Cover

Eins

 

 

 

Caitlin



»Ich kann nicht mehr, verstehst du? Ich kann echt nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr dafür. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich so eine, wie dich, verdient habe. Während ich von der ganzen Schule gemobbt werde, wirst du von allen vergöttert. Du bist bildschön, attraktiv, hast eine Victorias Secret Model Figur und ich? Ich bin hässlich, habe fettige Haare, lauter Pickel im Gesicht und bin unnormal dick. Weißt du, wie es ist, mit einer solch wunderschönen Person befreundet zu sein? Ich denke immer, du beendest jede Zeit unsere Freundschaft. Ich habe Angst davor, verstehst du mich? Ich bin das komplette Gegenteil von dir. Zu wissen, dass du jeden kriegen könntest, während ich hier sitze und auf ihn warte, aber ich warte umsonst, denn er hat nur Augen für dich. Tut mir leid.«

 

Ihre letzten Wörter, bevor sie die Brücke herab sprang.

 

Ich hatte am Abend eigentlich vor, wieder mal im Park zu sitzen und die Sterne zu beobachten, während ich sie dort sah. Die einzige wichtige Person in meinem Leben. Sie sprang. Sprang vor Neid.

 

Ich zog zuletzt an meiner Zigarette und schmiss diese dann zu Boden, bevor ich den Eingang betrat. Ich stolzierte, wie immer, auf meinen hohen High-Heels den Schulflur entlang und hörte schon das herum Geläster.

 

»Hast du schon gehört? Gestern soll diese Berta, oder so, gestorben sein. Sie ist wohl von der Brücke, da am Park, gesprungen«, hörte ich das Flüstern hinter mir. Sie hieß Brittany, nicht Berta.

 

»Wirklich? Traurig schaut sie nicht aus.«

 

»Jetzt hat sie gar keinen mehr«, kam es aus der einen Ecke, worauf die andere antworte, »Verstehe ich nicht. Sie kann doch mit jeden befreundet sein.«

 

»Tja, so arrogant sie ist.«

 

Immer dieses rum Getuschel. Wie ich so etwas verabscheute. Und dann fragen sie sich, wieso ich sie nie anlächele, geschweige denn anschaue.

 

Ich strich noch kurz über meine schwarze Hotpans und über meinem gleichfabrigen Top. Wieso ich mich so anzog? Ich mochte es.

 

»Na, Caitlin? Habe gehört, wir sind die kleine Schlampe los.«

 

»Die einzige Schlampe ist hier wohl deine Mutter, die mal wieder, an dem Schwanz des Postboten, lutscht«, kam gelassen von mir. Ich war an so etwas gewöhnt.

 

»Für was hältst du dich eigentlich?«, fragte die Freundin, genauer gesagt, deren BFFF, oder so, geschockt und zog eine Augenbraue hoch.

 

»Für was besseres als du, Schätzchen«, konterte ich und lief zu meinem Spind. Ich öffnete diesen und nahm mir ein Buch raus, für die nächste Stunde. Wir hatten Biologie.

 

»Hey, sexy«, lächelte mich Chaz an. Ich ignorierte ihn, schloss mein Spind und lief weiter. Er kam mir hinter her und zog mich an meiner Schulter zu ihm.

 

»Verpiss dich, Chaz«, fauchte ich.

 

»Was los, Süße? Ich habe gehört, dass deine tolle Freundin Selbstmord begangen hat. Mein Angebot steht immer noch«, grinste er und ich schlug seine Hand weg.

 

»Ich werde nie zu dir und deiner beschissen Truppe, von Homos, beitreten.« Und somit bog ich zum anderen Gang ab. Ich schloss eine Tür auf und bekam jeden Blick zu mir.

 

»Mrs. Johnson«, fing die Lehrerin an, »sie sind zu spät.«

 

»Tut mir leid«, murmelte ich genervt und begab mich zu meinem Platz. Einen Sitznachbar hatte ich nicht. Die Mädchen trauten sich nicht und die Jungs wollte ich nicht.

 

Vom Unterricht bekam ich wenig, besser gesagt, gar nichts mit.

 

Ich war nur bei einem Gedanken. An ihr. War ich eine solch schreckliche Person gewesen, dass sie sich umbringen musste und Meter tief ins Wasser sprang? Wieso musste sie nur so stark auf mein Aussehen schauen? Sie selber war wundervoll, selbst wie wenig ich es ihr sagte. Es stimmte, sie war das Opfer, der Schule, doch dies interessierte mich kein bisschen. Die Leute hörten sogar auf, sie zu beleidigen, dank mir, doch, dass sie aufhörten zu lästern, konnte ich nicht. Es war unmöglich.

