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Der erste Traum

Ich trug einen türkisen Bikini mit Blumenmuster und saß am Ufer eines Flusses, der in einen kleinen Wasserfall mündete. Nach und nach gesellten sich Freunde zu mir und begrüßten mich mit einer Umarmung, bis ich ihn plötzlich sah. Er trug ein schwarzes T-Shirt und schwarze Shorts und ich fühlte, wie mein Herz einen Satz machte, als er auf mich zuging um mich zu begrüßen. Er wollte mich auf die Wange küssen, doch ich drehte den Kopf so, dass ein zarter Kuss auf meinen Lippen endete, dort wie ich ihn haben wollte.
Nach dem Kuss sah er mich verwirrt an und ich flüchtete durch den fluss, sah ihn an und sprang den kleinen
Wasserfall herunter in den See der darunter lag. Ich tauchte wieder auf und sah ihn oben stehen wie er mir nachsah. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen und konnte mir nicht vorstellen, was er wohl gerade Denken oder fühlen mochte, doch was ich wusste war, dass ich eine Zurückweisung jetzt nicht vertragen würde, deshalb war ich auch geflüchtet.
Ich sah voller erstaunen, wie er sprang und neben mir in dem See landete, auftauchte, mich mit seinen Armen an der Flucht hinderte und fragte, was der Kuss zu bedeuten hatte.
"Als ich dich gesehen habe, Montag... Ich bekomme dich seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet, aber als ich dich sah ging mein Herz auf. Ich weiß, dass es schon ein Jahr her ist, seit du mich geküsst hast und mir deine Liebe gestanden hast und ich weiß nicht, ob sich daran bei dir etwas geändert hat, aber bei mir hat sich etwas geändert... Ich will mit dir zusammen sein, auch wenn ich nie die andere Frau sein wollte, aber für dich würde ich auch das in Kauf nehmen. Ich würde nichts lieber tun, als für deine Tochter so etwas wie eine zweite Mutter zu sein und für dich die Frau mit der du dir eine Zukunft wünschst."
Sein Blick wurde weich, sein Kopf neigte sich zu meinem und seine Lippen trafen meine für einen langen Kuss.
"Es hat sich nichts verändert. Ich dachte, ich hätte dich aus meinem Herz gestrichen, in der Zeit in der ich dich nicht gesehen habe, aber als ich dich wieder gesehen habe war alles wieder da. Die Gefühle, die Zerissenheit und der Wunsch der Mann für dich zu sein mit dem du dir eine Zukunft wünschst."
Wir sahen uns nach dem Kuss noch lange an, ohne auch nur ein Wort zu sagen, bevor wir aus dem Wasser traten und den Berg erneut erklammen um zu dem Fluss zu gelangen, an dem unsere gemeinsamen Freunde mit einem Picknick warteten.
Wir ließen diese jedoch links liegen, hatten nur Augen füreinander und traten an den Wasserfall um Hand in Hand noch ein zweites Mal in den klaren, kühlen See zu springen.

Aufgewacht

'' Ich liebe dich... Ich würde meine Familie für dich verlassen, du musst nur sagen, dass du mich auch willst und ich tue alles für dich... bitte...''

Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, noch gefangen in den Träumen der Nacht.Schon die zweite Nacht in Folge träumte ich von der Situation die vor einem Jahr mein Leben ins Wanken brachte. Damals hatte ein verheirateter Arbeitskollege mich einfach so geküsst und mir dann seine Liebe gestanden. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte... Aber das war jetzt schon lange vorbei. Dachte ich... Ich musste ihn endlich vergessen, war er schließlich doch bei seiner Frau geblieben  .'Natürlich ist er bei seiner Frau geblieben, dummerchen... schließlich hast du ihn ja auch zurückgewiesen, weil du nicht die andere Frau sein wolltest und du selber auch einen Freund hattest, was also hast du erwartet?'   Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, diese Gedanken dann endlich los werden zu können, als wenn sie durch diese Bewegung einfach aus ihrem Kopf fliegen könnten. Aufstöhnend richtete ich mich auf und führ  mir durch das noch müde Gesicht. Ich griff neben mich, um mir meine allmorgendliche Zigarette zu gönnen um die Müdigkeit los zu werden. Ich versuchte mir den Traum noch ein Mal in Erinnerung zu rufen, um sich an jede Kleinigkeit zu Erinnern und mir in's Gedächtniss einzubrennen. Ich hatte ihn im Traum wieder gesehen. Doch das würde in der Realität nie eintreffen, das machte ich mir schmerzlich bewusst. Er war weit weg, bei seiner Frau und seiner Tochter, nicht einmal ansatzweise in greifbarer Nähe... Doch all diese Tatsachen verflüchtigten sich Nachts, wenn ich schlief. Denn im Traum war all das Möglich, was ich in der Realität nicht umsetzen konnte. Ich nahm den letzten Zug meiner Zigarette, schlug die Decke zurück und setzte einen Fuß nach dem anderen auf den kühlen Parkettboden. Ich musste mich zusammenreißen, ich konnte es mir nicht leißten, mich in so eine Spinnerei zu verstricken. Ich musste auf mich achten, gesund werden, mein Leben auf die Reihe bekommen...Und das konnte ich nicht, wenn ich ständig nur an ihn dachte und daran, dass es keine Zukunft hatte. Ich ging in die Küche um mir einen Kaffee zu machen, anders würde ich heute ansonsten wahrscheinlich gar nicht mehr in die Gänge kommen. Was mich in der Küche jedoch erwartete ließ meinen Antrieb gleich verpuffen. Mal wieder war das Abflussrohr der Spüle gebrochen und die halbe Küche stand unter Wasser.   'Dann mach ich eben erst sauber, bevor das Laminat komplett kaputt geht. So fängt der Tag ja gut an'   Ich nahm sich den Wischmopp und den Eimer und fing an, die große Wasserlache aufzuwischen. Danach räumte ich noch den Schrank unter der Spüle aus, wischte dort auch alles aus und danach fuhr ich erneut über den Boden und drückte mir dann endlich ihren Kaffee. Ich setzte sich an den Esstisch und blies vorsichtig in ihren Kaffee um mir nicht gleich beim ersten Schluck die Zunge zu verbrennen und damit den Tag noch unerträglicher zu machen.   'Irgendwie muss ich mich ablenken, sonst läuft es darauf hinaus, dass ich den ganzen Tag auf dem Sofa liege und gar nichts tue, als an das ganze Zeug zu denken, das kann ich mir nicht leisten!'    Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende geführt, sprang ich auch schon vom Stuhl auf, lief wieder in die Küche und begann erst ein Mal mich um meinen Haushalt zu kümmern. Schließlich hatte ich meiner Mum versprochen, heute etwas mehr im Haushalt zu machen, weil sie bei meiner Oma war um nach dem rechten zu sehen.Also begann ich Staubzuwischen, durchzukehren, die Spülmaschine aus und wieder ein zu räumen und suchte nach Dingen, die ich noch erledigen könnte. Als ich alles erledigt hatte, was mir ins Auge fiel, ließ ich meinen Laptop hochfahren um meine Mails, mein Konto und alle anderen Seiten zu checken und natürlich um zu sehen, ob er die Freundschaftsanfrage, die ich ihm geschickt hatte angenommen hatte. Ich verstand mich selber nicht, im einen Teil wollte ich unbedingt wieder Kontakt zu ihm und im anderen Teil wollte ich doch aber nicht die andere Frau sein und zudem dachte ich auch nicht, dass er auch nur noch im Ansatz Gefühle für mich hatte.So quälte ich mich durch den Tag, machte hier mal etwas, machte dort mal etwas, sah fern, las in einem Buch, telefonierte mit Freunden, machte Termine, chattete, hörte Musik und versuchte einfach alles um bloß nicht wieder über ihn nachdenken zu müssen. So vergingen die Stunden, die Sonne begann unterzugehen und meine Eltern waren wieder zu Hause. Ab da verging die Zeit schneller und meine Gedanken waren so gut wie überall, nur nicht bei ihm. Ich unterhielt sich mit meinem Dad über dessen Arbeit, mit meiner Mum über den Gesundheitszustand meiner Oma und über das, was ich diesen Tag alles geschafft hatte. Doch all zu bald gingen meine Eltern schlafen und ich war wieder meinen Gedanken ausgeliefert. Ich nahm unsere Katze auf den Arm und ging mit ihr auf den Balkon,setze mich, sah in den Himmel, hörte Musik und ließ meinen Gedanken freien lauf, ließ sie ziehen, wie sternschnuppen am Himmel, ohne auf etwas genaues zu achten.Das hatte ich in der Klinik gelernt.Die Klinik in der ich die letzten 3 Monate verbracht hatte. Ich bin Borderlinerin und das seit 9 Jahren... Meine Kindheit war nicht besonders toll und ich trug diese Krankheit ganz lange immer ganznah bei mir, fast wie einen Freund den ich beschützen musste. Bis ich vor 11 Monaten kurz davor war, mir das Leben zu nehmen. Niemand konnte mich beruhigen und so kam ich auf die geschlossene Station der Psychiatrie. Doch das war jetzt nicht so wichtig, doch es war der Grund dafür, dass ich ihn so lange nicht gesehen hatte. Langsam fielen mir die Augen zu und ich merkte, wie mein Kopf schwer wurde. Kurz bevor ich fest einschlief stand ich auf, setzte die Katze auf dem Boden ab und legte mich auf das Sofa, dass mir als Not-Unterkunft diente, bis ich meine eigene Wohnung hatte. Ich machte es mir bequem und sank in einen wunderschönen Traum...

Wieder nur ein Traum

Ich war auf einem Reiterhof, um mich herum lauter Pferde, die friedlich auf der Weide grasten. Ich sah mich um und bemerkte eine einsame Gestalt, die mir dem Rücken zuwandt. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen lief ich schritt für schritt auf diese Person zu, deren Profil ich nun erkennen konnte .Das Gras raschelte, als er sich zu mir umdrehte. Ein verzweifeltes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus und er sah mich an als wäre ich die einzige Frau auf diesem und allen anderen Planeten. Ich ging weiter auf ihn zu, unfähig stehen zu bleiben und nahm ihn in den Arm. Verzweifelt hielt er sich an mir fest und ich spürte wie etwas feuchtes auf meine Schulter tropfte, woraufhin ich mich zurücklehnte um ihn genauer zu betrachten. Er weinte und sah so schrecklich verloren aus. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen und erschrak.  "Was ist denn los? Wieso weinst du?"  Er antwortete mir leise... kaum hörbar  "Wieso bestellst du mich hier her? Hat es dir nicht gereicht, mir ein Mal das Herz aus der Brust zu reißen? Mich ein Mal abzustoßen und mir zu sagen, dass ich bei meiner Frau bleiben soll? Ich kann das nicht noch einmal! Ich hatte gehofft dich nie wieder zu sehen,  weil ich mir so wenigstens einbilden konnte, dass du nicht da wärst, dass du nur ein Traum, eine Erinnerung bist, aber jetzt stehst du vor mir und siehst mich mit deinen wunderschönen Augen an, und weckst in mir die Sehnsucht, die nur du bis jetzt in mir wecken konntest. Jetzt kann ich mir nicht mehr sagen, es würde dich nicht geben, nicht mehr  sagen, dass ich meine Frau noch liebe. Wieso tust du mir das an?" Er sah mir nicht in die Augen während er das sagte, so als müsse er sehr um seine Beherrschung kämpfen und hielt den Blick gesenkt. So hatte ich ihn noch nie gesehen, so verzweifelt, einsam und so als wäre er ein gebrochener Mann. Dabei wollte ich ihn doch nur sehen um ihm zu sagen, dass ich Gefühle für ihn hatte. Nicht um ihn zu verletzen, doch woher sollte er das wissen? Sanft umfasste ich sein Gesicht und hob es an, so dass er mir in die Augen sehen musste.   "Ich will dir nicht noch ein Mal das Herz aus der Brust reißen, will dich nicht abstoßen und dir nicht wehtun. Ich bin wieder hier, weil ich dich ebenso wenig aus dem Kopf bekomme wie du mich seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Weil ich  gehofft habe, dass sich deine Gefühle für mich nicht geändert haben, da meine sich für dich geändert haben. Ich will mit dir zusammen sein. Versuche nicht mich zu vergessen, die Sehnsucht zu unterdrücken. Ich bin jetzt da, bei dir, um mit dir zusammen zu sein, mit dir zu leben und deine Zukunft zu sein... Sofern du das noch willst." Er sah mich ungläubig an, als könne er nicht fassen, was ich gerade gesagt hatte, was das für ihn bedeutete und dass sein Traum wahr geworden war. Er schloss mich vorsichtig in die Arme, küsste mich auf mein Haar, meine Wange, meine Stirn, bis er endlich meinen Mund fand und sich unsere Lippen zu einem langen Kuss fanden.
Glücklich sah er mich an, führte mich zu einem der Pferde und zog mich hinter sich aufs Pferd. Eng an ihn geschmiegt, schloss ich die Augen und genoss das Gefühl der Zufriedenheit und der Liebe, dass mich wie Sonnenstrahlen zu durchfluten schien, während er mit mir in Richtung ihrer Zukunft ritt.

