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Leseprobe

 

Earl Warren

 

Die Knochenreiter von Chicago

 

Horror-Roman

 

 

 

1. Kapitel

 

 

»Ich bin so glücklich, John«, sagte Diane Stanton.

Verliebt sah sie zu ihrem schlanken, braungebrannten Mann auf. Diane lag bequem auf dem Rücken auf einer buntgemusterten Decke am Strand, die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Eine leichte Brise vom Pazifik her bewegte die fächerartigen Blätter der Palmen hinter dem sanft ansteigenden hellen Sandstrand.

John rauchte eine Zigarette. Auf ausdrücklichen Wunsch seiner jungen Frau war er an diesem Tag zu dem Strand an der Kahana Bay gefahren, der nicht so überlaufen war wie Waikiki und Diamond Head Beach und all die vielen andern auf Oahu, der drittgrößten Hawaii-Insel.

Diane war drei Tage vorher einundzwanzig Jahre alt geworden, es waren ihre Flitterwochen. John küsste Diane. Ihre Lippen schmeckten etwas salzig vom Meerwasser, ihr Mund war warm und frisch. Die beiden jungen Leute sahen nicht, dass sich zwischen den Palmen etwas bewegte.

Eine schreckliche Gestalt war es, ein Skelettreiter mit schwarzer Kapuze und schwarzem Umhang auf einem Pferdegerippe. Schlaff baumelte eine Stacheldrahtschlinge in seiner knöchernen Hand. Aus leeren Augenhöhlen, in denen es geisterhaft glühte, beobachtete er das junge Paar.

Fünfzig Meter waren Diane und John von ihm entfernt, fünfzig Meter trennten ihr junges Glück von Tod und Schrecken.

»Wenn du glücklich bist, bin ich es auch, mein Herz«, sagte John. »Es war sehr großzügig von deinem Daddy, uns diese herrliche Hochzeitsreise zu spendieren.«

»Ach«, meinte Diane leichthin, »Daddy hat mit seiner Fabrik soviel Geld gescheffelt, dass er uns ruhig ein wenig abgeben kann. Er hat mehr, als wir mitsamt unseren Kindern und Kindeskindern je verbrauchen können, selbst wenn alle Playboys werden.«

Vor einer Woche waren sie auf Honolulu International Airport gelandet, seither hatte sie ihre Tage an den schönen Stränden der Insel verbracht und sich einige Sehenswürdigkeiten angeschaut.

Wieder sah der Skelettreiter, wie das blonde, langbeinige Mädchen und der schwarzhaarige Mann sich küssten. Johns Kuh wurde drängender, fordernder, seine Hand streichelte zärtlich Dianes braunen Rücken.

Das blaue Meer wogte und die Wellen brachen sich schäumend am Korallenriff.

Diane entwand sich John. Lachend lief sie auf das Wasser zu, den sanft anrollenden Wellen entgegen.

»Fang mich, John!«

John sprang auf, rannte hinterher. Bis zu den Knöcheln im Wasser, blieb Diane stehen. Eine am Strand auflaufende Welle umspülte sie bis zu den Hüften. Sie hatte die Arme erhoben und sah gegen den strahlendblauen Himmel und das Meer aus wie ein Scherenschnitt.

Plötzlich veränderte fassungsloses Staunen ihr Gesicht, wurde zum Entsetzen. Ihr Finger deutete an John vorbei.

»Da, John, hinter dir.«

Der junge Mann wirbelte herum. Er glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Eine Horrorgestalt galoppierte auf ihn zu. Ein Skelettreiter auf einem knöchernen Pferd, grausig anzusehen wie der Tod selbst. Schwefeldampf schnaubte aus den Nüstern des Pferdes.

Der Reiter schwang ein Stacheldrahtlasso. Bevor John begriff, was geschah, warf ihm der Skelettreiter die Stacheldrahtschlinge über den Kopf.

Trotz der Spitzen des Stacheldrahts lief die Schlinge wie bei einem normalen Lasso. John kam nicht einmal mehr zum Schreien. Er wurde umgerissen, und der Skelettreiter schleifte ihn hinter sich her, am Traumstrand der Insel Hawaii entlang.

Diane begann laut zu schreien, konnte nicht mehr aufhören. Sie begriff, dass ihr geliebter John von diesem Ungeheuer auf furchtbare Weise umgebracht wurde, und glaubte den Verstand zu verlieren.

Sie vermochte kein Glied zu rühren, konnte nur immer wieder schreien.

Der Skelettreiter schleifte John einen halben Kilometer weit weg, kehrte dann wieder um. Vor Diane zügelte er sein knöchernes Pferd, schleuderte die Stacheldrahtschlinge hin und her, bis sie sich von Johns Hals löste. Der junge Mann bewegte sich nicht mehr. Er war tot.

Der Skelettreiter starrte Diane aus glühenden Augen an, und der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Sie hätte keine Bewegung der Abwehr machen können, wenn der Skelettreiter die Schlinge nach ihr geschleudert hätte.

Doch das tat er nicht. Er ließ sein Pferd sich auf der Hinterhand aufbäumen, riss es dann herum und galoppierte in den Palmenwald. Die Büsche und tropischen Farne schlugen hinter ihm zusammen.

Diane sah Johns bleiches Gesicht, den seltsam verrenkten Hals, die blutige, tiefeingeschnittene Spur der mörderischen Stacheldrahtschlinge und den dünnen Blutfaden, der aus seinem Mundwinkel sickerte.

Vor Dianes Augen drehten sich Insel, Himmel, Meer und Palmen. Ohnmächtig sank sie in den Sand.

 

*

 

Frank Hastings saß mit seiner hübschen Frau June beim Abendessen. Der junge Architekt hatte eine elegante Penthousewohnung im Chicagoer Vorort Mundelein gemietet, er hatte mit June eine gute Partie gemacht. Ihr Vater, der Autozubehörfabrikant Mortimer Stone, hing sehr an seinen beiden Töchtern, den Zwillingsschwester June und Diane.

Er hatte Diane, die neun Tage vorher den Studenten der Wirtschaftswissenschaften John Stanton geheiratet hatte, eine Hochzeitsreise nach Honolulu geschenkt.

June und Frank waren schon etwas länger verheiratet, ein halbes Jahr. Die schöne junge Frau lächelte Frank verzagt an. Er bemühte sich, keine Miene zu verziehen und schluckte tapfer, was sie ihm gekocht hatte. June hatte ihre Qualitäten, aber auf hausfraulichem Gebiet lagen sie nicht.

Was sie in ihrer hypermodernen Luxusküche zubereitete, verlangte einen eisernen Magen und unempfindliche Geschmacksnerven. Frank bekam ein völlig versalzenes Salatblatt in den Mund, und nun verzog er doch das Gesicht.

Nachdenklich betrachtete er sein Steak. Außen war es angebrannt, dafür innen noch halb roh. Frank seufzte, er beglückwünschte sich, dass er auf der Heimfahrt bei einem Drugstore gehalten und ein paar Hot Dogs gegessen hatte.

»Ich habe mir solche Mühe mit dem Essen gegeben«, meinte June traurig.

»Es ist nicht so schlimm, Schatz«, tröstete Frank sie. »Es war schon weit besser als das letzte Mal. Sieh nur, ich habe immerhin die Hälfte davon essen können.«

Frank Hastings war nicht ausgesprochen hübsch, aber groß und breitschultrig und sein braunes Haar gelockt und widerspenstig. Auf dem College und an der Universität hatte er Fußball gespielt, seine etwas schrägstehende Nase verdankte er aber einem Autounfall. Frank hatte ein markantes Gesicht mit ausgeprägtem Kinn und eine muntere, saloppe Art, die völlig natürlich und ungekünstelt war und ihm rasch die Herzen gewann.

Er sah auf die Uhr, es war kurz vor 19.30 Uhr abends an einem Freitag, das Wochenende lag vor ihnen. Frank schob das Essen weg.

»Hier, spende es den Armen oder stell es der Pop Art Galerie als modernes Kunstwerk zur Verfügung. Was fangen wir heute Abend an?«

»Daddy hat angefragt, ob wir das Wochenende nicht bei ihm in der Villa verbringen wollen.«

Frank wehrte gleich ab. Mortimer Stone war ein herzensguter Mann, aber er hatte seine Töchter furchtbar verzogen und übertrieb die Fürsorge manchmal ein wenig.

Er hätte es gern gesehen, wenn June den Sohn des Präsidenten der Chrysler Corporation geheiratet hätte.

»Die Blakes geben eine Party«, erzähle June weiter. »Stell dir vor, der Schlagersänger Tony Popham wird erwartet.«

»Merrill Blake ist ein langweiliger Schwätzer, ständig redet er nur von seinen Prozessen, die er als stellvertretender Distriktsstaatsanwalt zu führen hat, und von seiner Geschicklichkeit. Dabei geben sie ihm überhaupt keine schwierigen Sachen, weil er sich so dumm anstellt. Und von Tony Popham ist bekannt, dass er mehr für Männer als für Frauen schwärmt. Wie dieser letzte Heuler auf Platz drei der Hitparade kam, ist mir ein Rätsel.«

»So einer ist Tony Popham also. Das wusste ich noch gar nicht.«

»Du kannst ja versuchen, bei ihm zu landen, dann wirst du es merken. Was liegt sonst noch an?«

»Wir könnten ins Theater. Im Civic Theater gastiert diese neue New Yorker Revue.«

»Aladin's Lamb? Das meinst du doch. Diese Revue ist schon am Broadway mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Im Büro erwähnte ein Kunde, er sei mit seiner Frau dort gewesen, und er hätte noch nie einen solchen Käse gesehen.«

»Nun, dann bleibt uns nur Merrill Blake mit seinem Ehrengast Tony Popham, wenn wir nicht zu Hause versauern wollen. Du brauchst keine Angst zu haben, Schatz, ich bin bei dir, und ich lasse nicht zu, dass dieser Tony Popham dir etwas antut.«

Frank zog ein Gesicht und strich sich durchs Haar.

»Vorsichtshalber werde ich nicht meine engen Hosen anziehen«, sagte er.

Er ging ins Schlafzimmer und suchte seine Garderobe für den Abend zusammen. Mit den Sachen kam er ins Wohnzimmer, denn wie die meisten verheirateten Männer hatte er die Angewohntheit, seine Frau zu fragen, was sie von seiner Garderobenwahl hielt.

Er zog zwar hinterher doch an, was er wollte, aber er fragte immer.

Im Wohnzimmer fand er June nicht, in der Küche und im Aufenthaltszimmer war sie auch nicht. Im Bad rauschte das Wasser. Die Tür war nicht abgeschlossen, Frank trat ein. June stand unter der Dusche, ihre Haltung war eigenartig verkrampft, als sei sie von einem Augenblick zum andern erstarrt, ihre Augen blickten starr geradeaus.

»June«, rief Frank, »June!«

Die blonde Frau antwortete nicht. Das Wasser lief über ihren Körper. Frank packte sie an der Schulter, aber sie reagierte überhaupt nicht. Sie stand da wie eine Schaufensterpuppe.

Frank stellte zunächst das Wasser ab. Er rief den Namen seiner Frau, schüttelte sie. Sie glitt in der Wanne aus, und wenn er sie nicht gehalten hätte, wäre sie hingefallen. Der kräftige Mann hob June aus der Wanne wie eine Feder. Er stellte sie mit den Füßen auf den Boden, lehnte sie gegen die Wand, und sie blieb stehen,

Zunächst hatte Frank geglaubt, June mache einen Scherz, aber jetzt merkte er, dass das keineswegs der Fall war. Er trocknete June ab, zog ihr einen Bademantel an. Sie hatte den Kopf etwas erhoben, die Arme ein wenig vom Körper abgewinkelt nach unten gestreckt.

Ihr Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Frank schnippte direkt vor ihren Augen mit den Fingern, ihr Blick blieb starr, die Pupillen veränderten sich nicht. Frank holte eine Taschenlampe aus der Diele, leuchtete June in die Augen.

Ihre Pupillen blieben normal groß wie zuvor, obwohl sie sich hätten erweitern müssen.

In ernsthafter Sorge trug Frank seine Frau ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Er ging zum Telefon. Er wählte die Nummer des praktischen Arztes zwei Blocks weiter, zu dem er und June bei Erkältungen und kleineren Unpässlichkeiten zu gehen pflegten.

Zuerst meldete sich die Frau des Arztes, nicht sehr erfreut über die Störung. Dann kam der Arzt, Dr. Gatsby, selber an den Apparat.

»Ah, Mr. Hastings. Ich hoffe, Sie haben nichts Ernstes, meine Frau will die Revue >Aladin's Lamb< im Civic sehen, ist fertig angezogen und wirft mir schon Blicke zu wie ein Tiger.«

»Tun Sie sich und Ihrer Frau einen Gefallen und gehen Sie lieber essen oder ins Kino. >Aladin's Lamb< ist ein ganz großer Käse, wie ich aus zuverlässiger Quelle gehört habe. Aber um Ihnen das zu sagen habe ich Sie nicht angerufen, Doc. Ich habe meine Frau gerade völlig gelähmt vorgefunden. Sie kann kein Glied rühren, reagiert auf nichts.«

»Seit wann?«

»Vor drei, vier Minuten muß es geschehen sein, im Bad unter der Dusche. Vor zehn Minuten habe ich noch mit ihr gesprochen, sie wirkte völlig normal.«

»Hm, sind Atmung, Herzschlag und Puls normal?«

»Mir ist nichts aufgefallen, in der Aufregung habe ich sie nicht näher untersucht. Augenblick, ich hole das

gleich nach und bin sofort wieder am Apparat.«

Zwei Minuten später war Frank wieder am Telefon.

»Das Herz schlägt regelmäßig, Pulsschlag etwa 60 in der Minute. Ich habe ihr einen Spiegel vor den Mund gehalten, er beschlägt. Man kann die Atmung auch deutlich wahrnehmen.«

»Merkwürdig, das ist eine kataleptische Starre, nehme ich an, wie man sie ... Nun, ich will mich am Telefon nicht weiter äußern. Ich komme gleich zu Ihnen herüber.«

»Harry«, hörte Frank noch die vorwurfsvolle Stimme der Arztgattin, dann legte der Arzt auf. Frank Hastings ging in seiner Wohnung auf und ab wie ein eingesperrter Tiger, sah immer wieder nach seiner Frau. Unendlich langsam vergingen die Minuten. Frank überlegte, ob er Mortimer Stone anrufen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Junes Vater würde sofort anbrausen und ein Riesentheater machen, gerade das wollte Frank aber nicht.

Neun Minuten nach seinem Anruf kam Dr. Gatsby. Er war ein rundlicher Mann mit Geheimratsecken, gefurchtem Gesicht und traurigen Hundeaugen, die illusionslos blickten. Er flößte sofort Vertrauen ein, und er war sehr tüchtig.

Er untersuchte die Patientin, bog ihren linken Arm langsam nach unten. Die Muskeln gaben nur wenig nach, dann aber blieb der Arm in der jetzt gewonnenen Stellung.

»Katalepsie«, sagte der Arzt. »So etwas kommt bei Geistes- und Nervenkrankheiten vor. Unter Umständen kann die kataleptische Lähmung auch von einem Blutgerinnsel im Gehirn verursacht werden.«

»Doc, machen Sie keinen Ärger. Vor zwanzig Minuten war June noch völlig gesund.«

»Sie meinen, Sie haben ihr vor zwanzig Minuten noch nichts angemerkt.«

Dr. Gatsby berührte die Fußsohle June Hastings' mit einer stumpfen Nadel, strich darüber.

»Kein Babinski«, sagte er leise.

Zu Frank gewandt fuhr er fort: »Bei Hirnschäden und Nervenerkrankungen kann es sehr schnell gehen, von einem Augenblick zum andern.«

»Was sollen wir denn nun tun?«

»Tja, Mr. Hastings, das ist schwierig. Ich werde zunächst Sympatol spritzen, um Atmung und Kreislauf etwas zu aktivieren, denn der Puls liegt unter der Norm, wenn auch nicht wesentlich. Dann sollten wir einige Stunden abwarten. Unmittelbare Gefahr für Leben oder Gesundheit Ihrer Frau besteht nicht. Wenn Sie sie ins Hospital bringen lassen, dauert es auch seine Zeit, bis eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden kann. Ich schlage vor, Sie bleiben bei Ihrer Frau. Wenn Sie eine Änderung in ihrem Zustand zum Schlechten hin feststellen, rufen Sie mich sofort an, oder fordern Sie gleich vom St. Mary's Lake Hospital den Notarztwagen an, sollte ich wegen eines anderen dringenden Falles nicht erreichbar sein.«

»Was ist mit Ihrer Revue, Doc?«

»Ach, ich hatte ohnehin keine Lust hinzugehen, und ich bin ganz froh, dass ich jetzt einen Grund gefunden habe, zu Hause zu bleiben. Im Fernsehen kommt ein alter Western mit John Wayne. Ich bin Westernfan, Mr. Hastings, und den alten Bärbeißer John Wayne mag ich besonders gern.«

Der Arzt gab June eine Spritze.

»Glauben Sie wirklich, dass keine unmittelbare Gefahr besteht?«, fragte Frank, als Dr. Gatsby sich zum Gehen wandte.

»Ich halte es für ausgeschlossen. Warten wir zunächst einmal ab. Falls die Katalepsie verschwindet, soll Ihre Frau morgen Vormittag zu mir kommen, wir müssen der Sache auf den Grund gehen. Andernfalls bin ich gegen halb neun morgen früh bei Ihnen, nachdem ich zuvor angerufen habe. Ich werde Sie auch gegen elf Uhr heute Abend noch einmal anrufen.«

Dr. Gatsby ging, und Frank blieb allein mit June zurück. Er versuchte, ein Magazin oder ein Buch zu lesen, aber er konnte sich nicht auf das Gedruckte konzentrieren. Er probierte nacheinander alle acht Kanäle des Chicagoer Fernsehens und ein paar auswärtige aus, schaltete aber bald wieder ab.

Frank spielte wieder mit dem Gedanken, Mortimer Stone anzurufen, aber er ließ es dann doch. Frank hatte Vertrauen zu Dr. Gatsby, Junes Vater würde Himmel und Hölle und die Mayo-Klinik in Bewegung setzen und letzten Endes nichts anderes erfahren, als Dr. Gatsby zu Frank gesagt hatte.

Die Wartezeit dehnte sich qualvoll, Frank, sonst nicht nervös, ertappte sich dabei, dass er an seinen Fingernägeln kaute. Er trank einen Whisky Soda, einen zweiten. Er machte einen Spaziergang übers Dach des fünfzehngeschossigen Hochhauses. In Mundelein draußen war die Luft weit besser als in der smogverseuchten Chicagoer City, wo sogar Denkmäler und steinerne Hausfassaden von dem zerfressen wurden, was der Mensch in seine Lungen pumpte.

Frank beobachtete die in die Einflugschneisen von O'Hare und Midway Airport einfliegenden Maschinen, sah zu den Lichtern der Chicagoer Vororte hinüber. Aber er kehrte bald wieder ins Penthouse zurück, von Unruhe getrieben.

Um elf Uhr abends war er mit den Nerven am Ende. Dr. Gatsby rief an, erkundigte sich nach Junes Befinden und sagte, Frank solle sich nicht unnötig aufregen, für seine Frau bestünde keine Gefahr und sie habe keine Schmerzen.

Er legte auf, und Frank knallte den Hörer auf die Gabel.

Das konnte eine denkwürdige Nacht werden.

 

*

 

Eigentlich hatte Frank Hastings wach bleiben wollen, aber gegen ein Uhr morgens nickte er dann doch in dem Klubsessel ein, den er ins Schlafzimmer gerückt hatte. Er hatte nur ein paar Minuten geschlafen, als ein Seufzer Junes ihn weckte. Sofort fuhr Frank hoch, blinzelte verschlafen und sah

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Die Knochenreiter von Chicago erscheint bei Earl Warren, 63533 Mainhausen © Copyright 2014 aller Textbeiträge by Earl Warren
Bildmaterialien: Cover © Copyright Fotolia.com – dvarg eBook-Erstellung: waboCover + Earl Warren
Lektorat: Walter Appel
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2014
ISBN: 978-3-7368-2819-3

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