Adrian King
„Bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede!“
Von diesem Geschrei bekommt man ja Kopfschmerzen. „Nein.“
„Was heißt hier ‘Nein’?! Ich bin deine Mutter!“
„Echt? Ist mir gar nicht aufgefallen.“ Wenn sie doch einfach still wäre.
„So, das reicht! Du bist diesmal echt zu weit gegangen!“
Ich bleibe abrupt stehen. Drehe mich zu ihr um.
„Und was jetzt? Hä? Was hast du jetzt vor?“ Warum gehe ich eigentlich auf diesen
Streit ein?
Ich stehe direkt vor ihr.
Sehe ihr kalt in die Augen.
Ich kann ihr Gesicht einfach nicht mehr sehen; Nicht mehr ertragen.
Dabei ist sie meine Mutter.
„Du wirst hier verschwinden. Und zwar ein für alle Mal.“
„Ach? Werde ich das?“
„Pack deine Sachen. Morgen bist du hier verschwunden.“ Sie sagt es so ruhig und kalt, als würde sie das alles nichts angehen.
Und das tut es wahrscheinlich auch nicht.
Meine Mutter ist sie ohnehin nur noch auf dem Papier meiner Geburtsurkunde.
Sei dreht sich um. Ein Anblick, den ich bereits sehr gut kenne.
Bereits seit ich ein Kind war.
„So ein lausiger Sohn…“, murmelt sie vor sich hin, während sie fahrig nach einer Zigarette fischt und sie sich in den Mund steckt. „Ich ruf deine Tante an. Du fährst morgen zu ihr nach Frankreich und dann will ich dich hier nich mehr sehen…“, nuschelt sie mit der Zigarette zwischen den Zähnen.
Sie zündet den Glimmstängel an und verzieht sich dann in den nächsten Raum, wobei sie die Tür hinter sich zuknallt.
Tze…
Dann bin ich wenigstens endlich hier weg.
Adrian King
Die Leute um mich herum sitzen da. Starren vor sich hin.
Hin und wieder wackelt der Zug.
Und diese langweilige Fahrt, scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen.
Ich denke, ich bewege mich. Ich steige um, komme meinem Ziel näher.
Aber ich komme nicht weiter.
Wieder ein Halt.
Wieder aussteigen.
Wieder ein neuer Zug.
Wieder viele neue Leute.
Und wieder nur gelangweilte Gesichter.
Ich ziehe meine Jacke straff; klemme das untere Stück zwischen meine Schenkel.
Dann nehme ich einen Stift in die Hand und mache eine Blase, mit dem Kaugummi den ich seit vorhin im Mund habe.
Ich fange an.
Ziehe den Reißverschluss an meiner Jacke nach unten. Ratsch.
Wieder nach oben. Ratsch.
Lasse meine Kaugummiblase platzen. Plopp.
Schlage zweimal mit dem Stift auf die Plastiklehne des Sitzes. Klick. Klick.
Ich mache immer so weiter. Und immer so weiter.
Zu der Musik, die nur ich allein hören kann. Achte nicht weiter auf meine Umgebung.
Versinke in meiner eigenen Welt. Der Welt, in der mich niemand erreichen und niemand verletzen kann.
Der einzige Ort, an dem ich mich auch als Kinder sicher fühlen konnte.
Ratsch. Plopp. Ratsch. Ratsch. Klick. Plopp.
Und immer so weiter. Immer im Takt. Immer zu einem Beat.
Meinem persönlichen Flow.
Ich mache weiter und weiter…bis plötzlich jemand an meinem Arm rüttelt. „Würden Sie bitte damit aufhören?“ Es ist der Mann, der neben mir sitzt.
Er ist schon ziemlich betagt. Grauhaarig. Faltig. Trägt eine Brille und einen Anzug in Khaki.
Sein Gesichtsausdruck zeigt außerdem seinen momentanen Ärger.
Ich sehe mich wieder um – das halbe Abteil starrt mich an.
Einige wütend, andere genervt – und wieder andere, beachten mich eben einfach gar nicht.
Nur ein Kind – ein kleiner Junge. Der nicht.
Er sieht mich mit großen Augen, von dem Sitz vor mir an, über dessen Lehne er sich extra gebeugt hat, um sich zu mir drehen zu können.
„Hey Kleiner…“, sage ich nur. Der Zwerg fängt an zu glucksen und will scheinbar etwas sagen, wird jedoch von seiner Mutter zurück in den Sitz gezogen. Ich höre nur „Kevin! Lass das – ignorier ihn einfach“, ehe ich die Welt wieder auf stumm schalte.
Ich ziehe meine Kopfhörer aus der Tasche, die zu dem billigen MP3-Player gehören, auf den ich vor einer Weile so lange gespart hatte.
Musik mag ich. Sie ist ehrlich.
Man kann sie fühlen.
Sie ist nahezu das einzige auf der Welt, das von Menschen kommt und mir nicht auf die Nerven geht.
Kaum habe ich die Kopfhörer befestigt, dröhnt mir auch schon Thriller, von Michael Jackson in die Ohren.
Eine seltsame Musikauswahl, nicht wahr? Aber seine Songs haben einen guten Rhythmus.
Er hatte viel Talent.
Es ist beruhigend für mich, solche Songs zu hören.
Ich schalte die Welt um mich herum ab. Mache klar, dass ich kein Teil mehr von ihr bin.
Meine Gedanken schweifen ab.
Zurück zu der leidigen Szene von heute Morgen…
„Ich habe deine Tante Agatha angerufen. Sie holt dich am Bahnhof ab…regelt auch das mit der Schule und so.“ Sie ist nicht mehr so wie gestern.
Aber man würde nie merken, dass sich hier eine Mutter von ihrem siebzehnjährigen Sohn verabschiedet.
Dazu ist dieses Gespräch viel zu kühl. Viel zu sachlich.
„Geht das überhaupt einfach so? Dass sie mein Sorgerecht übernehmen darf?“
„Hat sie eh schon lang… Meine Schwester hat praktisch schon dein Sorgerecht, seit ich das letzte Mal im Krankenhaus war.“
Das war eh klar.
„Tja, dann geh ich wohl.“
„Ja. Und benimm dich gefälligst.“
Als würde ich mir das von ihr sagen lassen. „Ich verspreche nichts.“
Danach bin ich eingestiegen. Ohne mich nur noch einmal umzusehen.
Mit der einfachen Reisetasche in der fast alles war, das ich besitze.
Eine einzelne Kiste, habe ich heute Morgen noch zur Post gebracht.
Sie wird dann irgendwann schon bei mir ankommen.
Normalerweise wäre das ja einer dieser Momente.
Einer diese Momente, in denen man Luft holt und sich auf etwas Neues einstellt.
In denen man sich klar macht, wie viel sich nun ändern wird.
Bei denen man wehmütig in die Ferne sieht und an die vergangenen Zeiten denkt.
Während man denkt, dass nun alles besser wird.
Der Schritt, in ein neues Leben getan ist.
Aber das ist nicht so.
Nicht diesmal.
Nicht bei mir.
Denn das hier…
Das alles hier.
Das ist kein Schritt in ein neues Leben.
Es ist kein Neuanfang.
Es ist lediglich ein neuer Ort.