Rückkehr der Realität

Der Wecker riss mich aus dem Schlaf und ich verfluchte ihn dafür. Die Träume waren doch das einzige, was mir von ihm geblieben war und jeden Morgen hasste ich meinen Wecker dafür, mir dieses kleine Stück Glück nicht zu gönnen. Dabei war sie doch selber Schuld, dass sie keine Zukunft mit ihm haben konnte. Sie griff zu ihren Zigaretten und stand auf um sich einen Kaffee zu kochen, wie jeden Morgen. Während sie beides genoss erinnerte sie sich wehmütig an den Traum aus dem sie erst vor wenigen Minuten erwacht war. In diesen Träumen war alles so einfach, so leicht und wunderbar. Sie hoffte, dass vielleicht irgendwann einer dieser Träume wirklichkeit werden würde. Sie blies verträumt in ihren noch heißen Kaffee und fragte sich, ob er sich wohl endlich gemeldet hatte. Gestern erst hatte sie ihm eine Freundschaftsanfrage geschickt, in der leisen Hoffnung wieder Kontakt zu ihm bekommen zu können. Als er sich jedoch daraufhin gestern auch nicht gemeldet hatte, hatte sie ihm auch noch eine kleine Nachricht geschrieben...

"Hey du wäre echt toll, würdest du den FA annehmen... Un falls du dich mal so melden willst.. Hier meine Handynummer. Kein muss, aber wenn du willst, darfst du.."

Ich wartete sehnsüchtig auf eine Nachricht doch gestern Abend als ich das letzte Mal in meinen Account sah, war noch immer keine Antwort da. Entschlossen, ihm die Meinung zu sagen, dass ich ihm wohl nicht mal mehr eine Antwort wert sei, hatte er doch vor einem Jahr noch gesagt, er würde mich Lieben. Ich war richtig sauer! Was dachte er sich eigentlich? Mich jetzt einfach links liegen lassen? Das ging ja mal gar nicht! Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Wutentbrannt ließ ich meinen Laptop hochfahren und öffnete meine Seite. Ich hatte 2 neue Nachrichten. Mit rasendem Herzen und zitternden Fingern öffnete ich das Nachrichtenfeld. Eine der Nachrichten war von Aylin, einer guten Freundin von mir und war in diesem Moment nicht so sonderlich wichtig. Doch die zweite Nachricht war doch tatsächlich von ihm... Mir stockte der Atem und mein Herz setzte einen Moment aus. Ich versuchte tief durch zu atmen und die Ruhe zu bewahren. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, öffnete ich die Nachricht und begann sie zu lesen:

"Hi,das ist echt super nett von dir, aber ich glaub nach dem einen vorfall, mhh weis nicht recht?! meine frau ist nicht gut darauf zu sprechen, was das angeht und dem fa,bzw deine nummer im handy! ... Bis wann kommst du das nächste mal? würde gerne in ruhe nochmal reden über alles vorgefalle?! Naja nur wie vorher schon gehab,gibst das eine problem!!!"

Ich wagte kaum mehr zu atmen. Er hatte seiner Frau davon erzählt? Oder interpretierte ich die Worte falsch? Mein Atem kam stoßweise und eine leichte Panik machte sich in mir breit. Als ich jedoch die Nachricht noch ein zweites mal durchlaß meinte ich bedauern heraus zu hören, als würde er gerne den Kontakt wieder aufleben lassen, hätte jedoch Angst vor der Reaktion seiner Frau oder er hätte Angst davor, was das mit seinen Gefühlen oder mit seinen Gedanken machen könnte. Ich wusste nicht, was stärker in mir war, der Wunsch dass er nur wegen seiner Frau so rumdruckste und eigentlich noch etwas mit mir zu tun haben wollte oder die Angst, dass er seine Frau vielleicht als Vorwand nahm um nichts mit mir zu tun haben zu müssen.   'Aber  dann würde er sich doch nicht noch ein Mal mit dir treffen wollen. Er würde dann einfach sagen, seine Frau will das nich un damit fertig. Dann müsste er nicht noch mal das Gespräch mit dir suchen und dich nicht noch mal sehen. Würde er sich noch mal mit dir treffen wollen, wenn du ihm egal wärst? Wohl kaum!'  Verwirrt laß ich mir die Nachricht wieder und wieder durch, bis ich mich zu einer Antwort bewegen konnte.

"Ich weiß noch nicht genau, wann ich das nächste mal da bin, das kommt ganz drauf an, wie schnell ich ne wohnung finde und wann ich dann umziehe... Aber klar würde ich mit dir reden über das ganze .. Mach dir jetzt mal keinen stress... Auch wenn ichs echt schade finde :( Aber kann man nix ändern..."

Eine ganz neutrale Antwort, durch die nichts falsch verstanden werden könnte und die nichts von meiner Verwirrung preis gab, die mich schon seit mehreren Tagen fest in ihren Krallen hatte. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich schon ziemlich spät dran war. Schnell zog ich mich um, schlüpfte in meine Schuhe, schnappte meine Handtasche und ging zur Bank. Schnell hob ich etwas Geld ab um mit dem Bus in die Stadt fahren zu können, wo ich einiges zu erledigen hatte. Als erstes musste ich in das Bürger Zentrum meiner Stadt und mich ummelden, war ich schließlich vor kurzem erst umgezogen, wenn auch nur auf das Sofa meiner Eltern. Um jedoch irgendwas in der neuen Stadt regeln zu können musste ich auch dort gemeldet sein.   'Wenigstens lenkt mich das alles von diesen blöden verwirrenden Gefühlen ab und ab Morgen gehts arbeiten, dann dürfte sich die Sache von selber erledigen...' Kaum hatte ich das zu ende gedacht, schlich sich ein anderer Gedanke ein.   'Als ob sich die Sache von selber erledigen würde, du weißt selber, dass das utopisch ist! Red dir nichts ein, was sowieso nicht eintreffen wird!' Resigniert zog ich die schulter etwas an, erinnerte mich dann aber an Teile der Therapie, straffte die Schultern, hob das Kinn an, legte ein leichtes Lächeln auf meine Lippen und schwor mir, mich nicht unterkriegen zu lassen, nicht von der Arbeit, nicht von der Wohnungssuche und schon gar nicht von ihm. Ich überlegte, was ich noch alles erledigen musste. Das Bürger Zentrum war abgehakt, jetzt musste ich noch zum Arbeitsamt, noch ein mal zur Bank und dann zu Hause noch meine Krankenkasse anrufen und den Nachsendeantrag online stellen. Nach und Nach erledigte ich jeden Punkt meiner Liste und auf dem Weg nach Hause sah ich auch noch meinen Dad an mir vorbei fahren. Ich musste lächeln, dachte ich doch an den Blick, den er mir zugeworfen hatte. Mein Vater war wirklich jung geblieben und hatte nichts als Dummfug im Kopf. Wir llachten viel und es war immer lustig zu Hause. Mein Vater konnte auch anders, wenn es sein musste, doch meistens war es lustig bei uns. Kaum hatte ich die Schwelle der Wohnung übertreten, rannte auch der kleine Hund mir schon entgegen um sich seine Kuscheleinheiten abzuholen und mir mehrmals über das Gesicht zu schlecken. Das Mittagessen stand schon auf dem Tisch und während meine Eltern sich mit mir unterhielten machten wir uns gierig über das Essen her. Kaum war das Essen beendet setzte ich mich erneut an den Laptop um nachzusehen, was in den letzten 2 Stunden an Nachrichten angekommen war. Ich hatte es im Gefühl, dass er geantwortet hatte und es bestätigte sich, als ich meine Nachrichten überprüfte.

"Ja ok super, aber auch nur wenns mit deinem freund klappt, dass es da kein streß gibt!? wenn dann klappts eher an nem mittwoch oder freitag, wegen arbeit und frühem Feierabend und so,kannst ja überlegen ob wir gleich zu mir heim fahren oder irgendwo anders hin!?"

Mein Herz tat einen Satz. War das jetzt ein indirektes herausfinden, ob ich noch einen Freund hatte oder ging er einfach nur davon aus, dass ich einen hatte? Und fragte er mich wirklich, ob ich mit zu ihm gehen würde? Und was sollte dieses 'ob wir gleich zu ihm fahren' ... ich war verwirrt, aber das war ja schon nichts neues mehr rief ich mir ins Gedächniss. Eine leise Hoffnung regte sich in mir. So wie er das schrieb, könnte es ja vielleicht doch sein, dass er noch Gefühle für mich hatte, oder bildete ich sich das nur ein? Aufgeregt schrieb ich gleich zurück.

"ich hab keinen freund mehr... Bin als single unterwegs... Ich schau mal, was sich machen lässt, kann aber noch nich sagen wann oder so. Wenn deine frau dann nich daheim is können wir das gern so machen!"

Ich fand diese Antwort gut, sie klang etwas bedauernd, dass ich single war, etwas flapsig, locker und etwas vorsichtig, was seine Frau anging. Wenn ich etwas überhaupt nicht brauchen konnte, war es, seiner Frau über den Weg laufen zu müssen. Nicht mit diesen Träumen im Hinterkopf, den Gefühlen in Herz und Bauch und diesen Gedanken in meinem Kopf. Um mich abzulenken griff ich nach dem Telefon um die letzten zwei Punkte meiner Liste noch zu erledigen. Die Krankenkasse und der Nachsendeantrag. Dann konnte ich den restlichen Tag noch in aller Ruhe genießen, soweit das eben möglich war. So ging der Tag rum, ohne eine erneute Antwort und mit dem Versuch so wenig wie möglich an ihn zu denken. Abends als ich es mir dann wieder auf dem Sofa bequem machte, ließ ich die Gedanken an ihn wieder zu und hoffte innständig auf einen wunderschönen Traum in dem wieder ein Mal alles leicht, wunderbar und einfach war.

Nach einer traumlosen Nacht

Ich erwachte ohne jede Erinnerung an einen Traum, fühlte mich um die Zeit in der mir das Glück vergönnt war betrogen und eine leise Träne bahnte sich den Weg über meine Wange und endete auf dem Kissen. Ich konnte nicht glauben, dass ich um diese Zeit betrogen worden war. Nur durch diese Träume konnte ich vergessen, dass er nicht mehr in meiner Nähe war und konnte verdrängen, dass mich die Schuld traf, dass ich nicht mit ihm zusammen war. Und ohne diese Träume ließ sich die Vergangenheit in der ich so dumm reagiert hatte einfach nicht mehr verdrängen. Ohne diese Träume... Kamen die Erinnerungen von ganz alleine. Noch bevor ich mir meine erste Zigarette anstecken konnte oder auch nur an Kaffee denken konnte überfluteten mich die Bilder dieses einen Tages.

Ich hatte mich mit meinem verheirateten Arbeitskollegen verabredet. Er wollte für einen Kaffee zu mir kommen und noch ein wenig Alkohol mitbringen. Seine Tochter war bei ihren Großeltern und er war bei mir. Wir tranken, lachten, unterhielten uns und es war einfach schön. Als wir beide schon ziemlich angetrunken waren, holte er kurz seine Tochter bei den Großeltern ab und brachte sie mit zu mir. Wir hörten Musik, tanzten, tranken weiter und gegen abend legte ich seiner Tochter einen Barbie-Film ein. Er bat mich, mit in die Küche zu kommen und dort angekommen küsste er mich. Anfangs küsste ich ihn zurück, stieß ihn dann jedoch weg und erinnerte ihn mit schwerer Zunge daran, dass er verheiratet und ich vergeben war. Er wollte mich weiter küssen, verzweifelt und verlangend. Ich hielt ihn zurück, darauf bedacht, das richtige zu tun, es war egal, ob ich ihn eigentlich auch küssen wollte. Der Alkohol löste dieses Problem für mich, denn ich hatte einfach zu viel getrunken. Ich bat ihn mit seiner Tochter zu gehen, dass sie nicht mitbekommen sollte, wie ich mich erbrach, weil ich viel zu viel getrunken hatte. Er sagte mir wieder und wieder, dass er mich liebe und seine Familie für mich verlassen wolle. Dass ich die einzige für ihn wäre und er alles für mich tun würde. Strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht, flüsterte mir Liebesbekundungen zu und wollte einfach nicht gehen. So oft ich konnte sagte ich ihm, dass er seine Tochter nehmen solle und gehen, dass er zu seiner Frau gehöre, mit der er auch eben diese Tochter hatte, bevor ich mich erneut erbrach. Er entschuldigte sich dafür, dass er es so weit hatte kommen lassen, dass er mich so viel hatte trinken lassen. Er entschuldigte sich dafür, mir nur sagen zu können, dass er mich liebe, wenn er selber getrunken hatte und er sich das davornicht getraut hatte. Ich schickte ihn weg und irgendwann... ging er. Ich erbrach mich weiter und nach einiger Zeit kam er zurück. Er wollte mich einfach nicht verlassen, den Moment mit mir auskosten und sagte mir ein letztes Mal, dass er mich liebe und er alles für mich tun würde, bevor er endgültig ging.....

