Mit düsterem Blick starrte Damien von Tannheim in das Bier vor sich auf dem verkratzten, hölzernen Tisch in dieser italienischen Spelunke, wo er untergetaucht war. Vor ein paar Jahren hätte er der mächtigste Mann im Schattenland sein können. Leros, sein einst treuester Freund neben Erzebet, hatte ihn endlich gefunden, nachdem er eine gefühlte Ewigkeit bewegungslos mit einem Pfahl in der Brust hatte verbringen müssen. Doch von der Freundschaft war nach Damiens Erweckung nicht viel übrig geblieben. Leros hatte an Erzebets Seite eine sehr hohe Position erreicht und diese war ihm wohl zu Kopf gestiegen, denn er hatte sich als neuer Führer der Strigoi gesehen. Er hatte ihn mit dem Blut der Feuerhexen, Vampire und Dunkelelfen am Leben erhalten, jedoch nicht weil er ihm zur alten Macht verhelfen wollte, sondern um ihn als Blutbank zu missbrauchen, um neue Strigoi zu produzieren. Wie dumm war Leros gewesen, ihn so sehr zu unterschätzen! Damien war zwar unbeweglich im Rollstuhl gesessen, hatte jedoch alles mitbekommen, was um ihn herum geschehen war, auch Leros Allmächtigkeits-Fantasien. Irgendwann hatte er es endlich geschafft, sich aus dem Rollstuhl zu erheben. Zuerst hatte er mit dem größten Vergnügen den elenden Leros in die Ewigen Jagdgründe geschickt, nicht ohne ihm zuvor mit einem Gestaltwandlungszauber sein eigenes Aussehen zu geben. Auf der Flucht durch die Burg war ihm eine Frau über den Weg gelaufen, die alle Blutlinien der Schattenlandbewohner in sich vereinte: Adeen Feuerherz. Er hatte sein Glück kaum fassen können und hatte sich sofort auf sie gestürzt. Was war es für eine Freude gewesen, ihr Blut zu stehlen und sich daran gütlich zu tun! Mit seinem Biss hatte er den Fluch Dragans von sich selbst auf die Feuerhexe übertragen und sie damit zur Bewegungslosigkeit verdammt. Endlich frei! Doch leider hatte die Freude über die wieder erlangte Beweglichkeit nicht allzu lange angehalten, denn als er nach der Flucht aus dem Schattenland versucht hatte, eines seiner Opfer zum Strigoi zu verwandeln, war dies nicht gelungen. Die elende Schlange hatte eine ganze Menge geweihtes Wasser getrunken. Er war zwar frei gewesen, aber es gab für ihn keine Möglichkeit mehr Strigoi zu produzieren und damit stark genug zu sein, um die Macht im Schattenland an sich zu reißen. Es war zwar noch der Keim des Bösen vorhanden, aber er konnte ihn alleine nicht mehr zum Austreiben bringen. Vor kurzem hatte ihm einer seiner Informanten auch zugetragen, dass Adeen kurz nach seiner Flucht vom Fluch befreit worden war.
Heiß strömte der Hass auf die Menschen in jede seiner Körperzellen. Menschen hatten ihn und Erzebet vom Vampir zum Strigoi gemacht. Mit Erzebet war er vor Ewigkeiten als Portalwächter unterwegs gewesen, um in den siebenbürgischen Wäldern Dämonen aufzuspüren, die dort ihr Unwesen trieben und sie wieder in die Hölle zurückzuschicken. Nun, eigentlich hatte er ja nicht wirklich vorgehabt, die Dämonen in die Hölle zu schicken; er hatte sie töten wollen, um ihre Kräfte zu seinen zu machen. Erzebet hätte er mit ihnen genauso beseitigt. Doch leider kam alles anders. Die elenden Menschen in der Region waren so von ihrem Aberglauben getrieben, dass sie ihm und Erzebet eine Falle gestellt hatten, sie gefangen und zusammen in einem Raum unter einer Kirche eingemauert hatten. Irgendwann war der Bluthunger so groß gewesen, dass die beiden halb verhungerten Vampire voller Gier übereinander hergefallen waren und sich jeweils am Blut des anderen gelabt hatten. Mit fatalen Folgen. Zumindest für die Menschen. Das Vampirblut hatte bei beiden den inneren Dämon, den jeder Vampir in sich hatte, so enorm anwachsen lassen, dass er die Kontrolle über sie übernehmen konnte, er hatte ihre Herzen in einen gefühllosen, mit Eis überzogenen Muskel verwandelt und ihre Seelen mit Hass getränkt. Ohne es zu wollen, hatten die Menschen einen seiner geheimsten Wünsche erfüllt. Schon in seiner menschlichen Zeit, als Kind, und später als Erwachsener, hatte er unter den Repressionen gelitten, denen seine Mutter und er damals im 16. Jahrhundert ausgesetzt waren. Sie war nicht nur eine wandernde Hure, sondern zusätzlich eine Frau mit magischen Begabungen gewesen. Immer wieder waren beide dem geifernden Pöbel ausgesetzt, mussten sich beschimpfen und bespucken lassen und waren für alles und jeden Abschaum, mit dem man nichts zu tun haben wollte und den man bestenfalls als Sündenbock für seine eigenen Untaten benutzen konnte. Irgendwann hatte er einen unglaublichen Hass auf seine Mitmenschen entwickelt. Er wollte ihnen all die Schmach und Erniedrigungen, die sie ihm und seiner Mutter bereitet hatten, heimzahlen. Auge um Auge und Zahn um Zahn. Zwar war sein Vater ein Dämon gewesen, jedoch hatte sein menschliches Erbe dafür gesorgt, dass die dämonischen Fähigkeiten beim ihm kaum zum Tragen kamen. Es hatte sich immer nur darin gezeigt, dass er unglaubliche Freude daran fand, andere Lebewesen zu quälen und ihnen Schmerzen zu bereiten. Um dennoch den dämonischen Nachlass seines Vaters heraus zu kitzeln, hatte er sich zum Vampir machen lassen. Aber auch als solcher hatte er zu wenig Macht besessen und Dragan und Lilith, die Erschaffer des Schattenlandes hatten stark reglementiert, was Vampire zu tun und zu lassen hatten. Dies hatte ihm immer mehr missfallen, je länger er dort Portalwächter war. Die Macht, die Dragan und Lilith hatten, sollte ihm zustehen. Als Strigoi-Dämonenvampir hatte er deutlich mehr Möglichkeiten. Diese Verwandlung hatte sein dämonisches Erbe erst richtig zum Vorschein gebracht und er hatte sich unglaublich stark gefühlt. Erzebet war seine Gefährtin geworden, doch bei ihr hatte es deutlich länger gedauert und es hatte mehrfach einen Blutaustausch geben müssen, bis sie endlich eine wirkliche Strigoia wurde. Nachdem sie sämtliche Regeln Dragans und Liliths verletzt hatten, hatte man Portalwächter nach ihnen ausgesendet und beide gepfählt. Doch anstatt zu Asche zu werden, wurden sie lediglich handlungsunfähig. Es war eine elende Quälerei gewesen, in diesem engen Sarg zu liegen und dennoch alles mitzubekommen, was um ihn herum geschah und zu wissen, dass er immer noch handlungsunfähig blieb, wenn es doch jemand schaffte, den Pflock zu ziehen. Jeden Tag in diesem Sarg hatte er dieses elende Schattenland mehr gehasst. Die Portalwächter, die elenden Gutmenschen und am meisten Dragan und Lilith.
