Cover

1. Nachruf

 

An alle die noch am Leben sind: Der IS ist ein Arschloch. Nicht nur der IS, alle Attentäter. Die jungen Absteiger, die sich in Einkaufzentren, vor Weinlokalen und in Schulen in die Luft sprengen. Die mit Bhutangasflaschen, Jagdflinten und Schnellfeuergewehren Menschen massakrieren. Menschen wie Väter in Feierabendbierstimmung, wie Mütter auf dem Weg ins Schwimmbad, und wie Jugendliche bei McDonalds. Menschen, die, gelinde gesagt, nicht direkt für den Krieg im mittleren Osten verantwortlich sind.

 

Jetzt nichts verwechseln: Attentäter sind ganz arme Schweine. Traumatisierte. Wer einen Krieg miterleben musste, hat jedes Recht, ziemlich von der Rolle zu sein. Oder es sind ganz einsame Würstchen. In einem fremden Land, wo die Sprache klingt, als würden dich alle fressen wollen. Und zu allem Überfluss sind es nicht nur ungebildete, sondern verbildete. Die nicht nur an Geister („Allah“) glauben, sondern auch, dass diese Geister ganz viel Wert darauf legen, dass man Frauen wie Geister kleidet. Solchen Leuten muss man helfen. Die müssen von Grund auf neu programmiert werden. Und die Ursachen liegen ganz wo anders: Waffenhandel, Nahrungsmitteldumping, absurde Grenzen aus Kolonialzeiten. Alles ganz furchtbar schlimm und ungerecht. Aber rechtfertigt das Blutbäder von biblischen Dimensionen? Im Traum nicht.

 

„Meinen Hass bekommt ihr nicht“ von Antoine Leiris oszilliert in den Spiegel-Bestsellerlisten. Die Mutter eines Anschlagopfers von Paris predigt darin Vergebung. Das ist schön für sie. Aber nichts für uns. Der IS führt einen Propagandakrieg. Die lachen über Vergebung. Die andere Wange? Die hacken dir den Kopf ab! Die Täter werden zu Helden. Köpfungsvideos, Schreine, selbst Hiphoplieder dokumentieren ihre Verbrechen. Lieder von Rappern wie dem Berliner Deso-Dogg. Der bekam sein Leben keinen einzigen hörbaren Track hin. Er wurde Islamist – und schwer verwundet. Das PR-Skandälchen des IS-MTV. Auf einmal hörten tausende sein orientalisches Kriegsgeheule. Was für ein Loser.

 

Über Tote sagt man nichts Schlechtes? Bullshit. Islamisten sind Verrückte, tot oder lebendig. Das hat nichts mit rechts oder links zu tun. Das wird man nicht nur noch sagen dürfen, dass muss gesagt werden. Es sind saudumme, widerliche, egozentrische, überflüssige, abstoßende Idioten. Dem IS schreien wir entgegen: Behalte deinen Ausschuss! Wer so blöde ist sich in die Luft zu jagen, hat es verdient – aber lass uns damit in Ruhe. Und Islamist, hör genau zu: Du bist nichts als peinlich. Du wirst als Lachnummer in die Geschichte eingehen.

 

 

2. Die gescheiterten Pioniere



Skill Level (in Toten): 0

Zickenfaktor: 8

Verwirrtheitsgrad: 7



Schlechte Vorbereitungen



Die Frühgeschichte der Selbstmordanschläge in Deutschland ist ein Fiasko . Bis 2011 sind alle Terroraspiranten durchgefallen. Islamisten agierten auf dem Niveau des Verfassungsschutzes: Pfusch en masse. Händeringend sollten türkische Blumenhändler für die Nazimorde verantwortlich gemacht werden. Zentnerweise V-Mann-Akten wurden geschreddert. Murat Kurnaz bekam wegen seines Bartes ein paar Jahre im Minus-Fünf-Sterne-Hotel Guantanamo-spendiert. Die echten Bekloppten, hatten also freie Hand. Sie saßen in Westdeutschland. In der Hauptstadt des Grabschkalifats: Köln.


Der Sommerabend in Hamm ist beängstigend hässlich. Unverschleierte Frauen tragen ihre obszönen Extensions zur Schau. In Ihren Kinderwägen sind lächerlich wenige Kinder. Wie wollen die jemals zu richtigen Märtyrermüttern werden? Da geht’s doch erst ab 5 toten Kindern los? In den „Kneipen“ genannten Sündenpfuhlen frönen Ungläubige der schlimmsten Sünde seit Jesus das Brot zu trocken war: dem Alkohol. Die Blumen verwelken in ihren Kästen als würde sie das nichts angehen. Keine Frage, so kann es nicht weiter gehen. Zeit für ein Massaker.


