Cover

Prolog: Dead One - Zerissenes Familiendasein

Du hörst das schaben von Fingernägeln hinter der Haustür, ein kehliges Röcheln und Stöhnen zerstört die abendliche Ruhe im Hause deiner Familie und lässt dich, deine Mutter und Vater, sowie deine kleine Schwester Antonella verwundert vom gemeinsamen Abendessen aufsehen. In deinen Ohren klingt es beinahe schon unheimlich. "Mami, was ist das?" , fragte die jüngste im Bunde und zupft leicht wimmernd am Blusenhemd deiner Mutter. "Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Wahrscheinlich ist es der Hund vom Nachbarn, der das Essen erschnuppert hatte." , beruhigte die junge Frau ihre Tochter lächelnd und streicht liebevoll durch das blonde Haar.

"Ich werde nachsehen." Du beobachtest wie dein Vater sich vom Stuhl erhebt und geduldigen Schrittens das Esszimmer verlässt und sich auf die Haustür zu bewegt. Du kannst es dir nicht genau erklären, und doch flüstert dir eine Innere Stimme zu deinen Vater anzuflehen die Tür nicht zu öffnen. Macht ein Hund solche Geräusche?

"Dad ... " , warnst du leise, doch dein Vater hatte es trotz allem vernommen und hält in seinen Bewegungen inne. "Sei vorsichtig." Dein Vater lächelt fürsorglich über seine Schulter hinweg zu dir hinüber und nickt, bevor er aus deinem Sichtfeld verschwand. Du seufzt leise und trotz seinem tonlosem Zuspruch aufzupassen, spannen sich deine Gliedmaßen unweigerlich an und unruhig rutscht du auf deinem Stuhl hin und her, stocherst teilnahmslos im Karoffelbrei auf deinem hableeren Teller herum und horchst mit einem Ohr in den Flur hinein. Währenddessen ermahnt deine Mutter im Hintergund Antonella ihr Gemüse zu vertilgen, sei es auch nur die Karotten, die sie normalerweise so gerne isst. Deine Schwester schüttelt jedoch bloß stur mit ihrem kleinen Köpfchen und schiebt beleidigt ihre Unterlippe hervor, als deine Mutter versuchte ihr mit der vollen Gabeln sie zum weiter essen zu bewegen.

Du kannst dir ein Schmunzeln nicht verkneifen und für einen Moment vergisst du den Hund vor eurer Haustür, schiebst dir etwas von dem Kartoffelbrei deinerseits auf die Gabeln und isst, wenn auch langsamer als zuvor, dein Abendessen weiter. Gerade wolltest du dir ein Schluck Eistee genehmigen, als der schmerzerfüllte Schrei deines Vaters in deinen Ohren wiederhallt, du heftig zusammen zuckst und nicht verhindern konntest, dass dir das Glas aus der Hand rutscht und auf dem Parkettboden zersprang.

Antonella hält sich erschrocken die Ohren zu und deine Mutter, sowie auch du sprangen fast gleichzeitig vom Stuhl auf und rennen panisch aus dem Zimmer und hinein in den Hausflur. Ein spitzer Schrei seitens deiner Mutter lässt nun auch deine Ohren klingeln, doch auch du bist zu geschockt um auf das nun leise ziepen zu reagieren. Stattdessen beobachtest du aus schreckgeweiteten Augen das horrorartige Szenario vor dir und taumelst unter weichen Knien gegen die Wand. "Ivan ...! " , schrie deine Mutter unter aufkommenden Tränen und eilt deinem Vater zur Hilfe, der blutend auf dem Boden liegt und einen fremden Menschen unter höllischen Schmerzen versuchte mit Händen und Füßen abzuwehren, der sich stöhnend auf ihn stürzt.

Du siehst von deiner Position aus, wie deine Mutter sich von hinten an den Angreifer heran wagt, ihn an den Schultern packt und kraftvoll von Ivan herunter zieht. Sie strauchelt unter dem Gezappel des Mannes, dennoch erscheint es dir, als würde er sich nicht zu wehren wissen und landet laut polternd vor der offen stehenden Haustür auf dem Boden, wo er zunächst liegen bleibt. "Oh mein Gott, Schatz. Geht es dir gut?" , beeilte sich deine Mutter zu fragen und setzt sich kniend neben ihren Mann, um ihn beim aufhelfen zu unterstützen. Ivan stöhnt auf, nachdem er einigermaßen eine aufrechte Sitzposition gefunden hatte, und hält sich seinen linken, stark blutenden Unterarm, den er vor sich geschoben hatte, als der Fremde Mann sich nach dem öffnen der Haustüre plötzlich auf ihn gestürzt hatte und ihn ohne zu zögern ins Fleisch biss. Der Angriff geschah so plötzlich, so völlig unerwartet, dass er zu Boden ging und in aller letzter Sekunde einen weiteren Angriff mit seinem Fuß stoppen konnte, dennoch von den stumpfen Fingernägeln des Fremden an der rechten Wange gekratzt wurde.

Er sieht schlimm aus, denkst du dir völlig paralysiert und sammelst dich. Du willst auf deine Eltern zu gehen, jedoch weckt eine Bewegung aus dem Augenwinkel deine Aufmerksamkeit und aus einem Reflex heraus schlägst du deine Hand vor die Augen deiner kleinen Schwester, die unter Tränen aus dem Esszimmer geschritten kam. "Mami ... " schluchzte sie laut auf und wehrt sich. Sie will zu deinen Eltern. Und doch hast du das Bedürfnis sie muss das Bild, mit dem vielen Blut, nicht sehen. Dafür ist sie mit ihren jungen sechs Jahren viel zu jung und unschuldig. "Geh in dein Zimmer." , forderst du ein wenig zu schroff und schiebst sie ein Stück weit in Richtung der Treppe, die in den nächsten Stock führte. "Nein, ich will nicht. Ich will zu Mami und Papi." schreit die Kleine nun sehr ungeduldig und zerrt sich aus deinem eisernen Griff. "Antonella .. "

Deine Schwester schiebt sich unter deine Arme hindurch und rennt laut weinend auf deine Mutter und Vater zu, die zunächst aus großen Augen ihre kleine Tochter beobachten, bis Ivan zu schimpfen begann und Antonella zum Anhalten bewegt. "Bleib da!" "Bringe sie hinauf ins Zimmer." , fordert nun auch deine Muter dich auf und du gehorchst relativ schnell. Schnellen Schrittes eilst du zu der Jüngsten und schnappst ihre kleinen, zierlichen Ärmchen, hebst sie auf deine Arme und wolltest eigentlich zügig kehrt machen, als deiner Meinung nach der wahre Horror erst richtig anfängt.

Eine kalte, eisige Hand legt sich um dein Fußgelenk und zieht dir den Boden unter den Füßen weg. Du fällst gen Boden, samt deiner kleinen Schwester und ihr beide keucht schmerzerfüllt auf, nachdem ihr hart auf dem Boden aufschlägt. Die Zeit um sich zu fangen, bleibt euch beiden nicht, als sich ein schwerer Körper auf euch legt und eine hässliche Fratze sich in eure Sicht schiebt. Tote, gläserne Augen blicken auf euch hinab, Blut und Speichel trieft aus den Mundwinkeln des Mannes hinaus und bedeckt deine halbe Kleidung, sowie die deiner Schwester. "Nein ... " , hörst du im Hintergund deine Eltern schreien, doch du bist viel zu erstarrt und befangen von diesem skurilem Bild um rechtzeitig zu reagieren, als die Zähne des Fremden in die Stelle, wo Hals und Schulter aufeinander trafen, deiner kleinen Schwester einschlagen. Ihr schmerzerfülltes Kreischen geht dir durch Mark und Bein und holt dich aus deiner Starre heraus. Blut spritzt dir ins aschfahl gewordene Gesicht, auf deine Kleidung und dem Boden, bevor du mit deiner geballten Faust ausholst und dem Mann ins Gesicht schlägst.

Der Schlag tut dir wahrscheinlich mehr weh, als ihm, und doch reißen sich seine Zähne von Antonella los, unglücklicherweise sogar ein großes Stück ihrer Haut. Weitere Schreie ihrer Seits wecken die umliegende Nachbarschaft aus dem Schlaf.

Der Angreifer erholt sich viel zu schnell von deinem Schlag und setzt an dessen halb abgebrochene Zähne wieder in die unschuldige Antonella zu schlagen, als du aus dem Augenwinkel schemenhaft Ivan ausmachen kannst, der beinahe schon brutal an den Haaren des Mannes reißt und ihn in den Bauch tritt, somit auch runter von euch scheuchte. Du beobachtest wie dein Vater völlig dem Wahn verfallen auf den Angreifer einschlägt ... immer und immer wieder. Bis die Hände deines Vaters selbst blutig entstellt sind. Doch er hört nicht auf. Selbst dann nicht, als er anfängt selber zu schwitzen, zu husten und seine Hautfarbe mittlerweile nicht mehr gesund aussieht. So kränklich Blassgrün.

Währenddessen erscheint deine Mutter neben euch und nimmt dir Antonella mit zitternden Händen aus den Armen und schiebt der Kleinen blutige Haarsträhnen aus der Stirn, streicht über ihre kalt gewordene Haut und murmelt ihr Mut und Tapferkeit zu. Du erhebst dich im selben Augenblick und siehst deiner Schwester verzweifelt ins Gesicht. Sie rührt sich nicht mehr, die Augen waren geschwächt geschlossen, nur ihr flacher, röchelnder Atem verrät, dass sie noch lebt ... doch wie lange noch? Sie verliert Blut. Zu viel. Unter hohem Druck gesetzt presst du deine Hände auf die Wunde, doch das Blut guillt einfach zwischen deinen Fingern weiter hinaus. Es lässt sich einfach nicht stoppen. Ja selbst dein Holzfällerhemd, welches du ausgezogen hattest, sog sich schnell mit ihrem Blut voll.

Tränen lassen deine Sicht verschwimmen, auch deine Mutter verbirgt ihr Gesicht in ihren lockigen, blonden Haaren, während die Atmung von Antonella in Sekunden schnelle abnimmt. "Mami ... " , murmelt das Kind verängstigt und hebt ihre kleine, zitternde Hand. Sofort nimmt deine Mutter behutsam die ausgestreckten Finger entgegen und haucht mehrere Küsse auf ihre Knöchel. "Hab' keine Angst, ich bin doch da. Hilfe wird kommen. Das schaffst. ... " Die Stimme deiner Muter bricht ab und ein heftiges Schluchzen verlässt ihre trockene Kehle. Auch du kannst deine Tränen nicht mehr unterdrücken und laufen dir in Sturzbächen über deine rot gewordene Wangen. Als Antonellas Hand in denen deiner Mutter erschlaft und ihre Atmung gänzlich ausbleibt, war deine Selbstbeherrschung vollständig abhanden gegekommen.

Ein verzweifeltes, in große Trauer getränkes Schreien erfüllt das Haus deiner Familie, du und deine Mutter weint bitterliche Tränen und ihr seid nicht im Stande wirklich zu realisieren, wie ein harmlos begonnener Abend so ins Chaos stürzen konnte. In Bruchteil weniger Minuten ... . Wie konnte das passieren? Was ist wirklich geschehen?

Verdammt, sie war doch erst sechs Jahre jung. Unschuldig und naiv. Und trotz allem, sollte sie heute Abend aus dem Leben gerissen werden? Wieso, verdammt? Wieso!?

Du nimmst nur sehr vage zur Kenntnis, dass dein Vater sich zu euch gesellt hatte, der Angreifer liegt endlich bewegungslos einige Meter hinter eurer kleinen Gruppe und es scheint als würde er auch nicht mehr so schnell wieder aufstehen. Ivan nimmt seine tote Tochter aus den Armen deiner Mutter, zittert stark am ganzen Körper und keucht, als hätte er einen Kilometerweiten Marathon hinter sich gebracht. Auch er vergräbt sein Gesicht in den lockigen Haaren von Antonella und schüttelt sich, seine Schultern beben. Du suchst währenddessen Trost in den Armen deiner Mutter, krallst deine Hände regelrecht in ihre Bluse, während sie in eine Art Schockzustand versinkt und die überlaufenden Emotionen sie erstarren lassen. Wie in Trance starrt sie auf den Boden und scheint nichts mehr wahrzunehmen. Spuren ihrer Tränen brannten sich in ihre Wangen, das Make Up ist fast vollständig zerflossen.

~
Erst als nach wenigen Minuten der Trauer weiteres zerreißen von Fleisch deine ungeteilte Aufmerksamkeit weckt, siehst du wieder auf und holst erschrocken Luft, als du beobachtest wie dein Vater ... dein eigener Vater, an der tödlichen Wunde von Antonella knabbert und die Haut wortwörtlich abzieht. "Oh mein Gott, was tust du?" , springst du fassungslos auf und schlägst dir die Hand vor dem Mund, um ein Übergeben zu verhindern, jetzt, wo du einen richigen Blick in die klaffende Verletzung gewagt hattest. Ekelhaft ...

"Hör auf damit!" , schimpfst du empört, kannst dir nicht erklären was in Ivan gefahren ist, dass er seine leblose Tochter angreift, und schlägst ihm aus einem Reflex heraus mit der Flachen Hand  auf die Wange. Dein Vater hält in seinem Tun inne, scheint kurzfristig irritiert zu sein, bevor er dir sein Gesicht zuwandt und du in tote, gar glasige Augen blickst, wie zuvor bei dem Mörder deiner kleinen Schwester. Du erstarrst, findest keine Worte dafür und doch weißt du in jenem Augenblick ... dieser Mann ist nicht mehr dein Vater. Er ist ... etwas anderes, undefinierbares. Ivan stöhnt auf, röchelt und Spuckt Blut aus. Ob sein eigenes oder das von Antonella kannst du nicht mit Genauigkeit bestimmen, aber es prägt dich in diesem Moment für dein gesammtes Leben.

Dieses Ding streckt seine freie Hand nach dir aus, will dich ergreifen, jedoch schüttelst du bloß verstört deinen Kopf und gehst ein paar Schritte Rückwärts. Dein Vater lässt langsam von Antonella ab, sie fällt dumpf auf dem Boden und bleibt regungslos dort liegen, während Ivan sich von seiner knienden Position erhebt, dich ins Visier nimmt und mehr torkelnd als gehend auf dich zu kommt. "Bleib ... " , flüsterst du leise, deine Stimme noch immer in voller Unglauben getränkt. "Geh weg." Weitere bitterliche Tränen quellen aus deinen Augen, du klingst verzweifelt und hast fürchterliche Angst. "Dad ... " , bittest du noch ein letztes Mal, starrst auf seine ausgetreckten Finger und glaubst den wahren Horror zu durchleben, kurz bevor er dich erreichte. Deine Mutter wirft sich brüllend und unverhofft auf ihren Ehemann, reißt ihn und sich zu Boden. "Verschwinde." , wirst du laut ausgeschimpft und du zuckst merklich zusammen, nachdem du ihre kratzige Stimme vernommen hattest. "Jetzt hau schon ab."

Eine kleine Rangellei entsteht vor deinen Füßen, deine Mutter rollt sich mit deinem Vater panisch um sich schlagend auf dem Parkett hin und her. Es war ein Gewühl aus Armen und Beinen und du kannst nicht erkennen, wer die Oberhand in diesem Kampf hatte. Letzten Endes jedoch holen dich ihre lauten Klagerufe in die Realität zurück, du regestrierst ihr Gesagtes erst jetzt, nachdem nun auch sie mittlerweile blutig gebissen und zerkratzt wurde. Ihre hektischen Bewegungen wurden langsamer, ihre Rufe leiser.

Erst als ihr dunkler gewordener Blick den deinen streift, kommt endlich Bewegung in deine Gliedmaßen zurück und du erkennst wie grauenvoll die Situation wirklich ist und vollkommen eskalliert. Zuerst waren deine Schritte zögerlich gesetzt, du läufst vorsichtig an der Wand entlang, darauf bedacht nicht in die Nähe deiner ... Eltern zu geraten und stürmst unter gequältem Gesicht aus der Haustür, hinaus in den Vorgarten. "Es tut mir leid .... " , murmelst du leidvoll und blickst noch ein letztes Mal über deine Schulter hinweg ins Haus hinein. Schnell wendest du dich wieder ab, nachdem du beobachten konntest wie dein Vater mit seinen Händen die Bauchdecke deiner Mutter aufriss, in ihren Organen rücksichtslos herum wühlt und du ihre letzten Zuckungen miterlebst, bevor sie mit offenen Augen aus dem Leben scheidet.

Wieder lässt dein Klageschrei die Nachbarschaft aufschrecken, deine Füße rennen über den Asphalt in unglaublicher Geschwindigkeit ohne zu wissen wohin dein Weg dich eigentlich führt. Du lässt deine Heimat hinter dir, deine Familie, und brüllst auf den halbleeren Straßen nach Hilfe. In all' deiner Verzweiflung, in all deiner Trauer versunken registrierst du deine Umgebung kaum, nimmst nicht wahr wie viele andere Bürger dieser Stadt nach und nach das gleiche Schicksal erleiden wie du an diesem Abend. Der Tod sucht in wandelnder Gestalt jeden heim.

An einer Kreuzung brichts du schließlich zusammen, das Adrenalin pumpt durch deine Venen und dein Herz rast in einem Tempo der nicht Gesund sein musste. Im Hintergrund hörst du aufeinander prallende Autos, Feuer bricht aus und die Schreie der nahestehenden Menschen hallen in deinen Ohren wieder. Das Chaos bricht über die Bürger herein und es soll in dieser Nacht, in den nächsten Tagen kein Ende nehmen. Du bekommst keine Luft mehr, glaubst zu ersticken. Abwechselt wird dir kalt und heiß zugleich und dein empfindlicher Magen scheint gegen dich zu rebellieren. Ohne Rücksicht wird er dir zum Verhängnis und lautstark übergibst du dich in der Öffentlichkeit, entleerst deinen Magen.

Deine Sicht wirkt verschwommen als du völlig entkräftet aussiehst, als nicht unweit von dir der kleine Kiosk in der Seitenstarße explosionsartig in die Luft geht. Scherben und Gestein rieseln auf die Erde hinab, eine heiße Druckwelle erwischt dich und du hast das Gefühl zu verbrennen. Die Arme schützend vor deinem Gesicht haltend duckst du dich, rollst dich zusammen, doch nichts desto trotz erwischt dich ein halb abgebrochener Ziegelstein hart auf den Hinterkopf und du fällst dumpf auf den harten Pflastersteinen der Straße. Benebelt und blutend liegst du regungslos auf den kalten Gestein, beobachtest das rotorange Feuer, was alles zu verschlingen droht und kämpfst damit deine Augen offen zu halten.

Deine Mühen sind vergeblich, die Ohnmacht greift von dir besitz und es wird alles Schwarz um dich herum. Weit entfernt lauscht du den panischen Ausrufen weiterer, verängstlichen Bürger, hupende Autos, die in hoher Geschwindigkeit aufeinander prallen und spürst die Hitze des Feuers auf deiner Haut. Dein letzter Gedanke gilt ausschließlich deiner Familie, an die kleine Antonella, deiner Mutter und deinem Vater. Die Befürchtung sie nie wieder zu sehen, nagt verhängnisvoll an dir und das schlechte Gewissen nichts unternommen zu haben zefrisst dich jetzt schon.

Ob du nun auch sterben wirst?
Wirst du wieder aufwachen, wenn du dich jetzt der Bewusstlosigkeit hingibst?

Doch um ehrlich zu sein ... willst du nicht wieder in dieser ausgebrochenen Hölle erwachen.

Dead Two - Wandeln unter den Toten

 Beißend dringt der Geruch von Rauch, Schwefel und Blut in dein Bewusstsein. In weiterer Ferne hörst du das Knistern des Feuers, welches unbarmherzig alles nieder brennt, ... und das rasselnde Keuchen eines in sterben liegenden Menschen. Das Geräusch von schlurrenden Schritten verschafft dir eine Gänsehaut und Schmatzlaute rieseln dir eiskalt deinen Rücken in Schauern hinunter. Flatternd versuchst du deine Augenlider zu öffnen, äußerst Mühhaft schaffst du es sie offen zu lassen und blickst verschwommen auf dem rissigen, schwarzen Asphalt der Straße. Du fühlst dich bewegungslos und der Druck der auf deinem Rücken lastet fesselt dich auf dem kalten Boden. Irgendetwas schweres liegt auf dir und das Gewicht müsste fast doppelt so viel wiegen wie dein Eigengewicht. Zusätzlich machen sich Kopfschmerzen bemerkbar und die Situation dadurch nicht besser.

Nach wie vor ziemlich benommen und angeschlagen wagst du es dich mit deinen Armen aufzustemmen. Du zitterst stark, das Pochen hinter deiner Stirn kaum ertragend und doch merkst du wie die Last über dir von deinem Rücken abrutscht und dumpf neben dir landet. Zuerst liegt deine ganze Aufmerksamkeit darin sich auf den Knien aufzusetzen, als du jedoch einen Blick nach rechts wagst verlässt ein spitzes Quicken deine Kehle und du weichst höchst angeekelt und erschrocken zurück. Unsanft fällst du auf dein Gesäß, starrst dabei voller Unglauben regelrecht in das verunstaltete Gesicht der eins wahrscheinlich hübschen, jungen Frau. Auf der rechten Gesichtshälfte kannst du Sommersprossen auf der aschfahl gewordenen Wange erkennen, ihre blauen Augen mussten früher im Sonnenlicht gestrahlt haben und braune Haare kräuseln sich lockig auf ihrem Haupt. Die andere Seite jedoch ... lässt in dir Übelkeit aufsteigen.

Wie als würdest du durch eine Glasscheibe blicken, siehst du die geraden Zähne, obwohl ihr Kiefer geschlossen ist, die Muskeln und Sehnen unter der linke Wange, sowie einen Teil der Schädeldecke. Du würgst und dir wird wieder flau im Magen, als du auch eine kleine Andeutung ihres Gehirnes ausmachen kannst. Währenddessen nimmst du nur im Augenwinkel wahr, dass ihr das linke Bein fehlt und ihr Rücken vollkommen aufgerissen zu seien worden scheint, das man die Rippen unter den restlichen Fetzen der Kleidung und Haut erblicken kann. Es war ein albtraumhaftes Bild.

Höchst angeekelt wendest du deinen Blick ab, stehst auf wackeligen Beinen auf und weichst von der toten Frau zurück. Deine rechte Hand liegt zwischenzeitlich Halt suchend auf deinem unruhigen grummelnden Bauch, während die andere vorsichtig auf deine pochende Stirn platziert ist. Eine blutige Kruste hatte sich auf deine Haut gebildet, doch im Moment bist du zu paralysiert um an deine Verletzung am Hinterkopf zu denken, noch um zu  realisieren das sie vielleicht behandelt werden muss. Aber davon kann man wohl ausgehen.

Deine Atmung geht schnell, ebenso wie dein klopfendes Herz, während du völlig ziellos die Straße überquerst und das Gefühl hast einen halben Hindernis Parkour durchlaufen zu haben. Zerstörte Autos, brennende Ölspuren und verstorbene Menschen ... überall machst du einen großen Bogen und beobachtest wie alte Zeitungen durch die Lüfte gewirbelt werden und du eine Puppe mit roten Baumwollhaaren in einer dreckigen Pfütze aufweichen siehst. Erst jetzt nimmst du deine zerstörte Umgebung wirklich wahr und es raubt dir den Atem, lässt dein Herz schmerzhaft stocken. Alles was du kanntest, was du als Heimat bezeichnen konntest ... hat sich zu deiner eigenen Hölle entpuppt. Deine Familie war tot, dein Zuhause verlassen und deine Kleinstadt in Schutt und Asche zerlegt. Was ist nur passiert, dass alles so ausgeartet ist? Wieso sterben die Menschen auf qualvolle Weise? Du verstehst es nicht.


Die Straßen wirken allesamt verlassen, eine Idee wo sich alle befinden mögen, mag dir nicht in den Sinn kommen, doch ein Schuss, der laut und deutlich die Luft zerschneidet, lässt dich verschreckt zusammenfahren. Und noch einer, und noch einer ... es werden mehrere Schüsse abgefeuert und wie ein verschrecktes Rehkidz drehst du dich um deine eigene Achse, versuchst auszumachen woher die Schüsse kommen mögen und wer sie abfeuert. Es sind mehrere Personen, wie du es schlussendlich anhand der Schüsse heraus finden konntest, doch weißt du im Moment nicht diese vollkommen neue Situation einzuschätzen. Sollst du den Versuch wagen und die Waffenträger suchen, sie um Hilfe bitten ... oder ist es im Augenblick lieber das Beste die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich zu verschwinden? Aber wohin? Und was viel wichtiger ist. - Auf was oder wem wird gerade geschossen?

Nachdem sich ein paar Sekunden später unschickliches, männliches Fluchen zwischen dem Lauten Tosen der Schüsse beimischte, wird dir klar die Menschen müssen sich in deiner Nähe befinden. Als schlussendlich ein muskelbepackter Mann um die Ecke saust, in deine Straße abbiegt und mit seiner Pistole mehrere Schüsse abfeuert, beschließt du im selben Moment lieber zu verschwinden. Doch zu spät. Der Mann hat dich aus dem Augenwinkel erspäht, zielt reflexartig in deine Richtung und schießt. Hinter dir zerspringt das Glas einer Schaufensterscheibe, du schreist vor lauter Angst auf und duckst dich unter den herab nieselnden Scheiben hinweg. Wieso schießt dieser Mann auf dich, verflucht nochmal? Schnell suchst du Schutz hinter einer Litfaßsäule und kauerst dich mit angewinkelten Knien auf den Boden hin. Währenddessen droht dein Herz aus deiner Brust heraus zu springen, so schnell schlägt es im ungesunden Takt, dein Atem nimmt wieder an Geschwindigkeit zu und ähnelt für Außenstehende vielleicht sogar schon an Hyperventilation. Was ist nur in die Menschen gefahren, dass sie derart wüten?

Du kämpfst mit deiner Angst, nicht einmal weinen kannst du in dieser brenzligen Situation, das lässt das Adrenalin in deinen Venen gerade nicht zu. Dabei willst du im Augenblick nichts anderes als deinen Tränen nachgeben und in Trauer um deine Familie versinken. Aber jetzt scheint das Schicksal deinen Lebenswillen herauszufordern und du bist nicht erpicht darauf diese Herausforderung anzunehmen. Bleibt dir jedoch eine andere Möglichkeit? Eine Wahl?

Dein ewiges Hin und Her an Überlegungen die richtige Entscheidung zu treffen wird dir allerdings zum Verhängnis, als du die heran nahenden Schritte des bewaffneten Mannes wahrnehmen kannst und du musst dich jetzt entscheiden, wenn du nicht willst erschossen zu werden. Als du glaubst es fehlen nicht mehr viele Meter bis zu deinem provisorischem Versteck erlebst du zum Ersten Mal in deinen Leben eine Kurzschlussreaktion. Wie von einer Tarantel gestochen stehst du auf, rennst blind in eine dir sicher erscheinenden Richtung und überhörst das maulende: "Hey, warte doch Mädchen." Du rennst und rennst weiter und glaubst dich schon in kurzer Zeit in Sicherheit zu wiegen, doch ein Blick über deine rechte Schulter belehrt dich eines Besseren. "Du sollst warten, habe ich gesagt." Du beißt auf deine Unterlippe, schüttelst benommen den Kopf und rennst kreuz und quer die Straße hinauf, während schwere und schnelle Schritte dir hinter her jagen. Er verfolgt dich. Wieso verfolgt er dich?

"Bleib stehen!" , hörst du ihn weiter brüllen. Der Mann hat dich schon fast eingeholt und du bist kurz davor zu Verzweifeln. Er wird mich kriegen, denkst du dir krampfhaft frustriert und sprintest um die nächste Abzweigung. Doch genauso wie du drauf los gerannt bist, so bleibst du jetzt urplötzlich stehen. "Na endlich. Scheiße, für ein Mädchen bist du ganz schön flink." , schnauft der Fremde hinter dir, nachdem auch er um die Ecke geschossen kam und greift nach deinem Arm. Grob wirst du zurück gezogen, allerdings bleibt dein Blick weiterhin starr geradeaus gerichtet, fokussierst dich auf keinen genauen Punkt, weil du nicht weißt wo du als erstes hin schauen sollst. "Hör zu, ich wollte nicht auf dich schießen. Ich dachte du wärst ... hörst du mir zu?" , erklärt er sich, doch wirkt recht schnell pikiert, als er merkt, dass du ihm kein Gehör schenkst. Der Mann folgt deinem starrem Blick und weicht schnell zurück, wozu du gerade nicht in der Lage bist. "Oh Shit." , schnauft er wild und zieht kräftig an deinem Arm, während er seine Pistole nach vorne richtet, zielt und abdrückt.

Der Schuss lässt deine Ohren klingeln und du willst sie dir aus einem Reflex heraus mit deinen Händen verschließen, aber der Mann hindert dich daran indem er dich weiter mit sich zieht, weg von der Straße. "Komm mit, Mädchen." "Was?" , kannst du nur stammeln und siehst wie er wieder mit seiner Waffe zielt und einen Schuss löst. Wie in Zeitlupe beobachtest du wie der Körper eines jungen Burschens vor euch zu Boden fällt. Der Körper einer Frau. ... und eines Kindes. Die Menschen vor deinen Augen sterben durch die Hand dieses Mannes, durch seinen Finger am Abzug und dir wird ganz komisch zumute.

Zahllose tot erscheinende Augenpaare starren euch an, sind auf euch beiden aufmerksam geworden und torkeln im schnellen Lauf in eure Richtung, teilweise die Hände nach euch ausstreckend. Viele Verletzungen zieren die Gesichter allerlei Personen, ihre Körperteile sind teilweise vollkommen verdreht oder gar ganz abgetrennt. Es wird gehumpelt, geschlichen, gekrochen ... ein abstraktes Bild, gleichzeitig aber löst es in dir den Drang aus die Flucht zu ergreifen, wenn du in die entstellten Fratzen blickst. Weg von diesen Dingern, weg von diesem Mann.

Viele beschreiben dich auf unterschiedlichste Weise. Die einen sagen du bist humorvoll, sogar auf deine Art attraktiv und klug, während andere wiederum behaupten du seist schüchtern, etwas naiv und vielleicht sogar leicht zu provozieren. Jedoch eins bist du jedenfalls nicht. Dumm! Und du erkennst einen Toten wenn du einen sehen solltest. Und genau vor dir laufen eindeutig zu viele von ihnen herum. Du willst es noch immer nicht glauben, nicht wahrhaben, doch die Realität spielt ein ganz gemeines Spiel mit den Menschen, mit euch. Aber eine Zombie - Apokalypse? Das ist nun wirklich zu viel des Guten. Unglaubhaft. Das kann doch nicht wirklich passieren, oder?

"Jetzt beeile dich doch endlich." hetzt dich der Fremde ungeduldig und schubst dich nach vorne. Du stolperst beinahe über deine eigenen Füße, gleichzeitig aber dankst du ihm im Stillen dafür dich mit seiner Groben Art von den wandelnden Toten abgelenkt zu haben, nachdem du dein Blick starr vor Schreck nicht von der toten Menschenmasse lösen konntest. Nur sehr langsam sickert die Erkenntnis durch vielleicht bald ebenfalls eine von den ... Zombies zu werden. Durch einen Biss vielleicht? Einem Kratzer? Oder wirst du gnadenlos bei lebendigem Leibe gefressen? ... Das macht dir Angst. Sehr große sogar.

Tränen sammeln sich wieder in deinen Augen, lassen deine Sicht verschwimmen und machen es beinahe unmöglich zu rennen ohne irgendwie zu stolpern oder ins straucheln zu geraten. Hinzu macht dich der Gedanke deine Familie an wahllos fleischfressenden Menschen verloren zu haben unzurechnungsfähig, du kannst nicht mehr klar denken und das scheint auch der Fremde zu bemerken, als du unwissend an Schnelligkeit verlierst und hinter ihm her stolperst. "Verdammt, Kleine ... " , zischt er wütend und bleibt stehen. Noch bevor du es wirklich realisieren konntest, steckt der Mann seine Waffe zurück in die Gürtelschnalle, hebt dich auf seine Arme und rennt die Straße hinunter als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. In diesem Falle sogar mehrere. Du lässt es widerstandslos über dich ergehen, kein Wort verlässt deiner vertrockneten Kehle, dafür weißt du nur zu gut, dass dieser Mann dir gerade das Leben rettet, auch wenn er zuvor auf dich geschossen haben möge. Deine Beine hätten in nur kurzer Zeit nachgegeben, du wärst zusammen gebrochen, so weich wie sie sich im Augenblick anfühlen und wieder dankst du ihm für seine Tat. Er hätte es nicht tun brauchen. Der Stärkere überlebt. Und in dieser Situation ist er es und nicht du.

Laut schniefst du und ein kleiner Schluckauf ähnlicher Laut entfleucht dir, während du einen Blick über seine Schulter wagst und mit bebenden Körper beobachtest wie eine ganze Meute Zombies hinter euch her stolpert. Sie sind schnell für Tote, denkst du dir schaurig und wendest deine Augen von ihnen ab. Die entstellten Fratzen werden dich bis in den tiefsten Schlaf zurück verfolgen, du ahnst es bereits. Und wenn nicht im Schlaf dann aller frühestens dann, wenn sie euch kriegen und mit ihren kalten Händen und gammeligen Zähnen in Stücke zerreißen.


Du wimmerst bei den schrecklichen Gedanken leise auf und verzweifelt kneifst du deine Augen zusammen, als du wieder Schüsse über euren Köpfen hinweg sausen hörst. Alarmiert siehst du auf und richtest deinen Blick auf einen gelben, leicht vom Rost befallenen Truck, der allem Anschein nach euch den Weg versperrt und weitere, bis auf die Zähne bewaffneten Menschen euch den Weg frei schießen, ebenso Rückendeckung zu geben scheinen. "Los doch Penguin, du bist zu langsam." , hörst du jemanden vom Truck aus zu euch herüber brüllen. "Mensch hetz doch nicht so, Shachi." , erwidert dein Träger schnaufend und legt noch einen Zahn an Geschwindigkeit zu. Du kannst nicht verleugnen dass er sehr kräftige Arme und Beine haben muss, wenn er es schafft mit einem zusätzlichem Gewicht so lange durchzuhalten und dabei auch noch schnell sein kann. Doch Penguin? Shachi? Welche Mutter gibt seinem eigenen Kind solch' verrückte Namen? Das sind Kosenamen, ganz bestimmt.

"Wem hast du da mitgebracht?" , will Shachi sogleich in Erfahrung bringen, nachdem Penguin leicht schnaufend bei seinen Leuten angekommen ist und dich seinem Kumpanen hochreicht. "Keine Ahnung. Ich kenne die Kleine nicht." , erwidert Penguin, während er sich auf die Ladefläche hoch hechtet und sich zu seinem Freund gesellt. Du bist dir nicht ganz sicher ob du dich wohl dabei fühlst währenddessen in vollkommen fremden Armen anderer zu liegen, allerdings lässt die angespannte Situation gerade nicht zu dein Misstrauen ihnen gegenüber offenkundig zu zeigen. Dafür wirst du allerdings recht schnell von Shachi abgesetzt, der sich mit einem kurzen, frechen Grinsen vorstellt, aber dich danach auch nicht weiter beachtet. Er und Penguin drehen sich weg, schnappen sich jeweils eine halb volle Alkohol Flasche und stopfen ein Stück Stoff in die Öffnungen. Sie zünden sie an, werfen ihre selbstgebauten Molotovs in die heran nahende Meute von Untoten und klatschten anschließend einen High Five ab, während im Hintergrund eine Explosion die Erde erbeben lässt, ein großes Feuer ausbricht und die Zombies fast allesamt zu verbrennen droht.

Shachi und Penguin nicken sich anerkennend zu, du jedoch bist einfach nur sprachlos und kannst einfach nicht nachvollziehen wie selbstverständlich sie alles nehmen. Brandstiftung, Waffenbesitz ... Tötung, die Apokalypse. Macht es ihnen denn wirklich nichts aus, dass wohl möglich gerade die Welt untergeht? Sind das vielleicht sogar Straftäter? - Oh nein. Wo bist du nur wieder hinein geraten? Ob du bei der nächsten Gelegenheit flüchten solltest? Du bist dir gerade sehr Unsicher.

"Fahr los!" Laut klopft Shachi auf das Dach des Trucks und nur ein ausgestreckter Daumen aus dem Fenster der Fahrerseite zeigt das der Mann am Lenkrad verstanden hatte, aufs Gaspedal drückt und in einem schnellen Tempo die ramponierte Straße hinunter braust. Wie wild wirst du bei jeder Kurve von einem Eck der Ladefläche ins nächste geschleudert, du versuchst dich irgendwo festzuhalten, doch schnell wird dir klar der Fahrer muss lebensmüde sein so wie er fährt. Hat er seinen Führerschein aus dem Automaten gezogen? In der Zwischenzeit wo du damit beschäftigt bist, nicht aus dem Auto geschleudert zu werden, scheinen Penguin, Shachi und noch einen weiteren Mitstreiter keine Probleme damit zu haben ihr Gleichgewicht zu halten und schießen nebenbei mit ihren Schusswaffen auf die immer wieder vorbei sausenden Zombies auf den Gehwegen. Ob sie dabei treffen ist eine andere Frage, die du eigentlich nicht beantworten kannst.

Erst als die Umgebung mehr einem Neugebiet gleicht und Hochhäuser in die Ferne rücken, geht der Fahrer etwas vom Gas und fährt entspannt durch die hier noch relativ ruhigen Straßen. Aber auch hier wurde letzte Nacht wohl ordentlich gewütet, wie du schnell feststellst. Du lockerst nur sehr langsam deinen eisernen Griff um eine festgebundene Kiste an weiterem Alkohol, und beruhigst dich und deinem empfindlichem Magen, der bei dieser brasanten Fahrt mehr gelitten zu haben scheint als deine nun mit Blauen Flecken übersäten Gliedmaßen. Mit rasendem Herzen lehnst du dich an die Wand des Trucks und atmest aus, während auch die anderen Drei Mitsassen endlich ihre Waffen einstecken und sich ebenfalls auf den Boden platzieren. Mehr als erschöpft vergisst du für einen Moment die zerstörte Umgebung und die laufende Gefahr da draußen und schließt müde die Augen. Das alles, die geschehenden Ereignisse schlauchen und sind Kräftezehrend, wie du findest und nichts tätest du jetzt lieber als in einem weichen Bett zu liegen und zu schlafen. In deinem Bett. Zu Hause ... mit deiner Familie ... .

Bevor du allerdings überhaupt wieder einmal in traurige Gedanken versinkst, merkst du wie sich jemand neben dich setzt, hörst wie derjenige sich räuspert und du gezwungen bist deine Augenlider zu öffnen, die sich wieder wie schweres Blei anfühlen. Du erkennst Penguin, der sich etwas unbeholfen am Hinterkopf kratzt und dich schief angrinst, als du darauf wartest was dieser Draufgänger wohl jetzt wieder von dir wollen könnte. Möchte er den Lauf seiner Pistole an deine Stirn halten und dich töten wie zuvor auf der Straße. Blödsinn. Wieso rettet er dich dann, wenn er jetzt vor hätte dich zu erschießen? Das ergibt keinen Sinn, denkst du dir und rückst dennoch misstrauisch einen Stück zurück. Er bemerkt deine Unsicherheit und seufzt daraufhin laut auf.

"Es tut mir leid." , hörst du ihn sagen und siehst ihn daraufhin verblüfft an. Was hat er gerade von sich gegeben? "Ich wollte nicht auf dich schießen. ... ich dachte du wärst einer von Denen. Das war ein Reflex. Eine Kurzschlussreaktion sozusagen." , beichtet er und das klingt irgendwie einleuchtend. Du denkst kurz über sein Gesagtes nach und schnell wird dir klar, wärst du an seiner Stelle gewesen hättest du wohl möglich nicht anders gehandelt. Gerade wenn es um Leben und Tot ginge. Als du jedoch nichts erwiderst, deine Stirn nachdenklich zusammen ziehst, fährt Penguin unsicher und stammelnd fort. "Also ... alles wieder im Lot? Friede?" Enthusiastisch streckt er seine rechte Hand aus und wartet breit grinsend darauf, dass du seine Geste erwiderst und seine etwas holprige Entschuldigung annimmst. Du bist dir währenddessen nicht sicher ob du wirklich bereit bist einen Fremden zu vertrauen, erst recht nicht wenn derjenige eine Waffe auf dich gerichtet und geschossen hatte, doch nach kurzem Zögern erklärst du dich bereit ihm etwas entgegen zu kommen und ergreifst seine Hand.

Penguins Grinsen wird breiter, er strahlt regelrecht und auch du kannst dir gerade kein Schmunzeln verkneifen. "Ich bin übrigens Penguin." , stellt er sich noch einmal höflicher Weise vor und zeigt Kräfte aussagend auf sein schwarzes Shirt, wo sein Name in großen, weißen Buchstaben dir entgegen springt. Dein Schmunzeln wandelt sich zu einem kleinen Lächeln. Er war ja doch eigentlich ganz ... nett(?) "Freut mich ... Penguin."



Dead Three - Gefangen zwischen Leben und Tod

Dein Blut rauscht laut in deinen Ohren, während du es kaum schaffst dein hektisches Ein - und Ausatmen zu regullieren und du dich abmühst ruhig zu bleiben. Du zitterst am ganzen Körper, feucht klebt deine mittlerweile ramponiert aussehende Kleidung an deiner Haut und schwitzend umklammern deine zuckenden Hände den festen Griff einer Tod bringenden Klinge. Hektisch zucken deine geweiteten Pupillen hin und her, immer weiter drückst du dich gegen die innere Holzverkleidung des Wandschrankes, in der Hoffnung ein weites Loch würde sich hinter dir auftun, aus dem du zurück in die Freiheit gelangen kannst.

 

Das dir völlig fremde, von Bewohnern leerstehende Haus, in dem du und das wilde Vierer Gespann eingestiegen seid, um das vielleicht dort zu findende Proviant zu plündern, erscheint dir mit einem Mal wie ein Gefängnis, aus dem du nicht mehr auszubrechen weißt. Du sitzt in der Falle.

 

Und wo halten sich die Anderen auf?

 

Sind sie noch im Haus und haben sich auch versteckt? Oder sind sie mittlerweile schon nach draußen geflohen?

 

Eindringlich lauscht du in die eingetretene Stille hinein, versuchst auszumachen ob Penguin, Shachi, oder die anderen beiden Begleiter, sich in deiner Nähe befinden. Doch zu deiner Beunruhigung hörst du lediglich dein eigenes, angestrengtes Atmen ... und die rasselnden, am Schrank vorbei gehenden Schritte mehrerer Untoter, die gequält stöhnend bis vor kurzem noch dir bis in dieses Kinderzimmer, ein Stockwerk höher, gefolgt waren, nachdem man dich beim Suchen nach Lebensmitteln unten in der Küche entdeckt hatte. Verdammt, wie konntest du nur so unvorsichtig gewesen sein? Wie konnten die Zombies sich dir so unauffällig nähern?

 

Du schließt für einen kurzen Moment die Augen und seufzt lautlos auf. Obwohl du dank Penguin ein Jagdmesser in deiner geballten Faust hälst, so hast du keinen Guten Umgang mit einer solch' gefährlichen Stichwaffe. Die letzten vier Tagen gleichen dir wie ein schlechter Horrorstreifen. Und doch warst du in dieser kurzen Zeit nie in der Lage gewesen, deine neu erworbene Waffe in Gebrauch zu nehmen. Noch dazu kannst du keine leistungsstarke Verletzungen ausführen, die die Horde Untoter zu Fall hätte bringen können. Verdammt, du besitzt nicht einmal den Mut dazu, auf einen weichen Körper einzustechen, geschweige denn jemanden zu töten, der einmal ein Mensch gewesen war, gelebt hatte. Du kannst das einfach nicht ...

 

Verzweifelt drückst du das Messer fester an deine Brust, schnappst hörbar nach Luft, aus Angst, gleich zu ersticken, würdest du es nicht tun. Du merkst wie sich das Wasser in deinen Augen sammelt, die Enge dieses Schrankes kommt dir pötzlich so falsch vor, du fühlst dich hier nicht sicher. Nein, nein, ... nein.

 

Papa ... Mama ...

 

Dein Inneres schreit geqäult auf.

 

Penguin ... Shachi.

 

Die Angst lähmt dich.

 

Als schließlich ein kräftiger Ruck gegen den Schrank, dich panisch aufschrecken lässt und du durch den Ritz der Tür die faulende Haut eines Zombies erkennst, verlierst du beinahe den Verstand, die Beherrschung. Das plagende Stöhnen und gepeinigte Keuchen lassen deine Ohren bluten, das Schaben ihrer kalten Fingernägel am Holz, verursachen dir eine Gänsehaut und die tote Leere in ihren Augen bringen dich zum frösteln.

 

Sie haben dich entdeckt!

 

 

"Scheiße ... " , zischt du krampfhaft die Luft zwischen deinen Zähnen ein, und springst vom Holzboden auf. In der Hektik schlägst du dir deinen Kopf an einem Kleiderbügel an und beißt dir fest auf die Oberlippe, um nicht laut zu fluchen. Aber was bringt es dir denn jetzt noch leise zu sein? Die Zombies sammeln sich um dein Versteck, bringen den Schrank zum schaukeln und zum ruckeln. "Nein!" Verzweifelt stemmst du dich gegen die Wände, um nicht dein Gleichgewicht zu verlieren, dabei entgleitet dir beinahe das Messer aus den Fingern und wäre vor dir zu Füßen gefallen, hättest du es nicht rechtzeitig auffangen können. Und dann hörst du das unheilvolle bersten von Holz. Wie in Trance und mit offen stehendem Mund beobachtest du, wie sich eine blasse Hand durch die Tür schlägt, siehst wie die Splitter die Haut von den Knochen abschält und die Fingernägel abreißen. Dir wird schlecht, doch die aufkommende Übelkeit und die schreckliche Panik bewegen dich endlich zum Handeln. Fest kneifst du deine Augen zu, holst mit deinem Messer aus und rammst die scharfe Klinge in die Hand des Untoten. Du spürst wie geronnene Blutspritzer sich auf deine Wangen verteilen, als du immer und immer wieder das Messer in das tote Fleisch stießt, bis ein gedämpftes Poltern in deinen Ohren ertönt.

 

Ein kurzer Blick nach unten, bestätigt deine Vermutung, die komplette Hand dort liegen zu sehen, und du merkst wie sich dein Magen schmerzhaft zusammen zieht. Du würgst, doch übergeben tust du dich nicht. Stattdessen fordert der nun Handlose Arm deine Aufmerksamkeit, der nichtsdestotrotz nach dir zu greifen versucht. Bis ein weiterer Ruck den Schrank zum beben bringt und du regelrecht fühlen kannst, wie du zur Seite neigst und schließlich mit dem Möbelstück zu Boden gehst. "Ahhg ... " Du wirst unter einem Berg aus modrig riechender Kleidung begraben, als du hart auf den Boden aufschlägst, und vermutest dich an der linken Hand an deinem Messer verletzt zu haben. Die Schnittwunde scheint tief zu sein, du verliert eine menge Blut und ein heißes Brennen zieht sich deinen kompletten Arm hinauf. Allerding fehlt dir die Zeit sich deiner Verletzung zu widmen.

 

Eine Tür des Wandschrankes hat sich geöffnet, Licht scheint dich kurz zu blenden und der Geruch nach Verwesung beißt sich in deine Nase fest. Erschrocken reißt du deine Augen auf, die du vor lauter brennender Panik geschlossen hattest, und kannst zunächst nur den hellen, verstaubten Teppichboden erkennen. Dann zerschlissene Schuhe und zerfranzte Hosenbeine, bis sich schließlich ein vollkommen enstelltes Gesicht in dein Sichtfeld schiebt und du den faulenden Geruch viel intensiver wahr nehmen kannst. Du schreist und kreischt auf, als du die aufgerissene Lippe siehst. Getrocknetes Blut klebt dem alten, nun zu dir kriechenden Mann überall auf der Haut, das rechte Auge hält sich nur noch knapp in seiner Höhle und unzählige Glassplitter haben seine Kehle mittlerweile von Haut und Gewebe freigelegt. ... Groß prangt dir das vor Eiter triefende Loch, in seinem Hals, entgegen, hörst sein Blut spuckendes Röcheln und kannst spüren, wie sich in deiner Speiseröhre dein Magensaft hinauf schlängelt. Es braucht nicht mehr viel und du musst dich großzügig übergeben.

 

Hektisch versuchst du dich schnell aufzurappeln, verhedderst dich dabei in allerlei Kleidungsstücken und kreischt ein weiteres Mal auf, als eine kalte Hand sich um dein linken Fußknöchel schließt und man an dir zerrt. Du reagierst schnell, holst mit deinem anderen Bein aus und rammst dein rechten Fuß in seine Fratze. Die weiche Haut gibt unter deinem Tritt nach, Knochen brechen mit Leichtigkeit. Ein Schauer jagd dir den Rücken hinunter, doch du hast erreicht was du wolltest. Verkrampft lässt die Hand dich wieder los und eigentlich willst du dich schnell aus dem Schrank und an ihm vorbei robben. Allerdings hast du vergessen, du und der Alte Mann seid nicht alleine in diesem Zimmer.

 

Drei, vier ... fünf weitere Zombies ragen vor dir auf, sehen auf dich mit gläsernen Augen hinab und recken ihre Arme nach dir aus. Ihr Stöhnen hallt in deinen Ohren wieder, während du starr vor Angst dein kurzes Leben an dir vorbei rauschen siehst und du dabei bist damit abzuschließen. Das entglittene Messer scheint nicht erreichbar für dich zu sein, dein Fluchtweg ist von Untoten versperrt und deine Vier Begleiter ... nun von ihnen ist weder was zu hören noch zu sehen.

 

Vier Tage hast du nach dem Ausbruch überlebt.

 

Eine schwache Leistung wie du findest.

 

Zumal du dich hast beschützen lassen und für Shachi, Penguin, den kein Führerschein besitzenden Maik Been und den großkotzigen, Jacob keine allzu große Hilfe gewesen warst. Wahrscheinlich wurdest du als kleines Anhängsel angesehen. Und das warst du auch gewesen, deiner Meinung nach. Wie erniedrigend ...

 

 

Bittere Tränen quellen aus deinen Augen, brennen auf deinen geröteten Wangen und von einem Moment auf den anderen sich schwach fühlend, lässt du den Kopf zu Boden sinken. Leise kommt deine Stirn auf den Teppich auf, du atmest tief den modrigen Geruch davon ein und wartest ungeduldig darauf, von gierigen Fingern und hungrigen Zähnen zerfleischt zu werden. Du gibst den Kampf auf. Du hast verloren ...

 

Innerlich bebst du vor Angst.

 

Wie wird sich der Tod wohl anfühlen? Tut es sehr weh zerissen zu werden?

 

Eine frische Erinnerung blitzt vor deinen geschlossenen Lidern auf. Du siehst wie deine kleine Schwester gebissen wird, der infizierte Mann an ihrer zarten Haut zerrt und Antonella sich fürchtend fest an dich geklammert hielt. Noch immer kannst du ihren Angstschrei hören. So schrill und quälend. Und deine Mutter? Auch sie erlitt fürchterliche Schmerzen. Wie sie von deinem Vater entweiht wurde, Innereien von ihr fressend. Es war grässlich gewesen. Die Welt ist grässlich geworden ... und nun sollst du das gleiche Schicksal erleiden, aus dieser verdammten Hölle entschwinden. ... Endlich!

 

Du zuckst zusammen und wimmerst leise auf, als du viele Hände auf deinen Rücken und Oberschenkel spürst, kalte Finger krallen sich in dein Oberteil und ein stinkender Atem streift warm deine linke Schläffe. Etwas klebriges, feuchtes tropft auf dein Hinterkopf, du wirst erstaunlicherweise schmerzhaft weiter zu Boden gedrückt, während man mittlerweile an dir zerrt. Keuchend atmest du zittrig deine angehaltene Luft aus. Wieso dauert das sterben so lange? Kann es nicht irgendwie schneller gehen? Wann wirst du zum ersten Mal gebissen werden? Gekratzt? Ahh ... das ist die reinste Folter.

 

Die sich endlos fühlende Warterei versetzt dich in weiterer Panik, wehmütig wagst du es nach oben zu blinzeln und bereust es sofort wieder, als du direkt in den weiten Schlund eines Untoten stierst, der dich in genau diesem Moment zu beißen versucht. Deine Reflexe sind nie besonders ausgeprägt gewesen, und doch kannst du aus einem Instinkt heraus nicht verhindern mit deiner unverletzten Hand schreiend auszuholen und dem Zombie gegen die Wange zu boxen. Wieder hörst du es knacken, wieder geben die Knochen unter deinem doch recht armseligen Schlag nach und wieder versetzt dich ein gelöster Pistolenschuss in eine regelrechte Starre. Aus großen Augen und offen stehendem Mund, beobachtest du wie die Leiche Augenverdrehend zur Seite kippt und direkt neben dir liegen bleibt.

 

Was zum ... ?

 

Ein weiterer Schuss ertönt und du wendest schnell dein Gesicht zur Tür, wo ein aufrecht stehender Mann mit seiner Schuswaffe auf die Köpfe der noch über dir lauernden Untoten zielt und sie nach und nach eleminiert. Die Körper bleiben auf dich fallend liegen, das zusätzliche Gewicht presst die Luft aus deinen strapazierten Lungen und ein plötzlicher Husten reizt deinen Hals auf unangenehme Weise. Ächzend versuchst du die toten Körper von dir zu schieben, noch immer nicht wirklich verstehend was gerade passiert war, doch schaffst du es nicht dich ohne ein weiteres Paar Hände zu befreien. Du lebst ... doch kannst du dich wirklich darüber freuen?

 

Während du dich abmühst die vier Körper zu bewegen, hörst du wie sich der Unbekannte dir langsam nähert. Sofort schießt dein Kopf in die Höhe, fixierst den Mann mit wachsamen Augen, der sich unerwartet zu dir hinunter beugt, die schweren Körper einen nach dem anderen anhebt und du ohne weitere Anstrengung darunter hervor krabbeln kannst. Wankend springst du in die Höhe und gehst schnellen Schrittes auf Abstand, ihn keinen Augenblick aus den Augen lassend.

 

"Wer sind Sie?" , forderst du zittrig auf zu erfahren. Deine Stimme klingt in deinen Ohren rau und kratzig. Und wie musst du wohl für ihn aussehen? Schäbig und verkommen? Noch dazu scheint er bewaffnet zu sein und hat keinerlei Skrupel gehabt die fünf Zombies zu erschießen. Außerdem macht der großgewachsene Mann auf dich den Eindruck erfahrener in solchen Dingen zu sein, als Penguin oder Shachi. Verdammt wo sind die beiden nur? Haben die Vier dich etwa in Stich gelassen? Wirklich ... ?

 

Du beobachtest wie der Mann seinen Kopf zur Seite neigt, dich mustert, während er seine Pistole sichert und sie zurück in den Holster am Gürtel steckt. Äußerlich versuchst du dir nichts anmerken zu lassen, doch innerlich schwemmt eine kleine Welle der Erleichterung über dich hinweg, jetzt, wo er seine Waffe nicht mehr in den Händen hält. Trotzdem bist du dir nicht sicher diesen Mann zu vertrauen, auch wenn er dir das Leben geretten zu haben scheint. Wird er dich auch erschießen? Mit dir Spielen, um dich verrückt werden zu lassen? Oder ist er einer von den Männern, die Frauen zu allem missbrauchen? So vollkommen ruhig und abwartend wie er da steht, umso schwerer macht er es dir, ihn richtig einschätzen zu können. Eine Antwort auf deine Frage hat er noch keine gegeben. Sicher, warum sollte er auch? Wahrscheinlich vertraut er dir genausowenig, wie du ihm.

 

Das Schweigen hält an. Mittlerweile hast du beschlossen, nichts mehr zu fragen, noch auf seine eventuell kommenden Fragen zu antworten. Also fängst du an ihn ebenfalls von Kopf bis Fuß zu mustern. Er ist groß. Sehr groß, für einen durchnittlichen Mann. Außerdem stechen seine perlenweißen, kurz geschorrenen Haare besonders hervor, wie du findest, und seine Augen scheinen zu dunkel für dich zu sein, um genau sagen zu können, ob sie tief braun sind oder sogar einfach nur schwarz. Seine Haltung wirkt gerade, aufrichtig und vielleicht auch ein wenig stolz. Die Kleidung sieht weniger ramponiert aus, wie die deine. Aber dennoch schon ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. An seinen Armen kannst du die Muskeln erkennen, die sich unschwer unter sein weißes Hemd abzeichnen und du musst schlucken. Der Unbekannte mag für andere schlank und athletisch aussehen, doch sofort weißt du, er ist weit mehr als das.

 

Unaufällig schielst du zur Tür. Wenn du schnell genug bist, kannst du ihn vielleicht entwischen, ihn draußen leichter abhängen, falls er dir tatsächlich folgen sollte. Aber ob du ihn dabei nicht sogar unterschätzt? Vielleicht wird er schneller als du sein, flinke Reflexe besitzen, oder dich sogar schon ergreifen, bevor du die Tür des Kinderzimmers überhaupt erreicht hättest. Verdammt, was sollst du nur tun?

 

Doch sobald der Mann vor dir einen Schritt auf dich zu bewegt, weißt du die Antwort.

 

"Nein!" , keuchst du auf und rennst los. Der Teppichboden vibriert unter deinen hektischen Schritten und du siehst aus dem Augenwinkel den leicht verwirrten Ausdruck in seinen Augen, als du an ihm vorbei jagst. Eine kleine Hoffnung, dem Fremden doch noch zu entwischen, keimt in dir auf, als du schon den Griff der Tür ergreifen kannst, und der Mann nach wie vor hinter dir an seinem Platz verhaart. "Warte." , hörst du seine tiefe Stimme rufen, aber du denkst nicht einmal im Traum daran, ihm diesen Gefallen zu erwiedern.

 

Äußerst tollpatschig rempelst du gegen den hölzernen Rahmen der Tür, als du schnellstmöglich um die Ecke sprinten wolltest, und ein stechender Schmerz zieht sich deinen Arm hinauf, nachdem deine verletzte Hand ebenfalls dagegen stieß. Zischend ziehst du den Sauerstoff zwischen deinen Zähnen ein, doch ans Anhalten wird nach wie vor nicht von dir gedacht. Ein blutiger Abdruck deiner Hand bleibt auf dem Holz zurück, als du dich dagegen abstoßt und die Treppe ansteuerst. Unelegant überspringst du gleich zwei Treppenstufen, lauscht dabei auf jedes kleine Geräusch hinter dir, um sich zu vergewissern wie kurz der Abstand zwischen dir und dem Fremden noch wäre, sollte er dir mittlerweile nachjagen. Doch alles was du wahrnehmen kannst, sind deine eigenen Schritte und dein rasendes Herz. Das Adrenalin, welches wieder durch deine Venen fährt, gibt dir einen zusätzlichen Schub den Flur hinunter zu jagen, bis zur Terrassentür im Wohnzimmer, wo du und die anderen in das Haus eingestiegen seid.

 

Allerdings lässt das Bild, welches dir draußen im Garten dargeboten wird, innehalten. Geschockt und außer Atem, blickst du in die vier Gesichter, die dir in den letzten vier Tagen so vertraut vorgekommen waren, und realisierst zunächst nicht, wie schnell sich ein Szenario ändern konnte, wenn man nicht aufpasste.

 

"Oh Gott" , murmelst du ungäubig und presst deine noch unverletzte Hand gegen Mund und Nase. Wie paralysiert betrachtest du ihre gekrümmten Gestalten.

 

Alle vier sind gefesselt und geknebelt worden. Hämatome im Gesicht, sowie freigelegten Armen und Beinen, lassen auf eine wilde Schlägerei schließen. Ihre Taschen und Waffen wurden abgenommen und werden von zwei männlichen Personen bewacht, die glatt aus einem Albtraum entsprungen sein konnten, so zornig und wild wie sie aussehen. Zunächst erklärt sich, wieso Shachi, Penguin und die anderen beiden, dir nicht zur Hilfe eilen konnten, und ein Stein fällt dir regelrecht vom Herzen, als die Erkenntnis eintrifft, sie haben dich nicht im Stich gelassen und sind abgehauen. Doch zeitgleich wird dir klar, dass ihr in größere Schwierigkeiten geraten seid, als angenommen. Zombies sind langsam, dumm, und dennoch nicht zu unterschätzen. Rebellen, die sich auf etwas oder jemanden fixieren, sind dagegen Kletten, die man nicht so leicht wieder abgeschüttelt bekommt. Besonders bis auf die Zähne bewaffnete Kletten.

 

Du setzt einen Schritt nach vorne, willst deiner Gruppe zur Seite stehen und sie von ihrem Fesseln befreien, die ziemlich eng an ihren Gelenken zugeschnürrt worden waren. Allerdings schiebt sich etwas langes in dein Sichtfeld und du stoppst abrupt, nachdem du erkennst, dass dieses Etwas nichts anderes ist, als eine scharfe, in der Sonne unheilvoll blitzende Schwertklinge, die sich definitiv zu nahe an deinem Hals befindet. Du schluckst schwer, ein dicker Klos hat sich in deiner Kehle gebildet und dein Herz setzt für einen Moment aus, nur umso schneller wieder Blut durch deine Adern zu pumpen.

 

Jemand lacht. Es wirkt gehässig, aber auch amüsiert und arrogant. Dieses Lachen geht dir durch Mark und Bein.

 

Unsicher geworden und starr vor Angst, folgst du mit deinen Augen die Klinge hinauf, betrachtest den Griff und die tätowierten Finger, die sich darum geschlossen haben. Death?
Wie passend, denkst du dir heimlich, wenn du vergleichst, wie viele Tote die Welt mittlerweile besiedeln muss. Wie viele Menschen leben noch? Gibt es überhautpt noch Hoffnung für die Lebenden?

 

Dein angstvoller Blick gleitet weiter dessen Arm hinauf, betrachtest die gebräunte Haut, bis hin zu seiner Schulter und schließlich bist du an seinem Gesicht angekommen. Dein Atem stockt, als du in die mandel farbenen Opalen blickst, die kalt und dessinteressiert wirken, zugleich aber auch wissend und ruhig. Das verwirrt dich. Seine Ohrringe, zwei an jedem Ohr, klimpern leise in die eingetreten Stille hinein, nachdem er sein Kinn weiter in die Höhe gereckt hatte, und dich nun von oben herab ansieht. Auch er ist groß, wie du beunruhigend feststellst. Sein schwarzes, völlig wild stehende, dichte Haar, wiegt sich leicht im auffrischendem Wind hin und her, und es stört dich. Diese unheimliche Ruhe stört dich.

 

Er stört dich.

 

Schließlich lässt der Mann seinen Arm sinken, mit ihm das Schwert, und du kannst wieder etwas aufatmen. Dennoch sind deine Glieder und Nerven zum zerreissen angespannt. Du willst schreien, toben. Doch du bewegst nicht einen Muskel. Erst als er sich von der Hauswand abstemmt, wo er sich offensichtlich angelehnt hatte, und den kurzen Abstand unheilvoll lächelnd zu dir verringern möchte, zuckst du merklich zusammen. Du willst nach hinten ausweichen, ihn entkommen. Zwei warme Hände, die sich auf deine bebenden Schultern legten, verhindern jedoch deine Flucht. Ruckartig hebst du deinen Kopf und erkennst den Mann von eben wieder, der dich von den Angriff der Untoten beschützt hatte. Oh nein ... ihn hattest du gänzlich vergessen.

 

"Lass sie in Ruhe." , hallt es zu dir rüber und du weißt, das Penguin seine krächzend klingende Stimme erhoben hatte. Du hörst ihn husten. Du willst ihn ansehen, flehend wirkt dein Ausdruck, allerdings versperrt der breite Torso des Mannes deine Sicht, der zuvor noch sein Schwert an deine blanke Kehle gesetzt hatte. Langsam schiebt sich sein grinsendes Gesicht vor das deine, ist dir plötzlich so nah und der herbe Duft, der von ihm ausgeht , weht dir um die Nase. Es riecht angenehm, seine Gesellschaft allerdings weniger. In was für eine Situation bist du nur hinein geraten? Alles was du und deine Gruppe tun wolltet, war Nahrung zu finden. Proviant, der in den Vier Tagen mittlerweile zu einem Hauptproblem wurde und nich unverzichtbar war. Sie brauchten doch was zu essen, etwas zu trinken ... und Waffen.

 

Aus dem Augenwinkel erkennst du seine tätowierte Hand, die sich langsam hebt und dein Kinn umfasst. Merklich spürst du den Druck, den seine Finger auf dich ausüben und dein Gesicht weiter zu sich ziehen. Verdammt, wieso kommt er dir so nahe?

 

Vorsichtig streicht sein Daumen über deine Wange und reibt den Schmutz fort, der sich auf deiner Haut festgestzt hatte. Du fröstelst unter seiner Berührung und versuchst dich ihm zu entziehen, aber sein Griff wird fester und auch der Druck kann man schon als leicht unangenehm empfinden. Sein Grinsen wird breiter, frecher und kurz flackert ein weißer Eckzahn im Mundwinkel auf, als er endlich zum Sprechen ansetzt. Du wagst es nicht im dazwischen zu reden, zu groß war die Angst auf seine Reaktion, solltest du es wirklich riskieren. Außerdem fühlst du regelrecht, dass du nicht in der Lage bist, auch nur ein Wort von sich zu geben. Der Klos steckt weiterhin dick und rund in deinem Hals.

 

"Zu schade." , säuselt er erheitert. "Ihr seid wohl in das falsche Haus eingestiegen, um eure Taschen vollzustopfen." Eine Gänsehaut bildet sich auf deinen Armen, als er sich weiter zu dir hinunter beugt, seine Wange die deine streift und seine Lippen weiter in dein Ohr hauchen. "Wir waren zuerst hier. Was gedenkst du und deine Gruppe nun zu tun, wenn ihr schon vor hattet, uns zu bestehlen?"

 

Wie konnte der Tag nur so Enden? So Aussichtslos?

 

"Scheiße. ... "

 

Dead Four - Der Deal

Nervös bearbeitest du deine Unterlippe mit den Zähnen und spielst an deinen Fingern, während du dir fest vorgenommen hast, deinen Blick nicht zu heben und die fein geschwungenen Linien der Tischplatte vor dir mit deinen Augen nachziehst. Du spürst seinen bohrenden Blick auf dir.

 

Hart und unberechenbar.

 

Intelligent und scharfsinnig.



Es macht dich wahnsinnig, gar verrückt vor Verzweiflung.

 

Erschwert schluckst du den dicken Klos in deinem Halse hinunter, spürst regelrecht wie sich die heiße Saharawüste ungnädigerweise immer weiter in deinem zitternden Leib ausbreitet und du das dringende Bedürfnis verspürst, etwas kühles trinken zu müssen. Gleichzeitig willst du dich in eine wärmende Decke einhüllen, um dich zu wärmen, so kalt ist dir. Ist dein jetziger Zustand überhaupt noch als Gesund zu bezeichnen? Wirst du krank?