An dem alles so laufen wird, wie zuvor.
Nur ein neuer Ort, an dem alles schief gehen wird.
Ein neuer Ort, mit neuen Menschen, die mich mit ihrer Ignoranz nerven.
Die mich mit ihrer Ansicht der Dinge aufregen.
Die mich wütend machen.
Ein neuer Ort, an dem eine neue Schule sein wird.
Eine neue Schule, die wieder nur irgendein Problemkind in mir sehen wird.
Und wieder, wird es mir egal sein.
Ein neuer Ort, mit einem neuen Zuhause.
In dem ich mich nie wirklich zu Hause fühlen werde.
Nur ein neuer Ort, aber kein neues Leben…
Und vor allem kein neues Ich.
Adrian King
„Oh, hallo Schätzchen! Ich habe dich ja schon so lange nicht mehr gesehen!“
Sie überfällt mich sofort mit einem Klammergriff und redet zu meinem Leidwesen direkt neben meinem Ohr weiter. „Du hast dich ganz schön verändert…vor allem gewachsen bist du. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, musste ich mich zu dir runter bücken – jetzt bist du größter als ich!“
Oh je, die Angewohnheit zu schreien scheint in der Familie zu liegen.
Aber eigentlich finde ich es okay sie zu sehen. Agatha war immer nett zu mir.
Auch wenn sie leider irgendwie ein bisschen verrückt ist.
„Ich bin ja so froh, dass du endlich hier bist – ich war so ungeduldig, dass ich sofort alles geregelt habe, als ich erfahren habe, dass du zu mir kommst. Das alte Haus ist so groß - und jetzt, wo dein Onkel nicht mehr da ist, war es wirklich einsam... Ich habe schon vor Jahren den oberen Stock für dich eingerichtet, aber dann bist du nie zu mir gekommen...
Ich wusste die meiste Zeit nicht einmal, in welchem Land ihr euch gerade aufhaltet – deine Mutter hatte ja schon immer die Angewohnheit oft herumzuziehen, fast wie ein Nomade… Ach, aber du willst jetzt sicher erstmal nach Hause und etwas essen – du musst hungrig sein, immerhin bist du schon seit heute Morgen unterwegs und Gott weiß, das Essen in Zügen und an Bahnhöfen ist ungenießbar“, redet sie immer weiter und weiter auf mich ein, bis sie mich am Arm packt und einfach hinter sich her, aus dem Bahnhof heraus zieht.
Naja, ich bin jedenfalls froh, dass ich endlich irgendwo angekommen bin…
Erst eine halbe Stunde später und ungefähr ein Ohr weniger, stehen wir endlich vor dem Haus. Ich kenne es eigentlich nur von alten Bildern.
Bilder, die mir Agatha als Kind gezeigt hat.
In diesem Haus haben die Eltern meiner Mutter und Agatha gewohnt. Ich habe sie nie kennen gelernt.
Das Haus wurde mehr oder weniger an alle Verbliebenen gleichermaßen vererbt, aber meine Mutter wollte nie einen festen Wohnsitz.
Sie hielt offenbar ohnehin nie viel von einem strukturierten Leben.
Und diese Eigenschaft scheint sie an mich vererbt zu haben.
Ich bin ebenso unfähig, mich an Regeln zu halten.
Auf Leute zu hören. Normal zu sein.
Aber das ist eigentlich egal.
Mein Leben hatte nie viel Sinn und das wird sich nicht ändern – damit habe ich mich schon abgefunden als ich noch ein Kind war.
Ich werde einfach so weiter machen wie jetzt, bis ich irgendwann sterbe…oder jemand nachhilft.
Wir gehen durch die alte Haustür aus Massivholz und betreten den Flur.
Es ist groß.
„Also, wenn du dort die Treppe rauf gehst, dann kommst du in einen abgetrennten Bereich – eine eigene kleine Wohnung, die mit der hier verbunden ist. Aber ich kann dir den Schlüsselbund dafür geben. Ich vertraue dir. Die Tür hinten ist nicht die einzige, aber sie hat dasselbe Schloss wie die eigentliche Wohnungstür – du findest sie, wenn du am Eingang um die Ecke des Hauses gehst. Da ist eine Außentreppe. Du kannst dich dann selbst oben umsehen. Hier unten ist Jedenfalls zu deiner Linken…“ Sie dreht sich zu mir um, da sie bereits im Gang steht, ich aber weiterhin im Türrahmen verharre. Dann zeigt sie plötzlich auf die Tür neben mir. „…ist die Küche. Eine Tür weiter befindet sich das Esszimmer – es gibt übrigens eine Verbindungstür, vom Esszimmer in die Küche. Zu deiner Rechten ist eine kleine Kammer – für Schuhe, Jacken, Mützen, Schirme und so weiter. Eine Tür weiter auf dieser Seite ist das Badezimmer für Gäste.“
Okay…das ist wirklich ein großes Haus.
Sie wendet ihren Blick wieder von mir ab und sieht den kurzen Flur entlang, der sich vor ihr Erstreckt. „Dann bricht der Gang, direkt hinter der Treppe die zu deinem neuen Domizil führt. Die Tür am Ende des Ganges, die man von hier aus noch neben der Treppe sehen kann, direkt als nächstes nach dem Esszimmer, ist das Wohnzimmer. Der Gang, der hinter der Treppe nach oben weitergeht, hat noch weitere Zimmer – einen kleinen Hobbyraum, beziehungsweise ein Gästezimmer, mein Schlafzimmer, ein großes Bad und eine kleine Besenkammer. Außerdem ist unter der Treppe, was du von hier aus natürlich nicht sehen kannst, genau auf der Rückseite eine Tür, die eine weitere kleine Treppe verbirgt, die aber parallel zur vorderen Treppe, nach unten führt. Da ist dann der Keller…hast du das alles?“
Sie wirkt ganz begeistert, dass sie mir das alles erklären durfte.
Ich nicke nur alles ab.
Ich kann mir das zwar niemals alles sofort merken, auch wenn ich es wirklich versuche – sie spricht einfach so schnell, dass ich kaum mitkomme – aber ich will nicht riskieren, dass sie das alles wiederholt.
Also tue ich eben einfach so. Wie bei allem anderen auch.
Ich will sie ja nicht unbedingt unglücklich machen.
Und dann, wie aus dem Nichts, fängt sie schon wieder an zu quatschen. „Und jetzt…können wir ja essen! Ich habe bereits einen Eintopf aufgesetzt, der sollte jetzt fertig sein. Du kannst ja ruhig erst dein Gepäck nach oben bringen – ist das eigentlich wirklich alles? – und dann treffen wir uns im Esszimmer. Ich richte schon mal alles an und dann…“ Auf einmal scheint sie sich selbst zu unterbrechen und legt eine Hand auf ihren Mund, als wäre sie erschrocken. „Oh! Ich habe ja ganz vergessen dir deine Schlüssel zu geben – wie willst du sonst oben hinein kommen? Dabei habe ich eben noch davon gesprochen…“
Sie huscht sofort durch den Raum.
An der Seite steht eine Kommode und sie scheint sich wirklich durch jede einzelne Schublade zu graben, ehe sie einen kleinen metallenen Ring bergen kann, an dem einige Schlüssel rasseln.
