Ich hätte dir gerne noch so viel gesagt
Wie Sie gesund Trauern beim Tod von Mutter oder Vater und wie Sie Schritt für Schritt wieder ins Leben zurückfinden
Maria Wolfstein
Inhalt
Vorwort
Kapitel 1 - Trauer hat viele Facetten – Symptome verstehen lernen
Warum menschliche Gefühle so wichtig sind
Die Symptome von Trauer
Abgeschlagenheit und Müdigkeit
Ein- und Durchschlafstörungen
Appetitlosigkeit und Weigerung zum Essen
Gesteigerter Appetit
Körperliche Beschwerden
Täuschungen der Sinne
Fehlende Kraft und das Gefühl ausgelaugt zu sein
Einen Elternteil zu verlieren erzeugt Leid
Phasen der Trauerbewältigung
Gesund trauern – wie Sie lernen mit dem Verlust umzugehen
Plötzlich ist alles anders
Belastende Ereignisse aus der Vergangenheit
Das „Hier und Jetzt“ der Trauer spüren
Du fehlst mir so - wie Trauernde an Verstorbene erinnern
Kapitel 3 - Wie die Trauer unseren Alltag verändert
Wenn die Routine des Alltags zerbricht
Traumata und das Gefühl von Kontrollverlust
Die wichtige Rolle von Angehörigen
Der Umgang mit nahestehenden Personen
Anleitung für Angehörige
Empathie und Verständnis zeigen Ihnen den Weg
Kapitel 4 - Die Schuldfrage und wie wir mit Veränderungen umgehen
Die Zerbrechlichkeit der Schuldfrage
Hilfreiche Tipps bei belastenden Schuldfragen
Veränderungen sind ein Zeichen von Fortschritt
Schritt für Schritt in die eigene Zukunft gehen
Rückschläge sind ein Zeichen von Stärke
Kapitel 5 - Selbstfürsorge im Trauerprozess
Die eigenen Bedürfnisse verstehen
Bedürfnis nach Liebe und Nähe
Der Mehrwert von progressiver Muskelentspannung
Mit autogenem Training zu mehr Stabilität
Meditation als Pforte zu inneren Bedürfnissen
Kapitel 6 - Mehr Sicherheit bei überwältigenden Gefühlen
Negative Gefühle überwinden mit der richtigen Atemtechnik
Skilltraining: Rettungsanker in größter Not
Achtsamkeit – im Hier und Jetzt verweilen
Zwischenmenschliche Fertigkeiten ausbauen
Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl
Kein Mensch ist perfekt!
Skills für jede Lebenssituation
Das Gefühl von Sicherheit und Lebensmut wieder zulassen
Schenken Sie sich Optimismus
Nur Arbeit und keine Zeit für sich
Vergleich mit anderen
Keine Versagensangst mehr
Aufopfern
Berufliche Qualifikationen
Nachwort
Anhang
Haftungsausschluss
Vorwort
Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist wohl das schlimmste, was uns im Leben widerfahren kann. Besonders, wenn es sich bei diesem Verlust um die eigenen Eltern handelt. Egal, wie alt wir sind, dieser Verlust erschüttert uns massiv. Auch wenn wir schon erwachsen sind und vermeintlich mit einem baldigen Ableben rechnen: Wir können uns auf diese einschneidende und schmerzvolle Situation nicht vorbereiten.
Die Gefühle von Trauer, Machtlosigkeit und Erschütterung kommen zum Vorschein und plötzlich fehlt die Kraft und der Antrieb, um das Leben wieder normal weiterzuführen. Besonders Schuldgefühle, Verzweiflung und Angst können die Bewältigung der eigenen Trauer fast unmöglich erscheinen lassen. Ich verstehe und kenne alle diese Gefühle nur allzu gut. Mir selbst ist der Verlust eines geliebten Menschen widerfahren. Ich kenne diese Gedanken und Gefühle und weiß, wie schwer es ist, einen Anfang zu machen. Aber ich möchte Ihnen sagen: Es gibt Hoffnung! Ich möchte Ihnen mit diesem Ratgeber nützliche Praxistipps aufzeigen, wie auch Sie wieder im Alltag bestehen können, ohne permanent von der Trauer überrollt zu werden. Einen Weg, der Sie durch diese schwierige und kräftezehrende Zeit bringt und wieder am Leben teilnehmen lässt.