 

Du räusperst dich peinlich berührt, um einen Hustreiz zu vermeiden, und ziehst unbeabsichtigt einige Blicke von Personen auf dich, die sich, außer dir und dem Mann vor dir, ebenfalls noch im Raum befinden. Auch der Hellharrige hat sich neben der Anrichte der Kücheninsel bequemt und hält behütet das fein geschliffene Schwert dieses Verrückten in seinen Händen. Gewollt oder nicht, doch ein kalter Schauer durchfährt deinen ausgekühlten Körper und du zitterst vor lauter Gänsehaut, als du diese Waffe weiter aus dem Augenwinkel betrachtest. Nur ein Schnitt ... . Ein sauberer Schnitt und du hättest jetzt vielleicht tod auf der Terrasse liegen können, wenn der Mann es gewollt hätte. Es gefällt dir nicht im geringsten, doch der Gedanke, dein Leben liegt in den Händen dieser Fremden, wird dir sofort speiübel bei. Du willst hier nicht mehr sein ... .

 

Eine Bewegung seiner Seits lässt dich blitzartig in dessen Richtung schauen und du bemerkst, dass seine Hände, die zuvor noch auf der Tischplatte geruht hatten, ineinander geflochten vor seinem Mund ruhen. Seine Augen wirken nachdenklich und das behagt dir irgendwie nicht. Was denkt er? Was plant er, dir und deinen Gefährten anzutun?

 

Penguin, Shachi und die anderen Beiden, befinden sich außer deiner Sichtweise. Du weißt nicht, wie sie behandelt werden, was man ihnen gerade antut und es lässt dich weiter Schlucken, wenn du daran denkst, ob sie sogar vielleicht gerade getötet werden. Oh bitte nicht ... , schreist du still in dich hinein, kämpfst mit den Tränen und zuckst merklich zusammen, als du auch noch unbeabsichtigt deine frisch zugefügte Schnittwunde mit deinen Fingern streifst. Das muss verbunden, sogar eventuell genäht werden, keine Frage. Doch zu aller erst, musst du aus der unheilvollen Situation heraus und dich und deine Begleiter irgendwie in Sicherheit bringen. Nur wie?

 

~

 

"Wie heißt du?" , wirst du unverhofft gefragt und deine Augen werden groß. Bitte? Er möchte deinen Namen erfahren? Sichtlich benommen, schüttelst du überfordert den Kopf, wagst es nicht zu sprechen und senkst daraufhin wieder dein Haupt, nur, um nicht in seine mandel farbenen Augen blicken zu müssen. Diese Kälte darin ... Unheimlich.

 

"Du willst es mir nicht sagen?" Wieder ein Kopfschütteln deiner Seits. Nein! Deinen Mädchennamen möchtest du definitiv nicht verraten. Genauso wie du der Meinung bist, auch seinen nicht unbedingt wissen zu wollen. Namen sind, wie du findest, in dieser Situation überdrüssig, noch dazu eindeutig zu Persönlich. Und seine Person ... nun, die willst du gewiss nicht kennen lernen. Und er wahrscheinlich deine genauso wenig. Also, wozu das Ganze drum herum, fragst du dich insgeheim?

 

Eine Weile herrscht beherrschtes Schweigen. Es ist ermüdend, zwanghaft nicht in seine Richtung zu schauen und deinen Blick fest auf deinen Schoß zu fixieren, genauso wie du spürst, wie er dich regelrecht nieder starrt. Verdammt. Hast du vielleicht den Bogen überspannt, indem du ihm deinen Namen nicht offenbart hast? Ist er jetzt wütend? Vorsichtig, deinen inneren Schweinehund ignorierend, nicht aufzuschauen, linst du nun doch in seine Richtung und erstarrst, als seine Augen die deine fesseln. Wie hypnotiesiert nimmst du jede seiner Bewegungen wahr, als er sich langsam nach vorne beugt, zählst dabei heimlich jede schwarze Strähne seines Haares einzelnd, die sich vor seiner Stirn verirrten.

 

65, 66, 67, ... .

 

Hat er was gesagt?

 

Verwirrt blinzelst du einige Male, heftest konzentriert deine Irden auf seinen Mund, dessen Lippen sich ständig auf und zu bewegen, teilweise ein O formen, oder in die Länge gezogen werden.

 

"Wie bitte?" , fragst du selten dämlich. Unbehaglich erkennst du, wie sich seine Stirn in Falten legt und die rechte Augenbraue in die Höhe wandert. Er sieht ertwas ... genervt aus? Verärgert? Oh! Offensichtlich gefällt es ihm nicht, wenn man ihm nicht zuhört, wie du erschrocken feststellst. Und jetzt? Solltest du dich entschuldigen? Aber wofür denn überhaupt? Nichts desto trotz aber, senkst du beschämt erneut deinen Blick und murmelst eine Entschuldigung vor dich her. Daraufhin hörst du ihn kurz aufschnaufen, bevor er seine zuvor ausgesprochenen Worte wiederholt, wenn auch gepresster wirkend. "Kennst du die Jungs dort draußen, habe ich dich gefragt." Zögerlich nickst du kurz angebunden, auch wenn ein Teil in dir, diese Frage verneinen möchte. Wirklich kennen, tust du niemanden der Vier. Sie alle schweigen ihre Vergangenheit Tod, genauso wie du deine. Doch ehrlich gesagt, hatte jeder von ihnen den Anstand bewiesen, dich auch nicht danach auszufragen. Auch nicht, nach deiner Familie, ... und dafür dankst du jeden einzelnen von ihnen.

 

"Mhmm ... ." , murmelt der Mann daraufhin nachdenklich geworden in seinem Kinnbart, ehe sein stechender Blick kurz zu dem Schwertträger hinüber gleitet, sie sich einige Sekunden lang gegenseitig anstarren, bevor sein Augenmerk wieder auf dir liegt. Kurz gibst du dich der Illusion hin, ein Lächeln über seine Lippe huschen gesehen zu haben, doch verwirfst sie gleich wieder, als sein Gesicht wieder einer steinernden Maske gleicht. "Du und deine Begleiter könntet mir von Nutzen sein." , gibt er dir nun offen kund und du starrst verblüfft geworden zurück. Von welchem Nutzen spricht er? "Als Ausgleich dafür, dass ihr mich bestehlen wolltet." , grinst er nun frech geworden und zuckt beiläufig mit den Schultern. Irgendwie fühlst du dich für diese Anschuldigung berechtigt, dich und die anderen zu verteidigen, aber du hast noch nicht einmal die Stimme erhoben, da fällt er dir schon ins Wort zurück. "Das Überleben verleitet schnell jemanden Dumm und Unvorsichtig zu handeln, nicht wahr? Besonders dann, wenn der Hunger einen quält."

 

Langsam erhebt der Mann sich von seinem Stuhl, dich dabei aber fest im Blick haltend. "Oder wenn der Tod draußen vor den eigenen Haustüren lauert." , zählt er weiter auf, während er den Tisch umrundet und hinter dir zum stehen kommt. Du wagst es nicht dich umzudrehen, zu groß war die Angst, die er nur durch seine bloße Präsents auf dich ausübt, geschweige denn, ebenfalls aufzustehen, nur um nicht noch kleiner auf ihm zu wirken und er nicht so spielerisch, gleichzeitig aber so herablassend auf dich nieder bicken kann. Aber du rührst dich nicht, so sehr es auch nach dir verlangt.

 

Viele Augenpaare haben sich mit großem Interesse auf euch Zwei gerichtet, während der Schwarzhaarige schweigt, um sein Gesagtes etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Wie poetisch. "Ich schlage dir einen kleinen Deal vor." , erzählt er weiter, und du zuckst heftig zusammen, als die Wärme seiner beiden Hände sich auf deinen Schultern ausbreitet. Ruhig verhaaren sie dort, wohl wissend, wie sehr dich die Tasache verstört von ihm angefasst zu werden. Er will dich aus der Rserve locken, dich anstacheln, zu etwas, was noch von ihm bewusst verborgen wird.

 

"Einen Deal?" , hakst du gepresst, aber vorsichtig nach und stirbst innerlich tausend Tode, als seine Hände deine Schultern hinauf wandern, und knapp vor deinem Hals inne halten. Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott. "Du wirkst recht kleinwüchsig, für eine doch recht junge Frau." , stellt er schnell fest und seine Fingerspitzen berühren leicht deine Haut. Deine Glieder sind zum zerreißen angespannt. Du fragst dich nebenbei, wieso er auf deine Größe zu sprechen kommt, wo er doch gerade eben von einem Deal sprach. "Klein genug aber, um durch kleine Löcher und schmalen Spalten durchzukommen." So langsam dämmert es dir, worauf dieser Mann hinaus möchte. Und es gefällt dir nicht. Schon gar nicht, als letzten Endes seine langen Finger sich leicht, kaum spürbar, sich um deinen Hals schließen. Du keuchst angestrengt aus, bist in eine Schockstarre versunken und weißt nicht, wie du dich aus diesem Augenblick befreien kannst.

 

"Was sagen Sie da?" , flüsterst du, kaum in der Lage die Spannung zu ertragen, die schwer in der Luft liegt. "Du und deine Begleiter, ihr könntet euch ein wenig Proviant, ja sogar Waffen, verdienen, wenn ihr dafür etwas für mich ausplündert. Und in plündern müsstet ihr doch wohl über reichlich Ahnung verfügen, oder?" Du kannst sein falsches Lächeln regelrecht im Nacken fühlen und es macht dir Angst, welch' eine Kontrolle er mittlerweile über dich verfügt. Doch etwas ausplündern? Wieso müsst ihr eine doch recht harmlose Tat vollbringen, wenn kein Hacken dahinter stecken würde?

 

Daher erwiederst du zögerlich: "Und wo genau befindet sich das Problem? Wieso sollten wir in der Lage sein, diese Aufgabe auszuführen, wenn Sie doch besser bewaffnet, noch dazu mehr Manneskraft verfügen? Was könnten wir ausrichten, was Sie nicht auch schaffen können würden?"

 

Die Spannung steigt weiter an, als der Mann hinter dir nicht sofort antwortet. Das bereitet dir Sorgen, und als sein Griff um deinen Hals sich plötzlich, wenn auch minimal, verstärkt, wimmerst du leise auf. Er wird dich erwürgen, weil du seine Anforderung in Frage stellst. Er ist wütend, ganz bestimmt. Doch so langsam wie seine Hände sich um deine Kehle geschlossen hatten, genauso schnell lässt er sie wieder von dort auch verschwinden. "Du bist schlauer, als ich angenommen habe, Mädchen." , murmelt er mehr zu sich selbst und schiebt sich wieder in deinem Sichtfeld zurück, verlässt seine Position hinter dir. Die Augenbrauen kaum sichtbar zusammen gezogen, lehnt er sich mit verschränkten Armen neben dich an die Tischplatte und versucht dich mit seinem Blick zu analysieren. Du weißt in der Zwischenzeit nicht, wie du auf sein Gemurmeltes antworten sollst, und schweigst stattdessen lieber wieder. Hatte er geglaubt du würdest nicht nachfragen? Nicht wissen wollen, in was für eine Schwierigkeit du und die anderen dich eventuell bringen könntest, würdest du direkt zusagen? Nein, so lebensmüde bist du dann doch nicht, und vertraust auf das Wort eines dir völlig Fremden. Außerdem könnten es die Anderen dir vielleicht nicht verzeihen, wenn du ohne sie beschließt einen Auftrag anzunehmen, wo ihr sogar euer Leben lassen könntet.

 

~

 

"Ich werde dir die Einzelheiten erklären. Also höre mir genau zu." , beginnt er schließlich und du spitzt aufgeregt die Ohren "Schon seid zwei Tagen beobachten wir eine Brücke, nicht weit von hier. Ein katastrophaler Unfall hatte sich dort zugetragen, wo ein jeder versuchte, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen, nachdem der Ausbruch immer schneller und weiter die Überhand gewann. Viele Autowracks verperren die Straßen Kilometerweit, so auch einige Lieferwagen mit Proviant." Er stoppt und lässt dir die Zeit, diese Infos in Ruhe sacken zu lassen. Du nickst kurz angebunden, um ihn zu signalisieren, dass er fortfahren könne, auch wenn es dich immer mehr beunruhigt. Du ahnst etwas schlimmes ... .

 

"Als wir uns daran machten, einen Lieferwagen nach dem anderen zu plündern, stellten wir schnell fest, das andere schon vor uns da gewesen waren und so gut wie alles mit sich gehen haben lassen. ... Bis auf einen. Und hier kommen wir zu deinem Nutzen, Mädchen." , grinste er süffisant. Du schluckst verunsichert und merkst, wie sich dein Herzschlag wieder beschleunigt, kurz davor ist aus deiner Brust zu springen, so hart klopft der lebenswichtige Muskel gegen den Korb aus Knochen. Mit Sicherheit nimmt deine Gesichtsfarbe gerade eine ungesunde Farbe an, so übel wird dir. Der Schwarzhaarige wird sicherlich erkennen, wie dir gerade zumute ist, dennoch erzählt er weiter, ungerührt wegen deines jetzigen Zustands wirkend. Arschloch.

 

"Dummerweise verlor der Lieferrant höchst wahrscheinlich die Kontrolle über sein Fahrzeug, weswegen ist mir eigentlich einerlei." Kaltherzig ist er wohl auch noch? Großartig. "Der Fahrer durchbrach die Rechte Leitplanke und hängt nun mit der Vorderseite über der Brücke. Außerdem ist noch hinzuzufügen, dass das Fahrzeug bei der kleinsten falschen Bewegung das Gleichgewicht verlieren und hinunter in den reißenden Fluss stürzen könnte." "Und ... welche Vorraussetzungen habe ich, um genau das zu vermeiden?" , fragst du daher mit brüchiger Stimme, obwohl du die Antwort vielleicht sogar schon weißt, wenn du zurück denkst, was er über deine Größe äußerte. "Du bist klein und wiegst wahrscheinlich nichts.", lässt er trocken seinen Blick über deinen Körper schweifen und du hast das dumme Gefühl, als würde er über dich herkritisieren. Was? Gefällt ihm nicht was du an Proportionen aufzuweisen hast? Doppeltes Arschloch.

 

"Die Luke des Lieferwagens ist mit einem dicken Vorhängeschloss verschlossen, und nur mit Werkzeug zu öffnen, was wir nicht besitzen. Doch ein Riss in der Wand, entstanden durch den Aufprall gegen die Leitplanke, ist groß genug um eine kleine Person hindurch passen zu lassen." "Und die Person wäre dann ich?" "Hätte ich dir dann alles haarklein genau erzählt?" Macht er sich jetzt auch noch über dich lustig? Wunderbar ...

 

Ratlos geworden lässt du dich kraftlos in den Stuhl weiter zurück sinken und ziehst deine Stirn nachdenklich kraus. Was würde mit euch passieren, solltest du seinen Vorschlag ablehnen? Willst du es wirklich riskieren herauszufinden? Nun ... wirklich erpicht darauf wärst du nicht, doch umso erstaunter bist du, als der Mann sich plötzich von dem Tisch abstemmt und entschlossen die Tür ansteuert, die in den Flur mündet. Einige seiner Leute folgen ihm sofort, andere bleiben in deiner unmittelbaren Nähe, um dich im Auge zu behalten . ... Du verstehst nicht so recht, was sein Handeln soll. Wieso er auf einmal den Raum verlässt. Allerdings sollst du nicht lange unwissend bleiben, als er erneut seine Stimme erhebt. "Ich gebe dir Zeit darüber nachzudenken. Überlege es dir gut, Mädchen." Dann ist er auch schon durch den Türbogen verschwunden.

 

Seufzend fällt dir ein ganzer Berg vom Herzen, jetzt wo er nicht mehr mit dir in einem Raum ist. Plötzlich fühlst du eine starke Müdigkeit in dir aufsteigen, deine Schultern hängen dir wie Blei an den Seiten herunter und jetzt tätest du nichts lieber daran, einfach aufzustehen, durch die Haustür zu marschieren und wirklich alles hinter dir zu lassen. Einerseits bist du wahrlich erleichtert, dass er dir Bedenkzeit gibt, anderseits jedoch schreit dein Inneres regelrecht gegen deine Vernunft an, nein zu sagen, auch ohne großartig darüber nachdenken zu müssen. Was also tun?

 

~

 

Die Zeit verstreicht in ihrem Tempo. Aus Sekunden werden Minuten, und aus Minuten schließlich eine ganze Stunde. Und der Mann hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wieder blicken lassen. Bis auf seinen hellhaarigen Begleiter, scheint auch niemand mehr mit dir in der Küche zu sein. Aus dem Augenwinkel erkennst du aus dem Fenster, wie mittlerweile der Tag sich dem Ende neigt, die Sonne hinter einigen Häuserdächern zu verschwinden droht und die Nacht herein bricht. Es verschafft dir eine Gänsehaut, wenn du daran denkst, wieder keinen Schlaf zu finden, aus Angst angegriffen zu werden, solltest du es wagen einzuschlafen. Egal ob von einem Untoten ... oder einem Menschen. Von denen. ... Von ihm.

 

Endlich fast du dir den Mut mit erhobenen Kopf aufzustehen und steuerst auf den dunkel Äugigen Begleiter zu, der deine Bewegungen strengstens zu Beobachten schien. Vor ihm bleibst du schließlich stehen und blickst zu ihm hinauf. "I-Ich will zu ihm." , stotterst du nervös gworden und hälst die Luft an. Ein kleines Schmunzeln huscht dem großgewachsenen Mann über die Mundwinkel und mit einen kurz angebundenen Nicken Richtung Tür, signalisiert er dir ihm zu folgen. Oh Gott. Worauf lässt du dich bitte hier ein? Euer Weg führt durch den angrenzenden Flur, hinein in dem großräumigen, vom Sonnenuntergang durchlichteten Wohnzimmer und siehst ihn gemütlich auf der Couch sitzen, die Arme auf der Lehne ausgebreitet und grinst sein Lächeln, als er dich am Türbogen stehen sieht. Offensichtlich lassen die Herren den Tag ausklingen, wenn du die wenigen Bierflaschen auf dem Wohnzimmertisch richtig deutest. Sie alle sehen ... entspannt aus, würdest du jetzt behaupten.

 

"Hast du dich entschieden?" Du schluckst deine Nervosität hinunter und erwiderst seinem frech wirkenden Blick. Sie strahlen etwas von Neugier aus und auch du musst zugeben neugierig auf diesem Mann geworden zu sein. Allerdings wagst du es nicht etwas von ihm herausfinden zu wollen, dafür ist deine Angst ihm Gegenüber einfach noch zu groß.

 

Dein Nicken lässt sich für andere vielleicht nur erahnen, doch der Schwarzhaarige sieht es und beugt sich nun nach vorne, die Arme auf seinen Oberschenkeln abgestützt, und wartet auf deine Antwort. Noch einmal sortierst du deine Gedanken, was nicht so leicht ist, wenn so ziemlich jeder dich von allen Seiten interessiert betrachtet. Aber du schaffst es letzten Endes doch, deine Stimme nicht kratzig klingen zu lassen, als du äußerst: "Ich mache es ... !"

 

Sein Grinsen wird deutlich breiter und mit einem Wink mit dem Zeigefinger deutet er, dass du auf ihm zukommn sollst. Stocksteif und aus großen Augen schüttelst du nur den Kopf, willst nicht wieder in seine Nähe kommen, doch merkst du gleichzeitig, wie du dich ihm letzten Endes doch näherst. Hast du schließlich bemerkt, dass er keinen Wiederspruch duldet. "Bepo, hol' meine Arztnei aus der Tasche." , fordert der Mann eben Genannten auf, wie sich herausstellte, sein hellhaariger Begleiter ist. Bepo? Noch so ein komisch klingender Kosename.

 

"Setz dich." Wie in Zeitlupe setzt du dich mit gebührten Abstand neben ihm auf die Couch, streckst die Schultern zurück und beobachtest jeden seiner Bewegungen. Er belächelt deine Nervosität allerdings nur und nimmt gleichzeitig den Erste - Hilfe Koffer entgegen den Bepo ihn gereicht hatte, nachdem er ins Wohnzimmer zurück kehrte. "Gib mir deine Hand." Unsicher beißt du dir in die Unterlippe und ballst deine Hände zu Fäußten. Mit einen Zischenenden Schmerzenslaut bereust und verfluchst du deine unbeabsichtige Tat allerdings, als deine Fingerkuppen sich in die klaffende Schnittwunde drücken. Dein Herz rast vor Schreck und Schmerz. Schweißperlen bilden sich auf deiner Stirn und noch immer zögerlich reichst du dem Mann deine verletzte Hand, die er, zu deinem Überraschen, sanft in seine legte, die Wunde mit wissenden Augen begutachtet und sie schließlich mit fachgerechten Handgriffen versorgt.

 

Kritisch beäugst du ihm dabei und zuckst merklich zusammen, als seine raue Stimme erneut zu deinen Ohren Gehör findet. Man ... du bist heute derart verschreckt und angespannt. Das kann doch nicht mehr normal sein. "Die Wunde hat sich entzündet, du solltest sie für heute Nacht schonen. Morgenfrüh werde ich sie mir noch einmal anschauen, bis dahin sollte die Entzündung wieder abgeklungen sein." Du nickst lediglich nur und bist heimlich erstaunt darüber, wie viel Ernsthaftigkeit in seinen Worten mit schwingt. Er scheint Ahnung in diesem Gebiet zu verfügen, oder? "Was ist mit meinen Freunden?" , traust du dich in Frage zu stellen und hoffst insgeheim er möge dir wahrheitsgetreu antworten. "Ihnen Fehlt nichts. Du musst dir keine Sorgen machen."

 

Sichtlich erleichtert, fällt eine große Anspannung von dir ab und du atmest laut aus. Er lügt dich nicht an. Du glaubst ihm irgendwie. "Und wo sind sie?" , wirst du mutiger, jetzt wo du annimmst, ein normales Gespräch mit ihm führen zu können. "Meine Männer haben sie in den Geräteschuppen im Garten eingesperrt. Sie scheinen mir noch etwas aufbrausend zu sein, als das ich es riskiere sie hier frei herum laufen zu lassen." "Und was ist mit mir? Sperren Sie mich auch ein?"

 

"Sollte ich das denn?" , antwortet er dir mit einer Gegenfrage und betrachtet dich akribisch. Du schüttelst hektisch deinen Kopf auf seine Frage hin. "Dann sollte für heute alles geklärt sein. Morgen früh brechen wir auf."

 

Still erhebt der Schwarzhaarige sich, den Erste - Hilfe Koffer auf den Tisch abstellend, und streckt ein wenig seinen verspannten Nacken. Kurz darauf reicht er dir eine Wolldecke und eine Wasserflasche mit Kohlensäure, und gibt einigen seiner Gefährten den Befehl die erste Nachtwache zu übernehmen, bevor in der späten Nacht gewechselt wird. "Du kannst heute Nacht auf der Couch schlafen." , verabschiedet er sich schließlich und du blickst ihm erstaunt hinterher, wie er erneut den Raum verlassen will, die Decke fest an dich geklammert haltend. Du horchst jedoch noch einmal auf, als er, ohne dich anzusehen, gähnend vor seiner hochgehaltenen Hand murmelt: "Übrigens ... du kannst mich Trafalgar Law nennen." Dann ist er auch schon verschwunden.

 

Irritiert stierst du den Fleck an, wo er noch eben gestanden hatte, ehe dein Blick auf deine professionel verbundene Hand fällt. Es tut nicht weg, kribbelt lediglich ein wenig, und der Verband liegt angenehm auf deiner Haut. Wie überraschend sich der Tag gewendet hat. Du vermagst es irgendwie noch nicht richtig zu glauben.

 

Und doch ist es passiert.

 

Du bist einen Deal mit einem unheimlichen Mann eingegangen, den du noch nicht einzuordnen weißt.

 

Ob das ein Fehler war?

Dead Five - Konflikte

Auch wenn sich heraus gestellt hat, die Nacht mit ruhigem Gewissen schlafen zu können, du hast keine Ruhe gefunden. Zu groß war die Angst gewesen, im Schlaf gnadenlos attackiert zu werden, zerfleischt oder erschossen. Wie eine wahnsinnige hast du dich auf der fremden Couch hin und her gewälzt, schon beinahe panisch jeden einzelnen Tropfen des kalten Mineralwassers in dich aufgenommen und nervös mit den Zähnen geknirscht, wenn du Geräusche wahr genommen hast, die deinen Tod hätten bedeuten können.

Es war der reine Nervenkitzel gewesen.

Und dementsprechend gibst du einen solchen Anblick preis.

Dunkle Augenrige zieren an diesem Morgen dein Gesicht, als du in den Spiegel im Badezimmer blickst, nachdem du es nicht mehr ausgehalten hast und dringend das menschliche Bedürfnis nachgehen musstest, die Toilette aufzusuchen. Du siehst blass aus, schon beinahe vergleichbar mit den toten Wesen dort draußen. Aber das ist absurd. Du bist schlichtweg übermüdet und musst nur eine günstige Gelegenheit finden einmal wieder richtig ausschlafen zu können.

Fahrig spritzt du dir kaltes Wasser ins Gesicht, um die Müdigkeit aus deinen Gliedern zu vertreiben. Mit mäßigem Erfolg, wie du frustriert feststellen musst. Dennoch trocknest du dich ab, kehrst deinem Spiegelbild den Rücken zu und willst eigentlich das Bad recht schnell wieder verlassen. Doch kaum hast du die Tür geöffnet, schreckst du unmittelbar wieder einige Schritte zurück. "Pass doch auf, Mädchen." , wirst du gnadenlos getadelt und blickst aus großen Augen zu dem wütenden, dir noch unbekannten Mann hinauf, der wohl ebenfalls gedacht hatte, das Bad zu nutzen. Eigentlich willst du eine Entschuldigung murmeln, allerdings will dir kein Wort über die Lippen kommen. Und Schuld sind diese unausgesprochen hässlichen Narben in seinem Gesicht, die sich kreuz und quer über seine Haut verteilen. Du bist geschockt, sprachlos. Und das scheint deinem Gegenüber überhaupt nicht zu gefallen, so wie du ihn scharmlos anstierst. "Was gibt es da zu glotzen, du Göre." , knurrt er und ballt seine Hände unweigerlich zu Fäusten.

Du zuckst aufgrund seiner Gewalttätigen Ader zusammen und spürst wie die Furcht sich deiner bemächtigt, als er auch noch einen Schritt auf dich zu macht. "Es tut mir leid ... ich ... wollte nicht ... " , "Häh? Was?" , grunzt er dir unverschämt ins Wort und drängt dich weiter zurück, bist du die kalten Fliesen in deinem Rücken spürst. Wie ein Berg baut der Mann sich vor dir auf und starrt dich aus zornes Augen regelrecht nieder. Beschwichtigend hebst du deine Arme, willst ihn nicht weiter provozieren und murmelst mehrmals eine Entschuldigung vor dich her. Es stimmt ... du hättest nicht so starren dürfen. Allerdings derart aus der Haut zu fahren, ist das nicht übertrieben? "Bitte, ... ich ..." ,

"Lass das Mädchen in Ruhe, Connor."

Die Stimmung lädt sich weiter auf, als du die Mimik deines ungehaltenen Gegenübers studierst, der angespannt seine Kiefermuskulatur zusammen drückt und die Augenbrauen in tiefe Furchen zieht. Auch du hälst die Luft an und versuchst einen Blick über die breite Schulter des Mannes zu erhaschen, der sich bis dato noch nicht wieder gerührt hat. Trafalgar Law steht mit vor Brust verschränkten Armen gegen den Rahmen der Badezimmertür gelehnt und sieht nicht sehr zufrieden aus, wie du anhand seiner nach unten gezogenen Mundwinkel erkennst. Eine eiskalte Aura geht von ihm aus, und das scheint nicht nur dir aufgefallen zu sein. Der Fremde wendet sich kurz darauf von dir ab, setzt ein geheucheltes Lächeln auf und zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. "Nicht doch, Law. Warum denn so ernst?" , lacht Connor schallend und klopft anscheinend gönnerhaft gegen die rechte Schulter Law's.

Seine intensiven Irden durchbohren die ungebetene Hand seines Gefolgsmannes, erwidert allerdings nichts darauf. Stattdessen wandert sein Blick wieder zu dir und du hast das verdächtige Gefühl, als wolle er dir wortlos mitteilen, sich diesem gefährlichen Mann nicht mehr zu nähern. Du schluckst einmal, ehe du vorsichtig dein Haupt senkst und nickst. Wieso sollst du seine stille Anforderung in Frage stellen, wo er doch Recht hat? Diesen Riesen möchtest du nicht noch einmal alleine gegenüber stehen. Schon sein grimmiger Ausdruck in den Augen, als er wohl glaubt, Trafalgar würde es nicht sehen, bestätigt deine Vermutung nur noch mehr. In ihnen liegt eine Warnung versteckt, soviel kannst du daraus lesen. Es erschreckt dich, wie schnell du dir einen neuen Feind angelacht hast. Und das nur, weil du seine Narben anstarren musstest ... .

"Geh' und erledige die Aufgaben, die ich euch gegeben habe." , durchschneidet Law die trügerische Ruhe, die sich über euch drei gelegt hatte. Du hörst Connor die Luft zwischen den Zähnen einatmen, seine ganze Haltung wirkt angespannt, genau wie die deine, und offensichtlich will er dem Schwarzhaarigen noch etwas entgegen knurren. Etwas, was er wohl hinterher bereuen könnte, würde Trafalgar ihm nicht zuvor kommen. "Sofort!" Seine Tonart duldet keinen Wiederspruch, und äußerst wiederwillig gesteht Connor seine verbale Niederlage ein und verschwindet schließlich, leise Beleidigungen grummelnd, aus dem Badezimmer.

Mehr als erleichtert atmest du auf und für den Bruchteil einer Sekunde erlaubst du es dir, deine müden Augen zu schließen und dich gegen die Wand anzulehnen. Wieso muss der neue angebrochene Tag einen solchen Anfang nehmen. Ist das denn Fair?

"Danke ... ." , murmelst du leise, um die wieder anherrschende Stille zu vertreiben. Kurz darauf hörst du seine Kleidung leise rascheln, seine Schritte, die sich geschmeidig über den Fließenboden bewegen und hebst daraufhin den Kopf. "Du solltest ihn in Zukunft meiden." , sagt Trafalgar, wieder etwas ruhiger geworden. Du kannst darauf lediglich ein, "Okay." , murmeln und lässt es sogar zu, dass der Schwarzhaarige deine einbadagierte Hand in die seine nimmt. Du wirst etwas unruhig, als er das Verband löst, und seine ärztliche Arbeit, am gestrigen Abend, begutachtet. Er wirkt zufrieden. Die Entzündung ist zurück gegangen, die rötliche Schwellung, um die Schnittwunde herum, hat sich beruhigt und ähnelt deiner vorher rosigen Haut schon wesentlich besser. Genäht werden muss zu deinem Glück nichts. Da bist du noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.

"Trage diese Salbe jeden Morgen und am Abend auf, bevor du deine Hand verbindest. Sie kühlt deine Wunde und wirkt Bakterien hemmdend." , erklärt er dir, während er es dir einmal vormacht, die orangfarbene Salbe auf deiner geschundenen Haut verteilt und sie anschließend wieder einbandagiert. "Aber ... ist es denn nicht besser, Sie würden die Wunde behandeln?" , fragst du etwas irritiert. "Sei nicht dumm, Mädchen. Du bist nicht die Einzige die ärztlich versorgt werden muss. Meine Männer erleiden wesentlich schlimmeres, als deine lächerliche Verletzung." , erwiedert er streng und du zuckst unter seinen Worten ein wenig zusammen. Doch er hatte recht. Vielen Menschen ergeht es schlechter als dir. Und wenn du ehrlich zu dir selber bist, kannst du diese simplen Verfahren, eine Wunde zu versorgen, auch erledigen. Schwer scheint es jedenfalls nicht ausszusehen. ... Zumindest bei ihm.

"Entschuligung."

"Und unterlasse es demnächst dich ständig zu entschuldigen, wofür es nichts zu entschuldigen gibt. Du hörst dich schon an wie Bepo." , tadelt er weiter und du hättest es wieder gesagt, hättest du es nicht zu verhindern gewusst, indem du dir auf die Unterlippe beißt. "Okay." , flüsterst du schließlich nur und nimmst dir, die von ihm dargebotene Salbe entgegen, als er das letzte Mal den Knoten um deinen Verband kontrollierte. Anschließend wendet er sich von dir ab und will das Badezimmer wieder verlassen. "Komm mit." , hörst du ihn dann plötzlich aber sagen und mehr aus einem Reflex heraus stolperst du sofort hinter ihm her. Was er wohl jetzt noch von dir möchte?

 

~

Der Weg führt euch zurück ins Wohnzimmer, wo du überrraschender Weise nicht nur die bis auf die Zähne bewaffneten Männer von Trafalgar Law auf möglichen Sitzgelegenheiten sitzen und in irgendwelchen Ecken stehen siehst. Auch Penguin, Shachi, und deine anderen Beiden Begleiter befinden sich mit im Raum. "Oh mein Gott, geht es euch gut?" , bringst du sogleich hervor und stürmst an dem Schwarzhaarigen vorbei, hinüber zur Couch, wo sich alle Vier niedergelassen haben. Sie alle sind von Kopf bis Fuß mit Hämatomen übersät, sie blicken mürrisch drein und scheinen sich zumindest darüber zu freuen, dich wohlauf zu sehen. Penguin springt auf, als du näher heran getreten bist und zieht dich etwas zu grob in eine knappe Umarmung. "Das könnten wir dich fragen." , nuschelt er erleichtert. Er scheint Schmerzen zu haben. Penguins Haltung wirkt angespannt und seine Bewegungen sind steif. Auch die anderen haben an ihren äußeren Verletzungen zu knabbern.

Trafalgars Männer haben verdammt gute Arbeit geleistet, wie du entrüstet festestellen musst.

Du befreist dich vorsichtig aus der eisernen Umklammerung, betrachtest ihn und die anderen genauer und fühlst dich schlechter, als es dir eigentlich gehen müsste. Dein Gewissen leidet, es blutet. Während du auf einer gemütlichen Couch schlafen konntest, du verarztet wurdest und es warm hattest, verbrachten die Vier die kalte Nacht draußen im Garten in einem Geräteschuppen. Erlagen ihren Verletzungen, schliefen auf dem kalten Boden. Wie konntest du das nur zulassen?

"Es tut mir so leid." , betroffen senkst du dein Kopf und schämst dich. Sie haben dir geholfen, dich gerettet. Diese schreckliche Behandlung haben die Jungs wirklich nicht verdient gehabt.

"Nicht doch ... . Es ist nicht deine Schuld." , lacht Penguin unwohl geworden und kratzt sich unbeholfen am Hinterkopf. Zeitgleich bedachtet er Trafalgar Law mit einem Blick, der soviel zeigt, wie wenig er von ihm hält und ihn zu hassen scheint. Natürlich, wieso sollte er nicht? Bei der Ersten Begegnung deart verprügelt zu werden, bringt niemandem ins Gute Licht. Auch Law nicht.

"Wenn ihr fertig sein, würde ich gerne anfangen." So ziemlich jeder sieht zu eben Genannten, der sich derweil in einem Sessel bequemt hatte, und euch ziemlich desinteressiert von seinem Standort aus beobachtet hat. Weder Shachi noch jemand anderes aus deiner Gruppe scheint seine Wortwahl zu gefallen und dementsprechend sind auch die Reaktionen darauf. "Und womit?" , knurrt Shachi gepresst und macht auf dich den Anschein, gleich aufzuspringen und Trafalgar anzufallen. Innerlich betest du, es würde keine zweite Schlägerrei stattfinden. Sie würden wieder haushoch verlieren. Und das denkst du nicht nur, weil ihr deutlich in der Unterzahl seid. Auch ihre Hämatome würden die Jungs in ihren Bewegungen beeinschränken. Und du bezweifelst stark, die Gefolgsleute dieses Mannes würden unttätig in ihren Ecken verhaaren, während ihr Chef von Vier vor wutschäumenden Jungs attackiert wird.

"Unterbreche mich nicht und du wirst es gleich erfahren." Wie schafft es dieser Mann nur mit Worten jemanden verbal zu demütigen? Seine Stimme trieft nur so von Desinteresse und Kälte, dass du dich unweigerlich fragen musst, wie er es schafft, ab und zu auch Mal eine nette Seite von sich zu zeigen?

Shachi tauscht sowohl mit dir, als auch mit den anderen einen Blick, ehe er noch etwas unverständliches murmelt und mit seinem Kopf eine Bewegung macht, dass wohl so viel aussagen soll, Law könne fortfahren.

Und so kommt es schließlich dazu, dass der Schwarzhaarige, nicht nur den Deal zwischen dir und ihm erwähnte, auch wie ihr heute verfahren werdet, wird detailiert beschrieben. Zuerst scheint jeder aus deiner Gruppe gebannt zuzuhören, während du innerlich Amok läufst und dir deine Unterlippe mit deinen Zähnen regelrecht zerfleischt, so nervös bist du. Doch als Law mit seiner Erzählung endet, wirst du plötzlich von Penguin beiseite getoßen, beobachtest geschockt wie er sich vor Trafalgar aufbaut und mit den nackten Finger auf dich zeigt, während er sich bemüht seine Stimme nicht allzu laut werden zu lassen.

"Habe ich es richtig verstanden, du willst sie unbewaffnet in ein Autowrack, voll beladen mit Lebensmittel, einsteigen lassen, nur um deine Vorräte aufzustocken? Du schickst tatsächlich ein junges Mädchen vor, um deinen Arsch nicht in Gefahr zu begeben? Wie erbärmlich bist du eigentlich, häh?"  

Dann geschieht alles ganz schnell.

 

~

Sprachlos siehst du mit an, wie schnell Trafalgar Law sich von seinem Platz erhebt, den Kragen Penguins ergreift und mit ruhiger, warnender Stimmlage auf ihn einspricht.

"Ich habe deine jämmerliche Gestalt für intelligenter gehalten, doch ich musste mich geirrt haben. Erbärmlich, sagst du? Ich glaube du verstehst nicht ganz genau worum es hier geht. Aber wenn du es vorziehst, genauso jämmerlich zu verenden, wie alle anderen, dort draußen, dann nur zu."

Ein Ruck geht durch Penguin, als Law ihn frei gibt und zurück stolpert. Ungeschickt fällt er zu Boden und landet auf seinem Gesäß, während er Zähne knirschend keine Worte findet, um sich gegen seinem Gegenüber zu verteidigen. Sofort bist du an seiner Seite und willst ihn aufhelfen. Aber dein Begleiter schüttelt deine helfende Hand lediglich ab und erhebt sich von alleine. Sein Stolz ist angekratzt und den Rest, möchte er sich bewahren, indem er trotz dessen erhobenen Hauptes Trafalgar in die mandelfarbenen Irden stiert. Wütend und beschämend.

Wie leid er dir gerade tut, kannst du nicht in Worte beschreiben. Er wollte dir doch nur helfen.

"Ich denke deine kleine Freundin scheint zu wissen, worauf sie sich eingelassen hat. Alt genug müsste sie sein, um Entscheidungen selber zu treffen." , erzählt Law weiter, während er dich dabei fixiert. "Oder sehe ich das falsch?" , fragt er dich anshließend direkt und du fühlst dich plötzlich in die Enge gedrängt. Ein jeder betrachtet deine Wenigkeit und scheinen auf etwas zu warten. Was sollst du sagen? Was erwarten sie denn jetzt von dir? Das du es vorziehst den Deal lieber platzen zu lassen und versuchen würdest, dich mit deinen Gesellen ab sofort durchs tote Leben durchzuschlagen? Oder schließt du dich kurzfristig einer rebellischen Gruppe an, die nicht nur Sicherheit verspricht, sondern auch Nahrung und eine Unterkunft?

"Also ... ich ... ." Verunsichert blickst du in die Runde und entdeckst nicht nur den weißhaarigen Bepo, der das große Schwert Law's it sich führt. Auch Connor hat sich mittlerweile diesem Gespräch angeschlossen und wartet grimmig auf deine Antwort.

Oh ... es war falsch gewesen, diesen Deal mit einem intelligenten Wahnsinnigen einzugehen, ohne es mit den anderen Besprochen zu haben. Du stehst gerade wahnsinnig unter Druck. Wieso sehen sie dich alle an? Aufhören! Sie sollen damit aufhören.

"Ich ... mache es." , hörst du dich schließlich sagen, bestätigst es noch einmal, damit es auch alle hören können. Es ist doch nur eine Ausplünderung. Du musst lediglich ein paar Vorräte in ein oder zwei Rucksäcke einsammeln, und dann könnt ihr Vier wieder eurer Wege gehen. Nicht nur mit genügend Proviant, wie Trafalgar es versprochen hatte, auch mit Waffen und Munition, die euch vor den Zombies dort draußen beschützen konnten.

Ein Deal, nichts weiter.

Du hörst das ergebende Seufzen Shachis, Penguin scheint noch immer mit sich zu hadern und Law grinst sein siegesreiches Lächeln. "Bist du dir wirklich sicher?" , hakt Shachi mit ruhiger Stimme noch einmal nach und du nickst fest entschlossen. "Ihr ... müsst nicht mitkommen, wenn ihr nicht wollt. Ich habe über eure Köpfe hinweg entschieden und euch in etwas rein gezogen, was vielleicht nicht ganz ungefährlich sein könnte. Ich dachte ... ." "Rede doch nicht so ein Blödsinn daher. Natürlich kommen wir mit." Erstaunt wandern deine Augen zu Penguin, der nach wie vor nicht sehr begeistert aussieht. Dennoch schleicht sich ein kleines Lächeln auf deine Lippen und du dankst ihn herzlich, dich hierbei nicht im Stich zu lassen. Er hätte es nicht tun müssen, und das weiß er auch. "Also dann ... . Was kommt als nächstes?" , fragt Rotschopf Shachi an Trafalgar gewandt, der darauhin nicht nur ihm und deine anderen Begleiter eine Schrotflinte in die Hand drückt, sondern auch dir eine voll geladene Pistole und dein Messer, welches du am gestrigen Tag oben im Kinderzimmer verloren geglaubt hattest. Es ist gereinigt und neu geschliffen worden.

Fragend siehst du Law ins Gesicht, der dir nur ein müdes Lächeln entgegen bringt.

"Danke, aber ... wofür die Pistole?" , unsicher wiegst du die schwere Waffe in deiner unverletzten Hand auf und ab. Das Schwarz wirkt unheilvoll und tödlich, gar bedrohlich in deinen Augen, und du bekommst ein ganz ungutes Gefühl dabei. "Um dich zu verteidigen, falls du angegriffen wirst." Wie selbstverständlich Law es wieder gibt, als würde er über das Wetter plaudern. Doch halt! Was hat er gesagt?

"Angegriffen?" Plötzlich klingt deine Stimme beinahe hysterisch und du schnappst nach Luft. "Das könnte passieren. Auf der Brücke wimmelt es nur so von den toten Dingern. Wir werden sie von dir weg locken, während du die Vorräte holst. Aber es gibt keine Garantie, dass du nicht doch angegriffen werden könntest." "Halt, halt, halt. Von Zombies war bei diesem Deal nie die Rede gewesen. Das ... das hätten Sie erwähnen müssen." Ein schlimmes Zittern ergreift deinen schmalen Körper schlagartig und du lässt versehentlich das Messer fallen, dessen Klinge haarscharf neben deinem Fuß im Boden stecken bleibt.

"Du hast nicht gefragt." , ist seine banale Antwort und zuckt lediglich mit den Schultern. Fassungslos holst du Luft, willst diesem grauenhaften Mann wilde Beschimpfungen an den Kopf schreien, doch kein Wort verlässt deine trocken gewordene Kehle. Sie bleiben dir im Halse stecken, so sehr trifft dich der Schock, verarscht worden zu sein.

"Sie haben mich rein gelegt."

...

...

" ... Vielleicht ein bisschen."

Dead Six - Dem Tod so Nah

 Man sieht es dir an. Diese Enttäuschung, die Angst auf das Kommende. ... Doch vor allem die unbändige Wut, die tief in dir brodelt. Wie konntest du nur so blind, so naiv, gewesen sein, Trafalgar Law zu trauen, obwohl du es doch geahnt hattest, er würde dir etwas wichtiges verschweigen. Natürlich! Ein fairer Deal, den du mit ihm eingegangen bist, sieht für dich anders aus. Wesentlich anders.

 

Dieses vermaledeite, dreiste Arschloch.

 

Was soll dich nun davon abhalten, nicht doch alles platzen zu lassen, wie eine Seifenblase? Du hast allen Grund dazu. Und die Vorräte? Die können dir mittlerweile gestohlen bleiben. Du willst hier weg. Weg von diesen Spinnern und ganz besonders von dem Schwertschwingenden Schwarzhaarigen.

 

"Hier, iss."

 

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen betrachtest du die zwei knallroten Äpfel in der dir dargebotenen Hand und musst kräftig schlucken, als der hungrige Speichel sich in deinem Mundraum ansammelt. Wie lange du nichts mehr vernünftiges gegessen hattest ... Und dementsprechend knurrt dein Magen auch, wenn zu deinem Glück leise genug, dass nicht jeder im Wohnzimmer es mitbekommt. Nichtsdestotrotz aber, wendest du deinen Blick von dem frischen Obst ab, als du gesehen hast, wer sie dir reichen will. "Ich habe keinen Hunger." schnaubst du protestierend. Du siehst Law nicht, dennoch kannst du seinen abschätzigen Blick regelrecht auf dir spüren, wie er eine Augenbraue in die Höhe zieht und missbilligend den Mund verzieht. "Spiele dich hier nicht so auf." , wirst du von oben herab angezischt. "Du weißt genauso gut wie ich, dass dein Magen eine andere Sprache spricht, als dein Mund. Und jetzt nimm die Äpfel. Ich habe keine Lust darauf meine Leute in Gefahr zu bringen, weil du dir in den Kopf gesetzt hast auf Stur zu schalten. Du musst etwas Nahrung zu dir nehmen."

 

Argwöhnisch stierst du in seine stechenden sturmgrauen Augen und wünscht ihm die Krätze an den Hals, während du gleichzeitig versuchst ihn wieder zu ignorieren, wie eine gesammte Weile schon. Von daher nimmst du ihm die Äpfel aus der Hand und wartest, bis er sich von dir abwendet, um sich derweil mit anderen Dingen zu beschäftigen. Zu deinem Leidwesen jedoch, bleibt er vor dir stehen, lauert darauf, dass du sein mitgebrachtes Obst auch vertilgst und dir bleibt letzten Endes nichts anderes übrig, als seinem stummen Befehl zu gehorchen und in die knackige Schale zu beißen. "Es geht doch. Warum nicht gleich so." , grinst er dreist und nimmt sich die Frechheit heraus, dir den Kopf zu tätscheln, wie eine Mutter es bei seinem Kind tun würde. "Lassen Sie das." Unwirsch schlägst du seine tätowierte Hand beiseite und hättest nur all zu gerne ihm seine Äpfel gegen die Stirn geworfen.

 

Oh, er wiedert dich gerade an.

 

Seine große Erscheinung kannst du im Moment nicht ertragen.

 

Als du allerdings sein Schnauben wahr nimmst, du gleichzeitig am Arm gepackt wirst, dass dir unweigerlich die Äpfel aus der Hand und somit zu Boden fallen, keuchst du überrascht auf. Aus groß gewordenen Augen stierst du in die seine, die sich gefährlich zusammen gezogen hatten und sein Gesicht dem deinen bedrohlich zu nahe kommt. Du hast nicht einmal die Zeit, Angst zu zeigen oder nervös zu werden, schon knurrt er dir seine Worte entgegen. "Ich dulde hier keine Aufmüpfigkeit. Schon gar nicht, wenn mir jemand erzählt, was ich alles tun kann und was nicht."

 

Was zum ... ?

 

"Hast du das Verstanden?" , verlangt er zu wissen und du nickst benommen. Deine Fähigkeit zu sprechen hast du in diesem Augenblick verloren, so überwältigt bist du über seine Reaktion. Ist er wütend auf dich? Nur, weil du seine Hand nicht auf dich spüren wolltest? Nicht von ihm angefasst werden möchtest? Meine Güte, was hat dieser Mann nur für fürchterliche Komplexe, um derart überzureagieren? "Nimm deine Finger von ihr." , hörst du soeben die aufgebrachte Stimme Penguins rufen und wirst gleichzeitig aus Law's eisernen Griff hinaus gezogen. Er lässt es offensichtlich geschehen und betrachtet dich weiterhin aus kritischen Augen in den Armen deines Begleiters. Du erwiederst ihn, wenn auch wieder etwas eingeschüchtert. Ist ... Law wirklich gerade handgreiflich geworden? Bei dir?

 

"Pass auf wie du mit mir redest, Mädchen." Eine Warnung! Unmissverständlich.

 

"Und jetzt kommt. Es geht los." Sein Blick duldet im Moment keinen Wiederspruch, während er sich von euch zwei abwendet, sein Schwert entgegen nimmt, welches Bepo ihm reicht, und schließlich das Wohnzimmer verlässt. Ein paar seiner Männer, die sich mit im Raum befunden haben, folgen ihm sofort, einige wiederum platzieren sich vor die mit Brettern verriegelten Fenster oder auf die Gartenterrasse, um ihr Quartier zu bewachen, während Laws Abwesenheit. Sie schnappen sich ihre Waffen, schultern sich Rucksäcke auf und verschwinden ebenfalls aus eurem Sichtfeld. Du atmest auf und bemerkst wie du leicht zu Zittern angefangen hast. Du kannst es nicht leugnen. ... Trafalgars überraschender Ausbruch hat dich verängstigt und beweist nur noch mehr, wie unberechenbar er sein kann. Du ihn nicht trauen kannst.

 

~

 

Nachdem Penguin sich sorgevoll mehrmals bei dir erkundigt hat, ob es dir auch wirklich gut ginge, und du es ihm immer wieder bestätigst, dass dir nichts fehle, nimmst auch du deine Tasche und hängst sie dir um. Im Gegenstatz zu den anderen, befindet sich in ihr lediglich dein Messer und die Pistole. Auch eine Flasche Wasser hat darin seinen Platz gefunden.

 

Mit gesenktem Kopf trottest du anschließend den anderen hinterher, verlässt die schützenden Mauern des Hauses und überquerst die Straße, wo ein schwarzer, schon mit Schlamm bedeckter Van bereit steht. Beunruhigt stellst du fest, das ausgerechnet Connor Kartons mit Munition und Schusswaffen im Kofferraum verstaut und dabei ziemlich mürrisch drein Blickt. Auch er hat dich neben dem Fahrzeug erspäht und seine Züge wirken plötzlich drohend. Uh ... er kann dich wirklich nicht ausstehen. Und das nur, weil du auf seine Narben gestarrt hattest. Du hoffst er wäre heute nur hier draußen, weil er beim einladen hilft und nicht mit euch mitfährt. Das wäre ja noch schöner.

 

Du hörst Connor schnauben, ehe er seine Arbeit wieder nach geht und dich nicht weiter beachtet.

Gott sei Dank.

 

Ihr müsst eine kleine Weile warten, bis der Wagen einsatzfähig ist und ihr einsteigen könnt. In der Zwischenzeit laufen immer wieder Trafalgars Männer auf dem schwarzen Asphalt auf und ab und halten in der Umgebung nach Zombies ausschau. Bis jetzt allerdings herrscht Ruhe und du kannst dich einigermaßen entspannen, auch wenn es dir gerade sehr schwer fällt. Hinten im Van können mehr als sieben Personen Platz nehmen und auch vorne stehen statt zwei, drei Sitze zur Verfügung. Es überrascht dich allerdings, das Law sich zu euch nach hinten setzt, statt wie gedacht vorne, neben dem Fahrer. Sein Schwert lehnt er sich gegen seine rechte Schulter und betrachtet dich aus kühlen Augen, während sich das Auto langsam in Bewegung setzt. Auch du lässt ihn nicht aus den Augen, deshalb, weil du jederzeit befürchtest, seine Stimmung könnte wieder umschlagen. Ihm traust du wirklich alles zu.

 

Die Fahrt dauert eine ganze Stunde, vielleicht sogar mehr, was weißt du schon. Die Umgebung hat sich drastisch verändert, ist einem tiefen Wald gewichen und der Boden einem holprigen Pfad. Das macht dich stutzig. Hat Law nicht etwas von einer Brücke erzählt auf denen viele Autos seid einigen Tagen dort hin vegetieren? Also für dich sieht dieser Wald nicht sehr befahren aus. ...

 

"Wo sind wir?" , fragst du daher misstrauisch und beäugst Law kritisch. Er öffnet seine Augen, die er kurzweilen geschlossen hatte, doch nicht weil er müde gewesen war, und sieht aus dem verdunkelten Fenster. "In der Nähe der Brücke. Wir sind gleich da." , antwortet er knapp und schließt seine Augen wieder. Dein Blick wandert zu deinen Begleiter, die sich ebenfalls wahrscheinlich Gedanken darum gemacht haben, ob Trafalgar euch nicht doch in eine Falle lockt oder die Wahrheit sagt. Stumm nickt ihr euch zu, verspricht wachsam zu sein und ihr alle verfällt wieder in euren Gedanken.

 

Wie Law bestätigt hatte, dauert die Fahrt wahrlich nur noch einige Minuten und der Van stoppt auf einem kleinen Pfad. Euch wird gesagt noch eine Weile im Auto sitzen zu bleiben, bis man euch bescheid gäbe ihr könned aussteigen. Du beobachtest hinter der verschlossenen Autotür, wie Law und seine Männer bewaffnet den Wald erkunden, bis schließlich ein Wink, seitens Trafalgar, das Zeichen gibt, die Luft sei rein. Du fühlt dich unwohl, als du den weichen Waldboden unter deinen Füßen spürst, und hälst es schlichtweg nicht mehr aus. Diese Spannung in deinem Körper macht dich wahnsinnig. Schnell öffnest du deine Tasche, schnappst dir deine Klinge und hälst sie dir schützend vor deinem Körper.

 

"Hier lang." , ertönt die raue Stimme des Schwarzhaarigen und sowohl seine Männer, als auch deine Gruppe folgt ihm augenblicklich. Und wie du schnell frustriert feststellen musst, ist auch Connor mit von der Partie. Super ...

 

Der Marsch geht über aufgeweichtes Blätterwerk, durch dichtes Gewächs und kleine Gräben, bis ihr schließlich auf einer unscheinbaren Lichtung inne hält. Was du zu sehen bekommst, verschlägt dir glatt den Atem und du vergisst Luft zu holen, als du dich neben einem Baum stellst, um einen besseren Überblick zu bekommen, was sich einige Metern vor euch abspielt. Und es gefällt dir nicht. ... Ganz und gar nicht.

 

"Da (!) muss ich wirklich durch?" , zischt du verzweifelt und stellst dich verängstigt vor Law, der lediglich seine Arme vor der Brust verschränkt hält. Ein gemeines Grinsen erscheint auf seinen Lippen und auch seine Gesichtszüge sprechen von Belustigung, während er eine seiner geschwungenen Augenbrauen in die Höhe zieht und du innerlich Amok läufst. "Wir werden dir Rückendeckung geben, keine Sorge." "Aber Sie können doch nicht von mir verlangen ... "

 

"Wir haben einen Deal, oder nicht?" , unterbricht er eisig deinen Protest und du verstummst augenblicklich. Du spürst wie Blass du um die Nase wirst , fühlst wie der Angstschweiß deinen Nacken hinunter läuft und dir mit einem Mal ganz schlecht wird. Du willst dich übergeben, laut schreien, um dich schlagen ... irgendwas tun wollen. Und das nur um deinen Frust raus zu lassen. Und das am besten an ihm! "Wie soll sie das schaffen? Alleine?" , mischt sich schließlich Shachi mit in die Disskusion ein und ein kleines Fünkchen Hoffnung keimt in dir auf. Ja, bitte. Helft mir!

 

"Das wird sie." "Aber ... ." , versuchst du es noch einmal, doch Trafalgar blockt erneut ab. Der Funke erlischt sofort und lässt keinen Platz für einen Neuen. "Nun komm." Der Mann nimmt dich bei der Hand und zieht dich hinauf auf die Straße, umrundet einige verlassen stehende Autos, bis er sich schließlich mit dir hinter einem Bus in Deckung begibt. Er späht um die Ecke, verhält sich von außen hin Ruhig, du hingegen aber willst dich am liebsten los reißen, davon rennen und von nun an in ein Einsiedlerleben beginnen, nur um nicht da raus gehen zu müssen. Zu denen! Zu den Untoten. ... Von denen es leider viel zu viele gibt.

 

Die Luft stinkt bestialisch nach Verwesung und Tod. Das leise, gepeinigte Stöhnen findet selbst noch von hier aus in deinem Gehör und du wirst einfach dieses Bild in deinem Kopf nicht los. Wie sie schleichend um die Autowracks herum getorkelt sind, wie entstellt sie in deinen Augen aussehen und wie laut der reißende Fluss unter euch deine Angst nur weiter schürrt. Du fängst gleich zu hyperventilieren an. ...

 

"Ich schaffe das nicht ... " , gibst du zu und krallst dich an Laws Oberteil fest, ungeacht dessen, wie fatal deine Aktion vielleicht sein möge. Seine Augen wandern zu dir, betrachtet deine hilflos Gestalt, dein Gesicht, dessen Zügen sich zusammen gezogen haben, solche Furcht durchlebst du in jenem Moment. "Ich bin nicht dafür geeignet. Versagen werde ich. Sterben! Bitte ... ich ... ." "Es reicht!"

 

Laut landen seine Händen neben deinen Kopf, halten dich gefangen zwischen ihm und dem Bus, während du fürchterlich zusammen gezuckt bist und deine Augen riesen groß zu ihm hinauf sehen. Das Zittern hat in diesem Moment aufgehört. Dafür nimmt umso mehr die Angst vor diesem Mann platz in deinem Inneren ein. Was zum ... ? "Es reicht jetzt!" , wiederholt er sich nachdrücklich, wieder etwas ruhiger geworden. "Wenn du jetzt schon daran glaubst, du wirst es nicht schaffen, dann wirst du es auch nicht. Bleib. Ruhig." Seine Stimme gleicht jetzt mehr einem leisen Raunen, er spricht beruhigend zu dir, auch wenn seine Handlung etwas grob zugegen war. Du stockst und fängst an zu denken, als du seine Worten vernommen hattest, auch lässt du im Augenblick außer acht, wie nahe ihr beide beieinander steht, obwohl du ausgerechnet seine Nähe immer versucht hattest größtenteils zu vermeiden.

 

Du spürst währenddessen wie eines seiner großen Hände um die deine greifen und deine verkrampften Finger vorsichtig um den Griff der Klinge zu lösen versuchen. "Entspanne dich." , flüstert er weiter, entzieht dir die Waffe mit Bedacht, nur um sie richtig liegend sie dir wieder zu geben, die Klinge nach unten zeigend.

 

"Wir werden dir helfen."

 

"Du bist nicht alleine."

 

Ohne dein zutun beruhigen seine Sätzte dich wahrlich ungemein. Dein kräftiges Schlagen im Herzen lässt nach und weicht einem leisem pochen über. Das Adrenalin, ja sogar die Angst zu ihm und den Untoten, dort draußen, flaumt ab und du fühlst wie du schließlich kaum wahrnehmbar zu nicken begonnen hattest. Ein leichtes Lächeln umschmeichelt daraufhin seinen Lippen, ehe er einige Schritte Abstand zwischen euch bringt und anschließend seinen Männern im Hintergrund ein dir unbekanntes Zeichen gibt. Kurz darauf ertönt das laute Getöse mehreren Schüssen aus allerlei Gewehren und Pistolen, was dich kurz wieder aufschrecken lässt. Verdammt, was tun die anderen denn? Sie locken die Untoten doch genau zu euch. ...

 

"Runter!" "Äh .. was?" , fragst du dümmlich und blickst Trafalgar verständnislos an. "Runter, habe ich gesagt. Jetzt." Zu überrumpelt um überhaupt richtig zu reagieren, drückt Trafalgar dein Kopf hinunter und du gehst mit ihm auf die Knie, wo ihr euch auf den Bauch rollt und schnell unter den Bus robbt. Law gibt dir ein Zeichen still zu sein, während über euren Köpfen weiterhin die Schüsse der Anderen die Luft zerschneiden.

 

Es dauert seine Zeit bist du unwohl zumute feststellst, wie die Zombie an euch vorbei schleichen, immer den Geräuschpegel folgend, während der Schwarzhaarige dir leise raunend erklärt wie du zu verfahren hast, wenn die Horde vorbei gezogen ist. Schluckend lauscht du seinen Worten, nickst ab und zu zur Bestätigung oder Antwortest kurz angebunden auf seine gestellten Fragen. Zum Schluss drück er dir zwei Rucksäcke in die Hand, die du befüllen sollst, wenn du es geschafft hast am Lieferwagen anzukommen und durch den Spalt geschlüpft bist. In der Zwischenzeit werden er und seine Männer, als auch die deine, nicht aufhören die Aufmerksamkeit der Untoten auf sich zu lenken, um es dir so leicht wie nur möglich zu machen. Verständlich. Du bist klein, nicht gerade stark, aber recht flink. Doch zum Ende hin, werden auch die vollen Taschen dich beim Laufen behindern, von daher baust du auf seine Unterstützung. Du hoffst er hält, was er dir verspricht.

 

Das tust du wirklich.

 

"Jetzt!" Wie aufs Stichwort scheucht er dich auf die andere Seite des Busses, drängt dich hinaus und du gehorchst ihm, als auch wahrscheinlich der Letzte Zombie vorbei gestrauchelt ist. "Pass auf." , hörst du ihn noch sagen, und blickst kurz über deine Schulter hinweg, in seine Richtung. Du siehst allerdings nur seine Beine, die in einer blauen, leicht zerschlissenden Jeans stecken, auf der Gegenüberliegenden Seite den Toten hinterher rennen und somit aus deinem Sichtfeld verschwindet. Du redest dir ein dich verhört zu haben und robbst weiter, bist du wieder die Gelegenheit hast aufzustehen.

 

Eingeschüchtert und auf dich alleine gestellt, siehst du dich um und ... läufst los.

Geradewegs in dein Verderben.

Dead Seven - Verrat ist eine Sünde

 Ein merkwürdiger Laut kommt dir gepresst aus dem Mund geschossen, als du zu hektisch um ein verkohltes Autogestell sprinten wolltest und unter deinem rechten Fuß plötzlich der Boden nachgibt. Du hörst es schmatzen und ein verfaulter Geruch steigt dir in die Nase, nachdem du dich auf dem Rücken liegend auf einer verbeulten Motorhaube wiederfindest. Für einen kurzen Moment bleibt dir die Luft weg und auch der Schrecken auf etwas ausgerutscht zu sein verfliegt schnell wieder. Dafür schaudert er dir gewaltig, als die Erkenntnis einkehrt, worauf du eigentlich getreten bist. Dein Blick wandert nach unten, wo du unmittelbar deinen rechten Fuß langsam aus einem blutverschmierten und eitrigen Bauchdeckel eines Toten hinaus ziehst.

„Ihh … . „ , hörst du dich angeekelt murmeln und schüttelst automatisch kräftig deinen Schuh, wo ein Teil des Gedärms kleben blieb und nun mit einem lauten Platschen an den Seiten des tödlich Verunglückten zum liegen kommt. Galle steigt dir im Halse auf, doch zumindest ist dieser Mann einfach nur … tot und steht nicht wieder wankend auf, um stattdessen dir die Gedärme zu zerpflücken. 

Noch immer etwas irritiert und überfordert stolperst du zurück, hinterlässt ein paar blutige Fußabdrücke auf dem Asphalt, ehe du deine Gedanken auf das Wesentliche zurück schaltest, die Leiche umrundest und dich weiter zur Mitte der Brücke schlägst. Du musst es schaffen die Lebensmittel aus dem Lieferwagen zu plündern, auch wenn du es eigentlich nicht mehr möchtest, nachdem Trafalgar dich offensichtlich ausgetrickst hatte. Dieses … dieser … argh, du findest keine passende Beleidigung für ihn. Noch nicht jedenfalls. 

Schnaufend prallst du erneut gegen ein Autowrack, nachdem du Zombies um der nächsten Ecke erspäht hattest, die allein durch ein Hindernis sich vom lauten Getöse der Schusswaffen sich nicht angelockt fühlen, auch wenn sie darum zu kämpfen scheinen, sich zu befreien, um den Anderen folgen zu können. Schon etwas außer Atem geraten umklammerst du ein wenig fester die Klinge in deiner Hand, holst noch einmal tief Luft und bückst dich unter einer Reihe Autos hinweg, um ungesehen an den Untoten vorbei zu schleichen. Zuerst scheint es zu klappen. Sie sind weiterhin abgelenkt und bemerken dich nicht einmal. Doch schon nach nur wenigen Metern, scheint das aufwallende Glücksgefühl wieder in Angst umzuschlagen, als du erkennst wie sich einige um sich schlagende Zombies plötzlich ihre entstellten Gesichter gen Himmel recken und … schnüffeln?!

Sie wittern etwas … . Und als einer von Ihnen sich in deine Richtung wendet, bleibt dir schlichtweg die Spucke weg und dein Herz steht still. Er sieht dich nicht, kann es auch nicht. Doch du hast das dumme Gefühl, er weiß, dass du dich hinter einem Auto versteckst und ausharrst. Er taumelt einige Schritte auf dich zu, sein rasselndes Stöhnen und abgehacktes Röcheln nimmt von Mal zu Mal an Lautstärke zu, je weiter er sich dir nähert. Der Angstschweiß bricht aus dir aus, dein Atem wird hektischer und unkontrollierter und deine Hände fangen bitterlich an zu zittern. Unruhig fällt dein Blick auf die Waffe in deiner festen Umklammerung. … Wirst du sie in dieser Situation benutzen müssen? Deinen Ersten Untoten töten? Aber … kannst du das überhaupt? Sie waren doch auch einmal Menschen, Lebewesen und deine Artgenossen. … 

Ein klapperndes Geräusch von abgefallenen Blech, welches vom herannahenden Zombie zur Seite gestoßen wird, reißt dich dennoch aus deinen verzweifelten Überlegungen und du versuchst endlich zu handeln. Du denkst nicht weiter nach, als du die Bandage um deine verletzte Hand wortwörtlich von deiner Haut abziehst und die von Trafalgar gut behandelte Wunde betrachtest, die du dir am Vortag zugezogen hattest. Die Schnittverletzung heilt schnell und schmerzfrei. Es zwickt nur ab und zu. Und doch ist es auch nur ein Impuls zum weiteren Überleben, als du die geschärfte Klinge an der Wunde ansetzt und sie durch schnelles abziehen wieder öffnest. Ein vor Schmerz gequältes Wimmern kannst du nicht verhindern zu unterdrücken und doch regst du gleichzeitig durch stetiges drücken weiter die neue Blutung an, bis die dunkelrote Flüssigkeit bereits im Sekundentakt auf den Boden tropft. Nebenbei hörst du die gestrauchelten Schritte des Toten an Geschwindigkeit zunehmen und auch sein Stöhnen scheint vor ausgehungerter Gier lauter geworden zu sein, als er dein Blut zu wittern scheint. 

Jetzt muss es schnell gehen! 

