Cover

1




Gestresst lief ich durch den Supermarkt. Hier mussten doch irgendwo die Tampons sein. Wie eine Furie stapfte ich ganz damenhaft-lach- durch den Laden, sodass selbst die alte Dame, die ich in Eile überholt hatte, mich kopfschüttelnd musterte. Tja, hätt ich heute nicht sowieso schon einen Scheißtag gehabt, dann hätte ich mich womöglich sehr über das alles aufgeregt. Doch wo waren denn jetzt die verflixten Tampons? War ich etwa schon wieder in die falsche Abteilung gelaufen? Wer hatte nur diese riesigen Superläden erfunden? –der musste ja wohl ein eingebautes Navi haben. Ich jedenfalls hatte keines, soviel stand schon mal fest!- Wenn ich nicht gleich das Regal mit den Tampons finden würde, dann würde ein roter Fleck meine weiße Hose zieren. Mist, Mist und nochmals Mist! Noch einmal links und… ja wurde ja auch mal zeit! Die Tampons und Binden. Super!
Erfreulich schaute ich mich um. Wo war meine verdammte Marke? -Da. Und die Größe? -Nicht da. Waaaaas? Das konnte doch jetzt wohl mal nicht wahr sein! Innerlich fluchte ich leise.
Egal. Nimm halt irgendwelche, dachte ich mir und schnappte mir die nächstbesten, bevor es noch wortwörtlich in die Hose ging. So machte ich mich mit meiner Errungenschaft auf zur Kasse, die sich zu meinem Entsetzen am anderen Ende des Ladens befand.
Dort angekommen, bemerkte ich erst die lange Schlange. Och nö, heut war irgendwie mal wieder einer dieser Tage. Nicht nur, dass sich die rote Tante bemerkbar machte, nein, dann noch das. Wütend ging ich an allen Leuten vorbei zur Kassiererin.
„Öffnen Sie bitte noch eine Kasse. Hier ist zu viel los und ich hab es verdammt eilig!“, brachte ich gereizt von mir und anhand meines Gesichtes sah sie wohl, dass es besser war mich nicht noch zu reizen, sodass sie kurzerhand eine ihre Kolleginnen durch die Sprechanlage rief. Nach einigen endlosen Minuten- eigentlich war es nur eine Halbe, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor- öffnete eine neue Kasse und ich konnte meine Tampons bezahlen.
„3,45 bitte.“
Schreck lass nach, du bist umzingelt! Ich hatte meine Brieftasche vergessen. Bitte gib mir eine Schaufel, bat ich Gott, sodass ich mir mein Grab schaufeln kann. Erst stress ich hier rum und dann vergesse ich auch noch meine Brieftasche. Super, Alexis! Echt super! Die pure Schlauheit in Person. Nicht, dass ich strohdoof war, denn immerhin studierte ich im letzten Semester Architektur und meine Examensprüfungen waren bereits im vollen Gange. Dennoch Alex, wie holst du dich jetzt da raus, hm?, dachte ich mir missmutig.
„Ähm, ja also… ist mir ja beinahe peinlich…. Ich also…“
„Zahlen Sie endlich Miss, wir haben es auch ein wenig eilig!“, bat die alte Dame, die ich vorhin überholt hatte, augenverdrehend. Super nicht nur, dass die alte Schreckschraube meine Gangart nicht mochte, jetzt wollte mir die lahme Ente auch noch sagen, dass gerade sie es eilig hatte. Demütigung lass nach! Ich wurde augenblicklich rot im Gesicht. Vielleicht noch aus Scham, vielleicht aber auch aus Wut. Wie ich doch alte Menschen manchmal hasste, besonders, wenn sie so super intelligente Sprüche auf Lager hatten oder wie Sonntagsfahrer durch die Straßen schlichen.
„Ah Schatz, da bist du ja. Hast du deine Tampons bekommen. Komm lass mich mal eben schnell zahlen, damit sich niemand mehr aufregen muss. Das gehört bitte auch noch dazu.“
Ein mir völlig fremder Mann war gerade dabei meinen süßen Hintern zu retten und das Gesicht der Kassiererin sah entsetzt hinter mich, sodass ich mich umdrehte zu meinem Retter in der Not.
Beinahe hätte ich selbst meine Fassung verloren. Sogar die alte Dame hinter mir musterte mich komisch und starrte dann den sexy Mann hinter mir an. Seine grünen Augen musterten mich, und funkelten dann die um Fassung ringende Kassiererin an.
„Entschuldigen Sie bitte, aber wir haben es eilig!“
„Ja, könnten Sie sich wohl bitte ein wenig beeilen!“, brachte ich nun die Sprache wieder gefunden, hervor, starrte den Mann hinter mir jedoch immer noch ein wenig an.
„6,89 wären das dann bitte.“
„Bitte sehr.“
„Auf Wiedersehen!“, endete die Kassiererin freundlich.
„Tschüss.“, entgegnete ich noch störrisch, während mich der Fremde hinter sich her zog.
„Ich also…“, setzte ich an, als wir vorm Supermarkt standen.
„War mir ein Vergnügen einer Dame in Not zu retten! Besonders eine solch schöne!“, brachte er hervor. Schleimer!, dachte ich mir. Jedoch einer, der super sexy ist und mir den Hintern gerettet hat, also lassen wir die erste Tatsache beiseite.
„Darf ich deinen Namen erfahren, immerhin waren wir schon beim Schatz?! Ich bin Alexis. Außerdem möchte ich wissen, bei wem ich mich zu bedanken habe!“, stellte ich klar. Denn eigentlich hasste ich solche billigen Anmachen.
„Darian. Angenehm. Wie schon gesagt, war mir eine Ehre dich zu retten! Schönen Tag noch!“, sagte er, drückte mir die Tamponschachtel in die Hand und ging.
„Danke! Das hätten Sie nicht tun brauchen.“, rief ich dem Mann mit den grünen Augen und den braunen Haaren noch hinterher. War ja doch keine Anmache. Was für ein Glück-für IHN!
Okay, dennoch war das definitiv peinlich. SEHR peinlich!
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zu meinem Aushilfsjob im Diner.
Da ich ein wenig spät dran war, was bei mir eigentlich nie vorkam, beeilte ich mich ins Diner zu kommen, schlüpfte schnell in meine beinah lächerliche Uniform, stattete dem WC einen Besuch ab und war gerade dabei mir meine Hände zu waschen, als Zoe an der Tür klopfte.
„Hey Alex, du solltest dich beeilen. Roger ist schon auf hundertachtzig!“
„Bin dabei, danke Zoe!“, entgegnete ich, öffnete die Tür und umarmte meine Kollegin. Zusammen betraten wir den Gastbereich und als ich die Miene meines Vorgesetzten Roger sah, wäre ich am liebsten direkt wieder gegangen, doch ich benötigte das Geld, um mir irgendwie mein Studium bzw. meine Wohnung finanzieren zu können. Wenn Blicke töten könnten, dachte ich mir noch, als Roger sich auf mich zu bewegte.
„Hallo Roger, tut mir echt Leid…“, begann ich, wurde jedoch direkt von ihm unterbrochen, als dieser mir zur Antwort einen Block, Portemonnaie und Menükarten in die Hände pfefferte. Dir auch einen schönen Tag, dachte ich mir sarkastisch. Jeder andere Mitarbeiter war bereits öfter zu spät gekommen. Bei mir war es das erste Mal und er regte sich so auf? Was hatte der denn bitteschön für Probleme? Zu wenig Sex? Hatte er bei seinem Aussehen überhaupt welchen? –Egal. Das könnte der springende Punkt wohl sein! Zudem ist er auch nicht der Hellste, aber dennoch ist er hier Filialleiter oder so, rief ich mich zur Besinnung. Ich war die Einzige hier, die studierte. Sich ein besseres Leben erhoffte, als in einem Diner zu arbeiten. Zudem war ich noch verdammt jung und beinahe ausstudiert. Mit fünfzehn hatte ich begonnen zu studieren und jetzt mit meinen neunzehn Jahren, war ich fast fertig. Nur noch die Diplomarbeit und dann war ich durch. Alle anderen hier waren entweder Schulabbrecher oder Ausreißer von zu Hause.
Egal. Einfach nicht beachten. So wandte ich mich lächelnd meinen neuen Kunden zu, die mir als Dankeschön ein ordentliches Trinkgeld daließen. Als meine Schicht endlich zu Ende war, ging ich in die Privaträume, in denen wir uns umziehen konnten und entledigte mich meiner Uniform. Bah, wer hatte sich denn nur diese geschmacklose Farbwahl genehmigt? Lila mit orange und dann auch noch türkis. Also bitte anstatt aquamarine, ähnelte das eher einem verwaschenen Blau. Was für eine Wahl.
„Was machst du heute Abend noch Alex?“, holte mich Zoe zurück in die Realität.
„Ich werde wohl mit Lernen beschäftigt sein, denn immerhin hab ich in zwei Tagen meine Diplomarbeit.“
„Schade, also hast du keine Zeit, um mit mir heute Abend feiern zu gehen?“
In Gedanken lachte ich gerade. Weder ich noch Zoe waren volljährig und sie dachte immerzu nur an Party. Ich schüttelte gelassen den Kopf.
„Tut mir leid. Ein andermal vielleicht?“
„Das sagst du immer!“, entgegnete sie mir geknickt. Tja, Uni geht nun mal vor, dachte ich mir, bekam jedoch ein schlechtes Gewissen, während mich Zoe mit einem Hundeblick ansah. Böse Zoe! Oh man, dass mich so ein Blick auch immer aus der Bahn werfen musste.
„Also gut ich komme mit!“
„Supi!“
Schneller als Zoe sonst war, hatte sie sich umgezogen, geschminkt und ging zu Roger um sich zu verabschieden. Ich tat es ihr gleich.
„Bye Roger! Bis Morgen!“, verabschiedete ich mich.
„Warte mal Alexis! Ich muss mit Ihnen reden…“
Ach du meine Güte, seit wann war der denn auf diesem Siezen-Trip? Ich verdrehte genervt die Augen, blieb jedoch vorerst wo ich war.
„Entschuldigen Sie, aber ich dulde niemanden, der zu spät kommt! Ich hatte Sie bereits einige Male verwarnt, wissen Sie noch, die falsche Bestellung und das Zusammenstauchen eines Gastes? Das hier ist das dritte Mal, das was mit ihnen zu tun hat. Es tut mir ehrlich leid, aber sie sind gefeuert!“
Entgeistert starrte ich ihn an. Er hatte tatsächlich ein Problem mit mir! Meine Wut kochte in mir hoch, sodass ich ganz rot wurde. Immerhin war ich nur noch für zwei Tage angestellt.
„Sag mal hast du sie noch alle? Was kann ich dafür, wenn du sexuell nicht ausgelastet und ein Hohlpfosten bist? Genau. Nichts! Weißt du… nein wissen Sie was Roger… Ich kündige. In zwei Tagen bin ich anerkannte Architektin und hätte meine letzte Schicht angetreten! Ein schönes Leben noch als Dinerleiter!“, schrie ich beinahe und stampfte wutentbrannt aus seinem Diner. Zoe im Schlepptau, die mich komisch musterte.
„Ich brauche einen Drink! Lass uns ins ‚Toxic‘ gehen. Ich kenne einen der Türsteher!“
„Gut... Ähm, muss ich wissen, was das da gerade war?“
„Nein Zoe, musst du nicht. Lass uns einfach ein wenig Spaß haben heute Abend!“

Gemeinsam betraten wir das ‚Toxic‘. Selbstverständlich hatte mein Kumpel Sam uns rein gelassen. Ich hatte ihm während des Studiums kennengelernt und ihm damals vor seinem Diplom geholfen.
Eine Hand wäscht die andere! Zoe steuerte auf die Theke zu und bestellte uns ein Bier. Ich liebte Bier. Es gab nichts Besseres, als Bier! Biersteak, Bierpanade, Hefeweizen… Mmmh!
Genüsslich nippte ich an meinem extra importierten Hefeweizen und schaute mich ein wenig um. Leider war mir irgendwie doch nicht so nach Party zumute. Man, dass ich aber auch immer so launisch sein musste, wenn ich die rote Tante zu Besuch hatte. Schließlich verabschiedete ich mich nachdem ich mein Bier geleert hatte von Zoe und schlug den Weg nach Hause an. Ich wohnte nahe dem Campus, also war es nicht so weit entfernt. Die kühle Nachtluft genoss ich richtig und entschied mich den Weg zu Fuß nach Hause zu gehen, was wohl mein fatalster Fehler werden sollte.

