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Willkommen zu Hause

 

Das Symbol zum Anschnallen leuchtete auf. Charly schaute raus und konnte die Umrisse des Flughafens grob erkennen. Ein leichtes Kribbeln schoss ihr durch den Bauch. Endlich wieder zu Hause! Sie musste schon zugeben, dass sie ihre Familie etwas vermisst hatte. Familie. Da war es wieder. Das unbehagliche Gefühl, von dem sie geflüchtet ist. Denn seit dem Unfall waren sie keine richtige Familie mehr. Sie schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu verdrängen, denn schließlich fing ab jetzt ein neues Leben an, ohne sie. Charly stellte ihre Musik etwas lauter und schloss die Augen. Der Bass vibrierte in ihrem ganzen Körper. Genau das brauchte sie jetzt. Sie spürte ein leichtes Ruckeln und wusste, dass sie gelandet ist. Langsam öffnete sie ihre Augen und beobachtete die Menschen, die sich in den Gang drängelten, um ihr Handgepäck aus den Gepäckablagen zu wuchten. Sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie sie auf ihrem Hinflug auf der Gangseite sitzen musste. Ständig bekam man irgendwelche Taschen ins Gesicht oder man musste sich vor der Stewardess in Acht nehmen, da sie liebend gerne ihren dämlichen Getränkewagen gegen ihre Knie gedonnert hat. Doch am meisten gruselte sie sich vor den kleinen Männern mit dem großen Hunger. Man betrachtet sie ehrfürchtig, wenn sie den Gang, suchend nach ihrer Sitzplatznummer, entlangliefen. Bitte nicht. Hier sind hunderte von Sitzplätzen, da wird sie wohl nicht das große Los gezogen haben, neben ihm sitzen zu dürfen. Sie schloss die Augen und betete, dass er nicht in ihrer Reihe stehenbleiben würde. Sie vernahm ein Räuspern, doch sie ignorierte es. Dann tippte jemand auf ihre Schulter. Natürlich war es genau der Dickbäuchige. Sie stand auf und ihr zukünftiger Sitznachbar drängelte sich mit größter Mühe an ihr vorbei, wobei sein verschwitzter Körper sich an ihren presste. Genervt musste sie ihn und seinen ausströmenden Körpergeruch den Zweistundenflug aushalten. Und wie es der Zufall nun mal will, musste sie auch auf dem Rückflug ihre Sitzreihe mit so einem Typ teilen. Während des Fluges senkte sich sein mächtiger Kopf auf ihre Schulter und hinterließ einen unglaublich großen Sabberfleck auf ihrem Shirt. Sie war so von ihm eingeengt, dass sie keine Chance hatte, sich zu befreien. Das Flugzeug leerte sich allmählich und so erhob sie isch auch von ihrem Sitz. Doch an ihrem Sitznachbarn war kein Durchkommen. Sein Bauch drückte sich fest in den Vordersitz. „Auch jetzt das noch“, murmelte Charly vor sich hin. Sie holte tief Luft und räusperte sich einmal, dann ein zweites Mal doch „Sabberfred“, wie sie in getauft hatte, schlief weiter tief und fest. Sie tippte ihn energisch auf die Schulter. Plötzlich riss er die Augen auf, sah sich kurz um und erhob sich mühevoll. Mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte trottete er vor ihr den Gang entlang. Nachdem sie das Flugzeug endlich verlassen hatten, drängelte sie sich schnell an „Sabberfred“ vorbei und eilte zur Gepäckausgabe. Während sie auf ihre Tasche wartete, schaute sie sich in der großen Halle um. Sie liebte es, die Menschen zu beobachten. Hinter jedem Gesicht befand sich eine andere Geschichte. Vor ihrer Auszeit hatte sie auch eine eigene Geschichte. Doch diese wollte sie so schnell wie möglich vergessen. Die Vergangenheit musste sie nun endgültig hinter sich lassen. „Auf in ein neues Leben“, murmelte sie vor sich hin. Aus ihren Augenwinkeln heraus sah sie, wie ihr Gepäck an ihr vorbeifuhr. Sie riss sich aus ihren Gedanken, warf sich rasch ihre grüne Lederjacke über und rannte ihrer Reisetasche hinterher. Dabei ignorierte sie die Taschen, die vor ihr auf dem Boden standen. Ihr Fuß verhedderte sich in einer Schlaufe eines Koffers. Sie strauchelte und konnte sich gerade noch mit ihren Händen vom Boden abstützen, bevor ihr Gesicht Bekanntschaft mit dem Beton machte. Charly rappelte sich schnell wieder auf, strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht und drehte sich nach dem Besitzer des Koffers um. Eine kleine, ältere Dame, deren Haare streng zu einem Dutt gekämmt waren, funkelte sie böse an. Dies war dieselbe Frau, die sich im Flugzeug lautstark über ihre angeblich zu laute Musik empörte. Dabei waren ihre Kopfhörer schalldicht! Charly trug sie ständig, ja sie liebte sie buchstäblich. Das war das erste brauchbare Geschenk ihres Bruders Vincent gewesen, was er ihr jemals gemacht hatte. Seiner Meinung nach, war das Geschenk nur eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vor etwa 2 Jahren hatte sie sich verliebt. Verliebt in die klassische Musik. Durch Zufall beobachtete sie damals einen Straßenkünstler, der vorwiegend Klassik auf seiner Geige spielte. Sie machte es sich im Café gegenüber gemütlich und lauschte der Musik. Sie wurde von ihr in den Bann gezogen. Von diesem Tag an, war sie der Klassik verfallen. Sie kramte mehrere CDs von Mozart und Chopin aus und beschallte damit das ganze Haus. Vincent hielt es nach kürzester Zeit nicht mehr aus, man bekäme ja von dem Gedöns Ohrenbluten. Also schenkte er ihr zum zwanzigsten Geburtstag, Kopfhörer, damit er die Musik nicht mehr ertragen müsse.