Mit einem heftigen ausholen deiner blutigen Hand, befleckst du eine heraus hangelnde Autotür weit rechts von dir und hinterlässt dort deinen frischen Geruch von Blut. Du gehst daraufhin sofort wieder etwas in Deckung, umwickelst deine Hand von neuem provisorisch mit der benutzten Bandage und versuchst deinen Duft so gut es geht zu bedecken. Die Schritte stoppen, wie du zufrieden und erleichtert feststellst. Doch es hat immer noch den Anschein, als wüsste der Untote noch nicht so ganz wie er nun handeln soll. … Pahh, als ob sie überhaupt noch irgendwie denken können, sprichst du dir gedanklich zu und wartest weiter ab. Was bleibt dir denn auch anderes übrig? Und dann fällt dir letzten Endes das Herz vom rechten Fleck, als sich die Richtung vom Zombie ändert und er sich schließlich das Blut am Lack der Tür widmet. Wie ein Tier, leckt es mit seiner widerlichen langen Zunge deine rote Flüssigkeit ab, ist wie in Trance und du erkennst deine Chance zu fliehen. Angewidert schüttelst du deinen Kopf, als du die Szene aus einiger Entfernung betrachtest, und robbst weiter in Richtung des verunglückten Lieferwagens, zur Mitte der Brücke. Aus dem Augenwinkel kannst du noch erkennen wie sich mittlerweile eine ganze Traube von Untoten sich von den lauten Geräuschen der Schusswaffen lösen und dabei sind ebenfalls etwas vom Blut abzubekommen. Es wird Gedrängelt, geschubst ... . Doch das kann dir egal sein. Dein Plan hat funktioniert, was du eigentlich nicht erwartet hattest. Vielmehr das du scheitern würdest.

Ein Funken Stolz schwillt in deiner Brust an und in dir keimt das Bedürfnis auf, es Law unter die Nase reiben zu wollen, sobald du dich wieder in Sicherheit der anderen wiegst. Doch zuerst musst du es schaffen die Nahrungsmittel einzupacken und schnurstracks wieder zu deiner Gruppe zurück zu kehren. 

~

 

Kurz vor deinem Ziel geschehen auch keine weiteren Zusammenstöße mit kleineren Zombiehorden mehr. Nur ein verwaister Hund kreuzte deinen Weg, ehe es mit eingezogenen Schwanz davon jagte, als es dich erschnüffelt und schließlich entdeckt hatte. Auch du bist stockend stehen geblieben. Immerhin kannst du nie genau wissen, ob der Hund dich aus lauter Hunger angreift oder nicht lieber vor dir flüchtet. Du hattest wieder einmal Glück im Unglück, wie du mit einem weiteren Seufzen quittierst.

Letzten Endes siehst du das ersehnte Licht im dunklen Tunnel und deine Mühen scheinen endlich einen Sinn zu ergeben. Du bist am Lieferwagen angekommen und deine Aufgabe somit zur Hälfte erfüllt. Nicht mehr viel und du kannst von diesem Schauplatz des Todes herunter. 

Schon fast zu Vorsichtig trittst du näher an das Fahrzeug heran und versuchst die ersten Eindrücke auf dich wirken zu lassen, die Trafalgar dir durch seinen Vergleich zu übermitteln versucht hatte. Und es verursacht bei dir ein beklemmendes Gefühl, wenn du deine Aufgabe weiterhin so betrachtest. Schon ein kleiner Windstoß von der Seite bringt das Fahrzeug bereits gefährlich zum schwanken, das Metall knirscht, wenn es gegen die Leitplanke hin und her gerieben wird und es verschafft dir eine Gänsehaut, wenn du dir die Vorderseite anschaust, wo der Fahrzeugführer gesessen hatte. Sowohl Außen, als auch im Innenraum, sieht es aus, wie auf einem Schlachthof, soviel Blut und übrig gebliebenen Fleischbrocken verschiedener Körperteile kleben am Lack und Leder. Dieser Mann wurde auf brutalste Art und Weise hingerichtet und so gut wie nichts wurde von ihm übrig gelassen. 

Du trittst einige Schritte wieder zurück, als du bemerkst wie gefährlich nahe du unbewusst dich dem Rand der Brücke genähert hattest, nur um einen genaueren Blick auf der leicht nach unten geneigten Vorderseite zu riskieren. Der reißende Fluss darunter lässt viel Freiraum für Spekulationen, solltest du während deines Plünderzugs irgendwie das Fahrzeug aus dem Gleichgewicht bringen. Nun ja .. das macht deine ohnehin schon große Nervosität nicht besser. Eher im Gegenteil. Du schürst sie nur weiter, verdammt. 

Nun doch leicht ins Schwitzen geraten, entfernst du dich weiter von der durchbrochenen Leitplanke und begutachtest stattdessen jetzt die Außenwände des Lkws. Auf den ersten Blick, kannst du kein besagtes, schmales Loch erkennen, von dem Law gesprochen hatte. Erst nachdem du das Fahrzeug umrundest, siehst du es sofort. Dir kommen Zweifel auf, als du  schließlich davor stehst und es dir genauer ansiehst. Deiner Meinung nach ist das Loch klein genug, dass selbst du dich sicherlich nicht hin durch quetschen kannst. Zumindest lässt es den Anschein nach so aussehen. Nichtsdestotrotz steckst du deine Klinge sicherheitshalber zurück im Halter am Gürtel, legst sogar einen von zwei Rucksäcken beiseite und versuchst es einfach Mal. Es ist Zeitaufwendig, vor allem, weil herausstehende Metallstangen dir keine große Hilfe sind, dich hindurch zu winden. Es ist ein Akt der Gymnastik und unnatürlich aussehenden Verrenkungen. Dennoch, nach gefühlten Stunden und ohne dich irgendwie zu verletzen, stehst du schließlich im Inneren des Lieferwagens. Ein muffiger Geruch schlägt dir auch sofort entgegen und du hältst reflexartig die Luft an, ehe du mit dem Mund versuchst weiter zu atmen. 

„Okay, los geht’s.“ , murmelst du hinter vorgehaltener Hand und streichst dir belanglos eine Strähne beiseite, die sich beim Bücken nach vorne aus deinem Zopf gelöst hatte. Grob durchsuchst du die leicht angestaubten Kartons und Kühlkisten. Wasserflaschen, Konservendosen, ja sogar Müsliriegel finden den Weg in deine Tasche. Sie platzt schon fast aus allen Nähten und du fragst dich unmittelbar ob du sie auch wieder durch das schmale Loch hindurch bekommst. Sicherheitshalber legst du einige Dosen beiseite, willst die Tasche anschließend einmal mit der Anderen von draußen austauschen, um auch sie zu befüllen. Dabei behältst du nebensächlich im Hinterkopf das Gewicht der einzelnen Rucksäcke nicht zu überschreiten. Immerhin musst du auch in der Lage sein sie zurück zu tragen. … Durch die Zombiemassen … oje.

Schnaufend zwängst du zuerst deinen Rucksack durch das Loch. Anschließend deinen schmalen Körper. Dabei gehst du sogar noch vorsichtiger als beim ersten Versuch vor. 

Du musstest einige Augenblicke in deinen Bewegungen inne halten, als das Fahrzeug plötzliche Regungen zeigte und weiter nach vorne rutschte. Durch den Verlust einiger Waren, hast du das vorher bestehende Gleichgewicht ein wenig … gekippt. Deine Nerven sind zum zerreißen angespannt, wenn du daran denkst noch einmal hinein gehen zu müssen. Es ist gefährlich. Du kannst jederzeit in den reißenden Fluss, samt Lieferwagen hinein stürzen. Würdest du erbarmungslos ertrinken? Oder Ersticken? Vielleicht sogar aufgespießt werden? Oder … .  Nicht nachdenken. Einfach nicht darüber nachdenken. 

Nur sehr widerwillig greifst du nach dem zweiten Rucksack, wiederholst das durchzwängen durch den Riss ein drittes Mal und schnappst dir die restlichen Lebensmittel, die du in greifbarer Nähe findest. Dieses Mal leichtere Produkte, als Konserven. Doch das Leben spielt ein mieses Spiel mit dir. 

Das Fahrzeug rutscht weiter.

Du erschreckst dich, als einige Kartons in Bewegung geraten und dir entgegen schlittern. Du weichst hektisch aus, als ein ganzer Stapel umkippt und dich begraben hätte, wärst du zu langsam gewesen. Ächzend hältst du dich irgendwo fest, lässt deine halbvolle Tasche los, die ebenfalls in die Mitte rutscht und somit für dich außer Reichweite geriet. Aber die brauchst du doch, für … für …  . Ach Scheiß doch drauf, du musst sofort hier raus.

Der Untergrund schaukelt gefährlich auf und ab, als du dich endlich in Bewegung setzt, um das Loch zu erreichen. Verzweifelt klammerst du dich an jedem befestigten Gegenstand, den du zu fassen bekommst, ziehst dich entweder hoch oder hangelst dich zur Seite. Du findest keinen geeigneten Halt, was es für dich um einiges schwieriger macht, vor allem, weil die Rückseite immer mehr in die Höhe ragt und die Vorderseite nach unten. Die Lebensmittel, die dem Ganzen noch unterstützen, und wofür du eigentlich den ganzen Mist hier mitmachst, sind auch keine große Hilfe. Stattdessen rutschen und rutschen sie immer weiter zur Schnauze des Lieferwagens. So langsam wird es knapp. Die Zeit rennt dir davon, wenn du nicht vorhast zu sterben. 

Unter Todesangst und mit Adrenalin voll gepumpt, mobilisierst du deine ganze Energie und Kraft, zwängst dich, ungeachtet dessen ob du dich an den heraus ragenden Metallstangen verletzt oder nicht, durch den Riss. Du hörst deine Kleidung reißen, deine eigene Stimme, wie sie vor lauter Anstrengung mehr einem Knurren ähnelt, und die Luft in deinen Ohren rauscht, als du die neu entstandene Höhe hinab fällst und auf dem schwarzen Asphalt aufkommst. Deine rechte Schulter schmerzt, als sie mit dem Boden kollidierte. Dein Kopf blieb glücklicherweise verschont, wie auch der Rest deines Körpers. Und doch hältst du dir schützend die Arme über deinen Kopf, rollst dich in die Embryostellung zusammen, als du die über dir ragenden Hinterreifen des Lieferwagens erkennst und sie im Moment mehr eine Bedrohung für dich darstellen, als alles andere um dich herum. 

Fürchterlich Laut und kreischend schabt das Metall an den Leitplanken entlang, die Straße, unmittelbar am Rande der Brücke, gibt unter dem unausgeglichenen Gewicht des Fahrzeuges nach und schließlich beobachtest du, wie der LKW in die Tiefe gerissen wird und das fließende Wasser des unter dir liegenden Flusses die gesamte Schrottmasse verschluckt.

~

 

Wie gebannt liegt dein Fokus an der Stelle, wo vor einigen Sekunden noch deine Aufgabe gestanden hatte. Du fühlst dich in diesem Moment so schwach, total kraftlos. Das Adrenalin hat sein bestes gegeben und nun würdest du nichts lieber tun, als laut zu schreien und deinen Frust heraus zu lassen. Es war .. so knapp. Um Haaresbreite wärst du drauf gegangen und wahrscheinlich hätte es niemanden mehr in deinen beschissenen Leben interessiert. Und das alles wegen ihm. Wegen Law … 

„Dieses vermaledeite, hirnapportierte Arschloch!“ , hörst du dich dann doch laut fluchen und raufst dir die zerzausten Haare. „Ich könnte Tod sein. Mausetot.“ Hysterisch stehst du auf, deine Beine fühlen sich im Moment an wie Wackelpudding, doch das ist dir jetzt vollkommen egal. Dabei vergisst du, wie unpassend dein Zorn gerade ist, um sie nun #laut schreiend kund zu tun. Du bist nicht alleine hier, dieser Ort könnte nicht unpassender sein. Doch die Wut blendet dich. „Und das alles, wegen ein paar bescheuerten Lebensmitteln.“ 

Völlig im Wahn holst du mit deinem Fuß aus und trittst gegen die übrig gebliebene gefüllte Tasche, verfolgst ihre Flugbahn zufrieden mit deinen Augen und könntest dich im selben Moment für so etwas Blödem eine kleben. Den Tränen nahe, sammelst du die Tasche wieder auf, die eigentlich nicht sehr weit geflogen ist, wie es den Anschein gerade ausgesehen hatte und schüttelst benommen den Kopf. Du lebst noch … du lebst tatsächlich noch. Doch wann wird dich das Glück verlassen? 

„Kann es denn wirklich nicht noch schlimmer kommen?“ , murmelst du in deinen nicht vorhandenen Bart und schluchzt leise auf. „Fürs Erste einmal gibst du mir die Tasche, dann kannst du immer noch heulen, mein Täubchen.“ 

Wie ein Wirbelwind drehst du dich um deine eigene Achse und stierst geradewegs in den Lauf einer Pistole, der dir vor die Stirn gehalten wird. Es klickt leise, als die Sicherung entfernt wird. Doch du hast nur Augen für den Mann vor dir, der sich gerade zu einem neuen Problem entwickelt. „Was … „ „Na, wird’s bald, Schnecke.“ Du spannst deine Glieder an, als Connor schmerzhaft die Pistole gegen deinen Kopf drückt, und sich nur wenige Zentimeter vor dir aufbaut. Wie ein Berg steht er erneut vor dir, überragt dich um Längen und starrt dich nieder. Seine Narben im Gesicht können in diesem Moment nicht abscheulicher Aussehen und doch fragst du dich unmittelbar, wieso gerade Trafalgar jemanden wie ihn in seiner Gruppe aufgenommen hatte, der so deutlich aus der Reihe tanzt. Wieso? „Verdammt nochmal. Bist du taub?“ „Nein! Nicht ...“ Aggressiv entreißt er dir die gefüllte, letzte Tasche aus deinen kalten Händen, öffnet sie und wirft einen Blick hinein. Nervös wühlt er in dem Inhalt herum und schüttelt anschließend mit seinem Kopf, ehe er seine Waffe erneut auf dich richtet. „Ist das etwa alles? Mehr hast du nicht?“ Wie im Wahn wirft er deine hart erbeuteten Lebensmittel über seinen Kopf, fuchtelt mit seiner nun frei gewordenen Hand irgendwelche Gesten und schaut wütender aus, denn je. Traurig siehst du aber nur dabei zu, wie der wenige Inhalt aus der Tasche fällt und schließlich über die Leitplanke fliegt. Wie auch die andere Tasche, hast du nun   nichts mehr, was du Law geben könntest. 

Verfluchter Mist, was soll diese Wendung? 

„Du bist ja nutzloser, als jeder andere in der Gruppe. Erbärmlich.“ , schimpft er weiter und packt dich plötzlich an den Haaren. Du schreist auf, trittst um dich und versuchst mit deinen Händen seinen harten Griff zu lockern, gar zu lösen. „Aua … Lass los!“ , verlangst du sofort und blinzelst deine Tränen fort. Aber er zieht erbarmungslos weiter, schubst dich nach vorne und hält dich eine Armeslänge von sich entfernt, während er einen Schritt vor dem anderen setzt. „Wenn du schon bei so was leichtem versagst, wirst du eben dafür sorgen, dass ich heil von hier herunter komme.“ 

Wie ein Schutzschild läufst du vor ihm her, wirst gedrängt und geführt, während seine Pistole stets an deinem Hinterkopf gedrückt wird und deine Haare eisern in seinen Fingern vergraben sind. Doch erst viel später formen sich seine Worte in deinem Kopf zu einem Ergebnis zusammen. Soweit wie es dir möglich ist, wandert dein Blick nach oben. Du wimmerst auf, als du erkennst wie sich einige übrig gebliebene Zombies zusammen getan haben, dem lauten Geräuschen gefolgt waren und nun euren Weg blockieren. Sie straucheln auf euch zu, versuchen euch schon jetzt zu greifen und lechzen nach eurem frischen Fleisch. Und Connor hält genau auf ihnen zu, will sich offenbar nur mit einer Pistole und dich als Schild ins Getümmel werfen.

Nein … Nein! 

Du wirst drauf gehen. Connor wird dich umbringen, wenn du ihm nicht entkommst. Er wird dich gnadenlos als Fischfutter den Haien vorwerfen, sollte ein Zombie sich ihm in den Weg stellen. 

Es sind nicht viele. Doch sie können euch immer noch mit ihren Zähnen die Haut abziehen, euch fressen und verstümmeln. Und dich wird es als Erstes erwischen! 

„Lass mich los. Ich will das nicht. … Nein, nein, … Nein!“ 

Dead Eight - Der tiefe Fall

 

„Jetzt halt endlich deine verdammte Klappe!“ , schreit Connor dir regelrecht ins Ohr. Ein paar Tropfen seines ausgespuckten Speichels verteilt sich auf deine aschfahl gewordene Wange. Angeekelt verziehst du deine Mimik, wendest dein Gesicht von dem Seinen ab und beginnst von Neuem dich von ihm los zu reißen und nach Hilfe zu rufen. Seine Waffe könnte in diesem Moment nicht bedrohlicher sein und doch kam die Erkenntnis recht schnell, sollst du ihn wirklich als Schutzschild dienen, würde er dich nicht einfach so erschießen. Das gab dir Mut, dich zu verteidigen. Eisern kämpfst du dagegen an, weiter Vorwärts gedrängt zu werden, stemmst dich mit deinen Füßen auf den Boden ab, … doch dieser Mann ist einfach Stärker als du und schiebt dich tatkräftig weiter nach vorne.

 

„Loslassen! Loslassen!“ Dir ist klar, nur mit Worten wird er dich nicht einfach freigeben, dafür scheint er ebenfalls eine zu große Angst zu haben, von den Zombies gefressen zu werden. Aber jemand anderes dafür zu Opfern, ist ihm anscheinend nicht zu Schade. Seine verkrampfte Hand in deinen Haaren, lockert sich nicht das kleinste bisschen, eher hast du das Gefühl sein Griff wird mit jedem Schritt fester und brutaler, je weiter ihr euch den Untoten nähert. Total verkrampft.

 

Und dann fiel der Erste Schuss, seitens Connor.

 

Entsetzlich ohrenbetäubend hallt der Schuss in deinem Ohren wieder und für einen Moment wirst du taub. Nur gedämpft hörst du einen weiteren Schuss und erblickst die ersten zwei Zombies fallen, die durch einen gezielten Kopfschuss auch endgültig liegen bleiben. Stöhnend wendest du dich von dem Bild ab und ergreifst stattdessen seine rechte Hand, die sich etwas in deinen Haaren gelockert zu haben scheint, ohne das es Connor aufgefallen ist. Der Lauf der Pistole bedroht dich nicht länger und du erkennst deine Chance, ihm zu entkommen. Deine Fingernägel kratzen über seine verkrampfte Hand und hinterlassen blutige Striemen, worauf seine Aufmerksamkeit auf dich gelenkt wird. „Scheiße, lass das.“ , zischt er drohend und holt mit einem seiner Beine aus. Schmerzhaft trifft sein Fuß deinen linken Oberschenkel und du knickst aufschreiend ein, stolperst zur Seite und prallst gegen Connors Torso.

 

Den stechenden Schmerz ignorierend, bleibst du an ihn gelehnt, greifst mit deiner unverletzten Hand nach vorne und drückst sein bärtiges Kinn nach oben, sein Gesicht gen Himmel gereckt. Du hörst seine Muskulatur im Nacken leise knacken, als er sich zischend deinem Griff entziehen will, gleichzeitig aber stemmst du dein gesamtes Körpergewicht gegen ihn, sodass dieses Mal er ins Straucheln geriet und dich gezwungener Maßen los lassen muss, um nicht zu fallen. Deine ziepende Kopfhaut macht sich dafür umso bemerkbarer, doch das ist dir in diesem Augenblick allerlei, immerhin bist du jetzt von seinem Griff befreit.

 

„Verdammt nochmal … „ , hörst du ihn stammeln. Er versucht dich wieder zu packen, schon allein, weil du vor ihm fliehen willst, und um sein strauchelndes Gleichgewicht zu halten. Doch du weichst seinen greifenden Fingern aus, holst aus einem reinen Reflex mit deiner blutigen Hand aus und boxt ihm mit der geballten Faust gegen seinen Kieferknochen. Aber nicht nur seine Knochen scheinen in diesem Moment zu bersten. Keuchend fällt Connor zu Boden, wahrscheinlich nicht damit rechnend, dass du zuschlagen würdest, während du schreiend deine pochenden Finger schützend vor dir hältst. Du zitterst heftig, vermagst deine Hand nicht einmal mehr zu bewegen und doch kannst du keine weitere Sekunde mehr in seiner Nähe verweilen, um dich deiner verletzten Hand zu widmen. Den Tränen wieder Nahe, entfernst du dich einige Schritte von dem Mann, ehe du dich abwendest und in die entgegengesetzte Richtung davon stürmst. „Bleib stehen!“ , hörst du Connor nach dir rufen. Aber du denkst gar nicht daran, sich diesem Verrückten auszuliefern.

 

Aber wird er dir jetzt wirklich folgen wollen?

 

Ein Blick über die Schulter verrät, wie der Mann sich mittlerweile aufgerappelt hat, seinen schmerzenden Kiefer reibend, und dir bitter böse nach stiert. Seine Hand hebt sich, in dessen seine Schusswaffe fest umklammert liegt und zielt aus der Entfernung auf deiner rennenden Wenigkeit. Deine Augen werden groß und du vermagst es nicht richtig zu glauben, dass Connor tatsächlich bereit ist, dich zu erschießen. Noch dazu aus keinem wirklichen Grund.

 

Deine Schritte erhöhen das Tempo, das Blut rauscht laut in deinen Ohren und du zählst die Sekunden, bis der Schuss sich aus der Pistole löst.

 

4 Sekunden … 5 Sekunden … 6 Sekunden …

 

Zuerst geschieht nichts. Erst als ein raues Gebrüll von Connor die Luft schneidet, ertönt der erwartete Knall aus der Waffe und du spürst den beißenden Schmerz, der sich in deinem Körper ausbreitet, nachdem die Kugel dich brutal traf. Du hast damit gerechnet und doch passiert es so unvorbereitet, so plötzlich. …

 

Du gerietst ins Straucheln, stolperst über deine eigenen Füße und landest hart auf dem Asphalt. Wimmernd drückst du deine Hände auf die Wunde nahe deiner Hüfte. Du blutest stark, hinterlässt eine kleine Lache auf dem schwarzen Boden und doch bist du froh, das es nur ein Streifschuss gewesen war. Nichts desto trotz … diese Schmerzen sind unerträglich. „Oh Gott … „ , stöhnst du gepeinigt und windest dich auf dem Boden hin und her.

 

Du hast es dir immer denken können, wie schmerzhaft ein Schuss sein konnte. Doch sie selber zu spüren, raubt dir die Sprache. Scheiße … .

 

Um nicht letzten Endes in einem Heulkrampf zu versinken, beißt du dir heftig auf die Unterlippe, trommelst einige Male mit der Faust auf dem Asphalt, bevor du, dem Schwindel nahe, über deine Schulter blinzelst und zurück zu Connor blickst. Dieses Arschloch hoch zehn. Ekel kriecht langsam deine Speiseröhre empor, als du erschreckend feststellst wie er grinsend auf dich zugelaufen kommt, seine Waffe spielend erst in die rechte, dann in die Linke Hand wandernd. Das scheint ihm auch noch Freude zu bereiten, wie du vor Pein gelähmt auf dem Boden kauerst und dich nicht rühren, nicht vor ihm fliehen kannst. Während hinter ihm die Zombies folgen und euch kurz oder lang von allen Seiten einkesseln. Wenn er sein begonnenes, krankes Spiel fortführt, werdet ihr euch in weniger als einer halben Stunde zwischen Zombies wiederfinden, die nach eurem Fleisch geifern und sich danach verzehren.

 

~

 

Zähne knirschend ziehst du deine Augenbrauen zusammen, als Connor schließlich vor dir steht, sich hinunter beugt und mit dem Lauf seiner Pistole eine verschwitzte Strähne, an deiner Stirn, beiseite schiebt und sie hinter deinem Ohr klemmt. Ein eiskalter Schauer rinnt deine Wirbelsäule hinab und du entziehst ihm dein Gesicht, was ihm ein Lacher entlockt. „Tut es weh, Kleine?“ , fragt er gespielt Unschuldig. Du empfindest nach diesem Satz nur noch puren Hass auf ihn, der sich in deine Eingeweide frisst, während er seinen Kopf zur Seite neigt. Er sieht in deinen Augen aus, wie der reinste Psychopath, den du erhofft hattest nie in deinem Leben über den Weg zu laufen.

 

Erneut wagt sich dieser Mann dich mit der Pistole zu berühren, dieses Mal, die von ihm zugefügte Verletzung beinahe berührend. Panisch brüllst du auf, als sich ein Ziepen ankündigt, je weiter er sich der Wunde nähert, die du verzweifelt zugedrückt hältst, um die Blutung zu mildern. „Fass mich nicht an!“ Langsam wirst du hysterisch. Verzweifelt schlägst du seine Hand beiseite, robbst unter Anstrengung zurück und fängst an zu schnaufen. Der Streifschuss macht dir gewaltig zu schaffen, wie du schnell feststellen kannst, und es erfreut ihn. Er erhebt sich langsam, während er dir belustigt zuschaut, wie du dich auf dem Boden kriechend hin und her windest, um ihn zu entkommen. Er folgt dir, doch macht er keine Anstalten, dich daran zu hindern dich vom Schauplatz zu entfernen. Stattdessen umrundet er dich. Immer und immer wieder. Du wirst wahnsinnig. „Verschwinde!“ , schreist du und wirfst irgendein Gegenstand nach ihm, was du auf der Straße liegend ergreifen konntest. Und du triffst sogar.

 

Und es scheint ihm nicht zu gefallen, auch wenn dein Wurf ihm nicht den geringsten Schaden zugefügt hatte. Du kannst regelrecht beobachten, wie sich seine Mimik verändert. Zuerst in höchsten Tönen amüsiert, jetzt ist sein Mund zu einer wütenden Fratze verzogen. Du musst schlucken.

 

Es passiert so schnell, das du den Schlag gar nicht erst kommen gesehen hast. Brutal trifft seine Hand dein Gesicht. Deine Zähne reißen dir die Unterlippe auf, Blut sammelt sich in deinem Mundraum, und du hast das Gefühl dein Kopf würde platzen. Explosionsartig hat dich sein Schlag getroffen. Es haut dich schlichtweg um.

 

„Du miese Schlampe.“ , brüllt er dir von oben herab entgegen. Doch du kannst nur auf dem Boden liegen und jeden einzelnen Stern, den du vor dir siehst, verbittert aufzählen. Dir wird schlecht. … Law. Wo bleibt er nur? Wird er sich nicht schon längst fragen, wo du bleibst? Oder ist es ihm mittlerweile egal, was mit dir geschieht? Hat er seine Meinung geändert?

 

Und was ist mit den anderen? Penguin, Shachi … .

 

Das raue Lachen von Connor vernebelt dir die Sinne. Deine Sicht verschwimmt und du bist nicht in der Lage deinen angeschlagenen Kopf zu heben, geschweige denn etwas zu sagen. Du kannst nur stöhnen und die Tränen zurück drängen. Nebenbei spürst du wie Connor seinen dreckigen Fuß auf deine Wunde platziert und es sich erdreistet den Druck zu erhöhen und sie zu quetschen. Ein Schrei quält sich aus deinen blutigen Lippen. Du kannst nicht in Worte fassen wie unsagbar qualvoll seine Tat für dich ist. Das bestätigt ihm nur deine gepeinigte Stimme.

 

Du fängst an zu zittern, dein Körper scheint zu glühen und lässt dich verbrennen. Schmerz … es ist zu viel. Einfach zu viel.

 

Du willst in Ohnmacht versinken. Ihm entkommen und ihn nie wieder ertragen müssen. Wie kann jemand nur so werden? Andere aus Spaß verletzen und daran perverse Freude empfinden. Du verstehst es nicht. Kannst es auch nicht mehr, als du glaubst endlich in Schwärze zu versinken. Nur hören. … Ja, das kannst du. Und du hörst einen dumpfen Schlag, reißende Kleidung und ein anschließendes, gurgelndes Geräusch. Etwas fällt neben dir, zuckt unaufhörlich, bis es neben dir langsam erstarrt und sich nicht mehr zu regen vermag.

 

Neugierig geworden, willst du sehen, was geschehen war. Doch dir fehlt einfach die Kraft, deine Lider zu öffnen und sich das Drama mit anzusehen. Dafür kannst du jedoch die Berührung an deiner Stirn erfassen. Vorsichtig streichen raue Fingerspitzen über deine Haut, wandern unter deinem Nacken und heben deinen Kopf an, sowie auch deine Beine. Dein Körper wird von Boden gehoben und er fühlt sich tonnenschwer an. Eine tiefe Stimme spricht zu dir, du kannst sie hören, jedoch leider nicht verstehen, was sie dir zu sagen versucht. Derjenige der dich anzusprechen wagt, schüttelt leicht deinen Körper, will dich aus der nahenden Ohnmacht zwingen und dich daran hindern in eben jene zu fallen. Es hört sich leicht an, ist es leider Gottes nicht.

 

„ .. auf.“ , vernimmst du nach einer gefühlten Ewigkeit vereinzelte Buchstaben. Sie formen sich in deinem Kopf weiter aus, dehnen sich zu einem Satz auseinander und du kannst sie beinahe definieren. „Wach auf, verdammt.“ , flucht der Mann, den du eventuell das Leben zu verdanken hast. Der Connor gestoppt hatte, dich weiter, von Zombies umgeben, zu quälen. Und du kennst diesen Mann. Leider noch nicht so gut, wie es vielleicht sein sollte. Aber du kennst ihn.

 

Besser spät, als gar nie, oder?

 

„Law … , du Idiot.“ , nuschelst du leise. Kurz darauf hörst du den Schwarzhaarigen schnaufen und du musst irgendwie darüber schmunzeln. Auch wenn es unter starken Schmerzen geschieht. „Ein Danke wäre angemessener gewesen.“ „Vergiss … es.“ Nein, dieses Mal nicht. Wegen ihm bist du doch in diese pikante Situation hinein gestolpert. Wegen ihm bist du verletzt worden und das nicht einmal von der schlimmeren Gefahr, den Zombies. Sondern von einem Menschen, der nicht mehr ganz richtig im Kopf war.

 

Apropos. Was ist mit Connor geschehen?

 

Du kannst es dir denken. Und unter größten Anstrengungen, öffnest du deine Lider, die sich so schwer wie Blei anfühlen, dass es dir fast gar nicht erst gelungen wäre. Aber du schaffst es und das erste was du siehst, ist ein bewölkter Himmel und das dir bekannte Gesicht Trafalgar Laws. Er wirkt ein wenig angespannt und zerknirscht. Natürlich, warum sollte er sich nicht so fühlen? Immerhin ist die Mission gescheitert. Keine Lebensmittel die ihr hättet euer eigen nennen konntet, sind in Besitz von euch geraten. Nicht einmal ein labbriger Müsliriegel. Schade … .

 

Du lässt deinen Blick über Laws Schultern wandern und es raubt dir dennoch den Atem, das ehemalige Mitglied dieser Rebellengruppe auf dem Boden liegen zu sehen. Mit offener Bauchdecke, zugefügt durch einen präzisen Schnitt einer Schwertklinge, liegt Connor in seiner eigenen Blutlache und ist wohl möglich jämmerlich verblutet. Du willst nicht sagen, er hätte es nicht verdient. Das ist eindeutig gelogen. So wie es sich aber jedenfalls angehört hatte, ging es schnell von statten und er musste nicht lange leiden. Ein Problem weniger, oder?

 

Bleiben noch einige mehr übrig. Und sie sind dabei sich auf Connors frische Leiche zu stürzen und ihn wortwörtlich auseinander zu nehmen.

 

„Wir müssen weg hier.“ , hörst du Law sagen und du stimmst ihm stillschweigend zu, nickst stattdessen lediglich. Mit dir auf seinen Armen, dreht er sich nach rechts, will die andere Seite der Brücke benutzen, um sie verlassen zu können. Aber er stoppt schnell in seinen Bewegungen und fängt an zu fluchen, tritt einige Schritte sogar zurück, um anschließend die Linke Seite anzusteuern.

 

Fehlanzeige.

 

Auf beiden Seiten, rechts und links, wimmelt es mittlerweile von Untoten, die sich um euch versammelt haben und nicht nur Connor als Speise ansehen. Wenn du nicht wärst, und durch deine Verletzungen bewegungsunfähig bist, hätte sich Trafalgar mit Sicherheit durch geschnetzelt, das traust du ihm dann doch zu. Er scheint ein guter Schwertkämpfer zu sein, auch wenn du ihn nie in Action erlebt hattest. Aber mit dir auf seinen Armen, kann er schlecht sein Schwert benutzen. Ihr sitzt in der Falle.

 

Sowohl von den Seiten, als auch von vorne gibt es wenige Lücken an denen ihr euch durchmogeln könnt, aber das Risiko gebissen, gekratzt oder geschubst zu werden, ist einfach viel zu groß. „Mist.“ , flucht Law verbissen und muss weiter nach hinten ausweichen, bis du schon das laute Rauschen des Flusses unter dir vernehmen kannst, Ihr seid am Rande der Brücke angekommen, und es verschafft dir ein komisches Gefühl. Welch Ironie. Du wurdest von Law gerettet, nur um dann anschließend doch zu sterben, dieses Mal nicht von Connor, sondern von Untoten. Dein Tod ist also nur vorgeschoben worden.

 

Ein Ruck ging durch deinen Körper, als Law dich letzten Endes doch auf den Boden absetzt, ebenfalls eine Pistole aus seiner Hose zieht und begann die nahestehenden Zombies treffsicher zu eliminieren. Es ging soweit gut, wie auch Munition vorhanden war. Nach sechs Schuss ist es dann auch schon vorbei und sein Schwert kommt zum Einsatz. Einige Köpfe rollen, schwere Körper fallen dumpf zu Boden und das Blut fließt in Strömen. Ein skurriles Bild, wo du nicht länger hinzusehen vermagst. Das viele Stöhnen, hecheln und keuchen beschert dir eine Gänsehaut und du schüttelst deinen Kopf, um diese Laute irgendwie aus deinem Kopf zu verbannen.Trafalgar Laws Kampfgeräusche machen es demnach nicht einfacher. Doch komischerweise verspürst du keine Angst. Nur mulmiges Gefühl. Liegt das vielleicht daran, dass du so müde bist? Dich einfach zu schwach fühlst? Ja, das muss es einfach sein.

 

~

 

„Kannst du aufstehen?“ , ruft Law plötzlich laut in deine Richtung und nach mehreren Versuchen, schüttelst du benommen deinen Kopf. Deine Glieder wollen nicht auf dich hören. Sie sind butterweich und zittrig. Zum Verzweifeln. „Scheiße.“ Ein weiterer Zombie wird durch Laws scharfe Klinge einen Kopf kürzer gemacht, ehe er sich schlussendlich umdreht, seine Klinge zurück in die Schwertscheide steckt und dich plötzlich wieder anhebt. „Dann haben wir keine Wahl.“ „Was?“ , fragst du mit kratziger Stimme und siehst ihn, stutzig geworden, von der Seite an.

 

„Wir werden springen.“ „Was?“ Ist er jetzt auch wahnsinnig geworden?

 

„Was werden wir tun?“ „Hör auf doofe Frage zu stellen, und halte lieber die Luft an.“

 

Sprachlos geworden, lässt du es geschehen wie der Schwarzhaarige seine Schritte beschleunigt, mit dir über die Leitplanke klettert und du dich dem Abgrund näher fühlst, als jemals zuvor. Es ist dir nicht möglich dagegen anzugehen, wie Law sich aus dieser Situation befreien möchte, euch beide zu retten versucht und schließlich den letzten Schritt wagt. Der tiefe Fall, raubt dir erneut den Atem, es kribbelt heftig in deinen Bauch und die feuchte Luft peitscht dir ins Gesicht. Nicht einmal Schreien kannst du, als ihr beide auch schon auf die Wasseroberfläche aufprallt, in die Tiefe gerissen werdet und hoffen müsst, nicht gegen eine Felsen oder Autoschrott zu zerschellen. Die Strömung ist heftiger, als du erwartet hast.

 

Zu denken ist dir dann jedoch nicht mehr möglich.

 

Denn, Gott sei dank, ist die ersehnte Ohnmacht dir schon erhaben geworden und eiskalte Schwärze nimmt dich gefangen.

Dead Nine - Ein schwacher Moment

Das Erste was dich aus der Bewusstlosigkeit treibt, war das leise rauschen und plätschern von Wasser. Der andere, wesentlich unangenehmere Grund, sind die langsam wieder kehrenden Schmerzen in deinem Körper. Flatternd öffnen sich deine schwer anfühlenden Opalen und zunächst sind es lauter Kieselsteine, die sich vor dir aufklaren, bevor du das hin und her wiegende Wasser zur Kenntnis nimmst, welches deinen durchweichten Körper fast gänzlich verschlingt. Bis auf deinen Kopf und einen Teil deines Oberkörpers, bist du noch immer im Fluss, in dem du und Trafalgar blindwütig hinein gesprungen seid. Und wo ist er nun?

Vorsichtig versuchst du deinen Kopf zu heben. Vor dir erstreckt sich ein kleines Ufer, der weiter in den nahe liegenden Wald hinein führt. Doch bis auf einen umgefallenen Baum und Sträuchern kannst du in deiner jetzigen Position niemanden mehr ausmachen. Ist er … ertrunken? 

Etwas mulmig geworden, stemmst du deinen Körper ein wenig hoch, doch schon allein dieser Aufwand raubt dir beinahe das letzte bisschen Kraft, welches dir deine Energie noch zu geben bereit ist. Du zitterst heftig, deine Wunden machen sich bemerkbar, je mehr du dich bewegst. Jedoch schaffst du es dich aus dem Wasser zu ziehen, nur um wenige Meter daneben wieder zusammen zu brechen. Hektisch atmest du ein und aus. Deine Lungen füllen sich mit Luft und selbst das heben deiner Brust erscheint dir bereits anstrengend genug, um auf die absurde Idee zu kommen, einfach hier liegen zu bleiben und abzuwarten. Wenn das Mal nicht deinen Tod bedeuten könnte … . 

Schon nach einigen Sekunden wird dir dann auffällig bewusst, wie durchgefroren du bereits bist und du an wenigen Stellen ein taubes Gefühl empfindest. Die von Connor zugefügte Schusswunde kündigt sich ebenfalls durch ein stechendes Ziepen an und deine trockene Kehle schreit brachial nach etwas zu trinken. Warum hast du es nicht vorhin getan, als du die perfekte Gelegenheit hattest? So ein Mist. Jetzt reicht deine Energie nicht mehr aus, sich nochmal den Kampf zu stellen zum Fluss zu kraxeln. 

Du blinzelst erschöpft gegen die untergehende Sonne hinauf.

Es tut weh sobald du dich bewegst, aber immerhin scheint sich deine Atmung mittlerweile reguliert zu haben, doch somit kehrt auch deine Müdigkeit zurück, die du tapfer bis zu diesem Moment verdrängt hattest. Aber du kannst hier nicht einschlafen. Noch nicht. Erst musst du Law finden … und die Anderen. Wie weit ihr beide wohl abgetrieben seid? Der reißende Fluss hat sich jedenfalls beruhigt und plätschert vor sich hin, als wärt ihr nie darin um euer Leben geschwommen. Naja … . Du wohl eher getrieben.

Einige Minuten vergingen, indem du Nachdenklich geworden in den sich immer dunkler färbenden Himmel starrst. Du willst dich aufraffen, endlich die Suche nach Law beginnen, bevor die heran nahende Dunkelheit dies unterbinden konnte. Aber es ist so schwer. So verdammt schwer aufzustehen, dass du sogar ein wimmern unterdrücken musst, um nicht in Selbstmitleid zu versinken. Als nach einigen Sekunden darauf, sich etwas in deinem Augenwinkel bewegt, ist deine jetzige Hilflosigkeit besonders brachial zu spüren. 

„Nein … nicht schon wieder.“ , jammerst du und fühlst das Brennen in deinen Augen, nachdem du die kriechenden Leiche zu deiner Rechten ausfindig machen konntest. Der Zombie schlängelt sich aus einem Gebüsch, dich genau ins Visier genommen und scheint erpicht darauf zu sein, dein Fleisch zu schmecken, als die ersten Duftnoten deines Blutes zu ihm wehen. Die Augen wirken Blutunterlaufen und viel zu groß, für einen damals lebendigen Menschen. Sie quirlen fast aus den Augenhöhlen. Aber du siehst es als Chance, dass dieser Untote auf eine unerklärliche Weise beide Beine verloren hat, und gewinnst mehr Zeit, die letzten Reserven zu sammeln, um dich auf den Bauch zu drehen und dich auf deine Arme zu stemmen. Doch kaum hast du deinen Oberkörper ansatzweise gehoben, brichst du erneut zusammen und landest hart mit deinem Gesicht auf die kleinen Kieselsteine. „Scheiße!“ Du stöhnst auf, schlägst aus lauter Frust mit deiner unverletzten Faust auf den Boden, nur um wenig später einen zweiten Versuch zu starten. Dieses Mal gelingt es dir deinen Körper sogar einige Zentimeter nach vorne zu ziehen, aber du spürst bereits, wie die Kraft dich wieder zu verlassen droht. Das kann doch nicht wahr sein. Selbst der Zombie ist schneller und kräftiger als du, und er ist bereits Tod!

Die klagenden Laute des Zombies werden lauter und du hörst selbst das Schaben seiner aufgeweichten und zerfetzten Kleidung auf den Untergrund, als du die Präsenz des Untoten schließlich neben dich fühlst. Eine kalte Hand packt deinen Knöchel und du bist erschrocken wie viel Kraft dahinter steckt, nachdem der Zombie an dir zog und du zurück zu Boden stürzt. 


Du erwartest jeden Moment die Zähne, die sich in die vergraben wollen, stattdessen aber kannst du nur ein Fußpaar vor dir erkennen, die sich in dein Sichtfeld geschoben haben und in letzter Sekunde den weichen Schädel mit einer Klinge spaltet. Das Blut spritzt auf deine ohnehin verdreckte Hose und das zermatschte Hirn flutscht schmatzend aus beiden Hälften. Dieser Anblick hätte dich jeden Augenblick übergeben lassen, aber eine Welle der Erleichterung strömt stattdessen über dich hinweg und erschöpft lehnst du deine Stirn vorsichtig auf den Boden. „Law ….“ , nuschelst du seufzend. „Bis jetzt … immer pünktlich.“ Wow, dieser Satz klingt dermaßen tief entspannt, wie schon lange nicht mehr. Jetzt kannst du es dir eigentlich erlauben, dich dem ersehnten Schlaf hinzugeben, oder? Er ist wieder da. Und nicht gestorben, ertrunken … ach egal. 

„Kannst du aufstehen?“ , umgeht er deinen lausigen Spruch geschickt. Gleichzeitig aber nimmst du wahr, wie er sich neben dir kniet und die klammernden Hand des Untoten um deinen Knöchel löst und anschließend nach deinen rechten Oberarm greift, nachdem du nur ein Kopfschütteln zustande gebracht hattest. Zischend atmest du ein, als er dich anheben wollte und deine Schussverletzung sich demnach meldete. Die wunde Haut ziept gewaltig und der nasse Stoff deiner Kleidung reibt zusätzlich darüber. Schlechte Idee, denkst du dir. 

„Warte, warte.“ , keuchst du und kneifst gepeinigt deine Augen zusammen. „Wir können nicht länger warten, es wird bereits Dunkel. Beiß die Zähne zusammen.“ , gibt er dir zu verstehen und du fügst dich bitter deinem Schicksal. Ein Ruck geht durch deinen Körper, als er dich auf die Knie zwingt und dich anschließend auf die Beine zieht. Sie fühlen sich weich und zittrig an und wäre Trafalgar nicht gewesen, wärst du schlichtweg wieder eingeknickt. Sowohl deine Nerven, als auch deine Muskeln liegen blank. Du kannst es dir eigentlich nicht erlauben in diesem ungünstigen Zeitpunkt zu schwächeln, dennoch, … es geht einfach nicht. Müde lehnst du dich an ihm und du bist froh, dass er dich lässt und nicht von sich stößt, während du seine klaren Augen auf dich Ruhen fühlst. 

„Du musst ärztlich versorgt werden. Komm.“ , lauscht du seiner Stimme gedämpft und du lässt es geschehen, dass er dein Arm um seine Schulter legt, sich vor dir Positioniert und es irgendwie vollbrachte, dich auf seinen Rücken zu hieven. „Hier, halt es gut fest.“ „Okay.“ Deine Stimme hört sich kratzend an und du räusperst dich mehrmals, nachdem du sein Schwert ergreifst und es zwischen ihm und dir einklemmst, ohne dass es auf eurem Weg störend wirkt. Trafalgar bringt dich noch einmal in eine günstige Position, bevor er sich dann endgültig vom Fluss abwendet und den Weg durch den Wald einschlägt. In dieser Zeit, wo ihr euch über hoch gewachsenen Wurzeln schlägt und tief hängendes Geäst beiseite schiebt, schaffst du es aber leider nicht, sich bei Law zu bedanken. Es ist dir unangenehm, von ihm getragen zu werden. Nicht zuletzt deswegen, weil das Schweigen dir zu schaffen macht und weil du es nicht geschafft hast deine Aufgabe zu erfüllen, die Law dir anvertraut hatte. Wenn auch auf unfaire Art und Weise und mit ungehobelten Mitteln. Jetzt schwimmen die gesamten Lebensmittel irgendwo im Fluss herum und höchstens die Tierwelt kann sich daran erfreuen. 

Von daher bleibt es Still zwischen euch beiden und du bist mittlerweile in einer Stimmung gefangen in der dir alles egal geworden ist. Nur kurz die Augen schließen. … Ganz kurz. Vorsichtig lehnst du dich weiter nach vorne, darauf bedacht deinen Verletzungen nicht weiter zu schaden und bettest deine Stirn auf Trafalgars linke Schulter, während die ständig anhaltenden Bewegungen dich in einem Dämmerzustand reißen. Law sagt nichts, lässt dich in Ruhe und wieder bist du insgeheim dankbar, zu sehen, dass er auch eine angenehme Persönlichkeit zeigen kann. 


Du weißt nicht, wie lange ihr unterwegs seid, doch als du deine Augen, ob gewollt oder nicht, wieder öffnest, ist es stockdunkel um euch herum geworden und du lauscht den Geräuschen, die in der Nacht auftreten. Eulen, irgendwelche Mücken, die um euch herum schwirren und kriechende Kleintiere brennen sich in dein Gehör. Nur sehr langsam gewöhnen sich deine Irden an die Dunkelheit und selbst nach einigen Minuten erkennst du nur vereinzelte umstehende Bäume und kleine …. Familienhäuser. Ihr seid aus dem Wald raus? Wie lange hat er dich getragen? 

Unter starken Kopfschmerzen, erhebst du dich ein wenig und starrst Trafalgars Hinterkopf angestrengt an. Kein Ton der Erschöpfung will ihm entfleuchen, doch du bist dir sicher er ist ebenso an seinen Grenzen angelangt wie du. Der vergangene Tag hat seine Spuren bei euch hinterlassen und du fragst dich wie viele Stunden er mit dir als Ballast auf dem Rücken gelaufen ist. Jetzt fühlst du dich doppelt so schlecht. … Ist er Zombies über den Weg gelaufen? Wilden Tieren? Und du schläfst einfach so den Schlaf der Gerechten? Scheiße … 

„Wir werden hier rasten.“ Du zuckst zusammen, als sein tiefer Bariton in der Stimme die Nacht durchbricht und kannst spüren, wie der Mann stehen bleibt und dich vorsichtig auf einer Hüfthohen Mauer absetzt. Der Halbmond spendete etwas von seinem Licht und du blickst aus großen Augen zu Trafalgar auf, nachdem er sich dir zuwendet und sein Schwert wieder an sich nimmt. Doch selbst jetzt, kannst du keine Regungen in seinem Gesicht erkennen, die Müdigkeit oder Erschöpfung andeuten. Wie schafft man so etwas, nach den vergangenen Strapazen? „Warte hier. Ich werde nachsehen, ob das Haus sicher ist. Nimm deine Pistole und schieß wenn es gefährlich wird.“ , erklärt er dir streng und du könntest dir in den Arsch beißen, wenn du zurück denkst deine Schusswaffe und das Messer gegen Connor nicht angewandt zu haben, als es am dringendsten von Nöten war. Die hast du komplett vergessen gehabt, nachdem die Panik dich regelrecht umklammert hielt und nicht wieder los ließ. 

Deine Enttäuschung ist dir deutlich anzusehen und dir ist nach Heulen zumute, sogar selber Schuld an den Verletzungen zu haben. Es hätte anders ablaufen können, oder? Du lässt den Kopf hängen, gleichzeitig aber nickst du Law als Verständnis zu, der sich darauf umdreht und das verlassene Haus nach irgendwelchen Gefahren durchsucht. Es vergehen viele Minuten indem du mitfieberst, während du Stoßgebete gen Himmel sendest, keine weiteren Untoten mehr zu begegnen. Und du sollst dieses eine Mal Glück haben, denn Law kam kurz darauf wieder, die Klinge sauber und noch in der Scheide steckend. 

„Komm. Für diese Nacht ist dieses Haus sicher. Ist dir etwas aufgefallen?“ „Nein. Alles Ruhig.“ , schüttelst du den Kopf und nimmst Laws Hand entgegen, die er dir anbietet. Gemeinsam, mit ihm als Stütze, durchquert ihr die aus den Angeln gerissene Haustür und betretet das eins gemütliche Wohnzimmer. Seufzend setzt du dich auf das staubige Sofa, während Law dafür sorgt, sowohl Fenster als auch die Türen zu verriegeln, um nächtliche ungebetene Gäste zu vermeiden. Anschließend schafft er es ein Feuer im damaligen Kamin zu entzünden und du kannst endlich wieder etwas sehen. Du bist neugierig genug, dich in dem fremden Raum umzusehen, doch persönliches, wie zum Beispiel Bilder, kannst du auf dem ersten Blick keine erkennen. Hier lebte dennoch eine Familie. Eine Familie mit einem Neugeborenen, wie du anhand der Babykleidung in einem offen stehenden Koffer diesen Fakt zusammen zählen kannst. Gleich darauf schlägt deine Stimmung wieder um, und du bist froh darüber, das sich Law zu dir gesellt, nachdem er kurz aus dem Wohnzimmer entschwunden war. 

Das Erste was dir auffällt war eine kleine Box in seinen Händen, die sich als Nähkästchen entpuppen sollte und in dir keimt eine Vermutung auf, die dir nicht gefallen wird. „Leg dich auf die Seite, ich muss mir deine Verletzungen genauer ansehen.“ , offenbarte er dir und du schluckst. „Ist das wirklich nö … .“ „Ja, ist es. Das zerfetzte Ding, was du Oberteil nennst, kannst du auch gleich ausziehen. Das stört nur, während ich dich wieder zusammen flicke.“ Während er seine Ärmel hochkrempelt, haderst du immer noch mit dir selbst, seinem indirekten Befehl zu missachten. Nichts desto trotz, siehst du keine andere Möglichkeit, wenn du nicht willst an irgendwelchen Krankheiten oder Entzündungen zu erkranken, gar zu sterben. Daher erhebst du dich kurz, zögerst einen Moment, bevor du dich daran machst dein Oberteil zu entledigen und dich zurück auf das Sofa legst. Es ist deshalb eine kleine Erleichterung, dass Law mehr Augen für die Utensilien hat, als an deinem eher unspektakulären BH und du kannst dich etwas entspannen. Hoffentlich wird es schnell gehen. Wenn möglich nicht ganz so schmerzhaft.

„Ich habe keine Schmerzmittel oder andere Schmerzlindernde Medikamente. Kein Antibiotika, keine Beruhigungstabletten. Ich sage es dir kurz und knapp: Diese Behandlung wird unschön für dich werden.“ Legt er dir die knallharte Wahrheit auf den Tisch und du beißt dir hart auf den Unterkiefer. Unsicher geworden und von Angst gepackt blickst du geradewegs in seine ernsten Augen, verpufft ist deine Hoffnung, glimpflich davon zu kommen und du brauchst einen Moment, bevor du ihm Antworten kannst. „O-Okay.“ , stotterst du und ein leichtes Zittern packt dich mit seinen kalten Händen, während Trafalgar verstehend nickt, eine kleine Flasche Alkohol vom Boden klaubt und sie sowohl großzügig über seine Hände, als auch über die spitze Nadel verteilt. 

„Das sage ich dir jetzt nur einmal: Entspanne dich, vermeide am besten Ruckartigen Bewegungen und beiße dich in irgendetwas fest, wenn es dir hilft. Und unterdrücke es zu schreien, wenn wir Ungeziefer von draußen vermeiden wollen.“ Das Lachen welches dir über die Lippen kommt, hört sich vielmehr verzweifelt an, als alles andere, bevor er sich in einem Klageschrei verwandelt, nachdem Law unvorbereitet die alkoholische Flüssigkeit über deine Wunde ergießt. Sofort verbeißt du dich hart in dem Stoff des Sofas und wimmerst laut auf, als sich das heiße Brennen sich durch deinen ganzen Körper frisst. Dir wird schlecht und er hat noch nicht einmal angefangen, die Wunde zu vernähen. Oh Gott … 

Während er sich noch einmal genauer die Schussverletzung ansieht, bemerkst du aus lauter Schmerzen nicht, wie er die Nadel unmittelbar einige Millimeter vor der Wunde ansetzt. Er zögert keine weiteren Sekunden mehr und durchbohrt deine gerötete, wunde Haut mit der Spitze, zieht die Nadel und den Faden durch das geschundene Fleisch und vollendete somit den ersten Stich. Deine Hände haben sich währenddessen in irgendetwas weiches vergraben, ein Kissen vielleicht, und die Knöchel wirken leuchtend weiß im Schein des Kaminfeuers. Die Sicht verschwimmt vor deinen Augen. Mal wirkt es klar, dann wieder total unscharf. Und es soll bei den nächsten darauffolgenden Stichen nicht besser werden. Mittlerweile hat sich ein Schweißfilm über deinen brennenden Körper gebildet und du pendelst zwischen Bewusstlosigkeit und klarem Verstand, je länger diese äußerst schmerzhafte Prozedur andauert. Die Stiche hast du bereits beim dritten Mal aufgehört zu zählen und du wartest nur darauf, bist du dich übergeben musst. Du merkst nicht einmal wie du verzweifelt immer wieder deinen Körper auf den Bauch drehen willst, wie du unbewusst dich diesen Stichen entziehen willst, nur damit Law dich verärgert schnaufend in die seitliche Stellung zurück drehen muss. Verdammt, wieso dauert das alles nur so lange?

Deine Tränen laufen mittlerweile in Sturzbächen über das aschfahl gewordene Gesicht und selbst als Trafalgar dir die erfreuliche Nachricht übermittelt, nach 17 Stichen endlich fertig zu sein, schaffst du es nicht dich zu beruhigen. Stattdessen drehst du dich auf den Rücken, als Law von dir ablässt und schlägst deine Hände über das weinerliche Gesicht. Du jammerst, bibberst und schüttelst dich vor Schluckauf ähnlichem Heulen. Dein Blut, so hast du das Gefühl, scheint überall an dir zu haften und du fühlst dich einfach nur hundeelend in diesem Moment. Es geht so lange weiter, wie auch endlich die Erschöpfung sich nach dir verzehrt und du in einem unruhigen Schlaf gleitest, während du als letztes ein nasses Tuch auf deiner Stirn spürst und wie man dir den haftenden Schweißfilm abtupft. 

„Man kann stolz auf dich sein.“

Leider sollst du Trafalgars letzten Satz nicht mehr zu hören bekommen, doch es ist das erste ehrliche Lob, welches er für dich übrig hat. 

Ob sich eure mehr als fragliche Übereinkunft weiter verbessert?

Dead Ten - Ein bisschen Normalität

 Es ist die leicht, abgekühlte Luft, die dich aus dem Schlaf reißt und dir eine feine Gänsehaut beschert. Du bewegst dich vorsichtig, schlingst deine nackten Arme um deinen eigenen Körper und öffnest kurz darauf deine Opalen, die sich schwer und träge anfühlen. „Mhm… „ , murmelst du orientierungslos. Dein Gesicht fühlt sich angeschwollen an, auch sonst kannst du mit Sicherheit behaupten völlig gerädert einen neuen, höllischen Tag zu starten. Als hättest du mit ein paar Freunden die ganze Nacht durchgezecht. Aber die Realität sieht anders aus. 

Du blinzelst in den Raum hinein. Feine Staubpartikel schweben im Licht der aufgehenden Sonne in der Luft, die Glut im Kamin knistert leise und draußen singen ein paar Vögel die ersten Lieder des Morgen. Eigentlich ganz idyllisch, wenn man von den Schmerzen absieht, die sich just in dem Moment melden, als du dich erheben willst. Die frisch gestochene Wunde meldet sich oberhalb deines Oberkörpers, Kopfschmerzen bringen deinen Schädel beinahe zum platzen und auch deine verletzte Hand kann es sich anscheinend nicht verkneifen ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. Irritiert wandern deine Augen zu eben jene Hand und du bist verblüfft sie behandelt und bandagiert vorzufinden. Nur deine vernähte Schusswunde springt dir ohne Verband entgegen und du ekelst dich davor, wie rötlich und angeschwollen sie wirkt. Soll das so sein? Oder war die Behandlung bereits zu spät und sie hat sich schwer entzündet? 

Dein Atem beschleunigt sich etwas vor lauter Aufregung, und du berührst mehr einem Instinkt folgend den Rand, wo die wunde Haut auf die nahezu Gesunde aneinander trifft. Das willst du dir genauer ansehen. Dir sicher sein, nicht doch beispielhaft an einer Blutvergiftung zu krepieren.

„Das würde ich unterlassen, wenn ich du wäre.“ 

„Law … „ , schreckst du auf und du schenkst dem Mann deine Aufmerksamkeit, der unvermittelt das Wohnzimmer betreten hat und dich streng beobachtet. Dein Gesicht wirkt zerknirscht, als du ihm beim näher kommen zusiehst und nervös auf deine Verletzung zeigst. “Ist das normal? Ich meine … es sieht so geschwollen aus.“ Law zieht eine Augenbraue in die Höhe und schnauft leise, als er deine Hand ergreift und sie von der frisch vernähten Wunde weg zieht. Er betrachtet sein Werk des letzten, späten Abends mit geschultem Auge und kann dich endlich nach ein paar Sekunden des Schweigens beruhigen. 

„Deine Haut beginnt zu heilen, sie ist ausreichend ausgewaschen und die Nähte haben sich nicht geöffnet. Trotzdem kann sie sich entzünden, wenn du deine Finger nicht bei dir lässt und nicht fummelst. Vermeide hektische Bewegungen, sonst liegst du wieder unter meiner Nadel. Und das wollen wir beide nicht.“ Erleichtert atmest du aus und schenkst seinen Worten das nötige Vertrauen, welches in dieser Situation mehr als Angebracht ist. 

Daher lässt du es geschehen, dass Law nicht nur deine Körpertemperatur misst, auch deine Veilchen im Gesicht unterliegen seiner vollen Aufmerksamkeit, die in den schönsten Farben von Dunkelblau bis Helllila zu leuchten scheinen. Connor hatte nicht mit seiner Kraft gespart, als er dir knallhart ins Gesicht schlug. 

Verbittert denkst du daran zurück und schüttelst dich, als das Bild vor dir erscheint und das Geschehene nochmal Revue passieren lässt. Wer hätte gedacht, dass du mal in so einer pikierten Situation gerätst. Und warum wissen die Männer immer, wie man einer Frau treffsicher ins Gesicht schlagen kann? Mistkerl. 

„Wie ist das passiert?“ , wirst du schließlich aus deinen wirren Gedanken gerissen und siehst Law fragend an, der auf deine verbundene Hand deutet. Du denkst kurz darüber nach, welche Art der Antwort er eigentlich erwartet. Er müsste doch wissen, wie diese Wunde wirklich entstanden ist. Im fremden Haus, wo deine Gruppe mit der Seinen aufeinander getroffen seid, im Schlachtgetümmel mehrerer Zombies. Es war schlichtweg ein Unfall gewesen. Töricht und tollpatschig. Doch ein Geistesblitz, lässt dich wissen, worauf Laws Frage wirklich basiert. Er will wissen, wie die einst von im behandelte Schnittwunde vergrößert wurde und jetzt wesentlich schlimmer wirkt, als noch am Anfang. „Ich habe sie mir wieder aufgeschnitten. Mit dem Messer.“ , erklärst du kleinlaut und entziehst ihm deine linke Hand. „Warum?“ , will er nochmals wissen und du kannst regelrecht beobachtet, wie sich seine Augenbraue erneut in die Höhe schwingt und sein Bariton nicht sehr von Begeisterung trieft. 

„Ich musste die Zombies irgendwie weglocken. Mir blieb keine Wahl … . Und sie waren so verrückt nach frischem Blut. .. Ich … .“ „Schon gut.“ , unterbricht Law dich und erhebt sich wieder. Mit offenem Mund betrachtest du seine große Gestalt und presst gleichzeitig deine Hand aus Reflex gegen deinen Brustkorb. Er sieht dich an, dunkel ist sein Blick und du findest je keine Worte dafür, wie du das plötzliche Schweigen durchbrechen könntest. Ist er … wütend? Weswegen? Doch ein leichtes heben seines rechten Mundwinkels belehrt dich eines besseren. „Du solltest es künftig vermeiden, meine Arbeiten wieder zu öffnen. Das tut dir nicht gut.“ 

Du bist etwas überrascht, ihn beim witzeln zu zuzuhören. Dennoch pflichtest du ihm in Stillen Recht bei. Auf Dauer würde dir derartiges mehr Schaden, als retten. 

„Aber Dumm war es jedenfalls nicht.“ , hörst du ihn dann sagen, was dich derart verblüfft, dass dir sogar die Worte fehlen. Hat er … Nein. Oder?

„Hier, trink das. Der Körper kann schwerer Heilen, wenn er ausgetrocknet ist. Essen müssen wir uns anderswo besorgen. In den Schränken, war nichts mehr zu finden.“ Trafalgar reicht dir ein kleines Trinkpäckchen Multivitaminsaft, die man seinen Kindern an Schultagen mitgab, und du nimmst es an. Ein lachender Löwe strahlt dir entgegen und du erinnerst dich an die Tage zurück, wo auch du freudestrahlend daraus getrunken hattest. Kopfschüttelnd öffnest du die Packung und trinkst aus großen Schlücken den versüßten Saft. Besser als nichts, oder? Aber viel zu schnell geleert. Schade. „Danke.“ , äußerst du dich nett gemeint und siehst Law nicken. Er nimmt deinen Dank an und wendet sich schließlich von dir ab, um sich sein Schwert zu greifen und über die Schulter zu hieven. 

„Wir sollten uns auf dem Weg machen. Die anderen suchen. Weit können sie nicht sein.“ Eifrig nickst du und erhebst dich vorsichtig, Laws ärztliche Anweisung im Kopf behaltend. „Okay.“ 

„Vorerst sollten wir dir etwas Kleidung besorgen.“ Du versteifst dich, als seine Worte etwas in dir wach rütteln. Plötzlich wirkst du zerknirscht, nachdem dein Blick auf dein völlig zerfetztes Oberteil, neben dem staubigen Sofa liegend, fällt, und dir bewusst wird, dass du die gesamte Zeit über, mit deinem BH bekleidet, dich mit Trafalgar unterhalten hattest. Dein Mundwinkel zuckt und du wagst es nicht darauf etwas zu erwidern. Stattdessen meidest du seinen selten zu sehenden, amüsierten Blick und hebst das Kleidungsstück wieder auf. Mehr schlecht als recht hältst du es vor dir, auch wenn es dir widerstrebt, dieses Stück Stoff wieder an dir kleben zu fühlen, getränkt mit allerlei Körperflüssigkeiten und Dreck. Aber anziehen kommt für dich nicht in Frage, wenn du nicht willst, dass die vernähte Schusswunde sich nicht doch entzündet, nur weil du dem Scham unterlegen gewesen warst. Augen zu und durch. „Wir können.“, räusperst du dich daher und gibst Law mit einer dezenten Handbewegung zu verstehen, dass er vorgehen kann. 

Du hörst ihn schnauben, nicht sicher, ob es vielmehr ein unterdrücktes Lachen seinerseits gewesen war, doch du ignorierst es einfach. Du folgst ihm stattdessen nur aus dem Haus, nachdem Law sicher gestellt hatte, das keine Feinde vor der Tür auf euch warten. Währenddessen erdolchst du alles mögliche in deiner neuen Umgebung, nur Law wagst du nicht anzusehen. Nicht solange du etwas gescheites zum Anziehen gefunden hast. 

Es vergehen viele Minuten, indem ihr Beide euch in der neuen Stadt umgesehen habt, die sich vielmehr als kleines Dorf entpuppen sollte. Daher gestaltet sich die Suche nach einem Kleidungsgeschäft eher schwierig, als leicht. Vor allem, weil der ein oder andere Zombie euren Weg kreuzte und es zu verhindern wusste. Law scheint keine Probleme zu haben sie zu eliminieren. Er verzichtet grundsätzlich darauf seine Pistole im Einsatz zu sehen und bevorzugt es lieber, sein Schwert zu schwingen, um unnötige Kämpfe zu vermeiden, die durch ein lauten Schuss definitiv zustande gekommen wären. 

Gerade als Law seine Klinge durch einen weiteren toten Leib zieht und der Körper dumpf zu Boden fällt, bemerkst du aus dem Augenwinkel endlich ein Geschäft, der danach aussieht, Kleidung zu verkaufen. Klein aber Fein, denkst du dir und gibst deinen Begleiter zu verstehen, endlich etwas gefunden zu haben. Ein Blick über seine Schulter vermittelt dir, dass er dich gehört hat, scheinbar aber beschäftigt ist, dir sogleich folgen zu können. Zwei weitere Zombies  versperren ihm den Weg und du wartest sogar darauf, bis du ihn endlich neben dich wissen kannst. „Na los, wir sollten versuchen, die anderen noch vor Einbruch der Nacht zu finden. Trödel nicht so herum.“ , gibt er dir leicht außer Atem zu verstehen und du zögerst nicht länger. „Okay.“

Leise ertönt eine Klingel durch das Geschäft und du hältst einen Moment inne, falls einige Untote davon angelockt worden sind, die sich im Laden aufhalten können. Es bleibt jedoch ruhig und die Tür wird von dir weiter aufgeschwungen. Law folgt dir unauffällig aber konzentriert. Genauso wenig wie du, will er Unschöne Überraschungen vermeiden und bis jetzt schlagt ihr euch nicht schlecht. Nun … auf ins Getümmel. 

Der Laden bietet nicht viel, an Kleidung für junge Menschen. Leider Gottes, ist es vielmehr für ältere Kunden gedacht gewesen, doch die ein oder andere Jeans findet einen Weg in deine Hand. Wenn du schon eine Gelegenheit bekommst, dich neu zu bekleiden, dann kannst du es auch ausnutzen und alles auswechseln. Festes Schuhwerk, bewegliche Jeans und ein einfaches Graues Top später stehst du vor Trafalgar, der Schulter zuckend deine neue Erscheinung zustimmt. Naja, was soll er auch schon sagen? Ist nichts spektakuläres. Es erfüllt lediglich seine Zweck und bietet dir wieder einen gewissen Schutz. Selbst eine Tasche, die perfekt für jegliche Art von kleinen Waffen, eventuellen Medikamenten und Lebensmittel Stauraum bietet, findet sich recht schnell auf deinen Schultern wieder. 

