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Kapitel 1

 

Ich seufze. Wie lange muss ich hier noch an stehen? Die Schlange im Starbucks ist echt lang. Vor mir stehen noch etwa drei Leute, die genau so genervt aussehen wie ich. Ich werfe einen Blick auf meine Armband Uhr. Es ist bereits ein Uhr. Ich habe mich um halb eins hier angestellt und stehe jetzt immer noch an.

 

Nach weiteren zehn Minuten habe ich nur noch eine Frau vor mir, die gerade ihre Bestellung beendet hat. Sie tritt zur Seite und macht mir Platz, sodass ich meine Bestellung aufgeben kann: "Ein Cappuccino und ein belegtes Brötchen bitte." Ich zeige auf ein belegtes Brötchen mit Käse, Tomatenscheiben und Ei. Der Verkäufer nickt und ich trete, genau wie die Frau vor mir vom Tresen weg, sodass die Person hinter mir bestellen kann, während ich warte.

 

Es dauert nicht lange, bis meine Bestellung fertig ist und ich bezahlen kann. "Das macht dann 6, 50 Dollar", sagt der Verkäufer und ich gebe ihm das Geld. Dann stecke ich mein Portemonnaie zurück in meine Tasche und nehme meine Bestellung in die Hände. Dann trete ich wieder auf die Straße hinaus. Das Starbucks befindet sich in der Nähe des Central Parks und ich entscheide mich dazu mich auf eine Parkbank zu setzen. Dann krame ich eine Zeitung aus der Tasche, die ich an einem Kiosk auf der 5th Avenue gekauft habe. Auf der Titelseite ist ein großes Bild von einer Frau und einem Mann auf einer Bühne zu sehen und darunter steht: "Heute startet das neue Broadway Musical." Ich kenne diese Stars nicht, was wohl daran liegt, dass ich noch nie in einem Musical war und mich eigentlich auch nicht so sehr dafür interessiere, aber wenn mich jemand einladen würde, würde ich auch nicht ablehnen. Die Seite danach ist relativ langweilig, aber dann werde ich plötzlich stutzig. Auf der dritten Seite ist ein Bild von meinem Vater zu sehen und darunter steht: "Neuer Geschäftsführer bei Andrews Industries." Auf dem Bild ist mein Vater zu sehen, der seinen neuen Geschäftsanzug trägt, den wir gestern zusammen in einer Boutique gekauft haben. Ich beginne den Artikel unterhalb des Bildes zu lesen.

 

"Bei Andrews Industries gibt es jetzt einen neuen Geschäftsführer. Joachim Andrews tritt jetzt seinen Chefposten an seinen Sohn Peter Andrews ab, der jetzt also das Geschäft übernimmt. Laut Mr Andrews ist er gestern mit seiner Tochter in seiner neuen Wohnung in New York eingezogen und hat heute seinen ersten Arbeitstag begonnen: 'Ich bin wirklich froh die Firma meines Vaters übernehmen zu dürfen. Auch meine Tochter war überglücklich als ich ihr davon berichtete, da wir dank meines bisherigen Jobs ziemlich oft um ziehen mussten. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir in elf Städten für ein paar Monate gewohnt. Für meine Tochter Bethany ist es ebenfalls schön hier leben zu dürfen, da wir hier endlich bleiben können und sie die Chance hat richtige Freunde zu haben, hier zur Schule zu gehen und zu studieren. ' Jetzt ist die einzige Frage, wie es mit Andrews Industries weiter geht und ob wir noch mehr über Mr Andrews Tochter Bethany Andrews erfahren werden.

 

Als ich zu Ende gelesen habe, bin ich geschockt. Wir sind erst seit gestern hier und schon gibt es einen Artikel über mich und meinen Vater. Zwar stimmt es, dass mein Vater jetzt Großvaters Firma übernimmt, aber ich hätte nicht gedacht, dass direkt so ein Wirbel um uns gemacht wird. Ich seufze, falte die Zeitung zusammen und packe sie in meine Tasche. Dann beiße ich in das belegte Brötchen und nehme einen Schluck von meinem Starbucks Cappuccino. Es schmeckt köstlich und ich stelle meinen Cappuccino neben mich auf die Bank. Ich lasse meinen Blick durch den riesigen Central Park wandern und beobachte die Leute, die hier herum laufen. "Piep", ich höre den gewohnten SMS-Klingelton meines Handys und krame es aus meiner Tasche. Ich entsperre mein Handy und lese, was in meiner Benachrichtigungsliste steht.

 

Eine Nachricht von 'Papa'.
Ich öffne den Chat von meinem Vater und lese die Nachricht.
Papa: Hey, Mäuschen. Wie läuft's bei dir? Was machst du hier?
Ich: Hi, Papa. Ich bin gerade im Central Park. Ich war bei Starbucks und habe mir Frühstück geholt.
Papa: Hmm, das klingt gut. Was hast du heute noch so vor?
Ich: Ich wollte noch ein bisschen durch New York City schlendern und mir die Stadt ansehen. Wann kommst du heute denn wieder?
Papa: Erst ganz spät. Etwa gegen zehn Uhr. Verlauf dich aber bitte nicht in der Stadt.
Ich: Keine Angst, ich habe mir einen Stadtplan gekauft.
Papa: Na dann muss ich mir ja keine Sorgen machen. Hast du heute schon die Zeitung gelesen?
Ich: Ja, da war ein Artikel über dich und die Firma.
Papa: Ja, ich weiß. Als ich gestern kurz mit deinem Opa in der Firma war, waren ein paar Journalisten, die mich Interviewen wollten. Stört dich das?
Ich: Nein, schon gut. Ich war nur etwas überrascht.
Papa: Na dann ist ja gut. Ich muss jetzt leider weiter arbeiten. Bis heute Abend dann.
Ich: Ja, bis heute Abend. Ich habe dich lieb.
Papa: Ich dich auch, Schatz. Wollen wir heute Abend noch einen Film gucken?
Ich: Ja, klar. Tschüss!
Papa: Tschüss!