Von Leros hatte er erfahren, dass Erzebet durch einen Zufall nach sehr langer Gefangenschaft im Sarg wieder erweckt worden. Doch sie hatte nicht einmal daran gedacht, ihn zu befreien. Mit Leros hatte sie angefangen, das Vampirgebiet in den Dunkelwäldern zu kontrollieren. Jedoch war durch die lange Gefangenschaft im Sarg ihr Blut nicht mehr so mächtig, um vollwertige Strigoi zu produzieren. Es hatte nur noch die Kraft für kurzfristige Wesensänderungen, vor allem bei magischen Wesen. Und diese hatten alle drei Monate zum Blutritual antreten müssen. Dieses Ritual hatte Leros übernommen und Damien hatte unfreiwillig als Blutbank herhalten müssen. Verdammt, Leros war so nahe an der Machtübernahme gewesen; Damien hätte leichtes Spiel gehabt, ihn zu töten und an seiner Stelle zu herrschen. Doch diese verdammte Adeen hatte ihm einen sehr dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem er nicht mehr in der Lage war, Strigoi zu produzieren, war er erst einmal nach Italien geflüchtet und war in diesem düsteren Dorf hoch oben in der Brenta untergetaucht, um seine Wunden zu lecken. Dort in der Umgegend lebten noch einige magische Wesen, die dämonischen Ursprungs waren. Die wollten ihn zwar unterstützen, doch zur Beherrschung des gesamten Schattenlandes mussten zunächst Dragan und Lilith entmachtet werden. Und dafür fehlte ihm noch die zündende Idee. Denn noch immer waren sie ihm überlegen.
Das Knarzen der Tür zum Gastraum riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Mann mittleren Alters trat ein und setzte sich an den Nebentisch. Er zog ein Notizbuch aus der Tasche, die er bei sich trug und fing eifrig an zu schreiben. Gedankenfetzen des Mannes drangen bis zu Damien vor. Normalerweise waren die dummen menschlichen Gedanken uninteressant für Damien, aber bei diesem Mann überschlugen sie sich beinahe. Ein Wunder, dass er so schnell mitschreiben konnte. Erst als der Mann das untergegangene Vinissa, eine magische Parallelwelt Venedigs, beschrieb, horchte der Dämonenvampir auf. Dort schien es ein uraltes Archiv zu geben mit sämtlichen Schriften, die sich angesammelt hatten, seit die Menschheit das Lesen und Schreiben gelernt hatte. Der Wissenschaftler erwähnte eine Legende auf einer alten Schriftrolle über einen Dämon, der schon seit Anbeginn der Menschheit existiert hatte und der von einem Drachen und einer Magierin vom Angesicht der Erde in eine Schriftrolle verbannt worden war. Interessant, wenn er nicht in die Hölle zurückbefördert wurde, könnte man ihn wieder heraufbeschwören. Wenn er schon so alt war, konnte er Damien sicher verraten, wie er diese elenden Gottheiten der Schattenwelt beseitigen konnte. Er musste dringend dieses Buch haben.
Damien musste sich noch gute zwei Stunden gedulden, bis der Mann endlich seine Notizen beendete, das Buch zuschlug und wieder einpackte. Nachdem er aufstand und bezahlte, verließ er das Lokal. Damien sprang auf, bezahlte hastig und folgte dem Mann. Schon an der ersten Wegbiegung hatte er ihn eingeholt und im Handumdrehen das Buch an sich gerissen. Zurück ließ er eine blutleere Leiche mit einem gebrochenen Genick …
***
Ein gewinnendes, wenn auch dämonisch-grausames Grinsen streifte Damiens Gesicht, als er vor dem uralten, verwitterten Mausoleum in einem alten, nicht mehr genutzten Friedhof einer der kleineren Nachbarinseln Venedigs stand. Drei Jahre hatte es ihn gekostet, den Zugang zum versunkenen Vinissa zu finden. In dieser Zeit hatte er Anhänger um sich geschart, die genau wie er schon lange darauf gewartet hatten, Lilith und Dragan zu entmachten. Etliche Tote hatten bis heute seinen Weg gepflastert. Aber auf die paar elenden Menschlein kam es nicht an. Er blickte sich sichernd um, doch es war niemand auf dem düsteren Gelände zu sehen. Ein paar Schläge und die Tür des Mausoleums lag zerbrochen vor ihm. Er stieg über die Trümmer und eine Treppe ins Dunkel hinab. Dann drückte er auf ein Ornament auf dem Sarkophag, der in der Mitte des Raumes stand; dieser schob sich zur Seite und gab eine weitere Treppe frei. Kaum war Damien am Fuß der Treppe angelangt, schob sich der Sarkophag scharrend wieder in seine ursprüngliche Position zurück. Damien schaltete seine mitgebrachte Taschenlampe ein, denn in diesem absoluten Dunkel konnte auch ein Strigoi nichts sehen. Der Geheimgang war sehr abschüssig und er musste aufpassen, nicht auszurutschen. Eine gefühlte Ewigkeit ging es bergab, bis er weit unter dem Wasserspiegel sein musste. Nun wurde der Weg gerade, aber immer feuchter. Immer öfter musste Damien über große Pfützen springen. Irgendwann stand das Wasser brusthoch und er konnte sich nur noch schwimmend fortbewegen. Am lästigsten waren jedoch die Ratten, die quiekend die Flucht ergriffen, sobald sie ihn witterten. Ein paar Mal schon war er auf die eine oder andere getreten. Irgendwann wurde das Wasser weniger und der Weg stieg wieder ein bisschen an. Am Ende dieses Pfades traf er auf eine schwere hölzerne Tür, die sich zwar gegen seine Zerstörungsversuche sträubte, nach einer Weile aber dennoch so plötzlich nachgab, dass er beinahe vornüber gefallen wäre. Eine dunkle Halle empfing ihn. Die Bibliothek! In einem geheimen Raum musste das alte Archiv sein. Damien leuchtete sämtliche Bücherregale ab, bis er auf das Buch stieß, das der Wissenschaftler in seinem Notizbuch als Türöffner markiert hatte. Er zog es heraus, das Regal schob sich auf und offenbarte die geheimen Schätze des Archivs. Dort lagen sämtliche Schriftrollen durcheinander. Scheinbar hatte der Forscher die passende Schriftrolle nicht gefunden. Aber warum hatte diese ihn so brennend interessiert? War er auf die Weltherrschaft aus oder war er der Ansicht, Axios gehöre zurück in die Hölle? Nun, das konnte Damien ja egal sein. Er suchte den kleinen Raum von oben bis unten ab, aber er wurde nicht fündig. War ihm jemand zuvorgekommen? Plötzlich fiel sein Blick auf einen vorstehenden Mauerstein zwischen den Regalen. Ob dort etwas war? Nachsehen schadete auf jeden Fall nicht. Er brauchte ziemlich viel Kraft, um diesen elenden Stein herauszuziehen. Wütend warf er ihn gegen die Wand, als er endlich draußen war. Als er mit der Taschenlampe in das Loch leuchtete, sah er dort in einem Zwischenraum eine Schriftrolle liegen. Bingo! Da war der Herr Wissenschaftler wohl etwas kurzsichtig gewesen. Damien griff hinein und musste ein paar Verrenkungen anstellen, um die Schriftrolle herauszuziehen, ohne sie zu beschädigen. Ein zufriedenes Lächeln streifte sein Gesicht, als er das Schriftstück aufrollte und anfing zu lesen. Nun gut, hier stand die Geschichte, aber wie konnte er den gefangenen Dämon heraufbeschwören? Gewöhnlich beschwor man Wesen dieser Art herauf, indem man ein paar Mal deren Namen rief. Er versuchte es sofort, aber nichts geschah. Dann versuchte er es mit diversen Synonymen und Umschreibungen, aber er blieb erfolglos. Lange überlegte er hin und her, bis ihm ein Geistesblitz kam. Vielleicht hatte der Dämon sich ja in diese Geschichte geflüchtet, als er schwach und geschlagen war, um dort zu ruhen, bis ihn jemand dort „herauslas“. Damien fing an zu lesen und je länger er las, desto mehr vibrierte die Rolle in seinen Händen, als würde sie ein Eigenleben entwickeln. Nachdem er das letzte Wort gelesen hatte, wurde ihm die Rolle aus der Hand gerissen und fiel zu Boden. Dichter Nebel bildete sich und als dieser anfing, sich zu lichten, erblickte Damien eine Gestalt aus schwarzem Rauch. Axios. Seine Augen leuchteten rot und sein Körper war nur schemenhaft als Rauch zu erkennen.
