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Brudertod

Ich bekomme nie Post. Aus diesem Grund habe ich ein Postschließfach, das ich einmal die Woche leere.

Heute jedoch klingelte der Briefträger und überreichte mir ein Einschreiben. Zuerst wollte ich mich weigern, es anzunehmen, da ich der Meinung war, dass es sich um einen Irrtum handeln musste. Aber ein Blick auf den Umschlag überzeugte mich, dass der Brief an mich adressiert war. Ich wollte den Briefträger schon darauf hinweisen, dass es doch ein Schließfach für meine Post gebe, als mein Blick auf den Absender fiel. Dieser war mir nicht unbekannt.

Es handelte sich um die Anwaltskanzlei Blum, Witte und Partner, die ihren Sitz in Opladen hatte, einem Stadtteil von Leverkusen. Die Kanzlei war, wenn ich mich recht erinnerte, eine der Renommiertesten in Leverkusen und vertrat die Interessen meiner Eltern Jahrzehnte lang bis zu ihrem Tode.

Ich war nur wenige Minuten entfernt der Kanzlei aufgewachsen.. Meine Kindheit und Jugend hatte ich dementsprechend in Leverkusen verbracht, war aber nach meinem Abitur zum Studium nach München gegangen und dort sesshaft geworden. Meine Eltern, Karl und Ellen Buchsbach, sowie mein Bruder Meinolf betrieben einen großen Bauernhof, das Gut Fuggerbach, das uns zu Wohlstand gebracht hatte.

Nachdem meine Eltern kurz nacheinander starben, erbte mein Bruder das Gut und ich einen beträchtlichen Geldbetrag, der mir ein sorgenfreies Leben ermöglichen sollte. Dennoch verbrachte ich meine Zeit nicht tatenlos. Ich liebte das Schreiben von dem Tag an, an dem ich es in der Schule erlernt hatte, und setzte alle daran, Schriftsteller zu werden. Nach zehn Jahren und so mancher Enttäuschung hatte ich es geschafft.

Ich hatte drei recht erfolgreiche Horrorromane veröffentlicht und mir einen guten Namen in der Szene gemacht. In den nächsten Tagen sollte mein viertes Buch erscheinen.

Mein Agent und ich fieberten dem Erscheinungsdatum entgegen, da es ungemein viele Vorbestellungen gegeben hatte.

Ich öffnete den Umschlag auf und holte den Brief heraus. Ich weiß nicht warum, aber beim Auseinanderfalten des Schreibens, machte sich Nervosität in mir breit. Der Brief zitterte in meinen Händen, als ich zu lesen begann.

 

Sehr geehrter Herr Fugger,

 

zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Bruder, Herr Klaus Fugger vermutlich in der Nacht zum ersten Juni verstorben ist.

Die genauen Umstände des Ablebens Ihres Bruders sind noch nicht abschließend geklärt.

Bitte entschuldigen Sie, dass wir Sie erst jetzt, zwei Wochen nach dem Tod Ihres Bruders, schriftlich über diesen traurigen Umstand in Kenntnis setzen konnten. Leider hatten wir einige Schwierigkeiten Sie ausfindig zu machen.

Wir möchten Sie bitten, sich nach Erhalt dieses Schreibens mit uns in Verbindung zu setzen, da wichtige Formalitäten geregelt werden müssen.

 

 

Entsetzt hielt ich das Schreiben in der Hand. Mein Bruder tot? Das konnte nicht sein. Zumindest wollte ich es nicht glauben. Obwohl es in dem Brief schwarz auf weiß stand.

Ich las den Brief mindestens ein weiteres halbes Dutzend Mal. Als ob es etwas an den Tatsachen hätte ändern können. Aber langsam begann ich es dann doch zu begreifen: Mein Bruder war tot. Gestorben. Wir hatten uns all die Jahre immer wenigen gesehen und gesprochen. Zu unterschiedlich war unser Leben verlaufen. Klaus hatte alle Hände voll zu tun, damit das Gut wirtschaftlich blieb.

Und ich als Schriftsteller, verkehrte meist in intellektuellen Kreisen.

Aber in einem waren wir uns mehr als ähnlich. Wir hatten nie die richtige Frau fürs Leben

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.02.2024
ISBN: 978-3-7554-7843-0

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