Im Grunde kann keiner behaupten, nicht zu wissen was "Gnade" eigentlich ist und bedeutet. Vom Wortsinn her ist es ziemlich klar definiert. Unter Gnade versteht man eine wohlwollende, freiwillige Zuwendung. In der christlichen Theologie ist die göttliche Gnade (lateinisch: gratia, griechisch: charis) ein zentraler Begriff, besonders im Zusammenhang mit der Erlösung. Im weltlichen Recht spricht man von Begnadigung durch Gnadenbefugnis. Damit kann man etwas anfangen. Wenn es nun um Gott geht, fragen sich manche Menschen, was sie denn verbrochen haben, um Gnade zu brauchen? Einige sind regelrecht empört, und pochen darauf, daß alles, was sie haben und besitzen, sich hart erarbeitet haben und keiner ihnen etwas geschenkt hat. Sie empfinden es geradewegs als Unverschämtheit aufgefordert zu werden, daran zu glauben begnadigt zu werden. Aber ich denke nicht, daß man es so sehen muss und sollte. Die Bibel spricht jedem Arbeiter seinen Lohn zu. In 1. Timotheus 5,18 steht: "Denn die Schrift sagt (5.Mose 25,4): »Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden«; und: »Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert«. Gnade hat also gar nichts damit zu tun, etwas zu erhalten, was man sich selbst durch seine Arbeitskraft erkauft und verdient hat. Es ist ziemlich genau das krasse Gegenteil. Nämlich etwas, was man sich weder erkaufen noch verdienen kann und wofür man noch nicht einmal einen Gedanken verschwenden will. Auch hier stellt die Bibel in Römer 3, 11-12 unmissverständlich fest: "Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Psalm 14,1-3)". Wenn wir also von Gnade reden, dann genau auf dieser Grundlage. So gesehen sind Begnadigte solche, die böse sind im Grunde ihres Herzens, nicht nach Gott fragen, ahnungslos, stur, verdorben und verloren sind. Wenn wir einfach nur einmal davon ausgehen würden, daß es so ist, dann würde doch jede Veränderung zum Guten und zum Besseren und zur Wahrheit, für so jemanden Gnade lebendig machen, oder? Darum soll es gehen.
Jörg Bauer, Berlin
März 2016
''HERR, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil! Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, damit sie nicht in Torheit geraten. Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; dass uns auch der HERR Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe; dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.''
Psalm 85, 8-14
Gnade und Wahrheit begegnen sich - eine wundervolle Kombination! Gerechtigkeit und Frieden küssen sich! Enger und herzlicher geht es nicht. Sie können und wollen nicht ohne einander. Gnade, Wahrheit, Gerechtigkeit, Friede. Vier starke Begriffe, theoretisch höchst kompliziert, aber in der Liebe Gottes sind es fließende Fundamente ewiger, harmonischer Freude und Kraft. Was ist denn Gerechtigkeit? Was ist Wahrheit? Die Menschen sind sich darin nicht einig. Ist es nicht auch so, dass Gerechtigkeit und Wahrheit ohne Gnade, Vergebung und Versöhnung kalt und unmenschlich werden? Liebe ohne Wahrheit macht blind. Wir lesen 1. Johannes 3,18: ''Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit''. Lieben mit der Wahrheit? Jesus sagte von sich, daß ER die Wahrheit ist (Johannes 14,6). Gnade und Wahrheit sind in Gott selbst durch seinen Sohn Jesus Christus vereinigt. Wie gehe ich nun damit um? Wie gehe ich mit meinem Versagen, meinem Kleinglauben um? Durch unsere Bereitschaft zu unseren Fehlern und unserem Versagen zu stehen, wird die Kraft der Vergebung (der Gnade) erst richtig sichtbar. Gnade erkennen beinhaltet, daß der Geist Gottes auf unsere Herzen (nicht dem Verstand) das Evangelium geschrieben hat. Und dies durch den Dienst liebevoller Christen, bewaffnet mit dem Wort des lebendigen Gottes und der Tüchtigkeit die aus der Gnade fließt, nämlich dem Wissen, frei geworden zu sein durch die Vergebung der Sünden (1. Korinther 3, 3-5). Es ist unsere von Gott autorisierte Aufgabe das Evangelium der