 

Ich sperre mein Handy wieder und verstaue es wieder in meiner Tasche. Das Baguette habe ich mittlerweile aufgegessen und erhebe mich von der Parkbank. Es hat angefangen zu tröpfeln und ausgerechnet heute habe ich meinen Regenschirm vergessen. Na super, meine Jacke hat noch nicht einmal eine Kapuze. Zum Glück ist unsere Wohnung nicht weit von hier entfernt. Unsere Wohnung liegt relativ zentral und ich habe laut meines Vaters nur einen elf minütigen Fußweg zur Schule. Laut Papa gehe ich auf die 'Browning School'. Ich war schon auf vielen Schulen, hasse es aber trotzdem 'Die Neue' zu sein. Wirklich lange war ich auf einer Schule nur in meiner Heimatstadt Seattle, wo ich mit meinem Vater gewohnt habe, bevor meine Mutter gestorben ist. Sie starb, als ich gerade einmal vierzehn Jahre alt war, doch mittlerweile kommen ich und mein Vater ziemlich gut damit klar. Ich erhebe mich von der Bank und renne durch den Regen, da ich keine große Lust habe klitsch nass zu werden. Es ist kalt und der Regen durchnässt meine Kleidung. Ich halte meinen Cappuccino in meiner eiskalten Hand. Die Regentropfen laufen an meiner Stirn runter und das Sehen wird mir sehr schwer gemacht. Ich kann fast nichts mehr sehen und muss der Menschenmasse ausweichen, doch ich schaffe es nicht allen auszuweichen und letztendlich laufe gegen jemanden. Mein Cappuccino Becher fällt mir aus der Hand und der Cappuccino ergießt sich auf das weiße T-Shirt der Person, mit der ich zusammen gestoßen bin. Ich hebe den Kopf und ich mustere die Person. Es ist ein Junge mit dunkelbraunen zerzausten durchnässten Haaren und leuchtend grünen Augen. Regentropfen laufen ihm übers Gesicht. Eine seiner dunklen Augenbrauen hat er in die Höhe gehoben und er hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Auf seinem weißen T-Shirt ist ein brauner Cappuccino Fleck. Ich bringe ein: "Oh, das tut mir echt leid. Ich bin so tollpatschig" hervor und reibe unbeholfen an dem braunen Fleck, was es nur noch schlimmer macht. Er rollt mit den Augen:"Du machst es nur noch schlimmer. Lass es einfach." Er versucht sich an mir vorbeizuschieben, aber ich versuche ihn festzuhalten. Er scheint nun doch ziemlich wütend zu sein. Nach einigen Versuchen schafft es sich aus meinem Griff zu befreien und ich renne hinter ihm her: "Hey, warte. Wie heißt du?" Er bleibt ruckartig stehen: "Jackson White und du, Kleine?" Kleine!? Zwar weiß ich, dass ich nicht die Größte bin, klein bin ich aber auch nicht. "Ich heiße Bethany Andrews und ich bin nicht klein. Ich bin 16", antworte ich. Er lacht und winkt ein Taxi an den Straßenrand: "Hab ich doch gesagt. KLEIN." Dann steigt er in das Auto, steckt dem Taxifahrer Geld zu und das Taxi fährt los. Ich stehe fassungslos am Straßenrand und starre dem Taxi hinterher. Meine Kleidung ist komplett durchnässt und meine Haare triefen vor Wasser, doch das ist mir total egal. Ich habe noch nie einen so nervigen und gleichzeitig so heißen Typen getroffen. Wieso müssen die heißen Typen immer so einen scheiß Charakter haben?

Kapitel 2

Ich stecke meinen Schlüssel ins Schlüsselloch und drehe ihn herum. Die Tür wird mit einem 'Klick' entriegelt und ich kann eintreten. Es regnet immer noch, doch zum Glück kann ich nicht noch nasser werden. Das Haus ist aus rot-braunem Ziegelstein und es scheinen mehrere Personen darin zu wohnen. Unsere Wohnung liegt im zweiten Stock. Ich blicke mich um. Eine Holztreppe führt nach oben in den zweiten Stock. Im Flur gibt es zwei Wohnungstüren. Der Flur ist in Pastelltönen gestrichen und auch relativ schön eingerichtet. Auch im zweiten Stock sieht es so aus. Unsere Wohnungstür ist die Linke, die etwas weiter an der Tür liegt. Ich weiß nicht, wem die andere Wohnung gehört, aber ich denke, ich werde es im Laufe der Zeit noch erfahren. Ich gehe zur fremden Tür und lese das Klingelschild. Darauf steht der Familienname 'Jones'. Jones? Ich kannte mal einen Mike Jones. Er ging in meine Klasse, aber ich denke nicht, dass sie verwandt sind. Ich entferne mich wieder von der Tür und mein Blick fällt auf eine Pinnwand mit der Aufschrift 'Schwarzes Brett'. Das ist ja cool. Ich lese die bunten Post-Its, die auf die Pinnwand geklebt wurden. Auf einem Grünen steht: "Am Montag wird der Müll abgeholt, also Mülltonnen raus." Ich muss lächeln. Das ist eine nette Idee. Neben der Pinnwand liegt ein Block Post-Its mit einem Stift und ich reiße einen Klebezettel ab. Dann schreibe ich mit dem schwarzen Stift: "Hallo, liebe Nachbarn. Wir sind neu hier und ich würden uns sehr freuen, wenn wir uns bei Gelegenheit mal kennen lernen würden. Liebe Grüße Beth." Ich mache den Stift zu, klebe den Zettel an die Pinnwand und öffne meine Wohnungstür.

