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Am Ende eines Jahres, wenn die Nächte kalt sind und die Atmosphäre einen klaren Blick auf den Mond zulässt, kann man sie sehen, die kleinen Lichtstrahlen, die von der Erde in ihrer Erscheinung als hauchdünne Lichtfäden zur Mondoberfläche wandern.
Sie fallen auf, denn im Gegensatz zu Sternschnuppen fliegen sie in umgekehrter Richtung, - von der Erde hinauf zum Mond.
Den wenigsten Menschen fällt dies überhaupt noch auf, und doch sollte es einem jeden bekannt sein. Denn so abenteuerlich es klingen mag, schon jeder von uns war einmal auf dem Mond!

Zehn Monate dauert das Wunder des Lebens, von der Verschmelzung bis hin zum ersten Atemzug.
Was niemand weiß, - in unserem ersten Schrei befindet sich das Lebenslicht, welches einmal erklungen, seinen direkten Weg in Richtung Mond antritt, - ob Tag oder Nacht.
Stets beginnt mit diesem kleinen Wunder auch eine kleine große Reise.

Während wir im Mutterleib heran wachsen, geschieht im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter etwas Phantastisches. Zwischen all den großen Asteroiden, die unsere kleine Erde beschützen, wie ein Schild im Kosmos, befinden sich kleinere unscheinbare Meteroiten, die jeder für sich ein kleines Kästchen aus Stein verbergen.
Der Kosmos selbst sorgt stets dafür, dass immer ausreichend Kästchen aus Stein vorhanden sind. Denn mal benötigt der Mond mehr, und mal weniger dieser kleinen Schatullen.

Wenn sich zwei Menschen lieben, und in Folge dessen einen neuen Menschen aussäen, dann erhält einer dieser kleinen Meteoriten einen Schubs. Meist sind es die großen Asteroiden, die die Kleinen auf ihre Reise bringen. Würde es einem Menschen gelingen, sich auf einem dieser Asteroiden zu setzen, dann würde er etwas Phantastisches hören.
Ein Klingen: … Das Lied der Steine.

Denn da laufend Meteoriten zur Erde geschickt werden, ertönt seit langer Zeit ununterbrochen dort oben eine Melodie, wie sie schöner nicht sein kann. Die Melodie des Lebens, - und das unter all diesen kalten Steinen. Man sagt, wenn man in einer kalten Winternacht unter einem freien Sternenhimmel steht, weit draußen in der Natur wo unsere eigenen Geräuche nicht stören, dann kann man dieses Lied hören. Ganz leise und zart, wie ein kosmisches Glockenspiel.

Wenn der Schubs des großen Asteroiden erfolgt ist, beginnt die Reise des kleinen Meteoriten.
Habt ihr euch schon einmal gefragt, woher all die Krater auf dem Mond stammen? Viele sind gar so alt, das die Zeit sie schon verwischt hat.
Es sind die kleinen Meteoriten, die nach ihrer Ankunft auf die Oberfläche des Mondes fallen und sich dann gen Erde ausrichten. Und zwar so, dass … würde ein gezielter Tropfen genau von der Erde auf den Mond fallen, dieser genau in so einer Schatulle landen würde. Auch das Magnetfeld der Erde dient nicht nur unserem Schutz. Nein, es bildet auch die Magnetspuren für die Lebenslichter aus, die nachts hierher ihren Weg antreten.

Einmal auf dem Mond angekommen, richtet sich dieser kleine Meterorit mit seinem Schatullendeckel Richtung Erde aus. Was hier so schnell erzählt ist, geschieht in einen großen Teil dieser 10 Monate.
Aber es gibt auch Fälle, da müssen diese Kisten schneller Reisen. Wenn ein neues Leben zu früh auf dieser Welt erscheint. Denn jeder Mensch braucht für seine Seele diese Herberge.
So ist es dann wichtig, dass diese kleinen Kisten auf einem ganz speziellen und schnellen Weg zum Mond gelangen.

Aber was geschieht mit diesen Herbergen, wenn sie angekommen sind? Was meint ihr denn, wo ihr euch denn nachts befindet? In euerem Bett?
Nein - denn was wollt ihr da? Dort befindet sich nur euer Wirt!

Wenn abends oder manchmal auch tagsüber die erste Müdigkeit im Vorfeld des nächsten Schlafes in euren Körper und Geist eindringt, dann ist es nichts weiter als dass die Kisten auf dem Mond beginnen das alte Wiegenlied der Steine anzustimmen. Es erinnert die Seelen an ihren Ursprung und das Stadium des kosmischen Gleichgewichtes. Denn da alles zwei Seiten hat, um stets einen Zustand der Balance zu erreichen, erklärt dies, weshalb es ein Pendant zum Wachsein geben muss. Wir würden unsere eigenen Seelen in einen einseitig tiefen und dunkeln Abgrund stoßen, würden wir auf unseren Schlaf verzichten.