 

Es war für jeden kaum zu glauben. Die Ober-Schlampe ist mit dem Mobbing-Opfer befreundet.

 

In meinen Augen war sie kein Mobbing-Opfer, keines Wegs. Sie war einfach nur eine wundervolle Person, mit einem wunderschönen Charakter, dass niemand zu schätzen wusste.

 

Mir wurde ein Zettel auf meinen Tisch geworfen.

 

Und? Hast du als 'Trost' einen Dreier gestartet?, stand drauf.

 

Noch eins.

 

Schlampe.

 

Ich zerknüllte die Zettel und warf sie zu Boden. Mich interessierte es ehrlich gesagt kein Stück, was andere von mir hielten.

 

Sie dachten im Ernst, ich sei die große billige Hure, die mit jeder X-beliebigen Person schlief und das nur, weil ich wie eine aussah? Wie sagt man so schön, nicht über eine Person urteilen, bevor man sie kennt. Ein scheiß kennen. Neben all dieses Weibern, bin ich das Engel, nur versteht das niemand.

 

»Kürzer ging die Hose echt nicht oder?«, flüsterte die Zicke, der Klasse.

 

»Eigentlich wäre ich heute ja nackt gekommen, aber dein Freund sollte nicht wieder einen Steifen bekommen, wie schon gestern auch«, lächelte ich süß.

 

Sie riss ihre Augen auf und drehte sich wieder nach vorne, als die Lehrerin, nach ihr, rief.

 

Ich wusste was das bedeutet. Der kleine Harry würde mal wieder Ärger bekommen. Das tut mir aber leid.

 

»Nächste Woche findet der Test statt und morgen bekommen wir einen neuen Klassenkameraden«, sagte Mrs. Travis laut, als der Gong läutete.

 

»Hoffentlich ist er heiß«, schwärmte ein Mädchen.

 

»Ist es ein Er oder eine Sie?«

 

»Werdet ihr morgen sehen«, sagte sie und ging aus dem Klassenraum.

 

Ich lehnte mich an meinen Stuhl und holte mein Handy raus. Die Lehrer würden es mir so oder so nicht weg nehmen. Seitdem sie meine Eltern kannten, bekam ich keinen Eintrag mehr, egal für was.

 

»Mit wem wirst du denn jetzt jeden Tag über deine Bettgeschichten reden? Mit Brate wohl kaum. Sie ist ja, wie soll ich sagen? Von uns gegangen«, lachte ein Mädchen, deren Namen ich noch nicht mal kannte und setzte sich auf meinen Tisch.

 

»Erstens - ihr Name ist Brittany, aber bei so einem Hirn, wie bei dir, ist es normal, dass du dir einfach Namen ausdenkst. Zweitens - dein Freund eignet sich doch sehr gut dafür oder?«

 

Sie schaute mich bissig an. »Ich habe keinen Freund.«

 

»Nein, aber verliebt bist du trotzdem und von dem Football Captain bekommst du eh nichts. Selbst wenn, nur ein Tipp. Beim Sex, tue so als hättest du einen Orgasmus, bei seinem Mikropenis ist es schwer, weißt du?«, sagte ich und schaute sie grinsend an, als sie den Tränen nahe war.

 

Sie setzte sich auf ihren Platz hin und der nächste Affe kam rein, um uns Mathematik beizubringen.

 

Der Tag war mal wieder unnötig gewesen.

 

Zu Hause lag ich in meinem Bett.

 

»Mrs. Johnson? Essen ist fertig«, teilte mir der Butler mit, als er anklopfte und ich ihn herein bat.

 

»Ich habe keinen Hunger. Ich verzichte auf Mittag und Abend.«

 

Ohne Widerworte nickte er und war dabei mein Zimmer zu verlassen.

 

»Wegen Miss Birttany. Mein Beileid.« »Ich brauche keinen Mitleid, Kane«, sagte ich und er nickte. Er verließ mein Zimmer. Bestimmt räumte er jetzt das Essen weg.

 

Kane, der Familienbutler. Er war schon seit ich vier Jahre alt war hier. Um für mich zu Sorgen übernahm er meist die Mutter und Vaterrolle, doch er hörte auf. Früher unternahm ich viel mit ihm. Früher, als Kleinkind.

 

Heute bin ich 17. So gute 13 Jahre war er schon hier.

 

Ich erwachte, als mein Iphone ein dröhnendes Geräusch von sich gab. Ich schaltete den Alarm aus und stand müde auf.

