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Laub und Gras schmiegten sich um meine schwarzen Jagdstiefel aus weichem, abgenutztem Leder. Ich ging in die Hocke während ich das Reh, dass auf der Lichtung graste, beobachtete. Es dämmerte schon, aber es war das Erste das ich in den letzten Tagen gesehen hatte und ich könnte mir aus dem Fell eine neue Jacke für den hereinbrechenden Winter machen.

Außerdem könnte ich das Fleisch wirklich gut gebrauchen.

Wie auf Kommando knurrte mein Magen. In dem Moment hatte ich mich entschieden, und schoss ein Pfeil ab. Ich lief auf die Lichtung zu und als ich das nieder geschossene Tier erblickte war ich zufrieden mit mir. Ein Schuss durchs Herz, wie immer. Nur um ganz sicher zu sein nahm ich meinen Dolch aus der Schnalle die an meinem dunklen Gürtel hing und schnitt dem Tier den Hals auf. Ich war kein grausamer Mensch und wollte das Tier nicht länger leiden lassen als nötig. Dann holte ich ein Tuch aus einer alten abgewetzten Umhängetasche und mir viel auf, dass es schon längst Löcher hatte die ich heute Morgen übersehen haben musste und dazu auch noch stank. Ich wickelte das tote Tier in das bräunliche Tuch und band es mit einem alten Seil aus meiner Tasche zusammen. So schleifte ich das eingebundene Tier hinter mir her durch den Wald.

Stunden später hasste ich mich dafür das ich zu Fuß in den Wald gekommen war. Ich schwitzte vom laufen und meine Arme waren schon halb taub vor Kälte. Ich dachte gerade darüber nach ob ich noch genug Feuerholz für die Nacht hatte, als ich Stimmen hörte. Die Stimmen waren tief, ich konnte nicht verstehen worüber sie sprachen, aber ich konnte hören, dass es mindestens drei verschiedene Personen gehörten.

Nicht auch noch das ! Sie kamen direkt auf mich zu, aber wenn ich mich jetzt bewegte würden sie mich garantiert sehen. Langsam, ganz langsam ließ ich mich auf die Knie nieder und drückte meine Fracht an mich. Die Fremden waren jetzt ganz nah und nur noch der Baum, hinter dem ich saß, schützte mich vor ihren Blicken. Ich hörte das Knacken eines zerbrechenden Astes neben mir, woraufhin ich eine tiefe Stimme rufen hörte: »Hier ist jemand!«

Ein breitschultriger Mann mit dunklen Haaren und einer Armbrust, die auf mich zielte, stand vor mir und rief seine Leute zu sich. Zwei Frauen und drei Männer kamen angerannt , alle trugen abgewetzte Hosen und dunkle Mäntel nur eine Frau trug zu einer schwarzen Hose eine purpurne Jacke. Als sie mich sahen zielten auch sie mit ihren Äxten und Schwertern auf mich.

»Wer bist du?« fragte die Frau mit der auffälligen Jacke, sie schien die Anführerin zu sein, denn alle blickten sie erwartungsvoll an.

»Du sollst antworten !« sagte der Mann der mich gefunden hatte und wollte mich treten. Blitzschnell packte ich sein Bein, zog daran und schmiss ihn auf den Boden. Dann holte mit einem Ruck mein Messer aus dem Gürtel und hielt es an seinen Hals.

»Eine Bewegung und ich schlitze ihm die Hauptschlagader auf !« sagte ich ruhig, aber mit purem Ernst in der Stimme.

»Was willst du?« fragte die Anführerin, schien mich aber nicht ernst zu nehmen.

Warum denn auch ? Sie sind schließlich zu sechst und ich stehe alleine da. Schnell zog ich die Kapuze meines Umhangs hoch, damit sie nicht mein Gesicht sahen.

»Wenn du ihm etwas tust, mache ich dich kalt!« ,sagte ein etwas jüngerer Mann, der große Ähnlichkeiten mit dem breitschultrigen Mann hatte. Ich lachte.

Er hat keine Ahnung mit wem er hier zu tun hat. Keiner von denen.

 

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Der junge Mann stürzte sich auf mich und schwang sein Schwert in meine Richtung,

»Nicht George !«, rief der Breitschultrige.

Ich konnte mir ein » Och Goerge, du solltest lieber auf den weisen Mann hören!« einfach nicht verkneifen. George schäumte nur so vor Wut und rannte los.

Das hätte ich lieber lassen sollen.

Mit dem Schwert in den Händen kam er auf mich zu, doch die Frau packte ihn mit beiden Händen an den Handgelenken und schüttelte ihn.

»Verdammt, reiß dich zusammen!« Unterdessen wurde es langsam dunkel.

Na toll, jetzt muss ich den Weg schon wieder im Dunkeln gehen.

Die Frau in Purpur sah mich einen Moment lang nachdenklich an, danach meinte sie »Du bist in Ordnung, lass es einfach sein und geh«, sie hatte recht ich hatte so oder so keine Chance also demfalls ...ich ließ den Mann los und packte mein Messer ein. »Was tut ein junges Mädchen wie du eigentlich so spät noch im Wald?« fragte sie jetzt, »vor allem allein?« Oh Gott was interessierte sie das Überhaupt? Ich kam ganz gut allein zurecht bis sie kamen.

»Ein Quickie mit einem Baum einlegen, was sonst?«, antwortete ich sarkastisch. Aber die Frau schaute mich nur mitleidig an. Wie ich diese Blicke hasste …

»Bist du etwa vor ihnen geflohen?«, fragte sie mich doch tatsächlich!

»Natürlich! Und auf dem Weg hab ich dann noch schnell ein Reh erschossen!«, sie hatte den Sarkasmus anscheinend nicht verstanden, also sagte ich ernsthafter diesmal »Und wenn schon? Warum sollte ich? Jeder der hier ist, gehört auch hierher.«

Wann hört sie endlich auf so dumm dreinzuschauen? Argh!

» Wenn du meinst … aber falls du es dir doch mal anders entscheiden solltest, findest du mich auf der dieser Seite im Schloss. Frag einfach nach Jenny.« Jenny? Sie sah nun wirklich nicht wie eine Jenny. Eher wie eine … mhhh eine Isolde oder sonst so ein altmodischer Name. Aber sicher nicht Jenny, ich meine … aber ich schweifte ab.

»Nein danke !« sagte ich kalt, nahm das tote Tier und lief in den finsteren Wald.

 

 

Es war nicht mehr weit bis zu der kleinen Hütte in der ursprünglich nur zeitweise bleiben wollte, schließlich aber hängengeblieben war. Es lag auf einer kleinen Lichtung tief im Wald, kurz vor der Grenze von Santana und war aus Backsteinen gebaut die schon sehr brüchig aussahen.

Ich sollte die Hütte lieber renovieren bevor mir noch das Dach auf den Kopf fällt, das hatte ich mir schon oft gedacht, kam aber nie dazu. Als ich endlich ankam und durch die Tür trat war das Haus leer, wie so oft. Wo steckt sie jetzt schon wieder ? Ich tastete mich im dunkeln bis zum Kamin vor und entzündete ein Feuer mit dem Holz das ich vorher vor dem Haus geholt hatte. Ich machte mir mit Kräutern einen stärkenden Tee über dem Feuer, meine Mutter hatte es mir beigebracht.

Sie hatte mich zu Hause unterrichten wollen, aber am Ende hatte ich, wie immer, meinen Sturkopf durchgesetzt. Jetzt saß ich wie früher mit ihr vor dem Kamin und trank Tee.

Nur dass sie nicht hier ist.

Ich saß dort noch eine ganze Weile und starrte einfach nur ins Feuer, während ich über die Fremden im Wald nachdachte. Die Krieger der Mächte. Meine Mutter hatte mir einiges über sie beigebracht, es war eine uralte Geschichte und dennoch war sie weit verbreitet und jeder kannte diesen Namen. Ich schauderte.

Die Geschichte begann weit in der Vergangenheit, Jahrzehnte vor meiner Geburt im. Unser Land, stand mitten in einem nicht enden wollenden Krieg und hatte zu der Zeit nur noch wenig Ressourcen, viele Bürger waren bereits gestorben, wodurch sie keine Soldaten mehr hatten um sie in den Kampf zu schicken.

Durch diese Krise bewogen, kam den Wissenschaftlern dieses Landes eine neue Idee sehr gelegen. 

Die besten Wissenschaftler arbeiteten zusammen und veränderten die DNA-Struktur von sechs Menschen. Fünf überlebten den Eingriff erfolgreich, jedoch stellte man unvorhersehbare Merkmale fest. Bei jedem der Versuchspersonen wurde die DNA - Struktur verschieden konstruiert und so waren sie alle anders. Man sagt sie haben alle einen Teil der Struktur eines Elements eingepflanzt bekommen.

Feuer, Wasser, Licht und anscheinend noch ein paar andere waren die Elemente die überlebt haben sollten, die stärksten so weit es hieß, von den beiden die starben wusste ich nichts. Ich hatte mir schon einige Gedanken darüber gemacht was sie so sein konnten und war zu dem Schluss gekommendass von allen ein Gegensatz dabei war.

Aber ich schweifte schon wieder ab. Gott! Ich musste das endlich mal in den Griff bekommen, aber ich merke das eigentlich gar nicht und … ach scheiße.

Jedenfalls hatten die Menschen eine veränderte Augenfarbe erhalten. Bei Licht und Feuer konnte man es jedenfalls nicht übersehen, dass hatte ich schon selbst erlebt. Wir hatten keinen Ahnung, zumindest bis jetzt, was diese abnormalen Typen alles so drauf hatten aber anscheinend wussten das die Versuchspersonen und rächten sich. Weil sie dafür zu abnormalen Monstrositäten mutiert waren. Nach ihrer mörderischen Rache lag die halbe Welt in Schutt und Asche und viele andere Länder wurden zerstört. 

Die Versuchspersonen des Genprojekts bildeten einen Hof und einer spielte König. So fing eigentlich alles an nur dass die normalen Menschen die überlebt hatten nicht mitspielten und seitdem gibt es immer wieder Angriffe. Santana wurde zum Teil von Menschen übernommen und ich bin nun so ziemlich mittendrin. Nach der Zeit holte auch der Rest der Welt auf, was wohl daran lag dass die elementierten sich vermehrten, indem sie …naja Kinder bekamen und diese auch Krieger waren. Es bildeten sich neue Länder.

Knacks. Das feuerhlz brach in den Flammen.

Die Krieger lebten in Wohlstand und Gesundheit, während die Menschheit selbst um ihr Überleben sorgten und nur ein mal im Jahr Rationen von ihrem Königshof bekamen, die aber bei langem nicht für ein ganzes Jahr reichten. Um mehr Rationen zu bekommen, die aus Weizen, Wasser, den nötigsten Kräutern und ein bisschen Geld bestanden, konnte man freiwillig dem Eléxir dienen.

Doch wie so oft wenn Ungerechtigkeit herrscht, bildete sich Widerstand und zu diesem trug ich nun, ob freiwillig oder nicht, auch bei.

Ich saß noch immer am Kamin und hatte den Tee bereits ausgetrunken, als ich wieder meinen Magen knurren hörte und beschloss mir auch noch eine Suppe über dem Feuer zu kochen.

»Halt dich von der Grenze fern, Hope, hörst du? Diese Monster sind unberechenbar und würden dich bei lebendigem Leibe verbrennen und verspeisen!« , es war als würde sie hier neben mir stehen und mich tadeln weil ich nah an der Grenze spielen war, doch so war es nicht.

Schon lange nicht mehr.

Eines Tages hatte auch ich mich verändert. Und war dafür zur Mörderin geworden.

 

Es gab kein Element mit der Farbe schwarz und dennoch funkelten meine Augen in einem mysteriösem dunklen Ton. Erst später hatte ich meine Gaben erkannt.

Ich hatte die Gabe zu töten.

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Doch so einfach war es nicht. Ich konnte weit mehr als das. Meine Gedanken waren meine gefährlichste Waffe, aber ich war niemals darauf erpicht gewesen sie in irgendeiner Art zu benutzen.

Nur meine Augen erinnerten mich daran, dass ich trotz allem nicht normal war. Zumindest nicht ganz.

 

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Ich fröstelte, obwohl ich neben dem Feuer saß. Dann stand ich auf und brachte meinen leeren Suppenteller in die Küche, wo ich ihn kurz abspülte und wieder in den Schrank räumte. Die Uhr zeigte nach 21 Uhr an.

Zeit meine Süße zu besuchen.

Berry stand im Schuppen neben dem Haus mit den anderen Tieren. Als ich rein kam, hob die schwarze Stute den Kopf und schnaubte mir zur Begrüßung zu. „Hey meine Hübsche, ich habe dir etwas kleines aus dem Wald mitgebracht, ich habe es auf einer Wiese gefunden.“ Ich gab ihr einen Apfel aus meiner Tasche und strich ihr sanft über die dichte schwarze Mähne.

Meine Eltern hatten ihr diesen Namen gegeben, weil meine Schwestern sie früher immer mit Wildbeeren gefüttert hatten. Außerdem hatte sie mal meinen Vater in einen Finger gebissen, da fanden sie es wohl nur gerecht, dass sie einen bekloppten Namen habe. Noch eines dieser einfältigen Sachen meiner Mutter. Echt Ätzend. Ich musste immerhin damit leben und ich hatte nicht vor sie jetzt noch umzubennen. Dafür war es wohl zu spät. Meine Schwester fand Berry würde zu der Stute passen und behauptete immer noch der Name sei süß. Sutton fand aber auch einfach alles süß.

Was treibt dieses Biest eingentlich den ganzen Tag? Die kann was erleben wenn sie nach Hause kommt! Was denkt sie sich eigentlich dabei? Ich sorge den ganzen Tag um Essen und schufte mich ab und sie geht Beeren sammeln und kommt nicht wieder! Dahinter steckt bestimmt ihre komische Feundin Marry, die hat sich schon immer in die Angelegenheiten anderer eingemischt!

Ich striegelte Berry, räumte noch ein bisschen den Stall auf und gab ihr einen dicken Kuss auf die Nüstern. Danach schute ich noch nach den Hennen, die mich aber regelrecht hassten aus einen mir unersehlichen Grund.

Als ich das Haus betrat wusste ich, dass ich nicht allein war.

»Verdammt Sutton! Wo hast du bloß gesteckt? Du weißt ganz genau, dass ich das nicht leiden kann!« fuhr ich sie an, doch dann sah ich sie in der Küche stehen. Sie weinte.

Scheisse.

Ich konnte es nicht leiden wenn Leute heulten, das machte mich krank.

»Sie haben sie mitgenommen! Sie ...sie ...«, schluchzte meine kleine Schwester. Ihre wasserstoffblonden Haare waren verstrubelt und ganz durcheinander. Sie stand mit dem Rücken zu mir und machte keine Anstalten sich umzudrehen.

»Wer? Was ist passiert?«, ich nahm sie in den Arm, aber sie drehte sich weg, sodass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte.

»Sie waren zu dritt, kamen einfach angestürmt und dann ...oh Gott sie haben sie alle mitgenommen! Alle!« Ich verstand, dass ich hier nicht sehr viel weiter kommen würde, also dückte ich sie einfach an mich und flüsterte ihr aufmunternde Worte ins Ohr, so wie Luke es immer getan hatte. So aufgewühlt hatte ich Sutton schon lange nicht mehr gesehen.

Das ist gar nicht gut. Wen haben sie migenommen? Und wieso? Und wer zum Teufel sind sie? Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch das war nicht er richtige Zeitpunkt. Sie hatte aufgehört zu weinen und drehte sich jetzt langsam zu mir um.

Diese scheiß verdammten Dreckskerle! Umbringen werde ich sie! Ich reiß sie in einzelne Stücke und verbrenne sie dann!

Die linke hälfte ihres Gesichts war rot und geschwollen und sie hatte einen langen Striemen auf der Stirn, aus dem ein wenig Blut tropfte.

»Wer war das?«, meine Stimmme war jetzt ruhig und leise. Meine Schwester fing wieder an zu schluchzen.

»Sutton! Du musst dich jetzt konzentrieren das weißt du doch!«, sie schaute mich aus ihren großen blauen Augen an und aus der kleinen Stubsnase lief es wie aus einem Bächlein. Wasserfall trifft's wohl eher ... Auch sie hatte sich endlich beruhigt.

»Ich war bei Lisa, wir haben draußen gespielt und sind dann rein gegangen, weil wir durst hatten, aber der Eimer war leer also wollten wir zum Bach, aber bevor wir aus dem Haus konnten kamen fünf schwarz gekleidete Männer rein«, erzählte sie aufgeregt,»Aber sie sahen nicht aus wie Mike's Typen, naja auf jeden Fall packten sie uns und brüllten wie verrückt herrum, sie wollten wissen wo Lisa's Eltern sind und ich hatte so fürchterliche Angst deshalb hab ich´s ihnen gesagt. Ehrlich ich wollte es nicht! Es war falsch! Ich ...«

»Nein, nein Süße denk das nicht! Es war richtig was du getan hast sonst wärst du jetzt auch nicht hier. Hol jetzt erstmal tief Luft und erzähl alles was du gesehen hast, ok?«

»Nagut«, schniefte sie, »die Männer fanden ihre Eltern oben und zerrten sie runter. Sie fragten was sie wollten und die Männer sagten man hätte sie geschickt, denn Lisa´s Familie wäre des Verrats angeklagt. Ich habe mich gewehrt, so wie du es mir gezeigt hast, da... da haben sie mich geschlagen und brachten Lisa und ihre Eltern weg. Dann bin ich hier her gerannt. Das war alles... wirklich.«

Die Wut zerfraß mich. Niemand wagte es meine Schwester anzufassen! Wer waren diese Arschlöcher? Aber jetzt gab es wichtigeres zu erledigen.

»Was sollte das, Kesh? Wo sind sie? Was ist mit ihnen passiert?!«, Sutton war ganz hysterisch.

»Du bist dir sicher, dass sie gesagt haben, dass Lisa und ihre Eltern des Verrats angeklagt werden?«

»Ja!«

»Bist du dir absolut sicher?«

»Verdammt ja! Was bedeutet das? Sag schon!«

»Fluch nicht, es reicht wenn ich das tue«

»Keshet!«

»Sie denken sie wären Krieger«

Stille. Wir wussten beide was das bedeutete. Nach einigen Minuten fragte sie »Du wirst doch alles versuchen um sie da rauszuholen, oder?« Ich sagte nichts. »Oder?!«

»Natürlich«, was sollte ich ihr auch schon sagen? Das selbst ich in diesem Fall nicht viel machen konnte? Dass Lisa's Eltern sterben würden? Das Lisa sterben würde?

Ich brachte Sutton nach oben in ihr kleines Zimmer mit den Decken und Tüchern auf dem Boden, auf denen sie schlief. »Es wid Zeit das du schlafen gehst. Mach ein wenig von der gelben Salbe auf deine Wange und auf deine Stirn.« meinte ich.

»Wirst du morgen zu Mike gehen?« fragte meine Schwester mich. Sie kannte mich einfach zu gut.

»Ja. Sehr früh. Und du wirst mitkommen«

»Nein! Nicht, bitte!«

»Nungut aber du verlät das Haus nicht bis ich wiederkomme!« sagte ich im gebieterrischem Ton. Daraufhin sagte sie nichts.

»Du schaffst das mit Lisa, da bin ich mir sicher«, ich merkte an ihrer Stimme und ihrem Blick, dass sie es wirklich glaubte. Oder mindestens glauben wollte, »Wenn nicht du, dann keiner ...«

»Sutton du weißt ich...«, doch sie ließ mich nicht ausreden sondern wiederholte »Du schaffst das schon« und ging ins Bad.

 

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Am nächstenn morgen wachte ich verschwitzt auf. Schon wieder ein Albtraum. Ich zog mir ein Top an und ging ohne Hose und barfüßig die steintreppen runter.

»Guten Morgen Schwesterherz« ertönte eine tiefe Stimme.

Ach du heilige Scheiße!

Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr er mich erschreckt hatte, dass sähe er nur als Zeichen der Schwäche.

»Bruderherz« sagte ich also kurz und ruhig. Ein bischen zu ruhig, denn er grinste breit.

» Was machst du so früh hier ?« fragte mein großer Bruder.

»Falls es dir entgangen sein sollte, ich wohne hier, zumindest bin ich oft hier, also was machst du hier ?« antwortete ich schnippisch.

WIch habe mich gestern spät noch mit Mike getroffen und dachte, wenn ich schon mal hier bin, besuche ich meine Lieblingsschwester« sagte er freudig. Zu freudig.

»Sie schläft noch« Ich kannte diese Masche einfach zu gut. Er kam gutgelaunt und am Ende zog er bloß alles und jeden in den Dreck. Ich hasste seine Besuche.

»Dann halt nicht. Ich wollte nur freundlich sein.« seine Stimme war eisig geworden.

»Du bist nicht freundlich und das weisst du, also was willst du Luke? Ich hab heute echt keine Zeit für deine Spielchen, ich habe Verpflichtungen« Ich muss mir die Kerle vorknöpfen die deine kleine Schwester geschlagen haben!, fügte ich in Gedanken dazu. Ich lief zum Kamin indem schon Feuer brannte und legte noch zwei Holzscheite rein. Dann lief ich in die Küche und holte eine Pfanne in der ich das eingelegte Fleisch von vorgestern legte und dann auf das Metalbrett, das über dem Kamin befestigt war, stellte.

»Sprich nicht so mit mir!« schrie er in einem angemessen Ton, gerade so das ich lieber den Mund hielt, Sutton aber nicht aufwachte. »Ich schaue kurz nach Sutton und gehe dann wieder. Brauchst du noch etwas ?« fragte er jetzt ruhiger.

»Das solltest du lieber nicht ...« Oh man ... Er wird sich schrecklich aufregen sobald er es weiß.

»Was hast du angerichtet?«

Na klar ! Jetzt ist es wieder meine Schuld. Wer hätte auch was anderes erwartet?!

»Zwei Typen haben gestern eine Freundin von Sutton und ihre Eltern abgeholt. Dabei haben sie ihr ein paar mal ins Gesicht geschlagen« Er erwiderte nichts also fügte ich leise hinzu »Sie wussten wohl nicht von ihr ...« Ich stand immernoch mit dem Gesicht zum Kamin und als ich hörte wie Luke aufstand drehte ich mich um. Er stürmte auf mich zu und stieß mich heftig gegen die nackte Mauer.

»Pass nächstes mal besser auf sie auf, dafür bist du zuständig und der Rest ist zweitrangig, hörst du !« schrie er mir jetzt lautstark ins Gesicht. Dieser Mann verwirrte mich immerwieder aufs Neue. Darauf nahm er einen Mantel und schlenderte gemütlich aus dem Haus. Ich zitterte.

Ich schätze das hab ich verdient.

Das Fleisch war mittlerweile durchgebraten und ich nahm es vom Herd. Ich aß ein Stück direkt aus der noch heissen Pfanne und ging dann leise die Treppen nach oben. Ich zog mir eine dunkle Jeans und ein blaues Sweatshirt an. Ich tappte auf leisen Sohlen in unser kleines Bad mit der Toilette der Badewanne, die dringend geputzt werden sollte, und dem Waschbecken mit dem kaputten Seitenspiegel. Ich spritzte mir kaltes Wasser das mühselig aus dem kwietschendem Wasserhahn lief, in mein Gesicht mit der hellen Haut, die schon ein bischen braun von der Frühlingssonne war. Dannach starrte ich lnge auf meine Füße.

Nach allem was passiert war hatte sich viel an mir verändert.

Ich fühlte mich auf eine unbeschreibliche Weise anders.

Ich öffnete die kleine Dose die mit einigen anderen Döschen hinter dem Spiegel eingeklemmt war und holte ein Paar hellbraune Kontaktlinsen raus. Ich senkte sie wie gewöhnlich auf meine Augen und überlegte das Döschen in meine braune Ledertasche zu packen. Ich blinzelte ein paar mal und vergewissterte mich, dass die Kontaktlinsen auch gut saßen und verstauchte dann das Döschen wieder hinter dem Spiegel.

Ich werde es heute bestimmt nicht brauchen.

Dann tastete vorsichtig über meine Wange. Meine Schultern schmerzten und sie begann sich wahrscheinlich bläulich zu verfärben. Ich band mir die Haare zu einem Dutt hoch den ich mit einem Haargummi aus dem Holzkästchen auf der Ablage des Waschbeckens gefunden hatte und betrachtete mich im Spiegel. So ging das schon.

 

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Ich verließ das Haus und lief richtung Fluss. Nach etwa zehn Minuten, kurz bevor ich am Fluss ankam, bog ich rechts ab und ging hinter einem großen Busch in Deckung. Das kleine Gebäude, dass mitten auf der engen Brücke stand war hell beleuchtet. Heute waren nicht so viele Leute da wie sonst, wofür sicherlich Luke gesorgt hatte. Aus meinem derzeitigen Standpunk konnte ich sieben Männer in Uniform sehen und drei Männer mit einem roten Auto und Anhänger die offenbarr passieren wollten, aber aufgehaltenn wurden. Ein guter Moment für mich zu gehen. Die dunklen Uniformen sagten mir, dass diese Leute Grenzwächter des Landes waren.

Ich schlich mich im Gebüsch näher zum Fluss, doch als das Gebüsch langsam aufhörte musste ich kurz warten bis die Grenzwärter mit den Passanten sprachen oder in sonstiger Weise beschäftigt waren und sprintete los. Ich schaffte es knapp bis unter die Brücke. Ich war föllig außer Atem und stemmte die Hände in die Hüften. Nach etwa einer Minute sah ich mich um. Das große Stahlgitter das aus dem Fluss ragte war ein wenig angerostet sonst aber intakt. Ich seuftzte leise und stieg langsam in das eiskalte Wasser. Ich fing sofort an zu zittern und beeilte mich zum Gitter in der Mitte des Flusses zu kommen. Zum Glück war es nicht tief, sodass ich einfach durchwaten konnte. Ich packte das dicke Stahlgitter, dass zwei Welten voneinander trennte, mit beiden Händen und drückte mich unter Wasser. Mit den Füßen voran stieß ich mich mit ganzer Kraft durch das Loch im Gitter, dass etwa dreißig Zentimeter unter der Wasseroberfläche war und schob mich dann mit einem Ruck ganz durch. Ich durchbrach die Oberfläche und schnappte nach Luft.

Brrrr.

Ich fror am ganzem Körper doch jetzt musste ich mich beeilen wenn ich nicht erfrieren wollte. Und das wollte ich nicht.

Als ich aus dem Wasser stieg überkam mich eine Welle der Kälte, aber ich riss mich zusammen und lauschte. Man konnte nur leise die Männer über mir reden hören also kroch ich langsam den kleinen Aufstieg hoch um eine bessere Sicht zu haben. Als ich etwa bei der Hälfte angekommen war rutschte mit meinen nassen Füßen im Dreck aus und musste mich an einem großen Stein an der Brücke festhalten wobei ich mich mit dem linken Bein an der Mauer abstützte, an der ein rostiger Nagel rausschaute und ich mir eine klaffende Wunde an der Wade einfieng.

Na toll! Dieser Tag wird ja immer besser... und es ist noch nicht einmal Mittag!

Als ich wieder festen Stand hatte schaute ich mir mein Bein an und verzog das Gesicht.

Autsch.

An meinem Oberschenkel war die Jeans aufgerissen und Blut trat aus der Wunde. Außerdem tat es verdammt weh. Ich biss die Zähne zusammen und kroch weiter den Anhang hinauf. Oben duckte ich mich hinter dem letzten Rest der Brücke, gerade so dass man mich nicht sah, ich aber die Leute an der Grenze. Dann wartete ich. Und wartete. Und wartete. Und wartete.

Es kam mir vor als wären Stunden vergangen als ich endlich hörte wie die Männer den Wagen starteten. Ich hob den Kopf. Jetzt kam es auf das Timing an. Die Grenzwächter gingen zurück in das Gebäude und der rote Wagen fuhr los. Als er an der Stelle vorbeikam an der ich hinter der Mauer kauerte sprang ich ruckartig auf und rannte so gut ich konnte mit dem anfahrenden Auto mit. Nach einigen Metern konnte ich icht mehr mithalten und rannte nach rechts wo ich mich in ein paar Bäume und Pflanzen stürtzte. Völlig außer Puste schaute ich zurück, aber die Wärter waren noch immer in ihrem Gebäude und hatten mich anscheinend nicht bemerkt.

Also beeilte ich mich schnell so weit weg von der Grenze zu kommen wie möglich. Nach circa zehn Minuten kam ich auf einen kleinen Feldweg der umgeben von nichts war. Gar nichts. Aber auf schräge Art und Weise war es ...schön. Das Gras und die Pflanzen waren ausgetrocknet und gelb und die Sonne brannte vom Himmel runter wie ich es sonst nur im Sommer gewohnt war. Aber all dies war unwichtig denn die Schönheit des Himmels gab mir eine vollkommene Ruhe wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Ich verlangsamte mein Tempo bis ich schließlich nur noch schlenderte, mein Gesicht in die Sonne streckte und lächelte.

Dieser Moment ist einfach vollkommen.

 

Lange Zeit lief ich so weiter und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Doch allmählich begann die Sonne hinter den Bäumen, die immer dichter wurden, zu verschwinden und ich fröstelte. Mindestens waren meine Haare jetzt wieder trocken, als Gegenleistung aber, schmerzte mein Bein wieder höllisch. Ich zog mein Shirt enger um meinen Oberkörper und beeilte mich durch den dichten Wald zukommen.

Nach circa fünf weiteren Minuten kam ich an die Tore meiner Stadt. Doch bevor die Wächter davor und dahinter mich sehen konnten richtete ich mich auf, machte die Kapuze meines Oberteils über meinen Kopf. Innerhalb dieser Tore durfte mich keiner erkennen. Noch nicht. Vor mir erstreckten sich lauter abgenutzte Häuser und Hütten. Ich entfernte mich von der breiten Straße die direkt ins Innere er Stadt führte und schlich mich stattdessen durch die unkleren, unbenutzterenn Gassen. Die Menschen dort arbeiteten hart und lebten trotzdem in Armut. Die wenigen an denen ich vorbeikam beachteten mich gar nicht, sondern setzten ihren Alltag fort. Ich drang jetzt immer mehr ins Zentrum der Stadt ein, was man an den Mauern der Häuser erkannte. Hier scheinten die Gebäude immer größer und schöner, kostbarer und prachtvoller zu werden je man weiter lief.

Ich näherte näherte mich meinem Ziel wobei es immer weniger der schönen Häuser gab und ich mich schließlich nicht mehr verstecken konnte. Ich bog ein letzts Mal nach rechts ab und vor mir erstreckte sich eine wundervolle Landschaft. Das Gras so grün, die Bäume so groß, als hätten sie die Götter selbst bemalt. In der Mitte der runden Wiese verlief ein breiter weg aus schwarzen Steinen der direkt auf das Gebäude zu ging nach dem sich hier alles richtete.

Dem Schloss. Die Wiese, die Häuser, die ganze Stadt war darum errichtet worden .Das einzig das sie voneinander trennte war eine zehnn Meter hohe und zwei Meter breite Mauer aus härtestem Stein.

Natürlich hätte ich jetzt einfach über den Weg auf das Tor zulaufen können und die Wächter auffordern können das, aus Stein vertsärkte, Stahlgitter zu öffnen und mich passieren zu lassen. Doch dann würde ich mir ziemlich viel Ärger einfangen.

Also lief ich stattdessen etwa hundert Meter weiter und ging dann auf die Mauer zu. Ich fang die im Stein verborgene Holztüre nicht sofort und lief noch ein bisschen an der Mauer entlang.

Nach einigen Minuten suchen fand ich sie. Nicht viele wussten von dem geheimen Eingang der in den Garten des Palastes führte.

Ich zog die Kapuze runter, stellte mich aufrecht hin und klopfte dann dreimal kräftig gegen das Holz.

 

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Ich hörte wie jemand die Schlösser von innen aufschloss und kurz darauf öffnete mir ein Wächter die Tür. Er schaute mir einmal prüfend ins Gesicht und senkte dann den Blick. Ich trat in den Gang an dem rechts und links weitere Türen an mir unbekannte Orte führten. Ich folgte dem Gang und bog automatisch erst rechts, dann zweima links ab. Die kalten Mauern ließen mich frösteln und ich beschläunigte meine Schritte.

Ich hielt vor einer schmalen hölzernen Tür zu meiner Linken und öffnete diese. Drinnen befand sich ein winziger Raum mit einem Stuhl einem Schrank und einem kleinem Bad mit dem dürftigsten Sachen ausgestattet. Aus der hintersten Ecke der Eichenschranks holte ich ein zartes schwarzes Kleid aus Seide. Seine Ärmel waren mit eleganten Stickerein verziert die sich bis ins Dekollte zogen. Der bodenlange Stoff schimmerte dezent im Licht der nackten Glühbirne die von der Decke hing. Ich zog mich aus, frischte mich etwas im Bad auf und schlüpfte in das Kleid. Es schmiegte sich sanft an meinen Körper und ich ieß meine langen dunklen Locken meinen Rücken runtergeiten. Zuletzt trug ich etwas Parfum auf das in der Anrichte im Bad stand und schlüpfte in flache Riemchensandalen aus weichem Leder die ebenfalls im Schrank auf mich warteten. Ich zog einen enfalls bodenlangen scharzen Mantel mit weiter Kapuze aus samtweichem Stoff über meine Schultern und schloss ihn mit einem lockerem Knopf vor meiner Brust.

Meine dreckigen Klamotten vom morgen faltete ich ordentlich und legte sie isn unterste Fach des Schrankes. Ich wusste sie würden schon morgen sauber wieder hier liegen.

Ich verließ den kleinen Raum und achtete darauf, dass iemand mich hinausgehen sah.

Als ich den Gang betrat, der auf die letzte Tür zuging, erblickte ich einige weitere Wächter in Uniform an einem Tisch sitzend , die wohl gerade ein Spiel spielten. Als sie mich erkannten verstummte das Gespräch, sie ließen eschrocken die Karten fallen und senkten die Blicke. Ich versuchte ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken, sondern richtete meinen Blick geradeaus auf die Tür zu, die mich wieder in mein echtes Leben brachte. Ich stieg die Stufen auf sie zu und der daneben stehende Wächter öffnete mir sofort die Türe. Ich betrat den Palast.

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Ich trat leichtfüßig in einen kleinen Vorgarten ähnlichem Vorhof mit grünen Planzen und ein paar Bäumen. Nachdem ich diesen überquerte näherte ich mich einem massivem Tor und als die Wächter mich sahen öffneten sie sofort. Anfangs hatten sie noch verlangt meinen Hals oder meine Hand zu zeigen aber spätestens nach der Zeremonie hatten sie sich das nicht mehr erlauben dürfen. Ich lief einfach weiter durch das Tor und schaute desinteressiert geradeaus, erlaubte mir aber nicht auf den Boden zu sehen , sondern schaute auf einen unbestimmten Punkt weit hinter dem Horizont. Die Torwächter sanken schnell auf die Knie als ich an ihnen vorbeikam. Das gleiche Theater wie jeden Morgen und ich ignorierte sie schlicht. In der Stadt standen Holzhütten und Backsteinhäuser sauber nebeneinander gereiht – zumindest in der ersten Reihe, danach hatte man die Häuser dahin gebaut wo gerade Platz war. Ich lief auf einem breiten Kieselweg den man in der Mitte aufgeschüttet hatte. Direkt neben dem Tor auf einem stück rasen, dass wohl schon lange nicht mehr bewässert wurde, stand der einzige Brunnen der ganzen Stadt. Dort konnte man sich einmal in der wohe Wasser holen, wofür jeder Bewohner genau zwei einhalb Minuten hatte, daneben stand nämlich eine Wache die die Wasserentnahme regelte. Früher war ich auch jeden Donnerstag hierher gekommen um Wasser für uns zu holen aber seitt meiner Zeremonie musste ich das nicht mehr tun. Ich war mit genug Wasser versorgt.
Ich lief weiter, wobei jeder Bedienstete an dem ich vorbei kam oder der mich sonst irgendwie sah sich hinkniete und den Blick senkte. Nach der Zeit lernte man einfach nicht mehr darauf zu achten, aber heute sahen die Leute noch ängstlicher und verzweifelter aus als sonst.
Hoffentlich ist er schon weg, ich könnte darauf verzichten diesem Arsch von Bruder noch mal begegnen zu müssen. Lieber kotze ich meine Gedärme aus mir herraus. Obwohl ...das könnte ihm wohl passen! Nein dieser Typ hat schon genug angerichtet. Am besten ich verfolge einfach meinen Plan weiter dann bin ich bald weg von diesem ganzem Scheiß und ich kann einfach mal nur leben. Eine hohe Steinwand umschloss das mayestätische Gebäude, zu dem man durch ein eben so großes wie hohes Tor geriet.Vor dem Tor mit den rießigen Doppelbogentüren standen zwei Wachen in schwarz gekleidet und eine kleine bewachte Kasern in der dokumentiert wurde, wer den Palast betrat und wer in verließ. Jetzt befand sich eine dritte Wache in de Kaserne, die einen kleine Verbeugung andeutete als ich auf das Tor zulief. Die beiden anderen, sie waren wohl neu denn ich hatte sie noch nie gesehen, machten es ihm nach kurzem Zögern nach.
Also, du wirst dich jetzt zusammen nehmen und stolz und mit erhobenem Haupt durch diese verdammt hässlichen Tore laufen... wer hat die überhaupt erbauen lassen? Duliebegüte sowas sollte echt verboten werden! Hier siehts ja aus wie in einem Spuckschloss, das Königshaus sollte wirklich nicht so geschmacklos sein und außerdem.... ach shit! Wir kommen wieder vom Thema ab K! Ernsthaft wir kriegen das hin und leben jeden Tag für Tag bis es besser wird wie Grace schon sagte:»Scheißt dich etwas an? Dann nimm es selbst in die Hand, denn letztendlich kannst du nur dir selbst vertrauen!« Ich hörte förmlich ihr melodisches lachen: »Und mir natürlich!« ,dachte ich. Denn das war letztendlich mein Lebensmotto.
Also drückte ich meine Schultern durch und erhob meinen Kopf. Dann legte ich noch eine emotionslose Miene auf und fertig war das perfekte Outfit um den heutigen Tag zu überleben. Ich passierte das Tor dass mitlerweile offenstand. Ich starrte auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne so wie ich es immer tat wenn ich unbeteiligt wirken wollte, tatsächlich aber so einiges mitbekam. Denn das war meine größte Beschäftigung hier, ich hörte Dinge die andere gar nicht wahrnahmen weil sie sich nicht die Zeit nahmen zuzuhören. Und mit den angesameltnen Infos konnte ich dann die unmöglichsten Sachen anstellen. Zum Beispiel das einen mal als ich zufällig an einer Hütte eher abseits in der Nähe der Grenze vorbeikam und das Fenster offenstand und ich sah wie Mr Forster gerade eine Frau küsste. Eine Frau die nicht seine Frau war. Als ich ihm dann an meinem Wissen teilnehmen ließ und drohte es rumzuerzählen und so seinen Ruf zu zerstören, bat er mir wertvolle Sachen damit ich dies vergaß. Und so erhielt ich einen kleinen Vorrat an kostbarem und seltenem Nagellack der jetzt gerade an meinen abgebrochenen Finger- und Fußnägeln heftete. Tja das Leben konnte so schön sein. Und ich soo fies. Bei diesem Gedanken hätte ich fast grinsen müssen, aber ich unterdrückte das fette Lächeln das meinen Mundwinkeln entwischen wollte noch schnell. Doch der Wachman zur rechten von mir musste trotzdem etwas bemerkt haben, dann in seinen Augen sah ich einen fragenden Blick, doch er sagte nichts was wohl ziemlich gut war denn was sollte ich auch erwidern? »Och, ich habe nur über meine eigenen verwirrenden und sprunghaften Gedanken gelacht«? Wohl eher nicht.
Als ich dann vor dem Hauptgebäude stand, fühlte ich mich einigermaßen bereit Mike entgegen zutreten. Hoffentlich hatte er keine Geschäftsleute mitgebracht, sie waren zwar immer freundlich aber ich wusste genauso wie das halbe Reich dass sie es waren die böse Gerüchte über mich verbreiteten und ich mochte es nicht wenn andere in meine Angelegenheiten mischten. Ich hatte sowieso nicht vor noch all zu lange zu bleiben. Sutton brauchte eine stabile und schöne Umgebung um aufzuwachsen. Ich hatte meiner Mutter versprochenn ich würde um meine kleine Schwester sorgen, und ich brach keine Versprechen, das zumindest war ich ihr schuldig.
Als ich schließlich an die Haupttore kam, holte ich noch einmal tief Luft ignorierte Ben und Sam die wie jeden Morgen rechts und links vom Tor standen und mich aufmunternd anlächelten und stieg die Stufen auf die offenen Tore zu hoch.


Mike und ich hatten früh geheiratet. Ich war kaum 14 Jahre alt als wir uns das erste mal trafen und ich sofort wusste dass ich aus dieser Sache nicht mehr rauskam.
Gleich zu Anfang an hatte er Gefallen an mir gefunden. Er war freundlich, großzügig und schenkte mir andauernd Sachen. Hier mal eine Kette, dort ein schönes Kleid.
Ich war beindruckt von dem fast 10 Jahre älterem Mann der mir so viel Aufmerksamkeit schenkte.
Als er schließlich nur wenige Wochen später um meine Hand anhielt, gab es für mich nur eine einzige Antwort. Schließlich schlägt man einem Kronprinzen keinen Wunsch ab.

 

Am Ende der Treppe angekommen erstreckte sich ein großer Saal mit hoher Decke vor mir. Sanft schimmernde dunkelblaue Vorhänge hingen von den hohen Fenstern. Eine Sitzgelegenheit aus mehreren Sofas und kleinen Tischen befand sich in der rechten hinteren Ecke.

Ich passierte den Saal und lief einen weiteren Gang entlang der mich in den hinteren Teil des Palastes brachte. Nunja es war eher eine große Burg als ein Palast.

Der Saal den ich betrat sah dem ersten sehr ähnlich, nur dass er rechts und links von prachtvollen Säulen stabilisiert wurde. Am Ende des Saals saß Mike auf einem prachtvoll mit goldenen Inschriften verzeirtem Thron. Um ihn herum standen lauter Menschen und sprachen hastig auf ihn ein. Als sie meine Anwesenheit bemerkten hielten sie inne und sahen mich gespannt an. Anmutig hob ich den Kopf und lief  weiter bis ich direkt vor dem Thron stand. Die Männer um den sitzenden Mike herum machten mir hastig Platz und verbeugtn sich tief vor mir, doch ich würdigte sie keines Blickes. Ich hob die Arme und strich mir die Kapuze vom Kopf. Danach deutete ich einen Knicks an und richtete dann meinen Blick auf Mike. Sein dunkles Haar umspielte sanft sein Gesicht bis zu seinen Ohren. Verärgerte grüne Augen richteten seinen Aufmerksamkeit auf mich und wurden sofort sanfter. Mike winkte mich mit einem Kopfnicken zu sich rüber. Ich setzte mich wie so oft auf seinen Schoß und küßte ihn flüchtig auf die Wange. Nun richtete er sich langsam auf seinem Thron auf und streckte die Schultern durch. Er war groß gebaut mich breiten Schultern und starken Oberarmen. Ein Traum von einem Mann.

>Lasst und einen Moment allein<, sagte er in einem gebieterischem Ton der einen Widerspruch zuließ. Die Männer verließen den Raum durch dieselbe ür durch den ich ihn betreten hatte. Als wir allein waren drehte Mike seinen Kopf zu mir.

>Ich hatte dich schon früher erwartet. Wo hast du nur so lange gesteckt?<, fragte er mich. Ich merkte, dass er noch in Gedanken vertieft war, wohl hate es etwas mit dem Gespräch zutun das ich unterbrochen hatte.

>Entschuldige meine Verspätung, es gab rger mit Luke<, ich sah ihm tief in die moosgrünen Augen. Endlich beachtete er mich richtig und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Dann zog er meinen Kopf zu sich runter und küßte mich ingiebig. Seine rauen Lippen verwöhnten meine zärtlich, bis sein Kuss immer inniger und leidenschaftlicher wurde. Seine großen Hände zogen mich immer enger an seine Brust. Doch es fühlte sich unangenehm und beengend an. >Mike..<, sagte ich. >Mike!<, wiederholte ich nun lauter. Er löste sich von mir uns sah mich verärgert an. >Dich kann man wohl nie zähmen, was?< Wir schwiegen eine Weile. Er war mir so vertraut und doch ühlten sich seine Hände so fremd auf meiner Haut an. 

>Was wollten diese Leute von dir?<, fragte ich also um das Schweigen zwischedn uns zu füllen.

>Nicht von mir<, sagte Mike, >sondern von uns. Und du weisst ganz genau was sie wollen.< Ich sah ihn schweigend an, weil ich wusste ich konnte ihm nicht das geben as er von mir brauchte. >Mike, du weisst ganz genau das ich wahrscheinlich keine..<, doch er unterbrach mich mitten im Satz. >So ein Schwachsinn Keshet. Es ist deine Pflicht als meine Frau mir einen Erben hervorzubringen, koste es was es wolle. Nur so bleibt alles was wir uns gemeinsam aufgebauten haben auch erhalten.< Ich konnte ihn nicht ansehen also schweifte mein Bick ab zu einem großen Holztisch zu unserer Rechten auf dem viele Speisen und Teller gedeckt waren. Wein stand in großen Karaffen darauf unnd das Rot spiegelte sich in den Tellern.

>Du weisst genau was die Konsequenz deines Versagens für dich bedeuten würde<, fuhr er fort. >Und das wollen wir doch mit allen Mitten vermeiden nicht wahr, Prinzessin?< Mich grauste es vor dem was er jetzt sagen würde, aber daran führte kein Weg vorbei. 

>Du wirst heute wieder zu Suri gehen. Ein letztes Mal. Viel länger kann ich nicht mehr warten das weisst du. Sie sitzen mir im Nacken und warten nur so auf mein rühzeitiges Ableben ohne einen reinen Bluterben als mein Nachfolger.< Ich wusste nicht genau wen er meinte, aber nachfragen war nutzlos das wusste ich. Es waren nicht meine Belange. Ich hatte meine Aufgabe für heute erhalten.

Suri war eine Geistliche. Sie führte Riten an Reinen durch, um das Schwache in Fruchtbares zu verwandeln, wie sie sagte. Doch bei mir wollte das nicht so recht funktionieren. Ich bin schon viele Male bei ihr gewesen und doch waren wir fast ein Jahr später noch am selben Punkt wie zuvor. Mike sah mich erwartungsvoll an. >Natürlich<, bestätigte ich also das Offensichtliche. Ich war ihm unterworfen und Widerspruch war zwecklos. Ich schaute ihn lange an. Wie sollte ich das mit Sutton nur ansprechen?

>Hör mal..<, setzte ich also an, doch Mike unterbrach mich wieder. >Jetzt spucks schon aus Keshet. Ich sehe doch genau das dir etwas auf der Zunge liegt< Sein Ausdruck wurde wieder sanft, so wie ich ihn bevorzugte. Seine Finger drehten kleine Kreise auf menem Handgelenk was mich leicht erschaudern ließ.

>Gestern wurde eine Bekannte von Sutton und deren Familie gerade abgeführt als sie zufällig in der Nähe war..<, begann ich also und Mike zog ein Augenbraue hoch und sah mich erwartungsvoll an. Es war beabichtigt, dass ich Sutton in keine nähere Verbindung zu diese Mädchen oder ihrer Familie stellte, das könnte gefährlich werden. >Sie sind des Verrats angeklagt und..<, jetzt verdüsterte sich sein Blick und er setzte zur Sprache an aber ich ließ es gar nicht erst soweit kommen. >Mike sie haben sie verletzt. Die Wächter haben Sutton verletzt. Sag mir, waren das deine Wächter?<

Mike´s  Miene veränderte sich augenblicklich ich konnte es genau in seinem Blick sehen. Er war wütend.

>Das waren durchaus meine Wächter. Die Familie hat innerhalb der Mauen gewohnt. Das hätte nicht sein dürfen. Aber keinenfalls darf jemand deine Schwestern anfassen. Ich werde mich daraum kümmern. Um sie kümmern.< Ich verstand was er meinte ohne dass er es sagen musste. Legte jemand Hand an Meine Schwestern so war das respektlos gegenüber Mike. Sutton gehörte als meine Schwester zum innersten Kreis und stand unter Mike´s und meinem Schutz. Sie zu verletzten bedeutete unsere Macht in Frage zu stellen. So etwas konnte er nicht zulassen. Das würde also nicht Gutes für diese Wächter heisse. Möglich dass sie Sutton nur nicht als meine Schwestern erkannt hatten mit ihren mittellangen blondem Haar und den nussbraunen Augen, doch schon das würde Mike nicht als Entschuldigung durchgehen lassen.

Es verschaffte mir ein klein wenig Befriedigung zu wissen dass sie für das was sie meiner Schwestern angetan hatten büßen würden, aber ich wusste das das falsch war. Es sprach die Seite aus mir, die ich so schwer zu unterdrücken versuchte.

Ich rutschte von Mike´s Schoß weil ich sonst efürchtete dass er mich noch leich hier bespringen würde, stand auf und stellte mich aufrecht vor ihn. Das Gespräch war hiermit für beenet erklärt, den ich wusste ich könnte nichts für Lisa oder ihre Familie tun. Verrat innerhalb der Mauern wurde niht von Mike toleriert. Wenn sie Glück hatten würde man sie nur bestrafen und ins Grenzgebiet verbannen. Aber das war whl eher unwahrscheinlich. Sie waren vertraut mit dem Leben diesseits der Mauer. Mike würde keinenfalls zulassen das die Krieger an Informationen über ihn oder mich rankommen könnten. Das würde sie den Kopf kosten.

>Ich erwarte dass du mir heute Abend gesellschaft leistest. Die Landesherren weden hier sein über das weitere Vorgehen im Nord-Osten zu sprechen und ich möchte das du an meiner Seite bist.<

Und anschließend in deinem Bett

Ich hasste diese Veranstaltungen. Es gehörte nicht zu meinen Belangen sich in die Gespräche der Männer einzumischen. Ich war nur Dekoration an seiner Seite und würde mich furchtbar langweilen.

>Selbstverständlich.<, antwortete ich also nur mit ruhiger Stimme und lächelte ihn falsch an. Er zwinkerte mir zu und sagte: >Und nun hopp hopp! Suri wartet bereits seit Ewigkeiten unten auf dich und du weisst schon wie launisch die Alte dann immer wird!<, wenn Mike so sprach dann hörte ich wieder den jungen Mann aus ihm heraus, den ich einst so geliebt habe. 

Bevor er zu diesem Monster wurde. 

Er stand auf und küsste mich nochmal zum Abschied. Ich nahm diesmal eine etwas kleinere Tür links die in einen schmalen Gang führte mit nackten Steinwänden und tiefer Decke. Im Hinausgehen konnte ich noch hören wie Mike die Männer wieder reinrufen ließ und das Gespräch sofort hitzig weiter verlief.

Derweilen erreichte ich eine schmale Wendeltreppe die mich runter in den Kller führte. Ein rießiger Gang fürhte zu allen Seiten zu Abstellkammern Zimmern für Bedienstete in der Burg, Weinkellern, Vorratslagern und noch vieles weitere. An den Seiten wurde der Gang von Öllampen in ein schauriges Licht getaucht. Eines der letzteh Räume war das von Suri. Ich betrat den Raum ohne zu klopfen.

Suri stand vor einem Regal mit Ölen und Kräutern und drehte sich langsam zu mir um. Das lange schwarz Haar war bereits mt grauen Strähnen durchtränkt und der Gang gekrümmt. Ihre gebräunte Haut war faltig und müde, aber ihr Blick war aufmerkam und wach.

Ich schloss die Tür hinter mir während Suri einen Knicks vor mir machte. Diese Förmichkeiten warn zwar nicht nöti wenn wir alleine waren doch sie verzichtete in all den Jahren kein einziges Mal darauf. Sie begrüßte mich mit einem leichtem Nicken und ich zog mich aus, legte meine Kleidung auf einen Stuhl nebn dem regal und legt mich dann auf eine Liege die mitten im Raum stand. Suri begann erst stillschweigend einige whlriechende Kerzen anzuzünden und dann mit dem Ritual. Zuerst schrubbte sie meinen Körper ab um ihn danach mit einer ölartigen Flüssigkeit einzubalsamieren. Als die Flüssigkeit mit meiner Haut in Kontakt kam prickelte eine Haut bei jeder Berührung von Suris Händen. Sie fuhr die Ornamente auf meiner haut nach die mich als das kennzeichneten was ich war. In der zwischenzeit sah ich mich im Raum um. Tapeten und Stoffe hingen von deen Wänden runter, überall standen Fläsen mit farbigen Essenzen darin und beschrifteten Etikett. Ich erknnte einige Kräuter und Insekten in den Regalen aber anstonsten war mir das meiste unbekannt. Als sich das Rittuall eine gefühlte Ewigkeit später endlich dem Ende zuneigte und ich mich bereits aufrichten wollte hielt Suri mich sanft davon ab. Die alte Dame drehte sich um und holte eine Kette aus Silber an der ein weisser Stein befestigt war au einer verzierten Holzkiste. Sie wendete sich mir zu und legte mit den Stein samt Kette auf die entblößte Brust. Sie sprach leise ein paar Worte die ich nicht verstand und sagte dann. >Tragt diese Kette wenn ihr Euch mit Eurem Ehemann das Bett teilt und es wird ein Sprössling entstehen.<  Ich nahm die Kette entgegen und betrachtete den Stein daran genauer. Seine farbe erinnerte mich an das schimmern des Mondlichtes in einer kristallklaren Nacht. Als ich den Stein mit meinen Händen berührte fühlte ich eine wohlige Wärme unter meiner Hautt bis tief in alle fasern meines Wesens. Ich fühlte mich augenblicklich geborgen und verstanden. Ich legte mir die Kette vorsichtig um, dabei bedacht in keinem Augenblick den Hautkontankt mit dem Stein zu unterbrechen, aus Angst das Gefühl könnte verschwinden. Ich richtete mich auf der Liege auf doch es war als hätte dieser Stein mich in seinen Bann gezogen ich konnte mich kaum darauf konzentrieren mich wieder ordentich anzuziehen. 

Ich bemerkte kaum wie Suri ich von hinten musterte. Meine blauen Flecken vom morgen von der Begegnung mit meinem Bruder musterte.

>Niemand sollte Euch bestrafen, geschweige denn verletzten, Eure Hoheit<, sagte Suri in einem ruhigen und bedachten Ton ohne mich direkt anzusehen.

>Das war keine Bestrafung<, sagte ich schlicht. >Er hat mich erzogen<, beendete ich das Gespräch. Die alte Dame sah mir zum ersten Mal heute in die Augen.

>Es ist eine hohe Bürde die Ihr tragt. Eine Bürde viel zu schwer für ein so junges Mädchen.<

Meine Stimme war fest als ich aufstand und sagte: >Und doch trage ich sie ganz alleine.<

Ich sah Suri ein letztes mal an und es wirkte als würden ihre Augen schreien. Als wollten sie mir mehr erzählen als ihr Mund preisgeben konnte. Die alte Frau wirkte gerade so zerissen, dass ich beschloss nicht weiter nachzuhaken. Stattdessen zog ich mir meinen Mantel über und verließ den Keller mit eiligen Schritten.

 

 

xxx

 

Der Mondstein lag kühl auf meiner Brust, als ich langsam die Treppen hoch bis in den ersten Stock stieg. Ich lief den langen Gang entlang, vorbei an den hohen Fenstern die eine atemberaubende Aussicht auf die Berge weit in der Ferne freigaben. Ich hielt vor eineer großn weiß gestrichenen Doppeltür mit denselben Verzierungen die ich auf de Haut trug und öffnte sie. Drinnen standen rechtsund inks an den Wänden jeweils zwei Männer in schwarz gekleidet mit Schusswaffen an den Hüften und sahen mich erwartungsvoll an.

>Ihr könnt gehen<, sagte ich gebieterisch.

Die Männer nickten beinahe unisom und verließen dann zügig den Raum.

Als die Tür ins Schloss fiel atmete ich erleichtert auf. Dann verschwand ich rechts in einen weitren Raum, meinen Ankleideraum. Er bestand aus hölzernen Schränken und einer kleinen Sitzbank in der mitte des Raumes direkt über eine prachtvollen Teppich. Ich öffnete den ersten Schrank der mit langen Tageskleidern gefüllt war, zog meines aus und hängte es zu den andern hinein. Dann öffnete ich einen weiteren Schrank und nahm mir ein weites T-shirt und eine lockere Jogginhose daraus. Zuletzt huschte ich in das große Bad mit dem Mamorboden und den riesßigen Spiegeln zu allen Seiten und suchte dort nach einem Haargummi um mir die Haare unordentlich hochzubinden.

Nun ging ich zurück und legte mich auf das weiße Himmelbett vor dem Fenster. Draußen hatte es plötzlich begonnen zu regnen. Ich kuschelte mich in die weichen Kissen und dachte einen Moment lang über Mike nach.

Nur für kurze Zeit erlaubte ich mir traurig und beschämt zu sein. Ich war sein Eigentum, ob ich wollte oder nicht. Und das ließ er mich uch deutlich spüren. Natürlich hätte es mich auch schlimmer treffen können. Viel schlimmer sogar. Aber das Leben mit Mike war nicht gerade einfach. Es gab Momente da könnte ich beinahe vergessen wer er war. Wie er war. Aber eben nur beinahe. Seine aggressive Haltung gegenüber jedem und die Machtspielchen die er immer trieb, konnte er nie ganz unter der ruhigen und unberechenbaren Fassade verbergen die er mir gegenüber sonst immer wahrte.

Ich hatte Anst vor ihm. Und wenn ich seinem Befehl nicht Folge leisten würde und ihm bald einen Erben schenken würde, so würde er mich ersetzen müssen um seine Macht zu behalten. Und was das für mich heißen würde konnte ich mir denken.. Doch ich hatte es aufgegeben mit dem Versuch schwanger zu werden. Ich glaubte nicht mehr daran dass ich es überhaupt konnte. Deshalb plante ich hier weg zu kommen, so weit wie nur möglich. Aber das war schwierig mir der nichtmal 11 jährigen Sutton. Sie hatte nicht viel Ausdauer und die wüde sie brauchen auf der Flucht vor Mike und seinen Leuten. Aber lange konnten wir nicht mehr warten. Mein Plan sah vor dass wir weit in den Süden, in die Berge flüchteten. Ich hatte von einem Dorf gehört das alle Fahnenflüchtigen ohne weitere Fragen zu stellen aufnahm wenn sie nur genug zahlten um in ihrem Versteck bleiben zu dürfen.

Schon seit Monaten häufte ich also Geld an, überall wo ich nur konnte. Verkaufte heimlich alten Schmuck den ich geschenkt bekommen hatte, ließ ein paar Münzen aus der Schatzkammer verschwinden wann immer man mich runter schickte um etwas zu erledigen und ließ Sutton ein paar Frauen in einer Näherei nachmittags helfen um etwas dazu beizutragen. Man würde es bemerkten wenn ich unseren Tresor öffnete und das wollte ich nicht riskieren. Bald würde es so weit sein höchstens noch wenige Monate und wir würden von hier verschwinden. Und nie mehr zurückkehren.

Langsam wurden meine Lider schwer und ich ließ mich in das wohlig warme Gefühl der Kissen unter mir hineingleiten.

 

xxx

 

Eine Spitze Stimme riss mich aus einem wirrem Traum.

>Das ist doch wohl nicht ihr Ernst? Liegt sie da etwa immer noch?<, ich hörte wie das Geklappere von Stöckelschuhen sich an mein Bett näherte in dem ich noch immer friedlich auf dem Bauch lag, alle Viere von mir gestreckt. Langsam näherten sich zaghaftere, sanftere Schritte ebenfalls Richtung Bett.

Oh bitte nicht. Nicht jetzt schon. 

>Entschuldigt mein Eindringen Euer..<, fing die zarte leise Stimme von Isabella an, doch ich ließ sie gar  nicht erst ausreden.

>Geh weg! Lasst mich in Ruhe schlafen ich will noch nicht aufstehen.<, kam es aus meiner rauen Kehle. Meine Stimme hörte sich ungewohnt kehlig und trocken an. Ich konnte hören wie Isabella noch einmal Anstände machte den Mund zu öffnen, ihn dann aber doch lieber Schloss. Stattdessen mischte sich nun die spitze Stimme von vorhin wieder ein, die nun noch verärgerter klang als schon zuvor. 

>Ich kann es einfach nicht glauben! Gerade heute musst du das schon wieder tun! Immer wenn ich hier bin ziehst du sowas ab, also wirklich so geht das nicht weiter Keshet. Jetzt beweg deinen faulen Hintern schon endlich aus diesem Bett heraus, bevor ich dich noch rauswerfe!<

Ich zog langsam meine schweren Beine näher an meinen Körper heran, zog einmal tief die nach Büchern und altem Holz riechende Luft in meine kalte Nase und drehte dann den Kopf auf die andere Seite, weg von diesem störendem Lärm. Kurz darauf hörte ich ein empörtes Schnauben und gleich danach zog mir jemand die warme Decke vom Körper. Genervt öffnete ich langsam die Augen und drehte mich zu dem Störefried um. Die Kälte umfing meinen Körper und ich sah mich blinzelnd im Raum um. Ich lag noch immer in meinem Himmelbett, die Sonne war beinahe untergegangen und sanftes Licht tauchte mein Zimmer mit den großen Spiegeln und den verzierten Möbeln in rot und orange Tönen. Alles sah überaus friedlich aus, bis auf die zwei Gestalten vor mir. Isabella stand ein paar Schritte entfernt. Ihre kurzen braunen Haare lagen sanft um ihr hübsches Gesicht, doch ihr Blick ging zu Boden. Sie trug ein gewöhnliches Arbeitskleid, das selbe schlichte Grau wie alle Bediensteten im Schloss. Eine kurze weiße Schürze lag um ihre Hüfte, was mich ahnen ließ das sie kurz zuvor in der Küche gearbeitet haben musste. Ihre hellen Augen sahen endlich auf und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann wanderte mein Blick weiter zu der großen Gestalt direkt neben mir. Vor meinem Bett stand eine hochgewachsene Frau junges Alters. Sie trug ein wunderschönes dunkelblaues Kleid das mit weißer Spitze am Saum geziert war und das perfekt zu dem filigranen goldenen Schmuck an ihrem Hals und ihren Ohren passte. Bei jeder ungedulgigen Bewegung ihres auf und ab wippenden Fußes, blitzen schwarze spitze Schuhe unter dem langen pompösen Kleid hervor. Die langen Finger ihrer Hand wanderten kurz nach oben an ihre Schläfe so als würde ihr allein mein Anblick in alten verwaschenen Klamotten und zersausten Haare in meinem Bett, Kopfschmerzen bereiten. Der ebenmäßige dunkle Teint ihrer Haut harmonierte perfekt mit den hellen Augen und der geschwungenen Nase. Einige Sommersprossen hatte ihren Weg auf ihre Nase gefunden und selbst ihr verärgerter Blick konnte das amüsierte Glitzern in ihren Augen und die Grübchen in ihren Wangen nicht überdecken. Ich richtete ich träge in Sitzposition, gähnte mit geschlossenem Mund und streckte mich dann erstmal bis es knackste.

>Wieso zum Teufel weckt ihr mich denn schon wieder? Was soll der ganze Aufstand?<, sagte ich mit träger Stimme.

>Hast du mal auf die Uhr geguckt? Das ist der Aufstand! Schon beinahe alle Gäste sind da, nur die Gastgeberin fehlt. Mal wieder. Und überhaupt, wieso schläfst du dauern nachmittags? Das gehört sich nun wirklich nicht. Nie verbringst du deine achso kostbare Zeit mal mit mir solange ich hier bin. Nein du liegst lieber in diesem gottverdammten Bett herum bis es Abend wird und irgendwer dein Fehlen bemerkt. Immer ziehst du diese Nummer ab während ich allein da unten Frauchen spie..<, ich hörte Giulia gar nicht mehr zu. Immer kam sie mit derselben Leier an. Und das alles nur weil ich ein wenig verschlafen hatte. Klar ich hätte mir einen Wecker stellen sollen, aber sowas vergisst man mal, nicht wahr? Langsam schwang ich meine nackten Füße über den Rand des Bettes und stand auf wackligen Beinen auf. Noch immer etwas schwummrig auf den Beinen stellte ich mich aufrecht hin und stand so Giulia direkt gegenüber. Ich schaute ihr direkt in die Augen und breitete dann meine Arme aus. Sie verstummte und das Grinsen in meinem Gesicht spiegelte sich auch in ihrem. Dann überquerte sie die Distanz zwischen uns in nur einem Schritt und fiel mir in die Arme.

>Ich hab dich vermisst du Dummkopf<, hörte ich ihre Stimme an meiner Schulter.

>Ich dich doch auch<, antwortete ich ihr leise. Isabella die das Geschehen stummt beobachtete räusperte sich leise. Das reichte damit Giulia sich von mir löste und wieder auf Abstand ging. Sie strich kurz den Rock ihrers Kleides glatt und sah mich dann wieder an.

>Nun gut. Da du jetzt wach bist werde ich mich wieder runter in den Saal zum Rest der Gäste gesellen. Ich erwarte dich in kürze.<, mit diesen Worten machte sie Anstalten zugehen.

>Danke fürs aufwecken!<, rief ich ihr noch hinterher aber sie hatte die Türe bereits hinter sich geschlossen. Nun sah Isabella mich freudig an und klatschte zweimal in die Hände.

>Na dann machen wir Euch mal in Windeseile zurecht!<

 

xxx

 

Nachdem Isabella sich an meinen Haaren und einem dezenten Makeup ausgetobt hatte, ließ sie mich kurz vor dem Schminktisch mit dem breiten Spiegel allein. Ich betrachtete mich im Spiegel. Isabella war schon meine Zofe seit ich an den Hof gekommen war, sie wusste was mir gefiel und was nicht. Sie hatte es heute schlicht gehalten. Eine pompöse Hochsteckfrisur die meine hüftlangen Haare bändigte und voluminös und glänzend aussehen ließ und dazu wenig Makeup, etwas Rouge das meine Wangen lebendig wirken ließ und dunklen Lidschatten. Meine Lippen glänzten von dem Lippenstift den Isabella mir aufgetragen hatte. Meine falschen braunen Augen waren etwas gerötet. Die Müdigkeit hatte meinen Körper noch nicht ganz verlassen und meine Augen waren zusätzlich noch von den Kontaktlinsen gereizt, die ich nicht rausnehmen konnte hier bei Hof. Es war stets unangenehm und irritierte meine Augen mit ihnen zu schlafen, aber ich hatte keine andere Wahl wenn ich nicht auffliegen wollte. Denn auffliegen hieße Hochverrat, und auf Hochverrat steht unter Mike die Todesstrafe. Also, nein danke. Kurz darauf kam Isabella zurück. Sie trug ein ein bodenlanges dunkelgrünes Kleid in den Armen das sie mir nun hinhielt.

>Als ich es sah, wusste ich sofort diese Farbe ist wie für Euch geschaffen, Eure Hoheit<, meine Zofe strahlte. Ihr warmes Lächeln versüßte mir den Moment und ließ mich vergessen, dass ich eigentlich gar keine Lust hatte mich zu unseren Gästen zu gesellen. Ich betrachtete das Kleid genauer. Das Kleid war bis zur Hüfte eng geschnitten und mit feiner Spitze überzogen. Die Ärmel verliefen locker bis zu den Ellebogen und das Kleid hatte zwar ein geschlossenes Dekollté, dafür aber einen extravagenten tiefen Rückenausschnitt. Der luftige Rock gläntze und glitzerte in jedem Bruch des Lichtes und ließ das Kleid magisch Funkeln. 

>Es ist wunderschön. Ich danke dir, Isabella<, die Worte waren draußen bevor ich sie Gedacht hatte. Meine Zofe blickte mich Überrascht an. Dass ich mich bei ihr bedankte, das hatte keiner von uns zweien erwartet. Sie senkte den Blick, ich sah aus dem Fenster. Plötzlich war die Stimmung unbehaglich im Raum. Während Isabella mich also nicht mehr ansah, zog ich meine Gammelklamotten aus und ließ sie auf dem Boden liegen. Daraufhin nahm ich das Kleid entgegen das sie mir schon erwartend entgegenhielt und zog es mit ihrer Hilfe an. Wir schwiegen beide bis ich endlich auch die weißen Spitzenschuhe anhatte die ebenfalls meine Zofe rausgesucht hatte. Ich drehte mich im Spiegel um mich von allen Seiten ansehen zu können. Das Kleid saß wie angegossen, ich hatte nichts anderes erwartet. Isabella kleidete mich nunschon seit Monaten regelmäßig ein, um genau zu sein seit ich entdeckt hatte dass das eins ihrer Talente war. Sie machte es gern und lieferte dabei immer gute Arbeit ab, also hatten wir beide etwas davon. Nachdem ich mich lange genug im Spiegel betrachtet hatte hob ich den Saum des Kleides und wollte bereits das Zimmer verlassen als Isabellas aufgebrachte Stimme mich innehalten ließ.

>Wartet, etwas fehlt noch Euer Hoheit< Ich hielt in der Bewegung inne und nickte leicht. Sie nahm ein Glasfläschen mit einer rötlichen Flüssigkeit von dem Schminktisch, öffnete es, tropfte ein Wenig davon auf ihren Zeigefinger und strich es dann auf meine Lippen. 

>Man sagt, dieses Öl sei mit dem Blut Eurer Feinde getränkt. Unserer  Feinde.<, etwas glitzerte verdächtig in ihren Augen als sie fortfuhr und ich musste ein zusammenzucken meinerseits unterdrücken >Ein Todeskuss mit dem Öl und Ihr seid die einzige Herrscherin des Reiches.< Ihre Stimme klang ungewohnlich tief als sie das sagte.

>Die einzige Herrscherin neben Mike meinst du<, ich sah sie nun genauer an. Ihr Blick verhieß nichts Gutes. Es war als stünde ihr ins Gesicht geschrieben das Mike nicht in ihr Bild dieser Herrschaft gehöre.

>Selbstverständlich< Jetzt sah Isabella wieder zu Seite. Als ich das nächste mal ihren Blick einfing war er wieder ruhig und berechenbar, so wie ich ihn kannte. Doch der Gedanke ließ mich nicht los das hinter der unscheinbaren Kammerzofe noch weit mehr steckte als nur das was sie vorgab zu sein. Ich beschloss es auf sich beruhen zu lassen. Auch wenn mir heute alle Menschen in meiner Umgebung eigenartig vorkamen.

Ich sah sie ein letztes mal genau an, konnte aber nichts von dieser eigenartigen Veränderung in ihrem Bemerken finden, die ich noch kurz zuvor bemerkt hatte. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und verließ mein Gemach.

 

Als ich die Gänge des Schloßes durchquerte um zum Fest zuglangen beschlich mich ein komischer Gedanke. Isabella hatte sich heute wirklich seltsam Verhalten. Gerade heute, an dem Tag an dem alle diese Gäste im Schloss auf mich warten.

Das Blut meiner Feinde..Das Blut meiner Feinde..Meine Feinde.. Ich bekam ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte von meinen  Feinden gesprochen. Nicht von Mikes Feinden oder den Feinden der Krone.. Sie hatte die Betonung auf mich gelegt und mir war einfach nicht klar wieso sie das tun sollte. Ich war nur eine stille Teilhaberin bei den Machtspielen der Männer. Ich war nicht machtlos, aber als meine Feinde würde ich die Krieger auch nicht umbedingt bezeichnen.

Außer sie hat nicht die Krieger gemeint sondern.. Ich verwarf den unmöglichen Gedanken wieder bevor er ganz aufkommen konnte. Möglicherweise hatte ich mir das ganze nur eingebildet. Ich neigte in letzter Zeit dazu etwas überempfindlich zu sein was wohl durch den steigenden Druck der auf mir lag kam. Ich befand mich in einer gefährlichen Position wenn ich bald nicht meinen nächsten Schritt tun würde. 

Ich lief weiterhin die dunklen Gänge entlag und wiedereinmal fiel mir auf das all die Gemälde und Schmückstücke die das ganze Schloss verzierten seine schummrige Atmosphäre nicht überdecken konnten. Das Schloss war zwar kühl und vielleicht auch etwas gruselig, aber ich fühlte mich hier drinnen beschützter als sonst wo im Reich. Ich war mir sicher, solange ich innerhalb dieser Mauern war konnte mir niemand wirklich etwas anhaben, das würde keiner hier zulassen. Also verwarf ich die üblen Gedanken die schon in mir aufsteigen wollten und bog ein letztes mal im Gang ab, streichte nochmal mein Kleid glatt und betrat den Saal.

Die Bediensteten hatten den Saal festlich eingerichtet. Blumen standen in verzierten Vasen und edlere rote Vorhänge hingen von den deckenhohen Fenstern. Im Raum standen über ein dutzend Menschen, manche saßen auf eleganten Sitzgelegenheiten und Couches und unterhielten sich während Bedienstete Sekt- und Weingläser anboten. Ich betrat den Saal leichtfüßig und es dauerte nur Sekunden bis ich Mike in der Menge ausgemacht hatte. Ich hätte ihn überall erkannt. Er stand mitten im Raum umgeben von einigen Männern mt denen er in ein Gespräch vertieft zusein schien. Ein schlanker Mann in einem braunen Sakko gestikulierte wild durch die Gegend, wobei ein anderer von der hitzigen Diskussion schon einen hochroten Kopf hatte. Mike stand mit dem Rücken zu mir.  Keiner der Männer bemerkte wie ich mich von hinten an sie näherte. Ich legte meine Arme sanft von hinten um Mikes Brust und zog mich an ihn. Dann legte ich mein Kopf an seine breite Schulter und flüsterte: >Na hast du mich schon vermisst?< Mikes warmer Körper drehte sich bedacht zu mir und seine Hände strichen um meine Taille als ich einen Knicks andeutete. Seine warmen Augen blickten in die meinen und für einen Augenblick setze mein Herz aus. Der Blick mit dem er mich besah war atemberaubend. Er lächelte mich ehrlich an, beugte sich dann zu mir runter und küsste mich sanft vor allen Leuten. Sein weiche Haar strich über meine Wange als seine rauen Lippen auf meine weichen trafen und ich konnte an seinem Herzschlag den ich unter meiner Hand an seiner Brust spürte fühlen, dass er sich zurückhalten musste. Als er sich nach einigen Sekunden von mir löste, brachte er sanft eine Armlänge Abstand zwischen uns um mich betrachten zu können. Sein ruhiger Blick wanderte einmal von oben nach unten und dann lächelte er wieder.

>Wie immer bist du die Schönste im Raum. Dein Anblick nimmt mir den Atmen, Liebste<, seine Stimme klang ruhig aber ich konnte sie trotzdem schwanken hören. Dafür kannte ich ihn zu gut. Bis jetzt war seine Aufmerksamkeit nur auf mich gerichtet und ich genoss diesen Moment. Mike nahm meine Hand uns zog mich näher zu den Fremden.

>Für alle die noch nicht die Bekannschaft mit meiner Gemahlin machen durften: ich presentiere Königin Keshet Petrova, Erste ihres Namens, rein in Blut und Geist, Wächterin des Reiches und an meiner Seite Herrscherin über die rechtmäßigen Königslande.< 

Die Männer sahen mich gespannt an und verbeugten sich dann tief. Ihre Gesichter waren mir fast alle unbekannt. Ein Mann mit aschblonden Haar, Dreitagebart und einem sanften Gesichtsausdruck trat näher an mich heran. Ich spürte wie Mike sich an meiner Seite versteifte, aber ich ignorierte es.

>Meine Königin<, begann er und setzte nach einer kurzen Pause wieder an >es ist mir eine Ehre. Ihr seht bezaubernd aus. Ich darf Euch noch zur Zeremonie beglückwunschen, bedauernswerterweise konnte ich leider nicht anwesend sein. Nunja wenn die Pflicht ruft..< , Mike unterbrach den Mann forsch.

>Keshet, dieser Mann ist Lord Mikael. Du erinnerst dich vielleicht noch an ihn, er war zu unserer Hochzeit hier.< 

>Natürlich<, antwortete ich, auch wenn ich bis eben keinen blassen Schimmer gehabt habe wer dieser Lord war. >Freut mich ebenso Lordf Mikael<, wandte ich mich wieder dem Lord zu. Etwas an dem Mann störte nicht, aber ich konnte nicht genau zuordnen was es war. Ich betrachtete ihn aus dem Augenwinkel während Mike und der Lord damit beschäftigt waren über irgendetwas belangloses zu sprechen. Der Lord war mittleren Alters, ein paar Falten schlichen sich schon langsam auf sein Gesicht und ließen ihn müde wirken, aber seine Augen waren hellwach. Er trug einen dunkelblauen Anzug und ein passendes Anstecktuch mit einer kleinen silbernen Schlange darauf.

>..meint Ihr nicht auch?<, vier Augen sahen mich abwartend an. Meinte ich was? Ich hatte absolut keine Ahnung was ich eben gefragt wurde. Lord Mikael sah mich immernoch abwartend an.

>Eure Hoheit?<, seine Augen stachen in meine.

>Entschuldige mich, Liebster, aber euer Gespräch langweilt mich.<, sagte ich also gefasst und sah Mike in die Augen. Er lachte kurz auf, verstand aber dass ich wohl einfach nicht zugehört hatte und das nicht zugeben wollte. Ich machte Anstalten zu gehen, als ich den Lord noch etwas sagen hörte.

>Aber sie kann doch nicht einfach.. aber das ist doch..<, stammelte er vor sich hin.

>Sie ist deine Königin, Mikael. Natürlich kann sie.<, sagte Mike in scharfen Ton. Ich wusste natürlich dass mein Benehmen absolut unhöflich war, aber immernoch besser als dumm dazustehen weil  ich nicht auf seine Frage atworten konnte, oder? Ich wollte nicht dass Mike sich dafür schämen musste das ich dem Lord nicht zuhörte wenn er sprach. Also gab ich lieber die zickige Gemahlin an seiner Seite. Unterdessen sah Mike den Mann immernoch vernichtend an. Es reizte ihn wenn jemand meine Stellung nicht respektierte. Ich sah das nicht immer so streng, aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen nicht wahr?

>Natürlich. Entschuligen Sie, Eure Hoheit ich wollte nicht respektlos sein. Selbstverständlich könnt ihr tuen was Euch beliebt.<, noch aufgedunsener hätte seine Stimme nicht klingen können. Ich bemerkte netürlich, dass ihm mein Benehmen so gar nicht gefiel aber das war nicht mein Problem. Hier am Hof konnte ich schließlich tun und lassen was ich wollte, solange Mike es nicht untersagte. Trotzdem lächelte ich Lord Mikael kurz zu, drehte mich zu Mike der noch immer an meiner Rechten stand und deutete wiedereinmal einen Knicks an und verließ die Runde dann ohne die anderen Männer zu beachten die mich noch sprechen wollten. Stattdessen marschierte ich in die andere Richtung wo Giulia und ein paar andere Frauen auf kleinen Couches um einen Glastisch herum saßen und sich unterhielten. Ich hielt direkt vor dem Tisch an.

>Meine Damen, schön dass ihr alle hier seid<, ich lächelte in die Runde. Fast alle waren mir bereits bekannt von früheren Gelegenheiten. Giulia saß ganz vorne, aber sie lächelte nur milde. Die Damen standen alle nach der Reihe auf und als das elendige Geknickse vor mir endlich vorbei war, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. >Und was habe ich verpasst?<

Die nächste Zeit verbrachte ich mit den Frauen, wir unterhielten uns, tratschten und beschwerten uns gegenseitig über unsere Ehemänner. Bis auf Giulia waren fast alle Frauen etwa in meinem Alter. Noch relativ jung um hier zu sein, aber Lords hatten gerne junge Damen an ihrer Seite. Wir sprachen über Kleider, Männer und Feste auf denen ich wie üblich nicht erschienen war. Mike ließ mich die meiste Zeit nur hier bei Hof verbringen. Sobald auch nur eine kurze Reise anstand, gewann seine Paranoia die Oberhand. Er war sicher dass seine Feinde mich eher bedrohen würden je mehr Leute mein Gesicht kannten. Und so schloss er mich seit Jahren hier ein. Er achtete stets darauf dass keine Fremden in Schloss kamen und die Bediensteten aus der Gegend um den Hof herum kamen. Keine Fremden. Ich wäre gerne öfters hier rausgekommen, es würde mir gefallen mehr von der Welt zusehen. Aber Mike hatte Recht, es war zu gefährlich für mich. Solange wir in solch schwierigen Zeiten lebten, konnte es tödlich sein Fremden zu vertrauen. Selbst wenn sie nur mein Gesicht kannten konnten sie mich aufspüren und töten. Mike war in dieser Hinsicht unantastbar. Er war stark, beliebt im Volk und sein Blut machte ihn zum rechtmäßigen König. Ich aber gab eine ganz andere Figur ab. Ein einfaches Straßenmädchen das Mike in jungen Jahren aufgelesen hatte. Rein in Blut aber unbekannt. Ein Mädchen dass irgendeine Prophezeihung erfüllen sollte, aber von der Welt ferngehalten wurde. Ziemlich zwielichtig. Zwar war es heutzutage sehr selten reines Blut zu haben, ohne auch nur eine Spur von Gendispositionen, aber noch lange nicht unmöglich. Viele waren deshalb der Meinung ich hätte keinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron. Das machte mich angreifbar, doch Mike meinte sobald es einen Thronfolger gebe würde sich die Situation legen. Und da war das nächste Problem. Ich schüttelte meine Kopf als könnte ich so den Gedanken vertreiben. Giulia sah mich besorgt an.

>Alles in Ordnung Euer Hoheit? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?<, sie sah mich besorgt an und einige der Damen die bis eben noch in ihre eigenen Gespräche vertieft gewesen waren hielteninne und sahen mich nun mit demselben Blick aufmerksam an.

>Danke Lady Giulia, aber es ist alles in bester Ordnung, ich brauche nur etwas frische Luft<, meine spontane Ausrede würde mir ein paar Minuten alleine verschaffen, in denen ich diesem Trubel hier drinnen endlich entkommen konnte.

Sofort sprang ein junges Mädche auf, Lady Mary oder Lady Maria ich war mich nicht ganz sicher, und sah mich aufgeregt an. Sie war eines der neuen Mädchen, dass zum ersten mal am Hof war. Die Tocher irgendeines Lords der wahrscheinlich auch gerade auf der anderen Seite des Saals bei Mike saß und ihm aufmerksam zuhörte so wie einige andere. Ab und an blickte er sich um und sah nach ihr, ganz so als hätte er ständig Angst sie würde etwas unbedachtes tun, doch bis jetzt hatte sie das Wort nur an mich gerichtet, als sie mich begrüßt hatte.

>Ich werde Euch begleiten Eure Hoheit<, piepste sie aufgeregt. Sie hatte bereits gerötete Wangen vor aufregung und zappelte mit den Fingern herum.

>Ich gehe allein.<, sagte ich ohne zu zögern, mir war nicht nach Konversation mit diesem Mädchen, schon gar nicht wenn sie so nervtötend wirkte. Sie sah mich kurz enttäuscht an, setzte sich aber ohne Widerrede. Ich stand langsam auf, strich mein dunkelgrünes Kleid vorsichtig glatt und verließ dann den Raum, wohl bewusst das die Wachen mich nie aus den Augen ließen. Ich trat durch eine Glastüre hinaus auf den Balkon  und lehnte mich an das Geländer. Von hier oben aus konnte man ganz wunderbar auf den Schloßgarten herabblicken. Überall wandten sich Pflanzen und Blumen um Spaliere und Säulen und ließen ihn furchtbar romantisch wirken. Ich liebte es Zeit im Garten zu verbringen. Dort fühlte ich mich wohl  und geborgen wenn mir der Trubel innerhalb der Mauern mal wieder zu viel wurde. Ich legte meine Hände auf das kühle Metall des Geländers und genoss die frische Atemluft und kühle Brise die von Westen kam. Ich dachte darüber nach ob Sutton wohl schon zuhause war und die Tiere versorgte, ob sie wohl Angst hatte wenn ich nicht da war? Ich hatte sie das noch nie gefragt, aber ihre Antort würde auch nicht wirklich etwas ändern. Mike wollte mich immer bei Hofe haben wenn er da war, ich traute mich nur heimlich den Hof zu verlassen und zu unserer Hütte zu gehen wenn er mal wieder unterwegs war. Ich konnte es nicht riskieren dass er herausfand wie oft ich eigentlich gar nicht hier war. Er hatte Sutton hier zwar ein Zimmer einrichten lassen, aber die Kleine hatte ziemlich Angst vor Mike und das konnte ich ihr nicht verübeln. Nach allem was sie hier im SChloß schon erlebt hatte war das kein Wunder. Sie hatte gesehen wie er sein konnte und ich musste zugeben dass auch ich es beruhigender fand wenn sie nicht hier war. Eine enge Freundin, Beatrice, sah jeden tag nach meiner kleinen Schwester und kümmerte sich um sie wenn ich längere Zeit mal nicht kommen konnte. Ich hatte Beatrice kennengelernt, bevor ich Mike kannte. Sie kümmerte sich um mich als ich niemanden hatte und nicht wusste wo ich hinsollte. Die alte Dame nahm mich auf und sorgte sich um mich und nun tat sie das gleiche mit Sutton. Sie erwartete nicht viel, nur Ehrlichkeit und Zuneigung. Nachdem ihre eigene Tocher starb, hatte sie nur uns und wir nahmen ihre uUnterstützung und Fürsorge gerne an.

Beatrice war eine der wenigen Menschen hier die mir tatsächlich am Herzen lagen. Mittlerweile fühlte es sich an als gehöre sie zu uns und ich wollte sie nicht mehr missen. Ich spürte das jemand hinter mir auf den Balkon trat bevor ich die Person sah.

>Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr Eure Hoheit?<, diese tiefe eindringliche Stimme hätte ich überall wiedererkannt. Ich drehte mich nicht zu ihm um also stellte er sich neben mich an das Geländer. Mit war bewusst das die beiden Wachen die mich an diesem Fest auf Schritt und Tritt verfolgten nur einige Meter entfernt an den Balkontüren standen und in diesem Moment war ich froh darüber. Aus irgendeinem Grund war mir Lord Mikeal unheimlich. Es war als würde er etwas verbergen, aber es schien nicht nur ein alltägliches Geheimnis zu sein keine Affäre oder gespielte Zuneigung, keine heimlichen Konten die er vor der Krone versteckt hielt. Nein es schien etwas düsteres von diesem Mann auszugehen, ein Gefühl das ich nicht zuordnen konnte.

>Ja, sehr schön My Lord<, es war das erste mal heute Abend dass ich ihn mit seinem Titel ansprach, aber es schien mir nicht passend. Als würde er nicht rechtmäßig zu ihm gehören.

>Als ich noch ein Junge war, ging mein Vater immer nachts mir mir auf die Jagd, er sagte die nachtaktiven Tiere seien gefährlicher als die anderen. Er forderte mich herraus mich an ihnen zu beweisen damit er..<, ich unterbrach ihn:

>Ihre kleine Anekdote interessiert mich nicht Mikael. Sie sollten wieder reingehen und jemand anderen damit unterhalten. Ich mag keine Geschichten aus der Vergangenheit<, der Lord schaute mich intensiv an, aber er wirkte nicht gekränkt. Stattdessen würde ich beinahe sagen er war amüsiert.

>Nun denn unterhält Euch eine Geschichte aus dieser Zeit besser? Wie ihr wünscht, meine Königin<, seine Augen blitzten kurz auf als er sprach. Machte er sich etwa lustig über mich?

>Ich möchte keine Geschichte hören. Gar keine<, meine Stimme sackte eine Oktaven tiefer vor ansteigender Wut. ich konnte es nicht leiden wenn man mich auf den Arm nahm. Er sollte nicht so erheitert sein über meinen Unmut sein.

>Oh ich bin sicher diese wollt ihr hören< Etwas in der Art wie er dies sagte ließ mich endlich aufhorchen. Ich ließ ab von den schönen Blumen unten im Garten und sah den Lord das erste Mal richtig an. Er hätte attrsktiv sein können, wäre da nicht dieses unheimliche Blitzen in seinen Augen das mich unruhig werden ließ. Als ich ihn weiter anschwieg nahm er seine Geschichte selbst auf.

>Man erzählt sich viel über Euch, Eure Hoheit. Das gewöhnliche Volk tuschelt und auch der Adel stellt Fragen. Fragen die der König und seine Handlanger nicht beantworten wollen.<, nun war ich wachsam. Es war also eine Geschichte über mich. Das machte die Situation zugleich interessanter. Als er fortfuhr, schweifte sein Blick wieder über den Garten.

>Euer auftauchen im Königshaus war recht mysteriös. Eine fremde Schönheit, rein in Blut und Geist, so heisst es, gewinnt die Gunst unseres Königs und nur kurze Zeit später sitzt sie auf dem Thron neben ihm. Ohne einen Titel gehabt zu haben, ohne Verbindungen zum Adel, ohne Hintergrund. Reichlich ungewöhnlich, meint Ihr nicht auch? Wie hat sie den König kennengelernt? Wie hat sie ihn dazu gebracht so schnell zu heiraten? Woher kommt sie und das wahrscheinlich wichtigste an der Geschichte: wer ist sie wirklich?< Ich schluckte einmal tief und hoffte der Lord hatte es nicht gesehen. Er stellte recht ominöse Fragen. Fragen die ich nicht beantworten durfte. Fragen, die ich nicht beantworten konnte. >Ich habe da eine Theorie<, erzählte er kurze Zeit später weiter >der König würde niemals ein gewöhnliches Mädchen heiraten, selbst dann nicht wenn sie ihm den Kopf verdrehe. Ich kenne ihn jetzt schon recht lange, er zieht aus jeder Situation das Beste für sich. Das beste für das Reich. Also was mag ihn bewogen habe diese Verbindung einzugehen? Ganz einfach. Macht< 

Macht. Was meint er nur damit? Wie kann eine Verbindung mit mir Macht ausüben? Ich habe keine Macht aus Titel in diese Verbindung mitgebracht, ich hatte kaum etwas das man Vermögen nennen kann ich habe nicht außer...außer meiner Gabe. Ein Gedanke blitzte in mir auf. Konnte das sein? Konnte der ominöse Lord bescheid wissen? Niemand wusste von meiner Abnormalität, nicht Mike, nicht Sutton, nichtmal Beatrice wusste es. Es gab keine Seele mehr auf Erden die es wissen konnte außer mir. Dafür hatte ich gesorgt. Trauer überfiel mein Herz für einen kurzen Moment als ich an die Vergangenheit dachte. An mein altes Leben, an meine Familie. Es war nicht möglich dass Lord Mikael bescheid wusste. Es war einfach nicht möglich.

Oder?

Doch da war diese klitzekleine Stimme tief in mir, die zweifelte. Die Stimme die mich dszu anstachelte nachzuhaken und herauszufinden war er wusste. Da er nochimmer nicht weitersprach beschloss ich nachzufragen, doch ich musste achtsam sein, sonst lief ich Gefahr aufzufliegen.

>So?<, war alles was ich herausbrachte. Ich war dankbar dass meine Stimme bei dem einzelnen Wort nicht brach. Langsam wurde ich nervös. Ohne es zu merken ballte ich meine Hände zu Fäusten, so das meine langen Fingernägel in meine Handflächen stachen bis es wehtat. Diese unterbewusste Handlung sorgte im nachhinein immer dafür das kleine Halbmonde als Narben auf meinen Handflächen übrigblieben. Der einzige Überbleibsel meiner unkontrollierten Gefühle. Erst nach einer ganzen Weile, als ich schon dachte der Lord wolle es dabei belassen, sprach er weiter.

>Vor nicht allzu langer Zeit habe ich etwas erfahren. Ich habe von Umherreisenden und Vagabunden gehört, die wohl die gesamten Königslande bereisen, auf der Suche nach einem Mädchen. Zuerst war diese Information natürlich nicht von Bedeutung für mich. Doch dann flüsterte mir ein kleines Vögelein mir zu, sie seien auf der Such nach ihr, wegen der Prophezeihung. Und plötzlich wurde das ganze dann von Belangen. Das Königshaus sucht seit Jahrzehnten nach dem Mädchen aus der Prophezeihung. Gerade König Mike schien die letzten Jahre unablässig nach ihr zu suchen, er war wie besessen als er vor einigen Jahren bei mir auftauchte um selbst meine eigenen Töchter unter Beschau zu nehmen. Doch dann ganz plötzlich, taucht Ihr auf und seine ganze Suche ist vergessen. Innerhalb weniger Wochen geht Ihr eine so wichtige Verbindung ein, so schnell dass keiner Fragen stellen konnte. Ein Zufall? Ich denke nicht. Ich denke, der König hat gefunden was er so innbrünstig gesucht hat. Er hat das Mädchen gefunden die die Prophezeihung erfüllen soll. Doch wie sollte er dafür sorgen dass niemand sie ihm wegnahm, um sie selbst gegen seine Gegner einzusetzen? Ganz einfach eigentlich. Er gibt ihr eine machtvolle Position, eine Position in der sie unantastbar für andere ist, aber von der aus er sie im Auge behalten kann. Ein Platz an der Spitze der Rangordnung, vor aller Augen sichtbar und doch versteckt. < Bei seinen letzten Worten rann mir ein Schauer über den Rücken. Ich kannte diese Worte, sie stammten aus der Prophezeihung. War es möglich dass der Lord alles über mich herausgefunden hatte was  Mike mit allen Mitteln geheim halten wollte? Wie war es möglich das er das alles über mich wusste? Das er scheinbar alles wusste?

Fast alles. Das wichtigste weiss er dennoch nicht. Oder? 

Panik breitete sich in mir aus, was würde er mit diesen Informationen anfangen? Und wieso berichtete er mir davon? Er musste doch wissen das ich es sogleich Mike erzählen würde. Wiedereinmal war ich froh über die beiden Wachen, die uns zwar nicht hören konnten, aber dafür sehen. Der Lord konnte mir innerhalb dieser Mauern nichts antun. Ich ballte meine Hände weiter zu Fäusten in der Hoffnung man würde mir meine Nervosität nicht ansehen. Aber der Lord grinste mich nur frech an. Da ich seine Worte durch eine Bestätigung nicht bekräftigen wollte, versuchte ich es anders. Ich lachte kurz falsch auf und sah ihm dann mitten ins Gesicht.

>Ihr glaubt doch nicht wirklich an diese alberne Prophezeihung? Das ganze lächerliche Gesuche nach einem Mädchen dass er sowieso niemals geben wird ist doch nur ein Spiel. Ein Zeitvertreib für den gehobenen Adel der sonst nichts zu tun hat. Mike verflogt da etwas was es nicht gibt. Und nach unserer Hochzeit habe ich ihm das auch klargemacht. Es gibt dieses Mädchen nicht. Es hat sie nie gegeben und es wird sie nie geben. Die Prophezeihung ist nichts anderes als eine falsche Überlieferung aus längst vergangenen Zeiten.< Ich hoffte das meine Worte überzeugend klangen.

>Das sehen viele anders. Ich glaube die Prophezeihung ist der Schlüssel zum Sieg über die Krieger der Mächte. Hätten wir nur das Mädchen, so könnten wir sie gegen sie einsetzen und endlich unser Land zurückerobern. Wenn die Verheißung wirklich wahr werden sollte so könnte sie die gesamte Weltordnung ändern, zu unseren Gunsten. Wir hätten in diesem Krieg endlich wieder die Oberhand<

>Und Ihr glaubt allen Ernsted ich könnte die Prophezeihung erfüllen? Ihr täuscht Euch My Lord. Eure Anschuldigung wird dem König so gar nicht gefallen. Was er wohl mit Euch anstellen wird?< Ich konnte ir ein boshaftes Grinsen nicht verkneifen.

>Gar nichts wird er mit mir anstellen, denn Ihr werdet ihm nichts sagen, kein Wort über das was wir gesprochen haben<, wollte er mich auf den Arm nehmen? Mike war der Einzige der mich vor dem was der Lord zu wissen glaubte beschützen konnte. Wenn erstmal alle Welt wusste dass ich die Prophezeihung erfüllen sollte, wären sie alle auf der Jagd nach mir. Das würde ich niemals zulassen.

>Was lässt Euch auf die Idee kommen ich würde meinem Gemahlen etwas verschweigen?<

Lord Mikael blickte weiterhin in die Ferne, so als würde er mehr zur Dunkelheit als zu mir sprechen als er antwortete.

>Es war wirklich schwer Eure Schwester auszumachen. Ich wusste das es sie gibt, aber keiner schien ihr Gesicht zu kennen.<, das Blut gefror mir in den Adern. Wie hatte er sie nur finden können? >Die kleine Sutton Atwood, ein hübsches kleines Ding. Und noch dazu so unschuldig und unberührt. Weiss sie überhaupt wer Ihr seid? Mich erkannte sie nämlich nicht als wir ihr heute morgen einen Besuch abstatteten. Und ihr Name.. Ist dies Euer echter Mädchenname? Oder ist er auch erlogen so wie der Rest Euer angeblichen Abstammung. Vielleicht ist Euer Blut nichtmal so rein wie der König es behauptet!<

>Wie könnt Ihr es nur wagen so mit Eurer Königin zu..<, doch er unterbrach mich forsch.

>Nana meine Liebe. Ihr seid eine falsche Königin, Ihr werdet meiner Untergebenheit nicht gerecht. Ihr solltet nicht auf diesem Thron sitzen. Ihr solltet der Prophezeihung dienen und Euch nicht vor der Wahrheit verstecken, vor dem was Ihr wirklich seid. Und aus diesem Grund werdet Ihr dem König rein gar nichts sagen. Schließlich wollt Ihr Eure geliebte kleine Schwester doch zurück, nicht wahr? Wäre doch schade wenn..< Die letzten Worte ließ er bedrohlich in der Luft schweben. 

Ich war früh im Morgengrauen von zuhause verschwunden. Konnte es sein das er Sutton wirklich bedrohte? Was wenn er mich nur anlog, er konnte nicht wissen wo sie lebte, konnte nicht wissen wie sie aussah, außer..

Außer jemand hat uns verraten. Jemand aus dem innersten Kreis, der über alles bescheid weiß. Über mich, Sutton, die Hütte an der Grenze. Kann das sein? 

>Ich falle nicht auf leere Drohungen rein, Lord Mikael. Meine Schwester ist in Sicherheit dort wo sie ist. Dafür wurde gesorgt.< Ich versuchte mit meinen Worten im Unklaren zu bleiben. Einige Leute wussten dass ich eine Schwester hatte, mehr aber auch nicht und so sollte es auch bleiben falls seine Worte nur leeres Gerede waren. Lord Mikael lachte wieder kurz auf. Es ließ seinen Körper kurz erbeben und seine Augen wieder verrückt funkeln. Das ganze hier machte ihm eindeutig zu viel Spaß.

>Ach ihr meint die lächerliche Holzhütte im Niemandsland? Oder etwas das Pferd? Wie heiß es noch gleich, Berry?<, er schnaubte.

Er ist dort gewesen. Bei Sutton. Sonst wüsste er nicht so viel. Er hat sie, ich kann das nicht riskieren. 

Meine Augen weiteten sich. Doch das war absolut nicht der richtige Moment um die Kontrolle zu verlieren. Ich musste jetzt unbedingt ruhig und bedacht vorgehen. Meine nächsten Schritte durften nicht eskalieren. 

Für Sutton. 

>Nun denn, was erwartet ihr von mir im Tauschen gegen die Sicherheit meiner Schwester?< meine Stimme war ruhig, doch innerlich bebte ich. Ich versuchte mit allen Mitteln ruhig zu bleiben. Ich konnte es nicht riskieren das wir aufflogen. Würde Mike etwas davon mitbekommen würde er auf seine Art damit umgehen und das hieß das der Lord wohl den Kopf ließ. Aber ich konnte nicht riskieren dass Sutton etwas zustieß, der Lord arbeitete ganz bestimmt nicht allein an dieser Sache.

>So gefällt mir das schon besser<, sein Blick richtete sich nun ganz auf mich, ich genoß seine volle Aufmerksamkeit. >Ich erwarte dass Ihr Euch meiner Sache anschließt. Ihr werdet für mich die Prophezeihung erfüllen und danach das Land verlassen. Es wird heißen das Ihr den gewaltsamen Händen des Königs entflohen seid und schon bald wird es eine neue Königin geben unter deren Herrschaft die Prophezeihung aufblühen wird. Ihr werdet heute Nacht das Schloß ein für alle Mal verlassen. Im Morgengrauen werden meine Leute am Haupttor auf Euch warten um Euch auf Eure Reise zu begleiten. Eure Schwester kommt frei, sobald Ihr die Prophezeihung erfüllt habt<

Also niemals, schoss es mir durch den Kopf. Ich war nicht fähig sie zu erfüllen. Ich konnte es wahrscheinlich niemals wieder. >Danach werdet Ihr Santana für immer verlassen. Es gibt keine Rückkehr.<

Ich nickte betrübt. Keine Rückkehr, genau das was ich eigentlich vorhatte. Mein Ziel war es soweit weg wie nur möglich zu fliehen bevor Mike etwas bemerkte. Vielleicht hatte ich eine Chance Sutton zubreifen und gleichzeitig mit ihr fliehen zu können, so wie ich es seit Monaten plante. Würden der Lord und seine Männer erstmal begreifen dass ich nichtmehr Imstande war die Prophezeihung zu erfüllen, so hätten sie keinen Nutzen mehr von mir. Dann müsste ich es nur noch schaffen mit Sutton zusammen zu fliehen. Würden wir scheitern so könnte ich behaupten das ganze war Lord Mikaels versuch Mike vom Thron zu stürzen. Ein Plan formte sich in meinem Kopf. Das könnte klappen. Keiner wusste von unseren Problemen einen Erben hervorzubringen, meiner Angst vor den Konsequenzen. Ich sah in des Lords Drohung eine wahre Chance aus meiner Situation am Hof herauszukommen. Jetzt musste ich ihn nur noch davon überzeugen dass das ganze sein Plan war und nicht meiner.

Ich versuchte eingeschüchtert zu klingen als ich das Wort erneut erhob.

>Ich will Ihr Wort das meine Schwester und ich Euch verlassen dürfen sobald das ganze erledigt ist. Es ist mir egal wer als nächstes auf dem Thron sitzt, ich will das Ihr dafür sorgt das ich das Land verlassen kann. Dann wird Mike nichts erfahren. Er wird denken ich sei geflohen< Meine Stimme ließ ich gekonnt am Ende brechen. Ich war eine gute Lügnerin, er würde es mir abkaufen.

>Ich kann mich also darauf verlassen dass Ihr erscheinen werdet? Wenn dem so ist dann gebe ich mein Wort darauf das es Euch und Eurer SChwester an nichts mangeln wird. Ich bin ein Gentleman und so werde ich auch handeln. Sobald Ihr Euren Zweck erfüllt habt werde ich dafür sorgen dass Ihr das Land ungeschoren verlassen werdet. Und denkt daran: meine Augen und Ohren sind überall, meine Königin. Erfährt der König auch nur eine Winzigkeit von unserem interessanten Gespräch, so wird Eure Schwester sterben. Und das wäre doch jammerschade oder etwa nicht?< Er baute sich bedrohlich vor mir auf. Mein Instinkt sagte mir dass er kein Mann war der gern Spielchen spielte. Er meinte es bitterernst.

>Das wird nicht nötig sein, My Lord<, zischte ich >Ich werde da sein und Folge leisten. Es liegt nicht in meinem Interessen meine Schwester oder mich selbst zu gefährden. Ihr scheint ein vertrauenswürdiger Mann zu sein, abgesehen von dieser kleinen..Abfälligkeit. Deshalb sehe ich keinen Grund Widerstand zu leisten. Ich habt Recht, der Hof ist nicht der richtige Ort für mich. Ich werde Eure Männer im Morgengrauen erwarten< 

Lord Mikael sah mich bedacht an, so als würde er über meine Worte gut nachdenken. Er wollte gerade antworten als das junge Mädchen auf dem Balkon auftauchte, diejenige die mich hatte begleiten wollen an die frische Luft. Hätte ich ihr Angebot doch nur angenommen. Dann wäre ich vielleicht nicht mit Lord Mikael in dieses Gespräch vertieft worden. Das Mädchen hatte blondes schulterlanges Haar das im Schein des Mondes glänzte und sie sah uns mit großen Augen bedacht an. Sie hatte hohe Wangenknochen und eine schmale Nase. Mit ihrer bleichen Haut und der zierlichen Figur sah sie noch so jung aus als sie sprach.

>Eure Hoheit<, wandte sich das Mädchen an mich> Vater<, sagte sie dann in Richtung des Lords. Nun das war jetzt eine Überraschung für mich. Ich hatte angenommen ein anderer Mann wäre ihr Vater, der Mann der sich dauernd nach ihr umgesehen hatte während wir auf den Sofas saßen. Merkwürdig.

>Was soll das Marry? Wieso störst du mich und die König in unserem Gespräch? Habe ich dir nicht beigebracht dass das unhöflich ist?<, Lord Mikael sah verärgert aus. Er sah seine Tochter verachtend an.

>Aber Vater<, stotterte sie leise herum >Ich wollte dir doch nur..<, doch er ließ sie gar nicht erst zu Worte kommen.

>Nichts da! Schweig jetzt vor der Königin!<, fuhr er sie barsch an. Ich dachte kurz darüber nach mich für sie einzusetzen, doch dann kam mir in den Sinn dass sie schließlich seine Tochter war. Es war nicht unwahrscheinlich dass sie von seinem Vorhaben wusste. Wüsste sie darüber bescheid, so sollte ich mich lieber nicht auch noch für sie stark machen. Also schaute ich schweigend zu bis die beiden sich wieder an mich wandten.

>Entschuldigt die Unanehmlichkeit Eure Hoheit<, sagte Lord Mikael und sah seine Tochter nochmal warnend an >das ist meine jüngste Tochter Marry. Sie ist jetzt fast schon 15 Jahre alt.<, er schaute sie erwartungsvoll an, bis sie endlich zögerlich hervortrat und knickste. Als wäre das noch nötig.

>Freut mich deine Bekanntschaft zu machen Marry. Was führt ein so junges Mädchen an meinen Hof?<, ich versuchte beherrscht zu klingen, auch wenn es nach dem Gespräch mit ihrem Vater vorhin nur so in mir brodelte. Marry sah ihren Vater fragend an, dieser nickte ihr kaum merklich zu. Sie sah nervös aus wie sie so auf den Boden blickte als hätte sie Angst mir in die Augen zu sehen.

Als hätte sie Angst mir in die Augen zu sehen.. Meine eigenen Gedanken kreisten wild in meinem Kopf herum. Ihr Anblick versetze mir einen Stoß. So hatte mich auch meine Mutter einst angesehen. Aber das war schon vor langer Zeit.

>Nun..<, fing sie noch immer zögerlich an. Ihre leise Piepsstimme erinnerte mich an die meiner Zofe als sie fortfuhr >der König versprach meinem Vater einst mich mit einem anständigen Mann zu verheiraten. Doch nun.. ich meine der König hat.. also<, stotterte sie herum.

>Sag schon, Mädchen. Was hat der König gesagt?<, mittlerweile war ich von ihrem Gestottere genervt. Sie sollte einfach damit rausrücken. Marry sah mich kurz an, schaute dann aber schnell wieder zu Boden.

>Ich will nicht respektlos sein. Es ist nur, der König ist ein vielbeschäftiger Mann..<

>Das ist er in der Tat<, sagte ich scharf. Was wollte dieses Mädchen nur? Sie würde hier doch nicht etwa frech werden?

>..und er hat bis heute noch keine Zeit gefunden mich mit einem unverheirateten Mann bekannt zu machen. Nun, meine Mutter sprach ihn kürzlich darauf an und der König meinte er sei für soetwas nicht mehr zuständig..< Ich wusste worauf sie hinauswollte. Und das war so garnicht in meinem Eigeninteresse. >Er sagte mir auch, der König, ich solle mich mit meiner Bitte an Euch wenden, Euer Hoheit. Er war zuversichtlich Ihr würdet Euch darum kümmern< Ich hatte nur zu gut Lust ihr ihre Bitte abzuschlagen. Ich hasste diese Aufgabe am meisten von allen. Wie konnte ich allein über den weiteren Lebensverlauf dieses jungen Mädchens entscheiden? Wie konnte man mir nur soetwas zumuten? Was wenn ich sie an einen aggressiven Trunkenbold gab? Ich würde ihr noch die Zukunft zerstören.. Ich konnte es Mike aber nicht übernehmen das er das nicht machen wollte. Schließlich war er der König und das hieß das er sich nach Ordnung und Moral zwar stets an alle seine Versprechen hielt, aber das bedeutete noch lange nicht das er sie auch selbst ausführen musste. Und dieses Mal war das eben an mir hängen geblieben. Marry hob den Blick als ich wohl etwas zu lange nicht antwortete aber konnte man mir es verübeln? Würde ich jetzt zusagen so würde sie wohl als alte Jungfer enden. Darauf wartend das die Königen nach ihrem Verschwinden irgendwann endlich doch noch zurückkam und sie mit einem netten Mann verheiratete. Das würde wohl niemals geschehen. Endlich setze ich doch an etwas zu sagen, doch die Worte die aus meinem Mund kamen überraschten mich selbst

>Nun gut. Ich werde das erledigen. Ich werde dich verheiraten, sobald ich einen geeineten Ehemann für dich gefunden habe und es für recht halte. Ab heute wirst du dich in diesem Belange nur noch an mich und an niemand anderen wenden. Wag es js nicht den König noch einmal damit zu stören, das würde er nicht gutheißen<

Als die Worte ausgesprochen waren konnten sie nicht mehr zurückgenommen werden.

>Danke, Eure Hoheit, danke sehr!<, das Mädchen sah überglücklich aus im Unwissen dasd ich sie gerade in ihren Ruin getrieben hatte. >Ich werde es sofort dem Hofstaat mitteilen!<, befor ihr Vater sie aufhalten konnte war sie schon vom Balkon verschwunden und teilte den Frauen drinnen meine Antwort mit. Lord Mikael schnaubte mich nur an und warf mir einen vernichtenden Blick zu. Er wusste genau das ich durch diesen Beschluss dafür gesorgt hatte dass seine Tochter auf ewig aus seiner Tasche leben würde. Niemals würde er sie jetzt noch verheiratet bekommen. Ein letzter Schachzug meinerseits. Er zischte mir noch ein >Im Morgengrauen oder es gibt ernsthafte Konsequenzen!<, zu und schwirrte dann wütend ab. Ich war wieder mit meinen Gedanken alleine auf dem Balkon.

Wieso hast du das nur getan Keshet? Du hast ihr ihre Zukunft verbaut. Eine Zukunft ohne diesen Mann als Vater. Doch in Wahrheit wusste ich genau wieso ich mich so entschlossen hatte. Der wahre Grund war nicht den Lord noch eine auszuwischen nach seiner Drohung, das war nur ein glücklicher Zufall. Nein, der wahre Grund für meinen übereilten Entschluss über die Zukunft eines jungen Mädchen war, dass sie mich stark an mich selbst erinnerte. Heute glaubte sie vielleicht noch ihr Vater wäre das schlimmste was ihr zustoßen könnte, doch das Eheleben war grausam für eine junge Ehefrau. Das leben meinte es nicht gut mit uns, es war besser sie würde als verbitterte Jungfer enden als die Alternative einer lieblosen und unterdrückenden Ehe. Ich hatte einfach ein Urteil gefällt dass mir vielleicht nicht zustand, aber dennoch in meinen Händen lag. Ich hätte lieber ihr Schicksal gehabt als mein eigenes.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für M. Es schmerzt, dass du das hier nicht mehr miterleben kannst.

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