'Ich hätte ihn weiter küssen sollen, hätte es zulassen sollen und meine Moral für einen Augenblick hinten an stellen' Doch auch diese Gedanken konnten nicht ändern, dass ich vor einem Jahr anders reagiert hatte. Es war nun mal so, wie es war und ich konnte die Zeit nicht zurück drehen um alles anders zu machen und jetzt... Konnte ich nur auf eine Freundschaft hoffen.   'Nur auf eine Freundschaft hoffen... du spinnst doch.. wieso bitte antwortet er dir? Wieso will er dich treffen? Und dann noch bei ihm? Eben weil du ihm immer noch unter die Haut gehst und er dich immer noch so will, wie von anfang an.'   Es war ein endloses zwiegespräch zwischen dem Teil von mir, der Selbstbewusst genug war um zu denken, dass es noch immer eine Zukunft geben könnte und dem Teil, der nicht genug von mir hielt um daran zu glauben, dass die Gefühle von ihm ein Jahr lang überdauert haben sollten. Der Blick auf meinen Wecker ließ mich innehalten. Ich musste mich beeilen! Ich wollte nicht schon an meinem ersten Tag zu spät zur Arbeit kommen. Meine Mutter war schon auf, trank ihren Kaffe und war auch schon umgezogen. Schnell zog auch ich mich für die Arbeit um, richtete meine Haare und spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht um wach zu werden. Kurz vor halb 6 Uhr früh saßen wir im Auto und fuhren zur Arbeit. Ich war aufgeregt! Es war mein erster Arbeitstag in einer neuen Firma und auch in einem Neuen Arbeitsfeld. Ich hatte zuvor noch nie in einem Altenheim gearbeitet und war mir nicht sicher, ob ich dem ganzen gewachsen war. Ich hatte Angst. Meine Mum sah mich von der Seite an und sprach mir Mut zu, dass ich das schon schaffen würde und ich einfach mein bestes geben solle und dass das genug sei. Kaum auf der Arbeit angekommen blieb mir gar keine Zeit mehr um an mir zu zweifeln. 24 Patienten mussten versorgt, gewaschen, ihnen musste Essen angereicht werden, sie mussten im Bett anders hingelegt werden, es mussten Betten gemacht werden und vieles andere. Ich hatte es sich zwar stressig vorgestellt, doch das was ich an diesem Tag leistete übertraf meine kühnsten Vorstellungen. Ich war schon nach nur ein Paar Stunden fertig, hatte schmerzende Füße, Rückenschmerzen und war unendlich müde. Doch ich zog die ganzen 8 Stunden durch, wollte es mir und allen anderen beweisen, dass ich es konnte und wollte. Als meine Schicht dann zu Ende war, fühlte ich weder meine Füße, noch meinen Rücken, noch fühlte ich mich überhaupt wie ein Mensch. Mein Respakt für meine Mutter wuchs immer weiter. Schließlich machte sie diesen Job schon seit vielen vielen Jahren, machte ihn gerne und steckte so viel Herzblut in ihre Arbeit. Es war erst 14 Uhr und ich würde mich am liebsten schlafen legen, doch kaum zu Hause angekommen ging es weiter. Die Wohnung musste auf Fordermann gebracht werden! Das Bad musste geputzt, der Boden gefegt und gewischt werden, die Küchenschränke ausgewaschen, die Wäsche gebügelt und die Betten neu bezogen werden. So ging das den ganzen Tag weiter und als ich mich dann kurz 5 Minuten hinsetzen konnte um eine zu rauschen und an meinem mittlerweile kalten Kaffee zu schlürfen erinnerte ich mich an ihn. Nicht dass er die ganze Zeit nicht in meimem Kopf gewesen wäre, aber er war eher im Hintergrund gewesen, als stiller begleiter und teilnehmer und nicht so wie in diesen 5 Minuten Pause. Doch auch wenn es eine Ewigkeit zu dauern schien, der Abend kam und noch vor 20 Uhr lag ich auf dem Sofa und nach nicht mal 2 Minuten fielen mir die Augen zu und ich fiel in einen tiefen Schlaf.

Realität oder Traum?

Ich atmete tief ein und roch eine Vielzahl von Gerüchen. Ich roch Speck und Eier, eine leichte Spur von Männlichkeit und ganz leicht auch frische Brötchen. Langsam griff ich neben mich und spürte eine leichte Wärme neben mir, so als hätte gerade eben noch jemand neben mir im Bett gelegen, aber Moment... Ich hatte doch gar kein Bett! Ich schlief auf einem Sofa. Wo war ich? Schnell riss ich die Augen auf und sah mich in dem Raum um in dem ich lag. Das Bett stand in der Mitte des Raumes, war riesen Groß und Vorhänge ließen den Traum eines Himmelbetts wahr werden. Das Bett hatte einen Metall-Rahmen und die Möbel waren alle modisch in weiß gehalten. Die Wand auf die ich sah war voll mit Bildern. Von weitem konnte ich nichts genaues erkennen, doch ich fühlte mich wohl und geborgen. Neben mir auf dem Bett lag ein dünner, seidener Morgenmantel in beige mit goldenen Stickereien. Ich fühlte sich wie eine Prinzessin als ich ihn anzog und den Gürtel schloss. An einer Wand hing ein großer Spiegel in dem ich mich von oben bis unten betrachtete. Ich hatte mich verändert. Meine Haare waren länger und wieder in meiner Naturfarbe, ich sah älter aus wie da, wo ich eingeschlafen war, erwachsener. Meine Taile war schmaler und auch generell schien ich abgenommen zu haben. Ich trug keine Brille mehr und doch sah ich so, als würde ich sie tragen. Doch auch Kontaktlinsen konnte ich nirgends finden. Hatte ich mir meine Augen lasern lassen, oder wie kam es, dass ich ohne Brille so gut sah? Aus der Küche, ich dachte zumindest dass es die Küche war, schwang gut gelauntes Pfeifen zu mir herüber und eine Stimme flüsterte. Ich musste mich anstrengen um zu verstehen, was die Person in der Küche sagte.   "Sei ruhig, Süße! Mama muss sich endlich mal ausschlafen! Jede Nacht hältst du sie wach mein kleiner Vielfraß. Und ich will sie doch mit diesem Frühstück überraschen, wenn du aber gleich loßschreißt oder quängelst wird sie wach bevor ich fertig bin."  Auf leisen Sohlen schlich ich in die Richtung aus der die Stimme kam und sah eine rührende Szene vor mir. Ich sah meinen Traummann, wie er am Herd stand, nur eine Sporthose an, ein Geschirrhandtuch über die rechte Schulter geworfen, in der rechten Hand einen Kochlöffel, wie er über die linke Schulter zu einem kleinen Baby sah, dass fröhlich in seinem Kinderwagen vor sich hin gluckste und sabberte. Überwältigt blieb ich im Türrahmen stehen und betrachtete die Szene weiterhin. Er rührte in einer Pfanne, sah immer wieder über die Schulter nach dem Baby und versuchte so leise wie möglich zu sein. Meune Kehle zog sich zusammen und Tränen traten in meine Augen. Bei dem Versuch Luft zu holen, entrang sich ein leiser Schluchzer meiner Kehle und der Mann am Herd drehte sich erschrocken um. "Schatz, was machst denn du schon hier? Du solltest doch ausschlafen! Ich hab extra unsere kleine mit in die Küche genommen..." Ich versuchte zu antworten, doch mir fehlten die Worte, so dass ich nur auf meinen Mann zuging und mich von ihm in die Arme schließen ließ. So standen wir eine kleine Ewigkeit da,  bis ein angebrannter Geruch uns auseinanderfahren ließ. Er drehte sich schnell zu der Pfanne um und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. "Ich wollte dir doch ein perfektes Frühstück machen und jetzt sieh dir das an.. Alles verbrannt!" Ich lachte über seine verzweiflund, griff nach der Pfanne, trug sie zur Spüle und ließ Wasser in die Pfanne laufen. Als das Zischen leiser geworden war, stellte ich das Wasser ab und drehte mich zu ihm um. Geknickt stad er inmitten der Küche und sah mich entschuldigend an, als würde jetzt die Welt untergehen, nur weil er das Frühstück hatte verbrennen lassen. Ich ging auf ihn zu, legte meine Hände um sein Gesicht, wobei ich einen Ring an meinem rechten Ringfinger entdeckte. Ein wunderschöner Ring in Gold mit einem sanften Muster. Das musste mein Ehering sein. Ich sah ihm in die Augen, aus meinen Zügen sprach die Liebe, die ich fühlte, die Geborgenheit, die ich verspürte, wenn ich bei ihm war und die Zuversicht, dass wir alles schaffen konnten. "Das ist nicht schlimm, schatz! Schließlich bin ich ja schuld daran, dass das Frühstück angebrannt iist, hätte ich dich nicht erschreckt und dich nicht abgelenkt, wäre das Frühstück bestimmt perfekt geworden. Da bin ich mir sicher!" Erleichtert entspannten sich seine Gesichtszüge und er legte die Arme um die Taile seiner Frau. Er senkte sein Gesicht in meine Haare, wo er meinen fruchtig, frischen Duft einatmete und die Welt um sich herum vollständig vergaß. Erst als wir unser Baby schreien hörten, lösten wir uns voneinander. Ich ging auf das kleine Würmchen zu und nahm es aus dem Kinderwagen, um es näher zu betrachten. Es war ein Mädchen, vielleicht 5 Monate alt mit einem leichten, blonden Flaum auf dem Kopf und strahlend blauen, großen Augen und einem Mund der ständig zu lachen schien. Auch jetzt lachte die kleine ihre Mutter an und patschte ihr mit dem winzigen Händchen ins Gesicht. Sanft hielt ich die Fingerchen mit meinen Lippen fest und die kleine jauchzte auf vor Freude. Nachdem er die Szene einen schier unendlichen Moment betrachtet hatte und dachte, dass sich all seine Träume erfüllt hatten, ging er auf seine zwei Frauen zu, legte den Arm um mich und die Hand an das Gesicht der kleinen. Es war die perfekte Familien Idylle. Nachdem wir alle diesen Augenblick genossen hatten legten wir die Kleine zurück in den Kinderwagen und begannen uns ein kleines Frühstück zuzubereiten. In aller Ruhe begannen wir zu Frühstücken, tauschten lange Blicke, redeten über die Arbeit, über unser Leben und über unsere Tochter. Ich war wirklich verheiratet und hatte ein Kind mit ihm. Es schien mir wie gestern, als ich auf dem Sofa meiner Eltern lag und ich mir genau das gewünscht hatte und doch fühlte es sich so an, als wäre das schon eine halbe Ewigkeit her. Ich genoss die Harmonie, die kleinen Zärtlichkeiten, die Blicke und das Glucksen unserer gemeinsamen Tochter. Ein schrilles Piepsen zerris die harmonische Stille und verwirrt sah ich mich um. Ich schien die Einzige zu sein, die das Piepsen wahrnahm und die sich daran störte. Das Bild vor meinen Augen verschwamm, ich Entfernte sich von der Szene, die ich gesehen hatte, fühlte mich losgelöst und verloren. Ich wollte zurück zu dem Ort an dem ich gerade eben gewesen war, doch mit jeder Sekunde entfernte ich mich mehr, bis alles erst schwarz und dann ganz hell wurde.

Leider ein Traum...