 

Ich verschwand zu aller erst ins Bad, wo ich mich duschte. Ich föhnte meine braunen Haare, die, selbst ohne Glätteisen, glatt waren. Sie gingen bis zu meinen vollen runden Hintern. Meine Haare wurden hinten zu einem schönen V geschnitten.

 

Ich schminkte mich schnell und zog mir eine, bis zu meinen Bauch reichende, Jeans-Hotpants und einen bauchfreien Bustier Top, der übrigens schwarz war an. Zügig schlüpfte ich in meinen weißen Air Force rein und nahm mir meine schwarze Umhängetasche.

 

Unten begrüßte mich der Butler.

 

»Dir auch einen schönen Morgen«, brachte ich über meinen vollen kirschroten Lippen.

 

Ich hatte keine so große Laune gefahren zu werden, womit ich auch den Fußweg benutzte.

 

Ich schnappte mir schnell mein Feuerzeug und meine Schachtel Marlboro von meiner Tasche. Genüsslich inhalierte ich den Rauch und pustete ihn wieder raus.

 

»Na, Schnecke? Wohin gehts' denn?«, fragte ein Kerl, der, mit seine Karre, versuchte neben mir her zufahren.

 

Ich zeigte ihm desinteressiert den Mittelfinger, meinen schönsten Finger.

 

Seufzend fuhr er weg.

 

Auf dem Weg beobachtete ich die Leute. Alle waren total gestresst.

 

Die Erwachsenen waren bereits in Anzügen oder trugen die Arbeitsklamotten und tranken, in deren Wagen, den Kaffee zu Ende.

 

Die kleinen Kinder liefen, mit einem Tornister, auf dem Rücken, den Weg zur Grundschule. Sie sahen aus, als wären sie kurz vorm weinen. Deprimierend.

 

Ich betrachtete den Qualm und schmiss irgendwann den Auslöser weg. Ich wollte mir eine neue nehmen, als ich dann schon das Schultor sah.

 

Schule. Normalerweise hätte ich sie schon abgebrochen, doch meinen Eltern zu liebe, die eh nie zu Hause waren, ging ich dorthin.

 

Meine Eltern? Ein sehr schlechtes Vorbild, für mich zu mindestens. Sind nie da. Immer nur auf Geschäftsreisen. Und wenn sie mal keine machen, haben sie Urlaub, um sich zu entspannen. Ich glaube sogar, dass ich sie vor einem Jahr erst Live zu Gesicht bekam oder waren es zwei? Was auch immer und wenn, dann nur für ein paar Stunden. Sie müssen ja wieder 'weg'.

 

Um mich kümmern sie sich nicht. An Geburtstagen, an dem sie nie auftauchen, bekam ich immer Geld oder sonstigen Kram. Total lieb von ihnen oder? Immerhin denken sie noch an meinen Geburtstagen an mich, an dem sie sich bestimmt wünschten, dass sie einen Kondom benutzt hätten oder Mum einmal nicht die Pille vergessen haben zu müssen, sie zu nehmen. Da bin ich mir sicher.

 

Was auch immer.

 

Ich kam an der Schule an und sofort nahm ich irgendeinen Quatsch wahr.

 

Von dort kam, dass ich mit jemanden, namens Dominic, geschlafen hätte, von dort, mit irgendeinem Kelvin, dort war es der Joel, den ich wohl einen geblasen hätte und da, da gab es noch das Gerücht, ich hätte mich geritzt.

 

Ich wusste ja gar nicht so viel über mich. Ich war ja vielleicht ins Koma gefallen, nachdem ich mich ritzte und hätte dabei mein Gedächtnis verloren. Wusste ich ja überhaupt nicht.

 

Der Sarkasmus war echt mit Händen zu greifen.

 

»Hör doch auf sie so an zusehen«, schimpfte das eine Girl mit ihrem Freund, der mich beobachtete. Er bekam eine geklatscht.

 

In meiner Klasse setzte ich mich auf meinen Platz. Letzte Reihe und am Fenster.

 

Normalerweise wollte ja die Klassensprecherin dort sitzen, damit sie einen Überblick auf die Klasse hatte, aber als ich ihr dann deutlich machte, dass dies mein Platz war, sagte sie nichts und setzte sich zur dritten Reihe. Natürlich nicht ohne sich bei ihrer Freundin zu beschweren, dass ich eine ausgeleierte Bett springende Maus war, die jeden Boyfriend ausspannte.