Nach nur zwanzig Minuten, könnt ihr den Laden bereits wieder verlassen, bis deine Opalen auf etwas ungewöhnlichem hängen bleiben und du nochmal stehen bleibst. Ein belustigtes Schmunzeln verirrt sich auf deinen Lippen und du ziehst, als sei es bereits normal für dich, an Laws Ärmel, der nicht minder überrascht stehen bleibt und dich fragend ansieht. „Was? Immer noch nicht fertig?“ , er wirkt etwas pikiert, aufgrund dessen, weil ihr immer noch keinen Schritt weiter gekommen seid. Aber ist etwas normale Realität zu viel verlangt? Nach all dem ganzen Chaos, der letzten Tage? „Sieh doch.“ Du deutest auf eine Mütze, die im Schaufenster ausgestellt worden ist und ziehst sie etwas ungeschickt von der Puppe herunter, um sie sich schließlich aufzusetzen. Du drehst dich zu deinem Begleiter um und kannst dir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es sieht auch einfach zu lächerlich aus und doch hat diese Mütze etwas an sich, das einem zum anziehen verleitet. Mit ihren dunklen Punkten und dem weichen, weißen Fell. 

Skeptisch betrachtet dich der Schwarzhaarige und ist sich nicht so ganz sicher, ob du das wirklich ernst meinst. Bist du jetzt verrückt geworden? Ihr habt gänzlich andere Probleme, als einem Trend nachzujagen. „Und?“ , fragst du offen interessiert und Laws Miene versteinert sich ein kleines Stück. Dein fast schon vergessenes Grinsen erlischt darauf und du ziehst die Mütze etwas tiefer ins Gesicht, um dein Unbehagen nicht ganz offen dar zu stellen. „Bist du fertig?“ Seine Stimme wirkt trocken, gar bohrend und du nimmst kurzerhand deine Kopfbedeckung wieder ab. „Dafür haben wir keine Zeit. Komm.“ 

Etwas Enttäuscht siehst du dem Mann nach und ein seufzen verlässt deine Kehle. War es falsch gewesen, die Stimmung etwas aufzulockern? Ein wenig zurück in den Alltag zurück zu finden? Oder ist selbst ein kleines bisschen Spaß in der heutigen Zeit bereits zu viel des Guten? „Spießer.“

Die Klingel ertönt nochmals, als Trafalgar den Laden verließ und du bereits dabei bist, die ungewöhnliche Mütze zurück auf ihrem Platz abzulegen, als plötzlich ein Schuss durch die Straßen echolot, du aufgeschreckt stolperst und sowohl die Schaufensterpuppen mitreißt, als auch einige Regale. Wie ein aufgeschrecktes Huhn wirbelst du mit deinen Armen auf und ab, versuchst das Gleichgewicht zu halten und stürmst anschließend auf die Straße, nachdem du das reinste Chaos im Laden hinterlassen hast. Stört ja niemanden mehr, oder? 

Fragend und Nervös siehst du dich in der Umgebung um, kannst aber niemanden ausmachen. Weder einen Schützen, noch deinen Begleiter. „Law!“ Ein zittern ist aus deiner Stimme zu hören und du schluckst aufgeregt, als niemand dir antwortet. Verdammt, nochmal. Bist du schon wieder alleine? 

Erst als sich eine warme Hand um deinen Mund legt, kommt wieder Bewegung in dir. Die Angst, wieder etwas schmerzhaftes erleiden zu müssen, wieder verprügelt, oder angeschossen zu werden, lässt dich wild toben und dich nicht erkennen lassen, wer genau eigentlich hinter dir steht. „Beruhige dich. Ich bin es, verdammt.“ , hörst du Law zischen und nur sehr langsam schaffst du es deine Panik zu kontrollieren, nachdem Law dich in Deckung gezogen hatte. Aus großen, überraschten Augen siehst du ihm ins Gesicht und gerade erweckt in dir der Wunsch ihm eine zu kleben. Hat er sie noch alle? Muss er dich dermaßen erschrecken? Wie von selbst holst du mit deiner flachen Hand aus, und gibst ihm einen Klaps auf die Schulter. „Arschloch!“ Kurz darauf betrachtet dich Law, als seist du nicht mehr ganz dicht beisammen. Hast du das gerade wirklich getan? 

Gerade öffnet sich sein Mund um dir zu sagen, was er von deinem Schlag hält, als lautes ungeschicktes Fluchen zu euch durchdringt und weiter Schüsse fallen. 

„Ziel auf dem Kopf! Dem Kopf, verfluchte Scheiße.“

„Was glaubst du was ich mache, du Vollidiot.“ 

„Jedenfalls nicht Treffen.“

„Sei ruhig, Shachi! Ich kann mich nicht konzentrieren.“ 

„Du verballerst unsere ganze Munition.“ 

„Hört ihr wohl auf, euch zu streiten. Unpassender geht es ja wohl nicht.“ 

Wieder ertönt das Geräusch einer abgefeuerten Kugel und das stumpfe Gemecker und Gezanke eröffnete sich von Neuem, als die Patrone ihr Ziel anscheinend nicht traf. „Hoffnungslos, mit dir. Wir werden sterben.“ , seufzte der Rothaarige und es hält dich nichts mehr in deinem Versteck. Tief verstaust du die abstrakte Mütze in deine neu erworbene Tasche und springst auf. 

„Shachi, Penguin. Gott sei dank, ihr lebt noch!“ 


Dead Eleven - Gemeinsame Wege

 Zwei Wochen. … Vierzehn Tage. … 336 Stunden.

Sie vergehen wie ihm Fluge und dennoch verstreicht die Zeit, wie ein zäher Kaugummi, unter der Sohle eines durchgelaufenen Schuhs, während die Erde sich stetig verändert. Schnaufend hältst du dir deinen knurrenden Magen und betrachtest einige wild gepflückte Himbeeren, in deiner von Schweiß und Dreck beschmutzten Hand und kannst dir ein Murren nicht verkneifen. Du hast es satt, dich von Kleinobst und Dosensuppe zu ernähren, nichtsdestotrotz aber bleibt dir nichts anderes übrig wenn du bei Kräften bleiben möchtest. Du hast feste Nahrung mittlerweile zu schätzen gelernt und doch sind Lebensmittel zu einer Ressource geworden, die wohlüberlegt zu verbrauchen und aufzuteilen ist. Besonders leicht verderbliche Nahrung. 

Daher schluckst du eher ungern die letzten Beeren und lässt die Süße ihres Saftes auf deiner Zunge vergehen, in der Hoffnung, deinen Hunger vorerst bekämpft zu haben. Unwahrscheinlich. Dennoch besser als zu fasten. 

Ächzend richtest du dich auf, schulterst deine Tasche und kehrst zu deiner Gruppe zurück, die sich gerade daran zu schaffen macht ein Lager herzurichten und frisches Wasser zu filtern. Penguin wirft mit unverständlichen Flüchen um sich, während er eine große Plane, zwischen zwei dicken Baumstämmen zu spannen versucht. In der Zwischenzeit richtet Shachi ein Lagerfeuer her, Jacob wetzt stumpf gewordene Jagdmesser und Maik Been sammelt essbare Pilze, Wurzeln und weitere unliebsame Beeren in der Umgebung. Auch du willst dich nützlich machen, läufst zum nahe gelegenen Fluss und hilfst einem weiteren Gruppenmitglied dabei leer gewordene Flaschen neu zu befüllen. Es fällt dir, aufgrund deiner heilenden Verletzungen schwer, mit ihm an Schnelligkeit mitzuhalten, aber das ist eigentlich irrelevant, solange du deine Aufgabe richtig ausführst und beendest bevor die Nacht herein bricht. 

Währenddessen siehst du dich um, beobachtest vereinzelte Gruppenmitglieder bei ihren Tätigkeiten oder beteiligst dich an einigen Gesprächen, in denen man dich zu verwickeln versucht. Es ist, als wenn sich nichts verändert hätte. Die Welt ist nach wie vor im Reinen mit sich und die Natur, weit außerhalb der Zivilisation, kann nicht unberührter sein. Es ist beinahe normal. … 

Aber eben nur beinahe. 

Die gezückten Waffen, die ernsten Gesichter und die stetige Anspannung, zerstören diesen friedlichen Moment brachial. Ebenso der elendige Zustand, in dem sich alle befindet, lässt zu wünschen übrig und ist vielmehr zum Heulen. 

Tja … Geheult hast du in letzter Zeit ziemlich viel und oft, wenn auch still und heimlich und im Schutze der Nacht. Sei es vor Schmerzen, vor Trauer oder Selbstmitleid. Mit großer Wahrscheinlichkeit, blieb es vor einigen nicht verborgen, aber sie taten dir wenigstens den Gefallen, dich auf deine verheulten Augen nicht anzusprechen. Denn ihr teilt euch alle das gleiche Schicksal. Und wirklich niemand, verspürt das Verlangen danach, seine Vergangenheit offen auf den Tisch darzulegen, solange es keiner schafft, sie erst selbst zu verarbeiten. 

Schwierig, aber umsetzbar. …. Wenn man es denn will.

Nachdenklich erlaubst du dir einige Schlücke, aus dem frisch gefilterten Wasser und siehst in den blauen Himmel hinauf. Die Sonne blendet dich, und doch ist es ein wunderbares Gefühl die Wärme zu spüren, die von ihr ausgeht. Erst das Auftauchen einiger Personen, die in das noch in Aufbau befindende Lager treten, erhaschen sich die Aufmerksamkeit der meisten Gruppenmitglieder und ein bescheidender Jubel bricht unter ihnen aus, als sie sowohl die drei erlegten Hasen, als auch den großen Bock, auf Bepos Schultern tragend, erblickten. Ächzend lässt der große Weißhaarige, das erlegte Tier zu Boden gleiten, während die umstehenden Männer ihn anerkennend auf den Rücken klopfen. Nach langer Zeit, frisches Fleisch zu sich zu nehmen, ein wahrer Traum, für jeden Mann und Fleischliebhaber, denkst du dir schmunzelnd, währenddessen du die Flasche, in deiner Hand, zuschraubst und sie zu den Anderen zurück stellst. 

„Nicht schlecht, oder?“ 

Shachi gesellt sich zu deiner Wenigkeit und wirkt ehrlich überrascht. Natürlich, wer auch nicht. Wer kann schon ein ausgewachsenes Tier problemlos auf seinen Schultern tragen, ohne früher oder später zusammen zu brechen. Du gibst zu, das hat dich beeindruckt, gleichzeitig aber auch, kannst du jetzt erahnen, welch' unbekannte Kräfte in Bepo schlummern mögen. Beängstigend und Faszinierend zugleich. 

„Ja, … er scheint ziemlich stark zu sein.“ , antwortest du deinem Freund ehrlich und blickst zu ihm hinauf. „Ich möchte mich nicht mit ihm anlegen. Täte mir nicht gut.“ Du musst schmunzeln, als er nachdrücklich seinen Kopf schüttelt und die Stirn zusammen zieht. „Aber es ist schön, heute Nacht mal nicht hungrig zu Bett zu gehen.“ „Ja, das stimmt wohl … .“ Denn genau das, trifft so gut auf euch alle zu. Es ist eine Quälerei sich Nacht für Nacht in den Schlaf zu wälzen, während der eigene Magen in den Kniekehlen hängt und keine Ruhe gibt, während gleichzeitig der Körper auf Hochspannung steht, jederzeit einen Angriff von Untoten fürchtend. Egal zu welcher Zeit, man kommt einfach nicht zur Ruhe. Dementsprechend ist die Stimmung in vielerlei Hinsicht angeschlagen. Aber jetzt siehst du lauter grinsende Gesichter, die sich auf das Festmahl heute Abend freuen. Ist das ein kleiner Fortschritt? Kann man so sagen, oder? 

Auch du kannst dir ein bescheidendes Grinsen nicht verkneifen. Selbst dir läuft das Wasser im Mund zusammen, und lässt deinen eben erst gestillten Magen wieder auf knurren. Sicher, warum sollte er auch nicht. Ein paar Beeren können keine richtige Mahlzeit ersetzen. Und auch Shachi bleibt nicht verborgen, wie dein Magen sich offensichtlich beschwert und einen Aufstand anzettelt. Er lacht müde, kann genau verstehen, wie du dich gerade fühlst, denn auch ihm ergeht es nicht anders. „Hier, nimm das. Iss nicht alles auf einmal.“ Heimlich schmuggelt er eine gelbe rechteckige Packung in die Seitentasche deiner Kapuzenjacke, während er mit dem Daumen auf Penguin deutet, der anscheinend mehr Schwierigkeiten mit der großen Plane hat, als es am Anfang angenommen wurde. „Ich glaube er braucht Hilfe. Wir wollen ja nicht, dass er sich verletzt, oder?“ Überrascht beobachtest du deinem Freund dabei, wie er sich erhebt, deine ohnehin zerwühlten Haare mit seiner Hand weiter durchwühlt und sich anschließend von dir abwendet. Schnell greifst du in deine Tasche, ziehst das kleine Päckchen aus seinem Versteck und stockst, als du die blaurote Schrift eines PickUp Riegels betrachtest. „Aber Shachi … „ , brüllst du ihm hinterher, doch er wedelt nur abwinkend mit seiner Hand. „Gern geschehen. Oh, und ich glaube dein Typ wird verlangt.“ 

Sich immer weiter von dir entfernend, deutet er auf die Gruppe Jäger, die noch immer am Waldrand stehen und sich von den anderen Loben lassen. Nur einer von Fünf Männern, scheint sich aus dem Trupp gelöst zu haben und hält direkt auf deine sitzende Wenigkeit zu. 

Sein Gesichtsausdruck kannst du nach wie vor nicht richtig deuten und mit dem riesigen Schwert auf seinem Rücken, wirkt er noch unheimlicher, wenn er, mit Hände in den Hosentaschen steckend, auf dich zukommt. Ungeschickt verstaust du den Schokoladenriegel in seinem Versteck zurück und wartest darauf, bis Trafalgar dich erreicht hat. Er bleibt nur wenige Sekunden später vor dir stehen, betrachtet dich aus seinen in dunkeln liegenden Opalen, bevor er dich mit nur einem einzigen Kopfnicken dazu auffordert aufzustehen und ihm zu folgen. 

Überrascht erhebst du dich schnell, darüber verwirrt, wieder seine Aufmerksamkeit erhascht zu haben, wo er doch seid Tagen dich und deinen Verletzungen keiner weiteren Beachtung mehr gewahr wurde, nachdem du und dein Körper das schlimmste überstanden und einer Infektion entgegen gewirkt habt. Er gab dir Anweisungen, wie du dich selbst versorgen kannst, worauf du achten sollst und du ihn aufsuchen kannst, wenn dir etwas seltsam erscheint oder du dich schlecht fühlst, im Sinne von Schmerzen, Übelkeit oder Schwindel. Und nichts davon trat in jeglicher Art und Weise ein, weshalb Trafalgars Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen gewidmet war. Gruppenleitung, Vorgehensweisen … Überleben. 

Ihr entfernt euch vom Lager, soweit, wie auch irgendwann das Stimmengewirr der Anderen abklingt und nur das leise Rauschen der Blätter die Stille durchbricht. Vielleicht merkt er es nicht oder er ignoriert es einfach geflissentlich, aber deine Stimmung schlägt sofort um nachdem ihr beide alleine euch gegenübersteht und Law es irgendwann für Richtig hält anzuhalten und sich dir widmet. Du schluckst, als sein stechender Blick hauptsächlich dein Gesicht fixiert, es zu scannen scheint und kritisch deine Haltung mustert. „Dir scheint es besser zu gehen.“ Seine tiefe Stimme schallt zu dir rüber und nach einigen Sekunden bestätigst du ihm seine Erkenntnis. „Wesentlich besser.“ 

Du ringst dir ein Lächeln ab, während deine Gedanken zurück schweifen, an jenem Moment wo ihr euch alle wieder zusammen gefunden habt. Penguin war außer sich vor Wut gewesen, als er dich auf euch zu stolpern sah, in einer derart schlechten Verfassung, dass er sofort Law dafür verantwortlich gemacht hatte. Dein Gesicht leuchtete in allen erdenklichen Farben und war zur Hälfte von Schwellungen übersät, während du damit zu kämpfen hattest gerade zu stehen, aber das ließ deine frisch vernähte Verletzung einfach nicht zu. Dein Freund hat getobt, Law gegenüber wilde Beschimpfungen ins Gesicht gespien und wäre beinahe auf ihn gestürzt, hätte Shachi nicht eingegriffen und ihn auf eure Situation aufmerksam gemacht. Ihr wart immer noch schutzlos auf offener Straße, Zombies torkelten auf euch zu und es wäre eine Verschwendung wertvoller Munition gewesen sie für ein paar Untote zu verbrauchen. Daher habt ihr euch allesamt verzogen, einen unnötigen Kampf vermieden und das kleine Dorf hinter euch gelassen. 

Danach folgten einige Gespräche nachdem ihr euch in Sicherheit gewogen hattet. Sowohl die  Erklärung Wieso, Weshalb und Warum man dich derart zugerichtet hatte, bis später die Fronten einigermaßen geschlichtet waren. Es wurde einige Zeit geschwiegen und schlussendlich fiel die alles entscheidende Frage. - Bleibt ihr beisammen, als große Gruppe oder trennten sich ab hier eure Wege? 

Niemand fand eine Antwort, selbst Penguin schwieg, kreuzte stur seine Arme vor die Brust. Auch du hast zu Boden geschaut, dir unwohl auf die Lippe gebissen und zwielichtig zu jedem Einzelnen von ihnen geschaut, ihre Reaktionen abgewartet, bis es Trafalgar anscheinend zu nervig empfunden hatte. Er schnalzte mit der Zunge, kehrte euch, ohne ein Wort verlauten zu lassen den Rücken zu und verschwand zwischen einige umstehende Bäume. Beppo folgte ihm kurzerhand, hinterher Laws Männer mit Sack und Pack. Es vergingen mehrere Minuten, bis du dich dazu durch gerungen hattest deinen Freunden in die Augen zu schauen, nur um zu bemerken wie sie dich erwartungsvoll ansahen. Ein wenig überfordert warst du schon, immerhin ließen sie dir die Entscheidung über eure Zukunft, bis Shachi dich mit einem kaum sichtbaren Nicken ermutigte deine Antwort zu fällen.

Mehr als zögerlich hattest du nach deiner Tasche gegriffen, sie geschultert und einige Schritte in Trafalgars eingeschlagene Richtung gewagt, bevor du stehen geblieben bist und einen Seitenblick auf alle warfst. Du bist noch einmal tief in dich gegangen, hast deine Entscheidung hin und her gewälzt, von allen Seiten betrachtet und mit einem entschlossenen Kopfnicken zu Laws sich immer weiter entfernende Gruppe gedeutet. Shachi war der Erste gewesen, der dir zwischen die Baumreihen folgte, überraschenderweise eilte Penguin leise fluchend als zweites zu euch, dicht gefolgt von Maik Been und Jacob. 

Wortlos habt ihr den Schwarzhaarigen später eingeholt, euch zwischen den anderen Mitglieder eingereiht und seid einfach mitgezogen. 

Niemand sagte etwas. 

Keiner erhob Einspruch. 

Euer Eintritt blieb kommentarlos und wurde hingenommen. 

Bis heute. 

„Und dennoch zu schwach, um dich zu verteidigen.“ , Laws hart ausgesprochene Worte reißen dich in die Realität zurück und überrascht öffnest du deinen Mund. Sprachlos ziehst du deine Augenbrauen in die Höhe und lässt es geschehen, wie dein Gegenüber sich dir nähert, dein Oberteil in die Höhe zieht und seine Arbeit von damals begutachtet. Und obwohl er es bereits des Öfteren getan hatte, raubt es dir dennoch für einen Moment den Atem und lässt dich erstarren. 

„Das dürfte gehen. Hier.“ Schnell hat er sich dein Messer am Gürtel geschnappt und es dir etwas grob in die Hände gedrückt. Unheilvoll blitzt die Klinge im Sonnenlicht auf und schwer lastet das Gewicht zwischen deinen Fingern, dennoch richtest du deine Kleidung neu und siehst zu Law hinauf. „Was hast du vor?“ , fragst du ihn direkt und verstehst eigentlich nicht genau, was er jetzt von dir verlangt, so erwartungsvoll er dich auch betrachtet. „Trainieren.“ „Mit dem Messer?“ Deine Stimme hat sich in die Höhe geschlagen und du bemerkst das nicht einmal. War das sein Ernst?

„Genau.“ 

Anscheinend. 

„Aber … !“ , willst du einwenden, doch Law funkt dir barsch dazwischen. „Wenn du dich damals verteidigt hättest, wäre es nie bis aufs Äußerste gekommen.“ „Ich wusste nicht wie, ich hatte Panik.“ , wendest du ein, aber das scheint ihm nur zu widerstreben. „Und das schränkt dich ein.“ 

Zielstrebig platziert Trafalgar sich hinter dir, greift nach deinen Armen und schiebt deine Beine auseinander, verschafft dir einen festen stand und bringt dich somit in die Grundstellung. „Du musst lernen zu kämpfen, sonst bist du schneller tot, als dir lieb ist.“ Sein Griff war hart, als er die Klinge in deinen Händen richtig positioniert und deinen Rücken gerade streckt. „Sei es von Überlebenden oder den Toten.“ Mit einer Selbstverständlichkeit winkelt er deine Arme an, die deinen Oberkörper vor Angriffen schützen sollen, während er weiter auf dich ein predigt. 

Du wirst schrecklich nervös. 

„Wir können nicht alle auf dich aufpassen.“ 

Ein stechendes ziehen kraxelt deine Wirbelsäule empor, als Law dich zwingt einen großen Ausfallschritt nach vorne zu tätigen und du fängst an dich gegen seine grobe Behandlung zu wehren, als sich die ersten Schmerzen ankündigen, die von deiner Schussverletzung ausgehen. „Ich weiß nicht ob ich das kann. … „ , zischt du unsicher und du bemerkst wie deine Handinnenflächen zu schwitzen beginnen. „Das ist mir egal. Lerne die Grundlagen, zügel deine Angst und lasse dich nicht von deiner Panik kontrollieren.“ 

Law scheint von deiner Einstellung nicht sehr angetan zu sein und im nächsten Moment kannst du dir einen Aufschrei nicht verkneifen, als er dich unverhofft zu sich umdreht, deine wackeligen Beine vom Boden zieht und du dich der Länge nach keuchend auf der Erde wiederfindest. Stöhnend schnappst du nach Luft und bemerkst erst am Rande, wie dir das Messer aus der Hand gerissen und die scharfe Klinge nur um Haaresbreite neben deinem  Hals in den Boden gerammt wird. Schluckend und aus großen Augen betrachtest du die Waffe neben dir, ehe du dich mit rasendem Herzklopfen der Person über dir widmest. Du wagst es nicht einmal zu Atmen, als seine aufblitzenden Augen dich für mehrere Sekunden taxieren wie ein Raubtier. 

„Du bist tot.“ 

Erstarrt graben sich deine Hände in die weiche Erde, während Law sich erhebt, als hätte er gerade nicht versucht, dich imaginär abzustechen, dir nicht vor Augen geführt, was dir erblühen könnte, wenn du nicht schnellstmöglich seinen Rat befolgst und lernst dich ordentlich gegen eure Feinde zu verteidigen. 

Er … hat dich wirklich erschreckt. 

„Wir werden morgen früh weiter machen. Die Sonne geht schon bald unter.“ 

Er will dich trainieren. Dich auf die grausame Welt vorbereiten. … Dir mangelt es an Worten und Verstand, als du dich schließlich von ihm aufhelfen lässt. Starr umklammern deine eiskalten Finger seine Hand, während Law deine Waffe entgegen reicht und du sie immer noch sprachlos zurück am Gürtel befestigst. Ein letztes Mal lässt er seinen Blick über deinen Körper schweifen, bevor er sich abwendet und dich konfus an Ort und Stelle stehen lässt. 

Was genau ist eigentlich gerade passiert? Das will immer noch nicht so richtig in deinen Kopf, weswegen du eher unkonzentriert seine davon schreitende Statur betrachtest. 

„Komm endlich oder willst du als Zombiefraß verenden?“ 

„ … Nein.“ , murmelst du und läufst ihm endlich nach. 

„Nein, das möchte ich nicht.“ 

Dead Twelve - Nachtwache

 Seid langer Zeit hast du nichts befriedigenderes mehr gefühlt, als einen vollen Magen. Entspannt streckst du deine steifen Glieder vor dir aus und lehnst dich an den dicken Baumstamm hinter dir, siehst paralysiert in das knisternde, einige Meter von dir entfernende Lagerfeuer und belauscht die vereinzelten Gesprächen deiner Freunde. Später wandern deine Opalen über die Gruppe und du kannst nicht anders als zu Lächeln, nachdem du bei jedem einzelnen verscheidende Emotionen erkennen kannst. Zufriedenheit, Erleichterung und Glückseligkeit. Du hast gedacht gerade diese Gefühle in keinem Gesicht mehr wieder zu finden. 

Dein Blick wandert weiter, hinauf in den Wolkenlosen Nachthimmel. Ohne die tausenden Lichter der Städte strahlen die unendlich vielen Sterne so intensiv wie seid Jahrhunderten nicht mehr. Es ist traurig das es erst zu einer Apokalypse kommen musste um das zu erkennen, doch umso mehr erfreust du dich an diesen Anblick. Wer weiß wann es das letzte Mal sein wird. 

Du verfällst in Gedanken, durchwühlst deine schönsten Erinnerungen und Momente in deinem Leben und lässt sie vor deinen Augen noch einmal Revue passieren. Die Geburt deiner kleinen Schwester zum Beispiel. Oh, es war ein wunderbares Gefühl gewesen sie das erste Mal im Arm halten zu dürfen, deine Brust war vor lauter Stolz angeschwollen wie eh und je. In jenem Moment warst du ein wachsendes Vorbild für sie gewesen, die große Schwester. Ehrfürchtig hattest du darauf geachtet sie nicht fallen zu lassen, sie unter deiner höchsten Konzentration die du aufbringen konntest gefüttert und ihr später beim Krabbeln lernen das Vorzeigeprodukt gemimt. Deine Eltern konnten nur darüber lachen und es war Okay gewesen. Doch der schönste Augenblick von allem war deine Mutter im weißen Hochzeitskleid zu sehen, als sie endlich deinen nervös werdenden Vater das Ja Wort gegeben hatte. Tränen sind geflossen und um es heimlich zu sagen, es waren nicht nur deine und die von deiner Mutter. 

Weniger schön war daher dein katastrophaler erster Kuss. Von einem Grobian aufgezwungen, weil seine kleinwüchsigen Kumpanen ihn dazu aufgehetzt hatten. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen und du hättest es für einen dummen Teenager Streich abgetan, hätte sein forsches und nervöses Handeln nicht dazu geführt, das, statt seine Lippen seine Zähne Bekanntschaft mit deinem Mund machten. Wie ein ausgeschlachtetes Schwein hast du mehrere Handtücher rot gefärbt. An diesem Tag wart ihr beide das Gesprächsthema schlechthin auf dem Schulhof gewesen. … Wie überaus peinlich. Aber je länger du jetzt darüber nachdenkst, zaubert es dir ein kleines Schmunzeln über die Lippen. Es war aber auch Lächerlich gewesen. 

„Worüber denkst du nach?“ Shachi verschafft dir die Ehre und setzt sich neben dich, nachdem du lediglich mit den Schultern zucken konntest. „Über dieses und jenes.“ „Wirklich? Du hast etwas betrübt ausgesehen.“ „Beobachtest du mich etwa?“ , lenkst du vom eigentlichen Thema ab und studierst seine Reaktion. Er wirkt plötzlich wie aus der Reserve gelockt und du musst auflachen, als du sein geschocktes Gesicht betrachtest. „Also ich … .“ „War nur ein Scherz.“ Du boxt ihn leicht gegen die Schulter und findest es amüsant, wie er über deine Worte schlussendlich nur mit dem Kopf schütteln kann und sich offenbar ein tiefes Seufzen verkneifen muss. Anschließend verfallt ihr beide in ruhiges, angenehmes Schweigen, während du deine leicht ausgekühlten Hände in die Taschen deines Oberteils schiebst. Die Tage mögen warm sein, doch die Nächte bringen immer noch eine nachträgliche Kälte mit sich. Umso faszinierender fällt dir dein geschenkter Schokoriegel wieder ein, dessen Verpackung du unweigerlich mit deinen Fingerspitzen berührst. 

Du ziehst ihn raus und hältst ihn vor Shachis Gesicht, der etwas irritiert auf die Verpackung stiert. „Ist da noch Platz für ein Nachtisch?“ Du deutest mit dem Finger auf seinen Magen und erst sein gemurmeltes: „Dafür doch immer.“ , lässt dich schließlich das hartnäckige Plastik aufreißen und die Süßigkeit in zwei Hälften teilen. Du gibst ihm seinen Anteil und noch bevor du den ersten Bissen tätigen und Shachi sich bedanken konnte, schiebt sich ein zweites, dir bekanntes Gesicht vor die Nase und beißt großzügig ein Stück von deinem Riegel ab. Sprachlos betrachtest du Penguin beim Kauen, realisierst erst zu spät wie schamlos dein Freund zum Dieb mutiert, während Shachi neben dir in haltloses Gelächter verfällt. „Und was ist mit mir?“ 

Krümmel vom Keks fallen deinem Gegenüber während des Sprechen beinahe aus dem Mund und es fällt dir etwas schwer seine gemurmelten Worte zu verstehen. „Oh Penguin … „ „Was denn?“ Er schluckt sein Gekautes herunter und sieht in diesem Moment wie ein getretener Hund aus. Natürlich hättest du auch mit ihm geteilt, aber wenn du ehrlich zu dir selber bist, du hast zu jenem Zeitpunkt einfach nicht daran gedacht. 

Du seufzt auf und brichst letzten Endes noch ein kleines Stück deiner abgebissenen Hälfte ab, die du anschließend deinem Freund überreichst. Dankbar nimmt er es dir ab und endlich hast du die Zeit deinen Anteil zu vertilgen. Genießerisch schließt du deine Augen, lässt die Schokolade auf deiner Zunge zergehen und kaust genüsslich und langsam, während jedem von euch drei fast zeitgleich ein Stöhnen entfleucht.

Das(!) ist mit Abstand der schönste Moment. 

Wie lange hast du keine Schokolade mehr gegessen? Es muss eine halbe Ewigkeit her sein, als du das letzte mal dieses Hüftgold in Händen gehalten hattest. Und du feierst es gerade. Im Stillen bedankst du dich bei Shachi, dafür, dass er diesen Augenblick herbei geführt hatte. Wo er wohl den Riegel auftrieb? Ach egal. 


Lange noch schmeckst du die hinreißende Schokolade in deinem Mund, bevor je Trafalgar Law sich zu deiner bescheidenden Gruppe gesellt. Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, als er eure seligen Gesichter betrachtet, bevor er dich fixiert und nur minimal den friedlichen Moment stört. „Heute Nacht übernimmst du die Erste Wache.“ Du glaubst dich verhört zu haben, doch das sowohl Penguin und Shachi ihren Gegenüber ansehen, als hätte er keine einzige Tasse mehr im Schrank erkennst du die harte Realität. Schrecklich wird dir bewusst das du nicht ein einziges Mal eine Nacht hast Wache schieben müssen. Bitter lässt dich die Wahrheit aufstoßen und du fügst dich mehr oder weniger in deinem Schicksal. Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal und nur weil du eine Frau bist und deinen Verletzungen unterlegen gewesen warst, heißt das nicht, dass du für immer davon kommen würdest. Die halbe Nacht gehört heute also ganz dir alleine, während alle anderen den Schlaf der Gerechten schlummern dürfen. 

„Tja … ähm, Okay. Dann wollen wir mal.“ Du wirkst aufgeregt und schrecklich nervös. Was ist wenn ausgerechnet heute eine Horde Zombies über euer Lager herfallen muss oder eine ausgehungerte feindliche Truppe Überlebender? Wirst du es rechtzeitig schaffen alle anderen zu warnen, bevor es zu den ersten Toten kommen wird? Ungeschickt erhebst du dich, klopfst dir den Staub von deiner Hose, auch wenn deine Aktion völlig sinnlos erscheint, in Anbetracht dessen, dass sie ohnehin völlig verdreckt ist. „Bist du dir sicher Law?“ , stellt Shachi schließlich die Frage, doch Trafalgar scheint felsenfest davon überzeugt zu sein dich auf die Schlachtbank zu führen. „Sie wird das schon schaffen.“ Das er dir in gewisser Art und Weise vertraut ehrt dich ein wenig. Nichtsdestotrotz aber verhindern seine Worte keineswegs, dass dir dein Herz unweigerlich in die Hose rutscht. 

Penguin schnauft, während er sich zu beruhigen versucht. Das er dazu nichts äußerst rechnest du ihm hoch an. Neigt er doch immerzu gerade bei Law aus der Haut zu fahren. 

Dein Freund hat ihn akzeptiert, dennoch bedeutet das nicht das er sich mit ihm auch gut verstehen muss. Und das ist bereits viel Wert. 

Mit verärgertem Blick sieht er euch beiden nach und auch wenn deine Gefühle gerade Achterbahn fahren lächelst du zerknirscht und zuckst ratlos mit den Schultern. Was hättest du auch sagen sollen? Ihr seid so etwas wie ein Team und auch du musst etwas beitragen, wenn du schon im Kämpfen nicht glänzen konntest. Dann eben Wache schieben. 

Du folgst Trafalgar zurück zum Lagerfeuer, wo nur noch vereinzelte Männer sich einen Nachschlag vom gebratenem Fleisch abholen oder sich intensiv zu unterhalten scheinen. Nur die Wenigen kannst du im Dunkeln ausmachen, die sich nach dem Essen zum Schlafen gelegt hatten. Das leise Schnarchen dringt in deine Ohren und du setzt dich stillschweigend auf einem Baumstamm, während die Wärme des Feuers dich einhüllt, dein Gesicht erhitzt. Es ist angenehm und es nimmt dir erstaunlicherweise einen Teil deiner Angst, beruhigt dich in gewissermaßen auf das Kommende. Und nicht nur wenige Minuten später soll die Verantwortung schwer auf deinen Schultern lasten.

Nach und nach verabschieden sich alle, verlassen deine Position und nur dein eigener Schatten soll dir in diesen gruseligen Stunden Gesellschaft leisten. Tief atmest du ein und aus, zückst beklommen das Jagdmesser aus ihrem Versteck und hältst sie mit beiden Händen schützend vor dir. Wachsam gleiten deine Opalen durch die Dunkelheit, versuchst etwas in ihr zu erkennen. Bewegungen, Umrisse oder Geräusche, dir dir unnatürlich laut vorkommen, jetzt wo die Stille sich über euer Lager hergemacht hatte. Es ist furchtbar wie schnell du zusammen zuckst, wenn nur eine Eule wagt sich durch ihre Laute bemerkbar zu machen, wenn eine Maus durch das Unterholz streift oder nur eine Mücke an deinem Gesicht vorbei schwirrt. Alles … . Wirklich alles kann zu einer Gefahr werden. Und das wird dir gerade jetzt unverhofft bewusst. 

Murrend stehst du auf, umrundest das Feuer stetig im Kreis und legst immer wieder neues Holz nach, um es nicht ausbrennen zu lassen. Das wäre vielleicht euer Tod, sollte deine eigene Sicherheit erlöschen und dir das einzige nehmen was dir Kraft verleiht. Licht. Wie sehr du es gerade nicht mehr missen möchtest. Wie ein unruhiger Tiger im Käfig streifend bleibst du in Bewegung, vertrittst dir die Beine um eine anbahnende Müdigkeit entgegen zu wirken. Das macht unwahrscheinlich viel aus und du bist erstaunt wie lange du wirklich durch hältst wenn der Ehrgeiz einen packt. Du fühlst Stolz in dir aufsteigen. Gerade beschützt du deine Gruppe, sie vertrauen dir und wie es den Anschein macht, schlägst du dich nicht schlecht, wenn du das anhaltende Schnarchen richtig deutest. Vielleicht ist es aber auch nur das Adrenalin, welches ohne Unterlass durch deine Venen pumpt und deinen Körper zum Kribbeln bringt. 

Stunde um Stunde vergeht, zwar langsam aber stetig und du sehnst den Moment herbei, wenn deine Ablösung sich aus dem Schatten löst und dich ins Bett schicken kann. Wie schnell ahnst du noch nicht. 

Es sind langsame Schritte, die dich in Alarmbereitschaft versetzen und du drehst dich hektisch um deine eigene Achse, nur um wenig später in das markante Gesicht Trafalgars zu blicken. Ruhig läuft er auf dich zu, sein Schwert neben sich her tragend und zieht eine Augenbraue in die Höhe, in Anbetracht dessen wie verkehrt du dein gezücktes Messer auf ihn richtest. „Falsch.“ Seine raue Stimme lässt dich unverzüglich zur Ruhe kommen und du entspannst deine zum bersten angespannten Gliedmaßen. Deine Schultern sinken ab, währenddessen dein Herz aber in deiner Brust randaliert, als wärst du Kilometerweit einen Marathon gelaufen. Du seufzt erleichtert auf, lässt deine Waffe nieder und streichst aufgewühlt die Haare zurück. Für einen geringfügigen Augenblick hast du mit dem bitteren Aus gerechnet. 

„Du hast mich erschreckt.“ , murmelst du und schließt die Augen. Du schwitzt und das nur wegen ihm. Ob du dich daran gewöhnen würdest jetzt demnächst öfter die Nachtwache zu übernehmen? - Vermutlich nicht, wenn dir so etwas jedes Mal passieren sollte. „Du solltest schnell lernen diese Angewohnheit abzulegen.“ Etwas Ähnliches hatte er dir bereits schon einmal geraten. Ironischerweise sogar gestern Nachmittag, nachdem er dein Messer auf dich nieder sausen ließ. Du schnaufst und blickst zu ihm hinauf. Nur wenige Schritte verweilt er vor dir, das Lagerfeuer zwischen euch stehend, während die ungezügelten Flammen seine maskuline Statur auf eine erstaunlich makabere Art und Weise noch größer erscheinen lässt. Vor allem aber sind es seine Augen die unheimlich aufblitzen als sie es ohnehin schon nicht täten. Er steht nur da. Bewegt sich nicht. Und wartet darauf, was du zu erwidern hast. 

Wenn er doch nur wüsste. Dein Kopf ist in jenem Moment leer gefegt. Nur die bleierne Müdigkeit verzehrt sich nach dir, jetzt wo die Spannung endlich seine klammernden Griffel von dir nimmt. „Vermutlich hast du Recht.“ , seufzt du noch einmal und löst endlich deinen Blick von ihm. Nur seine Anwesenheit hatte dich immer schon nervös werden lassen. Seine dunkle Aura die ihm stetig umgibt. Und jetzt sollen es auch noch seine Blicke sein? Er macht nicht einmal etwas! 

Erschöpft sinkst du zurück auf den Baumstamm und legst deinen Kopf in den Nacken. Trafalgar strengt dich an, laugt dich aus und es wird höchste Zeit einen Abflug zu machen. Er ist doch deine Ablöse, oder? „Übernimmst du die nächste Wache?“ , fragst du ihn daher sicherheitshalber. Oh, bitte sag ja. Du willst unbedingt ins Bett. „Leg dich schlafen. Morgen früh werden wir da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben. Erwarte keine Rücksicht von mir, nur weil du an Schlafmangel leidest. Dein Stand war grauenvoll und eine angehende Attacke wäre sicherlich auch daneben gegangen. Von deiner Verteidigung ganz zu schweigen.“ Die wiederkehrenden Strenge in seiner Stimme lässt dich murren. Wenn er dir jetzt schon vor Augen führt wie schlecht du in Wirklichkeit bist, dann graut dir der Gedanke bereits wie das Training Morgen wohl aussehen würde. Oder heute? Woher weiß er eigentlich so viel vom Kämpfen? 

Stumm beobachtest du ihn dabei, wie er sich ebenfalls einen Platz sucht, an dem er die restlichen Stunden bis zum Morgengrauen verbringen würde. Im Gegensatz zu dir, wirkt er geradezu entspannt und lässt keine Rückschlüsse zu ob nicht auch er innerlich Amok läuft, so wie du. Dieser Mann ist nicht mehr normal. „Du scheinst dich in Kampftechniken gut aus zu kennen. War das vielleicht dein Beruf?“ Stockend wird dir nur in kurzer Zeit klar, wie persönlich deine Frage ist. Hast du überhaupt das Recht dazu ihn in solchen Dingen zu befragen? Sein Blick jedoch, den er dir daraufhin zuwirft, lässt darauf schließen wie überaus unpassend sie war. Stechend fixieren dich seine Opalen, doch sagen tut er dazu nichts. Nur seine nach unten gezogenen Mundwinkel lassen dich deine Frage bereuen und du räusperst dich. Ob du dich entschuldigen solltest? Trafalgar ist jedenfalls nicht gewillt dir zu Antworten, wenn du sein Schweigen richtig deutest. „Wenn du schon fragst, dann wäre es mir lieber, wenn sie sich auf dein Training beziehen würden. Hier.“ Überaus ungeschickt fängst du gerade rechtzeitig die Pistole auf, die Law dir dreist entgegen wirft und bist überrascht zu sehen, dass es seine ist. Stetig trägt er sie bei sich. Jederzeit griffbereit. Jederzeit bereit einen tödlichen Schuss abzufeuern. 

Verwirrt betrachtest du seinen Besitz. Sie ist schwerer als deine, wirkt um einiges größer und gefährlicher. Wie passend. Genauso wie sein Eigentümer, denkst du dir heimlich.

„Jeder sollte seine Waffen kennen, bevor man sie benutzt. Ihre Eigenschaften, ihre Schwächen und Stärken. ...“ , beginnt Law und du hörst ihn gebannt zu, während du seine Schusswaffe wie in Trance hin und her wiegst. 

„Bau sie auseinander.“ , verlangt er dann plötzlich und du hältst in deinen Bewegungen inne.

„Was?“ 

Ein Amüsiertes Zucken umspielt seine Züge kurzzeitig, bevor sie sich wieder verhärtet. Offenbar hat ihn deine überraschte Reaktion erheitert. Eine Seltenheit. Gerade bei ihm. 

„Ich kann dich erst in etwas lehren, wenn du dir deiner eigenen Handgriffe bewusst wirst. Dein Umgang mit Waffen ist zu unsicher. Die Wahrscheinlichkeit dich selber zu verletzen liegt höher, als bei deinem Feind. Bau sie auseinander. Anschließend wieder zusammen. Wiederhole es. Nochmal. Und nochmal.“ 

Fest umschließen deine Hände Trafalgars Waffe, bevor du unschlüssig auf sie nieder stierst. Sie in Grund und Boden starrst. Du sollst sie auseinander bauen und dann wieder zusammen fügen? Wie oft? Und wie lange wird das dauern? Diese Fragen stellst du auch deinem Gegenüber. Er allerdings hat nur ein müdes Schnalzen seiner Züge für dich in petto, während sich seine Augen in die Flammen verirren. „Das liegt an dir.“ Damit scheint für ihn das Gespräch beendet zu sein und ehrlich gesagt, traust du dich auch nicht mehr ihn mit deinen Fragen zu löchern. Daher stehst du auf, wünscht ihm zögerlich eine restliche, hoffentlich ruhige Nacht und verlässt auf leisen Sohlen die Feuerstelle. Müde Gähnend streckst du deine Glieder, lässt sie unheilvoll knacken, bevor du dich zu deinem improvisierten Schlafplatz neben Maik Been legst. Ehrfürchtig verstaust du Trafalgars Waffe unter deinem aus zerschlissenden Kleidung bestehenden Kissen, suchst dir eine angenehme Position, soweit, wie es auf dem unbequemen Erdboden nur sein kann. Es ist tatsächlich Laws Wenigkeit auf dem deine dösigen Augen verharren, bevor auch dich der Schlaf endgültig einholt. 

Dead Thirteen - Die Ruhe vor dem Sturm

 Obwohl du nur wenige Stunden schlafen konntest und der Boden nicht gerade dazu beitrug, ohne Rückenschmerzen aufzuwachen, bist du aufgestanden, noch bevor das halbe Lager zum neuen Leben erwachte. Du hast dich etwas abseits drapiert, nagst konzentriert an deiner Unterlippe herum, während du dir den Kopf zermarterst. Da liegen sie nun, vor dir auf dem Boden verstreut: Die Waffenteile von Laws Pistole. Das Auseinander nehmen war kniffliger als angenommen, aber das Zusammenbauen erfordert deine gesamte Aufmerksamkeit. Du hattest ja keine Ahnung, wie kompliziert das Innenleben eines solch gefährlichem Werkzeuges ist und es überfordert dich maßlos. Zudem beschäftigt dich der Gedanke irgendetwas kaputt zu machen. - Wenn du es nicht vielleicht sogar schon getan hättest. 

Seufzend verschränkst du deine Arme vor der Brust, tippst unruhig mit deinem Finger auf und ab, während du allein mit deinem Starren die Teile dazu bewegen willst, sich wieder zusammen zu fügen. Dein Blick wird finster, als selbst nach mehreren Minuten nichts gescheites passiert war und du beschließt es einfach auszuprobieren. Von Nichts, kommt nichts. Zögerlich nimmst du das Offensichtliche in die Hand. Das große Gehäuse. Anschließend einige etwas kleinere Teile. In deiner Verzweiflung probierst du alles dir erdenklich Mögliche aus, in der Hoffnung sie würden ineinander passen. Manchmal klappt es, ein anderes Mal wieder nicht. Teilweise hast du es fast geschafft, nur um anschließend von vorne anzufangen, weil ein unscheinbares winziges Teil vergessen wurde. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit liegt die Pistole mühevoll zusammen gebaut endlich vor dir und du atmest erleichtert aus. Das ist schwieriger als gedacht. In was hat dich Law bewusst hinein manövriert? „Gut. Und jetzt nochmal. Versuche es dieses Mal schneller.“ Du schließt die Augen, als der Schrecken, seine Stimme hinter dir zu hören, in deine Glieder fährt. Erst nachdem er soweit abklang, dass du dich zu ihm umdrehen kannst, fragst du ihm mit zusammen gebissenen Zähnen: „Wie lange stehst du schon hinter mir?“ „Lange genug. ...Du denkst zu viel darüber nach.“ , gibt er dir einen knappen Tipp, wendet sich anschließend ab und überlässt dich wieder deiner selbst. „Vergiss die Munition dieses Mal nicht.“ , fügt er noch hinzu und du stöhnst auf. Nüchtern wandern deine Augen über den Boden, entdeckst die Sechs Kugeln neben deiner rechten Schuhsohle, die du anschließend trotzig nach und nach in die Waffe gleiten lässt, bevor das gleiche Spiel von vorne beginnt. Auseinander bauen. Wieder zusammen fügen. Immer und immer wieder bemüht, deine Geschwindigkeit zu erhöhen. Es ist nur ein kleiner Fortschritt, nichtsdestotrotz aber verfliegt deine Unsicherheit recht bald und deine Handgriffe werden sowohl sicherer als auch etwas zügiger. 

Dennoch brauchst du noch zu lange. 

Du seufzt tief, während du durch deine unordentlichen Haare fährst und deine Augen durch das Lager wandern lässt. Die meisten haben sich bereits aufgerafft und gehen den morgendlichen Ritualen nach, bevor sie sich dazu entschließen ihre Aufgaben zu erfüllen. Neugierig beobachtest du Penguin dabei, wie er sich streckt, ziellos durch das Lager wandert und fluchend einige Fliegen beiseite schüttelt. „Scheiß Viecher …. „ , hörst du ihn leise nuscheln und mit einem mürrischen Zug um seinen Mund, verschwindet auch er kurzzeitig aus dem Sichtfeld aller. Penguin ist anscheinend kein wirklich guter Morgenmensch, denkst du dir grinsend, während Shachi bereits dafür sorgt das mittlerweile herunter gebrannte Lagerfeuer neu zu entfachen. So unterschiedlich wie Tag und Nacht die beiden und doch wirkt es durchaus stimmig. 

Du widmest dich nach mehreren Minuten wieder deinem Training und auch wenn es dir bereits leichter fällt, merkst du schnell wie Eintönig diese Aufgabe doch eigentlich ist. Erst als Trafalgar sich erneut in dein Sichtfeld schiebt, beschließt du kurzzeitig aufzuhören und wartest ab, was er dir dieses Mal mitzuteilen hat. „Das reicht für heute. Komm mit.“ 

Nickend gehst du seiner Aufforderung nach, nimmst dir seine Pistole zur Hand und gibst sie ihm zurück. Auch wenn er dir erlaubt hatte, seine Waffe für dein Training zu verwenden , braucht er sie zwischendurch auch mal wieder, wenn ihr für einige Augenblicke das Lager verlässt. Man kann nie wissen, wer oder was zwischen den Bäumen lauern könnte. 

 

~


Ihr geht ein Stück zusammen, folgt dem Fluss weiter Aufwärts, während die Stille erneut über euch Einzug hält. Die Vögel in den Bäumen kündigen freudig den neu angebrochenen Tag an und die Luft hier riecht frisch, auch wenn die Sonne sich heute eher selten zu zeigen scheint und weiße Wolken sich klamm heimlich davor schieben. Aber es ist angenehm. Weshalb du dich entspannen kannst, auch wenn Trafalgars Anwesenheit nach wie vor Unbehagen in dir hervor ruft und der Respekt ihm Gegenüber dich eher auf Abstand hält. Erst als er in seinen Bewegungen verharrt und stehen bleibt, siehst du dich gründlicher um und bist überrascht vor euch einige Meter entfernt eine kleine Hütte vorzufinden. Sie sieht herunter gekommen aus, wahrscheinlich schon vor längerer Zeit verlassen und aufgegeben worden. Das Holz ist morsch, von Termiten zerfressen, und die Natur hat sich bereits das meiste wieder zurück geholt. Allerlei Unkraut, Pflanzen und Blumen haben sich der Hütte bemächtigt und du bezweifelst, dich nur mit bloßen Händen einen Weg hinein bahnen zu können. Eine Machete wäre da eher von Nöten. 

Hinreißender ist allerdings der unscheinbare Steg, der hinein in den Fluss mündet. Ein Fischerboot, halb im Wasser versunken, rundet das Bild ab und verleiht dem ganzen eine natürliche Note. Es wirkt friedlich und still. Unantastbar. 

Deine Augen huschen zu dem Schwarzhaarigen, der die Umgebung offensichtlich mit Argusaugen begutachtet, potenzielle Gefahren ausschließt, bevor er sich weiter vor wagt. Vor der Hütte bleibt er stehen, dreht sich zu dir um und signalisiert dir mit einem Kopfnicken, dass du näher heran treten sollst. „Fangen wir an.“ So ziemlich Mittig vom Ganzen wirkst du etwas verloren. Dieser Ort mag entzückend sein, doch bietet es dir und ihm nicht viel Platz um sich ausreichend austoben zu können, je nach dem wie sein Training wohl ausfallen mag. Selbst eine verrostete, alte Karre, wahrscheinlich damals eine einmalige Schönheit, scheint jetzt gewaltig zu stören, und steht einfach im Weg. „Bist du sicher das wir ausgerechnet hier anfangen sollten?“ Zögerlich und wohl überlegt klingt deine Frage aus deinem Mund, begleitet von einem Hauch Skepsis in der Stimme. 

„Man sollte seine Umgebung stets zu seinem Vorteil nutzen und es nicht als Problem betrachten.“ Klugscheißer, denkst du dir heimlich und zuckst mit deinen Schultern. Vielleicht hat er Recht, doch noch siehst du es vielmehr als kleines Anhängsel an. Wie sollst du etwas lernen, wenn dich ständig die Gefahr begleitet dich der Länge nach hinzulegen, oder du irgendwo hängen bleibst? 

„Zieh dein Messer.“ , verlangt Law anschließend und mit einem verhaltenen Räuspern tust du, wonach es ihm beliebt. Automatisch verfestigt sich dein Griff um die Klinge, als du sie etwas weiter vor dir hältst, während du unschlüssig in das stumme Grau seiner Augen blickst. „Zeig mir die Grundstellung.“ Du befeuchtest nervös deine Lippen, als du deine Erinnerungen durchforstet. Er hatte es dir gestern gezeigt, dich mehr oder weniger gezwungen sie einzunehmen und genau diesen Augenblick versuchst du nun wieder aufleben zu lassen. Während du Law betrachtest, wie er seine Arme vor der Brust verschränkt, du unverhofft einen Blick auf seine hervor blitzenden Tattoos werfen kannst, setzt du das rechte Bein nach vorne, dein Fuß nur leicht nach innen gedreht. Das linke positionierst du hinter dich, nachdem du deine Arme hebst und sie schützend vor deinem Oberkörper hältst, das Messer stets vor dir haltend. Anschließend wandern deine Opalen beunruhigt zu Trafalgars Gesicht, nachdem du dir eigentlich sicher bist, halbwegs alles richtig gemacht zu haben. 

Allerdings erwidert er deinen Blick nur stumm, scheint zu überlegen. Die Stille nagt an deinen Selbstbewusstsein und lässt dich aufseufzen. „Habe ich jetzt schon alles verbockt?“ , fragst du daher verstimmt und lässt deine Arme wieder sinken. „Es war nicht falsch, aber auch nicht richtig. Die Spannung in deinem Körper fehlt. Außerdem stehen deine Beine zu weit auseinander.“ Trafalgar redet ruhig und besonnen, während er sich von seiner Position entfernt und den Platz hinter dir wieder einnimmt. Widerstandslos lässt du dich zurück in die Grundstellung führen, bevor er sich wieder entfernt und dein Seitenprofil betrachtet. Dein Stand wirkt jetzt viel sicherer und die Wahrscheinlichkeit, dass dich jemand umwerfen oder ins Straucheln bringen könnte, hat sich prozentual minimiert. Du fühlst dich definitiv wohler in deiner Haut und die Blamage von vorhin hat sich etwas verflüchtigt. Doch als Trafalgar kurz darauf selber ein kleines Jagdmesser zückt und sich kampfbereit vor dich stellt, schwindet dein angeschwollener Hochmut bereits wieder. Deine Augen werden groß und deine Kehle fühlt sich plötzlich staubtrocken an, während Law dich wieder wie ein Raubtier auf der Jagd fixiert.

„Was wird das?“ , fragst du hüstelnd und die Nervosität kehrt auf einem Schlag zurück. „Ich lehre dich nur dich zu verteidigen.“ , grinst er verschlagen und es lässt dich bitter aufstoßen. Meint er das ernst? Du hast doch nicht die geringste Chance gegen ihn. So unerfahren wie du noch bist … .  Du siehst den Boden bereits abermals knutschen. 

Trafalgar treibt dich bis an deine Grenzen: Er ist gnadenlos, aber er bleibt geduldig mit dir. Zuerst zeigt er, wie du Attacken abwehren oder sie zumindest soweit lenken kannst, dass schlimmere Verletzungen vermieden werden. Ein erfahrener Kämpfer würde gezielt deine Schwachstellen anvisieren und alleine mit einem einzigen Streichzug dich verblutend zu Boden befördern, auch wenn es nur dein Arm sein könnte. Eine grausige Vorstellung. Und es lässt dich stetig in Gedanken versinken, macht dich unaufmerksam und bereits nach wenigen Minuten bist du vom Kopf bis zum Fuß mit einer dicken Staubschicht bedeckt, was darauf zurückzuführen ist, wie oft du Bekanntschaft mit dem Boden machen musstest. Deine Knochen schreien nach einer Pause und in vorausschauender Zukunft siehst du deinen Körper abermals mit neuen, hell strahlenden Hämatomen durch das Lager laufen. 

„ … Pause.“  schnappst du nach Luft und erstickst fast. Aufgewirbelter Staub dringt in deine Lungen, lässt dich Hüsteln, während der Schweiß langsam und ekelhaft deiner Stirn hinunter rinnt. Das Messer liegt irgendwo neben dir vergessen auf dem Boden, als du dich kraftlos einfach auf dem Rücken legst und gen Himmel stierst. Währenddessen spürst du Laws abschätzigen Blick auf dir ruhen und bevor du dich versiehst schiebt sich eine Flasche Wasser in deinem Sichtfeld. Erst verwirrt, dann unendlich dankbar, nimmst du ihm das Getränk ab und trinkst aus gierigen Schlücken mehr als die Hälfte leer. So unsagbar gut fühlst du dich hinterher, auch wenn aufgewärmtes Wasser nicht so gut schmeckt, wie gekühltes aus dem Kühlfach. „Danke.“ 

Deine Atmung beruhigt sich und du lehnst dich erschöpft gegen das verrostete Autogestell. „Du bringst mich noch um, Law.“ , nuschelst du in deinen nicht vorhandenen Bart und beobachtest ihn dabei, wie er sich selber etwas Wasser genehmigt und sich anschließend mit seiner Hand durch das wirre schwarze Haar fährt. Er selber ist ein wenig ins Schwitzen geraten, doch bei ihm sieht es wesentlich humaner aus, im Gegensatz bei dir. Am liebsten willst du mit einer gehörigen Portion Anlauf in den Fluss springen und dir den ganzen Dreck und die Sorgen hinfort waschen. Deine Wangen kribbeln und du kannst dir bereits jetzt Vorstellen, wie dein Gesicht nur so von roten Flecken übersät sein muss. Alles der letzten Anstrengungen zu verschulden und du bist ein wenig neidisch, das der Schwarzhaarige keinerlei Probleme mit der Atmung hat. 

Du siehst wie ein leichtes Schmunzeln sich aufgrund deiner Aussage über seine Lippen verirrt und er kann sich anscheinend nicht verkneifen seinen Senf dazu zu geben. „Das war erst der Anfang. Ein kleiner Schritt zum großen Ganzen.“ Du stöhnst auf, während du ihn ungläubig von unten herauf betrachtest. Alles an ihm zeugt von Amüsement und anscheinend findet er es erheiternd dich leiden zu sehen. Ist er ein Sadist? „Du bringst mich um, sag ich ja.“ Trafalgar sagt dazu nichts, schüttelt lediglich sein Haupt, währenddessen er die Wasserflasche  leert und dein Messer vom Boden klaubt. „Los Aufstehen. Es geht weiter.“ Er reicht dir die Klinge und du verziehst mürrisch deinen Mund, als du sie ihm aus der Hand nimmst und aufstehst. Bereits jetzt kündigt sich ein Muskelkater an und es ist erst Mittag. Wie lange hat Law vor, dich mit seinem Training zu quälen? 

Mit langsamen Schritten begibst du dich zurück in Anfangsposition, drehst das Messer in deiner Hand vorsichtig hin und her, während du Law dabei zusiehst, wie er sich vor dich stellt. Die leere Flasche wirft er einfach etwas abseits vom Spielfeld und gerät in Vergessenheit, als er sich selber zurück in die Grundstellung begibt und eine ernste Maske auflegt. Wenn du ehrlich zu dir selber bist, ist der Gedanke, diesen Mann nicht mehr als Feind zu haben, ganz angenehm. Du willst dir nicht ausmalen, wie es wirklich wäre gnadenlos von ihm angegriffen zu werden. Ohne Reue. Ohne Skrupel. 

 

~


Auch du positionierst dich richtig, wartest angespannt auf seinen Angriff, als sich plötzlich etwas in seiner Mimik zu verändern scheint. Wie in einem Film funkeln seine Augen bedrohlich auf, seine Muskeln spannen sich bis zum bersten an und auch seine Haltung nimmt eine andere Form an. Unbehagen wächst in dir auf und ohne dein zu tun, weichst du einen Schritt zurück. Was ist denn jetzt los? 

„Runter.“ , murmelt er anschließend und verwirrt ziehst du deine Augenbrauen in die Höhe. „Ähm … was?“ „Runter!“ , wiederholt er etwas lauter und prescht auf deine Wenigkeit zu. Völlig überrumpelt keuchst du auf, als er dich mit vollem Körpereinsatz zu Boden reißt und dich mit seinem Gewicht nieder drückt. Für einen kurzen Moment ringst du nach Atem, verlierst deine Orientierung und lässt es blindlings zu, von ihm unter das alte Auto gezerrt zu werden. „Was machst - ...“ „Ruhe.“ Eingequetscht zwischen dem Boden und seinem Körper, presst er seine raue Hand über deinen Mund und signalisiert dir nur mit seinen rasenden Augen, dass du grob gesagt die Klappe halten und still verharren sollst.

Dein Herz pocht wild. Schon alleine wegen seiner verwirrten Reaktion und es dich fuchsig macht, nicht zu wissen, was eigentlich für ein Problem herrscht, als auch wegen seiner plötzlichen Nähe. Trafalgars herber Duft weht dir unverhofft um die Nase und dein Atem beschleunigt sich noch mehr. Wenn das mal nicht einer nahenden Hyperventilation gleicht, dann weißt du auch nicht weiter, als auch schon der Grund für Laws Überfall auftaucht. Schlurfende Schritte stellen deinen Atmung gänzlich ein und du hältst inne, als sich vermehrtes Stöhnen und Keuchen beimischt und Trafalgars Duft sich in etwas beißend verfaultem umwandelt. Du kräuselst deine Nase, während deine Augen panisch die seine aufsuchen. Er erwidert deinen hysterischen Blick, versucht dich alleine dadurch zu beruhigen, was nur mäßig klappen will. Deine Finger krampfen sich in seine Kleidung und du kneifst deine Opalen zusammen, als du Bewegungen aus dem Augenwinkel wahrnimmst. 

In absoluter Stille wartet ihr, bis die mehr als große Horde Zombies an euch vorbei schlürft. Die abscheuliche Geräuschkulisse im Hintergrund währenddessen zerrt an deinen Nerven und es dauert eine ganze, verflixte halbe Stunde, bis auch der letzte Untoter die kleine Lichtung durchstreift und verlassen hat. Es vergehen jedoch weitere Minuten, bis Law es wagt seine Hand um deinen Mund zu entfernen und in die wieder eingekehrte Stille hinein horcht. Bis auf das Zwitschern der Vögel und Rascheln der Blätter bleibt es allerdings ruhig. Dann endlich kommt Bewegung ins Spiel und vorsichtig klettert Law von dir hinunter und verlässt das Versteck. Er hilft deiner zitternden Gestalt ebenfalls hinaus und du musst dich erst einmal setzen, als der Schock und die Angst in deine Beine kriecht und sie sich anfühlen wie Watte, dich in die Knie zwingen. „Verdammt, was war das?“ , flüsterst du und durchwühlst deine Haare. Der Gedanke, ein Zombie hätte euch entdecken können, während ihr von Hunderten umzingelt seid, lässt deine Gesichtsfarbe verblassen. 

„Wie es aussieht haben sie mittlerweile die Städte verlassen.“ Laws Vermutung macht das das Ganze nicht besser. „Wir müssen gehen.“ , hängt er hinterher und zieht dich unverhofft auf die Beine, zerrt dich in den Wald hinein und steuert mit einigen Umwegen auf euer Lager zu. „Was machen wir denn jetzt?“ , fragst du unvermittelt und versuchst angestrengt mit ihm mitzuhalten. Es ist schwieriger als gedacht. Warum hat er auch so lange Beine. „Als erstes werden wir weiter ziehen müssen. Hier sind wir nicht mehr sicher.“ Irgendwie hat sich diese Vermutung bereits in dein Hirn festgesetzt und du bist vollkommen seiner Meinung. 

Als allerdings sich ein Schuss löst und wie eine Essensglocke durch den Wald hinein hallt, ist das Chaos perfekt, und das anfängliche schnelle Laufen wandelt sich ins Rennen. 

Wer hat da geschossen? 

Und warum?

Dead Fourteen _ Aus den Augen ...

 Ärgerlich fuchtelst du die Äste beiseite, während du gleichzeitig versuchst Law nicht zu verlieren, der sich bereits einen Weg durch das Wirrwarr an Bäumen gebahnt hatte. Du erkennst seinen breiten Rücken, nachdem er eilig durch das Dickicht bricht und euer Lager erreicht. Erst einige Sekunden später, willst auch du unbeherrscht auf die Lichtung preschen und in Erfahrung bringen, wer eine derartige Aufruhr herbei führte. Allerdings hast du nicht damit gerechnet, kurz vor deinem Ziel ausgerechnet von Trafalgar zurück gestoßen zu werden und du unsanft im Dreck landest. „Bleib hier!“ , befehlt er harsch, bevor er sich abwendet und auf die Männer zugeht, die sich mittig vom Platz versammelt haben. Überrascht und mehr als überfordert, bleibst du auf dem Boden sitzen, siehst ihm stutzig hinterher, während du krampfhaft einen Blick auf die Situation vor dir erhaschen willst. Du reckst deinen Kopf in den Nacken, krabbelst hinter einem großen Busch und spähst zwischen den Blättern hindurch. Doch sie alle sind dir im Weg. Laws Männer versperren dir die Sicht und du schnaufst zerknirscht über diese Erkenntnis. Was ist denn nur los?

„Na los doch. Her mit dem Zeug.“ , verlangt schließlich eine dir unbekannte Stimme und du horchst auf. Fremde? In eurem Lager? Dein Körper spannt sich augenblicklich an und jetzt möchtest du erst recht wissen und sehen, wer es sich erdreistet euch ausplündern zu wollen. „Ich denke ihr brauchst es nicht mehr, oder?“ Mehreres Klicken ist zu vernehmen und du schluckst, als du daraus das Entsichern vielerlei Schusswaffen ermittelst. Die Begegnung wird hässlich enden, wenn sich jemand quer stellt, das hast du im Gefühl. Aber was sind die Anderen bereit zu tun? Aufgeben und hart erarbeitetes Proviant kampflos übergeben, oder sich einen Blutigen Kampf stellen und deutlich mehr Verluste riskieren?

Sichtlich aufgeregt, kämpfst du dagegen an deine Atmung wieder zu normalisieren, und wagst einen zweiten Blick auf die sich immer weiter hoch geschaukelte Lage. Unvermittelt erkennst du Laws Schwarzen Schopf zwischen deinen Leuten und du beobachtest ihn mit Argusaugen dabei, wie er sich seinen Weg durch die Gruppe bahnt. Du verlierst ihn aus den Augen und du stellst dich ihm an Vorderster Front vor. Wie er sich seinen Gegner stellt und ihn alleine mit seinem Blick erbarmungslos in den Boden stampft. Denn anders kannst du die jetzige Stille nicht erklären und sie zieht sich wie hart gewordener Kaugummi. „Es gibt hier nichts zu holen. Verschwindet einfach wieder und sucht woanders.“ Du setzt dich gerade auf, nachdem seine Stimme den Weg in dein Gehör findet, und nervös beginnst du an deiner Unterlippe herum zu knabbern. Jemand lacht daraufhin unerbittlich und offenbar höchst amüsiert über die schlichte, aber klare Aussage, währenddessen im Hintergrund noch mehr Menschen mit einstimmen. Zuerst zögerlich, am Ende jedoch schallend und laut. Wie viele sind es? Und gibt es noch mehr von Ihnen?