»Du hast mich erweckt, Dämonensohn. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?«
Seine Stimme war ein tiefes Grollen, das die Regale in dem kleinen Raum leicht beben ließ.
»Ich brauche deine Hilfe, um meine Feinde zu beseitigen.«
»Du?«
Das Lachen des Dämons klang wie ein Erdbeben und Damien hatte alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
»Ein Strigoi ist genauso ein Dämon wie ich! Wenn auch ein deutlich schwächerer … Mit den Menschen wirst du dennoch spielend fertig.«
»Meine Feinde sind aber keine Menschen. Die Gottheiten des Schattenlandes sind meine Feinde. Ich will Dragan und Lilith vernichten und nach ihnen die elende Menschenwelt«, entgegnete Damien, zornig darüber, dass Axios ihn nicht ernst zu nehmen schien. Von jetzt auf gleich änderte sich der amüsierte Gesichtsausdruck des Dämons. Ein erbostes Zischen entfuhr seinen schmalen Lippen.
»Sie sind es, die mich in dieser elenden Geschichte eingesperrt haben. Mit den beiden habe auch ich eine Rechnung offen.«
»Wirst du mir helfen?«
»Mit dem größten Vergnügen. Ich weiß auch schon wie. Tief unten im Tartaros schmort noch der Kopf der Medusa. Sie ist die einzige Gorgone, die sogar Götter versteinern kann. Und sie ist verdammt wütend auf die Menschen, die sie in diesen Zustand versetzt haben.«
»Dann lass uns aufbrechen.«
Der Dämon entließ ein schauerliches Lachen aus seinem Inneren, das sogar Damien eine sehr unangenehme Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.
»Nicht so schnell, Dämonensohn. Ohne mich kannst du den Tartaros nicht betreten. Du wirst mich mitnehmen müssen.«
»Wenn es nichts weiteres ist …«
Damien kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu vollenden, so schnell schoss der nebelhafte Dämon auf ihn zu. Erschrocken öffnete Damien den Mund, um etwas zu sagen, doch er kam nicht mehr dazu. Der schwarze Nebel verschaffte sich fast gewaltsam Zugang zu seinem Körper und als der Schluckreflex sich seiner bemächtigte, hatte er das Gefühl, Verwesung, Verderben und das absolute Böse zu schlucken. Heftige Schmerzen schüttelten seinen Körper und er fiel auf die Knie.
»Herrlich, wieviel Bosheit und Grausamkeit in dir wohnt. Und wunderbar viel Hass. Dein Hass wird mich nähren, bis ich so stark bin, dass ich Dragan und Lilith selbst zerstören kann. Wenn deine Lebenskraft erlischt, bin ich endgültig erstarkt!«
***
Damien erwachte aus einer bleiernen Ohnmacht. Aber wie konnte man dabei so lebhaft träumen? Doch plötzlich fiel ihm ein, dass sein Erlebnis kein Traum gewesen war. Er richtete sich auf und fand sich wieder in dieser uralten Bibliothek tief unter dem Wasserspiegel. Er fühlte sich so stark und unverwundbar wie noch nie. Dennoch traute er den Aussagen Axios‘ nicht über den Weg. Der Dämon hatte viel zu lange in dieser Schriftrolle verbracht, um wirklich allmächtig zu sein. Sie mussten beide zu ihren vollen Kräften kommen. Aber wie? Plötzlich hatte er eine Idee. Erzebet war zwar tot, aber in ihm schlummerte noch immer die Strigoi-Kraft, die nur wieder erweckt werden musste. Doch es gab noch ein Wesen, dass sein Blut in sich trug: Corvin Schattenstern. Seiner Mutter Rebekka Schattenstern hatte er sich damals vor 150 Jahren erwählt, damit sie ihm einen Sohn gebären sollte. Sie war eine mächtige Hexe, vereinte zudem alle Blutlinien der Wesen aus dem Schattenland und somit das perfekte Gefäß für seine Nachfolger. Doch das Miststück hatte ihn nie gewollt, immer wieder hatte sie ihn abgewiesen und nachdem sie sich in einen gewöhnlichen Menschen verliebt hatte, war sie mit ihm in die Menschenwelt gezogen. Damals war Damien so dumm gewesen, zu glauben, er müsse nur diesen schwachen Menschen töten, um an Rebekka heranzukommen. Leider hatte er nicht einkalkuliert, dass die Liebe dieser Menschen zueinander so stark war, dass er an keinen der beiden herankam. Dämonen verabscheuten alles, was mit Liebe zu tun hatte, denn die Liebe war eine zu starke Kraft, die kein Dämon zerstören konnte. Doch er hatte nicht aufgegeben. Monatelang hatte er seine Suggestionen in ihren Kopf gepflanzt, bis sie anfing, zu schlafwandeln. So hatte er sie in den Wald gelockt, sie zum Beischlaf genötigt und ihr suggeriert, sie habe dies geträumt. Soweit so gut, sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Doch dieser entwickelte sich nicht so, wie Damien es sich ausgemalt hatte. War sie etwa zuvor von ihrem eigenen Mann schwanger geworden? Das konnte nicht sein! Er hatte genau gespürt, dass keine Frucht in ihrem Leib wuchs. Oder hatte Rebekka ihn getäuscht? Gut, sie hatte zwar Macht, aber nicht so viel wie er als Dämonensohn und Strigoi. Corvin wuchs heran wie ein gewöhnlicher Mensch und verhielt sich auch so, bis er erwachsen war. Vielleicht musste man ja sein Erbe herauskitzeln? Er hatte beschlossen, ihn mit Erzebet zu überfallen und zu einem vollwertigen Strigoi zu machen. Sie hatten sich an seinem Blut gelabt und Damien hatte triumphiert. Doch leider zu früh. Der elende Dragan und einer seiner Portalwächter hatte sie aufgestört, bevor sie die Verwandlung vollenden konnten.