Mit einem leisen Aufschrei fuhr ich auf dem Sofa ihrer Eltern hoch und sah mich verstört um. Ganz langsam nur fand ich zur Realität zurück und Tränen traten in meine Augen, doch dieses Mal nicht Tränen der Rührung sondern Tränen des Verlusts. Der Traum hatte sich so real angefühlt, so echt und doch musste ich erkennen, dass es eben genau das gewesen war - ein Traum. Ich wollte schreien, wollte irgendetwas gegen die Wand schmeißen, etwas zerstören und andererseits wollte ich mich einfach nur zusammenrollen und den ganzen Frust einfach nur ausweinen in der Hoffnung, damit irgendwie das Loch, dass dieser Traum bei mir hinterlassen hatte füllen zu können. Doch ich tat nichts von alledem! Ich schrie nicht, warf nichts an die Wand, zerstörte nichts und weinte auch nicht. Denn all das würde nichts an der Situation ändern, dass ich den Traum nicht zurück bekam und schon gar nichts daran, dass die Realität anders aussah. Ich setzte ihre Brille auf und sah mich in dem Wohnzimmer um. Es war wohnlich mit einer schwarz-weißen Wohnwand, einem großen, dunkelgrauen soßa, echt parkett boden und orange gestrichenen Wänden. Ich war bei meinen Eltern, ganz ohne zweifel und ich war allein. Ich begann die Realität zu hassen und alles, was sie mit sich brachte. Verärgert schlug ich die Decke zurück, räumte das Sofa auf, ließ mir einen Kaffee raus und setzte mich an den Esstisch. Ich hatte heute Spätschicht. Wieder mit meiner Mutter zusammen. Auch wenn ich gar keine Lust darauf hatte, freute ich mich doch auf die Ablenkung, die die Arbeit versprach. Dass ich nicht die ganze Zeit an ihn denken musste und an das, was ich mir wünschte, jedoch nicht besaß. 'Ich will auch viel und bekomm es nicht!' würde meine Mutter wohl jetzt dazu sagen, was auch der Grund dafür war, dass ich ihr überhaupt nichts von den Träumen, den Wünschen und von ihm erzählt hatte. Ich konnte mir vorstellen, wie meine Mutter reagieren würde. Wahrscheinlich würde sie denken, ich würde mir das alles einbilden um nur ja nicht alleine sein zu müssen, sie würde mir sagen, dass das doch gar keine Zukunft hätte, weil er dafür zu weit weg wohne und eine Fernbeziehung wohl das letzte wäre, das mir gut tun würde. Im einen Teil hatte sie natürlich recht, eine Fernbeziehung ist nicht gerade das schönste, doch in so vielen Fällen funktioniert es, wieso also nicht auch bei mir? Klar hatte meine Mutter viel mehr Lebenserfahrung und ich legte auch viel Wert auf ihre Meinung, doch manchmal wollte ich einfach träumen dürfen und nicht an das denken, was diese Träume in der Realität unmöglich machen würde. Ich traute mich gar nicht, meinen Account zu öffnen, aus Angst, er könne nicht geschrieben haben. Das wäre heute wahrscheinlich einfach zu viel für mich. Erst dieser Traum und dann auch noch keine Nachricht in der Realität... Einfach zu viel! Trotz der Angst, keine Nachricht zu haben, setzte ich mich noch an den Laptop und öffnete meine Seite. Enttäuscht erkannte ich dass ich wirklich keine Nachricht von ihm hatte. Als ich die Leute durchsah, die gerade auch online waren, entdeckte ich Lia, die als einzige von meinem dilemma wusste. Ohne groß nachzudenken begann ich mit ihr zu schreiben. Ich schickte ihr den Verlauf des Chats zwischen ihm und mir und das erste, was sie antwortete, war: "Warum sagt der des auch seiner frau is der dumm????" Ich musste lachen, als ich das sah, hatte ich doch genau das selbe gedacht. Lia meldete noch bedenken an, was das treffen bei ihm betraf, doch in mir war noch die Hoffnung, seine Tochter dann vielleicht zu sehen, oder dass die atmosphäre einfach lockerer wäre in einem Umfeld in dem er sich sicher fühlt. Es war verständlich, dass ich so dachte, wollte ich ihm ja schließlich sagen, dass sich meine Gefühle für ihn geändert hatten und ich mir mehr mit ihm vorstellen konnte. Ich schrieb Lia, dass ich echt angst hätte, ihm all das zu sagen und dann vielleicht einen Korb zu bekommen. Ich dachte an die Situation vor einem Jahr zurück... Wie musste er sich nur gefühlt haben, als ich ihm den Korb gegeben hatte? Es muss doch echt schwer für ihn gewesen sein oder war es damals doch nur der alkohol gewesen? Ich dachte an die Blume, die ich von ihm danach noch bekommen hatte. Eine Orchidee, wunderschön, stolz, in einem wunderschönen Übertopf, doch bei meinen grünen Daumen leider ohne allzu große Überlebenschance. Jeden tag sah ich mir die Pflanze an, die mich an ihn erinnerte und jedes Blatt, das sie verlor tat mir in der Seele weh. Ich versuchte alles, um die Orchidee am Leben zu erhalten. Ich goss sie mehr, goss sie dann wieder weniger, änderte den Platz an dem sie stand, topfte sie um, doch nichts half. Der Tag, an dem ich die Blume wegwerfen musste war auch der Tag an dem meine Beziehung in die Brüche ging und ich in die Klinik kam. Ein seltsamer Zufall. Lia riss mich aus meinen Gedanken, sie schrieb mir, dass ich keine Angst zu haben brauchte, er sei ja schließlich auf meine Nachrichten angesprungen. Im einen Teil wollte ich ihr gerne Glauben schenken, doch im anderen Teil sträubte sich etwas in mir, es zu glauben, weil so die Gefahr viel größer wäre, verletzt zu werden sollte es doch anders kommen. Also antwortete ich schlicht, dass sie das falsch sehe und dass er mich nur treffen wolle, weil er mir erklären möchte, wieso wir keinen Kontakt haben konnten und dass das vor einem Jahr ein Fehler war und er zu seiner Familie gehöre ... Vielleicht würde er sich auch noch entschuldigen und das wäre wahrscheinlich das mit Abstand schlimmste, was passieren könnte. Ungläubig fragte Lia sie ob ich das wirklich glauben würde, dass er mich nur deshalb sehen wolle. Verzweifelt schlug ich mir die Hände vors Gesicht. Ich wusste doch nicht, was ich glauben sollte. Genau das schrieb ich ihr auch, dass wenn ich an das Wunsch-Szenario glauben wollte, ich viel zu leicht verletzt werden könnte und ich wenn ich mir das schlimmste vorstellte, nur positiv überrascht werden konnte oder eben genau das eintraf, an dass ich glaubte. Nach einigen Minuten kam eine überlegte Antwort zurück und ich könnte mich dafür verdammen, dass ich nicht selber darauf gekommen war. "Sag ihm dass du aber keine lust hast zu kommen nur damit er dir sagen kann dass es nicht geht" So weit hatte ich noch gar nicht gedacht, doch die Idee war gut, doch wie sollte ich das verpacken? Wenn ich es einfach so schrieb, kam das so rüber, als wolle ich mehr von ihm, was ja so war, doch das musste er ja noch nicht wissen. Sollte ich die Entfernung mit ins Spiel bringen? Schließlich würde ich 2 1/2 Stunden mit dem Zug unterwegs sein für dieses Gespräch. Gut, ich konnte es mit meinem Umzug kombinieren, doch auch das musste er nicht wissen. Sollte er nur glauben, dass ich für ein Gespräch mit ihm so weit fahren würde. Aber klang das nicht arg berechnend und manipulativ? Wie ich es auch drehte und wendete, ich wusste einfach nicht, wie ich das formulieren sollte. Ich fragte Lia, wie sie es formulieren würde und äußerte erneut meine ganzen Bedenken. "Formulier es doch in etwa so: ich würde gerne mit dir reden und auch den weg fahren nur hab ich angst was enttäuschendes zu hören und dann würde ich lieber daheim bleiben oder so in der art halt" Das ließ sich ausbauen... bestimmt! Ich würde es nicht ganz so schreiben, aber die Richtung war gut. Grübelnd starrte ich auf Lias Idee und versuchte in meinem Kopf zu ordnen, wie ich das passend formulieren könnte, bis mir der Gedankenblitz kam, ich das Nachrichtenfeld für ihn öffnete und begann zu schreiben.

"Wie schon gesagt, würde ich echt gerne noch mal mit dir reden, aber es is ein ziemlich weiter weg um für ein Gespräch zu dir zu kommen, das würde mir überhaupt nix ausmachen, aber dann sollte das Gespräch wenigstens länger wie 5 Minuten dauern und ich hab auch irgendwie Angst vor dem Gespräch, frag mich nicht genau, wieso, aber ich möchte den Kontakt zu dir nicht verlieren und hab von daher wahrscheinlich Angst, dass dieser Wunsch dann enttäuscht wird... Kannst du das verstehen?"

Begeistert sah ich auf die Zeilen, die wie von selbst auf dem Bildschirm auftauchten. Das hatte ich gar nicht schlecht hinbekommen. Bevor ich die Nachrricht abschickte, holte ich noch Lias Bestätigung, die genauso begeistert von meiner Formulierung war, wie ich selbst. Mit rasendem Herzen schickte ich die Nachricht nun auch ihm mit der Angst im Bauch, dass er daraufhin das Treffen gleich ganz absagen würde, obwohl noch nicht ein Mal ein Termin angesetzt war. Um mich abzulenken öffnete ich den Brief, der für mich gekommen war. Ich konnte mir denken, was es für ein Brief war und kaum hatte ich den Brief geöffnet, bestätigte sich meine Vermutung. Es war von der Diakonie und war für das Vorstellungsgespräch. Ich notierte mir schnell die wichtigsten Daten, suchte die Verbindung heraus, damit ich auch pünktlich dort sein würde und freute mich schon auf diesen Tag. Doch kaum hatte ich alles organisatorische erledigt, wanderten meine Gedanken wie von selber wieder zu diesem Kerl, der mich einfach nicht los ließ. Ich hatte die Bestätigung erhalten, dass er die Nachricht gelesen hatte und so wartete ich gespannt auf eine Antwort während die Minuten verstrichen. Ich hoffte auf eine Antwort bevor ich zur Spätschicht musste, befürchtete jedoch, dass es wieder stunden dauern würde, bis er zurück schrieb. Was er jetzt wohl dachte? Ob er merkte, dass da bei mir vielleicht mehr war? 'Denk nicht so viel an ihn, du machst dich ja ganz verrückt! Er wird sich schon melden und dir die Antworten geben, die du dir wünschst oder auch nicht, aber egal wie es läuft... Du kannst jetzt im Moment nichts daran ändern, dass er sich nicht meldet! Du kannst es nicht beschleunigen, du kannst ihn nicht zu einer Antwort zwingen und dir jetzt so viele Gedanken darüber zu machen ist einfach bescheuert, also lenk dich endlich mal ab!' Es stimmte ja schon, aber die Theorie entfernte sich da oft von der Praxis. Lia fragte mich, ob ich denn schon eine Antwort bekommen hatte. 'So viel zum Thema nicht weiter daran denken' Aufseufzend schrieb ich ihr zurück, dass er die Nachricht zwar gelesen, bislang aber noch nichts geantwortet hatte. "Komisch.. Aber er schreibt bestimmt noch!" es war ja wirklich süß von ihr, dass sie mir Mut zusprechen wollte, aber irgendwie schoss sie etwas am Ziel vorbei. Klar würde er schreiben, das schrieb ich ihr auch, aber wahrscheinlich erst, wenn er nicht mehr zu Hause war, wo auch seine Frau war... Seine Frau und nicht ich. Ich nahm einen kleinen Stich zur Kentniss, dachte jedoch nicht weiter darüber nach, das würde wahrscheinlich nur zu noch mehr Komplikationen führen. Er würde mir antworten, da war ich mir sicher... Irgendwann würde er mir antworten. Ich verabschiedete mich von Lia und klappte den Laptop zu, denn es war mal wieder Zeit um sich für die Arbeit fertig zu machen. Die Schicht zog sich wie Kaugummi, immer wenn ich auf die Uhr sah waren nur 10-15 Minuten rum und ich kam einfach nicht voran. Ich verstand nicht wieso... Ich beeilte mich, versuchte nicht all zu viel zu vergessen, aber trotzdem schien kein Ende in Sicht. Als die Schicht dann endlich vorbei war und ich im Auto saß um nach Hause gefahren zu werden schlief ich schon fast ein und kaum hatte ich die Wohnung betreten, legte ich noch schnell eine Decke aufs Sofa und ließ mich samt Kleidung darauf fallen und war sofort eingeschlafen.