 

Die Klassenlehrerin kam 10 Minuten später, als gedacht, in die Klasse herein. Hinter ihr, ein verdammt gutaussehender Kerl.

 

Die Mädels fingen an zu sabbern und die Jungs stöhnten auf.

 

»Oh mein Gott!«

 

»Der ist total scharf.«

 

»Der ist meins«, schwärmten die notgeilen Weiber.

 

»Wie angekündigt ist hier der neue Schulkamerad«, sagte Mrs. Travis und schaute, hinter ihrer Brille, zur Klasse.

 

»Magst du dich vorstellen?«, fragte sie den neuen. Er starrte sie nur angepisst an.

 

Seufzend sagte sie »Das ist David. David Stone.«

 

Einige schnappten nach Luft, als sie diesen Namen hörten. Ich hingegen schaute aus dem Fenster. Es nieselte.

 

»David wird ab sofort unsere Klasse besuchen. Bitte benehmt euch.«

 

Mich interessierte null, was sie gerade sagte. Doch eins musste ich zugeben. Der Typ war Gott verdammt heiß.

 

»David, setzte dich doch bitte neben«, fing die Olle an, wurde jedoch unterbrochen.

 

»David könnte neben mir Platz nehmen«, sagte ein Weib und flirtete mit seinen Blicken.

 

»Aber du sitzt doch neben Sara.«

 

»Sie könnte ja nach hinten. Zu Caitlin«, nuschelte sie.

 

»Vergiss es«, zischte ich arrogant, als ich auf schaute.

 

Sie blickte mich giftig an.

 

»Okay, David. Setzte dich doch bitte neben«, und dieses mal stoppte sie sich selbst, als der Neue auf mich zu kam.

 

Er warf seinen Rucksack auf den Tisch und schmiss sich auf den Stuhl. Er nahm seine Kopfhörer und stopfte sie sich in sein Ohr.

 

Zum ersten Mal sagte Mrs. Travis nichts, sondern drehte sich um und begann mit dem Unterricht.

 

Ich widmete mich wieder der Scheibe zu, als die anderen sich auf meinen Nachbarn fixierten. Neu und sofort wird gegluckst. Kenne ich. Obwohl ich schon seit einigen Jahren hier bin, werde ich trotzdem noch angestarrt. Wird ihm sicherlich auch so ergehen, glaube ich mal.

 

»Äh, ja, bevor ich es vergesse. Da sich David ja nicht auskennt, wer will ihm die Schule zeigen?«

 

Alle Mädchen zeigten gierig auf. Alle, außer ich.

 

»Tiffany?«, wählte die Lehrerin, die Ober-Zicke. War ja auch klar oder?

 

»Ich würde das liebend gerne machen«, sagte sie und zwinkerte meinen Partner zu.

 

»Ich passe«, klang eine verführerische, kratzige Stimme. Ich schaute neben mir.

 

»Ich komme schon gut alleine zurecht.«

 

Der Blick von Tiffany war einfach nur mehr als göttlich. Ich verkniff mir gekonnt mein Lachen, musste dennoch grinsen.

 

»Korb«, rief der eine, wobei die Klasse anfing zu kichern.

 

Die betroffene Person drehte sich beleidigend weg.

 

In der Pause verschwanden alle in die Mensa, während ich draußen in einer Ecke stand. Ich rauchte mittlerweile meine zweite Zigarette.

 

Ich dachte so nach. Über mein Leben und jenes. Kurz ertappte ich mich sogar, als ich mein Gedanke an den neuen verschwendete. Wie hieß er nochmal? Ach ja, David war es. Er war echt scharf. Bestimmt ein derbes Arschloch.

 

Ich schob den Gedanken zur Seite, als der Gong läutete. Die Pause war zu Ende. Somit fing der Unterricht an.

 

In der Klasse nahm ich kaum etwas wahr. Nur eines merkte ich - mein Nachbar fehlte.

 

»Du hast ihn verscheucht«, zickte die vor mir sitzende.

 

»Ich glaube du verwechselst mich mit dir. Bei deinem Aussehen war es ja klar, dass er abhaut. Oh, ja. Hör auf an deinen Titten rum zu fummeln, davon werden sie auch nicht größer.«

 

»Nur weil ich keine Silikon-Brüste besitze, wie du?«

 

»Schätzchen«, lächelte ich und zeigte auf meine Prachtexemplare. »Diese hier sind pure Natur.«

 

»Als ob ich dir glauben würde«, zog sie die Augenbraue hoch.

 

»Interessiert mich nicht, ob du mir glaubst oder nicht. Nur höre auf mit der pusherei. Mittlerweile ist die eine größer, als die andere«, konterte ich.