Doch Corvin war nicht gestorben. Er wurde dennoch zum Vampir, aber er schlug sich nicht auf Damiens Seite, sondern ausgerechnet auf diejenige Dragans und Liliths. Und er war maßgeblich an seiner und Erzebets Pfählung beteiligt. Sein eigener Sohn! Er hatte jedoch bemerkt, dass Corvin doch die düstere Seite der Strigoi-Vampire in sich trug und sein Dämon unendlich stärker in ihm wütete als jener eines Moroi-Vampirs. Und dies zeigte, dass Corvin eindeutig sein Sohn war. Und wenn er ihn schon nicht körperlich zu einem Strigoi machen konnte, dann musste er seine Seele auf die Seite des Bösen ziehen …
Ein undefinierbares Geräusch riss Corvin aus einem finsteren Alptraum. Er öffnete die Augen und fand sich auf der harten Pritsche im Stadtgefängnis der Schattenstadt wieder. Verwirrt richtete er sich auf und plötzlich fiel ihm ein, warum er hier einsaß. Er war im Gefängnis gelandet, weil er seine Freundin Naimé, eine Nymphe, beinahe getötet hatte. Ein Schwall von Reue und schlechtem Gewissen ergoss sich einmal mehr über ihn. Verdammt, er hatte diese Frau geliebt, nie im Leben hatte auch nur einmal daran gedacht, ihr etwas antun zu können. Doch anscheinend war sein innerer Dämon der Ansicht gewesen, er müsse seine aggressive Seite zeigen.
Er stand mit einem Seufzen auf und ging an das vergitterte Fenster seiner Zelle. Der Mond warf sein silbernes Licht auf den Gefängnishof, der jetzt in der Nacht menschenleer war. Nur hin und wieder sah man eine Ratte über den gepflasterten Boden huschen. Seine Gedanken glitten zu Naimé. Gestern hatte sie ihn zusammen mit Rafael besucht und Corvin hatte ihre große Angst gespürt. Großer Gott, wie elend er sich gefühlt hatte, selbst nachdem er sie um Verzeihung gebeten hatte. Sie war lediglich gekommen, um ihm zu versichern, dass sie ihn nicht freiwillig angezeigt hatte, sondern auf Drängen ihres Bruders Liamé. Das passte zu dem miesen Karrieristen. Er hatte schon lange auf Corvins Posten spekuliert und hatte nun die beste Gelegenheit, seinen Konkurrenten auszubooten. Aus Liebe zu seiner Schwester hatte er dies sicher nicht getan. Und er würde sicher kalt lächelnd zusehen, wenn man Corvin den Pflock ins Herz stieß. Wenn er dies nicht sogar selbst übernahm. Mit einem Seufzen wandte Corvin sich vom Fenster ab. Eine Mütze Schlaf wäre jetzt sicher nicht verkehrt. Wenn er überhaupt schlafen konnte. Mit einem Seufzen legte er sich auf die unbequeme Pritsche. Doch kaum hatte er die Augen geschlossen, fuhren die Gedanken Karussell in seinem Kopf. Erinnerungen stiegen in ihm auf, die lange auf dem Grund seiner Seele gelegen hatten.
Das Gesicht seiner Mutter tauchte vor seinem inneren Auge auf, ihre klugen grünen Augen, in denen goldene Sprenkel tanzten, der Stolz in ihren Augen, als er sein Medizinstudium mit besten Zensuren abgelegt hatte. Es war kein leichtes Leben, das sie hatte. Nach dem viel zu frühen Tod von Corvins Vater hatte sie ihren Sohn alleine großgezogen. Im Dorf war sie als Hexe verschrien gewesen, die Leute hatten sie gemieden. Doch um ihre Zipperlein zu heilen, um Liebestränke zu brauen, war sie gut genug gewesen. Und immer wieder hatten Männer versucht, sich ihr zu nähern und ihr unsittliche Angebote zu machen. Zum Glück war Corvin damals mit 14 Jahren schon groß und kräftig genug, um seine Mutter vor diesen notgeilen Typen zu beschützen. So mancher hatte sich eine blutige Nase eingehandelt. Nur ungern hatte er seine Mutter verlassen, um in der nächsten Stadt zu studieren. Doch der Hass der Menschen war zu Abscheulichem fähig. Er war gerade im zweiten Jahr des Studiums, als er mit düsteren Vorahnungen zu einem Besuch bei der Mutter aufgebrochen war. Es hatte ihn beinahe der Schlag getroffen, als er an den Waldrand kam, wo ihr Haus stand. Man hatte das ganze Haus zerstört und die Holztrümmer zu einem Scheiterhaufen aufgetürmt. Dort war die Mutter angebunden gewesen und er hatte gerade noch verhindern können, dass der gehässige Mob sie verbrannte. Noch jetzt stieg die Wut heiß in ihm auf, als er an dieses Erlebnis dachte. Er sah sich noch immer mit der Fackel in der Hand, die er dem Rädelsführer aus der Hand gerissen hatte. Funken hatten gestoben und im nächsten Moment war der Betrunkene ein Raub der Flammen geworden. Dies hatte die anderen Dörfler so eingeschüchtert, dass sie sich eilig davon machten und Corvin die Zeit hatte, seine Mutter zu befreien. Nach diesem Vorfall hatte er sie mit in die Stadt genommen. Doch sie hatte sich nie von diesem Erlebnis erholt, und sie hatte ihrem Sohn nie erzählt, was diese elenden Verbrecher aus dem Ort noch mit ihr getan hatten. Nach dem er gerade die Prüfungen bestanden hatte und sich nun Arzt nennen durfte, wurde sie schwer krank und es war absehbar, dass sie sehr bald sterben würde. In dieser Zeit waren sie näher zusammengerückt, da Corvin sie selbst pflegte. Und sie hatte ihm anvertraut, dass sie keine gewöhnliche Heilerin war, sondern tatsächlich eine Hexe. Eine Feuerhexe aus einem Land, das sich Schattenland nannte. Zunächst war sie aus reiner Neugier in die Menschenwelt gekommen, doch dann hatte sie sich in einen gewöhnlichen Menschen verliebt und war geblieben. Jedoch war sie so krank, dass sie manchmal nicht mehr wusste, wo sie sich gerade befand. Vielleicht war ihr nicht bewusst, dass sie fantasierte. Nun, um ihr einen Gefallen zu tun, hatte er sich in ihre Hexengeheimnisse und in die Magie einweisen lassen, aber er hatte nicht wirklich daran geglaubt.