Die angespannte Luft lädt sich weiter auf und du erkennst von deinem Versteck aus, wie sich deine Gruppe schwer zusammen reißen muss, um nicht jeden Augenblick über die Fremden herzufallen. Sie heben ihre Waffen, jederzeit einen Angriff fürchtend, während wirklich niemand es wagt ein Wort gegen die Feinde zu richten, außer Law. Dieser scheint die Schmach, unverblümt Ausgelacht zu werden, wenig auszumachen. Stattdessen wartet er. Lauert, bis der Unbekannte und seine Männer genug haben und ihre unerträglichen Stimmen nach und nach verklingen lassen. „Wirklich Mutig, aber dumm. Willst du sterben?“ , knurrt der Fremde zum Ende hin erbost, offensichtlich angepisst, auf eine Gruppe gestoßen zu sein, die nicht sofort vor ihm kuscht und sich nicht einschüchtern lässt, sich sogar verteidigen wird, sollte es tatsächlich zu Handgemenge kommen. „Nein. Aber jemand wie du sollte wissen, wo sein Platz ist. Sei kein Narr, nimm deine Leute mit und zieh' Leine. Ich wiederhole mich ungern.“

Trafalgars Stimme hat an Schärfe zugenommen und es überrascht dich, ihn überhaupt auf eine so unterbelichtete Frage Antworten zu hören. „Du Arschloch nennst mich einen Narr? Pass auf was du sagst, sonst frisst dein Gesicht schneller Blei, noch bevor du um Gnade winselt kannst.“ Ein zweiter Schuss ertönt unvermittelt und du befürchtest in jenem Augenblick das Schlimmste. Zu deiner Erleichterung jedoch schreit niemand vor Schmerzen auf oder fällt Tod um. Ein Warnschuss, ganz klar. - Und noch ein törichter dazu.

„Erteile mir keine Befehle.“ , zischt nun auch Law sichtlich zornig und Bewegung kommt endlich ins Spiel. Erste Schritte nach vorne werden getätigt, ein leises Raunen geht durch beide Gruppen und die Ersten Beleidigungen und Drohungen werden wie todbringende Flüche den jeweils Anderen an den Kopf geschmissen.

„Verschwindet endlich.“

„Verdammte Dreckssäcke.“

„Legt euch nicht mit uns an.“

„Wir reißen euch eure Ärsche auf.“

Du kannst über eine solch banale Aktion nur den Kopf schütteln und doch weißt du, es steckt viel mehr dahinter. Jeder hat Schiss. Wirklich jeder. Wer nicht mit Waffen umgehen kann, nutzt sein loses Mundwerk, um seine Feinde zu vertreiben. Der nagende Hunger treibt jeden zur Verzweiflung und lässt jeden zur Existenzerhaltung Dummes anstellen. Und wie befürchtet dauert es nicht lange, bis der Erste aus der Reihe tanzt. Ein verzweifelter Schrei durchbricht das wütende, verbale Raufen beider Gruppen und jemand, seitens des Feindes, löst sich aus der sicheren Traube an Männern. Bewaffnet mit einer Bajonett zischt er auf deine Gruppe zu. Unerwartet und völlig außer Kontrolle. „Verdammt, her mit dem Fraß. Dieser Hunger ...“

Du springst hektisch auf, dein Mund zu einem Schrei geöffnet, während deine Leute wild auseinander stoben und einer Verletzung entgegen wirken. Unkontrolliert geriet der Fremde ins Straucheln, nachdem seine Attacke ins Leere griff, und kollidiert kurz darauf mit dem Boden. Hektisch hörst du ihn ein und aus Keuchen, schimpft und flucht laut, während er sich dazu durchringt aufzustehen. Es gelingt ihn nicht wirklich und du beobachtest aus großen Augen dabei, wie ausgerechnet Bepo derjenige ist, der sich dazu herab lässt, diesen jungen Mann am Hemdkragen zu packen und grob auf die Beine zu ziehen. Mit einer einfachen Handbewegung schlägt er ihm die Stichwaffe aus der Hand und schubst ihn kurzerhand zurück in den aufgewirbelten Staub. „Pack mich nicht an.“ , spuckt der Jüngere den Weißhaarigen entgegen und will sich erneut aufraffen.

Doch ein Schuss bereitet sein Handeln ein rasches Ende.

Kurz und Schmerzlos, durchlöchert eine Kugel seine Stirn, während der dazugehörige Körper dumpf zu Boden fällt und reglos liegen bleibt. „Scheiße … „ , murmelst du daraufhin geschockt und betrachtest den Leichnam des jungen Mannes. In Sekundenbruchteil verteilt sich sein auslaufendes Blut um seinen toten Körper und du stolperst mehrere Schritte überfordert zurück. So plötzlich. So unverhofft. Einfach eskaliert.

Starr wandert dein freier Blick auf denjenigen, der den tödlichen Schuss abgefeuert hatte und es überrascht dich eigentlich nicht, den offensichtlichen Anführer dieser Gruppe mit gezogener Waffe auf seinen eigenen Mann zielend zu sehen. Sein Aussehen ähnelt mehr dem eines Heckenpenners und auch der Rest sieht schäbig und herunter gekommen aus. Man merkt den Leuten an, wie sie in der jetzigen Welt leiden und sich nicht zu helfen gewusst haben, sich selbst zu solchen Taten zwingen. Aber jemanden töten, noch dazu aus den eigenen Reihen, aus Gründen, die dir nicht bewusst sind, grenzt nahezu an Irrsinn. Wahnsinnig. - Wie Connor damals. …

„Verdammt, was soll denn der Scheiß?“ , mischt sich Penguin schließlich ein, wirkt aufgebracht  und du kannst es verstehen. „Niemand handelt ohne meine Zustimmung. Er hat seine Lektion gelernt.“ Das Grinsen wirkt ekelhaft und er sieht nicht danach aus, als würde er Reue zeigen. Aber seine Leute … Deutlich erkennt man ihnen an, wie Unwohl sie sich gerade fühlen und sie tatsächlich dazu neigen, auf Abstand zu gehen. Vorbei ist der Streit, zwischen euren Gruppen. Vergessen ist der Proviant, weshalb sie offenbar hier waren und euch bedrohten. Anscheinend dreht ihr Anführer durch und das bereitet ihnen Sorgen. Ob das der Erste unbegründete Tod eines Mitgliedes war? Es macht jedenfalls nicht den Anschein, als würde ihr Anführer tagtäglich auf Menschen schießen und stündlich tyrannisieren.  „Und nun her mit dem Stoff. Na los. … Sonst endet ihr alle, wie dieses Arme Schwein.“

Seine Waffe richtet er geradewegs auf Law, der das Spektakel mit herunter gezogenen Mundwinkel beobachtet hatte, während seine Augen Funken sprühen und sein Schwert bereits gezückt in seinen verkrampften Fingern hält. Seine Haltung ist Angespannt und du erkennst erst jetzt, wie konzentriert er wirklich seinen Gegenüber taxiert. Er wartet ab. Eine falsche Bewegung und Trafalgar würde nicht länger Zögern. - Das hat er schon eindeutig zu lange getan und die Situation dadurch weiter hoch gepuscht.

„Und wenn wir schon dabei sind zu teilen … . „ beginnt der Mann grinsend, lässt den Lauf seiner Waffe durch die Reihen wandern und du stockst sichtlich, als er unverhofft auf deine Wenigkeit zeigt. „Die Kleine nehme ich auch gleich mit. … Wo hast du dich denn versteckt? Ich hatte schon lange keine Frau mehr.“ Du verziehst angewidert das Gesicht, greifst nach deiner Waffe und entsicherst sie, während gleichzeitig der Wunsch in dir aufkeimt, ihm sofort das dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Aber deine noch immer vorhandenen Hemmungen, auf einen lebendigen Menschen zu schießen, zu verletzen, gar zu töten, lassen deine Bewegungen erstarren. Deine Pistole bleibt gesenkt, und nur deine Augen sollen den Anschein wahren, dich verteidigen zu wollen, sollte es dazu kommen. Du musst entschlossener wirken. … Sei nicht schwach. Zeig dem Feind deine Stärke.

Wie Trafalgar es dir auftrug, es von dir verlangte und noch immer tut.

 

~


„Nicht so schüchtern. Dreh dich doch Mal. … Ein wenig zu klein, aber was nimmt man nicht alles, für ein wenig Befriedigung.“ Deine Zähne krachen beschämt aufeinander und du unterdrückst das Bedürfnis ihm haltlose Verwünschungen entgegen zu brüllen. Wie redet er mit dir? Er spricht von dir, wie ein notdürftiges Übel.

„Ich glaube du hast wohl zu lange in der Sonne gelegen. Wag es nicht, sie anzupacken.“ , brüllt Penguin wutentbrannt in seine Richtung, ehe seine Opalen die deine gefangen nehmen und er seine Hand ausstreckt, dir dadurch signalisiert, nicht länger alleine im Hintergrund zu stehen und du Schutz zwischen deinen Leuten suchen sollst. „Komm endlich her.“ , fordert er dich auf und du nickst eifrig, setzt nach vorne und willst dich zwischen Jacob und Shachi positionieren. Doch der Unbekannte lässt es nicht zu. Er schießt auf dich, verfehlt dich nur knapp und du erbleichst aufgrund seines Angriffs. Die Kugel landet im Boden, wirbelt etwas Staub auf und du stolperst erschrocken zurück, während du gleichzeitig hektische Bewegungen aus dem Augenwinkel ausmachen kannst. „Nein, hier geblieben. Wir werden viel Spaß haben.“

Der Fremde stürzt sich in deine Richtung, die Hand nach dir ausgestreckt, während ein jeder durch seine unerwartete Reaktion in Bewegung gerät. Penguin hechtet auf dich zu und Shachi schreit dich an, brüllt dir irgendetwas entgegen, bevor sie beide von den Handlangern aufgehalten werden. Trotz der Zweifel in der Gruppe folgen sie ihrem Anführer und gehen zum  Angriff über, prügeln sich mit den Anderen, raufen sich. … Das Chaos beginnt und droht zu eskalieren. Noch mehr, als ohnehin schon.

Doch noch bevor die ersten ernsthaften Verletzungen entstehen, nimmt die begonnene Prügelei ein jähes Ende. Deine anfänglichen Befürchtungen werden wahr, Trafalgar nicht länger untätig stehen zu sehen, sollte der Fremde durchdrehen. Seine Schnelligkeit ist beachtlich, sein präziser Streichzug mit der Klinge tödlich und blutig. Dir mangelt es an Worten, zu beschreiben wie grausam qualvoll, das Schwert sowohl Haut, Arterien und Muskeln am Hals durchtrennt. Das Blut quirlt in Strömen aus der aufgeschnittenen Kehle, während der Blick des Mannes vor Unglauben und Schmerz sich in dein Gehirn manifestiert. Damit hat er nicht gerechnet. Du auch nicht. … Niemand hat es.

Röchelnd versucht der noch lebende Mann sich die Wunde zuzudrücken, fällt gleichzeitig auf die Knie und lässt seine Waffe fallen. Seine Bewegungen wirken fahrig, im Angesicht des ihm nahenden Todes und die anschwellende Panik macht es nur schlimmer, verlässt sein Blut nur noch schneller seinen immer kälter werdenden Körper. Hektisch suchen seine Augen die deine, finden stattdessen aber nur Trafalgars Sturmgrauen Blick, als er sich vor dich stellt, bevor der sterbende Mann sich abwendet und mit letzter Kraft versucht davon zu kriechen.

Seine Gruppe sieht ihm dabei zu, entfernen sich jedoch ängstlich und unsicher, als sich ihr Anführer ihnen zu nähern versucht und stumm um Hilfe bittet ihn zu retten. Aber niemand rührt sich. Keiner tut es. Eine Reaktion die er nicht erwartet hat, schließlich ist er der Chef. Die Mimik verzerrt sich zu einer wütende Fratze, die Hand zu einer Predigt erhoben, allerdings verlassen nur keuchende Laute seinen Mund, bevor er Augen verdrehend umkippt und die letzten Zuckungen seinen Körper schütteln. Alleine bei diesem Anblick kehren einige seiner Leute ihm bereits den Rücken zu, fliehen und lassen ihn sterbend zurück. Andere jedoch bleiben, beobachten, wie er seinen letzten, blutigen Atemzug tätigt und unangenehme Stille sich über das durcheinander geratene Lager legt.

Du schließt die Augen, atmest tief ein und schlägst die Hände über deinen Kopf zusammen. Unbewusst versteckst du dich hinter Laws breiten Rücken, schirmst dich vor den Anderen ab und versuchst das Zittern in deinen Gliedern unter Kontrolle zu bringen. Wieder ist ein Mensch vor deinen Augen gestorben. Dieses Mal jedoch mit jeder sich dargebotenen Einzelheit. Du hast alles gesehen. … Einfach alles. Diesen Schock musst du erst einmal verdauen, weshalb du es ignorierst, wie Law dir einen nicht zu deuten wissenden Blick entgegen wirft. Du sollst dich zusammen reißen, zumindest in diesem Augenblick. Dabei willst du nichts anderes, als genau das. Es ist nicht leicht und der schwierigste Part vom Ganzen. Die Fähigkeit zu Vergessen und zu Verdrängen. Weshalb du Trafalgars stechenden Blick in diesem Moment nicht ertragen kannst und seine Angewohnheit alles zu analysieren zu hassen beginnst. Vor allem, wenn es dich betrifft.

Soll er seine Weisheiten jemanden anderes predigen, aber jetzt soll er dich damit in Ruhe lassen. Schließlich musst du einen Mord verdauen, während der Täter direkt vor dir steht und du mit ihm und seine Gruppe umher reist. Ironie Pur.

 

~


„Verschwindet, wenn ihr nicht auch dort liegen wollt. Das ist meine letzte Warnung“ , vernimmst du Trafalgars hart ausgesprochene Aufforderung, nachdem er sich endlich abwendet und sein Blick dich nicht länger gefangen hält. Viele kommen ihm nach, ist die Angst Trafalgars Wut weiter auf sich zu ziehen und am Ende am eigenen Leib zu spüren, einfach zu übermächtig. Sie würden verlieren. Zumal sie jetzt deutlich in der Unterzahl sind. Keine Chance auf einen Sieg, das wird auch ihnen bewusst.

Während deine Leute dabei zusehen, wie die Feinde nach und nach von dannen ziehen und wie getretene Hunde flüchten, hast du es mittlerweile geschafft deinen Puls zu beruhigen und verstaust deine inzwischen wieder gesicherte Pistole am befestigten Holster am Gürtel. Deine Augen wandern über das ins Chaos geratene Lager, doch erst das Knacksen mehrere zertretener Äste lassen dich aufsehen. Das Stimmengewirr im Hinterkopf ignorierend, wirkt dein Blick starr und müde, im Angesicht dessen, wie viele Todesängste du und die Anderen bis gerade eben noch durchstehen musstet, und beobachtest den nahe gelegenen Wald. Bis auf unzählige Bäume und dichten Geäst, sticht nichts außergewöhnliches hervor und du bist gewillt zu glauben, sich die Geräusche nur eingebildet zu haben. Bevor du dich allerdings gänzlich abwendest und du deinen Freunden dabei helfen möchtest, die vorherige Ordnung zurück zu bringen und aufzuräumen, schiebt sich ein blasser Körper in dein Sichtfeld.

Die bis eben aufgehobene leere Wasserflasche rutscht aus deinen Händen und dein angeschlagenes Herz findet heute keine Ruhe mehr, so oft, wie es heute aussetzen musste. „Scheiße …“ , murmelst du fassungslos und beginnst atemlos die Untoten zu zählen, die sich holprig einen Weg durch die Bäume schlängeln. Bereits nach dem Fünften Zombie hast du es aufgegeben weiter zu zählen, denn es werden gefühlt immer mehr.

Der Lärm!  … Die riesige Horde …

Ihr habt sie her gelockt! Sie haben kehrt gemacht und euch entdeckt. „Law!“ , schreist du aufgewühlt und machst kehrt. Mittlerweile hatte er sich von dir entfernt, erteilt Aufgaben und fordert auf die Leichen verschwinden zu lassen. Alarmiert sieht er jedoch auf, als du laut seinen Namen brüllst und er dich auf ihn zu preschen sieht. Aber du musst nichts erklären.

Er erkennt das Problem selber, in jenem Moment, wo du bei ihm angekommen bist.

Und dieses Mal könnt ihr euch nicht verstecken. Es ist zu spät um rechtzeitig zu reagieren, als die Ersten Zombies aus dem Wald torkeln und euer eben erst verteidigtes Lager überfallen. Die Schüsse fallen und die Munition wird bis zur Erschöpfung aufgebraucht. Sie drängen euch zurück und du verlierst jeden aus den Augen, der sich bis dato noch in deiner Nähe befunden hatte. Du siehst nur tote Leiber und der Geräuschpegel hat einen Punkt erreicht, der dich Irre werden lässt. Du musst sie wieder finden. Deine Gruppe.

Penguin und Shachi.

…. Law.

Du darfst sie nicht schon wieder verlieren.

Dead Fifteen - In die Falle getappt

 Fünf Kugeln im Magazin und ein kleines, vermaledeites Messer, dienen dir zum Schutz gegen die Untoten. … Das Problem? Zum einen reicht der Vorrat nicht aus, sich gegen die unzähligen Feinde zu verteidigen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, dir querfeldein durch den Wald zu hetzen. Des weiteren mangelt es dir an ordentlicher Handhabung, der beiden tödlichen Waffen und die Fähigkeit des genauen Zielens. Was bringt es dir, endlich den Mut gefasst zu haben, Zombies zu töten, wenn du schrecklicher weise nicht triffst? Du trauerst die Kugel hinterher, die du nervös schluckend und höchst überfordert, abgeschossen hattest und  im Torso eines Toten, von nun an verdammt ist, im Körper steckend zu vergammeln. Pure Verschwendung von wichtiger Munition. Wie frustrierend.

Du hast das Gefühl, dein rasselndes Keuchen übertönt die Leid plagenden Laute der Zombies um Längen und eigentlich sollst du im Stande sein, deine Verfolger abzuhängen. Schließlich bist du sowohl schneller, als auch wendiger. Nutze deine Umgebung zu deinem Vorteil, erinnerst du dich an Trafalgars zuvor gut gemeinten Rat. Klappt nur nicht besonders gut, wenn deine Feinde dir aus jeder erdenklichen Richtung entgegen torkeln und dir stetig deine Fluchtmöglichkeiten abschneiden. Du schnaufst abgehetzt und gibst merkwürdige Töne von dir, als du hektisch eine Drehung um einen dicken Baumstamm vollführst und wieder in die entgegengesetzte Richtung jagst, nachdem dir gleich mehrere Untote plötzlich gegenüber standen, die Hände bereits gefährlich Nahe vor deinem Gesicht wedelnd. Hättest du nicht rechtzeitig reagiert, siehst du dich bisweilen unter ihnen auf dem Boden wieder, zerfleischt und nach und nach aus dem Leben scheidend.  

Ein Schauer rinnt deinen Rücken hinab, während der Schweiß auf deiner Stirn perlt. Währenddessen hörst du im Hintergrund, die hin und wieder abgefeuerten Schüsse deiner Freunde. Du siehst sie nur nicht. Dennoch müssen sie in unmittelbarer Nähe sein, schließlich ist eure Gruppe keineswegs klein gewesen, auch wenn die Fremde Gruppe vor einigen Minuten zuvor, wesentlich mehr an Manneskraft verfügt haben. Auch wenn man sich in den letzten Momenten noch die Köpfe einschlagen wollte, gegenseitige Unterstützung gegen die wahren Feinde wäre hilfreicher gewesen und vielleicht konnte man sich irgendwie Arrangieren. … Vielleicht.

Mittlerweile müssen sie meilenweit geflohen sein, denn leise seid ihr nicht gerade. Man kann sich schon denken, wer sich mit wem einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod liefert. Hoffentlich ist noch immer niemand zu Schaden gekommen und ihr alle findet wieder recht bald zusammen. Besonders Shachi und Penguin sind dir mittlerweile ans Herz gewachsen und du würdest Lügen, nicht heftig zu trauern, sollte ihnen irgendwas geschehen sein. … Merkwürdigerweise aber auch bei Law und Bepo, wenn nicht ganz so heftig, wie bei deinen ersten Begleitern, nach dem Ausbruch der Apokalypse. … Kurios.

 


Erneut weichst du verfaulten Extremitäten aus, hast mittlerweile angefangen deine unbekannte Umgebung genauer ins Visier zu nehmen und findest schlussendlich immer häufiger Schlupflöcher zwischen den Reihen der Untoten. Die Zombies verlieren dich, ob kurz oder lang, aus den Augen und nur noch vereinzelt treten sie dir gegenüber. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Flucht, treibt dich weiter an und schließlich wechselst du von deiner Fernkampfwaffe zurück zu deinem Messer. Verkrampft liegt sie in deiner Hand und doch hältst du den Griff derart eisern zwischen deinen Fingern fest, dass deine Knöcheln bereits weiß hervor treten. Der Gedanke daran die Klinge zu verlieren, aus dem Grund, weil du zu locker an die Sache heran gegangen warst, lässt dich bitter aufstoßen und du willst es gar nicht erst zu diesen Fehler kommen lassen. Deine restliche Munition zu verballern bringt dir ebenfalls nicht viel, weshalb du es gar nicht mehr in Erwägung ziehst unnötige Löcher bei den Untoten zu hinterlassen und der Schaden sie nicht einmal zu Fall bringen würde. …

Ironischer weise bist es allerdings du, die plötzlich das Gleichgewicht verliert und du dich in Sekundenbruchteil auf dem Boden wieder findest. Scharf ziehst du die Luft ein, als du das Brennen auf deiner Haut spürst und du, noch befangen vom Sturz, auf deine Schürfwunden stierst, die du dir anschließend hinterher hinzuziehen musstest. Bis ein unheilvolles Klicken deine Aufmerksamkeit erregt.

Du hebst deinen Kopf, rechnest mit einem weiteren fremden Mann, der deinen Tod herbei sehnt oder die Untoten deinen ungewollten Sturz zunutze machen und dich angreifen, als du etwas gänzlich anderes auf dich zukommen fliegen siehst. „Shit...“ , fluchst du unschicklich laut, schmeißt dich der Länge zurück in den Dreck und spürst den heftigen Luftzug an deinen Haaren zerren, als der Baumstamm, gespickt mit Nägeln und spitzen Pfählen dich nur knapp verfehlt. Der Schock sitzt tief und dementsprechend berauscht beobachtest du die offensichtlich aufgestellte Falle wie hypnotisiert beim auspendeln.

Es hätte dich treffen können. … Dich regelrecht in deine Einzelteile zerschmettert, dich durchlöchert, wie Schweizer Käse. …  

Dir bleibt jedoch keine Zeit zu sinnieren, was alles hätte passieren können, als du bereits aus dem Augenwinkel einen heran nahenden Untoten erkennst und du schnellstmöglich deine Fassung zurück erlangen musst. „Wenn, dann alles auf einmal … „ , nuschelst du, bevor du dich zur Seite drehst, aufstehst, sobald du sicher bist nicht doch noch von der Falle getroffen zu werden und stürmst weiter davon, begleitet von der bereits an dir nagenden Frage, wer sie überhaupt inmitten eines Waldes aufgestellt hatte? Vor allem Wieso? - Wahrscheinlich für die mehr als offensichtliche Gefahr, den Untoten. Doch wer gibt dir die Gewissheit, das es so wäre?

Deine Knie fühlen sich weich an und auch der Schock möchte nicht so schnell abklingen, wie du es gerne gehabt hättest. Schließlich wird man nicht jeden Tag von einer tödlichen Falle überrascht. Schon gar nicht in diesem Format. So groß, so gefährlich und absolut tödlich gewesen. Wer immer sie aufgestellt hatte, ist mit bedacht vorgegangen und wusste was derjenige tat. Noch ein Verrückter? Oder einfach nur ein sehr kluger Überlebender? Merkwürdigerweise verspürst du allerdings nicht das Verlangen danach denjenigen jemals über den Weg zu laufen, stattdessen aber lieber einen riesigen Abstand zwischen euch vorziehst. Dein Misstrauen wächst von Tag zu Tag mehr und so langsam verlierst du den Glauben daran, jemals wieder das Gute in den Menschen zu sehen. Dafür haben sie dir mittlerweile mehr als nur zu oft das Gegenteil bewiesen. Traurigerweise … .

Seid wahrscheinlich einer guten halben Stunde rennst du nun durch das dichte Unterholz und auch wenn die Erkenntnis bitter schmeckt und du dir dafür in den Arsch beißen willst, so hast du dich hoffnungslos verlaufen und findest nicht mehr zurück zu deinen Leuten. Das laute Tosen der abgefeuerten Schüsse klingelt nach wie vor laut in deinen Ohren und doch hast du das dumme Gefühl sie kommen aus jeder dir erdenklichen Richtung. Läufst du im Kreis? - Nein. … Oder doch?

Mittlerweile spürst du die Erschöpfung an dir nagen, doch der ein oder andere Zombie verhindert erfolgreich eine kleine Verschnaufpause, weshalb du dich regelrecht dazu zwingen musst stets weiter zu laufen. In Richtungen, die vielleicht sogar die falschen sein können. Du entfernst dich wahrscheinlich mehr vom Lager, als dass du dich näherst. Es ist doch zum Haare heraus reißen. „Verdammte Kacke.“ , fluchst du laut, während du missmutig stampfend eine halbhohen Felsen umrundest. Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Männern, wenn du dich nur noch Fluchen und Meckern hörst. Anders jedoch wüsstest du nicht, wie du deinen Frust loswerden könntest. Verrückt genug gegen irgendetwas einzuschlagen bist du nicht. … Noch nicht jedenfalls.

Vorsichtig siehst du dich um, während du einen günstigen Moment der kurzatmigen Ruhe ausnutzt, um dir einen Pferdeschwanz zu binden. Deine wilden, verschwitzten Haare stören dich einfach nur noch, behindern dich und rauben dir teilweise sogar die Sicht. Und die brauchst du von allen Dingen am dringendsten. Denn ohne einem klaren Blick wären dir die weißen Haare nicht aufgefallen, dessen dazu gehöriger Körper damit zu kämpfen hat, einen Untoten von sich zu stoßen und mit einem gezielten Kopfschuss zu eliminieren. Er ist soweit entfernt, von Bäumen halbwegs verdeckt und doch hast du ihn erspäht. - Bepo! Alleine und deutlich von den Strapazen mitgenommen, kämpft er genauso um sein einziges Leben, wie du es in der letzten verflucht langen Zeit getan hattest. Die Erleichterung ihn Leben zu sehen und von nun an nicht mehr alleine zu sein, durchströmt deinen hitzigen Körper, während du deine Arme in die Luft hebst und winkst. Tief holst du Luft, bereit laut seinen Namen zu rufen, ihn auf dich aufmerksam zu machen und ihr beide von nun an als Team agieren könnt, um zurück zu den anderen zu finden.

Ein heftiger Schlag auf deinen Hinterkopf verhindert dein Vorhaben jedoch ganz schnell. …

Stöhnend verlierst du deine Orientierung, taumelst nach vorne, während der Schmerz sich explosionsartig verbreitet und deine Sicht trübt. Verwirrt und orientierungslos hältst du dir die betroffene Stelle, fühlst wie das unheilvolle Blut deine Hand benetzt, bevor du auf die Knie stürzt und zur Seite kippst. Deine Atmung beschleunigt sich wie von selbst, wirkt in den Augen anderer flach und unregelmäßig, während du in deinem benommenen Zustand dagegen ankämpfst nicht das Bewusstsein zu verlieren. Deine Lider flackern und nur vage erkennst du ein Fußpaar vor deinen sich immer wieder verdunkelten Augen. Du hörst das Laub unter den fremden Schuhen rascheln, als derjenige sich hinunter beugt, deine Waffen an sich nimmt und einfach in einen nahe gelegenen Busch wirft, sie außer deine Reichweite befördert und dich somit unweigerlich in noch größere Schwierigkeiten manövriert.

Vorsichtig versuchst du dich auf den Rücken zu drehen, während du gleichzeitig einen Blick auf das Gesicht desjenigen erhaschen willst, dem du deinen jetzigen Zustand zu verdanken hast. Allerdings kannst du nur die große Rückenansicht des Unbekannten betrachten, als er sich umwandte, deinen rechten Fuß packt und deinen Körper über den Boden schleifend hinter sich herzieht. Stöhnend hinterlassen deine Fingernägel erdige Striemen im Boden, bei dem Versuch ihn beim weiter gehen zu hindern und dich wahllos zu verschleppen. Das Einzige jedoch was du dadurch bezweckst sind abgebrochene blutige Fingernägel.

Fahrig blickst du hilfesuchend zurück und hältst Ausschau nach Bepo, der sich mittlerweile ein  beängstigendes gutes Stück weiter von dir entfernt hat und die entgegen gesetzte Richtung anpeilt. So nahe und doch so fern! Von einem Instinkt gesteuert streckst du deine Hand nach ihm aus, in der Hoffnung ihn zu ergreifen und ihm beim weiterlaufen zu hindern.

„Bepo … „ , klingt deine Stimme kratzig, doch laut genug, dass auch dein versuchter Totschläger deinen brüchigen Versuch, nach Hilfe zu schreien, vernimmt und über seine Schulter zu dir hinunter blickt. Braune Augen starren dich nieder und ein buschiger Bart kann beinahe erfolgreich seinen mürrischen Zug verstecken, aber du erkennst ihn trotzdem. „Lass mich gehen. … „ , forderst du in einem Anflug an Verzweiflung und beginnst in langsamen Bewegungen dich gegen seinen Schraubstock ähnlichem Griff zu winden. „Dafür habe ich keine Zeit.“ , hörst du ihn stattdessen aber brummen, bevor er sein Griff befestigt und die Schritte beschleunigt. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, denkst du dir verbittert.  

Dein Oberteil rutscht weiter in die Höhe, legt deine blanke Haut frei und stöhnend spürst du den rauen Untergrund über deinen Rücken schaben. Ein spitzer Stein ritzt eine feine Spur durch dein Fleisch und keuchend streckst du deinen Oberkörper in einen Hohlkreuz, um die unschöne Berührung zu unterbinden. Der Dreck jedoch verteilt sich nur allzu gerne danach in die feine Verletzung, was ein unangenehmes Brennen verursacht und dich wimmern lässt.

Deine Bewegungen werden kräftiger, als auch dein anfänglicher Schwindel nach und nach verfliegt und nur ein dumpfes Pochen im Hinterkopf dich darüber informiert ein kleines Loch im Schädel zu haben. Deine Gedanken rotieren und allmählich wächst die Wut in dir, die antreibende Angst, die jeden zum Handeln bewegt. Dafür hat Law dich doch trainiert? Wehr dich doch endlich! - Ja, und wie du das solltest.

„Loslassen!“ , brüllst du auf einmal, holst mit deinem Fuß aus und beginnst auf seine klammernden Finger einzutreten. Zischend erkennt er deinen wachsenden Mut und stoppt in seinem Gang, lässt dich los und beugt sich zu dir hinunter. „Fass mich nicht an.“ , spuckst du ihm entgegen, ballst deine blutigen Hände zu kleinen Fäusten und zielst auf seinen Gesicht. Deine Attacke jedoch ist vorhersehbar. Der Unbekannte blockt deine Fäuste ab, lenkt sie stattdessen zur Seite und holt seinerseits aus. „Ich sagte doch, dafür habe ich keine Zeit.“ , spricht er murrend zu dir hinunter, als seine flache Handfläche deine Wange traf. Im Gegensatz zu Connors schlag damals, ist seiner schon irrwitzig und dennoch betäubt er deine Sinne für einen kurzen Moment und befördert dich schleunigst zurück in deinen vorherigen benommenen Zustand.

Erneut packt er deinen Knöchel, geht seines Weges mit dir weiter, während er den Fehler kein zweites Mal begeht und den anderen Fuß gleich ebenfalls ergreift. Deinen Bewegungen halbwegs beraubt worden, spürst du wenig später, statt eines unebenen Untergrunds, etwas glattes über deine Haut fahren und du erkennst aus halb geöffneten Augen eine Straße, die sich vor euch erstreckt. Ihr seid aus dem Wald raus und erst als er etwas um deinen rechten Knöchel bindet und dich danach plötzlich frei gibt, siehst du das funktionierende Auto neben euch parken. Wenn er es schafft, dich darin hinein zu verfrachten, ist die Chance mehr als nur gering jemals von den anderen gefunden zu werden, weshalb du die Chance nutzt taumelnd aufzustehen und davon zu rennen, als der Fremde eindeutig zu ruhig nach den Autoschlüsseln sucht. Das Adrenalin hilft dir einen doch recht weiten Abstand zwischen euch zu bringen, bevor du ihn aufstöhnen hörst und er dir etwas hinterher brüllt. „Lauf doch nicht weg.“

Erwartet er von dir, das du tatsächlich stehen bleibst? Wie töricht und doch scheint er eine derartige Flucht bereits voraus geahnt zu haben. Denn ein plötzlicher Schmerz, angefangen bei deinem rechten Bein, lässt dich in deinen Bewegungen verharren und aufschreien. Du wirst in die Knie gezwungen, während sich der Wellenartige Schmerz durch deinen gesamten Körper jagt und dich zum Beben bringt. Vergleichbar wie Strom. …. Er hat dich unter Strom gesetzt, dieser Dreckssack!

Du siehst Sterne vor deinen Augen tanzen und nun völlig deiner Kräfte beraubt bleibst du keuchend und geschafft auf dem Boden liegen, während du im Hintergrund vernimmst, wie sich der Totschläger nähert und es anscheinend für ermüdend hält dich aufzuheben. Lieber scheint er es zu genießen seine Opfer hinter sich her zu schleifen. „Du vergeudest nur meine Zeit damit. Lasse es lieber, wäre besser für dich.“ , spricht er zu dir, wie ein tadelnder Vater, während du das öffnen des Kofferraumes vernimmst und du regelrecht hinein geschmissen wirst, wie ein Sack Kartoffeln. Laut donnert er die Tür zu und entfernt sich wieder, bevor du eine weitere Tür zuschlagen hörst, der Motor gestartet wird und der Wagen sich von der Stelle bewegt. Müde schließt du deine Augen, spürst die ersten Tränen deine Netzhaut verbrennen, bevor sie unaufhaltsam deine Wangen hinab fließen. Zittrig schlägst du deine Hand vor dem Mund, unterdrückst die Schluchzer, die sich einen Weg hinaus bahnen möchten und rollst dich zusammen.

Wohin wird er dich bringen und was hat er genaues mit dir vor? Er hat keine Zeit, hat er gesagt. Aber wofür? Und welche Rolle sollst du dabei spielen?

Dead Sixteen - Versuchsobjekt

 Unruhig wirst du im Kofferraum hin und her gewiegt, während du der leisen gedämpft klingenden Musik lauscht, die die unerträglichen Stille einen gehörigen Dämpfer verpasst. Merkwürdigerweise hilft dir die hell klingenden Stimme einer Frau dabei, nicht dem Wahnsinn zu verfallen, weshalb du es dir zur Aufgabe gemacht hattest, dich nur darauf zu konzentrieren und die Augen fest verschlossen hältst. Sehen tust du in der herrschenden Dunkelheit ja doch nichts.

Nur nicht einschlafen, denkst du dir dabei erschöpft, während das Knibbeln an deinen Fingern, dich dabei tatkräftig unterstützt. Zusätzlich nagst du verbittert an deiner Unterlippe und erst die abklingende Melodie, des sich zu Ende neigenden Liedes, lässt dich inne halten, wie auch das Auto, welches in just dem Moment zum stehen kommt und der brummende Motor abgeschaltet wird. Du wirst hellhörig, somit aber kehrt auch deine schreckliche Nervosität zurück, als du das zuschlagen der Autotür vernimmst, Schritte sich deinem kleinen Gefängnis nähern und anschließend geöffnet wird.

Das daraufhin hinein scheinende Licht, blendet dich für mehrere Sekunden, währenddessen deine Schultern klammernd ergriffen werden und du beinahe herrisch heraus gezogen wirst. „Na los, beeil dich.“ Unelegant landest du ächzend auf deine Füße und du kämpfst frustriert gegen dein strauchelndes Gleichgewicht an, bevor du sogleich von ihm weiter ins Ungewisse mit gerissen wirst. „Wohin gehen wir?“ , traust du dich schließlich zu fragen, als dir der Ort keinen genauen Ausschluss darüber gibt seine Pläne zu durchschauen. „Geht dich nichts an.“ , antwortet er dir kurz angebunden und schubst dich plötzlich vor sich. „Schneller.“

Drängend wirst du weiter nach vorne gehetzt und du gibst dir sichtlich Mühe, seinem Befehl nachzugehen, im hoffendem Glauben ihn dadurch nicht weiter zu reizen und er dir nicht wieder einen elektrischen Schlag verpasst. Derweil siehst du dich genauer um und deine Unsicherheit wächst ins Unermessliche, als du nur wenige Meter vor euch einen alten, verkümmerten Drahtzaun erblickst, dessen Sinn und Zweck du erst verstehst, als der Fremde dich unwirsch durch eines der unübersehbaren Löcher schiebt und ihr daraufhin einen wild umwachsenden Pfad folgt. Ein mit Moos überzogenes Schild lässt in dir eine Vermutung aufkeimen, wohin er dich zu verschleppen droht und doch erschließt sich dir nicht, wieso er ausgerechnet einen derartig zurückgelassenen Ort aufsucht, wenn es wesentlich sichere Aufenthalte in der Welt gibt, als diesen hier. The Pool is Open, prangen dir die großen schwarzen Buchstaben entgegen und noch während du bereits an der ersten, wahrscheinlich mittlerweile untauglichen Sonnenliege vorbei läufst und ein in Orange verblasster Schwimmreifen deinerseits unbeabsichtigt weg getreten wird, siehst du die große Schwimmhalle an der nächsten Abzweigung vor dir aufragen.

Alt, verkommen und in Vergessenheit geraten.

Unschöne Schmierereien und Graffiti zieren die blass blauen Außenwände, während die vielen verglasten Scheiben bereits Vandalen zum Opfer fielen und eingeschlagen wurden. Müll, Abfall, gar um sich geschmissene Möbelstücke vergammeln im trocken gelegenen Außenbecken, währenddessen du dir tatsächlich einbildest den stets penetranten Geruch von Chlor zu riechen. So vertraut. Und dennoch nur eine grobe Einbildung deiner letzten verbliebenen Erinnerungen an derartiges Vergnügen im Wasser.

Ihr passiert den großen Springturm und die Einsturz gefährdet aussehende Rutsche, bevor ihr über einen, mit Lücken versehenden Fliesenboden zum Terrassen Eingang wandert. Wild wachsende Efeuranken werden vom ihm herrisch zur Seite gestoßen, während dir die gleiche Prozedur zuteil wird und du unvoreingenommen plötzlich in die großen Halle stolperst, der Mittelpunkt des gesamten Gebäudes. „Nicht trödeln.“ , wiederholt der bärtige Mann sich schroff und wirft dir einen mahnenden Blick über die Schulter zu, als er dich dabei erwischte, wie du sehnsüchtig zurück, durch den Vorhang aus Pflanzen, in die Freiheit schaust. Der Gedanke jederzeit zu fliehen, nimmt stetig überhand, doch das drückende Gewicht an deinem Knöchel verhindert eine Flucht dieser Art. Dein Körper fühlt sich immer noch taub an, wenn du daran zurück denkst, wie der wenig kitzelnde Strom durch deine Glieder fuhr. Es hat dir schlichtweg jede Energie geraubt, die dir dein Körper bereit war zur Verfügung zu stellen. Dieses Erlebnis möchtest du so schnell kein zweites Mal erleben, gar spüren.

Im Gebäude wirkt der gigantische Raum wesentlich dunkler und die Atmosphäre spricht für sich: Unheimlich, beängstigend still und deutlich vermodert. Ausgetrocknete Blätter wurden vom Winde hinein getragen und bedecken einen großen Teil des Bodens, ebenso das riesige Becken im Zentrum. Weswegen deine raschelnden Schritte dir unsagbar laut vorkommen, im Angesicht dessen, wie unberührt alles in deinen Augen erscheint. …

 


Unerwartet bleibst du stehen, vermagst keinen weiteren Schritt zu tätigen.

Was tust du hier eigentlich?

Lässt du es tatsächlich freiwillig zu, entführt zu werden, um mögliche Schmerzen und Qualen zu umgehen? Du kannst deinen Entführer nicht einschätzen, tust dich damit sehr schwer sogar. Er spricht selten, bleibt stets schweigsam und diskret, währenddessen ihm seine Zeit kostbar zu seien scheint. Wie auch jetzt, als der Mann bemerkt, das du stehen geblieben bist und darüber ziemlich ungehalten reagiert. „Mädchen, zum letzten Mal: Wir müssen uns beeilen.“ Seine Stimme nimmt einen tiefen Bariton an, knurrt beinahe in deine Richtung und stampft auf dich zu, die Hände zu Fäusten geballt. Die große Statur, die er leider verkörpert, ist einschüchternd, erst recht mit einer rasenden Mimik, wie das seine. Ohne Waffen und kaum nennenswerte Nahkampf Erfahrung schaltet sich dein Fluchtinstinkt ein und du machst hektisch kehrt, als er nach dir zu greifen versucht. Die Angst im selben Augenblick einen weiteren elektrischen Schlag zu befürchten, beflügelt deine Gedanken aufs Neue, als er jedoch deine Arme zu packen bekommt und dich zurück zieht.

Du stolperst aufgrund seiner herrischen Art gegen seine Brust, prallst dagegen ab und drohst plötzlich auf dein Gesäß zu fallen. Er schafft es allerdings dich rechtzeitig aufzufangen, hievt dich in deinem paralysierten Zustand aber auf seine Schulter und steuert zielgenau auf eine Tür zu, mit einer weiblich rosafarbenen Figur darauf abgezeichnet. Die Umkleidekabinen, denkst du dir verwirrt panisch und beginnst endlich dich gegen seinen harten Griff zu wehren. Du bist eine gute lange Zeit still geblieben. Noch länger kannst du nicht untätig bleiben und auf deinen eigenen Tod warten, der sich vielleicht hinter dieser Tür befinden mag. Das gönnst du diesem Penner nicht.

„Scheiße. Was wollen Sie eigentlich von mir?“ Wild prügelst du auf ihn ein, ziehst ihm an den Haaren, lässt deine Fingernägel über jede beliebige frei gelegte Haut fahren, die du zu finden gedenkst und beschimpfst ihn aufs übelste. Ausdrücke und Flüche entfleuchen aus deinem Munde, die du nie zu wagen geglaubt hast auszusprechen. Er reagiert darauf, keine Frage. Leider eindeutig zu heftig, als du vielleicht gehofft hattest.

„Verfluchtest Weib, halt endlich still.“ Die Tür der Umkleide wird laut donnernd aufgestoßen und mit Schwung wirst du von ihm in die nächst gelegene Dusche geworfen. Ächzend und Stöhnend knallst du auf die Fliesen, sowohl an der Wand, als auch auf den Boden. Deine mittlerweile angetrocknete Platzwunde öffnet sich wiederholt, blutet jedoch deutlich schlimmer, als zuvor. Eine rote Sauerei breitet sich unter deinem Kopf aus und der vertraute Schwindel kehrt zurück, mit dem feinen Unterschied dieses Mal dabei Übelkeit zu empfinden. Dein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen, darauf aus, sich zu entleeren. Brennende Säure kraxelt sich stattdessen aber deine Speiseröhre empor, doch bis auf leeres Röcheln und hoch gewürgter Speichel bleibt dir das Übergeben erspart. Erleichtert atmest du ein, als du wieder den heiß begehrten Sauerstoff durch deine Lungen ziehst und lehnst dich erschöpft auf den Rücken, die kalten Fliesen deutlich durch deine schweißnasse Kleidung spürend. Erst die ausgestrahlte Körperwärme des versuchten Totschlägers lässt dich blinzelnd aufsehen und du registrierst müde, wie seine großen Pranken sich an zwei Rädchen an der Wand zu schaffen machen.

Eiskaltes Wasser nieselt in Schauern anschließend auf dich herab und schockiert keuchend rollst du dich zusammen, nicht wissend, wieso der Saftladen noch im Stande sein kann überhaupt das kühle Nass durch die verrosteten Rohre zu pumpen?

Die unverhoffte Dusche schafft es in binnen weniger Sekunden deine gesamte Erscheinung zu durchnässen und keuchend prustest du das Wasser aus deinem Gesicht, während du aus dem Augenwinkel erkennst, wie das sich unter dir blutrot färbende Wasser durch einen Abguss versiegt. In der Zwischenzeit hat sich der Mann zu dir hinunter gebeugt, greift klammernd nach deinen sich jetzt schwer anfühlenden Haaren und reißt deinen Kopf in den Nacken. Es knackt unschön und hustend schnappst du immer wieder nach Luft, als der kalte Wasserstrahl dir jeglichen Sauerstoff verwehrt.

Versucht er dich gerade tatsächlich umzubringen?

Nach all dem Aufwand, dich eigentlich hier her zu befördern? … Das glaubst du nicht.

„Bitte...“ , bettelst du beinahe weinerlich, während sich deine Fingernägel extrem in seinen Hände verkrallen, in der Hoffnung sie mögen sich endlich aus deinen Haaren lösen und dich frei geben. Zischend registriert er dein langsames Aufgeben und erst einige Momente später lösen sich seine Finger aus deinen Strähnen. Entkräftet bleibst du vor ihm liegen, hörst dich selber erschöpft schnaufen, währenddessen der Unbekannte die Dusche abstellt. „Lass dir das eine Lehre sein. ...“ , droht er und baut sich wie ein Berg vor dir auf. Im Hintergrund hörst du es Tropfen und bevor du in der Lage bist ihm eine Antwort entgegen zu schleudern, ergreift er erneut das Wort. „Versuche nicht zu flüchten und benimm' dich. … Ansonsten werde ich dir weh tun müssen.“

Die zuvor vor Wut ausgewählten Flüche bleiben dir im Halse stecken und ungläubig weiten sich deine Augen. Verkrampft musst du dir auf deine Lippe beißen, um nichts unüberlegtes zu erwidern. Stattdessen zwingst du dich, wortwörtlich die Klappe zu halten. „Hast du mich verstanden?“ , verlangt er anschließend von dir zu wissen. Sein Schatten legt sich über deine eingeknickte Gestalt und zögerlich nickst du, im festen Glauben daran, ihn dann endlich auf Abstand zu wissen. Tatsächlich entfernt er sich einige Schritte von dir, bevor er dir durch eine Gestik signalisiert dich aus der nun blass rosaroten Pfütze zu erheben. „Steh' auf. Wir haben noch was zu erledigen.“

Weich fühlen sich deine Beine an, als du dich auf zwei Füßen stehen siehst und stützend hältst du dich an die sich hinter dir befindende Wand fest. Du vertraust deinem Gleichgewicht noch nicht ganz und trotz dessen, dass dir viele Fragen auf der Zunge liegen, wagst du es nicht erneut den Mund aufzureißen. Tapsend läufst du ihm stattdessen hinterher, nachdem er sich umwandte und die Duschräume der Frauen verließ.

Nun deutlich eingeschüchtert, aufgrund seines brutalen und völlig überflüssigen Angriffs dir Gegenüber, lässt du dein Haupt gesenkt, beobachtest aus halb geöffneten Augen den Boden und hinterlässt eine feuchte Spur aus tropfender Kleidung. Er hingegen führt dich durch die große Halle zu einem separatem Raum und erst nachdem er sich dazu herab lässt, dir den Blick frei zu geben und du eindeutig den ekelhaften Geruch nach Verwesung und Tod durch die Nase einatmest, keimt in dir der merkwürdige Gedanke, nicht länger alleine mit ihm zu sein.

Mein Gott, was stinkt denn so bestialisch?

Der neue Bereich ist sofort als Becken für kleinere Gäste zu erkennen, alleine die Elefantenrutsche auf der anderen Seite, lässt nichts anderes zu, als das zu behaupten. Nichtsdestotrotz aber sind deine Augen auf etwas ganz anderem fokussiert und unschlüssig geworden, wandert dein Blick zu deinem Entführer. Ist er bescheuert? Ein Psychopath? Sein Gesichtsausdruck allerdings bleibt neutral und forschend. Kryptisch zieht er jedoch irgendwann seine Augenbrauen zusammen, als er deinen undeutlichen Blick auf sich spürt und betrachtet deine nun wieder angespannte Erscheinung. Misstrauisch steht ihr euch gegenüber, bevor du dazu neigst einen größeren Abstand ihm Gegenüber zu wahren. Er bemerkt es, setzt er doch dazu an, dir zu folgen, solltest du es wagen dich noch weiter von ihm zu entfernen.

Zuckend wandern schließlich deine Augen zurück zum Kinderbecken. Leise klirren die Ketten unter dir und auch das Schmerz verzerrte Stöhnen verschafft sich endlich einen Weg in dein Gehör, sowohl auch die verdunstete Luft sich merkwürdig warm anfühlt. „Mädchen, ich habe dich gewarnt.“ , knurrt seine Stimme zu dir hinüber und geschwind suchst du seinen Blick, nachdem du einen weiteren Schritt zurück tätigst. Unbewusst setzt zu einer erneuten Flucht an und der Mann scheint es zu bemerken. Du stoppst in deinen Bewegungen, lässt deine geweiteten Opalen durch die kleinere Schwimmhalle gleiten, wägst das Für und Gegen einer unüberlegten Flucht ab und suchst dabei einige Möglichkeiten zum Erfolg. Erst der Elektro Schocker um deinen Knöcheln, lässt dich verzweifelt inne halten.

Du hast keine Chance. Nicht solange er dich außer Gefecht setzen könnte, wahrscheinlich alleine durch einen beliebigen Knopfdruck. Er hat dich in der Hand und das scheint er genau zu wissen.

„Was ist das hier?“ , versucht du schließlich von dir abzulenken. Schon die Tatsache mehrere Untote unten im Becken umher wandern zu sehen, gefesselt und hungrig, verursacht ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Dir wird wieder schlecht. Und die Angst vor einer möglichen Antwort versetzt dich in einem Zustand, der dich vielleicht unüberlegt handeln lässt.

Er zögert kurz. Auch er lässt seinen Blick durch die Reihen seiner Gefangenen gleiten und scheint damit zu hadern, dir überhaupt irgendwas schuldig zu sein. Erst sein geklärter Ausdruck lässt dich wissen, wie er sich entschieden hat. „Das sind meine Versuchsobjekte.“ „Für … was?“ , fragst du deutlich verzögert, nicht sicher überhaupt zu wissen, was er an Zombies zu testen versucht. „Ich suche ein Gegenmittel.“ , eröffnet er dir schließlich die Wahrheit. „Leider habe ich noch keinen Erfolg erzielt.“

Du beißt die Zähne zusammen, ballst deine Hände zu Fäusten und fragst dich tatsächlich, was du dann für eine Rolle dabei spielst? Seine Absichten mögen ehrenwert sein, versucht er doch nur zu helfen und die Menschheit vor einer Ausrottung zu bewahren. Doch um ehrlich zu sein, magst du ihm dabei nicht zur Hand gehen. Vielleicht deswegen, weil die Untoten das gleiche Gerät um ihren Knöcheln gebunden bekommen haben, wie du es bereits tust. Du ahnst wohin seine Versuche geführt haben. Und dir erblüht vielleicht schrecklicher weise das gleiche Schicksal.

„Und du wirst mir dabei helfen.“

„Ich will Ihnen aber nicht helfen!“ , protestierst du sofort. Lauter als Beabsichtigt, weshalb die Zombies unweigerlich auf euch aufmerksam geworden sind. Der Pegel aus Geräuschen nimmt zu und die Ersten versuchen Hände ringend nach euch zu greifen, als sie am Rande ihres Gefängnisses angekommen sind. Eine Traube aus mehr als zehn Toten geifert nach eurem frischen Fleisch und wenn du nicht schleunigst verschwindest, wirst auch du dort unten mit einer Kette auf unschuldige Menschen warten und elendig mit der Zeit verrotten. „Sie sind Irre!“

„Du wirst keine andere Wahl haben.“ , speit er dir entgegen und du spürst wie seine Wut entfacht und zurück kehrt. Seine brutalen Methoden jemanden etwas aufzuzwingen kennst du bereits und deine Fantasie kennt ab sofort keine Grenzen mehr, wenn es darum geht, wie er dir weh tun könnte. „Es gibt immer eine Wahl.“ , jammerst du erzürnt und schüttelst benommen den Kopf. Dein Schädel platz gleich, nicht nur, weil du ahnst gegen eine Wand zu reden. Die mehrere Zusammenstöße mit deinem Kopf haben ihre folgen und auch die Schmerzen hinter deiner Stirn puschen dich immer weiter höher. „Niemand hat eine, auch du nicht. Sieh wohin uns das geführt hat, Mädchen. Glaubst du wirklich wir Menschen hatten eine Wahl, als es zur einer Apokalypse kam? Rede dich nur weiter dumm, aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wie wir wie die Fliegen verrecken.“

Ein Stromschlag, der durch deinen Körper jagt, schlimmer, als der vorherige, lässt dich aufschreien. Du spürst regelrecht wie deine Haut durch die Elektrizität versengt, riechst dein eigenes verbranntes Fleisch, bevor du nach etlichen Sekunden zu Boden gehst. Hart prallst du auf, bleibst liegen und kämpfst gegen die Dunkelheit an, die sich deiner zu bemächtigen versucht.

„Wir haben keine Zeit mehr, versteh, das doch endlich.“ , vernimmst du seine Stimme wie in Watte gepackt. Sie klingt deutlich sanfter, als zuvor. Doch sie versteckt nicht den Psychopathen in ihm, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit zu retten. Sich selber zum Held erkoren hat. Du spürst seine dunkle Anwesenheit neben dir, fühlst wie seine Fingerspitzen dir einige wirre Strähnen aus der Stirn schiebt, bevor du ihn aus schmalen Augen beobachtest, wie er eine Spritze aus seinem Mantel zieht und ans Tageslicht befördert. Du willst schreien, toben und um dich schlagen, als er deinen Arm mit einem Gürtel abbindet, deine Blutzufuhr dadurch staut und einen geeigneten Punkt in der Innenseite deines Armes anvisiert. Bewegungsunfähig bleibt dir allerdings nichts anderes übrig, ihn dabei zu beobachten, wie er die Stelle desinfiziert, die Nadel ansetzt und relativ schmerzfrei deine Haut und Vene durchstößt. „Dieses Mal wird es klappen.“

Grummelnd registrierst du wie er dir Röhrchen für Röhrchen dein heiß geliebtes Blut raubt, bevor er endlich von dir ablässt. Anscheinend hält er es für genug. „Vertrau mir, Mädchen. … Ein Gegenmittel. Ich werde es finden.“ Deine Lider flackern und es fällt dir von Sekunde zu Sekunde immer schwerer, dich bei Bewusstsein zu halten. Du willst nicht in seiner Gegenwart verweilen, während du dich in nahender Ohnmacht siehst und er in deinen hilflosen Zustand Dinge mit dir anstellen kann, dir dir nicht klar erscheinen. Vielleicht wachst du auch gar nicht mehr auf, wer weiß das schon? Aber dein Körper … er zwingt dich, sich auszuruhen. Er kann nicht anders und irgendwann ist es dir auch nicht mehr möglich dich fest zu klammern. „Vertrau mir.“ , wiederholt er, sieht dir dabei zu, wie du dich Realität entziehst.

Ich vertraue nur den Wenigsten, denkst du dir zuletzt verbittert. Ist Bepo sogar der einzige gewesen, den du ein letztes Mal erblicken durftest? Wie gern würdest du jetzt bei ihnen sein. Sogar Laws Nähe bevorzugst du in diesem Moment. Er darf dich auch gerne tadeln. Dich auf seine Art trainieren... Er hätte deine Erlaubnis. Hauptsache … du wärst nicht mehr alleine.

Dead Seventeen - Hoffnung stirbt zuletzt

 Eine Berührung, die nicht sanfter hätte sein kann, ist einer von vielen Gründen, warum du dich plötzlich wieder in der bitteren Realität wieder findest. Unsagbare Schmerzen und ein immer andauernder Hunger sind weitere unliebsame Ursachen, die dich aus dem tiefen Schlaf reißen. Wie tief jedoch, ahnst du noch nicht.

Flatternd öffnen sich deine verklebten Augenlider, während du dich desorientiert gegen die sich fremd anfühlenden Finger lehnst. Warm und merkwürdig weich streicheln sie deine Wange, schieben dir Strähne für Strähne aus dem Gesicht. „Nicht wieder einschlafen.“ , hörst du die dazu gehörige Stimme und du bist erstaunt, wie viele Oktaven höher sie klingt. Ganz anders. Unbekannt. … Geradezu weiblich.

Die Umrisse verschärfen sich, deine Pupillen jagen stetig zum nächsten Objekt und deine zuerst beruhigte Atmung nimmt an Intensität zu. Was passiert hier eigentlich? Und wo bist du?
„Beruhige dich.“ , vernimmst du erneut und endlich kannst du die Stimme jemanden zuordnen, nachdem dein Blick auf eine dunkelhaarige Frau fällt, die sich ganz eindeutig dazu herab lässt, ihre Oberschenkel als Kopfkissen zu missbrauchen, damit du es bequemer hast. … Aber das ist dir doch nicht wichtig! - Unfassbar laut brüllt dir die Frage im Kopf, wer sie eigentlich ist? Was hat sie hier zu suchen?

Beunruhigt windest du dich hin und her, möchtest deinen Kopf von ihren Beinen heben und erste Sätze formen, gar äußern. Doch nichts weiter, als unangenehmes Krächzen verlässt deinen Mund, bevor dir darauffolgend quälendes Husten deinen Körper schüttelt. „Du musst etwas trinken. Du bist ja ganz dehydriert.“ Die Öffnung einer Flasche legt sich gegen deine spröden Lippen und die ersten Tropfen kühles Wasser fließen dir in den trockenen Rachen. Verwirrt schluckst du die Flüssigkeit herunter, langsam und vorsichtig, danach gierig und halb am verdursten. „Vorsichtig.“ , wirst du ermahnt, doch just in dem Moment wird sie bei dir nur auf taube Ohren stoßen. In Rinnsalen geht die Hälfte des wertvollen Wassers verloren, fließt an deinem Kinn hinab. Aber es ist dir egal. Im Moment fühlst du nur, wie befriedigend es ist, die Bedürfnisse deines Körpers zu stillen. … Wenn es doch nur mehr davon geben würde!

Du bedauerst es zutiefst, als die leere Flasche von der jungen Frau abgenommen und zugeschraubt wird. In ihr, nichts als Luft und verpuffte Hoffnung auf Abkühlung. „Danke.“ , hauchst du einige Sekunden später, gibst dir einen imaginären Tritt in den Hintern und versuchst dich vorsichtig zu erheben. Erstaunlicherweise wird dir aufgeholfen und innerhalb einiger Augenblicke lehnst du erschöpft und ausgelaugt gegen eine geflieste Wand. Ein Akt so einfach und banal. Trotzdem schnaufst du wie ein wilder Stier, der Rot gesehen hat. So entkräftet hattest du dich nicht einmal gefühlt, nachdem Law dich mit quälenden Stichen verarztet hatte.

Alles dreht sich, während kalter Schweiß an deinen Schläfen hinab läuft.

„Du solltest dich nicht so viel bewegen. Versuche dich zu schonen.“

Deine Fingerspitzen reiben über deine Stirn und endlich wirfst du der Frau einen genaueren Blick zu. Sie scheint besorgt zu sein. Doch alleine die Tatsache mittlerweile von vielen Menschen enttäuscht worden zu sein, du teilweise übel zugerichtet wurdest, strotzen deine Augen vor gewaltigem Misstrauen ihr Gegenüber. „Und wer sind Sie?“

Es erschreckt dich zutiefst, wie hässlich gemein deine Stimme vor Kälte trieft. Dementsprechend wirkt die Dunkelhaarige auch betroffen und senkt ihr Haupt, nachdem sie sich zurück gelehnt hatte. Ihre geschundenen Hände scheinen plötzlich großes Interesse in ihr zu wecken, denn sie wagt es sich nicht, dich noch einmal anzusehen. „Ich bin Claire. … Du musst mich nicht Siezen.“ Stumm betrachtest du ihre eingesunkene Erscheinung, lässt ihr offenbar freundliches Angebot jedoch unkommentiert. Claires blaue Augen wirken eingefallen, ebenso ihre Statur. … So dünn und zerbrechlich. Ihre Haut leuchtet beinahe weiß, als hätte sie die Sonne niemals zu Gesicht bekommen. Kraftlos und matt hängen ihre schwarzen Strähnen über ihre Schultern und unwiderruflich frisst dich die Frage auf, vielleicht das gleiche schäbige Bild abzugeben? Erst später fällt dir die selbe Fußfessel am Knöchel auf, die auch du zum Tragen verurteilt aufgedrängt bekommen hast. …

Ihr teilt das selbe Schicksal! Von einem Mann entführt, genötigt und eingesperrt worden.

„Wer ist er?“ , fragst du sogleich, verdrängst das schlechte Gewissen, welches sich frecherweise breit machen wollte und wartest aufgeregt auf eine mögliche Antwort. Vielleicht weiß sie mehr über ihn?

„Sein Name ist Finjas. Er versucht ein Heilmittel zu finden für … das hier! Ihm ist nichts mehr heilig, so versessen ist er danach.“ „Warum fühlt er sich dazu verpflichtet? Ist die Apokalypse seine Schuld?“ Eine wegwerfende Handbewegung deinerseits, soll deinen Fragen mehr Kraft verleihen, währenddessen eine Neonröhre über euren Köpfen mehrmals zu flackern beginnt, die Atmosphäre ohnehin unheimlicher wirken lässt. „Ich weiß es nicht. Er redet selten. … Meistens kommt er nur vorbei, um etwas Essen und Trinken dar zulassen. Oder um uns Blut abzunehmen.“ Diese Detail hast du bedauerlicherweise vergessen, vielleicht sogar verdrängt. Doch dein Ausdruck ist schockiert, als deine Augen besagte Körperstellen abwandern, die für eine Blutabnahme geeignet wären. Bläulich schimmernde Hämatome zieren sowohl deine Armbeugen, als auch deine Handrücken. Wahrscheinlich sogar an deinem Hals oder sogar an den Füßen. Du wirst hysterisch, im Angesicht dessen, wie oft Finjas sich an deinem wehrlosen Körper vergriffen haben musste, um letzten Endes einen solchen Anblick preis zu geben.

„Wie lange bin ich denn schon hier?“ Verzweifelt klingt deine Stimme und du hoffst inständig Claire möge dich jetzt anlügen. Du würdest einer bitter schmeckenden Lüge eher verdauen, als die knallharte Wahrheit. „ … Mehrere Tage vielleicht.“ , haucht sie dir entgegen, nachdem sie lange mit sich gerungen hatte. Sie scheint deinen, am dünnen Faden hängenden Zustand zu bemerken, dementsprechend erhebt sie sich schnell, als du sprachlos aufgesprungen warst und nun im halb dunkeln liegenden Maschinenraum auf und ab wanderst. Du raufst dir nachdenklich die Haare, kratzt dir dadurch unabsichtlich die blutige Kruste deiner Platzwunde wieder auf und nagst verbittert an deinem Fingernagel. „Und du? Wie lange versauerst du hier bereits?“

„Es müssten Wochen vergangen sein.“ , antwortet sie dir zögerlich. Wahrscheinlich ist sie sich selber nicht mehr sicher. Verständlich, immerhin befinden sich keine Fenster in diesem Raum. Und selbst wenn, irgendwann verliert man einfach das Gefühl der Zeit.

Du hältst Ausschau nach einer Tür, begibst dich zu ihr und versuchst sie zu öffnen. Abgeschlossen! - Natürlich. Verärgert verlierst du die Kontrolle über deinen Fuß und trittst großzügig gegen die stabile Brandschutztür, bevor du dich mit dem Rücken daran herab gleiten lässt. Seufzend schlägst du deine Hände über den Kopf zusammen, ziehst deine Beine heran und suhlst dich in deinem Selbstmitleid. Trafalgar und die Anderen müssten die mögliche Suche nach dir bereits aufgegeben haben. In ihren Augen bist du vielleicht sogar schon Tod. Gefressen oder von anderen Menschen getötet worden. Wie soll es also jetzt weiter gehen? Du kannst doch nicht auf Ewig in einem still gelegtem Schwimmbad zugrunde gehen. Selbst die angeketteten Untoten haben es in ihrem Pool besser, als ihr beide. Der Raum ist schäbiger denn je. Dunkel, Nass und von toten Insekten, gar Nagetiere bewohnt. Die Luft ist drückend und selbst nach all den langen Jahren ist der Duft nach Chlor stechend und bereitet jedermann Kopfschmerzen. Du kannst von Glück reden, dass zumindest die Maschinen ausgestellt sind. Der zusätzliche Lärm hätte dir im jetzigen Moment deinen labilen Verstand geraubt, wenn es nicht bald sogar von selbst geschieht.

Die jetzige Stille ist quälend und auch der stechende Blick von Claire macht es nicht besser, im Gegenteil. Es macht dich Zornig, weswegen du dir ernsthaft auf die Lippe beißen musst, um nicht irgendetwas unüberlegtes zu äußern. Es wäre nicht nur gemein, sie hier und jetzt anzublaffen, weil dein Zustand es nicht anders zulässt. In all der schweren Zeit ist sie sogar die Einzige Fremde gewesen, die dir so etwas wie Freundlichkeit entgegen gebracht hatte, dir half. Es muss ihr schlechter gehen als dir, würdest du jetzt behaupten, und trotzdem hat sie nicht, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, ihre Würde und Menschlichkeit verloren. Ein trauriger Trost, doch es regt dich weiter zum Nachdenken an.

 


„Was will Finjas mit unserem Blut?“ , nuschelst du leise zu der Dunkelhaarigen herüber und neigst deinen sich schwer anfühlenden Kopf in den Nacken, starrst müde zur Decke hinauf, während du gleichzeitig an deiner lädierten Kleidung nestelst. „Ich schätze er macht damit Tests.“ „Was denn für Tests?“ Deine Opalen vergrößern sich und überrascht betrachtest du die eingeschüchterte Frau aus deiner jetzigen Position aus. „Naja … sicher bin ich mir nicht.“ , hüstelt sie und streicht sich lose Strähnen hinter das Ohr. „Aber wir wissen immer noch nicht ob es ein Virus ist. Oder ein Parasit, … vielleicht sogar die Tollwut? Pilze? Ob wir mutieren? “ „Okay, okay, ich habe es verstanden. … Glaube ich.“ , unterbrichst du sofort ihren ansteigenden Redefluss, bevor es ausartet und sie sich in wilde Theorien verstrickt. So sehr es dich auch interessiert, werdet ihr höchstwahrscheinlich nie die ganze Wahrheit erfahren, wie die ganze Weltuntergangs – Geschichte begonnen hatte. Mit Nichten sogar ohne Informationen krepieren.

„Tut mir leid.“ , entschuldigt sich die junge Frau nervös lachend bei dir. „Wenn man so lange alleine ist, spuken die wildesten Fantasien im Kopf herum.“ „Schon okay.“ Du versuchst sie mit einem nett gemeinten Lächeln dazu zu bringen sich wieder zu entspannen. Ein Spiegel würde jedoch zerbrechen, so sehr misslingt es dir. Gerade du denkst übers Entspannen nach? Wenn es nach dir geht, würdest du den Laden auseinander nehmen, wild toben und deinem gestörten Entführer endlich die verdienten Leviten lesen. ...

Ach, Pustekuchen. …

Solange du hier eingesperrt bleibst, wirst du aller höchstens die zerfetzte Gebrauchsanweisung, der sich im Raum befindende Wasserpumpe lesen, gar auswendig lernen. Du stöhnst laut auf. Sowohl gepeinigt, frustriert, als auch deines Blutes beraubt und unter Menschenniveau erniedrigt. Du magst es nicht zugeben, doch du hast schreckliche Angst. Angst auf das Kommende. Vor seinen Experimenten. … Vor Finjas.