Ich schlenderte gemütlich die Straßen entlang, als ich Aktivitäten in einer Nebengasse bemerkte. Vorsichtig wollte ich nach dem Rechten schauen, doch das hätte ich wohl lieber lassen sollen, denn das was ich sah, sollte mich ab jetzt jede Nacht aus meinem Bett schrecken lassen.
Eine junge Frau stand an die Wand gepresst da und musterte ihr Gegenüber ängstlich. So leise wie es mir nur möglich war, schlich ich an die Szenerie heran. Vielleicht könnte ich ja helfen… wobei, war ich denn bitteschön lebensmüde? Aber die Frau brauchte wirklich Hilfe! Ich rang mit mir, hatte drei Optionen. Erstens konnte ich gehen und so tun als ob nichts geschehen war, zweitens könnte ich einfach aus meinem Versteck hervorkommen und der Frau helfen, oder drittens hierbleiben und hoffen, dass sie mich nicht entdecken und der Frau nichts passiert. Ja Alex, du hast die Qual der Wahl, sagte meine innere Stimme, wie es Susi vom Herzblatt immer getan hatte, als ich noch in Deutschland gelebt hatte. Tja, meine Entscheidung wurde mir mit einem Satz genommen, sodass ich nur noch ein Gespräch mitbekam und geschockt dreinschaute, völlig gelähmt in der Ecke hinter Mülltonnen hockte in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden:
„W-wer bist du?“, wisperte das Mädchen und der Mann begann zu lachen. Das Alles wäre wahrscheinlich auch verdammt sexy gewesen, wenn man nicht so eine Heidenangst gehabt hätte.
„Das fragen immer alle, wie töricht, doch ich werde es dir sagen, du wirst eh nicht lange genug am Leben sein, um es herumzuerzählen. Mein Name ist Darian, Tanya!“, brachte er rau und etwas belustigt heraus. Also lustig war die Situation alle Mal nicht! Dann geschah alles ganz schnell. Der Mann, der anscheinend Darian hieß brach der Frau das Genick, sodass ihr lebloser Körper zu Boden fiel. Ein hämisches Lachen kam aus der Kehle des Mannes. Warum hatte er die Frau getötet? Was hatte sie nur getan, so zu sterben? In einer stinkenden Nebengasse? Als sich besagter Mann umsah und ich schon dachte, dass er mich entdeckt hatte, erkannte ich ihn. Wie ein Schock durchfuhr es mich …der Ich-rette-dich-Tampon-Mann von heute Nachmittag. Scheiße, hätte ich gewusst, dass er ein Psychopath war, dann hätte ich die Cops gerufen. Meine Alarmglocken klingelten und machten mir bewusst, dass ich so schnell wie nur irgend möglich verschwinden und dann die Cops rufen sollte.
Noch einen Blick wagte ich zur Leiche und sah…
Nichts und Niemanden. Weder der Psychopath noch die Leiche der Frau waren noch da. So ein Mist! Dennoch beschloss ich die Cops anzurufen. Egal, ob es Beweise gab oder nicht, ich hatte es gesehen! Ich hatte mit angesehen, wie eine unschuldige Frau starb. So schnell ich konnte, rappelte ich mich auf und rannte aus der Seitengasse in Richtung öffentliches Telefon. Schneller als man ‚Hilfe-ich-hab-einen-Mord-gesehen‘ sagen konnte, hatte ich 911 gewählt und berichtete, was sich hier zugetragen hatte. Binnen zwanzig Minuten war hier die Hölle los und die Polizeibeamten fanden den leblosen Körper in einer Mülltonne, wie ich später in den Nachrichten erfuhr. Natürlich hatte ich mich feinsäuberlich aus dem Stab gemacht, damit falls der Mörder doch noch anwesend sein sollte, ich keine Todesängste ausstehen musste, jedoch hatte ich der Polizei versprochen gleich Morgen auf der Wache zu erscheinen und ihnen eine Zeugenaussage zu machen.

Ich stand schon seit einer Ewigkeit unter meiner Dusche. Eigentlich war mir auch egal geworden, dass das Wasser bereits seit einigen Minuten kalt aus der Duschbrause kam. Ich wollte doch nur alles, was ich gesehen hatte, wegspülen. Doch die Bilder spukten immer und immer wieder in meinem Kopf herum. Was wäre gewesen, wenn ich die Frau aus der Gasse gewesen wäre? Was wäre, wenn ich jetzt tot wäre? Ich bin doch noch viel zu jung, um zu sterben. Hallo, ich bin gerade einmal zwanzig Jahre alt! Würde ich in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden? Dürfte ich meine Mutter nie wieder sehen? Oh Schreck, dürfte ich meine Stiefschwester niemals kennenlernen? Ich wollte sie doch aufsuchen und mich vorstellen. Jetzt hatte ich schon einmal den Mut zusammengenommen und wollte sie aufsuchen und dann geschah sowas. Es sollte wohl nicht sein Alex, redete ich mir ein. War ich jetzt die Gestörte? …Ich lebte noch, war Augenzeugin geworden, lebte jedoch noch. Niemals wollte ich mein Leben ändern! Niemals! Die Polizei konnte mich mal kreuzweise. Da ich lieber zurzeit anonym bleiben wollte und sie somit keinerlei Angaben von mir hatten, konnte ich es auch einfach lassen zur Wache zu gehen, um meine Zeugenaussage zu wiederholen. Ich würde es wohl mit der Zeit vergessen. Ja, genau das war mein Plan. Ich würde es wohl vergessen!


2



Einige viele Wochen später…

Tja, leider hatte ich doch keine Wahl gehabt und ließ mich bei der Polizei blicken, um meine offizielle Zeugenaussage zu machen. Eigentlich hatte ich eher gehofft, dass sie mir psychiatrische Hilfe anboten, denn die Albträume, die mich jeden Abend schweißgebadet aus dem Schlaf fuhren ließen, waren alles andere, als beruhigend. Auch die ständige Paraneuer verfolgt zu werden und dass man in meine Wohnung einbrechen könnte, brachte mich in den Wahnsinn. So bekam ich direkt nach der Aussage einen Psychiater zugewiesen. Auch die Uni konnte ich noch mithilfe des Psychiaters wie geplant beenden und den Job bei den Blackbow Architekturbrüdern beginnen. Ja, zu meinem Glück musste ich weder meine Identität noch meinen Wohnsitz ändern.