Dass sie die Wahrheit gesprochen hatte, wurde Corvin erst sehr viel später bewusst, nachdem die Strigoi ihn angegriffen hatten, ein Drache und ein Vampir ihm das Leben gerettet und ihn im Schattenland willkommen geheißen hatten. Wieder einmal leistete er im Stillen Abbitte an seine Mutter. Ein tiefes Seufzen stieg aus seiner Brust. Oh Mutter, wir sind beide schöne Pechvögel, dachte er, auch ich werde nun mein Leben aushauchen, wenn kein Wunder geschieht. Aber vielleicht war das auch besser so. Er war einfach zu gefährlich. Sowohl für Menschen als auch Schattenlandbewohner. Mit einem Pflock im Herzen wäre diese Qual, gegen diese schreckliche Aggressivität, dieses depressive Dunkel an zu kämpfen und doch zu verlieren, endlich vorbei. Was war denn dieses verdammte Leben wert ohne eine Person, die ihn lieben konnte? Es würde ohnehin immer die Furcht zwischen ihnen stehen. Diese Angst in Naimés Augen, diese Panik, dies alles hatte sich tief in seine Erinnerung gegraben und die Scham darüber war unerträglich.
Und einmal mehr verfluchte er die Umstände seiner Verwandlung. Wenn es zumindest ein Moroi-Vampir gewesen wäre, der ihn verwandelt hätte! Die hatten zumindest noch einen Funken Menschlichkeit in sich. Aber es musste ja unbedingt Damien sein, ein Strigoi-Vampir. Düstere Erinnerungen stiegen in ihm auf, als er an den finsteren Dämonenvampir dachte. Vor 150 Jahren hatte er seine erste Begegnung mit ihm und er hätte sich gewünscht, dass es die letzte gewesen wäre. Damien und Erzebet hatten ihm vor seinem Haus aufgelauert und wollten sich an seinem Blut laben. Es hatte wohl Erzählungen gegeben, dass in dem Forst, an dessen Grenze er lebte, düstere Vampire ihr Unwesen trieben. Aber er hatte anderes im Sinn gehabt, als diesen Märchen Glauben zu schenken. Doch als sie vor seiner Tür gestanden hatten, so schön und ätherisch, als seien sie einer Fantasie entsprungen. Doch in ihren Augen standen Grausamkeit und eine solche Kälte, dass sich sein Herz auch jetzt noch schmerzvoll zusammenzog, wenn er an ihre Blicke dachte. Wie ein wildes Tier hatten sie ihn durch den Wald gehetzt und sich grob und rücksichtslos an seinem Blut gelabt. So oft hatte er sich bisher gefragt, warum Damien ausgerechnet mit ihm eine Rechnung offen hatte. Oder war es einfach Blutdurst gewesen? Sein Glück war gewesen, dass sie bei ihrem schändlichen Tun überrascht wurden und ihn nicht vollständig verwandelt hatten. Ausgerechnet Dragan, der Beschützer des Schattenlandes und Rafael, einer seiner Portalwächter hatten ihn gefunden. Dragan hatte seine Wunden mit seinem Feueratem gereinigt und er hatte sich im Elysion von diesem schrecklichen Überfall erholen können. Rafael hatte ihn damals in sein neues Leben als Vampir eingeführt und sein bester Freund geworden.
Durch Rafaels und Dragans Hilfe war er nie ein vollwertiger Strigoi geworden. Bereits kurz nach seiner Verwandlung hatte er nicht wenig dazu beigetragen, dass Erzebet und Damien gestellt und gepfählt wurden. Doch vor dreißig Jahren wurde Erzebet durch einen Zufall aus der Starre der Gepfählten befreit und überzog das Land mit Schrecken und Terror. Erst nach einigen Jahren hatten es sein Kollege und Freund Francis und dessen damalige Freundin und spätere Ehefrau Dana der Strigoi-Schreckensherrschaft ein Ende bereitet hatten. Ein paar wenige Jahre hatte es Ruhe gegeben, doch dann tauchte Erzebets erster Offizier Leros wieder aus der Versenkung auf. Mit einem perfekten Mittel zum Zweck, um wieder für Terror zu sorgen: Damien. Er hatte dem Dämonenvampir zwar den Pflock gezogen, doch ein Fluch sorgte dafür, dass Damien bewegungsunfähig blieb. Skrupellos nutzte Leros ihn als Blutbank, um wieder Strigoi zu produzieren. Damit Damiens Blut auch so stark blieb, versorgte Leros ihn immer wieder mit Blutopfern. Es war eine verdammt schwere Zeit für Corvin gewesen. Sein Erschaffer war zwar handlungsunfähig, aber sein dunkler Einfluss zog durch jede seiner Adern. Seinem Kollegen David und dessen Freundin Adeen war es zu verdanken, dass Leros die Machtübernahme nicht gelang. Damien hatte man tot in der Strigoi-Burg gefunden. Später war herausgekommen, dass der Tote Leros war. Damien hatte ihn mit einem Gestaltwandlungszauber belegt und war über Adeen hergefallen. Das hatte ihn zwar befreit, aber das geweihte Wasser, das sie getrunken hatte, musste ihn zur Strecke gebracht haben. Man hatte zwar nie seine Leiche gefunden, aber es waren in den fünf Jahren nach seinem Verschwinden auch keine neuen Strigoi mehr aufgetaucht. So hatte man Damiens Spur nicht mehr verfolgt. Und sein dunkler Einfluss auf Corvin verschwand mit ihm.
Aber seit vier oder fünf Monaten, noch bevor er Naimé kennengelernt hatte, war unvermittelt wieder dieses Dunkel in seine Seele gewabert und hatte versucht, seinen inneren Dämon zu entfesseln. Immer mehr Mühe hatte es Corvin gekostet, den Strigoi-Dämon in sich unter Kontrolle zu bringen. Diesmal hatte er nur seinen ältesten und besten Freund Rafael und seinen Vorgesetzten Brionn, der seine Einheit der Portalwächter unter sich hatte, ins Vertrauen gezogen. Ihnen hatte er seinen Verdacht mitgeteilt, dass er Damien nicht für so mausetot einschätzte wie ihr Chef Oktavian. Brionn hatte dann angefangen, auf eigene Faust zu ermitteln, als sich seltsame Todesfälle und Vermisstenanzeigen häuften. Seit zwei Monaten war auch er spurlos verschwunden. Und seine Frau Veronika lebte alleine am Waldrand mit ihrer kleinen Tochter Elena. Auf einmal überkam Corvin ein elend ungutes Gefühl, wenn er an die beiden dachte. Irgendwie hatte er eine Vorahnung, dass das Böse seine Krallen nach ihnen ausstreckte. Und er saß hier fest und konnte nichts weiter tun, als zu hoffen, dass irgendjemand bereit war, für ihn zu bürgen. Morgen lief die Frist ab, in der man eine Kaution stellen konnte. Wenn kein Wunder geschah oder niemand dieses Haftgeld bezahlte, würde es zu einer Gerichtsverhandlung kommen und einer unschönen Pfählung, bei der er sein Leben lassen würde. Hoffentlich kam morgen Rafael noch zu Besuch. Wenn er schon nicht nach Veronika und Elena sehen konnte, musste Rafael das übernehmen. Auf ihn konnte er zumindest zählen.
Hoffentlich ließen sie Rafael noch einmal zu ihm in die Zelle. Er wandte sich vom Fenster ab und legte sich wieder auf die Pritsche. Wider Erwarten schlief er sofort ein.