Nächster Halt: Hieronymus Bosch. Eine riesige Explosion, ein Zug entgleist, blutige Klumpen Metall und Mensch fetzen umher. Halbverbrannte Zombies torkeln aus aufgesprengten Waggons. Sie stöhnen, halten sich aus dem Bauch laufende Gedärme. Einige röcheln nach Luft. Staub hat ihre Lungen verklebt, sie ersticken bei vollem Bewusstsein. Die High-Carb-Diät-of-Death. Auf der beschaulichen Strecke von Nirgendwo nach Nirgendwo öffnet sich für einen kurzen Moment die Hölle. Noch eine Explosion – und auf ein neues.


Allah sei Dank passierte das nicht zwischen Hamm und Köln. Sondern in London. Und Madrid. Bei uns gibbet so wat nich? Stimmt, zumindest wenn die Terroristen so dilettantisch wie Youssef und sein Kumpel sind. Der heißt, allen Ernstes, Jihad. Die wollten mit Kofferbomben Rache üben. Rache an den bitterbösen Pendlern im Regionalverkehr. Wissenschon, die arroganten Politiker, Wirtschaftsbosse, und Waffenhändler, die sich nicht mal mehr die zweite Klasse im IC leisten können. Das Böse reist günstig.


Butangasflaschen und Benzin? Kinderkram. Für die Attentäter war das nicht genug. Es hätte Sprengstoff werden sollen, aber den bekommt man eben nicht am Späti. Statt dessen nahmen Sie das, was sie sich leisten konnten. Die tödlichste Waffe des Jihad, für 19ct pro Kilo bei Aldi: Mehl. Den Tipp hatten Sie von ihrem Mentor, dem Internet. Bei der Explosion hätte sich ein Benzin-Luftgemisch mit dem feinen fiesen Staub der Stärke vereint. Wie ein glühender Ölfilm würde die Mischung die Reisenden überziehen und wäre tief in die Hautschichten und Lungen eingedrungen. Napalm Death, das volle Vietcongerlebnis. Nur leider vergaßen die beiden die wichtigste Zutat für einen knackigen Knall: Sauerstoff. Ist nicht leicht, diese Hochphysik. Wie soll man die beherrschen, wenn man ständig den Koran auswendig lernen muss?


Die Bundesanstalt für Materialprüfung stellte lakonisch fest, was passiert wäre, hätten die Bomben gezündet: „Ausgebrannte Waggons, entgleiste Züge, Tote und Schwerverletzte wären die möglichen Folgen gewesen. Und eine öffentliche Diskussion, die die derzeitige Kritik an der Online-Durchsuchung mit Erstaunen zur Kenntnis genommen hätte.“ Schön, dass selbst potentielle Tote nicht sofort für eine politische Agenda missbraucht werden. In your face, Bürgerrechtsschwuchteln!


Sprengstoff ist für Anfänger. Die Waffe der Profis ist das sanfte Element. Mit einer Wasserkanone entschärften Spezialisten die Bombe. Dabei wurde die vermutliche Zündquelle, ein Wecker, mit einem Hochdruck-Wasserstrahl gezielt weggeschossen. Da waren Youssef und Jamal schon über alle Berge. Nicht mit dem Quer-Durchs-Land-Ticket, da könnte ja sonst was passieren. Sondern ganz komfortabel per Flug. Dass bahnsprengende Attentäter ungesehen durch die Sicherheitskontrollen am Flughafen kommen, sagt viel über unsere „Terrorabwehr“ aus. Deprimierende Studie gefällig? 9 von 10 eingeschleusten Waffen werden bei den „Sicherheitsprüfungen“ übersehen. Lohnt sich dafür das anstehen?



Die beiden Täter flüchteten noch am selben Tag über Istanbul. Das war ihnen anscheinend zu sicher, deshalb zogen sie weiter nach Damaskus. Ihnen fiel wohl auf, dass das nicht die klügste Idee war, und sie entwischten in den Libanon. Später kehrte Youssef Mohamad al-Hajdib aus (noch) ungeklärten Gründen alleine nach Deutschland zurück. Am 19.08.2006 wurde er im Kieler Hauptbahnhof eingefangen. Zeitgleich ging vor der italienischen Insel Lampedusa ein voll besetztes, aus Nordafrika kommendes Flüchtlingsboot unter. Die italienische Marine kann 70 Insassen retten, etwa 40 Flüchtlinge ertrinken. In den Medien geht das unter.

