Florian Geyer
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Ein unheimlicher, graugelber Himmel lastete auf dem Galgenberg über der fränkischen Bischhofsstadt Würzburg, scharf blies der kalte Märzwind den Geruch aufgebrochener Erdschollen und den bittersüßen Duft der der Rebstöcke von Hängen und aus dem Flusstal herauf, dumpf stöhnte und rasselte es in den kahlen Ästen der breitkronigen rissigen Apfel- und Walnussbäume, die gleich dunklen Wächtern in den Himmel aufwärts zu steigen schienen.
Auf der Höhe des Galgenberges aber stand übermenschlich groß gegen den gelblich flammenden Horizont, die vornübergebeugte Gestalt eines Bauern, der mit beiden Händen einen Pflug durch das schwere Erdreich zu lenken suchte. 0ft brach er halb in die Knie und konnte sich nur mit Mühe aufrichten. Aber noch jammervoller war aus weiter Ferne der Anblick seines Rosses, das sich, mit zitternden, durchgetretenen Beinen immer von neuem in die Stränge warf, um gehorsam den abgerissenen Zurufen seines Herrn den klobigen Pflug voranzuziehen. Ein kleiner, zerlumpter Bauernknabe, der voranlief, um die Steine aus dem Weg zu räumen, wandte sich von Zeit zu Zeit um und streichelte mit zärtlichen Augen die schweißtriefenden Flanken und den von zermürbender Arbeit gebeugten mageren Hals des Kleppers.
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Der Alte stand still und stützte die linke Hand schwer atmend auf den Pflug. Wie fragend drehte die Mähre mühsam den Kopf zur Seite und sah mit müden, traurigen Augen zu ihrem Herrn hinüber, hilflos, mit hängenden Armen stand der Junge in der Ackerfurche und blickte von einem zum anderen.
Da hob der Bauer den rechten Arm und drohte mit geballter Faust gegen Westen hinüber mitten in den schwefelgelben Himmel hinein. Dort ragte jenseits des Mains der düstere Koloss der Feste Marienburg mit ihren Mauern und Türmen von der steilen Höhe des Berges weit über das zu Füßen des Galgenberges am rechten Mainufer breit hingelagerte türmereiche Würzburg in die mit Unheil geladene Luft empor.
Die graue Filzkappe war dem Alten vom Kopf gefallen, der in jähen Stößen sich aufmachende Frühjahrswind zerrte in seinen wirren grauen Haarsträhnen und ließ die lange braune Mähne des regungslos herüber blickenden Pferdes wie eine zerzauste Fahne flattern.
Ein Stöhnen drang so dumpf aus der Brust des Bauern, das der Junge zusammenfuhr und angstvoll beide Arme um den Hals des an Flanken und Knien zitternden Kleppers schlang.
Beide Arme reckte der Bauer hoch auf und schüttelte seine klobigen Fäuste gegen die starre Steinmasse auf dem Frauenberg. Sein ganzer hagerer, von 'Arbeit und Entbehrung gegerbter Leib bebte mit in einem einzigen großen Schluchzen, alle Muskeln des Gesichts zuckten von einer übergroßen inneren Anspannung, aber die fiebrig glänzenden Augen in ihren tiefen Höhlen blieben trocken.
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Lange, wie zu einem Baum erstarrend, stand die mächtige Gestalt vor den sich dunkel auftürmenden Wolken, starrte mit weit geöffneten Augen in dem braunen, faltigen Gesicht hinüber: über dem riesigen, runden Bergfried inmitten des Mauervierecks der Feste stieg aus dem immer unheimlicher flammenden Abendhimmel ein hoher, schwarzer Wolkenkoloß empor und schob sich in den tiefer und tiefer lastenden Himmel hinauf, langsam wuchs aus seinem oberen Teil ein schwarzer Querbalken heraus und plötzlich schwebte es wie ein ungeheuerliches, aus dem Himmel herabdrohendes Kreuz über der Zwingenburg, als wolle es jeden Augenblick zermalmend herabstürzen.
Überwältigt von dem Wunder sank der Alte in die Knie, mit weit aufgerissenen Augen starrte der Junge zu dem Himmelsschauspiel empor. Ungeduldig zerrte das Roß an den Zügeln und Sielen und stampfte die Erde.
Da brausten wie wilde Ungeheuer die ersten Stöße des Gewitterwindes über die Höhe des Galgenberges, daß die Bäume sich knirschend zur Erde bogen. In den Lüften heulte es wie von tausend Teufeln, und der Himmel war mit einem Schlage in Nacht getaucht. Jäh zuckte ein greller Blitz mitten aus dem gigantisch aufgetürmten Wolkenkreuz mitten auf dem Frauenberg und sauste in feuerflammender Unheilsbahn mitten in das angstvoll schweigende Würzburg hinein. Einen Augenblick war lähmende Totenstille, dann zerriss ein heulender Krach die Luft, als wenn die Erde bis ins Innerste auseinanderbersten wollte. Wie toll zerrte das geblendete Pferd an den Stricken, das der Pflug umstürzte. Der Alte stand lange wie gelähmt, zu seinen Füßen das wimmernde Kind, und aus der Tiefe, vom Grafeneckartsturm jammerte schrill die Feuerglocke heraus, schon schlug aus dem dämmernden Gewirr ein blutiger Feuerschein zur Höhe des Galgenberges empor. Aber zugleich prasselten mit der Gewalt einer Sintflut peitschende Regenmassen aus dem Gewölk und hallten Tal und Höhe und Menschen und Tiere in ihre dunklen Schleier.
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Nur noch hoch oben auf dem Galgenberg stand es wie ein grauer Spuk in der donnernden Märznacht.
Zu derselben Stunde, es war der 24. März im Jahre des Heils 1525, war im Kaisersaal der Feste Marienberg, der Residenz Seiner fürstbischhöflichen Hoheit Bischofs Conrads III. von Thüringen eine hohe Gesellschaft versammelt. Von den niederen Wänden des langgestreckten Raumes, den weitgespannte Kreuzgewölbe überdachten, warfen die dicken Kerzen mächtiger schmiedeeiserner und bronzener Kronleuchter ihr gelbes flackerndes Licht auf die Köpfe der Herren des Würzburger Hochstiftes. An der Schmalseite des langen, schweren Eichentisches in der Mitte des Raumes saß auf hochlehnigem reichgeschnitztem Sessel Bischof Conrad und blickte stumm, beinahe mürrisch bald auf seine getreuen Domherren, Feldhauptleute und Ritter an den Längsseiten des Tisches, bald auf die hohen, mit steinernem Rankenwerk verzierten Bogenfenster, Durch die das letzte warme Licht des sinkenden Märzabends hereinfiel. Aus dem blassen, kränklichen Gesicht stachen zwei kleine, schwarze Augen, die fast immer halb geschlossen waren, und aus deren geröteten Lidern schnelle scharfe Blitze hervorschossen.
Die schmalen eng aufeinander gepressten Lippen umspielte ein Zucken, von der Nase zu den Mundwinkeln liefen zwei böse Falten, aus denen Herrschsucht und eine grenzenlose Menschenverachtung sprach.
