"I choose you. And I'll choose you over and over and over. Without pause, without a doubt, in a heartbeat. I'll keep choosing you."
Herzlich willkommen in diesem neuen Buch von mir. Es ist Teil der "East Kids"- Reihe, doch trotzdem erzählt jedes einzelne Buch die Geschichte von zwei anderen Menschen. Begleitet in diesem Buch Hope und Jil, die gemeinsam lernen müssen zu sich selbst und dem jeweils anderen zu stehen.
Mir persönlich ist das Thema Homo- und Bisexualität - sagen wir einfach alles, was nicht hetero ist - sehr wichtig, da ich selbst Bi bin. Für mich war es anfangs nicht leicht dazu zu stehen, doch meine Mutter und meine besten Freundinnen haben es sehr gut aufgenommen. Dadurch wurde es für mich leicht. Anderen geht es da unter Umständen anders, weshalb ich sie mit diesem Buch dazu ermuntern möchte zu sich selbst zu stehen. Sich zu verstecken, macht auf Dauer nur unglücklich und Liebe ist Liebe egal welches Geschlecht. #LoveisLove
Wichtig: Alle Geschichten sind insofern miteinander verbunden, dass alle Hauptpersonen die East High School besuchen. Die Schule ist sehr teuer, weshalb 5 der Charaktere ein Stipendium erhalten haben, während die Eltern der anderen reich genug sind, um es zu bezahlen.
Andere Bücher dieser Reihe:
-East Kids - Tessa & Elijah (nicht abgeschlossen)
Hope
Gedankenverloren fahre ich mir mit der quietsch grünen Bürste durch mein hellbraunes Haar, während ich den Klängen von "Use Somebody" lausche. Innerlich bin ich jedoch gerade in Washington und warte darauf, dass endlich das beginnt, was für mich ohne Zweifel das beste Event des Jahres ist.
Pünktlich um fünfzehn Uhr beginnt dort, nämlich die erste Ausgabe eines besonderen Pride-Events. Daran darf jeder teilnehmen, der nicht heterosexuell ist – wenn man es so nennen kann. Es ist das erste Mal, dass dieses viertägige Event gefeiert wird und ich wäre so gerne dabei. Leider bleibt mir das allerdings verwehrt. Schließlich muss ich zur Schule und außerdem würde Dad das nicht erlauben. Er hält es für viel zu gefährlich, obwohl ich persönlich da wenig Gefahr sehe. Eigentlich sind es doch nur viele Menschen, die sich versammeln und zusammen ihrer Vielfalt feiern.
"Hope, kommst du endlich runter?", ruft mein Dad von unten. Wie ich ihn kenne, steht er gerade in der Küche und schmiert uns beiden Erdnussbutterbrote. Bei dem Gedanken daran könnte ich mich übergeben, doch ihm zu liebe nehme ich mit in die Schule und tausche es dort ungesehen. Dabei muss ich aber mehr aufpassen als manch anderer, denn mein Vater ist der Direktor der Schule. Mit der Zeit lernt man sowas zu schmuggeln und ich muss zugeben, dass ich mittlerweile ziemlich gut geworden bin.
Eigentlich habe ich das aber nur dieses merkwürdigen Jungen zu verdanken, der mein Haupttauschpartner ist. Meistens sitzt er auf dem Boden in der Cafeteria neben den Mülleimern und bohrt in der Nase. Zwar finde ich das genauso eklig wie die meisten anderen Leute, aber bei ihm ist es mir egal. Ist seine Sache und er soll machen, was er will, solange er mein widerliches Zeug ist.
"Ja, ich komme gleich", ich lege die Bürste auf meinem hellen Tischlein ab und stecke die Kopfhörer in das vorgesehene Loch an meinem Handy. Dadurch wird der Sound gleich minimiert. Leider kann ich auf der Straße nicht auf vollem Volumen hören, ohne merkwürdig anzusehen.
Schnell schiebe ich mir die Träger meines Rucksacks über die Schultern und checke den Akkustand meines Smartphones. 28 Prozent! Das wird, so wie ich mich kenne, ausreichen. Dass es knapp werden könnte, kann ich allerdings nicht bestreiten.
Zur Not kann ich ja noch diesen Modus anmachen, der eigentlich für Entführungen gemacht ist. Laut Beschreibung soll der Akku so lange genug am Leben bleiben, damit das Handy im Falle einer Entführung geortet werden kann. Mir würde das, wenn ich entführt werde, aber mit Sicherheit auch nicht helfen. Schließlich verliere ich gefühlt jeden Tag irgendwo in der Wohnung und muss es dann erst mal Stunden lang suchen. Bei meinem Glück gehe ich an so einem Tag dann auch noch ohne Handy aus dem Haus.
Mit Handy und Rucksack beladen, springe ich die Treppe hinunter und laufe geradewegs auf die Garderobe zu. Wie auf Knopfdruck kommt mein Vater auch schon aus der Küche heraus. Auf seinen Lippen erscheint ein freudiges Grinsen: "Freust du dich schon auf die Schule, Schatz?"
Auf diese alljährliche Frage habe ich bereits gewartet. Brav nicke ich, da ich dem Direktor meiner Schule schlecht sagen kann, dass ich an diesem Morgen lieber im Bett geblieben wäre, anstatt pünktlich in seiner geliebten Schule aufzutauchen.
"Großartig", ich höre, wie er den Reißverschluss meines Rucksacks öffnet und eine Papiertüte hineinstopft. Also wie erwartet Brote. Juhu!, rufe ich innerlich laut und voller Sarkasmus.
"Danke, Dad", sobald ich meine dunkelblaue Jacke und meine schwarzen Turnschuhe angezogen habe, trete ich aus der Tür. Bevor ich überhaupt einen Schritt weiter mache, setze ich meine Kopfhörer auf und stülpe sie so über meine Ohren, dass ich wenigstens noch die Straßengeräusche hören müsste. Dann warte ich auf meinen Vater, der mich fahren soll. Zwar weiß ich, dass ich irgendwann auch fahren lernen sollte, aber so ist es für mich am einfachsten. Den Gedanken selbst zu fahren, fand ich schon immer doof und um ehrlich zu sein, kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass sowas Spaß macht.
Nach etwa anderthalb Minuten tritt Dad zu mir vor die Haustür. Den Schlüsselring dreht er zwischen seinen Fingern hin und her. Das und die Art, auf die er nicht still stehen kann, verrät mir, dass er ziemlich nervös ist. Für ihn war der erste Schultag schon immer eine viel größere Sache als für mich. Das kann man aber auch verstehen. Schließlich leite ich die Schule nicht, sondern gehe einfach nur hin.
"Dann mal los", sagt er eher zu sich selbst als zu mir. Er läuft zu unserem grauen Auto hinüber und öffnet erst eine Tür im hinteren Teil des Wagens, um seine Tasche hineinzuwerfen und steigt dann an der Fahrerseite ein. Ich steige neben ihm ein und schnalle mich schnell an. Dad hasst es, wenn ich das nicht tue.
"Ja, dann los", mit diesen Worten lege ich meinen Kopf an die Scheibe und erhöhe die Lautstärke meiner Musik, in der Hoffnung die Tatsache, dass ab heute die Schule wieder anfängt, für ein paar weitere Minuten ausblenden zu können.
Mit dem ersten Kapitel bin ich noch nicht wirklich zu frieden. Wenn ich aus Jil's Sicht schreibe, fühle ich mich irgendwie sicherer, als aus Hopes. Hab Angst sie falsch darzustellen.
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2019
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