Flucht in die Nacht

Ich sah mich im Spiegel an und musste ein zweites Mal hinsehen. Ich hatte ein blütenweißes Brautkleid an. Der Schnitt war traumhaft, doch das Korsett war mit Perlen bestickt, das einzige, was mir auf anhieb nicht an diesem Kleid gefiel. Ich drehte mich ein mal um 180° um mich von hinten zu betrachten und da fiel mein Entschluss... DAS wird nicht ihr Kleid! Trotz dass ich diese Entscheidung getroffen hatte, trat ich durch den Vorhang in den Brautmodenladen in dem meine Mum auf mich in dem nächsten Kleid wartete. Bewundernd sah sie mich an und hielt den Daumen nach oben. Als ihr jedoch mein unentschlossene Gesicht auffiel bekam sie einen Lachkrampf. Die Verkäuferin wusste sofort, was jetzt kam. Es war wieder nicht das richtige Kleid. Wenn das so weiter ging, hätte diese Dame bald schon ihren ganzen Bestand anprobiert, doch mit einem eleganten Lächeln auf den lippen brachte sie der werdenden Braut noch ein Mal ein anderes Kleid, das 32. an diesem Tag. Das erste war zu klein, das zweite zu groß, das dritte war in der falschen farbe, bei dem vierten passten die Brautjungfern Kleider nicht dazu, bei dem fünften war der Rock zu bauschig, bei dem sechsten gefiel ihr die Stickerei nicht, das siebte gefiel der Mutter nicht, womit es auch nicht in Frage kam und so ging das von Kleid zu Kleid, so dass sich die Verkäuferin fragte, ob diese Braut überhaupt zufrieden zu stellen war und sie insgeheim den Bräutigam bedauerte, denn wenn die zukünftige Braut immer so wählerisch war, wollte sie sich das zusammenleben mit ihr gar nicht vorstellen. Erneut trat ich mitsamt der Verkäuferin in die Umkleidekabine, während meine Mutter wieder wartete und sich wunderbar amüsierte. Dieses Kleid war nicht nur weiß, sondern mit einem tiefen Dunkelrot abgesetzt. Es war ein harmonisches Zusammenspiel aus Weinrot und Weiß, mir roten Stickereien, einem weißen Rock, der eine lage roten Tüll als Abschluss hatte. Die Korsett-Schnürung war ein Seiden-Band in der selben Farbe wie Tüll und Stickereien. Kaum hatte die Verkäufein mivh in das Kleid gesteckt und es verschlossen, klingelte mein Handy. Es war eine SMS... "Ich bin mir sicher, dass du das perfekte Kleid findest mein Schatz! Ich weiß, dass du wunderschön aussehen wirst, egal was du trägst." Ich las die SMS, blickte in den Spiegel und wusste: Das war mein Kleid! Ich verließ die Umkleide ohne sich den Rest den Kleides genauer zu betrachten, wie ich es bei jedem anderen Kleid getan hatte. Meine Mutter sah mich bewundernd an und da wusste ich, dass es ihr genauso gut gefiel wie mir. Was meine Mum sah und ich nicht, war das Strahlen dass von mir ausging. Ich sah wunderschön aus und fiel lachend und glücklich in die Arme meiner Mutter. Auch die Verkäuferin freute sich, hatte sie es doch noch geschafft, das perfekte Kleid zu finden, sie hatte schon an sich und ihren Fähigkeiten gezweifelt. Doch auch sie fand, dass ich wirklich traumhaft aussah. Das Kleid war wie für mich gemacht, es passte wie angegossen und die Farben unterstrichen meinen natürlich gebräunten teint. Wir bezahlten, machten einen Termin aus, wann wir das Kleid abholen würden und verließen freudestrahlend den Laden. Kaum draußen steckten wir uns eine Zigarette an und überlegten, wo wir weiter machen sollten. Das Brautkleid war erledigt, fehlten noch Unterwäsche, Brautschmuck, Schuhe und die Frisur. Wir überlegten hin und her und entschieden uns dann für den Brautschmuck. Arm in arm machten wir uns auf den Weg zu dem Juwelier unseres Vertrauens, mit einer leisen Ahnung, was ich mir wünschte. Es sollte Silber sein, mit ein paar unauffälligen Steinen, vielleicht auch mit rot abgesetzt, damit es gut zu dem Kleid passen würde. Wir sahen uns suchend und neugierig um. Es dauerte eine ganze Weile bis ich etwas fand, doch dann sah ich es. Es war einfach perfekt. Es war ein kleines, zartes Diadem, ein Armband mit einem roten und mehreren durchsichtigen Steinen und einer Kette, die gleich angeordnet war. Die Ohrringe waren je ein Tropf-förmiger durchsichtiger Stein, umschlossen von Silber und direkt am Ohr war ein kleiner roter Stein. Ich sah nach rechts und entdeckte noch ein Pärchen kleiner roter Stecker, die ich für meine anderen zwei Ohrlöcher nehmen könnte. Ich ließ mir den Schmuck anlegen, sah in den Spiegel und nicht wie beim Kleid, fand dieser Schmuck sofort meine Zustimmung und auch die meiner Mum. Von da ab ging es schnell. Der Schmuck war gefunden, die Schuhe fand sie schon beim Betreten des Ladens, weiß-silberne High heels mit leichter schnürung und Strass-Steinen. Auch die Unterwäsche war nicht schwer zu finden und bei der Frisur ließ sie der Friseurin freie Hand und war begeistert. Sie war bereit und freute sich schon auf den großen Tag, doch dann wurde alles schwarz...

Wird der Traum nun wahr?

Ich erwachte nach einer ruhigen Nacht mit der Erinnerung an diesen süßen Traum. Ich hätte gerne noch länger geschlafen, doch die Arbeit rief und so zog ich mich um, rauchte meine erste Zigarette und ließ mir meinen Kaffee aus der Maschine. Während ich meinen Kaffee trank und meine erste Zigarette intus hatte, öffnete ich mein Internet mit dem Handy. Ich hatte eine Nachricht. Mit starkem Herzklopfen öffnete ich die Nachricht, obwohl ich nicht glaubte, dass sie von ihm war, doch das war sie. Mit angehaltenem Atem las ich die Zeilen, die er mir gesendet hatte.

"Ah ok,ja das ist mir klar, es ist nicht gleich um die ecke, suchst hier wieder ne wohnung? ja ist schon klar, mittwochs ist sie bis zwölf halb eins weg und freitags auch! ich hab jetzt dann ab 19. Bis zum 11. Urlaub bin erst ab September wieder da! mir ist es sehr wichtig, nur wie schon erwähnt gibs noch das problem, musst die ganze zeit daran denken! mir tat und tut es immer noch weh!angst?! die hab ich auch, wie ich auf dich reagieren werde,wenn du mir alleine gegen über stehst, wie ich dir rüber komm oder sonst was! ich verstehe dich voll und ganz, mir gehts nicht anders!!! hoffe das es klappt! Ich seh dei einen Post mit dem Lied und bin am nachdenken, da mir kurz danach geschrieben wurde und an diesem verwirrten abend dieses lied lief!? bin mit den gedanken die ganze zeit dort! sie lassen mich nicht los, es beschäftigt mich unheimlich! Nur es besteht denoch angst!die angst vor der warheit!!! wollen wir sie wissen,bzw ich?!? mich quält es!!! diese ungewissheit!!!!!!!"

Ich las mir die Nachricht noch mehrere Male durch und konnte immer noch nicht glauben, was da schwarz auf weiß stand. Es hörte sich an, als wäre da immer noch etwas bei ihm und als wäre das Thema für ihn noch lange nicht vorbei und nie vorbei gewesen. Was sollte ich auf so eine Antwort schreiben? Sollte ich mich etwas trauen? Sollte ich neutral bleiben? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. 'Jetzt geh erst mal arbeiten, denk drüber nach, lass dir Zeit und dann kannst du ihm schreiben, wenn du wieder zu Hause bist und an deinem Laptop sitzt, da schreibt es sich eh viel besser!' Ich fand diese Möglichkeit, die ich mir selbst eröffnet hatte sehr gut. Was hinderte mich daran, mir die Zeit zu nehmen, die sie brauchte? Nichts! Mit dieser Stärkung im Rücken rauchte ich meine zweite Zigarette an diesem Tag und freute mich schon auf den Arbeitstag. Schneller, wie ich schauen konnte, war meine Schicht schon vorbei und wir feierten noch den Geburtstag einer Kollegin. Sie hatte ihren 60. Geburtstag und es gab Kuchen, Kaffee und Sekt. Endlich machten wir uns auf den Weg nach Hause, wo wir schnell noch den ganzen Haushalt regelten und ich mich danach auf meinen Computerstuhl fallen lies. Schnell war meine Seite geöffnet und ich fing an meine Antwort zu formulieren. Ich hatte mich dafür entschieden, mich etwas zu trauen und dabei trotzdem nicht zu direkt zu werden. Die Nachricht war geschrieben und ich atmete noch ein Mal tief durch, ehe ich auf den 'Senden'-Knopf drückte.

"Ich suche eine Wohnung, das stimmt... Aber in der Pfalz, in Pirmasens.. Ich brauche die Nähe meiner Familie um meine Krankheit im Griff zu haben. Wir werden bestimmt einen Termin finden, früher oder später. Ich denke auch viel daran... Und ja, der Post is auf eben genau diesen Abend bezogen, auch wenn ich nicht dachte, dass du dich noch an das Lied erinnerst. Nicht nur du denkst viel daran, seit ich dich Montag gesehen hab... Ich weiß nicht genau wieso, aber ich muss so gut wie ständig daran und an dich denken, was mich ziemlich verwirrt und mir auch angst macht. Glaub nicht, dass die Ungewissheit nur dich quält, mich quält es genauso, auch wenn ich genauso wenig wie du weiß, ob ich wissen will, was das bedeutet..."

Ich fand, dass ich das ziemlich gut gelöst hatte und meine Fraudin Lia fand das genauso wie ich. Ich brauchte diese Ermutigung durch sie um mich überhaupt zu trauen, diesen blöden Knopf zu drücken. Es klang zwar schwer so, als ginge es ihm wie mir oder wenigstens ähnlich, aber trotzdem hatte ich noch immer Angst, zurückgewiesen zu werden. Normalerweise schrieb er mir nur, wenn er arbeitete und nie wenn er zu Hause war, doch ich bekam postwendend eine Antwort und seit diesem Moment schrieben wir ständig, egal um welche Uhrzeit. Es wurde von Nachricht zu Nachricht verfahrener, komplizierter und intensiver. Ich traute mich, ihm davon zu erzählen, dass ich den Kuss damals nicht unterbrechen wollte, er sagte mir, dass er mich nie vergessen hat und dass es seit letzten Montag noch viel mehr geworden wäre. Er erzählte mir von einem Traum, den er oft hatte und in dem ich auch vorkam. Wir waren an irgendeinem See. Er, Ich und seine kleine Tochter. Es fühlte sich so real und richtig an, schrieb er mir und auch, dass er sich die Schuld daran gab, dass ich in die Klinik musste. Diesen Zahn hab ich ihm jedoch umgehend gezogen, war das schließlich nie der Grund gewesen. Ich erzählte ihm von meinen Träumen, auch wenn ich mir schwer damit tat weil es sehr persönlich war und es mich auch sehr verletzlich machte. Er wollte wissen, seit wann ich so dachte und fühlte, was ich ihm einfach nicht beantworten konnte, da ich es selber nicht wusste! Woher auch, war ich doch so gut darin, Dinge zu verdrängen. Ich schickte ihm noch mal meine Handynummer, damit wir auch schreiben konnten, wenn ich nicht zu Hause war. Er erzählte mir von der Problematik mit seiner Frau, dass er sie nicht mal mehr küssen konnte und er sich so unwohl dabei fühlen würde, neben seiner Frau zu liegen, während er an mich dachte. Das wollte ich doch aber nicht, ich musste ihm doch aber sagen, was in mir vorgeht, konnte das nicht für mich behalten. "Am liebsten würde ich einfach alles hinschmeißen und weg" dieser Satz zeigte mir wie verzweifelt er war. Er hatte Angst wegen seiner kleinen und im Laufe des Gesprächs beichtete er mir auch noch, dass er noch ein Mal Papa werden würde, das seine Frau ein Kind von ihm erwartete. Mein Gehirn setzte aus, mein Herz spielte verrückt und meine Hände zitterten. Ich riss die Kühlschranktüre auf, griff mir den wodka und trank erst mal einen Schluck. Doch es blieb bei diesem einen Schluck, ich wollte bei Sinnen bleiben um nachdenken zu können. Es war wohl schon ein Mal kurz vor der Trennung bei ihnen gewesen und wegen der Kleinen wären sie zusammen geblieben und er bräuchte jetzt eine Auszeit um sich klar zu machen, wo sein weg hin gehen sollte. Es war schwer für ihn in dieser Zwickmühle zu sein und ich erinnerte ihn oft daran, dass er damit nicht alleine war und sagte ihm, wie leid es mir tat, ihm das anzutun. Doch er gab sich selbst die Schuld für all das und gleichzeitig fragte er sich, ob wir glücklich werden könnten. Das konnte ich ihm jedoch nicht versprechen, wie auch? Ich weiß ja nicht, was, wie und ich bin doch selber verwirrt. Ich sagte ihm auch, dass auch ich angst hatte und nicht nur er. Die Angst, ihm nicht gerecht zu werden, oder ihn nicht glücklich machen zu können, oder oder oder. Trotz seiner Verwirrung schien er sich Gedanken über die Alternative mit mir zusammen zu kommen zu machen. Er wollte wissen, wo wir leben würden und wie. Ich muss in der Pfalz bleiben und das sagte ich ihm auch und auch, dass ich keine Fernbeziehung führen wollte. Das wollte er auch nicht, er wollte weg von seinem jetzigen zu Hause, sollte er sie verlassen und in meine Nähe ziehen. Seine Frau war hoch Eifersüchtig und es gab nur noch Stress, so wie er mir das erzählte. Wir erkannten wieder ein Mal, wie verfahren diese Situation war und fragten uns, wieso es nicht ein Mal einfach sein könnte. Ich würde ihn so gerne sehen, in den Arm schließen und nicht mehr loslassen, aber das ging nicht so einfach, obwohl wir beide uns das insgeheim wünschten. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, er wollte im einen Teil wollte er unbedigt weg, im anderen Teil wollte er bleiben wo er war. Er fragte sich, wieso wir uns erst so spät begegnet waren, damit es hatte so schwierig werden müssen. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus, konnte nicht mehr. Er dachte über die selben Dinge nach, wie ich und war in der selben Zwickmühle und es war frustrierend und tat weh, zu sehen, dass wir trotzdem einfach nicht weiter kamen. 

"Wenn ich heute schlafen kann, dann mit dem Gedanken daran, deine Haut zu berühren, dir über doe Wange zu streichenln und einfach deinen Herzschlag zu spüren. Deinen Atem zu spüren und zu fühlen, dir durchs Haar zu streifen und sanft deinen Hals zu küssen. Deine Hand zu streicheln und dir in die Augen sehen wie letztes Jahr. Wie sehr wünsche ich mir, die Zeit zurück drehen zu können, dass wäre ich von heute auf morgen bei dir."