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Lautes Stimmengewirr erfüllte den trotz der früh angezündeten Kerzen düsteren Raum, in den schwarzgeräucherten Kaminen an der Kopf- und Stirnseite prasselten lange Buchenscheite, flammten zuweilen hell auf und erfüllten die Luft mit dem herben, beizenden Geruch der Wälder, aus denen sie kamen.
Metallisch klang das Klirren der hohen Zinn- und Silberhumpen dazwischen, die mit den besten Steinweinen vom nahen Steinberg und dem besten Leistenwein vom eigenen Wachstum des Bischofs an den steilen Hängen des Marienberges gefüllt waren. Da saßen die Herren Friedrich Markgraf zu Brandenburg, der streitbare Würzburger Domprobst, die Domherren Dittrich von Thüngen, Conrad von Bibra, Achaz von Lichtenstein und andere, zur Rechten des Bischoffs aber sein allgewaltiger Vertrauter, der Ritter, Doktor und Hofmeister Sebastian von Rotenhan, weiter unten die jungen Ritter Hans von Bibra, Silvester von Schaumburg, Hans von Grumbach, Eustach von Thüngen und eine ganze Anzahl von Genossen der bischöflichen Tafelrunde.
Plötzlich verstummte alles und sah erwartungsvoll auf Bischof Conrad. Der blickte in halb vorgeneigter Haltung und mit finsterem Ausdruck die Reihen herunter und für einen Augenblick auf einen mit reicher Rüstung bekleideten Mann am Ende der Tafel, den Grafen Wilhelm von Henneberg. Mit einer befehlenden Handbewegung deutete er an, daß er zu sprechen wünsche, und hob den Kopf:
Ihr Herren wisst, warum ich Euch heute auf meine Feste Marienberg gebeten habe. Es sieht böse aus in unserem Würzburger Stift und im ganzen Frankenland von Bamberg bis hinüber zum Odenwald und weit über seine Grenzen hinaus bis zum Schwäbischen Meer, wo schon alles in offenem Aufruhr ist.
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Das Land ist voll Unzufriedener, wie eine fressende Pest läuft die Aufrührerpedigt dieses der Hölle entflohenen ketzerischen Luther durch unsere Gaue, -Hass gegen die frommen Diener unserer heiligen Kirche, gegen Fürsten und Ritter, Bischöfe und Priester säend. Die Bauern Stehen Allenthalben auf, und niemand vermag zu sagen, was daraus werden soll. Was denkt lhr davon, Ihr Herren, wie steht’s im Stifte Würzburg?
Das Wort auf das Alle warteten, war gefallen, wie Feuerfunken sprang es in alle Gesichter, das Kerzenlicht schimmert doppelt so bleich auf den gesenkten Köpfen, aber niemand wollte als erster reden. Da unterbrach seine Fürstbischöfliche Gnaden, die fragend von einem zum anderen geblickt und wieder einen jener lauernden Blicke auf den in halbem Dämmer des anderen Tafelendes regungslos sitzenden Grafen von Henneberg geworfen hatte, das drückende Schweigen und wandte sich zur Linken an Markgraf Friedrich von Brandenburg. Unangenehm hell und farblos klang seine Stimme:
Nun, Markgraf, was meint Ihr zu den Dingen?
Ein dunkler Schatten flog über das kräftige, gebräunte Gesicht des Angeredeten, der unter dem glatten Äußeren des hohen Kirchenherrn schwer den weltmännischen, weitgereisten Kavalier und Mann des Schwertes verbarg. Er strich sich unmutig ein paarmal über die Stirn, dann blickte er voll de m Bischof in die fragenden auf ihn gerichteten Augen:
Es steht schlecht im Land, Fürstbischöflich Hoheit, schlecht im Land und schlecht und schlecht in der Stadt Würzburg. Euer Schloß Marienberg steht auf einem Vulkan, nicht lange mehr, und ein einziger Funken kann es in die Luft sprengen.
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:Im selben Augenblick brauste ein Sturm von wilden Ausrufen und Verwünschungen durch den Saal, einige Ritter sprangen auf, so daß die schweren Sessel krachend auf dem steinernen Estrich zurückfuhren, und drängten sich um den Markgrafen und Sebastian von Rotenhan, der beherrscht mit seinem steinernen Antlitz in das Toben schaute, als berühre es ihn nicht im mindesten. Messerscharf klang seine Stimme:
Die Rebellen werden bei der Feste Marienberg auf Granit beißen, Markgraf Friedrich von Brandenburg.
Dort unten in den Gräben zu Füßen der Bastion werden sie als Leichen in blutigen Haufen aufeinanderliegen. Prüfend, mit einem Funkeln in den eiskalten Augen sah Bischof Conrad seinem obersten Feldhauptmann ins Gesicht, aber kein Wort ließ erkennen, was der geistliche Hirte dachte. Nur ein leises Beben um die Mundwinkel verriet den höhnischen Triumpf in seinem Inneren.
Langsam erhob sich Sebastian von Rotenhan, mit schweren Schritten stampfte die mächtige Gestalt unter dem Gewicht der dumpf klirrenden Rüstung zu einem der hohen Fenster, die Ritter traten an seine Seite mit der rechten Hand stieß er das Fenster auf, daß die kühle Abendluft mit dem seltsam beunruhigenden Duft des Vorfrühlingsabends wie ein Strom in den von schwerer Luft erfüllten Raum hereindrang, und deutete auf den tiefen Graben und die steinernen Bastionen zu seinen Füßen. Hier Ihr Herren, seht Ihr die mächtigen Bastionen des Bischofs von Scherenberg? Er war ein kriegerischer Herr. Die Kirchen ganz Würzburgs und die halbe Stadt dazu könnt Ihr wieder aufbauen aus diesen Steinen, wenn es der Himmel will, daß wir sie einst in Trümmer schießen müssen.
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Seht den Kilians-.und Marienturm mit ihren acht Geschossen übereinander, voller Schießscharten und 'Wehrgänge, im Südosten den Sonnenturm, und seht dort im Westen, wo die Gefahr droht, wie die Festungswerke weit über die Mauerecke hinaus über den Hang des Frauenberges bis weit ins Tal hinein vorspringen. Die Zähne werden sie sich ausbeißen daran, mögen sie lieber heute als morgen kommen, diese Roßmucken!
Ein lautes, höhnisches Gelächter war die Antwort der Herren, die weit aus den Fenstern vorgebeugt, voll grimmiger Genugtuung an der langen, steinernen Front der Scherenbergschen Befestigungswerke entlang blickten.
Senkrecht stieg die Mauer aus der Tiefe des Grabens empor, unersteigbar für Menschenkräfte, solange die letzten der Verteidiger wachten, denn auf der Bastion war jeder tollkühne Angreifer eine lebende Zielscheibe für die Musketen und Feldschlangen aus den rings umlaufenden Geschütz- und Wehrgängen des Schlosses.
Das war ein Wort, Herr Feldhauptmann, mein Schwert lüst‘s schon lange nach dem steifen Nacken dieses unbotmäßigen Gesindels! rief mit einem geröteten Gesicht, das von Kampfeslust flammte, der junge Wilhelm von Grummbach, und stieß mit beiden Händen sein langes Schwert auf den Boden. Triumphierend, als warte schon die blutige Ernte, blickte er Um sich, da kam vom letzten Fenster des Saales, wo er allein in der Nähe des Hennebergers gestanden und schweigend in die Landschaft und auf den gelb flammenden Himmel gestarrt hatte, Ritter Achaz von Lichtenstein und trat gerade vor den Grumbacher hin.