Dabei müssen Sie nicht funktionieren und kein Roboter werden, der alle seine Gefühle einfach in sich einschließt und brav weiter seine Arbeit verrichtet. Wir sind Menschen und haben daher Gefühle und Bedürfnisse, die uns ausmachen. Ein zu kontrolliertes und verdrängendes Vorgehen wäre für eine Trauerbewältigung sogar von Nachteil. Sie bestimmen, was Ihnen guttut und in welchem Tempo Sie voranschreiten können. Nehmen Sie sich die Zeit und glauben Sie an Ihre innere Stärke. Denn eines kann ich Ihnen mit Gewissheit sagen: Sie sollen Ihren Vater oder Ihre Mutter nicht vergessen, dass verlangt niemand von Ihnen. Aber geben Sie Ihren eigenen Wert nicht auf und denken Sie an Ihre eigenen Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse. Das hätte sich auch Ihr geliebter Mensch gewünscht. Schließlich wollen gerade Eltern und nahestehende Personen nur, dass es Ihnen gut geht und dass Sie glücklich sind.
Schultern Sie aus diesem Grund die Trauer nicht allein. Nehmen Sie sich außerdem auch Auszeiten, wenn Sie beim Lesen der nachfolgenden Zeilen vielleicht einmal von Ihren Gefühlen überwältigt werden sollten. Das ist vollkommen normal und ein Zeichen für einen Fortschritt. Es ist wichtig, dass Sie sich Ihren Gefühlen stellen und diese auch zulassen. Ich werde Ihnen zeigen, wie das geht. Auch weitere Möglichkeiten, die Ihnen in dieser schwierigen Zeit helfen, werden Sie in den nachfolgenden Kapiteln kennenlernen. Mir ist ein hoher Praxisanteil wichtig, daher gibt es in diesem Buch auch viele Übungen die Sie direkt durchführen können und die ein oder andere Stelle mit Platz für Ihre Notizen.
Denken Sie daran, dass Sie mit Ihren Gefühlen, Ängsten und Ihrer tiefen Trauer nicht allein sind. Viele Menschen haben bereits den Verlust eines geliebten Menschen und Elternteils erfahren. Trauen Sie sich, Hilfe von außen anzunehmen. Dies können Selbsthilfegruppen oder auch eine psychologische Therapie sein. Es ist kein Zeichen von Schwäche oder Versagen, wenn Sie diese Optionen annehmen. Im Gegenteil! Sie zeigen, dass Sie mutig sind und an sich glauben. Gemeinsam werden wir mit diesem Ratgeber einen großen Schritt in eine Zukunft gehen, die Ihnen wieder Hoffnung und Zuversicht bringen wird.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit und ich glaube an Ihre Stärke.
Falls Sie gerne mit mir in Kontakt treten möchten oder Verbesserungsvorschläge für dieses Buch haben, dann schreiben Sie mir eine E-Mail an: m-wolfstein@web.de
Alles Gute für Sie,
Ihre
Maria Wolfstein
Kapitel 1 - Trauer hat viele Facetten – Symptome verstehen lernen
Warum menschliche Gefühle so wichtig sind
Die menschlichen Gefühle haben für unser Überleben einen großen Nutzen. Denn wenn wir weder Freude, Angst oder Trauer kennen würden, würde dies uns in prekäre Situationen bringen. Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Eine junge Frau entscheidet sich, nach einer ausgelassenen Party spät in der Nacht, alleine mitten durch einen einsamen Wald zu spazieren. Die Frau nutzt diesen Weg als Abkürzung, weil sie gerne auf den schnellsten Weg nach Hause gehen möchte.
Was passiert gerade in Ihrem Kopf, welche Bilder entstehen Ihnen bei dieser Vorstellung?
In der Regel entsteht in unserem Körper ein ungutes Gefühl und es kommt in uns vielleicht ein Bild oder eine Vorstellung hoch, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte.
Würden Sie selbst in dieser Situation sein, so würden Sie wahrscheinlich nach besseren Alternativen suchen. Vielleicht würden Sie einen Freund oder einfach ein Taxi anrufen und sich sicher nach Hause bringen lassen. Sie überlassen Ihrer rationalen Gehirnhälfte die Entscheidung.