 

Ich hörte ein leises lachen. Es war eher ein auf keuchen.

 

David war wohl gekommen und hatte unser Gespräch mit verfolgt. Die vor mir drehte sich, peinlich berührt, um.

 

»So, Leute.« Der nächste Pedo Lehrer betrat das Klassenzimmer und startete den Unterricht. Was eigentlich bedeutete, dass er wirres Zeug laberte, dass er selber kaum verstand und versuchte den Mädchen unter das Röckchen zu schauen. Anders war es beim Sportlehrer nicht. Ab und zu kam er sogar 'aus Versehen' in die Mädchenkabienen und beobachtete uns beim Klamotten wechseln oder duschen. Ja, aus Versehen.

 

»Caitlin?«, eine männliche Stimme erklang, hinter mir.

 

Ich drehte mich erst nicht um, sondern lief weiter, den Gang entlang. Wir hatten nun Schulschluss.

 

»Caitlin«, schon wieder schrie jemand nach mir. Ich drehte mich mies gelaunt um.

 

»Was?«

Ein Typ. Schaute eigentlich ganz süß aus. War aber eine Stufe niedriger, als meine. Wer war das überhaupt?

 

»Hey«, lächelte er nett. Ich drehte mich schlagartig um und ging nach draußen, wo ich auch schon eine warme Brise empfing.

 

»Äh, Caitlin, warte kurz«, versuchte er es nochmal und stelle sich dann vor mich hin.

 

»Was willst du?«

 

»Na ja, also«, stotterte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er war sehr schüchtern, jedoch traute sich was. Nicht jeder hatte diesen Adrenalin kick in sich, um mit mir zu reden und dann auch noch so.

 

»Also, eh. Du bist mir schon immer aufgefallen und eh.«

 

Natürlich war ich ihm aufgefallen. Ich meine, wem denn nicht? Ich bin doch die Schlampe hoch Eins.

 

»Ich mag dich sehr, also, eh, wie wäre es? Hättest du Lust etwas mit mir zu unternehmen?«, flüsterte er und schaute zu Boden.

 

»Nein, kein Interesse«, sagte ich entnervt. Er schaute zu mir hoch. Schock und Trauer konnte ich aus seinem Gesicht ablesen. »Aber trotzdem danke, für dein Angebot«, gab ich gespielt höflich und lief an ihm vorbei.

 

Ein paar müssen es wohl mit gehört haben, denn einige lachten.

 

»Wie kann man auch so eine fragen?«, stieß die eine schon heraus.

 

Ein Beziehungstyp war ich erstens nicht und außerdem wollte ich keine Memme als Freund haben. Es war doch so oder so klar, dass er sich nur in mein Aussehen verliebte, denn kennen tat er mich nicht, genauso gut wie ich ihn. Ich hatte ihn auch zum ersten mal in meinem Leben gesehen. Das er auf der Schule war, war mir neu.

 

»Wie war ihr Schultag, Mrs. Johnson?«, fragte mich Kane fröhlich und lief mir hinterher.

 

»Wie immer«, stöhnte ich auf.

 

»Hatte ich mir gedacht. Ich habe Ihnen ein Bad eingelassen.«

 

»Danke sehr«, murmelte ich lächelnd.

 

Genau das war das, was ich brauchte. Ein Bad.

 

Ich legte mich, nachdem ich mich auszog, in die moderne Badewanne und genoss das heiße Wasser. Kane kann echt mal ein Schatz sein. Zwar ein alter, aber immer noch ein Schatz. Mit seinen fast 50 Jahren beneidete ich ihn sehr. Er könnte eigentlich kündigen, doch er wollte nicht.

 

Er wollte weiterhin hier bleiben, bei mir. Mir wurde leicht warm ums Herz. Selbst wenn ich es nicht zugab, ich mochte ihn sehr, als Butler. Er gehörte zur Familie.

 

Nach dem erfrischenden Bad zog ich mir meinen Bademantel an. Um meine Haare band ich ein Handtuch. Ich lief runter ins Wohnzimmer.

 

Ich und Papa sind gerade in Kanada. Echt kalt hier. Wir kommen spätestens in ein bis zwei Monaten wieder. Falls du etwas willst sage Bescheid. Wir lieben dich.

Mama

 

Ein Scheiß tut ihr. Würdet ihr mich lieben, wärt ihr, statt Urlaub zu machen, hier und würdet mich unterstützen.

 

Ich warf sauer mein Handy neben mich hin und machte es mir auf dem Sofa bequem.

