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Kein Kunstverstand

 

 

Carl-Eberhard von Überlingen,

es war so dreizehn-zehn,

der wollte gern nach Bermatingen.

Dort wohnte die Maren!

 

Er ritt und sprang und stolperte,

auf halbem Weg geschah’s.

Im Killenweiher landete

er wurde prompt klatschnass.

 

Die Rüstung, sie lief zwar nicht ein,

jedoch verbeult war sie.

Dadurch erlitt er große Pein,

nicht nur am rechten Knie.

 

Der Helm lag hundert Meter weit;

es klemmte das Visier.

Die Lanze war so lang wie breit,

es brüllte wild ein Stier.

 

Der Harnisch drückte auf die Rippen,

das Armgelenk riss ab.

Manch garstig Wort kam ihm von Lippen,

die Rede war sehr knapp.

 

Nachdem er aufgestanden war

begann er gleich zu zählen;

es könnt’ ja sein, dass ihm sogar

von seinen Gliedern welche fehlen.

 

Sein Schimmel lacht’ sich schimmelig,

scheckig lacht’ sich ʼne Kuh,

ein Igel sah’s, der kugelt’ sich,

vom Baum tönt ein Uhu.

 

Gar mächtig mit der Faust er dräut,

jedoch – man fragt – was soll’s.

Sein Bruder, obwohl gichtgebeugt,

der ist aus andrem holz.

 

„So kannst du ganz bestimmt nicht geh’n!“,

sprach vor sich hin der Held.

„Was denkt von dir sonst die Maren?

Kein Anzug! Und kein Geld!

 

Also geh’ zum guten Freund, dem Stefan

Ich viel lieber hin.

Beim Graf von Waggerhausen ich schell an,

danach steht mir der Sinn.“

 

Gesagt, getan. Ein Mann. Ein Wort.

Auf Pferd er schwingt mit Ächzen sich

und trabt, recht flott, vom nassen Ort.

Sein Weg nun ist schön tröpfelig.

 

In Waggershausen angelangt

erfährt er durch die Diener,

der Stefan, dem alleine bangt,

ist aus. Na, der Schlawiner.

 

Der Stallknecht zeigt ein hämisch’ Grinsen

und bittet ihn hinein.

Carl-Eberhard isst ein paar Linsen

und schämt sich ganz gemein.

 

Nach Haus’ zu geh’n noch keine Lust

beschließt er: „Ich reit’ weiter!

Der Stefan wohl zum Udo musst

und ist ein lahmer Reiter.

 

Wenn ich mich eil’, hol’ ich ihn ein

bevor er noch ganz dort ist;

dann fall’n zu zweit wir bei ihm ein,

wenn der nur nicht auch fort ist!“

 

Von Überlingen zum Killenweiher,

von dort nach Waggershausen,

zuerst, da war’ns der Meilen dreier,

nun zwölf, es ist zum Grausen.

 

Zum Udo Graf von Lindenberg,

damit ihr auch Beschied wisst,

das liegt im Allgäu, hinter Achberg,

es zwanzig Meilen weit ist.

 

Den Stefan holt er nicht mehr ein.

Und dann, in Niederstaufen,

konnt’ er nicht mehr, drum hielt er ein

und ließ sein Pferdlein saufen.

 

Er schlief und träumte wundersüß,

als hört’ er Engelschöre.

Jedoch ein Lärm ihn wecken ließ,

ein Grölen war’s, dass es ihn störe!

 

Des Weges kamen von Lindenberg

der Stefan und der Udo,

die wollten beid’ ihr „großes Werk“

verbreiten, glaubten, ʼs sei gut so.

 

Der Stefan sang hell im Sopran,

dem Udo mehr der Alt lag.

So zogen sie, es ging nicht an,

laut grölend durch den Alltag.

 

Carl-Eberhard ʼs auf die Beine riss!

Er pfiff nach seiner Märe!

Der Schmerz ihm in die Ohren biss!

„Dass nie mehr ich euch höre!“

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.03.2022

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen deutschen Liedermachern

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