Erschöpft lief ich in meinem Arbeitszimmer hin und her. Einer der größten Aufträge hatte ich an Land ziehen können. Eine sehr reiche Familie, hatte mir aufgetragen ein neues Heim zu entwerfen. Ein Heim mit einem riesigen Kellergewölbe und einer exklusiven Lage an einem kleinen privaten See und an einen Wald angrenzend. Mein Auftragsgeber schien mit meiner Arbeit sehr zufrieden zu sein, nachdem ich es ihm gefaxt hatte. Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen meinen Auftragsgeber persönlich kennenzulernen, doch seine Stimme raubte mir jedes Mal den Atem und ich hatte es schwer mich am Telefon zu konzentrieren.
„Alex, hast du schon die Pläne zu Mr. McFallen gefaxt?“, fragte mich mein Chef neugierig.
„Ja, habe ich Dwight.“, entgegnete ich knapp.
„Und wie fand er es?“
„Keine Ahnung er wollte sich noch melden. Vielleicht kommt er dann ja mal persönlich hier vorbei, denn ich hab das Modell auch bereits fertig. Wir werden sehen.“
„Sag mal Alex, würdest du mir die Ehre erweisen und morgen mit mir auf den Architektenball gehen? Immerhin bist du Diejenige, die den großen Auftrag an Land gezogen hat! Was hältst du davon?“
„Hmm, ich weiß nicht. Ist Lennard auch dabei?“, entgegnete ich ihm.
„Nein, er ist wegen eines Auftrags in China. Also was ist jetzt kommst du morgen Abend mit?! Bitte! Ich würde mich sehr freuen!“
„Okay. Ich bin dabei. Immerhin müssen wir ja unsere Firma repräsentieren!“, bestätigte ich und sah, wie seine Augen strahlten.
„Soll ich dich morgen Abend abholen?“
„Nein, brauchst du nicht. Wir treffen uns hier!? Ich muss los, bin noch verabredet. Schönen Feierabend!“
Schnellen Schrittes ging ich in Richtung des Restaurants in welches ich meine Mutter eingeladen hatte. Wahrscheinlich wartete sie bereits auf mich. Sie war noch überpünktlicher als ich.
„Guten Abend Miss. Haben Sie reserviert?“, fragte mich der Portier des ‚Bon Chance‘.
„Selbstverständlich! Auf den Namen Brandon-Parker.“
„Ah, wenn Sie mir bitte folgen würden!“, sagte er piepsfreundlich. Oh man, wie konnte man nur die ganze Zeit so überfreundlich zu all den Gästen sein? Wie ich doch dieses ganze aufgetakelte hasste. Etikette, tseee, aber Mom stand auf sowas. Außerdem zeige es meiner Mutter, dass ich es zu etwas gebracht hatte. Genug Geld verdiente, um mir sowas zu leisten. Sie war eine oberflächliche Frau, das war wohl auch der Grund gewesen, warum sich mein Vater von ihr getrennt hatte und zurück nach Deutschland gegangen war, mit mir. Bis er vor vier Jahren starb, verbrachte ich mein Leben in Deutschland und kannte folglich meine Mutter nicht sonderlich gut. Zu meinem Glück durfte ich noch mein Abi in Deutschland auf meinem Internat machen. Mit sechzehn, beinahe siebzehn kam ich dann nach San Francisco und begann Architektur zu studieren. Von dort an lebte ich jedoch eigenständig und alleine. Mein Vater hatte darauf in seinem Testament beharrt, dass ich selbst entscheiden konnte wo und wie ich leben möchte. Ich liebte ihn für diese Entscheidung, da mir meine Mom irgendwie komisch vorkam. Sie hatte mir meine Stief-, beziehungsweise Adoptivschwester, vorenthalten, sodass ich sie leider nie kennenlernen durfte. Als ich es herausfand, wollte ich sie sofort aufsuchen und kennenlernen, doch Mom stellte sie als die Versagerin der Familie dar und schlug sie zudem wohl auch noch mit ihrer abweisenden Art in die Flucht.
„Mom, guten Abend. Es ist schön dich zu sehen!“, begrüßte ich sie.
„Meine Tochter, sieh dich nur an. Du bist wundervoll. Wie schön, dass du dich auch noch mal bei mir gemeldet hast. Sag mal wie geht es dir?“, entgegnete sie mir. Wie ich diese überschwängliche Art doch hasste. Mein Vater war nie so gewesen. Er kannte mich, im Gegensatz zu meiner Mutter. Tja, man kann halt nicht alles haben.
„Ähm Mom, ich wollte dich eigentlich nur treffen, um zu erfahren, wo ich Kate finde. Ich will sie endlich mal kennlernen. Immerhin bin ich bereits einundzwanzig…“, begann ich.
„Nein, sie ist eine Versagerin, die sich Lügen ausdenkt, damit sie mich zurückgewinnt. Nicht ich habe sie von zu Hause verbannt, sondern sie ist weggerannt, nachdem sie erfahren hatte, dass ich sie adoptiert hatte. Außerdem weiß sie nichts von dir. Sie denkt, dass sie mein einziges Kind ist. Ich möchte nicht, dass du sie triffst!“
„Mom, das ist immer noch meine Entscheidung und warum sollte sie dir Lügen auftischen, hä?“
„Sie hat behauptet in einem der reichsten Teile der Stadt zu wohnen. Tseee, als ob das auch nur ansatzweise stimmt. Klar ich wohne auch in der 1st Avenue 666 und zwar in meinen Träumen. Kate ist nicht mehr ganz dicht, wenn du mich fragst.“
„Mom ich werde sie suchen. Ich will sie treffen!“
„Nein, das wirst du nicht tun, du undankbares Kind! Ich verbiete es!“
„Undankbar? Ich bin undankbar? Sag mal hast du sie noch alle? Ich kann nachvollziehen, warum Kate abgehauen ist. Ich würde es genauso machen. Wie gut, dass Dad in seinem Testament erwähnt hat, dass ich selbst entscheiden kann wo und wie ich leben will. Was meinst du warum ich freiwillig nach San Francisco gezogen bin? Ich habe die erste Woche bei dir zu Hause gelitten! Du hast mich nicht ein einziges Mal unterstützt, mir nur eingeredet, dass ich mich noch mehr anstrengen sollte in der Uni. Du kannst mir nicht verbieten meine Schwester zu treffen. Laut dem Gesetzt bin ich nun volljährig und kann selbst entscheiden, was ich wie und wo tue…“
Klatsch, das hatte gesessen. Entgeistert starrte ich meine Mutter an. Sie hatte es doch tatsächlich gewagt mich zu schlagen. Ja, sie hatte mich geschlagen! Wie konnte sie nur? Diese…
„Das hast du gerade nicht getan…“, setzte ich an.
„Entschuldige, aber du hast deinen Respekt mir gegenüber verloren. Es war notwendig!“, verteidigte sie sich. Ihr schien es egal zu sein, dass das gesamte Restaurant uns anstarrte. Mir war es das nicht!
„Das war‘s Mutter. Nicht, dass du Kate verscheucht hast, nein, nun hast du es endgültig geschafft auch mich zu verscheuchen. Lass es dir noch schmecken. Hier hast du zwanzig Dollar, damit kannst du deinen Drink bezahlen. Ich werde jetzt gehen!“, mit diesen Worten ließ ich meine Mutter zurück und trat wütend vor die Tür in die Nachtluft. Ich wank mir ein Taxi heran und gab ihm die Adresse, die meine Mutter mir genannt hatte. Vielleicht wohnte ja Kate wirklich dort.
Als ich das Haus sah, war ich geschockt es war einfach zauberhaft. Es musste bestimmt aus dem 18. Jahrhundert sein. Einfach wundervoll. Egal ob meine Schwester hier wohnen sollte oder nicht, ich würde wohl den Hausbesitzer fragen, ob ich mich ein wenig umschauen könnte. Ich stieg aus und betätigte die Klingel.
„Sie wünschen?... Falls Sie etwas verkaufen wollen, wir kaufen nichts!“, kam es aus der Sprechanlage und ich begann zu lachen.
„Also eigentlich…bin ich auf der Suche nach meiner Schwester. Man sagte mir, dass sie hier wohnen soll. Leider bin ich mir nicht sicher…. Ach so ihr Name ist Kate Brandon.“, entgegnete ich und hörte ein Surren. Zögerlich betrat ich das Gelände und schritt bis zur Haustür, die im selben Moment geöffnet wurde.
„Kate hatte gar nicht erwähnt, dass sie eine Schwester hat!“, begrüßte mich eine Frau.
„Also eigentlich weiß sie es auch nicht. Ich bin Alexis Brandon-Parker. Wohnt Kate also hier?“
„Ja!“, das war eine Männerstimme.
„Kommen Sie doch herein.“, bat er mich jetzt.
„Ich holte Kate mal eben schnell Jack.“, mit diesen Worten hatte sich die Frau umgedreht und war im Inneren des Hauses verschwunden.
Staunend betrat ich die Empfangshalle. „Wow, das ist doch… 18.Jahrundert nicht wahr?“
„Ja. Sie Kennen sich aus mit Architektur?“
„Ja, ich bin Architektin. Ich bin gerade dabei eines der Schönsten Häuser zu bauen, doch so ein schönes wie dieses bekommt man nur selten zu Gesicht. Ist das ein Erbstück?“, hakte ich interessiert nach.
„Ja, in der Tat, das ist es. Wo sind eigentlich meine Manieren? Ich bin Jack. Jack McFallen!“, stellte er sich vor und sah meine geschockte Miene.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte er nun beinahe besorgt.
„Nein, nein, alles okay. Ich designe gerade ein Gebäude für Sie glaube ich. Im Auftrag von McFallen, das Wilkon-Grundstück nicht wahr?“
„Oh, das muss das neue Haus für meinen Bruder sein. Er gedenkt umzuziehen.“
„Wow, ich hätte nie gedacht eine Fliege mit zwei Klappen zu schlagen…. Äh ich meine natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ich benötige noch die Entscheidung ihres Bruders. Ist er zufälligerweise gerade im Hause?“
„Tut mir leid, er ist geschäftlich in Europa und kommt erst in ein paar Tagen wieder.“
„Okay, dann weiß ich bescheid.“, entgegnete ich geknickt, denn ich hatte gehofft endlich ein Gesicht zu sehen zu der wunderbaren Stimme. Also wenn er auch nur annähernd so aussah, wie Jack, dann würde ich ihm zu Füßen liegen! Sowas hübsches hatte ich erst ein einziges Mal zu Gesicht bekommen und der war ein Psychopath.
„Und ich bin Aphro, Jacks Schwester , wenn wir schon dabei sind!“, sagte die Frauenstimme hinter mir, sodass ich mich erschreckt umwandte.
„Hallo. Ich bin Kate Brandon. Was kann ich für dich…“, sie hielt inne.
„Du bist meine Schwester nicht wahr?“, beendete sie ihren Satz.
„Ja. Ich bin Alexis Brandon-Parker. Ich wollte dich endlich mal kennenlernen. Tatsache du wohnst hier! Mutter meinte, dass du sie anlügen würdest, aber das konnte ich mir nicht vorstellen! Kannst mich Alex nennen. Alle meine Freunde nennen mich so.“
Wow, selbst Kate war einfach umwerfend. Sie war hübsch. Außerordentlich hübsch. So ganz anders als ich. Ich war zwar nicht hässlich, doch sie übertraf mich um Längen. Selbst Aphro war von solch einer Makellosigkeit. Hatten die alle Schönheitsops hinter sich oder was?
Einen kurzen Moment dachte ich an etwas Paranormales. Vielleicht Vampire. Immerhin beschrieben die Medien doch diese Mythen immer so. Aber klar Alex, jetzt schnappst du vollkommen über. Du kannst sie ja mal fragen, ob sie ihre Fangzähne zeigen!
„Habt ihr Fangzähne oder so?“, murmelte ich eher, als dass ich es wirklich fragte. In diesem Moment kam ich mir so unfassbar bescheuert vor, wie noch nie. Was sollte Kate nur von mir denken, dass ich phantasierte und nicht ganz dicht war? Oh Gott, Alex seit jenem Tag bist du tatsächlich psychisch labil. Vielleicht sollte ich doch noch einmal Dr. Benson aufsuchen-nur so zur Vorsorge! Wobei die mich bestimmt in eine Irrenanstalt einweisen würde. Als ich mich also in Gedanken befand, bemerkte ich nicht, wie sich die drei anspannten, nachdem ich das gemurmelt hatte.
„Du weißt was wir sind?“, antwortete Kate und starrte mich entsetzt an.
„Nö, was seid ihr denn? Wieso habt ihr denn sowas wie Fangzähne. Als ob es Vampire gibt. Kate du musst mich ja für verrückt halten. Aber ich bin es keineswegs. Ich hab nur was sehr traumatisches durchgemacht. Das sind, denke ich mal Stressattacken.“, entschuldigte ich mich.
„Shit…sagt mal wo habt ihr eigentlich euer Klo? Mir ist scheiß übel!“, krächzte ich und hielt mir die Hände vor den Mund. So viel zu Etikette und Manieren.
„Ich bring dich hin, Alex!“, entgegnete mir Kate und lief bereits voraus.
Ich übergab mich drei Mal. Doch als ich dachte, dass mein Magen eigentlich leer sein müsste, musste ich mich ein viertes Mal übergeben. Es klopfte.
„Geht es dir besser Alex?“, fragte mich Kate besorgt.
Stirnrunzelnd verließ ich das Bad, nachdem ich mir den Mund ausgewaschen hatte.
„Willst du eine Zahnbürste?“, fragte mich Kate fürsorglich. Ich nickte und betrachtete einige Gemälde, die auf dem Flur hingen.
„Wer sind das alles?“, fragte ich so beiläufig, wie es ging. Und so blieb auch Kate vor dem Gemälde stehen und betrachtete es.
„ Also das links ist Jack, der daneben, das ist sein Berater Viktor mit seiner Gefähr… Frau Adina. Der hier, das ist Hunter und das ist seine Schwester Hannah. Erklär ich dir später mal, wenn ich die Erlaubnis von Jack und Hunter bekomme. Öhm, das da ist Aphro, daneben ist Darian, Jacks Bruder. Und zu guter letzt wäre da noch der letzte im Bunde…“
Ich betrachtete jede einzelne Person. Bei Darian zuckte ich merklich zurück. Es war der Tamponboy, der Mörder von Tanya. Ich war mir sicher, seine Augen, seine Haare, sein Gesicht, das alles. Das war der Mörder. Oh, Gott ich musste so schnell es ging hier raus. Wenn er mich hier sehen würde, würde er mich umbringen. Anscheinend hatte Kate meine Angst gespürt, denn sie sah mich verwundert an.
„Du kennst Darian?“, fragte sie.
„N-nein, wieso?“, log ich.
„Na du bist zusammengezuckt und du siehst ängstlich aus. Musst doch keine Angst haben, Schwesterchen. Immerhin gehörst du jetzt zur Familie. Also woher kennst du also Darian?“, hakte sie nach.
„Er…Ich…“, stotterte ich verwirrt.
„Komm mit wir gehen zu den Anderen.“
„Nein. Ich wollte noch Zähne putzen!“, konterte ich.
In der einen Sekunde war Kate noch an meiner Seite gewesen und in der anderen, war sie verschwunden, um dann in der nächsten wieder neben mir zu stehen, jedoch mit einer eingepackten Zahnbürste in ihrer Hand. Ich war sichtlich verwirrt. Halluzinierte ich jetzt etwa auch schon. Oh man, das würde aber eine lange Sitzung werden mit Dr. Benson.
„Hier. Du weißt ja wo das Bad ist. Ruf mich, wenn du fertig bist!“, sagte sie, während sie wieder in einer Art übernatürlicher Geschwindigkeit verschwand. Ja, genau das tat sie. Waren sie etwa doch Vampire? Egal, die hatten hier einen Mörder im Haus. Darian. Gut ich sollte jetzt so schnell es geht hier weg. So putzte ich schnell meine Zähne.