Alles klar. Wenn ich Schlüssel habe, kann ich auch meine Ruhe haben.
Ich nehme das Bündel erleichtert entgegen und bereite mich schon darauf vor, mich den restlichen Abend in meinem neuen Zimmer einzuschließen.
„Ach ja, ich habe noch eine Überraschung für dich. Geh du schnell hoch und leg dein Zeug ab, dann hole ich dein Geschenk – du bist doch vor kurzem achtzehn geworden, nicht wahr? Das müssen wir feiern!“
Sie wirkt so gut gelaunt.
Es wäre nicht fair, wenn ich sie dann einfach abserviere.
Ich seufze und sehe sie dann an. „Ist nichts Besonderes – du hättest dir die Mühe nicht machen müssen. Es ist ein Tag wie jeder andere.“
Aber sie fällt mir beinahe schon ins Wort. „WAS?! Niemals! Ein junger Mann wie du sollte seinen Geburtstag noch zu schätzen wissen – ehe du dich versiehst gehst du auf die Dreißig zu und dann wünschst du dir, du wirst nochmal achtzehn!“
Das bringt mich allerdings doch ein wenig zum Grinsen. Eigentlich eine Seltenheit. „Okay, Tante Agatha. Ich bring schnell mein Zeug weg.“
„Dann ist ja alles klar – und nenn mich nicht immer ‚Tante‘, das klingt so alt.“
„Klar…“, meine ich und lache kurz auf, dann bin ich auch schon auf der Treppe.
Ich öffne die Tür mit dem Schlüssel und bin tatsächlich überrascht, als ich das obere Stockwerk sehe.
Von außen sieht es aus, als wäre es klein, aber der Raum den man direkt betritt – eine Art Wohnzimmer – ist schon recht groß. Es ist ein Attika Geschoss und hat sogar eine kleine Terrasse.
Eigentlich ist es ganz süß.
Und wenn es nicht so unglaublich perfekt wäre, dann würde mir vielleicht nicht so sehr ins Auge stechen, wie fehl am Platz ich hier bin. Wie sehr ich hier nicht rein passe.
Kann ich das wirklich schaffen?
Meiner Tante keinen Ärger machen?
Kann ich mich wirklich anpassen?
Ich habe einfach dieses Drückende Gefühl, dass ich hier nicht hergehöre.
Alles was ich auf meiner her fahrt von der Stadt gesehen habe, war perfekt.
Perfekte kleine Reihenhäuser in der Vorstadt.
Perfekte kleine Familien in den Terrassen-Stühlen eines Cafés.
Perfekte Familienhäuser mit perfekten kleinen Vorgärten, samt Hund, rund um mein neues „Zuhause“.
Ich passe hier nicht rein, das ist ein Fakt.
Ich werde einfach so tun.
Werde einfach so tun, als würde es mir hier gefallen.
Als würde ich hier rein passen. Mich hier tatsächlich wohl fühlen.
Als würde ich hier hereinpassen – denn bei einem bin ich mir sicher:
Lange bleibe ich ohnehin nicht. Denn irgendwann, wird meine wahre Natur die Leute hier wahrscheinlich abschrecken…
Als ich wieder zurück in der unteren Etage bin, rieche ich bereits den Eintopf, von dem Agatha gesprochen hat.
Ich kann mich noch daran erinnern.
Sie hat ihn oft gemacht, wenn ich als Kind bei ihr war – es war mein Leibgericht.
Warum? Weil meine Mutter niemals für mich gekocht hat.
Ich hatte also keine wirkliche Auswahl.
Aber es schmeckt gut und erinnert mich an eine Zeit, in der ich die Welt noch durch die rosarote-Brille der Naivität gesehen habe, die nur Kinder besitzen.
Ich habe meine Mutter geliebt und habe alles hingenommen, was sie getan hat.
Habe immer alles entschuldigt, wenn ich auf Ungereimtheiten in meinen Akten, oder in meinen Familienverhältnissen angesprochen wurde.
Weil ich nicht verstoßen werden wollte.
Weil mir erzählt wurde, dass ich dann in ein Heim käme.
In ein Haus, mit Kindern die mich furchtbar behandeln würden.
Und das ich niemanden aus meiner Familie, je wieder sehen würde.
Damals habe ich das geglaubt, weil ich eben ein dummes Kind war.
Damals hatte ich Angst davor.
Damals habe ich auch geglaubt, dass mein Vater irgendwann einfach vor unserer Tür stehen würde.
Ich war eben dumm und naiv.
Aber…das ist jetzt vorbei.
Ich reiße mich selbst aus meinen Gedanken und betrete die Küche durch die Tür, die mir vorhin gezeigt wurde.
Ich sehe Agatha, wie sie gerade vor einem viel zu großen Topf steht, in dem sich offenbar das Essen befindet und muss wieder lachen.
Sie hat schon früher immer viel zu viel gemacht – das meiste konnte auf Grund der großen Menge, nicht einmal eingefroren werden und hat auch nicht einfach in den Kühlschrank gepasst.
Sie hat mit einem Abendessen die ganze Nachbarschaft durchfüttern können.
Damals hat sie aber noch in einer normalen, leider sehr kleinen, Wohnung gelebt, nicht in dieser Gegend.
Allerdings ist sie hier aufgewachsen.
Sie brauchte sich zuvor also nicht einzugewöhnen, oder anzupassen.
Naja, man kann nichts daran ändern.
Sie dreht sich zu mir um. „Teller stehen schon auf dem Tisch.“ Dann verstummt sie plötzlich und sieht nachdenklich zu dem Topf vor sich, während sie einen Finger an ihr Kinn legt. „Ich muss gerade noch überlegen, was ich mit den Resten anstelle… Glaubst du, die Nachbarn haben schon gegessen?“
Oh, Junge. Beinahe hätte ich gelacht.
Ich hab’s gewusst.
Einfach um der weiteren Trauershow mit dem Essen aus dem Weg zu gehen, setzte ich mich einen Raum weiter an den Tisch und warte darauf, dass sie nachkommt.
„Ich habe mir gedacht, da du ja Geburtstag hattest, besorge ich dir ein hübsches Geschenk. Immerhin habe ich deine letzten Geburtstage immer verpasst, da deine Mutter immer herum gezogen ist und ich nie wusste, wie ich euch erreichen soll. Meistens hattet ihr ja nicht einmal ein Telefon – sie hat mich nur manchmal mit einem Münztelefon angerufen, wenn sie gerade in der Nähe war. Jedenfalls…“ Sie holt ein Paket mit einer Schleife daran unter dem Tisch hervor – es ist flach und lag wahrscheinlich auf dem Stuhl neben ihr. „…ist das hier dein Geschenk. Ich weiß noch, dass du so etwas gerne mochtest, als du noch kleiner warst und du hast ja keinen, glaube ich – du kannst ihn auch für die Schule gebrauchen.“
Ich sehe natürlich bereits was es ist, da kein Geschenkpapier darum gewickelt wurde.
Es ist ein neuer Labtop.
Ich hatte auch mal einen – aber das ist lange her und er war schon fast kaputt als ich ihn bekommen hatte.
Der hier scheint gut zu sein, aber ich glaube nicht, dass ich ihn verdient habe.