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Sein schmales, offenes Gesicht war umdüstert, Schmerz und Zorn zugleich sprachen aus den dunklen Augen.
Fragend blickten alle auf die schmale Jünglingsgestalt, die allen ans Herz gewachsen war, selbst der Bischof, der mit dem Brandenburger in leisem Gespräch in der dunkelsten Kaminecke stand, wandte sich halb zu den Fenstern um. Wisst Ihr auch, Wilhelm von Grumbach, woher die Unruhe und Empörung in der Bauernschaft kommt, wisst Ihr auch, daß sie nicht schuld daran sind, wenn sie bald neues, blutiges Leid tragen und Strafe dulden müssen, nachdem sie so vieles durch Fürstenwillkür erdulden mußten? Die, die das Wort von der Freiheit, vom göttlichen Recht, das für alle, auch den kleinsten Mann, gleich ist zuerst in die Massen geschleudert haben, die sind die wahren Schuldigen! Muß ich Euch Namen nennen?
Ganz dicht trat der Redende an Wilhelm von Grumbach·heran, daß er im Banne dieser schmerzlich glühenden Augen zwei Schritte zurücktrat und lautloses Schweigen im Saal entstand, wieder klang hell deine Stimme
Einer aus unseren eigenen Reihen, Herr Ulrich von Hutten, jener Klosterschüler und Vagabund, den Kaiser Max zum Dank mit dem Dichterlorbeer krönte und der Euch, Sebastian von Rotenhan, einst eine seiner Streitschriften gewidmet hat, gehört zu denen, die den Funken ins Pulverfass geschleudert haben.
Mit bebender Hand riß er empört eine Schrift hervor, hielt sie hoch Empor Kennt: Ihr diese Schrift, Ihr Herren, den „Karsthans“, in der ein armer, elender Bauer sich erhebt, kennt Ihr die Hetzreden dieses Martin Luther, der sich gegen alles, was Rom und päpstlich heißt empört,
Hört zu:
Wie wir Diebe mit dem Strang, Mörder mit dem Schwert, Ketzer mit dem Feuer strafen, warum greifen wir nicht auch diese schändlichen Lehrer Verderbens, die Päpste, Kardinäle, Bischöfe und das ganze Geschwärm des römischen Sodoms an mit allerlei 'Waffen? Warum waschen wir nicht unsere Hände in ihrem Blut?“
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Vernahmt Ihr den Ton noch nie, daß lhr alle so erstaunt mich anschaut?
In alle deutschen Lande hat jener Sendbote der Revolution jene Lästerung, hineingerufen, daß der allerheilgste Vater zu Rom - vergebt, Fürstbischöfliche Gnaden, wenn die Ehrfurcht es kaum auszusprechen gestattet – „des Teufels Sau“, die Bischöfe Larven und Ungeheuer, Priester Roms Baalspfaffen und Ihre Leben und 'Werke Lügen des Teufels sind. Aber Worte der Liebe hat er für die Bauern, die Ihr Roßmucken und elende Wichte nennt, gefunden und ruft den Fürsten und Rittern zu, daß nicht mehr Zeit sei, die deutschen Bauersleute zu hetzen und zu jagen wie elendes Wild !,Atemlose Stille war entstanden, in steigendem Staunen und Unwillen schoben sich die Gäste des Bischofs, vor Achaz von Lichtenstein wie eine Maurer zusammen. Da fielen in die Stille von den Lippen des jungen Ritters ganz klar und ruhig seine letzten Worte Glaubt Ihr Herren, daß diese Anklage aus dem Nichts kommt, sind unsere Hände wirklich rein von jeder Schuld? Ein brausen des Unmuts schwoll immer drohender empor, messerscharf klang die Stimme des Bischofs durch das Toben: Wer ist es, der aus Euch spricht, Ritter Achaz von Lichtenstein?
Da kam dröhnend und rasselnd der Schritt eines Mannes aus dem letzten Hintergrund des Saales näher, alles wich auseinander, und hoch, mit düsterem Gesichtstand der Graf von Henneberg vor dem Landesherrn:
Die Not des deutschen Bauern, der ganzen, ob zu Heil oder Unheil in ihren Tiefen aufgewühlten Nation ist es, die eben sprach, Bischof Konrad von Würzburg! Habt Ihr sie nie zuvor gehört?
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Der Bischof wurde bleich, wie um sich zu stützen, ergriff er die Lehne des nächsten Sessels, unsicher blickte er von einem zum anderen, sah dem Grafen in das Gesicht, in dem ein leises Beben die innere Bewegung verriet:
Soll das heißen, Graf von Henneberg, daß diese zuchtlose Empörung des niederen Volkes gegen die gottgewollte Herrschaft von Kirche und Fürsten auch auf dem Marienberg ihr Haupt erheben will? Ganz dunkel war es bei den gepressten Worten des Bischofs geworden, ein jäher ‘Windstoß ließ eines der Fenster klirrend zuschlagen, daß die Scherben über den Estrich rollten. Aber ehe ein Wort der Erwiderung fiel, ertrank der Saal in einer Brandung grellweißen Lichtes, das die Köpfe der Männer einen Augenblick lang fahl vor den dunklen Wänden aufleuchten ließ, dann dröhnte ein so betäubender Donnerschlag über Feste und Stadt, daß alle zusammenfuhren und der Bischof, weiß und hilflos, wie zur Abwehr gegen die Anwesenheit des Bösen, mit unsicherer Hand das Zeichen des Kreuzes schlug.
Ehe die Ritter sich von der Betäubung durch dieses Märzgewitter, das wie die Stimme des Gerichts über ihnen rauschte, ganz gefasst hatten, klopfte es dreimal hallend an die schwere Eisentür. Mit raschen Schritten atemlos, trat der Amtmann von Rosenberg herein.
Seine Blicke suchten den Bischof, aber als er seine Lippen öffnen wollte, wimmerten aus dem Maintal die Feuerglocken von Würzburg herauf.
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Alles eilte an die Fenster, auf deren Simse drohend der Regen prasselte, der mitleidsvoll auf der einsamen Höhe den Bauern mit Kind und Roß in graue Dämmerung hüllte. Aus der Mitte der Stadt nahe Rathaus und Judenplatz, schlug durch den Regen eine rote Lohe, und triumphierend über das an der unruhigen Stadt vollzogene Himmelsurteil blickten die Herren des Marienberg hinab.