Oh du lieber Himmel, die waren alle geisteskrank! Nicht ich war hier die Gestörte.
Vielleicht hingen die ja alle mit drin und jetzt brauchten sie mich nur noch töten. Immerhin war ich Augenzeugin. Aber wussten sie das?
Schnellen Schrittes, ging ich in die Richtung, aus der wir zu Beginn gekommen waren. Im Eingangsbereich, in dem die Treppen für die oberen Etagen zusammenkamen, angekommen, wollte ich schnell an einer Wohnecke vorbeischleichen, in der sich die Anderen anscheinend befanden.
„Wohin des Weges?“, fragte mich eine belustigte Stimme. Ich zuckte zusammen. Zudem war ich mir bewusst, dass es bescheuert ausgesehen haben musste, wie ich da langgeschlichen war.
„Ah! Shit!“, fluchte ich und sah, dass alle, die vorher in der Wohnecke gesessen hatten nun ebenfalls im Eingangsbereich standen und mich anstarrten.
„Wer ist denn das?“, fragte die männliche Stimme, die jetzt nicht mehr von oben auf der Treppe kam, sondern direkt hinter mir.
„Meine Schwester!“, antwortete Kate knapp. Das war mein Einsatz. Alles oder Nichts. Leben oder Sterben. Somit sprintete ich auf Socken, mit den Schuhen in der Hand auf Richtung Eingangstür zu. Bevor ich diese jedoch erreichen konnte hatte sich mir Kate in den Weg gestellt. Wie hatte sie das denn bitte gemacht? Doch ein Vampir?!
„Aaaaah. Lasst mich gehen. Wenn ich nicht bald wieder an die Arbeit komme, werden meine Kollegen mich als vermisst melden.“, schrie ich entsetzt, als Kate mich am Arm hielt.
„Lass mich los. Ihr seid doch alle geisteskrank! Ihr macht mich wahnsinnig. Ich will noch nicht sterben!“, schrie ich noch eine Spur weiter hysterisch.
Jetzt fingen die Anderen an zu lachen. Was zur Hölle war denn bitteschön so lustig? Ja ich war ihnen vielleicht in die Falle gegangen oder so, aber dennoch… Aaaaah.
„Woher kennst du also Darian, Alex?“, fragte Kate sanft nach. Stille. Das Lachen war anscheinend allen hier im Eingangsbereich vergangen.
„Ich sagte bereits, dass ich ihn nicht kenne! Und jetzt lass mich bitte los. Ich möchte gehen!“, beharrte ich weiter.
„Lüg nicht!“, schrie Kate jetzt.
„Ist ja okay…“, begann ich.
„Nein ist es nicht! Fang an, wir warten. Vorher lassen wir dich ganz bestimmt nicht gehen!“
„Erst werdet ihr mir sagen, wer oder was ihr seid! Erstens seid ihr alle umwerfend schön, sodass ich ganz neidisch werde, wenn ich euch ansehe, zweitens seid ihr blitzschnell und drittens habt ihr so komisch reagiert mit den Fangzähnen. Also was zur Hölle seid ihr? Nachtwandler, Formwandler, Wölfe, Elfen oder so?“, plapperte ich verwirrt.
„Vampire!“, entgegnete mir Kate.
„Ach so… Waaaaaaaaaaaas?“, schrie ich jetzt noch hysterischer.
„Ich will hier sofort raus. Ich dachte immer, dass ich irre wäre, aber das, das aaaaaaah!“
„Da du das jetzt weißt… Woher kennst du Darian?“
„Ich also. Gott ist das peinlich und scheiße. Alles! Ihr seid irre ich sag nichts, schweige wie ein Grab!“
„Alexis spuck es aus!“, brachte nun Aphro hervor.
„Ist ja gut…Okay… Ich war unterwegs um Tampons zu kaufen, also meine rote Tante war zu Besuch. Ich hatte es ein wenig eilig und dann hatte ich an der Kasse erst festgestellt, dass ich meine Brieftasche vergessen habe. Die Leute hinter mir regten sich bereits auf, weil ich erst Stress gemacht hatte und dann das. Darian war mein Retter in der Not. Er tat so als wäre er mein Freund und bezahlte großzügiger weise für mich. Ich bedankte mich bei dem womöglich heißesten Kerl, der mir bis dahin je begegnet. Dann nachdem ich meine Schicht im Diner abgearbeitet hatte, ging ich mit einer ehemaligen Arbeitskollegin ins ‚Toxic‘. Doch irgendwie war mir nicht nach Party zumute. Tja, so kam es dann, dass ich zu Fuß nach Hause ging und etwas sah, was ich besser hätte nicht sehen sollen. Ich sah, wie Darian eine Frau das Genick brach, rief die Polizei und machte meine Aussage. Ein Glück hat er mich nicht gesehen. Glaube ich zumindest! Aber wenn er mich hier sieht und irgendwie davon Wind bekommt, dann bin ich tot.“, beendete ich meinen Vortrag schnell.
„Ach du liebe Güte. Hieß die Frau eventuell Tanya?“, fragte mich Kate sichtlich geschockt.
„Ja, woher weißt du das?“, hakte ich mit pochendem Herzen nach.
„Du musst keine Angst vor uns haben Alex und ich weiß es, weil Tanya meine beste Freundin war. Ich wurde von meinem besten Freund verraten und sollte ebenfalls sterben. Darian ist in diesem Haus nicht mehr erwünscht. Er hat uns alle betrogen. Weißt du wir haben…“
„Nein, Kate, dass geht Alex nichts an!“, unterbrach Jack ihren Vortrag.
„Und ob, Jack. Sie ist meine Schwester und sie weiß was wir sind!“
„Weil du es ihr gezeigt und gesagt hast!“, knurrte er nun sichtlich wütend.
„Nein! Ich muss das alles vorher mit Hunter besprechen!“, kam es nun seinerseits.
„Gut. Tu das. Ich bringe Alex nach Hause. Oder willst du noch bleiben?“
„Ich würde dich gerne noch etwas kennenlernen, wenn‘s für dich okay ist.“
„Klar komm mit nach oben. Ich geb dir das Gästezimmer, da kannst du heute übernachten, wenn du magst. Und keine Sorge es wird dir niemand etwas tun!“, entgegnete sie mir lieb, als wir die Treppen hinaufgingen und vor einer Tür standen.
„Hier ist es! Ich hoffe dir gefällt es!“
Staunend betrat ich die Wohnung, während Kate die Tür schloss. Wow, welch ein Geschmack. Es war einfach traumhaft.
„Sag mal warum hast du gezeigt, was du bist? Warum hast du mir Hinweise gegeben? Immerhin hatte ich doch nur lustig rumfantasiert. Ich dachte schon, dass ihr mich womöglich für verrückt haltet oder so. Aber ihr seid alle so attraktiv. Mein Gott!“
„Bist du doch auch! Außerdem Alex du bist meine Schwester auch, wenn ich nur adoptiert wurde. Irgendwie hättest du es doch eh herausgefunden, wenn du mich nur nachts hättest besuchen können, da ich tagsüber nicht vor die Tür kann. Irgendwie hättest du Schlussfolgerungen gezogen und ich wollte dir das viele Denken ersparen!“
„Wie cool. Sag mal kannst du auch so coole Dinge wie zum Beispiel Gedankenlesen oder in die Zukunft schauen?“
„Nein. Sowas kann ich nicht!“
„Schade. Oh nein. Wie spät ist es?“
„Elf Uhr wieso?“
„Weil morgen ein wichtiger Ball abgehalten wird. Ein Architektenball und ich habe nichts zum Anziehen!“, stöhnte ich.
„Wie ich doch diese Etikette hasse!“, fügte ich noch bei.
„Oh da haben wir aber was gemeinsam. Jack ist immer ganz sauer, wenn ich mich nicht an die Regeln halte. So wie vorhin. Aber er findet sich irgendwie damit ab!“
„Ihr seid ein Paar nicht wahr?“
„Jain… Eigentlich weiß ich es selber nicht genau. Ich liebe ihn und er liebt mich, doch es gibt da was, was nicht so toll war. Erklär ich dir irgendwann anders mal. Ach so und wegen dem Kleid. Ich hab ne Idee. Komm mit wir gehen in meine Wohnung und du suchst dir was Hübsches von mir aus.“
Wie gesagt so getan. So standen wir also vor Kates Schrank-lach- es war wohl eher ein ganzes Zimmer voller Kleider und durchstöberten dieses, bis ich fand, was ich suchte.