Ich musste schlucken, war es doch genau das, was ich mir auch wünschte. Ihn im Arm halten, küssen, neben ihm einschlafen und auch wieder aufwachen. Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen. Es wurde wieder klar, wie wichtig ein Gespräch war, wollte er doch so viel wissen. Ob sie sich schon mal Gedanken gemacht hatte wegen übernehmen einer Mutterrolle ob ich mir so was vorstellen könnte und wie meine Eltern dazu stehen würden. Ich schrieb ihm, dass ich keine Probleme damit hätte, eine Mutterrolle zu übernehmen, dass ich mir auch nach der Ausbildung eigene Kinder wünschte und Kinder im Allgemeinen liebte. Und meine Eltern, die waren schon zwei mal Großeltern, da war eine Vergrößerung der Familie nicht so schlimm.Er würde zwei Kinder mit in die Beziehung bringen, sollte sich eine Entwickeln und ich sagte ihm, dass weder ich noch meine Eltern mit dieser Tatsache ein Problem hätten. Er dachte darüber nach, was er bedeuten würde, von ihr weg zu gehen. Er müsste sich arbeit und eine wohnung suchen und dann wäre da noch die Regelung mit den Kindern. Wenn er sie nicht bekommen würde, aber er sich von seiner Frau trennen würde, würde diese wahrscheinlich mit den Kindern nach Bayern ziehen, was von meinem zu Hause extrem weit weg wäre und die Möglichkeiten seine Kids zu sehen massiv schrumpfen würden. Das war das letzte, was ich wollte, ihm seine Kinder weg zu nehmen, nur um zu versuchen, glücklich zu werden. Mein Kopf war kurz vorm platzen und ich konnte mich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren, so dass ich mich verabschiedete und beschloss nach einem langen, anstrengenden Tag ins Bett zu gehen.

So normal, so wunderbar

Es war Nachmittag. Die Sonne stand tief und ich lag auf dem Sofa mit geschlossenen Augen. Ich spürte eine angenehme Wärme an meiner rechten Wange, ein zartes Streichen durch meine Haare und die sanfte Bewegung des Heben und Senkens eines Atems. Ich genoss den Augenblick noch eine Weile, ehe ich die Augen langsam öffnete und mich umsah. Als erstes sah ich seine Augen die mich anfunkelten, dann sein versonnenes Lächeln, das mir verriet, dass er mich beobachtet hatte und glücklich war. 'Guten Morgen, mein Engel' waren die ersten Worte, die ich hörte und mich gleich zum Lächeln brachten. Ich streckte mich ausgiebig, ehe ich mich zu ihm beugte und ihm einen Kuss gab. Es war ein langer, zärtlicher Kuss und als er endete wünschte ich ihm auch einen guten Morgen, wohl wissend, dass es schon Nachmittag war. Ich strahlte ihn an und betrachtet ihn einfach nur, glücklich und zufrieden, bei ihm zu sein. Kuschelte mich an ihn und er legte mir den Arm um die Taille und zog mich näher zu sich und Küsste mich auf mein Haar. Ich schloss die Augen, überwältigt von der Intensität meiner Gefühle und sprachlos über die Zärtlichkeit, die er mir gegenüber zeigte. Als er sich bewegte, öffnete ich die Augen einen Spalt und sah, wie er sich lächelnd zu mir beugte um mich zu küssen. Sofort begann auch ich zu lächeln und schloss die Augen wieder, froh, dass er nicht aufgestanden war, sondern mir ganz nah kam. Wir küssten uns bestimmt eine halbe Ewigkeit, bevor wir uns voneinander trennten und uns einen Film einlegten. Wir holten Knabberzeugs und etwas zu trinken, ehe wir es uns wieder auf dem Sofa bequem machten. Er legte wieder den Arm um mich und zog mich ganz eng an sich und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. So saßen wir da, sahen den Film, knabberten, tranken, küssten uns und lachten so lange bis die Sonne schon untergegangen war und sie in seinen Armen fast einschlief. Ein piepsendes Geräusch fing an sie zu nerven und sie versuchte es wie eine lästige Fliege zu verschäuchen, doch das Geräusch blieb und sie wurde wach.

Und es wird schwierig...

Ich stand um neun Uhr früh auf, hatte ich zwar spätschicht, wollte aber nicht den ganzen Tag verschlafen bevor ich zur Arbeit ging. Das erste was ich tat, war ihm eine guten Morgen SMS zu schicken. Eine Stunde später bekam ich auch eine zurück. Er fragte mich, wie ich geschlafen hatte und ob ich von ihm geträumt hätte. Ich erzählte ihm von meinem Traum und sagte ihm, dass ich gut geschlafen hatte. Bei ihm war das nicht der Fall. Auch er hatte geträumt, jedoch davon, wie er sich von seiner Tochter verabschiedet hatte und sie einfach nicht verstehen konnte, wieso der Papa jetzt gehen musste. Er hatte so viel darüber nachgedacht, was er machen sollte und es musste ihn zerreißen, sich vielleicht von seiner Kleinen zu trennen, die doch so an ihm hing und jeden Morgen zu ihm ging um zu kuscheln. Er konnte sich nihct vorstellen, wie es war sie nur noch alle zwei wochenenden maximal zu sehen und wollte wissen, ob ich das verstehen konnte. Ich verstand es und ich wünschte mir, es wäre anders, ich wollte ihm das einfach nicht zumuten, da ich wusste, wie sehr er seine kleine liebte und ich eben Angst hatte, ihn damit unglücklich zu machen und ich einfach nicht wusste, ob sich das mit einer Beziehung zu mir und der räumlichen Trennung von seiner Tochter vereinbaren ließ. Das machte mich fertig, ich konnte an nichts anderes mehr denken und das den ganzen Tag. Seine einzige Angst war es, seine Kinder zu verlieren und ich fragfte mich, wieso er so gar kein Problem damit zu haben schien, dass er auch nicht mehr bei seiner Frau wäre. War die Ehe schon so kaputt? War gar keine Liebe mehr da? Ich sollte eigentlich nicht so denken, schließlich wollte ich ihn für mich haben, aber noch immer finde ich, dass eine Familie nicht in die Brüche gehen sollt5e und wenn man etwas noch retten konnte, man es auch versuchen sollte, auch wenn es mir wahrscheinlich das Herz brechen würde. Es wäre so viel einfacher, wenn wir näher beieinander wohnen würden und einfach reden könnten, aber ich hatte weder die Zeit noch die finanziellen Mittel um das gerade machen zu können. Ich überlegte, wie ich das irgendwie bald möglichst schaffen könnte und er riet mir, mir Zeit zu lassen, Wir wollten nichts übertürzen, was im einen Teil ja auch so stimmte, aber ich wollte wissen, woran ich war, wohin das mit uns führte. Diese scheiß Ungewissheit! Ich schrieb ihm, dass ich ihn vermisste, ich ihzn aber auch nicht unter Druck setzen wollte. Er versuchte mich zu beruhigen, dass ich das nicht würde und dass auch ich ihm fehlte, mein Angesicht, mein Blick, dass er sich so schwer damit tat, das alles loszulassen. Er hatte Angst, mir nichts bieten zu können oder dass mir das, was er mir bieten könnte mi8r zu wenig war. Ich wollte doch nur ihn, mir war es egal, ob wir arm oder reich wären, ob wir eine große oder eine kleine wohnung hätten, ich wollte nur ihn, denn mehr konnte ich ihm auch  nicht geben, einfach n ur mich, nicht mehr und nicht weniger. Es wäre so schön, ihn bald zu sehen, er fänd es so schön, wenn er mich bald sehen würde. Er wollte im Urlaub mit seiner Frau wegfahren, beziehungsweise dachte er darüber nach, ob er überhaupt mit ihr wegfahren sollte. Was sollte ich ihm darauf schreiben? Fahr nicht? Fahr lieber zu mir, dann haben wir viel Zeit zum reden? Lass alles hinter dir und wähle mich? Das wollte ich, aber konnte es nicht, wenn er eine Entscheidung treffen würde, sollte das seine eigene sein! Nicht das, was ich mir wünsche, nicht was seine Frau sich wünscht, sondern das was für ihn richtig war, also schrieb ich ihm nur, dass ich ihm nicht in diese Entscheidung reinreden würde, weil ich das sonst vielleicht bereuen könnte. Hätte ich nur etwas anderes geschrieben, zweifelte er nun an meinen Gefühlen und ob ich mir deren wirklich bewusst sei. Es war wie ein Stich ins Herz als ich das las und ich musste die Tränen zurück drängen. Im einen Teil konnte ich ihn verstehen im anderen Teil... würde ich mich so mit ihm beschäftigen, ihm versuchen zu helfen und versuchen ihn für mich zu gewinnen, trotz der Entfernung, seiner Frau, seinen Kindern und der ganzen schweren Situation, wenn ich keine Gefühle für ihn hätte?! Wir mussten aufpassen, denn seine Frau schien etwas zu merken. Er sei abweisend, was ja auch verständlich war, nicht jeder konnte seine Gefühle verstecken und so tun als sei alles ok. Ich sah auf die Uhr und obwohl ich nicht wollte, musste ich mich doch fertig machen für zum arbeiten. Ich schrieb ihm, dass ich weiß, dass ich mit ihm zusammen sein will, aber eben nich um den Preis, ihn damit unglücklich zu machen. Er wünschte mir eine schöne Schicht und schickte mir einen virtuellen Kuss.

Kaum auf der Arbeit angekommen war ich froh darüber, arbeiten zu dürfen. Ich hatte zwar mehrere Prämieren, wie eine Bewohnerin, die sich erbrochen hatte und die wir sauber machen mussten, der erste Stuhlgang, den ich selbstständig entfernte und die Bewohnerin drum herum auch sauber machte. Ich bekam viel Lob von den Bewohnern,. ich sei so ein liebes Mädchen, hätte so schöne, zarte Haut und man hätte mich vermisst, als ich mal eine halbe Stunde nicht in Sichtweite war. Auch die Mitarbeiter fanden, dass ich das alles gut machte, dafür, dass ich erst so kurz im Team war. Es tat so gut, von so vielen Menschen gewärtschätzt, gemocht und gebraucht zu werden. In den kurzen Pausen die wir hatten sah ich auf min Handy und gegen 18 Uhr hatte ich eine Nachricht von ihm. Er musste meine Nummer löschen, weil seine Frau wohl anfing, in seinem Handy zu stöbern, ich solle ihn doch bitte gegen 11 uhr abends anschreiben und ihm jetzt nicht antworten. Ich hatte das Gefühl, man hätte mein Herz bis zu ihm bersten hören. Es brach nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass die Situation mein Herz nach und nach in Stücke riss. Schnell versuchte ich, es zu vergessen, es nach hinten zu schieben, bis ich Zeit dafür hatte, also bis nach dem Feierabend und auch dann noch bis ich wieder mit ihm schreiben konnte. Der restliche Tag verlief ruhig und die Arbeit war im nu rum. Zu Hause angekommen, sah ich mit meinen Eltern fern, checkte meine mails und chattete mit ein paar Freunden, während ich darauf wartete, ihm schreiben zu können. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis es endlich elf uhr war und ich ihn anschreiben konnte. Er war schon im Geschäft und so konnten wir frei schreiben. Als er merkte, dass ich müde war überraschte er mich. Er rief mich an. Ich wusste gar nicht, was sagen und war ziemlich perplex. Es war so schön, seine Stimme zu hören. Wir telefonierten ein paar Minuten, bis er arbeiten musste und ich mich schlafen legte. Doch auch noch als wir aufgelegt hatten konnte ich nicht wirklich schlafen. Mein Herz raste und ich war total aufgedreht. Ich schrieb ihm noch ein paar Nachrichten und bekam auch noch Antwort, bis er mich schlafen schickte und mir eine gute Nacht wünschte. Er nannte mich Engelchen. Das würde ich so schnell nicht mehr vergessen. Es war eine schwere Situation, aber für diese Momente lohnte sich das kämpfen. Mit einem Lächeln auf den Lippen legte ich mich schlafen.

Wieder ohne Traum

"Es ist schon halb 8, meinst du nicht, du solltest langsam mal aufstehen?" Diese Worte meiner Mutter rissen mich aus dem Schlaf. Mein Wecker klingelte und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass sie recht hatte und es wirklich schon so spät war. Ich hatte verschlafen. Schnell zog ich mich an, schnappte mir das Fahrrad und führ zum Arbeitsamt, natürlich erst nachdem ich ihm einen guten Morgen gewünscht hab und ihm leider mitteilen musste, dass ich diese Nacht keinen Traum hatte. Das machte mich traurig. Die Träume erleichterten mir die Situation, die Entfernung und die Ungewissheit. Ohne sie fühlte ich mich leer, unvollständig. Das änderte sich nur, wenn ich mit ihm schrieb, doch all zu lang ging auch das heute nicht. Er musste nach der Arbeit schließlich auch nach Hause und sich schlafen legen. Seine Frau ahnte ja eh schon dass etwas nicht stimmte, dann musste man nicht noch mehr Misstrauen auslösen. Ich sah ständig auf mein Handy um zu sehen, ob er wieder online war, lud mir skype auf meinen laptop um ihm dort eine Anfrage zu schicken, da seine Frau dazu nicht das Passwort hatte und wir darüber besser schreiben konnten. Dieses hin und her und die Heimlichtuerei war sehr schwer für mich, doch wie schlimm musste das für ihn sein? Ich versuchte mich abzulenken, indem ich musik hörte, auf mein Handy sah, im Netz surfte und mit meiner mum redete. Doch die Zeit schien einfach nicht rum gehen zu wollen. Endlich war es wenigstens kurz vor Zwei und ich konnte mich auf den Weg machen zu meinem Termin, den ich bei meiner Bank gemacht hatte, zwecks neuem Konto und dem Auflösen des alten Kontos. Doch der ging wiederrum schnell rum und so saß ich kurz danach wieder vor meinem Laptop und wartete. Immer wieder sah ich auf mein Handy, rechnete nach wie lange er jetzt schon ca. geschlafen hatte und wie die chance war, bald wieder von ihm zu hören. Er fehlte mir so unglaublich, aber ich konnte auch verstehen, dass er schlafen musste und auch, dass er aufpassen musste, dass seine Frau nichts mitbekam, solange nicht sicher war, wohin das alles führen sollte, aber das änderte nichts an der Sehnsucht, die ich empfand. Meine Augen wurden immer und immer schwerer und ich wurde müde. Immer wieder sah ich schlaftrunken auf die Uhr und auf mein Handy. Er hatte mir ein Bild geschickt mit dem spruch 'Wer dich schätzt und wer dich liebt, weiß dass es dich nur ein Mal gibt' und ich strahlte. War da ein verstecktes Liebesgeständniss dabei? Das konnte doch nicht sein, das mit uns - gut es lief schon etwas länger das mit den Gefühlen, aber wir waren doch noch nihct mal fest zusammen. Ich nahm es als das was es war, ein Bild, das zuneigung ausdrücken sollte und ich freute mich darüber. Er wollte wissen, wie ich geschlafen hatte und schrieb mir mal wieder von seinem Gewissenskonflikt mit seinen Kindern und den Gedanken, die ihn nicht losließen. Ich stand dem hilflos gegenüber, ich konnte ihm einfach nicht helfen, auch wenn ich das hasste. Er versuchte immer so oft mit mir zu schreiben wie er konnte, immer wenn sie nicht hinsah oder er nicht in ihrer unmittelbaren Nähe war, schrieb er mir eine Nachricht und wenn er mal nicht so oft schreiben konnte, entschuldigte er sich dafür.