 

»Gibt es ein Problem, Mrs. Johnson?«, fragte mich der alte Mann.

 

Ja, es gibt ein Problem.

 

»Nein, nein. Alles in Ordnung.«

 

Er nickte und verschwand auch wieder, so wie er auftauchte.

 

Ich seufzte auf.

 

Nach einer weiteren langweiligen Sendung stand ich auf und begab mich in mein Zimmer. Ohne mich groß umzuziehen legte ich mich in mein Bett und stellte meinen Wecker ein.

 

Am nächsten Morgen stand ich eher gelassen auf und machte mich fertig. Ich schlüpfte noch in meinen hohen Schuhen und ging aus dem Haus, nachdem ich, wie immer, Kane einen schönen Morgen wünschte.

 

Statt, dass ich Richtung Schule lief, führten mich meine Füße zum Friedhof. Ich musste noch mit einer bestimmten Person reden.

 

Als ich dann auch, nach zwei Stunden, in der Schule an kam, da ich noch kurz bei Starbucks vorbei schaute, klopfte ich an der Tür. Blöd gesagt. Ich machte die Tür auf und alle Gesichter drehten sich zu mir.

 

»Mrs. Johnson, sie sind zwei Stunden zu spät«, kam der typische Satz, aus dem Mund, des Lehrers. Ich nickte nur als Entschuldigung und lief auf meinen Platz zu.

 

»Wo war die kleine Schlampe, mal wieder? In welchem Bett standest du, nach deinem Hangover, denn auf?«, flüsterte die eine.

 

»Im Bett deiner Eltern. Lustig, was?«, grinste ich gespielt und stützte mein Kinn an meiner Handinnenfläche.

 

»Du miese Schlampe. Dir werde ich es noch zeigen«, fauchte sie mich an.

 

»Hat dein Vater auch gesagt, als er es mir besorgte«, sagte ich abwesend.

 

Sie war dabei aufzustehen, ließ es jedoch, als sich der Lehrer zu Wort meldete.

 

»Ruhe dahinten!«

 

Ich spürte noch Blicke auf mir, doch ignorierte sie. Sollten sie doch denken, was sie wollen.

 

Am Sonntag Abend schlenderte ich durch die Straßen. Nun war eine Woche vergangen, von dem Tod meiner Freundin.

 

An der geschehenen Brücke blieb ich stehen und lehnte mich dagegen.

 

Es war sehr ruhig. Meine Umgebung war Menschenleer. Nur ab und zu hörte man die einzelnen Autos vorbei fahren.

 

Ich war sehr traurig. Ja, sehr sogar, nur zeigte ich es nicht. Ich zerfraß immer alles in mich rein.

 

Ich knabberte etwas an meinen Lippen herum und atmete aus.

 

Eine männliche Gestalt gesellte sich zu mir. Er stank nach Rauch, hatte aber keine Zigarette im Mund. Ich schaute ihn nicht an, sondern runter, ins Wasser.

 

Die Leiche haben sie nach ein paar Stunden gefunden. Total nass und blass. Sie hatte zu viel Wasser in der Lunge und ertrank.

 

»Hier war die Stelle oder?«, fragte eine raue, gleichzeitig attraktive Stimme.

 

Ich blickte zu der Person neben mir. Ich schaute in schöne grüne Smaragde, die in meinen rehbraunen Augen starrten.

 

Ich blickte ihn fragend an.

 

»In den Schulfluren wird viel über dich gesprochen«, gab er kalt von sich.

 

»Alles Lügen«, gab ich kurz von mir und schaute weg.

 

»Lügen?«

 

»Yeah.«

 

Er nickte und nahm eine Schachtel heraus. Er hielt sie mir vor. Zwar hatte ich selber welche dabei, doch trotzdem nahm ich mir eine und er tat es mir gleich. Er nahm sein Feuerzeug heraus, nachdem er die Zigaretten Schachtel wieder in seine Hosentasche stopfte. Er bückte sich kurz zu mir runter und machte meine 'Garre an.

 

»Auch die Lüge, dass deine wohl einzige Freundin Selbstmord begann?«

 

Meine Hand versteifte.

 

»Alles ist eine Lüge. Alles, außer vielleicht das«, antwortete ich ihm. Ich atmete den Rauch ein und genoss es.

 

»Und die Lüge du hättest aber Millionen von Kerlen durch genommen?«, fragte er gelassen und desinteressiert.

 

Er war wohl der Kerl, der nicht so gerne Emotionen preis gab.