3



Ein wunderbares, schwarzes, bodenlanges und schlichtes Seidenkleid schmiegte sich perfekt an meinen Körper. Es sah einfach umwerfend aus. Umgezogen kam ich zurück ins Wohnzimmer, wo Kate schon auf dem Sofa wartete, weil ich es vorführen wollte.
„Wow.“, entfuhr es ihr.
„Ja finde ich auch.“, strahlte ich.
„Und das ist wirklich okay, wenn ich das trage?“, hakte ich nach.
„Klar! Vor allem nachdem ich es an dir gesehen habe, Alex. Warte, bin gleich wieder da. Hab da noch was, das dir gefallen könnte.“
Und schon war sie weg.
Plötzlich stürmte ein mir unbekannter Mann ins Wohnzimmer.
„Kate, hey ich bin zurück aus Euro…“, verkündete er fröhlich, als er mich mitten im Raum stehen sah, brach er jedoch ab. Die Blicke, die der gutaussehende Fremde mir zuwarf, waren mir ein wenig unangenehm, doch ich erwiderte diese, während ich seine Gestalt musterte. Er hatte schwarze Haare und grüne Augen und ein wunderschönes kantiges und dennoch weiches Gesicht. Sein Teint war einfach atemberaubend. Mein Blick erfasste einige Narben, die quer durch sein Modelgesicht verliefen. Es waren insgesamt drei. Irgendwie wurde mir die Situation dann doch ein wenig peinlich, sodass ich entschied etwas zu sagen.
„Hey, dich kenn ich noch nicht. Ich bin übrigens Alexis Brandon-Parker.“, streckte meine Hand aus und lächelte breit. Oh ja, der war ja mal sowas von lecker! Doch er stand einfach nur so da und starrte mich unentwegt an. Was denn, hatte ich etwa einen Pickel im Gesicht? Männer! Hatte er noch nie eine Frau im Abendkleid gesehen, oder was? Also langsam wurde mir diese Stille und Musterung unangenehm. Er schaute mich so anzüglich an, dass ich dachte, dass er mir gleich die Klamotten vom Leib reißen und mich hier und jetzt nehmen würde. GUCK doch NICHT so!, dachte ich mir wütend.
„Hier die kannst du auch noch haben. Ich schenke dir beide Sachen… Hey Sjaard du bist wieder da! Komm lass dich mal drücken!“, sagte Kate überrascht und umarmte Besagten.
„Meine Schwester Alex hast du schon kennengelernt?!“, sie sah zwischen mir und ihm hin und her.
„Ja.“, bemerkte er knapp. Wow, konnte der etwa nicht so viel reden? War wohl eher ein Praktiker! Ich begann zu schmunzeln und sah mir in diesem Moment die Kette an, die mir Kate gereicht hatte. Das wollte sie mir beides schenken?
„Oh man, Kate das ist doch wohl nicht dein Ernst oder? Du schenkst mir die beiden Sachen? Gott die sind so hübsch und auch so teuer, das kann ich unmöglich annehmen. Ich werde sie dir abkaufen…“
„Hey Alex willst du mich etwa beleidigen? Ich bin zwar erst seit ein paar Stunden offiziell deine Schwester, aber die Sachen passen einfach eher zu dir und ich will sie dir schenken! Nimm sie also gefälligst an!“
„Ö-öhm okay!“, staunte ich und war dabei mir die Kette umzuhängen, doch welcher Idiot hatte denn bitteschön diese Sicherheitsverschlüsse erfunden und an Ketten gehängt? Mist, ich bekam die Kette einfach nicht zu. Ich seufzte und spürte mit einem Mal Hände in meinem Nacken. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf in die Richtung und entdeckte Sjaard, der mich anlächelte und die Kette mit einem Handgriff schloss. Überall dort, wo seine Hände meinen Nacken berührten, kribbelte es und ich bekam eine Gänsehaut. Na hoffentlich hatte er nichts davon mitbekommen. Lächelnd wandte ich mich nun mit dem gesamten Körper um und lächelte Kate, vor allem aber Sjaard an.
„Danke!“, bedankte ich mich. Tja, das nenn ich doch mal Manieren! Und ich dachte schon, dass ich einfach keine hatte.
„Super nicht wahr Sjaard?“, fragte Kate, die wohl gemerkt hatte für wen ich hier um die Wette strahlte. Auch schien ihr der Blick von Sjaard nicht entgangen zu sein.
„Und was wird der Anlass für dieses Outfit sein?“, fragte Sjaard mit seiner wundervollen Stimme nach, ohne auf die erste Frage zu antworten. Fand er mich etwa nicht hübsch?
Ich senkte meinen Blick und mein Lächeln gefror binnen Sekunden zu Eis.
„Der Architektenball morgen Abend.“, antwortete ich.
„Ah, Sie sind es also doch! Sie sind also die Frau, die mein Haus designt. Sie arbeiten doch für die Blackbow Architektenbrüder nicht wahr?“
„Ja.“, antwortete ich nun knapp, hob jedoch meinen Blick immer noch nicht.
„Sie sehen umwerfend aus! Jeder, wirklich jeder wird ihren Begleiter beneiden!“, brachte er nun hervor. Voller Freude machte mein Herz gerade Sprünge. Ich gefiel ihm also doch. Erleichtert blickte ich auf, um direkt in seine wundervollen, grünen Augen zu versinken. Oh Gott noch nie fühlte ich mich so stark zu einem Mann hingezogen, wie jetzt gerade. Sein Blick war intensiv in meine Augen gerichtet. Es kam mir so vor als versuchte er herauszufinden, was in meiner Seele gerade alles so los war. Anscheinend gefiel es ihm, denn seine Augen glitzerten für einen Moment freudig auf. Oder war das nur Einbildung?
„Ich werde morgen Abend kurz bevor Sie zum Ball gehen noch bei Ihnen im Büro vorbeischauen um Ihnen mein Ergebnis bezüglich des Bauvorhabens mitzuteilen.“
Puff. Da war die Illusion weg. Er sah in mir einfach nur einen Dienstleister, der ich im Grunde ja auch war. Ich war von ihm angestellt worden, sein Haus zu designen. Zu früh gefreut Alex, ermahnte ich mich.
„Ich geh mich wieder umziehen Kate!“, erklärte ich kurz und verschwand darauf wieder im begehbaren Kleiderschrank, wo sich meine normalen Sachen befanden. Als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkam, schaute mich Kate mitleidig an. Was hatte die denn? Scheiße, war das etwa so offensichtlich gewesen? Ihr Blick jedoch sprach Bände.
„Oh Gott du magst ihn!“
„Nein!“
„Und wieso hast du ihn wie eine läufige Hündin angeschaut?“, witzelte sie.
„Weil ich läufig bin zum Beispiel!“, zickte ich zurück.
„Hmm, weißt du seitdem das mit Darian passiert ist, ist Sjaard nicht mehr derselbe. Er ist verschlossen geworden und vermeidet jeglichen Kontakt zum weiblichen Geschlecht. Ich kann ihn sogar verstehen. Ich habe seinen Bruder Jack sehr verletzt und ihn irgendwie auch. Weißt du bei Vampiren ist es so, dass sie sich nicht all zu oft verlieben. Es ist eher sehr selten. Jack zeigte mir seine Zuneigung offen, doch ich bevorzugte seinen intriganten Bruder Darian, band mich an ihn und verletzte Jack so sehr, dass er mir bis heute noch nicht verziehen hat. Weißt du Darian hat dafür gesorgt, das ich mich an ihn Band und konnte so den am Boden zerstörten Jack gefangen nehmen und seinen anderen Bruder Sjaard. Er legte falsche Spuren, die Sjaard als Verdächtigen hinstellten, belog mich und Aphro. Ich kam dann doch irgendwie dahinter, aber als ich Sjaard fand, war er beinahe tot. Weißt du, wenn Vampire kein Blut zu sich nehmen können für lange Zeit, dann heilen ihre Wunden im normalen Tempo und es bleiben viele Narben zurück. Sjaard wurde von den Handlangern seines Bruders gefoltert, vor den Augen von Jack, der nur zusehen konnte. Ich fand sie und wurde mit Jack eingesperrt. Beinahe wäre ich selbst gestorben, doch Jack rettete mein Leben, in dem er mich zu einer von ihnen machte. Wie ich mich dafür hasse, was ich ihm und vor allem Sjaard angetan habe. Ich wollte damals einfach nur sterben. Ich hatte das Gefühl der Liebe aufgegeben, doch Jack rettete mich aus den Manipulationen seines Bruders Darian…“
Kate brach in Tränen aus und schluchzte in meine Umarmung. Sie tat mir so leid. Alles was ihr wiederfahren war. Sie tat mir so höllisch leid. Sie liebte Jack, dennoch war sie am Boden zerstört. Was für eine Qual! Ich wollte eigentlich etwas Tröstendes sagen, doch es fiel mir nichts Passendes ein. Noch einige Stunden saßen wir in ihrem Wohnzimmer und sprachen über dies und das, lernten uns kennen und merkten sehr schnell, dass wir uns mochten. Als letzten Endes Jack das Wohnzimmer betrat, verabschiedete ich mich schnell und ging zurück zum Gästezimmer beziehungsweise der Gästewohnung. Müde ließ ich mich auf das Sofa fallen und schlief ein. Dennoch schlief ich wie jede Nacht unruhig. Dieses Mal war es zwar ein anderer Traum, doch das, was ich träumte, war nicht besonders vielversprechend:
Ich war gerade dabei auf dem Ball zu tanzen, als ich auf die glorreiche Idee kam, das Gebäude zu verlassen. Ein fataler Fehler, wenn man mich im Nachherein fragte. Rittlings wurde gepackt und in eine dunkle Nebengasse gedrängt. Jemand schlug seine Zähne in mein Fleisch. Saugte mich leer und dann wachte ich mit roten Augen wieder auf. Scheiße verdammte ich hätte doch tot sein müssen. Aber nein ich wurde zu einem Vampir und eine Stimme in meinem Kopf lachte laut. Das war…nein… Oh Gott! Keuchend wachte ich aus meinem Albtraum auf und starrte in völlige Dunkelheit. So viel zur Theorie: Sterben!
Meine Kehle fühlte sich trocken an und ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Oh nein, Alex fang jetzt bloß nicht schon wieder mit diesen Paraneuer an, redete ich mir besänftigend zu und taperte im Dunkeln durch die Gegend. Plonk, na super, das war dann wohl der Couchtisch. Wie gut, dass ich mir ein langes Kleid ausgesucht hatte, sonst hätte man wohl denken können, dass ich auf Schmerzen stand. Keine drei Schritte weiter lief ich bereits wieder gegen etwas. Aua. Scheiße! Ich ging noch ein paar Schritte, um dann rittlings auf die Klappe zu fallen. Ein Kabel. Wo kam das denn bitteschön her? Ah das gehörte zu einer Lampe, welch ein Glück. Ich suchte den Schalter und fand ihn. Welch ein Wunder! Gedimmtes Licht trat an meine empfindlichen Augen. Schnell hatte ich mich wieder aufgerafft und war zum Lichtschalter gegangen. Kurzdarauf stand ich in der Küchenzeile, trank einen Schluck Wasser und lugte zur Uhr, die mir zeigte, dass ich noch gut hätte zwei Stunden schlafen können. Na toll schon wieder einer dieser Tage. Ja auch so hatte jener Tag begonnen, das verhieß nichts Gutes, das war mir klar. Deswegen jedoch den Kopf in den Sand zu stecken kam gar nicht für mich in Frage. Mit diesen Gedanken ließ ich warmes Wasser in die luxuriöse Wanne, legte mich in sie und genoss das warme Nass. Hmm, hier lag ich also, doch wieso war mir nur auf einmal so schon wieder so übel? So schnell ich konnte, sprang ich aus der Wanne und übergab mich erneut überm Klo. Ein Glück hatte ich es rechtzeitig erreicht. Halleluja!
Noch einmal putzte ich mir die Zähne, trocknete mich ab, schlüpfte in meine Klamotten vom Vortag, schnappte mir das Kleid und die Kette und verschwand aus dem Haus. Jedoch hinterließ ich für Kate noch eine Nachricht, dass ich bereits bei der Arbeit war.
„Guten Morgen Alex!“, begrüßte mich Sarah unsere Verwaltung und Telefonistin.
„Morgen Sarah! Ich bin in meinem Büro, wenn etwas sein sollte.“, füge ich noch an und verschwand in meinem Büro. Wieder widmete ich mich dem Projekt. Verfeinerte, brachte noch Raffinessen mit ein, vielleicht würde ihm das ja auch gefallen. Zwar hatte er nichts dergleichen angegeben, doch es passte so ideal ins Gesamtkonzept. Ich war so in die Arbeit vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, wie Sarah durch den Lautsprecher angab, dass Mr. McFallen da sei und sich alles einmal anschauen wollte. So kam es dann auch, dass ich ihn nicht einmal bemerkte und weiterhin am Projekt werkelte. Erst als sich jemand hinter mir räusperte, drehte ich mich erschrocken um, um in ein schieflächelndes Gesicht zu schauen. Verdutzt starre ich Sjaard an.
„Guten Abend Alex. So vertieft in das Projekt?! Ich bin beeindruckt, aber was ist das da, das hatte ich nicht mit Ihnen vereinbart…“, sagte er immer noch lächelnd.
„Ihnen auch einen Guten Abend Sjaard. Naja, ich dachte, dass das ganz gut zum Konzept passen könnte. Es tut mir leid, wenn es nicht Ihren Wünschen entspricht, dann kann ich das verstehen, doch ich fand es sehr passend. Ich mache es wieder weg wenn Sie möchten…“
„Nein, ich finde es perfekt. Auf so eine Idee wäre ich selber niemals gekommen! Das Haus ist der Hammer. Aber die Fenster…sind die….“
„UV-abweisend abgeblendet. Ja, Sie können raus schauen, doch niemand herein.“
„Gut. Sehr gute Arbeit!“, lobte er mich und kam einige Schritte auf mich zu.
„Setzten Sie sich doch!“, bat ich und er nahm Platz.
Ich vernahm ein Klopfen.
„Ja, bitte?“
„Möchtest du einen Kaffee? Oder dein Gast vielleicht?“, fragte mich Sarah, fixierte jedoch Sjaard. Abwartend schaute ich ihn an, doch er schüttelte nur den Kopf.
„Nein danke Sarah. Mach doch Schluss für heute. Immerhin ist es bereits sieben Uhr. Dwight und ich müssen eh gleich los und werden das Gebäude abschließen. Schönen Feierabend dir!“, entgegnete ich und Sarah taperte etwas geknickt davon. Tja Schätzchen mach dir keine Hoffnungen, wenn ich ihn nicht kriegen kann, dann du schon lange nicht!, dachte ich mir boshaft.
„Der Ball. Wann beginnt er noch gleich?“, hakte Sjaard nach einer Stille nach.
„Ähm , um halb neun. Ich sollte mich jetzt umziehen. Sie könnten jedoch noch meinem Chef einen Besuch abstatten. Er würde sich bestimmt freuen zu hören, dass Ihnen alles am Projekt gefällt. Auf Wiedersehen Sjaard!“, antwortete ich und war währenddessen um den Schreibtisch gegangen um auf der Tischplatte Platz zu nehmen.
Jedoch machte Sjaard keinerlei Anzeichen gehen zu wollen.
„Hab ich irgendetwas vergessen oder haben Sie noch Fragen?“, entgegnete ich verdutzt und hob eine Augenbraue.
„Passen Sie auf sich auf Alex!“ Mit diesen Worten verließ Sjaard mein Büro und ließ mich sichtlich verwirrt zurück. Was sollte das denn bitteschön? ‚Pass auf dich auf‘, äffte ich ihn in Gedanken nach. Das ich nicht lache.