„Wie ist es dort draußen?“ , wirst du schließlich aus deinen Gedanken gerissen und du bemerkst Claires neugieriges Gesicht, die blauen Opalen so wissbegierig aufgerissen. Du zweifelst wirklich daran, ob sie es tatsächlich in Erfahrung bringen möchte, wie die Welt wortwörtlich im Chaos versinkt. „Blutrünstig.“ , beginnst du mechanisch. „Todbringend und heuchlerisch. Anstatt das wir Menschen uns gegenseitig unterstützen, fällt jeder dem nächsten in den Rücken. Berauben sich, Töten ohne Skrupel. Es ist einfach nur hässlich anzusehen.“ „Oh … .“ Claire scheint mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben. Du auch nicht. Schonend sollten die Worte die Apokalypse beschreiben. Aber es gibt einfach nichts mehr, was du als hättest schön bezeichnen könntest. Wenn ihr beide es irgendwie schaffen solltet zu fliehen, sollte die Dunkelhaarige wissen, worauf sie sich dort draußen einlässt. … Nicht einmal du hast es bereits zu hundert Prozent geschafft. Sonst wärst du vielleicht nicht in dieser ungünstigen Lage.

„Du musst wissen, dort oben … es sind meine Leute gewesen.“ , offenbart Claire dir hauchend und du musst kurz überlegen, von wem sie eigentlich spricht. Als dir die Untoten im Kinderbecken in den Kopf schießen, fühlst du wahrlich Mitleid mit der jungen Frau. Sichtlich betroffen öffnest du deinen Mund, suchst nach den richtigen Worten, die ihr über die Trauer hinweg helfen würden. Doch es fällt dir nichts ein. Kein Satz. Keine Worte. Nicht einmal ein Ton  will dir entfleuchen. … Weil du es kennst. Schrecklicher weise erkennst du dich selber wieder, wenn du an den Schmerz zurück denkst, den du empfunden hattest, als deine Familie auf brutale Art und Weise das zeitliche gesegnet hatte. Du musstest damit klar kommen und einfach weiter machen … . Leider.

„Mein Beileid.“ , schaffst du es schließlich gepresst zu erwidern und dankend nahm Claire deine Anteilnahme an, bevor das aufgesetzte Lächeln verblasst und die Realität wieder Einzug hält. „Ich weiß nicht, wie er es geschafft hatte uns nach und nach zu trennen. … Ich war starr vor Angst jeden Tag mit anzusehen, wie sie … starben. Durch ihn. Seine Experimente wurden immer verrückter und mein Freundeskreis erschreckend kleiner und kleiner.“ Ihre Stimme hört sich dünn und schwach an, je mehr sie bereit war ihre Erfahrungen mit dir zu teilen. Du schluckst jedoch erstickt und versuchst die eiskalte Gänsehaut zu vertreiben, die sich daraufhin immer weiter ausgebreitet hatte. Mit jedem Wort bestätigt sich das entsetzte Wissen über ihn, an einem Verrückten geraten zu sein. Und es lässt dich wieder verzweifeln und in Selbstmitleid versinken. Ausdruckslos beobachtest du unter dem flackerndem Licht den umher schwebenden Staub, während deine Hände über deine Arme streichen, in einem jämmerlichen Versuch die Kälte zu vertreiben und dich aufzuwärmen. Erst die lang hinaus gezögerte Frage, seitens Claire lässt deinen getrübten Blick zurück zu ihr schweifen.

„Wie hat er dich geschnappt?“ Du musst schnaufen und doch denkst du darüber nach, wie schrecklich der Tag ausgeartet war, nachdem die Horde und die flüchtigen Überlebenden über euch herfielen. „Ich war von meiner Gruppe getrennt worden.“ , fängst du an und zuckst nachdenklich mit den Schultern. Du hast ja selber keine Ahnung, wie du Finjas hast übersehen können. „Ich glaube ich war einfach zu unvorsichtig gewesen. Allgemein tauge ich doch zu nichts.“ „So etwas solltest du nicht sagen. ...“ „Ach nein?“

Deine Lippen beben vor Aufregung, als du vereinzelt erklärst, wieso es zu allem erst gekommen war. „Meine Gruppe reißt sich den Arsch auf um uns über Wasser halten zu können, während man mir erst das Krabbeln beibringen muss, bevor ich das Laufen erlerne. Glaubst du ich kann ein Schwert schwingen? Jagen gehen? Ich schaffe es nicht einmal eine verdammte Kugel in den Kopf eines Zombies zu jagen.“ Geschockt weiten sich die Augen Claires, als du wütend aufgesprungen warst und wild mit den Armen gestikulierst, dich in Rage redest und eindeutig zu hart mit dir ins Gericht gehst. „Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich von Anderen gerettet werden musste. Weißt du wie erbärmlich das ist? Was habe ich denn noch auf dieser Welt verloren? Sie ist doch ohnehin nicht mehr zu retten. Warum sich also die Mühe geben und Hoffen?“

 


Verneinend schüttelt die junge Frau den Kopf und erhebt sich, will den Versuch wagen dich wieder zu beruhigen, während sie nichts ahnend dabei beobachten konnte, wie der dünne Faden riss und du innerlich bereits am Aufgeben bist. Ihr Mund öffnet sich, beschwichtigend ihre Hände erhoben, als jedoch das Klirren eines Schlüsselbundes ertönt und das öffnen eines verschlossenen Riegels in beiden Köpfen widerhallt.

Dein Körper dreht sich hektisch zur Tür, während es dir unheimlich lang erscheint, als der dunkle Haarschopf Finjas durch die nun entstandenen Lücke aufblitzt. Eine angespannte Stille legt sich über euch drei, als der Mann schlussendlich eure Gefängniszelle betritt und sowohl dich, als auch Claire kryptisch von seiner Position aus in Augenschein nimmt. „Du bist endlich wach.“ , ertönte seine tief raue Stimme und es stimmt dich misstrauisch, wie erfreut er dabei klingt. Er fixiert dich beinahe krankhaft und erst nachdem er es wagt, sich einen Schritt auf dich zuzubewegen, erwacht auch Claire aus ihrer Starre. „Nein! Nicht sie auch noch.“ Verwundert und beinahe geschockt, findest du dich in den Armen der jungen Frau wieder, die dich schützend hinter sich schiebt und ihn von da an mutig entgegen blickt. Du hörst ihn mit der Zunge schnalzen, bevor du seine schweren, in Stiefeln steckenden Schritte vernimmst, die sich unnatürlich laut in deinen Ohren anhören. „Geh mir aus dem Weg, Frau.“

Das klatschende Geräusch von aufeinander treffender Haut, lässt dich endlich aufblicken und zutiefst erschrocken musst du mit ansehen, wie die freundlich gesinnte Claire unaufhaltsam zu Boden stürzt und sich die tief rot gefärbte Wange hält. Geschwächt und ausgelaugt bleibt sie liegen und erst nachdem Finjas deinen Arm zu packen bekommt, erwachst du aus deiner anhaltenden Starre. Wie ein Tier schleift er dich hinter sich her und genauso trotzig stemmst du dich gegen ihn, auch wenn die zuvor dumm gewählten Worte dich noch ans Aufgeben bewegen sollten. „Loslassen!“ , brüllst du ihm entgegen, nachdem du es schaffst, dich an der vorbei rauschenden Türzarge festzuklammern. „Verdammte Weiber.“ , knurrt er dir als Antwort entgegen und zieht kräftig an deinem Körper. Zähne knirschend versuchst du seiner Kraft stand zu halten, bevor du wortwörtlich den Boden unter den Füßen verlierst und dich auf den Armen deines Entführers wiederfindest. „Sei doch nicht so stur und lass endlich los.“ „Nicht in diesem Leben.“ , brummst du verbissen, stellst jedoch aussichtslos fest, wie deine klammernden Finger zu rutschen beginnen. Du kneifst die Augen zusammen, darum bemüht nicht den Halt zu verlieren, doch auch Finjas scheint deine schwindende Kraft zu bemerken. „Es reicht jetzt.“ , brüllt er fast und sammelt seine Kraft. Seine Arme schlingen sich um deinen Bauch, bevor er Ruckartig an dir zieht und du schlussendlich den Kampf verlierst.

Die eiserne Tür fällt krachend zurück und noch während du eisern darum kämpfst dich aus seinen schlingenden Armen zu befreien, schließt er sie ab, sperrt Claire erneut ein und verstaut seine Schlüssel in seinem Mantel zurück. „Jetzt beruhige dich doch.“ , fordert er, die Nerven beinahe reißend und schüttelt dich. Du windest dich dennoch, einem Schwindel nahe und strampelst haltlos mit den Füßen. Deine Arme stemmst du gegen seinen breiten Torso, die Finger schaben über sein bärtiges Gesicht, während du nebenbei bemerkst, wie laut und donnernd Claire gegen die verschlossene Tür klopft, stetig nach dir rufend und offensichtlich von Adrenalin und Angst aufbrausend. „Ich will das nicht.“ , schreist du ihm regelrecht ins Ohr und für einen Moment wirkt er tatsächlich orientierungslos. Jedoch darüber erbost, wie du schon wieder gegen ihn angehst, obwohl er dich darüber belehrt hatte, welche Folgen das für dich bedeuten würden, drückt er dich gegen die kalte, grau gehaltene Mauer. Sein breiter Arm schiebt sich unter deine Kehle und nach Luft japsend hängst du Millimeter weit über den Boden, ihn aus großen Opalen entgegen blickend. „Das dauert mir alles zu lange.“ , murmelt er dir entgegen und befördert bereits zum zweiten Mal eine Spritze zur Tage, mit dem feinen, aber erschreckenden unterschied, dieses Mal eine unappetitlich graue Flüssigkeit in ihr zu erkennen.

Winselnd und beinahe dem Erstickungstod erlegen, rammt Finjas dir die Spitze Nadel in den Nacken. Die Reue, gar ein aufblitzendes Zögern, findest du vergeblich in seiner Mimik, als sich der darauffolgende, explosionsartige Schmerz ausbreitet und dir jegliche Sinne raubt. Dein Schrei hallt unnatürlich laut im Flur wieder, gar Claires Stimme klingt beinahe flehend in deinen Ohren wieder, wie durch Watte gepackt, als sich die Zähe Masse unter deine Haut quält, das austretende Blut sich seinen Weg über deinen Hals schlängelt und sich in deiner Kleidung verfängt.  

Tränen erstickt zieht er anschließend das Instrument aus dir heraus und lässt dich unvoreingenommen los. Kraftlos rutscht du zu Boden, noch immer etwas Blut an der Mauer hinterlassend, während du schnaufend versuchst dich aufzurichten. Vergeblich. Heulend zitterst du am ganzen Körper, deine Sicht verschwimmt stetig vor deinen Augen, währenddessen du nach deiner Wunde tastest. Aber nicht einmal in diesen Moment ist Finjas  bereit dir eine Pause zu gönnen. Stattdessen ergreift er wiederholt nach deine Knöchel und schleift dich den Flur hinunter, eine blutige Spur auf seinem Weg hinterlassend, bevor er sich deiner annimmt und dich vom Boden klaubt, nachdem er die steile Treppe erreicht hat. Dein Kopf fällt dir schwer in den Nacken, als du dich in seinen Armen liegend wiederfindest und es nicht mehr schaffst, dich gegen ihn zur Wehr zu setzten. Tatenlos musst du dabei zusehen, wie er dich aus dem Keller befördert, wiederholt den Weg zum Kinderbecken einschlägt und dich achtlos am Rande nieder legt.

„Ich werde dich nicht töten.“ , hörst du seine gemurmelten Worte, während er sich neben dich kniet und deinen linken Ärmel hochkrempelt. „Die Infektion wird es, wenn du dir keine Mühe gibst. … Nur ein Biss. Mehr verlange ich nicht.“

Der erneuten Ohnmacht nahe, schaust du verwundert in sein kantiges Gesicht, nicht sicher, seine Worte richtig vernommen zu haben, als dein Arm als Köder dienend ausgestreckt den Zombies als Fraß vorgehalten wird. „Glaube mir, dieses Mal habe ich den Durchbruch  erreicht. Es liegt an dir und deinem Körper. Du darfst es nur nicht abstoßen.“

Das gepeinigte Stöhnen seitens der Untoten dröhnt langsam in dein Gehör und mehr als verstörend blickst du in die ersten, glasig leblosen Pupillen hinein, die sich deinem wehrlosen Körper nähern. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen, während du blinzelnd darauf wartest, die verwahrlosten Zähne in deinem Fleisch zu spüren. Es ist ein merkwürdiger Prozess aus langwährenden Warten und stummen, sich beweglichen Bildern vor deinen Augen.

So sollst du also zugrunde gehen? Nicht von Menschenhand getötet, gar von Zombies gefressen. An der Infektion sollst du krepieren und anschließend als selbige Untote im Pool auf das nächste Opfer Finjas warten. Wenn es nicht sogar Claire ist, die dir unter die Zähne gerät, deinen Fängen hilflos schreiend ausgeliefert. Ein bedauerlich erbärmliches Ende, aber was hattest du erwartet? Auf ein Happy End? Auf ein baldiges wiedersehen mit Trafalgar und deinen anderen Freunden?

„Lass sie los oder du frisst Blei.“

Verdammt, du bildest dir sogar ein ihre Stimmen zu hören. Was hat Finjas dir gespritzt, um solche Halluzinationen ausgesetzt zu sein?

„Wer seid ihr?“

„Dein schlimmster Albtraum, du Wichser.“

Irrwitzig wie du dir deine Rettung in solch einem Moment vorstellst. Wie verzweifelt kann ein Mensch eigentlich sein?

„Sie Atmet noch.“

Shachi! Oh, wie du seine warm klingende Stimme vermisst hast. Sie hatte dich immer beruhigt. Selbst jetzt schmeckst du die himmlische Schokolade in deinem Mund, als er dir das größte Geschenk seid langem machen konnte.

„Nicht, sie muss noch gebissen werden. Das Gegenmittel wirkt bestimmt schon.“

„Schaff' sie da weg.Schnell. … Die Zombies werden sie erwischen!“

Penguin, aufbrausend wie immer. Und doch hat er dich stets beschützt, dich auf eurer Flucht regelrecht auf Händen getragen. Ein lieber Freund und doch ist er hinter seinem losen Mundwerk ein echt wahnsinnig, treudoofer Held.

„Was geht hier eigentlich ab? Wo kommen die alle her?“

Du fühlst dich schwerelos und auch der Grund, auf dem du liegst, fühlt sich plötzlich wärmer denn je an. Angenehm, gar zum nieder knien weich, schmiegst du dich an den Ursprung der Wärmequelle und du könntest dich darin verkriechen, regelrecht eintauchen.

„Was hast du mit ihr gemacht, Arschloch? Verdammt, sie ist ganz blass.“

Ein schöner, letzter Traum. Vielleicht, … aber nur vielleicht, darfst du auch nochmal die seine Stimme hören. Ein letztes Mal. … Bitte.

„Nicht einschlafen.“

Du musst tatsächlich vor Glück Lächeln. Da war sie. Wie nett vom Schicksal, dir diesen Wunsch nochmal zu erfüllen.

„Nicht einschlafen, hörst du.“

Aber natürlich. Laut und deutlich.

Gequält blinzelst du und es erfüllt dich mit Stolz, gar mit Euphorie selbst dieses vermaledeite Grau seiner Augen erkennen zu können. Diese blöden Ohrringe. Das hässliche Schwarz seiner Haare und das dreckige Zucken seiner Mundwinkel. … Du hast ihn vermisst. Tatsächlich, ja. Trafalgar Law.

„Es geht doch.“

"Ich habe dich auch vermisst, Idiot."


Dead Eighteen - Karma hat kein Verfallsdatum

 „Was hat er mit dir gemacht?“

Die von Trafalgar sich selbst zu gesprochene Frage erübrigt sich eigentlich von selbst. Es geht dir miserabel, alleine wie schwer es dir fällt, deinen Kopf in einer angemessenen Höhe zu halten, um deinen Gegenüber überhaupt in die dunklen Opalen zu blicken. Das Sprechen an sich leidet unter diesen Anstrengungen. Auch wenn er dich nicht direkt danach ausfragt, fühlst du dich dazu genötigt ihn jedes perverse Detail über Finjas auszuplaudern, dir alles von der Seele zu sprechen und ihn als den schuldigen Bösewicht darzustellen, der er auch unwiderruflich geworden ist. Auch wenn dein Entführer sich als Held ansieht, sprechen seine Taten weniger dafür. Alleine Claires Geschichte erzeugt einen Knoten in deinem Hals, weswegen du viele Anläufe brauchst, um Law einen gescheiten Anfang abzuliefern.

„Finjas …, er hat. ...“ Trafalgars rechte Augenbraue wandert nach oben, als du deinen Satz tatsächlich abbrichst, nur um noch einmal neu zu beginnen. „Er versucht … versucht ein Heilmi - ...“ „Wie geht es ihr?“ , wirst du letzten Endes von einem besorgten Penguin unterbrochen, der laut brüllend deinen Zustand in Erfahrung zu bringen versucht. Laws Mimik verzieht sich verstimmt anhand der groben Unterbrechung seitens des zerstreuten, jungen Mannes, der sich dein Freund schimpft. Dennoch wird er ignoriert. Im Moment bist tatsächlich du und deine gesammelten Informationen wichtiger, als auf Penguins Begierde, auf den Neusten Stand gebracht zu werden, einzugehen. „Was versucht er?“ , verlangt Trafalgar zu wissen und du schließt für einen Moment die Augen. Dieser Krach, der Lärm …, irgendwie wird alles zu viel. „Rede mit mir.“

Seine Hand rutscht unter deinem Nacken und du stöhnst vor Schmerzen auf, als er unverhofft die Einstichstelle der Spritze berührt. Dein Blut klebt bereits an seiner Kleidung, doch nun soll auch seine, Wärme ausstrahlende Haut nicht verschont bleiben. Ein Anreiz für ihn, dich nur noch genauer zu untersuchen. Blutig verklebte Strähnen werden von ihm beiseite geschoben, während er mit Argusaugen die von Finjas zugefügte kleine Wunde betrachtet. Finjas ging keineswegs sanft vor, dementsprechend hätte er dich sogar schlimmer verletzen können, als ihm vielleicht bewusst gewesen war. Ein paar Millimeter weiter und er hätte durch seine Gewalt  einen verheerenden Schaden am Hirnstamm verursacht. Vorerst kann Law jedoch ausschließen, dass diese Vermutung nicht eingetreten ist. Sonst könntest du weder Sprechen, noch Schlucken, geschweige denn deine Zunge bewegen. Im schlimmsten Fall würdest du dich sogar im Wachkoma befinden und dich nicht einmal Fähig fühlen zu Atmen. Ein Leben dauerhaft an Maschinen fristen.

„Ein Heilmittel … . „ bringst du schließlich gepresst hervor und erlangst somit Laws abgeschweifte Interesse an Finjas zurück. „Er will ein … Heilmittel finden.“ Wenigstens diese wichtige Information kannst du ihm zukommen lassen, wenn du ihm schon dabei zusehen musstest, wie deine Verletzung nur weitere Fragen aufwarfen. Die imaginären Fragezeichen über seinen Kopf schwebend, wurden größer und größer. Wie auch sein Gesichtsausdruck, der sich von Sekunde zu Sekunde verändert hatte, je länger er dich betrachtete. Gar Zornig, wild und … rasend? Dieser Ausdruck verschwindet allerdings ebenso schnell wieder, wie er gekommen ist. Stattdessen geben nun seine Augen ein Gefühl preis, der dich Kälter fühlen lässt, als der heftigste Winter in deinen bisherigen Jahren, die du nun schon auf der Erde wandelst. „Law?“

„Hat er es geschafft?“

Seine direkte Frage wirft dich etwas aus der Bahn. Dennoch wirkst du betroffen, als du dich daran zurück erinnerst wie es mit dir zugrunde gegangen wäre, hätte ein Zombie es vollbracht dich anzuknabbern. „Finjas wollte es gerade … testen.“ Laws eisig wirkende Mimik verrutscht dezent und er beginnt Eins und Eins zusammen zu zählen. Wenn er es nicht schon längst getan hätte, dann spätestens jetzt. Dein schlechter Zustand, die Verletzung, gar der Grund warum Finjas deinen Arm wortwörtlich den Zombies als leckeres Dessert angepriesen hatte.

„So ist das also.“ , murmelt er verschlossen, während sich sein ohnehin fester Griff um dich verstärkt, bevor er sein Gesicht abwendet und den sich in der Nähe befindenden Bepo anfordert dich seiner anzunehmen. „Was hast du vor?“ , fragst du eher misstrauisch, als Law dich tatsächlich in die Arme seines großgewachsenen Kumpanen überreicht und sein Schwert stattdessen ergreift. „Schaff sie hier weg. Ich denke ich habe hier etwas … zu klären.“

Seine Worte verstärken deine insgeheime Vermutung und du fühlst dich plötzlich neben all deinen anderen Empfindungen zwiegespalten. Einerseits wünscht du dir nichts lieber, als angehende Rache an deinem Entführer und Mörder. Anderseits weißt du nicht ob es tatsächlich der richtige Weg wäre. Genauso wenig, ob Finjas nicht einfach weiter machen würde, solltet ihr ihn ziehen lassen. So oder so, es gibt keine Entscheidung die Richtig oder Falsch wäre. Nicht jetzt. Nicht hier. … Und schon gar nicht Finjas gegenüber.

 

~


„Nicht …, sie bleibt hier!“ , hörst du die aufgebrachte Stimme des Totschlägers und du wagst einen nervösen Blick über Bepos breite Schulter hinweg. Zähne knirschend ist Finjas auf die andere Seite des Kinderbeckens geflüchtet, rauft seine ohnehin in allen Richtungen abstehende Mähne und flucht leise raunend mörderische Drohungen gegen jeden der sich ihn anzunähern versucht. Mit unter Penguin und Shachi, die sich jeweils auf beiden Seiten des Beckens anpirschen, bewaffnet und mit voller Entschlossenheit diesen Verrückten außer Verkehr zu ziehen. In der Mitte wirken die Blut leckenden Untoten unruhig, gar freudig im Angesicht dessen, vielleicht einen Leckerbissen zwischen die Zähne zu bekommen, so herrisch und aufgewühlt sie ihre faulenden Pranken nach ihnen ausstrecken und von einer Position zur nächsten wandern, die Ketten laut klirrend hinter sich her ziehend.  

In der Zwischenzeit entfernen sich Trafalgar, wie auch Bepo zeitgleich voneinander. Du kannst den Ausgang der Schwimmhalle immer näher auf euch zukommen sehen, tatsächlich das leise Zwitschern der draußen umher fliegenden Vögel hören, währenddessen du Laws breites Kreuz mit durchdringenden Blicken erdolchst. Neugierde brennt plötzlich lichterloh in deiner Brust und bekämpft die Angst aus diesem Szenario flüchten zu wollen. Bepo bringt dich fort. … Und dennoch willst du deine Freunde nicht alleine lassen. Ungewollt hat Finjas dir einen Vorgeschmack seines labilen Zustandes offenbart, dich daran teilhaben lassen. Und wenn deine Gruppe nicht Acht gibt, werden auch sie Finjas grausame Seite zu spüren bekommen. Du musst sie warnen!

„Ich glaube Sie hatten genug Narrenfreiheit.“ Laws Bariton hallt tief in der Halle wieder und du musst schlucken, als seine Versteckte Drohung verheißungsvoll in der Luft schwebend verklingt.

„Sie verstehen mich nicht, guter Mann.“ , vernimmst du Finjas versöhnlichen Versuch die Fronten zwischen ihm und deiner Gruppe zu schlichten. „Ich kann uns alle retten. Jeden einzelnen von euch. Auch das Mädchen.“ Seine Worten sprudeln nervös schluckend aus ihm heraus, spürt er doch nur allzu deutlich wie schlecht es um ihm steht. Retten will er euch? Pustekuchen, er treibt jeden Einzelnen eher in sein Verderben. Allein seine Versuche sind kaum als Forschung und Wissenschaft zu benennen. Er mixt willkürlich merkwürdiges Zeug zusammen, darunter das Blut jener, die er gefangen genommen hatte, so wie auch das deine.

„Wir werden in unser normales Leben zurück kehren. Mit meiner Hilfe. Kooperieren Sie mit mir. Geben Sie mir die Kleine und ich verspreche Ihnen die Neue Welt.“ „Was für ein Bullshit.“ , faucht Penguin kurz darauf ins Gespräch einmischend. „Für wen hältst du dich eigentlich?“ fügt er hinzu und reckt aufmüpfig sein Kinn in die Höhe, bevor er mit dem nackten Finger auf deine kümmerliche Wenigkeit zeigt, die sich Schritt für Schritt vom Schauspiel entfernt. „Du dreckiges Schwein, was hast du eigentlich mit ihr gemacht?“ „Ein Missgeschick.“ , benennt Finjas dreist seine groben Handlungen dir gegenüber und unwillkürlich ballst du deine zitternden Hände vor unterdrückter Wut zu Fäusten. Ein … Missgeschick, ja? Die unfreiwillige, Luft schnappende Dusche auch? Die elektrisierenden Stromschläge? Oder die Spritze in deinem Nacken? Alles unglückliche Zufälle?

„Opfer müssen eben erbracht werden. Für die Wissenschaft“

So wirst du mittlerweile angesehen? Als Oper?

„Und ihres ist nun mal erforderlich. Deswegen … „ , pausiert Finjas eindrucksvoll, währenddessen seine Hand zielsicher in seine linke Manteltasche greift. „Sagen Sie ihrem Freund er möchte doch bitte mit der jungen Frau stehen bleiben.“ Sowohl Penguin und Shachi, als auch einige anderen Mitglieder deiner Gruppe, entsichern ihre Schusswaffen und zielen direkt auf Finjas Körper, nachdem er eine schwarze, kleine Fernbedienung zu Tage befördert. „Sonst werde ich zu härteren Maßnahmen greifen.“ „Er hat eine Waffe!“ , brüllt jemand aus deinem Team, versetzt jeden in Aufruhr und in Alarmbereitschaft, währenddessen deine Augen, vor blankem Entsetzen aufgerissen, den Gegenstand in seiner Hand fixieren. Dein Herz rutscht in den Keller, deine Hände werden schwitzig und ein dicker Klos bildet sich in deinem Hals. Das ist eine Waffe, definitiv. Denn sie betrifft dich. Und nur dich. Hat er doch des öfteren davon Gebrauch gemacht, dir damit qualvolle Schmerzen bereitet, dich sogar in die Bewusstlosigkeit getrieben. Dein Knöchel kribbelt verheißungsvoll, wenn du daran zurück denkst. Wie auf Knopfdruck elektrische Impulse deinen Körper schütteln, gar verkrampfen lassen und die Kontrolle deiner Bewegungen abhanden kommen.

Die Erinnerungen daran sind zu frisch und du knickst tatsächlich ein . Noch eine Attacke dieser Art hältst du in deinem Zustand nicht noch einmal aus. ...

„Fallen lassen.“ , knurrt Shachi, während seine voll geladene Pistole auf Finjas Brust zielt. Langsame, gar tapsende Schritte hallen als Echo durch die angespannte Stille, als deine Leute sich weiter Finjas zu Nähern versuchen. Sein Blick wirkt jedoch beängstigend ernst, regelrecht starr, als er sein distanziertes Duell mit Trafalgar fort führt. Dieser jedoch verfiel in eisernes Schweigen und du kannst es dir bereits imaginär vorstellen, wie tief seine Mundwinkel gesunken und seine Mimik argwöhnisch verzogen sein müssen. Die durchdringenden grauen Opalen hinter seinen schwarzen Strähnen verborgen.

Zu viel. Einfach zu viel, für dich.

„Bitte. … Bepo, halt an.“ , murmelst du verloren in sein Hemd und legst geschwächt deine blutige Hand auf seine muskulöse Brust, ein Zeichen dafür, wie ernst du es in Wirklichkeit meinst. Tatsächlich tut er dir den gefallen, aber seinen fragenden Blick schaffst du nicht zu erwidern. Alleine aus dem Grund, weil Finjas durch Bepos Stopp auf euch aufmerksam geworden ist und den Augenkontakt mit Law unterbricht. Sein gehässiges Lachen dringt anschließend in deine Ohren und du siehst eindringlich in seine Richtung. „Ich glaube, die Kleine scheint als Einzige zu wissen wo ihr Platz ist.“

Law neigt seinen Kopf leicht zur Seite, symbolisiert dir sein wachsendes Begehren, zu erfahren, wieso ihr stehen geblieben und nicht längst aus der Schwimmhalle verschwunden seid. Aus dem Augenwinkel betrachtet er euch und du erkennst aus seinen Gesichtszügen die dort drin versteckte Mahnung. Sie gilt dir.

Und doch wirst du sie nicht befolgen.

„Lass mich los.“ , bittest du vorsichtig. Der Weißhaarige jedoch scheint ebenfalls nicht das Bedürfnis zu hegen Befehle, gar Bitten nachzukommen und auszuführen. … Jedenfalls keine, die nicht von Law ausgesprochen werden. Daher beginnst du dich in seinen Armen zu winden und zu maulen. „Bitte … „ versuchst du es noch einmal, während sich Bepos Griff um dich herum lediglich verstärkt. „Nein.“ Aussagekräftiger hätte er es nicht sagen können und du musst ein verzweifeltes Schnaufen unterdrücken, als du es nicht schaffst genug Kraft zu mobilisieren, um dich zu befreien. Finjas hat gute Arbeit geleistet, wenn es darum ging, dich zu Schwächen. Deine Reserven sind vollkommen aufgebraucht. Und jeder in diesen Raum scheint es zu wissen. Wäre auch nicht schwer. Sie müssten dich nur betrachten und jeder Feind würde dich als leichte Beute küren.

„Verschwindet endlich“ , mischen sich nun auch alle anderen ein und du versuchst sie hartnäckig zu ignorieren. Weil du Angst hast. … Angst durch Finjas Hand zu sterben. Angst davor, zu erfahren, was er dir injiziert hat und wozu er noch in der Lage sein kann, wenn er dich erneut in die Finger bekommt.

„Sie unterschätzen mich, nicht wahr? Dafür habe ich definitiv keine Zeit.“ , nuschelt Finjas zuletzt und reibt sich über sein bärtiges Kinn, seufzt geschafft, als wäre er der Geschädigte, bevor er nachdenklich die Fernbedienung betrachtet. „Lassen wir es darauf ankommen.“ , prophezeit er und ein makaberes Grinsen schleicht sich langsam, aber hartnäckig über seine Lippen. Anschließend lässt er seinen Blick über deine, in der Halle querfeldein verteilte Gruppe schweifen, verweilt kurz bei dir und Bepo, bevor er Trafalgar ins Visier nimmt und die Hand hebt. „Sie sollten nun gehen. Und lassen Sie sie hier.“ „Schnauze. Dieses Gelaber höre ich mir nicht länger an.“  , mault Penguin und setzt einen Schritt nach vorne, fuchtelt provozierend mit dem Lauf seiner Waffe und deutet an, Finjas nun endgültig in die Schranken zu weisen. Er beengt deinen Entführer erheblich und nun ist es für ihn an der Zeit zu zeigen wie weit seine nicht vorhandenen Hemmungen reichen und zu jedem sich bietenden Mittel greift, um zu überleben.

Du ahnst etwas schlimmes. Und deine Befürchtung bewahrheitet sich, als du wie in Trance das aufgeladene Knistern wahrnimmst, welches unheilvoll von deinem festgebundenen Elektro Schocker hinauf in dein Gehör dringt. Dein Mund öffnet sich geschockt, die Augen spiegeln deine Panik wieder und ein gehauchtes Flehen entfleucht aus deinem Mund, bevor sich die elektrische Spannung entlädt und sich deine Muskeln augenblicklich verkrampfen.

Penguin hält sofort inne, nachdem mehrere panische Ausrufe eurer Leute auf dich und Bepo aufmerksam machen, stoppt seinen Angriff und wirkt im nächsten Moment konfus, nachdem sein Blick auf den eingeknickten Bepo fällt. Eure Körper werden regelrecht von Zuckungen geschüttelt, bevor der Angriff unterbrochen wird und der Weißhaarige geschafft dich zurück auf die kalten Fliesen ablegt. Jeglicher Energie beraubt knirscht Bepo mit den Zähnen und wischt sich den getröpfelten Schweiß von der Stirn, währenddessen er dich aus zusammen gekniffenden Augen betrachtet. Blass und halb im Delirium liegend erwiderst du seinen zerknirschten Blick, bevor du dich schnellst möglich zur Seite drehst und dich großzügig übergeben musst.

Du hörst die Menschen um dich herum fluchen, während du dich in der Zwischenzeit bemühst deinen empfindlichen Magen unter Kontrolle zu bekommen. Grobe Hände betatschen deinen Rücken und du bist tatsächlich gerührt, Bepos Anteilnahme in dieser Form zu spüren, obwohl du dich selber ekelst dich halb in deinem Erbrochenem liegend wieder zu finden. Es ist kein schönes Gefühl und du bist froh, das Laws Freund dich endlich erhebt und dich daraus holt. Er selber Atmet schwer, nachdem die Elektrizität auf ihn überging und ihn verletzt hat, und trotzdem schlingen sich seine Arme um dich, während er auf den Knien stützend einen deutlich scharfen Blick in Trafalgars Richtung wirft.

Die Verhandlungen haben nun ein Ende.

Finjas ist nicht mehr zu Helfen und Law wird wenig Gnade zeigen.

 

~


„Scheiße, … was, … was hast du gemacht?“ , faucht Penguin in Finjas Richtung, während er selber noch nicht zu begreifen scheint, was euer Feind angerichtet hat. Zu dreckigen, feigen Mitteln greifen, willst du ihm stattdessen entgegen brüllen. Kurze Ausstöße merkwürdig schmeckender Säure unterbrechen deinen Vorhaben jedoch augenblicklich und es stößt dich ab, das wieder hochkommende Erbrochene wieder hinunter zu schlucken. Vielleicht hättest du es nicht tun sollen. Aber bis auf Magensäure wäre nichts gescheites ausgewürgt worden und die Krämpfe im Bauch bleiben dir erspart. Igitt.

„Geht! Oder ich werde es wieder tun.“ , antwortet Finjas knapp, gerät deutlich ins Schwitzen, als er die vielen feindlich gesinnten Visagen aller anderen zu spüren bekommt. „Einen Dreck wirst du tun.“ Shachi wirkt gereizt und auch ihm ist die blanke Wut anzusehen. Wenn dein Entführer der Gruppe schon derartige Angriffe offenbart, wie war es um dich geschehen, als du dich ihm noch alleine gegenüber stehen sehen hast? Was hat er dir alles angetan?

Grausame Dinge. Und Claire wahrscheinlich sogar noch schlimmeres.

„Ich habe nicht gewusst, das man Scheiße so hoch stapeln kann.“ , spuckt Penguin dazwischen, lenkt dadurch Finjas Aufmerksamkeit auf ihn, der deutlich unter dieser Beleidigung zu knabbern hat und sich aufgeputscht fühlt. „Wie war das?“ „Ob du bescheuert bist, hab ich gefragt.“  Die Röte, die Finjas Kopf zum glühen bringt, zeugt von seiner aufgestauten Wut, die sich plötzlich in ihm auszubreiten versucht und ihn jeden Moment explodieren lassen. Der Zorn überwältigt ihn, während sein Daumen knapp über den Knopf auf der Fernbedienung schwebt, um dich erneut einmal Leiden zu lassen. Ihnen liegt etwas an dir, warum es also nicht ausnutzen, um damit die Chance zu erhöhen, aus diesem Chaos zu entkommen? „Mir reicht es.“ , brüllt er stattdessen zurück und hebt seine Hand, die in deine und Bepos Richtung deutet, um das Signal zu verstärken. Die Höhe der Schocks gleich mit.

Ein ohrenbetäubender Schuss und ein jaulender Aufschrei später, unterbindet seine gestartete Aktion unwiderruflich. Das Gerät zwischen seinen Finger berstet in dessen Einzelteile, während der Daumen, durch die abgeschossene Kugel, zerfetzt wird und ihn stark bluten lässt. „W - Was? Fuck  . ...“ Fahrig suchen Finjas Augen den Übeltäter seiner nun vorhandenen Verletzung und dem vernichtet wissenden Druckmittel. Auch die anderen scheinen sich verblüfft um zu sehen. In der Zwischenzeit musst du ein freudiges Zucken deiner Mundwinkel unterdrücken, als dein Augenmerk auf Trafalgar fällt, der mit erhobener Waffe auf deinen Feind zielt. Die Rauchschwaden aus dem Lauf seiner Pistole sind Beweis genug, dass er die Kugel abgeschossen hat und du dich spürbar sicherer in Bepos Armen fühlst, jetzt, wo Finjas die Kontrolle über dich verlor.

„Du! Was hast du angerichtet?“ , deutet der Totschläger auf den Schwarzhaarigen, bevor er schnell versucht, seine Wunde mit seiner unverletzten Hand zu umklammern und abzudrücken, um weiteres Blut vergießen zu vermeiden. Klappt jedoch spärlich und schränkt ihn in seinen Bewegungen ein. „Ich habe Ihnen noch nicht gezeigt, was ich alles anrichten kann.“ , droht Law versprechend, während er seine Waffe sichert, in dem vorhanden Holster steckt und stattdessen die Klinge aus der Scheide zieht. Unruhig beobachtet Finjas das Geschehen und stolpert mehrere Schritte vom Becken zurück, als Law sich in Bewegung setzt. Er umrundet die Zombies, die stetig zwischen ihnen stehen und läuft an den aufgebrachten Penguin vorbei, der nun mit Genugtuung dabei zusieht, wie sein Partner Gerechtigkeit verübt. „Sie haben viel Chaos verursacht. Meine Leute geschädigt, sogar misshandelt und Experimente durchgeführt.“ , zählt er auf, ruhig und eindeutig zu besonnen, während sein Daumen mit einer Engelsgeduld die tödliche Schneide seiner Klinge nachfährt.

„Sie scheinen keine Ahnung gehabt zu haben, was Sie tun.“ „Ich bin Wissenschaftler!“ , hält Finjas dagegen und schnauft missmutig. „Ein Taugenichts sind Sie.“ Durch ein Nicken in die Richtung der umher wandelnden Zombies, sieht Law sich seiner Behauptung bestätigt. Finjas knurrt dagegen an und schüttelt wild seinen Kopf. „Das waren Fehlschläge. Nichts davon belegt, dass mein Wissen nicht zur Rettung der Menschheit beiträgt.“ „Sie haben wahllos gemordet!“ , speit Trafalgar zornig, das erste Mal aus der Ruhe gebracht. „Wenn Sie glauben, ich lasse Sie damit weiter machen, müssen Sie wohl mit einem Stück Brot vom Baum gelockt worden sein.“

„Ich … . „ Und wenn sie stirbt … „ , unterbricht Trafalgar ihn dreist, währenddessen er sich seinem Feind deutlich näher sieht und das Schwert hebt. Die Klinge erreicht eine Höhe, die einem bevor stehendem Angriff in nichts nachsteht. „Werden Sie Qualen erleiden, die einem einfachen, schnellen Tod nicht gerecht werden.“ „Nein, halt. .., Warten Sie.“ , brüllt Finjas und weicht stöhnend den schnellen und präzisen Hieb aus. Keuchend fällt der Mann zu Boden und  spürt wie heiß sich seine bärtige Wange anfühlt, als die Spitze der Klinge ihn nur um Haaresbreite verfehlte und ein Rinnsal Blut aus der Schnittwunde tropft.

Deine Augen sind entsetzt aufgerissen, während du das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachtest. Du kannst nicht wirklich glauben, dass Law sich tatsächlich so für dich einsetzt, und Rache verübt. Es stimmt dich glücklich und doch wieder nicht. Was soll man auch empfinden, wenn es sich dabei eigentlich um Mord handelt?

Jetzt, wo du Finjas in einer derartige Bredouille wiederfindest, weißt du nicht was du denken sollst. Zwischen den Zombies und Trafalgar, wirkt der Mann verlorener denn je. Und als er ins Straucheln gerät, nachdem er den Beckenrand auf allen Vieren kriechend erreicht hat, ballst du deine Hände zu Fäusten und vergräbst dein Gesicht in das Hemd Bepos. Du willst das bevorstehende nicht mit ansehen, nachdem Law zu einem erneuten Hieb ansetzt und ihm den Gnadenstoß versetzen will. Und doch siehst du erschrocken auf, als er zu schreien beginnt. „Sie machen einen Fehler!“ , brüllt er Trafalgar entgegen, nachdem er überraschender weise nicht nochmal von Law angegriffen worden ist.

Mit offenen Mund betrachtest du die Zombies, wie sie, hungrig wie sie sind, sowohl nach seinem Handgelenk, als auch nach seiner Kleidung greifen und ihn hinunter ins Becken ziehen. Das Bild wirkt grotesk, abscheulich und grausam, als die Untoten ihre Zähne in jegliche Stellen im Körper vergraben und ihre Hände Extremitäten und Haut zerreißen. „Ich wollte Leben.“ , spuckt er ängstlich die Wahrheit heraus, während seine Lungen schmerzen mussten, so sehr wie er seine Seele in die tote Welt hinaus schreit. „Das … der Anderen war mir egal. … „ Sich wild wehrend, fuchtelt er mit seinen Armen und Beinen hin und her, die Angst steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und die Tränen laufen ihm unerbittlich über die Haut. Erst, als sich ein Zombie an seinem Hals zu schaffen macht, die Adern und Venen in die Länge zieht und das austretende Blut alles und jeden besprenkelt, schiebt sich eine große Hand vor deinen Augen, um dir den tödlichen Anblick zu ersparen. Lieb gemeint. Wirklich.

Und doch hast du das Schlimmste aus diesem Szenario mit angesehen.

Lange noch quält sich Finjas, wird zum Fraß derer, die er verwandelt hat und klammert sich verbissen am Leben. Bis ihm der Tod endlich einholt und erbarmen zeigt. Seine Stimme bricht Blut gurgelnd und Tränen erstickt ab, die darauffolgende Stille kehrt Einzug und nur das Schmatzen und Kauen der Zombies bleibt ein trauriger Begleiter.

Erst als Bepo sich aufrichtet, dich gleich mit in die Höhe hebt und sich den Anderen anschließt, die sich um Law versammelt haben, riskierst du einen ersten Blick auf die zerstückelte Leiche Finjas. Seine Gedärme finden sich verstreut in Mäulern oder auf den hellen Fliesen wieder, während die Untoten zu euch hinauf stieren, als wären sie die unschuldigsten Wesen, die es auf der Welt gibt. Sicher. Immerhin haben sie nun gefressen, auch wenn niemals etwas ihren primitiven Hunger stillen könnte. Nichtsdestotrotz aber wendest du deinen Blick endgültig ab und richtest ihn stattdessen auf Law, der kurzerhand sein Schwert zurück in die Scheide steckt und den deinen erwidert.

„Danke … „ , hauchst du dann stockend und es ist Laws leicht angedeutetes Grinsen, was dich dazu bringt ebenfalls zu Lächeln. Wesentlich breiter. Wesentlich intensiver und voller Dankbarkeit.

Du wurdest gerettet. Sie haben dich nicht aufgegeben und nach dir gesucht. Wie sie es geschafft haben, wirst du noch herausfinden wollen. Doch erst einmal … .

„Meine Güte, Kleines, in was hast du dich denn hinein manövriert?“ , wirst du anschließend von Shachi begrüßt, der dich sofort aus Bepos Armen reißt.  Und du erwiderst seine etwas stürmische Umarmung, wenn auch immer noch etwas Vorsicht dahinter steckt. „Du Dumpfbacke.“ , mischt sich Penguin gleich mit ein, hebt die Hand, um gegen deine Schulter zu Boxen, stattdessen aber in seiner Bewegung stockt und sie dir auf den Scheitel ablegt. „Bereite mir keine solche Sorgen.“ , nuschelt er hinten an, und du hast große Mühe seine Worte zu verstehen und zu deuten. „Tut mir leid.“ , murmelst du und auch wenn es dir mehr schadet und deutlich mehr abverlangt als ihm, boxt du ihn zurück, wozu er gerade nicht in der Lage war. Er schüttelt den Kopf, schnauft und reibt sich die Stelle, die du getroffen hast, bevor auch auf seinen Lippen ein erleichtertes Grinsen ziert.

Du bist zurück.

Gott, einer Sintflut gleich fällt eine riesige Last von deinen Schultern. Nichts lieber möchtest du jetzt tun, als zu schlafen, dich auszukurieren und die Geschichte der Anderen zu lauschen, wie sie es bewältigen konnten, der Horde Zombies zu entkommen, sich als Gruppe wieder zu finden und deine Wenigkeit ausfindig machen konnten. Mehrere Tage warst du verschwunden, irgendwo im nirgendwo  … . Daran magst du eigentlich nicht mehr denken. Einfach glücklich sein. Jetzt. Hier. Eingekeilt von allen Seiten, zwischen denen die du kennst und vertraust.

„Ich glaube, das sollten wir endlich abnehmen.“ , deutet Shachi auf deine Fußfessel und du schreist innerlich ein verzweifeltes, bittendes 'Ja', während sich dein Freund bereits daran zu schaffen macht, dich davon zu befreien. Mehrere Minuten werkelt er an dem schweren Ding herum und trotzdem will es sich leider nicht von dir und deiner bereits wunden Haut lösen. Du stöhnst und knurrst öfters, als dir lieb ist, und du beißt dir innerlich auf die Zunge, um die ziependen Schmerzen zu ertragen. Erst Shachis laut ausgesprochener Gedanke: „Wir brauchen einen Schlüssel.“ , lässt dich aufseufzen. Gleichzeitig ruft dein Freund Trafalgar auf dem Plan, der ihn alleine durch seine Präsenz dazu bewegt, zur Seite zu treten um sich selber ein Bild davon zu machen. Nachdenklich betrachtet er die Fesseln und deinen geschundenen Knöchel darunter. Er dreht und wendet ihn, betastet deine Haut und schiebt den Stoff deiner Hose weiter hinauf, um einen besseren Blick zu erhaschen. Du schluckst schwer, fühlst doch tatsächlich merkwürdige Hitze in dir aufsteigen und wirst unter seiner kaum nennenswerten Berührungen zappelig. Was ihm wiederum ein Schnalzen mit der Zunge entlockt und fester zugreifen lässt, um dich still zu halten.

Es tut nicht weh. Nein, im Gegenteil. Spürst du seine ausgestrahlte Wärme doch plötzlich umso deutlicher. Himmelherrgott nochmal, fluchst du innerlich, während mehreres Blinzeln deiner Augen die aufkeimende Nervosität unterdrücken soll. Der scharfe Blick, die Mahnung in seinen dunkeln Opalen, machen es dir leider umso schwieriger.

Du musst etwas unternehmen!

„Ich glaube Finjas hat die Schlüssel in seinem Mantel.“ , murmelst du leise in deinen nicht vorhandenen Bart. Law jedoch wird Aufmerksam, betrachtet dein vor Schmerz gezeichnetes Gesicht, als er plötzlich seine Hand auf deine Stirn legt und deine Temperatur zu fühlen beginnt „Und ich glaube du hast Fieber.“

Nein, es ist einfach nur unerträglich heiß hier, denkst du dir bitter und lässt es über dich ergehen, bis er sich wieder von dir entfernt. „Holt die Schlüssel.“ , befahl er anschließend seinen Leuten und du hörst wenig später nur, wie Claires Freunde nach und nach das zeitliche segnen und endlich Ruhe finden.

Apropos Claire …

„Ich muss dich um etwas bitten, Law.“

Dead Nineteen - Ängste und Verluste

 Gemeinsam trottet ihr als Fünfer Gruppe in den hinteren Bereich des Schwimmsaals und öffnet die Tür, die hinunter ins Kellerabteil führt. Nervös schluckend knetest du deine Hände, währenddessen du nichts sagend in die Dunkelheit stierst, die dort unten nach wie vor herrscht. Freiwillig wärst du nie wieder dort hinunter gegangen. Allgemein hättest du diesen Ort hiernach für immer gemieden, in Schutt und Asche nieder gebrannt, wenn es sich dadurch bewerkstelligen ließ die bösen Erinnerungen aus deinem Kopf zu verbannen. Nichtsdestotrotz aber reckst du dein Kinn in die Höhe, atmest tief ein und wieder aus, bevor du den ersten richtigen Schritt auf eine Stufe tätigst.

„Ist alles in Ordnung?“ , hörst du leise raunend die Stimme Shachis in deinem Ohr, der dich, Arme verrenkend, fest an sich drückt, um dich zu unterstützen deinen nicht vorhandenen Halt zu verlieren. Blinzelnd versuchst du sein mittlerweile schwach beleuchtetes Gesicht ausfindig zu machen, suchst und findest seine Augen, nachdem du dich darauf konzentriert hast, dir keinen Fehltritt auf der rutschigen Treppe zu erlauben. „Mir geht’s gut. … Glaube ich. Erschreckt euch nur nicht.“ , hängst du murmelnd hinten an und spürst kurz darauf die intensiven Blicke in deinem Nacken. Du schweigst beharrlich, befeuchtest stattdessen deine getrockneten Lippen mit der Zunge, bevor sich die unausgesprochene Frage eigentlich von selbst beantwortet, nachdem ihr die letzte Stufe hinter euch gelassen habt. Flackernd und klickend springt das Bewegungs empfindliche Licht an und du hörst hinter dir das darauffolgende scharfe einziehen der Luft zwischen den Zähnen, als sich das gewöhnungsbedürftige Bild vor euch offenbart.

„War Finjas das? Welches Arme Schwein hat er denn abgeschlachtet?“ , betitelt Penguin primitiv das blutige Chaos auf dem grauen Boden und den Wänden und du musst für einen kurzen Moment die aufflackernde Erinnerung verdrängen, wie du es krampfhaft versucht hast Finjas Angriffe abzuwehren. Nämlich gar nicht. Zumindest nicht erfolgreich.

Er war zu stark.

Und du zu schwach.

„Mich.“ , antwortest du deinem Freund monoton, der relativ spät dein Gesagtes zu realisieren scheint. Geschockt liegen seine aufgerissenen Augen auf deine Wenigkeit und auch Shachi wirkt regelrecht sprachlos. „Was?“ „Magst du mir die Schlüssel geben?“ , überhörst du die Frage geflissentlich und reißt den Schlüsselbund deinem Freund beinahe aus den Händen, während du Trafalgars hartnäckige Augen zu ignorieren versuchst. Du kannst sie nicht deuten und doch liegt etwas in seinem Blick, was dich einfach weg sehen lässt. War es bittere Enttäuschung? Frust? Oder Schuld? „Lauf nicht weg.“ , mault Penguin dir hinterher, nachdem du dich etwas zu hektisch aus den Armen Shachis reißt und Schritt für Schritt den langen Flur hinunter eilst, deine Hand stetig als Stütze an der Wand liegend. Vielleicht benimmst du dich gerade kindisch. Und doch nimmst du es in Kauf von den anderen getadelt zu werden, wenn es letzten Endes bedeutet Claire erfolgreich zu befreien und ihr alle das Gebäude halbwegs unverletzt verlassen könnt.

Danach liegt es an dir zu vergessen. … Schon wieder.

Noch mehrere Male hörst du das aufdringliche rufen deines Namens, währenddessen du geschafft und außer Atem vor der Tür stehen bleibst, hinter der du nach wie vor Claire vermutest. Klirrend und leise fluchend suchen deine hektischen Finger nach dem richtigen Schlüssel, bevor du schließlich die Anwesenheit der Anderen neben und hinter dich spürst. „Renn' nicht einfach davon. Niemand weiß Wer oder Was hier noch sein Unwesen treibt.“ , wird dir sogleich verärgert vor Augen geführt und du betrachtest sichtlich betroffen und erschrocken Trafalgar mit einem merkwürdigem Blick. Natürlich billigt er dein unüberlegtes und schnelles handeln nicht. Nichtsdestotrotz aber gibst du ihm Recht, murmelst eine leise Entschuldigung in seine Richtung, bevor du den richtigen Schlüssel in das Schloss gleiten lässt und die Tür aufsperrst. Leise quietschend drückst du die Klinke hinunter, schwingst das schwere Eisen auf und bist drauf und dran gewesen dich durch die entstandene Lücke zu quetschen, um den dort hinter liegenden Maschinenraum zu betreten.

Der heftige metallische Geruch, der dir daraufhin schlagartig um die Nase weht, lässt dich jedoch sogleich inne halten. Unbewusst schlägst du dir die Hand vor die Nase, kneifst deine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, währenddessen deine untätige Hand nach einem Lichtschalter die Wand neben dir abtastet. Nur einen Knopfdruck später, wirkst du regelrecht aus der Bahn geworfen und du trittst tatsächlich mehrere Schritte zurück, nachdem du den offensichtlich falschen Raum aufgeschlossen und die brutale Wahrheit hinter Finjas offenbarst.

Es ist der Pausenraum des damaligen Personals. ... Oder vielmehr das, was davon noch übrig geblieben ist.

Jetzt siehst du nur kompliziert aussehende Maschinen im Raum verteilt stehen, angetrieben durch einen verstaubten Benzingenerator. Eigentlich nichts besonderes, würde man außer Acht lassen, mit derartigen Forschungsgegenständen in einer Schwimmhalle eigentlich nicht Rechnen zu müssen. Vielmehr sind es Finjas grausame Taten, die er offenbar hinter verschlossenen Türen ausgeübt hatte. Seine krankhafte Fantasie, ein Heilmittel zu finden, kannte offenbar keine Grenze und er ließ absolut nichts unversucht.

„Scheiße. … „ , nuschelt jemand hinter dir, bevor du wie in Trance zur Seite gedrängt wirst und die Tür daraufhin krachend zurück fällt. Große, warme Hände umfassen ein wenig zu fest dein erstarrtes Gesicht und zwingen dich dazu in die Augen des Gegenübers zu blicken. Tiefe, graue Seen sollen dich in das Hier und Jetzt zurück befördern, während die dazugehörige Stimme auf dich einzureden versucht. Dumpf und unendlich leise finden Trafalgars offensichtlich laut ausgesprochene Worte in dein Gehör, während dein Gehirn auf hochtouren läuft, um sein Gesagtes zu verarbeiten und zu verstehen. „Ich hätte das sein können. … „ , hauchst du schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit und begegnest erneut Laws intensiven Blick. „Aufgeschlitzt von der Decke hängend… oder in Einzelteile zerlegt auf dem Tisch liegend.“ „Hör auf das zu sagen und beruhige dich!“

Du hyperventilierst. Der Schock sitzt tief. Das erschreckende Bild hoffnungslos eingebrannt.

Eimerweise frisches und geronnenes Blut … . Es hätte deines sein können, wärst du ein Fehlschlag gewesen, wenn sein Test Negativ ausgefallen wäre. … Grund Gütiger. Finjas hätte dich noch viel schlimmer Leiden lassen, selbst dann noch, wenn du durch das Serum elendig dahin gerafft wärst. An deinem toten Leib weiter geforscht, … dich benutzt. Wie all die anderen verlorenen Seelen, sobald sie hinter diese Tür getreten sind, gar verschleppt worden waren. Und du wärst die Nächste gewesen, knapp nur deinem Schicksal entkommen.

Wegen deinen Freunden. Wegen ihm!

Beruhigen sollst du dich, hat Law gesagt. Wenn es doch nur so einfach wäre. …

Klammernd ergreifen deine kalten Finger die seine, während deine hitzige Stirn halt suchend gegen seine Brust gelehnt zum liegen kommt. Du brauchst einen Ruhepol, den der Schwarzhaarige dir eindeutig geben kann. Weniger überraschend, dafür aber umso dankbarer dem leisen Pochen seines Herzens lauscht. Kräftig bringt der Muskel seine Brust zum Beben und es dauert lange, sehr lange sogar, bis sich dein unregelmäßig schlagendes Herz seines anzugleichen versucht. Und solange sich Law dazu bereit erklärt, mit dir gemeinsam in dieser Position zu verharren, dich nicht weg stößt, bist du tatsächlich guter Dinge zu hoffen, ja zu glauben sogar, deinen instabilen Zustand wieder zu normalisieren und klar denken zu können. Dafür reicht momentan nur seine Anwesenheit, sein vertrauter Geruch und eine kaum spürbare Berührung seiner Hände auf deinen bebenden Schultern, nachdem deine Finger einen neuen Halt suchten. Den Saum seines in Mitleidenschaft gezogenen Oberteils.

 


„Flasche Tür … „ , nuschelst du zwischen einem tiefgehenden Seufzer und dem Stoff vor deiner Nase. Währenddessen löst du dich von Law, genauso vorsichtig wie du dich auch an ihm anlehntest und fühlst dich plötzlich mehr als Unwohl in seiner Nähe. Die allgemeine Situation ist beklemmend, gefühlt jeder betrachtet deine jämmerliche Gestalt und absolut niemand geht auf deinen Versuch ein, die tief gesunkene Stimmung aufzulockern. Denn jeder hat deinen heftigen, aber kurz andauernden Ausbruch miterlebt. Wie schrecklich es dir eigentlich gehen muss. Nichtsdestotrotz aber zwingst du dich dazu nicht tiefer zu fallen. In einem schwarzen Loch, wo du vielleicht niemals wieder alleine hinaus finden würdest. Es wäre dein Untergang.

Deswegen reckst du dein Kinn in die Höhe, blickst in die Augen Trafalgars und fühlst wie sich deine Mundwinkel nach oben bewegen, du lächelst, obwohl du vielmehr herzzerreißend weinen möchtest. Alles, wirklich alles hinaus schreien willst, bis dein Körper vor Erschöpfung nachgibt und dich nicht mehr lässt. Gleich dessen ist es für dich ein Schlag ins Gesicht, als Laws Mimik sich regelrecht pikiert verzieht, sich weniger erheitert gibt und sein Griff um deine Schultern plötzlich an Härte gewinnt. „Sucht die Frau.“

Seinem Ton nach zu Urteilen, meint er diesen Befehl mehr als ernst und dein selbst auferlegtes Grinsen verrutscht. „Ich lasse sie doch jetzt nicht alleine.“ , hält Penguin jedoch dagegen, fängt nichtsdestotrotz aber laut klimpernd die Schlüssel aus der Luft, die ihm Bepo überraschenderweise entgegen wirft. „Sofort.“ Dein Freund schnauft brüskiert und wirft einen letzten, abschätzigen Blick in deine Richtung, bevor er sich leise fluchend abwendet, Shachi beim Ärmel packt und die nächste nahe gelegene Tür anpeilt. „Wehe dem ihr stößt etwas zu.“ , raunt er zuletzt mies gestimmt und lässt dich ganz und gar alleine mit Law und dem Weißhaarigen zurück. Du siehst den Zweien noch lange nach, beobachtest sie dabei, wie sie Tür für Tür öffnen und schließlich Claire nach einigen Minuten auch finden. Du hörst aufgeregte Stimmen, die miteinander ausgetauschten Worte verstehst du aus der Entfernung  leider nicht, weswegen du tatsächlich gewillt bist, ihnen nachzugehen und Claire aufzuklären. Ihrer Stimme nach zu Urteilen traut sie deinen Freunden nicht und verhält sich Unruhig. Verständlich, wärst du in solch einer Situation, würdest du nicht minder Misstrauisch handeln, wenn nicht sogar versuchen wollen zu fliehen.

Trafalgar sieht deinem Vorhaben, Penguin und Shachi zu folgen, weniger zufrieden entgegen. Desto überraschender wirkt auch der Ausdruck in deinen Augen, als sich seine Finger um deinen Arm schließen und dich mit einem Aussagekräftigem Druck zurück zu den Treppen führt. Bepo folgt euch stillschweigend, während Penguin und Shachi sich weiterhin mit Claire beschäftigen. Du knabberst unsicher an deinen Lippen, siehst ein letztes Mal über deine Schulter zu deinen Freunden zurück, bevor du dich darauf konzentrieren musst, nicht aus Tollpatschigkeit auf den Stufen auszurutschen, nachdem ihr die Treppe erreicht habt. Und tatsächlich herrscht in der Zwischenzeit tiefes und unangenehmes Schweigen zwischen euch Dreien, währenddessen ihr aus dem Keller eilt, die Hallen des Schwimmbades durchquert und das blutige Massaker im Kinderbecken geflissentlich ignoriert und umgeht.

Ein beklemmendes Gefühl breitet sich in deinem Magen aus, welches sich erst zu lösen scheint, als du aus der Entfernung, die halb aus den Angeln gerissenen Türen des Ausganges bemerkst. Du schluckst erleichtert, blinzelst das aufkommende Brennen aus deinen Augen fort und beschleunigst unbewusst deine Schritte, nachdem du frischen Wind über deinen Gesicht hinweg streichen fühlst und durch das tief hängende Efeu Lichtkegeln der Sonne auf die teilweise gesprungenen Bodenfliesen brechen siehst.

Das ist die Freiheit. Du hast es überstanden … . Mit kläglich zusammen gekratztem Glück und geballter Kraft überlebt. Deswegen fühlt es sich einfach unbeschreiblich an, als ihr die Pflanzen beiseite schiebt und leicht eingesetzter Regen auf dein Gesicht fällt, dein erhitztes Gemüt abkühlt und deine Lippen sich zu einem misslungenen Grinsen verziehen, als auch das grässliche Gelb eines dir so vermissten Pickup Trucks in die Augen sticht. Du hast das Gefühl deine Beine würden jeden Moment nachgeben, würde Trafalgar nicht unermüdlich dafür sorgen, dass ihr in Bewegung bleibt, bevor ihr nicht das Fahrzeug erreicht habt. Erst vor der Ladefläche gibt er deinen Arm wieder frei und betrachtet für wenige Sekunden deine misshandelte Wenigkeit. Auch du lässt kommentarlos deinen Blick über ihn schweifen, über die Umgebung und Bepo, der sich still schweigend gegen die Motorhaube lehnt und offenbar nach Gefahren Ausschau hält, bis Claire und deine Freunde bei euch eintreffen und ihr endlich von diesem Ort verschwinden könnt. …

Wer hätte je ahnen können, das ein still gelegtes Schwimmbad ein derartiges Angstgefühl in dir auslösen kann, sobald du es in Augenschein nimmst. Wie es dort, zwischen großen Bäumen steht, die Winde als unheimliche Echos durch jede existierende Ritze widerhallen. … Sie hören sich wie Schreie an. Schreie der vielen Opfer, die Finjas hier her verschleppt hatte. Dein Verstand spielt dir einen Streich, das weißt du nur zu gut. Und doch gerät dein Körper in Wallung und eine ausgeprägte Gänsehaut überzieht deine geschändete Haut. Die darauffolgenden Schauer bleiben nicht aus und umso schreckhafter zuckst du zusammen, als du schließlich unverhofft die Berührungen mehrerer Finger an deinem Hals spürst.

„Hör auf nachzudenken.“ , vernimmst du Laws raue Stimme und du entspannst dich augenblicklich wieder, als du die Hand deinem Gegenüber zuordnen kannst, der sich lediglich ein weiteres Mal ein Bild deiner Verletzung im Nacken machen will. Ohne einem Feind gegenüber zu stehen. Ohne Zombies im Hintergrund. … Ohne neugierige Augen aller anderen.

„Ist nicht so einfach, wenn man sich wie ein wandelndes Wrack fühlt.“ , räusperst du dich und lässt ihm gewähren, deine unordentlichen Haare beiseite zu schieben. Deine verschwitzten Strähnen kitzeln und eine weitere Gänsehaut macht sich bemerkbar, als seine Finger über deinen Hals fahren und augenblicklich im Nacken verharren, nachdem er sich deiner Wunde äußerst nahe befindet. Du schluckst einen Dicken Klos hinunter und beißt dir auf die Lippen, als sich das zuerst angenehme Gefühl in ein stechendes Ziepen verwandelt. „Dann fühl dich nicht wie ein Wrack. Von diesem Ereignis kannst du dich nicht beeinflussen lassen. Das macht es lediglich schwieriger darüber hinweg zu kommen.“ „Und wenn ich es nicht kann?“ , murmelst du mitgenommen, stellst die Frage mehr dir selbst. Und doch werden deine Augen groß, als Trafalgar dein Kinn umfasst und du seinem ausgeübten Druck folge leistest, ihm daraufhin in die elendigen Tiefen seiner Opalen blickst. Du erwartest eine Strenge in ihnen, Emotionslosigkeit oder eine dir allzeit bekannte Kälte seinerseits. Überraschenderweise erkennst du nichts davon darin wieder. Es wirkt beinahe normal und einfach nur Ausdrucksstark.

„Das wirst du schon.“ Mit einer Selbstverständlichkeit er dir das mitzuteilen versucht ist bemerkenswert und lässt dich tatsächlich glauben es wirklich schaffen zu können, die traumatisierten Erlebnisse über den Teppich zu kehren und wieder halbwegs standhaft durchs Leben zu laufen. Finjas war krank. Das solltest du immer im Hinterkopf behalten. Nicht zuletzt darfst du deine Freunde nicht vergessen. Ohne sie, wärst du bereits damals dem Tod näher gekommen, als jemals zuvor. Unfassbar das ausgerechnet Law dich darüber aufklärt. Ein Mann, der dich damals selber fast in den Tod geschickt hatte, nur um einige Lebensmittel zu ergaunern. Welch Ironie, gerade jetzt mit ihm hier zu stehen und über innere Stärke zu philosophieren. Im Nieselregen.

„Bleibt mir eine Wahl?“ „Nein.“ , antwortet er dir salopp und du spürst wie deine Mundwinkel amüsiert zucken. In der Zwischenzeit entfernt er seine Hand und platziert sie stattdessen an deine Stirn. Aufmerksam beobachtest du seinem Vorhaben wiederholt deine Temperatur zu messen, auch wenn seine kurz darauf zusammen gezogenen Augenbrauen ein wenig beunruhigend auf dich wirken, so behältst du stets den Blickkontakt zu ihm bei. Einfach aus dem Grund, weil es dir deutlich leichter fällt, währenddessen nicht an Finjas denken zu müssen. Nichtsdestotrotz aber fühlst du dich schwächer denn je, als Law dich darum bittet sich auf die Ladefläche zu setzen. Vielleicht weil er merkt, wie anstrengend es für dich ist äußerst angeschlagen dauerhaft auf zwei Beinen zu stehen und währenddessen still die oberflächliche Untersuchung abzuwarten. Oder aber, damit er zuletzt einen Blick auf deinen geschändeten Knöchel werfen kann.

Deine Atmung geht mittlerweile flacher als vorher und auch scheint sich der ein oder andere Schweißtropfen auf deiner Stirn gebildet zu haben, welche peinlichst genau und unauffällig von dir hinfort gewischt werden. Die Schwere einer heran nahenden Müdigkeit legt sich auf deine Schultern und du musst tatsächlich das Gefühl hinunter schlucken dich nicht jeden Moment vor Laws Füßen zu übergeben. Diese Blöße tust du dir kein zweites Mal an. Nicht vor ihm. Und doch macht dich dein schlechter Zustand Unruhig. Du bist besorgt und die aufkeimende Angst, länger unter diesen Bedingungen zu leiden, verstärkt sich nur, als eine plötzliche Reizung in deinem Rachen deinen Körper vor lauter Husten schütteln lässt.