***
Ein heftiges Rütteln an seiner Schulter ließ Corvin zusammenfahren. Verwirrt öffnete er die Augen und blickte direkt in zwei leuchtende honigfarbene Augen. Das pechschwarze Haar des jungen Mannes war im Nacken zu einem Zopf gebunden. Es war sein bester Freund Rafael. Was tat er in seinem Traum?
»Müssen ja interessante Träume gewesen sein, wenn man dich nicht wachkriegt«, erklang Rafaels Stimme amüsiert und ironisch an seine Ohren. Benebelt richtete Corvin sich auf. Die Zellentür stand offen und Rafael direkt neben dem Feldbett.
»Die waren ziemlich verwirrend. Und ziemlich plötzlich zu Ende«, antwortete Corvin und blickte den Freund gespielt vorwurfsvoll an.
»Naja, wenn du weiter träumen willst, kann ich ja gehen und mach mir mit dem Kautionsgeld einen schönen Lenz«, meinte Rafael harmlos. Verdammter Gauner! Auf einmal war Corvin hellwach.
»Wie zum Teufel hast du das Geld aufgetrieben?«
Rafael lächelte triumphierend.
»Veronika und ich haben zusammengelegt, Raffaello und Giada haben ein hübsches Sümmchen gestiftet und der gute Liamé hat es sich auch nicht nehmen lassen, sein Scherflein dazu beizutragen.«
»Liamé? Der hat mich doch erst hierher gebracht. Woher kommt der Sinneswandel?«
Rafael grinste durchtrieben.
»Och, er weiß ja nichts davon. Ich habe ihn gestern beim Kartenspiel ordentlich ausgenommen. Sein ganzer Monatslohn ist in meiner Brieftasche gelandet.«
Corvin konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Es würde wirklich einmal ein schlimmes Ende nehmen mit Rafael … Egal, im Moment hätte er seinen besten Freund küssen können für seine Chuzpe.
»Dann lass uns am besten gleich verschwinden.«
Doch kaum waren die beiden aus der Zelle getreten, erklang hinter ihnen ein wütender Ausruf:
»He, was tust du mit dem Gefangenen?«
Sie drehten sich um. Vor ihnen stand Liamé, sein grünlich blondes Haar war wie immer zurückgestriegelt und seine grünblauen Augen blickten voller Hass auf die Vampire.
»Ich habe die Kaution hinterlegt und Corvin ist ein freier Mann«, erklärte Rafael seelenruhig.
»Lügner!«
»Elender! Du wagst es, einen meiner besten Portalwächter zu beleidigen?«, mischte sich eine weitere Stimme ein. Vom Lärm angelockt war Ben herangekommen, ein stattlich gebauter, muskulöser Satyr, aus dessen hellbraunem Haarschopf ein paar kapitale, gedrehte Hörner wuchsen und sich um seine Ohren wanden. Der Blick in seinen gelblichen Augen war tödlich.
»Seit wann bist du hier der Chef?«, blaffte Liamé arrogant zurück. Auf Bens vollen Lippen erschien ein sehr spöttisches Lächeln, das seine Augen noch gelber leuchten ließ.
»Seit vorgestern bin ich der Chef dieser Einheit.«
»Du meinst wohl stellvertretend.«
»Das war einmal. Jetzt habe ich hier das Sagen. Schieb also deinen arroganten Hintern hier heraus!«
Liamé kochte vor Wut, was Corvin und Rafael unendlich amüsierte und sie sich beherrschen mussten, nicht zu lachen. Wer hier den Kürzeren ziehen würde, war sonnenklar.
»Ich weiß ja nicht, was Oktavian geritten hat, solchen Idioten so gute Posten zu geben. Dieser verdammte Vampir wollte meine Schwester umbringen. Er hat den Pflock mehr als verdient!«, rief der Nymph bitterböse aus. Diesen Spruch hätte er besser gelassen. Ein tödlicher Blick trat in die Augen des Satyrs. Er ging einen Schritt auf den einen Kopf kleineren Mann zu, packte ihn am Hemd, hob ihn mit Leichtigkeit hoch und drückte ihn unsanft gegen die kalte Gefängnismauer.
»Jetzt hör mal gut zu, du Möchtegern-Richter. Wir alle wissen, dass dir weniger an deiner Schwester liegt als an deiner eigenen Profilierung. Und jeder weiß, dass du hier nur ein kleines Licht bist und ganz scharf auf Corvins Posten. Das ist weiß Gott kein Geheimnis! Und ich kann dich ganz schnell zu einem noch kleineren Licht machen, wenn du meine Befehle missachtest. Dann geht es sehr schnell zurück in deine Gewässer, kleiner Wassermann!« Unvermittelt ließ er den Nymph los, so dass dieser schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Steinboden machte. Als er sich aufrappelte, wirkte er längst nicht mehr so selbstbewusst, doch er war noch in der Lage einen gehässigen Blick auf die Vampire und den Satyr abzuschießen, bevor er das Gebäude verließ.
»Das war jetzt mal eine Ansage«, meinte Rafael zufrieden.
»Er ist ein verdammter Idiot«, erwiderte Ben genervt.
»Aber er hat Recht. Ich bin zurzeit unberechenbar und dadurch verdammt gefährlich. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen gegenüber Naimé.«
»Wir wissen aber, wie du wirklich bist, also lass den Kopf nicht hängen. Wir werden bestimmt eine Möglichkeit finden, wie du deinen inneren Dämon besser unter Kontrolle bekommst. Komm, lass uns gehen«, sagte Rafael und Ben nickte zustimmend.
»Danke.«
»Wo soll ich dich absetzen, Corvin?«, fragte Rafael, nachdem sie aus dem Gefängnisgebäude herauskamen.
»Du musst mich nicht mitnehmen, Rafael. Ich möchte gerne noch ein bisschen spazieren gehen und meine Freiheit genießen.«
»Wie du willst. Du kannst später gerne bei mir vorbei kommen auf einen kleinen Umtrunk. Ich bin heute mal ausnahmsweise zu Hause.«
»Du nutzt jede Gelegenheit zum Feiern, was?«, zog Corvin den Freund grinsend auf.
»Carpe diem oder besser carpe noctis«, antwortete Rafael und seine honigfarbenen Augen blitzten schelmisch auf.
»Um keine Antwort verlegen. Ich bringe dann den guten Scotch aus dem Blutspenderhaus mit.«
»Gute Idee. Bis später.«
Rafael setzte sich in den Streifenwagen und brauste davon.
Tief in Gedanken versunken, spazierte Corvin durch die Schattenstadt. Ständig drehten sich seine Gedanken um seine neu erwachte Aggressivität. Sein Traum von vorhin kam ihm wieder in den Sinn. Nun spürte er auch in der Realität die drohende Gefahr in seinen alten Vampirknochen. Eine dumpfe Vorahnung befiel ihn, als seine Gedanken zu Veronika glitten. Ich muss unbedingt bei ihr vorbeischauen, dachte er unbehaglich. Leichte Panik stieg in ihm auf, die ihn seine Schritte beschleunigen ließ.
Je näher er dem Wald kam, der die Schattenstadt umgab, umso deutlicher spürte Corvin die Präsenz seines Erschaffers. Als er das Haus seines ehemaligen Vorgesetzten Brionn erreichte, stand die Haustür sperrangelweit offen.