„Ist schon gut. So etwas…ich brauche kein Geschenk“, sage ich und halte abwehrend eine Hand hoch.
„Jetzt fang nicht schon wieder damit an! Und außerdem – was will ich denn damit? Ich kann doch gar nicht mit Computern umgehen! Jetzt nimm ihn schon an.“
Wirkt irgendwie ein wenig, als könnte ich nicht ablehnen.
Ich nehme ihn also doch entgegen. „Okay…danke, Ta- Agatha. Vielen Dank…für alles…“
Es ist eigentlich nicht meine Art, mich zu bedanken – das würden zumindest die meisten denken.
Aber es stimmt eigentlich nicht.
Ich habe auch Manieren. Ich hatte nur nie einen Grund mich zu bedanken. Jedenfalls nicht sonderlich oft.
Dann holt mich Agatha wieder aus meinen Gedanken. „Nenn mich doch einfach Aggie – du hast mich auch so genannt, als du noch ein kleiner Junge warst! Und apropos Schule – morgen ist Dienstag, daher wirst du morgen zur Schule gehen müssen. Ich habe dich auf der Schule angemeldet, auf der auch deine Mutter und ich schon waren. Sie ist hier ganz in der Nähe und hat einen sehr guten Ruf. Die Frau Direktorin will morgen früh auch mit dir sprechen – ich dachte, ich warne dich mal besser vor.“
Sofort ist das bisschen gute Laune, dass ich bis eben noch hatte, schon wieder verschwunden.
Wie von einem schwarzen Loch verschluckt.
Und ich fühle mich müde, als ich mich kurz an meine alte Schulzeit in England und all die anderen Schulen in der Vergangenheit erinnere.
Ich kann mir schon denken, worüber sie mit mir sprechen will.
Aber es ist mir egal.
Ich werde ohnehin nicht lange bleiben.
Adrian King
Nach dem Essen, bin ich einfach auf mein Zimmer gegangen.
Schon ein paar Blicke haben gereicht um mir klar zu machen, wie es in meinem neuen ‘Zuhause’ aussieht.
Es ist hübsch.
Wie ich es mir gedacht habe.
Perfekt.
Nichts für jemanden wie mich. Ich bin so etwas nicht wert.
Das Bett ist gemacht; Ich lasse mich einfach auf die Überdecke fallen.
Die Decke ist kahl.
So wie sie es sein sollte.
Aber ich sehe viel mehr in ihr, als ich es sollte.
Mit mir stimmt irgendetwas nicht.
Es ist so ruhig hier. Es ist friedlich.
Aber warum habe ich dann das Gefühl, dass es lediglich die Ruhe vor dem Sturm ist?
Wieso, kann ich mich nicht entspannen?
Wieso fühle ich mich immer noch so, als hätte ich keine Sicherheit?
Sicherheit, die hier doch eigentlich gewährleistet ist.
Und meine Tante ist auch nicht meine Mutter. Sie ist nicht so ehrlos und ohne Pflichtbewusstsein.
Sie will mir nur helfen.
Ich weiß.
Aber ich bin es nicht wert, dass man mir hilft.
Ich bin die Mühe nicht wert…
Ein nerviges Klopfen, lässt mich die müden Augenlider aufschlagen.
Offenbar bin ich gestern Abend einfach hier eingeschlafen…aber es war doch noch gar nicht spät, oder?
Wie lange habe ich wohl einfach so, stumm auf dem Bett gelegen…?
Wieder klopft es – und diesmal registriere ich auch den Ursprung.
Es kommt von unten.
Und dann höre ich auch schon die Stimme meiner Tante. „Adrian? Komm runter – das Frühstück ist fertig und du willst doch nicht an deinem ersten Tag zu spät zur Schule kommen, oder?“
Wow, selbst ein Weckruf von ihr ist so langatmig. Daran werde ich mich wohl vorerst gewöhnen müssen.
Aber wer weiß – vielleicht bin ich auch gar nicht lange genug hier.
Ich hieve mich von der Matratze hoch und schwinge die Beine über die Bettkante.
„Mal sehen…“, murmle ich zu mir selbst, als ich aufstehe und nach meiner Tasche von gestern greife. „Irgendwo müssen ja ordentliche Sachen zu finden sein…“
In der Tasche sind meine Klamotten und mein zusammengedrückter Schulrucksack verstaut – in dem Rucksack sollten auch ein Block, ein Schulmäppchen und ein Notizheft zu finden sein.
Nur drei Minuten später, bin ich auch schon fertig angezogen – ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mir die Dusche heute wohl sparen kann.
Aggie hat mir gestern noch davon erzählt, wann die Schule hier los geht und solche Dinge.
Nicht, dass es mich wirklich interessiert hätte, aber ich will sie auch nicht sofort enttäuschen, wenn der Aufwand dafür so gering ist.
Tanta Agatha kann schließlich nichts dafür, dass ich so geworden bin.
Dass ich so nutzlos bin.
Keine guten Noten. Keine wirklichen Freunde.
Keine liebende Familie. Kein festes Zuhause.
Keine besonderen Talente. Vorstrafen.
Eine Schulakte so lang wie der Weg zum Mond.
Keine Zukunft…
Egal wo ich hingehe, es fühlt sich an, als würde ich mich nicht vom Fleck bewegen; in der Luft hängen.
Kein Halt.
Egal was ich tue, es kommt mir so vor, als würde ich mich nie ändern; nie vorankommen.
Keine Hilfe.
Die Leute reden immer nur. Sie reden und reden, aber wissen doch nicht, wovon sie eigentlich sprechen.
Es nervt.
Ich schnappe mir die Schultasche, die ich zuvor achtlos auf das Bett geworfen hatte und mache mich auf den Weg ins Esszimmer.
„Guten Morgen!“, grüßt mich Agatha – und auch noch ziemlich enthusiastisch.
Es ist eine Weile her, dass das jemand zu mir gesagt hat, wenn ich ehrlich bin. „Äh, ja…guten Morgen.“
„Was willst du frühstücken?“ Sie tritt zur Seite und stellt ein Tablett von einem Stuhl auf den Tisch. „Wir haben Toast, Eier, Speck, Würstchen, Müsli, Kaffee, Kakao, Orangensaft, Brötchen, Marmelade…“, rattert sie eine ganze Liste herunter.
Und wenn ich sie nicht unterbrechen würde, würde sie noch bis morgen Früh weiter aufzählen. „Ich nehm einen Kaffee…schwarz. Danke.“
Das scheint sie irgendwie zu überraschen und sie wirkt auch ein wenig, als würde sie gleich anfangen zu schmollen. „Aber wir haben doch so viel da…soll ich dir nicht wenigstens ein Sandwich für die Schule machen?“
Beinahe wäre ich wirklich geschockt gewesen – aber ich habe schon zu viel gesehen.
Aber sie fängt wirklich an zu schmollen.
Ich meine, wie alt ist diese Frau? Fünf?
Ich seufze. „Also gut…ich nehme ein Sandwich mit. Zufrieden?“
„Allerdings.“ Sie strahlt über meine Antwort und macht sich sofort in die Küche, während ich mir die Kanne Kaffee nehme und mir eine Tasse davon eingieße.
Hoffentlich werde ich davon etwas wacher – ich fühle mich ein wenig müde. Ausgelaugt.