Da stand der Amtmann auch schon mit fliegendem Atem vor dem Fürstbischof: Verzeihen Eure Gnaden das unangemeldete Eindringen, aber meine Nachricht duldet keinen Aufschub. Ich war mit meinem Roß von Schloß Reichelsberg bei Aub nach der Kaiserlich freien Reichsstadt Rothenburg, um Seiner Gnaden Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach eine wichtige Botschaft zu überbringen. Geradewegs komme ich eben dorther, bin, mit dem Sporn in den Weichen, bis heraufgeritten den ganzen Tag hindurch. Das ganzeTaubertal um Rothenburg, Ihr Herren, um Creglingen und Mergentheim bis Lauda ist in Bewegung, auf allen Höhen, in allen Tälern sind Tausende von Bauern unterwegs. Der ganze Schüpfergrund ist voller Menschen, es heißt, nach Unterschüpf ziehen sie hin, wo Pater Ambrosius Süß, der Volks- und Bauernfreund und Ketzer aus der Würzburger Domschule, zu ihnen reden will. Wie ein Lauffeuer fliegen die zwölf Artikel, die die schwäbischen Bauern in Baltringen aufgestellt haben, durch die Reihen: frei von Gülten und Lasten wollen sie sein, ihre alte Dorfgerichtsbarkeit wollen sie wiederhaben und nur dem gehorchen, was das göttliche Recht, so nennen sie‘s nach der Predigt der :Ketzerapostel, befiehlt. Und zuletzt noch eins, Ihr Herren, Ihr ganzer Hass, ihr einziges Ziel ist Würzburg, ist Euer Schloß Marienberg, Euer Gnaden!
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Erschöpft hielt der späte Gast inne, der Schweiß troff ihm von der Stirn, der verbeulte Panzer war blind von Regen und Staub, und zwischen den bebenden Händen schwankte der Helm, als habe er die Last all dieser unheildrohenden Worte in sich aufgenommen. . Finster standen die Ritter einen Augenblick um den Amtmann, der mit großen, starren Augen in das von Blitzen durchsprühte Grau der beginnenden Nacht starrte. Unbewegt trat Sebastian von Rotenhan einen Schritt vor, reckte sich auf, daß er über alle hinausragte, und hieb mit dem Schwert pfeifend durch die Luft. Seine rauhe Stimme brach sich am Gewölbe Bald ist‘s so weit, lhr Herren, und der Tanz beginnt. Wenn die Kunde sich bestätigt, muß binnen einer Woche das Aufgebot an die Ritterschaft des Stiftes ergehen, so Eure Bischöfliche Hoheit mir freie Hand dazu gibt. Diese Bauern mit ihren davongelaufenen Landsknechten sind keine Soldaten, sie haben keine Führer, wir werden sie in alle Winde auseinanderjagen und zerhauen, und wenn das ganze Land verbrennen soll.
Jäh brach er ab, wandte sich mit einem Ruck dem Henneberger zu, der unbeweglich an einem Pfeiler des nächsten Fensters lehnte Seid lhr mit von der Partie, Graf von Henneberg, wenn Euer Lehnsherr ruft, getreu der beschworenen Pflicht?
Totenstille entstand, nur der Regen schlug leide an die geschlossenen Scheiben, und der Wind heulte dumpf um die Bastionen, die in der Dunkelheit ertrunken waren. Lange schwieg der "Angeredete, da tropfte die helle, leblose Stimme Bischofs in das lähmende Schweigen:
Was ist Eure Antwort, Graf von Henneberg?
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Beide Hände legte der um seinen goldverzierten Schwertknauf, der aufblitzte im Licht der Kerzen, dann schritt er langsam auf Bischof Conrad zu, bis beide allein sich gegenüberstanden im weiten Kreis der regungslosen Männer:
Es ist eine gerechte Sache, für die lhr kämpfen wollt, Fürstbischof und lhr Herren. Bei meiner Seelen Seligkeit, noch weiß ich nicht, was mein Gewissen mir gebieten wird, wenn nicht im Frieden Recht wird zwischen Fürsten und Bauern. Sei Gott uns allen gnädig um das Blut, das unschuldig fließen soll.
Lebt wohl, lhr Herren!
Tief neigte er sich vor dem Bischof, dann wandte er sich und schritt hochaufgerichtet zur Tür. Nur Achaz von Lichtenstein löste sich aus dem starren Kreis, eilte dem Henneberger nach, wollte seine Hände ergreifen. Da wandte der, schon in der Tür stehend, durch die eisige Zugluft aus dem finsteren Gang hereinwehte, sich um:
Bleibt Ihr dort, Ritter, ich bitt' Euch drum, Ihr seid Hier nötig in dieser Zeit.
Dann fiel mit dumpfem Dröhnen die Tür ins Schloß, leise flackerten die Kerzen in der; Zugluft, ein kühles Frösteln lief durch den Raum.
Aufrecht stand Hofmeister Rotenhan und neben ihm Bischof Conrad inmitten der Ritter. Triumphierend klang seine befehlgewohnte Stimme Jetzt wären wir unter uns, Ihr Herren. Ist noch einer im Stift, dessen wir nicht sicher sind?
Wisst Ihr niemand, Ritter Hans von Grumbach?
Der schüttelte heftig sein Haupt, eine dunkle Röte schoß ihm in die Stirn, denn er wußte wohl, wohin die Frage zielte.
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Aber knapp fiel es von den Lippen Rotenhans:
Wie steht’s mit Ritter Florian Geyer aus Giebelstadt, Ihr Herren?
Als hätte der Blitz im Kaisersaal eingeschlagen, so brandete ein dumpfes Grollen aus zwanzig, dreißig Männerkehlen.
Der Amtmann von Rosenberg, der erschöpft am Kamin gesessen hatte, stieß den silbernen ‘Weinkrug mit beiden Händen auf die Steinplatte des Tisches und stampfte mit hallenden Schritten durch den leeren Raum auf die andere Seite hinüber, Erbitterung und Zorn gingen von ihm aus. Eins vergaß ich, Ihr Herren, zur rechten Stunde erinnert Ihr mich daran. 'Wisst Ihr, welcher Name mir von dem wandernden Bauernpack, von einzelnen wie vom hellen Haufen, aus dem Munde - von Männern und Weibern immer wieder voll jubelnden Triumphes entgegen klang, wenn sie feindselig zu dem eiligen Reiter hinüberblickten oder Ihm gar Verwünschungen nachriefen?
Florian Geyer, ihm wollen wir folgen, er ist unser Mann!
Er hat die Bauern auf seinen Gütern vor Lasten geschont
und wie sein eigen Kind gehütet, er hasst Fürsten und Pfaffen wie wir und verlangt nach der göttlichen Gerechtigkeit, er soll uns führen im Kampf!
Mit flackernden Augen hatte der Amtmann diese Worte hervorgestoßen, sein Leib war vorgeneigt, seine Hände geballt, als hielte er schon den unsichtbaren Feind gepackt. Leise, geheimnisvoll klang seine Stimme, als scheue er sich, die Worte auszusprechen:
Und noch etwas gärt in diesem Volk - aber es ist gewiß etwas von Zauberei darin, Fürstbischöfliche Hoheit, die die Seelen gefangen hält:
in den Sternen sei geschrieben, das Jahr des Heils 1525, in dem wir leben, solle ein Jahr des Unheils und des blutigen Gerichts werden, und ein Führer werde kommen, ja, er sei schon da, mit dem bloßen flammenden Schwerte in der Hand, dem Schwert des apokalyptischen Reiters aus jener grauenvollen Weissagung der Schrift vom jüngsten Tag !