„Das Gefällt mir nicht.“

Mir auch nicht, stimmst du Trafalgar im Stillem zu und nimmst dankbar die Flasche Wasser entgegen, die Bepo dir freundlicherweise überreicht, nachdem er ins Innere des Fahrzeuges verschwunden und klamm heimlich neben euch aufgetaucht war. Kühl und unfassbar Schmerz lindernd trinkst du Schluck für Schluck das Getränk aus, ehe du hektisch aus und einatmend das leere Plastik in deinen zitternden Händen laut knisternd quetscht. Wie kann selbst eine belanglose, kaum nennenswerte Tätigkeit so anstrengend sein?

 


„Was ist mit ihr?“ , reißt Penguins besorgte Stimme euch aus den Gedanken und du blickst zum Gebäude zurück, wo dich sogleich das skurrile Bild einer umher tragenden Claire erwartet, die sich Hände ringend aus Penguins Umklammerung befreien will. „Loslassen. Du Rüpel. Ich kann selber laufen.“

Deine Augenbrauen ziehen sich fragwürdig zusammen und du bist erstaunt, wie viel Energie noch in der jungen Frau steckt, nach all der langen Zeit der Gefangenschaft. Die Angst vor dem Ungewissen vollbringt die erstaunlichsten Dinge und doch solltest du eingreifen und sie aufklären, nachdem sie mit erhobener Faust schließlich den Versuch wagt, Penguin eins über den Schädel zu ziehen. Dein Mund öffnet sich um Entwarnung zu geben. Nichts desto trotz ist es Penguin selber, der sie ruckartig auf ihre Füße stellt, sie anschließend offenkundig ignoriert und stattdessen in eure Richtung eilt, nachdem Shachi sich an ihre Seite gesellt hatte. „Geht es ihr gut? Ich wusste doch, dass ich sie nicht alleine lassen sollte.“ „Ich bin nicht alleine.“ erwiderst du direkt und deutest zeitgleich auf Bepo und Trafalgar, um deinen Freund etwas zu beruhigen. Kryptisch zieht er jedoch die Augenbrauen zusammen und betrachtet dich. Wie so oft. „Und dennoch machst du keinen Gesunden Eindruck.“

„Ja, ich bin … etwas angeschlagen, das stimmt.“ , hüstelst du und reibst niedergeschlagen über deine Arme, weichst den vielen Blicken aus und befeuchtest deine trockenen Lippen. Du willst dich nicht wieder erklären müssen und du hoffst inständig Penguin lässt das ganze ruhen und gibt dir die benötigte Zeit dich endlich auszukurieren. Tatsächlich lässt er alles unkommentiert, sieht dich nur weiterhin besorgt von der Seite an, bis du schließlich das geflüsterte: „Du lebst noch … „ , seitens Claire vernimmst und in ihre Richtung schaust.

Die junge Frau quetscht sich durch die Lücken, der dir gegenüberstehenden Männer, bevor sie ganz unvoreingenommen deine Hände ergreift und sie drückt. „Ich dachte Finjas hätte dich … . Das er … . Ich mag darüber gar nicht nachdenken.“ Du schluckst heftig und senkst erneut den Blick. „Er kam nicht dazu.“ , flüsterst du und spielst das Szenario mit Claire und Finjas in deinem Kopf ab. Schnell setzt du einen Cut, als es zum Teil übergeht, wo der Mann auf brutale Art und Weise das unterentwickelte Impfstoff in deinen Körper einzuflößen versucht. Dein Körper schüttelt sich und auch deine Leute scheinen deinen Versuch, aus deinen eigenen Gedanken zu fliehen, zu bemerken.

Schließlich ist es Law, der dem Ganzen ein Ende bereitet und die kleine Gruppe auflöst. „Wir werden jetzt gehen. Weiteres sollten wir in einer sicheren Umgebung klären. Du fährst.“ , klopft Trafalgar seinem Weißhaarigen Freund auf die Schulter, bevor er mit einem letzten durchdringenden Blick auf deine Wenigkeit, sich abwendet und den rechten Platz auf der Beifahrerseite einnimmt. Auch du robbst wenig später weiter auf die Ladefläche, lehnst dich gegen die eiserne Rückwand und beobachtest die Anderen dabei, wie sie deinem Beispiel folgen. Claire klettert verzögert auf die Ladefläche. Erst ein aufmunterndes Lächeln und ein eindeutiges Nicken deinerseits, scheint sie zu ermutigen sich ebenfalls zu setzen, eindeutig deine Nähe suchend. Schließlich bist nur du es, die sie halbwegs kennt. … Vielleicht sogar vertraut, wer weiß das schon. Und doch schient sie gewillt zu sein, euch zu folgen. Wo sollte sie auch hin? Alleine ist sie in dieser Welt gänzlich verloren. Dann scheint ihre Rettung mehr als Sinnlos gewesen zu sein, wenn ihr euch jetzt weigern solltet, sie aufzunehmen. Eine Person mehr, bedeutet im positiven Sinne auch, mehr Verteidigung. Mehr Kraft. Es dient lediglich zu eurem Vorteil und vielleicht … nur vielleicht, wird auch Claire diejenige sein, die dir irgendwann mal zuhören wird. Unter all den Männern eine gute Freundin. Das wäre schön. .. Sehr sogar.

… Aber Abwarten.

Im Moment genießt du das Geräusch eines startenden Motors, schließt die Augen und fühlst dich Frei, als der Fahrtwind über dein Gesicht fegt und der leichte Regen deine Haut kühlt.

In Gesellschaft deiner Freunde fühlst du dich wieder sicher, weshalb du dich endlich schwächer gibst, als du es ständig versuchst nicht zu sein. Dein Kopf kippt zur Seite, legt sich auf einen, mit Proviant befüllten Jutesack, währenddessen deine Ohren den gedämpften Gesprächen der Anderen lauschen. In der Zwischenzeit legt sich etwas über deine bebenden Schultern und auch mehrere Finger verirren sich in deinen verfilzten Haaren und bleiben dort. Auch gut. Es beruhigt dich einfach, auch wenn du dadurch nicht in den nötigen Schlaf sinkst. Du bleibst wach, tauchst lediglich in die Tiefen eines Dämmerschlafes ein und lässt dich von den unebenen Gründen durchrütteln, während Bepo dafür sorgt euch in Sicherheit zu fahren.

Ihr verlasst den abgeschnitten liegenden Teil des ehemaligen Schwimmbades und landet nach mehreren Minuten zurück auf eine befahrbaren Straße. Ein letztes Mal zwingst du deine müden Augen zurück zu schauen, erkennst aus der Ferne, über den Baumwipfeln heraus schauend, das abgenutzte Dach des Gebäudes und streckst ihm imaginär großzügig dein Mittelfinger entgegen. Am Arsch … Keine Zehn Pferde, nicht einmal die Untoten selber, würden dich je wieder zu diesem Ort treiben. Und je weiter ihr euch entfernt, umso kleiner wird es in deinen Augen, desto größer aber wird die Chance sich nicht nochmal hier her zu verirren. Und als das Schwimmbad gänzlich aus deinem Blickfeld verschwindet, wendest auch du dich ab und legst dich in deine vorherige bequeme Position zurück.

Du erliegst deiner Müdigkeit vollkommen, nichtsdestotrotz aber beantwortest du die hin und wieder gestellten Fragen deiner Freunde, auch Claire fügt sich dem ein oder anderem Gespräch mit hinzu. Auch sie bleibt nicht mit neugierigen Fragen verschont und auch wenn du gerne zugehört hättest, sogar selber welche stellen wolltest, klingst du dich aus und betrachtest stattdessen die Landschaft, die sich grau und nass vor euch erstreckt. Für Gespräche hast du wann anders Zeit. Jetzt willst du nicht. Noch nicht jedenfalls.

Und als nach einigen Fahrtstunden sich die dichten, grauen Wolken verziehen, die Abendsonne dein kalkweißes Gesicht erhellt, biegt Bepo ab, verlässt die Hauptstraße und durchquert mehr als selbstsicher, einen Waldabschnitt. Unsicher verkrallen sich deine Hände an den Rand der Ladefläche, doch als sich eine dir bekannte Lichtung wenige Minuten später vor euch offenbart, lösen sich deine Finger sofort wieder und du musst erschöpft aufseufzen, als du euer altes Lager wieder erkennst. Es sieht aufgeräumt aus. Das Chaos, welches die Menschen und die Untoten hinterlassen hatten, ist beseitigt worden. Leider musst du dennoch feststellen, dass dir eure Gruppe merkwürdig klein erscheint, in Anbetracht dessen, dass ihr recht viele gewesen sein. Entweder die meisten sind unterwegs, … oder die Horde hat mehr Schäden hinterlassen, als auf dem ersten Blick vermuten lässt.

Du schluckst unsicher und ein mulmiges Gefühl verknoten sich in deinem leeren Magen, lässt sich nur schwer wieder lösen, als du dem Beispiel deiner Mitglieder folgst und langsam vom Truck steigst. Shachi ist aufrichtig genug, dir zu helfen, bevor deine weichen Knien unter deinem Gewicht nachzugeben drohen und du dich schneller auf dem aufgeweichtem Boden wieder findest, als angenommen, und legt sogar seine Arme um dich, stützt dich auf dem Weg  zu den Anderen. Schnell liegt die Aufmerksamkeit auf euch, nachdem ihr durch die Baumreihen schreitet und zu sechst das Lager betretet. Anerkennung, Freude, ja sogar Jubel durchbricht die darauffolgend herrschende Stille und du willst mitlachen, einklatschen, springen oder die Schultern klopfen. Als deine gereizten Augen jedoch nach zwei weiteren Freunden Ausschau halten, wirst du nicht fündig. Maik und Jakob haben sich noch nicht gezeigt  und unter normalen Umständen wären sie die Ersten gewesen, die sich nach eurem, insbesondere deinem Wohlbefinden erkundigen würden.

Ein unauffälliger Blick in Trafalgars Richtung zerstört allerdings jegliche Hoffnung.

Sein Blick wirkt starr. Ganz anders, wesentlich anders.

Ist es Wehmut?

Und du kennst die Antwort bereits, ohne dass er sie jemals Aussprechen musste. Dein schwaches Mädchenherz klopft schnell und unregelmäßig, bis es total überlastet mehrere Male aussetzt und wortwörtlich in Stücke zerspringt. Stocksteif verkrallen sich deine Finger schmerzhaft in die Haut Shachis und zischend betrachtet er deine erstarrte Wenigkeit. Er spricht dich an, fragt dich etwas. Doch du hörst nicht zu.

Verluste. … Sie sind nicht schön im Leben. Im jetzigen schon gar nicht. Und doch tun sie einfach weh. So unendlich weh. Dieses Mal hält dich nichts, nicht einmal Law. Die Tränen vergießt du nur für deine Freunde.

Freunde, die du nie mehr sehen wirst. Nur wenn du ihnen durch den Tod folgst.

Dead Twenty - Perspektivenwechsel (Spezial)

Er will sie rügen, zurechtweisen und gleichermaßen an den Schultern packen und schütteln. Ihren Verstand wachrütteln, die Gehirnzellen anfeuern. Aber er sieht darüber hinweg. Und das nur, weil er ihr die Ruhe gibt, die sie dringend benötigt. Nicht nur wegen den Strapazen der letzten Tage. Auch, um den Verlust ihrer Freunde zu verkraften und um sie zu trauern.

Mit jeder verstrichenen Sekunde jedoch, fällt es Trafalgar schwerer und schwerer nicht sofort zu ihr zu stampfen und aus dem Wasser zu ziehen. Im dreckigem Fluss … wo sie sowohl versucht hatte ihre ramponierte Kleidung zu waschen, als nun auch ihren Körper vom Schmutz und getrocknetem Blut zu befreien. Ein einfaches, schlichtes Shirt, geliehen von Penguin, ihrem Freund und hartnäckigen Aufpasser, soll sie von unzüchtigen Blicken schützen, während sie Wadentief im Fluss watet. Ihre freigelegten Beine sind übersät mit dunklen und hellen Hämatomen, Schürfwunden und Kratzer. … Wenn alleine ihre Beine ein solch abschreckendes Bild darbieten, wie sieht dann der restliche Körper unter dem Shirt aus? Wahrscheinlich genauso, wenn nicht sogar noch schlimmer. Und nun steht sie da im Wasser. Mit offenen Wunden …

Laws Kiefer mahlt, sein rechtes Auge zuckt. Das gefällt ihm nicht. Ihr Zustand lässt jeden Arzt verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, erst recht, wenn man ein unüberlegtes Handeln, wie das ihre vorwerfen kann. Als sie jedoch beginnt, ihre Haarspitzen Portionsweise mit Wasser und schmalen Fingern auszuwaschen und vorsichtig zu entknoten, reibt er sich schnaufend Daumen und Zeigefinger an der Nasenwurzel. Dieser Prozess wird ewig dauern. Und noch länger will er diese Frau nicht im kalten Wasser stehen wissen. Es wird dunkel, die Gefahren größer und das Gelände unübersichtlich. … Nein, es reicht jetzt! Der Rest kann bis Morgen früh warten.

Leise Raschelnd löst Law sich von der dunklen Tanne, schiebt seine Hände in die Hosentaschen und bewegt sich vorsichtig aus dem Schatten auf sie zu. Mit Argusaugen betrachtet er ihre Gestalt weiterhin, höchst konzentriert bemerkt sie ihn zunächst auch gar nicht. Töricht und nahezu tödlich, wäre er ein Feind, darauf aus, sie jeden Moment anzugreifen. Nach wenigen Schritten jedoch, stoppen ihre langsamen Bewegungen, ihr Kopf schnellt sofort in die Höhe und ihre traurigen, gar matten Augen begegneten die seinen. Ihre Schultern spannen sich an, eine geduckte Haltung lässt erahnen, dass sie dazu bereit ist, sofort die Flucht zu ergreifen oder tatsächlich einen Gegenschlag zu wagen, sollte sie ersteres nicht rechtzeitig schaffen, gar daran gescheitert wäre. Als sie jedoch Trafalgars Wenigkeit erkennt, weichen jegliche Anspannungen aus ihrem völlig erschöpften Körper und ein fast erleichterter Ausdruck nimmt ihre verkniffenen Züge in Besitz. „Oh … du bist es.“

Ihre Stimme klingt schwach, krächzend. Und die dunklen Augenringe lassen viel Freiraum für Spekulationen. Unendlich vergossene Tränen hinterlassen ihre Spuren … auch bei ihr. Nichtsdestotrotz aber ist er nahezu erstaunt, auch wenn die Umstände er sich anders herbei gewünscht hätte. Sie hat gelernt auf ihre Umgebung zu achten. Anders kann Law sich nicht erklären, wie sie ihn hatte kommen sehen können. Er steht im Toten Winkel. Und das Training, welches sie vor wenigen Tagen absolviert hatte, war nicht nennenswert genug gewesen, sie darauf zu spezialisieren. Jedenfalls nicht in wenigen Stunden. … Die Praxis ist knüppelhart gewesen. Angst und Pein sind schmerzhafte Methoden jemanden zu predigen. Und Finjas hat glanzlose Arbeit geleistet. ...Sie darf nur nicht abrutschen, muss höher steigen. Viel Höher. Und der Erste Schritt wird sein, sie erst einmal aus dem Wasser zu fischen, sie hoffentlich komplikationslos zum Essen zu bewegen und sie anschließend in einem Schlafsack zu wissen.

„Du würdest wahrscheinlich leblos im Fluss treiben, wäre ich jemand der dir Schaden würde.“ Vielleicht nicht unbedingt produktiv über ihren möglichen Tot zu philosophieren, in Momenten, wo sie doch nur knapp genau eben jenen entkommen ist und zwei ihrer Freunde aus ihrem Leben geschieden sind. Aber über dieses Thema zu reden, hilft einem angeknacksten Menschen mehr, als es nur hartnäckig totzuschweigen und alles in sich hinein zu fressen. Eine hochgezogene Augenbraue und ein anschließendes Glucksen später, sind Beweise genug für ihn, dass sie seinen schwarzen Humor nicht allzu ernst nahm. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Natürlich hat er das! Sein Blick spricht dafür, und es scheint auch sie zu bemerken. Sie versucht es zu vertuschen, indem sie höchst beschäftigt am nassen Saum des Shirts nestelt, wenn möglich sogar noch tiefer zieht, und kaum sichtbar die Augen ihm gegenüber verdreht. Er lässt es durchgehen. Schon wieder!

„Steig aus dem Wasser.“ , fordert er schließlich auf und betrachtet sie eingehend, analysiert ihre Reaktion. Doch sie starrt nur. Lange und eindringlich. Etliche Sekunden später, reagiert die junge Frau letzten Endes und watet langsam und vorsichtig auf das Ufer zu. Das Gurgeln und Plätschern des Wassers dringt in Laws Gehör, währenddessen sie konzentriert darauf achtet die Balance zu halten und nicht auf dem schlammigen Grund auszurutschen, stetig eine Hand am Saum des Shirts haltend, um keine tieferen Einblicke ihm Gegenüber zu riskieren. Eigentlich lächerlich, dieses Verhalten. In seiner jahrelangen, beruflichen Laufbahn als Chirurg hatte er weitaus mehr gesehen, als der bloße Anblick nackter Beine. Aber wenn sie sich dadurch besser fühlen lässt, wird er sie nicht dabei aufhalten sich selbst zu beschützen. Zumal er bereits mehr von ihr gesehen hatte, als es ihr vielleicht lieb gewesen war. Ihre vorherige Verletzung … . Sicherheitshalber wäre ein zweiter Blick auf die vernähte Schusswunde nicht verkehrt. Nichtsdestotrotz aber verschiebt er diese Aufgabe ins hinterste Eck seines Gedächtnisses und wartet stattdessen darauf, dass ihre Wenigkeit direkt ihm Gegenüber zum stehen kommt. Zuvor klaubt sie ihre feuchte Kleidung von einem bodennahe gelegenem Ast, bevor sie, klein wie sie im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen war, zu ihm aufschaut. Höchst erschöpft, dennoch geduldig.

Nickend nimmt er ihre Anwesenheit zur Kenntnis und macht kehrt, wissend, dass sie ihm zurück ins Lager folgen würde. Er hört ihre tapsenden Schritte direkt hinter sich und eine angenehme Stille legt sich um die Beiden, währenddessen das warm strahlende Licht des Lagerfeuers bereits durch die Baumreihen hindurch scheint und ihre zuvor in dunkeln gelegenen Gesichter erhellt. Die gedämpften Stimmen der Anderen schweben undeutlich zu ihnen beiden herüber und nur wenige Meter, bevor der Schein des Feuers ihre Staturen einhüllt und sie für alle offenbart hätte, ist es die junge Frau hinter ihm, die unverhofft nach seinem rechten Ärmel greift und ihn zupfend unmittelbar zum stehen bleiben bewegt. In erster Linie ist Law überrascht, dennoch hält er inne und mustert schweigend ihre jämmerlich eingesunkene Wenigkeit, die erstaunlicherweise im halb dunkeln nicht ganz so kümmerlich wirkt. Das rotorange Licht lässt zumindest ihre kränklich kalkweiße Haut wärmer und gesünder aussehen. Und wenn man die außergewöhnlichen Umstände außer acht lässt, die Welt um sich herum als geheilt betrachtet, und er aufhören würde nicht alles faktlich ins negative Licht zu hüllen, sieht sie tatsächlich als junge Frau gegenüber eines Mannes imponierend aus.

Dieser Gedanke gehört hier nicht her. Aber alleine unter dieser spärlich bekleideten Aufmachung, wirkt ein zweiter Blick auf ihre stark zugesetzten Beine plötzlich nicht weniger attraktiv. …

Die Stirn kraus ziehend, hebt er eine Augenbraue, lässt den merkwürdig aufkommenden Gedanken und die Empfindung ihres Erscheinungsbildes wegen, im Kopf langsam abklingen, währenddessen ihre Augen fragend und unausgesprochen nach den seinen suchen. Law erwidert nach wenigen Augenblicken ihre Blicke und erst nach einigem Zögern platzt ihre gestellte Frage buchstäblich aus allen Nähten.  „Wie habt ihr mich gefunden?“

Blinzelnd denkt er über ihre Frage nach. Doch spätestens nach mehreren Sekunden, weiß er worauf sie hinaus möchte und wie brennend heiß sie eine Antwort seinerseits erwartet. Ihre Pupillen sind geweitet und eine nicht erklärbare Nervosität scheint ihre Macht vollends zu entfalten und lässt ihren Körper regelrecht erzittern. Es scheint sie wirklich zu interessieren, warum es ihr weiterhin vorenthalten?

„Bepo war es, der deine Spur aufnahm. Mitunter deswegen, weil er etwas gefunden hatte, was definitiv nicht in einem Busch gehört, sondern sich in deinem Besitzt hätte befinden müssen.“ , antwortet er mit leisem Bariton in der Stimme und greift gezielt nach seinem, an der Hüfte angelegtem, Waffengurt. „Ich gab dir keine Waffe, damit du sie wegwirfst. Und ich kann erwarten, dass ein halbwegs gesunder Menschenverstand in der Lage sei, sich damit verteidigen zu können, wenn derjenige von Untoten verfolgt wird.“ „Meine Waffen … .“ , haucht sie seine Worte wiederholend und starrt verblüfft auf seine große Hand, in der sich beide gefährlichen Werkzeuge, Messer und Pistole, befinden, die Finjas nach seinem Angriff bedenkenlos an sich genommen hatte und ohne jegliches Zögern wegwarf, sie außer Reichweite brachte. Für sie galten diese Dinge als für immer verloren.

„Aber Bepo … wieso hat er seine Richtung geändert? Er ging doch davon … und ich konnte nicht nach ihm rufen. Er hat mich nicht gesehen.“ Die Erinnerung daran scheint sie mit verkniffendem Gesichtsausdruck im Kopf noch einmal aufleben zu lassen. Doch bevor sie sich zu weit in ihre Gedanken verirrt und sie elendig daran zerfrisst, ergreift Trafalgar erneut das Wort. “Wenn Bepo nicht das laute Starten eines Motors gehört hätte, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering gewesen, dich jemals zu finden. … Vielleicht hätten wir dich sogar zu diesem Zeitpunkt für Tod erklärt und wären weiter gezogen.“ Ihr Blick wirkt geschockt. Nur schwer scheint sie seine harten, aber ehrlich gemeinten Worte zu verdauen. Letzten Endes huscht Resignation über ihre Mimik und ein schweres Seufzen entfleucht aus ihrem Mund, bevor sie zitternd ihre Hand durch das feuchte Haar gleiten lässt und starr auf einen Punkt direkt hinter ihm stiert. „Eigentlich habe ich sogar damit gerechnet.“ , gibt sie schließlich zu, nachdem ihre Opalen zurück zu seinem Gesicht huschen. „ … Ich dachte ich würde die Anderen nie wieder sehen, als ich in die toten Augen des Zombies blicken konnte. Ich habe an das bittere Aus denken müssen … sogar fast akzeptiert.“ „Diese Option steht nicht zur Verfügung. Jedenfalls nicht kampflos“ , grummelt Law und drückt ihr beide Waffen in die Hände, die sie mit einem milden Lächeln an sich nimmt und nachdenklich betrachtet.

„Und wer nicht kämpft, hinterlässt keine Hinweise.“ , fügt Law hinten an und dreht ihr kurz darauf den Rücken zu. Er spürt ihren eindringlichen Blick im Nacken und noch während er seinen Weg ins Lager fortsetzt, verleiht er seinen Worten etwas mehr Tiefe. „Beim nächsten Mal erwarte ich einen eindrucksvollen Schlag ins Gesicht. Zwinge deinen Gegner in die Knie, lass ihn Staub fressen. Nicht du sollst am Boden liegen. Nicht jetzt und auch nicht in naher Zukunft.“

Trafalgars plötzliches erscheinen auf die offene Lichtung, bleibt nicht unbemerkt. Dementsprechend reagieren auch die Umliegenden in seiner Nähe, nachdem auch die junge, zuvor erstarrte Frau hinter ihm, seinem Beispiel folgt. Vorsichtig betrachtet sie sein Seitenprofil, die unausgesprochenen Wörter liegen ihr offenbar auf der Zunge, und doch vermag sie nichts mehr zu sagen, schweigt bis aufs weitere. Leise raschelnd setzt sie einen Schritt nach dem anderen und erst als tatsächlich Shachi sich aus der sitzenden Menge löst und auf beide zugeht, scheint sie ihren nachdenklichen Blick endlich von ihm abzuwenden.

Gut so. Hätte sie das Starren nicht sogleich unterlassen, hätte er nachgefragt, sie dazu gebracht endlich das auszusprechen, was sie eindringlich nicht über die Lippen zu bringen vermag. Gleich dessen ist er erstaunt, ihr gehauchtes: „Dankeschön.“ , zu vernehmen, während sie an ihm vorbei läuft, auf ihren Freund zugeht und die Decke an sich nimmt, die der junge Mann ihr entgegen reicht. Inwieweit Law ihren Dank währenddessen hineininterpretieren kann, liegt wohl an ihm selber. Wahrscheinlich ist einfach umfassend alles gemeint. Mehr Worte bedarf es in seinen Augen auch nicht und er nimmt es letztendlich so hin. Ein knappes Nicken soll ihr als Antwort seinerseits genügen.

… Das kurz angedeutete Grinsen, nachdem sie ihm den Rücken zugekehrt hat, lässt er jedoch sogleich wieder verblassen, als es ihm schließlich auffiel. Wie selbstverständlich. So einfach und ungezwungen. … In seinen Augen ist sein Benehmen heute merkwürdig. In letzter Zeit ziemlich oft ihr gegenüber. Gut, sie treibt so gut wie jeden mit ihren tödlichen Fehltritten, in die bittere Verzweiflung. Da erscheint ihm sein Verhalten durchaus plausibel genug, dass er es als nichtig abtun kann und schließlich seinen Blick auf ihre Rückenansicht abwendet.

Stattdessen findet Trafalgar den Weg zu seinem Begleiter Bepo, setzt sich direkt neben ihm, während die ausstrahlende Wärme, des direkten Feuers vor ihm, seinen ohnehin aufgeheizten Körper noch weiter aufwärmt. Eigentlich ist es ihm sogar schon zu heiß. Unangenehm genug,  direkt wieder aufzustehen und die kühle der Schatten zu genießen, die er zuvor noch am Fluss gespürt hatte. Aber er bleibt konstant sitzen, zieht sein Schwert aus der Scheide und fängt seine tägliche Prozedur an. Reinigen, Schärfen, Reinigen. Law pflegt sein persönliches Eigentum mit gewisser Vorsicht und unglaublicher Großzügigkeit zugleich. Seine Konzentration lässt sich in diesem Moment auch nicht trüben. … Eigentlich.

Bereits zum zweiten Mal erwischt er sich jedoch dabei, wie sein Blick stetig abschweift. Erst beim Fünfmaligem Ablenken, rutscht ihm auch erstmals ein Fluch über die Lippen, als schließlich sein Daumen die deutliche Schärfe der Klinge zu spüren bekommt und das daraufhin austretende Blut beinahe hypnotisch seinen Blick sofort aufzufangen weiß. Er schneidet sich nie. Nie! Dementsprechend wirkt auch seine Mimik, als Trafalgar die Waffe beiseite legt, den Kopf hebt und die junge Frau nieder starrt, die rein theoretisch für diesen Ausrutscher mitverantwortlich war.

Ihr grässlicher Zustand lässt seinem inneren Arzt keine Ruhe.

Finjas und sein Impfstoff lassen ihm keine Ruhe.

Die Apokalypse lässt ihm keine Ruhe.

Einfach alles!

Stunden sind seitdem vergangen. Die meisten aus der Gruppe legten sich bereits schlafen und während Trafalgar freiwillig die erste Nachtwache übernimmt, beobachtet er jede schlafende Regung ihrerseits. Gleichzeitig versucht er seine innere Aufruhr in Schacht zu halten, indem er einige Kontrolldurchgänge durch das Lager dreht. Sein kühler Kopf ermöglicht es ihm, sowohl die umliegenden Leute zu beschützen, als auch gründlich nachzudenken, bis ihm jede erdenkliche Lösung plausibel genug erscheint, nur um sie anschließend zu widerlegen. Es ist ein ewiges hin und her und ohne entsprechende Informationen sieht Law eindeutig schwarz in der Antwort.

Als kurz darauf die aufwachende Claire seine Aufmerksamkeit erlangt, scheint zu diesem Zeitpunkt das darauffolgende Chaos vorprogrammiert zu sein, denn sie wirkt merklich nervös in seinen Augen. Die Frau betrachtet Laws Dauerpatientin verschlafen, fächert sich mit der Hand nebenbei Luft zu und genehmigt sich beinahe verdurstend ein paar Schlücke aus der Wasserflasche, die man ihr an diesem Abend angeboten hatte. Sie schwitzt merklich und als Claire sich danach versucht aus der Decke zu winden und zu erheben, ergreift schließlich Law das Wort. „Du solltest dich wieder schlafen legen. Der Tag bricht früh an.“

~


Claire zuckt aufgrund seiner tiefen Stimme zusammen, wirkt plötzlich aufgeregter denn je, sich plötzlich Law Gegenüber stehen zu sehen, als er sich ihr unauffällig näherte. Äußerst einschüchternd mustert er diese Frau, schenkt ihr bis dato noch wenig Vertrauen und diese Tatsache alleine lässt er ihr durch seine bloße Erscheinung auch wissen. „Mir ist warm ...“ , nuschelt sie schließlich kleinlaut und deutet kurz darauf auf einem nahe gelegenen Busch. „Und ich muss … „ „Schon gut.“ , unterbricht er sie sofort und schluckend verschwindet sie nickend aus seinem Sichtfeld. Sollte sie es wagen zu fliehen, wäre es ihm schlichtweg egal gewesen. Noch ist Claire nicht in diese Gruppe integriert, auch wenn er es geduldet hatte, sie mitzunehmen. Die Situation ließ es nicht wirklich zu und alleine, weil er darum gebeten wurde, hatte er gleich zwei Augen zudrücken müssen.

Und eben jene Augen betrachten nun zum wiederholten Mal in dieser Nacht, den geschwächten Körper unter der Decke. Jetzt jedoch scheint etwas anders zu sein.

Wesentlich anders. … Gefährlich Anders.

Kritisch ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und beinahe herrisch wird der dünne Stoff von ihrem Körper gerissen. Er schnauft alarmiert und befühlt ihre mittlerweile schweißnasse Stirn. Hatte sie noch zuvor erhöhte Temperatur, scheint sie nun gänzlich zu Fiebern, während gleichzeitig ein heftiger Schüttelfrost ihren Körper zum Beben brachte. Schmerz klingendes Keuchen dringt in sein Gehör und er zischt einen bitteren Fluch, als sie nicht auf seine darauffolgenden Worte reagiert, die sie eigentlich wecken sollten. „Verdammt.“ , murmelt er anschließend und kniet sich vor ihr nieder, hebt ihren erhitzen Körper auf seine Arme und hält eilig auf das nahe gelegene Flussbett zu. In der Zwischenzeit haben einige die kritische Lage bemerkt, darunter auch Bepo, der die anderen Schlafenden zu wecken versucht.

„Steht auf.“ , hört Trafalgar die Stimme seines Weißhaarigen Freundes noch bevor er durch die ersten Baumreihen verschwunden ist. Das plötzlich laute Stimmengewirr seiner aufgeschreckten Männer, ruft auch Claire zurück auf dem Plan, die am Pullover und Jeans zupfen aus dem Gebüsch springt und beinahe panisch wirkt. War doch bis eben noch alles in Ordnung gewesen. „Werden wir angegriffen?“ , verlangt schließlich Penguin schlaftrunken zu erfahren und entsichert seine Waffe, sieht sich um, versucht die Gefahr zu erkennen und wenn möglich zu bannen. „Irgendwas ist passiert.“ , gibt ihm Shachi besorgt zu verstehen und deutet auf Law, der just in dem Moment aus jeglicher Sicht aller Anwesenden in die herrschende Dunkelheit verschwindet.

„Scheiße, warte.“ , brüllt Penguin ihm aufgebracht hinterher und hetzt ihm nach. Law inzwischen beschleunigt seine Schritte deutlich, umrundet eilig die umstehenden Bäume und Büsche und erreicht kurz darauf die Stelle, wo zuvor die junge Frau in seinen Armen sich zu waschen pflegte. Und hatte er davor sie am liebsten zurechtweisen wollen, wie unüberlegt sie in ihrem Zustand im kalten Wasser stehen konnte, so sieht er es nun als einzige Möglichkeit die herrschende Hitze in ihrem Körper zu kontrollieren.

Das still liegende Gewässer gerät in Aufruhr, schlägt hektische Wellen in alle Richtungen, als Laws Weg gezielt hinein führt. Seine Hose wird nass, seine Schuhe, sein Oberteil. Einfach alles. Und er geht soweit hinein, wie auch der Körper, den er trägt, vollends mit Wasser bedeckt ist. Er muss sie kühlen. Sofort.

„Aufwachen.“ , verlangt er mit eindringlicher Stimme, während er gleichzeitig dafür sorgt, dass auch ihr Gesicht ausreichend gekühlt wird, und schlägt hin und wieder gegen ihre rot glühenden Wangen. Doch sie keucht nur, verzieht stets die Mimik, als würden schlimme Albträume sie heimsuchen und plagen. Law jedoch wiederholt seine Worte, immer und immer wieder, während die Gruppe bereits hinter ihm das Schauspiel vom Ufer aus beobachtet. „Was ist mit ihr? Was hat sie?“ , fragt Penguin ungeduldig, wird jedoch geflissentlich von Law ignoriert, der weiterhin versucht die Frau aus der Bewusstlosigkeit zu treiben. Währenddessen analysiert er die Symptome, will herausfinden woran sie leidet. Ist es eine einfache Grippe? Wohl kaum. Irgendwas schwächt sie, greift ihren Körper an und er ahnt bereits, woran das liegt.

Fließend hebt er ihren Kopf an, schiebt die nassen Haare auf die rechte Seite und wirft einen Blick auf die schwer entzündete Einstichstelle der Spritze. Auf dem ersten Blick liegt er mit einer Sepsis gar nicht so falsch. Ihr Immunsystem kämpft hartnäckig und verbittert gegen die eingedrungenen Viren, die ihre heftige Abwehr und die darauffolgenden Symptome erklärt. Er hatte gehofft, durch eine großzügige Reinigung derartige Infektionen vermeiden zu können. Vielleicht hätte es sogar gereicht, wenn das aufgeputschte Mittel nicht sein Unwesen in ihren Blutbahnen treiben würde. So sehr es Trafalgar auch ärgert, durch eine einfache Ruhephase wird sich die junge Frau nicht erholen. Sie schwebt in Lebensgefahr und es muss schnell gehandelt werden. Ein Krankenhaus. … Er braucht die dort nötigen Mittel und es wird nicht leicht werden daran zu kommen. Inständig hofft er, dass die nächstgelegene Klinik nicht bereits Plünderern zum Opfer gefallen ist.

„Wir brechen auf. Jetzt!“ , befehlt er barsch und eigentlich reicht der Ton in seiner Stimme bereits aus, um den Anderen zu zeigen, wie ernst die Lage in Wirklichkeit ist. „Wo willst du hin, es ist mitten in der Nacht? Es ist gefährlich.“ , hakt Shachi nach, begreift aber, das es etwas mit seiner kränklichen Freundin zu tun hat. „Sie leidet an einer Blutvergiftung. Wenn wir nicht handeln, wird sie den Morgen nicht mehr erleben.“ „So schlimm?“ , keucht Claire geschockt, während ihr besorgter Blick auf Laws bewusstlose Patientin fällt. „Die Infektion ist weit fortgeschritten. Es haben sich bereits Blutgerinnsel gebildet, die Sauerstoffmangel herbei führen. Das erklärt ihre heftige Atmung und der schnelle Puls. Ihr Herz versucht durchs schnelleres Schlagen den Blutdruck aufrechtzuerhalten.“ „Dann hilf ihr doch endlich!“ , brüllt Penguin schließlich aufgebracht und seine durcheinander geratenen Gefühle lassen ihn unüberlegt handeln, als er Trafalgar entgegen kommt und ihn am Kragen packt. „Bist du nun ein Arzt oder nicht? Dann tu  doch endlich etwas.“

„Nimm deine Griffel von mir.“ betont Law leise und drohend. Er versteht seine Reaktion zurecht, und doch wird er ihr nicht helfen können, wenn sie weiterhin Zeit vertrödeln und mitten im Fluss einen Streit anfangen. Der junge Mann ist schon immer aufbrausend gewesen, wenn es um seine kleine Freundin geht, doch nun ist seine Einstellung fehl am Platz und nicht kompatibel. „Mach dich nützlich und bereite den Truck vor. Wir fahren in das nächste Krankenhaus.“ „Aber das dauert zu lange. … Zwei Stunden sind einfach zu lange. Es muss einen anderen Weg geben“ , knurrt Penguin ihm entgegen und Laws Blick wird hart. Seine Mundwinkel senken sich tief. Begreift er es denn nicht? Oder will er es nicht verstehen? „Sie stirbt. Willst du das?“ Die Fakten sind eindeutig. Wenn sie nichts unternehmen, dann wird Penguin seine eigene kleine Bekanntschaft zur Grabe tragen. Das Loch ausheben in der ihr Körper elendig von Maden zerfressen und absolut nichts, bis auf die Knochen, von ihr übrig bleiben wird.

Am liebsten hätte Trafalgar dem jungen Mann alles ins Gesicht gespien. Jedes erdenkliche Wort, um ihn endlich zur Besinnung zu rufen. Allerdings scheint der Gedanke, sie sterben zu sehen, auszureichen, damit Penguin seine geballte Hand von seinem Kragen nimmt und fluchend auf die junge Frau starrt. „Verdammt. … Verdammt nochmal, nein.“ Er rauft sich die Haare, wendet seinen Blick ab und stampft zurück ans Ufer. „Beeilen wir uns endlich.“ , brüllt Penguin über seine Schulter hinweg zu ihm herüber und schnaufend folgt Law ihm aus dem Wasser. Das wird das letzte Mal gewesen sein, dass er einen direkten Befehl von jemand Anderem folgt. Doch im Moment ist einfach kein Platz für Egoismus und Eitelkeit.

Die Vorbereitungen sind schnell getroffen und noch während nur wenige Auserwählte Platz auf die Ladefläche des Fahrzeuges finden, ist es Claire die Trafalgar zuletzt aufhält, indem sie ihn am Arm packt und am weiter gehen behindert. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtet er die Frau neben ihm kritisch, die sich nervös werdend auf die Lippe beißt, bevor sie schließlich mit der Sprache heraus rückt. „Hat Finjas ihr etwas gespritzt?“ Die Frage wirft Law etwas aus der Bahn und doch schrillen seine Alarmglocken sofort auf. Trotz der Last in seinen Händen baut er sich vor Claire auf, seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen und drohend starrt er auf die zu klein geratene Gestalt vor ihm. „Was weißt du?“ , knurrt er leise, duldet keine Lügen, gar Widersprüche ihrerseits. Allerdings scheint sie trotz Einschüchterung sehr zuvorkommend zu sein, ist regelrecht kooperativ. „Finjas hat vielen meiner toten Freunde etwas injiziert. Sie alle sind krank geworden … „ „Sprich weiter.“ , verlangt Trafalgar, gesteht sich selber Ungeduld zu und könnte Claire schütteln, als sie kurz zögert und alles in die Länge zieht. „Heute noch.“

„Sie alle sind gestorben.“ , spuckt sie schließlich die Wahrheit aus und wirkt plötzlich bedrückt., verkneift sich die aufkommenden Tränen. „Alle sind daran verreckt, qualvoll, wenn nicht sogar sofort. Einfach tot umgefallen.“

„Sie wird nicht sterben.“ , erwidert er sofort, auch wenn ihm diese neue Tatsache zuerst beunruhigt. Sein Blick wendet sich ab, stattdessen fixieren seine Augen das Gesicht der leidenden Person, die er auf Händen trägt. Ihre Lider flattern unkontrolliert, die Pupillen zucken hektisch hin und her. Und als sich ihre verkrampften Finger schließlich in sein Oberteil vergreifen, hart und unnachgiebig im Unterbewusstsein nach Halt sucht, steht für ihn fest, dass er sie nicht sterben lassen wird. … Nicht sterben lassen kann.

„Nicht, wenn ich ihr Arzt bin.“ 

Dead Twentyone - Nacht und Nebelaktion

Blinzelnd, orientierungslos und angeschlagen, hast du erwartet in das am Abend zuvor entfachte Lagerfeuer zu blicken oder beschäftigte Menschen im Lager umher wandern zu sehen. Du hast die Wärme der aufgehenden Sonne schon sehnsuchtsvoll auf deiner Haut zu spüren gehofft oder leise gemurmelte Gespräche aufzuschnappen gewagt. ...

In der Nacht eingehüllte Baumkronen vorbei ziehen zu sehen und von abertausenden Sternen von oben herab beleuchtet zu werden, … nun, das ist wahrlich ein Bild, welches du nicht zu betrachten erwartet hast. Schnaufend und verschwitzt, verwirrt dich dieser schöne Anblick dennoch sehr. Zusätzlich bereitet dir das Heben und Senken, als auch das unkontrollierte Schaukeln des Untergrunds, wahnsinnige Schwierigkeiten den aufkommenden Schwindel und die damit verbundene Übelkeit, zu unterdrücken und zu verdrängen.

Schluckend hebst du deine ausgekühlte Hand, legst sie auf deine tropfnasse, hitzige Stirn und versuchst träge deine schwankende Umgebung zu betrachten und in Augenschein zu nehmen. Du erkennst recht schwammig die Umrisse einiger Personen, die dir den Rücken zugewandt haben, fühlst dich aber in der herrschenden Dunkelheit weiterhin mit deinen Fragen alleine gelassen. Stattdessen nimmst du deinen erheblich erhöhten Puls umso deutlicher wahr. Dein Herz rast ungewohnt schnell, deine hektische Atmung macht dich schrecklich nervös, wie auch die Tatsache, dass du erbärmlich frierst, gleichzeitig aber deine erhitzte Haut dich innerlich zu verbrennen droht. Irgendwas stimmt nicht. Und die Erkenntnis lässt dich ungewollt panisch werden.

„Du bist wach!“ Die erleichtert klingende Stimme mindert deine deutlich ansteigende Angst ein wenig. Als sich schließlich kurz darauf das angespannte Gesicht Shachis vor deine hektisch hin und her zuckenden Augen schiebt und er dich von oben herab einer kritischen Musterung unterzieht, atmest du rasselnd die angestaute Luft wieder aus, fühlst dich plötzlich von deinen wirren Sorgen befreit und weniger einsam.

„Wo … sind wir?“ , fragst du krächzend an ihm gerichtet und ein misslungenes Grinsen lässt die Gesichtszüge von deinem Freund zu einer unangenehm wirkenden Fratze verziehen. Das sofortige Misstrauen ihm Gegenüber wächst und ein ungutes Gefühl scheint sich erneut deinem konfusen Geist bemächtigen zu wollen. Etwas unausgesprochenes, dennoch verdächtiges an Shachis Körperhaltung, verrät dir unmissverständlich, es habe mit deiner kränkelnden Wenigkeit zu tun. Und du sollst recht behalten, als der junge Mann dich aufzuhalten versucht, nachdem du dich langsam aus deiner liegenden Position zu erheben wagst.

„Bleib liegen. Wir müssten jeden Moment ankommen.“ „Wo fahren wir … hin?“ Unerwartet schockiert wirkst du, als Shachi keinerlei Anstrengungen benötigt dich problemlos mit seinen Händen festzuhalten und zurück auf den Untergrund zu drücken vermag. Du unterdessen schnaufst und schwitzt lächerlich unter seinem harmlosen Griff, hast wahnsinnige Probleme damit die Konturen vor deinen Augen zu fokussieren und drohst plötzlich viel zu schnell in eine weitere Dunkelheit zu versinken.

Nur für einen Augenblick hast du deinen Oberkörper angehoben, eine belanglose Bewegung ausgeübt. … Und doch reagierst du so heftig schwach, abartig zerbrechlich und völlig aus dem Konzept gebracht? … Was stimmt denn nicht mit dir?

„Shachi …?“ , hauchst du ängstlich, versuchst blind seine warme Hand zu ertasten und zu ergreifen, suchst und brauchst dringend seine Nähe und Schutz, während du deine Augen schließt und bitterlich zu kämpfen beginnst. Aber gegen was?

Dein Freund kommt dir sofort entgegen, ergreift deine kalten Finger und murmelt Worte in deine Ohren, die wahrscheinlich nicht so ganz irrelevant sind, wie du glaubst. Das plötzliche Rauschen in deinem Kopf, lässt nicht zu, seine gehauchten Worte vernünftig zusammen zu fassen. Stattdessen vernimmst du ein Piepen, dass von Sekunde zu Sekunde lauter wird. … Penetrant und an deinem schwachen Verstand kratzend.

Es ist unausgesprochen nervtötend und zum verrückt werden, geradezu wahnsinnig machend. Und es raubt dir sowohl das Gefühl der Zeit, als auch alle erdenklichen Sinne. Erst ein stetig anhaltendes Klopfen gegen deine rot schimmernden Wangen, reißt dich in die Wirklichkeit zurück, als du kurz davor warst im völlig verworrenen Delirium zu verschwinden. „Sie kippt mir wieder weg.“ , hörst du deinem Freund aufgebracht sagen, blinzelst träge zu seinem Gesicht hinauf und spürst allzu deutlich wie sich ein paar Hände unter deinen halbtoten Leib schieben und dich problemlos auf zwei kräftige Arme heben. Dein sich schwer anfühlender Kopf fällt sofort in den Nacken zurück, der brummende Motor des zuvor noch fahrenden Fahrzeuges stellt sich augenblicklich ein und ein chaotisches, plötzlich eingestimmtes Gewirr aus Stimmen erschweren dir die Entscheidung wohin dein unkonzentrierter Blick als erstes schweifen soll.

„Sichert den Weg und sucht einen Eingang ins Gebäude.“ Der unverwechselbare Ton Trafalgars dringt mit erhöhter Gewalt in deine Ohren und du suchst augenblicklich nach seiner Person. Du entdeckst ihn allerdings nicht. Ob wegen deines eingeschränkten Sichtfeldes oder der Tatsache, dass der Träger deines Körpers sich mit der Gruppe vom Truck hinfort bewegt, magst du nicht beurteilen. Vielleicht liegt es auch an beiden Gründen. Nichtsdestotrotz aber hört sich Law merkwürdig … gehetzt an?

Du runzelst deine feucht nasse Stirn. Selten hast du den Schwarzhaarigen in dieser zweifelhaften Verfassung erlebt, vielleicht bildest du dir diese Empfindung auch lediglich ein. Du befindest dich nicht in der Position klar denken zu können, fällt es dir zunehmend schwerer irgendwas zu fühlen, außer den ungewöhnlichen Schmerzen ausgesetzt zu sein und die Verwirrung mehr und mehr deinen Verstand vernebelt.

Stattdessen zuckst du jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn etwas kantig, spitzes oder relativ weiches deine Arme und Beine streift. Blätter und Geäst werden rigoros beiseite geschoben, ein Pfad durch die dicht beieinander stehenden Baumreihen eröffnet sich Stück für Stück vor euch und das beimischende Geräusch von raschelndem Bodengewächs und knisternden Schritten mehrerer Menschen um dich herum, lassen dich ermüden. Die Neugier, wohin die ungeplante Reise auch gehen mag, hält sich allerdings hartnäckig, beißt sich fest wie eine blutsaugende Zecke im Hochsommer. Du kämpfst gegen die Bewusstlosigkeit an, gegen den bitter nötigen Schlaf und versuchst herauszufinden wohin der erkämpfte Weg euch führen mag.

„Scheiße, das sind mehr als erwartet.“ , zischt Shachi nach wenigen Minuten frustriert, nachdem auch der letzte Mann sich durch das kurze Stück an Gestrüpp durchkämpft hatte. Keuchend neigst du deinen Kopf, versuchst ebenfalls einen Blick auf das Geschehene vor euch zu erhaschen. Die Ansicht einiger Rücken erweisen sich aber durchaus als erfolgreiche Sichtblockaden. Alleine das Dach eines großen Gebäudes und ein Strommast geben dir die benötigte Einsicht darüber, dass ihr euch unmittelbar in einer Stadt befinden müsst oder zumindest in der Nähe von einer. „Wir werden es nicht schaffen sie alle zu bekämpfen. Das sind einfach zu viele. Sie werden uns bemerken.“

Leise, dennoch von unterdrückter Wut begleitet, äußert nun auch Penguin seine Meinung an die kleine Gruppe. Und du gibst ihm sogar Recht. Eine Stadt … bedeutet unter anderem Ärger. Verdammt großen Ärger, die in Massen durch die Straßen wandern und ungesehen sich in Gebäuden aufhalten und jeden attackieren können, wenn man nicht Acht gibt. Warum seid ihr hier und begebt euch freiwillig in Gefahr?

„Wir werden uns einen Weg suchen müssen.“ „Haben wir überhaupt einen Plan?“ , hinterfragt Shachi Trafalgars Entschlossenheit, der wiederum ein leises Schnauben verlauten lässt und mit einer einfachen, knapp gehaltenen Kopfbewegung auf deine Wenigkeit deutet, die fast bewegungsunfähig kraftlos in Bepos starken Armen hängt. „Der Plan lautet ihr das Leben zu retten.“

Du horchst unmittelbar auf und blinzelst einige Male. Deinetwegen ... seid ihr hier? Um dich muss es erschreckend schlecht stehen, wenn ihr euch in eine große Stadt wagt, das Leben aller dabei auf dem Spiel steht, wenn ihr euch zu lange hier aufhalten solltet.

„Einfacher gesagt, als getan.“ „Durch den Haupteingang werden wir jedenfalls nicht hinein finden. Es ist zu riskant gesehen zu werden.“ , bestätigt Shachi Penguins gemurmelten Worte. „Vielleicht durch ein Fenster? Der Hintereingang wäre auch eine Möglichkeit. Oder durch die Notaufnahme“ , wirft er daraufhin einige Beispiele in den Raum, die jeder für sich im Kopf abwiegt und in die Pläne einkalkuliert, die Gefahrenlevel jeweiliger Möglichkeiten abschätzen tun. Im Endeffekt jedoch sind Kämpfe mit den Untoten vorprogrammiert, geradezu unvermeidbar. Man sucht lediglich die einfachste Variante mit der wenigsten Aufmerksamkeitsrate.

In der Zwischenzeit geht vieles in deinem Kopf vor, das Chaos hat sich rigoros breit gemacht. Das Krankenhaus? Ihr seid dabei in das Krankenhaus einzusteigen? … Wirklich? Du siehst rot. Die Alarmglocken läuten unaufhörlich laut in deinen Ohren wieder. Das Stoppschild wedelt heftig vor deinen imaginären Augen.

… Das wird kein gutes Ende nehmen. Zu viele Risiken, zu viele Gefahren. Untote … Banditen. Das kann deine Gruppe doch nicht Ernst meinen, oder?

„Wir verschwenden zu viel Zeit. Durch die Gasse. Da ist eine Feuerwehrleiter. Die nehmen wir.“

Trafalgars Geduld neigt sich dem Ende entgegen, nachdem er einen kurzen, kontrollierten Blick auf dich warf und sich ein grobes Bild über deine derzeitige Verfassung bildet. Der Mann wirkt eifriger, als noch vor wenigen Minuten, seine Stimme klingt bedingungslos und die gestellte Aufforderung unwiderruflich. „Und zwar jetzt.“ , herrscht er weiter und du schließt daraufhin realisierend deine Augenlider, als dich die Erkenntnis trifft, dem Tod näher zu stehen, als von dir Anfangs angenommen. Seine gut versteckte Hektik belehrt dich eines besseren.

Euer nächtlicher Ausflug soll dir das Leben retten. … Was auch immer dich langsam und qualvoll in den Tod reißen möchte, Law und deine Freunde sind dabei es zu verhindern.

~
Der Schwarzhaarige geht voraus, nachdem niemand Einsprüche erhoben hatte, inklusive Penguin, der es tatsächlich in Erwägung zog, sich allerdings dagegen entschied und stillschweigen bewahrte. Die Zeit sitzt euch im Nacken, da hatte Trafalgar nicht ganz unrecht. Und zu deinem Wohle, wird dein Freund sich zusammen reißen und keine Diskussionen mit Law führen. Stattdessen folgt jeder dem Schwertträger, der zielgerichtet auf das mehrstöckige Gebäude zuhält, stets die Klinge einsatzbereit mit sich führt und den ersten, auf euch aufmerksam gewordenen Untoten, leise aber effektiv, den entstellten Kopf vom Halse trennt.

Um möglichst schnell den Abstand zwischen ihm und euch zu verringern, schließen die Anderem zu Law auf, jeder seine stumpfen oder spitzen Waffen griffbereit und zum töten fähig. Bepo stellt sich absichtlich mit dir in die Mitte der kleinen Gruppierung, hofft und vertraut auf den Schutz deiner Freunde, während er dich trägt.

Währenddessen eilt ihr in geduckter Haltung weiter Richtung Klinik, die Leiter anvisierend, die an der Seite der Hauswand angebracht wurde. Die noch herrschende Dunkelheit gibt euch einen weiteren Vorteil, euch relativ erfolgreich über den Parkplatz, durch die vereinzelt stehenden Zombies, durch zu schmuggeln. Die stumpfen Geräusche aufgeplatzter Schädel und auf den Boden aufprallende Körper und Extremitäten, mischen sich unter euren leisen Schritten bei. Das geronnene Blut sprenkelt den asphaltierten Boden und die letzten ausgehauchten Laute, eines jeden erschlagenden Untoten, verfolgen euch auf eure Nacht und Nebel Aktion.

Es ist Aufregung Pur.

Die Anspannung steht jedem im Gesicht geschrieben. Wirklich niemand vermag sich vorzustellen, gegen die Massen an Zombies zu kämpfen, die sich vor dem Eingang tummeln. Es gleicht einem Weltwunder, dass es nur wenige der wandelnden Leichen in die Gasse geschafft haben, sich der Gruppe entgegen stellen und sie angreifen, nachdem sie bemerkt wurden.

„Daran werde ich mich nie gewöhnen.“ Knackend geben die Knochen des Schädels einer, sicherlich früher hübsch anzusehenden Frau, nach, als Penguin seine Brechstange ihr den Gnadenstoß versetzte. Kopfschüttelnd starrt er nachdenklich und mit verzogenen Lippen auf die verweste Gestalt und reibt sich das mittlerweile schmerzende Handgelenk. Die Wucht, die jedes mal hinter einem solchen Schlag steckt, treibt jedem den Schweiß auf die Stirn und kann schnell zum Verhängnis werden.

Sie dürfen nicht übertreiben.

Wer schlapp macht, gar müde wird, … dem ereilt schneller der Tod. Desto wichtiger ist es, alles zügig zu beenden. Keine unnötige Zeitverschwendung und Umwege.

Die Erleichterung, endlich vor der Gasse angekommen zu sein, wirkt daher wie ein neuer Schub aus Adrenalin und Energie. Eine einfache Tür aus Gitterstäben, versperrt ihnen dennoch den Weg, dessen Schloss es zu knacken scheint. Dahinter kreuchen und fleuchen noch einige Zombies, wahrscheinlich ehemalige Angestellte des Hospitals. Krankenschwestern, Assistenzärzte, ein Hausmeister. Sie alle haben es nicht rechtzeitig geschafft zu fliehen, stattdessen waren sie bereit gewesen, unwissend wie sie waren, andere zu helfen, die infiziert waren. Ihrem Zustand nach wurden ihre Körper regelrecht zerrissen. Nur sporadisch, hängen die Kleidungsstücke am Leib, dafür sind die übergroßen Fleischwunden und Löcher nur allzu gut erkennbar. Gedärme, Knochen, freigelegtes Gewebe. … Schreckliche Bilder, aber leider nichts neues mehr.

„Ich mache das.“ , erklärt Penguin sich bereit, über die Absperrung zu klettern. Ernst drein blickende Gesichter betrachten seine Gestalt, als er seinen Körper auf die andere Seite hievte, auf leisen Sohlen und schnellem Handeln die wenigen Leichen ausschaltet und für den Rest der Gruppe den Weg frei räumt.

„Die Luft ist rein.“ , flüstert der junge Mann in die darauffolgende Stille. Da es zu viel Zeit kosten würde, sich mit der abgeschlossenen Tür zu beschäftigen, besteht die Hürde daraus, dich über die Gitter zu bekommen. Ächzend hebt Bepo dich an, nachdem sowohl Shachi und Trafalgar voran gingen. Du tust gut daran, dich bei der Aktion zu beteiligen. Deine Arme zittern, als du dich keuchend auf den Stangen aus Eisen abstützt und deinen Torso mit aller dir zu Verfügung stehenden Kraft versuchst hinüber zu tragen. Heftig ein – und ausatmend hängst du schließlich halb in der Luft, spürst das kalte Metall durch deine Kleidung durchdringen und versuchst Ruhe zu bewahren. Dein Zustand lässt derartige Kletterpartien nicht zu, dementsprechend ergreift der Schwindel sofort von dir besitz.

Erst zwei ausgestreckte Arme und Hände, die dich zu ergreifen versuchen, lassen deinen Fokus zurück kehren und du fixierst aus halb geöffneten Augen Law. „Langsam.“ Es bedarf keinerlei mehr Worte seinerseits und nickend umschließen deine kalt, feuchten Finger seine Hand.

„Sei Vorsichtig.“ Penguin beobachtet aus Argusaugen deine Wenigkeit, wie du ächzend deine Beine zuletzt hinter her ziehst und du dich anschließend vollkommen erschöpft in Trafalgars Arme gleiten lässt. Fest packen seine großen Hände deine Hüften, setzen dich sicher auf den Blut besudelten Boden ab und stützen dich, nachdem du schwankend vor ihm dein Gleichgewicht wieder zu finden versuchst. Du fühlst dich gut, halbwegs sicher es auf die andere Seite geschafft zu haben. Gleichzeitig graut dir der eigentliche Akt. Die Feuerwehrleiter!

„Beeilen wir uns.“ , „Es geht ihr immer schlechter. Wir sollten es langsamer angehen. Eine kleine Pause … “ „Dafür haben wir keine Zeit.“ , unterbricht der Schwarzhaarige sofort Shachis gut gemeinten Worte. Dein Freund schweigt daraufhin, seine durchdringenden Augen besorgt auf deine gebückte Gestalt gerichtet. Liebend gerne wärst du seinem Vorschlag entgegen gekommen, hättest dich ohne zu zögern auf den dreckigen Boden gesetzt, nur um kurz zu verschnaufen. Aber wenn Law euch so hetzt, dann willst du keine Sekunden verschwenden. „Gehen wir weiter.“ , nuschelst du leise keuchend, klammerst dich regelrecht in das Oberteil von Trafalgar, während die Anderen sich widerstrebend fügen und ihren Weg fortsetzen.

Inzwischen landet Bepo neben euch beiden, klopft auf sein Hemd, der ohnehin voller Staub und Blutspritzern bedeckt ist, und setzt an, dich wieder auf die Arme zu heben. Erstaunlicherweise lösen sich deine klammen Finger nur sehr langsam von Laws Kleidung, fühlst du dich sicherer, wenn er dich tragen würde. Immerhin scheint er zu wissen, was dir fehlt, und kann dir helfen. Was, wenn ihr euch, aus irgendwelchen Gründen auch immer, trennen solltet? Stündest du dem Tod dann näher, als jemals zuvor?

Nichtsdestotrotz aber, verlassen deine Füße den Boden, nachdem der Weiße Riese dich hochhob und dich das letzte Stück zur Leiter trägt. Deine Freunde warten geduldig auf euch, währenddessen sie zugleich sich die Mühe machen, die Verriegelung zu lösen, die die Leiter oben hält. Leider scheppert es gewaltig, als sie sich plötzlich nach unten bewegt und laut auf den Grund aufkommt. „Spinnst du? Willst du uns umbringen?“, zischt Shachi sofort und Penguin zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Die Zombies können uns nicht erreichen.“

Eine lahme Ausrede.

„Trotzdem müssen wir unser Glück nicht überstrapazieren, du Vollidiot.“ Shachi so in Aufruhr zu sehen, lässt dich den Atem anhalten und du lauscht in die Ferne hinein. Gefühlt scheinen die Geräusche der Untoten lauter geworden zu sein und tatsächlich scheinen sich vereinzelte Leichen in die Gassen zu verirren und gegen das Gitter zu drücken und zu schlagen, nachdem sie euch gewittert hatten. Schluckend nimmst du zur Kenntnis, dass selbst die wenigen Untoten weitere anlocken können, wenn sie weiterhin die Aufmerksamkeit auf euch ziehen und krach machen.

„Wenigstens habe ich schon mehr geleistet als du?“ „Was willst du damit andeuten?“ Die plötzliche Spannung zwischen Penguin und Shachi lassen deine Alarmglocken schrillen. Echt jetzt? In so einer Situation halten sie es wirklich für Nötig einen Streit anzufangen?

„Wenn ihr unbedingt als Fraß für die Zombies enden wollt, könnt ihr eure Diskussion gerne weiter führen. Aber alleine.“ , eisig mischt sich Trafalgars Stimme in das unnötige Streitgespräch mit ein, währenddessen der junge Mann seine Schwertspitze dazu verwendete, einige wandelnden Leichen gegen die weiche Stirn zu drücken und zuzustechen, das Gehirn zerstört und das endlos wirkende Dasein beendet. Leider drücken sich die neu dazugestoßenen Zombies gleich nach vorne, nehmen den Platz des Vorgängers ein, so das Trafalgar sich Kopfschüttelnd abwendet und stattdessen die Leiter anvisiert. „Ich habe hier eine Patientin. Wenn euch so wenig an ihr liegt, dann könnt ihr gehen. Jetzt!“

„Ist das dein Scheiß ernst?“

Penguins angestaute Zurückhaltung scheint überzulaufen, das Fass ist endgültig voll und doch beißt er hartnäckig die Zähne zusammen, als Trafalgar sich drohend vor ihm aufbaut. „Wenn du unbedingt den Helden spielen willst, dann tu' es. Kämpfe gegen die Zombies, die sich hinter dir ansammeln, wie die Geier um ihre nächste Mahlzeit. Schenke uns einige Minuten, bevor du gnadenlos von der Meute gefressen wirst und für deine kleine Freundin einen Heldentod stirbst, um ihr Leben zu retten.“

Dir rinnen eisige Schauer über den Rücken, nachdem die hart gesprochenen Worte Trafalgars dich erreichen und er seine kurze Ansprache beendet. „Nur zu. Beeindrucke sie.“

Trafalgar nicht zu mögen, ist eigentlich nicht schwer. Von hassen kann aber auch nicht die Rede sein, als er sich von Penguin entfernt und sowohl ihn, als auch dich, sprachlos zurück lässt und die Leiter hinauf klettert. Sein blutverschmiertes Schwert ziert, jetzt in der Scheide steckend, seinen breiten Rücken, der kurz darauf aus deinem Sichtfeld verschwindet, nachdem er die erste Etage erreicht hatte.

Die daraufhin herrschende Stille, das Stöhnen und Keuchen der Untoten außer acht gelassen, bedrückt das Gemüt aller, mit Ausnahme von Bepo, der kurz darauf Laws Beispiel folgt. Du versuchts währenddessen Penguin ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, weißt du seine Sorge um dich doch sehr zu schätzen. Er sollte nicht so behandelt werden, nur weil er dich zu beschützen versucht. Er und Shachi taten von Anfang an ihr bestes, um sich und dich in der Apokalypse am Leben zu erhalten und das wirst du ihnen auf ewig Danken. Eines Tages wirst du es ihnen zurück zahlen und es würde dich mit Stolz erfüllen, auch wenn du vielleicht bei einem Rettungsversuch dein Leben geben müsstest. Für sie, bist du bereit dafür, auch wenn dich die Angst davor bereits jetzt heimsucht und dich der Gedanke daran quält.

Wer will schon sterben?

Niemand.

Auch heute nicht.

In nur wenigen Sekunden des Unmutes, reißen sich die Beiden Streitenden am Riemen, drücken die Rücken durch und helfen dir ins obere Stockwerk zu kommen. Wie bereits geahnt, scheint dieser Kraftakt genauso anstrengend zu sein, ähnlich wie die Kletterpartie über das Gitter. Bepo hebt dich insoweit hoch, dass du nur wenige Sprossen zu überwältigen hast. Die Kraft allerdings, scheinst du bereits bei der ersten Hürde vollkommen verbraucht zu haben. Am ganzen Leib zitternd hältst du dich an der Leiter fest, spielst mit dem Gedanken dich zurück in Bepos Arme fallen zu lassen und stattdessen einen anderen Weg hinein ins Krankenhaus zu gelangen. Einen sicheren Weg. Ohne Anstrengungen. …

Und doch greifen deine Hände die nächste Sprosse, ächzend hievst du dich höher und höher, spürst die Augen der Unteren auf dir Ruhen, bereit dich zu stützen, wenn du doch fallen solltest. Du glühst, die Hitze, die du ausstrahlst, scheint nicht nur vom Fieber zu kommen. Ausnahmslos jeder Knochen droht gefühlt in dir zu bersten, als deine schwitzigen Hände den oberen Rand des Gerüstes ergreifen. Nur noch ein wenig weiter und du hast es geschafft.

Das plötzliche splittern von Glas und das daraufhin polternde Geräusch eines Aufpralls, lassen deine Bewegungen jedoch erstarren und du lugst vorsichtig über den Rand, nachdem im selben Moment schwere Schritte auf dem Stahl hallen und sich dir nähern. Schwammig erkennst du die blutigen, dicken Schnürstiefel von Law, der sich dir Gegenüberstellt und sich zu dir hinunter bückt. Nur vage erhascht du einen kurzen Blick hinter ihm, siehst einen toten Menschen, oder Untoten, in einer Genick brechenden Position am Geländer liegen, nachdem offensichtlich der Schwarzhaarige ihn aus dem daneben liegenden Fenster gestoßen hatte, bevor Trafalgar deine Arme ergreift und dich das letzte Stück hinauf zieht.

„Danke schön.“ , hörst du dich keuchen, leise aber hörbar. „Wir sind gleich da.“ , umgeht er deine Worte geflissentlich und drückt dich zur Seite hinweg in die Mitte des Gerüst, direkt neben der toten Leiche. „Ihr könnt hochkommen.“ Winkend signalisiert er den Anderen, dass sie es ihnen gleich tun und hinauf steigen können, während du, vollkommen befangen, den ehemaligen Mann vor dir betrachtest und rätselst, ob nun Law ihn so zugerichtet oder sich doch die Untoten an ihm zu schaffen gemacht hatten.

Er wirkt … frisch, im Gegensatz zu dem Rest der wandelnden Zombies, vor dem Krankenhaus.

Das Blut ist nicht geronnen, das aus seinen zahlreichen Wunden aus dem Körper fließt. Schnittwunden, eindeutig Spuren des Schwertes, das Law auf dem Rücken stets bei sich trägt, befinden sich auf seiner blanken Brust, Bauch und auf dem Gesicht. Der Wirbelknochen des Genicks durchsticht seine Haut im Nacken, zeigt den eindeutig offenen Bruch, wie auch der unnatürliche Winkel in der sein Kopf liegt. Man soll meinen, Law hat einen Menschen getötet, vielleicht aus Notwehr oder einfach nur … so? Der eindeutige Biss am Hals, zeugt von einer nahen stehenden Verwandlung in einem Zombie, sodass du letzteres sofort ausschließt. Law mag vieles sein, aber ein sinnloser Mörder ist er nicht. Dafür fühlt er sich viel zu Schade und ist  Penibel genug sich unnötige Arbeit und Stress vom Halse abzuschaffen. Trotzdem ist er gefährlich, … unberechenbar.

