Seit Jahrzehnten waren die Menschen von klein auf egoistisch. Schon im Kindergarten schaut sich das Kind gerne dieses „Das ist meins“ oder „Gibt her“ ab. Nur nicht teilen. Doch vor nicht allzu langer Zeit wurde ich eines besseren belehrt. Am besten ich erzähle von Anfang an.
Mein Name ist Ashley Rapp und wohne in West Reading, Pennsylvania. Damals arbeitete ich im örtlichen Kindergarten und betreute eine kleine, süße Gruppe von Toddlern (Kleinkindern). Ich versuchte mit allem Mitteln den Kindern gute Werte mitzugeben, denn leider ist und war das nicht mehr selbstverständlich. Ich erinnere mich als wäre es gestern. In meiner Zeit als Kindergärtnerin bekam ich an einem sonnigen Montagmorgen ein neues Mitglied, einen kleinen Jungen Namens David. Die meisten meiner Sprösslinge waren schon da und intensiv mit Spielen beschäftigt, als eine mittelgroße, schlanke Mutter mit ihrem Sohn im Arm, in der Tür stand. Die Mutter war ein wenig kleiner als ich. Sie hatte langes, dunkelblondes Haar, das sich in voller Lockenpracht über ihre Schultern legte. Der kleine Junge, kaum 2 Jahre alt, umschlang den Hals seiner Mutter mit seinen kleinen Ärmchen. „Will nicht, will nicht“ jammerte der Kleine. Lächelnd ging ich auf die beiden zu. „Hallo ich heiße Ashley und wer bist du?“, begrüßte ich den kleinen. Immer noch an seine Mutter festgekrallt antwortete der Junge: „David“. „Was hältst du davon David wenn du und ich zusammen spielen?“ unsicher schaute er seine Mutter an, die zustimmend nickte. Ich beugte mich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich hab ein paar coole Autos, die auf dich warten.“ Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, fingen seine Augen das leuchten an und er ließ den Hals seiner Mutter los. Diese setzte ihn ab und verabschiedete sich von ihm. „Siehst du die großen Kisten dahinten auf dem Teppich?“ fragte ich, woraufhin David nickte. „ Da sind die Autos drin. Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“ er nickte erneut und rannte los. „Keine Sorge Frau Lehmann, er wird sich hier wohlfühlen. Sollte trotzdem irgendetwas sein werde ich Sie natürlich sofort kontaktieren.“ wandte ich mich an die Mutter. „Sehr schön. Auch wenn es schon das dritte Kind ist, ist es trotzdem nicht leicht in den ersten Tagen sich von diesem zu trennen.“ sagte Sie lächelnd. „Das glaube ich Ihnen gerne. Sie können David dann ab 14 Uhr heute wieder abholen.“, verabschiedete ich mich. Das war unsere erste Begegnung.
Ein paar Wochen später traf ich David mit seiner Mutter und Geschwistern in einem Einkaufszentrum. Sofort kam David auf mich zu gerannt und begrüßte mich. „Hallo David, habt ihr auch schon fleißig eingekauft?“ fragte ich. David nickte und zählte auf: „Viel Essen und Trinken und sogar Autos!“ Er fasste mich bei der Hand und zog mich zu dem Einkaufswagen. „Hallo Frau Rapp.“, begrüßte mich seine Mutter. „Sind Sie auch schnell einkaufen?“ Ich nickte. „Ich habe erst begonnen, aber wie ich sehe sind Sie schon fast fertig.“, erwiderte ich und deutete auf den fast überlaufenden Wagen. Plötzlich sprang David auf und ab und zupfte seiner Mama am Rock. „Ein Luftatong, ein Luftatong!“ rief er. „Dann geh und hol dir einen Luftballon.“, erlaubte seine Mutter. Doch bevor David losrannte fragte er noch: „Und Noah und Fahra?“ Seine Mutter nickte nur. Mein Erstaunen musste mir förmlich ins Gesicht geschrieben sein, da Frau Lehmann meinte: „Er denkt immer an seine Geschwister und teilt alles mit Ihnen. Egal was er bekommt, er bittet immer auch um etwas für seine Geschwister und gibt es ihnen dann auch.“ „Das ist heutzutage sehr selten.“, gab ich zu. „Selbst ich als Kind habe nie im Leben daran gedacht mit meinen Geschwistern zu teilen. Erst als ich älter wurde habe ich verstanden wie schön teilen sein kann.“ David war mittlerweile wieder zurück und freute sich. „Grün für Noah, Rot für Fahra und Blau für mich.“ zählte er auf während er die Luftballons einzeln in den Wagen legte. Er grinste. „Und das ist für euch.“ Er hatte noch zwei Bonbons in der Hand und gab sowohl seiner Mama als auch mir einen. Danach machte er sich auf die Suche nach seinen Geschwistern. „Noah? Fahra?“ rief er und folgte dem „Hier drüben!“ seiner Geschwister. Fragend schaute ich wieder Frau Lehmann an. „Warum ruft er Fahrrad?“ Sie musste lachen. „Damit meint er seine Schwester Sarah. Er hat es noch nicht so mit dem „S“.“, erklärte sie. Ich lachte ebenfalls und erwiderte: „Das habe ich auch schon festgestellt.“ Doch ein kurzer Blick auf die Uhr, verriet mir, dass ich für meinen nächsten Termin spät dran war. Schnell verabschiedete ich mich und vollzog meinen Einkauf in Warpgeschwindigkeit.