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Ganz leise war seine Stimme geworden bei den letzten Worten, wie ein Hauch nur, und wie ein Geisterhauch, wehte es einen Augenblick durch den toten Saal. Aber der Rotenhan schüttelte zuerst die Beklemmung ab, trotzig und voll Verachtung klang sein lautes Lachen über die Köpfe hinweg: Der Amtmann hat zu viel Wein getrunken, und jetzt will er uns mitten in der Nacht Gespenster erscheinen lassen. Wir glauben an keine feurigen Reiter aus der Schrift, wir glauben an unser Schwert und hauen die Welt in Trümmer, wenn sie uns nicht gefällt. Einen tüchtigen Schluck darauf, Ihr Herren! Breit lachend hob der Rotenhan einen vollen Humpen empor und leerte ihn auf einen Zug. Aber starr standen die anderen in der Runde, niemand tat ihm Bescheid, es war etwas in den Raum getreten, seit der Henneberger ging, das ließ keinen aus seinem Bann.
Der Bischof, der abseits am Fenster gelehnt hatte, wandte sich um, und alle erschraken über sein bleiches Gesicht, als er ins helle Licht trat. Müde kam es .von seinen Lippen, und kaum merklich hob er die Hand zum Gegengruß:
Gute Nacht, Ihr Herren, in wenig Tagen erhaltet Ihr Botschaft von mir!
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Schweigend neigten sich die Ritter und schritten, voran Sebastian von Rotenhan, zur Tür.
Zuletzt ging, das Haupt tief gesenkt, die Hände fest um den Helm vor seiner Brust gekrampft, Achaz von Lichtenstein. Ehe er die schwere Tür schloß, wandte er sich noch einmal nach dem allgewaltigen Herrn des Landes um. Aber der achtete den jungen Ritter nicht. Weit hatte er sich aus dem offenen Fenster vorgebeugt und starrte hinaus in die regenverhangene, dunkle Märznacht.
Kaum eine halbe Stunde von der Stadt Heidingsfeld entfernt, da, wo der ‘Klingenbach an der Grenze des Waldsassengaus aus den Äckern trat und durch die 'Wiesen dem Stadttor zuströmte, lag das kleine Bauernanwesen von Mathes Mohr, ein kleines Wohnhaus, durch dessen Lehmwände sich tiefe Risse zogen, und eine armselige Scheune, deren Dachsparren wie die Hüftknochen eines halbverhungerten Kleppers melancholisch in die Luft ragten.
Aber bei aller Armut strahlte das Innere des Hauses vor Sauberkeit, der Garten vor dem Hof, war wohlbestellt und die schadhafte Umzäunung zum Frühjahr ausgebessert
Die Frau des Bauern saß mit ihren beiden ältesten Söhnen, dem zwanzigjährigen, dunkellockigen Martin und dem achtzehnjährigen Hans, einem hellen Flachskopf, auf der roh gezimmerten Bank neben der Scheune und bastelte und flickte an dem zur Not noch mühsam zusammenhaltenden Ochsengeschirr.
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Obwohl am Morgen nach der Gewitternacht eine funkelnd helle Morgensonne am blankgefegten Himmel stand und den spitzen Turm der Heidingsfelder 'Kirche und dazu die zahlreichen Kirchtürme des eine Wegstunde entfernten Würzburg grün, silbern und golden aufleuchten ließ, fiel kein Wort. Ein drückendes Schweigen lag über den drei auf Ihre Arbeit gebeugten Menschen, nur die Frau wandte immer wieder heimlich den Kopf nach der sanft ansteigenden, oben bewaldeten Höhe Rücken des Hofes, voll Unruhe nach dem ausbleibenden Bauern spähend. Ein böser Traum hatte sie in der letzten Nacht gequält, und ihr Herz war voll schwarzer Vorahnungen.
Schon seit Wochen steckten die Bauern hier draußen im Badenach- und Waldsassengau und drin in Heidingsfeld und dem nahen Ochsenfurt die Bürger flüsternd die Köpfe zusammen, hart und voller Zorn in den kantigen Gesichtern die Bauern, voll scheuer Angst die Bürger.
Keiner wagte das unaufhaltsam Herannahende auszusprechen, und doch wußten es alle, daß jeden Tag der vernichtende Blitz aus den Wolken kommen konnte.
Heimlich waren schon seit Tagen einige der über die Fronherrschaft vom; Bischof und Würzburger Domkapital am meisten erbitterten Bauern auf und davon durchs Taubertal und in den Schüpfergrund, wo Georg Metzler der Wirt vom Ballenberg und Pater Ambrosius Süß aus Würzburg zu einer großen Bauernversammlung von der Not der Zeit und der nahenden Erlösung sprechen sollten.
Die Bäuerin auf der Bank seufzte tief auf, als ihr all diese Dinge durch den Kopf gingen, Das Herz wollte es ihr abdrücken vor Angst und verborgener Qual, so daß sie Augenblick lang beide Hände auf die Brust presste.
Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihren ältesten Sohn, der mit blassen, eingefallenen Wangen bei der Arbeit saß Heimlich bangte sie um ihn, denn in seinen großen, immer wie im Schatten liegenden Augen mit ihrem dunklen Blau hatte er zuweilen etwas so Fremdes,
Abwesendes, wenn er die Menschen ansah, als spräche und lebte er mit den Abgeschiedenen oder mit Wesen einer anderen Welt.
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Plötzlich hob Martin den Kopf, schlug die Augen auf und blickte seine Mutter an, als habe er in ihren Gedanken gelesen und wisse längst um all ihre Angst und ihr Leid. Als sie fast verwirrt den Kopf senkte, sagte er mit leise singendem Klang in seiner Stimme
Mutter, wisst Ihr, welche Weissagungen bei dunkler Nacht von einem Hof und Dorf zum anderen fliegen?
Es geht schon so viele Jahre, wie ich dem Vater auf dem Acker und im Weinberg zur Hand gehe, aber nie war es so wie in den letzten Monden, viele Nächte hab‘ ich schon schlaflos gelegen darum. Habt lhr gehört, was nach den Worten der Gelehrten die Sterne uns künden, Mutter?
Der Frau war es unter den leisen Worten und dem Blick ihres Sohnes, als lege sich eine eiskalte Hand um ihr Herz und reiße es unaufhaltsam erbarmungslos aus ihrer Brust. Zu sprechen vermochte sie nicht, widerstrebend hob sie den Kopf, blickte ihrem Sohn mit leisem Nicken fragend ins Gesicht.
Der böse Saturn, der Unglücksstern der Verbrecher, Landstreicher und Bauern bringt schwere Schicksale dieses Jahr über das deutsche Land, sie sagen, er soll - dabei Wurde die Stimme zu einem Flüstern, daß der jüngere Bruder ängstlich lauschend nach dem anderen zur Seite sah - Krieg und Empörung und eine Sintflut roten Blutes über uns bringen.
Dann neigte der Bursche sich zu seiner Mutter und legte den Mund an ihr Ohr:
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Ich habe es von einem Sternkundigen Vernommen, der eines Nachts im „Grünen Baum“ dort am Würzburger Rathaus war und wie ein Apostel des Herrn von der neuen Zeit sprach, zu der wir durch ein Meer -von Blut gehen müssen, der Vater hatte mich heimlich mitgenommen. –
Sagt Mutter, sahen lhr gestern Abend über dem Marienberg das schwarze Kreuz, aus dem der Blitz nieder fuhr?