»Verdammt ungewöhnlich, dass Veronika die Haustür offen stehen lässt«, stellte Corvin sehr alarmiert fest und trat ins Haus. Der schreckliche Gestank nach Tod und Verderben ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Als er den Flur betrat, sah er einen Menschen dort liegen. Veronika. Als er näherkam, zuckte er zuerst geschockt zurück. Eine große Blutlache hatte sich um die rothaarige Frau gebildet. Corvin beugte sich zu ihr hinunter, um zu sehen, ob sie noch atmete. Gott sei Dank, sie lebte noch. Sie war so schrecklich zugerichtet, dass es ihm den Magen umdrehte, obwohl er als Portalwächter unschöne Anblicke gewöhnt war. Ihr Hals war eine einzige Wunde und ihr ganzer Körper mit Messerstichen übersät. Sanft hob er ihren Kopf an.
»Veronika, wach auf.« Zitternd öffneten sich ihre Augenlider. Ihre saphirblauen Augen glänzten fiebrig.
»Corvin …«, fing sie an, doch die Stimme versagte ihr vor Schwäche.
»Wer … hat dir das angetan?«, fragte Corvin mit belegter Stimme.
»Strigoi. Ich … Damien ist wieder da. Und … sie haben Elena entführt.«
»Verdammt! Hör zu, ich werde sie suchen. Aber zuerst werde ich dich versorgen.«
Sie streckte die Hand aus und strich leicht über sein Gesicht. Wie sehr sie zitterte.
»Es … ist zu spät, Corvin. Du kannst mir nicht mehr helfen, ich habe viel zu viel Blut verloren. Ich spürte Dragans und Liliths Ruf in die andere Welt. Bitte, Corvin … Elena ist in den Wald gelaufen, als sie mit mir beschäftigt waren. Hilf Elena … wenn sie noch lebt … sie -sie ist so besonders.«
»Jedes Kind ist etwas Besonderes.«
» Sie ist ein …«
»Nicht sprechen, Veronika.«
»Elena ist eine Medusentochter … sie …« Ihre Stimme versagte und ihr Kopf fiel zur Seite.
»Veronika! Du darfst nicht sterben!«, rief er verzweifelt aus.
Noch einmal öffneten sich ihre Augen.
»Bitte … versprich mir … dass du dich um Elena kümmerst.«
»Natürlich werde ich das tun.«
»Ich werde dir ewig dankbar sein«, antwortete sie und nahm seine Hand. Nur einmal konnte er ihre Hand drücken, dann erschlaffte sie in seiner Hand.
»Nein! Bleib, Veronika!«, rief er entsetzt, aber sie hörte ihn nicht mehr. Tränen traten in Corvins Augen, doch er hatte in seinem Schmerz keine Zeit sich zu wundern, dass Vampire weinen konnten. Noch einmal umarmte er sie, dann legte er sie sanft wieder ab und verließ das Haus.
Er machte sich auf den direkten Weg in den Wald. Der Mond war gerade aufgegangen; er beschien den Wald mit silbernem Licht und hinter jedem Baum schienen Schatten hervorzuwachsen. Auf einmal stieg ein scheußlicher Geruch nach Tod und Verderbnis in seine Nase. Strigoi! Eilig folgte er der Spur, bis er auf eine Lichtung traf. Wo war das Kind nur? Hoffentlich hatten die Strigoi das kleine Mädchen nicht entführt. Plötzlich fiel ihm ein, dass in der Nähe von Elenas Elternhaus eine verlassene Hütte war. Vielleicht war Elena dorthin geflüchtet. Dort auf der alten Veranda lag etwas. Vorsichtig und mit gezücktem Pflock pirschte er sich hin. Vor der Tür lag ein Kind. Es war die kleine Elena. Eilig steckte Corvin den Pflock ein und betete inständig darum, sie möge noch leben. Im nächsten Augenblick kniete er sich zu dem Mädchen. An ihrem Hals sah er grausame Bissspuren und das Blut schoss hellrot aus ihrem blassen Hals. Mit Mühe öffnete sie die Augen, eine wahre Flut an Grüntönen, die nun fiebrig glänzten. Sie wollte sich aufrichten, aber sie war zu schwach. Leise fing sie an zu wimmern.
»Hab keine Angst, Kleines. Ich werde dir helfen«, beruhigte er die Neunjährige und streichelte sanft ihr Gesicht. Dann half er ihr vorsichtig, sich aufzurichten.
»Aber ich … du hattest diese schwarzen Schwaden um dich, wie die Männer, die uns überfallen haben. Aber jetzt sieht der Schein weiß und orange aus«, sagte sie leise. »Oh, jetzt erkenne ich dich. Du hast ein paar Mal meine Mama abgeholt.«
»Ja, das ist wahr, ich war ab und zu mit ihr Essen.«
»Und Rafael hat auf mich aufgepasst.«
»Richtig. Das kann er gut, nicht wahr?«
Die Kleine versuchte ein Lächeln und nickte.
»Hör zu, Elena. Du hast viel Blut verloren. Ich werde zuerst deine Wunde verschließen und dann bekommst du eine kleine Blutspende von mir. In Ordnung?«
Elena nickte schwach. Er setzte sich an die Holzwand des Hauses und zog die Kleine an seinen Körper. Großer Gott, wie bleich sie war. Er musste sofort handeln. Er legte eine Hand fest auf ihren Hals, um die Blutung einigermaßen zu drosseln, während er seine Fangzähne in sein anderes Handgelenk versenkte. Sofort schoss dunkles Vampirblut aus den zwei Bisswunden. Er ließ Elenas Hals los. Ihr Blut duftete ihm so verführerisch entgegen, dass er nicht widerstehen konnte, ihr Blut zu kosten, das auf seinen Fingern lag. Dieses Blut war so intensiv und roch völlig anders als jedes Blut, das er bisher gekostet hatte. Nach Feuerhexe roch es in jedem Fall nicht. Nun, er hatte keine Zeit, zu erörtern, welche Blutlinien in ihr flossen. Entschlossen nahm er mit den Fingerspitzen das Blut aus seinem Handgelenk auf und verstrich es sorgfältig auf Elenas Bisswunden am Hals. Sofort fing die Haut an zu arbeiten und die Wunde schloss sich, was Elena einen Schmerzenslaut entlockte. Nun, Corvin hätte die Wunde auch mit Zunge und Lippen verschließen können, aber dies war eine zu intime Geschichte und nicht für Kinder geeignet. Doch das Blut tat sein Werk und innerhalb von Sekunden konnte man nur noch einen blauen Fleck auf dem Hals des Kindes sehen. Er zog die Kleine auf seinen Schoß, damit sie gerade saß.
»Komm Elena, trink ein wenig von dem Blut aus meinem Handgelenk. Es wird dir gut tun und dich von innen heilen. Du wirst sehr müde werden, aber das ist ganz normal, denn dein Körper wird sofort viel mehr Blut bilden als gewöhnlich.«
»Aber … ich kann doch kein Blut trinken«, erwiderte die Kleine entsetzt und verzog das Gesicht. Aufmunternd strich Corvin ihr über den Blondschopf.