Aber vielleicht liegt das auch an der ganzen Situation.
Ich sollte mich ja eigentlich glücklich schätzen, dass ich hier sein kann.
Ich hoffe, dass das auch irgendwann so kommen wird…
Etwa zehn Minuten und eine Tasse schwarzen, starken Kaffee später, bin ich auch schon auf dem Weg zur Schule.
Wie ich es Agatha versprochen hatte, zusammen mit dem Sandwich.
Ich frage mich, warum mich diese Frau immerzu füttern möchte, wenn sie mich sieht – so dünn bin ich doch gar nicht…
Oder ist das normal so? Ich habe echt keine Ahnung…
Der Weg dauert jedenfalls tatsächlich nicht lang. Nur wenige Minuten später, stehe ich schon vor dem Tor der ‘Sweet Amoris High’ – ein ziemlich…seltsamer Name, wenn ihr mich fragt.
Aber sowas ist wohl persönlicher Geschmack…
Nur ein paar Schritte über den Hof und schon sehen mich einige Leute an.
Eine Frau kommt mir auf der Straße entgegen, mit einem kleinen Jungen an der Hand.
Als ich sie ansehe zieht sie den Jungen ruckartig ein Stück näher zu sich und legt einen Zahn zu.
Warum glaubt nur immer jeder, ich sei eine Art Schwerverbrecher?
Zumindest verhalten sie sich so.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich noch fünfzehn Minuten habe, bis der Unterricht beginnt – aber Direktorin, Ellen Gates – sie scheint auch aus England zu stammen –, möchte ja noch mit mir sprechen.
Und ich kann mir schon denken, über was – meine Schulakte.
Ein leidiges Thema.
Ich schreite durch den Gang, nachdem ich das Gebäude betrete. Sehe zu Boden.
Ich bemerke einige andere Schüler und Schülerinnen, aber ich sehe ihre Gesichter nicht – nicht einmal, wenn ich sie eigentlich sehe sollte.
Ich sehe sie aus einfach nicht.
Nur leere Gesichter. So ist es meist einfacher.
Ich werde sie, wohl oder übel, später ohnehin noch kennen lernen müssen.
Mein Weg führt mich weiter den Gang entlang – eigentlich nicht weit vom Eingang entfernt, treffe ich dann auf eine Tür.
„Schülervertretung…“, lese ich laut – wobei ‘laut’ eher relativ ist. Es sollte keiner außer mir gehört haben.
Neben der Schülervertretung ist das Rektorat. Ich denke, hier muss ich rein.
Ich klopfe an der Tür und warte.
Nichts.
Ich klopfe wieder. Dann höre ich ein Rascheln.
Und dann eine Stimme. „Herein.“
Also gut.
Schon als ich die Tür öffne, fällt mir der starke Parfumgeruch auf, der schwer in der Luft im Raum zu hängen scheint.
„Guten Morgen…ich bin der neue Schüler. Sie sind wohl Ms. Gates, oder? Sie wollten mit mir sprechen, denke ich“, grüße ich sie sofort und komme zum Punkt, um ein bisschen Zeit zu sparen.
Dieser penetrante Blumenduft ist mir irgendwie zuwider. Ich kann nicht sagen wieso.
Sie steht auf und kramt unter einigen Unterlagen nach einer gelben Papiermappe, die sie zu sich nimmt und aufschlägt, ehe sie ihre Brille zurechtrückt und mich ansieht.
„Dann sind Sie wohl…Mr. King, nehme ich an. Ja, ich wollte mit Ihnen sprechen. Normalerweise würde es reichen, wenn Sie mit Mr. Grey sprechen würden – dem Schülersprecher. Aber Ihr Fall ist ein wenig…besonders. Setzen Sie sich doch.“ Sie bedeutet mir mit einer Handbewegung, mich auf den Stuhl zu setzen, der ihr gegenüber, auf meiner Seite des Schreibtischs, bereit steht.
Ich folge der Anweisung und höre weiter zu. „Nun, es ist so…Sie waren, laut Ihrer Akte, bereits auf sehr vielen Schulen. Sie scheinen weit herumgekommen zu sein und eigentlich haben Sie keine sehr schlechten Noten – Sie haben nur sehr oft gefehlt und fielen besonders dadurch auf, dass Sie sich offenbar schwer damit taten, sich an Regeln zu halten. Sie wurden als schwieriger Fall eingestuft – schwierig zu bändigen und mit einem schwerwiegenden Autoritätsproblem. Ich denke, es könnte einiges getan werden – hier steht auch, dass Sie bisher unter erschwerten Bedingungen, mit Ihrer Mutter gelebt haben...“ Mir gefällt der Tonfall nicht, mit dem sie den letzten Teil gesagt hat.
Ich kann nicht anders, als sie zu unterbrechen. „Entschuldigung, aber ich sehe nicht, was das hiermit zu tun hat“, sage ich, versuche dabei den entnervten Tonfall zu unterdrücken und schüttle leicht den Kopf.
Aber sie fährt einfach fort. „Nun leben Sie bei Ihrer Tante, in geordneten Verhältnissen – es hat sich also einiges geändert und es besteht die große Chance, dass sich das nun auf Ihr restliches Leben auswirken wird. Je nach dem, was Sie aus Ihrer Chance nun machen.“
„Welcher Chance?“
„Die Chance, die wir Ihnen hier bieten können natürlich. Auf Grund Ihrer Vergangenheit, wird es schwer werden, im Berufsleben später Fuß zu fassen. Natürlich nicht unmöglich – lediglich schwerer. Die Schule wird Ihnen daher die Möglichkeit bieten, dass wir Ihre Akte löschen, da ohnehin ein Großteil davon auf dem langen Weg verloren ging. Das alles wieder zusammenzusuchen, bei all den Schulen die Sie bisher besucht haben, würde eine ganze Weile Dauern und ich sehe es als unnötige Arbeit an, wenn ich ehrlich bin. Sehen Sie es als eine Art…zweite Chance an. Es liegt dann an Ihnen, ob Sie etwas daraus machen, oder ob Sie es weiterhin in den Sand setzen. Was sagen Sie dazu?“
Ich schließe kurz die Augen und seufze. „Und deshalb wollten Sie mit mir sprechen?“
Sie macht eine kleine Geste mit dem Kopf, wie ein angedeutetes Kopfschütteln. „Deshalb sind Sie hier.“
„Also gut…was, wenn ich Ja sage?“
„Das ist okay. Darum geht es hier. Wollen Sie es, oder nicht – Sie können eigentlich nicht verlieren. Selbst wenn Sie weiter machen, wie zuvor, haben Sie am Ende eine dünnere Akte als an Ihrer letzten Schule. Nur würde es Ihnen dann nicht so viel bringen.“
„Gut. Dann also, Ja. Kann ich nun gehen?“
Sie sieht wieder zu der Akte vor sich. „Da Ihre Akte nun mehr oder weniger vollständig ist, sollten Sie in den nächsten Tagen noch ein aktuelles Bild vorbei bringen. Sie sollten auch später noch bei unserem Schülersprecher, den ich vorhin erwähnt hatte, vorbei schauen – er wird Ihnen die notwendigen Unterlagen zukommen lassen, wie Stundenpläne, Schülerausweis und Schulbücher.“
„Also kann ich dann gehen?“, frage ich noch einmal.