Während der letzten Worte hatte die Frau sich schreckensbleich abgewandt und starrte zu der Anhöhe empor, von der mit langsamen, stolpernden Schritten Mattes Mohr herabkam, den Spieß müde in der Rechten nachschleifend, den halblang geschnittenen Kopf tief auf die Brust gesenkt. Zögernd, voll banger Ahnung ging die Frau ihm entgegen, reckte fragend beide Arme aus nach dem Mann. Schlaff f fielen ihre Arme herab, als sie in das verfallene Gesicht sah, dessen Augen dunkel glühten und wie starr auf einen wesenlosen Punkt sahen. Dann drang ein Stöhnen aus der breiten Brust, über der der der elende, graue Leinenkittel auseinandergerissen war und die braune Haut durchblicken ließ.
Ein einziges, heiseres Wort fiel in die tödliche Stille. Es ist aus, Frau, alles ist aus.
Niemand von den dreien wagte sich zu rühren, ein Wort der Frage auszusprechen, da schrie der Jüngste plötzlich mit einem hellen Schreckenslaut auf, und seine Hand griff nach der Waffe des Vaters, hob sie langsam hoch.
Der Spieß ist blutig Vater - sieh hier, sieh!
Da, als die Frau sich mit einem krampfhaften Schluchzen an den schweren Leib ihres Mannes warf, war es vorbei mit seiner Fassung, und wie aus einem geschlagenen Tier brach alle Qual von seinen Lippen:
Ja, der Spieß ist blutig, Hans einen Hirsch habe ich damit niedergestoßen, der unseren Acker am Wald oben, die ganze Frühjahrssaat verwüstet hat, dies Jahr wie alle Jahre.
Der gnädige Herr Bischof hat befohlen, daß das Wild weiden und wühlen darf, wo es will, der Bauer aber, der ihm weniger als ein Vieh ist, darf ihm bei Strafe von Leib und Gut nicht wehren, und sein Eigen, sein Land, das Korn in der Erde nicht schützen.
Damit die frommen Herren vom Bischofsstift und Domkapitel im Herbst die fröhliche Jagd und den saftigen Braten haben, darf der Bauer verrecken und sein Land verderben!
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Sind das noch Menschen, Frau?
Ein schrilles Gelächter der Wut und des Schmerzes brach los, daß es die Frau vor Qual schüttelte.
Sie haben mich greifen wollen, der Vogt mit seinen Knechten, und haben Jagd auf mich gemacht.
Aber zwei Pferde sind über die Wurzeln gestürzt, Da bin ich ihnen im Gestrüpp entkommen. Aber die Hunde sind mir auf der Spur.
Jäh brach Matthes Mohr ab, angstvoll hingen die drei an seinem Gesicht, Hufgetrappel erklang in der Ferne, rasch kam es näher, und schon bog's um die Waldecke - ein Ritter in dunkler Rüstung, und hinter ihm zwei reisige, berittene Knechte.
Voran aber stürmten zwei riesige, graugelbe Rüden und jagten unter heiserem Gebell in langen Sätzen auf die in lähmendem Entsetzen erstarrte Gruppe zu.
Schon von weitem brüllte der Vogt, der den beiden anderen um einige Pferdelängen vorangaloppierte
Bist du der Schuft, der den Hirsch mit seinem Spieß abgefangen hat?
Ich bin‘s, Herr! kam langsam, tonlos die Antwort aus dem Munde des Bauern.
Weißt Du, was Dir Verdammtem für diesen Frevel gebührt?
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Sinnlose Wut flammte aus dem wilden, struppigen Gesicht des Vogtes, er hob die Peitsche und Iieß sie pfeifend niedersausen auf Kopf und Gesicht des Bauern, das rote Striemen über Stirn und Wangen liefen.
Zähnefletschend standen die Rüden vor dem Angegriffenen, ihr heißeres Knurren war der einzige Laut, der die Stille durchbrach.
Totenbleich, mit regungslosem Gesicht stand der Bauer, einen Augenblick lang war es, als wolle er sich auf den anderen stürzen.
Dicht drängten die Söhne sich an ihn heran, scheu und doch voll glühendem Trotz vom Vogt zum Vater und wieder zurück zu dem Todfeind blickend, der in Greifweite vor ihren starken, Fäusten und doch unerreichbar weit vor ihnen stand.
Der Vogt stieg, den Blick nicht von dem Bauern lassend, vom Ross, auch die Knechte sprangen ab und stellten sich bedrohend neben ihren Herrn, eine unheimliche Stille entstand. Dicht trat der Gewappnete vor Matthes Mohr, der in der Hand noch immer den Spieß trug.
Willst du antworten, du Hund?
Klatschen fuhren die Peitsche von neuem über den starr aufgerichteten Kopf des Bauern, daß das rote Blut in breiten Rinnsalen von der Stirn herabfloss.
Leise schrie die Frau auf, machte mit erhobenen Händen einen Schritt halb zu ihrem Mann, halb zu dem Ritter hin.
Aber grob stieß der mit dem Fuß nach ihr.
Eine aus dem Tiefsten aufsteigende Erschütterung hob die Brust von Matthes Mohr, beide Arme breitete er aus, als wolle er den Himmel herabstürzen auf dies Schauspiel, und auf seinem braunen, blutigen Gesicht zuckte es wie der Widerschein eines fernen Feuers. Dann brach es mächtig aus seiner Kehle
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Wenn ich schon ein Hund bin, Vogt, dann will ich auch bellen, daß es der Himmel hört! Ist es ein menschlich Tun, daß Ihr Herren uns Bauern jagt wie ein niederes Wild, daß wir von Euch unsere Felder müssen zertrampeln lassen, wenn wir nicht niedergestochen sein wollen wie arme Häslein oder wilde Wölfe?
Wer hat es gesagt, daß Euch Herren das Wild allein gehört? War unseren
Vorvätern nicht Wald und Weide und Wasser, das Getier auf Erden, im Wasser und in der Luft seit je zu eigen als freie Herren des Landes!
Alle Scheu war von dem Bauern gefallen, eine Macht sprach aus ihm, die die seinen nie an ihm gesehen hatten, voller Hoffnung hingen ihre Blicke an dem von blutigen Malen gezeichneten Gesicht.
Auch der Vogt war totenblass geworden, böse Falten gruben sich um seinen schmalen Mund, und ein tückischer Blitz aus den Augen flog zu dem Bauern hinüber.
Bist du wahnsinnig, du Schuft, du dreckiger Hundesohn! Packt ihn, Knechte, hetz, Rüden, hetz!
Aber heulend brach der erste, anspringende Rüde unter dem Fausthieb des vor Schmerz rasenden Bauern zusammen, und dem nächsten Knecht flog das stumpfe Ende des Speeres vor die Brust, daß er mit einem dumpfen Wehlaut zur Seite taumelte.
Mit langen Sätzen sprang der Bauer zum Haus zurück, die beiden Söhne, die ihn decken wollten, zur Seite stoßend. Hochaufgerichtet stand er vor dem Hauseingang, ein rasender Wächter seiner Ehre und Freiheit, nur die helle Glut des Herdfeuers sprühte aus dem Halbdunkel des Innern heraus und umlohte die massige Gestalt.
Weicht zurück von Haus und Feuer, das uns heilig ist, Vogt!
Brüllend kam es von den verzerrten Lippen des Bauern,
da hing schon der zweite Rüde mit furchtbarem Biss an seinem Oberschenkel, daß das Brüllen sich in ein dumpfes Röhren verwandelte.