Ich möchte Ihnen noch ein weiteres Szenario vorstellen: Sie befinden sich in einer Bank, die gerade im Begriff ist, von Bankräubern überfallen zu werden. Geschockt und eingeschüchtert können Sie sich nicht bewegen und verharren so lange in derselben Körperhaltung, bis die Täter geflüchtet sind. Später ärgern Sie sich vielleicht über Ihre Unfähigkeit, etwas zu unternehmen. Dennoch hat Ihr Gehirn automatisch reagiert und umgeschaltet und Sie durch die Schockstarre beschützt. Ihre automatischen Gefühle der Angst, Verzweiflung und Furcht haben demnach das Risiko Ihres eigenen Überlebens gesteigert.
Wie Sie sehen, können uns unsere Gefühle dazu verleiten, uns in gefährlichen Situationen so zu verhalten, um uns zu beschützen. Ein gewisser Eigenschutz ist uns also angeboren. Nichtsdestotrotz sind wir Menschen soziale Wesen. Das Leben in einer Gemeinschaft, in der jeder profitiert und sicher ist, ist also zum einen ein Schutz vor Gefahren und zum anderen eine Förderung unserer sozialen Kompetenzen. Zerfällt dieses Gebilde durch den Verlust eines geliebten Menschen, so sind auch der Schutz sowie die soziale Sicherheit plötzlich weg. Aus diesem Grund entstehen diese überwältigenden und einschneidenden Gefühle der Trauer. Und es ist auch nur allzu verständlich, dass diese angestauten Empfindungen nur sehr schwer zu bewältigen sind.
Unsere moderne Gesellschaft tut dabei noch ihr Übriges. Sie kennen bestimmt die typischen Stereotypen, dass Männer keine Gefühle zeigen sollen oder Frauen zu leicht am Wasser gebaut sind. Diese Werte werden den Kindern schon sehr früh mitgegeben. Kleine Jungs, die sich nach einem Sturz verletzen, sollen ihre Tränen verbergen und ihre wahren Gefühle einfach unterdrücken. Und Mädchen, die lange mit Liebeskummer zu kämpfen haben, werden schnell als Heulsusen und zu weich abgestempelt. Die moderne Gesellschaft hat also eine gewisse Macht. Niemand darf seine eigenen Gefühle komplett nach außen zeigen. Und wer es trotzdem tut, der wird schnell in eine negative Schublade gesteckt. Leider birgt dieser Prozess einige Gefahren. Denn wenn wir durch diese gesellschaftliche Verschleierung unserer Gefühle nicht lernen, wie wir mit negativen Empfindungen und Situationen umgehen sollen, so haben wir später große Probleme in solchen Situationen.
Aus diesem Grund fühlt sich Trauer sehr oft lähmend und einfach nur überwältigend an. Alles und jeder wird verteufelt und wir versuchen durch das Aufbauen von inneren Mauern und das noch weitere Verschließen von Gefühlen irgendwie damit fertig zu werden.
Das Zulassen der Gefühle ist ein wichtiger Schritt der Trauerbewältigung und zudem essenziell, um wieder Licht in das eigene Leben zu bringen.
Leider vergraben viele trauernde Menschen ihre Gefühle so stark, dass sie noch nicht einmal die Symptome von Trauer wahrnehmen. Nicht nur psychisch, sondern auch körperliche Beschwerden können sich durch ein langfristiges Verdrängen von Trauer zeigen. Welche das sein können, möchte ich Ihnen im nächsten Kapitel einmal genauer aufzeigen.
Die Symptome von Trauer
Besonders wenn wir den Verlust eines Elternteils erleben, fühlen wir uns oft machtlos und vollkommen hilflos. Verstärkt wird dies noch durch die Tatsache, dass unsere Eltern uns unser Leben lang begleitet haben. Sie haben erlebt, wie wir aufgewachsen sind, haben Erfolge oder Misserfolge miterlebt und uns in schwierigen Situationen beschützt und unterstützt. Dieses Gefühl von Wärme, Geborgenheit und ein großes Sicherheitsgefühl erfahren wir bereits im Babybauch. Ein plötzlicher Verlust dieses unseres sicheren Netzes hinterlässt seine Spuren.
