? Wer war diese Frau?
Sie drehte sich langsam zu ihm um. Augenblicklich wurden seine Knie weich. Kein Mann konnte in diese Augen blicken, ohne schwach zu werden. Sie hypnotisierten und fesselten ihn, unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen.
»Guten Abend, Nico. Ich heiße Catherine de Neuville. Ich werde jedoch ausschließlich mit Comtesse angesprochen.«
Ihre Stimme klang angenehm tief, und sie sprach mit einem leichten, französischen Akzent. Und noch etwas schwang zwischen ihren Worten hindurch. Eine undefinierbare Strenge.
»Warum bin ich hier? Und woher kennen Sie mich?«
»Ich habe dich ausgewählt!«
Nico blickte sie erstaunt an. Ohne Zweifel kam sie aus einem anderen Universum als er. Weshalb interessierte sie sich gerade für ihn?
Er versuchte, ihr Alter zu schätzen, was angesichts des perfekten Körpers keine einfache Aufgabe darstellte. Sie strahlte die Eleganz und Lebenserfahrung einer Frau in den Vierzigern aus, während ihre makellose Haut und der straffe Körperbau eher auf Anfang 20 schließen ließen. Schließlich ordnete er sie doch in die Schublade ein, die mit Mitte 30 beschriftet war.
»Ausgewählt wofür?«
»Ich erwarte von dir, mit ‚Comtesse de Neuville‘ angesprochen zu werden.« Die scharfen Worte trafen Nico wie ein Peitschenschlag, sodass er zusammenzuckte.
»Äh, Entschuldigung, Comtesse de Neuville«, antwortete er eingeschüchtert.
»Viel besser. Und nun zu deiner Frage: Du gefällst mir. Ich lasse dich schon länger beobachten.«
Was wollte sie damit sagen? Hatte sie ihn beschattet? Nico traute sich aber nicht, nachzufragen.
In diesem Moment trat eine bildhübsche, junge Frau mit blonden Haaren in einer Dienstmädchenuniform vor sie. Das Kleid bedeckte kaum ihren Hintern, und die schmalen Absätze ihrer schwarzen Pumps hoben sie in schwindelerregende Höhen. Sie hielt ein silbernes Tablett mit zwei Kristallgläsern in den Händen. Wortlos überreichte sie ihnen die Getränke.
Als er anstoßen wollte, blickte sie ihn missbilligend an. Dann drehte sie sich zur Tanzfläche. Nico erhob verwundert sein Glas und nippte daran. Champagner. Er schmeckte fantastisch.
»Der ist wirklich gut.«
»Dom Pérignon, 1995er-Jahrgang.«
»Schmecken oder wissen Sie das?«
»Ich weiß es. Ich trinke nur meinen eigenen Champagner, serviert von meinem Gefolge.«
Nico zog die Augenbrauen hoch. Die süße Bedienung gehörte also zu ihrem Personal.
»Schreib deinen Freunden eine Nachricht, dass du heute Abend nicht mehr zurückkommst.«
»Was? Warum soll ich ...?«
»Ich langweile mich hier«, unterbrach sie ihn. »Wir werden die Location wechseln.«
»Äh, ja. Mach ich.«
Er schrieb die SMS.
- Habe eine Frau abgeschleppt. Wartet nicht auf mich. N.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
- Das ging ja schnell. Denk dran, in Frankreich lässt man es sich französisch machen. :-)
Die Comtesse war bereits aufgestanden, und Nico bewunderte ihren schlanken Körper. Sie war eine absolute Traumfrau.
Zwei massive Kerle – vermutlich ihre Bodyguards – traten auf sie zu. »Folgen Sie uns, Comtesse.«
Mit einem aufrechten und anmutigen Gang schritt sie durch den VIP-Bereich und die Treppe hinab. Nico fühlte sich überfordert, folgte ihr aber. Sie gelangten in eine Art Garage, in der auf einem roten Teppich eine Limousine auf sie wartete.
Nico ließ sich neben der Comtesse in das hellbraune Leder fallen. Das Dienstmädchen reichte ihnen ein weiteres Glas Champagner und schloss die Türen.
Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr am Haupteingang vorbei. Dann kurvten sie die Gassen von Monte Carlo hinab.
»Wohin fahren wir?«, erkundigte sich Nico.
»Frag nicht so viel! Das werde ich dir abgewöhnen müssen.«
»Ich mag keine Überraschungen.«
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen, blitzenden Augen an. Ihre unterschwellige Wut traf Nico wie eine Ohrfeige, und er schluckte schwer.
Er gab es auf und suchte nach einem neuen Gesprächsthema.
»Warum sprechen Sie so gut Deutsch, Comtesse?«
»Ich beherrsche 13 Sprachen fließend.«
Nico war beeindruckt. Bei ihm reichte es gerade mal für zwei Fremdsprachen.
»Wow.«
»Wir sind angekommen.«
Sie fuhren in den Hafenbereich ein und stoppten vor einer imposanten Jacht. Mit offenem Mund stieg Nico aus und folgte der Comtesse die Treppe hinauf auf das riesige Schiff. Dabei erhaschte er einen Blick auf ihren festen Hintern, der sich unter dem knappen Kleid rhythmisch bewegte. Was für eine Frau!
Auf dem Deck erwarten sie zwei Dienstmädchen, beide in dem gleichen, kurzen Outfit, wie die Bedienung im NAUTIQUE. Sie hielten weitere Champagnergläser für sie bereit. Ein Mann in Kapitänsuniform stieß zu ihnen. »Comtesse, können wir ablegen?«
»Ja«, antwortete sie knapp. Dann stieg sie eine Treppe auf das Oberdeck hinauf, während sich Nico an ihren hübschen Hintern hängte.
Eine großzügige Holzterrasse mündete übergangslos in einen luxuriösen Salon, und der beleuchtete Whirlpool ließ sein Herz höher schlagen. Daneben standen gemütliche, cremefarbene Loungemöbel. Großes Tennis!
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 10.06.2017
ISBN: 978-3-7438-1813-2
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