 

Die Wohnung ist in hellen Tönen gestrichen und die Küche ist bereits aufgebaut, aber der Rest der Wohnung ist noch voller Kartons. Wenn man den Flur verlässt, kommt man in das Wohnzimmer und die daran angrenzende Küche. Im Wohnzimmer stehen ein Sofa, ein Fernseher, ein Schreibtisch mit einem Computer darauf und ein großer Esstisch mit sechs Stühlen, obwohl wir ja eigentlich nur zu zweit sind, aber Papa wollte genug Stühle haben, falls wir mal Besuch bekommen oder seine Kollegen mal zum Abendessen kommen wollen.

 

Ich gehe in mein neues Zimmer. Die Wände sind lila und der Boden ist aus hellem fast weißem Holz. Ich habe ein großes Bett mit einem ebenfalls lila Bezug und vielen bunten Kissen. Die Matratze ist weich und ich versinke darin, als ich mich hineinsinken lasse, habe ich sofort keine Lust mehr aufzustehen. Ich nehme meine Tasche, die ich neben mir in die Kissen fallen gelassen habe und krame mein Handy heraus. Dann entsperre ich es und schreibe meinem Vater.

 

Ich: Hey, Papa. Bitte bring nachher Pizza mit. Ich habe einen Bärenhunger. Welchen Filmen wollen wir uns eigentlich angucken?

 

Er antwortet nicht sofort, deshalb verlasse ich WhatsApp, gehe auf Snapchat und öffne die Snaps meiner besten Freundin. Darauf ist sie mit ihrem kleinen Hund Cookie zu sehen. Ich vermisse sie echt. Sie heißt Lexie und wohnt in Seattle. Cookie ist echt süß. Ich nehme mein Handy, mache einen Snap mit dem Hunde Filter und schicke ihn an Lexie. Mein Handy macht 'Ping' und ich entsperre es mit einer Fingerbewegung. Ich sehe, dass ich eine Nachricht von meinem Vater habe, weshalb lese, was in meiner Benachrichtigungsliste steht.

 

Eine Nachricht von 'Papa'.
Papa: Klar bringe ich Pizza mit und was den Film angeht, lasse ich dir freie Wahl.
Ich: Ok, dann suche ich einen Film aus. Bis gleich.
Papa: Ja, bis gleich dann. Ich habe um halb zehn hier Schluss.

 

Ich sperre mein Handy wieder und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Es ist schon neun Uhr. Wie schnell die Zeit wieder verflogen ist. Ich erhebe mich von meinem Bett und schlurfe ins Wohnzimmer, um einen Film auszusuchen. Ich schlendere zu einem Karton mit der Aufschrift 'DVDs' und beginne unsere Sammlung an Filmklassikern durchzugehen. Zuerst ergreife ich einen alten Star Wars Film. Den Sechsten um genau zu sein, der er Lieblings Teil meines Vaters ist. Ich lächele bei der Erinnerung an die vielen Weihnachtsfeste an denen ich und Papa die alten Star Wars Filme geschaut habe. Es gab kein Weihnachten ohne sie. Ich lege ihn wieder zurück, schließlich ist erst August und nicht Dezember. Der nächste Film ist ein alter schwarz-weiß Film, den ich noch nie zuvor gesehen habe und der mich auch wenig interessiert. Der dritte Film ist ein Marvel Film und als ich noch einen Blick darauf werfe und den Titel lese, bin ich überzeugt. Es ist mein Lieblings Film. Ich nehme mein Handy in die Hand und schreibe meinem Vater, zu welchem Entschluss ich gekommen bin.

 

Ich: Wir gucken heute Iron Man 2. Wann kommst du wieder?

Papa: Ich muss doch noch etwas länger im Büro bleiben.

Ich: Na gut. Dann bis nachher. Beeil dich.

 

Ich lege mein Handy wieder zur Seite und gehe in die Küche, da mein Bauch jetzt schon zum dritten Mal knurrt. Dort angekommen werfe ich einen Blick in den Kühlschrank, der zu meinem Entsetzen fast komplett leer ist. Ich hasse diesen Moment, wenn ich fast nichts zu essen im Kühlschrank habe und mir dann irgendwas aus den verbliebenen Sachen, die wir noch haben, zusammen mixen muss. Heute sind es Butter, ein Stück Fleischwurst und eine Packung Joghurt, was wohl daran liegt, dass mein Vater und ich nicht gerade gerne einkaufen gehen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Anscheinend hat es mein Vater also noch nicht für nötig halten einzukaufen. Ich fülle den Joghurt in eine Glasschüssel und beginne langsam die Schale auszulöffeln. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ist es mein Vater? Nein, er hat doch einen Schlüssel und muss noch arbeiten. Also kann er es nicht sein. Ich runzele die Stirn und hebe eine Augenbraue. Wer stört meine Ruhe? Es klingelt noch einmal und mit einem Seufzer erhebe ich mich von dem Hocker, auf den ich mich gesetzt hatte. Ich schlurfe zur Tür, setze ein Lächeln auf und öffne sie dann.

 