Neben psychischen Beschwerden können sich auch körperliche Veränderungen einstellen. Gerade Entzündungserkrankungen, ein geschwächtes Immunsystem sowie ein verändertes Denken und Fühlen sind hier oft die Folge. Aber auch Schlafprobleme und Tagesmüdigkeit sind häufige Begleitsymptome von Trauer. Insbesondere in der Zeit kurz nach dem Ableben der geliebten Person. Schließlich muss ein riesiger Berg an Papierkram und organisatorischen Aspekten innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden. In der Regel erhalten Trauernde bei organisatorischen Angelegenheiten Unterstützung bei einem Bestattungsinstitut, einer Beratungsstelle oder dem regionalen Rathaus. Leider ist selbst ein vermeintlich gut aufgestelltes Konzept in dieser schweren Zeit nur schwer umsetzbar. Schließlich haben die Betroffenen mit großer Trauer, Schock und Konzentrationsproblemen zu kämpfen. Aus diesem Grund sollten Sie sich bei organisatorischen Aspekten lieber durch eine regionale Beratungsstelle an Ihrem Standort unterstützen lassen. Auf diese Weise überfordern Sie sich in dieser kräftezehrenden Zeit nicht und können trotzdem alles mit einer professionellen Unterstützung organisieren.
Insbesondere nach der Bestattung haben viele Trauernde mit emotionalen und finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vielleicht fragen auch Sie sich manchmal, ob Sie sich komplett verändern oder verrückt werden können. Diese Ängste sind in dieser schwierigen Zeit vollkommen normal. Viele Betroffene setzen sich zudem auch selbst unter Druck, wieder wie vorher zu sein.
Gerade das Verdrängen und das Bedürfnis nach Normalität und Sicherheit macht es für die meisten Trauernden schwer, ihre Trauer wirklich zu bewältigen. Aus diesem Grund haben psychische und körperliche Beschwerden ein leichteres Spiel.
Ich möchte Ihnen nachfolgend einige Beispiele für Symptome von Trauer aufzeigen. Natürlich muss nicht jeder Aspekt auf Sie zutreffen. Jeder Mensch erlebt Trauer schließlich anders und individuell. Zudem ist keiner dieser Symptome ein Zeichen für etwas Ernsthaftes. Kurz nach einem Trauerfall sind diese Symptome vollkommen normal. Sollten Sie aber länger an körperlichen oder psychischen Veränderungen leiden, konsultieren Sie am besten einen Arzt und lassen Sie Ihre Symptome abklären.
Abgeschlagenheit und Müdigkeit
Gerade nach einem plötzlichen Verlust haben viele Betroffene mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit zu kämpfen. Besonders Tagesmüdigkeit sowie eine Unfähigkeit, sich dem täglichen Leben der Gesellschaft zuzuwenden, sind hier zu beobachten. Alles erscheint auf einmal sinnlos und die Kraft etwas Neues anzufangen wird nicht nur durch die Trauer, sondern auch durch die permanente Müdigkeit gedrückt.
Ein- und Durchschlafstörungen
Auch Schlafstörungen können zu den Symptomen von Trauer gehören. Dazu zählen nicht nur Ein- und Durchschlafstörungen, sondern auch das vermehrte Auftreten von Albträumen. Viele Trauernde haben Angst davor, abends allein zu sein. Hier wären Besuche von Freunden oder anderen Familienmitgliedern besonders in den Abendstunden hilfreich. Auf diese Weise übermannt Sie die Einsamkeit nicht und Sie können mit vertrauten Menschen reden und in den Austausch gehen. Alternativ sind auch Online-Foren oder Selbsthilfegruppen sehr gut, um Ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Auf diese Weise belasten diese Sie nicht so stark und halten Sie nicht mehr vom Schlafen ab.
Appetitlosigkeit und Weigerung zum Essen
Eine weitere häufige Äußerung von Trauer ist Appetitlosigkeit. Viele Betroffene neigen zu einem fehlenden Hungergefühl und sind unfähig, Speisen zu essen, die die geliebte Person gekocht oder gerne gegessen hat. Auch das eigenständige Kochen nimmt ab. Zudem trinken die meisten Trauernden nur noch aus derselben Tasse oder essen, wenn überhaupt, im Stehen. Geschirrspülen oder Hausarbeit scheinen einfach nur noch utopisch schwer zu erledigen. Auch vertraute Termine, wie das essen gehen in einem Restaurant wird eher gemieden und wenn doch, so bleibt oft das meiste auf dem Teller zurück. Insgesamt scheint die Umwelt in einem grauen Schleier umhüllt und Gerüche von Speisen oder anderen Dingen dringen nicht mehr zu dem Trauernden durch. Kennen Sie das vielleicht auch? Dann wären mehrere kleine Portionen am Tag hilfreich, die Sie ohne Druck über den Tag verteilt zu sich nehmen können.