»Das funktioniert wie eine Blutspende, nur dass das Blut direkt von mir kommt. Überwinde dich, Elena und es wird dir bald besser gehen.«
»Na gut.« Corvin hielt dem kleinen Mädchen sein blutendes Handgelenk vor den Mund. Zuerst benetzte sie nur zögernd die Lippen mit seinem Blut, doch dann ließ ihre Anspannung nach und nahm gierig das Blut auf. Nach ein paar Minuten entfernte Corvin seine Hand von ihrem Mund und verschloss seine Wunde.
»Oh, ich bin so müde und es wird mir so warm«, sagte das Mädchen leise und gähnte herzhaft.
»Dann schlägt das Blut schon an. Ich bringe dich jetzt fort von hier.«
Er setzte die Kleine kurz ab, stand auf und nahm sie hoch.
»Wo ist meine Mama?«, fragte die Kleine.
»Deine Mutter ist tot«, antwortete er heiser. Sofort füllten sich die leuchtendgrünen Augen des Kindes mit Tränen.
»Nein!«, schrie sie auf und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Hemmungslos begann sie zu weinen. Corvin brach es beinahe das Herz. Ihr kleines Köpfchen sank an seine Schulter und er strich leicht über ihr Blondhaar, während ihre Schultern vor Weinen nur so bebten.
»Komm, Kleines. Wir müssen hier weg. Es könnte sein, dass die Verbrecher wieder kommen.«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, stand er auf, nahm sie auf die Arme und machte er sich auf den Weg durch den Wald.
»Elena, gibt es hier irgendjemanden, zu dem ich dich bringen kann?«, fragte Corvin das kleine Mädchen.
»Kann ich nicht bei dir bleiben?«, fragte sie leise zurück. Corvin lächelte und strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesichtchen.
»Ich muss herausfinden, wer euch überfallen hat. Also, wo soll ich dich hinbringen?«
Die Kleine überlegte und dann hellte ihr Gesicht sich kurz auf.
»Ich will zu Tante Adeen und Onkel David.«
Bis Corvin zu Fuß das Blockhaus von Adeen und David am Waldrand kurz vor der Schattenstadt erreicht hatte, schlief die kleine Elena tief und fest. Wie süß und unschuldig das schlafende Kind aussah! Und wie schlimme Dinge sie hatte erleben müssen. Vor einem Jahr war ihr geliebter Vater verschwunden und jetzt hatte man ihr auch noch die Mutter genommen.
Entgeistert blickte Adeen Corvin an, als dieser bei ihnen Sturm geläutet hatte. Überrascht blieb ihr Blick an dem kleinen Mädchen in Corvins Arm hängen.
»Was ist mit Elena?«, fragte sie alarmiert und strich sich die roten Haare zurück.
»Sie sind überfallen worden und man hat Veronika bestialisch ermordet«, fiel Corvin gleich mit der Tür ins Haus.
»Oh mein Gott! Komm herein«.
Corvin trat ein.
»Könnt ihr die Kleine zu euch nehmen?«
»Aber natürlich. Das arme Kind!« Adeen nahm ihm die Kleine ab, wodurch sie erwachte.
»Tante Adeen!«, rief sie aus und umgehend traten wieder Tränen in ihre Augen.
»Es ist alles gut, Elena. David und ich passen auf dich auf«, sagte sie leise und streichelte die Tränen aus ihren Augen.
»Komm Süße, höchste Zeit, dass du ins Bett kommst.«
»Ich kann aber nicht schlafen«, protestierte die Kleine und musste umgehend gähnen.
»Du bist in fünf Minuten weg«, meinte Adeen und lächelte.
»Aber nur, wenn du mir eine Geschichte erzählst.«
»Das ist im Service drin. Kannst du noch kurz bleiben, Corvin?«
»Natürlich. Hab sonst sowieso nichts zu tun.«
Bereits fünf Minuten später kehrte Adeen zurück.
»Das ging ja sehr schnell. Wo ist eigentlich David?«.
»Der hat heute Dienst in den Dunkelwäldern gehabt. Er müsste demnächst eintreffen. Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer. Ich glaube, wir können beide einen Drink brauchen.«
Kaum saßen Corvin und Adeen im Wohnzimmer, hörten sie schon die Tür. David blickte den unvorhergesehenen Besuch mit großen Augen an.
»Was gibt uns die Ehre deines Besuchs, Corvin?«, fragte er mit einem Lächeln und seine saphirblauen Augen blitzten ironisch auf.
Adeen kam Corvin zuvor.
»David, man hat Veronika getötet!«, rief sie aus und Tränen traten in ihre Augen.
»Verdammt! Ich wusste doch, dass sich hier Unholde herumtreiben. Im ganzen Wald riecht es nach Strigoi. Die sollte es eigentlich gar nicht mehr geben! Wir haben heute auch in den Dunkelwäldern übel zugerichtete Leichen mit schlimmen Bisswunden gefunden. Was ist mit Elena?«
»Man hat sie fast totgebissen. Zum Glück hat Corvin sie gefunden und ihr gleich eine Blutspende gegeben.«
»Lilith und Dragan sei Dank! Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, dort vorbeizuschauen?«
Corvin seufzte.
»Ich habe plötzlich nach Jahren wieder Damiens Präsenz gespürt. Und ich … «
»Du auch? Ich dachte schon, ich sei auf meine alten Tage verrückt geworden.«
»Ganz und gar nicht. Ich spüre ihn bereits seit einigen Wochen. Und es nimmt mich ordentlich mit. Ich habe Aggressionsschübe wie zu seinen besten Lebzeiten. Es war sogar so schlimm, dass ich im Knast gelandet bin. Rafael hatte alle Mühe, mich dort herauszupauken. Ich frage mich nur, warum er es auf Brionns Familie abgesehen hat. Vor allem auf Elena«, meinte Corvin düster.
Nachdenklich blickte Adeen ihn an. Plötzlich leuchteten ihre grünen Augen auf.
»Vielleicht glaubt er, sie hätten noch Gaben der Medusenhexen in sich. Vor diesen Hexen haben sogar die Strigoi Respekt. Sie haben deutlich mehr Kraft als eine Feuerhexe. Aber es gibt keine Medusenhexen mehr. Brionn sagte mir, seine Mutter sei die letzte gewesen. Medusenhexen können, soweit ich weiß, ihre Gaben nur an weibliche Nachkommen weitergeben.«
»Vielleicht weiß Damien mehr als wir?«, mutmaßte David.
»Ist ja egal. Ihr solltet mal über einen Umzug nachdenken, sobald Elena wieder auf dem Damm ist.«
»Wäre nicht verkehrt.«
Corvin stand auf.
»Ich werde mich mal zu Rafael begeben und ihn bitten, eine Anfrage auf eine Untersuchung zu stellen. Bin ja leider noch bis Ende des Monats suspendiert. Ich werde erst mal auf eigene Faust nachforschen, ob da wirklich Strigoi am Werk sind. Wenn ja, können wir uns
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Karin Kaiser
Bildmaterialien: Bildmaterial für Cover mit Nightcafé erstellt, weiteres Bildmaterial: Can Stock Inc.: kozyrevaelena/morphart, Pixabayt
Cover: Karin Kaiser
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2024
ISBN: 978-3-7554-6620-8
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