Vor der Tür steht ein Junge mit hellbraunen Haaren, rehbraunen Augen und einer dunkelbraunen Mütze auf dem Kopf, der hinten schlaff herunterhängt. Als ich fertig damit bin ihn anzustarren, frage ich unfreundlicher als gewollt: "Was willst du?" "Ich wollte frage, ob ihr vielleicht Butter habt und außerdem wollte ich bei der Gelegenheit noch die neuen Nachbarn kennen lernen, aber wenn es gerade nicht passt, kann ich auch später wieder kommen", sagt er vorsichtig und zugleich erschrocken über meine Kühlheit. Sofort tut es mir leid so gemein gewesen zu sein, denn er scheint ganz nett zu sein und ich sage in einem etwas netteren Tonfall: "Nein, ist schon gut. Wir haben Butter. Komm mit." Ich lasse ihn herein und gehe wieder in Richtung Küche um die Butter für ihn zu hohlen. Er folgt mir und beobachtet mich ganz genau, als ich die Butter aus dem Kühlschrank hole und sie ihm reiche, doch mein Wissensdurst muss noch befriedigt werden: "Du wohnst also neben mir?" "Ja, ich wohne Tür an Tür mit dir", antwortet er lächelnd. Ich kaue auf meiner Lippe: "Wohnt hier sonst noch irgendjemand?" "Nein, wir sind die einzigen, aber das finde ich gar nicht so schlimm, außerdem sind die Wohnungen hier ziemlich teuer", antwortet er wieder. Ich frage weiter: "Wohnst du hier alleine? Wie heißt du überhaupt? Wie alt bist du?" Er lacht und beantwortet meinen Frageschwall: "Zu deiner ersten Frage: Nein, ich wohne nicht alleine hier. Mit in meiner Wohnung wohnen hier noch Luke, der für mich so etwas wie ein Stiefvater oder Onkel ist und Jackson, der genau wie ich sein Schützling ist und, den ich um ehrlich zu sein nicht gerade gut leiden kann. Zu deiner zweiten Frage: Ich heiße Matthew Johnson, aber meine Freunde nennen mich Matt und das darfst du ab jetzt auch. Zu deiner letzten Frage: Ich bin 17 Jahre alt. Und du? Wie heißt du? Mit wem wohnst du hier und wie alt bist du?" Wow, er hat mir wirklich viel von sich erzählt, also muss ich jetzt auch auspacken: "Ok, mein Name ist Bethany Andrews und ich bin 16 Jahre alt, werde aber nächsten Monat auch 17. Ich wohne hier mit meinem Vater Peter Andrews, aber er hat gesagt, er kommt erst spät abends wieder. Aber ich habe noch zwei letzte Frage: Was meintest du mit Schützling und wer ist dieser Jackson genau?" "Na ja, meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war und ich habe auch sonst keinerlei Verwandtschaft abgesehen von Luke. Er war der beste Freund meines Vaters und deshalb hat mein Vater in sein Testament geschrieben, dass Luke im Falle seines Todes so etwas wie mein Patenonkel wird und mich zu sich holen darf. So ähnlich war es bei Jackson auch. Luke hat ihn so zu sagen adoptiert. Er hat ihn unter einer Brücke komplett allein gefunden und ihn mit zu sich nach Hause genommen und nach einiger Zeit hat er einen Sorgerechtsantrag gestellt und jetzt wohnt er bei uns, aber ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist nervig, sarkastisch, provozierend und pervers, aber Luke scheint davon nichts zu wissen und selbst wenn er es weiß scheint es ihn nicht zu stören." Sein Lachen bringt mich dazu ihm zu vertrauen, besonders weil er Jackson nicht ausstehen kann. Plötzlich klopft jemand laut an die Tür. Ich verdrehe die Augen und gehe zur Tür. Matt sieht mir dabei zu. Ich öffne die Tür und will die Person hinter mir gerade genervt fragen, was sie von mir will, aber ich komme nicht dazu, da die Person mich zur Seite schiebt und schnurr stracks in die Wohnung marschiert. Ich bin empört. Wie kann es diese Person wagen, einfach ohne Erlaubnis in meine Wohnung zu kommen! Ich lasse die Tür zu schwingen und renne empört ins Wohnzimmer um die Person an zu fahrend, die uneingeladen in meine Wohnung kommt. Es ist der Junge, dessen T-Shirt ich mit meinem Cappuccino bekleckert habe. Es ist Jackson White. Mein neuer Nachbar.

 

Kapitel 3

 Ich mustere ihn. Er hat sich umgezogen und trägt jetzt ein schwarzes Muskelshirt. So kann ich seine muskulösen Arme sehen. Seine Haare sind noch viel verwuschelter als bei unserem ersten Treffen. Wahrscheinlich ist er gerade erst aufgestanden. "Mund steht offen. Habe ich dich etwa so sehr beeindruckt?", fragt er sarkastisch. Ich habe noch nicht einmal gemerkt, dass mein Mund offen steht, deshalb schließe ich ihn schnell und verschränke ich die Arme vor der Brust: "Ich kann mich nicht erinnern dich hereingebeten zu haben, Jackson." "Tja, zum Glück ist mir das egal. Die einzige Person, die mir etwas zu sagen hat bin und jetzt chill mal ich bin gleich wieder weg und nehme Matthew direkt mit", sagt er in einem scharfen Ton. Diese Schärfe lässt mich zusammen zucken. Warum ist er so? Heute Nachmittag war er viel netter, obwohl VIEL netter nicht, höchstens etwas netter. Ich verdrehe die Augen und setze mich wieder auf den Hocker, um meinen Joghurt weiter zu essen, da meine beiden Nachbarn laut Jackson sowieso wieder innerhalb der nächsten zwei Minuten verschwinden. Matthew scheint entrüstete zu sein: "Sei doch nicht so unhöflich. Das ist schließlich Bethanys Wohnung, Jackson. Wenn du nicht nett bist, kannst du direkt wieder gehen." Jackson lacht: "Du hast mir gar nichts zu sagen, Johnson." "Das weiß ich, du solltest aber trotzdem nett sein sonst lässt sie dich dem nächst nicht mehr in ihre Wohnung", sagt Matt und als ich ihn anschaue ich einen Blick, der zu sagen scheint, 'Zeig Respekt du bist nicht Gott'. Jetzt schalte ich mich ein: "Hey, hört auf über mich zu reden, als wäre ich nicht da. Ich sitze neben euch und höre auch ziemlich gut." Plötzlich klopft es zum dritten Mal an unsere Tür. Ich renne wieder los und reise die Tür auf. Langsam beginnt mich das ständige Öffnen zu langweilen.

 

Vor der Tür steht ein Mann mit einem Drei-Tage Bart. Das muss wohl Luke sein: "Guten Tag, ich bin Luke. Sind vielleicht zwei anstrengende Jungen im Alter von etwa 17 Jahren vor ca. 5 Minuten in deine Wohnung gestürmt?" Ich nicke und lasse ihn wortlos hinein. Auch Luke geht ins Wohnzimmer und mein Blick fällt auf die meine beiden Nachbarn. Meine Kinnlade klappt wieder herunter. Jackson hält Matt am Hemdkragen fast und hat ihn gegen den Kühlschrank gedrückt. Matts Auge sieht gerötet aus und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jackson ihm eine verpasst hat. Das wird sicher noch richtig blau. Luke rennt auf die Beiden zu und zieht Jackson von Matt weg und schreit: "WAS IST DENN HIER LOS? DAS KANN DOCH JETZT NICHT EUER ERNST SEIN. HÖRT AUF EUCH STÄNDIG ZU STREITEN. WAS IST DENN HEUTE SCHON WIEDER EUER PROBLEM? IST EUCH EIGENTLICH KLAR, DASS WIR JETZT SCHON EINEN SCHLECHTEN EINDRUCK BEI DEN NEUEN NACHBARN HINTER LASSEN HABEN? BESONDERS DU JACKSON!" Jackson hebt seinen Arm und zeigt mit dem Finger auf mich: "Sie ist das Problem!" "Ich?", ich bin entsetzt. Wie kann er so etwas sagen? Wieso bin ich ein Problem. "Das ist Quatsch. Hör nicht auf ihn", sagt Matt zu mir. Jackson schüttelt den Kopf: "Nein, es stimmt und das wisst ihr beide auch. Ich bin nur der Einzige, der es wagt, es ihr zu sagen." Ich kann meine Wut nicht mehr zurückhalten: "Das wird mir jetzt echt zu blöd. Ich gehe jetzt und-" Mein Vater unterbricht mich: "Hallo, Schatz. Ich bin wieder da. Wie war dein-" Er stoppt abrupt, als er unsere Nachbarn erblickt und sagt: "Oh, wir haben Besuch. Möchtest du mir deine Freunde nicht einmal vorstellen, Beth?" "Hallo Papa, das sind unsere neuen Nachbarn. Sie wollten gerade wieder gehen", antworte ich schnell und versuche Luke in Richtung Tür zu schieben, doch er ist zu schwer und ich schaffe es nicht einmal ihn einen Zentimeter zum Ausgang zu bewegen. "Ach warum denn? Sie können gerne bleiben und mit uns essen?", schlägt mein Vater vor und ich versuche gebe es auf Luke zum Gehen zu bewegen. Das ist eine ganz schlechte Idee! "Das ist eine super Idee", sagt Jackson und schenkt meinem Vater ein Engelslächeln. Ich werfe ihn meinen Du-falsche-Schlange-Blick zu. Jetzt schaltet Luke sich ebenfalls ein: "Ja, ich finde die Idee auch super. Wenn wir dürfen, würden wir gerne mit ihnen essen." "Natürlich. Ich freue mich unsere neuen Nachbarn kennen zu lernen", erklärt mein Vater und deutet mit einer stillen Geste in Richtung Tisch, was so viel heißt, wie 'Setzt euch und fühlt euch wie zu Hause'. Luke setzt sich an den Esstisch und die beiden Junge folgen ihm. Auch mein Vater setzt sich hin und wirft mir einen auffordernden Blick zu, deshalb setze ich mich auf den freien Stuhl zwischen Jackson und Matt, die sich anscheinend so weit wie möglich voneinander wegsetzen. Matt scheint ziemlich froh zu sein, dass ich mich zwischen sie setze und Jackson schenkt mir ein ziemlich falsches Lächeln, was keiner außer zu bemerken scheint. Ich schenke ihm ebenfalls ein falsches Lächeln und nehme mir ein Stück Pizza vom Teller. Auch die Anderen nehmen sich ein Stück und beginnen zu essen. Ich bin die Erste, die ihr Stück Pizza aufgegessen hat und da ich nicht unhöflich sein will, warte ich darauf, dass alle fertig sind. Ich beobachte Jackson, dabei wie er einen großen Bissen von seinem Stück Pizza problemlos abbeißt. Dabei fällt mir die Schärfe seiner weißen Zähne auf. Sein Haar fällt ihm locker in die Augen und ich würde nur zu gerne hindurchfahren, aber das wäre sicher ziemlich unangebracht. "Es schmeichelt mich zwar sehr, dass du deinen Blick nicht von mir lassen kannst, aber wenn ich esse, werde ich nicht so gerne angestarrt, also schau bitte jemand anderen an. Später habe ich, aber nichts dagegen, wenn du mich ansiehst", sagt Jackson zwischen zwei Bissen ohne mich anzusehen. Ich verdrehe die Augen und wende mich ab.

 

Als alle fertig gegessen haben, fragt mein Vater: "Wollt ihr noch hier bleiben und mit uns einen Film schauen?" Jackson und Luke bejahen gleichzeitig während Matt nur stumm da sitzt. Er scheint nicht besonders froh darüber zu sein, akzeptiert es aber. "Was für einen Film wolltest du heute nochmal schauen, Schatz?", fragt mein Dad und ich erröte etwas, da mir der Kosename so unendlich peinlich ist. Jackson öffnet den Mund und ich bin mir ziemlich sicher, dass er etwas dazu sagen wird: "Was ist dir denn so peinlich, Babe?" Ich schnaube: "Iron Man 2 und ich stehe nun einmal nicht auf Spitznamen." Jackson lacht und ich verschränke die Arme vor der Brust. Der kann mich mal. Ich stehe auf, räume meinen Teller in die Spülmaschine und lege mich dann auf eines der Sofas.

 

Nachdem alle ihre Teller weggeräumt haben, gesellen sich die Anderen zu mir aufs Sofa. Matt und Luke setzen sich auf das andere freie Sofa und mein Vater setzt sich in den einzigen Sessel. Jackson denkt kurz nach und hebt, dann meine Beine hoch, um sich auf das Sofa zu setzen. Er lässt sich auf dem Sofa nieder und legt dann meine Beine wieder auf seinen Schoss. Ich versuche meine Beine von seinem Schoss zu nehmen, doch er hält sie nach wie vor fest. Mein Vater schiebt die DVD in den DVD-Player und ich gestehe mir ein, dass ich es doch ziemlich gemütlich finde, mit meinen Beinen auf Jacksons Schoss lang ausgestreckt zu liegen und den Film zu schauen. Seine Beine sind warm und ich spüre seine Muskeln an meinen Unterschenkeln. So sitzen wir während des ganzen Filmes still da und ab und zu fällt mein Blick auf Jackson. Unbemerkt registriere ich jede seiner Reaktionen auf den Film.

 

Als der Film zu Ende ist, stehen Luke, Matt und mein Vater sofort auf, doch Jackson lässt noch etwas auf mich warten. Luke, Matt und mein Vater gehen zusammen zur Tür und ich versuche ebenfalls aufzustehen, doch er hält mich an meinen Füßen fest und beginnt sie langsam zu massieren. Ich sehe ihn fragend an. Was hat er vor? Dann wandern seine Finger von meinem Fuß, über meinen Knöcheln und mein Bein hinauf. Ich schnappe nach Luft. Das habe ich echt nicht erwartet. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, als er mit seinen Fingern mein Bein immer wieder entlang fährt.Mein Herz schlägt schneller. Dann zieht er seine Hand plötzlich ruckartig weg und ich ziehe eine Augenbraue hoch. Er deutet mit seinen Augen hinter mich und ich drehe den Kopf. Im Türrahmen steht Matt mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich drehe meinen Kopf schnell weg und werfe Jackson einen bösen Blick zu? Hinter mir scheint Matt seine Worte wieder erlangt zu haben: "Kommst du Jackson? Wir wollen gehen." Jackson nickt, steht auf und lässt mich allein zurück. Sekunden später höre ich die Tür, die ins Schloss fällt. Ich seufze. Was war das denn?

Kapitel 4

Ich liege in meinem Bett und denke über die Geschehnisse des Abends nach. Es ist bereits halb elf in der Nacht. Der Himmel ist nachtschwarz, doch es sind keine Sterne am Himmel zu sehen, da die Lichter der Stadt zu hell sind, doch ich kann nicht schlafen. Der Tag war einfach zu merkwürdig. Außerdem bin ich ziemlich aufgeregt, schließlich werde ich am Montag zum ersten Mal meine neue Schule besuchen. Beim Gedanken daran verspüre ich ein mulmiges Gefühl im Magen und bekomme ein wenig Angst. Ich war zwar schon oft 'die Neue', aber es macht mir trotzdem jedes Mal aufs Neue angst. Ich blicke auf mein Handy. Auf dem Display steht: Eine Nachricht von 'Lexie' und eine Nachricht von 'Unbekannt'. Ich öffne den Chat von Lexie, lese ihre Nachricht und antworte ihr.

Lexie: Hey, Beth. Wie ist New York?

Ich: Super, ich war schon im Central Park, bei Star Bucks und habe die neue Wohnung erkundet.

Lexie: Ich bin so neidisch auf dich. Ich wäre jetzt so gerne bei dir. Ich vermisse dich.

Ich: Ich vermisse dich auch, Lexie. Mein Vater hat sich auch direkt mit unseren neuen Nachbarn angefreundet.

Lexie: Und du? Wie findest du die?

Ich: Na ja, geht so.

Lexie: Warum?

Ich: Sie sind zu dritt. Matt, Jackson und Luke. Matt und Luke sind echt nett, aber Jackson geht gar nicht. Er ist so unfreundlich und tut so, als wäre er Gott.

Lexie: Stehst du vielleicht auf ihn?

Ich: Nein, er hat so einen scheiß Charakter. Ich stehe nicht auf solche Typen.

Lexie: Doch, tust du. Zum Beispiel Frederico, Zane, Kai und Cole.

Ich: Na gut, du hast recht, aber er ist noch viel schlimmer. Ich kann ihn nicht ausstehen. Ich muss jetzt schlafen. Gute Nacht.

Lexie: Wir früh schläfst du denn? Es ist gerade erst halb neun.

Ich: Ich in einer anderen Zeitzone. Schon vergessen?

Lexie: Ja, sorry. Wie spät ist es bei dir denn?

Ich: Halb elf und deshalb muss ich gleich auch schlafen. Gute Nacht.

Lexie: Ja, gute Nacht. Schreiben wir morgen weiter?

Ich: Ja, Bye.

Lexie: Bye

Ich schließe den Chat von Lexie und öffne die Nachricht von Unbekannt. Wer kann das wohl sein? Kenne ich 'Unbekannt' überhaupt? Woher kennt 'Unbekannt' mich und woher hat 'Unbekannt' meine Nummer? Ich klicke mit einem mulmigen Gefühl auf den Chat und antworte auf die Nachricht.

Unbekannt: Hallo Bethany. Denkst du an mich?

Ich klicke auf das Antwortfeld. Mein Finger fliegen über die Tastatur, als ich die Frage tippe, die mir auf der Zunge brennt.

Ich: Wie soll ich an dich denken, wenn ich nicht weiß, wer du bist?

Nach kurzer Zeit antwortet 'Unbekannt' mir und ich sinke noch weiter in meine Kissen hinein.

Unbekannt: Rate doch mal!

Ich: Nein!

Unbekannt: Warum denn nicht, Süße?

Ich: Erstens: Nenn mich nicht Süße. Zweitens: Ich habe einfach keine Lust zu raten. Sag es mir doch einfach.

Unbekannt: Ok, dann rate halt nicht. Du bist echt langweilig. Und zu meiner Identität: Ich bin's Jackson. Dein Nachbar.

Ich ändere seinen Namen von 'Unbekannt' zu 'Jackson' und frage dann weiter.

Ich: Woher hast du meine Nummer?

Jackson: Ich habe halt meine Quellen.

Ich: Jetzt sag schon, Jackson.

Jackson: Ich habe dich gegoogelt und es ist erschreckend, dass es so viel über dich im Internet gibt.

Ich: Meine Handynummer steht im Internet?

Jackson: Nein, ich habe deinen Vater gefragt.

Ich: Ach so, was wolltest du nochmal?

Jackson: Ich wollte fragen, auf welche Schule du ab Montag gehst?

Ich: Auf die Browning School.

Jackson: Dann werden wir uns wohl am Montag in der Schule sehen.

Ich: Och ne.

Jackson: Übertreib nicht mit deiner Begeisterung.

Ich: Sorry, aber du bist auch nicht der netteste Nachbar. Ich muss jetzt auch schlafen. Gute Nacht!

Jackson: Träum von mir, ja?

Jackson: Gute Nacht!

 

Ich sperre mein Handy wieder und lege es neben mein Bett. Dann gehe ich zu meinem Schrank und ziehe mir meinen Lieblingsschlafanzug an. Er besteht aus einem kurzärmligen lilanen T-Shirt und einer weiß-lila karierten Shorts. Betrachte mich im Spiegel und binden meine dunkelbraunen fast schwarzen Haare zu einem Zopf. Mir fällt auf, dass ich mittlerweile doch müde geworden bin. Ein Gähnen huscht mir über die Lippen. Bevor ich die Vorhänge schließe, werfe ich einen Blick auf die wunderschön Skyline der Stadt. Dieser Anblick erinnert mich sehr an den Ausblick aus dem Fenster meines Zimmers in Seattle, wo ich fast mein ganzes Leben gewohnt habe. Ich wende meinen Blick ab und schlüpfe schnell ins Bett. Dann decke ich mich mit meiner warmen flauschigen Daunendecke zu und rücke mein Kissen zurecht. Etwa zehn Minuten später falle ich in einen ruhigen Schlaf.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist mein Vater schon weg. Er ist also schon auf der Arbeit. Das kenne ich zum Glück schon. Ich schlage meine Decke zur Seite und öffne die Vorhänge. Die Sonne blendet mich und ich muss meine Augen zusammen kneifen. Nach ein paar Sekunden haben sich meine Augen an das Licht gewöhnt und ich blicke über die wunderschöne Stadt. Es ist atemberaubend und von meinem Fenster aus kann ich das Firmengebäude meines Vaters und den Central Park sehen. Ich betrachte die grünen Baumwipfel und die Menschen, die durch den Park hetzen. Zum Glück habe ich Zeit mich heute einfach mal zu entspannen. Ich mache schnell mein Bett, nehme mein Handy vom hellen Nachttisch und gehe ins Wohnzimmer. Von dort aus gehe ich weiter in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Ich öffne den Kühlschrank, doch der ist immer noch so leer wie am Vortag. Ich muss dringen mal wieder einkaufen. Deshalb beschließe ich mir Frühstück besorgen zu gehen. Ich gehe ins Badezimmer, nachdem ich entschieden habe, dass ich in meinem jetzigen Zustand nicht gehen kann, sondern erst Duschen muss. Ich streife meine Kleider ab, öffne meine Haare und steige unter die Dusche. Dann schalte ich das Wasser an. Es ist kalt und erst zittere ich leicht, doch dann wird es wärmer und das Wasser sich wohlig warm auf meiner Haut. Das habe ich gebraucht, um richtig wach zu werden. Es fällt mir immer ziemlich schwer morgens wach zu werden.

 

Als ich fertig geduscht habe, ziehe ich mir frische Kleidung an und kämme meine Haare gründlich durch. So ist es schon viel besser. Dann stecke ich mir mein Portemonnaie und meinen Haustürschlüssel in die Tasche meiner schwarzen Lederjacke. Als ich endlich fertig bin, verlasse ich gut gelaunt die Wohnung.

 

In der Nähe unserer Wohnung gibt es ein Café, in dem ich schnell etwas frühstücke. Das Essen schmeckt einfach köstlich. So könnte ich jeden Tag speisen, aber das geht nicht. Schließlich ist es ziemlich teuer jeden Tag essen zu gehen. Es gibt auch einen Supermarkt in der Nähe, in den ich später gehen will, um einzukaufen. Als ich fertig gegessen habe, bringe ich mein Tablett weg und bezahle. Dann gehe ich in den gegenüberliegenden Supermarkt, um endlich etwas einzukaufen.

 

Am Eingang des Supermarkts nehme ich mir einen Einkaufskorb und stelle meinen Rucksack hinein. Zuerst gehe ich in die Gemüseabteilung. Ich packe etwa fünf Bananen, eine rote Paprika, zwei Gurken und einen Brokkoli, damit wir mal wieder richtig kochen können. Außerdem kaufe ich auch Kartoffeln und Lauch. Dann komme ich zu den Kühltruhen, wo ich einige Tiefkühlgerichte hohlen will, da mein Vater und ich wohl nicht so oft Zeit zu kochen haben werde. Ich öffne die Truhe und beuge mich hinein, um die tief gekühlten Fischstäbchen heraus zu holen, doch mein Arm ist zu kurz und ich versuche mit aller Kraft heranzukommen. Ich hänge mit dem Bauch auf dem Rand der Truhe. "Kann ich vielleicht helfen?", fragt jemand mit einer Mädchenstimme hinter mir, den ich hören kann. Ich klettere aus der Kühltruhe und sehe die Person an: "Ja, bitte. Ich komme nicht an die Fischstäbchen heran." Sie lächelt und beugt sich herunter und legt die Fischstäbchen in meinen Einkaufskorb. Sie hat lange blonde Haare, die ihr lockig über die Schulter fallen und leuchtend grüne Augen. Ihre Beine sind lang und sie ist sehr groß und schlank. Sie trägt ein hell lilanes Kleid, eine weiße Jacke aus weichem Stoff und tiefe offene Schuhe. Ich lächele zurück: "Danke. Ich bin Beth." "Hallo Beth, ich bin Kaya", sagt sie freundlich und folgt mir, als ich weiter zur nächsten Abteilung gehe. Wir laufen weiter nebeneinander her und ich packe nebenbei noch ein paar Sachen ein. "Also Kaya, wie alt bist du?", frage ich nebenbei und sie antwortet auch direkt, während sie ebenfalls Sachen in ihren Einkaufskorb packt: "Ich bin 17 und du?" "Ich werde nächsten Monat auch 17. Auf welche Schule gehst du?" Eigentlich würde ich sowas keinem fremden Menschen einfach so erzählen, doch irgendwie macht Kaya einen ziemlich vertrauenswürdigen Eindruck auf mich. Deshalb erzähle ich ihr auch Etwas über mich. Sie wird sicher nicht weiter erzählen. "Ich gehe auf die Browning School. Du auch?" "Ja, ich ab Montag auch." "Bist du schon aufgeregt?", fragt sie mich. "Ja, schon etwas, aber ich denke, es wird nicht so schlimm", ich lächele verlegen: "Am Wochenende will ich auch noch eine kleine Party bei mir feiern, um alle besser kennen zu lernen. Willst du kommen?" "Klar, aber lassen deine Eltern das zu?", fragt sie mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Ja, ich habe keine große Familie. Ich wohne mit meinem Vater alleine auf der 5th Avenue, denn meine Mutter ist gestorben, als ich 14 Jahre alt war und ich habe auch keine Geschwister, deshalb muss ich auch nur ihn fragen und da mein Vater sowieso fast rund um die Uhr in seiner Firma ist, hat er es mir erlaubt", erkläre ich. "Ich bin so neidisch auf dich. Ich habe zwei Schwestern, die leider älter sind und meine Eltern nerven mich manchmal echt, aber ich bin froh sie zu haben. Welche Hausnummer hast du denn?", fragt sie. "700 und du?", frage ich. "Ich wohne in der 60th Straße, aber wenn du mich mal suchen solltest suche einfach direkt im Central Park. Da bin, ich immer, wenn ich gerade nicht in der Schule bin. Die Natur ist … so etwas wie ein zweites zu Hause für mich. Heißt einer deiner Nachbarn möglicherweise Matthew?", fragt sie mich interessiert. "Ja, er ist mein Nachbar. Woher weißt du das denn?", antworte ich verwirrt. Sie lacht: "Ich gehe mit ihm in eine Klasse. Vielleicht kommst du ja in unsere Klasse." Ich lächele freundlich: "Das wäre schön." Wir sind an der Kasse angekommen und ich lege meine Einkäufe aus Band. Bald bin ich dran und die Kassiererin sagt: "Das macht 47 Dollar." Ich gebe ihr einen 50-Dollar Schein und sie drückt mir einen Kassenbon in die Hand. Einige Sachen packe ich in meinen Rucksack, doch die Sachen, die nicht mehr hereinpassen, muss ich in eine separate Tüte packen. Am Ausgang verabschiede ich mich von Kaya und schleppe meine Einkäufe nach Hause. Auf dem Nachhauseweg denke ich über meine neue Bekanntschaft nach. Kaya war echt nett zu mir und hat sofort geholfen, als sie gesehen hat, dass ich Hilfe brauchte. Das hätte sicher nicht jeder getan. Hoffentlich sehe ich sie bald mal wieder. Sie hat echtes BFF-Potenzial.

 

Zu Hause angekommen schließe ich mit einer Hand die Tür auf und stelle die prall gefüllte Tüte im Flur ab. Dann stelle ich auch meinen Rucksack ab, hänge meine Jacke auf, streife meine Schuhe ab und stelle sie ins hölzerne Schuhregal. Ich hebe die Einkäufe wieder auf und laufe in die Küche, um alles möglichst schnell in den Kühlschrank zu räumen. Fünf Minuten später habe ich alles eingeräumt und endlich ist der Kühlschrank wieder komplett voll. Ich habe auch ein Stück Kuchen gekauft, das ich hungrig verschlinge. Eigentlich habe esse ich nicht viele Süßigkeiten, aber Kuchen kann ich einfach nicht widerstehen. Besonders bei Zitronenkuchen mit Marzipanglasur und bei Schokoladenkuchen werde ich schwach. Der Kuchen schmeckt göttlich. Dann schaue ich auf mein Handy. Es ist bereits acht Uhr am Abend. Wie lange war ich denn einkaufen? Ich schreibe meinem Vater eine Nachricht.

 

Ich: Hey Dad, ich war einkaufen. Soll ich schon mal etwas kochen?

 

Ich krame die Packung Fischstäbchen aus dem Kühlfach. Mit der Packung in der Hand öffne ich den Backofen und schiebe das Tablett, das ich zuvor mit den Fischstäbchen belegt hab, in den Ofen. Nach etwa einer halben Stunde sind die Fischstäbchen knusprig und braun. In der ganzen Küche riecht es nach Fischstäbchen. Lecker! Das riecht so gut! Ich hole sie schnell aus dem Ofen und packe sie auf zwei Teller. Einen für meinen Vater und einen für mich. Es ist schon halb neun. Als ich mich geradezu fragen beginne, wann Dad zurückkommt, höre ich, wie sicher der Schlüssel im Schloss herum dreht. Mein Vater steht im Flur und lächelt mich an. Ich lächele zurück. Nachdem er seine Jacke und seine Schuhe ausgezogen und seine Tasche auf seinem Schreibtisch abgelegt hat, setzt er sich zu mir an den Tisch und wir beginnen unser Essen zu verputzen. Wir verbringen noch einen ruhigen Abend und ich schlafe früh ein. So lässt es sich Leben. Trotz des schönen Tages, habe ich immer noch Angst vor meinem ersten Schultag hier in New York.

 

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Tag der Veröffentlichung: 24.05.2018

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