In den nächsten Wochen konnte ich zur Bestätigung beobachten wie David wirklich alles teilte. Hatte er Bonbons dabei, teilte er mit der Gruppe, auch wenn nichts mehr für ihn selber übrig war. Spielte er mit ein paar Kindern zusammen, fragte er zuerst mit was die anderen spielen wollten und nahm was übrig war. Wenn ein Streit aufkam, in dem David mit verwickelt war, dann nur weil ein Kind darauf bestand das er sich zuerst ein Spielzeug aussuchte. Es war wirklich erstaunlich, dass David nicht die egoistische Einstellung der anderen annahm, sondern im Gegenteil, sich die Kinder wenigstens ab und an, ein Beispiel an David nahmen. Dass ich sowas noch erleben durfte berührte mich zutiefst. Jeder konnte auch bemerken, dass David dies nicht nur vorspielte, sondern dies aus tiefsten Herzen tat. Sein leuchten in den Augen wenn er sah wie sich andere freuten, bezeugte das Geben wirklich glücklicher macht als Nehmen. Mit der Zeit lernte ich, dass er diese Einstellung von seinen Eltern und Geschwistern übernommen hatte. Auch Sie waren alle sehr zuvorkommend und achteten darauf, dass Ihre Mitmenschen nicht im Nachteil waren, sondern soweit es ihnen möglich war, die Wünsche der anderen erfüllt wurden.
Mittlerweile sind natürlich ein paar Jahre vergangen. Doch einen so besonderen Jungen mit einer einzigartigen Familie kann und sollte man nicht vergessen! Natürlich sind wir in Kontakt geblieben und haben uns nach Davids Kindergartenzeit angefreundet, jetzt ist Familie Lehmann so etwas wie eine Erweiterung meiner eigenen Familie. David ist mittlerweile zu einem Teenager herangewachsen und hat sich kein bisschen verändert. Er ist weiterhin sehr zuvorkommend, bevorzugt andere und teilt alles was man teilen kann. Wenn man auch nur auf die Idee kommen sollte, ihm den Vorrang zu geben, wird er gerne „gespielt“ wütend und möchte, dass man sich doch endlich entscheide. Solche selbstlose Menschen kann die Welt gut gebrauchen.
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2017
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Widmung:
Die Geschichte habe ich für einen Wettbewerb geschrieben und sie handelt von meinem jüngeren Bruder. Als Kind war er schon immer zuvorkommend, was viele Menschen sehr erstaunt hat. Er hat wirklich immer auch um Süßigkeiten oder ähnlichem für uns gebeten und es auch wirklich geteilt. Da er früher Probleme bei der Aussprache hatte(verständlich bei 2 Jahren), war ich immer Fahra anstatt Sarah, wobei viele immer Fahrrad verstanden, und der Luftballon war eben ein Luftatong. Heute ist er immer noch sehr zuvorkommend, wahrscheinlich sogar mehr als früher, da er sich jetzt besser durchsetzen kann. Wenn Entscheidungen zu treffen sind, wie was machen wir oder was essen wir, dann möchte er immer dass die Anderen eine Entscheidung treffen und schließt sich dann dieser an. Auch wenn er immer das Gegenteil behauptet und meint er sei nicht der Junge in der Geschichte, so weiß ich das er es liebt wenn andere Glücklich sind und er alles für seine Freunde und Familie tun würde.