"miss you babe"

Diesen Satz las ich mir ständig durch und mein Herz machte jedes mal aufs neue einen Satz. Wir schrieben darüber, wie wer von uns arbeiten musste um irgendwie zu koordinieren, wie oft wir schreiben und/oder telefonieren konnten. Er wünschte mir eine gute Nacht, musste ich doch am nächsten Tag früh raus und ich legte mich selig lächelnd aufs Sofa und versuchte in den Schlaf zu finden...

...Und wachte Tags darauf ohne die Erinnerung an einen Traum auf. Doch die Tatsache schon 3 Nachrichten von ihm auf meinem Handy zu haben, entschädigte mich wenigstens ein bißchen. Er wollte wissen, wie ich geschlafen hatte, wie es mir ging, wie die arbeit war und musste mir sagen, dass er nur wenig mit mir schreiben konnte, da er viele Termine hatte, wo er mit seiner Frau zusammen hin musste. Ich lächelte und klärte ihn auf, dass ich heute nicht arbeiten war, sondern ich ein Vorstellungsgespräch hatte zu dem ich unterwegs war. Er drückte mir die Daumen und kaum hatte das Gespräch angefangen, fühlte ich wie sich in mir eine Unruhe aufstaute, die wahrscheinlich damit zu tun hatte, dass ich fast verschlafen hatte, den Weg zu der Diakonie nicht gekannt hatte und Angst vor dem Gespräch gehabt hatte, was jetzt langsam nachließ. Nach einer Stunde Informationsaustausch meldete ich mich zu Wort und bat darum, den Raum verlassen zu dürfen, weil meine Unruhe schon zu Anspannung angestiegen war und ich schnellstens versuchen musste die Anspannung zu reduzieren. Ich schrieb ihm postwendend eine Nachricht und bat um Hilfe. Ich las unsere alten Nachrichten noch ein Mal durch und hoffte, dass das half, stellte mich auf die Zehen und spannte meine Waden an, machte Atemübungen und versuchte es mit kognitiven Übungen, doch nichts half. Also brachte ich schnell noch den Rest des Gesprächs hinter mich und machte mich auf den Weg nach Hause. Er entschuldigte sich dafür, dass er keine Zeit gehabt hatte und fragte, was denn los gewesen war. Ich erklärte es ihm kurz und er bot an sofort anzurufen. Obwohl ich ihm mehrfach erklärte, dass alles okay war und es mir wieder gut ging, ließ er sich nicht davon abbringen unbedingt telefonieren zu wollen. Irgendwie war es ja richtig süß und ich freute mich darüber, ihm so offensichtlich wichtig zu sein. Nachdem wir das Telefonat beendet hatten schrieben wir weiterhin und Tauschten über die Nachrichten die Zärtlichkeiten aus, die wir uns anders nicht zukommen lassen konnten. Wir vermissten uns, wollten uns in den Armen halten und nebeneinander einschlafen und konnten doch nur schreiben. Ich hatte Angst er könnte mich durch die Entfernung vergessen, doch er vermisste mich einfrach nur. Immer wieder sprachen wir uns Mut zu und sagten uns, dass unsere Zeit noch kommen wird und wir nur Geduld haben mussten. Ich hasste das! Geduld haben... Klar konnte ich geduld haben, aber das hieß nicht, dass ich das gerne tat oder mich schon darauf freute... es war einfach ätzend Geduld aufbringen zu müssen.

Es vergingen einige Tage in denen wir immer und immer wieder schrieben. Oft ging es darum, wie wir nur die Situation irgendwie geklärt bekommen konnten, doch manchmal auch über unsere Bedenken, zum Beispiel meine Angst, dasas er nur ein Abenteuer suchte und mir das Herz brechen würde, oder seine Bedenken, seine Kinder dann nicht mehr sehen zu können. Die Situation und die Tatsache, dass wir nicht miteinander reden konnten fing an uns aufzufressen. Zu viel war da, was man persönlich besprechen musste und was über das Schreiben nur in Missverständnissen endete. Niemand hatte gesagt, es würde leicht werden, aber ich dachte auch nicht, dass es so verdammt schwer werden würde. Von Tag zu Tag wuchs sein Entschluss mit seiner Frau zu reden, er konnte und wollte das so nicht mehr und ich konnte und wollte ihm nicht reinreden und ihn zu nichts drängen, obwohl ich natürlich schnellstmöglich wollte, dass sich die Situation klärte, auch wenn das egoistisch klingen mochte. Wir schrieben ständig, ärgerten uns über Nachrichten, zeigten uns bestmöglich, dass wir zusammen sein wollten, wie sehr wir uns mochten und und und un trotzdem konnte ich immer schlechter einschlafen, dazu erkältete ich mich ziemlich schlimm und der ganze Stress half mir auch nicht dabei wieder gesund zu werden, doch es würde der Tag kommen an dem es anfangen würde, sich zu klären und der Tag kam...

Fast bei Tag X ?

Ich hatte eine Wohnung, erinnerte ich mich, als ich die Augen aufschlug. Sofort stellte sich die Hochstimmung vom Tag davor wieder ein, ehe mein Körper sich schüttelte vor dem Husten der aufkam. Ich griff mein Handy und mir blieb das Herz stehen. Er hatte mit seiner Frau gesprochen. Sie hatten sich gestritten, weil er verschlafen hatte und das musste über Handy noch bis um 3 Uhr früh weiter gegangen sein.

"Im großen und ganzen sind wir mehr oder weniger auseinander!"

Mein Traum wurde wirklich greifbar. Ich musste mich erst ein Mal setzen. Er wollte erstmal nur mit ihr auf Abstand gehen, doch sie wollte enweder alles oder nichts. Sie fing an, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, dass er doch auch mal an die Kinder denken solle und ähnliches. Es fiel ihm schwer, abschied zu nehmen und den Absprung zu finden, das merkte ich ziemlich schnell und auch extrem intensiv. Er hatte ihr nichts von uns gesagt, doch er wusste, dass er das früher oder später würde machen müssen. Wir telefonierten noch schnell, bevor meine Schicht anfing und seine Pause zu Ende war. Ich liebte es, seine Stimme zu hören und iohm schien es mit meiner nicht anders zu gehen. Bald... Bald würden wir öfter telefonieren können, uns öfter sehen können und schreiben wann wir wollten. Und das alles nur für mich. Ich war sein Engel. Und nichts würde daran so schnell etwas ändern, hoffte ich. Meine Eltern waren zwar nicht sonderlich begeistert, aber die würden sich auch wieder einkriegen und die ganzen Dinge drum herum dürften sich mit der Zeit auch erledigen. Endlich schien es so, als wäre unsere gemeinsame Zeit nicht mehr so weit entfernt, wie es den Anschein gemacht hatte. Er freute sich schon drauf und ich mich mindestens genauso. Nach der Arbeit ging er noch ein Mal zu seiner Frau, sie sprachen noch ein Mal persönlich und dann nahm er ein Paar seiner Sachen und ging zu einem gemeinsamen Freund von uns. Es muss schwer für ihn gewesen war, er sagte mir, dass seine Kleine viel reingeredet haben musste und er jetzt ziemlich fertig war mit den Nerven. Konnte ich verstehen, natürlich, so was war nie leicht und schon gar nicht, wenn auch noch Kinder im Spiel waren. Ich versuchte ihn mit allem möglichen aufzumuntern, ihm das ganze leichter zu machen, ihm zu helfen, doch ich konnte nicht so für ihn da sein wie ich für ihn da sein wollte. Er würde meine Nähe brauchen, meine Umarmung, meine Wärme, meine Stimme und all das konnte ich ihm nicht geben, wo ich doch wusste, dass er es so sehr brauchen würde brach mir das fast das Herz. Seine Frau wollte das er zurück kam. Zwar wollte er das im Moment nicht, aber meine Angst, dass er wegen der Kinder doch irgendwann zu ihr zurück wollen würde, schlich sich ganz leise wieder ein. Ich wollte daran glauben, dass er zu mir halten würde und bei mir bleiben würde und ich hoffte es auch, aber eine kleine Stimme in meinem Nacken stupste mich immer wieder darauf, dass ich ihm nicht geben könne, was er brauchte. Ich würde ihm seine Familie nehmen und wofür? Für eine kranke Borderlinerin, die ihm nichts bieten kann. Ich schüttelte die Gedanken ab. Ich musste stark sein. Für ihn, für mich und für uns. Ich musste daran glauben, dass wir eine Zukunft hatten und ich würde daran Glauben und wenn die Gedanken wieder kommen sollten würde ich ihnen auch Kontra geben. Er war bei unserem freund angekommen und zockte eine Runde mit ihm um sich abzulenken. Ich merkte an der Art wie er schrieb, dass er sich langsam entspannte und ruhiger zu werden schien. Die Gedanken bei ihm schienen nicht mehr so stark zu sein, oder ich bildete mir das nur ein. Ich wollte die zwei nicht beim zocken stören, doch als er mir schrieb, dass ich nie stören würde, sprang mir mein Herz wieder bis zum Hals. Endlich konnten wir schreiben so viel wir wollten, niemand kontrollierte sein Handy, niemand fragte nach und ich fühlte mich einfach gut. Er machte sich Sorgen wegen meiner Erkältung und wollte, dass ich zum Arzt ging um mich durchchecken zu lassen, was ich jedoch garnicht einsah. Ich hatte sowieso so wenig Zeit und die kostbare Zeit, die mir blieb beim Arzt verschwenden? No way! Er nannte mich Engelchen, neckte mich und brachte mich dazu, mich einfach gut zu fühlen. Bis meine Eltern kamen. Sie machten mir Vorwürfe, sagten, dass ich ein Leben zerstören würde und mich von einer scheiße in die nächste ritt und sie mich immer wieder da raus holen könnten. Ich weinte und war einfach verzweifelt. Ich zog mir schnell straßenklamotten an und rannte einfach raus, ich wusste nicht genau wohin ich rennen sollte, aber ich rannte, stolperte, fiel fast hin, rannte weiter, bis ich nicht mehr konnte, keine Luft mehr bekam, ich von schluchzern geschüttelt wurde und ich mein Tempo drosselte.
 Was sollte ich jetzt tun? Meine Eltern erwarteten, dass ich mich von ihm trennte, obwohl wir noch nicht mal fest zusammen waren und eigentlich hätte mir das scheiß egal sein müssen, aber die wut in der stimme meines vaters, dieser ärger ging mir unter die Haut. Ich riss mir selber das Herz aus der Brust, indem ich ihm schrieb, dass er wieder zu seiner Frau sollte, dass ich ihn nur kaputt machen würde... Die Tränen versiegten und ich spürte nur noch leere und einen dumpfen schmerz. Da wo mein Herz gewesen war, war jetzt nichts mehr... Ich legte mich schlafen, nachdem ich meine Freundin Ana gebeten hatte etwas auf ihn aufzupassen, dass er sich nicht betrank oder ähnliches und hoffte einfach nicht mehr aufzuwachen...