Somit sendet mindestens einmal am Tag die Kiste auf dem Mond das uralte Lied der Steine, des Ursprungs aus, zur Erde. So legt diese Kiste darin eine Spur aus, damit die Seele in unserem Schlaf zurück findet.
Nur über diesen Weg gelangt unsere Seele, während wir im Stadium des Schlafes ruhen, in Kontakt mit dem Kosmos – dem Ursprung. Das Gleichgewicht und die Ruhe des Alls wird wieder hergestellt. Wir erholen uns.

Es ist ein ganz besonderes Licht der Sonne, stets im sichtbaren Licht komplett verborgen, welches auch keinen Halt vor Wänden, Metall und Sonstigem macht. Es durchdringt alles! In diesem Licht liegt das Signal und die Spur für die Seelen verborgen, welches es möglich macht, den Weg zurück in unser Bewusstsein zu folgen, damit wir wieder erwachen können. Aber auch das was wir den Überlebensinstinkt nennen, kann über einen ganz besonderen kosmischen Alarmweg die Seele schlagartig in unseren Körper zurück schießen, um in der Not eine sichere Reaktion und Wachheit zu gewährleisten. Der Kosmos hat irgendwie an alles gedacht…, denn was gäbe es Schlimmeres, als wenn eine Seele nicht mehr zu ihrer Kiste oder ihrem Wirt zurückfinden würde.
So geht es tagein und tagaus.

Aber dieses System kann auch empfindlich gestört werden. Sei es durch eine Bewusstlosigkeit oder ein tiefes Koma. Fallen wir in das Stadium einer Bewusstslosigkeit, dann erleben wir den Seelenschock. Ein äußerer oder innerer Einfluss lässt die Seele aus dem Körper herausschießen, um in einer Art Notfallprozedur schnellstens zur Kiste zurück zu gelangen. Diese außergewöhnliche Trennung von Seele und Wirt verursacht einen spontanen Wegbruch des Bewusstseins.

Schlimmer ist nur das Koma. Keiner weiß so richtig wie es dazu kommt. Ist eine Seele auf dem Weg zu ihrer Kiste auf dem Mond oder zurück zu ihrem Wirt und gerät sie dabei vom Weg ab, in dem während der Reise Mond-Wirt das Lied der Steine plötzlich verstummt, dann kann sie sehr leicht vom Weg abkommen und ihren Rückweg nicht mehr fortsetzen.
Wie weit so eine Seele vom Weg abkommt, das gibt Auskunft über die Tiefe des Komas.
Es gibt Menschen, da war die Seele solange fort, dass die Kisten einem uralten Programm zufolge irgendwann selbständig damit begannen, ihre Reise in den Asteroidengürtel anzutreten. Denn sollte die Seele den Weg zur Kiste auf den Mond verpassen, so findet sie doch stets zurück in den Asteroidengürtel, wo die laufende Geburt neuer Kisten einen permanenten Klang in alle Richtungen des Alls aussendet. Spätestens hier werden sie sich dann wieder treffen, was aber dann die Aufgabe des Wirtes zur Folge hat. Dann muss ein komplett neuer Zyklus beginnen.

Erlischt unser Lebenslicht, wann auch immer, dann tritt unsere Seele ihre letzte Reise zurück zur Kiste auf dem Mond an. Es ist kein einfacher Gang, denn Seele und Wirt wissen, dass sie eins sind. Und doch kommt für jeden einmal diese letzte Reise.
Ist die Seele auf dem Mond angekommen, sinkt sie sanft in ihre Kiste zurück. Lautlos schließt sich der Deckel und die Kiste beginnt sich erneut Richtung Asteroidengürtel auszurichten. Immer dann, wenn der Mond mit der Phase des Neumondes in unserem Erdschatten eintritt, setzt ein zittriger Impuls auf der Mondoberfläche die Kisten frei und deren Rückflug beginnt.

Sanft sinken sie durch das All zurück zu ihrem Ursprung. Ein letztes Mal passieren sie dabei den steinernen Gürtel zwischen Mars und Jupiter, um dann den Bereich unseres Ursprung zu verlassen. Eine letzte Richtungskorrektur gilt dem Zentrum unserer Milchstraße. Denn das, was wir dort für ein großes Schwarzes Loch halten, ist in Wirklichkeit der Übergang zu dem Ort, wo alles begann. Wir tauchen nach einer sehr langen Reise erneut ein, in den uralten kosmischen Kreislauf.

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Tag der Veröffentlichung: 18.11.2010

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