Sie müssen dabei nicht alles schaffen. Jedoch sollten Sie immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Stellen Sie sich beispielsweise einen „Timer“ oder Ihren Wecker für regelmäßiges Trinken oder einzunehmende Mahlzeiten. Schon mit ein oder zwei Bissen tun Sie Ihrem Körper etwas Gutes und Sie werden eine leichte und wohltuende Wärme in sich verspüren. Auch wenn Sie das einmal nicht schaffen sollten, setzen Sie sich nicht unter Druck. Geben Sie sich die Zeit und gehen Sie in Ihrem eigenen Tempo voran.
Gesteigerter Appetit
Im Gegensatz zur Appetitlosigkeit tendieren auch einige Trauernde zu einem gesteigerten Appetit. Die negativen Gefühle werden durch das Aufnehmen von Nahrung zu unterdrücken versucht. Egal, um welches Lebensmittel es sich handelt, alles was schmeckt wird bei aufkommender Trauer konsumiert. Leider führt dieses Verhalten langfristig zu körperlichen Beschwerden. Um diesem Teufelskreis zu entrinnen, wäre eine Übung aus der Psychologie, nämlich das „Skilltraining“ sehr hilfreich. Was das genau ist und wie dieses besondere Training helfen kann, verrate ich Ihnen in einem späteren Kapitel.
Körperliche Beschwerden
Körperliche Symptome wie Brustbeklemmungen, das Gefühl von einem Kloß im Hals, Magenbeschwerden, Kurzatmigkeit oder Muskelschwäche treten während einer Trauerzeit sehr oft auf. Sie sollten mit Ihrem Arzt besprechen, ob es sich um klinische Werte handelt oder diese Beschwerdebilder aus Ihrer Trauer heraus resultieren. Durch eine Blutabnahme und einen allgemeinen Gesundheitscheck lässt sich dies leicht herausfinden. Vereinbaren Sie direkt einem Termin, damit schaffen Sie sich Gewissheit und belasten sich nicht noch zusätzlich mit weiteren negativen Gefühlen.
Täuschungen der Sinne
Kurz nach der Gewissheit des Todes eines Elternteils haben viele Trauernde mit Sinnestäuschungen zu kämpfen. Dazu gehört das Hören vom Treppen-Knarren, als ob jemand runterkommt, das Fallen einer Tür ins Schloss oder das Vernehmen von Schritten oder Schatten. Diese Täuschungen werden vor allem durch die Sehnsucht nach dem Verstorbenen erzeugt und sind gerade in der Zeit kurz nach dem Verlust vollkommen normal. Viele Trauernde diskutieren oder sprechen aufkommende Schuldgefühle laut oder in Gedanken mit Ihrem verlorenen Elternteil ab. Die Zeit scheint darüber hinaus auch im Allgemeinen fast stillzustehen und nur sehr langsam zu vergehen. Dies lässt all diese Täuschungen nur noch schlimmer und unbezwingbar erscheinen.
Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass dies vollkommen normal ist in dieser nervenaufreibenden Zeit. Gerade der gedankliche oder gesprochene Dialog mit der verlorenen Mutter oder dem Vater ist für viele Menschen sehr hilfreich für eine erfolgreiche Trauerbewältigung. Verschließen Sie sich also nicht davor und überlassen Sie Ihrer Angst vor den Sinnestäuschungen nicht die Überhand. Diese sind gerade in einer akuten Trauerphase etwas vollkommen Normales.
Fehlende Kraft und das Gefühl ausgelaugt zu sein
Insbesondere der Verlust der eigenen Leistungsfähigkeit, Energie, Motivation und Begeisterung macht vielen Trauernden zu schaffen. Es kommt zudem auch oft vor, dass sich die Betroffenen unfähig fühlen, andere um Hilfe zu bitten oder alltägliche Aktivitäten auszuführen. Dies ist auch in dieser Zeit nur allzu verständlich. Jedoch sollten Sie bedenken, dass es keinen Menschen auf der Welt gibt, der ohne Hilfe in seinem Leben etwas erreicht hat. Wir brauchen Lehrer und Ausbilder, um einen Berufsabschluss zu bestehen, einen Fahrlehrer, um
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 16.03.2021
ISBN: 978-3-7487-7731-1
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