Und scheinbar ein absoluter Experte im Nahkampf und Überleben.

Es dauert nicht lange und einer nach dem anderen findet den Weg nach oben auf das Gerüst und nachdem weitere Gefahren auszuschließen sind, wirft jeder noch einen unkommentierten Blick auf die Infizierte Person, bevor jeder vereinzelt über die Leiche steigt.

Du lehnst dich erschöpft und ausgelaugt gegen Shachi, während du beobachtest, wie Bepo die letzten rot triefenden Glasscherben am Fensterrahmen entfernt. Klirrend fallen die Splitter auf das Stahl oder weiter nach unten zu Boden. In der Zwischenzeit erhellt sich der einst nachtschwarze Himmel am Horizont, kündigt den nahen Sonnenaufgang an und drängt euch unmittelbar zur Eile an.

Je heller es wird, umso leichter ist die Gruppe zu entdecken. Der Schutz, dem euch die Dunkelheit gewährleistet hat, verschwindet von Minute zu Minute mehr. Die weniger aktiven Untoten in der Nacht, werden zahlreicher denn je, wenn der Tag anbricht. Ihr werdet gesehen werden, sobald ihr aus der Klinik entkommen wollt. Zu hoffen ist nur, dass es nur sehr wenige Zombiegruppen sein werden und euch nicht allzu sehr aufhalten.

„Scheint sicher zu sein.“ , brummt Bepo in eure Richtung und steigt durch das ehemalige große Fenster eines Patientenraumes. Mit etwas Hilfe kletterst auch du hindurch, danach Law und zum Schluss Shachi und Penguin. Knirschend machen eure Schritte, in der plötzlich leisen Umgebung, unnatürlich viel Lärm und zischend signalisiert Trafalgar zur sofortiger Ruhe. „Vermeidet Lärm. Achtet wohin ihr geht und worauf ihr tretet. Jeder Fehler kann unser Leben kosten.“

„Wonach suchen wir jetzt genau?“ Die Frage war durchaus berechtigt, die Shachi leise murmelnd verlauten lässt und sofort schweigt, als in der Ferne etwas zu Boden geht und der darauffolgende Schall durch die menschenleeren Flure hallt. Die Tür des Krankenzimmers ist verschlossen, und doch sind die schlurfenden Schritte dahinter deutlich zu vernehmen. Einige Zombies laufen durch die Klinik, können krach machen und euch bedrängen, in eine Falle locken. Es gilt jetzt besondere Vorsicht und vor allem absolute Ruhe, wenn es darum geht, die Untoten auszuschalten.

„Wir suchen die Intensivstation. Dort werde ich die nötigen Mittel bekommen, um sie zu behandeln.“

„Und was wenn nicht?“

Du traust dich eigentlich nicht, die Frage laut auszusprechen und doch kamen dir die Worte über die spröden Lippen, bevor du dich selber aufhalten konntest. Du vertraust auf seine Fähigkeiten, wirkt er doch einfach zu Zuversichtlich. Er kennt sein Können, seine Fähigkeiten und Schwächen. Das ist Gewiss.

… Aber welche Möglichkeiten bleiben dir, wenn die medizinischen Geräte und Medikamente zerstört wurden? Geklaut oder anderswie beseitigt? Gerade in dieser ausnahmslos schwierigen Zeit braucht jeder einfach alles, um zu überleben. Darunter auch Medizin und die nötige Ausstattung, gar Strom, um sie in Betrieb zu nehmen. Ein Teufelskreis.

„Niemand stirbt unter meiner Aufsicht, solange es noch Mittel und Wege gibt. Ich habe schließlich einen Eid geleistet und ich habe nicht vor ihn jetzt zu brechen.“

Natürlich hat er das. Nickend bestätigst du sein Gesagtes, nimmst dir die dargebotene Hand Penguins entgegen und lässt dich mit seiner Hilfe durch das Zimmer führen. Schweißperlen glänzen auf deiner Stirn und du musst dich zwingen nicht zu Husten, als dein Hals zu kratzen beginnt. Mit unheimlich viel Speichel, versuchst du dein Bestes, keine Laute von dir zu geben, als Bepo vorsichtig an der Tür lauscht und schließlich die Klinke hinunter drückt.

„Haltet euch an die Regeln.“ , lässt Trafalgar ein letztes Mal verlauten, als ihr schließlich durch die Tür schreitet und als erstes in die hässlich, enstellten Fratzen dreier Zombies starrt.

Die Suche hat begonnen.

Dead Twentytwo - Die Intensivstation

Schnaufend beobachtest du Bepo beim ausholen seiner Hand. Schwungvoll surrt die Klinge seines Kampfmessers in der Luft, als er die Waffe, die Schläfe des Untoten anvisierend, durch die Schädeldecke bohrt. Schmatzende Geräusche ertönen beim drehen und wenden der Klinge, bevor er sie genauso zügig wieder hinaus zieht und den verwesten Körper tatsächlich leise auf den Boden ablegt, nachdem der Zombie drohte in sich zusammen zu sacken. Gehirnmasse verteilt sich auf dem Flur, darunter geronnenes Blut, das sich quälend aus der Einstichstelle quetscht.

Der Geruch, der fortgeschrittenen Verwesung, macht dir in dem Moment mehr zu schaffen, als das abstrakte Szenario vor dir, indem sowohl Trafalgar und auch Shachi, sich auf die anderen beiden wandelnden Leichen stürzen und sie ebenso effektiv ausschalten, wie es auch der Weiße Riese tat.

Knackend bricht der Kieferknochen einer Krankenschwester, kurz danach der Kopf und somit das Gehirn, als Shachis Baseballschläger zum Einsatz kam. Vorsichtig, aber rechtzeitig genug, weichst du den fliegenden Spritzern rotem Blutes aus, das sich großzügig vor deinen Füßen verteilt und dich und Penguin beinahe besudelt hätte.

In der Zwischenzeit, weicht Law einem voraus ahnenden Angriff seitens des Untoten Arztes aus, benutzt den Griff seines Schwertes, um einen schmerzhaft aussehenden Schlag, gegen den Hinterkopf, die Leiche ins Straucheln zu bringen. Stöhnend tänzelt der Untote einige Schritte nach vorne, prallt mit seinem Torso gegen die einst klinisch weiße Wand des Flures, und scheint sich zunächst erst fangen zu müssen. Überaus träge dreht sich der Zombie schließlich um, streckt den linken Arm aus, darauf aus, zu versuchen, Law wiederholt packen und fressen zu können. Er stürzt nach vorne, der Mund zum zubeißen weit geöffnet. Widerlich springen dir die rot – schwarzen Zähne und der verfaulte Muskel, einst die Zunge, entgegen, während Law den Moment nutzt und mit einem präzisen Vorstoß seines Schwertes dem Zombie den Gnadenstoß versetzt.

Ohne jeglichen Widerstand, durchdringt die Klinge den Mundraum, zerstört den Hirnstamm und lässt den letzten Widersacher, mit jeglicher Kälte in der Mimik, zu Boden gehen. Angewidert betrachtet Law schließlich seine Waffe, während das kümmerliche Dasein des Untoten, röchelnd und Blut gurgelnd, ein für alle mal verendet bleibt. Die rote Schmiere, die auf der Klinge hinterblieben war, tropft stetig neben seinen Schuhen auf dem Boden. Ein schneller Streichzug nach Rechts, lässt auch den übrigen Lebenssaft auf der Schneide verschwinden. Die Wand daneben plötzlich mit mehr roten Spritzern verschmutzt, als sie ohnehin schon war.

„Ich hoffe das werden die Letzten sein.“ , gibt Shachi seine Bedenken kund. „Wohl kaum.“

Am Schopf kratzend, betrachtet Penguin die drei Untoten auf dem Flur liegend, während er hartnäckig seine Finger um die deine stets geschlungen hält. Du erwiderst seinen Druck, aber auch nur, weil du kurz die Augen schließen musst, als sich weiße Punkte heimlich vor deine Pupillen schleichen und dich schwindelig machen. Im Gegensatz zu den Anderen, bleibt dir keine Gelegenheit, dich genauer umzuschauen. Dazu bist du gar nicht in der Lage. … Nicht mehr.

Während also jeder das Chaos um sich betrachtet und sie weitere Vorgehensweisen verplanen, löst du vorsichtig deine Finger aus Penguins Griff, bevor du sie doppelt so heftig in seinen linken Ärmel krallst. „Mir ist … schwindelig.“ , murmelst du rechtzeitig in sein Ohr, bevor du plötzlich, einem Schwächeanfall erlegen, auf die Knie fällst. „Ach, Scheiße!“ , hörst du deinen Freund hartnäckig flüstern, obwohl er liebend gerne seine Aufregung lauter und deutlicher verkünden wollen würde. Er fängt dich auf, bevor auch dein Oberkörper auf dem Boden aufprallen konnte und hebt dich in seine Arme.

„Sie … stirbt.“ Das auszusprechen fällt Penguin nicht leicht und das zu hören, macht dich verzweifelt. Du willst das alles nicht mit anhören müssen, und es auch nicht direkt gesagt bekommen. Das weißt du auch so.

„An einem Septischen-Schock, wenn wir nicht bald ein Antibiotika finden und ihr verabreichen. Ihr Zustand verschlechtert sich schneller, als angenommen.“

Law treibt die Gruppe nach Rechts durch den Flur und Penguin ist tatsächlich mit einer der Schnellsten, direkt nach Law. Leider müssen sie trotz der plötzlichen Hektik, vorsichtig sein. Hinter jeder Tür, hinter jedem Eck und Mobiliar, kann die nächste Gefahr lauern. Es ist nicht so, als wären die Männer nicht fähig, sich zu verteidigen. Jeder Einzelne strotzt nur so vor Kraft und Selbstvertrauen. Die Zeit ist schlichtweg nicht vorhanden, sich in einem Kampf verwickeln zu lassen. Sei es mit einem Zombie oder sogar mit einem oder mehreren Überlebenden.

Die Gruppe passiert an den Fahrstühle vorbei und anhand der donnernden Geräusche, hinter den ersten Aufzugtüren, kann sich jeder denken, was oder wer, in der Kabine eingeschlossen ist. Die mit roter Farbe bepinselte Aufschrift: 'Nicht öffnen' , bestätigt jegliche Vermutungen und ihr geht schnellen Schrittes weiter. Die zweite Fahrstuhltür ist sperrangelweit offen, vom Aufzug jedoch keine Spur. Blutige Fingerabdrücke und eine große Blutlache davor, lassen auf einen erbitterten Kampf, um Leben und Tot, schließen. Wer einen Blick hinunter in den Schacht werfen würde, dem erblicken mit großer Wahrscheinlichkeit einige Tote ins Auge.

„Wie weit ist es noch?“, fragt Shachi vorsichtig und betrachtet mit den Anderen zusammen die große Reklame an der Wand, auf dem allerlei Stationen und Räume verzeichnet sind, die es auf dieser Etage zu finden gibt. Darunter der Wartebereich, der sich direkt hinter der nächsten Abbiegung erstreckt. “An der Rezeption vorbei, direkt den Flur weiter runter.“ , murmelt Penguin zurück und deutet mit einem Schulterzucken hinter sich, nachdem er dich vorsichtig in seinen Armen anders positioniert, um seinen Griff neu zu verfestigen und du ihm nicht entgleitest.

Das Ziel ist so nah. … Doch das bisherige Glück, soll nicht lange auf eurer Seite währen.

„Sie stehen uns im Weg.“ Mit der Zunge schnalzend, registriert Trafalgar die Lage, die sich im Wartezimmer abspielt „Wie viele sind es?“ „Sieben, vielleicht auch Acht.“ Schlurfend wandern die Untoten von einem Punkt zum anderen, wirken antriebslos, nachdem Law einen weiteren, kurzen Blick um die Ecke wagt. Resignierend seufzend schüttelt Shachi über seine Antwort den Kopf und verzieht das Gesicht in eine nachdenkliche Mimik. „In den Räumen könnten noch mehr sein.“ , gibt Penguin einige Sekunden später kund und nickend bestätigt Law seine Annahme.

Die vereinzelt, offen stehenden Patientenzimmer und Lagerräume, sind nicht die einzigen Möglichkeiten, in denen sich die Untoten aufhalten können. Doch im Moment, kann sich niemand sicher sein.

Derzeitig schlägt ein Zombie wiederholt seine Stirn monoton gegen die gesprungene Glasscheibe, des deckenhohen Fensters, während ein Anderer, der Länge nach, auf einer Bank verharrt, seine Zähne rhythmisch aufeinander schlägt oder sein Kiefer knacken lässt. Weiter vorne, an der Wand lehnend, sitzt eine Leiche auf dem Boden, starrt ausdruckslos hinauf, in das flackernde Licht, der herunter hängenden Röhrenlampe, die sogar noch Funken sprüht. Die restlichen Untoten drehen ihre Runden um die Besucherstühle, Trageligen von Rettungswägen und oder umgekippte Rollschränke.

„Wie gehen wir jetzt vor? Bei der ungenauen Anzahl an Untoten, wäre eine Ablenkung mit einer Person zu Riskant.“  

„Es kommt auf die Ablenkung selbst an.“ , erwidert Law, scheint die Möglichkeiten und Risiken bereits abzuwägen. Penguin wirkt wegen seinen Worten etwas ungeduldig. Versteht aber, dass er sich jetzt offiziell auf ihn und seinem Plan konzentrieren muss. Um deiner Wenigkeit willen.

„Angriff ist die beste Verteidigung.“ „Ich dachte wir handeln Defensiv?“ , fragt Shachi überrascht, rechnete er doch mit einem perfiden Ablenkungsmanöver seitens Trafalgar. Ein zuckender Mundwinkel, widerlegt seine Annahme jedoch ganz schnell wieder. „Wir sehen acht Zombies. Und wir sind Vier fähige Kämpfer … .“ , beginnt der Schwarzhaarige zu erklären. Wird jedoch missverstanden sofort von Penguin in seiner Rede unterbrochen. „Du willst sie zurücklassen?“ „Vorerst bleibt sie hier.“

„Was? Spinnst du? Sie kann sich nicht verteidigen. … Nicht so.“

„Ein Risiko das wir eingehen müssen. Wir setzen sie hier ab, ungesehen vor den Untoten. Wenn wir wie geplant vorgehen, schnell und präzise, wird sie nur für einige Minuten auf sich alleine gestellt sein.“

„Du willst wirklich …?“ „Ja.“ Penguin schnappt nach Luft, bereit, weitere Gegenargumente zu finden und auszusprechen. Ein verzweifelter Blick nach unten, lassen ihn allerdings sprachlos werden. Aus glasigen Augen starrst du in die seine. Alles schreit danach, dich nicht abzusetzen und alleine zu lassen. Deine Mimik, dein Zustand … . Widersprüche lässt du jedoch nicht verlauten. Dazu bist du gar nicht mehr in der Lage. Auch wenn dich die Panik packt, wenn du nur daran denkst, ausgerechnet in diesem Teil der Klinik auf dich alleine gestellt zu sein. Sei es auch wirklich nur für wenige Minuten.

„Was hast du vor?“

Du holst tief Luft, nachdem du Penguins Frage vernimmst und schließt daraufhin die Augen. Blass und schwitzig, lauscht du kurz danach Trafalgars Worten, während Penguins Entscheidung, Law zu vertrauen, erst einmal sacken muss und du dich tatsächlich darauf einstellen musst, niemanden auf deiner Seite zu haben, solltest du in der Zeit entdeckt werden und es zu einem Angriff auf dich kommt.

„Als erstes müssen wir die Untoten ausschalten, die umherwandern. Sie können schneller angreifen, und uns eher entdecken, als die, die am Boden und auf der Bank liegen. Wenn sie uns trotz allem sehen sollten, werden sie einige Sekunden brauchen, bis sie aufgestanden und uns gefährlich werden können.“ Nickend hören die Anderen ihm zu, während sie, um die Ecke schauend, jeden Zombie einzelnd noch einmal genauer betrachten.

„Der am Fenster steht weiter weg. Außerdem scheint er zu humpeln und ihm fehlt ein Arm. Ihn töten wir als Letztes.“

„Und was, wenn es doch mehr sein sollten?“ , fragt Shachi grübelnd, die Furche zwischen seinen Augen immer tiefer werdend. „Ich halte nicht viel von Improvisation. Daher erwarte ich eine leise Herangehensweise. Achtet auf jedes Geräusch und eure Umgebung. Behaltet die anderen Räume im Auge. Wenn keine Gefahr mehr besteht, wirst du, Bepo, die Kleine holen.“

„Ja.“ , kommt es resolut und einsilbig vom weißen Riesen, der dich nochmal in Augenschein nimmt, bevor er sich wieder auf Law fokussiert „Wenn wir im Wartebereich jeden eliminiert haben sollten, kümmern wir uns um die anderen Untoten. Vermeidet unnötige Kämpfe, schließt die Türen. Am besten unbemerkt, wenn sich doch noch einige darin befinden sollten. Macht so wenig Lärm, wie ihr könnt. Ansonsten schaltet die Zombies aus, die getriggert werden, genauso schnell, wie auch produktiv.“

Du erwidert Trafalgars Blick, als er seine nächsten Worte an die Gruppe verkündet. „Umso schneller werden wir ihr helfen können.“

Falls er dich überhaupt retten kann. Es müssen nur die Medikamente fehlen und die Chancen stehen schlechter, denkst du dir heimlich. Und doch blinzelst du ihn dankbar an, versuchst dich sogar an einem Lächeln. Und Law bemerkt deinen jämmerlichen Versuch, liegt sein intensiver Blick doch länger als nötig auf deinem Gesicht. … Wahrscheinlich, weil dein Grinsen eher bei einem Versuch bleibt und du mit Sicherheit eine Fratze schlechthin ziehst.

„Irgendwelche Einwände?“ Es wurde eigentlich alles gesagt. Niemand erwidert etwas, resolutes Kopfschütteln und raschelnde Kleidung ist Antwort genug, nachdem Penguin sich mit dir zur Wand umdreht und dich vorsichtig auf dem laminierten Boden ablegt.

„ … Versuch dich bemerkbar zu machen, wenn dich etwas bedroht.“ , bittet dein Freund dich leise und unter konzentrierter Atmung versuchst du dein Blick zu fokussieren und ihm zuzunicken. Penguin öffnet sein Mund, um weitere Dinge zu äußern, die du während der Zeit zu tun pflegen oder unterlassen solltest. Es würde wahrscheinlich eine ganze Liste sein, die er dir in den Ohren legen wollen würde. Erstaunlicherweise ist es Shachi, der seine Hand auf die Schulter seines Freundes legt und auf die Dringlichkeit eurer Situation hinweist.

„Sie wird klar kommen.“ Zähneknirschend betrachtet Penguin dich ein letztes Mal, drückt deine Hand und steht plötzlich Ruckartig auf. „Ich warne dich. … Wehe du stirbst hier weg. Und bleib hier!“

Wo sollst du schon hingehen, denkst du dir insgeheim? Trotzdem verzieht sich dein Mundwinkel nach oben, amüsiert über seine extreme Fürsorge, nickst ein letztes Mal, bevor du deine Aufmerksamkeit Law widmest, der sich zur gleichen Zeit, vor deine Wenigkeit kniet und sich plötzlich an deinem Gürtel zu schaffen macht. Unangenehmerweise registrierst du seine Finger und die ausgestrahlte Wärme seiner Haut, die auf unverschämtem Wege deine hinteren Hosentaschen zu Nahe kommen, beinahe dein platt gesessenes Gesäß berühren.

… Tun sie jedoch nicht.

Genauso schnell verschwindet seine wühlende Hand, wie sie auch dort hin gelangt hatte, entsichert deine Pistole und drückt sie dir mit Nachdruck unmissverständlich in die Hand. „Zu schwach ein Messer zu führen. Aber nicht, um abzudrücken.“ „Das … macht zu viel … Lärm.“ , nuschelst du gegen seine Anweisung, kaum hörbar für jeden um euch herum. „ … Tu es einfach.“

Sein langes Schweigen davor, macht dich stutzig. Will er das Risiko, eine Horde anzulocken, wirklich eingehen? Die Gefahr herauf beschwören, wenn du abdrückst?  … Er geht zu weit. Und das für dich? „Dazu wird es … nicht kommen.“ Es sind doch nur einige Minuten. Nicht mehr und nicht weniger. „Wir werden sehen.“ , entgegnet er dir sofort, steht auf und lässt dich einfach zurück, als er sich abwendet und sich mit den Anderen versammelt. Wie gern hättest du ihm noch einige Gegenargumente genannt, dass du ohne einen Schalldämpfer die Waffe nicht benutzen wirst, wenn es heißt, die kleine Gruppe in noch mehr unnötige Gefahren zu stürzen, als ohnehin schon. Es reicht doch, wenn du das verstreute Mobiliar dazu nutzt dich zu tarnen oder zu verstecken, wenn sich dir trotzdem Untote oder Überlebende nähern sollten. Du siehst jedoch auch ein, dass du wahrscheinlich Situationsbedingt handeln würdest.

Du wirst es wissen, wenn es dazu kommt. ... Leider.


Dich beschleicht ein ungutes Gefühl, als du das letztes Mal, die kontrollierten Blicke aller auf dich spürst, und die Männer kurz danach um die Ecke verschwinden. Erschreckend leise. Zum Töten bereit.

Und du allein im Halbdunkeln.

Vorsichtig lauscht du in die nun herrschende Stille hinein, versucht etwas auffälliges zu hören. Es verlangt allerdings viel von dir ab und du gibst schließlich auf. Du musst deine Reserven für den absoluten Notfall aufbewahren. Du kannst jetzt nicht nachlässig werden, um deine Neugier zu befriedigen.

Die Pistole, wie ein rettender Anker, fest an deine Brust pressend, schluckst du deine Nervosität herunter, und betrachtest im Sekundentakt den Linken und den Rechten Flur. Die langsam aufgehende Sonne, beleuchtet nur spärlich die dunkle Umgebung, teilweise erkennst du sogar nichts, nur Umrisse oder Schatten. Sekündlich bildest du dir ein, schlurfende Schritte zu vernehmen, ein weit entferntes Stöhnen … klopfen, poltern, schreien. Die Stille wirkt plötzlich unglaublich laut, macht dich fuchsteufelswild und deine vorerst gut beherrschte Kontrolle, entgleitet dir langsam und stetig. Die Hektik packt dich und deine Augen huschen von einem Punkt zum anderen, bekommen nichts mehr fixiert … .

Nicht in Panik geraten!

Nicht halluzinieren.

Du beschließt, aus dem schräg gegenüber liegenden Fenster zu schauen, die einzige Lichtquelle, die diese Etage im Moment zu bieten hat und versuchst dich zu beruhigen. Die Sterne verschwinden, der Halbmond kaum noch sichtbar und die Sonne am Horizont auftauchend. Ein Bild welches du verinnerlichst, daran klammerst, um nicht den Verstand zu verlieren.

So viel Normalität, wie schon seid Ewigkeiten nicht mehr. … Umso größer ist der Effekt, das es auf dich erzielt.

Dein wild schlagendes Herz klopft langsamer, rhythmisch. Das Blut pulsiert nicht mehr in deinen Adern, es fließt angenehm durch deinen Körper. Deine Atmung verlangsamt sich, du wirkst plötzlich schwerelos und frei von jeglichen Sorgen … .

Ein schlechtes Zeichen!

Du treibst in eine Ohnmacht. Aber doch nicht jetzt. … Nicht einschlafen.

Bleib wach!

Deine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als du bemerkst, wie dein Körper sich bewegt. Das Gleichgewicht schwindet und du drohst zur Seite zu kippen. Du realisierst diesen Umstand, fühlst sogar, wie du deine Hand ausstreckst, um den nahen Aufprall auf dem Boden zu vermeiden. Jämmerlich versagst du, als du dein eigenes Gewicht nicht mehr zu tragen weißt und landest dumpf, aber schmerzfrei, auf dem kalten Grund. Beinahe rutscht dir die Schusswaffe aus den Händen, und du wirst sie auch verlieren, wenn du es nicht schaffst dich bei Bewusstsein zu halten und dein Griff sich lockern sollte. Ein schwarzer Rand bildet sich bereits vor deinen Augen und alleine durch mehrmaliges Zwicken und Kneifen, versuchst du dich zusammen zu reißen und dich anzutreiben wach zu bleiben.

Es klappt nur mäßig, aber es verschafft dir tatsächlich mehr Zeit.

„Minuten ...“ , nuschelst du. „Nur …  Minuten.“

Wie ein Mantra, wiederholst du diese Worte. Gefühlt ist eine halbe Ewigkeit vergangen, als du schließlich einige Geräusche vernimmst. Sie wirken gedämpft, und doch konzentrierst du dich nur auf deine eigenen gehauchten Laute. Bis ein Schatten deine halbwegs existierende Aufmerksamkeit auf sich zieht und du die Bewegungen und das Sprechen einstellst.

Unendliche Fragen suchen dich sofort heim. Ist es ein Zombie? Oder doch Bepo, der dich endlich zu holen gedenkt? Aufgrund der Schwankung, die die in dunkeln gehüllte Gestallt beim Gehen verursacht, bezweifelst du, eine lebende Person auf dich zu kommen zu sehen. Es ist nicht Bepo. Auch nicht Law, Penguin oder irgendein anderer Überlebender.

Es ist der Schrecken selbst, den du eigentlich nicht zu hoffen gewagt hattest, während du gezwungen wurdest, zu warten.

Die Hoffnung schluckst du eiskalt deine kratzig anfühlende Kehle hinunter. Gleichzeitig hebst du die rechte Hand, in der mittlerweile die Pistole weilt, und visierst heftig zitternd den Untoten an, als eben jener in den Lichtstrahl des Sonnenaufgangs tritt.

Kurz stockst du, hältst den Atem an, als du schrecklicherweise ein junges Mädchen im Kittel ausmachst. Das regelmäßige Scheppern verursacht der Infusionsständer, den sie, mit einer Nadel in der Armbeuge befestigt, hinter sich her schleift, währenddessen sie in der rechten Hand den Kopf eines abgerissenen Teddybären fest umklammert hält.

Offensichtlich wurde sie vor ihrer Verwandlung an den Augen operiert, zumindest sprechen die zwei Pflaster klar dafür und lassen keine weiteren Spekulationen offen. Dementsprechend lässt du deine bewaffnete Hand wieder sinken und atmest unglaublich leise die angestaute Luft aus. Die Angst zu schießen und einen Höllenlärm zu verursachen, schwindet ein wenig und doch bleibst du tatsächlich angespannt. Sie hat dich noch nicht bemerkt. Weder gehört, noch gewittert. Das kleine Mädchen geht wankend seinen Weg, gibt merkwürdige Laute mit der Zunge von sich, während sie sich dir weiterhin nähert.

Du bleibst in deiner Position liegen, bist regelrecht erstarrt und verharrst die Prozedur vollkommen aus, in der Hoffnung einen Kampf vermeiden zu können. Auf nackten Füßen, tapst sie an dir vorbei, hinterlässt den Hauch der fortgeschrittenen Verwesung zurück und wirkt durch und durch verfault. Sie muss seit Ewigkeiten durch die Flure der Klinik wandeln und niemand war anwesend gewesen, der sie von diesem Elend erlösen konnte.

Mitleid ergreift von dir besitzt und hättest du es gekonnt, dann wärst du ihr Erlöser gewesen. Jetzt bist du aber egoistisch genug an deinem eigenen Wohl zu denken, schließt mitfühlend die Augen, als du den Anblick ihres Rücken zu sehen bekommst, nachdem sie dich endlich vollständig passierte. Ihre Wirbelsäule springt dir klaffend entgegen, die Wirbel und Knochen liegen vollkommen blank, frei von jeglicher Haut und Fleisch, Muskeln und Venen. Die Zombies haben sich an ihr vergangen, als wäre sie die Mahlzeit schlechthin gewesen. Das Feinste vom Feinsten.

Du kannst nicht weiter dorthin sehen. … Nicht, weil du es nicht mehr richtig kannst, weil der Tunnelblick dich fast vollständig in Besitzt genommen hat. Aus Respekt ihr Gegenüber, kannst und willst du sie nicht weiter anstarren, als sei sie ein Gegenstand in irgendeinem Museum oder ein eingesperrtes Tier in einem Zoo.

Stattdessen ziehst du deine Waffe zurück an die Brust, rollst dich zusammen und wartest auf die Rückkehr der Anderen, während das Klappern und Scheppern des Infusionsständers leiser und leiser wurde, du wieder deines Alleinseins bewusst wirst und dich bei Bewusstsein hältst, indem du deine vorherige Tätigkeit wieder aufnimmst.

Zwicken und Kneifen. Zwicken und Kneifen.

Das Adrenalin schießt nicht mehr durch deine Venen, die Müdigkeit muss daher anders vertrieben werden. Wie lange können Minuten sein? Gefühlt brauchen sie alle zu lange. Du machst dir Sorgen, sowohl um die Männer, als auch um dich. Was, wenn das kleine Untote Mädchen, nicht die Einzige war, die auf dieser Etage noch ihr Unwesen trieb. Wenn es mehr von ihnen gibt. … Zombies, die nicht blind sind und dich auf dem Boden liegend höchstwahrscheinlich entdecken werden und sich auf dich stürzen. Kostenlose Mahlzeit, so nennst du das.

Und was ist mit deinen Freunden passiert? Penguin hatte es versprochen. Nur Minuten … . Verdammte Minuten, sollst du alleine verweilen. Was, wenn sie angegriffen wurden? Ein Hinterhalt von Überlebenden. Ein Angriff aus zahllosen Zombies. … Wurden sie gefressen? Verwandelt? Und jetzt sind sie auf dem Weg zu dir.

Was machst du dann? Sie einfach erschießen? Kannst du das überhaupt? …

Deine wahnwitzigen Vorstellungen überschlagen sich. Doch überraschenderweise, sind sie ein unglaublich gutes Mittel, dich bei Bewusstsein zu halten. Was deine unheilbringenden Fantasien jedoch mit deiner Psyche anstellen … darüber willst du eigentlich nicht nachdenken. Nur nicht übertreiben, … Nein. Das ist nicht gut.

„ … örst du mich?“

Was soll sein?

Blinzelt registrierst du ein paar bekannte Schnürrstiefel vor deinen flimmernden Augen, stempelst die Schuhe beinahe als Halluzination ab. Als allerdings eine warme Hand auf deiner Schulter zum liegen kommt, zuckst du heftig zusammen. Und wenn du gekonnt hättest, dann würdest du mit deiner geballten Faust ausholen und dem Feind direkt damit verletzen wollen. Oder mit deiner Waffe schießen. … Noch besser.

Du sollst nicht sterben. Das hast du Penguin doch versprochen. … Und dir insgeheim doch auch.

„Beruhig dich. … Kannst du mich hören?“ Ja, kann ich, denkst du verzweifelt. Hektisch wandern deine Augen hin und her. Allerdings kannst du nichts genaues fixieren. Unscharf, ja beinahe blind, versuchst du die Person vor dir zu erkennen. Nur die tiefe Stimme gibt dir Sicherheit, dass es nur Trafalgar sein kann. Alles andere wäre unwahrscheinlich. … Oder können Zombies reden? Hah … Schwachsinn. … Oder doch?

„Nein, …  friss mich nicht.“

„Was ist mit ihr? Wieso reagiert sie plötzlich so?“ Noch eine Stimme. Penguin? Er ist wahrscheinlich auch ein Zombie. Sie alle! Deine Freunde sind gekommen und umzingeln dich, wollen sich an dir vergreifen. Sollst du dich deinem Schicksal ergeben? Oder dich verteidigen, bis zum bitteren Ende?

„Sie halluziniert.“

Als ob! Du bist bei klarem Verstand. … Bestimmt. „Wir können nicht länger warten. Sie ist einem Septischen Schock schon zu nahe.“ Die Einzige die geschockt ist, bist du. Wieso sind Untote plötzlich so Redselig? Und warum lebst du eigentlich noch?

„Was wirst du dagegen unternehmen?“ , fragt dein ehemaliger Freund skeptisch. Oh, der Arme. Er wird, genauso wie du, ruhelos auf der Erde wandeln. Gemeinsam, werdet ihr Unschuldige angreifen, euren Hunger stillen wollen, in dem Wissen, dass es nie der Fall sein würde. Niedrige Instinkte … Niedrige Wesen in der Nahrungskette, das werdet ihr von nun an sein. Verdammt, auf Ewig. Bis eine andere Gruppe Überlebender kommen wird und euch vernichtet. … Das ist eure Bestimmung.

„Zuerst bringen wir sie auf die Intensivstation.“ „Okay.“

Ein weiteres paar Hände ergreifen deine Schultern und du keuchst erschrocken auf. „Friss mich nicht. … Friss mich nicht!“ „Niemand wird dich auffressen. Bitte, beruhige dich doch endlich. Ich bin es. Penguin. Dein Freund?“ „Nein. … Nein, das kann nicht sein.“ , nuschelst du, wieder leiser werdend und schüttelst benommen und vollkommen verwirrt dein Haupt. Versucht der Zombie dich einzulullen? Dich weichzuklopfen, damit du dich wehrlos ergibst und dich ihnen anbietest, wie auf einem Präsentierteller?

„Das reicht. Dieses Verhalten sehe ich mir nicht länger an. Solange sie nicht anfängt zu krampfen, werde ich sie tragen.“ Die Kraft, die hinter Laws Griff steckt, verschlägt dir die Sprache, als du dich im nächsten Moment kopfüber auf seiner Schulter wieder findest. „Ich … Was, ist passiert?“ Niemand scheint dir von da an, Rede und Antwort zu stehen. Geradewegs bewegen sich die Zwei in die Richtung, in die vorher alle verschwunden waren. Schnell und äußerst in Eile, während du planlos die vorbei ziehenden Toten, auf dem Boden verstreut liegend, betrachtest. Wo schleppen dich die Zombies jetzt hin? Dich mit den Anderen teilen? … Oje.  … An dir ist doch gar nicht viel dran.

Ob du es ihnen sagen solltest?

Als Bepo schließlich in dein Sichtfeld tritt, nachdem ihr weitere Gänge und Räume passiert hattet, schließt du dein gerade geöffneten Mund wieder. Er bewacht eine große Flügeltür, breitschultrig und stramm stehend. Nickend erkennt er eure Anwesenheit und lässt euch drei ohnegleichen durchschreiten. Die Tür schwenkt auf und wieder zu, … auf und zu.

Dir wird schlecht.

Und bevor du dich der Übelkeit hingibst, wirst du plötzlich genauso schnell wieder abgelegt, wie man dich auch aufgehoben hatte. Auf einer Trage. … Instrumente und Maschinen um dich herum, die du nur teilweise zu kennen scheinst. Unruhig windest du dich auf der unbequemen Liege, willst dich wieder erheben und dem Unheil entkommen, welches kurz bevor steht. Das fühlst du. Nichts Gutes passiert in solchen Räumen. … Die Intensivstation.

Trafalgar Laws Welt.

Dead Twentythree - Besondere Umstände, erfordern besondere Maßnahmen

 

Es genügt wenig Kraftaufwand, um dich auf die Liege zurück zu drängen. Für Patienten gemacht, wirkt die Unterlage recht unbequem und das Chaos, welches auf der Intensivstation herrscht, projiziert ein falsches Bild in deinen Augen.

Das Krankenhäuser generell Unbehagen und Nervosität bei den Menschen hervor rufen, ist jedem bekannt. Und niemand würde freiwillig in die Gebäude gehen wollen, wenn es nicht unbedingt von Nöten wäre. Anders ausgedrückt: Diverse Krankheiten und Todesfälle, eilen den Kliniken also voraus. Dementsprechend wirken Blut bespritzte Wände und durcheinander geratene Materialien auf dem Boden, noch weniger einladend, als wenn einem nur klinisch weiße Räume und penetrantes Desinfektionsmittel begrüßen würden.

Trafalgars Worte, schneidend wie dominant, holen dich allerdings schnell auf dem Boden der Tatsachen zurück. „Bleib liegen.“ Seine Hand ruht nachdrücklich auf deine rechte Schulter, und der Druck, den er dabei ausübt, lassen keine Widerworte zu. Man ist nur aus einem bestimmten Grund in die Zombies verseuchte Klinik eingedrungen, und nun gilt es das Vorhaben umzusetzen.

Tatsächlich nimmt seine Anwesenheit und eben jener Grund einen großen Teil deiner Nervosität, bevor dich die halluzinierende Eindrücke wieder vollkommen einnehmen konnten. Mit geweiteten Pupillen, starrst du in sein Gesicht, analysierst Laws ernst wirkende Mimik, bevor du endlich die angespannten Glieder lockerst und unter seiner Hand Ruhe findest.

Einige Momente später wendet der Schwarzhaarige sich ab und widmet sich stattdessen ein paar Schränken, die auf der anderen Seite der Station ihre Ordnung finden. In der Zwischenzeit hantiert Penguin im Hintergrund, reißt einen blauen Vorhang von der Decke, der den Patienten gegenüber als Sichtschutz und Privatsphäre gedient haben muss, und wickelt den Stoff um die beiden Griffe der Flügeltür. Ein fester Knoten soll eine milde Sicherheitsmaßnahme sein, ungebetene Gäste draußen zu halten.

Es ist nicht viel. Dennoch erfüllt das provisorische Seil seinen Zweck und kann unter schweren Umständen und Komplikationen Zeit verschaffen, falls eine plötzliche Flucht zur Eile treibt. Anschließend meldet sich Bepo freiwillig für die erste, notwendige Wache, positioniert sich, an der Wand lehnend, neben der Tür und späht vorsichtig, durch ein rundes, eingelassenes Fenster, in den Flur hinein.

In den darauffolgenden Minuten und Bepos ruhiger Haltung nach zu urteilen, schlussfolgerst du, dass es in den Gängen zu keinen Auffälligkeiten kommt und wendest deinen Blick leise seufzend von ihm ab.

Deine Hände fühlen sich nass, kalt und taub an, bevor du das letzte Mal einen beruhigenden Augenkontakt mit Shachi austauscht, der einige Schritte von deiner Liege entfernt am Fenster Patrouille hält, als Laws Wenigkeit sich zurück in deinen Blickfeld schiebt. Sofort bemerkst du einen sterilisierten Duft, der an ihm haftet. Es scheint so, als habe er einige nützliche Dinge gefunden, die noch nicht geplündert oder beschädigt worden sind.

Nichtsdestotrotz zuckst du kurz zusammen, als ein Beatmungsbeutel deinen Mund und Nase umschließt und durch regelmäßiges Pumpen frischer Sauerstoff durch deine Lungen strömt. Dein ständig begleitender Schwindel lässt nach und verzückt gierst du nach mehr, während Trafalgar dich eingehender betrachtet.

„Wir haben keinen Strom. Die notwendigen Geräte werden also nutzlos sein.“

„Was ist mit einem Generator?“ , fragt Penguin hoffnungsvoll und gesellt sich sogleich neben Law, als er die schlechten Neuigkeiten vernommen hat. „Wenn es irgendwo einen Generator gäbe, können wir nicht mit Sicherheit sagen ob er funktioniert, geschweige denn genügend Treibstoff enthält, um ihn zum Laufen zu bringen oder zu halten.“

„Und der Notfallstrom?“ , fügt Penguin hinzu. „Wir können davon ausgehen, dass die Reserven, die das Krankenhaus zu geben bereit war, bereits aufgebraucht sind, nachdem der Strom Landesweit ausgefallen war. Wir müssen also zu anderen Mittel greifen.“

„Und die wären?“

„Du übernimmst.“ Dein aufbrausender Kumpel fühlt sich regelrecht vor dem Kopf gestoßen, als ihm Law den Beatmungsbeutel entgegen reicht und ihn ohne weiteres auffordert zu pumpen, währenddessen er die Liege umrundet, auf einen Schrank zusteuert und kurz danach mit einer silbernen Nierenschale zurück kehrt, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Gleichmäßig und nicht zu schnell.“ , erklärt er Penguin kurz und knapp. Zeitgleich ergreift Law deine linke Hand, besprüht die Haut mit einem Desinfektionsspray und lässt das Mittel für mehrere Sekunden einwirken. Aus dem Augenwinkel beobachtest du zwischenzeitlich, wie er sich Einweghandschuhe über die Hände streift und danach an diversen Dingen hantiert und Vorbereitungen trifft.

Aus zahlreichen Arztbesuchen der letzten Jahre, erkennst du das Band, womit Fachpersonal die Blutzufuhr stauen. Und auch bei dir drapiert der Schwarzhaarige das Stück Stoff um dein Gelenk und zieht es fest. Sofort spürst du einen dir bekannten Druck auf deinen Adern. Erst recht, als Law durch regelmäßiges klopfen auf dem Handrücken das Ganze zu beschleunigen und deine Venen besser darzustellen versucht.

„Ich werde dir einen Zugang legen und dir ein Antibiotikum verabreichen.“ , erklärt Trafalgar dir daraufhin und du nickst als Antwort lediglich nur, auch wenn er wahrscheinlich keine von dir erwartet hätte. Währenddessen scheint Penguin plötzlich sehr erleichtert auszusehen und vergisst für einen kurzen Augenblick, dich beim Atmen zu unterstützen.

„Du hast Medikamente gefunden?“

„Weiter pumpen.“ Die Dringlichkeit in Laws Stimme, scheint auch Penguin zu bemerken und er nimmt sofort seine vorherige Tätigkeit wieder auf. Tief atmest du durch seine Hilfe den Sauerstoff ein, während Trafalgar die Zugangsnadel ansetzt und schließlich deine Haut punktiert.

„Medikamente werden auf verschiedene Arten gelagert. Kühlpflichtig oder nicht, hängt von der Arznei selbst ab. Die, die öffentlich zugängig sind, wurden bereits gestohlen, sind abgelaufen oder beschädigt worden. In der Hektik haben die Überlebenden nur wenige Dinge übersehen oder schlichtweg liegen gelassen.“ , erklärt Law daraufhin, während er schnell und schmerzfrei die Nadel durch eine passabel aussehende Vene führt.

Er schiebt den Zugang nach vorne, bevor er mit wenigen Handgriffen die Nadel wieder entfernt und ein dünner Plastikschlauch zurück bleibt, der von nun an in deiner Vene ruhen soll. Zuletzt sorgen Klebepflaster für die Stabilisierung, die ein wenig an der dünnen Haut ziehen, sobald du die Hand bewegst. … Unangenehm, aber auszuhalten.

„Die wirklich wichtigen Medikamente liegen woanders. Darunter zählen die Betäubungsmittel und werden sicher in einem dafür vorgesehenen Tresor aufbewahrt. Nicht jeder hat Zugang dazu, oder ist befugt eben jene Mittel in den Verkehr zu bringen, geschweige denn zu verabreichen.“

„Und du hattest den Zugang? In einer fremden Klinik?“ , harkt Penguin skeptisch nach. Insgeheim jedoch ist er froh darüber, dich behandelt zu wissen, auch wenn die nötigen Geräte nicht in betrieb genommen werden können. Wichtig sind die Arzneien. … Vorerst.

„Es war ein Zufall, als ich den Schlüssel fand. Der Chefarzt trug ihn bei sich.“ , beantwortet Law ihm seine Frage, konzentriert sich jedoch vollends darauf, dir durch den Zugang die Medikamente geben zu können. „Es hätte auch ein Code sein können. Und ohne ihn, sähe die Situation jetzt ganz anders aus. Schlimmer.“

„Der Chefarzt? Du hast ihn getroffen? Lebt er?“

“Wir alle haben das. Seine Leiche liegt draußen auf dem Gerüst.“

Sofort rufst du dir das Bild des toten Mannes ins Gedächtnis, der kurz vor seiner Verwandlung gestanden haben musste und den Law pragmatisch ausschaltete, um den Weg ins Gebäude zu ebnen. Auf dem ersten Blick, sah er nicht wie eine wichtige Person aus. Und doch scheint Law einen guten Blick für derartige Dinge zu besitzen. Schließlich kann man behaupten, sie seien so etwas wie Kollegen gewesen, auch wenn sie in verschiedenen Kliniken gearbeitet haben mussten und sich nicht kannten.

Dennoch war es Glück. … Einfach nur Glück, ausgerechnet dem Chefarzt über den Weg zu laufen. Und er trug sogar den Schlüssel für einen Medikamententresor bei sich.

Du glaubst nicht an Schicksale. … Nicht mehr.

Und trotzdem bist du unglaublich dankbar, als du die ersten Anzeichen verspürst, nachdem Trafalgar dir nicht nur ein Antibiotikum, sondern auch ein Mittel gab, der deinen Blutdruck wieder in die Höhe schießen lässt. In deinen verklärtem Blick kehrt die Schärfe zurück, sowohl die Wärme in deinen Händen, als auch in den Füßen. … Nach langem fühlst du dich wieder ... gut.

Nicht perfekt. … Aber es ist ein Anfang in die richtige Richtung.

Nichtsdestotrotz fühlst du dich noch immer zu schwach, dich bei den Gespräch zwischen Law und Penguin zu beteiligen. Außerdem ist es eine angenehme Abwechslung die beiden zu beobachten. Ohne sinnlose Diskussionen.

„Ist sie … . Ist sie denn jetzt außer Gefahr?“ Man merkt deinem Freund an, wie vorsichtig er die Frage seinem Gegenüber gestellt hatte, nachdem es zwischen ihnen relativ ruhig geworden ist.

Berechtigt.

Denn auch du fragst dich insgeheim das Gleiche.

Reicht das aus, um dich am Leben zu halten?

Law wirft Penguin einen Blick zu, den du nicht richtig deuten kannst. Eigentlich kannst du nie hinter seine Fassade blicken, es sei denn, er lässt es zu. Trotzdem wartest du ab. … Ungeduldig. Wie auch Penguin, der sein Gewicht auf das andere Bein verlagert und mit der Geschwindigkeit des Pumpen unregelmäßiger wird.

„Nur kurzfristig.“ , platzt Law schließlich mit der Wahrheit heraus und unweigerlich schnaufst du trotzig. … Natürlich. Wäre auch zu einfach gewesen. Dennoch hörst du ihm zu, als er zu einer Erklärung ansetzt.

„Ich gab ihr lediglich ein Breitbandantibiotikum. Fürs Erste reicht es aus, um bestimmte Bakterienstämme zu bekämpfen. Da mir der genaue Erreger, der in ihrem Körper wütet, noch nicht bekannt ist, wäre das langfristig keine Lösung.“

„Verdammt.“ , flucht Penguin und wenn er gekonnt hätte, würde er nun ruhelos durch die Station tigern. Ein tritt gegen einen Papierkorb genügt jedoch, um seinen Frust auszulassen ohne die Position neben dir zu verlassen. Polternd fliegt das Gestell aus Plastik durch den Raum. Dabei fängt er sich einige missbilligende Blicke ein, als der Krach verebbt war, und niemand Ungebetenes darauf aufmerksam geworden ist.

„Irgendwann klatsche ich ihm eine.“ , hörst du Shachi leise murmeln, der nach wie vor am Fenster die Stellung hält. Heimlich schmunzelst du über seine Aussage, konzentrierst dich allerdings sofort wieder, als Law mit seiner Erzählung fortfährt. „Mit entsprechenden Geräten wäre ich in der Lage herauszufinden, um welche Bakterien es sich handeln und kann dementsprechend agieren und den weiteren Verlauf bestimmen.“

„Und was brauchst du dafür?“

„Strom.“ , erwidert Law kurz und knapp auf Penguins Frage und du schließt erschöpft die Augen. Es ist anstrengend dem Ganzen zu folgen. Noch dazu, wenn man durchgehend Höhen – und Tiefpunkte durchläuft. Mal steigt die Hoffnung, … nur um schließlich niederschmetternd in der Realität zu landen.

„Für die nächsten zwei bis drei Tage wird das jetzige Antibiotika allerdings ausreichen. Das gibt uns Zeit Vorbereitungen zu treffen, solange sich ihr Zustand nicht verschlechtert und sie stabil bleibt.“

Sofort scheint Law sich selbst ein Bild über deine jetzige Verfassung zu schaffen, während Penguin nichts mehr zu sagen pflegt. Stattdessen seufzt er und beobachtet Law dabei, wie er einen Blick in deine Augen wirft. Das spärlich wirkende Licht im Raum, reicht aus, um deine geweiteten Pupillen genauer betrachten zu können.

Sie glänzen ihm glasig entgegen.

Zuzuführen vom Fieber, dass nach wie vor in deinem Körper herrscht. Beruhigend ist dabei zu wissen, dass er aber langsam abzuklingen scheint, genauso wie die unnatürliche Blässe in deinem Gesicht.

Aufgrund mangelnder Technik, kann Law davon ausgehen, dass die Wirkung der Medikamente mit Erfolg gekrönt sind. Gute Beobachter können allerdings sehen, wie sehr es Trafalgar stört, wenige Alternativen offen zu haben. Denn normalerweise steht dir eine komplette Überwachung deiner Vitalwerte zu. Deine Sauerstoffzufuhr muss durchgehend gewährleistet und nicht von einer Person und dessen Ausdauer abhängig sein.

Ihr kämpft mit spärlichen Mitteln … doch die müssen tatsächlich ausreichen. Das, und die Tatsache, dass Law dich nicht aufgibt. … Denn ohne ihn, wärst du letzte Nacht sehr wahrscheinlich an der Blutvergiftung verstorben.

Nach allem, was du und deine Gruppe durchgemacht haben, wäre es eine lächerliche Art und Weise aus der Welt zu scheiden. Und du bist froh darüber, dass dieser Fall noch nicht eingetreten ist. ...

 

 


In diesen, noch sehr frühen Morgenstunden, wirst du von vielen Augenpaaren scharf beobachtet und unterziehst dich minütlich einer Kontrolle. Shachi hat in der Zwischenzeit Penguin am Beatmungsbeutel abgelöst, wirft dir das ein oder andere Mal einen beruhigenden Blick zu, während die Anderen darüber Diskutieren, wie der weitere Verlauf aussehen wird.


Du schnappst nur wenige Gesprächsfetzen auf.

Unter anderem ob man die Chance nutzen soll, weitere Suchaktionen in der Klinik zu starten. Das Gebäude ist groß und verwinkelt. Sicherlich lassen sich noch nützliche Dinge finden, wenn man nur an den richtigen Stellen sucht. Das Gefahrenrisiko ist nur sehr hoch.

Niemand weiß, wie viele Untote durch die noch unentdeckten Flure und Räume wandeln. Die Tragekapazität ist beschränkt und das zusätzliche Gewicht wäre hinderlich, wenn die Zeit kommt, das Krankenhaus zu verlassen. Abhängig von deinem Gesundheitszustand.

Mit Sicherheit werdet ihr nicht durch den Zugang zum Truck zurück gelangen, den ihr ursprünglich benutzt habt. Die Aufmerksamkeit vereinzelter Zombies war euch bereits gewiss, als ihr den Weg über die Feuerwehrleiter nahmt. Entweder hat die Horde, die sich an den Gitterstäben gedrängelt hatte, mittlerweile das Interesse verloren und ist von dannen gezogen. Oder der Lärm aufgewühlter Untoten, haben bereits weitere angelockt und versperren euch nun den Fluchtweg.

Ihr könnt direkt einen neuen Ausweg suchen. Oder aber ihr nehmt das Risiko in Kauf, den ganzen Weg zurück zu gehen, nur um vielleicht festzustellen, dass es sinnlos gewesen sein könnte. Die Männer werden nicht in der Lage sein, alle Untoten auszuschalten. Jedenfalls nicht ohne die auf dem Parkplatz zu triggern und zu euch zu führen. Die Frage, um die eigentlich diskutiert wird, ist, welche Wahl nun mehr Sicherheit für eure Gruppe verspricht?

… Seufzend schließt du deine Augen.

Es ist anstrengend zu versuchen den Gesprächen zu folgen, wenn du nur die Hälfte davon verstehst. Sie reden zu leise. Ob sie das bewusst tun oder nicht, ist irrelevant. Du entscheidest jedenfalls deine Kräfte zu schonen, in dem Wissen, dass sie ihre Entscheidung mit dir teilen werden, wenn der richtige Moment dafür gekommen ist.

Du blendest die Hintergrundgeräusche aus. Auch Shachi, der dich nach wie vor beim Atmen unterstützt, bis du das Gefühl bekommst in einen leichten Schlaf zu versinken.

Ist das von Vorteil? Für deine Gesundheit mit Sicherheit.

Gewissensbisse plagen dich jedoch und deine derzeitige Verfassung lädt dich nur zum Dösen ein. Augenscheinlich befindet sich deine Gruppe in einer sicheren, improvisierten Umgebung. Aus zahlreichen Erfahrungen weißt du aber mittlerweile, wie schnell sich das Blatt wenden kann und in einen Tiefschlaf zu versinken hältst du momentan für tödlich.

Wie lange du tatsächlich deine Augen geschlossen hältst, bemerkst du erst, als dich eine Berührung im Nacken aufschreckt. Sofort fällt dir auf, dass dein Körper sich in der Seitenlage befindet und man die Unterstützung beim Atmen eingestellt hat, als du versuchst die Lage um dich herum einzuschätzen.

Wie auch deine Wenigkeit, scheinen sich Penguin und Shachi in den anderen Betten, die sich mit auf der Station befinden, auszuruhen und auch Bepo hat seine Position neben der Tür aufgegeben und sich einen Platz auf dem Boden gesucht. Mit einem konzentriertem Blick überprüft er seine Waffen, die er stets bei sich führt, und hält für einen kurzen Augenblick inne, als deine verschlafenen Augen die seine streifen. Er nickt dir zu, bevor er sich abwendet und seine Tätigkeit von vorhin wieder aufnimmt.

Erst eine zweite Berührung auf deiner Haut, bewegt dich dazu einen Blick hinter dich erhaschen zu wollen, um die Ursache dessen auszumachen, die dich mehr kitzelt, als tatsächlich Schaden tut.

Die leise gesprochenen Worte: „Nicht bewegen.“ , unterbinden deinen Versuch aber direkt. Die Anspannung verfliegt sofort aus deinem Körper, nachdem du Trafalgar hinter der Stimme wiedererkennst, und wunderst dich vielmehr darüber, warum sich die Wärme seiner Finger so intensiv auf deiner Haut anfühlt, obwohl er lediglich deine Haare über deine rechte Schulter streift.

Du erkennst den Sinn hinter seinem Vorhaben. Begutachtet er doch schlicht die Verletzung in deinem Nacken, die für die eigentliche Infektion der Sepsis verantwortlich ist. Eine vernünftige Reinigung soll weiteres eindringen von Erregern, die schlimmere Krankheiten mit sich führen können, verhindern. Darunter aber gilt es den Infektionsherd vernichtet zu wissen, damit eine gewissenhafte Heilung gewährleistet ist.

… Dennoch stockt dir der Atem, als du seine Präsens so deutlich hinter dir spürst und Law ohne zu zögern mit der nächsten Behandlung beginnt. Immer wieder fühlst du den Druck, den er mit seinen Fingerspitzen ausübt, während er um die Wunde herum jegliche Form von Dreck, wie Schuppen, Haare oder andere Arten von Verunreinigungen entfernt und anschließend desinfiziert.

Der kurze, brennende Schmerz, reißt dich in das Hier und Jetzt zurück und für einen minimalen Moment fragst du dich insgeheim, ob du schon immer so empfindlich im Nacken gewesen bist oder du dir die heftige Reaktion nur eingebildet hast?

Schlichtweg ist dein Verhalten nicht normal gewesen. Ob nun wegen deines eigenen Empfinden gegenüber Law … oder aus anderen dir unbekannten Gründen. Fakt ist jedoch, dass du dich davon ablenken musst, bevor du beginnst dir weitere Dinge einzubilden. … Und sogar zu wünschen versuchst.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ , fragst du daher vorsichtig, darum bemüht so neutral wie möglich zu klingen. Du Räusperst dich einige Male, damit dir das Überspielen leichter fällt und nicht gänzlich misslingt.

„Einige Stunden. Es müsste jetzt früher Nachmittag sein.“

„Nachmittag?“ Der Schock, der sich langsam auszubreiten scheint, wirkt wie ein starker Kaffee am Morgen, nachdem seine Worte dich erreicht hatten. „So lange … ? Warum habt ihr mich nicht geweckt?“ , murmelst du zuletzt, noch immer fassungslos. „Ich sah darin keine Notwendigkeit. Schlaf ist essentiell, wenn der Körper sich erholen muss.“

„Ja … mag sein. Ich glaube aber nicht, dass wir uns alle in der Position befinden uns diesen Luxus zu leisten.“ , hinterfragst du und bist überrascht, wie einfach dir das Sprechen erscheint, als noch vor Trafalgars Behandlung. Du warst so … kraftlos, eigentlich mehr tot als lebendig.

Du bist Law sehr dankbar. … Ihm und seine Berufung als Arzt, wie auch den Anderen für die Unterstützung dabei.

„Gelegenheiten wie diese muss man ausnutzen.“ , widerspricht er dir. Von seiner strengen Tonlage fehlt jede Spur, mit der er zuvor noch jeden von euch ansprach und Anweisungen austeilte.

Es ist angenehm ein halbwegs … normales Gespräch mit ihm zu führen, auch wenn du dir bessere Umstände herbei gewünscht hättest.

„Diejenigen die sich selbst keine Ruhe geben und ununterbrochen mit der Angst zu kämpfen haben einzuschlafen, sind nicht nur eine Gefahr für sich selber, sondern auch für die Menschen um sie herum. Kein Schlaf, keine Energie. Nur der Tod.“

Du schweigst daraufhin. Seine Worte regen zu denken an und auch wenn er wieder schonungslos die Fakten auf den Tisch legt, so hat er dennoch recht. … Wann denn mal nicht, fragst du dich?

Law ist ein logisch denkender Mensch. So hast du ihn kennengelernt.

Er ist ein Buch mit sieben Siegel. ... Vielleicht entdeckt du bereits eine neue, unbekannte Seite an ihm, wenn auch nur eines davon gebrochen wäre? Ein durchaus spezieller Gedanke. Und möglicherweise wird dieses Szenario niemals eintreten.

 



„Ich bin fertig.“

Das Schweigen, welches nach seinen Worten zwischen euch entstanden war, bricht er, nachdem er ein großzügiges Pflaster auf deinem Nacken klebt und du das klimpernde Geräusch einer Pinzette vernimmst, die er kurz danach in eine Nierenschale wirft. Anschließend hörst du das Rascheln von abgestreiften Handschuhen und das zurück schieben eines Stuhls, auf dem er offensichtlich hinter dir Platz genommen hatte.

Erst danach traust du dich, von der Seiten – in die Rückenlage zurück zu drehen und ihm einen dankbaren Blick zuzuwerfen. „Danke.“ , sagst du lediglich nur, weil du weißt, dass Trafalgar unnötiges Geschwafel kritisch betrachtet. Du meinst es ehrlich, darauf kommt es an. Erkennen kann er das offensichtlich auch an deinen angehobenen Mundwinkeln.

Da muss nichts mehr gesagt werden.

„Vermeide hektische Bewegungen oder Verrenkungen.“

„In Ordnung.“ , bestätigst du und bemerkst wie er bereits zum Beatmungsbeutel greift, wahrscheinlich um es dir wieder so angenehm wie möglich zu machen.

Er hält jedoch in seinen Bewegungen inne, als plötzlich eine Vielzahl aufschreckender Geräusche jeden auf der Station in Alarmbereitschaft versetzt. Penguin und Shachi springen aus ihren Betten und auch Bepo positioniert sich an seinem üblichen Platz neben der Tür und späht durch das Fenster.

Das Kreischen von aufeinander schabenden Metall ist Ohrenbetäubend und du versuchst dich verschreckt aufzusetzen, während Trafalgar lediglich nach seinem Schwert greift, deine Seite verlässt und sich zu den Anderen gesellt.

„Was ist das?“ , fragt Penguin entsetzt, erhält aber keinerlei Antworten. Erst Sekunden später, scheint der Boden unter der Wucht eines heftigen Aufpralls zu vibrieren und selbst du spürst die Nachbeben im Ganzen Körper, nachdem du dich aus der Liege gehoben hattest und nun wieder auf eigenen Beinen stehst. Du kämpfst ein wenig mit deinem Kreislauf, nichtsdestotrotz aber ist es ein gutes Gefühl, soweit wieder bei Kräften zu sein, um ohne Fremde Hilfe stehen zu können.

Die Erleichterung darüber bleibt allerdings aus. Stattdessen hält tiefe Anspannung Einzug, als die wiederkehrende Stille alle bei Atem hält und niemand das laute Geräusch zu identifizieren weiß.

Für jeden ist es jedoch ein klares Signal, alles erdenklich nützliche einzupacken und das Gebäude schnellst möglich zu verlassen!

„Wir werden gehen.“ , erwähnt Trafalgar zusätzlich, signalisiert der Gruppe gleichzeitig die Gespräche ab sofort einzustellen und wenige Geräusche zu verursachen, als die ersten Untoten auf den Fluren für Unruhe sorgen. Zielgerichtet laufen die Zombies an der Tür zur Station vorbei, geradewegs auf die Ursache zu, die für den Tumult verantwortlich ist.

Zu deinem Entsetzen sind es noch eine ganze Menge Leichen, die sich mit euch auf der Etage befunden haben und jederzeit eine Gefahr dargestellt hatten. Es wäre ein Massaker geworden, hättet ihr sie tatsächlich aus dem Weg räumen müssen, um an euer Ziel zu gelangen. Stattdessen sind sie jetzt auf eurer Flucht eine regelrechte Plage und blockieren die Tür von außen.

Ihr seid euch auch ohne Worte einig, die Welle aus Untoten abzuwarten, um einen geeigneten Punkt abzupassen aus der Station zu fliehen. Nur wenige Minuten später scheint der richtige Moment gekommen zu sein, als nur noch vereinzelnde Zombies an euch vorbei wandern.

Ein beherzter Stoß gegen einer der Flügeltüren, nachdem das provisorische Seil von Bepo entfernt wurde, weckt sofort die Aufmerksamkeit auf euch, als deine Gruppe kurz danach auf den Flur eilt. Der Zombie, der von der Tür unvorbereitet getroffen wurde, strauchelt ohne jegliches Gefühl von Gleichgewicht zurück und stolpert über eine weitere, am Boden herum kriechende Leiche.

Beide lassen ein Stöhnen des Schmerzens von sich verlauten, bevor Bepo sie mit zwei gezielten Angriffen seines Messers zurück in die Jagdgründe schickt. In der Zwischenzeit kämpft Penguin mit einer ehemaligen Krankenschwester, die sich durch den verursachten Lärm angezogen gefühlt und sich aus der vorbei gezogenen Horde gelöst hatte. Sie bemerkt deine Gruppe, kehrt zu euch zurück und versucht nun deinen Freund zu packen und zu beißen.

Grunzend schlägt Penguin die ausgestreckten Arme der Untoten beiseite und drückt seine Brechstange gegen ihren Brustkorb, um sie auf Abstand zu wissen. Ungestüm schiebt er schließlich ihren Körper gegen die bereits demolierte Fensterfront neben sich und versucht ihr wildes aufbegehren unter Kontrolle zu bringen.

Währenddessen knackt das beschädigte Glas hinter ihr unaufhörlich, gibt schließlich dem Druck nach und zerbricht in gefühlt tausend Teilen. Die Chance nutzend, bündelt Penguin seine Reserven und gibt der Untoten einen kräftigen Stoß, der sie kopfüber aus dem Fenster fallen lässt. Ein kehliges Geräusch begleitet dem Zombie eine Etage tiefer, davor das zerreißen von Stoff und Haut, als sie sich an den verbliebenen Scherben am Rahmen geschnitten hatte.

Das Aufklatschen eines Körpers auf hartem Beton, hallt als Echo durch den kargen Flur wieder und erstaunlicherweise scheint die Untote sehr hartnäckig zu sein, als du aus dem Augenwinkel bemerkst, wie sie versucht sich mit zahlreichen Knochenbrüchen zu erheben und sich wieder auf die Suche nach potenzieller Nahrung macht.

Vergessen scheint eure Existenz und zurück bleibt ein kläglicher Fleck geronnenes Blut auf dem Boden.

Gerne hättest du ihr diesen Tot gewährt. Stattdessen führt sie das armselige Dasein auf der Welt weiter. …

„Gehen wir.“

Du nickst auf Penguins Anweisung hin lediglich nur und lässt es zu, dass er nach deiner Hand greift, während die Anderen bereits einige Schritte weiter gegangen waren. Du lässt den Blick auf das Wesentliche zurück schweifen und bemühst dich mit deiner Gruppe mitzuhalten.

Du bist langsamer als die Männer. Noch immer angeschlagen von der Sepsis und den Medikamenten, die durch deine Venen fließen.

Trotzdem fühlst du dich grundlegend wohler in deiner Haut, schaffst es sogar dich mit deinen Waffen auszustatten und sogar anzugreifen, wenn es tatsächlich von Nöten ist. Der einzige Nachteil ist deine schlechte Ausdauer.

Bereits nach nur wenigen Metern über den langen Flur, hörst du dich Schnaufen und Keuchen. Deine Lungen scheinen zu brennen und erst jetzt wird dir klar, welche Schäden die Vergiftung mit sich geführt hat und der Heilungsprozess deutlich länger dauern wird, als von dir selbst eingeschätzt.

Mit der eigenen Hand, vor Nase und Mund, unterdrückst du die Aufmerksamkeit erregende Atmung, bekommst dadurch allerdings sofort das Gefühl wieder an zu wenig Sauerstoff zu gelangen, wodurch der Rhythmus deines Herzens direkt ins Stolpern gerät. In der Hektik scheint zumindest niemanden deine Verfassung aufzufallen und ihr nähert euch ohne weitere Vorkommnisse dem Treppenhaus.

Die Stufen, die in die untere Etage und in die Haupthalle führen, liegen frei. Allerdings scheinen sich die Untoten sehr für die Fahrstühle zu interessieren, die ihr heute morgen noch passiert hattet. Qualm steigt aus einem der Schächte und schnell ist die Ursache klar, was die ohrenbetäubende Geräusche verursacht hatte.

Der Aufzug ist abgestürzt, indem noch zuvor unzählige Untoten gefangen waren. Offensichtlich gab das Führungsseil nach, war gerissen und läutete somit die Essensglocke für jede im Umkreis befindliche Leiche, die sich frei bewegen konnte. …

Irgendwann musste euch schließlich das Glück verlassen.

Nun gilt es aber an der Masse aus Untoten vorbei zu kommen. Glücklicherweise ist das prasselnde Feuer, unten im Schacht, aufregend genug, dass nur vereinzelte Zombies deine Gruppe bemerken.

Dieses Mal werden sie jedoch bewusst ignoriert, auch wenn sie euch nun ins Treppenhaus folgen werden.

Von Adrenalinschüben befangen, blickst du zurück, als die erste wandelnde Leiche polternd die Stufen hinab fällt, kurz danach ein Zweiter und ein Dritter folgt. Penguin zieht unerbittlich an deiner Hand, signalisiert dir dich nicht weiter auf die Dinge, die hinter dir liegen, zu konzentrieren, sondern auf das, was weiter vorne auf euch wartet.



Eine wild gewordene Horde Zombies, die sich gegen die verglasten Fenster im Empfangsbereich drücken und sich Zugang in die Klinik verschaffen wollen.

Auf dem ersten Blick sitzt du und deine Gruppe in einer Falle.

Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. …

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2016

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /