Alle Rechte zum Text gehören mir.
Alle Rechte zu den Bildern nicht.
Zwei Wochen, länger würden es Josh und Kathleen nicht mehr schaffen. Sie waren gefangen. So sehr sie sich auch bemühten, länger könnten sich nicht aushalten. Obwohl sie sich erst vor kurzer Zeit kennen gelernt hatten, wussten sie, dass diese Freundschaft bis zu ihrem Tod reichen kann. Abgesehen davon, sie hatten keine andere Wahl. Die zwei Wochen, die sie noch hatten, sollten sie in Freundschaft verbringen und nicht versuchen, an zu fangen sich zu streiten.
Ich bin Sarah O’Brayn und das ist meine Geschichte.
Auch wenn ich sie nie kennen gelernt habe, dank meiner Großmutter haben Josh und Kathleen einen der wichtigsten Plätze in meinem Leben eingenommen. Durch sie habe ich Hoffnung geschöpft, und so wenig Kraft ich auch habe, sie haben mich dazu gebracht weiter zu machen, nicht auf zu geben und erst recht niemals zu sagen, ich kann das nicht ohne es nicht mindestes einmal ausprobiert zu haben. Ob meine Großmutter sie kannte, weiß ich nicht, aber durch sie wurden Josh und Kathleen zu meinen Helden. Sie geben mir alles, was ich brauche um in Belfast zu überleben und zu kämpfen. Durch sie glaube ich daran, dass ich es auch schaffen kann.
Meine Lieblingsgeschichte handelt von den Beiden, in der sie ``the Games´´ überleben. Obwohl das vor ihnen noch niemand geschafft hat. Meine Großmutter wollte mir nie erzählen, warum es bis jetzt noch nicht abgeschafft wurde, doch das soll ich noch herausfinden. Immer wenn ich krank bin erzählte meine Großmutter mir die Geschichte. Meine Eltern habe ich nie kennen gelernt. Meine Großmutter spricht nicht gern darüber. Das Einzige, was sie mir hinter lassen haben, ist eine Kette. Sie ist aus reinem Silber und hat einen Anhänger, der mich etwas an einen Vogel erinnert. Sie hat mir nie erzählt, was er wirklich darstellen soll, aber ich bin sicher der Anhänger hat mehr als nur die Bedeutung hat, mich hübsch und erwachsener aussehen zu lassen. Immer wenn meine Großmutter mit der Geschichte anfangen will, setze ich mich auf ihren Schoß und höre gebannt zu. Ich kann nach all den Malen mitsprechen, doch ich habe sie noch kein einziges Mal unterbrochen.
„Also mein Kind“, so fängt Magga, wie ich meine Großmutter gerne nenne, jedes Mal an. Oft will sie mich noch mehr auf die Folter spannen, in dem sie so tat, als erinnere sie sich nicht mehr. Doch ich weiß, dass sie die Geschichte nie vergessen könnte.
„Josh und Kathleen, sie waren so alt wie du, als sie sich das erste Mal trafen. 16 und unerfahren, was das richtige Leben betrifft.“ Jedes mal sehe ich sie dabei finster an, doch ich kann nie lange wütend auf sie sein, da sie meist sofort fortfährt.
„Er war ein junger Fischer und wollte an jenem Morgen mit dem Boot raus auf das Meer fahren um der Erste zu sein, der mit einem vollen Netz am Markplatz erschien. Doch dieses Mal wurde alles anders. Als er sich noch schnell um die Netze kümmerte, hörte er einen lauten Schrei. Er kam aus dem kleinen Waldstück. Er sprang auf und lief sofort los. Er machte sich keine Gedanken darüber, dass das Waldstück verboten ist. Tief im Wald sah er dann den Verursacher. Es war ein junges Mädchen, vermutlich in seinem Alter. Voller Dreck und Blut lang sie bewusstlos auf dem Boden. Sie sah trotz allem wunderschön aus. Er war geschockt und wusste nicht, was er tun sollte. Ohne die Fische, die er verkaufen musste, konnte seine Familie nicht überleben. Seine Mutter und seine Schwester durften nicht schon wieder hungern. Aber er konnte sie doch nicht hier sterben lassen. Unentschlossen stand er da bis er das Geräusch von den Hütern hörte. Wenn sie das Mädchen finden wäre sie erst recht verloren. Im verbotenen Teil des Waldes durfte man sich nur mit eine Sondergenehmigung sehen lassen. Hatte sie eine? Wer weiß? Er, auf alle Fälle nicht. Also musste er schnellsten hier weg. Mit oder ohne ihr. Sie sah dünn und schmächtig aus, es sollte kein Problem für ihn sein sie zu tragen. Er hievte sie über die Schulter und lief so schnell es nur ging in die Richtung aus der er gekommen war. Als er nach einem Dauersprint, verschwitzt und mindestens genau so dreckig wie sie, wieder an seinem Boot ankam waren die anderen Fischer schon weg. Es war so oder so zu spät, um jetzt noch raus zu fahren. Er sah sich um. Niemand war zu sehen. Er legte sie vorsichtig auf die Netze, damit sie es etwas weicher hatte. Vorsichtig sah er sich ihr blutendes Bein an und musste feststellen, dass ein Stück von einem Pfeil immer noch in ihrem Bein steckte. Ihm wurde schlecht von dem Anblick. Als sie leise stöhnte, zuckte er zusammen und versuchte sie nicht anzustarren als sie die Augen öffnete. Sie waren grün. Grüner als jeder Baum im Wald. Es waren die schönsten Augen die er je gesehen hatte. Er strich sich mit dem von ihrem Blut verschmierten Finger durch sein strahlend blondes Haar. Dass es dadurch dreckig wurde, störte ihn bei diesem Anblick nicht. Als sie versuchte sich aufzusetzen, verhedderte sich ihr braunes langes Haar in den Netzen. „Langsam.“ Mehr brachte er nicht über die Lippen. Sie sah ihn schwach an und sank zurück auf die Netze. Sie starrte nur in den blauen Himmel. Er setze sich neben ihren Kopf und strich ihr das Haar aus den Augen. Sie sah hoch zu ihm. „Wer bist du?“, ihre Stimme klang sehr schwach. „Josh O´Brayn“ „Danke Josh O´Brayn.“ Sie zog ihn kurz zu sich runter und drückte ihm einen schwachen Kuss auf die Wange. Er konnte nicht anders als zu lächeln. Er wollte etwas sagen, doch ließ es, als er sah, dass sie wieder das Bewusstsein verloren hatte. Ihr Bein hatte nicht aufgehört zu bluten. Also beschloss er, sie mit nach Hause zu nehmen. Als er mit ihr auf dem Arm durch das Dorf trottete, hörte er Pfiffe und flotte Macho Sprüche hinter sich. „Ich war mir zwar sicher, dass deine Frau nie hübsch werden wird, aber das ist die Höhe.“ Er hatte vergessen, dass es in seinem Dorf Brauch war, die Braut nach der Hochzeit durch das Dorf zu tragen. Alle, die das Paar dann sahen, durften sich irgendwelche Sprüche einfallen lassen, die das Paar dann schweigend ertragen muss. „Ja, Josh, eine tote Braut gab es wirklich noch nie. Muss Spaß machen, die erste Hochzeitnacht.“ Aber die Sprüche von alten Herren waren immer die schlimmsten. „So ein junges hübsches Ding.“
Als er nach demütigenden 20 Minuten endlich zu Hause war, wollte er der Meute sagen, dass sie wunderhübsch sein, doch bevor er den Mund aufmachte und was sagen konnte fiel ihm ein, dass das ebenfalls ein Brauch war.
Er stieß schweigend die Tür auf und legte sie mit einem Blick seiner Mutter auf den Tisch, den seine Schwester in Sekunden schnelle abgeräumt hatte. Dass er weder Fische noch Geld hatte, interessierte seine Mutter jetzt nicht. Wenn jemand Krankes oder Verletztes in das kleine Haus kam, war seine Mutter hoch konzentriert und kümmerte sich nicht um andere Dinge. Sie wusste alles noch aus Kindertagen. In der Schule hatten sie das Thema nur kurz angesprochen, doch seit diesem Tag wusste sie, dass sie Heilerin werden will. Auch als sie kein Geld hatte, um das Studium zu bezahlen, ließ sie sich nicht davon abringen. Sie lernte alles, sie hatte nur nie bedacht, dass allein das Wissen ihr nicht helfen würde, ihrem Traum zu verwirklichen. Sie bekam keinen Job im Krankenhaus. Als sie sich in Joshs Vater verliebte und hier herzog, eröffnete sie eine kleine illegale Klinik bei ihnen zu Hause, für alle die sich das Krankenhaus nicht leisten konnten. Auch wenn viele Leute krank waren, durch die höhere Anzahl der Hüter konnten sie nicht mehr zu ihr kommen und so sprang auch kein Geld mehr ab. Nachdem sein Vater starb musste, er sich um die Familie kümmern so gut es geht.“
Obwohl ich alle Details schon wusste, unterbrach ich sie nie, wie gebannt hörte ich zu, um ja nichts zu verpassen.
Seine kleine Schwester holte heißes Wasser und fing vorsichtig an, die Wunde zu säubern. Seine Mutter holte Verbandzeug und wollte das Bein schon verbinden, als ihr das Pfeilstück auf fiel, dass noch Fleisch steckte. Sie rümpfte die Nase und seine Schwester holte noch mehr saubere Tücher. Sie legte welche unter das Bein des Mädchens und welche gab sie seiner Mutter. Die Mutter nahm sie entgegen und versuchte das Stück zu entfernen, doch das war gar nicht so leicht. Josh wurde von dem Anblick so schlecht, dass er sich vor die Tür setzen musste. Obwohl er jeden Tag Fisch tötete und anschließend die Fische ausnahm, war das trotzdem zu viel für ihn. Tote Fische sind etwas anderes als ein wunderschönes, junges Mädchen. Vor der Tür angekommen fragte er, ob er etwas holen soll, doch weder seine Schwester noch seine Mutter beachteten ihn. Er versank in Gedanken, bis er einen lauten Schrei hörte. Er zuckte zusammen und stieß die Tür auf, ohne zu überlegen was ihn erwarten konnte. Das Mädchen war wach und seine Mutter hielt ein beachtlich großes, in Blut getränktes Stück Holz in der Hand. Ihm wurde wieder schlecht. Doch als er in das Gesicht des Mädchens sah, wurde ihm klar, dass er nicht der Einzige, war dem Mulmig zu mute war. Er strich ihr über die Stirn und versuchte sie zu beruhigen. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper. Sie nahm die Hand von Josh und drückte fest zu. Als sein Schwester eine grüne moorähnliche Flüssigkeit auf ihre Wunde schmierte, schrie sie erneut. Er biss die Zähne zusammen, um nicht auch noch los schreien zu müssen. Auch wenn sie schmächtig aussah, hatte sie doch viel Kraft in ihren dünnen Fingern. Auf einmal fing sie nervös an zu zucken, doch er kannte das bereits von anderen Patienten seiner Mutter. Es war eine zwar ungewöhnliche, aber nicht gefährliche Nebenwirkung des grünen Zeugs. Seine Mutter band ein sauberes Tuch um das Bein und versicherte Josh, das es ballt aufhören wird. Er nickte nur stur, und sah das Mädchen trotzdem besorgt an. Es beschloss etwas nervös ein Schlaflied zu singen, damit sie nicht beruhig. Doch nichts passierte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte sie endlich auf. Sie machte die Augen auf und versuchte etwas zu sagen, doch ihr Hals war von der ganzen Schreierei ganz trocken geworden. Sie bekam keinen Ton raus. Er holte ihr ein Glas Wasser und sie trank es gierig aus. „Danke Josh O`Brayn.“ Mehr als ein beschämtes Lächeln bekam er allerdings nicht raus. Seine Mutter kam, als sie die unbekannte Stimme hörte, angelaufen, Lächelnd sah sie, dass es dem Mädchen besser ging. „Danke“ sagte sie noch mal. Dieses war allerdings an seine Mutter gerichtet. „Immer wieder gern, Schätzchen.“, antwortete seine Mutter. „Ich bin Marga, das ist Eveline“, bei diesem Satz nahm sie seine Schwestern in den Arm „und Josh kennst du ja bereits.“ „Danke Eveline.“ Auch wenn wir nie erfahren haben, woher sie wusste, dass wir ihr geholfen haben, nahm sie den Dank gerne an. „Und wer bist du?“ Evelines Stimme klang gierig nach Neugierde. „Eveline, ich verbiete mir diesen Ton.“ Marga klang aufgebracht, aber nicht wütend. Sie konnte nie wütend auf jemanden sein. Eveline schaute beschämt zu Boden. „Nein, ist schon OK. Mir wurde schon von viel unfreundlicheren Leuten auf die Beine geholfen.“ Das Mädchen lächelte. „Ich bin Kathleen.“
Sie starten sich eine Weile an. Kathleen in Joshs blau-graue Augen und er in ihre strahlend grünen Augen. „Ich glaube wir sind hier überflüssig.“ Seine Mutter deutete mit dem Finger auf das Hinterzimmer und zog Eveline mit sich. „Aber…“, ihr Satz ging unter. Obwohl sie schon 8 Jahre als war, wie sie immer wieder betonte, hatte sie noch keine Ahnung davon was Liebe auf den ersten Blick ist. Josh und Kathleen mussten anfangen zu lächeln. Doch wirklich etwas sagen taten sie erst als die Tür zu war. „Hey, ich bin Josh O`Brayn.“ Erstreckt ihr die Hand aus. „Ich kenn deinen Namen doch schon.“ Sie musste anfangen zu lachen, als sie seine Hand nahm. „Hey, ich bin Kathleen.“ „Kathleen und weiter“, er wollte sie nicht drängen doch seine Stimme klang etwas zu ernst, als er eigentlich wollte. „Kathleen J. Sipson.“ Jetzt musst er anfangen zu lachen. „Sipson ehrlich? Das klingt etwas so als wäre der Staatsbeamte betrunken gewesen als er dem Namen aufgeschrieben hat?“ „Ehrlich gesagt war er das auch.“, er schaute sie unglaublich an. Jetzt lachten sie beide. „Wo kommst du her?“ war seine nächste Frage. „Geboren bin ich in Takoma, bis ich drei war hab ich dort auch gelebt. Doch dann war ich nur noch auf der Flucht.“ „Wo vor?“ „Hütern, sie wollten mich schon seit dem Kindesaltar für ``the Games´´ vorbereiten. Das Töten, das Lachen, das Lügen erzählen wie, stolz man doch ist, ausgewählt zu sein, dass man daran teilnehmen darf und dass man sein Bestes geben wird und bla, bla, bla. Meine Eltern wollten das nicht, deshalb bin ich mit meinem Bruder geflohen, als sie die Hüter versuchten ab zu halten in unser Haus einzutreten.“ „Was ist jetzt mit ihnen?“ obwohl er die Antwort wusste, konnte er sich die Fragen nicht verkneifen. Sie schaute nach unten. „Sie sind…“ Sie kämpfte mit den Tränen. „Das tut mir leid.“ „Sie haben sie vor der ganzen Stadt geköpft. Sie wollten damit bewirken, dass sich niemand den Hütern wieder setzten kann.“ Jetzt gab sie sich ihren Gefühlen hin. Dicke Tränen liefen ihr über die Wange. Er nahm sie in den Arm. Auch wenn er nichts mehr von ihr hören wollte, erzählte sie weiter. „Meinen Bruder James haben sie vor drei Tagen erwischt. Wir hatten gerade unser Lager abgebrochen als wir ein Geräusch hörten. Da wir nichts mehr von den Hütern gehört hatten, dachten wir, sie hätten aufgegeben uns zu jagen, da wir auch zu alt waren für ``the Games´´ zu trainieren. Also nahm James seinen Bogen, da er dachte, es wäre ein Kaninchen, das wir hätten essen können. Plötzlich hörte ich nur noch einen lauten Knall. Das letzte was ich von James hörte war, dass er schrie, ich soll zu den O`Brayns nach Belfast. In dem kleinen Waldstück aus dem du mich gerettet hast, hatten sie mich wieder aufgespürt. Und mich am Bein getroffen. Als ich ihnen in die Augen starte, wurde mir klar, dass ich sterben würde. Sie erzählten mir, dass mein Bruder, nicht so gekämpft hat wie ich, er wollte verhandeln, sein Leben gegen meins. Doch sie hätten ihm in den Mund geschossen und dann wäre der Kopf explodiert. Ihre Stimmen waren so kaltblütig gewesen. Als hätten sie keine Reue oder sonstige Gefühle, außer dem des Glücks empfunden. Sie brachen den Pfeil ab und wollten mich sterben lassen. Als sie weg waren, habe ich erst angefangen zu schreien. Ich wollte stark vor ihnen wirken. Das Letzte, an das ich mir erinnere sind schwarze Springerstiefel.“ Jetzt fing sie richtig an zu weinen. Dass sie dabei sein T-Shirt durchweichte, störte ihn nicht. Er fuhr mit seinem Part der Geschichte vor. „Ich war gerade an meinem Boot, als ich deinen Schrei hörte. Ich dachte erst es war ein Tier. Doch du hörtest dich so menschlich an, dass ich sofort los rannte. Das ich mich im verboten Teil des Waldes aufhielt, war mir egal. Als ich dich bewusstlos auf dem Boden sah und die Schritte der Hüter hörte, musste ich dich mitnehmen. Auf meinem Netzen bist du kurz zu dir gekommen, wolltest meinen Namen wissen und warst wieder weg. Ich hab dich durchs Dorf getragen und musste mir dumme Sprüche anhören, da es ein Brauch ist, die Braut nach der Hochzeit durch das Dorf zu tragen.“ Sie musste lächeln. „Endlich zu Hause angekommen, hab ich dich in die Hände meiner Mutter gegeben und dank ihr lebst du noch.“ Da sie nicht aufhören wollte zu weinen, nahm er sie noch fester in den Arm. „Was wollte dir dein Bruder damit sagen, geh zu den O`Brayns in Belfast? Was sollen wir seiner Meinung nach Bedeutsames haben?“, nach einer langen Pause brach er damit das Schweigen. „Wir haben nie wirklich darüber gesprochen. Aber er hat gesagt, es gäbe einen Reim darüber mit dem er sich das merken konnte. Nur im Laufe der Zeit hat er vergessen, was er bedeutet.“ „Kennst du den Reim?“
„Wohin du gehst, wohin du kommst,
In Belfast bei O´Brayn bist du steht’s willkommen.
Sie haben Silber und auch Gold…,
Weiter weiß ich ihn nicht.“
„Ich will dich zwar nicht enttäuschen aber, wenn wir Gold und Silber hätten, würden wir sicherlich nicht in diesem Dreckloch wohnen.“
„A. Ich mag euer Haus und B. Nicht …, nein das stimmt Silber und Gold ist aus Silber und Gold.“
Sie tippte ihm auf sein Herz und wollte etwas sagen doch, er küsste sie einfach. „Tut mir Leid.“ stammelte er, „ich wollte…“ Ihm blieb die Luft weg.
Plötzlich klopfte es laut an der Tür. Bevor auch nur irgendjemand überlegen konnte, ob er die Tür auf macht oder nicht wurde sie eingetreten.
„Kathleen J. Simson…“ sprach ein muskulöser Mann in Weiß. Es war sein Hüter, groß und Angst einflössend. Kathleen erkannte den Mann sofort. Es war der Mörder ihres Bruders. Der Mann der vor all den Jahren ihre Eltern umgebracht hatte und der Mann der ihr das gleiche Schicksal bringen wollte. Josh sah man seine Angst an, doch Kathleen strahlte Adrenalin aus. „Sipson, es heißt Sipson“
„Kathleen J. Sipson“, dieses Mal betonte er das Sipson so laut, dass es bestimmt auch die Nachbarn gehört hatten. „Sie sind festgenommen wegen Entzugs der ``the Games´´.“ Ein weiterer Hüter nahm sie in Handschellen.
„Und Josh O´Brayn“, er sah den Hüter geschockt an. „Sie sind ebenfalls festgenommen wegen Verstecken eines Flüchtlings.“ Marga wollte geschockt in den Raum laufen, doch Evelin hielt sie fest. In ihrem Blick konnte Marga lesen, dass sie sonst auch noch festgenommen würde. Aber er war doch ihr Sohn. Sie wollte und konnte nicht nur da rum stehen. Als sie die Tür auf stieß, war der Raum leer. Josh und Kathleen waren weg. Josh wehrte sich nicht, als sie ihn mitnahmen, noch Kathleen trat um sich wie ein Tier. Als sie in einem dunklen Bus saßen, wurde ihr klar, dass es zwecklos war. Sie bekamen einen Chip in den Arm und wurden durch lila Tropfen schwach und schliefen ein.
Als sie wieder zu sich kamen, saßen sie in komplett fremden Sachen auf sehr bequemen Stühlen in einem Spiegelsaal. Joshs blondes Haar strahlte noch heller als zu vor und sein ganzer restlicher Körper war makellos. Keine Narben, keine blaue Flecken, keine Wunden. Als er zu Kathleen rüber sah, blieb ihm der Mund offen stehen. Sie sah einfach nur umwerfend aus. Ihr langes Haar trug sie offen über den Schultern. Sie trug ein glänzendes lila Kleid, das von der Hüfte abwärts Falten schlug. Obwohl es trägerlos war, verrutschte es bei keiner Bewegung. Es war so, als wäre das Kleid an ihn festgeklebt. Er versuchte aufzustehen, um sie berühren zu können, doch ein unsichtbares Schutzschild hielt ihn in seinem Sessel. Einer der Spiegel entpuppte sich als Tür. Ein Hüter kam herein und erzählte etwas von wegen, willkommen bei ``the Games´´, ich hoffe ihr habt euch darauf vorbereitet zu kämpfen und bla, bla, bla.
Zu kämpfen? Diese Worte hallten in seinem Kopf wieder. Josh schreckte hoch. „Ich kann nicht kämpfen. Ich bin ein armer Fischerjunge aus Belfast“. Doch die unsichtbare Wand hielt jegliche Geräusche in seinem ``Käfig´´. Kathleen kam zu sich und trat mit ihrem heilen Bein gegen das Schutzschild. Der Absatz ihres Schuhes brach dabei ab. Ein weißer, menschlich aussehender Roboter kam herein gerollt und zog Kathleen einen neuen Schuh an. Sie hatte keine Chance zu fliehen. Er konnte sehen, dass sie fluchte, auch wenn er nicht von den Lippen ablesen konnte. Es tat ihm weh, sie so zu sehen, obwohl sie sich noch nicht lange kannten. So wunderschön, aber trotzdem voller Hass auf alle, die hiermit etwas zu tun hatten. Er fragte sich, ob sie auch wütend auf ihn war. Als das Schutzschild sich auflöste, fiel sie regelrecht von ihrem Stuhl. Sie klopfte sich den nicht vorhandenen Staub ab und stand auf als wäre nichts gewesen. Als Kathleen Josh sah, huschte ihr ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie kam zu ihm rüber und nahm, ohne nach zufragen, seine Hand. „Na mein Gentleman?“ Er sah zu ihr runter, im Bewusstsein, dass sie dachte >>Wow, sieht der gut aus<<. Mit versnobter Stimme
und hochgezogener Augenbraue sagte er: „Redest du etwa mit mir?“ Doch er konnte sein ernstes Gesicht nicht lange halten. Er musste sofort anfangen zu lachen, als er mit seinem Satz fertig war. Sie boxte im scherzhaft gegen den Arm. Er hielt ihre Hand fest und tat so, als hätte er noch nie eine Hand gesehen. „Das ist die schönste Hand die ich je gesehen habe.“ Ohne auf sein Kompliment einzugehen, sagte sie „Schleimer“. Jetzt mussten beide lachen. Als sie ein merkwürdiges Geräusch hörten, sahen sie sich einfach nur schweigend an. Der Boden fing an sich unter ihnen zu bewegen, sie zuckten kurz zusammen. Doch die konnten die Augen nicht von einander lassen. Der Boden verwandelte sich in eine kleine runde Plattform. Die Spiegelwände verschwanden langsam im Boden. Um sie herum standen noch weitere Paare. Als die Plattform sich in Bewegung setzte, teilte sich langsam in der Mitte. Die Paare vor ihnen wurden so auseinander gezogen. Doch Josh und Kathleen hüpften schnell auf eine Seite und blieben somit die ganze Fahrt über zusammen. Als sie sich umsahen, sahen sie eine große Tribüne, auf der viele Leute saßen oder standen und ihnen zu jubelten. Dass sie Gefangene sind wussten, entweder die Leute nicht oder sie wollten es nicht wissen. Viele von ihnen dachten wahrscheinlich, dass sie sich freiwillig gemeldet haben, um an ``the Games´´ teilzunehmen. Sie fuhren auf ihren Plattformen in einem großen Kreisel. Jetzt konnten sie auch die Paare sehen, die vor oder hinter ihnen sind. Als sie auf einem großen Platz zu stehen kamen wurden ihre Plattformen wieder zusammen geführt und so hatten Kathleen und Josh wieder mehr Platz zu stehen. Es waren viele Kamerateams da, die alles auf große Leinwände übertrugen. Eine sehr bunte gekleidete Moderatorin lief vor den einzelnen Plattformen herum und stellte die Paare vor. Auf jedem dieser Gefährte waren jeweils ein Junge und ein Mädchen. Die Moderatorin lief zu Plattform eins und stellt ein paar Fragen. So machte sie es bei den anderen 7 auch. Sie wollte wissen, wie alt sie sind und wie sie hießen. Auf Plattform 1 waren sie 12 Jahre alt. Anna und Scott hießen sie. Auf Plattform 2, sind sie 13 Jahre alt und so weiter. Als sie bei Joshs und Kathleens Plattform angekommen war, hielt sie die gleiche Rede wie bei den Plattformen vorher. „Und jetzt meine Damen und Herren möchte ich euch Plattform Nummer 5 vorstellen, wie auch bei den Plattformen vor ihnen handelt es sich leider um Waisen, die hier die Chance bekommen, sich zu beweisen und zu zeigen, was sie gelernt haben.“ Bei diesem Teil der Rede runzelte Josh die Stirn. Er war kein Waise und hätten die Hüter Kathleens Eltern nicht umgebracht, wäre sie keine. Bei den anderen war das bestimmt auch so. Die Moderatorin fuhr fort. „Meine Damen und Herren, darf ich ihnen unsere Teilnehmer im Alter von 16 Jahren vorstellen. In der Damen Besetzung haben wir…“ Sie hielt Kathleen das Mikrofon hin „Kathleen J. Sipson“ Die Moderatorin nahm wieder das Mikrofon an sich „und in der Herren Besetzung haben wir…“ jetzt hielt sie Josh das Mikrofon hin. „Josh O´Brayn.“ Die Moderatorin nahm das Mikrofon wieder an sich. „Also dann, meine Damen und Herren, Kathleen J. Simpson und Josh O´Brayn.“ Kathleen wollte noch einwenden, dass ihr Name Sipson und nicht Simson sei, aber da war die Moderatorin auch schon wieder weg. Und die Rede ging wieder von vorne los. Als sie bei Plattform 7 fertig war, verkündigte sie, dass die Leute auf alle Fälle morgen wieder kommen sollen, damit sie die Interviews mitbekommen. Oh nein, Kathleen und Josh hatten den gleichen Gedanken.
Als sie wieder in ihrem Spiegelraum angekommen waren, standen da ein großes Bett, Fitnessgeräte und Kleider, die sie vermutlich morgen bei dem Interview tragen sollten. Da bei sehr müde waren, schälten sie sich aus ihren Klamotten und legten sich einfach in Unterwäsche ins Bett. Das Kathleen in ihrem Kleid nur eine Unterhose an haben konnte, genau wie Josh, störte sie es nicht, dass sie sich so unter die winzige Bettdecke legen mussten. Da es weder im Raum, noch unter Decke warm wurde, kuschelten sie sich eng zusammen um nicht zu sehr zu frieren. Nach dem sie die Nacht mehr redend als schlafend verbracht hatten, hörten sie ein unangenehmes Geräusch und das Frühstück wurde hereingefahren. Es duftete nach Pfannkuchen und Speck und so konnten beide nicht warten, ihr Essen zu genießen. Nachdem sie fertig waren, fanden sie im Schrank bequem aussehende Klamotten und beschlossen anschließend etwas zu trainieren. Eine Stimme kam durch einen Lautsprecher, sie sagte, dass die Interviews in einer Stunde losgehen. Von Stylisten wurden sie in Kleider gequetscht die sie niemals selbst ausgesucht hätten. Ein zweiter Gong verkündigte, dass es Zeit sei, sich auf die Plattformen zu stellen, die Interviews würden beginnen. Sie wurden wieder auf den gleichen Platz gebracht, nur das sie dieses Mal sitzen durften und nicht stehen mussten. Dieses Mal war es ein Moderator mit grünen Haaren. Er stellte sich als Jeff Hundet vor und begann wieder bei den 12 Jährigen. Anna und Scott erklärten, dass sie erst vor kurzem ihre Eltern verloren haben und sie für sie gewinnen werden. Bei den anderen Paaren waren die Antworten ähnlich oder sie erklärten ihren bevorstehen Sieg dadurch, dass sie einfach die Besten sind. Als Jeff Hundet Kathleen und Josh zu sich nach vorne rief, waren sie erst etwas unentschlossen, doch er ermutigte sie dadurch, dass er sagte er würde nicht beißen. Sie fühlten sich wie Dreijährige und setzen sich lieber sofort in Bewegung, bevor sie noch mehr gedemütigt werden. „Also Josh und Kathleen, was ist euer Grund, warum ihr gewinnen werdet?“ Seine Frage klang schon etwas gelangweilt. „Na ja, als ich drei Jahre alt war sind meine Eltern beide ermordet worden. Ich wurde so von meinem Bruder großgezogen.“ Jeff unterbrach Kathleen. „Ermordet, das muss ja schrecklich gewesen sein.“ Ihre Stimme fing an zu zittern, als sie weiter sprach. „Und meinen Bruder haben sie am 7. August getroffen. Das ist jetzt 12 Tagen her.“ Jetzt brach sie in Tränen aus. Auch wenn sie die Selbstbewusste spielen wollte. Josh nahm sie in den Arm. Dass sie ihr Make-up an seine Jacke schmierte, störte ihn nicht. „Das tut mir wirklich Leid, Kathleen.“ Er reichte ihr ein Taschentuch. Dann wendete sich Jeff Hundet an Josh. „Und Josh warum wirst du gewinnen?“ Josh musste überlegen, was er sagen sollte. Seine Mutter lebte noch, als er sie das Letzte mal sah. Und sein Vater ist bei ``the Games´´ bei der Siegertour gestorben. Was sollte er sagen. Das ``the Games´´ die totale Lüge ist. Das er gar kein Waise ist. „Nun Ja“, er räusperte sich. „Ich hatte nie das Pech, meine Eltern kennen zu lernen.“ Jeff Hundet unterbrach ihn: „Was meinst du mit Pech. Ich liebe meine Eltern.“ „Wissen sie, wenn man seine Eltern nie lieben lernt, vermisst man sie nicht, wenn sie tot sind. Die jüngste Erinnerung ist, wie ich von einem Mann im Arm gehalten werde und eine Gruppe Kinder aus dem Heim mir zu Geburtstag gratulieren.“ „Das ist natürlich schade.“ Er machte eine Pause. „So meine Damen und Herren.“ Er sah Kathleen und Josh an. „Eure Zeit ist um. Ich wünsche euch viel Glück bei den Spielen. Kathleen J. Simson und Josh O. Bryan.“ Bevor man Kathleen das Mikrofon abnehmen konnte, schimpfte sie noch schnell: „Es heißt Sipson und nicht Simson“ ins Mikrofon. Als Jeff Hundet uns das Zeichnen gab, dass sie wieder auf ihre Plattform gehen sollen, küssten Kathleen und Josh sich. Ein „OHHHHHHHH“ ging durch die Reihen. Obwohl ihnen niemand das bestätigen konnte wussten sie, dass sie durch ihren Kuss die Menge auf ihrer Seite hatten und ein paar Regeln gebrochen hatten. Aber was soll´s, sie würden so oder so sterben. Als Jeff Hundet fertig war, wurden sie dieses Mal nicht zurück in den Spiegelraum gebracht.
Die Plattenformen transportieren sie direkt in die Arena. Sie trugen noch die gleichen Klamotten. Doch dieses Mal waren sie etwas praktischer. Als würden sie sich dem Körper wie ein hautenger Body anpassen. Jeder von ihnen hatte eine Waffe, bei der die Zuschauer abstimmen durften wer welche bekommt. Kathleen hatte einen Bogen, aber anstatt Pfeilen hat sie Messer im Köcher. Messer, die überhaupt nicht in den Bogen passen. Josh hatte einen Enterhacken und die Pfeile für ihren Bogen. Sie tauschten schnell die Köcher. Als sie sich umsahen, entdeckten sie weitere Messer und auch jede Menge Speere. Aber niemand hatte einen Enterhacken oder einen Pfeil mit Bogen. Woher wussten die Zuschauer, dass Kathleen mit ihrem Bruder jagen gegangen war, bevor sie ihn ermordet haben. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Ihrem Bruder hatte es geholfen, den Kopf zu schütteln, aber bei ihr war das einfach nur wirkungslos. Es fiel ihr schwer, die Gedanken von selbst zuordnen. Die Plattformen, auf den sie standen trennten sich und sie wussten, dass sie dieses Mal getrennt wurden. Herüber springen nützte nichts. Sie waren wieder in ihren Kraftfeldern einschlossen. Ohne jede Abschiedsworte, ohne einen letzten Kuss wurden sie von einander getrennt. Josh sah sich um. Bei allen Plattenformen passierte das. Die Mädchen nach links in den Wald und die Jungen nach rechts in die Fluten des Meeres. Josh musste schlucken, als er sich ausmalte was für Kreaturen auf ihn im Wasser warteten. Viel schlimmer war für ihn aber der Gedanke, dass seine Kathleen ganz allein im Wald war, ohne Hilfe nur mit Pfeil und Bogen. Ihm wurde schlecht, bei dem Gedanken, dass wilde Tiere sie auffressen könnten. Er wollte doch gar nicht hier sein. Er wollte doch nur zurück nach Belfast und wie jeden Morgen fischen gehen. Er hatte zwar schon oft getötet, aber doch nur Fische, und keinen Menschen. Er gehörte nicht zu den Hütern. Er konnte nicht wahllos in die Menge schießen. Er konnte keine Menschen töten. Doch es half nichts. So oft es er es sich auch wünschte. Er kam nicht zurück zu seinem Boot. Zurück nach Hause. Auch wenn Belfast langweilig erschien und er sich ein Abenteuer wünschte, hätte er nie daran gedacht das er an ``the Games´´ teilnehmen musste.
Als das Startsignal ertönte, stand er unentschlossen auf seiner Platte. Er konnte schwimmen. Er war sogar ein sehr guter Schwimmer, wenn man sich die Anderen mal ansah, die panisch in die Fluten sprangen. Als ein Messer haarscharf an ihm vorbei flog, wusste er, dass jedes Denken nutzlos ist. Hier hieß es; töten oder getötet werden. Das Messer traf anstatt ihn einen Jungen, der drei Plattformen hinter ihm stand. Wie alt er war, wusste er nicht. Der tote Körper des Jungen fiel ins Wasser. Blut kam aus der klaffenden Wunde. Wenn es Wesen in diesem Wasser gab, musste er sich jetzt entscheiden. Ins Wasser wenn sie noch kein Blut gerochen hätten, oder warten bis der tote Körper weg war. Ein zweites Messer flog an ihm vorbei. Er hielt es in der Luft fest und warf es mit voller Kraft in die Richtung, aus der es gekommen war. Er hörte einen Aufschrei. Doch bevor er sah, wen er getroffen hatte, sprang er ins Wasser und schwamm zum Ufer. Als nach gefühlten Stunden das Ufer errichte, drehte er sich zu ersten Mal wieder um. Er sah das noch zwei weitere Jungen auf den Plattformen standen. Es waren Scott und der Junge von Plattform sieben. Was war mit den anderen? Einen hatte er getötet. Ein weiterer wurde von seinem Opfer umgebracht, aber was war mit den anderen Drei. Tot, geflohen? Er wusste es nicht. Er sah sich seinen Köcher mit Messern an. Alle waren noch da. Sie waren sehr gut bearbeitet mir scharfen Klingen. Es wunderte ihn, dass sie den Köcher nicht zerschnitten hatten. Er nahm ein Messer nach dem anderen raus. Als der Köcher leer war, bemerkte Josh einen roten Faden. Er zog daran und entdeckte einen großen Zwischenraum mit allerlei Lebensmitteln. Brot, Wasser, getrocknete Früchte, ja sogar frisches Fleisch entdeckte er. Gierig wollte er anfangen zu essen. Als ihm einfiel, das ``the Games´´ manchmal über eine Wochen dauerte, teilte er sich das Essen für die kommenden Tage, damit er nicht am Hunger-Tod sterben musste. Er beschloss, nur etwas Fleisch zu essen und sich auf die Suche nach Kathleen zu machen. Nach einem Tagesmarsch entdeckte er eine kleine Höhle, in die er sich setzte. Er hätte ja nicht wissen können, dass sie schon belegt war. Er nah seine Waffen ab und versuchte die Augen zu schließen, als er eine Klinge am Hals spürte.
Das kalte Metal drückte ihm jemand in den Hals. Auch wenn es die stumpfe Seite war, tat es weh. Er versuchte sich zu bewegen, den Griff abzuwenden, doch die kleinen Hände sorgten dafür, dass es nicht möglich war. „Was willst du und wie hast du uns gefunden? Und wehe du lügst, glaub mir, es wird deine letzte Lüge gewesen sein.“
„Anna?“ Er erkannte die Stimme von den Interviews. „Woher kennst du meinen Namen?“ Sie drückte das Messer noch fester in seinen Hals. „Ich…“ doch bevor er mehr sagen konnte, bekam er einen festen Schlag in den Nacken und wurde bewusstlos.
„Was sollte das? Du hättest ihn umbringen können. Ich hab dir doch gesagt du sollst mich wecken, wenn jemand kommt.“ Es war Kathleen. Obwohl sie wütend war, klang ihre Stimme immer noch unglaublich weich und liebevoll. „Tut mir Leid,… Ich… Ich wusste nicht, wer er war, deshalb dachte ich, es ist besser, wenn ich ihn erst erlege und ich dich dann aufwecke.“ Jetzt erkannte er Annas Stimme noch deutlicher. „Anna,…“ Kathleen schüttelte nur den Kopf. „Hey ich will euch beide ja echt nicht stören, aber habt ihr vielleicht die Güte mich loszumachen.“ „Josh!“ Es war deutliche Erleichterung in Kathleens Stimme zu hören. Sie gab ihm einen Kuss und fing an, die Seile durch zuschneiden, die ihn an einen Stein fesselten. „Wie war es bei dir?“ Kathleen hatte ihr Lachen verloren. Also erzählte ihr Josh alles, das mit den Platten und dem Wasser. Die Messer, den Tod, und seinen ersten Mord. Er wurde dabei kein einziges Mal unterbrochen. „Wo ist Scott?“ War Annas erste Frage, nachdem Josh fertig erzählt hat. „Ich weiß es nicht. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hockte er auf seiner Plattform.“ Eine Träne lief über Annas Wange. „Es ist OK.“ Kathleen nahm sie in den Arm. „Wie war es bei euch?“, fragte Josh nach einer langen Pause. Kathleen fing an zu erzählen. „Nun ja, nach dem wir getrennt wurden und das Signal für den Start der ``the Games´´ verkündet wurde, schwebten unsere Plattformen über einer tiefen Schlucht. Viele versuchten zu springen, doch noch mehr stürzten in die Tiefe und wurden von wilden Tieren, die nur darauf warteten welche fallen zu sehen, gefressen.“ Sie musste schlucken. „Ein Mädchen schaffte es weit genug zu fliegen, als sie festen Boden unter den Füßen hatte richtete sie ihre Waffen und verschwand im Wald. Ein anderes schmiss mit Messern um sich, in der Hoffnung irgendjemanden zu treffen. Sie erwischte mich an der Schulter.“ Sie zog ihr Oberteil runter. Eine große Stichwunde klaffte an ihrer Schulter. „Anna jagte dem Mädchen ein Messer in den Rücken, als sie nicht aufpasste. Sie fiel mit einem lauten Schrei von ihrer Plattform. Da weder ich noch Anna so weit springen konnten, beschlossen wir zusammen zu arbeiten. Sie hatte ein langes Seil und danke meines Bogens gelang es mir, das Seil in einen Baum zu schießen. Wir hangelten uns auf die andere Seite. Dort angekommen, verschwanden wir im Wald. Bald entdeckten wir die Hölle hier. Es war das optimale Versteck. Was mit den anderen Mädchen passiert ist, wissen wir nicht. Wir beschlossen, uns die Wachen zu teilen. „Wow, und ich dachte ich hätte es schwer getroffen.“ „Was machen wir jetzt wegen Scott?“ Anna klang wirklich verzweifelt. „Er bedeutet dir wirklich sehr viel, oder?“ Kathleen nahm ihre Hand. „Er war wie der Bruder, den ich nie hatte. Er brachte mir alles bei und…“, sie brach schon wieder in Tränen aus. „Wir werden ihn finden.“, versicherte ihr Josh, obwohl er sich dabei selbst nicht so sicher war. „Hast du was zu essen?“ war Annas nächste Fragen, nach dem sie sich wieder beruhigt hatte. „Ihr etwa nicht.“ Er klang verwundert und öffnete das Loch in seinem Köcher. Er holte Brot, Wasser, Fleisch und das Obst raus. „Wo hast du das her?“ kam aus Kathleens und Annas Mund wie aus der Pistole. „Gibt mir deinen Köcher“, wies er Kathleen an. Sie gab ihm ihn. Es war ebenfalls ein doppelter Boden vorhanden. Genau so wie bei Annas Sack. Sie fingen an zu essen, als sie eine Melodie hörten. „Das muss es sein wovon die Trainer erzählt haben?“ Anna klang erfreut. Josh und Kathleen sahen sie verwirt an. „Ihr erinnert euch nicht. Die Melodie sagt doch…“ Sie unterbrach sich selbst, als sie merkte das weder Josh noch Kathleen etwas verstanden. „Ihr seid nicht aus dem Heim, oder?“ „Nein.“ „Erzählt es mir später. Die Melodie sagt, wer schon tot ist und wer nicht.“ Sie kletterten aus dem Versteck und schauten in den Himmel. Es wurden die Namen jener gesagt, die Gefallen sind und ein Bild erschien. Es erschienen die Jungen von 12 bis 15, der Junge, der 17 war, das 13 jährige Mädchen, die 15 Jährige und die 18 Jährige. „Das heißt, Scott ist tot.“ Kathleen nahm Anna in den Arm. Sie weinte sich die Augen aus, so traurig war sie. Sie wollte nicht essen, nicht trinken. Nach Tagen fragte sie nach dem Heim. „Also, was war jetzt. Ihr seit nicht aus dem Heim?“ „Weist du,…“ Josh und Kathleen erzählten ihre Geschichte. Was Anna am meisten überraschte war die Tatsache, dass Joshs Vater auf der Siegertour starb und das seine Mutter noch lebte.
Die nächsten Tage verbrachten sie in ihrer Höhle, schauten sich die Bilder im Himmel an und wussten, dass die Zuschauer nicht zufrieden waren. In den letzten 5 Tagen keine Toten. Das würde ihnen gar nicht passen. Dabei waren von den ursprünglichen 14 nur noch 6 übrig. Auch wenn alle am ersten Tag starben. In den letzten Tagen passierte einfach zu wenig, um den Fernseher einzuschalten. „Die Welle, sie wird kommen.“ Anna klang ängstlich bei dem Gedanken zu ertrinken oder von einem Seemonster aufgefressen zu werden. „Was meinst du?“ Josh und Kathleen sahen sie fragend an. „Immer wenn die Zuschauer unzufrieden waren, wird die Welle geschickt. Sie treiben alle Mitstreiter in die Mitte des Spielfeldes. Wer versucht zu schwimmen wird von Seemonster oder sonstigen Ungetier gefressen.“ „Wie viel Zeit haben wir noch?“ Kathleens Stimme klang ängstlich. Anna lauschte. „Sie ist schon auf dem Weg.“ Sie atmete tief ein und aus. „Schnappt euch so viel wie ihr tragen könnt und haut ab Richtung Mitte.“ „Du willst hier bleiben?“ Josh klang nicht begeistert. „Einer meiner Trainer sagte mir, wenn mein Partner tot ist und ich Verbündete habe, soll ich dafür sorgen, dass sie überleben und versuchen gegen ``the Games´´ zu kämpfen.“ „Aber,…“ Josh nahm Kathleens Hand. Er sah sie fest an und versuchte ihr so zu sagen, dass die Welle vielleicht beruhigt ist, wenn jemand tot ist. „Sie ist nie zufrieden. Erst wenn alle außer zwei tot sind. So sinnlos es auch klingt, es ist der einzige Weg im Sinne der Zuschauer schnell viele Tote zu bekommen. Kathleen wollte sie schon wieder davon abhalten, doch er nahm Kathleens Sachen. Die Sachen, die Anna nicht mehr brauchte und seine Messer, sie sollten sich auf den Weg machen. Er hielt kurz inne. „Den brauchst du vielleicht“ erhielt ihr den Enterhacken hin. „Danke“ Mit den Worten verschwanden Kathleen und Josh. Kathleen liefen Tränen über die Wange. Sie liefen Richtung Mitte des Spielfeldes und richteten die Augen auf den Horizont. Als nach einem halben Tag die ersten Gegenspieler auftauchten, zögerte Kathleen nicht und tötete sie mit einem geschickten Pfeilschuss. An dem Abend, als die Welle den Waldrand erreichte, schauten Josh und Kathleen in dem Himmel, und sahen Annas Gesicht. Jetzt lief auch Josh eine Träne über die Wange. Es waren nur noch 4 im Rennen. Das 14 Jährige Mädchen, der 18 Jährige und sie beiden. Am frühen Morgen wurden Josh und Kathleen von einem Knacken geweckt. Als sie sich umsahen, entdeckten sie wie das Mädchen dem Jungen einen gefährlichen Rippenstoß verpasste. Blut klaffte aus der Wunde. Dadurch wurde der Junge wütend und stieß ihr einen Speer in die Stirn. Es war kein schöner Anblick, wie sie zu Boden sank. Bei ihm ebenfalls nicht. Das Messer muss seine Lunge erwischt haben, den er rang nach Luft. An seinem Hals konnten Kathleen und Josh ebenfalls eine Wunde sehen. Der Junge starb. Doch wo blieb das Leuten das den Sieger verkündete. Es gab Jahre, in denen es nicht funktionierte und die eigentlichen Sieger ebenfalls starben, aber musste es dieses Jahr den auch so sein. Die Welle kam immer näher. Als ihre Füße nass wurden hatten Josh und Kathleen bereits mir ihrem Leben abgeschlossen. Auf einmal ging die Decke auf und ein harter Wasserstrahl transportierte sie durch ein Loch in die Dunkelheit. Sie wurden von einem Netz eingefangen und gefesselt. In einem dunkeln Raum angekommen, wurden sie getrennt und mussten dem Anderen bei schreien zu hören. Weder für Josh noch für Kathleen war das ein schönes Gefühl. Sie fühlten sich alleine gelassen von den Regeln, von den Zuschauern, die sie doch eigentlich liebten. Nach 2 Wochen Qualen, die hauptsächlich in der Arena statt fanden, kam das Schlimmste von allem. Die Siegertour. Sie mussten den Freunden der Opfer in die Augen sehen und ihnen sagen, dass sie für einen guten Zweck gestorben sind. Weder Kathleen noch Josh fanden das schön. Sie mussten dabei glücklich wirken, obwohl ihnen oft zum heulen zu Mute war. Sie durften auch wenn sie alleine waren, diesen Schleier nicht ablegen. Sie durften sich weder küssen noch umarmen. Nicht einmal Händchen halten war ihnen erlaubt. Eines Abends bei einem großen Ball, passierte es dann. Sie konnten den Schleier nicht mehr aufrechterhalten und forderten die Abschaffung der ``the Games´´. Wie auch ihre Vorgänger scheiterten sie. Doch auch noch heute sind sie in aller Köpfe.“
Wie auch sonst denke ich, dass meine Großmutter die Geschichte beendet, doch dieses Mal kommt es anders. Ich will Luft holen, um mit meiner Großmutter den letzten Satz der Geschichte zu sagen, doch sie hat anderes im Sinn.
„Mein Schatz“, fängt sie an. „Ich glaube, du bist jetzt alt genug, um das richtige Ende der Geschichte zu erfahren.“ Ich sehe sie ungläubig an.
„Die Wahrheit ist, ich kannte Josh und Kathleen persönlich. Und du auch. Die Hüter kamen damals viel zu früh. Sie waren beide 36, als sie wegen Anstiftung zu Befehlsverweigerung umgebracht wurden. Sie baten mich, dir das hier zu geben, wenn du 16 Jahre alt bist.“ Marga hält mir einen winzigen Schlüssel und ein Buch mit ledernem Einband hin. „Der Schlüssel ist für die Kette und das Buch wird alles erklären.“ Sie steht auf und geht. Sie hat Recht, der Schlüssel passt perfekt in die winzige Öffnung an der Seite des Anhängers. Vorsichtig öffne ich den Anhänger. Ich entdecke ein Foto von mir selbst, meinen Eltern und meiner Großmutter darin. Es ist schon sehr alt, denn ich war noch ein Baby, trotz allem war es noch in eine guten Zustand. Wir alle lachen auf dem Bild. Ich erinnere mich schwach an den Tag, an dem das Foto gemacht wurde. Es ist der einzige Tag an den ich mich erinnere, an dem meine Eltern noch leben. In dem Buch steht jede Menge über die Hüter, über ``the Games´´, aber vor allem ein langer Abschiedsbrief. Es sind weitere Bilder dabei. Belfast von früher, Bilder von mir als Kind, von Josh und Kathleen nach ``the Games´´ und so weiter. Mir laufen Tränen über die Wange, als ich mir die Zeilen immer und immer wieder durchlese. Ich kann nicht glauben was meine Eltern alles für mich opferten, damit ich niemals bei ``the Games´´ teilnehmen muss. Als meine Großmutter es nach einer Weile wieder rein kommt, sieht sie, wie ich verheult auf meinem Bett liege. „Weiß du, deine Eltern nannten dich aus einem bestimmten Grund Sarah.“ „Und der wäre.“ Ich dreh mich weg von ihr. Ich will sie nicht sehen. „Sarah bedeutet die Herrin. Sie wollten, dass du ``the Games´´ ein Ende setzt. Ihr Werk beendest. Auch wenn sie vor über 14 Jahren gescheitert sind, wird sich jeder an den Namen O´Brayn erinnern wenn du sie darauf ansprichst. Geh zu Anders. Er wird dir dabei helfen.“ „Du meinst doch nicht etwas Anders Flynn. Der Trottel, der nicht mal mehr in der Lage ist ordentlich zu fischen.“ Ich sehe sie ungläubig an. „Er ist ein begnadeter Fechter und im Überlebenskampf hat es sich auch schon bewiesen.“ Ich verdrehe die Augen. „Na los.“ Magga gibt mir einen Klaps.
Ich setze sich müde in Bewegung. Als ich vor Anders Haustür ankomme, will ich klopfen, doch als ich Bryson vorbei laufen sehe, überlege ich es mir anders. Ich beschließe ihn nach langer Zeit endlich anzusprechen. „Hei Bryson“, mehr bringe ich nicht über die Lippen. „Hey, Sarah richtig“, ich bin so überrascht, dass ich mehr als ein gehauchtes ‚ja’ nicht herausbringe. „Was machst du hier so?“ Er wartet gar nicht auf meine Antwort. „Oh verdammt, schon so spät ich muss los.“ Ich kann nichts sagen. Ich drehe mich um und gehe auf Anders Haus zu. Als ein gut trainierter junger Mann das Haus verlässt, macht mein Herz einen Sprung. Wer war er bloß? Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen und warum kommt er aus Anders Haus. Ich will mich um drehen um doch noch auf Wiedersehen zu Bryson zu sagen, für immer, den wenn ich erst mal mit Anders ``the Game´´ beenden muss, komme ich bestimmt nicht lebendig und hübsch wieder. Als ich mich also umdrehe, steht auf einmal Bryson hinter mir und küsst mich, doch das erhoffte Kribbeln bleibt weg. Hatte ich mir meine Gefühle etwa nur vorgemacht? Bevor ich etwas sagen kann, nach dem sich unsere Lippen lösen, hat Bryson auch schon eine Faust im Gesicht. Es ist die Faust des trainierten Typen, kein Zweifel. Sie saust an meinem Gesicht vorbei und trifft meinen Wangenknochen auf dem Rückweg. Ich klappe zu Seite in den Schlamm. Bevor ich vor Schmerz ohnmächtig werde, sehe ich noch wie Bryson demoliert auf dem Boden liegt. Dann wird alles dunkel. Als ich wieder zu mir komme, liege ich in einem weichen Bett unter einer warmen Decke. Der Typ sitzt besorgt aussehend neben mir. Als ich meine Augen auf mache, fängt er gleich an eine Entschuldigung runter zu brabbeln, bei der ich nur die Hälfte verstehe. Es geht um Eifersucht. Aber worauf soll so ein Schönling eifersüchtig sein. Etwa auf Bryson. Das ergibt keinen Sinn, so wie der aussieht, bekommt er doch jede die er will. „Komm mal wieder runter. Ich verstehe kein Wort.“ Ich will mich hinsetzten, doch als mir wieder schwindelig wird, belasse ich es, dabei zu liegen. Meine Wange ist mit Verbandzeug beklebt worden. Trotz eines dicken Kühlpacks tut sie immer noch höllisch weh. „Was ist passiert? Ich war auf dem Weg zu Anders, als ich Bryson sah und dann dich und dann hat er mich geküsst und dann hast du ihm eine gescheuert. Meine Kette …“ Ich setze mich ruckartig hin. Mir wird dabei so schwindelig das ich wieder umkippe. „Deine Kette lang im Schlamm voller Blut. Ich hab sie sauber gemacht.“ Er gibt sie mir und macht sie mir um den Hals. „Wer bist du?“ frage ich, nach dem ich mir mich versichert habe, dass die Kette noch genau so ist wie sie vorher war. „Anders Flynn, Sarah O´Brayn.“ „Das ist unmöglich. Das ist einfach unmöglich. Ich finde Anders Flynn tatsächlich süßer als Bryson Niel.“ „Bitte“ Ich weiß, dass er mich verstanden hat und schäme mich jetzt, für das, was ich gesagt habe. „Keine Angst, ich hab’s schon wieder vergessen.“, versichert er mir, doch ich glaube ihm kein Wort. „Also was ist der Plan?“ „Plan?“ „Na ja, ich denke mal, du bist nicht ohne Grund gekommen.“ Er klingt so, als will er mich mit Absicht auf die Palme bringen. „Es geht um deine Eltern, nicht war?“ „Warum wussten alle, dass Josh und Kathleen meine Eltern waren nur ich nicht. Uncool!“ Er geht gar nicht auf mich ein. „Also ich war so frei und habe mir überlegt, dass wir mit dem Zug als ganz normales Pärchen in die Hauptstadt einreißen. Wir müssen darauf achten, dass wir das perfekte Liebespaar auf Hochzeitreise spielen, damit niemand Verdacht schöpft. Nur wenn es für dich OK ist.“ Er wird rot. „Wenn ich mein Ziel so erreiche, nehme ich viele Mühen auf mich. Also weiter.“ „Wie weiter, weiter habe ich nicht gedacht, ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Plan so weit komme.“ Er muss grinsen. „Also wir brauchen gefälschte Pässe, Kostüme,…“ „Die Pässe kann ich besorgen, ich hab da so meine Kontakte.“ Ich nicke ihm zu. „Also wir sehen uns dann wieder hier, in sagen wir mal 3 Stunden. Ich besorge die Kostüme und du holst die Pässe. Aber ich bitte dich, lass dir was Originelles bei den Namen einfallen. Ich möchte nicht heißen wie die Penner an der Straßenecke.“ „Also dann,…“ Er steht auf und geht zu Tür. Dort angekommen macht er wieder auf die Vatermanier. „Mach langsam, ich will dich nicht schon wieder verarzten müssen.“ Er lächelt mir zu und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ich stehe wackelig auf, die Hand auf der Stelle, an der sich vor Sekunden noch seine Lippen befanden. Ich nehme das Geld, das meine Großmutter mir noch gegeben hat und gehe zu Tür.
Ich wandere durch die Straßen. Vor einem Schneider angekommen muss ich überlegen, ob es mir wert ist, mein ganzes Geld für ein Kostüm auszugeben. Ich entscheide mich für nein. Ich gehe abwärts, zum Stadtbrunnen. Es sind viele billige Schneider auf dem Platz versammelt. Ich bin bereits bei ihnen bekannt und werde deshalb herzlich empfangen. Aber so sehr ich die Schneider auch mag, für einen Plausch habe ich keine Zeit. Bei Pablo bestelle ich Hosen für mich und Anders. Er ist ebenfalls nicht unbekannt. Ich sage Pablo immer wieder, dass sie schick aussehen sollen, als wären sie aus reinster Baumwolle und nicht aus dem Stoff, aus dem er sie sonst immer macht. Bei Monique bestelle ich Hemden und Blusen und bei Ralf dem Schicke-Anlässe-Schneider bestelle ich ein sündhaft toll aussehendes Kleid mit Platz für Waffen. Für Anders bestelle ich einen perfekt dazu passenden Anzug. Wie immer versprechen sie mir alle so schnell zu arbeiten, wie es nur ginge, aber vor morgen könnten sie nicht fertig werden. Auch wenn ich unter Zeitdruck stehe nicke ich und verschwinde wieder Richtung Anders Haus. Es ist merkwürdig in das leere Haus zu gehen. Die drei Stunden sind noch nicht um, also beschließe ich, mich wieder hinzulegen. Als ich durch einen sanften Kuss auf meiner Schläfe geweckt werde, hat Anders die bestellten Kleider bereits im Raum aufgehängt. Ich sehe mich um. Wie lange war ich weg gewesen? 4 Stunden vielleicht aber auch 5. Ich verstehe es nicht. Als ich auf die Uhr schaue, ist es kurz nach 5. Habe ich wirklich die ganze Nacht verschlafen. Anders liegt neben mir. Er hat den Arm um mich gelegt, was mir erst jetzt auffällt. Neben uns auf dem Tisch liegen die Ausweise. In seinem steht Conrad Fischer. Ich schiebe ihn bei Seite. In meinem, hätte er sich, was den Namen betrifft, wirklich mehr Mühe geben können. Caroline Fischer, geboren Wirmsch. Ich finde es schrecklich, bin allerdings zu müde um mich darüber aufzuregen und lege mich wieder in seinen Arm. Den Kuss muss ich mir nur eingebildet haben, denke ich, als ich die Augen schließe. Als ich das nächste Mal aufwache, ist Anders bereits aufgestanden. Er steht nur in Boxershorts vor dem Spiegel und betrachtet die neuen Klamotten, die ich bestellt hatte. „Morgen“, meine Stimme klingt noch ziemlich verschlafen. „Morgen“ Erst jetzt fällt mir auf, dass ich auch nicht mehr als meine Unterwäsche trage. Er hatte mich doch nicht ausgezogen? Ich spüre wie mein Gesicht errötet. „Gefallen sie dir?“ „Es gibt Schlimmeres.“ Als ich ihn wütend ansehe, verbessert er sich. „Ich liebe sie Miss Caroline Fischer.“ Er muss blöd grinsen und ich werfe ihm ein Kissen an den Kopf. „Ein besserer Name ist ihnen also nicht eingefallen Mr. Conrad Fischer. C und C. Ihre grauen Zellen müssen echt auf Höchstleistung gelaufen sein um, so eine Kreativität herauf zu beschwören.“ Ich schenke ihm ein blödes Grinsen zurück. „Wenn wir unauffällig bleiben wollen, sollten unsere Namen genauso wenig aufsehen erregen. Ich habe übrigens schon die Zugtickets. In einer Stunde fährt unser Zug. Auf direktem Weg in die Hauptstadt. Es ist ein Klassezug, also sollten wir schon mal üben, uns so zu benehmen, als hätten wir gerade geheiratet, Schatz.“ Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. „Na dann Schnuffi, packen wir die Koffer und machen uns auf den Weg.“ Er sieht mich mit einem „das-mit-dem-Schnuffi-kann-doch-nicht-dein-Erst-sein-Blick“ an, doch ich muss nur schon wieder lachen. „Also dann, Hasilein.“ Er reicht mir einen Koffer. „Können wir die Spitznamen weglassen. Ich finde die total dämlich.“ Ich nicke nur aufrichtig und stehe dann in einem Hauch von nichts da. Ich habe mich für meinen Körper nie geschämt, aber jetzt ist es mir doch ein bisschen unangenehm so vor ihm zu stehen. Ich gehe zu den Kleiderhacken herüber und nehme mir meine heutige Garderobe herunter. Als ich mich fertig angezogen habe, mustere ich meine Schuhe. Ausgelatschte Springerstiefel passen eindeutig nicht zu meiner Garderobe, aber andere habe ich nicht. Er sieht an mir hoch. „Hier, die hab ich extra noch machen lassen.“ Er hält mir ein paar Stöckelschuhe hin. „Danke“, ich nehme die Schuhe nicht begeistert entgegen. Ich habe noch nie Schuhe mit Absatz angehabt. Wie soll ich nur schnell lernen, auf denen eine gute Figur zu machen? Ich ziehe die Schuhe an. Immerhin, sie passen. Ich stehe auf und stöckele ins Bad. Ich mache mir die Haare zu einem einfachen Zopf und trage rotlila Lippenstift auf, der auf dem Brett steht. Wo hat er den nur her? Ich stöckele zurück ins Zimmer. Er wirft einen Blick auf mich, doch sagte nichts. „Gefällt es dir nicht?“ Obwohl ich mich nie um mein Aussehen geschert habe, in diesem Moment ist es mir wichtig. Er sieht mich nicht an. „Nur in Unterwäsche sahst du besser aus.“ Ich weiß das Kompliment zu schätzen, trotzdem boxe ich ihm in den Arm. „Pass auf was du sagst, sonst bekommst du sie vielleicht nie wieder zu Gesicht.“ Ich versuche ernst und verführerisch zu gleich zu klingen, doch ich bekomme das nicht so gut hin wie ich erhofft habe. „Pass auf, was du sagst. Sonst will ich sie vielleicht nie wieder sehen.“ Seine Stimme klingt genau so, wie ich sie haben will. Es jagt mir einen Schauer über den Rücken. „Was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht? Du bist weder fertig angezogen, noch haben sich die Koffer gefüllt.“ Er schenkt mir für diese Frage ein verschmitztes Lächeln. Ich ziehe die Augenbraue hoch. „In einer halben Stunde müssen wir am Bahnhof sein, also würde ich dir empfehlen wenigstens mit einem schon mal anzufangen.“ Ich beginne eine Bluse zu falten und lege sie anschließend in einen der noch leeren Koffer. Er steht einfach nur da und schaut mir dabei zu. „Tja weißt du“, Er geht ein paar Schritte auf mich zu. „In einer halben Stunde kann man viel machen.“ Er legt seine großen Hände an meine schmalen Hüften. Ein Zucken durchfährt mich. Mir gefallen seine Berührungen. Doch dafür bin ich laut meiner Großmutter noch viel zu jung. Ich schlage ihm auf seine Hände. „Nix, “ meine Stimme klingt trocken. „Entweder du hilfst mir beim Koffer packen oder du ziehst dich an.“ Er schnauft kurz und beginnt die Hosen, die er nicht anziehen will, die Jacken und Hemden in den Koffer zu legen. Als nur noch ein Karton übrig ist, will ich in ihn hinein schauen, doch Anders hat andere Pläne. „Nix, das ist mein Druckmittel. Du wirst schon noch erfahren, was in dem Karton drin ist. Wenn ich damit einverstanden bin.“ Ich gehe nicht weiter auf das Thema ein. „Anziehen“, befehle ich ihm. „Oder willst du, dass ich das mache, da der kleine 19-Jährige Anders das noch nicht alleine hinbekommt.“ „Tja weißt du. Die Klamotten, die ich sonst an habe, haben weder Knöpfe noch Krawatten. Du musst mir schon ein bisschen behilflich sein, wenn wir pünktlich am Bahnhof ankommen wollen.“ Dabei nimmt er sich die Hose und steig mit seinen muskulösen Beinen ein. Den Reisverschluss beachtet er gar nicht erst. Dann nimmt er sich das Top und zieht es an. Alles unter meinem kritischen Blick. Als letztes nimmt es sich das Hemd. Völlig unfertig steht er da. „Ich bitte dich. Du wirst doch in der Lage sein einen Reisverschluss zu zumachen.“ Er sieht mich hilflos an. Ich gehe seufzend auf ihn zu und mache ihm alle acht Knöpfe an Hemd und Hose zu. Den Reisverschluss mache ich mit Gewalt zu, damit er Schmerzen hat, doch ihm gefällt das auch noch. Ich sehe mich im Zimmer um. Die gefälschten Pässe und die Klassezugtickets stecke ich in eine kleine Umhängetasche. Das Geld was wir noch haben, stecke ich dazu. „Nimm die Koffer, wir sind spät dran.“, befehle ich ihm. Doch bevor er meinem Befehl folgt, geht er rüber zu Schrank und zieht eine dicke Socke heraus. In der Socke sind ein alter Stadtplan und viel Kleingeld. Er gibt es mir. Ich stecke alles ein. In einer zweiten Socke befinden sich die Scheine. Es kommt noch ein ganzer Haufen Geld zusammen. Ein Teil des Geldes steckt Anders in den Koffer. Dann machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Mit den Absätzen bleibe ich im Schlamm stecken und Anders schwarze Lackschuhe werden von dem Matsch auf den Straßen dreckig.
Als wir endlich am Bahnhof ankommen, werden wir bereits mit offenen Armen erwartet. „Mr. und Misses Fischer wie schön das sie es so kurzfristig geschafft haben. Wir haben schon befürchtet, sie kommen nicht mehr. Lassen sie ihr Gepäck ruhig hier stehen, die Pagen werden sich darum kümmern.“ Ein Mann in einem roten Anzug mit passender Haar und Lippenfarbe begrüße uns aufdringlich. „Oh, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Frederic Johnson und ich bin ihr Ansprechpartner auf der ganzen Reise. Egal, was für ein Problem sie haben, kommen sie damit zu mir. Ich werde mich dann schnellst möglich darum kümmern, dass es behoben wird.“ Der Mann schüttelt uns schnell die Hand, bevor er uns in den Wagon drängt. Ein müde aussehender Page schleppt unser Gepäck hinterher. Wir gehen kurz durch einen engen Flur bis wir an einer großen Tür ankommen. Ein weiterer schmaler Gang führt daran vorbei, doch Frederic drückt Anders eine Karte in die Hand. „Sie ist der Schlüssel für die, für sie zugänglichen, Türen. Er ist ebenfalls die Zahlungsmöglichkeit für alles, was sie auf der Fahrt bestellen. Nach dem wir in der Hauptstadt angekommen sind können sie den Betrag in Bar bezahlen oder sie hinterlassen uns ihre Kontonummer. So können wir den Betrag von ihrem Konto dann abbuchen. Die Wahl liegt bei ihnen.“
Mit einer weiteren Karte öffnet Frederic die Tür. Es ist die Eingangstür für unser Zimmer.
Obwohl Zimmer noch weit untertrieben ist. Es ist er ein Luxusapartment, zumindest was den Standard von Anders und mir betrifft. Frederic führt uns durch einen kleinen Flur. „Hier befindet sich das Badezimmer, dort das Wohnzimmer und dort hinten finden sie auf der rechten Seite das Schlafzimmer und auf der linken das Ankleidezimmer. Wir waren so frei und haben ihre Koffer bereits dort hingeliefert.“ Bei seiner Ansprache zeigt er in die jeweiligen Richtungen. „Aber was ich besonders hervorheben möchte, ist dieses System. Damit steuern sie ihr ganzes Abteil. Die Heizung, das Licht, und auch mich, wenn ich das so sagen kann. Wenn sie etwas brauchen oder wissen möchten, wie viel etwas kostet beim Zimmerservice, müssen sie die Karte mit dem Zahlencode einfach daran halten. Der Bildschirm erledigt dann den Rest für sie. Mit diesem Stift können sie die einzelnen Aktivitäten steuern. Ob sie jetzt mit meiner Wenigkeit reden möchten oder ob sie etwas bestellen möchten.“ Hätte Anders ihn nicht unterbrochen, hätte er wahrscheinlich noch ewig weiter geredet. „Vielen Dank, Frederic. Ich glaube, wir wissen jetzt, wie wir alles bedienen müssen. Und falls nicht, wissen wir wie wir sie rufen können.“ Damit schiebt Anders ihn nach draußen.
Als die Tür endlich zu ist, können wir wieder durchatmen. Wir durchsuchen die Zimmer und gucken, ob es irgendwo Kameras gibt und tatsächlich. In allen 4 Räumen finden wir welche. Nachdem wir sie mit irgendetwas verdeckt haben, können wir tun, worauf wir Lust haben. Wir verstauen die Klamotten in den Schränken und verstecken das Geld. Anschließend beschließen wir duschen zu gehen. Zu Anders Bedauern alleine. Als er kein Geräusch der Dusche mehr vernimmt, macht er sofort die Tür auf. Doch habe ich mich schon in einen der Bademäntel gewickelt. „Du wirst schon wissen, wenn du mich wieder so zu Gesicht bekommst.“ Damit verlasse ich den Raum. Es ist mir nie in den Sinn gekommen was für eine Wirkung ich auf Anders habe. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich hübsch bin, aber dass ich jemanden, der so gut aussieht den Kopf verdrehen konnte, hätte ich nie gedacht. Ich husche an ihm vorbei und verschwinde im Schlafzimmer. Als Anders dort ankommt liege ich in vielen Decken gewickelt da. Sodas er gerade noch so meinen Kopf sehen kann. Er legt sich neben mich. Als er mich bittet, ein Stück von der Decke ab zu geben, weise ich ihn nur darauf hin, dass noch mehr Decken neben ihm legen würden. Damit schlafe ich ein.
Als er am nächsten Tag aufwacht, liegt alles was ich gestern getragen habe neben ihm auf dem Boden. Wie lange kann er wohl durchhalten bis er mir die Kleider vom Leib reißen muss, damit er kriegt was er sich wünscht. Auf dieser Enge kann er es die sieben Tage, die die Fahrt dauert, nicht mit diesen Reizen aushalten, die ich auf ihn auswirke. Als er nackt aufsteht, fällt ihm ein, dass als er sich ins Bett gelegt hatte, noch etwas anhatte. Ich spiele mit gezinkten Karten. Das fällt ihm jetzt auf. Er bemüht sich erst gar nicht sich etwas anzuziehen, als er durch mein Reich läuft und nach mir sucht. Weder im Ankleidezimmer noch im Badezimmer kann er mich finden. Da im Ankleidezimmer keine Klamotten fehlen, muss ich, nach seiner Logik, ebenfalls nackt sein. Im Wohnzimmer hört er ein Geräusch. Als er ein Zimmermädchen sieht und nicht mich, ist ihm mulmig zu Mute. Wo bin ich und ist etwas mit mir passiert? „Mr. Fischer, ich wusste nicht, das sie hier sind.“ Das Zimmermädchen dreht sich ganz schnell um als sie bemerkt, dass er nackt ist. „Haben sie meine Frau gesehen?“ „Tut mir wirklich leid Sir, nach dem sie im Badezimmer war, habe ich sie nicht mehr gesehen.“ Das Zimmermädchen will aus der Wohnung flüchten, doch Anders hält sie an der Schulter fest. „Warten sie.“ Das Zimmermädchen zuckt zusammen. Sie dreht sich um. Anders macht ihr die Schürze auf. „Der Herr weiß also doch wie man mit einem Reisverschluss umgehen soll.“ Die Schütze fällt zu Boden und das Zimmermädchen steht jetzt nur noch in Unterwäsche vor ihm. „Wissen sie Misses Fischer. Ich wusste einfach, dass sie einem Herren in Not niemals ihre Hilfe verweigern könnten.“ „Wissen sie Mr. Fischer. Ich kann mich stark daran erinnern, dass wir Regeln fest gelegt hatten.“ Damit verlasse ich den Raum. Anders schaut mir hinterher. Doch so sehr er sich auch bemüht, bekommt er nichts bei mir zu sehen. „Verdammt gutes Kostüm.“, murmelt er in sich hinein. Er setzt sich auf die Couch und bestellt sich Frühstück. „Schatz willst du auch was.“ Er bekommt keine Antwort. Das sieht er als ‚Nein’. Als er es fertig gebracht hat, sich etwas zu essen zu bestellen, geht er an die Schlafzimmertür. „Könnest du wenigstens so nett sein, um mir was zum Anziehen raus zu geben. Damit ich nicht vor einem echten Zimmermädchen blank stehen muss. Ich reiche ihm eine Boxershorts und einen hässlichen Bademantel raus. „Danke, Liebes.“ Doch mehr als meine Hand bekommt er nicht zu Gesicht. Die nächsten Tage verlaufen genauso. Wenn er morgens aufwacht, ist er nackt und wenn er abends ins Bett geht, liege ich bereits schlafend im Bett und das in viele Decken eingewickelt.
>>Auch wenn es gierig erschient, Sarah gleich in Unterwäsche sehen zu wollen, hätte sie mir wenigsten einen Kuss schenken können. Den einzigen Körperkontakt, den wir hatten, war der, der gezwungen war, um so auszusehen als wären wir frisch verheiratet und total in einander verliebt. Ob Sarah wohl auch den Wunsch nach Körperkontakt hat. Vermutlich nicht. Ihre Großmutter hat ihr eingetrichtert, dass der nur erlaubt wäre, wenn man verheiratet ist. Brysons Kuss war wahrscheinlich schon zu viel für sie. Eine Scheinehe reicht anscheinend nicht aus, um ihr etwas Körperkontakt abzuschwatzen. Händchen halten ist wahrscheinlich nur drin, wenn fremde Menschen in der Nähe sind, bei denen wir unauffällig wirken müssen. << Die Gedanken schossen Anders ständig in den Kopf. >>Wenn er nur wüsste, wie gern ich ihn haben. Wie gern ich ihn küssen möchte, und noch viel mehr. Die einzige Genugtuung, die ich bekommen, ist die, dass er morgens immer nackt im Bett liegt. Wie sehr ich mir doch wünsche, zuzulassen, was er sich wüsche. Ich muss es so aussehen lassen, als hätte ich vergessen, mich in meine Decken ein zu wickeln. Das könnte funktionieren. << Die Gedanken folgen mir auf Schritt und Tritt.
Am letzten Abend, will sie den Mut aufbringen, so zu tun, als hätte sie vergessen sich einzuwickeln, doch schon nach wenigen Sekunden friert sie am ganzen Körper. Als ich in das Schlafzimmer komme kann ich den Anblick von meiner Sarah nicht länger ertragen. Ich reiße die Decken weg. Die letzte klebt regelrecht an ihrem Körper. Hat sie sie mit Absicht nass gemacht? Das kann nicht sein. Ich versuche Sarah zu wecken, doch sie schien wie in Trance zu sein. Weder auf mein Schütteln, noch auf meine Rufe reagiert sie. Ich will sie küssen, doch bevor sich unsere Lippen berühren, springe ich auf und tippe wie wild auf dem Brett für das so toll angepriesen System herum. Ich brauche zwar nur Sekunden bis ich Frederic gerufen habe, aber bis er dann auch wirklich da ist, dauert es für mich eine Ewigkeit. Als es an der Tür klopft, reiße ich sie auf und entdeckte Frederic in einem Pyjama. „Ich brauche einen Arzt. Sofort!“, ich schreie ihm ins Gesicht. „Was ist denn passierte? Ist etwas mit ihrer Frau? Hat sie etwa zu viel gegessen?“ Ich verpasse Frederic dafür einen Kinnhacken. „Haben sie mich nicht verstanden?!“ Ich laufe wütend ins Schlafzimmer. Dort angekommen, wickele ich Sarah in so viele Decken, wie ich auf die Schnelle finden kann und stürme, mit ihr im Arm, zu einem Krankenzimmer, das ich auf dem Weg zu unserem Appartement gesehen habe. Ich reiße die Tür auf und entdecke einen Arzt, der gerade mit anderen Patient beschäftig ist. „Sie müssen ihr helfen, sofort!“ Der Arzt will mir widersprechen, doch als er sieht, dass Sarah total krank aussieht, befiehlt er dem Patienten zu gehen. Sie sei ein echter Notfall. Als der Arzt Sarah aus ihren Decken wickelt, und sie mit Spritzen und Tabletten vollpumpt, bemerkt er, dass ich nur ruhig da stehe und vor Angst zittere. „Keine Angst. Ihrer Frau wird es bald besser gehen.“ Doch ich höre in der Stimme des Arztes, dass er sich selbst nicht so sicher ist. Nach zwei Stunden schüttelt der Arzt den Kopf. „Tut mir leid. Wir können leider nichts mehr für ihre Frau tun.“
Von einem lauten Schrei werde ich geweckt. Anders und ich liegen im Bett. Es ist vier Uhr morgens. Ich befreie mich aus meinen Decken und nehme Anders Hand. „Sch sch, es war nur ein Traum, es ist alles wieder in Ordnung. Nichts von dem was du geträumt hast, ist wahr.“ Anders sieht mich an. „Gott sei dank, du lebst.“ Er nimmt mich so fest in den Arm, dass ich kaum noch Luft bekomme. „Du lebst. Du lebst.“ Immer wieder wiederholt er die Worte. „Was ist in deinem Traum passiert?“ Er erzählt mir alles. Von dem aus den Decken reißen, bis hin zum kopfschüttelnden Arzt. Es macht mir Angst, aber trotzdem schweige ich. Als er fertig ist, kann ich nicht anders. Ich muss ihn einfach küssen. Ich sehe ihn einfach nur an. Ich weiß nicht, ob ich etwas sagen wollte oder nur Atmen, denn als ich meine Lippen auf seine drücke, zuckt er etwas zurück. Ich will mich von seinen Lippen lösen und mich entschuldigen, doch er hält mich fest und erwidert meinen Kuss.
Am nächsten Morgen packen wir unsere Taschen und verschwinden aus dem Zug. Wir hinterlassen irgendeine Zahlenreihenfolge und den Namen irgendeiner Bank die wir hier im Fernseher aufgeschnappt haben. Wir hatten nie genug Geld, um uns ein Konto leisten zu können. Aber wieso auch? Wenn Frederic merkt, dass dieses Konto gar nicht existiert, sind wir schon lange weg. Und da Frederic nicht die richtigen Namen weiß, kann er uns auch nur schwer verfolgen. Wir verschwinden so schnell wir können Richtung Taxischalter. Der Taxifahrer bringt uns in das Hotel. Schon im Taxi spürten Anders und ich die Spannung, die sich zwischen uns aufbaut. Als wir endlich im Zimmer sind, zögerte ich nicht lange, wir schmeißen die Koffer in die Ecke und knallen die Tür zu. Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich, halb nackt an Anders gekuschelt, unter der Decke. Ich drehe mich zu ihm um. Er liegt da und schläft. In diesem Moment kann man ihm nicht zutrauen, dass er irgendetwas Böses im Schilde führt. Obwohl man nicht sagen kann ob die Tatsache, dass wir die Welt ändern wollen etwas Schlechtes ist. Er schlägt die Augen auf. „Morgen“, seine Stimme klingt etwas heiser. Ich antwortete ihm mit einem Lächeln. Er zieht mich an sich und küsst mich langsam und erst etwas zögernd. „Also wie lautet der Plan. Wie wollen wir es anstellen, dass wir ``the Games´´ abschaffen. Ich sehe ihn erwartungsvoll an. „Und sag mir jetzt nicht, dass du noch keinen Plan hast.“ Er muss lachen. „Du hast vergessen die Anforderung zu stellen, dass du diesen Körper behalten kannst.“ Ich muss ebenfalls lachen. „Ich habe uns VIP-Tickets für heute Abend besorgt. Alle wichtigen Leute die mit ``the Games´´ zu tun haben, werden heute Abend da sein. Ich habe ebenfalls Waffen besorgt, die in die Klamotten reinpassen“, fuhr er fort. Er will aufstehen doch ich halte ihn fest. „Wir haben dann noch den ganzen Morgen und Mittag für uns.“ Er lässt sich wieder ins Bett fallen. „Und was könnten wir da tun.“ Ich lache: „Mir fällt das schon was ein.“ Ich schlage die Arme um ihn. Sein Lachen auf seinen Lippen verrät mir, dass er weiß was ich meine. Der Morgen und der Mittag vergehen viel zu schnell. Bereits um 4 Uhr Nachmittags müssen wir uns fertig machen, um schon mal das Gelände für die Gala zu checken. In dem Kleid, das extra für den Abend gemacht wurde, stehe ich da und schaue Anders zu, wie er sich in seinen Anzug schält. „Du hast bekommen, was du wolltest. Jetzt bist du dran, mir zu geben was ich will.“ Ich bewegte mich auf ihn zu. Anders nimmt einen rosafarbenen Karton aus dem Koffer und öffnet ihn. Es sind die Schuhe darin, die einfach nur perfekt zu dem Kleid passen. Doch das ist mir egal. „Was soll ich mit Schuhen, in den ich nicht rennen kann?“ „Es sind mehr als nur Schuhe.“ Er drückt mir eine kleine Fernbedienung in die Hand. „Wenn du die Pfeiltasten drückst, verschwindet der Absatz. Dann hätten wir noch kleine Kameras an der Spitze, und das Highlight sind kleine Feuerwaffen. Wenn du den roten Knopf drückst entsteht; A: Rauch, der eine Flucht ermöglicht und B, kleine Betäubungspfeile werden abgeschossen. So gelingt eine einfache und schnelle Flucht.“ Was die anderen Waffen betrifft, hatte Anders nicht gelogen. Ich kann mühelos eine kleine Handfeuerwaffe und einen Dolch unter dem Kleid verstecken. Ich stecke mir ein Headset in die Ohren, damit ich Anders überall hören kann. Er tut es mir gleich. In der Masse würde es niemanden auffallen. Die meisten ``the Games´´-Chefs sind schon so alt, das sie ein Hörgerät brauchen und die sehen ja genau so aus.
Am Abend gehen wir durch den Hintereingang rein, um nicht durch die Kontrollen zu müssen. In dem Festsaal angekommen, bleibt uns der Mund offen stehen. Der Saal ist prächtig geschmückt und überall können wir Gelächter und das Klirren von Champagnergläsern hören. Wir trennen uns. Bei der Ansprache, sehen wir den Chef von ``the Games´´ oben auf der Bühne stehen. Wir tun so, als wollen wir verschwinden um sonst was anzustellen, und gehen Hand in Hand die Treppe rauf. Wir verstecken uns hinter einem Vorhang. Als der Chef für eine Sekunde nach oben schaut, drücken wir gleichzeitig ab. Wir treffen und er stolpert rückwärts in einen Kerzenständer. Blut quillt aus der Wunde über dem Herzen. Es tränkt den weißen Anzug in ein dunkles Rot. Der Treffer genau zwischen den Augenbrauen entstellt das Gesicht. Die Menge fängt an zu schreien. Viele Frauen fallen in Ohnmacht. Bevor wir genaueres erfahren können, stürmen wir aus dem Saal, in das Meetingzimmer für ``the Games´´. Es sind alle wichtigen Leute versammelt. Ein alter Mann spricht: „Bitte tut uns nichts, wir tun alles was ihr wollt.“ Mir fällt erst jetzt auf, dass ich den Dolch zwischen meinen Fingern kreisen lasse. Ich nutze die Situation aus. „Wirklich alles?“ Ich stoße denn Dolch in den Tisch. Meine Stimme klingt gefährlicher den je. Alle Männer nicken eifrig, mit erhobenen Händen. „Wir fordern“, und jetzt zählen Anders und ich alles auf, was wir uns überlegt hatten. Wir reichen den Männern einen großen Zettel. Es ist ein Vertrag, der in winziger Schrift geschrieben wurde, damit man ja keine Zeit hat, ihn sich genau durch zu lesen. Alle Männer unterschreiben eifrig. Als der Letzte sein Zeichen gesetzt hat, sagt Anders: „Und was machen wir jetzt, Liebes? ``the Games´´ ist abgeschafft. Die Leute hier haben ihr Todesurteil unterschrieben, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. Sie haben allen Opfern Versöhnung geschworen. Und Entschädigung für die Familien. Das heißt, wir, beziehungsweise du bist jetzt reich. Wir können die Ausweise vernichten.“ „Weißt du, mit den Ausweisen…“ weiter komme ich nicht. Anders nimmt meine Hand und wir verlassen den Raum. Er bleibt noch in der Tür stehen. „Bevor ich es vergesse.“ Er schmeißt einen großen Stapel Papiere auf den Tisch. „Es ist das, was sie unterschrieben haben.“ Bevor jemand irgendeine Reaktion von sich geben kann, verschwinden wir.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, in den Zug zu steigen und nach Hause zu fahren. Zu allem was mir geblieben ist. Magga, die Leute vom Markt, Bryson. Ein glückliches Leben. Doch was wird jetzt aus mir. Wie läuft es mit mir und Anders weiter. Wie wird Großmutter reagieren, wenn sie mich in trauter Zweisamkeit mit ihm sieht. Wird sie lachen, wird sie wütend auf mich sein. Auf der Fahrt reden ich und Anders nicht viel über die Zukunft. Was aus uns wird. Ich machte mir hunderttausend Gedanken darüber, wie ich es nicht haben will. Aber was will ich jetzt. Jetzt wo ich weiß, wer meine Eltern sind. Jetzt wo ich ihr Werk beendet habe. Als wir am Bahnhof in Belfast ankommen, werden wir beide mit offenen Armen erwartet. Das ganze Dorf ist versammelt. Eine kleine Kappelle spielt. Magga hat ungewohnt schöne Sachen an. Als ich über die Menge blicke, entdecke ich Bryson, wie er mit Natalie rumknutscht. Wen wunderst, dass er kein Trauerspiel draus macht, dass er mich nicht rum bekommen hat. Mich stört es nicht. Ich gehe an Anders Hand die Treppen herunter. Alle Gedanken darüber, wie Großmutter reagieren wird, sind verflogen. Ich lache und fühle mich nach Langem wieder glücklich. Sie umarmt uns und hält uns eine Predigt darüber, dass es viel zu gefährlich war, was wir gemacht haben. Da sie mich ermutigt hat, ist mir egal, was sie sagt. Als Anders einen regelrechten Anschmachtwettbewerb entdeckt, zieht er mich an sich und küsst mich. Jetzt starren alle Mädchen mich finster an. Anders und ich sind also ein „wir“. Mein Lachen im Gesicht wird breiter. Magga bringt uns nach Hause, wo uns ein weiteres Fest erwartet. „Liebst du mich?“ Ich wusste nicht, wie ich auf diese Frage gekommen bin, doch als Anders mit „Ja“ antwortet, bin ich froh darüber ihn gefragt zu haben.
Tag der Veröffentlichung: 24.05.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Alle Rechte gehören mir!
Sorry für die Rechtschreibfehler!