So schnell ich konnte betrat ich das Bad und Trommelwirbel… übergab mich, putzte mir die Zähne und benutzte die härteste Mundspülung, die ich in meinem an das Büro angrenzende Bad finden konnte. Als ich mir keinerlei Sorgen mehr um die Kotzefahne machen musste, schminkte ich mich dezent und band meine lange schwarze Mähne zu einem strengen Dutt. Wieder besser gelaunt schaute ich in mein Spiegelbild. „Du siehst ja so gut aus!“, redete ich an mein Spiegelbild gewandt. Na toll Alex, nicht nur, dass du Wahnvorstellungen, Paraneuer und heiße Fantasien hast, nein, jetzt redest du schon mit dir selber und zwar so wie ein eingebildetes Miststück! Kopfschüttelnd trat ich in mein Büro, entledigte mich meiner Kleidung und stieg in das Kleid. Zip und fertig! Danach schnappte ich mir die Kette und versuchte sie irgendwie zu schließen. Leider misslang es mir, sodass ich mein Büro verließ und in die Empfangshalle trat.
„Dwight! Könntest du mir mal kurz zur Hand gehen?!“, rief ich laut.
„Dwight?!“
„Moment wir kommen!“, brachte er hervor und kam aus seinem Büro mit Sjaard im Schlepptau. Was zum Henker machte der denn noch hier?
Als hätte er meine stille Frage gehört, beantwortete er mir diese.
„Mr. McFallen wollte noch einige Details mit mir besprechen bezüglich der Zusammenarbeit mit dir…“, begann er, doch durch eine Berührung in meinem Nacken wurde ich abgelenkt. Ich wusste, wer sich da an meiner Kette in meinem Nacken zu schaffen machte und bekam erneut eine Gänsehaut. Oh mein Gott, wie peinlich!
„…Hast du verstanden Alex?“, beendete Dwight seine Erklärung.
„Hmm?“
„Da die Bauarbeiten vorverlegt wurden, beginnt der Bau nun doch schon diese Woche. Es war Mr. McFallen sehr wichtig, dass das Alles so schnell wie möglich über die Bühne gezogen wird, Alex. Aber das wusstest du ja schon und hast das Design fertig nicht wahr? Denn dann kann Ally übernehmen mit der Innenausstattung.“
„Ach so, ähm ja bin ich. Sjaard… ich meine Mr. McFallen hat mir schon sein Okay gegeben. Wir können bauen.“, verkündete ich einerseits freudig, andererseits jedoch auch geknickt, da Ally ein verdammtes Miststück und zudem meine engste Konkurrentin war.
„Wissen Sie, eigentlich würde ich während des gesamten Projektes liebend gerne ausschließlich mit Alex zusammenarbeiten, Mr. Black. Ich weiß, dass sie eigentlich Außenarchitektin ist, doch ihre Meinung und Ideen wären mir sehr wichtig.“
Verdutzt wandte ich mich um, schaute in die wundervollen grünen Augen und formte mit den Lippen ein stummes Dankeschön. Woraufhin ich ein bezauberndes Lächeln als Antwort bekam. Sichtlich geschockt sah auch Dwight aus, als ich nun ihn wieder ansah. Wusste ich es doch! Er hatte was mit Ally ansonsten wäre man nicht so geschockt, die Zusammenarbeit mit ihr abzulehnen. Oh, wie ich sie hasste! Nur warum nahm er dann mich mit und nicht Ally mit heute Abend? Ach ja des Auftrages wegen. Heuchler. Er würde ihr den Job geben…
„Ähm, also… Ally ist eine hervorragende Innenarchitektin. Sie sollten sie vielleicht erst einmal kennen lernen Mr. McFallen.“
Egoistisches Arschloch, mieser Verräter, Bastard, schwanzgesteuertes Egoarsch… In mir flammte Wut auf.
„Nein danke! Ich wünsche weiterhin mit Alex zusammen zu arbeiten. Einen schönen Abend noch…“, wünschte Sjaard uns und an mich gewandt flüsterte er erneut sein ‚Passe auf dich auf‘-Getue zu. Nickend und so freundlich lächelnd, wie es mir eben im Moment möglich war, wandte ich mich Dwight zu.
„Wollen wir?“, fragte ich und lächelte innerlich, dass ich die Beiden enttarnt hatte. Ja jetzt war ich mir sicher: Ally und Dwight hatten was mit einander. Ui, das würde Lennard aber nicht gerne sehen. Dwights Bruder und Geschäftspartner hasste Beziehungen untereinander. Vor allem zwischen Chef und Angestellten.
Nichtsdestotrotz machten wir uns auf den Weg ins ‚Piermond Hotel‘, wo sich der Ball abspielen sollte. Doch nachdem Sjaard gegangen und Dwight und ich hier mit einem Taxi hergefahren waren, hatte ich keinen Bock mehr auf dieses blöde Getue, blieb jedoch aus Anstand. Tatsächlich kam es so, wie Sjaard mir prophezeit hatte und jeder beneidete Dwight wegen mir, seiner wunderschönen Begleitung und talentierten Arbeitskollegin. Dauerlächelnd stand ich neben ihm und hasste mich dafür, doch zugesagt zu haben. Als Dwight mich dann auch noch zum Tanzen aufforderte und nach dem dritten Lied keinerlei Ende in Sicht war, begann ich mit dem Gedanken zu spielen das Gebäude zu verlassen und nach Hause zu fahren. Doch als hätte er Gedanken gelesen, verließ Dwight mit mir im Schlepptau die Tanzfläche und zog mich mit in eine Ecke. Dort angekommen, faselte er irgendetwas dämliches, doch in Gedanken war ich einfach nur bei dem gutaussehenden Typen mit den braunen Haare, den sexy Narben und den schönsten Augen der Welt. Ich war bei Sjaard, lächelte in mich hinein und schaute durch Dwight hindurch, wie durch Luft. Ignorierte ihn einfach, blendete ihn aus. Träumte, wie ich von den sinnlichen Lippen Sjaards vernascht wurde, bekam eine Gänsehaut und bemerkte, wie erregt ich nur bei der Vorstellung von ihm wurde. Bis mein Gegenüber mich aus heiterem Himmel begann zu küssen. Wie aus einem Impuls heraus, war meine rosa-rote Traumwelt dahin und ich scheuerte Dwight im selben Moment eine, sodass ich mich wutentbrannt umdrehte und davon stapfte.
Erst als ich die frische Nachtluft wie eine Droge einsaugte, beruhigte ich mich wieder und wurde mir meiner Tat bewusst. Lächelnd starrte ich in den Sternenhimmel und begann zu Zittern, als ich mich an den Traum von heute Nacht erinnerte… Oh mein Gott ich hatte genau von sowas geträumt. Okay, okay ohne den Kuss, doch das mit dem Tanz und dem Verlassen des Gebäudes stimmte schon einmal… Ich bin doch noch zu jung zum Sterben! Wie von der Tarantel gestochen, rannte ich beinahe auf das fahrende Taxi zu. Fuchtelnd brachte ich es zum Stehen und stieg hastig ein. Ich wollte nicht nach Hause, sondern mit Kate sprechen. Mit einer Frau Frauengespräche führen und eventuell auch Sjaard begegnen. Ja das war mein Plan, also nannte ich ihm die Adresse von den McFallens.
„Miss ich warte noch eben auf ihren Freund dort.“, entgegnete mir der Taxifahrer und zeigte aus dem Fenster, sodass ich ebenfalls aus dem Seitenfenster sah und beinahe einen Anfall bekommen hätte, als ich keinen geringeren sah als Darian.
„N-nein. Fahren Sie bitte einfach. Der gehört nicht zu mir!“, bat ich, jedoch merklich hysterisch. Denn meine Stimme glitt eine Etage höher, was meinen Taxifahrer wohl aus irgendeiner Art Trance geholt hatte, er wie ein Besengter aufs Gaspedal trat und mich auf meine vier Buchstaben fallen ließ.
„Tut mir leid Madame. Aber ich habe wirklich gedacht, dass der zu Ihnen gehören würde, so wie der herumgefuchtelt und auf Sie gezeigt hatte.“, beteuerte der Fahrer.
„Schon gut.“, redete ich auf ihn und auf mich ein. Nur die Ruhe Alex. Nur die Ruhe! Einatmen und ausatmen. Ist doch gar nicht so schwer. Hibbelig bediente ich mein Handy.
Welch ein Glück, dass ich Sjaards Nummer eingespeichert hatte, nachdem ich ihm drei Mal auf den AB gequatscht hatte in der Zeit in der er noch unterwegs war. Tut. Tut. Tut. Tut. Tut.
Will der denn nicht mal rangehen? Tut. Tut. Tut. Also irgendwie reicht es mir langsam. Geh ran, Sjaard!
„Äh, *ha.ha.ha* hier bei Sjaard McFallen!“, meldete sich eine weibliche, lachende Stimme. Ach du scheiße…war ja klar, dass alle Männer, die ich heiß fand, vergeben sein mussten nur so um mich zu quälen und damit ich Schokoladentorte konsumierte, um dann drei Meilen auf dem Hometrainer laufen zu müssen. Beiseite mit deinem Ego, befahl ich mir selbst.
„Hallo?“, ertönte erneut die Stimme am anderen Ende.
„Hi, könnte ich Sjaard sprechen?“, bat ich freundlich, obwohl ich sichtlich angepisst und immer noch angsterfüllt war.
„Wer ist denn da bitte?“
„Es ist dringend. Bitte ich muss mit Sjaard sprechen!“, schrie ich nun beinahe panisch in den Hörer.
„Ist für dich Bärchen!“, entgegnete mir die Frau und ein Stich kam in mein Herz beim Ausruf ‚Bärchen‘. Komm zum Wesentlichen zurück Alex, redete ich mir ein. Du wirst eventuell von Darian McFallen verfolgt.
„Ja bitte? *Lass das Hannah!*“, ertönte nun Sjaards Stimme.
„Ich… ich…“, schluchzte ich nun in den Hörer.
„Alex?“
„J-ja…“
„Was ist los? Ist was passiert?“, hakte er nach.
„Ich… also ich…scheiße kann doch nicht so schwer sein…“, setzte ich an und wurde das Aufpiepen meines Akkus unterbrochen. Das konnte doch wohl jetzt nicht wahr sein… Mussten die Dinger denn immer dann zur Neige gehen, wenn man sie wirklich benötigte? Fast so wie in den billigen Horrorfilmen, wo die Mädchen gerade versuchen zu telefonieren und im nächsten Moment streikt das Ding und sie werden abgeschlachtet oder so.
„Alex was ist passiert?“, fragte Sjaard nun merklich besorgt nach.
„Darian ist hinter mir her…“, begann ich, doch im nächsten Moment ging mein Handy aus.
Zu allem Überfluss informierte mich mein Taxifahrer darüber, dass uns seit einigen Blocks zwei Wagen verfolgen würden, was nicht gerade zu meinem körperlichen Zustand beitrug,
„Dann machen Sie irgendwas!“, schrie ich verstört, um im nächsten Moment in die Anschnallgurte geschleudert zu werden. Das Taxi hielt mit quietschenden Reifen.
„Was zur… Was wird denn das, wenn’s fertig wird?“, fragte ich entsetzt.
„Die sind hinter Ihnen her Miss. Nicht hinter mir! Steigen Sie aus. Sofort!“, entgegnete er stattdessen und ich starrte ihn entgeistert an.
„Ja glauben Sie denn allen Ernstes, dass die Sie gehen lassen…“, in dem Moment fielen zwei Schüsse, die den Taxifahrer erwischten, sodass die Frontscheibe voller Blut war.
Hysterisch begann ich zu schreien und zu weinen, um im nächsten Moment aus dem Auto gerissen zu werden. Panisch schlug ich um mich und kam wohl erst zu spät auf die Idee meinem Gegenüber ins Gesicht zu schauen, denn schon hatte man auf den Mann geschossen. Wo gab es denn bitte sowas, wo die eigenen Leute auf Kollegen schießen? Endlich machte es klick in meinem Kopf. Ich blickte hinauf, starrte in das wunderschöne Gesicht von Sjaard und hörte augenblicklich auf mich zu währen. Als ich dann jedoch Blut auf seinem Hemd sah, das zu meinem Entsetzten immer mehr wurde, wurde mir das alles zu viel und ich fiel in Ohnmacht.