 

»Lüge«, nickte ich und lief auf eine Parkbank zu, worauf ich mich hinsetzte. Nach Minuten setzte er sich neben mich.

 

»Du weißt gar nicht wer ich bin oder?«, fragte er und begutachtete mich von oben bis unten. An meinen nackten Beinen blieb er stehen.

 

»Nein«, brachte ich über meine Lippen, nachdem ich den Rauch aus blies.

 

»Hm«, machte er.

 

Ich wusste nicht so Recht wieso ich mit ihm ein Gespräch führte, sonst blockte ich bei jedem immer ab. Doch er war neu und komisch.

 

»Sollte ich denn?«, fragte ich, nach einer Stille.

 

»Normalerweise schon«, murmelte er und zog nochmal kräftig den Rauch ein. »Denn dann wärst du nicht hier.«

 

Er tat also einen auf 'geheimnisvollen Bad Boy'. Okay, gefällt mir.

 

»Kann auch daran liegen, dass ich nicht wie die anderen bin.«

 

»Stimmt. Du bist anders.«

 

»In wie fern?«

 

»Du bist eine Einzelgängerin, obwohl du jede haben könntest und eine Clique gründen könntest, oder wie auch die Cheerleader das nennen«, sagte er und starrte geradeaus.

 

»Ich habe halt keine Lust auf Mädchen, die nur aufs Aussehen schauen und sofort urteilen.«

 

»Alles Neider«, fing er an, »denn du bist verdammt sexy.«

 

Ich schaute zu meiner Linken. Er schaute mich an und befeuchtete kurz seine Lippen.

 

»Caitlin war dein Name, stimmt es?«

 

Ich nickte leicht und schmiss die Zigarette weg.

 

»Willst du noch?«, fragte er und ich schüttelte den Kopf.

 

Er schaute hoch in den Himmel. »Normalerweise hätte ich dich nicht ansprechen sollen, doch ich breche gerne Regeln.«

 

»Regeln?«, fragte ich mit hoch gezogenen Augenbrauen.

 

»Ja, doch das bleibt ein Geheimnis«, grinste er, wobei seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein kamen.

 

»Es wird eine nicht nette Freundschaft, Caitlin«, sprach er und stand auf.

 

Die Frage ignorierend stand ich auch auf und ging an ihm vorbei, beziehungsweise wollte es.

 

»Wie kommst du nach Hause?«, fragte er.

 

»Ich laufe«, seufzte ich.

 

»Ich fahre dich.«

 

»Ich verzichte«, sagte ich und lief weiter, nachdem er meinen Arm los ließ.

 

»Ist es nicht ein bisschen zu gefährlich, eine Lady, um diese Uhrzeit, alleine zu lassen?«, grinste er unverschämt heiß.

 

»Und ist es nicht gefährlich, mit irgendeinem Typen, mit zu fahren?«

 

»Ich gehe in deine Klasse.«

 

»Kenne dich aber kaum«, zwinkerte ich und lief einfach weiter.

 

Zum Glück folgte er mir nicht.

 

Ich wusste ja schon, dass sie über mich lästerten, aber das sie es so auffällig machten, dass selbst der Neue einen Vorgeschmack bekam, war mir unbekannt.

 

»Mrs. Johnson.«

 

»Hi«, sagte ich und betrat die Villa.

 

»Ihre Mutter hat sie angerufen. Sie haben ihr Handy vergessen.«

 

»War auch meine Absicht.«

 

»Sie sollen Ihre Mutter zurück anrufen. Es scheint wichtig zu sein«, gab der dürre Mann von sich.

 

»Okay.«

 

Ich lief in mein Zimmer und zog mich aus. Ob ich sie anrufen werden? Warum sollte ich ich?

 

Ich hörte ein Klopfen an meiner Tür.

 

»Mrs. Johnson?«

 

Müde rieb ich an meinen Augen.

 

»Komm rein«, nuschelte ich und bewarf meinen Körper mit einer Decke.

 

Der grau, fast schon weiß, haarige Mann kam herein.

 

»Sie haben ihr Handy unten auf dem Tisch liegen lassen. Ihr Alarm hat geläutet.«

 

»Hm, danke«, sagte ich und nahm mir mein Iphone aus der Hand des Butlers.

 

Er schloss hinter sich die Tür, als er raus ging.

 

Ich machte meinen begehbaren Kleiderschrank auf und schaute mich nach Klamotten, für heute, um.

 

Spricht : eine graue Leggings, meine grau-blauen Air Max und meinen weißen bauchfreien Bandeau.

 

Ich warf meine gekämmten Haare meinen Rücken herunter und schminkte mich leicht.