Liebe, Wahrheit, Gnade und Gerechtigkeit zu leben und zu verbreiten. Sicherlich auch durch die Predigt, aus der der Glaube kommt (Römer 10,17). Aber man kann auch ohne Worte predigen - durch unsichtbare Bande der Liebe in Tat und Wahrheit (1. Johannes 3,18). Darüber kann man nicht streiten, das weiß man in seinem Herzen, und kann es auch nur so weitergeben - von Herzen! Fromme Besserwisserei und Selbstgerechtigkeit schreckt ab und ist ein schlechter Ersatz für Vergebung. Dies führt nur wieder in die Gesetzlichkeit hinein, wo Tüchtigkeit durch Angst und Drohungen eingefordert wird. Das wäre Wahrheit ohne Gnade und ein selbstzerstörendes anstatt selbstloses Dienen. Die Pharisäer, die selbst ernannten Hüter von Gottes Wahrheit, betonten niemals die Gnade. Christi Zuhörer hatten im mosaischen Gesetz Wahrheit gesehen, aber es war Christus, der sie den ersten freien Blick auf die Gnade werfen ließ. Das Gesetz konnte lediglich Sünde offenbar machen (Römer 3,20). Jesus jedoch konnte diese hinwegnehmen. Die Pharisäer waren dafür blind und ließen sich bedienen, das sagt alles! Für uns Christen gilt was Jesus sagte: ''Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele'' (Markus 10, 42-45). Das ist vor Gott gerecht, wenn wir seine Liebe und Gnade täglich an uns heranlassen, und uns demütigen um anderen Menschen und Glaubensgeschwistern zu dienen. Von Gott kommt Güte und Treue und auch Kraft und Willigkeit und Gelegenheit, um vom Hören zum Tun zu kommen nach seinem Wohlgefallen (Philipper 2,13). Unser Leben im Himmel und auf Erden wird reich, durch den liebevollen Dienst in Wahrheit, Liebe, Gnade und Gerechtigkeit (Matthäus 6,20).
'Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage''.
Maleachi 3, 23-24
Kann man aus den prophetischen Zeilen Maleachis ein göttliches Prinzip ableiten, was auch für uns und unser Leben Gültigkeit hat? Ich denke ja. Wenn wir an die ewige Erwählung glauben, dann kann es auch in allem anderen, was das Leben betrifft, keine Zufälle geben. Allerdings geschehen die Dinge nicht, ohne Aussicht, daß wir sie verstehen und erkennen werden im Laufe unseres Lebens und dann, wann und wie Gott es uns schenkt. Der Mensch ist stur und uneinsichtig, und macht oft das Gegenteil von dem, was gut, förderlich und nötig wäre. Der Evangelist Matthäus hat es so ausgedrückt: ''Wir haben euch aufgespielt und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben Klagelieder gesungen und ihr wolltet nicht weinen'' (Matthäus 11,17). Jesus kam, um Sünder selig zu machen (1. Timotheus 1,15) und um zu suchen, was verloren ist (Matthäus 18,1). Was Gott nicht findet (was eigentlich unmöglich ist) kann sich letztlich nicht finden lassen - warum auch immer? Für uns Gläubige muss es jeden Tag und jede Nacht ein dankbares Wunder der unausforschlichen Gnade und ewigen Liebe Gottes sein, daß wir gläubig sein dürfen und können! Johannes der Täufer war der verheißene Prophet, der in der Kraft Elias (Lukas 1,17) das nahende Himmelreich verkündete und zur Buße aufgerufen hat (Matthäus 3, 1-3). Gott hat also zu einer bestimmten Zeit, die (zuerst) jüdischen Menschen auf sein Kommen und seine Botschaft vorbereitet. Allein über 300 Prophezeiungen des Alten Testaments beziehen sich auf Jesus Christus. Gott ist also nicht sozusagen ''mit der Tür ins Haus gefallen'', sondern hat über Zeit und Raum hinweg alles gründlich vorausgesagt und vorbereitet. Ich glaube, Gott geht auch mit einzelnen, gläubigen Menschen so um und macht sie bereit und offen für das, was noch folgt. Nicht immer verstehen wir die Dinge die uns geschehen und passieren, aber sie dienen einem Zweck, so daß uns im Hinblick auf die zukünftigen Ereignisse, dann tatsächlich ''alles zum Guten
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG Tag der Veröffentlichung: 24.03.2016 Alle Rechte vorbehalten Widmung:Impressum
ISBN: 978-3-7396-4520-9
Meine geliebten Ehefrau und besten Freundin Inga Göde