Unhöflich sein, wollte ich eigentlich nicht. Aber ich bekomme Kopfschmerzen und ich weiß wirklich nicht, was ich von all dem halten soll.
Es klingt zu gut, um wahr zu sein.
„Ja. Das wäre dann alles – viel Spaß an Ihrem ersten Schultag, Adrian.“
„Danke.“ Ich kann nicht ändern, dass meine Stimme ein wenig Sarkastisch klingt, als ich das sage.
Dann kann ich endlich diesen Raum verlassen.
Ich will eigentlich nur noch an die frische Luft…
Aber das geht jetzt wohl nicht.
Adrian King
Dieses Gespräch mit der Direktorin war…gewöhnungsbedürftig. Gelinde gesagt.
Also, wo sollte ich noch gleich hin…in die Schülervertretung?
Das heißt, einfach einen Raum weiter.
Wieder klopfe ich an die Tür.
Nichts.
Ich klopfe erneut.
Wieder nichts.
Diesmal scheint wirklich niemand da zu sein.
Trotz allem öffne ich langsam die Tür und sehe hinein.
„Hallo-Hallo? Jemand zu Hause?“, rufe ich fragend in den Raum hinein.
Scheint nicht so, aber das war ja ohnehin klar.
In dem Raum steht nur ein Schreibtisch und an der Wand sind einige schmale Metallschränke aufgereiht. Überall liegen Akten und die Schränke quellen halb über.
Hier liegt all das, was im Rektorat scheinbar gefehlt hat – ich dachte mir jedenfalls die ganze Zeit, dass irgendwas gefehlt hat, aber es war irgendwie so nebensächlich.
Also gut, wenn dieser Grey hier nicht ist, dann kann ich ja meine Klasse suchen…wenn ich überhaupt wüsste, in welche ich denn genau gehe.
Ich meine, haben die hier Parallelklassen?
Und in welchen Raum muss ich?
Welches Fach? Welcher Lehrer?
Na toll.
Ich fahre plötzlich herum, als ich etwas an meiner Schulter spüre. „Kann ich dir helfen?“
Es war eine Hand. Und zu dieser Hand, gehört ein ordentlich gekleideter Junge.
Der Blonde vor mir, lächelt perfekt – abgesehen von diesem kurzen Moment, in dem er mein Gesicht das erste Mal richtig gesehen hat. Da sah er kurz erschrocken und leicht irritiert aus, hat sich aber sofort wieder gefangen.
Ich mustere ihn einen Moment.
Ein Hemd. Eine Krawatte. Eine viel zu steife, unbequem wirkende Hose.
Ein Klemmbrett…er ist mit Sicherheit der Schülersprecher, zumal er der einzige Schüler zu sein scheint, der noch immer über die Flure spaziert – abgesehen von mir.
Ein kleiner Streber wahrscheinlich. Jedenfalls sehr…diszipliniert.
Perfekt Etwas, das ich hier schon oft gesehen habe. Zu oft.
„Also?“, fragt er und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe ihn verwirrt an. „Was?“
„Na, kann ich dir irgendwie helfen?“, widerholt er scheinbar seine Frage, die ich vorher so gekonnt ignoriert habe. „Immerhin stehst du hier im Schülervertretungsraum – und ich habe dich hier noch nie gesehen. Ein Gesicht wie deines…nun ja, sagen wir einfach, ich würde dich wiedererkennen.“
Stimmt. Und das war sicher keine Beleidigung – ich habe schon viel Schlimmeres gehört.
Es war eher eine einfache Umschreibung davon, was mein Gesicht nun einmal ist.
Einprägsam.
„Ja, ich bin auch neu – mehr oder weniger. Ich gehe ab heute hier zur Schule. Die Direktorin hat mich hergeschickt – wegen Unterlagen und Büchern“, kläre ich ihn knapp auf.
Das bringt ihn wieder ein bisschen mehr zum Lächeln. Ein ziemlich einfacher Zeitgenosse, hm?
„Dann komm mal mit – ich kann dir alles geben. Es sollte alles bereitliegen. Eigentlich hieß es, du kommst erst morgen, daher war ich so überrascht. Aber bei uns kommt es manchmal vor, dass die Organisation ein wenig…hinkt. Naja, erledigen wir das jedenfalls.“
„Klar…“, ist alles was ich erwidere, ehe wir zusammen in den Raum gehen und er mich mit meinen Materialien versorgt.
Schon ein Blick auf den Stundenplan sagt mir, dass ich heute sehr genervt sein werde.
Viele verschiedene Fächer.
Keine ordentlichen AGs – nicht, dass ich tatsächlich die Lust hätte, eine zu besuchen, aber Agatha möchte das.
Damit ich mich besser ‘integriere’, meint die. Ich müsse mich hier ja einleben.
Wenn es nach ihr ginge, hätte ich am Ende dieser Woche schon zwanzig neue Freunde gefunden, aber so einfach ist das leider nicht.
Nicht bei mir zumindest.
Ich sehe noch einmal auf den Plan um meine Klasse und die erste Stunde für heute zu erfahren.
Also gut. „Sag mal…wo ist Raum 211?“, frage ich das Streberleinchen vor mir.
„Ähm, das ist oben. Die Räume hier sind eigentlich einfach zu finden, wenn man das Prinzip kennt“, meint er schnell und lächelt wieder.
Soll ich mich daran gewöhnen, immer angestrahlt zu werden? Ich weiß nicht…ich fühl mich hier irgendwie wie beim Zahnarzt…nicht, dass ich in letzter Zeit mal wieder war.
Was ich aber vielleicht mal tun sollte…egal, zurück zum Thema.
„Aha und wie lautet das Prinzip?“, frage ich also.
„Naja, wir haben hier genau ein Ober-, Erd- und Untergeschoss. Das Untergeschoss schließt die Kellerräume, wie den Heizungskeller, den normalen Keller, die Abstellräume und die etwas größeren Lagerräume ein. Im Erdgeschoss befinden wir uns gerade und dann gibt es noch eines über uns. Alle Räume im Keller, beginnen mit der Zahl ‘0’. Die Räume in diesem Stockwerk mit der Zahl ‘1’ und ein Stockwerk über uns, beginnen die Zahlen mit der Zahl ‘2’. Danach musst du einfach abzählen. Du weißt also, der Raum 211 ist eins weiter oben, also gehst du ins Treppenhaus, dann ein Stockwerk nach oben und läufst den Gang entlang, bis du beim elften Raum ankommst. Verstehst du?“
Okay, das war eine ausführliche Antwort.
„Klar. Verstehe ich – bin ja nicht auf den Kopf gefallen…“, nuschle ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
Dieser Kommentar scheint ihn zum Lachen zu bringen, da das kurze Lachen das ich eben gehört habe, echter klang als alles andere bisher ausgesehen hat. „Tut mir leid, so sollte es nicht rüberkommen. Ich wollte es nur nicht doppelt und dreifach erklären müssen – es gibt nämlich durchaus viele Leute hier, die nicht gerne zuhören und du hast mich irgendwie an jemanden erinnert, der das ganz besonders gut draufhat, daher war es wohl Gewohnheit.“
„Nein, schon klar. Du machst ja nur deinen Job und so…ich geh dann mal. Also...“, will ich mich bereits verabschieden, doch er hält mich an der Schulter zurück.