 

Meine Tasche nahm ich noch und verließ das Haus.

 

»Schau mal, wie sie heute wieder kommt.«

 

»Die Leggings ist viel zu eng. Ihr Arsch guckt voll raus und dann noch das Top. Das ist doch ein BH.«

 

»Es ist ein Bandeau, du Fotze«, rief ich zu der Truppe. Sie schauten beschämt weg. Große Fresse und nichts dahinter.

 

»War der Weg angenehm?«, hörte ich. Ich schloss meinen Spind und sah in diese Smaragde.

 

»Sehr sogar«, gab ich zu ihm.

 

»Wusste ja überhaupt nicht, dass unsere kleine reich ist«, grinste er.

 

»Arschloch«, pfiff ich und lief weg. »Hast ja auch nichts besseres zu tun, als mich zu verfolgen.«

 

Ein paar Köpfe drehten sich zu mir. War ja auch klar. Immerhin redete ich mit einer Person, die hinter mir war und schaute dabei gerade aus, als ob ich mit einem Geist reden würde.

 

»Es war mitten in der Nacht. Ich hätte dich doch nicht alleine laufen lassen.«

 

»Ich sagte doch, dass ich nicht mit dir fahren wollte und was ist passiert? Irgendein Kerl kennt jetzt den Weg zu meinem Haus. Spricht sich mein Wohnort weiter, werde ich von allen gestalkt.«

 

Er zog mich an meinem Handgelenk zu sich und drückte mich gegen eine Wand. Seine Hände stemmte er neben meinen Kopf.

 

»Sei mal nicht so frech. Auf so was stehe ich nicht.«

 

»Wer hat denn bitte gesagt, dass ich dir gefallen will?«

 

Er kam mir gefährlich nahe.

 

Über seine Schulter sah ich schon, wie sich ein Kreis um uns bildete. Neugierige Gesichter schauten uns an.

 

David folgte meinen Blick und drehte seinen Schädel um.

 

»Verpisst euch«, brüllte er schrill.

 

Ich tauchte unter, damit ich nicht mehr gefangen war. Als ich aus seinem Gefängnis floh, warf ich meine Haare nach hinten und lief, mit Büchern, in den Armen, davon.

 

Vor dem Klassenraum stellte sich die Ober-Zicke vor mich.

 

»Lass David in Frieden!«

 

»Verzieh dich«, zischte ich, doch sie blieb weiterhin stehen.

 

»Nochmal. Lass David in Frieden! Er hat so eine wie dich nicht verdient.«

 

»Was geht der dich an? Du hast doch einen Freund.«

 

Sie schaute mich mit zusammengebissenen Zähnen an.

 

Ich musste kurz lachen.

 

»Du hast doch nicht etwa?«, fragte ich und lachte wieder.

 

»Ich brauche keinen Freund, der von dir versäuft worden ist.«

 

Sie dachte in aller ernst, dass ich was mit Harry hatte? Dem Co Captain? Der Arme.

 

Grinsend stieß ich sie weg und setzte mich auf meinen Platz.

 

Ich konnte mir im Moment echt gut vorstellen, wie der Blonde die ganze Zeit auf seine Mutter schwor, dass er nichts mit mir hatte.

 

Nach ein paar Minuten erschien auch der schlecht gelaunte. Er wurde von einer kichernden Gruppe Mädchen begrüßt, die er gekonnt abwinkte.

 

Die Gruppe schien traurig zu sein.

 

»Du machst die Weiber unglücklich«, murmelte ich seufzend und betrachtete meine Fingernägel.

 

»Dann haben sie sich den falschen ausgesucht«, sagte er trocken.

 

»Du willst mir also nicht gefallen?«, wechselte er das Thema und schon drehten sich die Ohren, von den, vor uns, sitzenden.

 

»Ich möchte niemanden gefallen.«

 

»Tust du aber«, sagte er gähnend und zeigte mit dem Daumen hinter seine Schulter. Ich schaute in die Richtung.

 

Um die sieben Kerle starrten mich an. Ein paar schauten weg, als sie sahen, dass ich sie bemerkte. Die restlichen machten einfach weiter.

 

»Mir egal«, meinte ich und schaute aus dem Fenster, während ich mit einer Strähne, von mir, herum spielte.

Impressum

Texte: Alles wurde von mir geschrieben.
Bildmaterialien: Das Cover-Bild stammt von einer Seite, den Rest habe da drauf ich entworfen.
Tag der Veröffentlichung: 19.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch an all meinen Lesern.

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