Alles vorbei... Wirklich eine klasse Leistung von mir -.-

Am nächsten Morgen hoffte ich, dass ich das alles geträumt hatte, doch ein Blick in meine Nachrichten zeigte mir, dass ich nicht geträumt hatte, im Gegenteil. Er schrieb mir, dass er wieder zu seiner Frau gehen würde und das wahrscheinlich wirklich das beste wäre. Ich bekam keine Luft und Tränen schwammen in meinen Augen. Ich fragte mich, was gestern mit mir los war und konnte einen leichten nervenzusammenbruch feststellen. Ich wollte nicht, dass er zu ihr zurück ging, wollte nicht, dass er den Kontakt zu mir abbrach und ich wollte nicht einfach nur mit ihm befreundet sein. Es tat weh... Ich hatte es mal wieder geschafft, mir das Herz aus der Brust zu reißen und bin auch noch selber darauf rum getreten. Und das spürte ich am ganzen körper. Ich wollte es irgendwie retten, meinen Ausbruch von gestern Abend vergessen machen, doch ich wusste einfach nicht wie. Ich schrieb mit Ana und war erstaunt, als sie mir sagte, dass sie von uns beiden wusste. Er musste es ihr erzählt haben und mit ihr darüber geredet haben. Sie versuchte zu verstehen, was in mir vorging und versuchte mir Mut zu machen, sagte mir, dass ich ihm nur noch bestimmter die Angst vor dem verlassen werden nehmen sollte. Ich versuchte es, aber bei ihm biss ich auf granit, so fühlte es sich zumindest an. Er schrieb zwar mit mir, doch es war kein Gefühl mehr erkennbar. Ich hatte es versaut. Ich hatte mich beeinflussen lassen, meine Nerven haben nicht mitgespielt und jetzt- hatte ich meine chance auf das Glück verloren. Ich wollte kämpfen, wusste aber nicht, ob es sich überhaupahrscheinlich auch wieder bei ihr wohnte. Ich hasste mich für meine dummheit und für meine gutmütigkeit, was kinder anging. Ich wollte seinen Kindern nicht den Papa nehmen im einen Teil, ihn aber auch bei mir haben und mit ihm zusammen sein im anderen Teil. Fast wünschte ich mir ein intrigantes Miststück zu sein, dass all ihre Reize spielen lies um zu bekommen was sie wollte, aber so war ich nicht. Wenn ich etwas wollte und es nicht haben konnte tat es mir zwar weh, aber ich würde nicht über Leichen gehen um meine Ziele oder Wünsche zu erreichen. Es lag alles an ihm. Ich hatte seit langem mal wieder die Worte "Ich liebe dich" in den Mund genommen. Und das schlimme war, ich liebte diesen idioten wirklich. Diesen Kerl, der mir die Luft zum atmen nahm, mein Herz schneller schlagen und im nächsten Moment aussetzen ließ, der ein Lächeln auf meine Lippen zauberte, dessen Engel ich war. Wenn ich nur nicht mehr alleine hätte sein wollen, hätte ich das leichter haben können. Mein ex hatte sich wieder gemeldet und wenn ich das so gewollt hätte, hätte ich mit ihm wieder anbändeln können. Er war nicht verheiratet, hatte keine Kinder und wohnte in meiner Nähe, gut er war alkoholiker aber was sollte es, wenn ich doch eh nur nicht alleine sein wollte. Doch genau das wollte ich nicht! Ich wollte nur diese eine verdammte Person, die verheiratet war, eine Tochter hatte und dessen Frau schwanger war. Ich wollte nur ihn und hasste mich abgrundtief dafür, diese Scheiße gebaut zu haben. Ich wusste einfach nicht, wie ich das wieder gerade biegen konnte, wie konnte ich ihm wieder vertrauen in uns geben? Wie konnte ich ihn überzeugen dass ich ihn wirklich liebte und dass das alles eine Überreaktion war, durch die Angst meine Familie verlieren zu können, würde ich mit ihm zusammen kommen. Ich kam nicht an ihn ran. Egal was ich sagte, egal was ich versuchte, er konnte mir nicht glauben, zu groß war die Angst, ichh könnte es nicht ernst meinen und er würde alles aufgeben nur um mich zum schluss auch noch zu verlieren. Und wer konnte es ihm verdenken? Ich war selber schuld daran, dass er mir nicht mehr vertrauen konnte und die Angst ihn besetzt hatte. Ich musste hier raus. Ich nahm mir einen Schlüssel, rannte raus an die Felder und erbrach mich. Ich musste irgendwie diesen Stress abbauen und fiel in meine Essstörung zurück. Es war ein Mal, sagte ich mir, es bedeutet nichts, es ist alles ok. Ich konnte nur noch nie die Klappe halten. Bei ihm nicht. Er machte sich sorgen, ich versuchte sie ihm zu nehmen, sagte das wäre was einmaliges gewesen, dabei wusste ich genau, dass es nichts einmaliges sein würde. Ich konnte nicht mit meinen Eltern darübere reden, was mich so beschäftigte und um irgendwie so zu tun, als würde es mir gut gehen, fing ich wieder an zu kotzen. Das ging ein paar Tage, ich schrieb immer noch mit ihm und auch wenn ich mir nicht erklären konnte, warum, schienen wir uns wieder zu nähern, obwohl ich das nach dieser Aktion echt nicht verdient hätte. Ich hätte Vorwürfe erwartet, doch obwohl wir weiter schrieben und uns näher kamen, kamen sie nicht. Ich spürte jedoch, dass noch etwas zwischen uns stand. Das er immer noch angst hatte. Und ich wusste nicht wie ich sie ihm nehmen konnte, doch eins sollte das andere ergeben. Ich ging mal wieder kotzen, als meine mum am bad anklopfte und mich erwischte. Ich ging danach raus, musste den kopf frei bekommen und mir überlegen, wie ich mich da rausreden konnte. Konnte ich nicht... Meine Mum bat mich zum reden is schlafzimmer, wo ich heulend zusammenbrach. Nach einiger Zeit hatte ich mich einigermaßen gefangen und erklärte meiner mum, dass ich es ihnen recht machen wollte, ich mich auch von ihm trennen würde, dass ich aber mit ihm zusammen sein wollte und jetzt nicht wusste, was tun. Wir redeten lange und ausführlich und mir wurde leichter ums Herz. Sie akzeptierte meine Gefühle und würde sich auch nicht wegen ihnen von mir abwenden. Stand nur noch das Gespräch mit meinem Dad an, dem ich das alles auch noch mal erklären wollte. Ich begann wieder etwas Hoffnung zu schöpfen, dass vielleicht doch alles noch gut werden könnte. Ich berichtete ihm von dem gespräch mit meiner Mutter und hate das Gefühl, dass auch ihm ein Stein vom Herz gefallen war. Seine Angst schien weniger zu werden und er wollte auch unbedingt wissen, was mein Dad sagen würde, wenn ich mit ihm reden würde. Ich versprach ihm, ihn auf dem laufenden zu halten. Es schien sich alles zum guten zu wenden.....

Es geht Berg auf <3

Ich hatte schreckliche Angst vor dem Gespräch mit meinem Dad, doch er reagierte richtig toll. Er lud ihn  zum Essen zu uns ein. Ich hätte meinen Dad abknutschen können und freute mich unglaublich arg. Es war ein ganz arg kurzes Gespräch, aber es half mir so sehr. Mein Essverhalten normalisierte sich, ich nahm meine Medikamente wieder und sie wirkten auch, da ich sie jetzt ja auch nicht mehr erbrach und alles in allem ging es mir richtig gut. Das einzige, was mich davon abhielt mit einem Dauergrinsen rum zu laufen war die Tatsache, dass er mit seiner Frau in Urlaub fuhr und dort fast keinen Empfang hatte, doch wir versuchten das beste draus zu machen. Immer wenn er konnte, schrieb oder telefonierte er mit mir und meine Mum betittelte ihn schon als meinen Freund, genauso wie meine schwester. Erst wehrte ich mich etwas dagegen, schließlich war er noch bei seiner Frau, wir hatten uns seit meinem Geständniss noch nicht gesehen und ja... Konnte man da schon von einer Beziehung sprechen? Aber gleichzeitig machte mein Herz auch einen Hüpfer, denn es fühlte und hörte sich gut an, ihn als meinen Freund zu betitteln, obwohl ich noch nicht mal wusste, ob er das auch so sah. Waren wir schon zusammen, oder wären wir das erst nach dem wochenende, dass er hier verbringen würde, oder, oder, oder... Ich genoss jede sekunde in der ich mit ihm sch reiben oder mit ihm reden konnte. Er war einfach zu süß. Er plante schon das Wochenende und was er tun könnte, damit wir besseren Kontakt halten konnten. Er wollte mir ein Handy mitbringen, in dem die zweitkarte seines Vertrages drin wäre, damit wir umsonst telefonieren und schreiben konnten, wollte mir seinen alten laptop richten und mitsamt cam und headset mitbringen, damit wir skypen konnten und uns so irgendwie näher wären. Doch es gab leider auch Schattenseiten. Die Schwangerschaft seiner Frau gestaltete sich schwieriger, wie angenommen. Durch den ganzen Stress und die Arbeit hatte sie verfrüht Wehen bekommen und sollte die Fruchtblase zu früh platzen würde man den kleinen holen müssen, obwohl noch 2 1/2 Monate zeit waren bis zum Termin. Und das war auch der Grund, weshalb er seiner Frau auch noch nichts von uns erzählen wollte. Ich machte mir Vorwürfe, dass ohne mich der ganze Stress nicht wäre, sie die Schwangerschaft so normal wie möglich hätte rum bringen können, doch ich sprach mir selber zu, dass ich nicht schuld dran war, auch wenn das wirklich schwer war. Ich kannte schon den Namen des Kleinen, den seine Frau unter dem Herz trug und freute mich schon mit ihnen auf das Kind. Es war nicht mein eigenes Kind und ich würde ihm nie die Mutter ersetzen können und das wollte ich auch gar nicht. Seine zwei Kinder hatten schon eine Mutter und brauchten keine zwei, aber ich würde alles daran setzen, dass sie mich wenigstens als eine Freundin akzeptieren könnten. Ich hatte Angst, dass ich auf Ablehnung treffen würde, weil ich vielleicht als die böse Hexe angesehen werden könnte, die ihnen den Papa weg genommen hatte. Ich sagte ihm nichts von dieser Angst, obwohl sie ziemlich tief saß. Aber ich würde das schaffen! Ich würde es irgendwie schaffen, dass ich als gute Freundin mit in die Familie aufgenommen werden würde. Ich wusste noch nicht wie ich das anstellen sollte, aber ich würde mir etwas einfallen lassen. Wir würden das alles zusammen schaffen, da war ich mir sicher. Immer öfter sprachen wir von unserer Zeit und unserer Zukunft, was mir etwas die Angst nahm, er könne sich doch noch für seine Frau und das ungeborene Kind entscheiden. Doch von Nachricht zu Nachricht und Telefonat zu Telefonat wurde die Angst kleiner. Ich hatte zwar noch Angst, aber bei weitem nicht mehr so viel wie ich anfangs hatte. Ich vertraute ihm, vertraute ihm das er mich liebte, mit mir zusammen sein wollte, mich vermisste und brauchte. Dass es noch schwer werden würde war mir klar, die Entfernung, die Trennung, hier Arbeit und Wohnung suchen, der Papierkrieg, all das würde nicht wirklich leicht werden, aber wie schon gesagt ... zusammen könnten wir alles schaffen. Es fehlte nur noch, dass er mit seiner Frau sprach. Ich wollte ihm keinen Druck machen, er sollte sich Zeit für die richtige Entscheidung lassen und ich wollte ihn darin nicht behindern, doch es fiel mir zunehmend schwerer, es locker zu sehen, dass er neben ihr schlief, mit ihr lebte und sie dachte, bei ihnen wäre alles gut und nichts von mir und der nahenden Trennung wusste. Ich konnte es noch ertragen, doch wohl musste ich mich dabei ja nicht fühlen... Ich lebt5e von Nachricht zu Nachricht, wartete, hoffte und weinte. Immer wenn ich wusste, dass er eine Zeit lang nicht würde mit mir schreiben können, brach mein Herz in lauter kleine Stücke und wenn ich dann doch eine Nachricht bekam, war es urplötzlich wieder ganz und hüpfte mir bis zum Hals. Er machte mich einfach glücklich, trotz der verfahrenen Situation. Und das hatte mir so sehr gefehlt. Ich vermisste ihn jeden Tag, aber ich gab mich mit dem zufrieden, was ich haben konnte und versuchte zu genießen, was wir hatten. Ich hatte Angst vor dem ersten Treffen, nicht weil ich dachte, er würde mich dann doch nicht wollen, oder weil ich vielleicht merken könnte, dass da doch nichts is bei mir, sondern weil ich angst davor hatte, ihn nicht gehen lassen zu können. Er würde wieder heim fahren müssen und ich hatte Angst vor dem damit zusammenhängenden Herzschmerz. Es würde verdammt weh tun, ihn zu sehen wie er in den Zug steigt und der Zug weg fährt ... zu wissen, dass er wieder auf dem Weg zu seiner Frau ist und nicht zu wissen, wann ich ihn das nächste mal sehen würde. Zu wissen, dass er wieder neben ihr schlafen würde, mit ihr essen, sprechen und leben würde und ich nur im Hintergrund wäre, damit sie nichts von mir bemerkt. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushalten konnte, aber ich würde es aushalten. Der Gedanke an ein Leben ohne ihn war einfach nicht drin, konnte keinen Platz in meinem Kopf finden und das war auch gut so. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.08.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An Manuel, der mich vor einem Jahr geküsst und mir die Inspiration zu diesem Buch gibt.

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