Charly ignorierte die wüsten Beschimpfungen, die die Dame ihr an den Kopf schmiss und eilte ihrem Rucksack hinterher. Mit Schwung hob sie ihn auf ihren Rücken und schlenderte langsam in die Ankunftshalle, wo sie auch schon sehnsüchtig erwartet wurde. Vincent und Jan fuchtelten wild mit den Armen, um auf sich aufmerksam zu machen und Franz und Adam hielten ein großes Banner über ihren Köpfen mit der Aufschrift „ Bentornato“ was auf italienisch „Willkommen zurück“ bedeutete. Charly quietschte laut auf vor Freude und rann ihren Freunden entgegen. Ihre Begrüßung fiel so stürmisch aus, dass sie die Jungs zu Boden riss. „ Mensch Charly, du siehst richtig gut aus“ staunte Jan. „Als hätte sie davor nicht gut ausgesehen“, antwortete Franz darauf und lachte verschmitzt. „ Danke Jungs. Italien ist mir aber auch wirklich gut bekommen. Es ist mir schwer gefallen, meine Koffer zu packen. Aber ich kann doch meine Jungs nicht ewig allein lassen. So schnell werdet ihr mich nicht wieder los!“ Lachend luden sie Charlys Gepäck ins Auto und fuhren Richtung Blanberg, eine Kleinstadt in der sie wohnten. „So jetzt erzählt doch mal. Was gibt es Neues? Was habe ich alles verpasst, als ich weg weg? Außer dass ihr mich schrecklich vermisst habt.“ Ich hab 'nen neuen Mitbewohner, Leo, und...“ - „Halt die Klappe Adam!“ unterbrach Vincent ihn und funkelte Adam im Rückspiegel böse an. „ Und was?“ fragte Charly. „Ach nix, vergiss es einfach wieder“ stammelte Adam und starrte auf seine Füße. Doch Charly ließ sich nicht so leicht abschütteln: „ Adam, ich kenne diesen Gesichtsausdruck von dir. Raus mit der Sprache. Was ist los?“ Eine Antwort bekam sie aber nicht. Glücklicherweise unterbrach Vincent die trübe Stimmung: „ Ach Schwesterherz, lass gut sein. Komme erst mal zu Hause an. Wir klären das später. Erzähl du uns lieber von deiner Reise.“ Dass ließ sich Charly natürlich nicht zweimal sagen und fing an, von der Toskana zu schwärmen. Sie plapperte die ganze Fahrt, unterhielt ihre Freunde köstlich, berichtete ihnen alles, ohne etwas auszulassen. Die zweistündige Autofahrt verging wie im Flug und so war Charly umso mehr erstaunt, als sie durch die Straßen von Blanberg fuhren. Vincent setzte Jan, Franz und Adam zu Hause ab und bog dann nach nur wenigen Minuten in die Hofeinfahrt der Familie Tenner ab. „Home sweet home“, zwinkerte Vincent seiner Schwester zu. Diese schloss die Augen einen Moment, schluckte den unsichtbaren Kloß in ihrem Hals herunter und atmete einmal tief durch. „Alles okay?“ fragte er Charly, der sie nachdenklich betrachtete und genau wusste, was in ihr vorging. „ Jap, alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Das was passiert ist, ist passiert, doch das ist nun Vergangenheit.“ Dankbar lächelte sie ihn an. Vincent hob ihre Tasche aus dem Kofferraum und stöhnte auf: „Sag mal Schwesterlein, hast du deinen ganzen Kleiderschrank hier drin verstaut oder warum ist deine Tasche so schwer?“ „ Du spinnst wohl. Da sind kaum Klamotten drin, sondern hauptsächlich Geschenke für euch.“, log sie und drückte ungeduldig auf den Klingelknopf. „ Das will ich mal schwer hoffen“, grinste Vincent und zog ihren Tasche über den Kies. Sie hörten Stimmen im Haus, die immer näher kamen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine ältere Frau namens Klara, mit strahlend grünen Augen stand vor ihnen. „ Oh mein Gott. Mein Engelchen ist wieder da! Komm, lass dich drücken“. „Hallo Omi. Schön dich wieder zu sehen!“ Nach einer großen Umarmung schaute Klara sie von oben bis unten an. „ Ach Engelchen. Gut siehst du aus. Die Sonne hat dir sichtlich gut getan. Du strahlst ja förmlich. Nur ein bisschen dünn bist du geworden. Hat deine Tante Conny dir denn nichts zu Essen gegeben?“- „ Ach quatsch. Tante Conny hat mich richtig verwöhnt. Italienisches Essen ist erstklassig. Aber an deine grandiosen Kochkünste kommt natürlich keiner heran“ , lachte Charly. „ Das geht ja runter wie Öl. So etwas hört man doch immer gern. Aber komm doch erst einmal rein und setz' dich. Du musst müde von deiner Reise sein. Und Hunger hast du bestimmt auch. Ich hab extra Kartoffelauflauf für dich gekocht, da du ja bestimmt keine Nudeln mehr sehen kannst.“ „Oma. Du bist und bleibst die Beste. Aber die Reise war doch ziemlich anstrengend und bin todmüde. Und großen Hunger habe ich eigentlich auch nicht. Aber dir kann man einfach nix abschlagen. Also her mit dem Essen!“ Charly, Vincent, Oma Klara und Thomas, ihr Vater saßen zusammen am Tisch und unterhielten sich angeregt und vergaßen dabei die Zeit. Charly fielen langsam die Augen zu. Sie verabschiedete sich von jedem mit einem Kuss auf die Wange und warf ein „Gute Nacht“ in die Runde. Als sie die Küche verlassen hatte, runzelte Klara nachdenklich die Stirn. „Ich hoffe, dass Charly sich wirklich erholt hat und nun die Vergangenheit hinter sich lässt. Es war für alle eine sehr schwere Zeit.

 

Der Raviolikampf

 

Charly schlug die Augen auf. In ihr breitete sich ein wohliges Gefühl aus. Ja, sie war endlich wieder zu Hause. Ihr Zimmer war unverändert. Sie hatte es genauso vorgefunden, wie sie es vor einem Jahr verlassen hatte. Die Wände strahlten eine gewisse Stimmung aus, in der sie sich geborgen fühlte. Auf ihrem weißen Schreibtisch sammelten sich mehrere Blätter und Zeichnungen von der Werkstatt. Ihr Kleiderschrank war nicht besonders groß, doch es reichte für ihre Klamotten. Charly legte keinen besonderen Wert auf Kleidung. Ihr war es egal, von welchem Label ihre Jeans war. Hauptsache es war praktisch und sie sah darin nicht wie ein alter Kartoffelsack aus. Doch ihr Heiligstes, war nicht der typische Schuhschrank, sondern ein sehr geräumiger Schrank erstreckte sich über eine komplette Wand. Sie öffnete langsam die Schiebetür, wobei ein sanftes Licht auf die Regale fiel. Da waren sie, ihre eigenen Schätze. Jeder, der etwas von Musik verstand, wäre bei diesem Anblick in Ohnmacht gefallen. CD's und Schallplatten, soweit das Auge reicht. Für jeden Musikgeschmack etwas dabei, sortiert in alphabetischer Reihenfolge. Sie war mächtig stolz auf ihre Sammlung. Sie zog eine größere Schublade auf, in der sich mehrere Ordner mit Noten befanden, sowie leere Notenblätter. Ein schwarzer, dicker Hefter fiel ihr dabei direkt ins Auge. Ihre Fingerspitzen fuhren über dessen Kanten. Sie hatte diesen seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr angerührt. Auch jetzt hatte sie keinen Mut dazu, durch die Seiten zu blättern. Zu viele Erinnerungen! Sie schloss den Schrank und blickte auf die Uhr. „Was?? Schon elf? Verdammt, ich schlafe doch sonst nie so lange. Das wirft wieder meinen ganzen Plan durcheinander.“ Charly zog sich rasch eine Shorts und ein Top an und eilte ins Badezimmer. Sie wusch sich das Gesicht, putzte die Zähne und kämmte durch ihre kurzen braunen Haare, bevor sie diese mit etwas Haargel wieder leicht zerstrubelte. Charly verzichtete wie auch sonst auf Make-up. Sie war nicht der Typ dafür und fühlte sich damit einfach nicht wohl. Und Dank ihrer Mutter hatte sie ein bildhübsches Gesicht, wo Make-up einfach Fehl an Platz war, wie sie fand. In der Küche traf sie auf Vincent, der genüsslich frühstückte. „ Guten Morgen Schwesterherz, schon so früh auf den Beinen?“, schmunzelte er. „ Haha, ich hab total verpennt. Dabei wollte ich so zeitig wie möglich bei Karl sein. Aber egal. Was machst du überhaupt hier. Haben sie dich aus der Uni geschmissen oder warum klebst du hier mit deinem Arsch fest und futterst unseren Kühlschrank leer?“- „Gönn' mir doch wenigstens meine Semesterferien. Aber gut, dass du es erwähnst. Du darfst heute den Großeinkauf machen. In der Vorratskammer kann man sogar schon das Echo hören, so leer ist es da.“ „ Klar, kein Problem. Dann bring ich dir gleich ein paar Diätpillen aus der Apotheke mit. Du hast ja ganz schön zugelegt, während ich weg war.“, lachte Charly und schlenderte mit einem Brot in der Hand zur Tür. Vincent nahm sich einen Apfel aus der Schale und warf ihn nach ihr. „Vergiss die Äpfel nicht!“ Charly blickte über ihre Schulter: „Apfeldiät, hm?“, und krachte die Tür ins Schloss, bevor sie noch Opfer der Obstattacke wurde. Vincent hatte ihr wirklich gefehlt. Er war ihre zweite bessere Hälfte, auch wenn sie sich gerne stichelten, doch das gehörte einfach zu dem Geschwisterdasein mit dazu. Er studierte schon 2 Jahre an der Uni der Nachbarstadt Sport. Die Geschwister teilten die Leidenschaft zur Musik schon seit Jahren und so gründeten Vincent, Adam, Jan und Franz eine Band namens "eXit". Charly war kein offizielles Mitglied der Band, diente aber als Beraterin in jeglichen Fragen, da sie ein wirklich gut ausgeprägtes Gespür für die Musik hatte. Charly schlug den Weg zu Karls Autowerkstatt ein, ihr alter Arbeitsplatz. Sie hoffte auf eine Wiedereinstellung. Vor einem Jahr hatte sie ihren Job ohne Vorwarnung einfach hingeschmissen, weil ihr alles zu viel wurde. Doch Charly war sich ihrer Sache sicher, denn Karl war wirklich ein Gutsmensch. Sie lief durch die alten Straßen von Blanberg. Nichts, ja wirklich nichts hatte sich hier verändert. Charly wohnte in Blanberg schon seit Geburt an. Sie liebte diese Kleinstadt, vorallem deren Einwohner. Die Tenners waren hier keine Unbekannten. Ganz im Gegenteil. Thomas Tenner, ihr Vater war Architekt und hatte nicht nur in Blanberg das ein oder andere Gebäude entworfen. Ihre Mutter Sophie war gebürtige Blanbergerin und war hauptberuflich als Krankenschwester tätig. Aber auch sie hatte einen Traum. Sie nahm in ihrer Jugend Gesangsunterricht, denn sie wollte mit ihrer Stimme und mit ihren Texten Menschen bewegen. Sie sang öfters auf Hochzeiten oder bei kleineren Stadtfesten. Sie träumte davon, mit dem Singen Geld zu verdienen, doch ihr Verstand siegte und so blieb das Singen ihr Hobby. Nach dem Brand der Tennerscheune und Sophies Tod waren viele Blanberger für die Tenners da und boten ihre Hilfe an und versorgten sie rund um die Uhr. Durch Charlys offene und umgängliche Art, mit denen sie den Leuten öfters ein Lächeln auf die Lippen zauberte, war sie in Blanberg durchaus beliebt. Charly konnte schon von weitem Karls Werbeschild für die Autowerkstatt sehen und es ließ sie schmunzeln. Sie freute sich auf die Arbeit mit Karl und vor allem mit den Autos. Sie war sich keineswegs zu schade, sich die Hände schmutzig zu machen. Charly betrat die Werkstatt und sah sich nach Karl um. Die Motorhaube eines alten Geländewagens war geöffnet und Karls Kopf war darin verschwunden. Sie trat an ihn leise heran und hörte Karl vor sich hin brummen. „ Na, mal wieder in Selbstgespräche vertieft?“ Karl zuckte merklich zusammen und sein Kopf schoss wie ein Blitz nach oben, wobei er sich den Kopf an der Motorhaube stieß. „Verdammt noch mal. Was soll das...Charly? Du bist schon zurück? Wie kannst du nur einen alten Mann wie mich so erschrecken? Wegen dir werde ich noch vor Schreck an einem Herzinfarkt sterben“ grinste er und rieb sich seinen Hinterkopf. „ Ach quatsch. Guck dich doch an. Du bist noch jung und gelenkig. So schnell wird dich schon nix umhauen“, sagte Charly mit gespieltem Ernst, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Jetzt erzähl doch schon. Wie war Italien?“ Sie setzten sich und Charly berichtete ihm ausführlich ihre Erlebnisse. Dabei vergaßen sie mal wieder völlig die Zeit. Als sie geendet hatte, wurde sie wieder ernst. „Karl, es tut mir unendlich Leid, dass ich ohne Vorwarnung einfach abgehauen bin, aber es wurde mir hier alles zu viel. Deswegen bin ich dir auch nicht böse, wenn du ablehnst. Aber ich wollte dich fragen, ob ich hier wieder anfangen kann.“ „Ich dachte, du fragst nie. Ich bin schon ganz nervös geworden. Natürlich kannst du wieder in der Werkstatt einsteigen. Was für eine Frage. Ich gebe zu, ich habe die Zusammenarbeit mit dir wirklich vermisst.“ Charly sprang auf und fiel ihm um den Hals. „Du bist der Beste“, und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Aber unter einer Bedingung“, konterte er, „du räumst dein Schätzchen aus der Garage. Es nimmt mir hier nur Platz weg. Falls nicht, verkauf ich es. Ich hatte hier schon mehrere Interessenten, die ihre Schecks wortwörtlich vor meiner Nase gewedelt haben.“- „Nie im Leben“, platzte es aus Charly heraus und machte sich am Garagentor zu schaffen. Dort stand er nun. Ihr schwarzer Ford Mustang glänzte wie noch nie zuvor. Ein weißer dicker Streifen durchzog sich von der Motohaube bis zur Stoßstange, der vor ihrer Abreise noch nicht dagewesen war. Es fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. Genauso hatte sie sich ihr Auto schon immer vorgestellt. „Karl aber...“stotterte sie. „Lass mich diesen Augeblick nur kurz festhalten. Es ist schon sehr selten, dass Charly Tenner sprachlos ist. Aber bedanke dich bei deinen Männern. Es war ihre Idee und haben mich mit ihren Argumenten überzeugt. Wir alle wissen, dass das dein Wunsch war, ihn neu zu lackieren. Nennen wir es ein Willkommensgeschenk.“ Die junge Frau strahlte über beide Ohren. „Ein besseres Geschenk hättet ihr mir nicht machen können. Ich danke euch“ und fiel ihrem Chef zum zweiten mal um den Hals. Danach verabschiedeten sie sich voneinander und Charly fuhr ihren Wagen aus der Werkstatt. Ihr nächstes Ziel war das Café, in dem Jan arbeitete. Das Lokal war einer ihrer Lieblingsplätze in Blanberg. Dort traf sich wirklich jeder, egal ob nur zum Kaffee trinken oder um den neusten Klatsch zu verbreiten. Charly parkte direkt vor der Ladentür. Als sie anschließend das Café betrat, verstummten alle Gespräche und jeder wandte den Kopf zum Eingang. „Tja ich merk schon. Es hat sich hier wirklich nichts verändert!“ durchbrach Charly schmunzelnd die Stille. Ein Raunen ging durch den Raum und schon sprangen die Ersten auf, um sie zu begrüßen. Nachdem sich die Aufregung um sie langsam gelegt hatte, trat sie an den Tresen, beachtete aber den jungen Mann neben ihr nicht weiter, der das ganze Geschehen beobachtet hatte und sich jetzt wieder mit Jan angeregt unterhielt. Charly lehnte sich kurz über den Tresen und gab ihrem Kumpel wie üblich einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Hey Kleine“ begrüßte er sie und stellte ihr einen Pappbecher dampfenden Kakao vor die Nase. „Einen extra großen Kakao mit Sahne zum mitnehmen, wie immer“, bestätigte er ihr. „Du hast es nicht vergessen, Jan?“- „Dich und deine Marotten kann man doch einfach nicht vergessen“,antwortete er. Charly bemerkte nicht, wie Jan nervös zwischen ihr und dem Mann neben ihr hin und her blickte. Ihm war die Situation etwas unangenehm, doch zum Glück blieb seiner Nervösität von beiden unbemerkt. Sie bedankte sich und schob das Geld über den Tresen und verabschiedete sich mit einem ' Bis später'. Zufrieden ließ sie sich mit samt Kakao ins Auto fallen und fuhr Richtung Supermarkt. Sie musste dringend die Vorratskammer zu Hause wieder auffüllen, denn diese hatte weiß Gott schon bessere Zeiten gesehen. So schlenderte Charly also mit einem schon gut gefüllten Einkaufswagen durch die Regale. Sie warf alles rein, was man so gebrauchen könnte. Sie brauchte Ravioli und zwar diese aus der Dose. Jeder würde hier jetzt die Nase rümpfen, doch sie liebte Dosenravioli. Generell aß sie viele ungesunde Sachen, denn zum kochen mit frischen Zutaten war sie erstens zu faul und zweites fehlte ihr dazu das Talent. In der Küche hatte sie zwei linke Hände. Trotz alledem war sie mit ihrer Figur mehr als zufrieden. Den Genen sei Dank! Sie fand ihre Ravioli im obersten Regal. Charly hüpfte auf und ab, konnte aber die Dose einfach nicht erreichen. Verdammt, dabei war sie doch für ihre 1,70m nicht so klein. Ein junger Mann trat nun plötzlich neben sie und beobachtete das Spektakel. Er musste sich noch nicht einmal strecken und hatte die Dose in der Hand: „Dosenravioli hm?“ Er zog spöttisch die Augenbrauen nach oben. „Das Wundermittel schlechthin nach einer langen Partynacht. Gut gegen Kater am Morgen“, antwortete sie, während sie sich langsam zu ihrem Dosenretter umdrehte. Charly staunte nicht schlecht über den Anblick, den er ihr gab, ließ sich aber nichts anmerken. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern wo genau. „Da gibt es weitaus bessere Methoden, vor allem gesündere“, sagte er knapp und ging an ihr vorbei. Noch nie hatte jemand sie einfach so stehen gelassen „...vor allem gesündere...“ äffte sie ihn nach. Der Typ konnte ihr gestohlen bleiben, denn er hatte sich soeben bei ihr unbeliebt gemacht. Sie starrte auf ihre Liste, was sie noch alles benötigte. Verdammt, wo zum Teufel sind nun ihre Ravioli abgeblieben? Nicht etwa...oh nein...das fehlte ihr noch. Noch nie ist sie einem Typen hinterher gerannt. Ein Blick hoch zum Regal verriet ihr, dass ihr wohl keine andere Möglichkeit blieb, als ihm zu folgen, denn ohne Ravioli würde sie den Supermarkt nicht verlassen. Charly stemmte sich gegen ihren Einkaufswagen, der langsam an Geschwindigkeit aufnahm. Kurz über den kleinen Rollen, war eine schmale Schiene angebracht, auf die sie sich nun stellte. Es musste ein wunderbares Bild abgeben, wie die kleine Tenner quer durch den Supermarkt auf ihren Einkaufswagen raste. Einige der Mitarbeiter warfen ihr einen grimmigen Blick zu. Sie schaute kurz über die Schulter und bemerkte deshalb nicht, wie sich etwas vor ihr in den Gang schob. Ihr Kopf wandte sich nun wieder nach vorn und so schnell wie es ihre Reaktion zuließ, sprang sie von ihrem Wagen um ihn abzubremsen. Doch dieser war zu schnell und so knallte sie in den Einkauf ihres Vordermanns. Natürlich war es kein Anderer, als der, der sich mit ihrer Dose aus dem Staub gemacht hatte. „Was fällt dir ein, einfach meine Ravioli mitzunehmen. Die gehören mir“, funkelte sie ihn wütend an. Doch ihr Gegenüber schmunzelte sie an. „Wenn ich dir einen Rat geben darf. Iss mehr Gemüse, dann wächst du noch ein Stück, um auch an die letzte Dose im Regal zu kommen. An der Menge scheint es ja nicht zu liegen“ und blickte skeptisch auf die Menge an Lebensmittel, die sich in ihrem Korb befanden. „Tja, ich vertrage es wenigstens, nicht so wie andere Personen hier“ grinste sie ihn frech an. „Psst...nicht so laut. Die pummelige Frau an der Ecke fühlt sich schon angesprochen“ lachte er. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, riss aber im selben Moment ihm die Dose aus der Hand. Ohne ihn noch einmal anzusehen, wandte sie sich um und stolzierte davon. „Nichts zu danken, Ravioli“ rief er hinter ihr her. Das letzte, was er von ihr sah, war ihr Mittelfinger, der eindeutig für ihn bestimmt war.

In einer anderen Liga

 

„...ich will ja nichts sagen, aber die Tage deiner Karre sind gezählt. Das du noch freiwillig damit draußen rumfährst..“- „ Deswegen sollst du ja auch deinen Kennerblick mal schweifen lassen, Charly. Vielleicht kannst du noch was retten.“, antwortete Jan hastig. „Na von mir aus“ knurrte Charly, schnappte sich ein Rollbrett aus ihrem Wagen und warf sich unter Jans Auto. „Ich hab etwas gut bei dir!“ rief sie ihm hinterher, doch darauf lachte er nur laut auf und verschwand im Haus zur Bandbesprechung. Ein innerer Schalter klickte nun bei Charly um. Nun war sie wieder in ihrem Element. Sie atmete tief den Geruch von Motoröl und Benzin ein und entspannte sich. Das war es, was sie in Italien so schrecklich vermisst hatte. Sie summte leise Chopins Nocturne Op.9/ No 2 vor sich hin und vertiefte sich in ihre Arbeit. Ab und zu rollte sie unter den Wagen hervor, um Werkzeug aus ihrer Schrauberkiste, wie sie es nannte, zu holen. Gerade wollt sie wieder nach etwas greifen, als sie neben sich ein Paar blaue Sneakers stehen sah. Charly liebte es, Leute zu erschrecken, wenn sie unter Autos lag. Denn damit rechneten die Wenigsten. „He Schuhgröße 43. Mach dich mal nützlich und reiche mir mal den Achtzehner“ rief sie laut und deutlich. Normalerweise zuckten die Angesprochenen merklich zusammen, doch dieser schien ein gröberer Brocken zu sein. Leider konnte sie außer den Schuhen ihres Gegenübers nichts sehen. Sie streckte ihren Arm aus und wartete auf ihren Schraubenschlüssel. Endlich fühlte sie den harten, kalten Stahl in der Hand und zog ihren Arm wieder zurück. Sie setzte ihn an, doch plötzlich hielt sie inne. „He 43..ich wollte den Achtzehner, nicht den...“Charlys Beschimpfungen wurden von einer ins Schloss krachenden Tür unterbrochen. „Penner“ murmelte sie vor sich hin und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Nach einer ganzen Weile schwang Charly sich endgültig auf und drehte gespannt den Zündschlüssel ins Schloss und Jans heißgeliebtes Fahrzeug sprang an. Da sie der Meinung war, das eine Testfahrt nach jeder Reparatur nötig sei, schwang sie sich ins Auto und fuhr davon.

 

„Und Leo? Hast du dich schon eingelebt“? fragte Vincent, nachdem er ein paar Notenblätter beiseite legte. Adam, Jan, Franz, Vincent und Leo, ihr Neuzugang trafen sich regelmäßig, um ihre neusten Ideen der Band vorzustellen. „Jep, es läuft bestens. Und seit dem ich erfahren habe, dass ich die Stelle im Club bekommen habe, könnte es mir nicht besser gehen“ grinste Leo in die Runde. Er war froh, dass er etwas gefunden hatte, mit dem er sich sein Studium finanzieren konnte. Er hatte Vincent zufällig auf dem Campus kennen gelernt und die beiden haben sich sofort gut verstanden. Von ihm hatte er auch den Tipp bekommen, dass ein Kumpel von ihm schon seit längerem einen neuen Mitbewohner sucht. Nur ein Anruf genügte und er hatte auch eine neue Wohnung gefunden. „Ich bemitleide dich jetzt schon Leo. Ich würde nie freiwillig mit Adam zusammenziehen wollen. Er spaziert gerne auch mal nackt durch die Wohnung, habe ich mir sagen lassen“ prustete Franz und hielt sich vor Lachen den Bauch. „Tja ich hab mir aber sagen lassen, dass Frauen darauf stehen sollen“ konterte Adam. „ Wir werden die nächste Frau, die uns über den Weg läuft einfach einmal danach fragen!“ Das Klingeln von Franz' Handy unterbrach für einen Moment die Diskussion. „Hey Charly, was gibt’s? Du bist schon 'ne ganze Weile unterwegs. Wir warten schon auf dich...Jungs, Bock auf Pizza?“ Franz bekam ein eifriges Nicken als Antwort. „Ja, die Männer haben Hunger, wie immer. Ach und Charly? Bring bitte eine mehr mit...weil ich heute extra großen Hunger habe, du kennst mich doch..okay bis gleich..“ Franz legte auf und warf sein Handy auf den Tisch, der in der Mitte der Sofas stand.

Leo, der das Telefonat aufmerksam verfolgt hatte, fragte: „ Wer ist denn Charly?“- „ Charly ist der beste Kumpel den Mann sich vorstellen kann, mal abgesehen von euch Jungs. Vincent und Charly sind Geschwister und ist der Profi unter uns, wenn es um Autos geht. Wenn also deine Karre mal einen Ölwechsel braucht, frag Charly“ schwärmte Jan. „ Charly hat ein unglaubliches Gespür für die Musik und somit immer einen Rat oder eine Idee, wenn wir ein Problem in der Band haben oder einfach nicht weiterkommen..“ ergänzte Vincent. Man konnte es Leo regelrecht ansehen, dass er sich über das Gesagt seiner Freunde wunderte. Wer zum Teufel war dieser Charly, von denen sie in allen Tönen lobten? Es kam ihm ein wenig merwürdig vor, dass er Charly noch nie zuvor gesehen hatte, wenn doch jeder ein Loblied von ihm singen konnte. Vincent, dem Leos nachdenkliches Gesicht nicht entgangen war, meinte schmunzelnd: „ Du wirst es gleich verstehen...“ In diesem Moment hörten die Jungs ein Wagen vorfahren. Franz sprang auf und eilte zur Tür, um diese zu öffnen, bevor Charly klingeln musste. Er begrüßte sie herzlich, nahm ihr auch sogleich die Pizzakartons aus der Hand und balancierte sie zurück ins Wohnzimmer. Charly verschwand noch einmal kurz und betrat die Wohnung dann erneut mit einem Kasten Bier. Sie stand noch nicht einmal mit einem Fuß im Wohnzimmer, als ihr der Kasten aus den Händen rutschte und mit einem Knall auf dem Boden aufsetzte. Sie starrte nur den dunkelhaarigen Typen an, der es sich auf IHREM Lieblingssessel gemütlich gemacht hatte. Was zum Teufel wollte dieser Kerl aus dem Supermarkt hier? Jan, der ihren entgeisterten Blick bemerkt hatte, versuchte die Stimmung im Raum zu lockern. „Charly, du weißt wirklich, wie man einen Mann glücklich macht. Pizza und Bier. So muss es im Himmel sein“ schmunzelte er. Seine Absicht verfehlte nicht ihre Wirkung und Charly wandte sich nun an ihre Freunde, die sie wie immer umarmend begrüßte. Dem Fremden streckte sie die Hand entgegen: „Hi..ich bin Charly. Aber wir kennen uns ja schon“ sagte sie kühl und verschwand Richtung Küche, ohne eine Antwort abzuwarten. Leo hatte ihr regelrecht hinterher gestarrt. Das war also Charly. Nicht der unglaublich talentierte Typ, wie er es nach den Geschichten der Jungs zufolge gedacht hatte.Er war davon ausgegangen, dass Charly ein Männername war. Nein. Charly war die selbstbewusste, taffe, junge Frau aus dem Café und dem Supermarkt. Sie saß ihm nun schräg gegenüber und unterhielt sich angeregt mit den anderen. Sie trug ein enges, weißes Shirt und dazu blaue Hotpants, in der ihre Beine einfach unglaublich aussahen. Er erkannte eine große Narbe an ihrer Wade. Ihre Haare standen verstrubelt vom Kopf, was sie wirklich niedlich aussehen ließ. Auf ihrer Stirn und ihren Wangen befanden sie einige dunkle Schmierstellen..dachte sich aber nichts dabei. Das war also die verrückte Raviolibraut. Bei diesem Gedanken musste er lächeln.

„Erde an Leo..deine Pizza wird kalt. Wenn du die nicht willst, dann esse ich sie..“ murmelte Vincent mit vollem Mund. Alle Blicke wandten sich zu ihm, außer Charly. Die beschäftigte sich mit voller Hingabe ihrem Essen. Sie hatte schon mehr als die Hälfte der Pizza verschlungen, doch ihr Hunger schien noch lange nicht gestillt zu sein. Wie konnte so eine kleine, zierliche Frau nur so viel essen? Leo war in der Vergangenheit nur Frauen begegnet, die sehr auf ihre Figur achteten und nur mit Mühe eine halbe Pizza geschafft hätten. Diese Size-Zero-Gestalten wollten perfekt in der Öffentlichkeit auftreten, um auf sich aufmerksam zu machen. Schönheit, Macht und Geld war das einzige, was für sie zählte. Und genau in dieser Welt ist er aufgewachsen und wurde nach diesen Regeln erzogen.

„Will noch jemand etwas zu trinken?“, fragte Charly in die Runde und stand auf. Sie bekam wie erwartet ein einstimmiges 'Ja' als Antwort und verschwand in der Küche. Vincent warf seinen leeren Pizzakarton auf den Boden und schaute nun Leo ernst an. „ Leo, du solltest einiges über Charly wissen. Sie ist nicht wie die anderen Mädchen. Sie ist was besonderes und das sage ich jetzt nicht nur weil sie meine Schwester ist. Die letzten Jahre waren für sie nicht ganz einfach, denn sie hat einiges durchgemacht. Aus diesem Grund hat sie sich eine Art Mauer um sich herum aufgebaut, um sich zu schützen. Ein Fremder, wie du es für sie bist, hat es nicht ganz so leicht, diese besagte Mauer zu überwinden. Beachte das bitte und wende dich nicht an die Methode á la Durchschlaghammer. Solltest du trotz alledem ihr in irgendeiner Art und Weise wehtun, wirst du keine ruhige Minute mehr haben.“ Leo nickte wissentlich und musste nicht lange überlegen, was passieren würde, wenn man Charly verletzte. „Danke für die Info, aber warum erzählst du mir das? Ich würde nie auf die Idee kommen, irgendjemanden weh zu tun.“ Franz lachte bitter auf: „Du bist nicht der Erste, der das sagt. Aber keine Sorge. Du bist echt in Ordnung. Aber am besten lässt du gleich die Finger von ihr, denn die verbrennst du dir nur. Charly spielt schon lange in einer anderen Liga.“

 

 

Vincents Date

Charly lebte sich wieder schnell zu Hause ein. Ihre Arbeit in der Werkstatt achte ihr sehr viel Spaß. Sie konne es immer noch nicht glauben, wie sie es ein Jahr ohne den Geruch von Motorenöl und Benzin ausgehalten hat. Karls Stammkunden waren mehr als zufrieden mit Charlys Arbeit und so blieben sie die eine oder andere Minute länger in der Werkstatt für einen kurzen Plausch. " Es freut mich, dass du wieder in Blanberg bist, Charly", sagte Herr Fröhlich freundlich. Vor ein paar Jahren hatte Herr Fröhlich in der Firma ihres Großvaters gearbeitet. Sie hatten sich sehr gut verstanden und bald wurde daraus ein echte Männerfreundschaft. Die beiden teilten sich die Leidenschaft des Golfen. "Ja, es ist schön wieder zu Hause zu sein. Irgendwie hab ich das alles hier vermisst. Aber sagen sie mal, wie geht es denn ihrer Frau Gerta. Wird sie denn noch tagsüber von der "Linde" betreut?" Die "goldene Linde" war das Alten- und Pflegeheim in Blanberg. Sie begleitete manchmal ihre Mutter dahin, die öfters deren Bewohner aufgrund ihrer Arbeit besuchte. "Ja, Gerta ist tagsüber noch dort. Ihr geht es einigermaßen gut, doch der Herzinfarkt damals hatte sie ganz schön mitgenommen." "Dann richten sie ihrer Frau mal die besten Grüße aus. Wenn ich Zeit finde, werde ich der "Linde" mal einen Besuch abstatten", lächelte sie. "Ach Kindchen, sie wollen doch nicht wirklich ihre Freizeit mit uns alten Schachteln verbringen" , rief Herr Fröhlich empört. "Von wegen alte Schachteln, sehen sie sich doch an, Herr Fröhlich. Man könnte meinen, sie sind noch gar nicht 77, eher 55. So wie sie aussehen, können sie noch locker das Tanzbein schwingen." Ihr Gegenüber lachte verlegen:" Das ich dass noch mal erleben darf, dass eine junge, hübsche Frau so mit mir spricht. Aber apropos Tanzbein. Ich hoffe, sie reservieren mir einen Tanz für den achten August?" Charly zuckte bei dem Datum kurz zusammen. Der 8. August war der Todestag ihrer Mutter. Und dieses Jahr feierte Holger Reisner, ihr Großvater, dass 50-jährige Firmenbestehen der Reisner-Group, die größte Stahlproduktionsfirma der Region. Und genau diese Feier fiel auf den achten August.
 "Ich weiß noch nicht, ob ich mit meiner Anwesenheit dort glänzen kann. Sie wissen...der Todestag meiner Mutter. Aber wenn ich kommen sollte, dann stehen sie ganz oben auf meiner Liste, Herr Fröhlich", nickte sie. Er legte freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter. "Überlege es dir in Ruhe. Du hast ja noch ein paar Wochen Zeit. Holger würde sich wirklich darüber freuen. Vielen Dank für die Reparatur!" Er verabschiedete sich und ließ eine nachdenkliche Chalry zurück. Herr Fröhlich hatte Recht. Sie musste sich jetzt noch nicht entscheiden.

Kaum hatte die Woche angefangen, war auch schon wieder Wochenende. Samstags war Karls Werkstatt geschlossen. Charly freute sich auf ihren ersten freien Tag, denn dann konnte sie sich endlich wieder ihrer Musik widmen. Sie saß frisch geduscht im Schneidersitz in ihrem Zimmer. Überall auf dem Fußboden lagen CD's und Platten verstreut und das Chaos in Person saß mittendrinn. Sie schob eine CD nach der anderen in ihre Anlage und lehnte sich entspannt zurück. Alle Gedanken wurden nun ausgeblendet, denn Charly  wollte sich nur auf die Musik konzentrieren. Doch nach nur wenigen Minuten holte sie das Klingeln der Haustür aus Ihrer Trance. Wenn sie etwas hasste, das war es, wenn man sie bei ihrer Musik störte. Genervt trottete Charly zur Tür und riss sie grob auf. Leo hatte nicht mit so viel Elan gerechnet und ging vorsichtshalber einen Schritt nach hinten. "Ähm...hi.. ich wusste gar nicht, dass du auch hier wohnst." "Na, jetzt weißt du es ja. Immerhin bin ich Vincents Schwester, schon vergessen? Also schieß los. Du bist wohl nicht ohne Grund hier oder?" fragte sie kühl. Seit Charly erfahren hatte, dass Leo das neue Bandmitglied war, war sie nicht gut auf ihn zu sprechen. Sie konnte ihn nicht leiden, wie auch seine Vorgänger. Alle hielten viel zu viel von sich, dachten, sie hätten Ahnung von Musik und prahlten vor ihren Freunden, der neue Leadsänger zu sein. Doch jeder von ihnen war entweder eine Lachnummer oder passten einfach nicht in die Band. Leo, der ihre kühle Umgangsweise einfach ignorierte frage: "Ich bin eigentlich mit Vincent verabredet. Ist er da?" "Nope!" "Okay, ich bin auch etwas früh dran. Kann ich hier auf ihn warten?" "Vom mir aus" antwortete sie genervt und ließ ihn einfach an der Tür stehen. Am Treppenabsatz wandte sie sich nochmal um. "Du kannst in seinem Zimmer warten, wenn du willst." Mit diesen Worten verschwand sie nach oben und verkroch sich in ihr Zimmer. Die schlechte Laune verflog so schnell wie sie gekommen war. Solange niemand im Haus war, drehte sie die Musik deutlich lauter. Ein Blick über ihre Plattensammlung verriet ihr, dass zwei Platten fehlten. Das konnte nur eins bedeuten. Vincent. Nur er hatte das Recht in ihrer Sammlung zu schnüffeln. Vor sich hin summend schlenderte sie in Vincents Zimmer, welches genau ihrem gegenüber lag. Leo lehnte lässig im Sessel und blätterte in einem Sportmagazin. Charly schenkte ihm kaum Beachtung und durchsuchte Vincents Musiksammlung. Als sie dort nicht fündig wurde, durchforstete sie seinen Schreibtisch, doch das Gesuchte blieb verschollen. Leo, der das Treiben grinsend verfolgte, als Charly halb unterm Bett lag, fragte: "Sag mal, suchst du was Bestimmtes. Vielleicht kann ich dir helfen?" "Nein danke. Ich brauch keine Hilfe. Ich komm schon klar" kam es unter dem Bett hervor. Leo zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Magazin zu. "Boar Vincent. Du bist so ein Drecksack. Schon mal was vom Staubsaugen gehört?" Charly verzog angewidert das Gesicht und drehte sich automatisch auf die Seite.Doch sofort bereute sie ihre Entscheidung. Sie steckte fest und das unter dem verstaubten Bett ihres Bruders. "Oh oh...gar nicht gut. Ähm..Leo? Könntest du mir vielleicht doch helfen? Ich stecke fest!" Leos Augen schauten über den oberen Rand der Zeitschrift und diesen Anblick vor sich würde er nicht so schnell wieder vergessen. Lachend erhob er sich und kniete sich neben das Bett. Er packte das zierliche Fußgelenk und zog etwas daran. Doch Charly bewegte sich keinen Zentimeter. "Verdammt. Zieh einfach stärker dran. Du wirst mir schon das Bein nicht ausreißen", knurrte sie. Er befolgte ihren Rat und tatäschlich. Nach nur wenigen Sekunden lag eine komplett verstaubte Charly vor seinen Füßen. Leo hielt ihr die Hand hin und Charly ergriff sie dankbar. Sie klopfte sich den Staub von den Klamotten, wobei ihr Blick nach oben glitt. Ein breites Grinsen zauberte sich auf ihr Gesicht. "Suchobjekt gefunden!" Vincents Bürostuhl wurde an das große Regal geschoben und Charly krabbelte flink darauf. Doch auch mit Hilfe des Stuhls gelang sie einfach nicht an die Platten. Doch mit den Armlehnen müsste es klappen. Mit wenig Eleganz balancierte Charly nun auf Zehenspitzen auf den Armlehnen. Nur ein Griff genügte und ihre Platten waren wieder in ihrem Besitz. Doch das erneute Klingeln der Haustür riss sie aus der Konzentration. Ihr linker Fuß rutschte ab und das Gleichgewicht wurde dadurch mächtig durcheinander gebracht. Der Stuhl rutschte unter ihren Beinen weg. Doch bevor sie mal wieder Bekanntschaft mit dem harten Fußboden machte, konnte Leo sie gerade noch auffangen. War ja klar. Der Retter in der Not ist immer zur Stelle! Er soll sich jetzt gar nicht erst aufspielen. Charly riss sich von ihm los, murmelte ohne ihren "Retter" anzuschauen ein leises "Danke" und machte sich auf den Weg zur Haustür. "Sorry Schwesterherz. Hab meine Schlüssel vergessen", begrüsste Vincent sie. "Es hat sich wirklich nichts geändert, seitdem ich weg war. Noch nicht einmal dein Putzfimmel. Sag mal, hast du jemals einen Staubsauger in der Hand gehabt?" "Klar, ich durfte dich doch früher immer retten, denn der Staubsauger und ich haben Mut und Tatkraft bewiesen, um die holde Maid aus den schrecklichen Klauen der Killerspinnen zu befreien" meinte Vincent amüsiert und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. "He..das ist überhaupt nicht witzig. Ach übrigens, dein Date wartet oben in deinem Zimmer auf dich." "Oh gut, er ist schon da. Sag ihm bitte, ich komme gleich. Ich springe nur noch schnell unter die Dusche." Vincent wandte sich ab und verließ die Küche. "Sags ihm doch selber. Immerhin ist er dein Gast und nicht meiner!" rief sie ihm hinterher. "Ich will mein Date noch nicht mit meinem lieblichen Duft von Schweiß betören. Soweit sind wir noch nicht", konnte Charly ihren Bruder lachen hören. Charly verdrehte die Augen und huschte die Treppe wieder hinauf. Ihre Zimmertür stand sperrangelweit offen und der von ihr nicht gemochte Gast stand mitten im Chaos, welches sie zuvor hinterlassen hatte. Sie trat wütend hinter Leo: "Sehr geehrte Damen und Herren. Auf der rechten Seite befindet sich das Fenster, aus welchem man einen wunderbaren Ausblick auf die Wiesen und Felder von Blanberg hat. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich, wie sie sehen eine Hängematte, die gern zu einem kleinen Schläfchen einlädt. Doch das Beste kommt zum Schluss. Wenn sie sich jetzt 180 Grad drehen, sehen sie ein rechteckförmiges Loch in der Wand, welches der Maurer freundlicherweise freigelassen hat. Dieses Loch wird normalerweise von einer in der selben Form geprägten, hölzernen Tür verschlossen, welches zu dem Zweck dient, unbefugte Personen den Eintritt zu verwehren. Ein technisches Meisterwerk. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. Die Tour ist hiermit beendet." Charly funkelte ihn mit grimmigen Augen an, doch Leo reagierte nur mit einem Applaus. "Ich, für meinen Geschmack, finde diese Hängematte ausgezeichnet. Ob sie auch wirklich gut für ein kleines Nickerchen gemacht ist? Ich kann einem Test einfach nicht widerstehen." Charly stellte sich ihm in den Weg und bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust. "Unterstehe dich. Dein Date ist nur kurz unter der Dusche. Du wartest am besten in der Küche auf ihn. Den Weg dahin kennst du ja." Sie deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Tür. Leo hob abwehrend die Hände. "Schon gut,schon gut Ravioli. Ich wollte dir auch eigentlich nur deine Platten geben, die du bei deinem grazilen Abgang vom Stuhl verloren hast." Er legte beide Platten auf den Tisch neben ihn und ging aus dem Zimmer. Im Türrahmen blieb er noch einmal kurz stehen und wandte sich zu Charly. "Vielen Dank für die Führung. Es war hochinteressant." "Immer wieder gern", antwortete sie mit einem gespielten Lächeln. Leo zwinkerte ihr kurz zu, bevor er in der Küche verschwand.

Die Schlacht

Der Sommer in Blanberg ist zwar nicht ganz so schön wie in der Toskana, aber die Sonne prickelt trotzdem genießerisch auf der Haut. Charly hatte es sich auf der Hollywoodschaukel unter dem Sonnensegel bequem gemacht und sortierte ihre Fotos aus Italien. In dieser Hinsicht war sie noch etwas altmodisch und digitalisierte ihre Fotos nicht. Sie wollte etwas in der Hand haben. Denn sie war der Meinung, dass auf der Festplatte abgespeicherten Bilder seltener angeschaut wurden, als die man in einem Album fein säuberlich sortiert hat. Zu Schade um die schönen Erinnerungen.

Mit einem Bein im Wassereimer baumelnd, träumte sie vor sich hin, als Vincent sich vor ihr aufbaute. "Hey, geh mir aus der Sonne", doch sie hielt inne, als sie den 2 Liter Behälter Vanilleeis in seinen Händen sah. "Hier, wir dachten du möchtest vielleicht aus etwas. Leo und ich haben uns gerade die Schüsseln damit gefüllt. Die Schüssel musst du aber selbst holen." "Blödsinn! Wer brauch schon eine Schüssel, wenn es ein Löffel auch tut." Mit diesen Worten riss sie Vincent den Löffel und das Eis aus den Händen und schlemmte los. Die Liebe zu Eis hatte sie von ihrer Mutter. Als sie mit Charly schwanger war, saß sie oft mit einem ganzen Eimer voller Eis vor dem Fernseher und schaufelte Löffel für Löffel in sich hinein. Ihr Vater konnte nur dabei den Kopf schütteln, denn schwangeren Frauen sollte man nichts streitig machen, sonst können sie zu richtigen Biestern werden.

Die Packung war bis auf den letzten Tropfen ausgekratzt und Charly war es nun nach einem Schläfchen zumute, denn viel bewegen konnte sie sich nach der Schlemmerei eh nicht. Kaum hatte sie die Beine hochgelegt, war sie auch schon eingenickt. Es gab nichts besseres, als ein kleines Schläfchen in der Sonne. Angst sich zu Verbrennen brauchte sie nicht zu haben, denn in Italien hatte eine schon eine gesunde Bräune bekommen.

 

Charlys Nickerchen fiel nicht ganz so lang aus wie erhofft. Ein kräftiger Stoß erschütterte die Schaukel, auf der sie schlief. Dabei erschrak sie sich so sehr, dass sie benommen von der Schaukel fiel. So schnell wie sie eingeschlafen war, war sie auch wieder wach. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie noch Vincents Fußball davonrollen sehen. Vincent selbst hatte sich sein Tshirt über den Kopf gezogen, wie es manche Fußballspieler taten, die bei einem Tor jubelten. Er rannte wie ein Irrer durch den Garten und bejubelte sich selbst für seinen Schuss. Mit ein paar Grasflecken mehr auf der Stirn, wollte Charly die Situation nicht ungenutzt lassen und schnappte sich den Wassereimer, der ihr vorhin eine Erfrischung bot. Leo wusste sofort, was sie vor hatte und machte sich langsam aus dem Staub. Bevor er seinen Freund noch warnen konnte, war Charly schon hinter ihn getreten und goss mit einem Siegerlächeln den Eimer über ihn aus. Vincent wusste nicht was ihm geschieht und riss sich das Tshirt vom Kopf. Leo hielt sich den Bauch vor lachen, denn das Schauspiel , welches ihm geboten wurde, war einfach zu köstlich. Doch auch er blieb nicht lange trocken und der Garten der Tenners bot sich als Schauplatz einer Wasserschlacht bestens an.

 

"Vincent? Wie lang brauchst du denn noch? Ich müsste auch noch mal ins Badezimmer. Also sei nicht so eitel und komm raus." Charly trommelte schon eine gefühlte Ewigkeit an die Badezimmertür, bevor Vincent es endlich freigab. Es gleich einer Saunalandschaft. Man konnte kaum die eigene Hand vor den Augen erkennen. Sie drehte das warme Wasser in der Dusche auf und verkürzte sich die Wartezeit damit, die Fußballsocken ihres Bruders mit abgespreizten Fingern in den Wäschekorb zu balancieren. Als sie fertig geduscht hatte, wickelte Charly sie in ein großes Handtuch und betrachtete sich im Spiegel. Zumindest das, was man erkennen konnte. Sie liebte es, beschlagene Fenster und Spiegel zu bekritzeln. Meistens waren es Gesichter oder sie schrieb ihren Namen mit besonders kunstvollen Bögen. Nur um ihr Kunstwerk dann wegzuwischen, um sich ihrer selbst zu widmen. Die Jungs und sie wollten heute Abend den Club unsicher machen. Das erste Mal seitdem sie wieder zu Hause war. Also wuschelte sich ihre Haare mit etwas Haargel und tuschte sich ihre Wimpern leicht. Mehr war nicht notwendig. Sie schlüpfte in eine lange, graue Jeans und in ein schwarzes Oberteil, welches ihr bis über den Po reichte.

In ihrem Zimmer suchte sie das Nötigste für ihre kleine Tasche die sie mitnahm und gab Vincent Bescheid, dass sie fertig und abfahrbereit wäre. Charly zog sich ihre Jacke über und fuhr ihr Auto aus der Garage. Vincent schwang sich auf den Beifahrersitz und grinste seine Schwester auffordernd an. Sie wusste sofort Bescheid. Immer wenn die Geschwister zusammen die Nacht unsicher machten, knobelten sie davor aus, wer an dem Abend auf Alkohol verzichten musste und sie beide dann nach Hause fahren musste. Diesmal war Charly die Glückliche und Vincent zog eine Grimasse. "Okay. Ich fahre dann. Aber ich kann dir nichts versprechen. Schau mich an. Die Ladys werden heute auf mich fliegen." "Abwarten großer Bruder", und schnippste ihm gegen die Stirn.

Nach einer etwa fünfzehn minütigen Fahrt bogen sie in die Straße ein, wo sich der Club befand. Charly fuhr langsamer, um nach nach einem geeigneten Parkplatz Ausschau zu halten. Vincent beobachtete das Schauspiel draußen auf der Straße, welches sich ihm immer bot, wenn seine Schwester mit ihrem Mustang an einer Gruppe junger Männer vorbeifuhr. Mit offenen Mündern starrten sie dem Auto hinterher, ignorierten dabei völlig ihre Freundinnen, welche ihnen dann dafür einen Klaps auf der Hinterkopf gaben. Danach tauschten sie sich fachmännisch mit ihren Freunden aus, wie viel Pferdestärken der Wagen wohl unter der Haube hat. Doch das beste ist der fassungslose Gesichtsausdruck, wenn sie sehen, dass eine Frau auf der Fahrerseite aussteigt. Und auch heute war das Spektakel wie erwartet. Charly ignorierte die fragenden Blicke der Typen gekonnt und ging zielstrebig auf den Eingang zu. Sie begrüßte Bob den Türsteher mit einem Handschlag und dieser ließ die Geschwister ohne Kontrolle passieren. Es hat schon seine Vorteile, wenn man Leute kennt, die jemanden kennen...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
" Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist" - Victor Hugo Mithilfe der Musik kann man besser lesen und schreiben. Probiert es mal aus. So bin ich auf die verrücktesten Ideen gekommen. Falls es hier irgendwelche Ähnlichkeiten mit anderen Storys oder Personen geben, ist das wirklich nur der pure Zufall, denn ich glaube an Zufälle ;)

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