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Im nächsten Augenblick sauste ein mit aller Kraft geführter Hieb mit dem umgekehrten, bleigefüllten Ende der Peitsche auf den Kopf von Matthes Mohr herab, daß; er taumelnd in die Arme seines älteren Sohnes zu fallen schien.
Mit schäumendem Mund schrie der Vogt seine Knechte an:
Legt ihn in Stricke, ihr Memmen, oder ich schlage euch feigem Gesindel den Rest Gehirn aus dem Schädel heraus!
Ein zweiter Schlag des Ritters traf Martin, dann fesselten mit schnellen Handgriffen die beiden Knechte dem halb betäubten Bauern die Arme an den Leib und legten ihm wie dem Vieh das zur Schlachtbank getrieben wird einen dünnen Hanfstrick um den Hals.
:Jetzt erst erwachte die Frau aus ihrer Erstarrung, zu schnell war diese blutige Szene vor sich gegangen. Mit einem durchdringenden Schrei brach sie vor dem Vogt in die Knie, aber ehe sie ein ‘Wort hervorbringen konnte, traf sie ein Tritt gegen die Hüfte, daß sie umsank.
Mit einem gewaltsamen Ruck zerrten die Knechte den halb erstickenden Bauern fort von seinem Hof, trieben ihn mit Stößen in die Knie vor sich her banden den Strick an den Sattelknauf und bestiegen ihre Pferde.
Hilflos, mit geballten Fäusten standen die Söhne mitten zwischen Vater und Mutter, da wandte Matthes Mohr sich noch einmal um und rief mit heiserer Stimme
Flieh zu Ritter Geyer von Giebelstadt, Martin, er oder keiner kann uns helfen!
Leb wohl, Frau, ich komme wieder!
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Aber die Frau hörte nichts mehr, in tiefer Ohnmacht lag sie am Boden und sah, nicht, wie der Bauer zusammengesunken, den dünnen Strick um den Hals gewunden, den Gäulen her stolperte, wieder zurück zu der Höhe, auf der das Unheil begonnen hatte.
Wie Messer schnitt das heisere Hohngelächter, mit dem der Vogt Abschied vom Hofe nahm, beiden, neben der Mutter am Boden knienden Söhnen in die Herzen.
Aber in den dunklen, fiebrigen Augen Martins glomm ein gefährliches Feuer. --
Der ganze Schüpfergrund, der durch die schönsten Wiesen langsam nach Königshofen hin zur Tauber abfällt, und von dem die Berge und Täler langsam gegen den Odenwald ansteigen, war am Lätaresonntag, dem 26. März, im schwarzen Jahre 1525, in toller Bewegung.
Aus hunderten Dörfern, von dem Deutschherrensitz Mergentheim her, von Rothenburg aus den Hohenloheschen Landen, ja selbst bis von Würzburg her strömten seit Tagen durch die dichten Wälder in der oft wunderlichsten Verkleidung Tausende und aber Tausende von Bauern zur Kirche von Unterschüpf, in der heute der Würzburger Augustinerpater Ambrosius vom neuen Evangelium der Freiheit predigen und der weithin berühmte und berüchtigte Wirt Georg Metzler aus Ballenberg die heimlich glühenden Bauernherzen zur Feuersglut des Hasses und Widerstandes schüren sollte. Heimlich waren seit Wochen die Botschaften nach allen Himmelsrichtungen durch die Gaue getragen, in tausenden einfacher, niedergetretener Bauernherzen hatten sie die Hoffnung und den Glauben an ein nahes Ende der Knechtschaft und Not entfacht, von Hof und Pflug hatten sie sie fortgerissen und mit unwiderstehlicher Gewalt in die schönen, sonst nur vom Herdengeläut erfüllten 'Wiesentäler des Schüpfergrundes gezwungen.
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In ihren Reihen liefen all die dunklen Weissagungen um, von denen das geheimnisvolle, letzte Buch der Schrift, die Apokalypse St. Johannis sprach, und die das Ende der großen römischen Hure Babylon in einem Pfuhl glühenden Schwefels, den Untergang der alten, Verderbten Welt und den Anbruch eines reinen, von Glück und Gerechtigkeit erfüllten Reiches der Heiligen verkündigten.
In den kalten Märznächten aber, wenn die Bauern einzeln und in kleinen, eng aneinandergedrückten Trupps durch die Wälder und über die Höhen nach Unterschlüpf zu zogen und über ihnen, am klaren, blauschwarzen Frühjahrshimmel das Sternenmeer mit tausend blendendweißen, grünen und blutroten Strahlen funkelte, dann klangen in ihren Herzen die dunklen Worte der gelehrten Sternenkundigen mit, die schon den Reichstagen zu Worms und Speyer drüben am Rhein mahnend und drohend für das Jahr 1525 blutiges Unheil und alle Schrecken einer Empörung der Knechte gegen die Herren vorausgesagt hatten. Stürmten die Jungen froh und gläubig voran, um schnell das Ziel ihrer Wanderung zu erreichen und die Worte der Freiheit, den Ruf zu den 'Waffen, zu Äxten und Keulen, Spießen und Morgensternen zu vernehmen, so dachten die Älteren an all das in den Jahrhunderten unschuldig vergossene Bauernblut, an die von Herzog Ulrich blutig niedergeschlagene Erhebung des „armen Konrad“ im Schwabenland und hörten hoch über den rauschenden Wipfeln der Tannen und Buchen den Zug der für die Freiheit der Heimatscholle dahingesunkenen Brüder dumpf tappend und stöhnend dahingleiten.
Leise knirschte der Letzte Schnee unter den Füßen der Bauern, manchmal brach mit hellem, scharfem Knall ein dürrer Ast.
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Aber wenn die eine Gruppe stillhaltend mit angehaltenem Atem nach der anderen lauschte, die irgendwo von jenseits durch die Tannen heranzog, dann klangs halblaut, zögern und doch voll Trotz „Bundschuh“ durch das Dunkel, und jubelnd scholl den Neuankömmlingen das altvertraute Losungswort der erwachenden Bauernschaft entgegen, das in diesen Tagen und Wochen mit Sturmesfittichen durch das ganze Franken- und Schwabenland hinüber über den Bodensee bis hinauf zu den grünen Matten und weißen Schneefirnen des Allgäu flog. "Wie der Marschtritt eines jungen, seiner Auferstehung entgegenwandernden Volkes, wie der dumpf klirrende Rhythmus dem eines dem Sieg entgegenziehenden Heeres klangen die Tausende von Männertritten auf den nächtlichen Höhen von Tauber und Jagst.
Und als der erste graue Morgenschimmer durch die Stämme brach und bald die schmalen Lichtstreifen der aufgehenden Sonne durch die silberdünnen, über dem Waldboden und durch die tauglänzenden Wiesenhänge tanzenden Morgennebel brachen und die hartgeschnitzten Bauerngesichter und die schmaleren, übernächtigten der Burschen einander anblickten und sich staunend und voll (heiliger Erbitterung zugleich auf dem Weg zur Freiheit erblickten, wollte der m mühsam gedämpfte Jubel kein Ende nehmen. Aber als der Märzmorgen in .all seiner strahlenden Helligkeit anbrach und die Heranströmenden rechts und links über die Höhen und schon im Tal vor sich die Hunderte und Tausende von Brüdern sahen, als das Ziel der Wanderung, die Kirche von Unterschüpf, mit ihrem spitzen Turm und dem funkelnden Kreuz aus der Tiefe heraufgrüßte, da gab es kein Halten mehr, und wie ein einziger Freudenschrei brach das einzige Wort „Bundschuh, Bundschuh,!" aus tausenden Kehlen und Herzen, daß es donnernd über die schlummernden Täler und Höhen rollte und bis zu dem blaufunkelnden Morgenhimmel hinaufstieg.