Im Mai desselben Jahres wurde sein Bruder Saddam El Hajdib, die Nummer vier der islamistischen Splittergruppe Fatah al-Islam, im Nordlibanon getötet. Bedauerlicher Zufall. Wie immer ist Youssef ein verwirrter Einzeltäter. Was in der Gerichtsverhandlung folgt, ist ein Orientalendrama von epischen Ausmaßen. Auf jeden Fall stabil hinsetzen, Popcorn und Schluchztücher bereit halten.


Wie konnte aus zwei unauffälligen Unterbegabten das erste Versagerteam der deutschen islamistischen Terrorgeschichte werden? Youssef al-Hajdib wohnte in der Friedrich-Ebert-Str. in Mülheim an der Ruhr; einer lauten und hässlichen Rennbahn. Er hatte eine Zweitwohnung: Peter-Bauer-Straße 13-15 im Kölner Stadtteil Neu-Ehrenfeld. Nicht gerade ein schickes Landhaus – aber wenigstens um die Ecke von Böhmermann! Eine klaustrophobische Bude in einem Plattenviertel, für das sich noch Nowosibirsk zurecht schämen würde. Wenn der jemanden in die Luft hätte jagen sollen, dann den Architekten der das entworfen hat.


Aufgewachsen ist Youssef Mohamad al-Hajdib im Libanon. Dessen Exportschlager sind Bürgerkrieg (in Syrien zur Zeit bombastisch nachgefragt), dysfunktionale Regierung und Datteln. Als jüngster hatte er 12 Geschwister, die alle nicht so niedlich waren wie er. Sicher hatte seine Mutter trotzdem noch genug Zeit, sich um Ihn zu kümmern. Als gehätschelter Jüngster wurde ihm alles ein wenig leichter gemacht. Aufgewachsen in Tripoli ermöglichten ihm seine Eltern ein Studium an der Universität. Allerdings scheiterte er an der Aufnahmeprüfung. Statt Ingenieurwissenschaft schrieb er sich in Mathematik und Physik ein. 2004 hatte er keine Lust mehr und brach sein Studium für einen Deutschlandaufenthalt ab. Wer braucht schon Physik, wer baut schon Bomben? Hätte er mehr Ehrgeiz bewiesen, wäre aus ihm noch ein diplomierter Terrorist geworden.



Kiel, Sommersemester 2005. Es regnet, die Frisur sitzt. Unter der Burka. Youssef bekommt kaum Frauen zu Gesicht. So kreativ wie Muhammed H. Aus Wuppertal war er nicht: Der zog seine Frau an einer Kette durch die Stadt. Youssef lebt wie ein Maulwurf. Ein Creepster. Der, der verstohlen auf Hintern guckt, und sich danach selbst geißelt. Bei der Ausbildung am Studienkolleg als Vorbereitung für FH-Studium in Mechatronik bleibt er sich treu: Er muss das erste Semester wiederholen. Offiziell wohnt er am Steenbeker Weg in Kiel, einer Gewerbewüste zwischen Aldi und Aral. Nach Informationen von Spiegel Online hatte er während dieser Zeit noch eine zweite Adresse: Kleiner Pulverteich 17-21 im spritzenversuchten Hamburger Stadtteil St. Georg. Nicht nur die Schwulenszene trifft sich hier. Es gibt auch ein Islamisch-albanisch-pakistanisches Kulturzentrum, die Nur-Moschee. Plus Wohnheim. Passt wie Faust aufs Auge für den angehenden Islamist und Vollzeitunterdrückten.


„Er ist eigentlich noch ein Kind. Er spielte gern.“, sagte der kommissarische Leiter des Studienkollegs, Rainer Wurow-Radny. Ernsthaft habe man sich nicht mit ihm unterhalten können. Schweren Themen sei der Libanese stets ausgewichen. Youssef sei „in keiner Weise religiös auffällig gewesen, weder durch Kleidung noch durch sonst irgend etwas“. Im Klartext: Ein Charakterkrüppel ohne Persönlichkeit. Flasche Leer. Jemand, der dringend etwas sucht, dass ihn ausfüllt. Die Hamburger Seemannstradition Alkoholismus fällt flach. Was

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2017
ISBN: 978-3-7396-9661-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Hey Ihr (Lese-)Ratten! Ich baller Euch hier mal mein neues Buch in die Fresse, oder besser gesagt den Entwurf. Wie, nur 30 Seiten? Ihr zahlt nicht, also beschwert Euch nicht! Höchstens beim IS, wenn der mehr Anschläge hinbekommt hänge ich noch was dran. Also, viel Spaß und lasst mich wissen, was ihr denkt. (Kreative) Beleidigungen, Korrekturen, Themenvorschläge für neue Bücher, Stellen die Euch gefallen oder nicht so und besonders wahnsinnige Geistesblitze sind immer gerne gesehen! Bis denne, Kristjan Knall

Nächste Seite
Seite 1 /