4



Als ich meine Augen aufschlug, begegnete mein Blick grünen Augen. Oh Gott. Darian hatte grüne Augen und mit diesem Gedanken begann ich zu schreien. Endete jedoch schnell als ich auf die Idee gekommen war, dass Sjaard ebenfalls grüne Augen hatte. Oh man, Alex du musst aufhören dich wie eine Vierzehnjährige zu benehmen, wenn du in Sjaards Nähe bist!
Und so war es mir sichtlich peinlich, als ich in Sjaards lachendes Gesicht schaute, das über mir lehnte. Beinahe begann ich zu sabbern oder wollte ihn zu mir ziehen und ihn küssen.
„Musst du mich denn so erschrecken?“, entgegnete ich stattdessen.
Diese Frage wurde nur mit einem kleinen Lachen seinerseits beantwortet, sodass ich wieder an seine Lippen denken musste und an das, was man mit ihnen anstellen konnte, besonders jedoch, was ich damit anstellen wollte und könnte.
In diesem Moment wurde das Grinsen noch breiter auf Sjaards Gesicht.
„Dann tu’s doch!“, bestätigte er verlockend und ich verstand gar nichts mehr. Was wollte er, das ich tue? Verstehe mal einer die Kerle. Mit einem Kuss jedoch, wurden meine Gedanken zum Stillschweigen gebracht. Viel zu schnell jedoch lösten seine Lippen sich von meinen.
„Mehr…“, presste ich hervor und vernahm wieder ein Lachen von Sjaard, der mittlerweile auf einem Sessel platzgenommen hatte, welches ich jedoch mit einer Ohrfeige zum Schweigen brachte.
„Wofür war die denn?“, fragte er sichtlich verwirrt nach.
So viel also zur Theorie von Anstand und Manieren. Hatte Kate nicht gesagt, dass Sjaard verschlossen, abgeschirmt und von den Frauen weg sei? Also für mich sah das grade anders aus! Trotzdem so viel zu keine Zuneigung zeigen. Apropos Sjaard. War er nicht verletzt?
Ich tätschelte seine Brust, dort wo ich die Schusswunde vermutete und fühlte- nichts.
Keinerlei Verbandzeugs und auch keine Narbe oder sowas. Da kam es mir wieder in den Sinn. Vampir! Woher zur Hölle hatte er dann bitteschön gewusst, was ich mit seinen Lippen anstellen wollte? Oh Gott, wie Schuppen fiel es mir von den Augen… VAMPIR!
Klatsch. Klatsch. Klatsch. Verwirrt sah ich in Sjaards Gesicht.
„Wow, deine Gedankengänge sind hervorragend! Leicht zu lesen und verdammt amüsant. Besonders die, in denen wir es miteinander an einem Baum treiben.“, lachte er.
Geschockt starrte ich ihn an. ‚Du kannst also Gedanken lesen, hm?‘, fragte ich in Gedanken und er schaute mich an. Als er nickte, wurde mein Grinsen größer. ‚Dann stell dir jetzt mal vor, wie ich mich auf dich setzte…‘, begann ich und tat das was ich in meinen Gedanken mitgeteilt hatte, wirklich zu tun. ‚Und jetzt stell dir vor, was du mit dir alles anstellen könntest...‘, hängte ich noch kurz ran, um im nächsten Moment leidenschaftlich geküsst und an ihn gepresst zu werden. Das war genau das, was ich wollte. Vorsichtig beendete ich den Satz in meinem Kopf: ‚Nun stell dir vor, was ich mit dir mit dir anstellen könnte.‘ Selbstverständlich war ich mir bewusst, dass er mir nicht mehr ganz zuhörte und rammte ihm mein Knie in die Weichteile.
„Wurschtel nie mehr in meinem Kopf herum, ansonsten kastriere ich dich!“, stellte ich mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht klar, nachdem ich von seinem Schoß gesprungen war.
„Bist du denn vollkommen irre? Du hättest mich beinahe unfruchtbar gemacht und…“
„Ihr seid Untote. Habt ihr da nicht nur untoten Saft in euch?!“, witzelte ich.
„Nein. Wir können Kinder zeugen! Sowohl mit Vampirinnen als auch mit Menschen! Außerdem wenn du willst, dass sich da unten noch was regt, solltest du das in naher Zukunft besser lassen!“, entgegnete er mir schmollend, sodass ich mich vorsichtig zurück auf seinen Schoß setzte, meine Arme um seinen Nacken schlang und ihn einmal kurz küsste.
‚Tut mir leid. Aber jetzt weißt du bescheid. Fusche nie wieder in meinen Gedanken herum. Ich warne dich Sjaard. Denn das nächste Mal gibt es sonst Vampirfrikassee. Comprende?!‘, stellte ich mit beziehungsweise in meinem Kopf klar.
„Und jetzt lass uns da weiter machen, wo wir eben aufgehört haben.“, befahl ich und spürte seine Beule in der Hose unter mir. Ihm gefiel das Alles also… Gut!
„Alex du bist wieder wach… und wie ich sehe, geht es dir wieder besser!“, brachte Kate hervor als sie mich auf Sjaard sah. Peinlich berührt drehte ich mich zu ihr.
„Öhm ja?! Wäre als nächstes zu dir gegangen!“
„Doch hoffentlich nachdem du geduscht hättest oder?“, lachte sie nun und zeigte mir ihre Lockerheit. „Bin dann mal weg und halte euch die Luft rein!“, zwinkerte sie uns zu.


„Bevor wir da weiter machen, wo ich und du es gerne wollen… Wer hat dich gestern Bärchen am Telefon genannt?“
„Das war Hannah. Frage beantwortet und nun lass uns weiter machen!“
„Nein!“, beharrte ich und verschränkte meine Arme.
„Gott…Frauen! …Hannah ist die Schwester von Hunter und die Ex-Ex-Freundin von Darian. Eine gute Freundin von meiner Schwester Aphro und sie hat auch einen Kosenamen, wenn du es wissen willst: ‚Schnuffelhase‘. Damals arbeitete ich noch als ihre Leibwache und nannten uns ständig so: Obwohl ich nach wenigen Jahren den Dienst quittierte, nennen wir uns immer noch so. Da ist nichts zwischen uns. Du kennst mich kaum und bist schon eifersüchtig! Wow.“
„Och tu doch nicht so! Als ob ich eifersüchtig wäre. Ich wollte nur wissen, ob sie nicht deine Frau ist oder so und du sie mit mir betrügst! Außerdem wenn du mir einen solch bescheuerten Kosenamen gibst, dann gibt es ebenfalls Vampirfrikassee, verstanden!“
„Ja, Madame!“, entgegnete er, salutierte und küsste mich wieder. Schneller als man Ich-ziehe-meine-Sachen-aus sagen kann, lag ich nackt vor ihm auf dem Bett. Also an diese Vampirgeschwindigkeit musste ich mich erst einmal gewöhnen. Also wenn er so schnell kam, wie er mich ausgezogen hatte, dann würde ich wohl nie einen Orgasmus bekommen. Als ich ihn wieder ansah, war auch Sjaard entkleidet und lachte mich nun süffisant an.
„Du hast meine Gedanken geleeeeeeesen!“, stöhnte ich auf, als er mich am Oberschenkel küsste.
„Na und?“, hakte er nach, während er meine Brust liebkoste. Binnen weniger Sekunden hatte ich ihn unter mir begraben, was ihn sehr verdutzte. Hätte mich auch gewundert, wenn ich es geschafft hätte einen darauf vorbereiteten Vampir von mir zu drücken.
„Das will bestraft werden!“, entgegnete ich verführerisch und begann sein pulsierendes Glied zu massieren, sodass Sjaard ein Knurren entfuhr, das mir gefiel.
„Mach das noch mal!“, bat ich und erneut ertönte das Knurren.
„Coooooool…“, setzte ich an, wurde jedoch wieder unter ihm begraben, spürte jeden seiner Berührungen wie einen Feuerball auf meiner Haut, jeden seiner Liebkosungen. Als er sich verlockend an mir rieb, durchfuhr mich ein Schauer der Erregung und ich hakte einmal kurz nach: „Du kannst auch beißen? Was für ein Gefühl ist das dann?“
Abrupt hielt er in der Bewegung inne. Mist, was hatte ich denn nun falsches gesagt? Noch meinem Gedanken nachtrauernd, stellte ich fest, dass sich Sjaard zurückgezogen hatte und in der gegenüberliegenden Ecke stand. Nach wie vor nackt.
Ständige Hitzeschübe machten es mir schwer zu ihm zu gelangen. Gott, war ich gerade willig!
Vorsichtig legte ich ihm eine Hand auf seine Schulter und wollte ihn zu mir herum drehen, als er meine Hand wegschlug. Vor schmerzen aufschreiend, fiel ich zu Boden. Scheiße tat meine Hand weh! Ich wollte mich doch nur bei ihm entschuldigen, falls ich etwas Falsches gesagt hatte oder gar getan, deswegen musste man doch nicht gleich so grob werden und mir meine Hand brechen oder so. Schluchzend hielt ich mir meine Hand, während ich immer noch NACKT auf dem Boden saß.
Als sich Hände um meine Taille wiederfanden und Sjaard mich an sich zog, wurde ich ruhiger und lehnte mich entspannt an seine Brust.
„Es tut mir leid, wenn ich dich irgendwie verletzt habe oder ich was gesagt habe, was mich nichts angeht. Wirklich, ich krieche in Demut vor dir…“, in diesem Moment der Erklärung befanden sich seine Lippen wieder auf meinen, doch dieses mal waren sie stürmischer, drängender. Schupps, waren meine Schmerzen in der Hand vergessen.
„Es ist nicht deine Schuld und ich muss mich entschuldigen, denn ich habe dich verletzt!“, erklärte er mit seiner Stirn gegen meine gelehnt und mich fixierend.
„Weißt du… Es soll wunderschön sein sich bei der Vereinigung zu beißen, aber wenn… Naja, sollten wir es tun, dann sind wir gebunden und ich weiß nicht, ob ich das wirklich will. Versteh mich nicht falsch du bist echt wunderbar, abgesehen davon, dass du mich manchmal auf die Palme bringst und auch irgendwie meine Angestellte bist… Wie auch immer. Der Bund ist noch stärker als eine Ehe. Danach kann ich nur noch dein Blut trinken, sollte ich dem nicht treu sein, dann könnte es sein, dass du stirbst. Man muss sich lieben und das von ganzem Herzen. Ich kenne dich noch nicht gut genug dafür.“, erklärte er.
„Aber mit mir schlafen, das geht?!“, klang ich jetzt etwa sauer? Scheiße, was erwartete ich denn von ihm? Hey hier bin ich. Mach mich zu einer von euch? Oder ja du hast noch alle Zeit der Welt um mich kennenzulernen jetzt binde dich schon an mich? Niemand war so dumm. Und hey Alex, warst du nicht diejenige, die was Unkompliziertes wollte und das auch die ganze Zeit von den ganzen anderen Männern bekommen hatte? Jetzt, gerade jetzt genau das Gegenteil von dem Mann wollte, der vor dir sitzt?, fragte ich mich selbst.
Bei jedem anderen Mann wärst du mitgegangen und hättest ein One-Night-Stand gehabt, aber bei dem hier nicht? Ausgerechnet der, der dir nicht mehr geben würde, bei dem würdest du es wollen? Manchmal bist du komisch…, teilten mir mein Verstand und mein Herz gleichzeitig mit. Alex, du kannst nicht alles haben, denn das Leben ist nun mal immer noch kein Ponyhof!
„Es.. weißt du ich mag dich wirklich Alex… aber lass es uns bitte langsam angehen. Ich will nichts Falsches tun. Ich habe gesehen, was Darian mit Kate gemacht hat und ich will nicht dasselbe mit dir tun. Lass uns Daten. Genauso, wie es normale Pärchen auch erst tun, bevor sie in die Kiste hüpfen.“, bat er und ich musste doch irgendwie lächeln. War es das was ich wollte?
„Okay. Hast du jetzt grade schon was vor?“, fragte ich hoffnungsvoll nach.
„Um ehrlich zu sein… Nein!“
„Gut. Dann lass uns unser erstes Date haben.“
„Warum nicht!“
„Okay, dann schieß mal los, was wollen wir machen?“
„Keine Ahnung, ich hatte schon länger keine Dates mehr!“, konterte Sjaard, verzog seinen Mund zu einem hämischen Grinsen und zuckte mit den Schultern.
Na toll. Das ist ja jetzt mal super peinlich! Ich breche immer wieder alle Rekorde. Alex, du denkst die ganze Zeit nur an das Eine, wenn du bei ihm bist, wie pragmatisch! Ja, vielleicht liefen deine anderen Dates *lach* so ab, aber dieses wohl eher nicht. Frag ihn einfach nach seinen Interessen oder so. Das kann doch nicht so schwer sein. Immerhin hat er dir dein Leben gerettet. Apropos, woher wusste er eigentlich wo ich war?
„Sag mal Sjaard woher wusstest du eigentlich…“
„…wo du warst? Ich habe dich gerochen und falls es dir nicht aufgefallen war, warst du beinahe bei uns angekommen, bevor der Taxifahrer seine Vollbremsung hingelegt hatte. Vimpirische Geschwindigkeit!“, zwinkerte er mir zu.
Aha, jetzt war ich schon schlauer. Leider ändert das nichts an der Tatsache, dass ich ihm mein Leben verdankte, immer noch nackt vor ihm sitze und er vor mir und ihn immer noch will. Kacke, vielleicht sollte ich mich anziehen, denn eigentlich führt man ein Date angezogen! Statt jedoch aufzustehen, wurde ich in seine Arme gezogen und er begann mich zu küssen. Schnell bemerkte ich an meinem Schoß, dass er genauso erregt war, wie ich es war. Ende also mit den Gesprächen. Lass uns anfangen Baby! Stürmisch, wie vor einigen Minuten lagen wir wieder im Bett und beendeten die Vorstellung, die wir zuvor begonnen hatten. Es war… unbeschreiblich. Jede Frau würde sich einen solchen Mann wünschen. Der Sex war genial und als wir dann auch ein zweites und ein drittes Mal zu unserem Höhepunkt kamen, fielen wir erschöpft in die Laken.
„Und wie fandest du unser erstes Date?“, hakte Sjaard schief lächelnd nach.
„Hmm… Also ich weiß nicht genau…“, entgegnete ich ernst, sodass mich Sjaard fordernd ansah und erneut begann mich zu küssen. Er wusste meine Antwort doch so oder so schon. Welch ein Schuft! Doch ich gab mich lässig.
„Ist ja gut… Wenn unsere Dates immer so enden, dann sind sie atemberaubend!“
„Gut, dann lass uns gleich ein neues Date vereinbaren!“
„Morgen?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Tut mir leid, aber da kann ich leider nicht Alex. Ich habe Hannah versprochen den letzten Tag hier noch mit ihr zu verbringen.“
„Ach so.“, irgendwie hatte mich das verletzt. Er zog eine andere Frau vor. Egal, ob wir erst ein Date und ein paar Mal Sex hatten. Die Tatsache war, dass ich ihm verfallen war. Vom ersten Augenblick an, war ich ihm verfallen! Irgendwie behagte mir das nicht ganz, doch ändern kann ich eh nichts mehr daran. Und dann das. Puff! Eine andere Frau!
„Wie ich bereits sagte, ist Hannah eine alte Freundin. Sie war damals noch ein Kind. Ich hab es ihr versprochen. Aber auch ich fühle mich dir hingezogen. Der Tag des Balls. Ich war so eifersüchtig auf deinen Chef, denn er konnte mit dir bezaubernder Frau zum Ball gehen, durfte dich berühren und um ehrlich zu sein war ich verletzt als er dich küsste… Ich… Mist….“
„Du hast mir nachspioniert, weil du eifersüchtig warst… Aha. Aber wo warst du als…“
„Ich war gegangen! Das hätte ich nicht tun sollen, wenn ich gewusst hätte, dass Darian in der Nähe ist.“
„Ich hab ihm eine geklatscht. Er ist ein Schwein. Er vögelt mit meiner Ally und gedenkt dann noch einen Stich bei mir zu landen.“
„Ja sowas hatte ich mir gedacht.“, gab er nun zu.
„Eine schöne Nacht dir noch mein Mäuschen!“, hauchte er, gab mir einen Kuss auf die Stirn uns stand im nächsten Moment angezogen neben meinem Bett. Wütend richtete ich mich auf. Er hatte es doch tatsächlich gewagt mir einen scheiß Kosenamen zu geben! WUSCH! Das hatte gesessen.
„Wofür war das denn?“
„Ich hasse Kosenamen!“
„Aber Mäuschen…“, setzte er grinsend an. Klatsch!
„Reiz mich nicht auch noch!“
„Du tust es aber ja auch! Immerhin stehst du immer noch nackt vor mir!“, entgegnete Sjaard mir und ich wurde rot. Warum wurde ich denn nun bitteschön rot? Immerhin hatte er mich ja schon vorher nackt gesehen! Oh, du verräterischer Körper!
„Trotzdem, nenn mich nicht so mein Honigbärchen!“, witzelte ich nun.
„Das ist fies! Honigbärchen, hm?“
„Gar nicht! Und nun raus!“, entgegnete ich mit einer Handbewegung, die auf die Eingangstür zeigte. Binnen einer Sekunde war er aus der Gästewohnung verschwunden. Verschwitzt, wie ich es immer noch war, beschloss ich duschen zu gehen. Das Wasser brachte meine Hitzewallungen und meinen Puls wieder auf Normalfrequenz.
Ich zog mich wieder an und verspürte plötzlich Hunger, einen Bärenhunger. Als ob ich nicht schon auf dem Ball viel gegessen hätte. Einen Teller voll mit Shrimps. Einen mit kleinen Würstchen und leckeren Broten ach ja nicht zu vergessen die ganzen Gurken und der Thunfisch mit Sauce Hollandaise. Mist, wenn ich mal so wirklich darüber nachdachte, war das verdammt eklig gewesen. Ich blickte den Kühlschrank an, der mich verführerisch anlächelte. Schnell nahm ich mir was ich brauchte und stopfte bis zum bitteren Ende alles in mich hinein. Wie sollte es auch anders sein….Trommelwirbel, fand ich mich kotzend über der Kloschüssel wieder.
„Ach du heiliger Schreck! Alex was hast du denn?“, fragte mich Kate besorgt und hielt meine Haare solidarisch hoch.
„Ich habe eben drei Sandwiches mit Gürkchen, Salami, Thunfisch, Salat und Erdnussbutter vertilgt. Zudem noch auf dem Ball ein Teller mit Shrimps, einen Teller mit Würstchen, leckeren Broten und noch mehr Gewürzgürkchen mit Thunfisch und Sauce Hollandaise.“
„Iiiih, na danach würde ich mich auch übergeben!“
„Also ich fand’s ja eigentlich ganz lecker!“; protestierte ich.
„Na das sieht man, Alex!... warum hast du das denn alles gegessen? Ich meine wo lässt du das alles? Du bist so zierlich und willst das alles gegessen haben? Bist du schwanger oder isst du immer so viel?“
Ach du meine Güte… ganz ruhig Alex. Schwanger…. JA, alle Schwangeren aßen. Nein fraßen schon beinahe. Oh nein. Deswegen wollte Sjaard nicht mit mir schlafen!
„Hast du einen Schwangerschaftstest da?“
„Also ist das nicht normal, dass du soviel isst… verstehe. Nein tut mir leid.“
„Wie spät ist es?“
„Äh. Es müsste jetzt drei Uhr sein. Die nächste Apotheke ist zwei Ecken weiter. Wir könnten in zwei Stunden hingehen, denn die öffnet bereits wieder um fünf Uhr in der Früh.“
„Heute ist Sonntag.“, seufzte ich.
„Egal. Die haben jeden Tag auf.“
Sollte ich wirklich schwanger sein? Oh, lieber Gott geb mir eine Schaufel und ich schaufel mir selber mein Grab!
Hibbelig waren Kate und ich kurz vor fünf zur Apotheke aufgebrochen. Als sie endlich öffnete, stürmte ich beinahe in den Laden, sodass mich die Apothekerin komisch musterte.
„Ich benötige fünf Schwangerschaftstests bitte!“
„47,13 bitte“
„Hier stimmt so.“, sagte ich und drückte ihr 50 $ in die Hand. Ich hatte es verdammt eilig.
Kate, die die ganze Zeit stumm zugesehen hatte, folgte mir auf den Schritt und als wir wieder bei ihr zu Hause ankamen, verschanzten wir uns im Badezimmer. Ich pinkelte wie im Akkord. Und wartete. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Doch ein Glück hatten wir diese neuartigen Teile gekauft, die stehen hatten: schwanger und nicht schwanger. Alle zeigten uns ein und dasselbe Ergebnis: SCHWANGER! Voller Panik begann ich zu schreien!
„Das kann doch wohl nicht wahr sein! Scheiße, da verliebe ich mich schon mal in einen der sexiest man alive, schlafe mit ihm und jetzt bin ich von einem anderen schwanger! Ich weiß ja noch nicht einmal von wem! Ich hatte eindeutig zu viele! Außerdem bin ich grade mal einundzwanzig! Ich will nicht schwanger sein… Lass uns noch einen kaufen gehen!“
„O-okay. Ich lass das alles so dahingestellt. Es würde aber nichts bringen noch einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Alex, fünf der Teile zeigen dir bereits eindeutig, dass du schwanger bist. Außerdem ein Kind. Das wäre doch einfach genial! Ich würde Tante werden, wir könnten wie eine richtige kleine Familie sein. Sjaard mag außerdem Kinder. Er ist so ziemlich der einzige hier, der die kleinen Quälgeister so toll findet wie ich!“, baute sie mich auf.
„Ja. Aber ich bin jung und das wäre nicht Sjaards leibliches Kind. Er wird es und mich hassen!“, schlussfolgerte ich.
„Ich geh einfach heute noch mal zum Frauenarzt. Vielleicht irren sich ja diese Dinger! Außerdem weiß ich dann auch, in welchem Monat oder welcher Woche ich bin. Ich kann‘s dir dann ja heute Abend mitteilen. Und kein Wort zu niemandem, klar!“
„Ich schwöre!“
Als es begann hell zu werden, verabschiedete sich Kate von mir. Ich wippte auf dem Sofa hin und her. Endlich wurde es acht. Schneller als man Ich-bin-vielleicht-schwanger rufen konnte hatte ich meine Frauenärztin angerufen, einen Termin vereinbart und mir ein Taxi bestellt.
So kam es dann, dass ich punkt halb zehn im Warteraum saß. Eigentlich hasste ich diese Dinger. Besonders bei Ärzten. Immerhin haben manche ansteckende Weh-Wehchen!
Als mich dann um zehn endlich mal die Schwester aufrief und in Zimmer dreizehn verfrachtete, atmete ich auf und dachte über den Tag nach. Einen Scheißtag, wenn man mich mal fragte.
1. War ich wohl schwanger!
2. Hatte ich keinerlei Ahnung, wer der Vater meines Kindes war!
3. Was sollte es abergläubischeres noch geben. Ich saß in Zimmernummer 13!


5



Nach dann noch endlos langen drei Minuten kam endlich meine Ärztin und untersuchte mich.
„Ich gratuliere. Sie sind in der Tat schwanger in der achten Woche.“
„Oih, toll.“, log ich. Ich war also im zweiten Monat. Ja, kam auch irgendwie hin. Ich hatte nichts bemerkt, da ich zu viel arbeitete. Immerhin hatte ich ja nicht einmal Sex in der Zeit, in der ich am McFallen Projekt involviert war. Seit zwei Monaten war das nun schon so. Diese Woche sollte Baubeginn sein. Super, dann würden Sjaard und och uns ständig über den Weg laufen.
Aaah, ich müsste mir Mode in Übergröße zulegen! Nein… Ich wollte nie fett werden. Auch wenn sich das jetzt fies anhört, aber schwangere sehen nun einmal fett aus! Irgendwie. Immerhin müssen die ja ein Kind neun Monate mit sich herum schleppen, dass mindestens 45-55 cm groß ist und bis über drei Kilo wiegen kann. Und das soll alles da unten durchpassen? Damit würde ich mir alles verunstalten!
Wie sollte ich das denn noch Sjaard mitteilen? Am Abend unseres zweiten Dates.
>Hey ich weiß du hast mich schon Nackt gesehen Baby, aber in einigen Wochen und Monaten werde ich doppelt so dick aussehen, denn ich bin schwanger. Tja leider nicht von dir!

6



Als ich meine Augen öffnete sah ich… Eine Lampe?!
Komisch und ich lag auf einem Bett… Ich hätte ja mit einem Kerker gerechnet und tausenden von Fesseln oder Folterinstrumenten. Vorsichtig blinzelte ich…
„Ah, bist du auch noch mal wach?! Mein Schlag war ja nicht nett, wenn er dich für ganze drei Tage aus den Latschen haut…“, lachte Darian.
„Haha. Ich krieg hier gleich nen Föhn!“, entgegnete ich angesäuert.
„Hey, ich kann auch anders, Alexis!“
„Ach Darian, tu mal nicht so als seist du der Hellste! Vielleicht hast du es geschafft deine Familie zu intrigieren, aber dennoch wirst du stets im Schatten deiner Brüder stehen. Du wirst nie eine Frau finden und auch niemals Herrscher werden!“ Oh Gott hatte ich das gerade laut ausgesprochen? Kate hätte wohl besser die Klappe halten sollen.
„Ach nein? Woher willst du denn das wissen? Wenn Hunter stirbt, dann ist Hannah seine Nachfolgerin und sie braucht einen Mann, einen König…“
„Du warst doch schon für eine kurze Zeit mit ihr zusammen und außerdem steht sie eher auf Sjaard, als auf dich!“, spottete ich.
„Wir sind Partner. Wir werden Hunter mit vereinten Kräften zu Fall bringen. Sie kann haben, wen sie will. Ich werde sie ebenfalls zur Strecke bringen danach…“
Genau das wollte ich wissen. Er verriet mir unweigerlich seinen Plan.
„…Schwupps bin ich Herrscher und werde die Vampire über die Menschen herrschen lassen!“, lachte er und klag dabei wie eine bescheuerte Stimme in einem kitschigen Horrorfilm, sodass ich zu allem Überfluss erneut beginnen musste zu lachen.
Jeder der Familie hatte mir beteuert, dass mit Darian nicht zu spaßen sei, doch irgendwie war er der Einzige, der mich zum Lachen brachte, mochte die Lage noch so verzwickt sein.
Wieder starrte er mich sauer an.
„Wo bin ich eigentlich? Ich würde gerne al duschen!“, lenkte ich ihn ab.
„In meinem Geheimversteck… Dritte Tür links!... Ich muss ja wohl nicht sowas abgedroschenes sagen wie >wenn du abhaust, werde ich dich töten

Impressum

Texte: Tja, mal wieder diese Geschichte... Alles wurde von mir erfunden. Ich hoffe, dass ich keinerlei fremder Ideen verwendet habe.
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wünsche Euch viel Spaß!

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