Ich hasse das. Ich hasse das einfach.
Von hinten angepackt zu werden.
Aber ich halte das Knurren zurück, das bereits seinen Weg über meine Kehle finden will – er kann ja nichts dafür und ich denke nicht, dass das nun irgendwie provozierend gemeint war. Denn das wäre unlogisch, da er mich nicht kennt.
Ich atme also einmal tief durch und drehe mich um, nur um von einem warmen Lächeln begrüßt zu werden.
Ich krieg echt noch die Krise, mit dieser Sonnenblume.
„Ja, Sonnenscheinchen?“, frage ich sarkastisch, weil ich einfach nichts dagegen tun kann.
Daraufhin sieht er mich nur perplex an und wirkt verwirrt. „Was?“
„Nichts…“, ist alles, was ich dazu sage und es scheint ihn nicht ganz zu überzeugen – viel dazu sagen, will er aber offenbar auch nicht.
„Oh…kay… Also, ich wollte dir nur sagen, dass wir in dieselbe Klasse gehen, also können wir auch zusammen…wenn du möchtest, meine ich…“, fragt er unsicher und will sich bereits abwenden.
Ich sehe ihn nur an. Am liebsten würde ich allein gehen, aber wenn ich mich von den anderen abgrenze, macht das auch nichts besser.
Und er wirkt schon irgendwie freundlich, also immerhin.
„Ist mir egal“, entgegne ich schlicht.
Und dann gingen wir tatsächlich zusammen…bis er eine SMS bekommen hat, in der eine Freundin von ihm offenbar meinte, dass die erste Stunde kurzfristig ausgefallen war.
Und da er nicht mehr im Büro war, hat er es nicht mehr erfahren. Also eine Freistunde.
Eine Schulstunde, in der ich hier einfach nur herumgammeln werde. Aber ich will mich nicht beschweren.
Immerhin zögert es diesen Moment heraus.
Den Moment, der unvermeidlich ist – der Moment, in dem ich zu meiner neuen Klasse stoßen werde.
Ich sollte es wirklich langsam gewohnt sein, aber ich habe dennoch keine Lust darauf.
All die neuen Leute.
All die Fragen.
All die Lügen.
Ich habe es satt – aber ich kann es nicht ändern.
Naja, bisher war ich eigentlich immer nur an Schulen, mit Menschen wie mir. Das hier…ist eine ganz andere Welt.
Die meisten Schulen, bis auf ein oder zwei, waren ziemlich heruntergekommen und auf einer solch Feinen, war ich bisher noch nie – und ich glaube, es ist eigentlich eine ganz normale.
Aber ich denke dennoch nicht, dass es viel anders werden wird – im Gegenteil. Wahrscheinlich ist, dass ich hier noch mehr anecke, als ich es ohnehin schon überall tue.
Der Schülersprecher muss also wieder zurück – verspricht aber, mich am oberen Treppenabsatz aufzulesen, wenn er fertig ist, alle Schüler über die erste Stunde zu informieren. Es wird bereits zu spät sein, aber er muss es tun, meint er.
Ich habe jedoch nicht die Absicht, hier die ganze Zeit herumzustehen wie eine Wachsfigur.
Also laufe ich den Gang entlang.
Ich gehe weiter und weiter.
Bis ich plötzlich an einer kleinen Treppe ankomme. Gab es hier nicht nur dieses eine Obergeschoss?
Das hat mir der kleine blonde Sonnenschein doch vorhin erklärt, oder nicht?
Tja, mal sehen, was es da so gibt…
Als ich die kleine Treppenflucht erklommen habe, stehe ich vor einer Tür.
Offenbar ist das tatsächlich kein Stockwerk – nein, es ist das Dach.
Daneben steht nämlich eine Warnung. Die Türen sind auch eigentlich verschlossen, ich denke, das ist so Vorschrift, auch wenn die meisten meiner alten Schulen sich nicht daran gehalten haben – die haben sich an Einiges nicht gehalten.
Auf gut Glück, lege ich meine Hand an den Griff und drücke ihn herunter – und staune nicht schlecht, als sie sich tatsächlich öffnen lässt.
Aber im Ernst, ich will nichts sagen – immerhin ist es ja nicht zu meinem Nachteil.
Als ich dann so dort stehe, denke ich nach – wie ich es immer tue, wenn ich auf einem Dach stehe. Sie sind meine Lieblingsorte und die Einzigen bisher, an denen ich mich entspannen konnte.
Ich mag hohe Orte.
Also trete ich weiter heraus und schließe die Tür hinter mir um an den Rand zu gehen.
Der Tag hat gerade angefangen und das Schlimmste habe ich noch vorher – und doch, würde ich am liebsten einfach wieder verschwinden.
Meine Hände vor mir auf dem Stein liegend, überblicke ich die kleine Stadt und atme einmal tief durch.
Ich frage mich, wie lange ich noch so leben kann.
Ich sehe nach unten und stelle mich einfach auf die Mauer, die das Dach umfasst.
Der Blick nach unten lässt mich wanken.
Es fühlt sich seltsam an.
Dieser Blick von oben…
Alles wirkt klein. Unbedeutend.
Und wenn man genauer darüber nachdenkt; wenn man wirklich einen Gedanken daran verschwendet, dann merkt man, dass es auch genau das ist.
Ich lasse mich ein wenig nach vorn fallen – nur um zu wissen, wie es sich anfühlt.
Wie es sich anfühlt, wenn man nur für einen Moment die Angst spürt, hinunterzufallen in die Tiefe.
In diesem einen Moment, wird eine unglaubliche Menge an Adrenalin durch meine Adern gepumpt, die mich lebendig fühlen lässt – etwas, dass schon lange nicht mehr der Fall war.
Ich lehne mich sofort wieder zurück und stolpere rückwärts von der Mauer, woraufhin ich wackelig wieder auf den Beinen lande.
Ich atme ein. Aus.
Wieder ein. Und wieder aus.
Mein Kopf fühlt sich leicht an.
Ich fühle mich als würde ich schweben. Ohne festen Stand auf dem Boden.
Ohne wirklichen halt.
Aber ohne auch nur ein Stück voran zu kommen.
Also eigentlich wie immer.
Ich denke über den vergangenen Tag und die Zeit davor nach.
Wieso bin ich überhaupt hier?
Was tue ich hier eigentlich?
An der Mauer, neben der Tür zum Treppenhaus, lehne ich mich an und rutsche daran nach unten, bis ich sitze.
Oh man…
Ich hasse mein Leben.
Adrian King
Als ich langsam den Gang entlangschreite, beginne ich etwas nervös, an meinem schwarzen Haar zu zurren und zu zerren.
Eigentlich sind sie nicht lang – nur knapp bis zur Schulter. Doch ist mein Pony länger als der Rest und das hat auch seinen Grund. Es ist, damit ich das schwarze Bündel kollektiv auf die linke Seite meines Gesichts schieben kann, wo dessen Spitzen dann ziemlich genau an meinem Kinn enden.