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In der kleinen Kirche von Unterschüpf waren schon Hunderte von Bauern versammelt, Hunderte drängten sich vor den weit geöffneten Türen, und jetzt rauschten von allen Seiten die Menschenströme herab, Bauern Im groben, grauen Leinenkittel, das Haar nach wendischer Art kurz um den Kopf geschnitten, die grauen Leinenkappen. auf die struppigen Köpfe gestülpt, die Schuhe, den armseligen Bundschuh, das traurig-trotzige Symbol Ihrer Not und Empörung, mit Bast um die Füße gebunden. Die meisten waren verelendet, verlumpt, die bärtigen Gesichter ungepflegt, viele von ihnen eingefallen und hoffnungslos, viele aber mit dumpfem Trotz und Hass in den Augen. Viele kamen verkleidet als Fuhrleute und Mainschiffer, als fahrende Scholaren und Vaganten, selbst als Gesellen aller Gewerbezünfte, als Landsknechte aber sogar als Bürger verkleidet. Nur wenige unter ihnen sahen wohlhabend aus, sie waren in reiche, wollbestickte Wämser gekleidet und trugen Ketten um den Hals und Ringe an den Händen.
Das waren Schultheißen und Schmiede all der großen und kleinen Dörfer ringsum, vor allem aber die Gastwirte mit geröteten runden Gesichtern und dicken Bäuchen, die mit den Bauern, den Gästen ihrer Dorfkrüge, deren mühsam erarbeitete Pfennige in ihre Hände liefen, es nicht verderben und daher jetzt gemeinsame Sache machen wollten.
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Hin und wieder tauchten unter den Menschenmassen, denen ein offenes Auge durch alle Verkleidung hindurch den unter unbarmherziger Fronarbeit zusammenbrechenden Bauern ansah, straffe Gestalten mit harten, düsteren Gesichtern, auf. Sie trugen gleichmäßig schwarze Wämser, und es sah aus, als hätten sie, die meist zwischen Jugend und frühem Mannesalter standen, alle dieselbe Haltung, dasselbe Gesicht. Oft wandten sich die Augen der älteren, von der Arbeit am Pflug gebeugten Bauern nach ihnen um, dann nickten sie einander stumm zu, und es war, als käme bei diesem Anblick Auch in ihre ausgemergelten Züge ein heller Schein von Hoffnung und Lebenskraft.
Vor dem Eingang der Kirche aber bauschte sich an langem Schaft im frischen Morgenwind eine blutrote Fahne, auf der der gekreuzigte Heiland zu sehen war, mit einem Bundschuh auf der einen Seite, knienden Bauern, der die Hände zu dem Heiland emporhebt, auf der anderen.
Über dem Bild aber leuchteten die weißgestickten Worte herab: „Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes!“
Plötzlich klang durch die Luft der helle, zitternde Ton der Kirchenglocke, Tausende von Augen wandten sich empor, und allen war als brause durch den kindlichen Glockenklang hindurch der Ruf ihres Gottes, der sein Volk zur Freiheit führen wollte, an ihre Herzen. Die Reihen teilten sich, und durch die breite Gasse von Menschenleibern schritt eine zierliche, kleine Gestalt, Pater Ambrosius Süß, um dessentwillen die Bewohner des Frankenlandes vom Main und der Tauber bis zum Odenwald zusammengeströmt waren.
Aus schlichter Bauernkleidung stieg ein feines, vom Denken vieler -Nächte und der Not des inneren Erlebens gezeichnetes Gesicht mit einer schmalen gemeißelten Stirn, von dem unbedeckten Haupt fielen kurze, schwarze Locken in die Schläfen.
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Beim Anblick des Paters, den alle aus dem Würzburger und Ochsenfurter Gau von seinen Predigten für die heilige Sache Freiheit des Evangeliums von Ansehen und die all den Tausende aus den ringsum liegenden Landschaften bei Namen als einen der treuesten Kämpfer für das Recht des von Bistum und Kapitel, von Fürsten und -Herren niedergetretenen Bauerntums. kannten, ging eine freudige Bewegung durch die Wartenden, die schon seit dem frühen Morgen die kleine Kirche angefüllt hatten und nun Kopf an Kopf auf dem weiten Platz bis zum Rathaus hinüber und bis in die anstoßenden Gassen hinein sich drängten.
Ohne dass ein Zuruf gefallen, ein Zeichen gegeben wäre, flogen alle Kappen von den Köpfen, und mächtig stieg einer der vom Kampf und Triumph jener Tage erfüllten Choräle zum Himmel empor:
Christus fahrst hin mit Freudenschall,
Jo triumphe über die hohen Himmel all,
Alleluje singt, klingt! Jo triumphe!
O Gott, du wollst ausreuten Irrthumb und Ketzerei,
damit bey .Christenleuten
sein Glaub und Gottesdienst sey.
Verleihe Fürsten und Herren der ganzen Christenheit,
daß sie den Glauben mehren
in Fried‘ und Einigkeit.
Kyrieeleison!
Wollst unsere Sünd' nicht rechnen,
getreuer Herr und Gott,
durch Pestilenz und Gebrechen,
noch teure Hungersnot
In diesen unsren Nöten,
erhör' uns, lieber Gott,
darumb wir dich jetzt bitten, hilff uns aus aller Not:
Kyrieeleison!
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Während des Gesanges war Pater Ambrosius auf den breiten Rand des kleinen .Brunnens, der auf seiner Säule ein schmales, in Sandstein gehauenes Muttergottesbild trug, gestiegen, seine dunklen Augen leuchteten über die singende Menge, und hell klang vor allen anderen seine im kirchlichen Einzelgesang geübte Stimme mit in dem aus einer Flut ungeübter und rauer Stimmen erbrausenden Chor.
Als der Gesang endete, hob er mit segnendem Gruß seine Hände über die Tausende zu ihm emporgereckter Bauernköpfe, voller Ehrfurcht neigten sie sich, wie das Schilf am Ufer des Sees vor dem Windstoß sich neigt.
Dann wurde Totenstille, und klar bis in die letzten Winkel des Platzes, der weit geöffneten Kirche, all der umliegenden Häuser und Gassen klang seine Stimme mit den Worten des Propheten Jesajas, die von der langsam anschwellenden Revolutionspredigt der letzten Jahre in den Herzen des Volkes lebten:
„Tröstet, Tröstet mein Volk!“ spricht euer Gott.
Es ist eine
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: unbekannt
Bildmaterialien: Barbara Teutsch
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8438-3
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch stammt aus dem Nachlass meines Vaters und ich habe es digitalisiert.
Der Ausdruck und anderes wurde belassen, so wie im Buch.
Ich danke dir, Vati, für deine Büchersammlung