Nur leider bleiben sie nie so, wie ich sie will. Verdecken nie die ganze linke Hälfte und das würde nicht einmal reichen.
Ich komme nicht weit mit meinem Versuch, ein wenig…naja, weniger auffällig zu sein, als ich auch schon aus dem Augenwinkel erkenne, dass ich meinem Ziel scheinbar näher komme.
So brauche ich nur noch wenige Schritte, um vor genau der Tür zu stehen, zu der ich sollte.
Nun hilft nur noch Seufzen. Seufzen und einfach abschalten. Es wird schon werden.
Als ich nach dem Türhenkel greife, kann ich schon die Stimmen im Raum hören – nicht die ganze Zeit. Es wurde scheinbar jemand aufgerufen. Hat der Unterricht etwa schon begonnen?
Tja, das wird wohl mal wieder ein sehr guter Anfang werden, aber was soll’s.
Ohne mir große Mühe zu machen, doch noch einmal zu klopfen, trete ich ein – in eine Klasse, die mich erst gar nicht bemerkt.
Und dann anstarrt, als wäre ich ein Auto, das gerade mitten in ihren Hexenzirkel gefahren ist.
Als ich meinen Blick über die verdutzte Menge gleiten lasse, fehlt mir ein Gesicht – das Sonnenblümchen fehlt.
Doch lange kann ich so und so nicht darüber nachdenken, denn ich diesem Moment, stellt sich auch schon ein Mann neben mich, mit chaotisch, zu allen Seiten abstehendem, braunen Haar, einer Brille und einer etwas krummen Nase. „Du…ich glaube, du musst der neue Schüler sein, oder nicht? Warum bist du zu spät?“
Als ich auf die Uhr sehe, fällt es mir das erste Mal auf. Scheinbar geht meine eigene Uhr falsch – und ich habe auf dem Dach zu viel Zeit vertrödelt. Ich bin mindestens zwanzig Minuten zu spät.
„Ich…bin falsch abgebogen“, gebe ich ihm als lasche Entschuldigung.
Und seltsamerweise, scheint es ihn gar nicht zu überraschen und er nickt es einfach ab – der Blonde hatte wohl wirklich recht damit, dass einige bei der Erklärung nicht zugehört haben. Dabei ist die Raumverteilung absolut einfach.
Aber an mir soll es nicht liegen. „Ja. Und nun?“, frage ich daher ablenkend.
„Nun…sollten wir dir erst einmal einen Platz suchen…oder nein, eigentlich solltest du dich zuerst vorstellen…ja, das wäre vielleicht wirklich besser.“
Ein wenig verwirrt, wie?
Ehe ich reagieren kann, greift er bereits nach meinem Arm und zieht mich beinahe mit sich nach vorn, neben das Pult. „Dann sag doch mal, wer du bist und wo du herkommst.“
Als ich die Klasse so ansehe, weiß ich eigentlich absolut nicht, was ich sagen sollte.
Wo ich herkomme? Das will doch ohnehin keiner wirklich wissen.
Was ich gerne tue? Das geht niemanden etwas an.
Wer ich bin…?
Manchmal wüsste ich das selbst gerne.
Ich hole ein bisschen Luft und kratze mich an der Wange. „Also… Ich bin Adrian King“, ist alles was ich sage und bewege mich in dem Moment auch schon auf einen freien Platz zu, von dem ich hoffe, dass er wirklich frei ist und es kein Problem gibt, wenn ich mich dort nun hinsetze.
Er liegt direkt neben einem Mädchen mit violettem Haar.
„Äh, Moment…“, höre ich nur die Stimme des Lehrers – zumindest vermute ich, dass es sich um den Lehrer handelt – und drehe mich noch einmal um. „War das denn schon alles?“, hakt er verwirrt nach.
Ich sehe ihn jedoch nur gleichgültig an und zucke die Achseln. „Ja.“
Es gibt nichts zu sagen; nichts zu erfragen.
Dinge die man über mich wissen sollte, lernt man am besten aus Erfahrung – oder hofft besser darauf, dass man es niemals erfährt.
Es gibt Seiten an mir, die ich selbst hasse. Doch ich kann nichts gegen sie tun.
Und in dem Moment kommt dann auch schon dir Frage, vor der ich mich am meisten drücken wollte. „Willst du uns denn nicht wenigstens sagen, warum du nun hier bist?“
Klar. Weil die meisten wohl nur die Schule wechseln, wenn ihre Eltern einen neuen Job haben.
Oder aus welchen Gründen auch immer. Man wechselt wohl in dem Alter nicht aus Spaß an der Freude.
Aber was soll ich darauf bitte antworten? Das meine Mutter mich hasst?
Weil ich ihr praktisch immer nur im Weg stand?
Weil ich mit einem ihrer Lover ins Bett gegangen bin, mit dem sie sich so viel versprochen hatte?
Klar sage ich ihnen das. Weil sie das auch sicher so viel angeht.
Ein lautes Seufzen bahnt sich seinen Weg ans Tageslicht und ich schließe kurz meine grünen Augen, ehe ich ein „Einfach so“ in den Raum fallen lasse und meine Tasche neben meinem auserkorenen Platz auf den Boden fallen lasse. „Ist der Platz hier noch frei?“
Das Mädchen, das ich hierbei anspreche, sieht mich jedoch nur mit riesigen Augen an – scheint irgendwie nicht, als würde sie noch antworten wollen.
Und dabei fällt es mir auf. Als ich mich an der linken Wange gekratzt habe, müssen meine Haare zur Seite gerutscht sein. Es verstecken zu wollen, war aber ohnehin eine dämliche Idee. Absolut unnütz.
So eine Verzweiflungstat sieht mir eigentlich nicht ähnlich. Aber vielleicht…
„Ja, der Platz ist noch frei“, kommt eine fröhliche Stimme, derweil der anderen Seite.
Es ist der Platz, eine Reihe vor mir, auf der rechten Seite. Also fast neben mir – das erkenne ich, als ich sitze.
Der Junge der es gesagt hat, hat braunes Haar und eine Hose im Camouflage-Stil. Sieht nett aus.
Aber würde ich nicht vögeln wollen. Er ist nicht niedlich – naja, der erste Blick zeigt eigentlich schon, dass er viel härter tut, als er eigentlich ist. Doch so etwas macht mir keinen Spaß.
Ich weiß nicht einmal, ob ich hier irgendwen finden würde, der für diesen Zweck geeignet wäre – und ob ich hier überhaupt jemanden suchen sollte.
Es würde alles nur noch viel schneller kaputt machen.
Den anderen keine weitere Beachtung schenkend, schnicke ich meine Haare wieder ein wenig mehr in die Mitte meines Gesichts zurück. Ich mag es einfach nicht, angestarrt zu werden.
Aus Prinzip.
Mit diesem Gedanken lehne ich mich schnaubend in den Sitz und verschränke die Arme vor der Brust.
So viel zu meinem Prinzip.
Sie scheinen davon jedenfalls nichts zu wissen – andererseits…wie sollten sie auch?
Wieder seufze ich.
Das wird ein langer Tag werden, glaube ich.
Aber vielleicht sollte ich mich wirklich einfach zurücklehnen…
Und möglicherweise auch etwas lernen.
Tag der Veröffentlichung: 20.06.2014
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